All the Wrong Reasons von Xynn (... are they the Right Decisions?) ================================================================================ Kapitel 9: Gefangenschaft ------------------------- Mit verklärten Augen blickte Shaelyn aus dem Schlafzimmerfenster, während sie seitlich auf ihrem Bett lag. Man konnte deutlich erkennen, dass sie die letzten Tage geweint hatte. Auch der Besuch ihres Großvaters hatte nicht weiter geholfen. Er war netter gewesen, viel netter und erklärte ihr einige Dinge, aber nicht genug um dem Allem zu glauben. Verärgert griff sie ins Laken und zog ihre Beine enger an ihren Körper. Alles was sie seit diesem einen Tag empfand war Hass und Trauer. Hass gegenüber Ryuzaki, Trauer da sie Alan nicht sehen konnte und durfte. Warum hatte Ryuzaki das getan? Wieso sagte er so etwas? Weshalb verwirrte es sie so sehr? Immer wieder die gleichen Fragen, die sich in ihren Kopf gebrannt hatten und sie verzweifeln ließen. Es war seit diesem Tag fast eine Woche vergangen. Lustlos ging sie zur Schule, wo sie nur weiter beobachtet wurde. Hingebracht und Abgeholt, jeden Tag, bis auf den heutigen, an dem es Samstag war. Nicht einmal ihre Wohnung durfte sie verlassen, sondern bekam alles Essen von ihrem Großvater gebracht, der sie oft besuchte. Oder vielleicht eher überwachte. Eventuell würde sie ja aus dem Fenster springen! Oder sich ein Seil basteln, an dem sie aus dem elften Stock kletterte! Das alles war lächerlich! Aber sie musste einen Weg finden. Sie wollte dem selbst nachgehen. Wissen, ob das alles wirklich wahr war. Warum zweifelte sie daran? Alan hatte nichts verdächtiges an sich. Und wenn es ihr auch möglich gewesen wäre, hätte sie ihn angerufen, aber selbst ihr Handy wurde eingezogen. Es war wie in einem Gefängnis, einem goldenen. Und sie wusste nicht mehr weiter. Sie litt unter den Wahnvorstellungen des Irren, dem sie die Schuld zuwies. Das schlimmste war; ihr Großvater dachte ebenso und es musste daran liegen, dass Ryuzaki ihm das eingeredet hatte. Ja, so war es und nicht anders. Wie konnte sie nur je von Ryuzaki gut gedacht haben? Alles war eine verdammte Lüge. Geschauspielert. Nichts war echt, wahrscheinlich nicht einmal, als sie den Eindruck hatte, er würde ehrlich sein. Shaelyn verstand es nicht. Wie konnte man so ekelhaft sein? Und der Hass auf ihn schürte weiter. „Shaelyn?“, drang die besorgte Stimme durch ihre Schlafzimmertür hindurch. Wortlos starrte sie weiter aus dem Fenster, beachtete nicht, dass ihr Großvater vor ihrer Zimmertüre stand. Sicherlich hatte sie ihn schon gehört als er die Wohnung betreten hatte, ignorierte es aber. Ihr war einfach alles zu viel. Zu nichts hatte sie mehr Bezug. Einsam verkümmerte sie in ihrer Wohnung. Die Türe wurde vorsichtig aufgedrückt und Watari betrat den Raum. Stille herrschte für ein paar Sekunden. Sekunden die ihr wie Stunden vorkamen. „Shaelyn, bitte sei nicht mehr betrübt.“ „Und wie lange soll das Spielchen so weiter gehen?“ Sie musste sich zusammenreißen nicht zu verbissen zu klingen, was ihr halbwegs gelang. „Bis du akzeptiert hast, dass dieser junge Mann kein Umgang für dich ist. Verstehe bitte meine Sorge um dich.“ „Ach das sind doch nur Hirngespinste von dem Freak. Aber ja, ich habs' ja verstanden. Ich will hier nicht mehr sein. Ich habe das Gefühl die Wände erdrücken mich!“ Langsam drehte sie sich herum, sah in das Gesicht ihres Großvaters. Wie vermutet war sein Gesichtsausdruck noch immer besorgt. „Ich bin noch wegen etwas Anderem gekommen.