Xemnas' Aufzeichnungen von abgemeldet (...und so schrieb ich nieder, was mir die Nerven raubte...) ================================================================================ Zehnte Mission - Intelligenz, vergleichbar mit einer verbrannten Scheibe Toast ------------------------------------------------------------------------------ Zehnte Mission – Intelligenz, vergleichbar mit einer verbrannten Scheibe Toast Wir warteten. Die Sekunden schienen noch viel langsamer zu vergehen, als sonst schon. Wir hatten die Mitglieder der Organisation verteilt; jeder hatte seine Aufgabe. Den Zeitpunkt, an dem alles anfangen sollte, bestimmten Lexaeus und Saïx. Sie sollten Sora zu uns bringen; ihn durch die Welten hetzen, und zu uns treiben. So harrte nun jeder an seinem Platz aus. Bis auf mich un zwei weiter Mitglieder waren alle in Traverse Nord und warteten. Zur Vorsicht hatten wir Plan A, B, und auch Plan C. Wie viele davon zum Einsatz kommen würden, würde sich dann noch zeigen – aber wie ich meine Bande kannte, brauchten wir mehr als eine ganze Hand voll. Sora trat durch die großen Stadttore, das Schlüsselschwert schon im Anschlag. Außer ein paar Beobachtern, mich inbegriffen, war keiner anwesend. Und gar niemand war für ihn zu sehen. Schon Schlimmes ahnend machte er ein paar Schritte weiter auf dem Platz , sich immer wieder bedächtig umschauend. Das Tor hinter ihm stand weiter offen, Donald und Goofy kamen hinter ihm her geschlichen. Nun etwas mutiger steuerte der abgebrochene Meter den Itemshop an. Was er nicht sah, war, dass Larxene und Roxas, lautlos wie Assassinen, Donald und Goofy verschleppten. Wenn dieser Plan - diese Pläne, wir brauchten einfach mehrere... - nicht scheiterte... es wäre nicht nur eine Art Premiere eines nicht scheiternden Planes, es wäre der entgültige Sieg über Sora. Dieser bemerkte langsam, dass weder Schnattern, noch die Geräusche einer stolpernden Goofys hinter ihm zu hören waren. Und auch als er sich umdrehte, hörte, und sah er nichts. Skeptisch torkelte er, mit dem Blick hinter sich, weiter. Knapp, sehr knapp verfehlte er einen Baum auf der Mitte des Platzes. Schade eigentlich. Es wäre sehr amüsant gewesen, ihn vor den Baum laufen zu sehen. Sich deswegen wieder nach vorne richtend, bekam er auch nicht, dass durch das Tor dafür zwei andere Gestalten kamen. Lexaeus und Saïx. Ebenfalls lautlos wie auch Larxene und Roxas folgten sie ihm, holten auf und klemmten ihn praktisch zwischen sich ein. „W-w-was?!“, entfuhr es ihm verdutzt. „Hi.“, grinste Lexaeus. Sah ich da etwas wie ein Grinsen in seinem sonst so starren Gesicht? „Sora, warum hast du uns denn alleine gelassen?“, grinste Saïx, den Versuch aufgebend zu schmollen. „Ihr habt das komplette geweihte Land zerstört.“, murmelte Sora geschockt. Er blieb ein wenig traumatisiert stehen. Saïx und Lexaeus taten es ihm nach. Der Junge in ihrer Mitte blinzelte kontinuierlich, schon regelrecht traumatisiert. Bis er die Lider still hielt. Mit hysterischem Schreien – eigentlich war es ein mädchenhaftes Kreischen, und ich könnte schwören, sogar ein paar Tränen gesehen zu haben - und einem fuchtelnden Schlüsselschwert rannte er los, sprang die Treppen hoch und rannte durch das nächste Tor. „Perfekt, Jungs, alles läuft nach Plan.“, verkündete ich den beiden auf dem Platz stolz, bis mich die Realität zurück auf den Boden der Tatsachen holte. „Fragt sich nur, wie lange.