Xemnas' Aufzeichnungen von abgemeldet (...und so schrieb ich nieder, was mir die Nerven raubte...) ================================================================================ Vorwort - trockener geht es nicht --------------------------------- Vorwort – trockener geht es nicht Wie sich die Organisation zusammensetzte ist vielen egal, unbekannt, oder sie wissen nicht, wovon geredet wird. Ehrlich gesagt ist das auch nicht sehr interessant: Xahanort wurde Herzlos, seine ganzen Mitschüler auch... perfekte Grundsteine für einen Organisationsaufbau! Man hat ja sonst nichts zu tun! Wir Niemande hatten eben unseren eigenen Kopf, und zu uns ersten sechs kamen schnell weitere dazu. Ich, als Anführer und erstes Mitglied, wollte anfangen, niederzuschreiben, wer wir sind, und was wir vorhaben. Siegen wir, möge dies unsere Autobiographie werden – wenn es Dieter Bohlen schafft, in die Bestsellerliste aufgenommen zu werden, schaffen wir das auch! -, scheitern wir, möge dies unser Vermächtnis sein. Wie gesagt, so sitze ich hier schon seit einigen Abenden und schreibe nieder, was passiert ist. Ohne mit 'Liebes Tagesbuch' anzufangen, das ist zu abgedroschen. Zwar läuft das nicht immer ganz flüssig und an einem Stück, weil zum Beispiel Xigbar und Xaldin plötzlich aus heiterem Himmel in mein Büro platzen und sich schlagen oder sich prügelnd auf der Erde wälzen, wobei Roxas dann anfängt zu schreien und wild rudernd aus dem Raum rennt, weil er an verdrängte Erlebnisse mit Axel erinnert wird, aber dennoch kann ich nicht klagen. Eben jetzt halte ich die Teetasse, die mir Saïx vorhin noch brachte, in Händen. Meine Bürotür flog auf, Scheppern und Klirren ertönte, und ich hielt sie nicht mehr in Händen. Eben Xigbar und Xaldin jagten sich aggressiv schnaufend um meinen Schreibtisch. „Du Arschgesicht!“, kam es von Xigbar, worauf Xaldin nur „Schlampe!“ antwortete. „Bastard!“ „Schlampe!“ „Sackgesicht!“ Was hatte er denn noch alles im Gesicht, wenn ich fragen darf? Langsam hätte ihm der Platz dort ausgehen müssen... „Schlampe!“ „Fotze!“ „Schlampe!“, kam es wieder von Xaldin. Wenn noch einmal das Wort Schlampe fallen würde, dann... „Pissnelke!“ „Schlampe!“ Ich erhob mich langsam, packte Xaldin mit der rechten, Xigbar mit der linken Hand am Kragen und trug sie nach draußen und versetzte einem nach dem anderen einen Tritt. „Ruhe! Streitet euch woanders.“ Beleidigt drehten sich die beiden von mir weg. Aber keine zwei Sekunden später piekste Xigbar Xaldin in die Seite und dieser schubste ihn nur in Richtung Fenster. Es flogen Lanzen durch die Gegend. Ich pfiff sie genervt zurück. Zexion und Luxord sahen kurz auf, sprachen dann aber ganz uninteressiert weiter. Vor meinem Arbeitszimmer lag eine Art Aufenthaltsraum, in dem sich für gewöhnlich ein paar Leute aufhielten. In jedem Stockwerk befand sich so einer, immer direkt untereinander. In der Regel ging es ruhig zu. Für die Verhältnisse dieser Organisation jedenfalls. Kurz achtete ich darauf, dass Nummer Zwei und Drei nicht in allzu großer Nähe waren, dann verkroch ich mich wieder hinter meiner großen Schreibtisch. „Wo war ich denn...?“, murmelte ich verwirrt. Zwischen Larxenes letztem Report, einer Buntstiftzeichnung von Demyx und einem Steckbrief über einen scheinbar neuen Herzlosen von Vexen suchte ich dieses Blatt. Dass es zu meinen Füßen lag, konnte ich doch nicht wissen. „Wo war ich denn...“, murmelte ich erneut in Gedanken. „Erst hast du geschrieben, dann Xigbar und Xaldin herausgeworfen, und schließlich nach diesem Blatt gesucht.“ Saïx deutete kurz auf das Blatt unter meinem Schreibtisch. „Aha!“ Triumphierend hielt ich es in die Höhe. „Niemand entkommt mir...“,musste ich leise grinsen. „Auch wenn man lange suchen muss.“, bemerkte Saïx. „Ich hab noch eine Tasse Tee... die scheint ja nicht mehr ganz in bester Verfassung zu sein.“ Wenigstens war sie in nur ein paar grobe Teile zerbrochen, sodass man nicht großartig kehren musste. Vor dem Glasfenster in meiner Tür, mit der hochgezogenen Jalousie, hockten, alle aufeinander, Axel, darüber Xigbar, der meinem Gegenüber ein lieb gemeintes „Arschkriecher.“ gönnte, und darüber Xaldin, der nur „Schlampe.“, grunzte. „Danke für den Tee. Tust du mir noch einen Gefallen?“, fragte ich. „Natürlich, Superior.“, nickte er. „Tu den dreien irgendwie weh.“, murrte ich etwas genervt und beobachtete, wie er die Tür weit aufriss und die drei in ihrem kleinen Haufen somit umwarf. „Puppy! So was macht man doch nicht!“, tadelte Demyx vom anderen Ende des Raumes. Warum war er gleich noch in der Organisation...? „Ich weiß... war aber ein Befehl.“, verteidigte er sich etwas verzweifelt. „Trotzdem. Bei Fuß.“, zischte er. Ja, so lief das. Demyx schrie 'Hops' und Saïx fragte, wie hoch. Durch das Fenster in der Tür erkannte ich gelegentlich, wie Speere durch die Luft flogen. „Schlampe!“, grunzte Xaldin. „Was hab ich denn gemacht?!“, fiepte Demyx. Langsam wandte ich meinen Blick wieder auf den Text. Jedenfalls wollte ich schreiben, was mit der Organisation ist, und vor allem, wie sie entstanden ist. Allen ist ja wohl klar, wie man ein Niemand wird, unnötig dies aufzuführen. Ich bin nicht anders entstanden, spaltete mich von Xehanort gemeinsam mit Ansem, jenem, der die Dunkelheit sucht – suchte – ab. Die anderen Schüler folgten ihm und ein teil ihrer ordnete sich mir unter. Und dann kamen die anderen. Warum ich aber Demyx und Marluxia aufgenommen habe, weiß ich immer noch nicht. Marluxia ist ja wenigstens stark... Was soll man machen. Man braucht eben auch Handlanger, die die Drecksarbeit machen. Nachdem ich das nun aufgeschrieben habe, fange ich mit den täglichen Ereignissen und sonstigen schwachsinnigen Einträgen an. Danke für ihr Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren, gute Nacht. Doppelspiel - Bigamie wird bei uns groß geschrieben --------------------------------------------------- Doppelspiel - Bigamie wird bei uns groß geschrieben Auch diesen Abend hockte ich in meinem dunklen Büro vor dem wuchtigen Schreibtisch und schrieb ein paar Worte nieder. Was sollte ich sonst anstellen bei Schlafstörungen? Buchstäblichen Störungen. Wenn es hier mal eine halbe Stunde ruhig war, musste ich mir schon Sorgen machen, dass sie sich gegenseitig alle umgebracht hatten. Kurz nachdem ich meinen Aktenordner voll mit Reporten – oder mit Zeichnungen, Karten und bunten Märchenbildchen von Marluxia – durchgeschaut hatte, mein Vermächtnis, das einzige, das ich den Nachwelten hinterlassen würde, fiel mir etwas auf: Niemand kannte uns. Was für ein Wortwitz. Würde man das hier lesen, würde es keiner verstehen, warum wer wie reagiert, und vor allem, weswegen es total typisch und vorhersehbar für mich war. Bei den meisten Mitgliedern konnte man völlig nach dem ersten Eindruck gehen. Der Haufen, meine ganze Bande, war psychisch leicht angeknackst. Und der ein oder andere, nicht nur nach Missionen, auch physisch. Doch was sollte auch passieren, stecke man zwölf Männer und eine Sadistin in ein Schloss, und binde sie praktisch für immer aneinander. Preisfrage: Was passiert dann? Gab man sich mit dieser Bande ab, würde man sich am liebsten manchmal nur den Kopfschuss geben. Wir hatten angefangen bei schlechten Angewohnheiten bis zu irgendwelchen schon krankhaften Veranlagungen wirklich durch die Bahn weg alles vertreten. In einem Punkt waren wir uns allerdings einig: Bigamie wird bei uns groß geschrieben. Fangen wir an mit Xigbar. Im Kampf teleportiert er sich und spielt mit Schusspfeilen aus Laser. Ich glaube, er verlor sein rechtes Auge durch einen geworfenen Speer. Die ganzen Narben dürften teilweise auch von Lanzen kommen. Xigbar war allerdings selbst Schuld, es war einfach seine nervtötende Art, leicht reizbare Leute solange zu ärgern, bis er durch Schmerzen lernte. Oder eben auch nicht lernte. Er testet immer wieder die Grenze aus, bis wohin er gehen konnte, ohne zu bluten, dann mit bluten, und schließlich bis kurz vor dem Sterben zu sein. Klassische Konditionierung schlägt bei ihm einfach nicht an. Wie eben erwähnt, Xaldin befehligt Lanzen und den Wind. Keine angenehme Mischung, außer man ist Masochist. Denn Xaldin ist leicht reizbar und kommt mit seinen Aggressionen einfach nicht ins Reine. Er kocht für die gesamte Organisation und alle wundern sich, warum er bei der Schneidegeschwindigkeit noch alle Finger hat. Als Ganztagsmuffel ist er morgens bis abends angepisst. Vexen. Ein echt komischer Kauz. Er klont und erforscht Leute und Herzlose, kippt irgendwelche Flüssigkeiten und Pülverchen zusammen und verschanzt sich den ganzen lieben langen Tag in seinen Laboren. Bestimmt raucht er das Zeug dann, oder spritzt es sich, je nach Aggregatzustand. Aber, als wäre er nicht schon komisch genug, sieht er aus wie eine alte Frau. Nimmt man Marluxia dazu, sollte man langsam verstehen, was ich mit den krankhaften Zügen dieser Organisation meinte. Da haben sich doch zwei gefunden, nicht wahr? Denkt man! Beide sind ein wenig zu... experimentierfreudig, als dass sie sich auf sich beschränken könnten. Wenn Steine sich eigenständig bewegen könnten... Lexaeus wäre so einer. Zwei Meter groß, was weiß ich wie schwer und eine Angriffskraft... Er sagt fast nichts, wenn er etwas sagt, dann grunzt oder brummt er. Auch er ist nicht sehr zart besaitet, denn er haut drauf, zieht dir einen Scheitel mit seinem Tomahawk oder schmeißt mit Steinen. Außerdem übernimmt er die Wache in den Verließen. Netter Zeitgenosse, vorausgesetzt, man heißt nicht Xigbar. Zexion ist klein und ein einziger lila Haarhaufen. Wenn er etwas sagt, dann meint er es fies, gemein oder sarkastisch und hat im Hinterkopf schon hunderte und aberhunderte Möglichkeiten, wie er dich weiter verarschen kann. Es macht ihm Spaß. Ständig zitiert er irgendeinen Müll vor. Er tut immer so unnahbar, so teilnahmslos und so, als wäre ihm die Welt egal... und langsam glaube ich das auch. Arten von gespaltenen Persönlichkeiten gibt es viele. Die, bei der man denkt, man wäre zwei verschiedene Personen, oder sogar mehr, was auch viele, ausgiebige Selbstgespräche beinhaltet (siehe Gollum), oder auch die, bei der man sich in ganz andere Leute verwandelt (siehe Dr. Jekyll/ Mr. Hyde oder auch Ranma Saotome). Die, bei der man denkt, man sei ein überdimensionaler Dackel war mir neu, bis Saïx und Demyx aufeinander trafen. Saïx hält sich gelegentlich für einen Hund und hat sein eigenes Halsband. Wenn er sich, wie er es doch auch noch tut, wie ein Mensch benimmt, schreibt er Reporte oder führt Buch. Einer der ersten Begriffe, die einem bei einer Person einfällt, sollte doch ihr Name sein. Komisch, bei mir heißt Axel 'Kinderschänder'. Der Rothaarige hat sich so in Roxas verschaut, dass ihn selbst das Alter des Jungen und dass er sich mit aller Macht – also auch Schlüsselschwertern – gegen ihn gewehrt hat, nicht abschreckte. Aber er kam an sein Ziel: Roxas lässt sich fast alles gefallen. Komischer kontaktfreudiger Haufen... Die meiste Zeit hat man das Gefühl, Demyx ist auf Extasy, denn so hyperaktiv ist echt kein zweiter. Er ist ein erbärmlicher Angsthase, und dazu irgendwie manchmal ein richtiges Opfer. Wortwörtlich. Davon abgesehen, dass er absolut Null Talent in Sachen Kampf hat, ist er auch noch empfindlich und sofort beleidigt. Wem noch mehr Gründe einfallen, ihn killen zu lassen, schickt sie bitte zu mir, ich bin bereit meine Sammlung zusammenzulegen. Einen hab ich noch: Er ist ein Trottel, ein richtiger Tollpatsch: wenn ein Fettnäpfchen da steht, warum denn nicht nach göttlicher Fügung reintreten? Höflich, aufmerksam, scharfsinnig und berechnend – Luxord, wenn er nüchtern ist. Torkelnd, lallend, auf alles sofort eingehend und den britischen Humor heraushängen lassend – Luxord, so wie wir ihn kennen. Dafür kann er wenigstens kämpfen und hat einen leisen, aber vorhandenen Überlebenswillen. Ein wenig spielsüchtig und andauernd betrunken ist er sogar angenehmer als nüchtern, wenn auch weniger vernünftig. Er kämpft mit großen Spielkarten, ist in Pokern bis zu 17 und 4 der Beste und kämpft mit Illusionen und Zaubertricks. Und die sind eindeutig besser, als irgendein zusammenbasteln von Luftballons. Man nehme: rosa, schulterlange Haare, eine riesige Sense und eine schwarze Kutte. Man erhält einen tuntigen Sensenmann. Oder Marluxia. Er steht auf rosa, gibt es das nicht, nimmt er pink, wirft im Kampf mit Blütenblättern um sich und hat einen leichten Fetisch für Kerle, die ihm gefährlich werden können. Insgesamt könnte man ihn mit 'stockschwul' zusammenfassen, allerdings sähe das dann so aus, als weise Marluxia keine anderen Vorzüge auf. Davon hat er auch... ein paar. Zum Beispiel kämpft er sehr gut, ist furchtbar willensstark und gibt nie auf. Nur um ihn mal ins rechte Licht zu rücken. Larxene ist Sadist. Sadistin. Sie ist das einzige weibliche Mitglied in der Organisation, aber deswegen nicht minder gefährlich. Oder angesehen. Oder krank. Die Kratzspuren von verzweifelten Händen sind Beweise. Das spricht doch für sich. Sie erledigt ihr Aufgaben, wenn auch oft mit großem Widerwillen, gut und schnell. Sie erfreut sich an dem Leid anderer. Besonders wenn sie daran Schuld ist. Roxas ist der letzte von uns. Axel führte ihn in die Organisation ein. An den wendet er sich nun nicht mehr so stark, wenn er Probleme hat, aber er ist immer noch sein Liebling der ganzen Organisation. Roxas hat zwei Schlüsselschwerter, und streckt mitten in der Pubertät. Eine gefährliche Mischung, wenn man, wie Axel, seine Finger einfach nicht still halten kann. Geschweige denn den Rest. Gegen Anfang war Roxas noch richtig rotzig und zickig, aber - … nein. Er ist es immer noch. Das sind wir, wir dreizehn. Dreizehn mehr, oder weniger eigenartige Niemande, eigentlich doch ohne Herz, doch trotzdem fühlend. Wesen für sich, unvergleichbar, doch einheitlich. Jeder mit seinen eigenen Vorlieben, Makeln und Angriffen, aber sogar noch etwas verbindet uns als die Bigamie: wir sind äußerst stark. Nur wenige können uns überhaupt verletzen, sowie andere Niemande, Herzlose oder der tolle Schlüsselschwertträger. Dennoch begreift uns so gut wie keiner. Warum auch immer. Sicherlich bleiben viele Fragen offen, manche davon können wir nicht einmal selbst beantworten. Aber dies möge der Anfang sein. Vielleicht nicht der Anfang einer Reise, die vielleicht doch schon begonnen hat, doch aber vielleicht der Anfang der Klärung eines Mysteriums. Erste Mission - Im Schloss des Haarigen --------------------------------------- Erste Mission – Das Schloss des Haarigen Um Sora aufzuhalten, musste ich einen in das Schloss des Biestes schicken. Ich hatte einige Organisationsmitglieder losgeschickt, Welten auszuspionieren. Wir würden das Biest herzlos machen, uns des Niemands und des Herzlosen bemächtigen. Also schickte ich Xaldin los – er hatte schon seit langem keinen Auftrag mehr gehabt, und ein starker Gegner war gesucht. Erst fragte mich Xaldin, was der Scheiß soll, aber dann... er fand es sogar lustig, als ich ihm davon erzählte. Wie kann man darüber lachen, was zur Hölle war daran lustig?! Vielleicht dachte er, er hätte ein leichtes Spiel, vielleicht war er Masochist... Als erstes wollte ich Xigbar einstellen, da er eine Begabung hat, Leute zu piesacken, aber dann schien er mir nicht ganz geeignet. Nicht nur große Klappe war gefragt, sondern auch Gewaltbereitschaft und nicht nur leere Worte. Denn war das Biest einmal richtig aggressiv, da war mit ihm weder gut Kirschen, noch sonst etwas zu essen. So ging Xaldin leichtfüßig aus dem Schloss, auf die alte, normale Weise, einen Fuß vor den anderen. Wir konnten eine Art Portal aus Dunkelheit erschaffen, aber das mochte der gute Xaldin nicht. 'Wat der Bauer nett kennt, dütt frisst 'a nisch, hä?' Dummer, altmodischer Xaldin. Xigbar verabschiedete ihn mit einem lässigen „Streber“, worauf dieser, natürlich, wie auch sonst, mit „Schlampe!“ antwortete. Ganz normal für unsere Verhältnisse. Doch zurück kam Xaldin ohne Herzlosen, ohne Niemand. Er beschwor zwar einen dicken Herzlosen, davor setzte er einen Doppelherzlosen (Zweiendig! Hallo?! Er konnte von zwei Seiten auf den Knirps einschlagen! Half das denn? Nein? Richtig!) in das Tor zum Verließ, aber den besiegte Sora auch. Danach stellte Xaldin Sora vor einen, wie eben schon gesagt, weiteren Herzlosen, der, nachdem er besiegt wurde, noch einmal auferstand, und ein Dunkeltroll wurde. Groß, behaart, dunkel, blau und rot – fast wie ein riesiger, besoffener Schotte... nrock. Insofern diese denn besoffen seien konnten. (Ausdrücklich: ich habe nichts gegen Schotten, Hölle nein! Ich dachte mehr an die Comic-Zeichnung auf einem T-Shirt, dass ich gesehen habe! Tretet mir nicht in den Hintern, ich dachte an die Farben eines Rockes...) Trotz drei, drei, Herzlosen, schaffte es der abgebrochene Meter, doch kaum den Windeln entsprungen, sie allesamt niederzumetzeln. Was auch immer. Aber auch diesen besiegte der Schlüsselschwertträger. Dieses kleine Würstchen von Teenager, dieser kleine Junge, fähig, Organisationsmitglieder aufzuhalten...! Fähig, einen auszulöschen, wäre er nie. Oder war er bis jetzt nicht. Denn auch ich beginne langsam zu zweifeln... Den Blick stur auf die Füße gerichtet kam Xaldin in mein Büro, auf dem Weg dahin bombardierte Xigbar ihn mit Fragen. Worauf Xaldin nur mit „Lass mich in Ruhe, Schlampe!“ antwortete und ein paar Speere nach ihm warf. „Entschuldige, aber könntest du es lassen, die Inneneinrichtung zu demolieren?“, fragte ich, halbwegs höflich, halbwegs ruhig. Dann pfiff ich die Speere zurück, erwischte mit einem fast Axels Kopf und schickte sie quer durch dem Raum aus dem Fenster. „Xaldin, wenn du doch so freundlich bist... Was ist passiert?“ Er grunzte irgendwas, ich setzte mich auf den Bürostuhl. „Schick jemand anderen – ich hab kein Bock mehr.“ Bockig verschränkte er die Arme vor der Brust. „Du weißt, was mit Leuten passiert, die keine Lust haben, oder?“ „Ja, weiß ich. Aber trotzdem ist mit das scheißegal, wenn diese Schlampe von Sora-“ „Ich denke nicht, dass Sora etwas in Richtung Schlampe ist... Obwohl die Gerüchteküche ja schon brodelt. Sora soll ja quer an Kairi vorbei gerannt sein, direkt in Rikus Arme, hm?“, murmelte ich, in Aufzeichnungen blätternd. Xaldin schnaubte verächtlich. „Was machen wir also jetzt?“ „Weiß nicht.“, zischte er. „Denk nach, Xaldin.“, warnte ich. „Sonst schick ich dich wieder dahin. Noch mal. Und wenn das dann immer noch nicht klappt, dann tritt der Ernstfall ein.“ Ich grinste überlegen. In Gedanken zählte ich die Sekunden, bis Xaldin ausflippen, herumschreien, und gewalttätig werden würde. Letzten Dienstag hat er seinen eigenen Rekord gebrochen – und den Weltrekord wahrscheinlich auch. Genau zwei Sekunden, von Aktion zu Reaktion. Axel wollte sich was von dem Salat nehmen, den Xaldin gerade zerhackte und zerpflückte, wie ein Irrer; letztendlich hatte Axel glücklicherweise immer noch alle Finger, und alles Sonstige war auch noch dran. Ohne ein blaues Auge kam er allerdings nicht davon. „Xaldin, streng doch mal dein hoffentlich vorhandenes Hirn an, oder ich -“ „Oder was?! Werde ich aus der Organisation geworfen?“, versuchte er, mich zu provozieren. „Vielleicht... Oder Vexen hat ein neues Testobjekt. Oder Larxene hat einen neuen Kratzbaum. Oder... nein, die Drecksarbeit, sonst Tod.“ Mein Tonfall war kalt, fies und eines Anführers gleich. „Die was?“, machte er verdutzt. „ Das, oder Tod.“ Der linke Mundwinkel Xaldins zuckte nach unten, und seine Nase zog sich leicht kraus. „Bitte?“, machte er verdutzt. „Mein Gott, bist du Begriffsstutzig! Und langsam! Jetzt noch einmal langsam und ganz ruhig. Du machst die Drecksarbeit, oder du stirbst!“, schnaubte ich. „Ist klar. Komm mir nicht damit.“ Da hilft auch gar nichts mehr. Langsam erhob ich mich, ging um meinen Schreibtisch, aus der Tür und rief nach Lexaeus. Er kam entlang gestampft. „Hey, Rockhead!“, rief Xigbar. Und er wurde von einem Stein zerquetscht. Ein Arm lugte darunter hervor, zuckte leicht, knallte aber dann auf den Boden. „Lexaeus, könntest du Xaldin bitte in den Schlosskerker bringen?“ Er grunzte bejahend, wie ich jedenfalls hoffte, nickte packte den einen halben Meter kleineren Xaldin am Kragen und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm vor sich. „In welchen?“ Wow. Halbwegs verständlich, nicht gegrunzt und mehr als zwei Worte! Aus Lexaeus! Super! „Irgendeinen, verdammt. Am Keller hängt doch schließlich eine Liste. Schreib hin, in welchen Kerker du sie gesteckt hast, und mehr nicht. Begreifst du das?“, fragte ich gereizt. Als er sich schon umdrehte, pfiff ich ihn zurück. „Hab ich gesagt, du sollst losgehen? Ich will einen Report sehen, klar?“, wandte ich mich dann an Xaldin. Schnell nahm ich eines der schon bereitliegenden Klemmbretter mit Kugelschreiber und Papier. „Ausführlich, bitte. Du weißt, was ich mich ausführlich meine, hä?“ Dann wedelte ich die beiden davon. Solche Dummköpfe! Muss man denn wirklich alles selber machen?! Vorsichtig kletterte ich hinter den mächtigen Schreibtisch. Erst dann wagte ich es, richtig durchzuatmen. „Ähm, Chef?“, fragte Vexen hinter mir. Vor Schreck stieß ich mich von dem Schreibtisch weg und fiel mit samt dem Bürostuhl wild mit den Armen rudernd auf die Seite. „Ja, Vexen?“, fragte ich so ruhig wie möglich. Für’s erste würde ich ordentlich, wenn auch auf der Seite liegend, so sitzen bleiben. Vexen hatte die Ellenbogen fest an den Körper gepresst und drückte die Fingerspitzen immer wieder zusammen. „Ich hab einen Herzlosen gefunden.“ Dafür, dass er aussah und klang wie eine alte Frau, machte er seinen Job ganz gut. Zwar war er oft sehr verschlossen, aber Niemande sind auch nicht perfekt. Von wegen 'Nobody's perfect'. „Soll ich ihn direkt hinbringen? Noch ist Sora schwach von den Kämpfen.“ Ein verlockendes Angebot, wäre Demyx nicht hechelnd in mein Büro gestürzt. Die Kapuze hing ihm tief im Gesicht und er stützte sich immer noch schwer atmend auf seine Knie. „Wie kommt es denn, dass du hier freiwillig erscheinst?“, fragte Vexen ganz baff. „Ich – ich – ich bin los – und – und hab geguckt – geguckt was Sora – Sora anstellt.“, stotterte er zwischen flachen Atemzügen. Vielleicht war er nicht gerade der Stärkste. Aber dafür konnte er laufen wie kein zweiter. „Und – und er – oh mein Gott, er – er hat das Schlüss – Schlüsselloch versiegelt.“ „Er kippt gleich um.“, meinte Vexen abschätzend. „Oh… nicht gut. Gar nicht gut.“, murmelte ich und quälte mich endlich aus meinem Bürostuhl. Ächzend hob ich den Sessel auf. „Okay, wir schauen, welche Welt er als nächstes bereist. Dann kommt dein Herzloser zum Einsatz.“ Vexen nickte. „Hast du dokumentiert, was er tut, ihn benannt, ihn fotografiert und so weiter?“ Vexen nickte. „Ihr beide sagt allen bitte, sie mögen sich um elf Uhr in unserem Konferenzraum einfinden.“ Die beiden nickten und verließen den Raum. Etwas zweifelnd, ob überhaupt jemand kommen würde, öffnete ich die Glastür meines Büros. Sie schepperte klirrend gegen die Wand. In dem Raum vor mir bot sich mir ein fast perfektes Chaos. Larxene, Luxord, Xigbar, Marluxia und Axel spielten Karten. Mit Einsatz. Marluxia war einfach der schlechteste Spieler. Mehr will ich gar nicht dazu sagen. Ich hielt mir eine Hand als buchstäblichen Sichtschutz vor die Seite des rechten Auges, da sie rechts von mir spielten, und stürmte an ihnen vorbei. „Ihr wisst Bescheid?“, fragte ich am Ende des Raumes laut. „Natürlich. Um elf hier.“, meinte Marluxia grinsend. Warum er so viel Haut zeigte und an einigen Stellen so puterrot war, konnte ich mir nur schwer erklären. Aber schließlich spielte Larxene mit. Also ging ich weiter zum Treppenhaus. Eigentlich war unser Schloss ziemlich hübsch und bewohnbar. Nur der Teil, in den der hereinkam, der es überhaupt schaffen sollte, war sehr, sehr karg möbliert und ebenso steril. Überall lauerten dort mehr oder weniger starke Niemande. Sollte man sich auch an denen vorbei schlagen, würde man allerdings am Ende nur an einer großen Plattform gelangen. Außer, dass man von da aus Kingdom Hearts sehr gut beobachten konnte, hatte man eigentlich nichts davon. (Eine Souvenir-Bude würde sich da oben auch nicht besonders gut machen...) Um in den bewohnten Trakt zu kommen, musste man einen völlig anderen Weg gehen. Die Niemande dort sind genauso stark. Jedenfalls am Anfang. Hinterher wirst du umzingelt von mindestens hundert Berserkern und doppelt so vielen Samurai und Beschwörern. Und sollte man selbst diese Hürde meistern, würden die letzten Alarm schlagen. Und wer nimmt es denn bitte mit dreizehn Organisationsmitgliedern gleichzeitig auf? Mir über diesen Sicherheitstrakt den Kopf zerbrechend, ob dieser abgebrochene Meter, „Sora“, diese Barrieren überwinden könnte, stolperte ich über meine eigenen Beine. Schon wieder wild mit den Armen rudernd und schreiend fing ich mich jedoch schnell. Wie auch immer, nach einigen Minuten Treppensteigen kam ich bei den Kerkern an. „Kairi… Naminé… Schlaubi… Naraku… Spiderman… ah, Xaldin! Da haben wir ihn ja. Zelle vierunddreißig.“ Ich durchsuchte die Liste und fand ihn ja schließlich. Vor seiner Zelle saß Lexaeus und spielte doch tatsächlich Tetris auf einem uralten Gameboy. „Wie sieht’s aus?“ „Noch drei Reihen!“, antwortete Peter Parker fiebernd aus der Zelle gegenüber, fest an die Gitterstäbe gedrückt. „Ich meinte nicht sein doofes Spiel, sondern was Xaldin macht!“, fuhr ich ihn an. „Pass auf, oder ich steck dich in eine Zelle mit Chuck Norris! Ein Roundhousekick und du bist weg!“, knurrte ich. „Chuck Norris? Den könnt ihr nicht kriegen. Er kann alles.“, murmelte ein kaum erkennbares, sich hin und her wiegendes Häufchen Elend aus einer Zelle in der Nähe. „Was ist'n der so gesört?“, murrte ich leise. „Hat panische Nagst vor Chuck Norris.“, erklärte Peter Parker. Superheld mit Strumpfhosen... da waren diese Welten mit Sora ja noch gut bedient, was? „Eh! Wenn Chuck Norris mit 'nem Kerl vögelt, liegt es nicht daran, dass er schwul ist, sondern weil er alle Frauen auf der Welt schon durch hat! Und zwar zwei Mal!“, lachte jemand von weiter hinten aus dem Flur. „Mein Report? Ist fast fertig.“ „Wie kommt das denn?!“, schrie ich regelrecht. Das waren nur wenige Minuten gewesen, die er hier unten war. „Ich muss pinkeln wie sonst was!“, antwortete er leise, konzentriert zu schreiben. „Heute Abend um elf im Gemeinschaftsraum vor meinem Büro. Sora hat das Schlüsselloch im Schloss des Biestes verschlossen.“, befahl und erklärte ich. „Oh… nicht gut.“ „Das hab ich auch gesagt.“ Die Arme verschränkend lehnte ich mich an die Wand, die eine Zelle von der nächsten trennte. „Elmo nicht gehören hier hin! Elmo seien gut!“ „Elmo reden wie Yoda!“, schnautzte ich das rote, fusselige Wesen mit der orangenen Nase in meinem Rücken an. „Mann, hast du deine Tage, oder was?!“, fragte ein kleines, einsames Ghetto-Kid, das meinte, es könnte rappen (Gott sei Dank haben wir davon viele im Land... es klang auch mehr wie 'Eh, Alda! Hassu denne Tagge oda waaaaaaaas?!). „Halt die Klappe. Was willst du machen? Deine Brüder holen?“, fragte ich ihn. „Eh, Alter…!“ Schon flogen ihm Steinchen ins Gesicht. Lexaeus spielte ganz unschuldig weiter, so tuend, als hätte er nichts gemacht. Xaldin schrieb weiter. Fliehen konnte er nicht. Hier unten waren Portale nutzlos. Sie wollten einfach nicht entstehen. Gut für mich, schlecht für die Leute hier unten. „Superior, ich bin fertig.“ Er hielt mir die zwei Seiten zitternd zwischen den Gitterstäben hin. Rasch entriss ich sie ihm und überflog sie. „Ja, ja, ist okay. Lexaeus, lass ihn raus.“ „Wie spät ist es?“ „Kurz nach acht.“, antwortete ich. Kaum war Xaldin draußen, rannte er auch schon los. Ich folgte ihm langsam. In meinem Büro angekommen, viertel nach acht, ließ ich mich in meinen üppigen Bürostuhl sinken. Die beiden Papiere mit der unordentlichen Handschrift wollte ich mir doch mal genauer ansehen. Ich kannte sein 'Gelsenkirchner-Hinterhof'-Gekritzel (Nichts gegen Gelsenkrichen! Ich mag Gelsenkirchen...! Ehrlich!), aber es wunderte mich dich leicht, wie man so stümperhaft schreiben konnte. Geschweige denn gegen so viele Grammatikregeln verstoßen konnte. Thema: Das stoppen von Sora Ort: Schloss des Biestes Vorhaben: Das Biest herzlos machen, Herzlosen mitnehmen und gleichzeitig Sora aufhalten, wenn möglich killen Bericht: Als ich da war, hab ich in die Räume um die Eingangshalle geguckt. War keiner da. Also hab ich am Tanzsaal geguckt. Voll dunkel. Schön viel Platz da. Hab da schon geplant, Sora dorthin zu locken, um einen großen, richtig großen Herzlosen hinzuhocken. Dann in die Treppe hoch in die eine Seite des Hauses. War voll dunkel. Hab alle abgesucht. Da war so n Zimmer, da waren Stimmen von Leuten drinne. Hab also ganz leise weiter geguckt. Da war so n Keller. Voll leer. Bin dann beim gucken im anderen Flügel auch in alle Zimmer und find erstmal so redendes Essbesteck. Schlags k. o .und sperr in den Keller, den ich gefunden hatte. Als hätte der mir nich noch gefehlt kommt Sora erstmal so mit seiner Bande so. Supi. Ich dann das Zimmer von dem Haarigen gestürmt. Ist der da erstmal so und glotzt auf so ne Blume. Ich mach voll Buh! und der fängt voll an zu brüllen. Voll die Schlampe. Ich den dann erstmal an der Wand festgesteckt, mit den Lanzen, und bin dann zu der Blume. Die voll am Leuchten. Ich das Teil also weggenommen, der regt sich auf. Stells wieder hin, schreit er immer noch, aber nicht mehr so doll. Nehm wieder weg, fängt der wieder an zu schreien. Was heißt das? Klar, zieh sofort denn Sinn draus und nehm das Teil weg. Verschwinde dann erstmal. Beobachte Sora und seine Schlampen. Was ist los? Der Haarige wird voll fett aggressiv. Hab ihn natürlich losgemacht, ist ja logo. Aber der Braune geht da erstmal voll auf den Sora los. Voll heftig. Da dachte ich schon, er wäre herzlos, na ja, jedenfalls son bisschen. War aber nich so. Irgendwie beruhigen die den Haarigen dann wieder. Wie auch immer, aber mit Schlüsselschwert. So, was mach ich dann? Da seh ich dann natürlich die Alte von dem Braunen rumflitzen. Die kidnappe ich dann erstmal. Hat sich auch ganz artig angestellt. Darauf geht’s mit dem Haarigen dann wieder voll durch. Also so richtig. Sora und seine Arschhaare von Kumpeln rennen dann erstmal so weg. Toll. Vor dem scheiß Keller steht dann son fetter Schrank. Kein Typ mit Maßen von nem Schrank, nein, Holzschrank. Hat gepennt. Wie auch immer, bin ja selber nicht durch das die scheiß Tür gekommen. Ich also durch das Portal. Da schüttel ich mir dann erstmal son fetten Herzlosen ausm Ärmel, den ich dann in den Vorraum vom eigentlichen Keller setze. Verschwinde dann wieder. Na tolle Wurst, Sora kommt und macht den dann platt. Da ich ja immer die alte am Arsch hatte, konnte ich ja nicht ganz so, wie ich wollte. Also hab ich hier und da gesagt, sie soll ma Kreischen. Macht die auch noch. Hätte die sowieso, weil ich ihr das Klebeband vom Mund gerissen habe. Die Folgen uns natürlich, und ich geh dann so zu dem Tanzsaal, wo so schön viel Platz is. Ich mach da erstmal so n kleinen Herzlosen hin, aber nicht zu schwach. Würde schon ne Ecke dauern, den zu besiegen, weil der sich andauernd in den Säulen versteckt und so. Okay, ich sag dem Ding, es soll erstmal in so ner Säule bleiben, und davon gibt es so ungefähr zwanzig Stück dadrinnen, und lass die alte noch mal kreischen. Sora und so kommen natürlich, auch der Haarige. Wenn der ma Kaugummi da drin hat… jedenfalls zeig ich dann erstma so auf die Blume, dann auf die Olle. Und dann, grade als die so auf mich zu wollen, kommt da so der Herzlose raus. Die prügeln voll auf den ein. Besiegen den so. Das war zwar schlecht, aber die dachten, es ist schon vorbei. Und dann kam der zurück. Aber ungefähr sechs Mal so groß und viel, viel, viel gefährlicher. Und der macht die erstmal voll platt. Also bekämpft die voll gut, meine ich. Nicht dass er die Bande von Schwuchteln besiegen würde. Nein. Die haben den voll alle gemacht. Also richtig alle. Tot. Weg. Was mach ich? War total alle. So alle, das ich denen ´noch nicht ma den Stinke-Finger zeigen konnte. Und dann hab ich die kack Blume hingeworfen und bin nach hause, weil ich einfach nicht mehr konnte. Fazit: Mission fehlgeschlagen. Bemerkungen: Biest reagiert voll krass auf wegnehmen von seiner Blume und seiner Ollen. Name: Xaldin Nachdem ich dies gelesen hatte, blinzelte ich ein paar mal. Meine Güte, hatte er eine Schrift und Ausdrucksweise! Jedoch war das genügend. Mehr konnte ich nicht erwarten. Erstrecht nicht von ihm. Ich steckte den Bericht in eine Klarsichthülle und heftete ihn ab. Seufzend blätterte ich die anderen durch. Die hübsche Mädchenschrift von Marluxia, mit den durchgestrichenen Herzchen als I-Punkte, die verworrene Schreibschrift von Vexen... Mann. Schon alleine in den Handschriften unterschieden wir uns heftig. Von den Persönlichkeiten, mal ganz abgesehen, dass wir sie in der Hinsicht gar nicht haben sollten, durfte man ja gar nicht anfangen, ohne sofort einen Drei-Stunden-Abdrift zu machen. Was auch immer, auch egal. Elf Uhr, vor meinem Büro, fünf von dreizehn waren anwesend. Na super. Echt toll. Es war nicht schwer, jeden einzeln aufzusammeln und ihn an seinen Platz am Tisch zu drücken. Endlich saßen wir dann alle beieinander, jedoch passten doch tatsächlich auch nur wieder ein paar auf. „Entschuldigung? Entschuldigung!“, rief ich. Axel und Xigbar spielten quer über den Tisch mit einem Flummi, Zexion und Larxene diskutierten leise über ein Buch und Marluxia und Lexaeus boten sich gegenseitig Prügel an. Na klasse. Am Kopf der Tafel sitzend trommelte ich immer genervter mit den Fingernägeln auf die Tischplatte. „Wann hört ihr mir eigentlich zu?“, fauchte ich. Zexion verstummte, verschränkte seine Finger und hörte mir zu. Larxene hatte allerdings mehr Interesse daran, Saïx’ Haarschnitt zu bemäkeln. „Ruhe! Ruhe, verdammt! Fresse halten!“, schrie ich wutentbrannt. Darauf waren doch tatsächlich alle ruhig. Das überraschte mich nicht gerade wenig. „Endlich! Also, war haben ein Problem. Ein großes. Sora hat das Schlüsselloch versiegelt. Das ist schlecht. Sehr schlecht. Durch das Betragen von Xaldin“, dabei deutete ich überdeutlich auf ihn, „wurde er wenigstens für ein paar Momente aufgehalten. Er hat sein Bestes gegeben, was leider im Moment nicht reichte. Wenigstens wissen wir, dass ‚dem Haarigen’, oder auch dem Biest, sehr viel an der Rose hängt. In einiger Zeit sollten wir ein weiteres Mal versuchen, das Biest herzlos zu machen. Irgendwelche Einwände?“ Zexion hob zaghaft die Hand. „Kein Einwand, eher ein Vorschlag.