“, begann er nun sehr ernst und sie horchte auf. „Ich muss für ein paar Tage dringend ins Ausland, was leider nicht warten kann.“ Direkt zog sie ihre Augenbrauen zusammen, sichtlich in Skepsis und böser Vorahnung. „Trotzdem würde ich mir wünschen, du verlässt weiterhin deine Wohnung nicht. Leider werde ich das überprüfen müssen, aber ich mache mir nur große Sorgen.“ Wie sollte das funktionieren, wenn er nicht da war? Und es wäre genau dann eine gute Chance, um mit Alan zu reden. Auch wenn sie wohl einen Vertrauensbruch beging. Aber sie musste es einfach wissen. „Ja, ist gut, danke.“ Nun begann Watari freundlich zu lächeln. „Und ich würde mich freuen, wenn du dich wieder mit Ryuzaki verträgst. Denn für den morgigen Tag muss ich dich leider darum bitten bei ihm zu bleiben. Er wird mir die nötige Sicherheit geben und mir versichern können, ob deine Absichten wirklich ernst sind.“ Augenblicklich setzte sie sich auf. Der Schock saß tief. Sie sollte was? „Ne'! Auf keinen Fall!“, rief sie entrüstet aus. „Bitte Shaelyn. Wenn du darauf eingehst, kann ich mir sicher sein und du kannst wieder das machen was du möchtest.“ Das klang alles gut und sie würde wieder ihre Freiheit erlangen. Wie sich das anhörte, so als hätte sie etwas verbrochen. „Gibt es keine andere Möglichkeit? Bitte! Ich will ihn nicht sehen.“, flehte sie hoffnungsvoll. „Nein, leider nicht.“ „Wie sieht es dann mit Montag aus? Muss ich da schlafen?“ „Sofern Ryuzaki es für richtig hält, wird er dich mit dem Taxi zur Schule schicken, oder dich da behalten. Du wirst dort schlafen müssen, ja.“ Das Alles gefiel ihr absolut nicht. Nicht ein Bisschen! „Wieso? Ich meine, das reicht doch, wenn ich schon so den Tag bei ihm verbringen muss. Dann kann ich gar nicht schlafen.“ Watari sah sie kurz fragend an. So schlimm hatte er sich das Verhältnis zwischen Shaelyn und Ryuzaki nicht vorgestellt. Ryuzaki hatte auch nichts weiter darüber gesagt, ebenso wie Shaelyn. War mehr vorgefallen? Shaelyn überlegte es sich genau. Es hatte Vorteile und das Einzige was sie tun müsse, wäre in der Umgebung von diesem Fraggel zu sein. Das hieße nicht, sie müsste sich im selben Raum aufhalten und seine Visage die ganze Zeit sehen. Ihr entfuhr ein langer Seufzer. „Ja, in Ordnung. Aber ich kann dir gleich sagen, dass es nur Ärger bringen wird.“ Und was für welchen Ärger, das wusste sie bereits jetzt. Der besagte Tag brach an, welcher nur Chaos ankündigte. Sie hatte sich geschlagen gegeben, aber nur weil sie nun die Chance nutzen wollte. Die Chance der ganzen Sache zu entkommen und auf den Grund zu gehen. Sie sah keinerlei Gefahr darin und sie weigerte sich entschieden dagegen es zuzugeben. Ihr Großvater war bereits am gestrigen Tag abgereist, so musste sie warten bis Ryuzaki ihr die Haustür öffnete. Es behagte ihr nicht und ihn wiederzusehen würde nur weiter den Zorn aufbringen. Nein, sie hatte sich längst nicht beruhigt! Eine Woche reichte nicht aus, nein nicht einmal ein ganzes Leben. Somit tippte sie mit ihren Fingern nervös auf die Couchlehne, drückte demnach ihre Unruhe aus. Wartend darauf, dass der Schrecken sie holen würde. Aber Unterkriegen lassen würde sie sich nicht und dieser Tag sollte so schnell vergehen, wie es ging. Und wenn er nicht aufpasste, was er sagte oder tat, würde sie ihm die Hölle bescheren. Der Gedanke, ihn zu erwürgen, zauberte ein seliges Lächeln in ihr Gesicht. Einmal mehr fragte man sich, wie konnte die Sympathie, die sie mal für