“ Wieder nahm ich die Position des unbemerkten Beobachters ein, bis die Zeit für mein Auftritt kam. Sora stand noch an dem Tor, und versuchte auszumachen, ob sich irgendwo Leute von uns verbargen. Er fand keine. Vorsichtig, jedoch recht zügig, ging er weiter, bis unten zu dem Brunnen. Auch hier war keine einzige Person für ihn zu erkennen. Ich selbst saß, ebenfalls unsichtbar für ihn, auf einem Plateau der Villa mit Kniff. Unweit von mir lauerte Xigbar, Sora im Visier. Anvisierter schien sich sicher zu fühlen. Ein wenig erleichtert wirkend atmete er seufzend aus. Sogar das hallte in dem leeren Areal. Doch als der erste, mit einem sogar auch fast hallendem Zischen begleitete, Laserpfeil nur knapp neben ihm einschlug, und ein paar Haare seiner schrecklichen Frisur angesenkt wurden, bemerkte er, dass die Sicherheit noch nicht einmal trügerisch, sondern gar nicht da war. Hastig sprang er beiseite. Xigbar fluchte und wechselte über zu einem kontinuierlichem Kugel-, beziehungsweise Laserpfeilhagel. Sora sprang umher, und versuchte den Kugeln auszuweichen. Obwohl dieser Anblick abstrakt amüsierend war, zog unterdrücktes Knurren von der Seite meine Aufmerksamkeit auf sich. Axel und Roxas zankten sich, wenn auch leise, trotzdem hörbar. „Komm schon, ist doch Zeit genug, und hier hinten sieht uns eh keiner...“, raunte Axel leise. „Nein, verdammt! Raffst du nicht, dass wir hier gerade versuchen, Sora zu eliminieren?!“ „Doch schon... schade eigentlich, wäre mal interessant gewesen, so zu dritt, oder...?“ „Axel! Halt deine Finger still! Weg da!“ Metallisches Klirren. Ein Chakram flog. Mein Blick folgte ihm. Und es flog, und flog; dramatisch segelte es an Roxas vorbei, an Sora vorbei, zog eine Kurve... und erwischte Xigbar. Abrupt brachen die Schüsse ab. Mit Grauen sah ich, wie Xigbar k.o. ging. Am liebsten hätte ich mir vor die Stirn geschlagen. So viel zu dem Thema 'Alles läuft gut'... Larxene zu meiner anderen Seite ergriff die Initiative – zielte aber auch nicht auf Sora, wie sie es definitiv hätte tun können, und vor allem sollen, sondern auf Axel als Rachefeldzug. Axel und Xigbar waren aus dem Rennen. Dabei war Sora so schön abgelenkt gewesen... also stand er demnach noch. Roxas und Larxene wechselten kurz einen Blick und zuckten nur mit den Schultern. „Ablenkungsmanöver?“, fragte jemand in meiner Nähe. „Durchaus.“, nickte ich schwer. Es war zermürbend. Zwei meiner Leute waren bereits außer Gefecht gesetzt. Und auch das Ablenkungsmanöver, um die nächsten Schritte vorzubereiten, und Axel und Xigbar wegzutragen, war definitiv nicht auf meinem Mist gewachsen. Bestimmt auf Marluxias. Die Szenerie war verstörend, krank und vor allem: rosa. Aus einem von den Massen an Blütenblättern nicht zu erschließendem Winkel warf Nummer elf eben jene quer durch Traverse Nord. Die Blüten, die schon fast Stürme bildeten, waren aber nicht am schlimmsten, nicht das Verstörenste. Auch nicht, dass Demyx herumsprang wie eine Elfe – oder jedenfalls versuchte, eine darzustellen – und man ihm Papierflügel auf den Rücken klebte. Nein. Das war gar nichts. Da lachte ich momentan drüber. Denn Xaldin tat das Gleiche wie Demyx. Während also der Lanzenträger noch nicht einmal halb so enthusiastisch wie sein Gegenüber auch nicht wirklich herum sprang, tanzte und hüpfte, sondern eher schlurfte, wurden Axel und Xigbar weggetragen. Sora stand inmitten des Tornados und machte nur große Augen, soweit ich es erkennen konnte. Bewegungsunfähig, genau wie Sora, hörte ich dementsprechend auch nur das Gestreite aus einer Gasse. „Und die zwanzigste Nachkommastelle ist eine Fünf!