“, murmelte er. Ich nickte. „Warum nehmen wir das Biest? Es ist stark. Aber dass sind viele auch. Warum rauben wir einem von den Guten, einem der lichten Seite, das Herz? Warum nehmen wir nicht Shan-Yu, Scar oder Cloud? Die drei sind ebenfalls stark, vielleicht sogar stärker. Und alle drei tragen genug Dunkelheit im Herzen. Cloud das Beste Beispiel. Bei ihm hat sich die dunkle Seite sogar verkörpert. Und dennoch ist doch genug vorhanden...“ Zexion knabberte auf seiner Unterlippe. „Verkörpert? In welcher Form?“, fragte Marluxia gelangweilt. „Chuck Norris!“, meinte Xigbar. „Nein, der blaue Elefant von der Sendung mit der Maus!“ Axels Beitrag war also auch abgehagt. „Aber das Biest ist doch ein Freund von Sora. Ja, und für seine Freunde würde Sora alles tun. Wäre es da nicht viel einfacher, Sora zu schaden, wenn es ein ehemaliger und guter Freund war, der ihm im Kampfe beistand und sich für ihn einsetzte?“ Die klare und allein giftig klingende Stimme Larxenes durchschnitt die kurze Stille nach Zexions Worten wie ein Sägemesser. „Dann geht ganauso gut auch wieder Cloud.“, grunzte Lexaeus. „Wow, Rockhead –“ Matsch. Und schon wieder ging ein Stuhl in die Brüche. Danke, herzlichen Dank, Lexaeus. „Dreitausendfünfhundert zu null für Lexaeus.“, schätzte Luxord, sich am Kinn kratzend. „Weil, wenn wir uns mit Cloud anlegen, gleich die ganze Bande kommt – also Leon, Yuffie, Aerith, Tifa, Cid und Merlin - und auf uns losgehen. Und die alle haben einfach zu viel Licht in sich.“, erklärte ich. Saïx schrieb alles mit. Jedes einzelne Wort. Jedenfalls fast. „Wir werden sehen, wo Sora als nächstes auftaucht. Es wird in der Nähe des Schloss des Biestes sein. Das heißt: im Land der Drachen, in der Arena, oder eventuell auch Hollow Bastion. Wer übernimmt welchen Ort?“ Lächelnd blickte ich erwartungsvoll in die Runde. Saïx meldete sich. „Hollow Bastion.“ „Das wollte ich aber!“, schrie Axel empört. „Na und? Du kriegst es eh nicht.“, meinte Saïx ganz selbstsicher. „Ach wirklich? Und warum nicht?“, fragte Axel etwa zickig, ein Auge etwas zu zusammenkneifend, und echt giftig. „Weil, wenn wir uns darum schlagen würden, du verlieren würdest.“, meinte Saïx ganz trocken. „Na... das ist ´n Argument.“, gab sich Axel geschlagen. „Dann will ich aber ´s Land der Drachen!“, schmollte er. „Das ist mir egal. Bleibt Olymp.“, sagte ich und blickte wieder argwöhnisch in die Runde. Xaldin hob die Hand. „Du? Nein, bitte, du warst doch erst unterwegs... Saïx, wer war denn bitte am längsten nicht mehr draußen?“, richtete ich mein Wort an Nummer sieben. Dieser blätterte in seinem Block, bis er die Liste fand. „Ähm... Luxord und Demyx.“, murmelte Saïx. „Okay, dann nehmen wir doch Demyx. Luxord übernimmt den Nächsten. Gibt es noch irgendwelche Themen, die man besprechen müsste, oder ist das eine der wenigen Sitzungen, bei denen ich niemanden rauswerfen muss?“ Schweigen darauf . Ein sehr langes. „Okay, dann einen schönen Tag – ich meine, eine schöne Nacht euch allen.“ Marluxia und Axel setzten bei meinen Worten fast haargenau das gleiche Grinsen auf. Ersterer verschlang Vexen beinahe mit bloßen Blicken, der andere sah sich nach unserem jüngsten Mitglied um. Lautes Scharren erklang, als ich meinen Stuhl zurückschob, aufstand, ihn heranrückte und mich in mein Büro begab. Dies alles hielt ich schriftlich, mit der Hilfe des Blockes von Saïx, hier fest und legte mich danach hin, wohl wissend, dass ich vielleicht ein, zwei Stunden Schlaf bekommen würde, bis wieder jemand schreiend oder johlend in mein Büro gestürmt kommen würde und quieken, beziehungsweise lallen würde, dass ihn irgendjemand nicht mitspielen lassen würde oder sich sonst wie beschweren würde. Wie gesagt, eine Organisation von Vollpfosten. Zweite Mission – Zähne, so groß und scharf wie Ax – äh... Chakrams? ------------------------------------------------------------------- Zweite Mission – Zähne, so groß und scharf wie Ax – äh... Chakrams? Jeder Tag ähnelte in irgendeiner Weise doch immer einem schon einmal da gewesenen. So saß ich zum Beispiel, wie immer, an meinem Schreibtisch und studierte die Verhaltensmuster von Schattenschalken, als plötzlich wie wild an meine Glastür geklopft wurde. „Bitte?“ Die Tür flog auf und federte scheppernd von der Wand zurück. Nicht überrascht und auch nicht aufblickend wartete ich auf eine Fluchsalve, Geschrei oder gegebenenfalls auch Lallen. Jedoch versuchte mir eine etwas zu ruhige Stimme zu erklären, worum es sich bei dem Problem handelte. „Nummer eins? Problem.“ „Wieso denn das wieder?“, schniefte ich. „Weil – und Herr Gott – ich ein loyaler Mensch bin.“ „Du bist kein Mensch.“, widersprach ich Luxord. „Ja und? Aber reiße Demyx nicht den Kopf ab. Er hat auch sein Bestes gegeben. Ein weiteres Schlüsselloch ist versiegelt.“ Luxord stand da, wie immer mit Anwaltsmiene und furchtbar geradem Rücken, die Füße nah beieinander und die Arme im Rücken verschränkt. „Meine Güte, bin ich denn Mutter Theresa?! Wenn du deinen Job auch so schlecht machst, wie Xaldin und Demyx, reiße ich dir den Kopf ab!“ „Erstens: du ähnelst Mutter Theresa äußerlich sehr. Und zweitens: warum mir, und nicht Xaldin oder Demyx?“ Argwöhnisch zog Luxord eine Augenbraue hoch. „Weil du wenigstens genug Hirn hast! Die beiden sind nicht gerade die Klügsten, nicht wahr?“ „Warum sind sie dann hier?“, fragte Luxord weiter. „Weil sie trotzdem stark sind. Und weil es schlecht wäre, würden sie sich plötzlich gegen uns richten. Verstanden? Keine weiteren Fragen, ich hab zu tun. Sag Demyx, ich erwarte einen Report.“ Er nickte einmal kurz, ein leises Zeichen des Unterwurfs, doch ich genoss es. Dann verschwand er mit schnellen Schritten aus meinem Büro. Seufzend stand ich auf und wollte den Vorhang vor der Glastür hinunterlassen. Dabei erkannte ich, wie Vexen im Raum vor meinem Büro auf Marluxia kniete. Ich sah nur seinen Rücken und Hinterkopf. Er war über ihn gebeugt. Okay, es war ungewöhnlich, dass Vexen anfing, aber dennoch möglich. Nur warum kam Larxene angestürmt und schubste Vexen von Marluxia? Schweigend und unbemerkt beobachtete ich die Szene. Marluxia setzte sich auf. Vexen stürzte sich wieder auf Marluxia. Weil Larxene dazwischen gehen wollte, fror er sie einfach ein. Einfach so. Nun erkannte ich Vexens Vorhaben: er würgte Marluxia! Über meinem Kopf leuchtete eine imaginäre Glühbirne auf. Hastig riss ich die Tür auf, taute mit einem Fingerschnippen Larxene auf, und stieß Vexen zur Seite. „Nummer vier, beherrsche dich!“, ordnete ich an. Eigentlich hieß es doch immer, was der Chef sagt, wird auch gemacht. Warum funktionierte das nur hier nie? Obwohl ausnahmsweise Vexen gehorchte. „Erzähl das nicht mir, sondern ihm.“, zischte er. „Was hat er denn getan?“ Sofort bereute ich meine Frage. Nicht dass sie völlig unnötig war, da Marluxia ständig irgendwelche Belästigungen plante, sondern weil Vexen plötzlich ganz cool und locker da stand, die Hände lässig neben der Hüfte baumelnd. Und das versprach nichts Gutes. Gar nichts Gutes. „Okay, sieben Uhr morgens überraschte er mich in der Dusche. Zehn Uhr dreißig zog er mich auf sein Zimmer. Zwölf Uhr dreißig wurde ich mit Ranken, die ganz plötzlich aus dem Garten schossen, an den nächst Besten Baum gefesselt. Dreizehn Uhr wurde mir mein Mittagessen weggenommen und nur gegen Tribut wiedergegeben. Grade eben hat man versucht, mich vor den Augen von vier Personen zu vergewaltigen. Das passiert so ziemlich jeden Tag, nur in anderen Reihenfolgen. Verdammt, mir platzt der Kragen!“, blaffte er. Marluxia hatte sich inzwischen etwas berappelt und krächzte irgendetwas, die Hände schützend um seinen Hals gelegt. Nach einer Weile Überlegen zuckte ich mit einer Schulter. „Tob dich aus, Nummer vier. Bring ihn nur nicht um.“ Schadenfreude, Vorfreude, Sadismus blitzte in Vexens Augen auf. Ich gab ihm eine halbe Minute, dann würde er die Hände zu Klauen krümmen und laut, sadistisch, triumphierend oder manisch lachen. Leider tat er nichts der gleichen. „Vexen, ich brauche Berichte über Hollow Bastion. Am besten noch über das Land der Drachen, Twilight Town und Port Royal. Klar soweit? Schnelle Infos bitte, über Herzlose und Vorkommnisse.“ Schon schritt ich weiter. An Saïx Zimmer hielt ich. Leise klopfte ich an. Niemand antwortete. Ich rüttelte an der Klinke. Sie ließ sich nicht einmal herunterdrücken. „Saïx?! Bist du da?“ Keine Antwort. „Saïx?! Hast du einen Stuhl unter die Klinke gerückt?!“, staunte ich. Lautes Scharren und Knarren, dann öffnete sich die Tür einen Spalt. „Bitte?“, fragte Saïx höflich. „Könnte ich einmal deine Liste haben?“ „Wieso? Wie sieht’s mit Demyx aus?“ „Schlüsselloch ist versiegelt.“, seufzte ich, mein Gewicht auf ein Bein verlagernd. „Oh. Oh. War aber auch nicht anders zu erwarten.“ Schnell drückte er die Tür zu. Dann reichte er mir durch einen so klein wie möglichen Spalt den Block. „Danke. Was machst du da?“ Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte, etwas hinter ihm zu erkennen. „Ich bin am werken.“, knurrte Saïx. „Am Werken? Lexaeus’ kaputte Stühle?“ „Nicht nur das. Es war die Claymore, nicht ich. Sie hat angefangen.“, antwortete Saïx und schloss die Tür. Mein Gott, war er zickig. Uninteressiert drehte ich um und verließ leise den Flur. Im Treppenhaus kam mir Marluxia entgegen. Sein Hals war stark gerötet und er war auf seine Füße fixiert. Ich wusste, dass Marluxias Verletzungen nicht offensichtlich waren, vielleicht bis auf seinen Hals. Sonst würde man äußerlich nichts erkennen. Von außen Betrachtet hätte man denken können, Vexen wäre von irgendetwas abhängig. In den Mantel- beziehungsweise Kuttentaschen verbargen sich Spritzen und Pulver, immer bereit jemands Sinne zu vernebeln. Im Erdgeschoss hockte Demyx in einer Ecke und kritzelte. Eine Art Wohnzimmer, wie es schien, keiner außer ihm anwesend, bis auf mich, der auch jetzt erst den Raum betrat, und er hockte stumm und kritzelnd in einer Ecke. Das Demyx mal still sitzte war schon ein Phänomen, aber dass er dabei auch noch kein Wort sprach grenzte schon an Traumvorstellungen. „Wann bist du fertig?“ „In ein paar Minuten... schon ´ne Peile, wo Sora das nächste Mal auftaucht?“ „Keine Ahnung.“, antwortete ich. „Aber etwas kann man mir nicht vorwerfen: dass ich mich nicht angestrengt hätte.“, murmelte Demyx konzentriert. „Wann bist du denn wieder gekommen?“ „Viertel vor neun.“ Manche bewegten sich gegen Mittag aus dem Haus, wie Larxene, Xigbar und zum Beispiel Lexaeus. Marluxia, Vexen und Demyx am Morgen. Luxord, Zexion und Axel in der Dämmerung. Saïx ging meist nur in der Nacht, genau wie Axel und, wenn es nötig war, ich. In Gedanken vertieft zuckte ich zusammen, als man mir drei Seiten reichte. „Geht schon klar. Danke, ich lese es mir im Büro durch.“ Ich wusste, dass er mich schon drängen wollte, es sofort zu lesen. Also dampfte ich äußerst hastig ab. Im Büro warf ich mich in meinen Sessel und nahm mir den Report vor. Thema: Sora das Leben auszuhauchen und seine Existenz vernichten Ort: Die Arena des Olymps / das Reich der Toten Vorhaben: Das Medaillon der Götter des Olymps entwenden, mit Hades verhandeln und Sora aufhalten Bericht: Es war nicht einfach, das Medaillon zu stehlen, um Sora zu schwächen. Es war wirklich nicht einfach. Ich schlich mich auf Stiefelspitzen in den Tempel. Fast entdeckte mich Hera. Jedoch war ich schnell genug. Mehrere Flure führten zu einem Platz in der Mitte. Allein Zeus thronte auf einem Steinsessel aus weißem Marmor. Die Sonne schien kräftig und heiß, die Reflexionen ihres Lichtes in jedem Teich und jeder Vogeltränke blendete grausam und schmerzte. In regelmäßigen Abständen standen die weißen Marmorsäulen rund um den Platz, hübsch graviert und akkurat verziert. Götterbilder und Sagen zierten die Tempelwände. Zeus selbst schlief. Das Medaillon hing an einer feingliedrigen Goldkette um seinen Hals, großflächig verdeckt von einem weißen Bart, der stark Schäfchenwolken glich. Kein Gott außer ihm zu sehen. Leise und gleichmäßig schnarchte der Gott, das Kinn in eine Hand gestützt. Vorsichtig eilte ich hinter eine Säule in möglichst kleiner Entfernung zu dem Medaillon. Mein Blick galt nichts anderem. Vorsichtig näherte ich mich ihm. Der Kies knirschte vertraut unter meinen Sohlen. Kein weiteres Geräusch weit und breit, außer dem leisen und flachen atmen Zeus. Im Gegensatz zu ihm hielt ich den Atem an und stupste das Medaillon kurz an. Es war sehr leicht. Ob es wohl innerlich hohl war? Er würde gar nicht bemerken, wenn es fehlen würde. Also zog ich eine kleine und feine Spitzzange aus der Tasche. Hastig, jedoch unbemerkt, bog ich eine Öse auseinander und zog das Amulett von der Kette. Dies war also schon einmal erledigt. Mit dem Gefühl des Triumphs glitt ich wieder über den Kies und verbarg mich im tiefen Schatten der Tempelwände. Selbst Hera, die mir wieder über den Weg lief, entdeckte mich diesmal auch nicht. Zwar war der Weg, vom Tempel, den Hügel hinab, überhaupt nicht geschützt, aber dennoch wurde ich auch dort nicht enttarnt. Ähnlich schlängelte ich mich durch meine Wege und schlug Harken, damit sich mir auch keiner in den Weg stellte. Schließlich stand ich vor der Tür der Kammer des Hades. Dieser empfing mich auch, nur eben nicht freundlich. Verzweifelt flehte ich ihn an, einen weiteren Anschlag auf Sora auszuführen – was damit endete, dass mich Zerberus, der Höllenhund mit drei Köpfen und sechs Reihen Zähnen, so groß und scharf wie Ax äh... Chakrams... mich durch die Gassen und Winkel der Welt der Toten jagte. Zu meiner Blamage stand Sora mitsamt Bande da, und ich rannte im Höchst- und Fluchttempo an ihm vorbei. Das „Lauft, lauft weg!“ meinerseits war eine Art Reflex. Passiert ist passiert. Zerberus verfolgte mich allerdings nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Ein Stück lief ich, bis mir der glorreiche Geistesblitz kam, doch Sora, Goofy und Donald zu belauschen. Leise verfolgte ich sie auf Schritt und Tritt. Dabei schnappte ich Fetzen von Gesprächen auf, teilweise sogar über den nächsten Zielort: das Siegel. Ein leises „Yes!“ entwischte mir. Sora fuhr herum und erkannte noch einen Rest der flatternden Kutte, die an mir hing, als ich rannte. „Riku! Mann, das war doch ganz bestimmt Riku!“, schrie er. „Sora, du hast Entzugserscheinungen.“, quakte Donald schnatternd. „Nein, ganz bestimmt nicht!“ „Du vermisst Riku, oder?“, fragte Goofy. „Und wie! Mann, am meisten vermisse ich die Nächte!“ Herr Gott, das machte mich stutzig. Aber ganz schön. Goofy war ein unschuldiges, unwissendes Kind. Das merkte man sofort, als er fragte „Was meinst du damit?“. Sora stammelte darauf irgendetwas und gab es auf, dem angeblichen ‚Riku’ hinterher zu rennen. Gott sei Dank. Aus den Gesprächsfetzen vorher zog ich demnach, dass sie zum Siegel wollten. Das lag allerdings in der komplett anderen Richtung. Vor dem Tor zu ihrem Ziel platzierte ich mich. GEfühlt ein paar Stunden später tauchte die Bande doch auch tatsächlich auf. Sora freute sich. Er fand ‚Riku’! Klar, träum weiter. Um gleich reinen Tisch zu machen, hielt ich das Medaillon in die Höhe. „Der Dieb!“, schnatterte Donald. „Dieb? Was für ein hässliches Wort! Wie wäre es mit... na ‚Mensch mit Kleptomanie’?“ „Du bist kein Mensch!“ Goofy zeigte anklagend mit dem behandschuhten Finger auf mich. „Ziel nicht damit auf mich.“, bemerkte ich, das Gesicht verziehend. „Das ist nicht Riku.“, murmelte Sora ganz verdattert. Nicht mehr viel, und er hätte gesabbert, so abwesend schaute er. Mein Lachen hallte quer durch die Halle vor dem Siegel. „Das ist nicht Riku!“, schniefte Sora aufgelöst. „Blitzmerker. Ich bin nicht Riku, und du nicht Ansem. Macht das einen Unterschied?“ „Das. Ist. Nicht. Riku.“ Er krallte sich in sein Schlüsselschwert, sofort beidhändig gepackt und hartnäckig im Anschlag. „Dann bin ich eben nicht Riku. Jedoch gibt es wohl doch einen Unterschied: Riku würde nicht versuchen, dich umzubringen.“ Mit den Worten griff ich zu meiner Sitar und stürzte mich in den Kampf. Fazit: Sora hat gewonnen, ich verloren, das Schlüsselloch ist versiegelt, kurz: Mission fehlgeschlagen. Bemerkungen: Sora reagiert äußert riskant allein auf den Namen Riku. Außerdem ist Hades einfach kein guter Geschäftspartner. Name: Demyx. Der Artikel machte mir Kopfschmerzen. Und zwar große. Schnell heftete ich ihn ab. Die Geschichte mit Hades konnten wir uns also abschminken. Die Erkenntnis mit Riku war auch keine neue – ich hab doch gesagt, Sora sei eine Schlampe. Pfui, mit Fünfzehn schon solche Dinge anstellen... Das gehörte sich nicht. Allerdings lebten die ja auch auf einer Insel. Was ja auch wieder ein Grund für diese Geschichte seien könnte. Hastig klappte ich den Ordner zusammen, schob ihn mit dem Fuß weit unter den Schreibtisch... und wünschte mir, nicht so eine Organisation von Vollpfosten zu leiten. Dritte Mission - ...nicht ganz... äh, clean ------------------------------------------- Warnung: OoC-Faktor steigt um einiges! Dritte Mission – ...nicht ganz... äh, clean Ein weiterer Tag, ein weiterer Report, weitere Streitereien. Letzteres, zu meinem Leidwesen, wie immer direkt vor meinem Büro. Genervt trat ich vor das Fenster in der Tür. Als erstes fiel mir gar nicht der Trubel in der Mitte des Raumes auf, sondern eher ein fieses Grinsen. Er hatte den Stuhl an die Wand geschoben, die Beine übereinander geschlagen und die Ellbogen an die Seiten gedrückt, die Handflächen und Fingerspitzen zusammengelegt. Das Grinsen war schon regelrecht Furcht einflößend: zufrieden, sadistisch, schief und sehr gemein. Anscheinend genoss Vexen den Augenblick. Marluxia saß mitten auf dem Teppich in der Mitte des Raumes, die Unterschenkel unter den Hintern gezogen. Er lehnte sich ein wenig zurück und krallte die Finger hinter seinen Füßen in den Teppich. Verdutzt studierte ich diese Pose. Wenn – falls – er aufstehen würde, würde er nicht alleine gehen können. Dann öffnete ich die Tür leise und zaghaft schob ich mich nach draußen. Marly wimmerte leise. „Was hat er?“, fragte ich, nicht im Geringsten geschockt oder arg überrascht. „Ich habe ihn nicht umgebracht. Aber meinen Spaß hab ich trotzdem.“, grinste Vexen. Die schnarrende Stimme triefte fast vor Genugtuung. In einer Ecke stand Larxene mit einer Videokamera. „Grün... alles... alles trieft...“, wimmerte Marly. „Was hast du ihm verpasst?“, fragte ich. „Es kann sein, dass seine Leber das nicht verkraftet. Oder seine Nieren.“, murmelte Zexion aus einer anderen Ecke. Heftig fuhr ich zusammen. Ich hatte den Kleinen gar nicht bemerkt. Plötzlich fiel Marluxia zurück auf den Rücken. Seine Knie knackten arg, als er sich danach aufrichtete und taumelnd zum Stehen kam. Er atmete schwer. Bei dem Anblick grinste Vexen noch breiter. Marluxia schien nicht mehr die Kontrolle über seine Gliedmaßen zu haben, denn er wankte ziemlich, die Beine zwar fest auf dem Boden, allerdings den Oberkörper verwirrend hin und her wiegend. Auch als wir ihn interessiert und abfällig anschauten, hörte er nicht damit auf. „Was tust du da?“, fragte ich, das Gesicht verziehend. „Er gleicht das Pochen oder Pulsieren in seinem Schädel aus.“, erklärte Vexen ganz selbstverständlich. „Und was hat er vor?“, murrte ich. „Das weiß nur er selbst.“ „Marluxia!“, rief Larxene. Jedoch reagierte er nicht. „Wo sind die nächsten Leute?“, fragte ich in die Runde, endlich den Blick abwenden könnend. „Du wirst stolz auf uns sein! Auf uns alle!“, freute sich Luxord in der Tür. „Wieso denn das? Sind bis jetzt alle Möbel heile, keiner – bis auf Marluxia – verletzt und noch kein Schlüsselloch versiegelt? Mann, wäre ich aber stolz auf euch!“, heulte ich verzweifelt. „Das nicht, aber...!“ Luxord hob dramatisch den Zeigefinger in die Lüfte, sah zu dieser Hand auf und machte eine Spannungspause. Ruiniert durch ein lautes ‚Hick!’. „Seine Leber steht das auch nicht mehr lange durch.“, kommentierte Zexion aus der Ecke. „Ruhe! Ähm... weswegen war ich gleich noch mal stolz?“, fragte ich etwas gereizt. Das Marluxia irgendwo neben mir plötzlich miaute und jaulte ignorierte ich schlichtweg einfach. „Weil wir ganz selbstständig losziehen werden, ja, um Sora zu suchen!“ Okay. Ich geb es ja zu. Das war die übersetzte Version. Eigentlich lallte er stark und sah aus wie drei Tage wach. Es hätte lauten müssen ‚Waiiiil, äh... wail, ähm, wir, mmmmm, pffff, ja... ganzzzz ssselbständi-disch schaun gehn, wo Sato – äh... Saro, Salmo... nelle... Soße ... äh... Sora is!’ Ein wenig verunsicherte mich das schon. Ein klein wenig. „Weißt du schon, was du gegen den Kater machst?“, knurrte ich genervt. Marluxia drehte sich aufmerksam zu uns um. „Miau?“ „Er wird erst gar nicht nüchtern.“, murmelte Larxene. „Das ist für seine Verhältnisse nüchtern.“, ertönte es aus der Ecke. „Ruhe!“, wiederholte ich lauthals. Neben mir legte Marly den Kopf schief und maunzte tief. „Wo hin?“ Ein fragendes Maunzen, verwirrte Blicke. „Ich welche Welten?!“, fragte ich ausführlicher und deutlicher. „Also, äh, Hollow Bastion, die Unterwelt, ´s Land der Drachen, äh... wie heißt das noch... das Aquarium, Schloss des Biests...“, zählte Larxene hinter der Kamera auf. „Alle im Umkreis?“, riet ich unterbrechend. „Genau. Das sind immerhin...“ Sie überlegte lange. Sehr lange. Klägliches Jaulen unterstrich die Zeit zusätzlich. „Insgesamt sind es elf. Allerdings haben wir weder in Twilight Town, noch in der Residenz Micky was zu suchen. Bleiben neun. Arena des Olymps und schloss des Biests schleiße ich mal aus, bleiben sieben.“ Marluxias Maunzen ging langsam in singen über. Eine unbekannte Melodie maunzend studierte er alle Ecken des Raumes. „Vexen, schnapp dir Demyx und Saïx und mach ´ne Haustiersitzung, aber mach das das Maunzen aufhört!“, keifte ich barsch. „Warum, Chef? Der einzige, den das stört, bist doch du. Warum gehst du dann nicht?“, fragte Zexion. Sorgfältig dachte ich darüber nach. Da das Trällern mir allerdings dermaßen auf die Nerven ging, verließ ich tatsächlich den Raum. Innerlich verfolgten mich diese Töne. Ein fröhlicher Singsang aus verschiedensten Tonlagen. Ein Stockwerk tiefer erwartete mich ein ähnliches Schauspiel. Zwar torkelte niemand durch den Raum, dem Herrn sei Dank, es miaute keiner, und in der Ecke saß auch kein kleiner Gothic, der alles Kommentierte, bis mir der Geduldsfaden riss. Schweigend blieb ich in der Tür zu dem Raum stehen. „Meine Fresse, sind wir denn hier bei der Supernanny?!“, stöhnte Axel genervt, mit den Augen rollend. Er kippelte, die Stuhllehne an eine Wand mit einem Fenster gelehnt, und beobachtete den Konflikt. „’Tschuldigung. Ich geh ja schon in die Wuthöhle - oder lieber die stille Treppe? Die beiden wären übrigens Mal ganz toll für euch alle.“ Die roten Augenbrauen hochziehend deutete er auf Lexaeus. Und machte dann die Reihe. „Wuthöhle, Wuthöhle“, Saïx, in der Mitte des Raumes, „stille Treppe“, Xigbar, neben Lexaeus vor Saïx, „stille Treppe.“ Der Reihe nach zeigte er auf jeden und zählte schnell ab. Letzteres war für Demyx. „Wieso?! Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?!“, quiekte dieser aufgebracht. „Eh, dein ständiges Gelaber geht mir ganz schön auf den Sack!“, fauchte Axel. Laut räusperte ich mich. „Wuthöhle und stille Treppe.“, sagte Axel ganz automatisch an mich gewandt. „Nummer acht?“, trällerte ich zuckersüß. „Oh, den Tonfall mag ich gar nicht. Ganz und gar nicht... das heißt immer Ärger... Ärger und Schmerzen...“, murmelte dieser leise, sich leicht abwendend. „Ja, durchaus.“, bestätigte ich. Tat jedoch nicht weiteres. Leise ging ich an ihm vorbei. Doch in diesem leisen Vorbeigehen winkte ich unbemerkt. Ein Windstoß fegte Axel den Stuhl unter dem Hintern weg. Es war nicht gerade schlecht für mein Ego, dass ich über die meisten Elemente der Organisation herrschte. Und dafür, dass er mit dem Genick schwer auf die Fensterbank knallte konnte ich doch auch nichts. Das war Physik, nicht ich. Wortlos blieb er liegen. Einige Sekunden tat keiner was. Dann redete Saïx doch einfach weiter, Lexaeus und Xigbar sahen und hörten ihm uninteressiert weiter zu, Demyx saß weiter auf dem gegenüberliegenden Fensterbrett und hörte Musik und ich setzte mich einfach auf einen Sessel neben dem Bücherregal, das mich und Axel voneinander trennte. „Also, wenn ich noch einen Stuhl reparieren muss, dann dreh ich durch!“, schnauzte Saïx. „Oh... da kriegen wir aber Angst! Berserkermodus! Geht schon klar, vorausgesetzt, unser guter Rockhead –“ Matsch! So kann man durchaus auch einen Satz beenden. Allerdings grammatikalisch inkorrekt. Zwei lagen also mehr oder weniger angeschlagen auf der Erde, vier standen, beziehungsweise saßen noch. Mal schauen, wie lange sich dieser Zustand noch hielt. Xigbar pellte seinen Fuß von dem Stein und beäugte sich ihn ordentlich und schmerzerfüllt. „Lexaeus! Ich bitte dich! Hör auf damit! Die nächsten Stühle, Tische – und ich will gar nicht wissen, wie da bei euch der Tisch kaputt gegangen ist – oder anderen Sachen repariert ihr beide, verstanden?“, fragte Saïx herrisch. Beide murmelten etwas Undeutliches. „Haben wir uns verstanden?!“, keifte er. Axel wimmerte irgendetwas Ächzendes. „Ich glaube, er würde ‚Jawohl, Sir!’ schreien und salutieren, wenn er könnte...“, murmelte Demyx etwas verwirrt von dem Krachen des Steines, unter dem Xigbars Fuß schnell begraben war. „Will ihm denn keiner helfen?“, fragte Nummer neun in die Runde. Ein gemeinsames, mit Schulterzucken begleitetes ‚Nö.’ erfüllte den Raum. „Hat einer von euch eine Ahnung, was Luxord meinte, als er sagte, ihr hättet selbständig verteilt, wer welche Welt durchsucht?“, warf ich zum Themenwechsel in den Raum. Langes, ausgedehntes Schweigen folgte. „Okay, Luxord ist ja auch schließlich Luxord. Alles unter 2 Promille ist für ihn noch nüchtern.“, murmelte ich etwas hysterisch hinzufügend. „Nein, nein, wir haben die Welten schon verteilt, sogar ziemlich gut... aber na ja. Noch haben wir ihn nicht gefunden.“, erklärte Saïx mit Unbehagen. „Nicht in Hollow Bastion?“ „Nein.“, antworteten alle einstimmig. „Auch nicht Twilight Town? Schloss Disney?“, fragte ich verzweifelt. „Nein.“ „Wo zur Hölle ist Sora?!“, keifte ich zu höheren Mächten. „Wieso? Was ist denn so wichtig? Es gibt ja schließlich auch noch Malefiz, es gibt ihren Gehilfen Karlo, es gibt die normalen Bösen, so wie Hades...“ Saïx Böser Blick schweifte drohend zu Demyx, der ganz unschuldig aufsah. „Bitte?“, murmelte er. „Aber schließlich haben wir auch noch nicht richtig, persönlich und eingehend, detailliert gesucht. Vielleicht ist er mit dem Gumischiff unterwegs oder so? Kann doch sein. Außerdem sind schwache Herzlose und Niemande geistlich extrem beschränkt. Vielleicht finden wir ihn ja noch.“ „Gut möglich. Gut möglich... aber lasst Marly und Luxord draußen. Die beiden sind nicht ganz... äh, clean.“, gab ich zu bedenken. „Luxord?“, fragte eine zierliche Stimme aus dem Flur. „Der ist gerade losgegangen, auf um Sora zu suchen.“, murmelte Zexion leise und monoton, wie er selbst sprach, wenn er wütend und aufgebracht war. „Was?! Wieso?!“, schrie ich. „Wie? Warum regt er sich so auf?“, fragte Lexaeus, der bis dahin mit Xigbar Stein-Schere-Papier gespielt hatte. „Luxord hat zwanzig Promille, mindestens! Der fährt mir auch noch Auto!“, schrie ich. „Warum habt ihr ihn gehen lassen?“ „Wir sind aus dem Schneider, wir waren nicht dabei.“, grinste Xigbar und klatschte mit Lexaeus ab. „Fünf Mäuse, dass er stirbt.“, wimmerte Axel am Boden und zog unter Qualen einen Fünfer aus der Hosentasche, den er, zwischen zwei Finger geschoben, flatternd hochhielt. „Fünf dagegen.“, meldete sich Demyx, der nun mit einem Kugelschreiber in einem Buch herumkritzelte, dass er aus dem Bücherregal neben ihm gezogen hatte, das parallel zu dem neben mir stand. „Das zahlst du mir.“ Zexion deutete auf das Buch in Demyx’ Schoß und strich sich erfolglos die Haare zur Seite. „Wieso? Ich... verbessere bloß das, was verbesserungswürdig ist.“, trotzte er stockend. „Ich auch. Fünf, das Luxord nach Hause kommt – der Hat doch mehr Glück als Verstand. Und auch mehr als Alkohol im Blut. Also ist das viel Glück, was?“, grinste Xigbar. Alle schoben ihr Geld Zexion zu, dem einzigen, der es nicht einsacken oder beschlagnahmen würde in diesem Raum. „Hoffentlich beschwört er das fette, schwarze Teil... na, wie heißt er gleich... das starke, krasse Vieh mit dem Pendel-Dings...!“, fieberte Demyx und räkelte sich genüsslich auf der Fensterbank. Teilnahmslos sah ich dem ganzen Geschehen zu, wie Xigbar und Lexaeus nun Stein-Schere-Papier verschärft spielten, wie Axel sich wimmernd aufsetzte und wie Zexion die Geldscheine in sein aufgeschlagenes Buch legte. Da blieben sie auch, bis die Wette ihr Ziel erreicht hatte. Denn Zexion waren jegliche Papierseiten heilig. „Na, bleibt abwarten und Teetrinken. Oder Kuchen essen... Kuchen...!“ Wie von der Tarantel gestochen stürmte Zexion los. Wenn er sich auch wirklich für fast nichts begeistern ließ, außer seinen Büchern, faszinierte es mich immer wieder, wie man ihn mit Kuchen und sämtlichem Süßkram aus der Reserve locken konnte. „Wenn Luxord stirbt... das wäre... grausam. Ziemlich sogar.“, murmelte ich, tief in Gedanken. „Zexion hat Recht. Jetzt bleibt nur noch warten.“ Nach einiger Zeit, die Standpauke von Saïx dauerte noch eine ganze Stunde, Axel wimmerte immer noch leise am Boden und ich las inzwischen, tauchte eine Gestalt in der Tür auf. „Ach, da bist du!“ Roxas hockte sich neben den ächzenden Axel. „Warum liegst du denn da so verdreht?“, fragte er. Ich mochte seine Stimme. Für einen Fünfzehnjährigen etwas zu tief und rau, aber ich mochte sie. Vielleicht war er auch einfach nur heiser. „Ich glaube, Axel hat sich den Hals gebrochen.“, murmelte Demyx, nun statt in einem Buch auf einem Block herumkritzelnd. Irgendwie war es komisch, ihn nicht aufgeschreckt durch die Gegend rennen zu sehen und zu hören, wie er aufgeregt brabbelte. „Was bist du denn so besorgt?“, fragte Roxas Demyx. „Weiß nicht. Zerberus hat mir eine mit der Pranke mitgegeben. Hab Kopfschmerzen.“, lächelte er und beschäftigte sich weiter mit seinem Block. Xigbar und Lexaeus spielten Mensch ärgere dich nicht auf der Erde. Grade schmiss Lexaeus Xigbar. „Boa, du dummes... Ding! Mann!“, fauchte er. „Was für eine Beleidigung.“, staunte Roxas. „Kannst du sehen?“, fragte Demyx leise. „Hä?“, machten wir alle gemeinsam. „Ob Axel sehen kann.“ „Ja, kann ich. Konnte es vorhin aber kurz nicht. War kurz alles schwarz.“, murrte Axel. „Beweg dich nicht. Bestimmt ist dein Hals gebrochen oder angeknackst.“ „Woher weißt du das denn wieder?“, fragte Xigbar baff. Demyx klappte den Block zu. „Komm schon, wie oft lag ich schon so da? Welche Knochen hatte ich noch nicht gebrochen? Wo hatte ich noch keine blauen Flecke? Ich weiß es einfach. Aus eigener Erfahrung. Das, was ich habe, ich übrigens eine mittelmäßige Gehirnerschütterung.“, erklärte er. „Und was macht man dagegen?“, fragte Roxas interessiert. „Eine Halskrause braucht Axel auf jeden Fall. Fragt Zexion für was Genaueres. Der weiß das alles.“ „Eigentlich meinte ich die Gehirnerschütterung. Axel... äh, schafft das schon.“, tat Roxas ab und wandte sich an Demyx. „Ähm... keine Ahnung. Ich hatte schon so oft welche...“ „Merkt man.“, flüsterte Xigbar zu Lexaeus. Kopfschüttelnd las ich weiter. Davon sah ich erst auf, als jemand stolpernd den Raum betrat. Demyx war eingeschlafen auf der Fensterbank, Xigbar und Lexaeus waren verschwunden, Axel lag noch auf der Erde, Roxas war auch gegangen und Saïx ebenfalls. Torkelnd betrat Luxord den Raum. „Chef?“, lallte Luxord grienend. „Luxord?! Du lebst?!“, schrie ich verdattert. „Japp. Ich lebe. Aber... äh... tja, Sora hat gewonnen.“ „Aber Sora hat es nicht sehr einfach gehabt.“, kommentierte Zexion im Hintergrund. „Woher weißt du das?“, fragte Luxord. „Ich hab geschaut, wie du dich anstellst.“ „Und? War der Herzlose dabei? Der coole schwarze mit der Sense?“, gähnte Demyx. „Nein, eigentlich war er lila... aber so aufgebaut wie der schwarze.“, murmelte Zexion und setzte sich zu mir. „Wenigstens seid ihr nicht drauf gegangen.“ „Korrektur: wenigstens ist Luxord nicht draufgegangen. Zexion hat dazu zu viel Grips.“, ächzte Axel. „Was tust du da unten?“, fragte der Kleine leise. „Sterben? Leiden? Den Leuten unter die Kutten schauen?! Meine Fresse, was soll ich hier unten machen, hä?!“, keifte Axel. „Auch wenn es noch so toll wäre, ich bin nicht allwissend. Was ist also?“ „Na, Verdacht auf einen angeknacksten Hals.“, murmelte Axel genervt. „Aufstehen.“ Zexion hockte sich neben ihn. „Hä?“, machte der Rothaarige. „Steh auf.“, zischte Zexion und stand ebenfalls auf. „Okay... aber...“, setzte Axel an, doch Demyx sprang schon auf und half ihm hoch. Zu dritt verließen auch sie den Raum. „Willst du den Report schreiben, wenn du nüchtern bist, oder lieber jetzt? Abgesehen davon, dass das, wie Zexion sagte, für dich schon nüchtern ist, wird das bestimmt lustig zu lesen sein.“, lachte ich halbherzig. „Chef?“ Angesprochen sah ich auf. „Hamm se mal n Eimer?“, lallte er. Wenigstens hatte er genug Anstand, erst zu fragen. „Nein?“, machte ich etwas verunsichert. Die Idee, hinter den Vorhang zu kübeln, wäre mir nie gekomen. „Ich, äh... irgendeiner wird das schon weg machen. Bestimmt Vexen oder so... bis dahin: bring mir den Report bitte ins Büro, ja?“, bat ich, hysterisch lachend. Schnell stand ich auf und rannte regelrecht durch die Tür. Vor meinem Büro lag der Aufenthaltsraum fast gänzlich leer. Beinahe hätte ich Freudensprünge gemacht. Bis ich ein fragendes Maunzen vernahm. Reichlich genervt ballte ich die Hände zu Fäusten und senkte den Blick leicht. Ich hasste Katzen. Genau wie Hunde. Und die ganzen anderen Tiere, die Dreck machen. Und Lärm. „Was, Nummer Elf?“, knurrte ich leise. Zufrieden miaute dieser wieder. Wie Marluxia zur Hölle auf das Bücherregal kam, ohne es zu beschädigen oder umzuwerfen, war mir ein Rätsel. „Was?!“, keifte ich. Ein fröhlicher Singsang aus Maunzen und ähnlichen Geräuschen erfüllte den Raum. Ich konnte mir schon denken, was Xigbar angestellt hatte. Vielleicht hatte Lexaeus ihm ja auch geholfen, wer weiß. Aber Marluxia trug ein Halsband, mit Glöckchen. Fröhlich bimmelte er damit. Noch etwas, dass mir gehörig auf die Nerven ging. Außerdem hatten sie ihm einen Haarreifen verpasst, mit Pappkatzenohren. „Hör auf zu bimmeln, oder ich hol Larxene, und die kastriert dich schneller als du gucken kannst!“, drohte ich. Marluxia hielt inne. Ein wenig verunsichert schaute er hin und her. Zufrieden nickte ich und betrat mein Büro. Keine zwei Sekunden später hörte ich gedämpftes Bimmeln und Maunzen vor der Tür. Nach ungefähr zwei Stunden, in denen ich verzweifelt versuchte, dieses Bimmeln von mir fernzuhalten, stellte sich jemand vor meine Glastür. Luxord. Kurz zog er an dem Knauf. Nichts. Noch mal. Wieder nichts. Das hielt etwa fünf Minuten an, solange rüttelte er und riss an der Tür. „Ähm, Luxord?“, rief ich von drinnen. Damit er aufhörte, so einen Krach zu machen, winkte ich heftig. „Chef?