All the Wrong Reasons von Xynn (... are they the Right Decisions?) ================================================================================ Kapitel 11: Zu spät ------------------- „Und Bryon?“, frage Alan ruhig den Schwarzhaarigen, der den Raum wieder betrat. Dieser schwieg, setzte sich auf einen Stuhl dem Blonden gegenüber. In seinem Blick lag etwas Geheimnisvolles, was vom schwachen Licht im Raum nur weiter bestärkt wurde. „Sie ist aufgewacht.“ Ein hinterlistiges Grinsen bildete sich, woraufhin Alan aufmerksam wurde. „Aha... stell keinen Scheiß an. Das reicht schon, dass wir sie verschwinden lassen müssen.“, wandte der Blonde direkt nachdrücklich ein. Doch wie es schien war sein Partner anderer Meinung. „Na und? Spaß spricht doch nicht dagegen? Oder empfindest du doch was für die Kleine? Immerhin kennst du sie ja...“ Alan lehnte sich über dem Tisch vor, begann mit dem Zeigefinger auf diesem zu tippen. Sein Gesicht war äußerst ernst. Ihm gefiel nicht was sein Kumpel von sich gab. „Lass deine Finger von ihr. Willst du soweit sinken? Das ist echt nicht notwendig. Reiß' dich zusammen. Also was hast du solang getrieben?“ Bryon fuhr sich lässig durch seine kurzen schwarzen Haare und lehnte sich gegen die Stuhllehne. Ein Seufzen war zu vernehmen. „Beruhig' dich, Alter. Hab ihr nur den Ernst der Lage klargemacht, nicht mehr.“ „Verasch' mich nicht!“, zischte der Blonde unverzüglich verärgert und schlug mit der Faust auf den Holztisch, woraufhin die Schusswaffe auf dem Tisch sich etwas Bewegte. Sein gegenüber zuckte kurz zusammen, wusste dieser doch genau zu was Alan fähig war. „Muss ich erst selbst nachgucken gehen?“ „Du solltest dich wirklich Mal entspannen. Die ist eh morgen Geschichte. Kommts' da jetzt auf ein paar Macken mehr an? Egal was noch passiert, morgen stirbt sie. Wir sollten uns bis dahin noch ein wenig Ausruhen und ich muss noch ne' Karre besorgen, also lass uns abhauen.“ Seinen wachsamen Ohren war nichts Entgangen. So hatte er das komplette Gespräch belauscht und im Schatten, gedrückt an einer Wand, gewartet. Doch konnte er nicht umhin eine Hand zur Faust zu ballen. Shaelyn mochte noch nicht umgebracht worden sein, doch wurde ihr, so wie er den Aussagen entnehmen konnte, schon schwer Leid zugefügt. In welch einer Verfassung würde er sie auffinden? Schritte waren zu hören. Der Unentdeckte drückte sich weiter an die Wand, verhielt sich still im Dunklen. Nur seine, nun, schwarzen Augen, schimmerten kurz auf als er sich vorsichtig vor lehnte und in den Raum spähte. Die zwei Männer würden einen anderen Weg wählen, denn wo er sich befand eindeutig der Längere zu gehen war. Natürlich war dies bedacht gewesen. Es musste unauffällig passieren, da alleine ein kurzer Blick ihm verraten hatte, dass sie bewaffnet waren. Zu riskant sich auf eine Offensive einzulassen. Das schwache Licht im Raum wurde ausgeschaltet und zurück blieb die völlige Dunkelheit. Ein schwaches Pfeifen vom Wind zog durch die Gänge, verursachte eine gespenstische Atmosphäre in dieser alten heruntergekommenen Fabrik. Umgehend, nachdem die Schritte vollkommen verhallt waren, griff L in seine Hosentasche, holte eine kleine Taschenlampe heraus und knipste diese ein. Sogleich zurrte er den Rucksack um seine Schultern enger und betrat vorsichtig den kleinen Nebenraum. Viel war nicht aufzufinden, offensichtlich diente dieser Platz nur als kleine Lagebesprechung und es hätte ihn auch gewundert, wenn hier mehr zu finden gewesen wäre. Auf dem Tisch war nichts zu entdecken, doch an einem Stuhl machte der Detektiv halt, besah diesen genauer, indem er sich hin hockte. Eine kleine menge Blut klebte an einen der Stuhlbeinen und als er den Boden betrachtete fanden sich einige schwache Blutflecken. Nicht groß, vielleicht Stecknadelkopf große. Doch konnte man sich nicht sicher sein woher diese stammten, daher musste er wachsamer die Gegend absuchen. Und er fand Etwas. Eine lange schwarze Haarsträhne, welche er mit seinen Fingerkuppen vom Boden aufsammelte. Zweifellos gehörte diese Strähne Shaelyn, da keiner der Männer eine solche Haarlänge besaß. Sie war also in diesem Raum gewesen und das Blut konnte man ihr zuordnen. Als er dann die Staubspuren am Boden aufspürte, leuchtete er gezielt jenen nach. Etwas Verwischt, doch konnte man erkennen, dass sich eine Person nicht richtig auf den Beinen halten konnte, da ein Fuß wohl lahmte. Direkt folgte er der Schleifspur, die aus dem Raum führte. Allerdings bevor er den Ort verließ nahm er den Rucksack von seinen Schultern, holte etwas Kleines längliches, heraus, dass er unter dem Tisch befestigte. Gleich darauf verließ er den Ort und folgte der schwachen Staubspur aufmerksam dem Korridor