The Forbidden Alchemist von Himikario ================================================================================ Prolog: Beziehungen ------------------- Alles war vorbereitet. Das tote kleine Lebewesen lag in der Mitte eines riesigen Kreises, gezeichnet mit Kreide, durchzogen von merkwürdigen Symbolen. Die Augen des Vogel waren verblasst und starrten leblos in die Ferne. Der Schnabel war geöffnet, wie um ein letztes Geräusch von sich zu geben. Unnatürlich auf dem Rücken liegend, mit angewinkelten Beinchen und einem Gewirr aus Feder, bot das Ganze einen grotesken, bemitleidenswerten Anblick. Vier Männer standen am Rande des Kreises, wie Trauernde, hoch konzentriert auf das tote Geschöpf zu ihren Füßen blickend. Dann knieten die Männer nieder, als wollten sie dem verflossenen Leben die letzte Ehre erweisen. Sie führten beide Handflächen flach gegeneinander, als wollten sie beten, jedoch nur einen kurzen Augenblick. Synchrone legten sie nun die Handflächen knapp über den Rand, des äußersten Kreidekreises. Sekunden später leuchtete die gesamte Kreidezeichnung in einem hellen Licht aus, das stetig heller wurde, so hell, das die Männer nicht sehen konnten was innerhalb des Kreises geschah. Doch genauso schnell wie das Licht gekommen war, verschwand es auch wieder. Gebannt starrten die vier Männer auf den Vogel, den Atem anhaltend, auf etwas wartend. Das Herz begann erneut den Takt des Lebens zu schlagen, Lungen fühlten sich mit kostbarer, frischen Luft, die Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Die Farbe kehrte in die verblassten Augen zurück, die sogleich begannen, die Umgebung zu betrachten, um sich zu orientieren. Erste Gliedmaßen regten sich zögerlich. Die Augen der Männer wurden immer größer, sprachlos beobachten sie das unglaubliche Schauspiel, welches ganz ihr Verdienst war. Nun rappelte der kleine Vogel sich umständlich auf, ordnete seine Federn und gab erste zögerliche Laute von sich, wie als müsse er testen, ob er noch dazu in der Lage wäre. Neugierig hüpfte er munter hin und her. Es war den Männer mittels Alchemie gelungen, dieses kleine, tote Tier wieder ins Diesseits zu holen. Sie hatten somit eine wirklich schwierige Aufgabe bewältigt. Ein Stück Metall in eine Waffe zu transmutieren war dagegen, dass reinste Kinderspiel. Der einzige Grund wieso sie nichts weiter als den toten Vogel gebraucht hatten, war das sie keinerlei Veränderung an der Masse des Vogels verändert hatten, schließlich konnte man Dinge in der Alchemie nur durch äquivalenten Tausch erschaffen und dieser ließ nun mal keine Veränderung der Maße oder des Wertes zu. Die nächste Schwierigkeit bei diesem Unterfangen bestand darin, als Erstes die Bestandteile des Ausgangsmaterials zu erkennen, in diesem Fall die Zusammensetzung des Vogels, dann diesen in einzelne Teile zu spalten und erneut in gleicher oder veränderter Form zusammenzusetzen. Jedoch hatten sich die Alchemisten für ein exaktes Ebenbild des toten Vogels entschieden, um vergleichbare Messungen anstellen zu können. Obwohl es alles wie Magie wirkte, beruhte es doch letztendlich auf logischen, unumgänglichen Gesetzen, freigesetzt durch konzentrierte Energie und spezielle Fromel in Form von Symbolen. Diesen Vogel zu erwecken war erst der Anfang eines langen, beschwerlichen Pfades, dessen Ziel eine menschliche Transmutation sein sollte. Oft versucht und immer missglückt war dies ein Rätsel dessen Lösung die ganze Welt bewegen würde. Die menschlichen Bestandteile waren schon so weit erforscht, das man recht genau wusste, aus was ein erwachsener Mensch bestand, das einzige Problem lag in der Frage: Was hat den gleichen Wert, wie ein Menschenleben? Er packte ihn am Kragen und zog ihn mit Leichtigkeit nahe zu sich. „Ich könnte dich töten“, drohte er mit bedrohlicher Stimme und harten, angespannten Gesichtszügen. Der Blick des Anderen ließ die gleiche Härte erkennen, wie die Erde deren Farbe er trug. „Natürlich könntest du“, fauchte Matt ihn an, „aber würdest du das wirklich tun? Nur weil ich dir mal eine Sekunde nicht meine Aufmerksamkeit schenke, sondern jemand anderem?“ Einen Moment herrschte eine Pause zwischen den Fronten, dann entspannte sich die Situation. Die Gesichtszüge von Saikuron wurden wieder weich und seine stahlblauen Augen signalisierten Reue. „Nein, du hast Recht. Ich könnte dir niemals auch nur ein Haar krümmen, jedem Anderen, aber dir nicht.“ Der Andere wirkte noch immer verstimmt, deswegen lockerte er den Griff an seinem Kragen nur um ihn im nächsten Moment an sich zu drücken und ihm einen Kuss auf die Stirn zu hauchen genau zwischen die seidig schwarzen Strähnen. Matt konnte nicht anders, es war ihm nicht länger möglich Saikuron böse zu sein, obgleich er es sicherlich verdient hätte. Manchmal war es für Matt einfach sehr schwierig mit der besitzergreifenden, impulsiven Art seines Freundes klarzukommen. Nie hätte Matt geglaubt, das Saikuron ihn eines Tages wirklich umbringen würde nur um es sofort danach zu bereuen und einen Weg zu suchen ihn wieder ins Leben zurückzubringen, wenn es sein musste auch als einen der Ihren. Ein künstlicher Mensch, geschaffen bei dem Versuch den Verstorbenen wieder zum leben zu erwecken, genaues Ebenbild dieses, doch ohne jegliche Erinnerung und die Gabe Alchemie zu wirken, obgleich jeder ein besonderes Talent besaß ersetzte das noch nicht einmal ansatzweise das Verlorene. Wo waren bei ihnen diese sonst so allgegenwärtigen alchemistischen Prinzipien geblieben? Was nutzte ihnen ein Leben in dem sie alles verloren hatten, alles was sie je geliebt oder gehasst hatten, gefangen in der Schleife der Unendlichkeit, dazu verdammt anders zu sein. Gefürchtet, bewundert, verehrt, gejagt, gezwungen dazu, selbst alles zu verlieren was sie sich in der Lage wären aufzubauen. Saikuron hatte sich in diesem zweiten Leben lediglich an eine Person geklammert und er war entschlossen dazu wenigstens diese eine nicht zu verlieren, obgleich das der Fall war, er würde diesen Zustand durchbrechen und sich zurückholen was ihm am meisten am Herzen lag. Matt. Hosted by Animexx e.V. 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