“, fragte er verdutzt. „Lass mich rein.“ Ein echt herzzerreißender Tonfall seinerseits. Schade, dass ich keins hatte. „Chef, warum lässt du mich nicht rein?“, schniefte er, immer noch genau so blau wie vorhin. „Luxord –“, setzte ich an, doch er fragte unterbrechend weiter, warum ich ihn nicht hereinließe. Er zählte sehr viele Gründe auf, darunter sogar, entgegen meiner Erwartungen, ziemlich gute. „Luxord! Die Tür geht nach innen auf!“, schrie ich. Kurz tat er gar nichts. Schien zu überlegen. Dann drückte er vorsichtig gegen die Tür. „Der war aber echt gemein.“, schmollte er etwas beleidigt. „Was ist?“ „Ich hab meinen Report fertig.“, grinste er dümmlich. Dorftrottel traf es gut. „Zwar glaube ich nicht, dass ich alles verstehen oder lesen kann, aber ich versuch es mal.“ Hastig winkte ich ihn aus dem Raum. Der Dorftrottel blieb aber stehen. „Geh, Luxord.“, meinte ich, mal versuchend, Geduld aufzubringen. „Aber du liest es ja gar nicht.“, schmollte er. „Doch, mach ich. Gleich. Geh.“ „Na gut.“, murmelte er beleidigt und drückte wie wild an der Tür. „Ziehen, Luxord, ziehen.“, bemerkte ich, die Augen schon auf dem geschmierten Text. Anscheinend hatte darin jemand ihm geholfen. Thema: Sora tot machen Ort: Piratendingens Port Royale Vorhaben: Sora tot machen (und mit Barbossa verhandeln/ die verwunschenen Medaillons durch die Gegend werfen) Bericht: Der Hafen ist schön. Ganz schön schön. Richtig schön. Alles ganz auf altmodisch gemacht. Kaum kam ich am Hafen an, stand da Sora. Ich hab ja gehört, hier sollte es viele Frauen geben, die sich verkauften, so zu Piratenzeiten, aber das Sora sich auf das Nivea Niveau herunterlässt... Und dabei war die noch nicht mal akt atr ats attraktiv. Noch nicht mal hübsch oder nur irgendetwas dergleichen. Schulterlange, silberblaue Haare, komisch grüne Augen, verkniffener Ausdruck, drahtige Statur... die machte mir irgendwie Angst. Um ihn ein wenig zu ärgern, erschaffte erschuf ich ein paar Herzlose. Die waren nicht allzu stark, aber Barbossa hat ein paar von seinen komischen unterernährten Kumpels dahin geschickt. Sora und die beiden anderen... Dinger da, sind dann zu dem Dingens... dem mit dem Hut und dem komischen Gang (Käpt’n Jack Sparrow). Zu fünft viert sind die dann weiter, mit so ´nem Schiff. War schön, das Schiff. War aber nicht schön, dass ich mich im Krähennest verstecken musste. Bei der Insel mit der Höhle (Isla de Muerta) sind die dann runter. Da kamen dann erstmal Piraten, die aus Knochen, ganz viele davon. Die haben mit Bomben geworfen und mit Schwertern gekämpft. Dann wurden die auf ihr eigenes Schiff geworfen, wo ganz viele (Pulver-)Fässer standen, die hoch gegangen sind. Oder sollten, weil Sora wieder alles kaputt gemacht hat. Dummer Sora. Die sind danach dann wieder auf die Insel. Barbossa wurde gekillt. Lag ganz blass auf der Erde. Hab ihn später ein paar Mal angestubst und ihn angesprochen, hat aber nicht geantwortet. Also tot. Also bin ich dann hinter Sora gewesen, die zur Isla de Muerta wollten. Unterdeck planten die alle schön. Schön, dachte ich mir. Also stand ich auf dem Deck. Ne ganze Stunde. Bis endlich jemand die dumme Tür öffnete. „Die Organisation!“, „Das ist kein Passagierschiff.“ und „Du alter Wichser!“ waren nur einige Begrüßungen, die man mir an den Kopf warf. Großspurig bin ich auf und ab gelatscht. „Die Gier in den Herzen der Menschen, die sie zu diesen Medaillons treibt...“ Ich deutete auf die Truhe an meiner rechten. „Diese Gier, versammelt in diesem Herzlosen.“ Besagter Herzloser zu meiner rechten. „Sind sie der Organisation wohl hilfreich?“ „Willst du darauf wirklich eine Antwort?!“, fragte der mit dem Hut (Jack Sparrow). „So ist es.“ Elegant verschwand ich rückwärts in einem Portal. Und trat im Krähennest wieder daraus. Sora hat ihn fertig gemacht. Ziemlich fertig. Voll tot gemacht. „Eh!“, reif ich, wieder neben der Truhe, nachdem der Herzlose tot war. „Wenn’s Recht ist, nehme ich noch ein paar Sudelnirs Souvenirs mit, okay?“ Damit warf ich vier Münzen in die Luft und ließ sie von Spielern wegbringen. Und der dumme Sora sammelt die natürlich wieder auf. Also hol ich den Herzlosen wieder und lass ihn noch mal kämpfen. Der hat andauernd Medaillons gesammelt, aus der Truhe (Kampfort war der Hafen; die Truhe mit den Medaillons stand in der Mitte). Hat ´ne ganze Weile gedauert, der Herzlose hätte sogar fast gewonnen. Aber Sora hat ihn tot gemacht. Das war nicht schön. Gar nicht schön. Fazit: Sora hat den Harzlosen tot gemacht. Dummer Sora.(Mission fehlgeschlagen) Bemerkungen: Mit Barbossa ließ sich nicht verhandeln; Sora lässt sich auf böse Mädchen (?) ein Name: Luxord (verbessert von Zexion) So schlimm war es gar nicht. Erleichtert sah ich auf. Arg zuckte ich zusammen. Luxord stand an der Glastür, beide Handflächen daran gedrückt, teilweise in der Nähe seiner Mund- und Nasenpartie beschlagen, weil er dagegen atmete, und beobachtete mich mit weit aufgerissenen Augen. Vorsichtig stand ich auf und näherte mich der Tür. Doch schon stand Luxord nicht mehr da. Mit einem waghalsigen Sprung, und einem scharfen Fauchen, das ich selbst durch die Tür hörte, stürzte sich Marluxia von dem Regal, das neben der Tür stand und riss Luxord zu Boden. Stumm staunend starrte ich sie an. Lautes Maunzen. Zaghaft öffnete ich die Tür und spähte um die Ecke, dort wo Marly und Luxord miteinander rangen. Sie wandten sich auf der Erde, Marluxia kratzte und Luxord schlug blind zu. Sollte ich dazwischen gehen? Oder lieber nicht? Unschlüssig trat ich durch den Flur, in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der mir da weiterhelfen konnte. Tatsächlich fand ich Vexen. „Eh, Vexen? Marluxia und Luxord tun da irgendetwas, keine Ahnung, ich hab nicht genauer hingesehen, und ich wollte mal fragen, ob ich dazwischen gehen soll.Die winden sich so... und gerade saß Marluxia noch auf Luxord und rutschte so rum...“, meinte ich kindlich. Innerlich lachte ich manisch – der Hintergrund verdunkelte sich, eine einzige Taschenlampe unter meinem Kinn, die Hände zu Klauen gekrümmt... – verbarg dies aber gut. Vexen stürmte sofort los. Natürlich, Vexen war immer das Opfer, dass Marluxia hasst wie die Pest, klar... glaub ich gerne. Zurück vor meinem Büro erkannte ich die Situation sofort. Vexen mischte sich natürlich mit ein, also prügelten sich da nun drei, statt zwei. Interessiert beobachtete ich die Schlägerei genau. Letztendlich fror Vexen Luxord einfach ein. Die erste gefrorene Dumpfbacke, ohne Stiel, in einem Haufen von Vollpfosten. Eine Woche Ruhe - Das hält man doch im Kopf nicht aus! ------------------------------------------------------ Vorweg: Das ist (bis jetzt noch XD) eins meiner Lieblingskapitel. Bitte entschuldigt die Länge und vor allem die OoCness! Eine ganze Woche Ruhe – das hält man doch im Kopf nicht aus! Nachdem Schlichten der Eskalation – ich sperrte sie mit der Hilfe von Lexaeus, Saïx und Xaldin in Einzelzellen – war es wieder wunderbar ruhig. Natürlich hielt das nicht lange an. Natürlich. „Chef! Chef – ich – i-ich – puh, Scheiße – ich hab – hab, hab gesehen – nein gehört – oh mein Gott - “ Das wunderbare Beispiel für Schnappatmung brach nach einem lauten Krachen ab. Abgesehen davon, dass es ganz logisch war, dass Demyx umkippte, war es auch ganz normal für ihn. Vorsichtig stupste ich ihm mit der Fußspitze in die Seite. Keine Regung. „Äh... Zexion?“, rief ich ganz leise. „Na, was soll’s.“, meinte ich, mit den Schultern zuckend, „Ich hab getan, was ich konnte.“ Uninteressiert ging ich weiter. Im Verließ studierte ich wie immer erst die Liste. Buchführung war eben nötig. Neben den neusten Errungenschaften wie Grandmaster Flip und Miss Marple hatten uns auch ein paar verlassen. Schade, schade, der Hustinetten Bär war nicht länger unser Gast. Man hatte unsere drei Streithähne ziemlich weit auseinander gelegt, soweit es möglich war. Die unglaublich spannende Langeweile hier unten, ohne auch nur die leiseste Beschäftigungsmöglichkeit – außer natürlich, man hatte einen Zellennachbarn, bastelte aus Dreck gerne Männchen oder kratzte denselbigen gerne mit Fingernägeln aus den Backsteinfugen – hätte selbst Zexion fertig gemacht. Wobei dieser, wie ich einst hörte – ich geb es ja zu. Es war Luxord, der mir das erzählte – mal drei Tage lang still gesessen habe, ohne zu zucken, abgesehen von atmen und zwinkern. „Was ist?“, grunzte Lexaeus, mitten im Flur auf einem viel zu kleinem, klobigen Holzstuhl sitzend, und wie erwartet Tetris spielend. „Seit wann haben wir Hobbitstühle?“, fragte ich erhaben. Lexaeus überlegte eine Weile. „Ist schon gut. Du brauchst nicht antworten.“ Etwas verwirrt tätschelte ich ihm die Schulter und zog an ihm vorbei. Eigentlich lagen die drei Zellen von Vexen, Marluxia und Luxord trotzdem nah beieinander. Alles andere war doch tatsächlich belegt. Neben Luxord saß Marluxia fest, ihm gegenüber Vexen. Neben Vexen wieder hockte, wegen Verlegung, ein kleines, dickes Kind mit Brille. Und einem unmöglichem Haarschnitt. „'CheyYo!“, brüllte es mir zu. Das Kind ignorierend wandte ich mich Marluxia zu. „Na, schon was daraus gelernt?“, fragte ich, hämisch grinsend. „Ja...“, wimmerte er, auf der Pritsche liegend, mir die Füße entgegenreckend. „Und das wäre?“, trällerte ich. „Das Vexen ein Arschloch ist. Mir ist kotzübel.“ „Ihm war auch schon wortwörtlich kotzübel. Hier riecht es auch ganz streng, je näher man dran geht.“, kommentierte Luxord. „Sei leise! Was ist denn? Sind dir die Maunzer ausgegangen?“, fragte ich bemitleidend. Weil es darauf keine Antwort gab, ging ich weiter zu Vexen. „Und? Kann man das, was du da so braust und mischst, eigentlich auch kaufen? Ich hätte da sehr gerne was von.“, griente ich. Anstatt einer Antwort drehte sich Vexen beleidigt zur Seite. Luxord brauchte ich gar nicht ansprechen; er lag blau unter der Pritsche und malte mit einem Edding irgendetwas darunter. Überglücklich hüpfte ich regelrecht zurück zu Lexaeus. Die hatten miese Laune! Wegen mir! „Wann soll ich die drei wieder rauslassen?“ „Ich sag schon Bescheid.“, lächelte ich und sprang die Treppen hinauf. Kaum war ich wieder oben, übermannten mich wieder die schlechten Gedanken, zum größten Teil wie immer, dass jeder Tag gleich aussehen würde. Aber jeden Tag, jeden verdammten Tag, spionierten wir Sora aus. Jeden verdammten Tag schickten wir jemanden. Vielleicht nicht unbedingt jeden Tag. Aber mindestens einmal in der Woche, spätestens wenn sich etwas um Sora regte. Doch am Abend des Tages kam die berauschende Nachricht, Sora sei nicht gesichtet worden. Auch am Tage darauf nicht. Und darauf auch nicht. Und darauf – ach was soll’s. Das machte mir Angst. Und zwar große. Sehr große. Abgesehen davon, dass Tia Dalma Barbossa wieder belebt hat, tat sich auch nichts in den Welten. Luxord, Vexen und Marluxia saßen weiter in ihren Zellen. Gar nichts tat sich. Axel musste stillsitzen, konnte sich nicht mit Roxas beschäftigen, wegen der Halskrause. Xigbar hielt wohl Winterschlaf, Demyx litt anscheinend an einer Winterdepression und jeder, der sonst noch Ärger machte, oder anders gesagt, Leben in unseren grauen Alltag brachte, war irgendwie verhindert oder beschäftigt. Das würde ich nicht mehr lange durchhalten. Denn diese Geschichte lief schon sage und schreibe eine Woche so! Normalerweise lief es nicht einmal eine Stunde ohne Verletzungen! Die Stille begann in meinen Ohren zu schmerzen, jeder graue Fleck biss mir in den Augen und jeder eintönige Spaziergang durch das Schloss brachte mich immer und immer wieder fast um. Bis ich es echt nicht mehr aushielt. Ich tobte schon fast. Fast hätte ich mir die Claymore geliehen. Bis ich die leere Spüliflasche fand. Die mit dem genialsten Mechanismus, den es gab, bei Langeweile: einfach draufdrücken, dann spritzt es schon. Ich hatte vor, sorgfältig in den Zimmern zu suchen. Das war gar nicht nötig. Eine große Flasche Whisky stand auf Luxords Nachttisch. Nach einer Weile hatte ich dann alles beisammen, was man brauchte, um einen gepflegten Haushalt ordentlich auseinander zu reißen. Auf einer Art Tablett, das ich mir aus Marluxias Zimmer lieh – okay, vielleicht hätte ich es nicht nehmen sollen... ich wollte nicht wissen, wozu er ihn brauchte, vor allem gebrauchte – präsentierte ich alles, von der Spüliflasche voll Whisky, bis hin über Tabletten aus Vexens Zimmer, oder auch dem einen oder anderen Pülverchen, auch von Vexen, aber auch Xigbar. Das Tablett stellte ich am Absatz zu den Kerkern ab und nahm die Spüli-Whisky-Flasche heraus, sowie den Flachmann und den Strohalm. Vielleicht war es mitten in der Nacht, vielleicht war ich ein klein wenig verrückt, aber verdammt, ich brauchte das jetzt einfach. Lautlos schlich ich durch die Flure. Bis zu den Zellen von Nummer vier, zehn und elf unserer Mannschaft. Vor Luxords blieb ich stehen. Leise öffnete ich die Tür, zu der nur ich und Lexaeus den Schlüssel besaßen. Hinter mir lehnte ich sie leise an. Luxord schlief auf der Pritsche, „Luxord...“, weckte ich ihn leise an der Schulter rüttelnd. „Superior?“, nuschelte er. „Luxord, wach auf...“, flüsterte ich. Vorsichtig setzte er sich auf. „Was ist denn, Superior? Irgendwas von Sora?“, murmelte er schlaftrunken. „Das nicht, aber ich sehe doch, wie du dich hier abkämpfst...“, seufzte ich, betreten lächelnd. Mann, Schauspielerei, mein Leben. „Wollen Sie mich rauslassen?“, fragte Luxord sehr, sehr verwirrt und hoffnungsvoll. „Na ja, das eigentlich nicht, aber ich weiß, dass du es brauchst...“ „Was brauch ich?“, fragte er verdattert rot anlaufend, als ich mich dicht zu ihm setzte. „Ich weiß, wie das ist. Du brauchst es einfach, und irgendwann ist dir egal, von wem du es kriegst.“ Langsam rückte ich noch ein Stück näher. „Was brauche? Superior!“, krächzte er. „Jeder hat manchmal, ab und zu, das Verlangen danach. Das ist ganz normal.“ Irre grinste ich ein wenig. Leise und verwegen lächelnd zog ich ganz langsam den Reißverschluss meiner Kutte auf. Geschockt und gebannt folgte Luxords Blick meiner Hand. Er riss die Augen immer weiter auf, je tiefer ich kam. Wie ich diesen Moment genoss... Um seinen Qualen ein Ende zu setzen, und somit auch leider meiner Freude, griff nach dem Flachmann in der Innentasche der Kutte. Hastig steckte ich den Strohalm in die Öffnung und hielt ihn kurz hoch. „Stößchen!“, näselte ich leise und trank wenig, aber selbstsicher daraus. „Superior!“, quiekte Luxord entsetzt, immer noch mit hochrotem Kopf. „Was?“, fragte ich. „Nein, ich darf nicht trinken. Ich werde nicht zum Knecht meiner Sucht!“ Genervt rollte ich mit den Augen, immer noch nippend. Dramatiker. Nein, eher... - doch, doch, Dramatiker. Ganz eindeutig. „Komm schon. Gönn dir doch auch mal was.“, versuchte ich es. „Nein. Ich bleib dabei. Ich will nicht mehr trinken.“ Er versuchte, stark und fest überzeugt zu klingen. „Warum nicht? Du hast doch sonst keine Laster. Du rauchst nicht, du nimmst keine anderen Drogen, du vergreifst dich nicht an Kindern oder treibst es mit Tieren oder Leichen. Irgendwas musst du dir doch gönnen!“ Kurz überlegte er. Schüttelte dann aber langsam mit dem Kopf. „Nein.“ „Na dann...“, knurrte ich gereizt und griff wieder in die Tasche. Dann warf ich mich auf ihn, runter von der Bank. Ich saß auf ihm, die Knie über seinen Schultern, ihn hübsch einklemmend. Noch bevor er etwas sagen konnte, zog ich den Verschluss der Spüli-Whisky-Flasche auf. Wie wahnsinnig – was heißt denn bitte ‚wie’? – drückte ich die Flasche zusammen, das so nah an seinen Lippen, das es einfach keinen anderen Ausweg gab als schlucken oder durch die Nase atmen. Auf letzteres kam unser guter Luxord natürlich nicht. Konzentriert auf den Druck auf der Flasche bemerkte ich nicht, dass ich ihm mit meinem Gewicht die Luft aus den Lungen quetschte. Allerdings fiel mir das erst auf, als er wild röchelte. Kurz hielt ich inne, Luxord atmete hustend ein und aus. Kaum hatte er sich ein wenig beruhigt, kam die andere Hälfte der Flasche. Verdattert blieb er liegen, als ich aufstand. „Es war auch mir eine Freude, Luxord...“ Die Gittertür ließ ich offen stehen. Es war Zeit für den Nächsten. Schon die ganze Zeit hatte Vexen versucht, mit Marluxia zu unterhalten, aber er ignorierte ihn. Also würde ich ihm einen Gefallen tun... nicht wahr? So leise wie schon vorhin schloss ich Vexens Zelle auf. „Nummer eins.“, machte er leise. „Du bist wach?“, fragte ich etwas erschrocken. „Ja...“ „Ist dir irgendwas in den letzten zehn Minuten aufgefallen?“, fragte ich vorsichtig. „Keine Sorge. Ich kann schweigen. Ich wird es weder Zexion, noch sonst wem sagen, der dir oder Luxord den Kopf abreißen könnte.“, murmelte Vexen ganz kalt. „Wie?“, fragte ich verdutzt. „Ich weiß ja nicht, was ihr da getrieben habt, aber wie jeder normale Mensch habe ich Ohren.“, betonte er. Das 'Mensch' zu korrigieren war mir jetzt auch zu dumm. „Oh... nicht gut. Egal. Willst du zu Marluxia?“ Einen Moment wog Vexen die Situation ab. „Okay. Aber... Bist du betrunken?“ „Nur ein ganz kleines bisschen.“, gab ich zu und stand auf. Ich hatte eben ausprobiert, ob das mit der Spüliflasche so funktionierte! Vexen folgte mir aus der Zelle und beäugte Marluxia haargenau. Grinsend schloss ich auf. „Willst du noch was mitnehmen?“ „Wieso?“, fragte er skeptisch. „Das werte ich mal als Nein.“ Hinterhältig schlug ich ihm heftig auf den Rücken, sodass er rudernd in die Zelle stolperte. Hinter ihm schloss ich die Tür wieder ab. „Viel Spaß... Quäl Marluxia ruhig. Dein Hintern wird dir danken, wenn er sich rächt.“, griente ich und stolzierte mit einem süßen Gefühl des Triumphs wieder in Richtung Treppe. Dort nahm ich das Tablett wieder an mich und suchte nach dem nächsten Kandidaten. Eingefrorener Kuchen schmeckte zwar nicht so gut wie frischer, aber dennoch war es eine wunderbare Idee gewesen, das Stück Torte in eine Schachtel, ursprünglich von Tiefkühlgemüse, zu stecken und weit hinten im Gefrierschrank zu lagern. Ambrosiatorte... kurz zusammengefasst hießen die Bestandteile in etwa zehn Teile Zucker, zwei Teile Mehl, einen Teil Marzipan und drei Teile Schlagsahne. Natürlich kam noch die ganze Dekoration dazu, die auch noch mal um die zwei Kilo Zucker ausmachte. Davon hatte ich nun ein großes Stück vor mir liegen. Während sie auftaute, überlegte ich, wen ich als nächstes aufschrecken könnte. Etwas verloren streifte ich durch die Flure. An dem, wo die Zimmer lagen, schweifte mein Blick über alle Türen, auf der jeweils immer die römische Zahl aufgemalt war. Etwas zweifelnd, ob ich heute noch viel zustande bringen würde, blieb mein Blick an der Tür mit der neun hängen. Drei davon entfernt die der zwölf. Bliebe nur noch die Frage, wie... Aus Vorfreude fing ich an, zu kichern. Und fing ich einmal an, zu kichern, hörte ich so schnell nicht damit auf. Banaler Weise riss ich einfach die Tür von Demyx auf. Dieser schlief aber wie ein Stein weiter. Vorsichtig schlich ich mich weiter in den Raum und stellte das Tablett ab. Langsam fing ich an zu staunen, wie fest er schlief. „Larxene, was machst du denn hier?!“, schrie ich lauthals und verdammt panisch. Zwar stand sie nicht hier, aber dafür richtete sich Demyx schreiend kerzengrade auf und ging direkt in Abwehrhaltung. „Was sollte das denn?!“, quiekte er an mich gerichtet. „Anders hab ich dich nicht wach gekriegt.“, murmelte ich entschuldigend. Ich hatte nichts anderes versucht, aber er war jetzt schließlich wach. „Xemnas, bist du betrunken?“, fragte Demyx, als er wieder richtig Luft bekam. „Ein wenig, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Hast du Lust auf ´ne kleine Mutprobe?“, grinste ich, mich zu ihm setzend. Mit einem leicht angeekelten und leicht zweifelnden Ausdruck rückte er ab. „Mit welchem Einsatz?“ „Was du willst.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Eine Mission fällt flach für mich. Ich will eine weniger als die anderen. Fragt sich nur, was du dafür haben willst.“, meinte er kalt. Ich grinste immer breiter. „Ich will, dass du was tust.“ Ich kam etwas näher. Er wich weiter zurück und schlang seine Bettdecke enger um sich. „Was denn? Eigentlich stehe ich nicht auf Mutproben.“, bellte er. Traurig fragte ich mich, ob er mein irres Grinsen in der Dunkelheit überhaupt sehen konnte. Wenn er es tat, dann hatte er wahrscheinlich eine Heidenangst. „Tust du’s trotzdem?“, fragte ich leise. „Ein verlockendes Angebot. Und wenn ich damit einer weiteren Gehirnerschütterung weichen kann, dann gehe ich den Pakt mit dem Teufel eben ein.“ Abschätzend musterte er mich „Geschworen?“ Die Augenbrauen in die Höhe reckend hielt ich ihm die Hand zum Einverständnis hin. „Heißt das nicht ‚versprochen’?“ „Eigentlich schon. Aber es klingt irgendwie...“, murmelte ich. „Geschwollener.“ Ruckartig meinen Satz beendend schlug er ein. „Was soll ich tun?“, keifte er wenig später. Mein krankes Kichern war unaufhaltsam. Innerlich lachte ich wieder manisch (ich mag die Taschenlampe einfach...). „Oh Gott.“, machte er erschrocken. „Mir hätte doch sofort klar sein müssen, dass das eine Kamikazemission ist.“, murmelte er leise. Ich stand auf und reckte mich kurz. „Komm schon, von wem werde ich heute vergewaltigt?“, fragte er kalt und lustlos. Seine launische Seite mochte ich nicht. Seine quiekende genauso wenig. „Eine Mutprobe, nichts weiter... Hol irgendwas aus Larxenes Kleiderschrank.“ Ein wenig überlegte er. Dann stand er auf. Lachend griff ich nach dem zweiten Flachmann, der sich sieben Tage die Woche in meiner Kutte befand. „Cheers.“, murmelte ich. Doch Demyx nahm ihn mir einfach weg. „Reine Vorbereitung.“, seufzte er und nahm ihn an sich. Eine Weile wartete ich noch, dann schlich ich hinüber zu Larxenes Zimmer und lauschte. Ich brauchte mich gar nicht anstrengen. Demyx schrie laut genug. Inzwischen war das Stück Ambrosiatorte aufgetaut, und was mich freute, noch da. Es stand tatsächlich noch genauso da, wie ich es hingestellt hatte. Fröhlich pfeifend hob ich es auf einen Teller und kloppte noch ordentlich Schlagsahne und Puderzucker oben drauf. Strahlend lächelnd brachte ich es nach oben, hinauf zum Zimmer unseres Sechsten. Leise klopfte ich an. „Zexion“, trällerte ich glockenhell, „Schau mal, was ich dir mitgebracht habe...!“ Genervt öffnete er ein Auge. „Superior, es ist mitten in der Nacht.“, murrte er in seinem Bett. „Ich weiß!“, kicherte ich, nicht weniger irre als sonst. „Sind Sie betrunken?“ Ich stellte mich an seine Bettkante. „Ein bisschen... Lust auf Kuchen?“ Freudig reckte ich ihm den Teller entgegen. Wie im Zeitraffer wurden seine Augen größer und er begann, irgendwie fröhlich auszuschauen. „Kuchen? Kuchen?! Für mich?!“, fragte er mit erhöhter Stimme. Zwar quiekte er nicht wie Demyx es zu tun pflegte, aber immerhin zeigte er Reaktion. „Kuchen, allein für dich.“, strahlte ich zurück. Hastig entriss er mir den Teller, samt Gabel. Vorsichtig beäugte er es aber dann. „Was ist damit passiert?“ „Ich hab es gefunden, im Kühlschrank. Und dann hab ich’s dir gebracht.“, antwortete ich perplex. Zaghaft probierte er. Haute dann aber richtig rein. Bis jetzt hatte ich Zexion nur einmal mit einer Überdosis Zucker erlebt, und das war schon lange her, aber dies sollte sich bald ändern... Zurück zu Demyx Zimmer gehend, wo noch mein Tablett stand, lauschte ich vergnügt den Schmerzens- und Verzweiflungsschreien von Demyx und pfiff dazu mein unrhythmisches Liedchen weiter. Mit einem plötzlichen Gedankenblitz schoss ich noch einmal unten in die Küche, die eher einer Abstellkammer glich als alles anderem. Ich konnte meinem eigenen Gedankenfang nicht recht folgen. Lange, sehr lange suchte ich. Doch fand ich, was ich suchte: Klebstoff und eine alte, rotbraune Plüschkatze. Wo die wohl her kam...? Rasch schnitt ich ihr den Schwanz ab, ließ darum herum aber noch ein Stückchen Fell stehen. Mit dem Teil der Katze und einer kleinen Tube Sekundenkleber bewaffnet stieg ich wieder die Treppen hoch. Wild kichernd betrat ich den Flur. Roxas kam mir entgegen. „Äh... Sie haben nichts gesehen, wenn ich nichts gesehen habe, einverstanden?“, fragte er fiebernd. Betreten und erwischt musterten wir uns gegenseitig. Ich, den Rücken ein wenig krumm gebogen (siehe Igor), wild kichernd und mit Katze und Sekundenkleber. Er in einer Art Kostüm. Er trug ein schwarzes Kleid mit weißer Spitze, das ihm noch nicht mal bis zur Hälfte der Oberschenkel ging. Ausgekämmte, glatte Haare. High Heels. Armstulpen. Eine kleine, weiße Schürze und schwarz lackierte Fingernägel. Das alles verwirrte mich gehörig. „Darf ich trotzdem fragen, was Sie vorhaben?“, fragte er leise. „Ähm, eigentlich will ich das hier“, ich hielt das Katzenende ein Stück hoch, „an Lexaeus kleben. Und du?“, fragte ich interessiert. „Ich spiel Krankenschwester.“ Damit stieß er die Tür Axels auf. Ganz leise öffnete ich die Tür von Lexaeus. Er schlief. Auf der Nase. Den Rücken nach oben gewand lag er da, die Arme flach neben sich und die Nase fest auf die Matratze gedrückt. Ich stellte mich so nah, wie es ging, an ihn. Vorsichtig, ganz vorsichtig drehte ich die Klebstofftube auf und schmierte eine ordentliche Portion auf die blanke Seite des Stücks Katzenhinterns. Der Farbton war aufgezeichnet, fast genau der von Lexaeus’ Haaren. Eifrig drückte ich ihm das Katzenteil an den Hinterkopf. Ich zitterte vor Freude, dass er nicht aufwachte. Leise verweilte ich einen Moment, auf das er nicht plötzlich aufsprang und mir mit blanken Händen den Kopf von den Schultern riss. Damit wäre Nummer fünf auch abgehakt. Roxas und Axel fielen sowieso aus. Erstens waren sie beschäftigt, sodass sie wahrscheinlich nicht gestört werden wollten, zweitens wollte ich sie auch nicht freiwillig stören. Ich bin einfach kein Freund von Kinderpornographie. Jedenfalls wenn ich es direkt sehen, beziehungsweise praktizieren muss. Wer blieb denn sonst noch... Saïx, Xaldin und Xigbar. Saïx könnte ich die Claymore umgestalten. Irgendwo war der rosa Sprühlack, und irgendwo auch die rosa Haarfarbe. Blieb bloß wieder die Frage wo. Hals über Kopf stürmte ich wieder nach unten und durchwühlte die Küchenschränke. Bald würde es dämmern. Und ich musste doch fertig werden! Also riss ich die Schränke praktisch auseinander. Und fand, was ich suchte, und noch mehr: rosa Sprühlack, rosa Haarfärbemittel und eine Druckhupe. Oder Druckhorn. Mit den Utensilien ging ich zu x-ten Mal wieder zu dem Flur, durch sämtliches Gerümpel in der Küche watend. Dort kippte ich den größten Teil von Saïx’ Haarspülung – Welcher Kerl benutzt denn bitte eine Haarspülung? Haarkuren? Kein Wunder, dass er bei uns war - aus und ersetzte ihn durch Haarfarbe. Nächster Schritt wäre, die Claymore zu holen. Würde ich ein einen Betäubungspfeil samt Blasrohr brauchen, um an die Waffe zu kommen? Leise stolperte ich in das Zimmer von Saïx. Auch er schlief, wie alle anderen selig – und wie Zexion hinter einem Vorhang von Haaren. Leise schaute ich mich in dem Zimmer um. An einem Stuhl lehnte der Berserkerhammer. Grinsend griff ich danach. Ich hob sie an und schleifte sie mehr oder weniger aus dem Raum. Bedacht, keinen Lärm zu machen, schloss ich die Tür hinter mir und lehnte die Waffe an die Wand daneben. Den silbernen Teil ließ ich silbern, doch goldgelbes und blaues, sowie die zwei Stellen in der Mitte lackierte ich rosa. Beidseitig. Eine halbe Stunde, dann würde die Farbe trocken sein. Die Zeit konnte ich auch nicht mit der Druckhupe spielen...! Übrig blieben also noch Xigbar und Xaldin. Xigbar hielt eigentlich Winterschlaf. Also würde er das Opfer der Druckhupe werden. Ich liebte diese Teile! Blieb noch Xaldin. Xaldin... war sehr reizbar, sehr launisch, sehr aggressiv und sehr gemein. Grübelnd setzte ich mich neben die Claymore. Und ehe ich es bemerkte, war sie schon trocken. Leise schleifte ich sie wieder in Saïx’ Zimmer. Bevor noch irgendjemand aufstand, huschte ich, die Druckhupe im Anschlag, hinein in Xigbars Zimmer – und erstarrte. Dort lag er keinesfalls allein. Beinahe ließ ich die Druckhupe fallen. Beinahe. Geschockt zuckte mein linkes Auge. Das tat es normalerweise immer nur kurz vor einem meiner gelegentlichen Schreikrämpfe. Doch ich war zu fertig, um zu schreien. Xigbar war ein richtiger Kerl, mit den Narben, der Augenklappe und dem komischen Grinsen. Xaldin war auch ein richtiger Kerl, mit den Rastalocken, den Kotletten und den Aggressionen. Die beiden aber nebeneinander liegen zu sehen, friedlich – friedlich! Sonst waren die beiden nicht ansatzweise so! – schlafend... irgendwie traumatisierte mich das ein wenig. Wie lange stand ich da und starrte die beiden an? Das war mir aber egal, als der kleine Part in mir, der für die manische Lache zuständig war, sich wieder beruhigt hatte und ich ordentlich und sehr laut hupte. Jetzt hieß es laufen. Laufen wie der Teufel selbst. Sonst würde ich den Sonnenaufgang nicht mehr erleben. Ich stürmte aus dem Raum und hastete die Treppen hinauf, nahm bestimmt sechs Stufen auf einmal. Ab in mein Büro. Da hinter lag mein Schlafzimmer. Dort sprang ich regelrecht ins Bett, riss mit praktisch die Kutte vom Leibe und deckte mich zu. Einmal ordentlich die Haare zerzausen und so tun, als ob man schliefe reichte schon. Bald würden sieben Leute schreiend und keifend an meiner Tür stehen und die Scheibe aus der Glastür kloppen. Aber wenigstens würden sie sich dann wieder benehmen wie mein Sauhaufen. Auch wenn ich sie anbellte und anschrie, ich mochte sie so. Aufgeweckt, aufgekratzt und immer dumme Ideen. Heute mochte ‚angepisst’ noch dazukommen. Aber so mochte ich sie einfach. Meine eigene, von mir geleitete, Organisation von Vollpfosten. Vierte Mission – Hollow Bastion! Radiant Garden! Wir gehen hin – ALLE. ---------------------------------------------------------------------- Vorweg: Sorry, dass es so dramatisch ist... Xemnas spricht ein wenig, wie ich mich ausdrücken würde. Und ich bin Dramatiker, und ich steh dazu XD Vierte Mission – Hollow Bastion! Radiant Garden! Wir gehen hin – alle. Auch wenn ich kein Herz hatte, ich dies akzeptierte und mich damit schon lange abgefunden hatte, vermisste ich das regelmäßige Pochen in meinem Schädel doch schon irgendwie bei übermäßiger Anstrengung. Wie konnte das Herz fehlen, wir aber trotzdem angestrengt und ausgelaugt sein...? Es war komisch, so aufgeregt zu sein, und es körperlich zu spüren, allerdings ohne den Herzschlag... Aber in diesem Fall war es mir nützlich. Ich atmete schneller ein und aus, aber dies ließ sich schnell kontrollieren, bis die wütende Meute auftrat, was nach einer knappen Viertelstunde geschah. Es fing an, mit lautem Klopfen an die Glastür meines Büros. Mehr oder weniger rhythmisch schlug jemand dagegen. Schnell wurden es mehr Leute, demnach mehr klopfen. Vorsichtig setzte ich mich auf und lauschte weiter. Besser würde ich aufstehen, bevor sie mir noch das Büro demolierten. Ganz langsam, ohne jegliches Geräusch, stand ich auf, raffte die Bettdecke neben mir zusammen und schlüpfte in die schwarzweißen Plüschpantoffeln, so wie den Bademantel im gleichen Muster. Eine Weile stand ich in der Tür zu meinem Büro und schaute die Meute an, die sich vor dem Bürofenster tummelten. Von hier aus konnte ich sie alle gut sehen. Schön, dass die Tür abgeschlossen war. Ich schlurfte zu der Tür und betrachtete die Leute genauer. „Was macht ihr hier?“, murmelte ich leise, eher zu7 mir selbst und in Gedanken, als zu der kleinen Meute. Selbstverständlich hörten sie mich nicht. Aber sonst hörten sie auch selten auf mich, egal wie laut ich sprach... Vorsichtig öffnete ich die Tür. Stille. „Einer nach dem anderen.“, murrte ich lustlos und genervt. Ächzend warf ich mich wieder hinter meinem Schreibtisch in meinen Bürostuhl. Schön, dass es so früh am Morgen war. Sonst hätten sie auch hier wieder nicht auf mich gehört. Das überraschte mich dennoch am meisten. Aber Wunder gab es immer wieder, was...? Als erstes bahnte sich Saïx den Weg. Täuschte ich mich, oder sah er irgendwie wütend aus? Seine Augen wirkten irgendwie gelblicher, stechender. Seine Zähne spitzer. Und seine Haare rosa. Sich schwer unter Kontrolle habend, räusperte sich Saïx. „Superior?“, fragte er hüstelnd. „Ja bitte? Sag mal... irgendwas hat sich doch verändert an dir, oder? Ich komm nur nicht drauf...“, murmelte ich, augenscheinlich kräftig überlegend. Gespielt lächelnd fuhr er sich mit gespreizten Fingern durch die Haare und spielte danach mit einer Strähne. „Keine Ahnung. Trotzdem schön, dass du auf so was achtest.“ Diese gekünstelt sanfte Stimme, sehr verlegen, machte mich kirre. Da wurde einem ja schlecht von... Ich war regelrecht froh, als ich das Krachen vernahm, als sich Saïx kräftig mit beiden Handflächen auf die Platte meines Schreibtisches stützte, hinter dem ich saß. Er stand kurz davor, die Zähne zu fletschen. „Was sollte die Aktion?“, knurrte er. „Was für eine Aktion?“, fragte ich dumpf. „Bist du blind?! Scheiße, ich seh aus, wie Marluxias Bruder! Und meine Claymore hast du auch nicht verschont! Ich fühl mich entmannt!“, brüllte er. Spucke verteilte sich großflächig auf meiner Arbeitsfläche. Verband man die Punkte, bekam man bestimmt einen Traktor dabei heraus... „Und was soll ich jetzt machen?“, fragte ich ruhig, die Beine übereinander schlagend. „Dich entschuldigen.“, sagte er ganz perplex. „Das tut mir Leid. Kannst du den nächsten holen?“, fragte ich routiniert und emotionslos. Dafür erntete ich furchtbar bitterböse Blicke, aber Saïx drehte sich um und deutete mit dem Daumen draußen einfach hinter sich, zu mir. Als nächstes stapfte Luxord zu mir. „Was hab ich dir angetan?“ Darauf hickste er. „Chef, das war ganz gemein, letzte Nacht! Und das tat voll weh, als ich – Hick! – mich verschluckt hab! Und ich hab voll keine Luft mehr gekriegt!“, lallte er. Xigbar lachte von draußen lauthals, von Vexen hörte man ein 'Hab ich doch gesagt!'. Genervt zog ich eine der Schubladen meines Schreibtisches auf. Im hohen Bogen warf ich ihm einen Zauberwürfel zu. Luxord betrachtete ihn eingehend, zog die Schultern hoch und hielt sich den Gegenstand zwei Zentimeter vor die Augen. „Geh und hol den nächsten.“, keifte ich. Damit würde beschäftigt sein. Bis er nüchtern werden würde. - falls. Das ließe sich leicht, wahrscheinlich sogar ohne mein Zutun verhindern. Irgendwo ließ sich schon eine weitere Spülflasche finden. Alkohol hatten wir auch immer reichlich im Haus – sonst würden auch so einige Mitglieder Amok laufen. Komischerweise standen alle tatenlos vor der Tür und taten eben nichts. Starrten nur. Zwar war mir diese Variante lieber, als dass sie wie erwartet mit Mistgabeln und brennenden Fackeln auf mich zu marschierten, aber dennoch war das... schon fast schockend. Sie harrten so aus, bis Zexion anfing, zu kichern. Verrückt zu kichern. Komischerweise verzogen sich alle dann. Schlagartig. Das gefiel mir nicht. Das war verdächtig. Sehr sogar. Irgendwie würde ich sie schon wieder normal bekommen. Koste es was es wolle. Da ich keine Komplizen hatte, musste ich eben Niemande schicken, um die Welten auszukundschaften. Wenn diese nicht sogar effektiver waren. Und siehe da – Sora kämpfte sich grade durch Massen von Herzlosen, geschickt von Malefiz. Sofort sprang ich auf, als ich dies erfuhr. Mit den Armen rudernd sprang ich durch die Flure. „Bewegung! Bewegung! Ich will Bewegung!