entlang, darauf achtend in keine Falle zu geraten. Immer wieder machte er halt, holte erneut Etwas aus seinem Rucksack, rundlich, nicht dicker als seinen Daumen und größer als seine Handfläche, was er knapp über dem Boden an der Wand befestigte. Doch diesmal drückte er auf einen kleinen Schalter, der sich auf dem Gerät befand. Eine Absicherung, die ihm in einer Notsituation behilflich wäre. Der Gang zog sich in die Länge, ebenso die Spur, die an allen Nebenräumen vorbeiführte und immer tiefer in den Gebäudekomplex lenkte. Dann bog er in einen Raum und als er mit der Taschenlampe durch diesen leuchtete, zeigte sich an der gegenüberliegenden Wand eine große Eisentür, wovor auch die Fährte endete. Unverzüglich durchquerte er diesen Bereich zur Tür, befestigte ein letztes Mal ein kleinen Apparat an der Wand und ging anschließend zur Tür an der er zerrte. L musste viel Kraft aufwenden, weshalb er einen Fuß gegen die Wand stemmte und mit beiden Händen an diesem Zugang zog, ehe er sich öffnete. Es quietschte und die schwere Eisentür scharrte über dem Boden, was durch die Durchgänge hallte. Dann plötzlich ein Rascheln. L verharrte, sog die Luft ein. Dann schaltete er das Licht aus. Ruhe kehrte ein und nachdem sich nichts weiter meldete, knipste er die Taschenlampe erneut an und suchte mit seinen Augen den Raum ab. Eine Ratte verschwand eilig aus der Tür in den Gang, gefolgt von einer Zweiten. Es waren also nur Tiere gewesen, was ihn aufatmen ließ. Somit drehte er sich herum und zog die Türe noch ein Stück mehr auf. Als dies getan war, beleuchtete er den engen Korridor vor sich. Eine schmale Treppe die hinunter führte, die er auch gleich vorsichtig betrat. Es sah wie ein Abstellraum im Untergeschoss aus als er von der Treppe hinein blickte. L leuchtete eilig in jede Ecke. Ein paar Kartons, ein Fass, ein paar alte Dokumente... Nichts Auffälliges. Shaelyn war nicht auszumachen. Hatte er sich geirrt? Nein, die Wahrscheinlichkeit sie befände sich in diesem Raum war beträchtlich, da alleine die Spuren unverkennbar waren. Also sah er sich aufmerksamer um, da entdeckte er auch gleich auf dem Boden weitere Hinweise. Hinweise aus Blut, vermischt mit Dreck und einigen Abdrücken im Staub. Dann piepte es leise, einmal, nicht mehr und sofort holte L aus seiner Tasche ein kleines Anzeigegerät. Ein Sender an einer Wand reagierte. Dann nach kurzer Zeit der Nächste. Jemand war auf dem Weg zu ihr und nicht zuletzt auch zu ihm. Umgehend schaltete er die Taschenlampe aus, drückte sich an die nahe gelegene Wand, rutschte an dieser hinunter, sodass er mehr hockte. Dort verharrte er, bis dann schließlich Schritte zu hören waren. Er konzentrierte sich, zwang sich zur Ruhe. Nichts war nun wichtiger als nicht entdeckt zu werden. Sicherlich konnte er den Angreifer überwältigen und für kurze Zeit ausschalten, nur war es zu gefährlich. Ein Lichtstrahl zeichnete sich auf dem Boden ab, der immer mehr an Intensität zunahm, je weiter die Person hinab stieg. L rechnete sich seine Chancen aus, durchdachte mögliche Szenarien. Die Person betrat den Raum und war nicht deutlich genug zu erkennen, um bestimmen zu können um wen es sich handelte. Vielleicht war es dieser Bryon, der sich den Spaß holen wollte. Das würde L nicht dulden und den Angreifer umgehend außer Gefecht setzen. Die Person sah sich um, hielt jedoch die Taschenlampe hoch genug, dass sie ihn nicht erwischte, dennoch musste er sich weiter bücken, sodass er sich mit seinen Händen auf dem Boden abstützen musste. Somit wich er in recht unbequemer Pose dem Licht aus. Und dass dieser Raum abgesucht wurde bestätigte nur weiter, dass sich Shaelyn hier befinden müsse. Der Unbekannte schritt auf einen Karton zu, den er beleuchtete. Befand sie sich etwa in einen dieser kleinen Kartons? Diese waren nicht höher als seine Hüfte und breiter als er selbst. Seine Vermutung wurde gleich bestätigt, als der Eindringling einen öffnete und hinein sah. Kein Geräusch drang durch den Raum, war lediglich das Heulen des Windes zu vernehmen. Es schien als musterte der Unbekannte Shaelyn. Nun war es anzunehmen, dass es sich um Alan handelte. Der Andere hatte sie schließlich so zurück gelassen, musste sich somit nicht vergewissern. Dann schloss er die Kiste wieder und ging die Treppe hinauf. L atmete leise auf, war nun endlich abzusehen, dass er mit ihr verschwinden konnte. Plötzlich quietschte es laut, die schwere Eisentür wurde geschlossen und gleich darauf hörte man wie diese noch zusätzlich abgeriegelt wurde. Entsetzt starrte er in die Dunkelheit. Nun wurde ihm die Möglichkeit genommen mit ihr zu fliehen, was ihn stark beeinträchtigte. Das bedeutete, er müsse warten bis einer der Kriminellen die Tür entriegeln würde. Sehr gefährlich, doch würde er den Effekt der Überraschung gekonnt nutzen. So und nicht anders sollte es nun passieren. Allerdings richtete er sich schnell wieder auf, lief durch den Raum, ließ den Rucksack knapp vor der Kiste zu Boden fallen, holte die Lampe heraus und ging den letzten Schritt zum Karton. Sofort klappte er eine Kartonseite nach der Anderen auf und was er entdeckte, schockte ihn. „Shaelyn...