“ „Es ist eine Sechs!“ „Es ist eine Fünf!“ „Eine Sechs!“ „Eine Fünf!“ „Eine scheiß Sechs, verdammt noch mal!“ In auch eben jener Nummer sechs steckte viel, viel mehr Aggressionspotential, als man vermuten könnte. Denn Zexion ging doch tatsächlich jetzt nicht, wie sonst immer auf Axel los, sondern auf Vexen. „Eine Fünf, du Knirps!“ Mit dem leicht irritierenden Schrei „Die zwanzigste Nachkommastelle von Pi ist eine Sechs!“ sprang er ihn auch nicht an, wie Axel sonst, sondern hetzte ihm einen Meuchler auf den Hals. „Eine Fünf! Was weißt du schon, du Stubenhocker!“ „Eine Sechs! Giftmischer!“ „Eine Fünf! Wenigstens sind meine einzigen Freunde keine Bücher!“ „Aber dafür Marluxia!“ „Nimm das zurück!“, keifte Vexen empört. „Nein!“ Vexen wehrte sich mit Herzlosen. Zexion beschwörte Niemande. Beide Maßen, beide Fronten stießen aufeinander, bekämpften sich... „Nimm das zurück, Bücherwurm!“ „Wieso sollte ich? Stimmt doch, du wirst mehr als dreimal am Tag vergewaltigt!“ „Ja, warum wohl...?“, raunte Vexen, sich sicher, nun einen Punkt gemacht zu haben. „Von Marluxia!“ Man sah deutlich, dass Vexen nach Argumenten suchte. „Ja und?! Besser als nichts... du Emo!“ Das Blümchenmanöver brach ab. Demyx, Xaldin, Marluxia und sogar Sora versuchten verwirrt, genau wie ich, das, was da abging, zu erklären. Das ganze Areal war mucksmäuschenstill. Allerdings waren nur die allerwenigsten der Taten meiner meisten Leute wirklich rational erklärbar. Vexen hatte die feine, unsichtbare Grenze überschritten, die er nicht hätte überschreiten sollen. Eine Art Tabubruch. Die Wand, die Anstand und völlige Leichtsinnigkeit voneinander trennte, brach in sich zusammen. „Sagt der Nerd!“, kam es von Zexion als Gegenschlag. Auch er schöpfte nun aus dem Vollen. Immer mehr Herzlose fielen, immer mehr Niemande fanden ihr Ende. „Vexen! Zexion! Seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen?!“, schnauzte ich. Sora horchte mit einem für ihn ungewohnt schlauen und aufmerksamen Gesichtsausdruck auf und versuchte, auch mich ausfindig zu machen. Aber in den fliegenden Fetzen der Herzlosen und Niemande, sowie den restlichen Blütenblättern, die aufgewirbelt wurden, schaffte ich es, abzutauchen. „Riku?!“ … oder auch nicht. Inmitten von sich langsam auflösenden Resten von Niemanden und Herzlosen verschwanden auch Zexion und Vexen – beziehungsweise wurden genau wie Goofy und Donald von Larxene und Roxas abtransportiert. Ohne irgendein Kommando von mir, setzten die drei anderen Mitglieder dort unten ihre Show fort: Weiter flogen Blütenblätter, Demyx sprang mit noch mehr Enthusiasmus durch die Gegend und sogar Xaldin schaffte es, noch genervter und mit einer Miene, die praktisch „Ich werde euch alle langsam und genüsslich töten und dann essen.“ zu schreien schien Demyx hinterher zu schlurfen, gelegentlich zu stampfen. „Riku! Ich weiß ganz genau, dass du hier bist!“ Entweder war der Junge einfach nur genauso unglaublich bekloppt und geistig so unterentwickelt, wie ihr ihn einschätzten, dass er wieder mich für Riku hielt, oder er war doch gerissener und hatte Riku schon gesehen. Vielleicht roch er Riku auch einfach. Nicht, dass Riku so stark riechen würde, aber bei Sora konnte man sich nicht sicher sein, welche Stalker-Fähigkeiten er im Laufe seiner Reise durch die Welten nicht entwickelte. Oder er hatte auch vielleicht einfach einen banalen Knick in der Pupille. Beziehungsweise in beiden. Die Reste des kleinen Zwistes zwischen Vexen und Zexion waren nun vollständig verpufft. Sora war nicht minder verwirrt als ich. „... Riku?