“, schrie ich aus vollem Halse. In der Ecke saß Luxord, konzentriert die Augen zusammenkneifend, mit dem Zauberwürfel ringen. Als er mich hörte, sah ich verwirrt auf, zwinkerte ein paar Mal. „Du benimmst dich wie der eine da mit dem Hut. Der komische mit dem Schiff.“, murmelte er „Jack Sparrow?“, murmelte Demyx von der Seite. „Nein, der mit dem Hut!“, quengelte unser Säufer. „Idiot, das ist der mit dem Hut!“ Ich rannte derweilen quer durch den Raum, einmal rund in einem Kreis, dann weiter in den nächsten Raum, wo wieder ein paar Leute standen und saßen. Letztendlich folgten sie mir alle. Als wir wieder bei Demyx und Luxord ankamen, kippte ich fast um. Schwer atmend lehnte ich mich an ein Bücherregal. „Was denn, Chef? Was denn, was denn, was denn, was denn, was denn?“, quiekte Zexion hüpfend. „Sei ruhig! Sora ist in Hollow Bastion! Radiant Garden! Wir gehen hin – alle.“, keuchte ich und stützte mich auf meine Knie. „In zehn Minuten, genau hier.“, befahl ich. Fast alle gingen noch einmal zu ihren Zimmern. Außer Zexion, der immer noch irritierend schnell auf und ab hüpfte, Luxord, fixiert auf den Würfel, Larxene, die sowieso immer bewaffnet war, und Demyx, der in einem schwarzen Kapuzenpulli auf der Fensterbank saß, mit der Kutte unter seinem Arm. „Und ihr? Wollt ihr nicht irgendwas holen?“ „Nein.“, murmelte Luxord konzentriert. „Nö.“ Larxene also auch nicht. „Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein!“, griente Zexion hin und her hibbelnd. Demyx zuckte mit den Schultern. „Ist das eigentlich eine Winterdepression oder einfach nur eine Phase?“, fragte ich ihn. Wieder zuckte er mit den Schultern. „Warum hab ich das getan? Warum bin ich darauf eingegangen? Warum hab ich einen Packt mit dem Teufel geschlossen? Warum?“, fragte er sich leise selbst. Hatten Zexion und Demyx etwa irgendwie Rollen getauscht? Das machte mir Angst. „Moment mal... hast du mich als Teufel bezeichnet?!“ Bevor ich eine Antwort bekam, waren die anderen auch zurück. Xigbar und Xaldin standen möglichst weit auseinander, meinem Blick und dem des anderen ausweichend. Vexen humpelte und verkniff sich Tränen. Schmerzen in den Füßen schien er nicht zu haben... Marluxias Rache sei Dank. Das erkannte man deutlich. Lexaeus trug die Kapuze jetzt schon. Manchen mochte ein Pferdeschwanz ja stehen... ihm nicht. Zexion hüpfte immer noch wie aufgezogen durch die Gegend. Saïx trug eine schwarze Wollmütze mit einem aufgestickten, grünen Hanfblatt darauf, unter der wild einige rosa Haarspitzen und Strähnen hervorlugten. Axel hatte man die Halskrause entfernt, dafür trug er einen dicken Winterschal. Demyx schlug nun auch die zweite Kapuze hoch und verfluchte sich leise selbst. Luxord gesellte sich zwar zu uns, rannte aber, den Blick auf das bunte Teil in seinen Fingern, in Lexaeus, wie vor eine Wand. Marluxia zitterte und schaute leicht paranoid um sich. Plötzlich warf er sich vor Vexen auf die Knie. „Bitte, bitte! Ich geb dir alles was du willst! Ich belästige dich nie mehr, Ehrenwort! Aber ich brauch es! Bitte! Ich dreh durch! Ich lauf Amok! Bitte!“, bekniete er ihn. Zitternd verschränkte er die Finger und kroch vor ihm im Staub. Larxene beobachtete das genießend; ihr Blick schweifte gelegentlich zu Demyx, der immer noch zu Boden starrte. Und Roxas zog die Ärmel seiner Kutte immer wieder so weit es ging hinunter. Also waren wir vollständig. „Alle Mann, auf geht’s! Ab nach Hollow Bastion!“, trällerte ich und öffnete ein Portal. Also standen wir da – dreizehn Personen auf einem großen Absatz aus Stein vor dem ramponierten Schloss, das ehemals Malefiz gehörte. Eine geraume Zeit warteten wir, ich ganz vorne, an meiner rechten Xigbar, an meiner linken Xaldin, mit jeder Person immer ein weiteres Stück nach hinten versetzt. Dann stürmte plötzlich Sora aus einem Gang in das Areal. Vor ihm waren mehrere Treppen, die ihm Zugang zu einem ganzen Stück Weg gewähren sollten, wohinter letztendlich Xehanorts ehemaliges Büro befand. Das gefiel mir nicht. Als Sora noch oben schaute, musste ich grinsen. Ich konnte nicht anders. Wie fühlte sich die Göre, vor dreizehn verhüllten Gestalten, die alle, jeder einzelne, na ja, vielleicht bis auf... äh, von denen die meisten besser kämpfen konnten als er? Mit großen Augen starrte er uns von unten hinauf an. „Ist einer von euch Riku? Oder seid ihr alle Riku?“, fragte er hoffnungsvoll und mit einem leicht wahnsinnigen Ton. Alle hielten die Klappe. Niemand würde es wagen, mir jetzt die Schau zu stehlen. Mit Kindern konnte ich schon immer total gut... Ohne dass er es sah grinste ich ziemlich teuflisch. Es kostete mich viel, nicht gleich manisch zu lachen. Sadistisch spielte ich mit einer silbernen Haarsträhne meiner selbst. Soras Augen blitzten auf. „Riku?“ Seine Stimme bebte. Vielleicht war ich ein Sadist. Aber ich genoss es. „Riku? Bist du Riku?“, wiederholte Sora fiebernd. Dabei glich meine Figur doch überhaupt nicht der Rikus. Und auch kein anderer aus der Organisation hatte diese Eigenschaften. „Wen hältst du für Riku?“, fragte ich vorsichtig. „Mich? Das ich nicht lache. Komm schon, ähnelt hier irgendeiner deinem Riku? Den du doch so vermisst? Besonders in den Nächten? Wie alt bist du? Vierzehn, fünfzehn?“, fragte ich fies. „Fünfzehn.“, murmelte er fassungslos errötend, weil ich die Kapuze abnahm. Er hatte doch echt einen Knick in der Optik. „Fünfzehn? So, wie das klingt, wahrscheinlich nicht grade ahnungslos. Weißt du, wo dein guter Riku ist?“ Er schüttelte langsam mit dem Kopf. Donald und Goofy blickten aufgeschreckt zwischen meiner Bande und Sora hin und her. „Nein...“, seufzte er. Auf der Unterlippe knabbernd blickte er schräg nach unten. „Willst du es wissen?“, bot ich an. Das ließ ihn schlagartig aufblicken. „Was?! Sag es!“ „Noch weiß ich nichts, aber ich hab da ein paar Beziehungen...“, erklärte ich grinsend, gemächlich gestikulierend. „Nicht wahr, Saïx?“, lachte Luxord lauthals. „Beziehungen...“, prustete er. Kurz ließ Saïx die Schultern hängen. Schaute dann aber langsam zu ihm auf. Dann ging er langsam, aber schnurgrade, zu ihm herüber und entriss ihm ruckartig den Zauberwürfel. Sich schwer unter Kontrolle ging er zum Rand des Plateaus und schmetterte ihn mit voller Kraft hinunter auf die Erde. Der Zauberwürfel hatte dadurch solch eine Kraft und Geschwindigkeit, dass darunter ein kleiner Steinbrocken zu Bruch ging. „Eh, Alter, hast du grad mit ´nem Zauberwürfel ´nen Stein geschrottet?!“, fiepte Xigbar begeistert. Saïx ballte die Hände zu Fäusten und schloss die Augen. Sein gespieltes Lächeln glich eher einem Fletschen der Zähne. „Nein.“, meinte er gepresst und stellte sich wieder auf seinen Platz. „Eh, Alter! Mann ey, der Stein Dampft ja fast!“, freute sich Xigbar. „Halt den Mund.“, knurrte ich nach hinten. „Wird gemacht Chef.“ Xigbar salutierte. „Ich will auch, ich will auch, ich will auch!“, quiekte Zexion und hüpfte zur Kante. Dort beugte er sich weit nach vorn, hibbelte wieder – und fiel. Fiel in die Tiefe. Er schlug auf und zuckte noch einmal kurz, wonach er reglos auf dem bläulichen Stein liegen blieb. „Zexion!“, schrie Demyx und kniete sich an den Rand des großen Absatzes. „Reg dich ab. Wir kratzen ihn nachher von der Erde.“, knurrte ich. Dann wandte ich mich wieder an Sora. „Wo war ich gleich? Ach ja, ich hab da so meine Beziehungen. Ich könnte nach ihm suchen lassen. Wir sind das Zwielicht. Wir kennen uns im Licht und in der Dunkelheit aus. Ich könnte dir helfen...“, bot ich grinsend an. „Wer seid ihr?!“, rief Sora zu uns hoch. So wie er klang, hielt er uns für eine Sekte. „Kapuzen runter, Jungs. Und Larxene.“, lächelte ich. Hinter mir nahmen alle synchron ihre Kapuzen ab. Sora musterte alle eingehend. „Wir sind die Organisation XIII. Gegen ein paar von uns hast du schon gekämpft. Immer erfolgreich. Das wird sich ändern. Schneller als du denkst. Egal in welche Welt du reisen wirst, wir werden schon da sein. Egal, wen du retten würdest wollen, wir werden sie schon ins Verderben gestürzt haben. Egal, wie sehr du dich anstrengst, nicht aufzufallen, versuchst, dich zu verstecken, wir werden dich schon längst gefunden haben. Und haben wir dich einmal... Sora, das hat bald ein Ende. Lange wirst du uns nicht mehr die Stirn bieten können. Vielleicht schaffst du ein einzelnes Mitglied in einem Kampf zu besiegen. Aber das hört auf. Schaffst du es, gegen Niemande und Herzlose zu bestehen? Und noch gegen uns? Das wage ich zu bezweifeln. Du wirst untergehen. Jämmerlich. Streng dich an. Vielleicht findest du Riku. Vielleicht können uns zwei Schlüsselschwertträger umbringen. Vielleicht wirst du deine Reise aufgeben. Lass dein Schicksal nicht über dich bestimmen. Mach was draus.“ Leicht lächelte ich und trat einen Schritt zurück. „Ich dreh am Chakram, kann der Reden halten! Als abgebrochener Meter wie er hätte ich jetzt Schiss.“, grinste Axel stolz. „Irgendwie kommst du mir bekannt vor... kenn ich dich?“, fragte Sora ihn. „Nein.“, blaffte Roxas, Axel in die Schulter krallend. Dabei rutschte der Ärmel seiner Kutte ein Stück zurück – und entblößte sein Handgelenk. Um dies baumelte etwas Schwarzes und Silbernes. Es war eine Handschelle mit Plüschbesatz. Ein Stückchen Kette hing noch daran; die letzte Öse war arg verbogen. „Roxas, frag doch vielleicht mal einen von uns, ob er dir das da vom Handgelenk nehmen kann. Vielleicht kriegt es Lexaeus auseinander gebogen, oder Vexen durch geätzt.“, lächelte ich nach hinten. „Aber ich hab das Gefühl, dich schon mal gesehen zu haben...“, murmelte Sora unten. „Sei still.“, knurrte Roxas. „Andere Frage: soll ich Riku für dich finden? Ich kann es tun – vorausgesetzt du tust etwas für uns.“ „Und das wäre?“, fauchte er. Ich musste grinsen. „Schließ dich uns an.“, hauchte ich. Das war so unmöglich und unwahrscheinlich, dass er mich argwöhnisch beäugte. „Bist du betrunken?“ „Ein bisschen – aber das tut jetzt nichts zur Sache. Was auch immer du versuchen wirst, du wirst scheitern. Du kannst dich uns aber auch anschließen. Du kannst so weiter machen wie bisher. Du kannst sterben. Wobei zweitens und drittens auf dasselbe hinauslaufen. Was sagst du?“, fragte ich. Wie ich diese Position genoss. Ich, mächtig und groß, zerstörte das Selbstvertrauen eines pubertierenden Teenagers, der meinte, dass er müsse die Welt retten. Das war besser, als einem Kleinkind den Lolly wegzunehmen. „Was sagst du?“ „Ich will weitermachen wie bisher. Du wirst sehen, ich lösche alle euch aus.“ Darüber hatten die meisten nur Lachen übrig. So wie ich. „Wie sieht’s denn aus? Lust auf ein Tänzchen?“, grinste ich. Verwirrt zog er die Augenbrauen hoch. „Tänzchen? Ich kann nicht tanzen.“, gestand er ganz perplex. „Wenn man jetzt einen Zauberwürfel hatte, nicht wahr?“, grinste Axel mir zu, als ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn schlug und Saïx die Hände schon wieder aggressiv zu Klauen krümmte. „Soll ich euch musikalisch begleiten?“, fragte Demyx ganz knochentrocken ernst. „Das Schlimme ist, dass du’s im Moment und in deinem Zustand wirklich tun würdest.“, murmelte ich. „Wie wär’s mit ´nem Stein? Den kann man auch super werfen.“, grinste Xigbar nach hinten. Xaldin blickte bei dem Klang seiner Stimme starr zu Boden. „Manchmal hasse ich euch alle.“, grunzte Lexaeus. „Willkommen im Club.“ Demyx schüttelte lustlos Lexaeus’ Hand. Sora ging in die Knie. Ich weiß nicht, ob er so schwer verletzt war, ob er so fassungslos war, was für ein Haufen von dummen Leuten wir doch waren oder ob er vielleicht auch einfach keine Lust mehr hatte, zu stehen. Aber er fiel einfach auf die Knie. „Alles okay?“, fragte Roxas monoton, als würde er sich gedrängt fühlen, es zu fragen, aber es nur widerwillig aussprechen. „Ihr... ihr sollt Kairi entführt haben? Ihr sollt so stark sein, dass alle Welt euch fürchtet? Ihr seid eine Organisation von Nieten. Verlierern. Ihr seid schlecht.“ Er musste schlucken. Als hätte er sich somit selbst beleidigt und würde es nun einsehen. Manchmal verstand ich den emotionalen abgebrochenen Meter einfach nicht. „Ich würde furchtbar gerne gegen einen von euch kämpfen. Wenn das alles dann ein Ende hätte.“ Sora hatte, während er sprach, den Kopf hängen lassen, sodass man seine verspannte und traurige Miene nur schwer erkennen konnte. „Das lässt sich machen. Aber steh bitte vorher auf. Wir haben alle zu viel Anstand und Stolz, um jemanden im knien sterben zu lassen. Außerdem hast du schon zu viel geleistet. Meinen Herzlosen umgebracht. Meine Anerkennung, wirklich. Du bist durch sämtliche Welten bereist. Hast allen geholfen. Jedes einzelne Schlüsselloch versiegelt. Die Tür, zwischen Licht und Dunkelheit verschlossen. Das alles. ...Aber was hast du letztendlich davon? Nichts. Du hast gemacht und getan. Und schon wieder bedroht jemand diese Welten. Trotzdem kniest du jetzt da, starrst auf den Dreck vor dir und erlaubst dir das auch noch vor deinen ärgsten Feinden?“ „Noch mal zum mitschrieben: erst machst du ihn du ihn runter. Dann baust du ihn wieder auf. Und jetzt schmetterst du ihn wieder nieder? Du bist grausam.“, meinte Larxene, grinste dann aber. „Das gefällt mir. Unser Chef mausert sich.“ Sora ließ die erst angespannten Schultern langsam sinken. „Wenn du jetzt stirbst, lässt du alle im Stich. Wenn du jetzt von dannen gehst, enttäuschst du nicht nur Riku und Kairi, sondern auch alle, die sonst noch auf dich zählten. Und stirbst du kurz vor dem Ziel, rechnet man dir maximal den Versuch an. Egal was du tust. Es ist sinnlos. Selbst wenn du mehrere von uns tötest – die anderen werden sich immer wieder zusammenschließen. Und wenn du uns alle umbringst, Malefiz wird meinen Platz einnehmen, oder ein einderer. Die anderen, die nach Kingdom Hearts und seiner Macht verlangen, werden sich zusammenschließen. Und gegen alle gleichzeitig kannst du nicht bestehen. Selbst wenn du all deine Freunde zusammen kratzt. Warum verschwendest du diene Zeit damit, sinnlose Nebenaufgaben zu erledigen? Warum halfst du Winnie Pooh? Warum schlägst du dich fünfzig Runden im Hades-Cup? Ja, ich weiß, was du vergangene Woche die ganze Zeit gemacht hast! Warum gehst du in Twilight Town Briefe austragen und Bienen jagen? Schiebst du die die Kämpfe gegen uns heraus? Hast du Angst? Irgendein Herzloser wird dich schon kriegen. Irgendein Niemand wird es erledigen. Eigentlich dachte ich bisher immer so. Aber inzwischen gehst du mir gehörig auf die Nerven. Am liebsten wäre es mir, wenn du durch meine eigene Hand stirbst. Aber die eines anderen tut es für den Moment auch, nicht war?“, fragte ich. „Langsam ergeben die Sachen, die er sagt, keinen Sinn mehr.“, bemerkte Saïx. „Vielleicht ist er ja tatsächlich betrunken. Oder einfach nur im Rausch der Macht.“ „Stimmt. Irgendwie redet er sich rein.“, stimmte Demyx zu. Langsam schaute Sora auf. „Ihr seid vielleicht aggressiv. Vielleicht gefährlich und stark. Mag auch sein, dass ihr nicht die Dümmsten seid. Aber jeder hat irgendwo eine Schwäche.“ Er lächelte verrückt, fast so, wie wenn es um Riku ging. „Genau wie du. Du hältst physisch viel aus. Aber kaum verabschiedest du dich von irgendjemandem, weinst du, wie ein kleines Mädchen. Du lässt dich von mir runtermachen. Mir, deinem eigentlich größtem Feind. Du solltest mir die Stirn bieten. Stattdessen kniest du vor mir und starrst abwechselnd mich, den Boden und den Himmel an. Das ist deine größte Schwäche.“ Trocken lachte ich auf. „Verzieh dich Sora. Versiegle das nächste Schlüsselloch. Mach, was du willst. Aber steh auf und mach irgendetwas. Das kann man nicht mitansehen. Der Junge, der uns so viele Schwierigkeiten bereitet, darf nicht im Staub kriechen. Nachher werden wir noch ausgelacht.“, fauchte ich. Beschämt blickte Sora wieder zur Seite. „Der nächste Herzlose wartet auf dich.“ „Stimmt, nicht wahr, Vexen?“ Marluxia schlug Vexen freudig auf den Hintern. Dieser zuckte ziemlich heftig zusammen und krümmte sich vor Schmerz. Beinahe flossen ihm die Tränen über das Gesicht. „Du dummes Arschloch.“, wimmerte Nummer vier. „Ich? Wer quält denn hier den anderen?“, zischte Marluxia. Ich versuchte es zu ignorieren. Aber die beiden waren die einzigen, die in der geraumen Stille sprachen. „Xemnas!“, brüllte Sora von unten. „Ja bitte?“, wandte ich mich wieder aufmerksam an ihn. Der Kleine kam langsam wieder auf die Füße. „Was will der kleine Schlüsselschwertträger von mir?“ „Kämpf gegen mich. Oder schick jemand anderen. Nur damit ich dir dein dummes Maul stopfen kann.“, knurrte er, das Schlüsselschwert plötzlich wieder kräftig und fest in Händen. „Wie bitte? Gegen wen willst du antreten? In deinem Zustand? Wir werden darauf zu sprechen kommen. Das nächste Mal.“ Damit pfiff ich die Organisation zurück und scheuchte sie wieder zurück in ein Portal. Zu dreizehnt saßen wir wieder nun an der großen Tafel, ich vor Kopf. Das Gerede ging mir ziemlich auf den Senkel. Also schlug ich heftig auf den Tisch. Alle verstummten buchstäblich schlagartig. „Superior? Warum hast du uns zu Sora geschickt?“, fragte Vexen zögernd. „Vexen. Ihr alle. Ich wollte testen, wie Sora reagiert. Auf einen möglichen Kampf mit dreizehn Organisationsmitgliedern. Er hat diese wunderbare Schwachstelle. Er ist psychisch schwach. Oder wenigstens anfällig. Damit reißen wir ihn runter.“, erklärte ich nüchtern. „Was? Wir haben eine Taktik - nein. Wir brauchen eine Taktik gegen ein Kid, das mit einer Zahnbürste kämpft?!“, schnauzte Xaldin. Heute hatte er noch gar nichts gesagt. „Simplexus ähnelt zwar einer Zahnbürste, ist aber dennoch etwas stärker.“, knurrte Axel. „Woher weißt du, wie’s heißt?“ „Ich war dabei, als er es gekriegt hat! Ich bin nicht so faul und pädophil, wie ihr alle denkt!“, schrie er und lief rot an. Ob vor Zorn oder Scham ließ sich schwer sagen. „Sora, im Kampf gegen den Zahnbelag!“, kommentierte Luxord kichernd. „Eh, wo ist Zexion?“ Wir dachten anscheinend alle das gleiche, so auch Demyx. „Hat ihn denn keiner von der Erde gekratzt?“, fragte ich skeptisch. Alle schüttelten synchron mit dem Kopf. „Okay, alle, die sich dafür irgendwie berufen fühlen sollten sind ziemlich verwirrt. Wer könnte ihn denn holen...“ Mein Blick wanderte durch die Reihen. „Lexaeus! Du kannst doch mal eben gehen und ihn von der Erde reißen, oder?“, trällerte ich enthusiastisch und schickte ihn los. Lustlos erhob er sich. „Ich mach ja schon...“, murrte er. „Kein Wort. Oder du bastelst den Stuhl zusammen.“, drohte Saïx Xigbar. So zog Nummer fünf los. „Sora wird in Hollow Bastion erstmal beschäftigt sein. In ein paar Tagen können wir ihn wieder suchen. Oder will ihn jemand bespitzeln?“ Keiner meldete sich. „Okay. Find ich gut. Larxene hat eine Mission weniger als alle anderen. Du bespitzelst Sora und Gefolge. Gute Nacht soweit. Abtreten.“ Ich sprang auf und eilte in mein Büro. Oh Mann. Den heutigen Tag hatte ich aber ordentlich versaut. Und verhauen. Und verdorben. Und... so weiter. Aber Sora würde ich nieder machen können, ich kannte seine Schwächen. Ich würde ihm den Arsch aufreißen. Ich und meine Organisation von Vollpfosten. Fünfte Mission - Ich bin ich, nicht sie ist ich! ------------------------------------------------ Man wird sich wundern, warum das so schnell da ist... aber man hat gequengelt XD Entschuldigt, dass es so lang ist, aber ich konnte einfach nicht kürzen. Fünfte Mission – Ich bin ich, nicht sie ist ich! „... und dann hat er mich mit dem Schlüsselschwert gepiekt.“, murmelte Zexion uninteressiert. „Wie jetzt? Noch mal, für die ganz langsamen wie mich: du fällst, schlägst auf, wir, oder eher Xemnas redet, du liegst da, richtig?“, fragte Saïx hastig notierend. Zexion nickte. „Und dann?“ „Als ihr weg ward, kam er zu mir hat sein Schlüsselschwert genommen, und mich in die Seite gepiekt, als ob er wissen wollte, ob ich tot bin, oder nur so tue.“ Zexion stützte sich auf seinen Ellbogen. Zusammen mit Saïx und mir saß er an einem Tisch und erklärte diesem, was passiert war. Er schrieb alles auf und ich machte den Report für den gestrigen Tag fertig. Das blieb mir wenigstens erspart. „So gefällst du mir gleich besser. Unter Zucker bist du grausamer als Demyx.“, bemerkte Saïx. „Das liegt einzig und allein daran, dass er auf den Kopf gefallen ist.“, lachte Axel, der durch den Raum gestiefelt kam. „Ich will nicht wissen, worauf du gefallen bist, bevor du auf Roxas losgegangen bist.“, knurrte Zexion zurück. „Wie auch immer, was hat Sora dann gemacht?“, fragte ich, um die beiden aufzuhalten. Ein Schlagabtausch zwischen Zexion und Axel ähnelte in etwa auch einem von Xigbar und Xaldin, aber er war intelligenter, intellektueller, schwerer zu verfolgen... und vor allem viel fieser. Viel fieser. Wenn man wusste, worüber die beiden sich ausließen, kam man fast um vor Fremdscham. Allein wegen des Themas. „Ich habe mich nicht weiter bewegt, und der ist dann abgedampft. Wie gesagt, Lexaeus hat mich von der Erde gekratzt.“, schnaubte Nummer sechs. „Und warum hast du ihn nicht angegriffen?“, fragte Axel vorwurfsvoll. „Warum sollte er Lexaeus angreifen?“, fragte ich dazwischen sehr verwirrt. „Ich meine Sora, nicht Lexaeus..“ Axel schlug sich mit der Hand vor die Stirn, als Ausdruck meiner Dummheit. Danke, wirklich. „Vielleicht weil ich blutend und halbtot auf der Erde lag?!“, keifte Zexion. Jedenfalls keifte er für seine Verhältnisse, also verstand man ihn auch aus mehr als fünf Metern Entfernung. Wenn auch nur knapp. „Das ist ein Argument... Aber ich wäre aufgestanden!“, murrte Axel großspurig. „Wärst du nicht.“, trällerte ich. „So schlimm sah er doch gar nicht aus.“, widersprach er. „Du hast ihn ja auch nur von hinten gesehen.“, bemerkte Saïx. „Ja und? Er sieht viele Leute manchmal nur von hinten.“, meinte Zexion. „Und was macht er dann von hinten?“, fragte Axel sehr interessiert. Warum er von sich selbst in der dritten Person sprach, war mir ein Rätsel, aber vielleicht fiel es so weniger auf, dass er sich selbst meinte. „Na, das steht nicht wirklich zur Debatte. Das ist doch klar. Entscheidend ist aber, dass er es demjenigen von hinten macht. Dativobjekt, Leute.“ Zexion klang so, als sei er ganz in seinem Element. - Der Grammatik natürlich. „Wem macht es Axel von hinten?“, fragte Roxas, auf uns zu laufend. Er hatte den unschuldigen Ton eines Kindergartenkindes angeschlagen. „Dir, wem sonst?!“, knurrte Saïx langsam sehr genervt. Roxas verdrehte sich den Hals und schaute auf seinen Hintern hinunter. „Nein, im Moment nicht, nein.“, antwortete er. Wie konnte er nur so unschuldig klingen?! „Im Moment, Kleiner, im Moment.“, betonten wir übrigen vier fast synchron. „Ich weiß. Ich bin gestraft.“, grinste er und kratzte sich am Hinterkopf. Dabei rutschte wieder der Ärmel der Kutte hoch. „Nettes Armband.“, kommentierte Zexion. „Ja, auf so was stehst du, nicht?“ Woher auch imemr Axel das nun wieder wusste... „Was hast du denn schon versucht, um das Teil loszuwerden?“ „Ich hab draufgehauen, Lexaeus hat versucht, es aufzubiegen, allerdings hat er mir fast das Handgelenk gebrochen, und Vexen wollte irgendetwas da rüberkippen, aber als er die Schutzbrille und Atemmaske aufgesetzt hat, bin ich weggelaufen.“ „Junge, du weißt schon, dass du ein Schlüsselschwert hast, oder?“, fragte ich recht perplex. Das schockte ihn kurz. „Deswegen ist er unser Anführer: simpel aber genial.“, lachte Saïx, ein wenig sarkastisch. „Eh, hast du noch genug Vaseline? Wenn nicht, ich hab immer genug im Haus.“, meinte Axel ganz trocken. „Warum Vaseline?“, fragte Saïx verwirrt stockend. „Wie willst du ihm ohne Schmiermittel bis zum Bauchnabel in den Arsch zu kriechen? Das ist nicht nur für ihn unangenehm, so lange stillhalten ohne Worte ist grausam, sondern auch für dich, wegen dem Sauerstoffmangel.“, erklärte Axel. Das ließen wir alle erstmal sacken. „Woher weißt du das alles?“ Angewidert verzog Saïx das Gesicht. „Wikipedia.“, antwortete Axel fasziniert. „Schön zu wissen. Und danke, ich hab genug Vaseline.“ „Entweder fängt er gleich an zu schreien, auf dich einzuschlagen, oder er fällt um.“, kommentierte Roxas. Saïx stand auf, sich am Tisch abstützend. „Ich geh ´ne Runde spazieren.“, murmelte er monoton und ging langsam torkelnd ein Stückchen zur Tür. Es war nur ein Stückchen. Dann kam von hinten jemand angerast, der schrie ‚Ich geh mit!’. Nummer sieben zuckte bei der Stimme Demyx’ zusammen. Und lief. Dummerweise war man ihm dicht auf den Fersen. „Was zur Hölle...?“, murmelte Roxas, ihnen beiden überrascht hinterherschauend. „Wenigstens hat er den Block hier gelassen.“ Ich zuckte mit den Schultern und riss die Seite aus Saïx’ Block. Niemand antwortete, also warf ich eine neue Frage in den Raum. „Hat einer ´ne Ahnung, wo Larxene zurzeit ist?“ „Wozu brauchst du Larxene?!“, fragte Roxas geschockt. „Sie ist doch bei Sora, oder?“, fragte der lila Mob. Wir nickten. „Was macht denn dann Sora?“ „Sie hat sich noch nicht gemeldet. Müsste sie allerdings bald. So lange kann Sora nicht brauchen, um sich bei seinen Freunden wieder beliebt zu machen.“, erklärte ich. „So wie wir ihn kennen, wird er erstmal wieder zwei Tage im Gummischiff sitzen und heulen, wenn er sich verabschieden muss.“, knurrte Axel lachend. „Na das musst du ja wieder wissen.“, zischte Roxas. Tat ich nur so, verhörte ich mich, waren Wattestäbchen für die Ohren wirklich so schädlich, wie alle sagten, oder klang Roxas, der kleine abgebrochene Meter, dem nie etwas nahe ging und der immer alles ganz locker aufnahm, sich niemals aus der Bahn werfen ließ, doch tatsächlich irgendwie schnippisch? „Was soll das denn heißen?“, fragte Axel ganz baff. Anstatt einer Antwort verdrehte Roxas nur die Augen. Ein einziges Wort schoss mir durch den Schädel, wie ein Banner hinter einem kleinen Flugzeug, dass als Reklametrommel seine Kreise über die Straßen zog. Es glitt grell leuchtend von rechts nach links durch meinen Schädel, sodass ich nur einen Buchstaben nach dem anderen erkannte, weil das Wort unheimlich langsam war, als ziehe es durch leicht angetrockneten Uhu. ‚Pubertät’. Welch ein Wort. Schade, dass ich meinen Gedanken den anderen nicht mitteilen konnte. Oder war es vielleicht doch nur Eifersucht? So ganz schlau wurde ich aus dem Jungen dann wieder doch nicht. Doch bevor ich noch weiter ins philosophieren kam, tauchte plötzlich, mit einem unglaublichem Timing, ein waberndes, schwarzes Loch auf, aus dem blaue und schwarze Ranken schlugen zu scheinen. Daraus trat eine schwarz verhüllte Gestalt. „Larxene! Was gibt es Neues?“, fragte ich stürmisch. Es war nicht schwer, ihre Gestalt von denen der anderen zu unterscheiden. Sie nahm die Kapuze ab und setzte sich erst einmal. „Na sag schon, was ist los?“, drängelte ich. „Herr Gott. Das war einfach zu viel für mich. Hat einer mal ein Glas Wasser?“, ächzte sie. „Sorry, Demyx ist grade weg. Und wir hatten auch erst Lexaeus suchen müssen; er ist, glaube ich, der einzige, der es schafft, jemanden so zusammen zu quetschen, dass er in ein normales Wasserglas passt.“, meinte Roxas. „Eh, du warst auch schon mal lustiger!“, rief Axel irgendwie ein wenig empört. „Das war bevor ich dich kennen gelernt hatte.“, knurrte dieser zurück. „Was denn nun?“, quengelte ich weiter. „Oh Mann. Das war einfach zu viel für mich.“, schnaufte sie, total fertig. „Was denn nun?! Was?!“, schrie ich aufgebracht. „So viel Kitsch vertrage ich einfach nicht. Es war grausam. Das Schlimme war ja daran, dass ich Notizen gemacht habe darüber! Ist euch schon mal vom Schreiben schlecht geworden? Mir schon. Vorhin.“, knurrte sie und wirkte ein wenig wie ein Kartoffelsack, den man mit aller Mühe versucht hatte, auf einen Stuhl zu setzen. Einen Arm auf ihrer Rückenlehne, einen neben dem Knie baumelnd, die Beine schon fast im Hundertachtziggradwinkel zueinander, ein Bein angewinkelt, das andere gestreckt, sodass sie Axels Füße mit ihrem fast berührte, obwohl er ihr gegenüber saß. „Passt auf, gleich schreit sie ‚Holt mir mal einer ´n Bier?’ und in dem Moment wo einer dann aufspringt und sie meint, sie sei alleine, kratzt sie sich am Hintern.“ „Axel, manchmal glaube ich, du kannst Gedanken lesen.“, staunte ich. „Bestimmt... versuchen wir es noch einmal. Wetten wir, ich kann Saïx’ Gedanken bis hier hin lesen?“, versuchte er schwer ein Grinsen zu unterdrücken. „Ich sehe... ich sehe... ich hab es... es wird immer klarer... es ist... Vaseline.“ Er hatte die Augen geschlossen und leicht zusammengekniffen und dabei wild mit den Armen gerudert und gestikuliert, wobei er Zexion fast ins Gesicht schlug. „Na da siehst du’s: du hast ihn nur auf dumme Gedanken gebracht!“, schnaubte ich, konnte mir das Grinsen aber dennoch nicht verkneifen. „Was war denn jetzt mit Sora?“, kam Zexion endlich wieder zum Thema. „Er hat sich verabschiedet und geheult. Das war ja klar, und eben nichts Besonderes. Aber das mit dem hin und her von Kämpfen und dieses lang gezogene ‚Nein!’, ganz nach dem Film ‚Bodyguard’, als Leon fast abkratzte in einer Welle von Herzlosen vor dem Tor, war grausam. Anders war die Geschichte zwischen Leon und Cloud, aber das ist wieder ´ne andere Szene...“, grinste sie und tauchte kurz gedanklich in die besagte Geschichte ab. „Sag mir nicht, dass das auch in deinen Aufzeichnungen steht.“, bat ich sie, ein wenig flehend. „Ach was! Ich bin doch nicht so pervers und schreib das auch noch auf!“, grinste Larxene kichernd. Axels rechtes Auge zuckte ein paar Mal unkontrolliert, dann ließ er sich schwungvoll nach hinten fallen und hielt sich krampfhaft und sehr feste mit beiden Händen die Augen zu. Leider krachte er etwas zu schwungvoll nach hinten, sodass er samt Stuhl auf die Erde schlug. Genau in dem Moment fing ich an, darüber nachzudenken, ob das Wörtchen ‚leider’ am Satzanfang wirklich passte. Es war jedes Mal schön, ihn auf einem Stuhl sitzen zu haben, und wenig später dann mit dem Stuhl auf der Erde liegen zu sehen. Jedes Mal erfreute mich das auf ein Neues. „Bilder! Bilder, in meinem Kopf! Ah! Rosa Elefanten! Rosa Elefanten... rosa Elefanten...“ Kurz schwieg er, als würde es sich noch einmal überlegen. Nur um direkt viel lauter aufzuheulen und sich zu winden. Roxas hatte die Finger verschränkt und Däumchen gedreht, und schaute nun wieder mit den großen Augen eines Kindergartenkindes von der Seite auf ihn hinab. „Der Junge hat einfach zu viel Fantasie...“, seufzte er. Axel wand sich weiter und fing nebenbei noch an zu keuchen. „Wäre ich nur nicht in den Zoo gegangen! Ah!“, schrie er. „Zexion? Hilfe. Ganz schnell.“, meinte ich trocken. „Roxas, beruhige ihn mal.“, kommandierte dieser darauf. „Wie denn?! Was hat er denn?!“, fragte dieser ein wenig gereizt, da das Wimmern einfach kein Ende zu nehmen schien. Ähnlich wie das Maunzen Marluxias. Der Gedanke daran allein entfachte in mir neue Wut. Seufzend stand Zexion auf und hockte sich neben Axel. Besänftigend tätschelte er ihn und redete ihm mit seiner monotonen Stimme gut zu. „Schon gut... das ist alles gar nicht wahr... diese Bilder sind reine Ausgeburten deiner Fantasie... das ist niemals passiert und du hast es auch niemals gesehen... denk an was anderes... denk an Blumenwiesen, Weihnachtskekse oder sonst was... ganz ruhig.“ Langsam beruhigte sich Axel tatsächlich. Dank sei Zexion, dem Hobbypsychologen! „Ich würde sagen, er hatte Bilder im Kopf von Leon und Cloud. Schließlich hat er die beiden auch schon einmal gestört, als sie beinahe... na ja, wie gesagt, er hat sie daran gehindert, nicht jugendfrei zu werden. Und dies hat er, schätze ich, sich noch einmal vor Augen gerufen. Wenn auch unfreiwillig. Durch die rosa Elefanten dachte er dann wahrscheinlich, wie er es auch sagte, an einen Zoobesuch. Wahrscheinlich ging es dann um zwei Elefanten, die... na ja, wenigstens muss ich es mir jetzt nicht vorstellen. Wie gesagt, Axel hat eine lebendige Fantasie.“, schloss Zexion ab. „Und ich ziehe daraus, dass du dich entweder sehr intensiv mit Axel befasst hast, oder du ein ein gutes Gespür dafür hast.“, bemerkte ich. Axels Auge zuckte wieder eine kurze Weile. Dann schrie er wieder. Zexion beruhigte ihn wieder, wie auch immer er es anstellte. „Lass mich raten: es hatte was mit Blumenwiesen und Keksen zutun?“, meinte Zexion. Axel nickte verstört. „Oh mein Gott... und ich dachte, das was er tut ist pervers, aber das was er denkt muss ja wohl echt Hardcore sein, wenn er darunter selbst leidet.“, staunte Larxene. „Trotzdem steh ich drauf, wenn er sich auf der Erde windet.“, grinste sie. „Zurück zu Sora.“, wies ich an. „Okay... ähm... er ist auf nach Atlantica. Er hat es gesagt und er ist schon los geflogen. In ein paar Minuten dürfte er da sein.“, erklärte sie. Also kramte ich in Saïx’ Block nach der Liste der Missionen. Das würde eine Doppelmission werden. Atlantica war nicht nur groß, sondern auch unübersichtlich. Und unter Wasser würde das Kämpfen doppelt so schwer werden – außer für Demyx, den ich aber einfach nicht schicken wollte. Irgendwas sträubte sich in mir immer dagegen. Ich wollte von Natur aus Blamagen vermeiden. Aber es ging ja nun mal nicht anders. „Wen haben wir denn da...“, murmelte ich suchend. „Ach...!“, machte ich freudig grinsend. Etwas Kleines in mir hielt sich wieder die Taschenlampe unter das Kinn. Es krümmte die Finger zu Klauen... na, langsam kennt man die Geschichte. „Wen schickst du?“ „Lass das mal meine Sorge sein...“, grinste ich teuflisch. Fast hätte ich die Schultern hochgezogen, die Fingerspitzen zusammengelegt und ‚Ausgezeichnet’ gemurmelt. Den Block fest in der Hand stand ich auf und suchte nach den zwei Erkorenen. Der Anblick, der sich mir bot, war keineswegs ungewohnt. Aber dennoch, wie immer, sehr verwirrend. Was auch immer ich tat, mich verwirrten die Leute hier immer noch ein wenig. Es machte mir schon ein wenig Angst, Marluxia betteln zu sehen. Das passte nicht zu ihm. Ganz und gar nicht. Wenn er irgendetwas wollte, dann holte er es sich. Aber er bettelte nicht. Und dann auch noch Vexen. Es war unglaublich. Natürlich wusste ich, worum es ging. Aber dennoch war es immer wieder faszinierend, sich einer anzüglichen Doppeldeutigkeit hinzugeben. „Bitte Vexen! Ich halte das nicht mehr lange durch! Ich bitte dich!“, heulte Marluxia auf. Seine Stimme zitterte. Die Finger ineinander gekrallt hockte er kraftlos auf der Erde. Er saß auf der Erde, die Unterschenkel unter den Hintern gezogen. Fremdscham kannte ich, nur zu gut, ich lebte mit meiner Organisation unter einem Dach, aber Fremdschmerz war mir neu. Wie lange würde er brauchen, um sich selbst die Beine abzuquetschen? Vexen machte mir auch nicht weniger Angst. Seine Miene wandte sich leicht der Decke zu, er schielte zu Marluxia hinunter. „Bitte! Lass mich doch nicht so leiden!