Let us go separate ways von Gwee (The split-up between Mercy and Samuel) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Mercy trabte durch den Schnee. Es war ein wunderschöner Wintertag. Sie genoss die Frische. Es war herrlich im Schnee herumzutollen. Und das schon so früh am Morgen. Sie schnupperte etwas, um den Duft des frisch gefallenen Schnees in sich aufzunehmen. Doch sie witterte noch etwas ganz anderes. Sie blieb ruhig stehen und bewegte sich nicht, atmete flach. Sie brauchte keine Angst haben. Das wusste sie nur zu gut. Und doch war sie vorsichtig. Denn sie wusste wie dominante Werwölfe reagieren konnten, wenn man sich ihnen nicht völlig unterwarf. Als Samuel endlich vor sie trat, jaulte sie kurz auf und legte sich ihm so hin, dass er ihre Kehle gut hätte erreichen können. Sie überließ ihm die Kontrolle. Im Normalfall fiel es ihr schwerer sich kontrollieren zu lassen, aber sie liebte Samuel. Und er liebte sie. Warum sollte er ihr etwas antun? Sie vertraute ihm. Vollkommen. Samuel lies von ihr ab und blickte in gen Himmel. Sie setzte sich langsam wieder auf und trat vorsichtig neben ihn. Im Gegensatz zu ihm war sie sehr klein und schmächtig. Sie war kein Werwolf, sondern ein Walker. Sie wurde zu einem Kojoten. Sie war anders als die Werwölfe. Sie war anders als alle, die sie kannte. Denn niemand hatte ihr je bestätigen können, ob es noch andere Walker gab oder nicht. War sie völlig allein? Nein, sie hatte Samuel. Und er stand zu ihr, obwohl sie kein richtiger Werwolf war. Sie wollte mit ihm reden. Es war wirklich hinderlich. In Wolfsgestalt konnte man sich einfach nicht so verständigen wie als Mensch. Ein Jammer. Und doch liebte sie ihre wölfische Gestalt. Es war viel angenehmer, ihre Natur. Langsam näherte Mercy sich ihm noch ein Stück stupste ihn mit der Nase und…lag plötzlich auf dem Boden, über ihr Samuel. Er knurrte sie an, doch sie wusste, dass es nur Spielen war. Und doch war sie für den Moment überrascht. Wie er ihr immer sagte, nahm sie zu wenig Acht auf sich. Passte nicht auf. Sie konnte sich viel zu leicht überrumpeln lassen. Wenig später, nachdem sie im Schnee gespielt hatten, saßen sie zusammen auf der Terrasse des Marocks und tranken beide eine Tasse Heiße Schokolade. Mercy musterte ihren Freund immer wieder von der Seite, während sie an ihrer Schokolade nippte. Sie war wirklich schön warm für die Temperaturen, die herrschten. Sobald sie zurückgekommen waren, hatte er sie in eine Decke eingewickelt und ihr und sich das Getränk bereitet. “Mercy?” Sie wandte ihren Blick völlig ihm zu. Er klang nicht ganz so selbstsicher wie er es gewöhnlich tat. “Ja?” Sie spürte seine Anspannung, die er zu verbergen suchte. Sie konnte sich nicht ausmalen, was er auf dem Herzen hatte. “Du weißt, dass ich dich liebe?” Unbehagen breitete sich in ihr aus. Was wollte er mit dieser Frage bezwecken? War so eine Frage nicht ein Zeichen des Schluss Machens? Sie nickte leicht. “Mercy, willst du mit mir ein eigenes Rudel gründen?” Er sagte es so frei heraus, dass sie fast vom Stuhl gekippt wäre. “Was?”, japste sie und starrte ihn verständnislos an. “Möchtest du mit mir fortgehen und ein eigenes Rudel gründen? Möchtest du meine Gefährtin sein, für immer?” Er fragte sie gerade, ob sie mit ihm durchbrennen würde? Ob sie bereit dazu war? Sie hatte noch nicht einmal richtig nachgedacht, als der Wolf in ihr bereits sagte: “Ja, natürlich will ich.” “Sofort?” Sie blinzelte ihn an. “Samuel, ist das nicht…etwas übereilt?” Er schien nervös zu sein. So kannte sie ihn gar nicht. Was lag ihm auf dem Herzen? “Mercy, ich liebe dich.” Und er machte sie schwach. Besonders ihre Wölfin. Ihre Wölfin traute und glaubte Samuel bedingungslos. Hatte sie überhaupt irgendeinen Zweifel? Sie wusste, dass ihr Herz ihm gehörte…mindestens das ihrer Wölfin. “Ich will mit dir fortgehen”, schloss sie und versuchte jede Nervosität zu unterdrücken. Irgendetwas bedrückte ihn. “Dann triff mich heute Abend im Wald.” Er war aufgestanden, hatte seine Tasse weggestellt und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Ich erwarte dich, Mercy.” Stunden später saß sie in einem Auto und fuhr weg. Weit weg. Sie wusste, dass sie das ganze Rudel vermissen würde. Es tat. Immer wieder blickte sie in den Rückspiegel, um zu überprüfen, ob sie verfolgt wurde. Es tat ihr so Leid. Sie ließ selbst ihre Wölfin leiden. Aber sie konnte nicht mehr umkehren. Es würde ihre letzte Erinnerung bleiben. Der Marock hatte ihr die Wahrheit erzählt - warum Samuel mit ihr weggehen wollte. Die verletzende Wahrheit. Er wollte sie nicht um ihretwillen. Sie hätte die Vernunft gerne hintenan gestellt, aber sie musste an sich denken. Und nun befand sie sich auf dem Weg in einen anderen Bundesstaat, um Samuel zu entkommen. Um ein eigenständiges, neues Leben anzufangen. Um nicht doch noch nachgeben zu können. Sie liebte Samuel, aber sie musste das tun, was gut für sie war. Sie musste auf den Marock hören. Und sie verließ die zugeschneite Welt, in der sie gelebt hatte, um in einer wärmeren Welt neu zu starten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)