ihn empfand, so in Hass umschlagen? Die Gründe waren offen für jeden zu erkennen. Es hatte sich zugespitzt, schon als er mit dem Verhör begann, wurde sie empfindlich. Schon dort war ihr Bild von ihm sehr ins Schwanken gekommen. Aber das alles nahm größere Ausmaße an. Mit der Handlung die er sich eine Woche zuvor geleistet hatte, zeigte er ihr deutlich, dass er sie ausspioniert hatte. Woher sollte er sonst so viel wissen? Dann ihr zu sagen, sie sollte sich von ihrem Schwarm fernhalten, weil er ein Verbrecher war, war die Spitze. Nein, das alles war für sie vorbei. Er war bei ihr Sprichwörtlich, unten durch. Und sie verstand nicht, warum ihr Großvater nichts unternommen hatte. Was wurde hier gespielt? Das Geräusch als der Schlüssel sich im Schloss drehte, holte sie aus ihren Gedanken. Sogleich holte sie tief Luft, stieß diese lange aus und erhob sich vom Sofa. Dann nahm sie ihre Tasche vom Sofa auf, in der sich für den Tag und Abend frische Wäsche befand und ging zum Flur. Die Türe wurde aufgedrückt und sie sah nicht auf, senkte den Blick um ihre Wut zu bändigen. Dieser Mistkerl war einfach an allem Schuld, doch konnte sie die Kontrolle nicht verlieren. Schließlich sollte er ihrem Großvater noch bestätigen, dass sie sich besonnen hatte. Doch langsam wurde sie unsicher, da sie keine Schritt hörte. Nein, es war sogar besser so. Er betrat ihre Wohnung nicht, vielleicht hatte er verstanden, dass er unerwünscht war. Ohne weitere Gedanken setzte sie sich in Bewegung, starrte weiter vor sich auf den Boden und sparte sich sämtliche Worte. Alles verlief ohne ein einziges Wort. Ryuzaki schloss hinter ihr die Türe und folgte ihr dann in seine Behausung. Die Spannung war förmlich zu spüren und es brauchte wahrscheinlich nur ein Wort, dann würde sich die Spannung entladen. Ihre Körperhaltung war zunehmend angespannt, ihre Ablehnung war nicht zu übersehen, doch sie gab keinen Ton von sich. Shaelyn betrat sofort das Schlafzimmer und schlug die Türe zu. Es blieb ruhig an diesem Morgen. Sie hatte sich verkrochen und kam aus dem Raum nicht mehr heraus, Ryuzaki hingegen hatte sich wie gewohnt auf dem Sessel im Wohnzimmer niedergelassen und sah einige Dokumente durch. Auch als der Mittag schon längst vorbei zog und nicht ein Lebenszeichen von ihr zu vernehmen war, blickte Ryuzaki zur Wohnzimmertüre, welche offen stand. Es wäre vielleicht nicht das Richtige das Schlafzimmer zu betreten, doch musste er einiges Hinterfragen. Ihre Antworten waren abhängig davon, wie in Zukunft ihr Tagesablauf stattfinden würde. Der Argwohn ihm gegenüber hatte allerdings in der Woche nicht abgenommen, zwar schien sie gefasster, würdigte ihn jedoch keines Blickes. Das erschwerte ihm das Nachfragen, doch musste ihr klar sein, dass er irgendwann Fragen stellen würde. Somit hievte er sich aus dem Sessel, steckte seine Hände in die Hosentaschen und ging in den Flur, wo er dann schließlich vor der Schlafzimmertüre stehen blieb. Langsam zog er seine rechte Hand aus seiner Hosentasche und drückte die Klinke hinunter. Gefasst auf eine Attacke, da sie ihn vielleicht bemerkt hatte, spähte er ins Zimmer, dabei knarrte die Türe leise als er sie weiter aufdrückte. Dann weitete er überrascht seine Augen. Shaelyn lag auf dem Bett, seitlich zu ihm gewandt und schlief, mitten ausgesetzt der Sonnenstrahlen. Das musste sie doch bemerken, da es zweifellos heiß sein musste. Da fiel ihm auf wie erschöpft sie wirkte; ihr Gesicht war blass und leichte Ränder zeichneten