“ Marluxias Stimme zitterte immer noch. Vexen lächelte leicht. Sein irres Grinsen, das er gelegentlich zur Schau stellte, war nichts dagegen. Er lächelte leicht, irgendwie betrübt und fröhlich gleichzeitig. In erster Linie aber kalt. Ich beobachtete von der Tür aus, ohne mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Keinen Mucks machen, so lautete mein oberstes Gebot. Eigentlich hätte mich Vexen aus dem Augenwinkel sehen müssen. Prüfend musterte Nummer Vier den Knienden. „Na ich weiß nicht...“, murmelte er. Marluxia bemerkte mich sowieso nicht. Er war zu fixiert auf Vexen. „Bitte! Ich halte das einfach nicht mehr durch! Bitte...“ Die Geschichte kam mir definitiv zu krank vor. „Oh... ich weiß auch nicht. Soll ich, soll ich nicht...?“ Gequält kniff Marluxia die Augen zusammen und sank noch weiter in sich zusammen, wobei ich staunte, dass das überhaupt noch möglich war. „Bitte.“ Vexen ließ den Kopf hängen. Er hockte sich vor Marluxia, der die Augen immer noch zu kniff. Ich glaubte es kaum. Das ganze kam mir viel zu privat vor. Vexen legte Marluxia eine Hand an die Wange. „Marly, du hast ein Problem.“ Okay, das kannte ich jetzt aber gar nicht. Ein Spitz- oder Kosename für Marluxia aus Vexens Mund war ja schon krank und unheimlich. Aber Zärtlichkeiten seinerseits, da fielen mir beinahe die Augen aus dem Kopf. Und mein Mageninhalt sehnte sich wieder nach frischer Luft. „Ich weiß...“ „Na schön.“, gab sich Vexen endlich. „Und dann kriegst du... nein, besser nicht. Dann wenigstens irgendwas, das dich außer Gefecht setzt. Oder dich umbringt.“, murmelte Vexen leise. „Danke!“, seufzte Marluxia und umschlang ihn. Vexen zog scharf Luft ein. „Marluxia... nimm deine... Fingernägel aus meinem Rückenmark.“, bat er tonlos. „Natürlich!“ Marluxia riss die Hände zurück und schaute ihn gerührt an. Vexen erhob sich und zückte eine Kanüle aus der Kuttentasche. Marluxia stand dafür, dass er noch grade eben so da gesessen hatte, lässig auf und ließ sich nicht den leisesten Schmerz anmerken. In einer einzigen, fließenden Bewegung zog er den Reißverschluss seiner Kutte auf und ließ sie zu Boden gleiten. Ich wette, das hatte er mindestens drei Monate vor dem Spiegel geübt. Er lächelte schon fast ein wenig, als er sich den rechten Ärmel hoch schob. „Wenn ich bitten darf...“, murmelte er. Vexen zog eine Spritze auf. Ab da wandte ich mich richtig ab. Mit Nadeln hatte ich so meine Probleme. Mit Nadeln in Leuten. Mit Nadeln überhaupt. Ich zählte langsam bis zehn. Dann bis zwanzig. Dreißig. Vierzig. „Xemnas. Du kannst wieder schauen.“, knurrte Vexen. „Gut!“, lachte ich ein wenig hysterisch. Er hatte Marluxia zu einem Stuhl geführt, auf den er sich gesetzt hatte. „Was ist denn?“, fauchte er leise. Ich freute mich irgendwie. „Vexen, Marluxia?“, grinste ich gespielt verlegen. „Was?!“, schnauzte Vexen. Marluxia hatte die Augen geschlossen und sich an die Wand gelehnt. „Ihr geht nach Atlantica! Jetzt Jeheeee~tzt!“, trällerte ich. „Chef?“ „Hm?“, machte ich. „Das hätten sie jetzt auch nicht fünf Minuten eher sagen können, oder?!“, zischte er leise. „Nein.“, meinte ich ganz ehrlich. Ein zufriedenes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als die beiden aus dem Raum verschwanden. Langsam war ich eingenickt, mich auf meinen Ellenbogen auf den Tisch stützend. Zwei Gestalten kamen durch die Tür. Vexen hörte direkt auf, Marluxia zu stützen, kaum das dieser in der Nähe des Tisches war. Marluxia setzte sich neben mich auf einen Stuhl. „Boa.“, machte er erschöpft. „Was denn?“ „Boa ey, das war voll heftig.“, ächzte er. „Was denn?!“, keifte ich ungeduldig. „Mann, ey. Ich find es ja schon übel, abgeschleppt zu werden. Besonders von dem da.“, deutete er abfällig auf den empörten Vexen, „Aber die Geschichte davor... wow. Da war erstmal voll die Schlampe, die denkt, die wär’ ich!“ Sein sprachliches Niveau lag in etwa bei Xaldins Reporten, nur ohne die Zeichenfehler. „Ach, mit roten Haaren?“, fragte ich. Arielle. Bei dem Namen drehte sich doch schon alleine der Magen um. „Ach, Axel war auch da?“; fragte Zexion plötzlich hinter mir. „Musst du mich imemr so erschrecken?!“ Zexion saß auf einer Fensterbank hinter mir und widmete sich die Augen verdrehend wieder seinem Buch. „Seit wann sitzt du da?!“, fragte ich. „Seit einer Stunde. Ich hab auch das Taschentuch dahin gelegt.“ Zexion deutete auf mich. „Hä?“ Kurz schaute ich um mich. „Igitt.“, machte ich dann selbst. Anscheinend hatte ich im Halbschlaf unbemerkt gesabbert. „Gern geschehen.“, murmelte er selbstgefällig mit einem Splitter von Grinsen im Gesicht. Marluxia schaute etwas unsicher zwischen uns hin und her. Nur um mit neuem Elan und ohne zu atmen weiter zu reden. „Nein, Mann! Boa, das war voll die Runzel, voll die Schabracke! Die hatte so was voll Enges an, hauteng. In schwarz. Und die hatte Dellen. Nein, keine Dellen, Schlaglöcher. Und das ging so über in Tentakel! Bah, da wurde mir erstmal voll schlecht, eh! Und die war geschminkt wie ´ne Nutte. Blaue Glubscher und pinke Fresse, dazwischen sämtliche Farbverläufe. Und die Haare, eh, weiß und so komisch hochgekringelt wie Sprühsahne! Und das allerschlimmste, wirklich, war die Haut. Die war lila. Aber nicht purpurfarben, pflaumfarben oder eher pinklila, nein, sie war fliederfarben. Die hat doch noch nie die Sonne gesehen! Und ein bisschen Sauerstoff täte auch was. Mann, die Olle tat aber mal so in den Augen weh, das glaubst du nicht! Und die dachte, die wäre ich!“, fiepte er aufgebracht. „Ursula?“, fragte ich, langsam verstehend. „Ja?“, machte er. Eine Weile wartete ich auf weitere Worte. Er anscheinend ebenso. „Was denn?“, fragte er ungeduldig. „War sie Ursula?“, fragte ich vorsichtig. „Nein! Ich bin ich, nicht sie ist ich!“, quiekte er verzweifelt. Ich nickte vorsichtig. Hörte man die Zahnräder eigentlich in meinem Schädel rattern? „Also... bist du Ursula?“, schloss ich daraus. „Ja! Sag ich doch! Das sieht man doch!“ Erschöpft und mental völlig im Keller verschränkte er die Arme auf dem Tisch und vergrub sein Gesicht darin. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken. „Alles wird wieder gut... ganz cool...“, murmelte ich. Na, bei Zexion klang das trotzdem um Längen besser. „Leg dich mal ´ne schöne Runde hin.“, empfahl ich. „Genau.“, schniefte Marly. Natürlich war er nicht Ursula. Er war Marluxia. Marluxia unter Drogen. „Wo kann ich mich denn ein wenig lang machen, ohne gestört zu werden?“, fragte er und stand auf, immer noch klitschnass. „Da lang, durch den Flur. Da sind ganz viele Türen mit römischen Zahlen. Die elf ist im Moment außer Haus, also kannst du dahin. Außerdem klopft sowieso nie jemand freiwillig an diese Tür.“ Entschlossen, dennoch leicht skeptisch, stapfte Marly los, auf in sein eigenes Zimmer. Kaum war er aus dem Raum, sank ich jämmerlich auf meinem Stuhl zusammen. „Das bringt mich eines Tages noch mal um! Man kann sich doch hier nur auf eine Hand voll Leute verlassen!“, schrie ich, furchtbar verzweifelt. „Zähl mal auf.“ Zexion lächelte leicht und deutete auf mich. „Ich selbst traue keinem etwas zu und brauche immer ausführliche Berichte über das, was passiert ist. Eine Art Kontrollzwang. Xigbar hat nur Scheiße im Kopf! Streiche spielen ist sein Leben. Ich weiß ja auch nicht, wie alt er ist, aber der Jüngste wohl auch nicht mehr, was?“, fragte ich ein wenig... na, nicht vorwurfsvoll, aber dennoch im ordentlich jammernden Ton. Trocken auflachend nickte Zexion. Erst als ich ausgelassen weiter tratschte bemerkte ich, dass er gelacht hatte. Über mich. Über mich. Premiere. Ich hatte einen Orden verdient. Meinen Triumph würde ich später genießen und feiern. „Xaldin hat Aggressionen. Viel zu große. Vexen bringt kleine Kinder zum weinen. Lexaeus ist okay, zwar wirkt er manchmal etwas dumpf, als hätte er sich selbst in eine fette Schaumstoffschicht gewickelt, aber er tut, worum man ihn bittet. Du bist auch okay, zwar manchmal etwas sarkastisch und gehässig, aber sonst korrekt. Saïx hat ´ne gespaltene Persönlichkeit, einmal launisch und einmal kommt der Part mit der Vaseline. Axel macht auch gelegentlich einen guten Job, wenn er nicht von kleinen Jungs abgelenkt wird. Komische Schwächen hat er. Demyx ist hyperaktiv und einfach zu naiv. Luxord... über ihn muss ich doch echt nicht mehr viel sagen, oder? Spielsüchtig, alkoholabhängig, aber wenn er nüchtern ist, macht er ganz tolle Sachen. Marluxia ist von Vexen abhängig... also irgendwie eher von seinem Stoff, den er sich da zusammenbraut. Larxene ist sadistisch, brutal und oft auch zickig. Und Nymphomanin. Das reicht. Und Roxas ist in der Pubertät und manchmal ziemlich paranoid. Siehst du? Jeder hat so seine Macken. Jeder.“, seufzte ich. Immer noch dachte ich an das leise, heisere und tiefe Lachen. „Es steht keiner hinter mir, oder?“, fragte ich vorsichtig. „Nein, es droht keiner, dich zu erschlagen.“, verneinte Zexion und schlug sein Buch wieder auf. Laut und ausgelassen gähnend ließ ich mich in meinen Stuhl zurück fallen. Vorsichtig schielte ich auf meine Uhr. „Mann, wo steckt die Zeit denn wieder?“, fragte ich rhetorisch, aber dennoch erwiderte jemand hinter mir etwas: „Wenn ich die Zeit suche, steckt sie normalerweise hinten in Xigbar, Demyx oder Zexion!“, lachte Axel hinter mir. „Und falls man bei Ikea seinen kleinen Sohn verloren hat, brauch man nur Axel.“, lächelte Zexion falsch zurück. Axel ignorierte ihn. „Alles okay?“, fragte er, mich skeptisch musternd. „Marluxia hält sich für Ursula.“, erklärte ich. „Oh nein... an deiner Stelle würde ich verordnen, alle Besenstiele und Speere wegschließen zu lassen.“, empfahl Axel fröhlich grinsend, sich auf meine Rückenlehne stützend. „Wieso denn das?“ „Zehn Mäuse, dass er versucht, sich einen Dreizack zu basteln. Denn so ´ne beschissene Krone, wie der Alte mit dem weißen Bart hat, hat er ja schon.“ „Ansem hat ´ne Krone?“, fragte ich ganz baff. „Nein, ich meine den Vater von der Rothaarigen. Mensch, wie heißt sie noch...“ Axel schnippte ein paar Mal energisch, sich anstrengend, sich wieder an ihren Namen zu erinnern. „Wie kannst du dich nicht an ihren Namen erinnern? Das war das einzige Mal, dass du was mit einem weiblichen Wesen hattest, das nicht Larxene war!“ „Ich hatte nie was mit Larxene. Ich bin doch keine Hete!“ Axel verschlug es fast die Sprache, so baff war er. Punkt für Zexion. „Ja, erzähl das sonst wem. Ich hab mit Kairi geredet.“ Angriffslustig grinste Zexion. Axel schnappte hörbar nach Luft und stammelte Widerspruchsfetzen. Nicht nur Marluxia machte sich gut im Bereich der Neologismen. „Sie heißt Arielle.“ Schon wieder lächelte der lila Mob so falsch! Die Hände zu Fäusten geballt, dann zu Klauen gekrümmt wandte Nummer acht sich mir zu. „Wo waren wir stehen geblieben?“, knurrte er leise, sich schwer unter Kontrolle. „Einundzwanzig.“, machte Zexion im Hintergrund. „Was?“, kam es von Axel, in einem reichlich dummen Tonfall, das ‚s’ verschluckend. „Du hast dich zum einundzwanzigsten Mal geschlagen gegeben.“ „Ich bring ihn um. Vielleicht nicht heute. Vielleicht auch nicht morgen.“, murmelte Axel sehr leise. Nicht leise genug für Zexions Ohren. „Auch nicht gestern, wie?“ „Aber ganz sicher übermorgen.“, keifte Axel wutentbrannt. „Komm her. Versuch’s doch.“ Wütend stieß Axel einen aggressiven Laut aus – so musste ein Walross klingen, wenn man ihm das Futter wegnahm. „Wo waren wir stehen geblieben?“ Axel biss die Kiefer so heftig zusammen, dass ich ihn kaum verstand, als er sprach. „Marly verkleidet sich als Ursula, die die Accessoires von König Triton trägt.“, half Zexion aus. „Ich bring den Giftzwerg um! Jetzt!“, keifte Axel plötzlich bellend und stürzte los. Schweigend beobachtete ich, wie Axel sich mit den Pfoten zuerst auf Zexions Hals stürzte und ihn versuchte zu würgen. „Nichts da.“, zischte Nummer sechs grinsend und tauchte unter seinen Armen ab. „Ich töte dich! Ich töte dich! Und dann zerreiß ich dich, und dann verteil ich die Einzelteile an die Leute, die dich mochten!“, bellte Axel und rannte Zexion wutentbrannt hinterher. „Dann brauch ich wenigstens nicht viel herumrennen, davon gibt’s ja kaum welche!“ Nun saß ich da, allein zurückgeblieben, seufzend und müde, obwohl ich vorhin eingedöst war. Zwar war wieder etwas leben in der Bude, aber dennoch wäre es lustiger gewesen, hätten sich Zexion und Axel hier geschlagen und wären nicht abgehauen. Schmollend verschränkte ich die Arme. Auch wenn mich keiner sah, brachte mir das beleidigte Schmollen Genugtuung. Jedoch schien es so, als wären die höheren Mächte mir einmal gnädig gesinnt. Zexion rannte nicht, er lief schnell, wie es Ärzte in Notsituationen im Krankenhaus zu laufen pflegten. Axel kam trotzdem kaum hinterher. Ein Stückchen hinter ihm hastete Roxas. Ein Stückchen... ich sah ihn am Ende des Flures, so weit es ging war er weg. Mindestens zwanzig Meter, viele Türen standen offen, die den Blick auf den schnurgraden Gang gewährten. Axel warf sich in einem waghalsigen Sprung auf Zexion, der hinfiel, sich aber noch halbwegs abfangen konnte. „Axel!“, schrie jemand von hinten. Axel krallte sich an Zexions Füße, er schüttelte ihn aber ab. Zexion drehte sich auf den Rücken, und versuchte, wenigstens in die Hocke zu kommen, um sich aufzurichten. Da hatte er Axel aber außer Acht gelassen, der ihn nun schon wieder ansprang. Zexion schlug hart mit dem Hinterkopf und dem Steißbein auf die Erde. Der andere stützte sich auf seine Schultern und drückte seine Knie fest in Zexions Seiten. Dieser ließ sich den Schmerz fast nicht ansehen. „Axel! Axel! Was machst du da?! Was hast du vor?!“, schrie Roxas hechelnd. „Ich will ihm wehtun. Und wenn ich ihn vergewaltigen muss. Ich. Will. Ihm. Weh. Tun.“, presste Axel hervor, Zexion fixierend und anstarrend, der sich nur lässig ein paar Strähnen aus der Stirn pustete. „Ja, damit hast du kein Problem, hm?“, zischte der Kleinere unter Axel leise. Wahrscheinlich sah Axel schon alles in der Terminator-Sicht: Ziel finden, anvisieren, töten. Er war absolut Blutgeil in dem Moment. Hauptsache es floss bald. „Na los. Tu’s.“, knurrte Zexion leise. Während ich noch rätselte ich, ob er das auch das Wehtun bezog oder schon direkt auf die Vergewaltigung, veränderte sich Roxas’ Gesichtsausdruck in einem ähnlich kranken Tempo, wie irgendetwas furchtbar langsames im Zeitraffer. Von irgendwie geschockt, zu komischer Skepsis, hinüber zu brennender Wut und dann zu einer Mischung aus den dreien. Er grinste, fletschte dabei aber eigentlich eher die Zähne, zog eine Augenbraue hoch, wobei das Auge der anderen Gesichtshälfte verwirrt und unkontrolliert zuckte. Alles in allem sehr faszinierend. Kaum einer konnte dermaßen bekloppt schauen. „Du Masochist.“ Halb lachte Axel auf, trocken und irgendwie überrascht. „Na und? Jeder hat so seine... Neigungen. Angewohnheiten und Marotten.“ Sein dreckiges Grinsen hatte ich davor noch nie zu Gesicht bekommen. Doppelte Premiere. Ab mit der fetten, roten Spitze des Eddings und den Tag im Kalender anstreichen. Zum ersten Mal, wie ich glaubte, kam es auch vor, dass es mir nicht in dem Kram passte, früh einen ordentlichen Report zu bekommen. Ich wollte das da sehen! Kaum etwas war interessanter und dramatischer als Streitereien zwischen Zexion und Axel. Da konnten die Gladiatoren aus dem alten Rom nicht mithalten. Aber nein, Vexen, die dumme Schrulle kam in den Raum gestampft und knallte mir ein Klemmbrett auf den Tisch. „Was ist das?“, fragte ich perplex. „Der Report.“ „Wie?“, fragte ich, den Blick nicht von den beiden am Boden wendend, die sich nun irgendwie durch die Gegend rollten; einmal keilte Zexion Axel ein, dann kniete Axel wieder auf dem Kleineren. „Chef.“, knurrte Vexen und zwang meinen Blick, mit dem schmerzhaften Zug an einer meiner Haarsträhnen zu sich, auf sich. „Was, Vexen?“, knurrte ich kalt. „Der Report ist fertig. Mich wunderte es erst, dass Sie nicht aufspringen, und sich freuen. Aber das da“, er deutete auf Axel und Zexion, die sich gegenseitig würgten, „ist viel interessanter, was? Dafür ist der Report auch schön kurz. Viel Spaß.“ Er drehte einfach um und stapfte genauso davon, wie er gekommen war. Mit einem Auge schielte ich zu den beiden auf der Erde, oh, wie mich dieses Bild mich freute, und mit dem anderen überflog ich den Report. Thema: Sora aufhalten, sich mit Ursula in Kontakt setzen Ort: Atlantica Vorhaben: Ihn zu zweit niedermähen Bericht: In Atlantica angekommen, beäugte mich Marluxia mit aufgerissenen Augen. „Alles okay?“; fragte ich. „Natürlich...“, grinste er, und schwamm fröhlich auf und ab. Was Drogen nicht alles aus einem recht gesundem Menschenverstand machen konnten... Langsam bereute ich natürlich, dass ich es ihm gespritzt hatte. Ich hatte es auch schon dreißig Sekunden nachdem ich es ihm gespritzt hatte bereut. Plötzlich schoss Marluxia davon, in welche Richtung auch immer er schwamm. Er selbst konnte keine Ahnung haben. Das erwartete ich aber auch nicht. „Marluxia!“ Bis ich ihn eingeholt hatte, aufgehalten hatte, und ihn dazu gebracht hatte, die Finger von mir zu lassen, vergingen so einige Minuten. Aber ich war stolz auf ihn, denn er hatte uns zu einer tief gelegenen Grotte geführt. Zwar hätte fast jeder Depp dorthin gefunden, und das in weniger als anderthalb stunden, aber er trug zur Mission bei. Die Grotte war lila. Als wäre das nicht schon ein schlechtes Zeichen gewesen. Außerdem leuchtete sie unheilvoll aus dem Inneren. Noch ein schlechteres Zeichen. Ohne Worte zischte Marluxia hinein, besorgt folgte ich ihm. Zwischen kleinem Gestrüpp, was sich später als verwunschene Fischleichen oder ähnliches herausstellte, waren ein paar Stalagmiten, von der Decke hingen viele Stalaktiten, die auf mich wie Zähne wirkten. Marluxia hielt kein Geschrei auf. Das hatte ich da schon längst begriffen. Also versuchte ich erst gar nicht. Verworrene Gänge führten letztendlich zu einer Art großem Raum. Ohne darauf zu achten, was los wäre, suchte ich nach Marluxia. Er lag auf dem steinernen Grund. Schnell hob ich ihn an und schlug ihm ins Gesicht. Gemein, aber wirkungsvoll. Während er brabbelnd zu sich kam, schaute ich um mich. In der Mitte des Raumes stand ein großer Kessel, mit einem komisch blubbernden Inhalt. Warum das Zeug sich nicht mit dem Wasser um uns herum vermischte konnte ich nicht sagen, dafür gab es bestimmt logische Erklärungen, was wir aber auch nicht zu erwarten hatten, schließlich war das die Grotte der Hexe Ursula, und Disney hatte hatte nicht umsonst über sie eine Dokumentation gedreht. Die Hexe selbst schien im Moment nicht anwesend zu sein. Allerdings hörte ich Klirren und Werkeln aus einem Raum, der an diesen grenzte. Dann kann Ursula zu Vorschein. Ein unangenehmer Anblick, wie immer. „Das war ich aber nicht.“ Sie deutete auf Marluxia, der wieder zusammensackte, während ich ihn noch festhielt. „Ich weiß. Ich war’s.“, grinste ich etwas verlegen. „Marluxia!“, zischte ich ihm zu, „Wach auf! Wach auf, oder du kriegst nie wieder was von dem Zeug!“ Sogar das half nicht. Im Moment war ihm das wohl auch egal. „Was wollt ihr bei mir?“ „Fragen, ob du dich mit uns gegen Sora verbündest.“ Ursula zog die Mundwinkel abschätzend nach unten, eine Augenbraue nach oben. Sie schwieg. Zwei Minuten lang. „Ursula?“, fragte ich deshalb, um sie zum reden zu bringen. Marluxia zuckte in meinem Klammergriff auf. Ich ließ etwas lockerer. Leider erfuhr ich erst später, das ich ihn hätte verletzen können, wie ich wollte, und sich doch nichts geändert hätte. „Na ich weiß nicht. Ich bin nicht hinter Sora her, sondern hinter Triton.“, meinte sie. Es klang eher so, als würde sie jedes Wort ausspucken. Im Gegensatz zu den meisten Leuten verstand ich mich relativ gut mit Ursula, deswegen konnte ich mich auch so locker mit ihr unterhalten. Für unsere Verhältnisse locker. „Machen wir einen Deal? Wir, oder ich, entledige Triton seines Dreizacks und seiner Krone, und du verbrüderst – oder verschwesterst - dich mit uns.“, bot ich an. „Ähm... nein.“ So vernichtend schaffte nur sie es, zu reden. Brutal, aber direkt und ehrlich. „Trotzdem danke.“ Ich nickte ihr zu und verstärkte den Griff wieder um Marluxia, um mit ihm aus der Grotte zu schwimmen. Noch weiter zu fragen würde nur in Flüchen und Verwünschungen wenden, das hatte ich schon ausgetestet. „Scheiße.“, knurrte ich. „Ursula.“ Abfällig schnaubte ich. Sofort zuckte Marluxia in meinen Armen direkt wieder auf. „Ja bitte?“, murmelte er, mit hochgeschraubter Stimme. „Ich, äh... was?“, machte ich verdattert. „Geht’s dir gut?“ Er nickte. „Ursula will sich nicht mit uns verbrüdern.“, erklärte ich ihm und ließ ihn los. „Wer?“, fragte er skeptisch. „Ursula!“ Genervt rollte ich mit den Augen. Auf diese Spielchen hatte ich jetzt echt keine Lust. Gar keine. „Ja? Warum sagst du meinen Namen?“ „Oh Mann.“, murrte ich und ballte die Rechte zur Faust. Weit holte ich aus und schlug ihm uns Gesicht. Sehr froh, dass er keinen Zahn ausspuckte, beobachtete ich ihn. „Was sollte das, zur Hölle?! Ich verfluche dich! Dich und deine ganz Bagage!“, schrie er. „Fresse, Marluxia.“, schnauzte ich lustlos. Guter Ton hin und her, bei ihm waren Hopfen uns Malz verloren. „Ich bete dass das an den Drogen liegt!“, knurrte ich. „Was für Drogen?“ Mit dem Kopf schüttelnd schwamm ich davon. Marluxia verfolgte mich. Wie üblich, wie ich es gewohnt war, aber dennoch war es mir sehr unangenehm. Marluxia ging klar, aber ‚Ursula’ machte mir Angst. Schließlich stieß ich auf Sora. „Sora!“, rief Arielle und schwamm auf ihn zu. Ich versteckte mich hinter einem Felsen und packte Marluxia am Genick, um ihn zu mir hinzu zu ziehen. „Was?“, zischte er. Ich hielt ihm den Mund zu. Sora rollte theatralisch mit den Augen und wandte sich ab, flankiert von Donald, mit dem Tintenfischunterteil, und Goofy, der Schildkröte mit... ähm, tja, Goofy-Kopf. Sora stellte etwas mit einem Hai- oder Delfinende dar. Marluxias Fischschwanz war rosa, passend zu seinen Haaren. Ich selbst gab mich mit einem blaugrünen Ende einer Qualle zufrieden. „Sora!“, quiekte Arielle wieder freudig. „Vergiss es.“, knurrte Sora. „Was denn?“ „Hör einfach auf damit.“ „Womit?“, fragte sie schmollend, schon die Nase hochziehend. „Hör auf damit, hab ich gesagt. Sei nicht so ein Weichei.“, knurrte Sora uninteressiert den Blick abwendend. Musste er ja grade sagen. Er heulte, wenn er sich von seinen Freunden verabschieben musste. „Warum bist du so gemein zu mir? Seit wann eigentlich?“, schniefte sie, die Tränen nicht einmal versuchend zurückzuhalten. „Ich hasse Mädchen.“, murmelte er leise. „Warum?!“ „Du heulst für jeden Scheiß! Ich heul auch oft! Aber nicht wenn mich jemand anschnauzt! Sondern irgendwie... wenn es seien könnte, dass ich jemanden zum letzten Mal lebend sehe, zum Beispiel.“, erklärte er. Klang plausibel. Selbst für mich. Eine Weile schwiegen alle beteiligten.. „Wie geht es Ursula?“, fragte Donald schnatternd. „Ganz gut.“ Aber bei dem Namen wand sich Marluxia aus meinem schraubstockähnlichem Griff und sprang hinter dem Felsen hervor. „Mir geht’s prächtig!“, grinste er. „Stört es dich, wenn ich der kleinen Schnecke den Kopf von den Schultern reiße?“ Sora schüttelte eifrig mit dem Kopf, als Marluxias auf den von Arielle deutete. „Moment mal...“, machte Sora. „Du bist nicht Ursula. Dich kenn ich. Du bist der Typ mit der Sense.“ Marluxias Augen blitzten auf und in seiner Hand erschien seine Sense, die größer war als er selbst, die er aber trotzdem mit einer Hand ausbalancierte. „Bin ich nicht.“, knurrte er und ging auf Sora los. Ich beobachtete das von der Seite. Aber als Donald und Goofy auf Marluxia eindroschen, ging ich auch dazwischen. „Eh, hört auf!“, keifte ich und verpasste beiden gleichzeitig eins mit meinem Schild. Der hatte gesessen. Marluxia hatte derweilen Arielle den Stiel seiner Sense auf den Schädel geschlagen. „Gegen uns hast du keine Chance.“, grinste ich, „Nicht wenn wir zusammen arbeiten!“ „Genau! Ursula und der Typ mit den Glubschaugen sind zusammen unschlagbar!“, rief Marluxia. „Nein!“, rief Sora und warf sein Schlüsselschwert in die Ecke. „Ich geh. Da hab ich keinen Bock mehr drauf.“, ächzte er und drehte sich um, um davon zu schwimmen. Nicht mit Marluxia. Der hatte seine furchtbar lange Sense gepackt und in wieder eingefangen. Sora gab sich dem hin, weil er nicht von der Sicher aufgeschlitzt werden wollte. „Na gut. Dann Kämpfen wir!“ So taten wir. Leider konzentrierte er sich aber auf Marluxia, und als dieser zu Boden ging, packte ich ihn und flüchtete. Den Tod Marluxias konnte ich dann nun doch nicht verantworten. Fazit: Sora war in Atlantica und hat dort irgendetwas angestellt. Was auch immer, aufhalten konnten wir ihn nicht. Ursula verhandelte nicht mit uns.Das heißt: Mission fehlgeschlagen. Bemerkungen: Sora mag angeblich – augenscheinlich - keine Mädchen und reagiert auf Arielle mehr als allergisch. Name: Vexen und Marluxia Währenddessen wetzten sich Zexion und Axel weiter. Nach einer ganzen Weile kniete Axel wieder auf Zexion und würgte ihn. Gewürgter grinste nur selbstsicher und zufrieden. „Wärst du glücklicher, wäre ich tot?“, zischte er. „Nein.“, knurrte Axel. „Aber jedes Mal wenn du kurz davor bist, erfüllt es mich mit Genugtuung.“, presste er hervor und drückte fester zu. „Sei ehrlich...“ Zexions Satz ging in gurgelndem Würgen unter. „Wie ich dieses Geräusch liebe.“, murmelte Axel. Zexion verdrehte aber komischerweise nicht die Augen. Er starrte schnurgrade in die von Axel. Trotzdem röchelte er und würgte wie noch nie. Ich glaubte schon, es sei vorbei mit ihm. Doch plötzlich ließ Axel die Hände sinken. „Bist du jetzt zufrieden?“, zischte Zexion atemlos. Er hustete heftig. „Jetzt, nachdem irgendetwas in meinem Hals geknirscht hat und ich Blut huste? Bist du zufrieden?“, knurrte er. „Geh und beschäftige dich mit deinem Lover. Er schaut ja schon ganz eifersüchtig.“ Er fixierte Roxas und versuchte ihn winkend von sich wegzuscheuchen. „Axel?“, fragte Roxas hinter ihm. „Nein, Mann. Er ist grade fast gestorben, da muss man ihm doch beistehen.“, lächelte Axel falsch. Empört drehte sich Roxas auf dem Absatz um und verschwand. Nummer Acht kniete sich vorsichtig neben Zexion und musterte ihn besorgt. Was kann ich dir Gutes tun?“, fragte er unschuldig. Solche Unentschlossenheit sah selbst ich selten. Erst Erzfeinde, dann mal wieder beste Freunde. „Ihr seid solche Vollpfosten...“, murrte ich leise. Sechste Mission - Feuer! Feuer! FEUER! -------------------------------------- Sechste Mission - Feuer! Feuer! Feuer! Ich zog genervt die Brauen zusammen. Nervtötende Laute neben mir. War das mein Wecker...? Träge setzte ich mich auf und versuchte blinzelnd etwas in dem dunklen Raum zu erkennen. Mein Wecker war es nicht, es klang auch mehr wie... eine Sirene. Lustlos ließ ich mich wieder zurückfallen. „Feuer. Demyx, Vexen. Macht was. Tötet ihn. Schnell.“, murrte ich und schloss die Augen wieder. Jedoch musste ich mich wider Willen aus dem Bett rollen und streifte mir nach einem kurzen Badbesuch die Kutte über. Auf dem Flur fand ich vorerst keinen. Jedoch schlurfte dann Xaldin genauso träge wie ich aus seinem Zimmer. „Na, heute Mal alleine gewesen?“, fragte ich. Zu träge zum gemein sein? Ich?! Niemals. „Mansex...“, murmelte er. „Was? Hast du mich gerade beleidigt?“, staunte ich gespielt. Ohne eine Antwort zu geben ließ er mich einfach stehen und ging weiter, als der Alarm wieder anfing, zu heulen. Ich wollte weitergehen, stolperte aber fast, weil ich auf den Schnürsenkel des anderen Schuhs stand. Ganz gemächlich, trotz des Feueralarms, ging ich in die Knie und suchte nach den Schnürsenkeln der neu erstandenen Halbschuhe, um sie zusammen zu binden. Halbschuhe waren soviel praktischer als die Stiefel. Irgendwann hatte auch ich es begriffen. Irgendetwas in meiner Nähe raschelte kurz - ein wenig klang es wie Stoff -, als ich aufstand und prüfend den Gang mit den Augen absuchte. Kaum einen Fuß wieder vor den anderen gesetzt, rollte sich irgendetwas schwarzes von der Decke hinab und baumelte vor meiner Nase. Strähnig und schwarz kitzelte es ziemlich in meinem Gesicht. Prüfend beäugte ich es genauer. Eine silberne Strähne, die sich bis zum Ende durchzog... mit einem unglaublichen Geistesblitz zog ich heftig und ruckartig daran, worauf ein lautes Krachen ertönte, gefolgt von leisem Wimmern. „Xigbar, Xigbar, Xigbar... Kaum zu glauben, dass du es nötig hast, dich an mir vorbei zu schleichen. Was ist denn dermaßen wichtig, dass du versuchst, nicht gesehen zu werden?“ Er antwortete nicht, sondern lag schwach und schlaff vor meinen Füßen. Vorsichtig schob ich meinen Fuß unter seinen Arm und hob ihn an, um ihn darauf gleich wieder auf die Erde knallen zu lassen. Keine Reaktion. „Tot spielen kann ich auch.“, murmelte ich trotzig und versuchte nicht auf ihn zu treten, als ich weiter wollte, - jedenfalls machte ich mir den guten Vorsatz - was mir sogar fast gelang. Mit einem Schuhabdruck mitten auf seiner Brust ließ ich ihn dort liegen. Ich kam keine fünf Schritte weiter, da sprang die nächste Tür hinter mir auf. „Feuer! Feuer! Feuer!“, brüllte Demyx und zog sich im Hüpfen noch halb an. Er zog den Reißverschluss seines linken Stiefels ansatzweise hoch und hüpfte dabei rudernd und sich im Kreis drehend auf einem Bein. „Feuer!“, brüllte er. Fassungslos, wie dumm ein menschliches Wesen, oder etwas, das doch an dies grenzte, sein konnte, betrachtete ich das Hüpfen. „Oh gut! Eine Fußbank.“, freute er sich und humpelte zu Xigbar, worauf er sich dann auf seine Seite setzte. Xigbar lag halb auf dem Rücken, halb auf der Seite da, sodass sich Demyx die höchste Stelle suchte, um sich zu setzen und die kniehohen Stiefel zu zu machen. Kaum stand er auf, bemerkte er mich auch. „Eh! Ähm... was brennt? Und wo? Ich will nicht sterben!“, heulte er und schmollte aufgebracht. Ein wenig enttäuscht schaute ich auf ihn hinunter. „Demyx?“ „Hm? Ich hab nun mal Angst davor.“, wimmerte er. „Demyx, du hast das Element Wasser. Wasser.“, erklärte ich ruhig und sehr langsam. Er schlug sich verstehend mit der flachen Hand vor die Stirn. „Ach ja!“ Am Ende des Flurs warf ich einen Blick in den Raum; Demyx gab mir 'Rückendeckung' - was hieß, dass er sich feige hinter mir versteckte. Das Zimmer war ein einziges Trümmerfeld.Der Tisch war in der Mitte eingeknickt und ein Bein war auch schon halb zersplittert, ein paar Stühle standen in Brand, die Bücherregale waren umgeworfen und einige Bücher brannten ebenfalls. In einem Flammenmeer, umringt von Holzsplittern und Spiegelscherben auf der Erde, die das ganze noch einmal reflektierten, stand Roxas. Den Kopf nach unten gesenkt, eine Hand weit an seiner Schulter, sodass das Schlüsselschwert an seinem Rücken anlag, die andere Hand hüfthoch und zum Angriff bereit. Tatsächlich hatte er die Augen geschlossen. Dramatisch. Auf der anderen Seite stand Axel, die Chakrams schützend vor sich gehalten und schwer nach Luft schnappend. „Was soll das?“, murmelte ich verwirrt. Demyx lugte über meine Schulter hinweg, gut darauf achtend, sich nicht irgendwie sonstig zu zeigen, oder sich den beiden irgendwie in die Quere zu stellen. In der anderen Tür, mir gegenüber, stand Saïx und raufte sich hoffnungslos die momentan rosanen Haare. „Das kann doch nicht wahr sein...!“, entfuhr es ihm panisch. Was mit Roxas und Axel war, und ob jemand verletzt wurde, ging ihm, denke ich, mal sonst wo vorbei, aber die Möbel waren ihm wichtig, weil er sie zu reparieren hatte. Eine nette Aufgabe für meinen Stellvertreter. Außer es gab so etwas wie 'Ikea, der niemals war'. „Was ist hier los?“, fragte ich laut in den Raum herein. „Demyx, könntest du nicht vielleicht mal...?“, fragte ich leise und deutete auf einen brennenden Stapel Bücher. Er nickte und rannte denn Flur hinunter. Entweder holte er seine Sitar.... oder er flüchtete feige, wie wir ihn kannten. Kurz schaute ich ihm hinterher und nahm noch im Augenwinkel war, wie Xigbars Hand zuckte, als Demyx auf ihn trat. Kaum hatte ich mich wieder dem Schlachtfeld zugewandt, rannte Roxas los und griff Axel an. Es gab ein metallisches Klirren, als die Schlüsselschwerter fast mit Funkenflug von den Chakrams geblockt wurden. „Hört auf!“, brüllte ich lauthals, doch mich beachteten sie nicht. Trotzig verschränkte ich die Arme und spazierte mitten in das Kampfgeschehen. Immer abwechselnd mit links und rechts schlug Roxas auf die Chakrams ein. „Hört auf!“, brüllte ich direkt hinter ihm. Der Kleine zuckte nicht einmal! „Roxas!“, schrie ich direkt in sein Ohr. Er ließ sich nicht beirren. Aber plötzlich schien jemand einen Eimer Wasser über ihm zu entleeren. Demyx brauchte aber keinen Eimer. Nach Luft schnappend hielt Roxas in seiner Bewegung inne. „Was zur Hölle...?“, murmelte er und drehte sich tropfnass zu uns um. Schneller als ich reagieren konnte, huschte Demyx wieder hinter mich. „Demyx war's.“, lächelte ich panisch. „Ich weiß.“, zischte Nummer dreizehn. Axel schaute kurz zwischen uns hin und her, dann drehte er sich lautlos um und wollte zu einer dritten Tür verschwinden. Roxas war schneller. Vielleicht eine handbreit Platz war zwischen dem Kopf des Rothaarigen und dem Schlüsselschwert, dass zitternd und hin und her schwankend in der Tür steckte. „Das nächste trifft.“, knurrte er. „Wie aus einem schlechten Actionfilm.“, murmelte ich. „Die Burn Identität!“, quiekte Demyx in meinem Rücken und brach in schallendes Gelächter aus. „Der war schlecht.“, bemerkte Axel. „Immer noch besser als deine Flucht.“ „Wo du Recht hast...“ Axel zuckte mit einer Schulter und rüttelte so lange an dem Schwert neben ihm, immer zur Seite schielend, ob nicht noch eines der Sorte neben ihm einschlagen würde, bis er es in der Hand hielt. Überlegen grinste er. Das wiederum nicht lange, denn Roxas rief es stumm zurück und hielt nun wieder zwei Schwerter in Händen. Schlagartig wurden Axels Augen größer und wieder ängstlicher. „Scheiße?“, murmelte er. Roxas nickte, den Sieg wieder auf seiner Seite. „Könnt ihr nicht etwas anderes als das Schloss demolieren?“, seufzte ich und packte Roxas etwas grob bei den Schultern. „Willst du eine Doppelmission mit Axel?“, säuselte ich in sein Ohr. „Mir egal. Es würde so wie so nur einer wieder zurückkommen.“, knurrte er und fixierte fuchsteufelswild Axel. „Was hat er denn angestellt?“ „Er hat mich um wirklich unglaubliche, abstrakte Dinge gebeten.“ „Zum Beispiel?“, fragte ich neugierig. „Du weißt, wie ich dir auf dem Flur begegnet bin?“, fragte er andeutend. „Was?“, machte ich verwirrt. „In der Nacht deines Triumphs über alle Organisationsmitglieder? Kuchen, Spüliflaschen, Katzenschwänze und Druckhupen?