“, verließ es kaum fassbar seinen Mund. Ihr Kopf, ihre Haare... alles Blutverschmiert. Ihre Haltung... völlig zusammengedrückt, zusätzlich gefesselt. Er sah ihre Beine, die an ihren Oberkörper gedrückt waren und ihren Kopf, weder lag, noch saß sie in diesem Behälter. Ein furchtbarer Anblick, den er kaum in Worte fassen konnte. Ja, er hatte schon viele grausame Dinge gesehen, doch war es bei ihr Grundverschieden. Es war nicht irgendein Fall, es war jemand mit dem er persönlich Kontakt hatte. Machte ihn somit sehr betroffen. L führte sich die Taschenlampe zum Mund, nahm sie zwischen die Zähne damit er beide Hände frei hatte. Shaelyn schien nicht bei Bewusstsein, bekam also nicht mit wie L in dem engen Karton griff und sie heraus hievte. Direkt hallte das Knacken ihrer Gelenke schwach an den Wänden wider nachdem er sie vorsichtig hoch nahm. Ebenso behutsam legte er sie auf den Boden, betrachtete sie genauer, dabei nahm er ihr gleich den Knebel ab, der durchtränkt mit Rot war. Ihre Kleidung gerissen, überall blaue Flecken, blutige Handgelenke, Schürfwunden. L beugte sich zu ihrem Gesicht hinunter, fasste an ihren Hals. Ihr Puls schlug langsam und ihre Atmung war flach, hörte sich zusätzlich schwer an. Hatte sie die Rippen gebrochen? Oder hatte es an der langen Position in der Kiste gelegen? L tastete nun langsam ihre Rippen ab. Nein, es war schon mal keine gebrochen. Schnell zog er seinen Rucksack zu sich, holte ein kleines Messer hervor und durchtrennte die Fesseln. Unachtsam wurden diese zur Seite geworfen und die Klinge wieder verstaut. Es tat ihm im Herzen weh sie so zu sehen. Ein ungewohntes Gefühl der Sorge bemächtigte sich seiner. Nicht einmal konnte er sie richtig erkennen im Gesicht, weshalb er die Lampe nahm und sie auf den Boden legte, sodass sie auf sie und ihn zeigte. L befeuchtete einen seiner Shirtärmel, wischte ihr damit sachte über die Stirn, nahm dabei viel Schmutz und Blut auf, legte ihre blasse Haut frei. Dann regte sie sich und er zog seine Hand zurück. Schwach drehte sie ihren Kopf, stöhnte schmerzverzerrt auf. „Shaelyn.“, sprach er sie leise an und sie schlug mühsam die Augen auf. Ihre grünen Irdenen fanden seine Dunklen. Ein Moment passierte nichts, sie versuchte zu realisieren, bemerkte, dass ihre Handgelenke frei waren, da sie ihre Hand schwach zu ihm ausstreckte. „... Rue?“, krächzte sie. Kurz verwundert blinzelte er. Sie hatten ihn auf seinen Vornamen angesprochen. „Ja. Wie fühlst du dich?“ Statt dass sie ihm eine Antwort gab versuchte sie sich aufzusetzen, wobei er ihr half und eine Hand auf ihren Rücken legte. Sie starrte nur. Nicht ein Ton kam ihr über die Lippen, dann zögerlich berührte sie mit ihren Fingern seine Wange. Es schien als wollte sie sich vergewissern, dass er auch tatsächlich dort war. Plötzlich verkrampfte sie sich, krümmte sich vorn über und keuchte auf. Sie musste starke Schmerzen haben. Direkt griff er zu seinem Rucksack, holte eine kleine Plastikflasche heraus, in welchem sich Wasser befand, auch nahm er eine kleine Schachtel heraus. L hatte daran gedacht. Denn war er sich sicher, dass sie nichts zu Trinken oder Essen bekam, auch dass sie wohl ein wenig Zugerichtet wurde. Somit löste er eine Schmerztablette aus der Verpackung und reichte ihr beides als sie gerade etwas aufatmete. „Hier, dann wird es dir besser gehen.“ Shaelyn griff langsam nach dem Wasser und der Tablette, was L ihr reichte. Sie warf sich die Tablette ein und trank gierig von der Flasche, die fast komplett in einem Zug leer war. Dann stellte sie die Flasche auf den Boden und holte einige Male tief Luft. Schwach drehte sie ihren Kopf zu ihm, blickte ihn einfach nur an. Langsam öffnete sie ihre aufgesprungenen Lippen, schloss sie allerdings wieder. Sie stand unter Schock, wusste nicht was sie denken oder sagen sollte. Dann still bahnte sich eine Träne ihren Weg über ihre Wange, gleich folgte schon die Zweite. „Es... tut mir leid.“, flüsterte sie kraftlos, schwankte danach leicht zur Seite. L reagierte sofort, hielt sie am Oberarm fest, dabei bemerkte er wie stark sie zitterte. Sicherlich musste sie frieren, weshalb er sie vorsichtig zu sich zog. Shaelyn leistete keinen Widerstand, sondern ließ sich ohne Protest in seine Arme ziehen. Gleich darauf spürte sie seine Hand an ihrem Kopf, die sie sachte streichelte. „Ja, schon gut.