Journey to Sacrifice von Dystopia (A Friendships Tale) ================================================================================ Kapitel 2: Sonnenaufgang ------------------------ Megil war entzückt! Eben noch hatte sie sich feierlich von ihren Eltern verabschiedet und übertriebene Tränen der Trauer provoziert, jetzt war sie drauf und dran loszulegen. Alle um sie herum waren von der herzzerreißenden Art des Abschieds gerade zu gerührt gewesen und Megil hatte sich zufrieden aufgemacht, andere Reisende anzusprechen. Alle Aufmerksamkeit lastete auf ihr und sie war bisher zusätzlich die einzig Teilnehmende der REISE, die bereits ein Pokémon bei sich trug. Ihre Augen strahlten vor Zufriedenheit, genau so hatte sie sich alles vorgestellt. Jeder würde sie um ihr Pokémon beneiden und sich um einen Platz an ihrer Seite reissen. Natürlich würde sie sorgfältig aussuchen mit wem sie sich abgab, und war bereits demonstrativ an einigen Kandidaten vorbei gelaufen. Megil war der einzige Sprössling der Familie Mallen, welche sich hauptsächlich durch enormen Reichtum, und Abstand zu normal verdienenden Familien auszeichnete. Ihr Vater war erfolgreicher Anwalt und ihre Mutter stolze Hausfrau und Pokémon Händlerin. Natürlich waren ihre Eltern fair und verletzten Gesetze in keiner Weise, auch waren die Geschäfte ihrer Mutter Pokémon-freundlicher als der Handel einiger Züchter. Trotzdem trat man der Familie jederzeit mit gewisser Abneigung entgegen. Megil, als reiches Einzelkind, galt dabei allgemein hin als verwöhnte Diva. In der Schule, keimten ihr gegenüber Vorurteile in rauen Mengen, wobei sie nie das Bedürfnis gehabt hatte, irgend etwas zu provozieren. Sie galt als hochnäsig und geizig, gleichzeitig als talentiert und fleissig. Sie ignorierte diesen Rufmord gekonnt und sah die REISE als erste echte Chance, allen Spöttern zu zeigen, wer sie wirklich war. Immerhin kannte man ihre Familie jenseits einer bestimmten Grenze nicht mehr und Megil hoffte darauf, sich vorurteilsfrei bewegen zu können. Vielleicht würde sie sogar Freunde finden die ihren Vorstellungen entsprachen. Oder einen süßen Partner, den sie ihren Eltern bei ihrer Rückkehr als Verlobten vorstellen konnte. Der Gedanke gefiel ihr und sie zog den Riemen ihrer roséfarbenen Schultertasche enger. Es war unbedingt nötig, bereits in den ersten Tagen eine passende Begleitung zu finden, jedenfalls stand es so in einem Regelbuch, das sie zuhause durchgeblättert hatte. Sie hatte vor diesem Ziel zu folgen und stolzierte, hoch erhobenen Hauptes, über den unbefestigten Weg zwischen Sun Hollow und dem Stechwald. Sie schenkte jedem ein herzliches Lächeln und sah sich weiter kritisch um. Ihr gepflegtes Haar wehte dabei eindrucksvoll durch die, ins Morgenrot getauchte, Luft und ihr teurer Rock glitzerte farbenfroh. Sie entschied sich ihr Pokémon hervor zu holen und gab ihrem ersten Pokéball dabei einen rituellen Kuss. Viele Reisende blätterten aufgeregt in verschiedensten Ratgebern und sahen das winzige Etwas nicht, das sich nach dem Kuss sofort um ihren Hals schlang. Die Ebene war erfüllt von aufgeregt murmelnden Jugendlichen und Megil erkannte zwischen Ratgebern, Zeitschriften und elektronischen Hilfen auch einige Landkarten. Sie runzelte die Stirn. An Wegweiser hatte sie nicht gedacht. Sie zuckte mit den Schultern und strich sanft durch das Fell ihres goldbraunen Zigzachs. So wichtig würde es schon nicht sein, immerhin besaß sie einen ausgesprochen guten Orientierungssinn. Viel wichtiger war es endlich weitere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sie ging einen Schritt schneller um den Großteil der Reisenden einzuholen. Bevor sie den Stechwald betrat, fiel ihr ein junges Mädchen auf, welches direkt vor den ersten Bäumen des Waldes stehen geblieben war und sich anscheinend nicht weiter hinein traute. Der Stechwald wirkte, so früh am Morgen, wie ein gewöhnlicher Wald und Megil war sich sicher, dass er erst abends bedrohlich und unwegsam sein würde. Bis dahin, würde ihn jeder aber bereits wieder verlassen haben. Der Hauptweg verlief geradewegs durch den Wald hindurch, bis auf die andere Seite der Senke. Er mündete in einer Gras bewachsenen Ebene, welche direkt nach Jade Valley führte, einem Dorf, das kurz vor einem steinernen Pass gebaut worden war. Dieser Pass war der einzige Ausweg aus dem Tal der Sonne und Megil hatte jeden ihrer Schritte klar vor Augen. Selbst wenn sie sich verlaufen sollte, hatte sie nur ihrem Vordermann zu folgen um pünktlich im Valley anzukommen. Man konnte sich auf der ersten Etappe nicht verlaufen und Megil schüttelte den Kopf. Typisch Anfänger, dachte sie selbstzufrieden, und entdeckte kurz darauf eine Gruppe männlicher Jugendlicher. Wer brauchte schon Karten und einen Kompass, wenn man gute Gesellschaft hatte, die das Navigieren für einen übernahmen? Vor Anbruch der Dunkelheit würde sie mit einer Gruppe netter, gleichaltriger zusammensitzen, Geschichten am Lagerfeuer austauschen und sich auf Jade Valley freuen. Sie würde ihr Pokémon herumzeigen und viele neidische Blicke ernten. Zu guter Letzt, würde sie ihre Eltern anrufen und strahlend vom Valley und dessen Boutiquen berichten. Ja, Megil hatte ein Ziel und war Feuer und Flamme es zu verwirklichen. Auch ohne Karte und Helferguide würde sie glänzen und machte sich auf, den jungen Männern zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)