“, deutete er weiter an und wandte den Blick ausnahmsweise sehr eindringlich an mich. „Ach so!“, machte ich verstehend und rief mir die Bilder wieder vor Augen. „Genau. Was meinst du, wie viele von diesen... Outfits neuerdings in meinem Schrank hängen? Und der meint auch noch, das kann man ja mit dem Kleinen machen, hm?“, fragte Roxas zischend. „Weise ihn doch darauf hin, ohne die Möbel zu zerreißen.“, empfahl ich und tätschelte ihm grob die Schulter. „Okay... Na gut... wie soll ich ihm dann erklären, was ich denke?“ „Mit Worten. Das geht auch ohne Gewalt. Manchmal, jedenfalls. Wenn nicht... Dann mit der Hilfe von Vexen, der kann ihn einfrieren. Dann kannst du ihn nach Belieben verhauen, ohne dass alles kaputt geht.“, meinte ich in einem friedlichen, netten Ton, den ich sonst selten an den Tag legte. Dann ließ ich ihn los, flüchtete schnell zur Seite und aus dem Kreis, in dem er mich hätte treffen können – mit Demyx' 'Rückendeckung' – und drängelte mich an Saïx vorbei, der immer noch fassungslos und aufgelöst auf die Trümmer starrte. In einem der anderen großen Räume, ein Stockwerk tiefer, hatte man gar nichts von den Trubel gemerkt. Zexion las in aller Ruhe ein Buch, während über seinem Kopf die Hölle los war. „Hallo.“, murmelte er und schenkte mir keine weitere Beachtung. Neben ihm saß Vexen, der strickte. „Was machst du da?“, fragte ich trotzdem. „Ich stricke einen Schal.“ „Du kannst stricken?“, staunte ich. Er nickte und fixierte sich auf seine Handarbeit. „Für wen denn?“ „Für Zexion.“, murmelte er. „Der Schal wird ja länger als Zexion groß ist.“, staunte ich. In einer Ecke saß Luxord und las ebenfalls irgendeine Zeitschrift. „Wisst ihr, wo Sora ist?“, fragte ich in die Runde. „Nein.“, murmelten alle gleichzeitig und schienen mich lieber ignorieren zu wollen. „Schade. Ist irgendwer unterwegs?“ „Larxene, Lexaeus und Marluxia sind unterwegs.“, erklärte mir Vexen. „Aha. Oben reißen die den Raum auseinander. Axel und Roxas prügeln sich, vielleicht sollten wir die beiden einfach lassen und Wetten abschließen. Was sagst du, Luxord?“ Er sah fragend auf, als ich ihn ansprach und setzte eine erstaunte Miene auf. „Chef... man wettet doch nicht darauf, wer in einem Kampf gewinnt!“ „Sei nicht so ein Moralapostel, du bist der erste der schreit, dass der Schwächere gewinnt!“, murrte ich. „Axel ist immer der Erste. Luxord der zweite. Aber er rückt natürlich auf, falls Ersterer verhindert ist.“ „Sei froh, dass Axel damit beschäftigt ist, verhauen zu werden, sonst hättest du ihn längst wieder an der Schilddrüse kleben!“, meinte ich warnend zu Zexion. „Ich wette gar nicht als zweites, und auch nicht als erstes.“, widersprach mir Luxord. „Wenn du nüchtern bist, dann schon. Aber sei doch ehrlich: Wann kommt das denn vor?“ Luxord schaute mich empört an. „Also, Herr Chef, das grenzt ja schon an Beleidigung!“ „Nüchtern bist du immer so... na, buchstäblich trocken.“ Ein wenig angewidert verzog ich das Gesicht. „Aber vernünftig.“, warf Zexion ein. „Trotzdem aber noch langweilig.“ „Also soll ich zu eurer Belustigung an Leberzirrhose sterben?!“, fauchte Luxord mich an. „Wir wissen nicht einmal, ob du eine Leber hast. Dazu müssten wir dich nämlich aufschneiden. Willst du das?“ Er schüttelte fassungslos mit dem Kopf. „Dann bring uns nicht auf die Ideen.“ „Xemnas!“, schrie jemand aus vollem Hals. Mein Blick wanderte zur Tür, und die drei, die Sora gesucht hatten, schneiten in den Raum. „Marluxia, Lexaeus, Larxene! Seid ihr fündig geworden?“ Sie nickten eifrig gleichzeitig und Larxene schob sich vor die anderen. „Im Moment ist er von seinen Freunden abgelenkt. Wer soll wieder gehen?“, fragte sie. Verhörte ich mich? Keinen Sarkasmus und nichts böses im Sinne? Von Larxene?! „Moment... ich brauche Saïx' Block...“ Lexaeus nickte und verschwand grunzend im Flur. „Was seid ihr drei so eifrig?“, staunte ich nicht schlecht. „Irgendwann muss das ganze doch ein Ende haben. Mit jedem Kampf wächst seine Kraft. Je länger wir warten, desto schwerer wird es.“ Ich nickte und wartete auf Lexaeus' Botengang. „Am liebsten würde ich Luxord schicken. Letztes Mal könnte er jetzt ausbügeln. Er ist nüchtern und im Moment auch sehr vernünftig, nicht wahr?“, fragte ich ihn. Er nickte und stand auf. „Hach, bin ich stolz auf dich...“, schniefte ich und wischte mir eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. „Auf nach Traverse...“, grinste Larxene nun sadistisch. Schlagartig wurde mir kalt. „Tra-trave-traverse?“, stammelte ich. Sie nickte. „Kein Problem.“, meinte Luxord entschlossen. „Kein Problem. Ich schaffe das.“ So eifrig und entschlossen hatte ich ihn nur sehr selten gesehen. Schneller als ich schauen konnte, verschwand er in einem dunklen Portal. „Na super... Kneipentour XXL. Das kann ja heiter werden.“ Schon kam er wieder zurück. „Vielleicht sollte ich nicht ohne Kutte gehen...“, murmelte er und stürmte aus dem Raum. Wenig später stand er wieder vor uns. „Da ist sie ja.“ Wenige Zentimeter von dem Platz entfernt, auf dem er vorhin noch gesessen hatte, lag ein schwarzes Bündel. „Oh, ihr macht mich alle verrückt, hier...“, murmelte er etwas genervt und klemmte sich das schwarze Paket unter den Arm. „Noch mal tschüss dann.“ Diesmal ging er tatsächlich, und kam auch nicht nach wenigen Minuten wieder. Vielleicht, ganz vielleicht, lag es daran, dass ich etwas in seiner Hand gesehen hatte, was er peinlichst versucht hatte, zu verbergen. Vielleicht irrte ich mich, aber von weitem sah es aus, wie eine Spüliflasche. Langsam sorgte ich mich. Es war nun mitten in Nacht und mehr als dreizehn Stunden her, dass Luxord durch das dunkle Portal verschwunden war. Immer noch wach lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Jeder kam nach einer kurzen Weile zurück. Sogar Demyx, wenn auch angeschlagen. Sogar Larxene, wenn auch angepisst. Sogar Zexion, wenn er sich einfach nur umgedreht und wieder verschwunden war, ohne die Arbeit zu erledigen. Nur Luxord tauchte erst immer im Sonnenaufgang auf. Irgendwann hatte ich es selbst aufgegeben, mich hin und her zu wälzen und blieb starr liegen. Was zur Hölle er nur wieder trieb...? Meine Gedankenflüsse wurden unterbrochen durch leises Quietschen. Ruckartig richtete ich mich auf und lauschte angestrengt. Wieder dieses Quietschen. Zwischendurch leicht unterbrochen, nur für einen sehr kleinen Bruchteil einer Sekunde. Alles war wieder still. Leise quiekte wieder irgendetwas. Vorsichtig schwang ich die Beine herüber und saß auf der Bettkante. Wieder quietschte etwas. Lautlos stand ich auf. Schon wieder ein Quieken. Bedacht darauf, keine Geräusche zu machen, schlich ich durch mein Schlafzimmer in mein Büro. Alles war völlig dunkel. Auf den ersten Blick fiel mir nichts auf. Aber als das nächste Quietschen einsetzte, vernahm ich einen hellen Fleck an der Glastür, nur aus dem Augenwinkel. Mit einem mulmigen Gefühl näherte ich mich dem Glas. Rund um eine schleifende Spur nach unten war das Glas beschlagen. Nun sah ich, was da so Quietschte. ... eine Hand. Ein Arm. Es kratzte jemand mit zwei Fingern über die Glasscheibe und glitt immer wieder nach unten. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Luxord krallte sich in meinen Oberschenkel kratzte über mein ganzes Bein. „Heilige - !“, zischte ich vor Schmerz. Luxord schaute mich von unten mit leicht glasigem Blick an. „Hallo Chef.“, grinste er. „Report?“ Er nickte und drückte mir ein paar Zettel in die Hand. „Wie oft hast du schon gekotzt?“, fragte ich ziemlich angepisst. „Ähm... bis jetzt noch nicht?“ „Da ist der Vorhang. Viel Vergnügen.“ Vor seiner Nase schlug ich die Tür wieder zu, auf das das Glas klirrte, und warf den Report auf meinen Schreibtisch. Schlafen konnte ich nicht, da konnte ich genauso gut den Report lesen. Thema: Sora umbringen?War es jemals etwas anderes? Ort: Traverse Vorhaben: Sora verfolgen, in einem schwachen Moment, möglichst ohne Gefolge, angreifen Bericht: In der Gasse, in der Sora damals ebenfalls einfach auftauchte, streifte ich mir meine Kutte über. Vorsichtig lugte ich um die Mauerecke. Zu sehen war bis jetzt niemand von Bedeutung. Ein kleiner Junge in gelber Weste und das Stadttor lagen direkt in meinem Blickfeld. An dem Itemladen lag die Taverne, die ich nicht betreten würde, leicht nach unten versetzt. Jedes Mal, wenn ich diese Welt betrat, war es dunkel und der Mond zeigte sich trotzdem nicht. Genauso heute. Mit der Kutte würde ich doch in der kleinen Stadt sehr auffallen... also verstaute ich sie in einer der Kisten des großen Haufen Unrats in der Gasse. Zwar fühlte ich mich so sehr ungeschützt, aber dennoch verstand ich es, mich trotzdem unauffällig zu verhalten. Um die Taverne in der Ecke machte ich einen großen Bogen. Auch in der kleinen Gasse neben ihr war auf den ersten Blick niemand, den ich zu suchen hatte. Kurz betrat ich den Itemladen und schaute mich um. Auch in dem Accessoireladen war niemand, genau wie in der Schmiede. Ich suchte selbst in den hintersten Ecken der Mitte der Stadt. Dann durchsuchte ich Traverse Ost, wobei ich das Haus Merlins auslies, und kam schließlich in Traverse Nord an. Weder an und in dem Hotel befand er sich, auch nicht in der Villa mit Kniff. Ich trat sogar in das Haus der Welpen, schaute mich kurz um und meinte dann, ich hätte mich an der Tür geirrt. Sogar durch die Kanalisation, jedenfalls den begehbaren Teil, watete ich. Einmal fand ich die kniehohen Stiefel praktisch. Letztendlich kam ich wieder in die Mitte. Langsam streifte ich über das Kopfsteinpflaster. An Geppettos Haus blieb ich stehen. Hinter den gelben Vorhängen erkannte man dunkle Silhouetten. Eine etwas krumme – Geppetto, eine sehr kleine – Pinocchio, und eine mittelgroße, mit stacheligen Haaren – Sora. In kleiner Entfernung stellte ich mich an eine andere Häuserecke und beobachtete den Eingang. Nach ein paar Minuten trat Sora aus der Tür und schlenderte in Richtung Traverse Ost. Kurz verfolgte ich ihn und konnte sehen, wie in ein kleines Haus ging. Als die Tür aufschwang, erkannte ich Cloud und Merlin. Da würde er noch etwas beschäftigt sein. Also wanderte ich zurück und setzte mich an einen Tisch auf der Terrasse der Taverne. Eine Kellnerin kam vorbei und ich bestellte doch tatsächlich ein Wasser. Dabei musste ich überlegen, ob ich so etwas schon einmal getan hatte. Ein paar Minuten gab ich mich der Langeweile. Dann kam die Kellnerin noch einmal herum. Da wurde seine Schrift, vorher ordentlich und gleichmäßig, plötzlich krakelig und wirkte hingeschmiert. Woran das wohl lag...? Je länger ich da saß, desto besser schien die Kellnerin auszusehen. Nachdem ich bezahlt hab bin ich dann weiter und um die Ecke geschaut. Sora unterhielt sich mit einem silberhaarigen Mädchen, soweit ich aus der Ferne erkennen konnte, mit leichtem Bartansatz, und stechenden, grünen Augen. Anscheinend mochte er diesen Typ Mädchen... oder Jungs. „Warte hier... maximal eine Stunde. Dann bin ich wieder da.“, flüsterte er ihr... ihm... zu. Sora verschwand furchtbar schnell und ich schlich zu dem angemalten Etwas mit den grünen Augen. „'Ello.“, lächelte sie dreckig. „Kennst du den Typen?“, fragte ich und deutete auf den Rest von ihm, der gerade hinter einer Mauerecke verschwand. „Isch? No. Warüm? Sollte isch?“ Manche mochten diesen leicht französischen Akzent nett finden. Mir war übel. „Na, vielleicht. Wie heißt du? Vielleicht Rikú?“ Sie schaute mich etwas entgeistert an. „No. Wie kommen Sie darauf?“ „Na gut. Vielen Dank. Ich bin weg.“ Hastig folgte ich ihm. Wieder in Traverse Ost verschwand er schon wieder in diesem Haus, das wahrscheinlich Aerith oder so gehörte. Etwas gelangweilt kletterte ich auf den Balkon eines dunklen Hauses. Es dauerte ausnahmsweise nicht sechs Stunden, sondern er kam ganz schnell wieder raus. Der ist dann runter unten auf den großen Platz. Etwas enttäuscht blieb er stehen. „Und? Wo bleibt er?“ „Wer?“, quarkte Donald. „Na der Herzlose. Leon hat gesagt, da ist ein Herzloser. Ein großer. Siehst du irgendwas?“ „Vielleicht ist es nur unpünktlich und verspätet sich?“ Bei Goofys Worten schlug ich mir nur vor die Stirn. Der größte Herzlose, der im Moment da war, war ein großer Schattenschalk. Nicht sehr gefährlich. Doch plötzlich donnerte etwas auf die Erde; zwei Füße setzten auf, ein Rumpf samt Kopf und zwei rotierende Arme schwebten daneben. „Das wird er wohl sein!“ In einem lauten Kampfquieken stürzte sich Sora auf den riesigen Herzlosen. Was er nicht bemerkte: In einer Gasse, unweit von ihm, standen Riku und Malefiz. „Riku du Lustmolch! Lenkst Sora mit 'nem Herzlosen ab und brennst mit Malefiz durch!“, schnauzte ich, mich über das Balkongeländer beugend. Erschrocken riss Riku die Augen auf und versteckte sich besser in einem Türrahmen. „Was? Riku?!“, fragte Sora baff und schaute sich um, machte aber weder mich noch ihn aus. Zack! - Schon bekam er eins mit dem riesigen Rüstungsarm mit. „Wo ist Riku?“, keifte der Kleine. Wütend prügelte er auf den Herzlosen ein. „Wo – zur – Hölle – ist – Riku?!“, keifte er angestrengt und völlig konzentriert, seine Aggressionen an dem Herzlosen auszulassen. Nach einer kleinen Weile lag nur noch ein Häufchen Elend auf der Erde. „Wo ist er?!“ „Sag mal, Riku, stalkt er dich, oder was?“, rief ich ihm zu. „Nein, ich verliere meinen Job, wenn ich weiter mit ihm... rumhänge.“, meinte er mit einem leicht abwertendem Ausdruck im Gesicht. Sora stürmte los. Schneller als ich schauen konnte, und meine Reflexe waren gut, sogar jetzt. Jedenfalls fast. Riku verschwand hastig mit Malefiz im Haus von Merlin. Ein paar Vitazipfler waren schnell beschworen und der Panzerrüstor setzte sich zusammen zu einem Rüstorpanzer. Das ganze Spiel ging noch einmal von vorne los und schnell gab es ein weiteres Häufchen Elend, dass aber verschwand und sich auch nicht mehr heilen ließ. Da es inzwischen echt spät geworden war, schaute ich noch kurz, wohin er ging – zu der kleinen Schlampe - und machte mich dann auf den Weg. Fazit: Mission fehlgeschlagen Bemerkungen: Riku wird von Malefiz gefeuert, wenn er sich weiter mit Sora... austauscht. Vielleicht kann die kleine Rikú mir noch etwas über Sora erzählen. Name: Luxord Wie dumm konnte eine einzige Person nur sein...? Sich zurückziehen, wenn Sora gerade zwei Kämpfe hinter sich hatte? Vielleicht war die Frage ja auch falsch: Wie betrunken konnte ein Person nur sein? Ziemlich entkräftet schlurfte ich in mein Schlafzimmer und legte mich wieder hin. Schlafen konnte ich jetzt prima. Wenn auch mit empörten Worten auf der Zunge. Am nächsten Morgen stand ich wie immer auf und schlüpfte meine Kutte. Schnell heftete ich den Report von gestern Nacht ab und lief in aller Ruhe über den Flur. In dem Gemeinschaftsraum lagen immer noch die Trümmer. Saïx stand inmitten der Bruchstücke und schaute sich traumatisiert um. Langsam bezweifelte ich, dass er sich seit gestern überhaupt bewegt hatte. Klappern und Kichern hörte man plötzlich von dem anderen Flur. Schon Böses ahnend drehte sich Saïx um und schaute den Flur hinunter. „Was zur...?“, murmelte er. Plötzlich standen ein paar Leute im Raum. Marluxia führte die Truppe an. Unter anderem standen hinter ihm Vexen, Lexaeus, Larxene, Demyx... einer hielt einen Eimer, ein anderer einen Mob, wieder ein anderer einen Lappen, und so weiter. Allesamt trugen sie pinke T-Shirts mit der handgemalten, leicht krummen Aufschrift 'Putzkolonne XIII'. „Schaut mal, was ich auf die Beine gestellt hab!“, freute sich Marluxia quiekend. Saïx und ich schauten uns kurz an, dann wieder zur Gruppe. „Leute? Putzen!“, kommandierte Marluxia und zeigte seine Freude mit Quietschen. „Ihr seid Vollpfosten. Vollpfosten in pink.“, knurrte ich nur leise. Meine. Armen. Nerven. Siebte Mission - Hab ich den Kuchen hochgejagt?! ------------------------------------------------ Siebte Mission - Hab ich den Kuchen hoch gejagt?! Träge und im völligen Trott des Alltags schlurfte ich die Flure vor mir hinunter. Jeder Tag fing beinahe gleich an. Obwohl ich schon so viele Tage nichts angemerkt hatte, langsam ging es mir auf die Nerven. Wenn mir alles zu sehr auf die Nerven ging, kam etwas dabei heraus, wie in der Nacht, in der ich meine manische Seite nicht mehr zurückhalten konnte und alles ärgerte und verunstaltete, was oder wen ich fand. Kaum vorstellbar, aber auch der Anblick von rosa T-Shirts tragenden Leuten erfreute mich auch nur indirekt. „Wenn ihr hier fertig seid“, knurrte ich genervt, wiederholte mich so lange immer lauter, bis die Hand voll Leute mir zuhörte, „dann könnt ihr doch ein bisschen die Welten ausspionieren gehen, nicht wahr?“ Mehr oder weniger aufmerksam schauten sie mich an. „Klar, Chef.“, meinte Marluxia als ihr Anführer und schickte Vexen, den Staub weg zu putzen. „Ich geh jetzt backen!“, quiekte Nummer elf vor mir und sprang oder tanzte beinahe aus dem Raum. Wen ich bisher gar nicht bemerkt hatte, war Saïx, der, ein wenig wie ein Kleinkind im Spielzeugladen, gebannt und überglücklich alles und jeden anstarrte. „Alles okay?“, fragte ich vorsichtig. Man musste, wenn Saïx so schaute, jede Minute damit rechnen, dass Demyx hinter irgendetwas quiekend hervor sprang und „Puppy!“ schrie. Zu meinem größten Überraschen kam er das nicht, sondern putzte einen Spiegel. Im ersten Moment musste auch ich unheimlich staunen, doch es war recht schnell, schneller als es sich gehört hätte, verschwunden: der Raum, in dem Roxas und Axel getobt hatten, war anscheinend vollkommen wiederaufgebaut worden. Alles war blitzblank. Keine Spur von Spiegelscherben, keine Anzeichen von zerbrochenen Möbeln. „Alles okay?“, wiederholte ich noch einmal lauter. Keine Regung. „Hoffnungsloser Fall...“, murrte ich und vergaß es nicht, ihm im Weggehen ordentlich und betont auf den Fuß zu treten. Ebenfalls kein Jaulen, keine Schmerzensschreie, nur weiteres Erstaunen über die nicht zu erledigende Arbeit. Letztendlich folgte ich Marluxia den Flur und die Treppen hinunter und traf ihn in der Art Küche, in der ich schon eine Stoffkatze, eine Druckhupe und ähnliches gefunden hatte. Verzweifelt suchte er nach irgendetwas. „Die Katze hab ich schon.“, meinte ich lachend. „Was für eine – oh. Diese Katze. Die jetzt... entmannt ist?“, fragte er vorsichtig, ohne aufzublicken. „Wenn du so willst, schon. Was machst du da?“ „Suchen.“ „Deine Jungfräulichkeit ist da nicht. Die suchst du vergeblich.“ „Ich weiß... die hat Vexen im Moment, hm?“, murmelte er grübelnd, ohne das als Scherz zu meinen. „Ich such Mehl.“, meinte er schließlich und wandte sich einem weiteren Schrank zu. „Da oben, zwei weiter rechts.“, gab ich an. Er nickte und fand tatsächlich eine Packung Mehl. Prüfend hob er es in einer Hand an. „Kann man bestimmt gut werfen...“ Als wandelnde Zielscheibe begann ich, leicht panisch auf und ab zu laufen. Marluxia holte aus, warf – und traf volles Pfund, im wahrsten Sinne des Wortes, Luxord, der in die Küche geschlendert kam, und nun krachend auf den Boden knallte. „Wo ist Zexion?“, fragte ich interessiert. „In irgendeiner Welt...“, murmelte Marluxia, immer noch schwer beschäftigt und mir den Hintern zu wendend. „Tja dann...“, seufzte ich und machte einen großen schritt über Luxord hinweg, „Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß, he?“, grinste ich und schob Luxords Arm mit dem Fuß ein wenig beiseite, dass er nicht so arg im Weg lag. „Ich und Luxord?! Und heiß?! Spinnst du?!“, keifte Marluxia und kippte aus dem bloßen Beutel ordentlich Mehl in eine Schüssel. „Hast du das abgewogen?“ Mit Grauen erinnerte ich mich an die Sachen, die er gekocht hatte. Meistens war alles ungesund schwarz verfärbt und unerträglich hart. „Nö. Ich mach das so nach Augenmaß.“ Jedes Mal, wenn ich von ihm diesen Satz hörte, fragte ich mich verzweifelt, was mit seinen Augen nicht stimmte. „Weswegen machst'e denn den Kuchen?“ „Weil Lexaeus heute dreihundertfünfundsechszig weitere Tage mit uns lebt!“, quiekte er. „Ah ja...“, murmelte ich und verfluchte mich im Stillen, überhaupt nachgefragt zu haben. Jetzt, da ich nicht mehr abstreiten konnte, es zu wissen, konnte ich mich nicht mehr ahnungslos stellen, nicht hingehen zu der Feier und mir die Prozedur ersparen. Stillschweigend schlich ich aus der kleinen Küche und suchte nach weiteren Mitgliedern. Wie konnte man durch ein Schloss streifen, ohne eines der immerhin zwölf anderen Bewohnern zu finden?! Langsam war ich echt angepisst. War das der Moment, wo ich tatsächlich akzeptierte, dass ich ein Hobby brauchte? Aber es stellte sich heraus, dass die Suche nach einem Hobby, eine Beschäftigung, noch etwas zu warten hatte, als ich ich zurück zu meinem Büro kam. Ich versuchte, irgendwie dabei zu helfen, den Tisch zu decken, weil Lexaeus 'Geburtstag' hatte. Normalerweise hätte ich schon skeptisch seien sollen, als Demyx wie wild um Zexion herumwirbelte, der zielsicher auf mich zu schritt. „Xemnas, ich habe ihn gefunden.“ „Herzlichen Dank.“, lachte ich. „Ja sicher...“, schnaubte Axel hinter mir und verteilte Kuchengabeln rund herum auf den Tisch, den man hier hoch gewuchtet hatte. „Soll ich wieder losgehen?“ „Warte doch noch kurz.“ Er nickte und erstarrte, als er jemanden hinter sich spürte. Er stellte sich als Axel heraus, der ihm breit grinsend ein Papppartyhütchen aufsetzte und ihm dabei heftig das Gummiband gegen den Hals schnellen ließ. Zexion verzog nur sehr kurz das Gesicht, sonst zeigte sich keine weitere Regung. „Hat das etwa wehgetan?“, fragte Axel gespielt geschockt und entsetzt und verschob das Pappteil auf Zexions Kopf um ein paar Zentimeter. Die Torte kam auf den Tisch und Lexaeus wurde von Marluxia quiekend an den Tisch geführt. „Happy Birthday!“, meinte Luxord, ihm heftig auf den Rücken schlagend. „Brite.“, grunzte Nummer fünf etwas abfällig. „Rassist!“, brüllte Demyx weiter hinten am Tisch. „Rockhead!“, rief Xigbar, plötzlich von weiß Gott woher springend. Schnell war er dem Boden auch wieder nahe, sehr nahe. „Heute darfst du mal, was?“, grinste ich sogar recht fröhlich. „Ich hab sogar ein Geschenk.“, nuschelte Xigbar am Boden. „Ein Geschenk? Geht’s dir gut?“, schnaubte Larxene. Saïx kickte den Stein herunter von Xigbar, der sich ächzend aufrappelte und in seine Kutte griff. Man sah, wie Lexaeus Blick immer genervter und angewiderter wurde. „Bitte schön!“ Entweder konnte Xigbar nicht normal schauen, geschweige denn lächeln, oder er wollte einfach nur nicht. Mit einem Grinsen, das schon eher Zähnefletschen war, drückte er Lexaeus ein schlampig eingepacktes Päckchen in die Hand. „Zehn Mäuse, dass es ihn killt, wenn er's aufmacht.“, murmelte Axel herüber zu Roxas. „Fünfzehn, dass er vor Scham stirbt.“, murmelte er hingegen mit dem Kopf schüttelnd. Genervt packte riss Lexaeus eine Seite des Päckchens auf und entblößte etwas Rosafarbenes. „Eine... Schürze.“, machte er. Insofern Lexaeus überhaupt so etwas, wie verschiedene Gesichtsausdrücke hatte, war er jetzt genervt und irgendwie sogar... sarkastisch. „Danke.“ Mir persönlich wurde ein wenig schwindelig von der Szenerie. „Zexion, komm mal mit.“ Ich zog ihn ein bisschen nach hinten, zurück zum Flur. Vor uns zündete Marluxia die Kerzen auf der Torte an. „Hab ich selbst gebacken! Mit Vexens Hilfe...“, gab er zu. „Wo hast du Sora gesehen?“ „Im Wunderland. Ich schaff das schon.“, zischte Zexion neben mir. „Natürlich. Aber was tat er?“ „Ich bin so schnell es ging zurück -“ Er wurde unterbrochen von einem halblauten Knall und einem kräftigen saftigen Klatschen. Etwas verwirrt trat ich mehr in die Mitte des Raumes und beäugte die Mitglieder, die reihum um den Tisch standen. „Ich schätze, das war -“ „Das interessiert keinen! Das war Kuchen!“, unterbrach ihn Axel. „Haben wir gar nicht so schlecht gemacht, ist essbar.“, nickte stimmte Marly zu und suchte weiter nach Stücken in seinem Gesicht, von denen es reichlich gab. Lexaeus bekam das meiste ab, er verdeckte den Türrahmen, in dem Zexion und ich standen. „Lecker.“, grunzte er. „Wow, Lexxy hat was gesagt, und ich hab's verstanden!“, grinste Xigbar und warf sich schon automatisch zu Boden. Nichts passierte. „Lexxy?“, fragte Xigbar sehr skeptisch und kratzte sich die Torte aus dem Gesicht. „Doch, schmeckt.“, meinte auch Xaldin, was mich auch irgendwie überraschte. „Kaum zu glauben...“ So besudelt wie sie waren, setzten sie sich tatsächlich an den Tisch und aßen diesen Kuchen. „Also gehst du jetzt?“, sprach ich Zexion wieder an. „Bin schon praktisch im Wunderland.“, nickte er und verschwand mit einem Abgang, der sich gewaschen hatte, in einem dunklen Portal. Nach etwa einer dreiviertel Stunde verließen die meisten Organisationsmitglieder den Tisch. „Demyx, hilfst du mir beim Abwasch?“, fragte Marluxia ihn ganz nett uns höflich. Das muss man einfach mal kurz bemerken. „Was?! Was soll ich?! Steck' dir den Abwasch sonst wo hin! Hab ich den Kuchen hoch gejagt?!“, brüllte er aus vollem Hals und schlug mit ganzer Kraft auf den Tisch. Darauf stand er auf und verschwand. „Oh Mann... was hat der denn gefrühstückt? Larx? Hilfst du mir?“, bat Marluxia mit einem dreckigen Grinsen. „Klar, ich helf' dir doch gerne!“, lächelte sie freundlich. Ebenso ich. Denn ich musste immer lächeln, wenn ich versuchte, den Brechreiz zu unterdrücken. Ein „Was zur Hölle ist denn hier los?“ wollte ich mir am liebsten von der Seele schreien, doch ich zog bei längerem Bedenken in Betracht, dass Demyx in seiner Laune kommen, und mich dafür schlagen könnte. Soweit ich es so sah, war Larxene nett, und an ihrem Hintern klebte Marlys Hand. Das war gar nicht normal. Gar nicht. Darüber war ich schon skeptisch. Anscheinend hatte es etwas mit dem Kuchen zu tun. Vielleicht konnte mir dann Vexen erklären, was vor sich ging, er hatte ja schon überlegt, was passiert seien könnte. Fragte sich nur, mit welchen Folgen. „Was hast du denn?“, fragte Saïx verwirrt, kaum dass ich den Raum betrat, Vexen. „Was soll ich denn haben?“, fragte Vexen und setzte sich auf Saïx' Schoß. Er schubste ihn grob von sich und knurrte. „Das hab ich dich doch gerade gefragt! Sag mal, hast du sie nicht mehr alle?!“, schnauzte er bellend und trat ihn beinahe noch zusätzlich. „Was soll denn das?! Sonst willst du's doch auch!“, schrie Vexen auf der Erde vor ihm kniend. Ich räusperte mich laut. Beide schauten mich kurz an. „Was?“, murrte Vexen und stand beleidigt auf. „Was ist gerade passiert? Warum seid ihr alle irgendwie anders...?“ „Wir sind anders?“, fragte Vexen verwirrt. „Du bist anders!“, brüllte Saïx Vexen an. „Saïx, du bist wenigstens halbwegs normal!“, freute ich mich. Bis er bellte und aufsprang. Demyx stampfte hinter mir her und hatte Saïx schnell auf dem Fuß sitzend. „Was willst du?!“ Saïx hechelte und bellte wieder. „Halbwegs.“, heulte ich leise und erstarrte. „Es kann doch nur an dem Kuchen liegen!“, überlegte ich laut. „Geh weg! Geh weg! Mann, geh kacken!“, brüllte Demyx und schüttelte wie wild mit dem Fuß, um Saïx los zu werden. Dieser knurrte laut und versuchte Vexen zu entkommen, der sich flott auf deinen Rücken setzte. Ich hatte das leichte Bedürfnis, mich in die Ecke zu setzen und zu heulen. Vexen fiel also auch aus, mir zu erklären, was da passiert war. Es konnte nur der Kuchen sein. Marluxia fand ich nicht. Vielleicht verpasste ich ihn nur, denn Vexen lief mir gelegentlich über den Weg. Er folgte Saïx. Lag es daran, dass er rosafarbene Haare hatte, oder hatte Vexen einen plötzlichen Sinneswandel? Saïx folgte jedenfalls wiederum Demyx, der lauthals das ganze Schloss zusammen brüllte und Flüche ausspie, auf dass mir schwindlig wurde. Nach einiger Zeit, die ich durch die Flure schritt, fühlte ich mich verfolgt. Doch jedes Mal, wenn ich mich umdrehte oder an die Decke schaute, wegen Xigbar, war da niemand. Also... gar niemand. Keiner. Nicht 'ein Niemand'. So ging es weiter, bis ich erneut auf Demyx und sein Gefolge stieß. „Saïx! Geh kacken! Alter, pfleg' 'ne Oma, wenn du nichts zu tun hast!“, brüllte er. (Hier noch einmal mein größter Respekt vor älteren Damen und Herren, ihre Lebenserfahrung ist beneidenswert. Ich hab nichts gegen sie, im Gegenteil, wirklich Weise Leute...) Den Moment, in dem Saïx leise aufwinselte und den Hundeblick aufsetzte, nutzte Vexen und tippte ihn höflich an. Keine Reaktion seinerseits. Wieder ein Tippen, diesmal heftiger. Letztendlich bekam Vexen Saïx' Pranke ab. Ein wenig tat er mir Leid. Ein klein wenig. Vielleicht war ich doch nicht so herzlos, wie ich dachte. „Was geht hier nur ab...?“, murrte ich finster. „Was weiß ich...“, kam es hinter mir. Mit einem Aufschrei vom Feinsten sprang ich bestimmt anderthalb Meter zur Seite. „Luxord!“, keifte ich. „Nicht anschleichen! Nicht anschleichen, klar?!“ „Schon gut, verstanden. Und was meint der Chef?“, fragte er grübelnd. „Wozu?“ „Das die sich alle so krank benehmen.“, murmelte er grübelnd. „Es ist der Kuchen.“ „Könnte sein.“, nickte er bestätigend, sich grübelnd am Kinn kratzend. „Aber... dann würde ich mich doch auch anders benehmen.“ „Du benimmst dich anders. Du bist nüchtern.“, schnaubte ich abfällig. „Ja und? Ist das nicht recht? Oder doch? Was ist denn jetzt schlimm?“, fieberte er weinerlich. „Was bist du denn für eine Flachzange?! Und du erst!“, brüllte Demyx irgendwo im Hintergrund. Warum schickte ich eigentlich immer Leute, und verschwand nicht mal selber aus diesem Loch? Eigentlich nur, damit nichts passierte, wie Niederbrennen des Schlosses oder Demolieren der Einrichtung, wie Roxas es noch vor ein paar Tagen tat. „Xemnas!“, rief jemand aus dem Flur. Innerlich schrie ich auf vor Freude, dass ich Luxord entkommen konnte. Er folgte jeder meiner Bewegungen. „Was ist denn?“ Mit schnellen schritten eilte ich aus dem Raum. Luxord haftete an meinen Fersen wie mit Kontaktkleber festgemacht. Aus dem Flur lief mir Axel entgegen. „Wo ist Zexion denn eigentlich so lange?“, fragte er etwas panisch. „Sollte es dich nicht irgendwie freuen, wenn er auf einer Mission zurück bleibt?“ „Nein! Wie kommst du denn da drauf? Vielleicht haben wir so unsere Zwistigkeiten, aber dennoch...“, murmelte er und senkte den Blick. „Wie viel von diesem gottverdammten Kuchen hast du gegessen?!“ „Wieso? Seh' ich so fett aus?!“, fauchte er. Nahe, sehr nahe war ich dem Abgrund, in dem der Wahnsinn auf mich lauerte. Ein schmaler Grad, auf dem ich balancierte, und Axel und die anderen schubsten mich immer wieder mehr oder weniger sanft in seine Richtung, bis ich irgendwann stolpern sollte. Roxas tauchte hinter ihm auf. „Was machst du dir Sorgen um Zexion...? Massenhaft Freiwild und denkst an ihn.“, grinste Roxas etwas abfällig und drängelte sich an uns vorbei. „Hey, Roxxy's in the house!“, grinste er und erntete dafür viele abfällige und teilweise auch leicht angewiderte Blicke. „Wie ist 'n der drauf? Macht einen auf dicke Hose... Weiberheld...“, murrte Demyx. Das war das netteste, das ich heute von ihm gehört hatte. „Äh, Weiber...?“, murmelte ich trotzdem. „Aber er ist schon so lange weg.“, quengelte Axel und wollte wieder meine Aufmerksamkeit. „Na dann renn ihm doch hinterher.“, blaffte ich genervt. Langsam wanderte mein Blick wieder durch den Raum hinter mir. Die Dreiergruppe von Vexen tümmelte sich noch auf einem Haufen, Luxord stand tatsächlich noch hinter mir und Roxas hielt anscheinend Ausschau nach seinem 'Freiwild', was auch immer er damit meinte. Wenn er etwas zum Jagen und darauf folgendem Ausnehmen suchte, sollte er gefälligst in irgendeine Welt, weit weg von uns, gehen und hier keine Sauereien machen. „Aber was ist, wenn er bis dahin schon hier hin zurückkommt?“ „Dann... schickte ich irgendjemanden, der euch zurückholt.“ Kurz nickte er. „Oder warte ich hier...?“, überlegte er und zuckte nach links und rechts. „Alles okay?“, fragte ich leise, wandte mich dann aber laut zu den anderen: „Hey, Roxxy, der im Haus ist, sind die Zuckungen für Axel normal?“, rief ich skeptisch. „Ja, klar.“, tat er ab, ohne mir auch nur im Geringsten zu zuhören. „Sagen wir, wenn Zexion wiederkommt, ehe du ihn gefunden hast, schicke ich jemanden, der dich zurückholt, klar?“ Kurz nickte Axel und innerhalb weniger als zwei Sekunden war er auch schon verschwunden. Juhu. Ein Bekloppter weniger. Wäre ich wirklich dazu imstande gewesen, zu weinen, hätte ich Millionen von Tränen vergossen. Wahrscheinlich war ich schon zu sehr verzweifelt. Ich hing mehr auf einem Sessel, als das ich in irgendeiner Weise saß. Lustlos lag ich da und bemerkte schon fast gar nicht mehr beim Geradeaus- und Löcher-in-die-Luft-Starren, wer mir alles vor der Nase herlief. Neben mir stand Luxord stocksteif da, bewegte sich ebenfalls keinen einzigen Millimeter und starrte statt Löcher in die Luft, imaginäre Löcher in mich. „Xemnas?“, fragte jemand leise neben mir. „Zexion!“ Von einer Sekunde auf die andere wieder in bester Verfassung sprang ich auf und wäre Zexion beinahe um den Hals gefallen, als er mich skeptisch beäugte. „Hilf mir!“, bat ich leise und unauffällig. „Dir ist nicht mehr zu helfen!“, brüllte Demyx von der Seite. „Da ist Hopfen und Malz verloren!“ „Was ist denn?“ Zexion ließ sich gar nicht irritieren. Im Gegensatz zu mir. „Der Kuchen... alle sind irgendwie... na, so was zum Beispiel.“ Ich deutete vorsichtig und hinter davor gehaltener Hand auf Demyx, der wild herum brüllte und nicht weniger aggressiv gestikulierte, Saïx der abwechselnd an seinem Bein klammerte oder um ihn herum wuselte, und Vexen, der das gleiche mit Saïx tat. „Marluxia will irgendetwas von Larxene, die plötzlich freundlich ist, Roxas bespringt alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist...“, murmelte ich verzweifelt. „Ach, tue ich das?“ Eine Augenbraue hochgezogen musterte er mich von der anderen Seite. Ich hatte mich so Zexion zugewandt, dass ich es versäumt hatte, darauf zu achten, wer sich von hinten näherte. „Dann würde ich an deiner Stelle aber einen Baum suchen.“, murmelte er. „Wieso?“, machte ich dumpf, etwas verängstigt von seinem leicht diabolischem Gesichtsausdruck. „Ich zähle verdammt schnell.“, zischte er grinsend. Die Augen verdrehend wandte ich mich ab, zurück zu Zexion. „Siehst du?!“, fiepte ich. „Eins.“, kam es hinter mir. „Vexen!“, brüllte ich lauthals. „Was'n, Chef?“ „Mach dich nützlich und friere den Zwerg fest, bevor er noch dazu kommt, drei zu sagen!“, schnauzte ich, trotzdem bittend. Ich hatte nicht erwartet, das Vexen, ohne hinzuschauen, nur kurz auf ihn deuten brauchte, damit Roxas bis zu den Schienbeinen in Eis stand. „Der war gemein.“, schnaubte er. „Wo ist Axel, wenn man ihn braucht?!“, fauchte er genervt. „Apropos... hast du Xigbar gesehen?“, fragte ich Zexion kurz zögernd. Xigbar war schnell, er war zuverlässig, er war gehässig. Letzteres tat im Moment nichts zur Sache, war im allgemeinen Bild aber dennoch wichtig. „Im Flur, ein Stockwerk weiter unten.