“, erwiderte er ruhig, versuchte sie zu beruhigen, was ihm etwas gelang. Sie entspannte sich, griff sein Shirt am Rücken. „Du bist gekommen...“, nuschelte sie gegen seine Brust, begann heftig zu Schluchzen. Sie weinte sich ihren Kummer aus und es hörte sich herzzerreißend an. L wusste nicht was sie durchmachen musste, würde in diesem Punkt auch nicht nachhaken, doch musste es sie sehr schwer traumatisiert haben. Und wenn sie so wenigstens ein wenig Erleichterung erfuhr, sollte sie sich ausweinen. Doch musste er ihr die Lage erklären. „Shaelyn, hör mir jetzt gut zu.“, begann er und sie wurde schlagartig still, hob ihren Kopf und sah ihm in die Augen. L erwiderte ihren direkten Blick. „Die Tür wurde verriegelt, das bedeutet wir werden diese Nacht hier verbringen müssen. Am Morgen, wenn einer der Verbrecher aufkreuzt, werden wir ihn überraschen und fliehen. Eine bestimmte Vorrichtung wird auch dafür sorgen, dass wir problemlos entkommen können. Eine kleine Absicherung die ich mir erlaubt habe und am Morgen ihren Einsatz finden wird.“ Shaelyn hörte es sich genau an, dann erschien ein schwaches Lächeln. „Du bist so schlau... du hast mich gefunden... hast die miesen Schweine ausgetrickst und für die Flucht eine Absicherung gemacht. Du bist so unglaublich, Rue.“, flüsterte sie, während sie auf seiner Schulter lehnte und ihm weiterhin in die dunklen Augen blickte. L schwieg dazu, auch, da er nicht wusste was er auf das Kompliment ihrerseits antworten sollte. Und erst recht, da sie ihn nicht los ließ, nein sie zog sogar nun die Beine an und schmiegte sich regelrecht an ihn. „Bleib bei mir,... bitte.“ Sie flehte ihn an, auch rannen die nächsten Tränen über ihre Wangen. „Ja, ich bleibe bei dir Shaelyn. Jetzt schlafe weiter, du solltest dich ausruhen.“ „Danke, Rue.... danke....“ Sie war vor Erschöpfung eingeschlafen, das verriet ihr Atem an seinem Hals. Er wirkte regelmäßiger und auch war sie seit einiger Zeit still. L knipste das Licht aus, verharrte so in der Sitzposition mit Shaelyn auf seinem Schoß und in seinem Arm. Er konnte es sich nicht leisten zu schlafen. Stets wachsam achtete er auf Geräusche, besonders auf den Sender in seiner Tasche. Es blieb ruhig, nur das gespenstische Pfeifen blieb. Ja es zog tatsächlich etwas auf dem Boden, doch gab es keine andere Möglichkeit es sich bequem zu machen. Ihre Worten wiederholten sich indes in seinem Kopf. Die Komplimente, welche sie ihm zugeflüstert hatte. Der Fakt, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach. Ihre Entschuldigung. Wenn sie diese Flucht einmal überwunden hatten, dann würde es in Zukunft mir ihr anders verlaufen. Sie hielt ihn nun für eine andere Person, ihre Sichtweise hatte sich geändert. Er war ihr Retter. Ein seltsamer Gedanke, das musste er zugeben. Völlig neu und unerforschtes Gebiet. Vielleicht wollte sie eine Freundschaft. Was tat man dann alles Gemeinsam? Hatte er Zeit für eine Freundschaft? Oft blieb ihm etwas Zeit, da er schnell seine Arbeit erledigte, wenn es sich nicht um ein komplexeren Fall handelte, der höchstens ein bis zwei Tage in Anspruch nahm. Doch dies war die Ausnahme. Allerdings wenn er seine Freizeit mir ihr verbrachte, konnte das schlimme Folgen haben. Sie war schon mehr an ihn heran getreten, als sie es dürfte. Shaelyn zeigte ihm, dass er nicht immun gegenüber solchen Empfindungen war. Die junge Frau in seinen Armen regte sich leicht, reckte den Kopf schwach hoch und berührte mit ihrer Nase seinen Hals. Eine Geste die ihn etwas Verkrampfen ließ, allerdings neigte er sein Haupt zu ihrem, drückte somit schwach mit seinem an dem ihrem. „Rue... ?“, hörte er unerwartet an seinem Ohr. Der junge Mann zögerte, öffnete dann doch seinen Mund: „Ja?“ „Wenn du mich hier herausgeholt hast, dann darfst du dir alles von mir Wünschen was du willst.“ „Ist das nicht eine ziemlich leichtfertige Aussage?“, hakte er nach und er hörte wie sie kurz die Luft ausstieß, was sich wie ein kleines Lachen angehört hatte. „Stimmt. Du bist doch ein Perversling...“ L musste grinsen, welches sie durch die Dunkelheit nicht erkennen konnte. Ja, das hatte sie schon einmal erwähnt. Und es war gut zu hören, dass er sie ablenken konnte. „Rue... wieso sagst du nichts? Heckst du was aus? Oder … grinst du?“ „Es ist nichts.“ „Du Lügner!“ Direkt hob sie ihre Hand und tastete zu seinem Mund. Ihre Finger waren kühl als er spürte wie sie diese über seine Lippen gleiten ließ. „Du grinst!“ „Oh, stimmt.“ Seine Stimme hatte einen unschuldigen Ton, als sei es ihm gerade erst aufgefallen. Dann löste einen Arm um ihren Rücken, woraufhin er ihre Hand mit der seinen sachte ergriff, zog so ihre Finger von seiner Unterlippe. „Ich mag dich.