“, kam es leise von ihm. „Woher willst du wissen, dass er hier ist?“, murrte ich. „Ich hab ihn doch gerade noch gesehen!“ „Und was siehst du jetzt?“, versuchte ich es. „Rosa!“ Dieser Junge war einfach verstörend direkt und wahrscheinlich auch im gleichen Ausmaße dumm. „Marluxia, halt mal 'ne Minute die Sense still.- Danke.“ Ein aufgesetztes Lächeln meinerseits später stoppte er – entgegen meinen Erwartungen – mit dem Wirbeln von Blättern und grinste nur. „Sora. Warum sollte Riku hier sein?“ „Weil ich ihn gerade noch gesehen hatte... wo ist er denn...? Wo ist mein Riku? Bist du vielleicht Riku?“, runzelte er die Stirn. „Warum sollte Riku von sich in der dritten Person sprechen?“ „Weil Riku einen Knacks weg hat.“, meinte er knochentrocken ernst. „Sagt der Richtige...“, kam es leise aus der Gasse neben mir, in der Larxene und Roxas Riku gut behüteten. Vorsichtig ließ Sora das Schlüsselschwert ein wenig sinken. Er rechnete anscheinend nicht mit Angriffen. „Selbst wenn er das hat – Was bringt dir das? Ich meine, dann ist Riku vielleicht eben hier? Was würde dir das helfen? Und wenn er nicht hier wäre, hättest du auch keinen Vorteil. Junge, du bist die Hoffnung der letzten Welten, die Waffe gegen uns, und du machst dir Sorgen um deinen Kumpel?“ Warum gab es bei dem letzten Wort ein paar dreckige Lacher? Und warum starrte mich Sora an, wie einen Märchenonkel? … vielleicht einen Märchenonkel, der ihn mithilfe seines Buches erschlägt. Wiederum war ich auch nicht Zexion. Es kam keine Antwort von ihm. Das hätte mich jetzt auch überrascht. „Sora, du hast es doch weit geschafft. Wir haben uns doch schon einmal unterhalten, oder? In Hollow Bastion. Klingelt da irgendetwas?“ „Ja, ich meine mich zu erinnern... war Riku nicht irgendwo dabei?“ Genervt ließ ich den Kopf hängen. „Nein.“ „Wirklich?“ „Nein.“ „Ehrlich?“ „Bist du dir da auch ganz sicher? Kann ja sein, dass du ihn nicht gesehen hast, oder so?“, versuchte er es noch einmal. „Nein, Sora, er war nicht dabei. Okay? Ich wollte auch eigentlich auf etwas anderes heraus. Erstaunlich, was?“ Ironie war für den Jungen ein Fremdwort. Mit großen Augen schaute er mich immer noch an wie einen Alleinunterhalter. „Aber dennoch... zurück zum Thema: Du kannst stolz auf dich sein. Du hast viel geschafft. Du hast meinen Herzlosen besiegt. Wer hätte schon ahnen können, dass es auch die Niemande gibt? Abgesehen davon, hast du auch viele von uns besiegt. Das müssen wir zugeben; das ist unbestreitbar. Was du nicht alles mitgemacht hast... du könntest Bücher davon füllen, und du bist noch nicht einmal volljährig. Allerdings...“, grinste ich und tauschte die verständnisvolle Miene gegen eine selbstsichere, „... solltest du dich nicht darauf ausruhen. Wer rastet, der rostet, das gilt auch für dich, Sora. Selbst wenn du viel geschafft hast – wie oft musstest du flüchten? Wie oft standest du kurz vor'm Versagen? Wie lange hast du gebraucht, um deine Freunde auch nur in irgendeiner Weise auszumachen? Gefunden hast du sie ja immer noch nicht wirklich. Du hast dich von uns überlisten lassen – was wahrscheinlich aber auch jeder andere geschafft hätte, deine Intelligenz ist vergleichbar mit der einer verbrannten Scheibe Toast – und dich hier hin hetzen lassen. Kreischend wie ein Mädchen bist du weggerannt. Nicht sehr heldenhaft, oder? Und nun stehst du hier, dem Attentat nur knapp entkommen, und kommst mit der Situation nicht klar. Du bist wirklich weit gekommen – aber heute gibt es leider weder einen gelben Zettel, noch ein Foto für dich.