“, murmelte er. „Der Report ist bald fertig.“ „Hast du Axel denn gesehen?“ „Hätte ich das?“, runzelte er die Stirn, was man nur beim genauen betrachten erkennen konnte. Schon im Gehen schüttelte ich mit dem Kopf. Xigbar... was war mit ihm wohl los? Bevor ich noch zu einem halbwegs erdenklichem Vorschlag kam, trat ich in den düsteren Flur. Lediglich von der Treppe fiel ein wenig Licht in den Gang. Weiter hinten an einer Wand saß etwas, das leicht zuckte. „Xigbar?“, fragte ich leise. Einen Aufschrei und Schuss später musste ich mich sehr zügeln, ihn nicht dort in der Ecke zusammen zu treten. „Was sollte das denn?!“, keifte ich. Dieser Tag zermürbte meine Nerven gerade zu. Hallo, Abgrund des Wahnsinns, ich rücke wieder ein Stück zu dir! Mein linker, linker Platz ist frei... Ein paar weitere Schritte auf ihn zu, der nächste Schuss fiel. „Xigbar, du weißt wer ich bin...!“, knurrte ich. „Xemnas?“, riet er, die Augen angestrengt zusammenkneifend. „Ja. Stell es dir vor, ich glaube es auch kaum. Geh mal ins Wunderland, Axel wieder einsammeln.“, kommandierte ich. „Was?“ Ein berauschend dummer Tonfall. „Axel. Wunderland.“, machte ich dumpf darauf. Langsam und vorsichtig stand er auf. Und schrie. Schrie wie am Spieß und schoss. „Warum nimmst du mich wieder ins Visier?!“, knurrte ich erbost. „Hinter dir!“, brüllte Xigbar theatralisch und schoss wieder auf mich. Gerade eben konnte ich noch ausweichen. „Luxord.“, murrte ich, verzweifelt den Kopf hängen lassend. „Ja bitte?“ „Du bist doch ein Kumpel von Xigbar, oder?“ Er nickte. „Könntest du mir bitte einen Gefallen tun?“ „Was immer Ihr wollt.“, nickte er wieder. „Schlag ihn. Und dann schlag dich.“ Es klatschte zwei Mal schallend. Danach grunzte etwas. Ich hörte genauer hin. Tatsächlich grunzte etwas furchtbar leise. Ruckartig drehte ich mich, schon in der Befürchtung, gleich etwas Schreckliches sehen oder miterleben zu müssen, um. Warum behielt ich in solchen Fällen immer Recht? Warum musste doch tatsächlich eine Gestalt, mit den Maßen eines Schrankes, in den Türrahmen treten? Sie näherte sich uns. Eine rosa Schürze wurde erkennbar. „Rockhead.“, staunte Xigbar, ziemlich weggetreten und mit einem roten Handabdruck im Gesicht. Wortlos drückte Lexaeus, verdammt, in der rosa Schürze steckend, ihm eine grüne Plastikdose in die Hand. „Lunchpaket.“, nuschelte er und warf sich den Plüschkatzenschwanz zurück über die Schulter. Grinsen oder lächeln hatte ich Lexaeus noch nie gesehen. Trotzdem sah er in dem Moment recht vergnügt aus. „Äh... danke?“, machte Xigbar verdutzt und öffnete die grüne Plastikdose, „Ein Brötchen... ein Apfel... und ein Ü-Ei.“ Gelangweilter, enttäuschter und lustloser konnte ich es mir im Moment auch nicht vorstellen. „Was soll ich mit einem Ü-Ei?“ „Es essen?“, schlug Luxord vor. „Ausprobieren, ob die Kleinteile tatsächlich verschluckbar sind.“, pflichtete ich bei. „Ich schätze mal, mich drüber freuen. Und es essen. Teilweise, jedenfalls.“, zog er daraus. „Ü, Ü.“, meinte die rosa Schürze neben mir. „Meinst du 'Surprise, Surprise'?“, riet ich vorsichtig. Kurz überlegte Lexaeus und zuckte schließlich mit den Schultern. Xigbar musterte uns alle noch einmal kurz. „Ich geh dann mal...“ Mit der Butterbrotdose unter einem Arm trat er bedächtig durch ein Portal. Luxord folgte mir auch wieder die Treppe hoch, zurück zu den anderen. „Ähm... Luxord?“, setzte ich vorsichtig an. „Ja, Chef?“ „Warum läufst du mir eigentlich hinterher?“ „Na, Sie sind unser Anführer, der Gründer unserer Sekte! Nach Euren Weisheiten leben wir! Wir sollten Ihnen alle folgen!“ Als wäre dies ganz selbstverständlich gewesen schaute er mich empört von der Seite an. „Ah ja... dann sage ich, als dein Vorgesetzter, höre auf, mir zu folgen!“, schnauzte ich. „Nein, Chef.“ „Luxord...!“, warnte ich ihn. „Ja bitte?“ Bevor ich ihm an die Gurgel gehen konnte, obwohl ich eigentlich nicht der Typ für schnelle aggressive Handlungen war, streckte mir jemand ein paar bekritzelte Blätter entgegen. „Der Report. Ist Axel gefunden?“ „Nein, aber Xigbar holt ihn aus dem Wunderland zurück.“, murmelte ich, nicht völlig bei der Sache – Wie wurde ich diesen verdammten Luxord nur los?! „Warum war er denn bitte im Wunderland?“, überlegte Zexion skeptisch. „Hat sich Sorgen gemacht.“ Zum ersten Mal hörte ich ihn tatsächlich auflachen. Nicht ehrlich, nicht lauthals, nein, trocken, einsilbig und sarkastisch. Trotzdem Premiere. „Das glauben Sie doch wohl selber nicht!“ „Warte auf ihn und frag nach.“, zuckte ich mit den Schultern und ließ ihn sprachlos zurück. „Wo ist denn unsere kleine rothaarige Freundin abgeblieben? Nie ist sie da, wenn man sie braucht!“, murrte Roxas, unweit meines Büros. Kaum als das ich ein Kläffen aus der Ferne hörte, verzog ich mich schnell in mein Büro. Es gelang mir nicht, die Tür hinter mir atemlos zuzuwerfen. Erstens fehlte es mir nicht an Luft, und zweitens stellte Luxord einen Fuß in die Tür. Wie konnte ich diesen verdammten Stalker loswerden? In dem er sich furchtbar Langweilen musste? Nein. Das hatten wir schon ausprobiert, ohne den leisesten Erfolg. Ihn ignorieren? Ansatzweise hatte ich es schon versucht, aber ernsthaft und vorsätzlich nun auch wieder nicht. Mit neuem Elan hockte ich mich hinter meinen wuchtigen Schreibtisch und blätterte in meinem Aufzeichnungen. Zexions heftete ich gleich zu den anderen Berichten. Thema: Sora stoppen; Verhandlungen mit Herzkönigin und Grinsekatze Ort: Wunderland Vorhaben: s. o.; speziell: wie es sich ergibt Bericht: Darüber grübelnd, ob es möglich war, Augenkrebs zu bekommen und welche Auswirkungen dass auf meine zukünftigen Missionen haben könnte, kam ich in einem rundlichen Raum an. Die paar Bilder an den Wänden machten die Umgebung auch nicht ansehnlicher. Durch eine Tür kam ich in einen größeren, quadratischen Raum, der auch nicht schöner ausgestattet war. Ein Tisch und ein Stuhl standen in der Mitte. Auf der Tischplatte zwei Gläser. Der Kamin rechts von mir war nicht weniger mysteriös. „Ich bin zu spät! Ich bin zu spät!“, schrie jemand lauthals hinter mir. Ein leicht übergewichtiges, weißes Kaninchen in einer viel zu engen Jacke stürmte an mir vorbei, durch die kniehohe Tür. Ich selbst, so konnte ich sagen, war auch nicht sonderlich groß, sodass, wenn ich kniehoch sage, keine wirklich ansehnliche Höhe beschreibe. Eben jene Tür ächzte. Jedoch etwas zu spät, als dass sie vom Öffnen oder Schließen knarrte. Zaghaft hockte ich mich vor die Tür. „Guten Tag.“, murmelte ich, als ich erkannte, dass es die berüchtigte Tür war, die reden konnte und nicht gerade wortkarg war. „Gleichfalls, meine Dame!“ „Herr.“, korrigierte ich. „Oh, entschuldigen Sie! Wollen Sie auf die andere Seite der Wand?“ Nein, ich war gekommen, um eine Runde um den Tisch samt Stuhl zu laufen, und nun wieder zu gehen. Etwas genervt schaute ich hinunter auf den sprechenden Knauf. Anscheinend war es mit ihm wie mit Kleinkindern: Waren sie still, wünschte man sich, sie könnten doch endlich reden – waren sie dem mächtig, wünschte man sich, sie mochten direkt wieder damit aufhören. „Eigentlich schon.“ „Dann müssen Sie aus einem der Gläser dort oben auf dem Tisch trinken. Es müsste auf dem Etikett stehen, war zur Vergrößerung und welches der beiden zur Verkleinerung dient.“ Insofern ein Knauf lächeln konnte, tat er es. Es zu erwidern wäre mir einfach zu wider gewesen. Also stand ich auf und betrachtete beide Gläser prüfend. Eines mit einem orangenen, eines mit einem blauen Etikett. Ich hob das blau markierte Glas an und drehte es skeptisch in meinen Händen. „Zutaten: Wasser, Zucker, natürliche Aromen, Butterreinfett, Zitronensaft (3%), E171, E133, E102. Kann Spuren von Erdnüssen, Soja, Formfleischvorderschinken und Glasfasern enthalten. Nicht unbeaufsichtigt in die Hände von Kleinkindern geben. Verschluckbare Kleinteile.“, las ich vor. Die trübe weißgraue Flüssigkeit waberte indem Glas verdächtig hin und her. Verschluckbare Kleinteile, ja? Wie denn das? Sollte man den Deckel verschlucken, oder gleich den ganzen Behälter, mit den Maßen eines normalen Gurkenglases? Was sich die Industrie dabei dachte, würde mir vielleicht auf ewig ein Rätsel bleiben. „Sicher, dass das zum Verzehr geeignet ist?“ , fragte ich vorsichtig. „Vollkommen. Alle, die davon genascht haben, sind heile und glücklich auch wieder groß geworden.“ Ich schraubte den Deckel ab und steckte prüfend einen Finger in das Glas. Leicht kühl war die Flüssigkeit und dünnflüssiger, als ich erwartet hatte. Über die Schulter musterte ich den Türknauf. Vertrauenswürdig, oder nicht? Etwas Schlimmeres, als Sterben konnte mir eh nicht passieren. Außer Axel. Aber der würde wohl kaum vorbeikommen, wenn ich von dem ekelhaften Zeug probierte. Mit einem abscheulichen Geräusch gab es eine kleine Rauchwolcke und ich war um ein vielfaches kleiner. Die Tür war jetzt genau groß genug für mich, wenn man von dem normalen Maßstab ausging. Was hieß dass ich eineinhalb Mal hindurch gepasst hätte. Das wiederum würde nie passieren, außer Vexen und Axel hätten mit mir gespielt. Der eine klont, der andere säbelt einmal mit seinem Pizzarädchen in der Mitte durch. Nächster Klon bitte. Auf der anderen Seite erwarteten mich Hecken, locker doppelt so groß wie ich. Darüber erstreckte sich ein wunderbarer Papphimmel. So saßen wir also wieder in der Schachtel. Eine Spielkarte schaute mich von der Seite komisch an. Bildete ich mir den Zahnstocher, auf dem sie rumkaute, nur ein, oder schaute sich mich echt so aggressiv an, wie ich dachte? „Willst du zum Don?“ Verwirrt schaute ich hinüber. „Don...? Ich suche die Herzkönigin.“ „Sag ich doch. Termin? Die verhalndeln gerade über den Kopf des Kaninchens. Wir hatten doch erst letztens einen von eurer Sekte hier in der Ecke, nicht wahr?“ „Kann schon sein.“, zuckte ich mit den Schultern und schritt an ihm vorbei. „Eh, Kleiner, da darfst du jetzt nicht rein, klar?“, zischte die Karte. Ich ignorierte sie und ging durch das sauber geschnittene Loch in der Hecke vor mir.- „Karnickel, man wendet sich nicht gegen die eigene Familie..“ murmelte eine Frau mit einer unerträglich knarrenden Stimme empört. Drei Karten hielten das Kaninchen, das sich mit Leibeskräften wehrte, fest, während eine vierte ihm langsam eine graue Pampe in die Schachteln, in denen die weißen Pfoten steckten, goss. In einem abgedunkelten Raum erkannte ich die Gestalten kaum. „Soll es etwa baden gehen?“, fragte ich leise. Die Königin schaute mich aufmerksam an. Ich hatte sie mir mit aufsässigem Blick vorgestellt, in einem schlecht geschnittenem Kleid mit schrecklichem Muster, hochgesteckten Haaren und mit einem hässlichem Zepter. An einen weißen Hut, einer weißen Jacke über den Schultern, einem Gehstock und einer dicken Zigarre im Mund hatte ich nicht gedacht Sie war vielleicht tatsächlich der 'Don'. „Guten Tag!“, begrüßte ich sie mit einem nur schwer hingekünzelten Lächeln. „Gleichfalls.“, blaffte sie, „Was ist denn los, dass eure Leute hier wieder auftauchen?“ „Verhandlungen. Bitten.“, erklärte ich und trat etwas näher auf sie zu. „Ah ja... und zwar?“ „Es geht um Sora.“ Ihre Mine verfinsterte sich schlagartig. Sie knurrte. „Ah ja. Ich hab schon gehört, dass er hier aufgetaucht ist.“ „Seien wir doch ehrlich: Keiner würde ihn vermissen. Und... wenn wir uns zusammen täten, wäre er schnell Geschichte.“, bot ich an. Der Don schwieg. „Nein, danke. Wir brauchen keine Hilfe.Es geht schon.“, zischte sie abschließend. Ich hätte damit rechnen müssen. Und außerdem begriff sie wohl nicht recht, wer da von wem Hilfe brauchte. „Aber zusammen wären wir doch viel stärker!“ „Sie hat 'Nein' gesagt, klar?!“, fauchte eine der Karten. „Und was ist mit Alice?“ Trumphkarte. Ihre Augen weiteten wich interessiert. „Sora hat es auf Alice abgesehen. Er denkt, er würde sie 'retten', wenn er sie hier wegschleife.“ Die Königin knurrte wieder, leicht zornig, in etwa so sanft wie ein Kampfhund. „Das schafft er nicht!“ „Ehrlich nicht...? Warum das Risiko eingehen? Wäre es nicht besser, ihm gar keine Chance zu geben?“ Sie musterte mich skeptisch. „Ja... aber ich arbeite nicht mit euch zusammen.“ „Wieso?“ Bald würde mir die Geduld ausgehen. „Schlecht für meinen Ruf.“ Ein entschuldigendes Grinsen war alles, was sie abschließend dafür übrig hatte. „Okay... dann will ich ja mal nicht weiter stören.“ Ein weiteres Lächeln ließ sich nicht auf mein Gesicht bringen, ohne dass mir die Mundwinkel barsten würden. Zurück zwischen den Hecken gab ich mir keine Mühe mehr, meinen Frust zu verbergen. Der einzige, der mir oder uns hier noch helfen konnte... Auch wenn ich unschöne und viele dreckige Geschichten über sie gehört hatte: auf zur Grinsekatze. Zu seinem Revier. In dem Garten der Königin, in ihrem praktisch höchst persönlichstem Wald entdeckte ich zuerst die langen Grashalme. Ein Haufen unterschiedlich großer Pilze und ein paar Steine zierten den Rest der freien Flächen. Riesige Blätter versperrten dem Sonnenlicht den Weg hier hinunter. Zaghaft betrat ich den Garten. Direkt vernahm ich ein gespenstisches Kichern um mich herum. „Bist du neu hier?“, zischte es. „Und wenn schon...“ Vor mir tanzte ein mit schwarzen Federn geschmückter Hut auf und ab. „Na... warum suchst du denn mein Revier auf...?“ „Ich brauche... Hilfe.“, zischte ich etwas schnippisch. „Brauchst du ein bisschen zusätzliches Taschengeld?“ Die rosa und lila gestreifte Katze zeigte sich mir vollständig, samt weißem Pelzmantel und Goldketten soweit das Auge reichte. „Taschengeld? Ich mach aber keine Reklame für deinen Schuppen.“, widersprach ich. „Du brauchst ach keine Werbung für mich und meine Mädels machen... du könntest ganz leicht ein bisschen dazu verdienen, ohne große Anstrengung.“, grinste sie. „Lass mich raten: mit einem gnadenlos hohem Stundenlohn?“, lächelte ich müde über die schlaffe Konversation. „Ja, durchaus. Interessiert?“ „Nein. Schau genauer hin. Außer du hast weibliche Kundschaft solltest du mich nicht einstellen.“ Vielleicht war der Kater zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos. Vielleicht tat er auch nur so. Jedoch gönnte er mir dieses kurze Verblüffen nicht lange. „Ich hab durchaus selten auch weibliche Kundschaft. Größtenteils eben nun mal männliche. Das sollte aber kein Problem sein.“ „Nein, danke. Zurück zum Thema. Wir brauchen Hilfe. Hast du Beziehungen zur Herzkönigin?“ „Nein.“, fauchte die Katze, „Ohne Gegenleistung passiert hier gar nichts.“ Entmutigt und lustlos ließ ich den Kopf hängen. „Entschuldige, dass ich deine Zeit verschwendet habe.“ Ich nickte einmal kurz und verschwand wieder. Dämlicher Zuhälter. Wieder angekommen zwischen den Hecken schaute ich mich kurz um. Er war nicht in dem Garten gewesen. Sora und seine Bande war zu laut und zu naiv, als dass sie mich so lange suchen ließen. Unter dem amüsierten Blick der Karte kurz vor dem Gang zum Don schritt ich zurück, wieder durch die Tür zu Tischen und Stühlen. „Mann, Donald! Das bist nur du Schuld!“, brüllte ein kleiner Junge widerhallend. Beinahe jubelte ich. Schwer ließ sich der Ausbruch noch vermeiden. Dem Schall nach, den die drei fabrizierten, saßen sie in der Vase links von mir. „Ist doch gar nicht wahr!“, quarkte die Ente zurück und in der großen Vase fing eine Schlägerei an. Es dauerte nicht lange, bis die Truppe in den Scherben saß. „Jetzt sind wir wenigstens draußen.“ Sollte ich fliehen? Mich ergeben? Weglaufen? Hieß ich denn, verdammt noch mal, Demyx?! Nein! Verdammt. Perplex öffnete ich ein dunkles Portal. Es war groß. Einfach nur groß, was ich herbeirief. Es war ein Stelzenknüppler, wenn ich mich recht entsann. Oder ein blutroter Narr? Beide waren sich so ähnlich... Mit einem Schnippen gab es eine Art Projektion seiner selbst, er erschien zwei Mal. Sora sah erstaunt, aber entschlossen zu mir herüber. Möge der Kampf beginnen. Fazit: Mission fehlgeschlagen. Bemerkungen: Herzkönigin und Grinsekatze ließen beide nicht mit sich verhandeln; Sora ist nicht empfindlich gegen Feuermagie Name: Zexion Selbst nach dem ellenlangen Bericht stand Luxord noch neben mir. Ich starrte ihn unsichtbar aus dem Augenwinkel an. Vorsichtig stand ich auf. Er würde mir nicht noch bis ins Schlafzimmer folgen, dass würde er nicht wagen...! Ächzend ließ ich mich auf meiner Matratze nieder und drehte mich mit dem Rücken zu dem Rest des Raumes. Luxord konnte mich mal. Hätte ich es zugelassen, hätte er das wahrscheinlich auch noch ernst genommen. Hinter mir senkte sich der Untergrund. Recht entscheiden, ob ich lachen oder weinen wollte, konnte ich mich nicht. Ich stand einfach nicht auf Löffelchenliegen! Dass er sich so an mich drängen musste, würde ein Nachspiel haben. „Luxord...?“, knurrte ich. „Ja, Chef?“ „Warum liegst du hinter mir? Und sag jetzt nicht, weil vor mir kein Platz mehr ist...?!“, schnauzte ich. „Nein, Sie sind unser Anführer, Sie brauchen eine Leibgarde!“ „Die hinter mir liegt?“, fragte ich skeptisch. Er nickte eifrig. „Na dann... mach dich wenigstens nützlich und rück mal ein bisschen. Es zieht hier drin unheimlich. Mir ist kalt.“ Wenn du sie nicht besiegen kannst, schließ dich ihnen an, huh? Ein erschütternder Schrei riss mich aus meinem erholenden Schlaf. Kein Kreischen, eher ein Ausruf des Erstaunens. „Chef! Halten Sie sich doch einmal zurück!“ - Vielleicht war es auch ein Krächzen. Schließlich stand Vexen in meinem Büro und starrte mich an. „Was denn?“, murrte ich und schaute weiter durch den Raum. So ziemlich als letztes auf mich. „Es ist nicht so, wie du denkst...“, murmelte ich und stupste Luxord, der sich fest an mich klammerte, an. „Wach auf. Wach auf!“, knurrte ich. „Chef, erst in den Verließen, dann in ihrem Büro... halten sie sich doch etwas zurück!“ Empört stampfte Vexen aus meinem Schlafzimmer. „Luxord...!“, quengelte ich. Dieser ließ sich nicht beirren und schmatzte einmal kurz, worauf er sich noch fester und enger an mich drückte. „Hilfe! Mann! Echt! Vexen, Luxord! Ihr seid alle beide gottverdammte Vollpfosten!“ Achte Mission - Mann! Frau! ...äh, Mannsweib! --------------------------------------------- Achte Mission – Mann! Frau! ...äh, Mannsweib! Man konnte durchaus sagen, ich war wütend. Ja doch, ich war wütend. Ebenso stapfte ich aus meinem Büro um Vexen zu suchen, Vexen zu finden, Vexen alles zu erklären, Vexen umzubringen. Das waren gerade noch genug Punkte, sodass ich sie mir ohne To-Do-List merken konnte. Wenigstens war ich nicht der einzige, der etwas verstört war nach dem Aufstehen. Abgesehen von mir hatten wir mindestens noch Luxord, der mich verschlafen gefragt hatte, was ich bitte in seinem Zimmer, dazu noch in seinem Bett machte. Als ich ihn freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam machte, dass es mein Büro, so auch mein Zimmer, und es vor allem mein Bett war, auf dem er saß. Er raste, sich dabei anziehend – und dass viel, viel eleganter als Demyx es konnte – aus meinem Schlafzimmer. Keine zwei Sekunden später schepperte die Glastür meines Büros unheilvoll. Problem Nummer eins, ihn aus dem Zimmer kriegen, war gelöst. Bliebe noch Nummer zwei, ihm das zu erklären – obwohl ich ihm für rein gar nichts Rechenschaft schuldig war. Dafür hatte es später noch Zeit. Denn Vexen würde es schaffen, innerhalb zwei Minuten ein Gerücht durch ganz Hollow Bastion gehen zu lassen, haarsträubender als jedes andere. Luxord würde ich mich später zu wenden, erst hieß es, die größte Gefahr auszuschalten. Wie oft war ich schon durch diesen Flur gegangen? Furchtbar oft. Ich erkannte trotzdem immer wieder neue Figuren in der Raufasertapete, wenn ich sie lange genug anstarrte. Mein Blick glitt über die vielen Türen und blieb an der, die mit einer römischen zwölf gekennzeichnet war, hängen. Lag es daran, dass sie, ähnlich wie meine Glastür vorhin, mit so viel Schwung aufflog, dass sie von der Wand abprallte und wieder zurück in den Rahmen fallen wollte? Vielleicht. Aber bis jetzt hatte ich Marluxia auch noch nie in Larxenes Zimmer gesehen. „Mann!“, regte sich Marluxia auf, überlegte sich es aber noch einmal, als er ihren Blick sah, „Frau! … äh, Mannsweib! Meinst du nicht, dass mich das nicht auch gewundert hat?! Und verdammt, das wollte ich echt nicht, nur über meine Leiche! Jeder andere, aber – Aua!“, schrie er und zuckte unter dem Buch zusammen, dass ihn traf. „Du Bastard!“, bölkte Larxene und dem Buch folgte ein Wurfmesser, was theatralisch schwankend neben Marluxia in der Wand gegenüber ihr stecken blieb. Kurz schaute ich zwischen den beiden hin und her. „Marluxia, weißt du, wo Vexen ist?“ Er schaute mich mit entgleisten Gesichtszügen an. „Was? Woher denn?!“ „Na, du stalkst ihn doch?“, meinte ich hoffnungsvoll. Anscheinend war ich seiner Antwort nicht würdig, denn er flüchtete den Flur hinunter, den geworfenen Gegenständen ausweichend. Larxene folgte ihm ein Stück, zog sich dann aber zurück in ihr Zimmer. Also konnte ich unbeschadet über den Flur. Weiter erkannte ich, dass in Zexions Türrahmen eine schmale Gestalt saß. Sie schlief und knallte unbewusst mit dem Kopf gegen die Tür. Wahrscheinlich deswegen riss Zexion sie auf – und Axel lag halb auf seinen Füßen. „Axel.“ „Zexion.“, murrte dieser. „Axel.“, zischte Zexion genervt. Im gleichen Tonfall erwiderte es eben angesprochener. Er erhob sich langsam, nicht einen einzelnen Gedanken daran verschwendend, den Kleineren aus den Augen zu lassen. Faszinierend, wie sie sich mithilfe jeweils nur eines Wortes ankeiften. Letztendlich stürzten sie sich aufeinander, stolperten in den Raum hinter sich, leider nicht um sich heulend in die Arme zu fallen, nein, sondern um sich gegenseitig - wieder einmal - zu würgen. Seufzend schloss ich die Tür hinter ihnen. Es brauchte keiner sehen, wie sich auf der Erde wanden. Es war schon so entwürdigend genug. Im nächsten großen Raum erwartete mich das Übliche, – abgesehen von keinen Prügeleien und sogar ausnahmsweise unversehrten Möbelstücken – wie in etwa Xigbar und Lexaeus, die auf der Erde schwarzer Peter spielten oder auch Vexen, der – Vexen? Vexen?! Friss meine Erklärung und stirb, Bastard... Mit Millimeterschritten schlich ich auf den Blonden zu. Ich entriss ihm seinen fast fertigen Schal und warf ihn beiseite. „Chef?“ „Vexen?“ An seiner Stelle würde ich beten, dass das nicht ausartete wie bei Zexion und Axel. Denen konnte man beim sterben wenigstens nicht zusehen, vorausgesetzt man hatte nicht die berauschende und beängstigende Fähigkeit durch massives Holz schauen zu können. „Keine Sorge, Chef, ich habe nichts gesehen.“, lächelte er gequält. Man konnte ihm ansehen, dass er nicht oft und vor allem nicht gerne lächelte, außer Marluxia brach sich den Hals oder eine andere Stelle, was ihn noch mehr amüsieren würde. Ein unschuldiges Lächeln, hinter dem sich die blutrünstigsten und brutalsten Gedanken verbargen, zierte, im Gegensatz zu ihm, mich. „Darf ich es dir trotzdem erklären?“ „Ich habe doch nichts gesehen, da gibt es nichts zu erklären.“ Warum wurde sein Blick vor mir so ängstlich? Eher panisch. Mit blicken suchte Vexen einen Fluchtweg, fand aber so schnell keinen. Langsam wurden Xigbar und Lexaeus hinter mir hellhörig. „Was hat wer nicht gesehen?“ „Wenn jemand etwas nicht gesehen hat, woher soll dann dieser jemand wissen, was er nicht gesehen hat, oder ob dieser jemand doch etwas gesehen hat oder ob es überhaupt etwas zu sehen gab, geschweige denn, ob jemand gesehen hat, dass wer was gesehen hat, vorausgesetzt, es gäbe etwas zu sehen, was wir ja nicht wissen, weil es keiner gesehen hat, soweit wir wissen, wobei jedoch ein anderer es gesehen haben könnte, wobei wir nicht wissen, ob er nicht die Augen zugemacht hat und nichts gesehen hat, was ja wiederum ein anderer gesehen haben könnte, der vielleicht auch gesehen hat, dass es nichts zu sehen gab?“ Mit dramatischen Auftritten und Abgängen wusste sich Luxord immer zu schmücken, allerdings machte es die leichte Fahne nicht wirklich wett. „Was?“, machte Xigbar dumpf. „Ich fand deine Frage unnötig.“, lächelte Luxord freundlich und setzte sich neben Vexen. „Natürlich fandest du sie unnötig.“ Vexen verdrehte die Augen. Einen strafenden Blick später nagelten Luxord und ich Vexen mit Blick fast an die Wand hinter ihm. (Ich will nie wieder 'Luxord und ich', 'Vexen' und 'nageln' in einem Satz verwenden... mir wird schlecht...) „Du hast nichts gesehen, klar?!“, zischte ihm Nummer zehn leise ins Ohr. „Luxord, es gab nichts, was es zu sehen gegeben hätte.“, fuhr ich ihn an. Hinter mir rummste es kurz. Als ich mich herum drehte, erkannte ich, dass Xigbar den Kopf auf die nächste Tischplatte geschlagen hatte und dann jammernd auf der Erde lag. „Mein Kopf platzt!“ „Selber Schuld, was machst du auch für einen Scheiß...“ Axel betrat ebenfalls das Zimmer und gesellte sich zu den zwei auf der Erde. „Nein! Hör denen Mal fünf Minuten zu! 'Ich weiß, dass du weißt, wo er nicht weiß, das ich weiß...!'“, schrie er schon fast wütend auf. „Und ich weiß, dass du nicht weißt, sowie er nicht weiß, und ebenso ich nicht weiß, was die drei wissen, und die ebenso wissen, dass wir es nicht wissen.“, grinste Axel und setzte sich auf den Tisch, der gerade noch zu masochistischen Zwecken gebraucht wurde. Mit einem Hundeblick, jedenfalls etwas ähnlichem, drehte sich Xigbar zu Lexaeus herum. „Bitte! Töte mich! Erlöse mich! Reiß mich den Kopf ab! Schnell!“ „Ohrenstöpsel tun's auch.“, brummte der Große. Allein wegen dem Wunsch, zu sterben, hätte ein 'Rockhead' folgen müssen, und dann zögerte Lexaeus noch bei einer Bitte, ihm wehzutun. Sogar zwei Gründe. Und entgegen meiner Erwartungen folgte nichts. „Also Vexen, da lief nichts.“, versuchte ich es erneut. „Auch nicht im Keller?“ „Nein.“, knurrte ich. „Ich hab ihn abgefüllt.“ „Sie sind ja ein ganz Gerissener!“ Vexen zwinkerte mir mit einem Auge zu. „Luxord, erklär's ihm... ich hab noch was vor heute. Sag Xaldin, er soll unserer Nummer Vier schon mal eine Hänkersmahlzeit bereiten.“ Konnte ich eigentlich einen Herzinfarkt bekommen? War ich dazu fähig? Immerhin konnten wir bluten – das hatte ich oft genug in meiner Bande erlebt -, aber das war schon Unsinnig, da wir angeblich kein Herz hatten, dass dieses Blut durch diesen angeblichen Körper pumpte. Trotzdem fühlten wir. Auch wieder unsinnig. Bis jetzt war ich nicht dazu gekommen, einen Niemand unseres Ranges zu zerpflücken und auseinander zu nehmen. Heute Abend würde ich die Chance ergreifen. Vexen würde mir dann in anderen Umständen bei dem Experiment helfen. Trotzdem erschreckte ich mich genügend, als man mich, nichts ahnend durch das Schloss streifend, von hinten antippte. „Ein Vögelchen hat uns gezwitschert, Sora ist von Monstro dem Wal verschluckt worden.“ „Ein Vögelchen? Hatte es denn Flügel?“ „Nein, nicht direkt. Aber er könnte dir immer hin welche schnitzen.“, lachte Saïx. „Gepetto?“ „Er lebt noch, ja... allerdings verlangt er dafür auch, aus diesem Wal zu kommen.“ Eine kleine Weile überlegte ich. „Larxene.“, meinte er. „Was?“, machte ich verdutzt. „Larxene.“ „Nein, Xemnas.“, verbesserte ich ihn verwirrt. „Larxene hatte eine Doppelmission mehr, das heißt nur halbe Arbeit, und dass da ist...“ Angeekelt verzog Saïx vor mir das Gesicht. „Und außerdem ist sie eine kleine Schl– unfreundliche Person.“, zügelte er sich. „Ich berücksichtige keine persönlichen Gründe.“ „Soll ich das mal alles erklären?“ Obwohl ich mit dem Kopf schüttelte und 'Nein' sagte, breitete er trotzdem die Situation vor mir aus. „Weil Larxene Marluxia abgelenkt hat, war Vexen unterbeschäftigt, weswegen ich ihn an der Backe hatte, wobei mich Demyx nicht los wurde. Demyx schmiss uns beide raus, blieben Vexen und ich. Im Streiten sind wir eingeschlafen, und heute morgen habe ich ihn quer durch das Schloss gejagt, deshalb war er in deinem Büro. Larxene ist an allem Schuld.“ Mich interessierte die Erklärung und die nicht wiederaufholbaren Minuten meiner Aufmerksamkeit nicht, also machte ich auf dem Absatz kehrt. Trotzdem bewegte ich mich in Richtung Treppenhaus. So schwer war es nicht, Larxene zu finden. Wo sie war, flogen Scherben. „Larxene?“ Ich klopfte leise an ihrer Zimmertür. Nichts. Das tat ich schon zum vierten Mal, und ein fünftes ließ ich mir dann nicht mehr bieten. Also ging ich. Wer hätte es gedacht, dass sich mittlerweile fast die ganze Meute zusammengefunden hatte? Ich jedenfalls nicht, sonst hätte ich sie definitiv eher gefunden. Luxord redete immer noch mit Vexen. Xigbar und Lexaeus waren zu Uno übergegangen und Axel unterhielt sich mit Xaldin, wie es schien. „Larxene!“, rief ich. Sie lümmelte sich in einen Sessel und sah, ähnlich wie ich es zu tun pflegte, dem Treiben zu. „Ja bitte?“ Ich wusste nicht, dass sie das Wort 'Bitte' richtig auszusprechen wusste. „Sora, Monstro, Du. Jetzt.“ Auffordernd deutete ich mit dem Daumen über meine Schulter hinweg, nach hinten zur Tür des Raumes. Prüfend schaute sie mich abfällig an und langsam, ganz langsam, begann ihre Miene hinab zu rieseln und eine Wut zu entfesseln, der kein Blitzableiter standhalten konnte. Ein Donnerwetter würde in diesem Raum ausbrechen. „Was stellen Sie sich eigentlich vor?! Gehen doch selber! Ich werde mich wohl kaum in diesen scheiß Wal begeben! Sehe ich so aus?!“ Sie sprach noch sehr höflich mit mir. In weniger als zwei Minuten würde die nächste Phase beginnen. Vorsichtig, bedacht und leise erklärte ich ihr, was mir Saïx dargelegt hatte, jedenfalls das erste Argument. Dass mir nun etwas mit Luxord angehängt wurde, war schlimm, aber auch noch sie? Nein, danke, darauf kann man getrost verzichten. „Haben Sie denn bitte ein Rad ab?! Auf den Zwerg aufzupassen ist anstrengend, und wie! Die Doppelmission war Arbeit für drei! Sie Sklaventreiber, passen Sie mal auf: Ich werde nicht durch diesen scheiß Wal waten! Das können Sie sich aber ganz schnell abschminken! Seh ich denn etwa so aus?“ „Du siehst so aus.“, meinte ich knochentrocken und öffnete schon mal ein dunkles Portal. „Wer ist dafür, das Larxene geht?“ Dass manche fehlten überging ich, denn es war immerhin alle Anwesenden bis auf sie selbst, die jetzt dafür stimmten. „Das ist scheiße!“ „Das ist Demokratie.“, widersprach ich und stieß sie grob an der Schulter in das Portal. Mission für heute? – Abgehakt. Wenigstens war ihr Sessel noch warm. „Also haben unser Chef und Luxord doch etwas miteinander!“ Das brachte mich dazu, fast wieder von dem Sessel zu rutschen, auf den ich mich erst gesetzt hatte. „Nein!“, brüllte ich. „Doch, klar. Laut dem Zeugenbericht von Vexen und den Meinungen aller anderen, sind wir, bis auf euch beide dafür!“, grinste Xigbar. „Und was ist das, das du mit Xaldin hattest?“ Mich schwer zügelnd, nicht manisch los zu lachen, musterte ich Xigbar interessiert. „Was soll das denn heißen?“, fragte er. Ein inneres Freudentänzchen später, weil er so verunsichert war, stahl sich ein Grinsen in mein Gesicht. „Warum klingst du so ertappt? Aber ich bin auch mehr oder weniger Augenzeuge. Und das weißt du. Xaldin weiß das auch. Und das ganze Schloss hat meine Druckhupe gehört.“ Xaldin lief sogar fast puterrot an. Problem war, dass Xaldin nur die Zornesröte kannte und beherrschte. Aber er wäre rot geworden , hatte er gekonnt. Ganz sicher. „Das stimmt nicht.“, widersprach Xigbar. „Echt nicht? Ganz im Gegensatz zu der Geschichte, die über mich und Luxord verbreitet wird?“ „Hey!“, kam es aufgebracht von dem Kartenspieler. „Vielleicht ist da ja echt nichts, dass wisst nur ihr beide. Aber wenn ihr selbst nicht stolz auf solche Gerüchte seid, dann verbreitet solche auch nicht.“ Selbst für mich klang das arrogant und so, als würde ich mit einem schwerst geistig Beschränktem reden. Nicht wegen der Worte, vielmehr wegen meiner Gestik, weil ich mich mit einem netten Blick vor ihn hockte und ich langsam und deutlich sprach. Wenigstens hatte er es bestimmt so verstanden. „Krasse Moral, Chef!“ Axel hielt mir die flache Hand entgegen. „Das verlangst du jetzt nicht ehrlich von mir, oder?“, knurrte ich. Beleidigt ließ er die Hand sinken. „Ist ja schon gut...“ „Schmollen steht dir nicht.“, raunte Zexion. „Klappe, Zwerg!“ Und schon flammte der nächste Streit zwischen Axel und Zexion, die sich anscheinend auch mal wieder unter Leuten prügeln wollten, auf. Als hätte man nichts besseres zu tun, ehrlich nicht. „Zwar komme ich wir wirklich zurückgeblieben vor, wenn ich dich etwas fragen muss, aber: warum?“ „Du bist zurückgeblieben!“ Ab da stellte ich meine Ohren auf Durchzug und begnügte mich damit, Xigbar und Xaldin verräterisch anzustarren. Vor mir knallte ein Klemmbrett auf meinen Schreibtisch, keine zwei Zentimeter Luftlinie von meiner Nase weg. „Was zum – Larxene?! Raus hier!“, brüllte ich direkt. „Ja, ich finde es auch schön, Sie wiederzusehen. Wenn ich einen vermisst habe, dann ganz sicher Sie.“, schnaubte sie und zog sich ihre kniehohen Stiefel aus. „Jetzt ist es auch zu spät!“ Mir würde schon übel, wenn ich nur sah, was sie alles an der Kutte kleben hatte, was dort ganz sicher nicht hingehörte. Was hatte ich erwartet, wenn sie schon sagte, sie würde durch den Wal waten? „Kommen sie schon, lesen sie.“, meinte sie und deutete auf das Klemmbrett in meinen Fingern. Das war wenigstens sauber. „Werde ich zur Rechenschaft gezogen, wenn der Wal innere Verletzungen hat?“ „Nein... solange er noch lebt und nicht gegrillt ist, nicht.“, seufzte ich. Thema: War es schon mal was anderes als Sora killen? Ort: Monstro Vorhaben: Überleben, möglichst nicht dreckig werden Bericht: Falls Sie nicht wissen, wie es in einem Wal aussieht, soll bitte im Biologiebuch nachschlagen. Trotzdem: In der Magengegend war ein großer See, aus was auch immer, probieren würde ich nicht. Alles tropfte, triefte und war glitschig hier drinnen. Besonders die Holzbauten, über die ich bis zu Gepettos Schiff zu klettern hatte. Dort saß schon eben jener alter Sack, der sich unschön am Hintern kratzte. „Eh, Junge!“, rief er und sprach mich damit anscheinend deutlich an. „Alter Sack!“, brüllte ich zurück. Was fiel ihm denn ein?! Was hatte der denn für Manieren?! Mein allzu sanftes Gemüt verzieh ihm jedoch schnell und zügelte mich zu einem netten Knurren. „Was haben Sie denn bitte?“, fragte er empört. „Wieso?“ „Junger Herr,“ - das machte meine Laune nicht besser, nein – „warum haben Sie mich beleidigt?“ „Alter Sack, haben Sie etwas an den Augen?“ Er kramte unhöflich laut und sich abwendend nach seiner Brille. In Erinnerung hatte ich ihn, mit lächerlich kleinen Gläsern auf der Nase; das da vor mir glich Glasbausteinen. „Entschuldigen Sie, Fräulein.“ Das entschuldigende lückenhafte Lächeln machte mich auch nicht glücklicher. „Sie wollen hier weg?“ Er nickte mir zur Antwort. „Dann bleiben Sie hier, ich nehme Sie nachher mit.“ Damit sprang ich hinter ein paar Holzkisten auf Deck. Ein Überraschungsangriff auf Sora war zwar erbärmlich, hoffentlich aber wirkungsvoll. „Gepetto! Da bin ich wieder!