“, flüsterte sie plötzlich leicht verlegen und er erstarrte. Mit diesen Worten hätte er nicht gerechnet, was ihn verblüffte. Auch hörte er solch eine Bekundung zum ersten Mal. Und etwas Seltsames regte sich in ihm. So fühlte es sich also an, wenn einem geschmeichelt wurde. Aufrichtig und seiner Person betreffend. „Ich weiß, dass du eigentlich ein netter Kerl bist... das was ich zu dir gesagt hatte, tut mir auch sehr leid. Du bist zwar echt ein komischer Typ, der mich schnell aufregt... aber kannst du mich auch genauso gut zum Lachen bringen.“ Damit spielte sie nun gezielt auf diese Situation an, was ihm natürlich nicht entging. „Ich bin froh, dass du hier bist. Das macht mich wirklich glücklich.“, fügte sie leise an. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Dass sie diese Worte aussprach erfreute ihn. „Ich hatte schon fast alle Hoffnungen aufgegeben. Und... und... als dieser eine Typ kam...“ Shaelyn kam ins Stocken, kämpfte mit sich. L fühlte ihre extreme körperliche Anspannung, auch drückte sie nun stark seine Hand. „Du musst mir nichts erzählen, Shaelyn.“ Eine Antwort blieb aus, hörte nur wie sie versuchte gegen die Tränen anzukämpfen. „Wie fühlst du dich?“ „Gerade... geht es. Hab' keine Schmerzen, dank der Tablette.“ „Das ist gut. Möchtest du vielleicht noch etwas Trinken?“ „Nein... ich möchte nur noch Zuhause sein und mich in mein Bett legen.“, verließ es erschöpft ihren Mund. „Verstehe.“ „Danke...“ L wandte seinen Kopf zu ihr, sodass er leicht den ihren berührte. Erneut bedankte sie sich bei ihm. Weshalb? Dass er bei ihr war? Dass er keine unangenehmen Fragen stellte? „Wofür?“, wollte er schließlich wissen und sie legte einen Arm um seinen Nacken. „Dass du mich nicht hasst.“ Warum sollte er sie hassen? „Hass führt nur zu Leid, Shaelyn. Man sollte verzeihen können, das würde auch einige Probleme der Menschheit lösen. Kriege entstehen durch Hass und unschuldige Menschen müssen sterben. Verbrechen werden durch Hass begangen, machen selbst die friedlichsten Menschen zu Mördern.“, sprach er ruhig, dennoch ernst. „... Eine gute Einstellung, Rue.“, murmelte sie. Wusste sie nur zu gut, dass sie ihm diese Verachtung entgegen gebracht hatte. Hatte ihm entgegen geschrieen, dass sie ihn hasste. Das alles nur wegen diesem Arschloch Alan, dabei hatte sie Rue doch gemocht gehabt. „Du warst in Alan verliebt, richtig?“ Überrascht über diese Frage japste sie kurz nach Luft, vergrub ihr Gesicht in sein Shirt. „Ja...“, räumte sie ein, was er schwer verstehen konnte da sie in sein Shirt wisperte. „Deswegen hast du mich gehasst, weil ich Alan beschuldigt habe. Du hast gedacht, dass ich grundlos dir den Umgang verbiete, vielleicht aus reinem Spaß, oder Eifersucht.“, begann er schlusszufolgern und sie nickte nur gegen seine Schulter. Sie bestätigte es ihm also. Ja, das hatte er sich bereits gedacht, anders wäre es auch nicht logisch nachzuvollziehen. „Ich weiß, ich bin dumm.“, nuschelte sie mutlos. „Nein, Shaelyn. Kein Mensch ist dumm, bis auf die Menschen die durch eine angeborene Krankheit nicht zu mehr Leistung fähig sind. Dein Gehirn kann viel mehr speichern als du es dir vorstellen kannst, du nutzt es nur nicht richtig. Selbstverständlich gibt es auch welche, die von Geburt an einen schnellen Verstand besitzen, was das Lernen erleichtert und es in wenigen Schritten schon völlig angeeignet ist. Was deine Sichtweise betrifft. Ja, sie ist beschränkt, allerdings lassen sich diese Dinge problemlos korrigieren. Nehmen wir diese Situation. Du hast dazu gelernt, was dich in Zukunft auf einige Dinge achten lässt.“, erklärte er monoton. Shaelyn hörte ihm aufmerksam zu, doch wurde es immer schwerer seinen Worten richtig zu folgen. Seine dunkle ruhige Stimme ließ sie entspannen, auch seine Nähe und somit Sicherheit die er ihr gab, war beruhigend. Und obwohl sie erst vor wenigen Minuten aufgewacht war, fühlte sie sich wieder schlapp. So abgekämpft, dass sie einfach einschlief. „Shaelyn?