“ Während meiner noch relativ kurzen Ansprache setzten sich Marluxia, Demyx und Xaldin auf den Brunnenrand, und beschäftigten sich mit Däumchen drehen und ähnlichem. Die Mitglieder in der Gasse neben mir, sprich Roxas und Larxene, waren allerdings aufmerksamer. „Heute wird alles für dich enden. Eine lange Reise, die hier begann und hier aufhören wird. Selbst deine Freunde können dir jetzt nicht mehr helfen -“ Wahrhaftig wurde ich unterbrochen. Jemand wagte es. „Riku!“ Quietschend, kreischend, rufend, winkend stürmte Sora los, als Larxene einen Entschluss fasste und Riku in das Areal stieß, der verdattert in Soras Sichtfeld stolperte. Rikus Reflexe waren gut, aber nicht wirklich gut genug. Er rannte, rannte um sein Leben, jedoch entkam er Sora kaum. Trotzdem versuchte er, über eine Mauer seitlich unseres kleinen Kampfplatzes die panisch gesuchte Sicherheit zu finden. Er war zum Scheitern verurteilt, ganz klar. Kurz bevor Sora ihn erwischte, packte eine helfende Hand Riku am Kragen und zog ihn hoch. Lexaeus und Saïx standen am Rand der Mauer und schauten verachtend zu Sora herunter. Dieser schien sich nicht recht zwischen dem Greifen und Springen nach Riku und dem Flüchten vor den großen Gestalten Lexaeus' und Saïx' entscheiden zu können. Lexaeus hielt Riku am ausgestreckten Arm über die Mauer hinweg – somit fast über Sora, und da half ihm selbst Sportfreund Level 36 nichts – und begutachtete ihn wie die soeben gefangene Beute. Sora versuchte, an der Mauer hochzuspringen, klammerte sich mit dem Händen an den Rand, doch Saïx stocherte auf sie mit dem Griff der umgedrehten Claymore ein. „Bleibst du da wohl weg?! Der Chef spricht mit dir.“, grinste er. Lexaeus klopfte ein wenig den Staub von Riku und setzte ihn dann recht grob auf seine Füße. „Richtig: Ich war noch nicht fertig.“, knurrte ich recht genervt von den abgebrochenen Meter. Sora wandte sich für einen Bruchteil einer Sekunde mir zu, schaute jedoch sofort wieder zu Riku. „Sora, hier spielt die Musik.“ Keine Reaktion. „Lexaeus, könntest du Riku mal außer Reich- und Sichtweite bringen? Danke.“ Der Große nickte und packte Riku wieder – natürlich unter großem Protest von Sora, während Riku es sich gefallen ließ – und schaffte ihn weg. Sora sah ein, dass Schreien nicht half, und auch nicht alles andere, was er versuchte, vom Werfen des Schlüsselschwertes, bis hin zu Beleidigungen. Mit einem regelrecht episch-mechanischem Drehen des Kopfes malträtierte er mich mit anklagenden Blicken. „Was habt ihr mit ihm vor?“ Ein Knurren, das man nie von so einem Zwerg erwartet hätte. „Nichts besonderes. Sora, pass mal auf: Du wirst heute deine Reise beenden. Wenn du Glück hast, wirst du heute sterben. Wenn du Pech hast, lassen wir dich leben. Begreifst du das nicht?“ Langsam dachte ich, ich sprach mit einem geistig Zurückgebliebenem. „Und was ist mit Riku?“ Mit Nerven kurz vor'm Ende ließ ich den Kopf hängen. „Lexaeus? Kannst du Riku wieder rein holen?“ Es nützte ja alles nicht. Schon kam er angestampft. „Wirf ihn mal darein.“ Kurzerhand deutete ich auf den etwas tiefergelegten Platz. „Was?! Nein!