sich unter ihren Augen ab. Zuvor konnte er keinen Blick in ihr Gesicht werfen, da sie dieses gesenkt gehalten hatte. Als er ihre Lage genauer betrachtete, sah es so aus, als hätte sie die gesamte Zeit über, bevor der Schlaf sie übermannt hatte, auf die Tür gestarrt. Sie war wachsam geblieben, allerdings war sie zu erschöpft gewesen. Hatte es so starke Auswirkungen? Nur der Ausgang war ihr verweigert gewesen, sonst konnte sie in ihrer Wohnung tun was sie wollte. Das Alles aber schien ihr wirklich sehr zu schaffen zu machen und die Sorge, die Watari ihm gegenüber ausgesprochen hatte, nahm eine andere Sichtweise an. Shaelyn regte sich und Ryuzaki starrte sie erschrocken an. An dieser Situation sollte nichts missverstanden werden, doch falls sie nun ihre Augen öffnen würde, würde sicherlich ein falscher Eindruck gewonnen werden. Und das Letzte was er zusätzlich wollte war eine weitere Misere. Also zog er die knarrende Tür langsam und behutsam wieder zu, da war etwas zu hören. Ryuzaki stoppte. Hatte er so eben einige gemurmelte Worte vernommen? Neugierig verblieb er auf der Stelle, sah wie sie erneut ihren Mund öffnete. Zu seinem Bedauern konnte er nichts verstehen, da sie zu leise sprach. Eventuell würden diese Worte schon Aufschluss geben. Oft erträumte man Etwas, was einen intensiv beschäftigte, bearbeitete die Probleme, aber konnten die Worte auch nichts ausdrücken. Er selbst hatte ein paar Dinge darüber in Erfahrung gebracht, es glich fast wie in einer Hypnose. Unter Hypnose ließen sich einige erstaunliche Wahrheiten herausfinden. Doch konnte er es nicht gleichsetzen, da die Chance so gute Informationen zu erhalten auch nur wirre Worte sein konnten. Ganz gleich. Ryuzaki hatte vielleicht eine gute Gelegenheit, doch falls er erwischt wurde, so drohte ihm großes Unheil. Dieses Risiko ging er ein. Ryuzaki ließ die Türe offen stehen, bewegte sich leise auf ihr Bett zu. Vor diesem blieb er stehen, beugte sich tief zu ihrem Gesicht hinunter und drehte seinen Kopf zur Seite, damit er genau horchen konnte. „Nein...“, nuschelte sie. „Nein... falsch...“ Ryuzaki verengte seine Augen angestrengt, sie wurde leiser und sie wandte sich zur anderen Seite, sodass das Bett raschelte. „Fehler.“ Die wirren Worte ergaben viele Schlüsse, daher wartete er weiterhin ab, lehnte sich jedoch noch weiter hinab. „Ich... es tut mir Leid.“, murmelte sie schließlich und Ryuzaki verharrte einen Moment. „Nein... das wollte ich nicht.“, setzte sie schwach nach. Unweigerlich dachte er an das, was vor einer Woche vorgefallen war. War es auch das was sie erträumte? Wollte sie sich bei ihm... Direkt schnitt Ryuzaki den Gedanken ab. Er war entsetzt von seiner Empfindung. Er hoffte es. Ja, er er hoffte, dass es so war. Dieser Gedankengang war höchst wunderlich und inkorrekt noch dazu. Eine Stille folgte, woraufhin er seinen Kopf zu ihr wandte. Ihre im Licht glänzenden schwarzen Haare waren wirr auf ihrem Gesicht verteilt, sodass man fast nichts sehen konnte. Nur das senken und heben einiger Strähnen an ihrer Nase zeigte, dass sich auch ein Gesicht darunter befand. Und er tat etwas, was er nicht hätte tun dürfen. Zögerlich streckte er einen Zeigefinger zu ihrem Gesicht aus und strich ihr die Haare zur Seite, dabei berührte er sachte ihre Stirn und Schläfe. Urplötzlich setzte sie sich auf. Ihr Herz raste und sie fasste sich an ihre linke Brustseite. Hastig blickte sie sich im Raum um. Dann erleichtert, atmete sie aus. Niemand war im