“, fragte er nachdem er bemerkte wie ihr Griff um den Hals lockerer wurde und auch wie ihr Gewicht nun wieder stärker gegen ihn drückte. Der regelmäßige Atem schlug gegen seine Haut, signalisierte ihm, dass sie erneut in einen Schlaf fiel. Das Erste was er tun würde, wenn er von diesem Ort mit ihr entkam war, dass er ein Krankenhaus aufsuchte. Shaelyn musste versorgt und durch gecheckt werden. Sie bewegte sich etwas, rückte enger auf und murmelte unverständliches. L hielt sie weiter in seinen Armen, aus einem bestimmten Grund, da sie sich alleine so nicht halten konnte und somit nach hinten kippen würde. Es war noch immer ungewohnt, da ihm Nähe schlichtweg nicht bekannt war. Doch sie brauchte Hilfe, die er ihr nicht verwehren wollte. Alleine da sie leicht fror war die Körperwärme am Besten und brachte die nötige Unterstützung. L lehnte seinen Kopf auf den ihren, dabei nahm er ganz schwach einen Geruch auf. Einen, der ihm nur zu Bekannt war. Vanille. Wenigstens das war noch geblieben, weshalb er die Gelegenheit nutzte und den Duft in sich aufnahm. Wie gerne er nun ein Vanilletörtchen hätte... Ein Piepen ließ ihn aufschrecken, kurz darauf ein Weiteres. L schlug die Augen auf und es war wie erwartet komplette Finsternis. Doch wirkte er kurz desorientiert. Er war kurzzeitig eingenickt. Eine erschreckende Feststellung. Was wäre, wenn er nicht rechtzeitig wach geworden wäre? Doch darum sollte er sich nun keine Gedanken mehr machen. „Shaelyn.“, weckte er sie vorsichtig, rüttelte leicht an ihrem Rücken. Verschlafen gab sie ein Geräusch von sich. „Es ist soweit.“, flüsterte er und sie saß direkt gerade auf seinem Schoß. „Hör mir gut zu. Du wirst dich ruhig verhalten, halte dich an der Wand nahe der Treppe. Wenn ich dir zurufe, kommst du sofort um die Ecke und rennst mit mir die Stufen hinauf.“ „Ja. Alles klar.“, kam es aufgeregt von ihr und sie probierte aufzustehen. Recht wacklig fand sie schließlich Halt. L hatte währenddessen mehr Probleme. Die ganze Nacht über hatte sie auf seinem Schoß gesessen und sich nicht bewegt. Seine Gelenke gaben ungesunde Laute von sich als er sich halb aufrichtete, auch zog es schmerzhaft in den Beinen. Das allerdings ignorierte er, packte sich die Taschenlampe, schaltete diese ein. Sofort leuchtete er auf die Stelle neben der Treppe, wohin Shaelyn sich auf den Weg machte. Indes packte er die Trinkflasche in den Rucksack, ebenso die Seile, da er nichts zurück lassen durfte was auffällig war. Nachdem er zu ihr sah, war sie schon an ihrer Position, somit schulterte er sich den Rucksack um und ging zu seiner Position, ebenfalls nahe der Treppe. L schaltete die Lampe aus und holte noch einmal kurz Luft. Die Spannung stieg. Mit jedem Moment mehr spannte sich der Detektiv an, versuchte sich zu sammeln ehe er seinen Angriff starten würde. Konzentration war ein hohes Gebot und es musste beim ersten Mal klappen. Daher ging er auf Nummer sicher und holte sich ein etwas längeres Stück Seil aus dem Rucksack, spannte es einmal stark um zu testen, dass es nicht riss. Dann wurde die Tür entriegelt, Licht fiel in den Raum, erhellte den Gang und ein wenig den Raum. Zeigte somit auch, dass die Sonne aufgegangen war. Schritte schallte an den Wänden wider und das Adrenalin rauschte durch seine Adern. Jemand setzte einen Fuß in den Raum, knipste seine Taschenlampe ein. L konnte Alan deutlich erkennen, schnell machte er sich einen Überblick ob er bewaffnet war. Doch nichts befand sich in seiner Hand, noch an seinem Gürtel, auch zeichnete sich nichts unter der Kleidung ab. Alan ging langsam Richtung Karton und der Detektiv löste sich lautlos von der Wand, schritt hinter den Ahnungslosen. Langsam hob er seine Arme, fixierte mit seinen dunklen Augen Alans Kopf. Dann in einem Mal schnellten seine Hände vor und warf ihm den Strick um den Hals. Erschrocken keuchte der Blonde auf und L zog die Schlinge fest. Alan ließ die Lampe fallen, ging in die Knie, röchelte und zerrte an dem Seil. Da hörte der Schwarzhaarige Shaelyn erschrocken auf keuchen, unterließ jedoch das Strangulieren nicht. Schließlich wurden die Arme von Alan schlaff und L unterband sofort das Würgen. Dumpf fiel Alan zu Boden, direkt fühlte L dessen Puls. Er war bewusstlos, genauso wie der Detektiv es vorgesehen hatte. Nun musste es schnell gehen. Alan würde nicht lange in diesem Zustand bleiben. „Jetzt, Shaelyn!“, rief er durch den Raum. Genau aufs Wort trat sie aus dem Dunkeln, nahm so schnell sie konnte die ersten Treppen. L wühlte während er zu den Stufen eilte in seinem Rucksack, holte zwei kleine Gasmasken heraus. Nachdem er sie eingeholt hatte, reichte er ihr eine. Verwirrt nahm sie die Maske an. „Zieh sie auf, schnell.“ L machte es ihr vor und zog sich die Maske über, packte dann auch schon Shaelyns Hand, lief mit ihr die letzten Stufen hinauf. Oben angekommen war niemand in Sicht, doch reagierte der Sender abermals mit einem Piepen. L kramte diesen hervor, erkannte, dass der Nächste gerade um diese Ecke biegen musste. Da war auch schon ein Schatten im Gang zu erkennen. Ein rascher Blick zu Shaelyn, damit er sichergehen konnte. Ihre Maske saß und direkt drückte er auf einen blauen Knopf an dem Sender. Ein Zischen war zu hören, kurz darauf strömte weißer Rauch aus den Vorrichtungen, lösten ein ganzes Netz aus. „Ey! Scheiße! Was ist... das – denn...