“ Trotz Protestrufen wurde Riku noch relativ sanft für Lexaeus, den Grobmotoriker, in Soras Nähe geworfen. Dieser stürzte sich natürlich sofort auf die Beute und warf sich schon regelrecht auf ihn. Staunend beobachtete ich die beiden. Riku gelang es, sich Soras Klammergriff – den Geräuschen nach auch Würgegriff – zu entziehen und rannte um sein Leben. „Sora, jetzt lass mich doch mal reden, und erklären!“, krächzte Riku nach Luft schnappend. Keine Antwort, sondern eine weitere Klammerattacke. Und während Sora dort so damit beschäftigt war, Riku die Luft abzuschnüren, wankte der Letzte, den ich hier erwartet hatte, auf das Spielfeld. Ich hatte alle irgendwie in unseren Plan miteinbezogen. Bis auf ihn. Denn ich wusste ganz genau, dass er an der Taverne hängen blieb. Luxord torkelte langsam, jedoch geradewegs auf Sora zu. Dieser bemerkte den Betrunkenen nicht und war weiter damit beschäftigt, Riku den Knuddeltod sterben zu lassen. Luxord kam. Recht angestrengt kniff er die Lider zusammen und versuchte, den Feind zu fokussieren. Luxord sah. Die Stirn runzelnd kramte er nach etwas. „Luxord, stopp! Nein, stopp!“ Meine Rufe, all mein schreien kamen zu spät. Luxord siegte. Sora drehte sich leicht um, sein Blick glitt kurz zu mir, bevor der die Augen schloss. Es regnete Splitter und Scherben, nicht zuletzt ein paar Spritzer Blut. Er ging nicht theatralisch in die Knie, er sank einfach zur Seite Weg. „Sag mal, Luxord... hättest du ihm nicht eins mit der Flasche überziehen können, nachdem ich ausgeredet hatte?! Na... jetzt ist ja auch gut... Transportiert ihn ab, Jungs.“ Meine Schritte hallten wie immer durch die kahlen, langen Flure. Je näher ich kam, desto lauter wurde das Gezeter, dass dröhnend aus einer Zelle drang. Mit dem Klemmbrett unter einem Arm lief ich weiter durch die Kerker. „Mann, Finger da weg!“ Bis jetzt hatte ich immer gewusst, bei diesen Worten konnte es sich nur um Axel und Roxas handeln. Bis eben jetzt. „Zieh doch nicht immer an meinen Haaren!“ Weiteres Gerangel später ertönte ein metallisches Klirren. Zwei Schlüsselschwerter trafen aufeinander, Funken flogen bis auf den Gang. Vor den Gitterstäben stehen bleibend räusperte ich mich laut. „Ja?“, machten beide mehr – im Falle Soras – und weniger – im Falle Rikus – dümmlich. Gerade, als ich zu einem Wort ansetzte, quatschte Riku dazwischen: „Ich verstehe es ja durchaus, dass ihr Sora hier rein werft – aber warum mich?! Abgesehen davon, dass Sie und ihre Idioten – nein... Idioten passt nicht...“ Überlegend schnippte Riku mit den Fingern vor sich hin. „Spacken?“, warf Sora ein. „Nein...“ „Klappstühle?“ „Nein.“ „Kekse?“ „Nein!“ „Vollpfosten?“, riet er. „Nein – Ja! Ich meine ja! Sie und ihr dämlichen Vollpfosten -“ Bald würde mir der Kragen platzen. Noch bevor mein Auge zucken konnte, weil ein Schreikrampf bevorstand, setzte ich ein amüsiertes Grinsen auf. „Na gut.“, nickte ich, machte einen Schritt zurück und angelte nach dem Schlüssel, den ich den beiden dann außer Reichweite vor die Gitterstäbe hielt, „dann bleibt hier eben hier drin und beschäftigt euch gegenseitig.“ Wirklich erfreut beugte ich mich noch einmal näher zu Riku. „Und meine Vollpfosten haben euch den Hintern aufgerissen. Also reiß das Maul nicht so auf.“ Flötend und pfeifend, den Schlüssel mit einer abwechselnd mit einer Hand werfend und fangend, bewegte ich mich langsam wieder zu der Treppe, die mich nach oben führte. Wenn auch nicht immer so ganz zuverlässig... Letztendlich waren doch wir es, die gewannen. Vollpfosten hin oder her. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)