Raum, doch als sie zum Fenster sah, bemerkte sie die rötlichen Farben am Himmel. Verstört stand sie auf, ging zum Fenster. Ja, die Sonne war dabei unter zu gehen und warf ihre letzten Sonnenstrahlen über die Stadt. Wie lange hatte sie denn geschlafen?! Es war doch eigentlich nicht vorgesehen gewesen. Sie sah zur Türe, dabei machte sich ein flaues Gefühl im Magen breit. Hunger befiel sie und im gleichen Moment wunderte es sie, dass sie wohl für so lange Zeit in Ruhe gelassen wurde. Plötzlich fasste sie sich an den Kopf, der Traum ereilte sie. Es war alles so verwirrend gewesen. Sie hatte mit Alan gesprochen, ihm die Vorwürfe an den Kopf geworfen. Er war so enttäuscht daraufhin, dass sie sich entschuldigte. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr, was aber ihr beklemmendes Gefühl nicht linderte. Aber gegen ihren Hunger konnte sie wenigstens etwas unternehmen, auch wenn sie vielleicht diesem Spinner über den Weg lief. Entschlossen die Küche zu besuchen, verließ sie ihr Zimmer und ging den Flur hinauf, direkt in den gewünschten Raum. Zu ihrem Segen befand sich Ryuzaki nicht in der Küche, woraufhin sie aufatmete. Nachdem sie sich ein paar Brotscheiben aus einer Tüte holte, wurde die Türe aufgezogen. Umgehend spannte sie sich an, versuchte jedoch einfach in ihrem Tun fortzufahren. Stur ignorierte sie ihn, was ein erneuter Beweis ihrer Kindlichkeit war. „Hast du mir vielleicht etwas mitzuteilen?“, wandte er ruhig ein und trat vollends in den Raum. Shaelyn rümpfte ihre Nase, beachtete aber weiter vor ihr das Brot, welches sie beschmierte. „Nö.“, verließ es kalt ihren Mund. „Gut, da du offensichtlich nicht fähig für ein reifes Gespräch bist, werde ich-“ „Was? Mich wieder so grob behandeln? Mich am besten irgendwo anketten?“, sprach sie zynisch und begann verrückt zu Lächeln, dabei legte sie das Messer beiseite. „Mich weiter deinem krankhaften Wahn belästigen? Oh. Nein, jetzt hab' ichs'. Du willst mir aufzwingen mich nackig zu machen, damit du ein paar Fotos auf deine Internetseite stellen kannst und mich so unter Druck setzt, damit ich mich so Verhalte wie es dir passt, du perverser Spinner.“, plapperte sie munter weiter und schien sich so Luft zu machen. „Du liegst falsch, Shaelyn. Ich will nur sichergehen, dass du wieder bereit dazu bist ohne Schutz auszukommen.“ Blitzschnell wandte sie ihren Kopf zu ihm und funkelte ihn bösartig an, doch er schien nicht beeindruckt. „Das bin ich, klar?! Ich hab keinen Bock mehr mich einsperren zu lassen. Ich sehs' ja ein, okay? Kein Café... kein Alan.“ Shaelyn musste sich auf ihre Unterlippe beißen, sichtlich aus Wut. „Sicher?“ „Ja, verdammt! Da will ich lieber wieder frei sein, als mich da in was zu verrennen. Dann hat das alles ja gar kein Ende!“ Sie musste aufpassen mit ihren Worten, auch wenn sie in Rage war. Nur ein falsches Wort und sie könnte ihren Plan vergessen. Ryuzaki war zu aufmerksam und oft hatte sie schon feststellen müssen, dass er sie gut durchschaute. Shaelyn richtete den Blick wieder vor sich. Sein Anblick brachte sie nur weiter zum kochen. „Es geht um deine Sicherheit, die ich sicherstellen will. Daher ist es leider von Notwendigkeit, dich das alles fragen zu müssen, auch wenn dir meine Anwesenheit nicht gefällt.“ Jede weitere Ton aus seinem Mund machte sie nur rasender. Dieser … „Ja, ja. Schon gut. Alles bestens. Kannst du mich jetzt in Frieden lassen, oder gibt es da noch was unglaublich wichtiges zu Fragen?