“, rief Bryon verwirrt aus und hustete stark. Alles war in kompletten Nebel gehüllt, man sah fast die Hand vor Augen nicht, weshalb er sie noch immer an der Hand hielt. Augenblicklich setzte er sich in Bewegung, zog sie mit sich, zielsicher in den Gang, wo das Husten von Bryon nur lauter wurde. L achtete auf den Sender, so ergaben auf dem Display die ganzen Apparate einen Weg, löste selbst jeden aus, so dass er sich sicher sein konnte, wo er sich befand. Die Rufe vom Komplizen hallten durch den Korridor, dann hörte man schwach eine weitere Stimme. Alan. Er war wieder bei Sinnen. „Ich... ich kann nicht mehr...“, gab Shaelyn kraftlos von sich, atmete schwer und die Maske beschlug schon. Sofort hielt L an, ging knapp vor ihr in die Hocke, sodass sie ihn sehen konnte. Seine Haltung machte klar, dass sie auf seinen Rücken steigen sollte, was sie umgehend tat. „Hier, halte den Sender so dass ich ihn sehen kann.“ Sie tat wie er befahl, nahm das Gerät in die Hand, hielt sich mit einer Hand an seiner Schulter fest und mit der Anderen wies sie ihm mit dem Display den Weg, den er umgehend fortsetzte, mit ihr auf dem Rücken. Auch konnte er nun erkennen, dass Alan sowie Bryon die Verfolgung aufnahmen, doch dank des Rauches die Orientierung verloren. Nur L wusste den korrekten und direkten Weg, dennoch war die Gefahr nicht gebannt. Dann endlich lichtete sich der Rauch und er trat aus der weißen Wand hervor. Licht blendete ihn kurz, welches durch das teilweise zerstörte Fensterglas schien. L zog seine Gasmaske ab, woraufhin auch sie ihre löste und einfach zu Boden fallen ließ. Vorsichtig stellte er sie auf die Beine, ging zum Fenster und schlug eine Seite mit seinem Ellbogen ein, Glas zersprang und schnitt ihm leicht ins Fleisch. Sofort winkte er sie zu sich, entfernte noch die Reste an dem Fensterrahmen mit der Maske indem er darüber rieb, ließ dann auch diese achtlos fallen. Shaelyn trat unsicher zu ihm, doch packte er sie schon an den Seiten und hievte sie auf die Fensterbank. Schnell kletterte sie durch das Fenster, was auch er direkt tat als sie hindurch war. Die frische Luft am Morgen war recht kühl, weshalb sie begann zu frieren. Doch gab es nichts Schöneres als den Wind zu fühlen. Die Freiheit war zum Greifen nahe. L sprang von dem Fenstersims, steckte sich den Sender wieder ein und sah sich kurz um. Sie waren auf dem Vorhof, weiter hinten entdeckte er ein Auto. Die perfekte Möglichkeit um sicher zu entkommen. Somit packte er sich nochmals Shaelyns Hand, lief eilig mit ihr zum Auto. Nachdem er mit ihr vor dem Wagen halt machte, besah er sich das Gefährt genauer. Eines der älteren Modelle, somit nicht sonderlich gesichert. L testete aus ob es geöffnet war und tatsächlich, das war es. Shaelyn schnaufte laut. Alles drehte sich, taumelte etwas. „Geht es?“, wollte der Detektiv direkt wissen als er merkte wie sie begann zu Schwanken. „Ja...ja...“ Sie stützte sich am Türrahmen ab, ließ sich mehr in den Beifahrersitz fallen. Schon schloss er die Türe, machte sich daran zur Fahrertür zu laufen. Diese klemmte etwas, weshalb er mehr Kraft aufwenden musste und sie schließlich nachgab. L suchte nach dem Schlüssel, fand diesen nicht, entschied sich unverzüglich dazu den Wagen kurzzuschließen. Dementsprechend riss er unter dem Lenker die Verkleidung leicht ab, suchte nach den passenden Kabeln. Unterdessen biss sich Shaelyn auf die Unterlippe. Die Schmerzen kehrten zurück, ließen sie im Sitz unruhig hin und her rutschen. Der Schwindel nahm zu, ebenso die Übelkeit. „Hier geblieben!“, schrie eine aufgebrachte Stimme, die über dem Platz hallte. Verängstigt starrte sie aus dem Beifahrerfenster. Die Angst erfasste sie völlig. Dieser Schwarzhaarige... und er kam auf sie zugelaufen, griff in seine Jackentasche. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt, zog eine Pistole heraus und hob seine Hand an. „Rue! Rue!!“ Panik überfiel sie, starrte auf den Lauf der Waffe, während sie mit einer Hand an der Schulter von L rüttelte. Da sprang das Auto an, sofort schaltete der Detektiv in den richtigen Gang und drückte aufs Gaspedal. Und während der Wagen mit quietschenden Reifen anfuhr ertönten Schüsse. Glas zersplitterte, Shaelyn schrie auf und L riss beinah den Lenker um. Schmerzverzerrt starrte er kurz auf seinen Arm. Eine Kugel hatte ihn gestreift und sein Seitenfenster zerstört. Geradewegs schlitterte er über dem Asphalt über dem Hof, direkt auf den Ausgang zu, doch versperrte ein Maschendrahtzaun die Durchfahrt. „Du solltest dich festhalten. Das kö-“ L stockte, starrte auf Shaelyn, die schon den Sitz mit ihrem Blut benetzte und selbst ab der Schulter komplett damit eingedeckt war. Sie war besinnungslos, verlor immer mehr Blut. Doch konnte er nun nicht