“ Diese abnormal laufende Holzpuppe mit der ebenfalls nicht sehr hübsch anzusehenden Nase raste auf den Sack zu. „Hallo! Und Sora, du hast ihn doch gefunden.“ Mit einem süffisanten Lächeln bedachte er Sora. Ich wusste es schon immer: Der Sack stand auf kleine Jungs. Bestimmt nahm er noch nicht einmal Notiz davon, das einem bei dem Gedanken daran schon übel würde. „Wir haben Riku gesehen! Ich muss zurück!“ Kurz winkte der abgebrochene Meter und sprang wieder über die Brüstung. Erst jetzt erkannte ich, dass am anderen Ende, zum Verdauungstrakt hin, seine beiden kranken Spacken von Köter und Ente warteten. Ich tat es dem Zwerg nach und warf mich über das Geländer. Einer würde dafür büßen... und dieser jemand würde das dann wahrscheinlich jetzt lesen, nicht war, Chef? Im Darmtrakt erkannte ich tatsächlich die drei Trottel. Sie riefen nach Riku. Ich hatte ihn gesehen. Mit Pinocchio. Noch so ein Pädo...? Aber nein, es war natürlich nicht das, wonach es aussah. Alleine Sora wiederzufinden war nicht einfach, man konnte hier von Magen, zu anderem Magen, zu ganz anderem Magen, und dann stand man plötzlich in der Schwanzflosse. Sie zu verfolgen, sodass sie mich nicht sahen, war kein Kinderspiel. Vielleicht würde ich Riku übberreden können, zu dritt gegen Sora zu kämpfen – ich, Riku und ein netter Herzloser. Nett zu uns, nicht zu Sora. Letztendlich standen wir zusammen in der größten der ekelhaften Hallen. Wahrscheinlich war es auch die ekligste. Stumm hatten sich Riku und ich zusammengeschlossen. Den Holzkopf hatte man in den Bauch des Herzlosen verfrachtet, ich selbst ließ es Blitze regnen und Riku stand recht weit weg von ins, darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Wie es endete? Sora sah Riku doch. Schrie nach ihm, vermöbelte nebenbei den Herzlosen und rannte der Gestalt nach, die nicht Riku war, aber trotzdem in einer Kutte steckte. Gepetto schubste ich in ein Portal nach irgendwo, mich selbst flüchtete ich nach nirgendwo. Fazit: Mission fehlgeschlagen - Lesen Sie das öfter? Bemerkungen: Das. Mach. Ich. Nie. Wieder. Name: Larxene Zwei eiskalte Augen musterten mich. „Und Sie machen mir die Klamotten sauber, darauf können sie wetten.“ Sie stand auf und ließ ihre Stiefel gleich neben meinem Schreibtisch stehen. In der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Und? Haben Sie jetzt eigentlich etwas mit Luxord?“ Unkontrolliert zuckte mein rechtes Augenlid. Leise bahnte sich ein Schreikrampf an. „Das ist doch scheiße!“, schnauzte ich. „Nein.“ Ein überhebliches und genießendes Grinsen umspielte ihre Lippen. „Das ist Demokratie.“ Grinsend hob sie zwei Finger. „Bis dann, Chef. Ich geh dann mal.“ Die Tür schwang zu und ein seufzen entwich mir. „Genau... verschwinde, geh weg, und nehm die anderen Vollpfosten mit...“ Neunte Mission - Bleib stehen, Glätteisen! ------------------------------------------ Neunte Mission - Bleib stehen, Glätteisen! „Na, Chef, hat's Spaß gemacht?“, fragte mich Larxene, unheilvoll grinsend. „Ich hab schon definitiv Schlimmeres beseitigt.“, schluckte ich. Mit ihrem üblichen, sadistischen Grinsen nahm sie ihre Sachen entgegen und schloss die Zimmertür wieder. Seufzend folgte ich weiter dem Flur. Es traf mich wie der Blitz. „Warum nicht gleich...? Zwar ist es erniedrigend, aber dennoch...“, überlegte ich leise. „Spielst du mit dem Gedanken, unten zu liegen?“, fragte Xigbar auf Augenhöhe, obwohl er von der Decke hing. „Xigbar... warum haben wir Riku nicht mit einbezogen? Wir haben sämtliche Leute um Hilfe gebeten, warum nicht ihn?“ „Weil er panische Angst vor Sora hat?“, vermutete er. „Eine kurze Rolle in einem Hinterhalt wäre alles, wofür wir ihn bräuchten... Fragt sich nur, wie hoch der Preis ist.“ Fluten von Ideen brachen über mir zusammen. „Xigbar. Vollversammlung. Jetzt. Kümmer dich drum.“ Tief in meinen Plänen und regelrechten Träumereien versunken, fiel mir gar nicht auf, was mich hätte schocken müssen: Alle waren da. Alle saßen an dem Tisch. Alle waren pünktlich. Aber sie waren dazu noch leise. „Was ist mit euch los? Ihr seid so still...?“, bemerkte ich letztendlich doch, als es mir auffiel. „Sollen wir ehrlich sein?“, raunte Larxene. Zaghaft nickte ich. „Es ist schrecklich, wenn du weinst.“ „Hä?“ „Ja, Xigbar hat gesagt, dass du weinst, wenn wir uns nicht benehmen.“, nickte Demyx. Frustriert ließ ich den Kopf hängen. „Na schön... warum nicht... Ihr sitzt hier, weil ich Pläne habe!“ Die anderen schauten mich nicht wirklich gespannt an. „Ich will Riku mit einbeziehen.“ Eine ganze Sekunde war alles still. Dann wurde diese Stille hinterrücks gemeuchelt von Prusten, von Lachen, von Kichern. „Nehmt mich doch einmal ernst!“, brüllte ich. Sofort waren sie wieder ruhig. Ein wenig Respekt hatten sie also doch noch vor mir – jedenfalls bildete ich mir das ein. „Wie sollen wir Riku finden?“, fragte Zexion skeptisch. „Er un Malefiz sind doch auf Tour. Und wo Sora ist, da ist auch Malefiz, und wo Malefiz ist, ist auch Riku.“, meinte ich. „Und wo ist Sora?“ „Wozu habe ich zwölf Leute, die das herausfinden könnten? Ihr verteilt euch, und sucht! Außerdem haben wir immer noch Niemande für kleinere Gebiete.“ Die Menge schwieg. Und trotzdem hörte man die Skepsis. „Halt – es ist wichtiger, erst Riku zu finden. Dann Sora.“, fiel es mir auf. Stille. „Was sagt ihr dazu?“, fragte ich dann ein wenig genervt. „Warum... nicht? Das ist nicht dumm. Und da die Priorität Rikus größer ist, sollte vielleicht nur eine kleine Gruppe von Leuten nach Sora Ausschau halten. Wenn er gefunden wird, wird er weiter beobachtet, und wenn nicht, suchen nach Rikus Finden dann alle mit.“, stimmte Saïx zu. „Gut, dann suchen du und Lexaeus nach Sora, und der Rest sucht nach Riku!“, freute ich mich. Beide schauten mich ein wenig verdattert an, ganz mit dem Ausdruck „Warum immer wir?“. „Na gut... dann auf in die Welten. Riku und Sora warten schon!“ Man hatte mich informiert, dass Riku in Traverse war. Zusammen mit Xigbar, der ihn gefunden hatte. Demnach bewegte ich mich freudig auch nach Traverse. In der Mitte der Stadt, kurz vor dem Item-Shop angekommen, versuchte ich, mich zu orientieren. So richtig klappte es nicht. Das fiel mir aber auch nicht so leicht, weil ich die lauten, polternden Schritte zu spät bemerkte. Schon rannte man mich um. „Chef! Che- Chef! Ich – äh, Xig- ah, puh – Xigbar – Riku, da -“, ächzte er. „Was schreist du so rum?! - Moment, Riku? Wo?“ „Nord!“ Im nördlichen Teil der Stadt fand ich tatsächlich Xigbar, auf einem Plateau flach auf dem Bauch liegend. „Nummer zwei?“, flüsterte ich. „Pscht.“ „Hast du mich gerade etwa angepscht?! Und was bei Kingdom Hearts hast du da in der Hand?!“ Kurzerhand beschloss ich, mich daneben auf die Lauer zu legen. Riku. In der Zwischengasse unter uns spazierte Riku möglichst unauffällig. Xigbar hielt eine Art... Angel in den Händen. Unten befestigt war etwas, dass ich nur schwer erkennen konnte. Dieses 'Etwas' baumelte nun mehr oder weniger vor Rikus Nase. „Ein Glätteisen!“, quietschte er schon fast und taumelte auf das Gerät zu. „Und über Sora sagen wir, er sei dumm?“, entfuhr es mir kaum hörbar. „Chef? Teamarbeit, okay? Portal da drüben, ich lock ihn rein.“ Ich nickte. Lautlos und dunkel öffnete sich ein Portal unweit von dem Silberhaarigen dort unten. „Bleib stehen, Glätteisen!“ Einem Kleinkind den Lolly wegnehmen hätte mich einfacher sein können als das hier. Schon wurde er von der Dunkelheit verschluckt. Wieder eine Vollversammlung, diesmal sogar noch mit einem Gast. „Willkommen zurück.“ Riku, auf den sich die meiste Konzentration senkte, schaute ängstlich in die Runde. Allerdings hätte ich an seiner Stelle auch Angst gehabt, wenn man mich zwischen Lexaeus und Saïx gesetzt hätte. „Hallo, Riku.“ Nervös nistelte er an dem Glätteisen, das man ihm ausgehändigt hatte. „Hallo...“, murmelte er. „Sag mal Riku... wir kennen uns doch flüchtig, nicht wahr?“ „Sehr, sehr flüchtig...“, nickte er, „Gut. Dann weißt du doch sicher auch, dass wir keine bösen Absichten gegenüber dir haben, oder? Sondern ein ähnliches Ziel wie du verfolgen. Wir wollen Sora unschädlich machen.“, grinste ich. Rikus Miene erhellte sich, obwohl sie skeptisch blieb. „Ich weiß.“ „Und wieso sind wir beide noch nie auf die Idee gekommen, miteinander, statt nebeneinander her zu arbeiten?“ Er gab keine Antwort. Auch die andere waren still. „Sind alle anwesend?“ Kurz zählte Roxas durch. „Jepp, wir sind vierzehn Leute.“ „Okay... wo, meint ihr, könnten wir Sora am besten den Rest geben?“, grinste ich teuflisch. Alle überlegten. Oder taten jedenfalls so. „Warum nicht dort, wo alles angefangen hat?“, schlug Riku vor. „Destiny Islands? Schwer, da jetzt noch hinzukommen...“, runzelte Roxas die Stirn. „Eigentlich meinte ich Traverse.“ „Dann eben Traverse!“, verdrehte unser bisweilen jüngstes Mitglied die Augen. „Und wie kriegen wir Sora dorthin?“, fragte Zexion. „Lass das mal unsere Sorge sein.“, winkte Saïx mit einem Blick zu Lexaeus ab. „Sehr gut. Kommt schon, Brainstorming. Irgendwelche Ideen?“ Vielleicht waren unsere Pläne nicht perfekt – aber meine Vollpfosten würden das Haus schon rocken, so viel war sicher. Hiho ^^ Das ist das vorletzte Kapitel... und keine Sorge, dass es so kurz ist, ursprünglich gehörte es noch zu Mission 10, die ich Samstag (-morgen/-mittag) hochlade. Also... Zeit für den Masterplan X3 Bevor ich es vergesse: Danke für sage und schreibe 25 Favos, und noch mehr Kommentare... *schnüff* Zehnte Mission - Intelligenz, vergleichbar mit einer verbrannten Scheibe Toast ------------------------------------------------------------------------------ Zehnte Mission – Intelligenz, vergleichbar mit einer verbrannten Scheibe Toast Wir warteten. Die Sekunden schienen noch viel langsamer zu vergehen, als sonst schon. Wir hatten die Mitglieder der Organisation verteilt; jeder hatte seine Aufgabe. Den Zeitpunkt, an dem alles anfangen sollte, bestimmten Lexaeus und Saïx. Sie sollten Sora zu uns bringen; ihn durch die Welten hetzen, und zu uns treiben. So harrte nun jeder an seinem Platz aus. Bis auf mich un zwei weiter Mitglieder waren alle in Traverse Nord und warteten. Zur Vorsicht hatten wir Plan A, B, und auch Plan C. Wie viele davon zum Einsatz kommen würden, würde sich dann noch zeigen – aber wie ich meine Bande kannte, brauchten wir mehr als eine ganze Hand voll. Sora trat durch die großen Stadttore, das Schlüsselschwert schon im Anschlag. Außer ein paar Beobachtern, mich inbegriffen, war keiner anwesend. Und gar niemand war für ihn zu sehen. Schon Schlimmes ahnend machte er ein paar Schritte weiter auf dem Platz , sich immer wieder bedächtig umschauend. Das Tor hinter ihm stand weiter offen, Donald und Goofy kamen hinter ihm her geschlichen. Nun etwas mutiger steuerte der abgebrochene Meter den Itemshop an. Was er nicht sah, war, dass Larxene und Roxas, lautlos wie Assassinen, Donald und Goofy verschleppten. Wenn dieser Plan - diese Pläne, wir brauchten einfach mehrere... - nicht scheiterte... es wäre nicht nur eine Art Premiere eines nicht scheiternden Planes, es wäre der entgültige Sieg über Sora. Dieser bemerkte langsam, dass weder Schnattern, noch die Geräusche einer stolpernden Goofys hinter ihm zu hören waren. Und auch als er sich umdrehte, hörte, und sah er nichts. Skeptisch torkelte er, mit dem Blick hinter sich, weiter. Knapp, sehr knapp verfehlte er einen Baum auf der Mitte des Platzes. Schade eigentlich. Es wäre sehr amüsant gewesen, ihn vor den Baum laufen zu sehen. Sich deswegen wieder nach vorne richtend, bekam er auch nicht, dass durch das Tor dafür zwei andere Gestalten kamen. Lexaeus und Saïx. Ebenfalls lautlos wie auch Larxene und Roxas folgten sie ihm, holten auf und klemmten ihn praktisch zwischen sich ein. „W-w-was?!“, entfuhr es ihm verdutzt. „Hi.“, grinste Lexaeus. Sah ich da etwas wie ein Grinsen in seinem sonst so starren Gesicht? „Sora, warum hast du uns denn alleine gelassen?“, grinste Saïx, den Versuch aufgebend zu schmollen. „Ihr habt das komplette geweihte Land zerstört.“, murmelte Sora geschockt. Er blieb ein wenig traumatisiert stehen. Saïx und Lexaeus taten es ihm nach. Der Junge in ihrer Mitte blinzelte kontinuierlich, schon regelrecht traumatisiert. Bis er die Lider still hielt. Mit hysterischem Schreien – eigentlich war es ein mädchenhaftes Kreischen, und ich könnte schwören, sogar ein paar Tränen gesehen zu haben - und einem fuchtelnden Schlüsselschwert rannte er los, sprang die Treppen hoch und rannte durch das nächste Tor. „Perfekt, Jungs, alles läuft nach Plan.“, verkündete ich den beiden auf dem Platz stolz, bis mich die Realität zurück auf den Boden der Tatsachen holte. „Fragt sich nur, wie lange.“ Wieder nahm ich die Position des unbemerkten Beobachters ein, bis die Zeit für mein Auftritt kam. Sora stand noch an dem Tor, und versuchte auszumachen, ob sich irgendwo Leute von uns verbargen. Er fand keine. Vorsichtig, jedoch recht zügig, ging er weiter, bis unten zu dem Brunnen. Auch hier war keine einzige Person für ihn zu erkennen. Ich selbst saß, ebenfalls unsichtbar für ihn, auf einem Plateau der Villa mit Kniff. Unweit von mir lauerte Xigbar, Sora im Visier. Anvisierter schien sich sicher zu fühlen. Ein wenig erleichtert wirkend atmete er seufzend aus. Sogar das hallte in dem leeren Areal. Doch als der erste, mit einem sogar auch fast hallendem Zischen begleitete, Laserpfeil nur knapp neben ihm einschlug, und ein paar Haare seiner schrecklichen Frisur angesenkt wurden, bemerkte er, dass die Sicherheit noch nicht einmal trügerisch, sondern gar nicht da war. Hastig sprang er beiseite. Xigbar fluchte und wechselte über zu einem kontinuierlichem Kugel-, beziehungsweise Laserpfeilhagel. Sora sprang umher, und versuchte den Kugeln auszuweichen. Obwohl dieser Anblick abstrakt amüsierend war, zog unterdrücktes Knurren von der Seite meine Aufmerksamkeit auf sich. Axel und Roxas zankten sich, wenn auch leise, trotzdem hörbar. „Komm schon, ist doch Zeit genug, und hier hinten sieht uns eh keiner...“, raunte Axel leise. „Nein, verdammt! Raffst du nicht, dass wir hier gerade versuchen, Sora zu eliminieren?!“ „Doch schon... schade eigentlich, wäre mal interessant gewesen, so zu dritt, oder...?“ „Axel! Halt deine Finger still! Weg da!“ Metallisches Klirren. Ein Chakram flog. Mein Blick folgte ihm. Und es flog, und flog; dramatisch segelte es an Roxas vorbei, an Sora vorbei, zog eine Kurve... und erwischte Xigbar. Abrupt brachen die Schüsse ab. Mit Grauen sah ich, wie Xigbar k.o. ging. Am liebsten hätte ich mir vor die Stirn geschlagen. So viel zu dem Thema 'Alles läuft gut'... Larxene zu meiner anderen Seite ergriff die Initiative – zielte aber auch nicht auf Sora, wie sie es definitiv hätte tun können, und vor allem sollen, sondern auf Axel als Rachefeldzug. Axel und Xigbar waren aus dem Rennen. Dabei war Sora so schön abgelenkt gewesen... also stand er demnach noch. Roxas und Larxene wechselten kurz einen Blick und zuckten nur mit den Schultern. „Ablenkungsmanöver?“, fragte jemand in meiner Nähe. „Durchaus.“, nickte ich schwer. Es war zermürbend. Zwei meiner Leute waren bereits außer Gefecht gesetzt. Und auch das Ablenkungsmanöver, um die nächsten Schritte vorzubereiten, und Axel und Xigbar wegzutragen, war definitiv nicht auf meinem Mist gewachsen. Bestimmt auf Marluxias. Die Szenerie war verstörend, krank und vor allem: rosa. Aus einem von den Massen an Blütenblättern nicht zu erschließendem Winkel warf Nummer elf eben jene quer durch Traverse Nord. Die Blüten, die schon fast Stürme bildeten, waren aber nicht am schlimmsten, nicht das Verstörenste. Auch nicht, dass Demyx herumsprang wie eine Elfe – oder jedenfalls versuchte, eine darzustellen – und man ihm Papierflügel auf den Rücken klebte. Nein. Das war gar nichts. Da lachte ich momentan drüber. Denn Xaldin tat das Gleiche wie Demyx. Während also der Lanzenträger noch nicht einmal halb so enthusiastisch wie sein Gegenüber auch nicht wirklich herum sprang, tanzte und hüpfte, sondern eher schlurfte, wurden Axel und Xigbar weggetragen. Sora stand inmitten des Tornados und machte nur große Augen, soweit ich es erkennen konnte. Bewegungsunfähig, genau wie Sora, hörte ich dementsprechend auch nur das Gestreite aus einer Gasse. „Und die zwanzigste Nachkommastelle ist eine Fünf!“ „Es ist eine Sechs!“ „Es ist eine Fünf!“ „Eine Sechs!“ „Eine Fünf!“ „Eine scheiß Sechs, verdammt noch mal!“ In auch eben jener Nummer sechs steckte viel, viel mehr Aggressionspotential, als man vermuten könnte. Denn Zexion ging doch tatsächlich jetzt nicht, wie sonst immer auf Axel los, sondern auf Vexen. „Eine Fünf, du Knirps!“ Mit dem leicht irritierenden Schrei „Die zwanzigste Nachkommastelle von Pi ist eine Sechs!“ sprang er ihn auch nicht an, wie Axel sonst, sondern hetzte ihm einen Meuchler auf den Hals. „Eine Fünf! Was weißt du schon, du Stubenhocker!“ „Eine Sechs! Giftmischer!“ „Eine Fünf! Wenigstens sind meine einzigen Freunde keine Bücher!“ „Aber dafür Marluxia!“ „Nimm das zurück!“, keifte Vexen empört. „Nein!“ Vexen wehrte sich mit Herzlosen. Zexion beschwörte Niemande. Beide Maßen, beide Fronten stießen aufeinander, bekämpften sich... „Nimm das zurück, Bücherwurm!“ „Wieso sollte ich? Stimmt doch, du wirst mehr als dreimal am Tag vergewaltigt!“ „Ja, warum wohl...?“, raunte Vexen, sich sicher, nun einen Punkt gemacht zu haben. „Von Marluxia!“ Man sah deutlich, dass Vexen nach Argumenten suchte. „Ja und?! Besser als nichts... du Emo!“ Das Blümchenmanöver brach ab. Demyx, Xaldin, Marluxia und sogar Sora versuchten verwirrt, genau wie ich, das, was da abging, zu erklären. Das ganze Areal war mucksmäuschenstill. Allerdings waren nur die allerwenigsten der Taten meiner meisten Leute wirklich rational erklärbar. Vexen hatte die feine, unsichtbare Grenze überschritten, die er nicht hätte überschreiten sollen. Eine Art Tabubruch. Die Wand, die Anstand und völlige Leichtsinnigkeit voneinander trennte, brach in sich zusammen. „Sagt der Nerd!“, kam es von Zexion als Gegenschlag. Auch er schöpfte nun aus dem Vollen. Immer mehr Herzlose fielen, immer mehr Niemande fanden ihr Ende. „Vexen! Zexion! Seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen?!“, schnauzte ich. Sora horchte mit einem für ihn ungewohnt schlauen und aufmerksamen Gesichtsausdruck auf und versuchte, auch mich ausfindig zu machen. Aber in den fliegenden Fetzen der Herzlosen und Niemande, sowie den restlichen Blütenblättern, die aufgewirbelt wurden, schaffte ich es, abzutauchen. „Riku?!“ … oder auch nicht. Inmitten von sich langsam auflösenden Resten von Niemanden und Herzlosen verschwanden auch Zexion und Vexen – beziehungsweise wurden genau wie Goofy und Donald von Larxene und Roxas abtransportiert. Ohne irgendein Kommando von mir, setzten die drei anderen Mitglieder dort unten ihre Show fort: Weiter flogen Blütenblätter, Demyx sprang mit noch mehr Enthusiasmus durch die Gegend und sogar Xaldin schaffte es, noch genervter und mit einer Miene, die praktisch „Ich werde euch alle langsam und genüsslich töten und dann essen.“ zu schreien schien Demyx hinterher zu schlurfen, gelegentlich zu stampfen. „Riku! Ich weiß ganz genau, dass du hier bist!“ Entweder war der Junge einfach nur genauso unglaublich bekloppt und geistig so unterentwickelt, wie ihr ihn einschätzten, dass er wieder mich für Riku hielt, oder er war doch gerissener und hatte Riku schon gesehen. Vielleicht roch er Riku auch einfach. Nicht, dass Riku so stark riechen würde, aber bei Sora konnte man sich nicht sicher sein, welche Stalker-Fähigkeiten er im Laufe seiner Reise durch die Welten nicht entwickelte. Oder er hatte auch vielleicht einfach einen banalen Knick in der Pupille. Beziehungsweise in beiden. Die Reste des kleinen Zwistes zwischen Vexen und Zexion waren nun vollständig verpufft. Sora war nicht minder verwirrt als ich. „... Riku?“, kam es leise von ihm. „Woher willst du wissen, dass er hier ist?“, murrte ich. „Ich hab ihn doch gerade noch gesehen!“ „Und was siehst du jetzt?“, versuchte ich es. „Rosa!“ Dieser Junge war einfach verstörend direkt und wahrscheinlich auch im gleichen Ausmaße dumm. „Marluxia, halt mal 'ne Minute die Sense still.- Danke.“ Ein aufgesetztes Lächeln meinerseits später stoppte er – entgegen meinen Erwartungen – mit dem Wirbeln von Blättern und grinste nur. „Sora. Warum sollte Riku hier sein?“ „Weil ich ihn gerade noch gesehen hatte... wo ist er denn...? Wo ist mein Riku? Bist du vielleicht Riku?“, runzelte er die Stirn. „Warum sollte Riku von sich in der dritten Person sprechen?“ „Weil Riku einen Knacks weg hat.“, meinte er knochentrocken ernst. „Sagt der Richtige...“, kam es leise aus der Gasse neben mir, in der Larxene und Roxas Riku gut behüteten. Vorsichtig ließ Sora das Schlüsselschwert ein wenig sinken. Er rechnete anscheinend nicht mit Angriffen. „Selbst wenn er das hat – Was bringt dir das? Ich meine, dann ist Riku vielleicht eben hier? Was würde dir das helfen? Und wenn er nicht hier wäre, hättest du auch keinen Vorteil. Junge, du bist die Hoffnung der letzten Welten, die Waffe gegen uns, und du machst dir Sorgen um deinen Kumpel?“ Warum gab es bei dem letzten Wort ein paar dreckige Lacher? Und warum starrte mich Sora an, wie einen Märchenonkel? … vielleicht einen Märchenonkel, der ihn mithilfe seines Buches erschlägt. Wiederum war ich auch nicht Zexion. Es kam keine Antwort von ihm. Das hätte mich jetzt auch überrascht. „Sora, du hast es doch weit geschafft. Wir haben uns doch schon einmal unterhalten, oder? In Hollow Bastion. Klingelt da irgendetwas?“ „Ja, ich meine mich zu erinnern... war Riku nicht irgendwo dabei?“ Genervt ließ ich den Kopf hängen. „Nein.“ „Wirklich?“ „Nein.“ „Ehrlich?“ „Bist du dir da auch ganz sicher? Kann ja sein, dass du ihn nicht gesehen hast, oder so?“, versuchte er es noch einmal. „Nein, Sora, er war nicht dabei. Okay? Ich wollte auch eigentlich auf etwas anderes heraus. Erstaunlich, was?“ Ironie war für den Jungen ein Fremdwort. Mit großen Augen schaute er mich immer noch an wie einen Alleinunterhalter. „Aber dennoch... zurück zum Thema: Du kannst stolz auf dich sein. Du hast viel geschafft. Du hast meinen Herzlosen besiegt. Wer hätte schon ahnen können, dass es auch die Niemande gibt? Abgesehen davon, hast du auch viele von uns besiegt. Das müssen wir zugeben; das ist unbestreitbar. Was du nicht alles mitgemacht hast... du könntest Bücher davon füllen, und du bist noch nicht einmal volljährig. Allerdings...“, grinste ich und tauschte die verständnisvolle Miene gegen eine selbstsichere, „... solltest du dich nicht darauf ausruhen. Wer rastet, der rostet, das gilt auch für dich, Sora. Selbst wenn du viel geschafft hast – wie oft musstest du flüchten? Wie oft standest du kurz vor'm Versagen? Wie lange hast du gebraucht, um deine Freunde auch nur in irgendeiner Weise auszumachen? Gefunden hast du sie ja immer noch nicht wirklich. Du hast dich von uns überlisten lassen – was wahrscheinlich aber auch jeder andere geschafft hätte, deine Intelligenz ist vergleichbar mit der einer verbrannten Scheibe Toast – und dich hier hin hetzen lassen. Kreischend wie ein Mädchen bist du weggerannt. Nicht sehr heldenhaft, oder? Und nun stehst du hier, dem Attentat nur knapp entkommen, und kommst mit der Situation nicht klar. Du bist wirklich weit gekommen – aber heute gibt es leider weder einen gelben Zettel, noch ein Foto für dich.“ Während meiner noch relativ kurzen Ansprache setzten sich Marluxia, Demyx und Xaldin auf den Brunnenrand, und beschäftigten sich mit Däumchen drehen und ähnlichem. Die Mitglieder in der Gasse neben mir, sprich Roxas und Larxene, waren allerdings aufmerksamer. „Heute wird alles für dich enden. Eine lange Reise, die hier begann und hier aufhören wird. Selbst deine Freunde können dir jetzt nicht mehr helfen -“ Wahrhaftig wurde ich unterbrochen. Jemand wagte es. „Riku!“ Quietschend, kreischend, rufend, winkend stürmte Sora los, als Larxene einen Entschluss fasste und Riku in das Areal stieß, der verdattert in Soras Sichtfeld stolperte. Rikus Reflexe waren gut, aber nicht wirklich gut genug. Er rannte, rannte um sein Leben, jedoch entkam er Sora kaum. Trotzdem versuchte er, über eine Mauer seitlich unseres kleinen Kampfplatzes die panisch gesuchte Sicherheit zu finden. Er war zum Scheitern verurteilt, ganz klar. Kurz bevor Sora ihn erwischte, packte eine helfende Hand Riku am Kragen und zog ihn hoch. Lexaeus und Saïx standen am Rand der Mauer und schauten verachtend zu Sora herunter. Dieser schien sich nicht recht zwischen dem Greifen und Springen nach Riku und dem Flüchten vor den großen Gestalten Lexaeus' und Saïx' entscheiden zu können. Lexaeus hielt Riku am ausgestreckten Arm über die Mauer hinweg – somit fast über Sora, und da half ihm selbst Sportfreund Level 36 nichts – und begutachtete ihn wie die soeben gefangene Beute. Sora versuchte, an der Mauer hochzuspringen, klammerte sich mit dem Händen an den Rand, doch Saïx stocherte auf sie mit dem Griff der umgedrehten Claymore ein. „Bleibst du da wohl weg?! Der Chef spricht mit dir.“, grinste er. Lexaeus klopfte ein wenig den Staub von Riku und setzte ihn dann recht grob auf seine Füße. „Richtig: Ich war noch nicht fertig.“, knurrte ich recht genervt von den abgebrochenen Meter. Sora wandte sich für einen Bruchteil einer Sekunde mir zu, schaute jedoch sofort wieder zu Riku. „Sora, hier spielt die Musik.“ Keine Reaktion. „Lexaeus, könntest du Riku mal außer Reich- und Sichtweite bringen? Danke.“ Der Große nickte und packte Riku wieder – natürlich unter großem Protest von Sora, während Riku es sich gefallen ließ – und schaffte ihn weg. Sora sah ein, dass Schreien nicht half, und auch nicht alles andere, was er versuchte, vom Werfen des Schlüsselschwertes, bis hin zu Beleidigungen. Mit einem regelrecht episch-mechanischem Drehen des Kopfes malträtierte er mich mit anklagenden Blicken. „Was habt ihr mit ihm vor?“ Ein Knurren, das man nie von so einem Zwerg erwartet hätte. „Nichts besonderes. Sora, pass mal auf: Du wirst heute deine Reise beenden. Wenn du Glück hast, wirst du heute sterben. Wenn du Pech hast, lassen wir dich leben. Begreifst du das nicht?“ Langsam dachte ich, ich sprach mit einem geistig Zurückgebliebenem. „Und was ist mit Riku?“ Mit Nerven kurz vor'm Ende ließ ich den Kopf hängen. „Lexaeus? Kannst du Riku wieder rein holen?“ Es nützte ja alles nicht. Schon kam er angestampft. „Wirf ihn mal darein.“ Kurzerhand deutete ich auf den etwas tiefergelegten Platz. „Was?! Nein!“ Trotz Protestrufen wurde Riku noch relativ sanft für Lexaeus, den Grobmotoriker, in Soras Nähe geworfen. Dieser stürzte sich natürlich sofort auf die Beute und warf sich schon regelrecht auf ihn. Staunend beobachtete ich die beiden. Riku gelang es, sich Soras Klammergriff – den Geräuschen nach auch Würgegriff – zu entziehen und rannte um sein Leben. „Sora, jetzt lass mich doch mal reden, und erklären!“, krächzte Riku nach Luft schnappend. Keine Antwort, sondern eine weitere Klammerattacke. Und während Sora dort so damit beschäftigt war, Riku die Luft abzuschnüren, wankte der Letzte, den ich hier erwartet hatte, auf das Spielfeld. Ich hatte alle irgendwie in unseren Plan miteinbezogen. Bis auf ihn. Denn ich wusste ganz genau, dass er an der Taverne hängen blieb. Luxord torkelte langsam, jedoch geradewegs auf Sora zu. Dieser bemerkte den Betrunkenen nicht und war weiter damit beschäftigt, Riku den Knuddeltod sterben zu lassen. Luxord kam. Recht angestrengt kniff er die Lider zusammen und versuchte, den Feind zu fokussieren. Luxord sah. Die Stirn runzelnd kramte er nach etwas. „Luxord, stopp! Nein, stopp!“ Meine Rufe, all mein schreien kamen zu spät. Luxord siegte. Sora drehte sich leicht um, sein Blick glitt kurz zu mir, bevor der die Augen schloss. Es regnete Splitter und Scherben, nicht zuletzt ein paar Spritzer Blut. Er ging nicht theatralisch in die Knie, er sank einfach zur Seite Weg. „Sag mal, Luxord... hättest du ihm nicht eins mit der Flasche überziehen können, nachdem ich ausgeredet hatte?! Na... jetzt ist ja auch gut... Transportiert ihn ab, Jungs.“ Meine Schritte hallten wie immer durch die kahlen, langen Flure. Je näher ich kam, desto lauter wurde das Gezeter, dass dröhnend aus einer Zelle drang. Mit dem Klemmbrett unter einem Arm lief ich weiter durch die Kerker. „Mann, Finger da weg!“ Bis jetzt hatte ich immer gewusst, bei diesen Worten konnte es sich nur um Axel und Roxas handeln. Bis eben jetzt. „Zieh doch nicht immer an meinen Haaren!“ Weiteres Gerangel später ertönte ein metallisches Klirren. Zwei Schlüsselschwerter trafen aufeinander, Funken flogen bis auf den Gang. Vor den Gitterstäben stehen bleibend räusperte ich mich laut. „Ja?“, machten beide mehr – im Falle Soras – und weniger – im Falle Rikus – dümmlich. Gerade, als ich zu einem Wort ansetzte, quatschte Riku dazwischen: „Ich verstehe es ja durchaus, dass ihr Sora hier rein werft – aber warum mich?! Abgesehen davon, dass Sie und ihre Idioten – nein... Idioten passt nicht...“ Überlegend schnippte Riku mit den Fingern vor sich hin. „Spacken?“, warf Sora ein. „Nein...“ „Klappstühle?“ „Nein.“ „Kekse?“ „Nein!“ „Vollpfosten?“, riet er. „Nein – Ja! Ich meine ja! Sie und ihr dämlichen Vollpfosten -“ Bald würde mir der Kragen platzen. Noch bevor mein Auge zucken konnte, weil ein Schreikrampf bevorstand, setzte ich ein amüsiertes Grinsen auf. „Na gut.“, nickte ich, machte einen Schritt zurück und angelte nach dem Schlüssel, den ich den beiden dann außer Reichweite vor die Gitterstäbe hielt, „dann bleibt hier eben hier drin und beschäftigt euch gegenseitig.“ Wirklich erfreut beugte ich mich noch einmal näher zu Riku. „Und meine Vollpfosten haben euch den Hintern aufgerissen. Also reiß das Maul nicht so auf.“ Flötend und pfeifend, den Schlüssel mit einer abwechselnd mit einer Hand werfend und fangend, bewegte ich mich langsam wieder zu der Treppe, die mich nach oben führte. Wenn auch nicht immer so ganz zuverlässig... Letztendlich waren doch wir es, die gewannen. Vollpfosten hin oder her. Epilog: Epilog - Ein bisschen Zusammenhalt? ------------------------------------------- Epilog - Ein bisschen Zusammenhalt? Mit Genugtuung erklomm ich die Stufen, hoch zu einem der zahlreichen Flure. Schon dort, kaum als dass ich die Tür zu schlug, kam mir Grölen entgegen, wie Johlen und Krachen, wahrscheinlich auch dann Zerbrechen und Kaputtgehen der Einrichtung oder sonstiger Gegenstände. Einerseits verstand ich sie ja: Wir hatten gewonnen. Wir hatten den ärgsten Feind nicht nur besiegt, nein, sogar regelrecht bezwungen und ließen ihn schmoren. Ich verstand ihre Euphorie. Andererseits verstanden sie mich nicht. Und vor allem nicht meine Nerven. Angenehm überrascht stellte ich fest, dass es doch noch ganz gesittet ablief in einem der größeren Räume. Es war geschmückt worden, eingedeckt, gebacken und gekocht, die Gläser der Anwesenden waren noch heil, genau wie die restliche Umgebung und alle hatten noch ihre Hosen an. Erfreulich. Trotzdem musterte ich meine Leute skeptisch – wohl eine Angewohnheit – im Vorbeigehen, bis ich bei Larxene ankam. Sie war auf den ersten Blick mit Zexion wohl die einzige, die hier einen kühlen, klaren Kopf behielt. „Na, wie läuft es in den Kerkern?“, fragte sie grinsend. „Gut, ganz gut... die beiden werden wohl etwas mehr Zeit dort unten verbringen, als sogar ich anfangs dachte...“ Auch ich konnte mir einen Anflug von grinsen nicht verkneifen. „Und hier oben... ist es ja regelrecht... friedlich.“ „Ja... halbwegs...“ „Wie?“, machte ich verdutzt. „Schauen Sie sich das doch mal genauer an.“ Ich tat, was sie mir empfahl und nahm die anderen Kleingrüppchen genauer unter die Lupe. Okay, vielleicht war Lexaeus ein bisschen sehr großzügig, als er Xigbars Kopf vollkommen in die Bowleschale tauchte, dass er nur so gurgelte. Ein Glas hätte es auch getan. Und vielleicht war es auch nicht so angebracht, dass Luxord sich hinter Xigbar stellte und „Ich bin als Nächster!“ verkündete. Larxene klopfte mir aufbauend – und grob – auf die Schulter und verzog sich in Richtung Roxas. Ausnahmsweise stand er allein da. Allerdings wunderte es mich weniger, als ich Axel sah, wie er sich einer Buchseite als Servierte bediente. Bevor die Situation eskalieren konnte, schritt ich hastig zu Axel herüber, entwendete ihm das Buch und schob es zurück ins Regal. „Die Seite hast du doch schon bestimmt gelesen, oder...?“, versuchte ich es nett. Ein wenig Würde sollten sie heute mal bewahren, wenigstens heute, an dem Tag unseres Sieges. „Natürlich...“, meinte Zexion, nachdem er mich kurz musterte, „Aber die noch nicht.“ Unheilvolles ahnend drehte ich mich zu Axel um, der die nächsten Seiten in seinen Fingern hielt. Ich sah es ein – es brachte nichts. Dementsprechend schlenderte ich weiter, vorbei an dem strickenden Vexen, der gleichzeitig ein wenig (viel) von Marluxia belästigt wurde, und einer kleinen Gruppe von tanzenden, oder Zuckungen habenden Leuten, geradewegs zurück zu Larxene und Roxas. „Na, ihr beiden? Ihr schient ja noch ganz... vernünftig zu sein, so in der Runde betrachtet.“ Beide musterten mich etwas verstört, nickten dann aber langsam. „Wir sind endlich durch... wir haben es geschafft...“, seufzte ich, „und die Meute benimmt sich wie der letzte Sauhaufen.“ Roxas und Larxene wirkten recht... überrascht. Schließlich sahen sie ihren Chef auch selten so deprimiert. Angenervt, aggressiv, sadistisch... alles. Aber nicht deprimiert. „Vielleicht solltest du sie mal zur Ordnung rufen...?“, schlug Roxas kaum hörbar vor. „Würde jemand auf mich hören?“ „Vielleicht...“ Natürlich, trotz der deutlichen Rhetorik meiner Frage, bekam ich eine Antwort. Aufstöhnend ließ ich den Kopf hängen, zwang mich jedoch selbst dazu, mich zu dem Rest der Organisation zu drehen und sie, nicht im Geringsten von mir selbst überzeugt, anzumurren: „Leute? Leute! Könntet ihr vielleicht mal ein bisschen Stolz zeigen? Und weniger Mist bauen? Wir haben unseren größten Feind besiegt. Die einzigen, die uns jetzt noch in die Quere kommen können, sind Chuck Norris und Batman. Wobei ersterer ja noch in unserem Kerker sitzt. Könnt ihr nicht wenigstens jetzt ein bisschen Würde zeigen? Ein bisschen Zusammenhalt? Ist das zu viel verlangt?“ Viele der Blicke wurden entschuldigend und bereuend bei meiner kleinen Bitte, begleitet von Seufzern. Lexaeus ließ von Xigbar ab, Axel benutzte die Tischdecke als Servierte und auch Marluxia hörte auf, Vexen zu begrapschen. „Feiern wir wenigstens einmal wie eine zusammengehörende Organisation?“, fragte ich mit einem leicht müden Lächeln. Sie nickten, allesamt. Innerlich grinste ich. Auf die Tränendrüse drücken half bei meinen Vollpfosten eben doch immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)