anhalten, sie waren noch nicht außer Reichweite. L durchbrach das Tor, hielt sie dabei am Oberarm fest, da sie durchgeschüttelt wurden. Und sobald er weit genug entfernt war, legte er fast eine Vollbremsung hin, kam somit geräuschvoll zum Stehen. Umgehend wandte er sich zu ihr, lehnte sich über dem Sitz zu ihr. Sie war an der Schulter getroffen, ohne lange zu Zögern zerriss er den Ärmel seines Shirts, versuchte die Wunde ab zubinden. Da fiel ein Blutstropfen auf seine Hand, verwundert woher dieser stammte, blickte er auf. Entsetzt starrte er auf ihre Wange, hinauf zu ihren geschlossenen Augen. Die rote Flüssigkeit floss aus ihren Augenwinkeln. Fassungslos über diesen Umstand stierte er auf ihre geschlossenen Augen. Er musste ein Krankenhaus aufsuchen! Umgehend setzte er sich zurück und machte sich auf den schnellsten Weg zu einem Krankenhaus, ignorierte dabei fast alle Verkehrsregeln. Es war ein Notfall, somit er nahm sich jegliches Recht dazu so zu handeln. „Watari.“ Der junge Mann erhob sich aus einem Stuhl im Krankenhausflur, nahe dem Klinikeingang. Der ältere Herr wirkte angespannt, zog seinen Hut vom Haupt und blieb schließlich vor dem Detektiven stehen. „Gut, dass sie so schnell gekommen sind.“, sprach L ernst und steckte seine Hände in die Hosentaschen. „Wie geht es ihr?“ Voller Sorge blickte er den jungen Mann an, legte dabei seine Stirn in Falten. „Den Umständen entsprechend.“, grummelte der Detektiv, blickte kurz zur Seite und holte eine Hand aus seiner Hosentasche hervor, nur um dann umgehend auf seinen Daumen zu Beißen. Die Ärzte hatten ihm nichts Genaues genannt da er kein Mitglied der Familie war. Selbst nach den vielen Stunden die er im Krankenhaus verbracht hatte. „Wo befindet sie sich?“ „Noch auf der Intensivstation.“ Watari entgleisten die Gesichtszüge, gewann dann wieder an Fassung und räusperte sich. „Wie geht es Ihnen?“, fragte nun sein Vertrauter, woraufhin der junge Mann nur leicht den Kopf schüttelte. „Es geht mir gut.“ Zumindest traf dies etwas auf seinen körperlichen Zustand zu. So zierte lediglich ein Verband seinen Arm, dort wo ihn die Kugel gestreift hatte. Jedoch konnte man schnell den Eindruck gewinnen, er habe sich mehr verletzt. L hatte sich nicht umgezogen, stand also mit zerrissener Kleidung dort, die Blutverschmiert war. „Gut, wenn Sie mich dann Entschuldigen. Ich werde nach ihr sehen.“ „Ja,... tun Sie das.“ Schon verließ Watari ihn, blickte ihm nach wie dieser den nächsten Aufzug nahm. L hatte sich daraufhin ebenfalls zur Intensivstation begeben, jedoch musste er vor dem Eingang warten. Und das tat er, warten, sichtlich ungeduldig, dabei kaute er an seinen Daumennagel, an welchem schon längst nichts mehr über stand. Auch stand er im Gang. Er konnte nicht mehr sitzen, hatte ohnehin schon viele Stunden so ausgeharrt. Seine Verletzung war nicht weiter relevant, die ihn leicht schmerzte, doch wurde sie direkt in den OP gebracht. Sechs Stunden dauerte es, doch waren es gefühlte 20. Und das Einzige was der Arzt ihm mitteilte war, dass es kompliziert verlaufen wäre, sie nun jedoch stabil wäre, sie aber nicht exakt sagen konnten was es für Folgen hatte. Außerdem hatte sie viel Blut verloren, wäre sogar daran verstorben wenn er die Wunde nicht abgebunden hätte. Doch mehr sagte der Arzt nicht, nur, dass sie nun im künstlichen Koma lag. Es war also anzunehmen, dass noch viel mehr als die Schusswunde den Ärzten zu denken gab. Da war Watari auf dem Flur, hinter dem Zugang, zu entdecken als dieser aus einen der Zimmer trat. Sein Kopf war gesenkt, hinter ihm kam ein Mann in einem weißen Kittel zum Vorschein, schloss die Türe. Es wurden ein paar Worte gewechselt und sein Vertrauter trat aus dem abgesperrten Bereich. „Sagen Sie, wie ist die Diagnose.“, drängte er direkt den alten Herren. Dieser befreite seine Kehle, ehe er sich an L wandte „Die Kugel wurde erfolgreich aus ihrer Schulter entfernt, es wird nur eine kleine Narbe zurück bleiben. Weiter hat sie einige Rippen geprellt und hat eine Gehirnerschütterung. Schnittwunden wurden versorgt. … Zusätzlich litt sie an einer schwachen inneren Blutung. Allerdings...“ Watari schnitt ab und L horchte auf. „Die Glassplitter haben ihre Hornhaut zerstört. Shaelyn hat ihr Sehvermögen verloren.“ Blind... sie war erblindet. Ihr ganzes Leben würde ab diesem Zeitpunkt verändert sein. Eine niederdrückende Erkenntnis. ~~~ Achtung! Ich möchte noch etwas Wichtiges an meine Leser Bekanntgeben. Da ich mich wirklich sehr über eure Kommentare und Favoriten gefreut habe, habe ich extra zu dieser Story ein Fanart gezeichnet! Ich hoffe, ich kann euch damit erfreuen und vielleicht trösten ;) LG Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)