“, kam es frech von ihr, während sie nun von ihrem Brot abbiss. „Ja, eine.“ Shaelyn wollte schon erleichtert ausatmen. „Wie stehst du zu Alan? Du hast ihm viel Vertrauen entgegen gebracht, auch hast du dich leicht blenden lassen,... könnte es sein, dass du verliebt bist?“ Beinahe verschluckte sie sich, hustete ein paar Mal und rang um Fassung. „Was?! Er ist nur ein Freund, oder viel mehr war es. Mehr nicht!“ „Hmh...“ Er hörte sich nicht überzeugt an, was er deutlich zum Ausdruck brachte. „War es das jetzt?“ Eine Antwort folgte nicht von ihm, sondern hörte sie wie nackte Füße über dem Fliesenboden tapsten. Sie aß langsamer und ihr Körper verkrampfte sich zunehmend. „Sieh mich an.“, forderte er sie ernst auf und es schauderte ihr, da seine Nähe deutlich neben ihr zu spüren war. Shaelyn zögerte, da sie sich nicht sicher war, ob sie ihm nicht gleich an die Gurgel springen würde. Auch die Angst, dass sie sich nun verraten würde, wuchs extrem. Zaghaft richtete sie ihren Blick zu ihrer Seite, wo wie erwartet Ryuzaki stand. Und so nahe, dass er schon stark ihre Privatsphäre überschritten hatte. Es fehlte nur noch, dass sie seinen Atem auf der Haut spürte. Die großen runden Augen starrten in die ihren, durchbohrten sie fast und er versuchte in ihrer Reaktion etwas zu lesen. „Das kann ich auch, wenn du nicht so ekelhaft nahe kommst. Und noch mal zum Mitschreiben. Nein, ich bin nicht verknallt und will endlich meine Ruhe.“ Ryuzaki legte seinen Daumen an seinen Mund, dabei stellte er seinen Kopf etwas schief. „So? Für mich hat es den Anschein, dass du mir etwas vorspielst.“ Shaelyn musste hart Schlucken und blinzelte ein paar Mal. „Und wieso sollte ich das?“, fragte sie verärgert nach und lehnte sich ein Stück zurück auf ihrem Stuhl. „Ist doch ganz leicht zu verstehen. Du willst dich mit diesem Kriminellen treffen, daher machst du mir etwas vor.“ Ryuzaki reizte sie weiter. Sie sollte so in Zorn geraten, dass sie wieder leichtsinnig wurde. Eines der einfacheren Methoden, aber sicherlich nicht förderlich für eine freundliche Basis. Und wie es aussah, geriet sie gerade sehr in Wut. „Du hast voll die Macke! Kannst du auch mal was anderes außer solche bescheuerten Wahnvorstellungen los zu lassen?!“ Misstrauisch stierte er sie weiterhin an. Sie sollte es sehen und in Erklärungsnot kommen. Genauso sah es auch gerade aus. „Ah, ich verstehe. Also ist die Maßnahme für deine Sicherheit auch nur eine Wahnvorstellung? Also glaubst du nicht daran...“, offenbarte er ihr und kratzte somit weiter an ihrer Beherrschung. „Sag mal, muss ich eigentlich alles wiederholen? Und wieso sind alle Worte die ich sage so auf die Waagschale geworfen?! Das hatte nichts damit zu tun! Basta! Ich halte mich doch an alle Regeln und hab' es doch eingesehen! Warum muss ich mir dann das Verhör hier antun? Habt ihr überhaupt kein Vertrauen in mich? Das ist zum kotzen, echt! Und jetzt rück' mir gefälligst von der Pelle, oder ich tret' dir sonst wohin! Oder... oder stehst du auf Schmerzen?! Ieh! Du bist echt krank!“ Shaelyn verzog den Mund verächtlich und hielt sich die Hand vor dem Mund. Ryuzaki starrte sie verstört an. Was hatte sie gesagt? Doch durchschaute er sie sofort. Eine Ablenkung. „Ich steh auf Schmerzen?“, hakte er konfus nach. Diesen Gedanken konnte er nun trotzdem nicht nachvollziehen. „Echt widerliche Vorlieben hast du! Bah, ich will gar nicht wissen was du noch für Neigungen hast.“ Ihre Angaben trafen nicht im Geringsten zu, was er ihr auch zu verstehen geben würde. Er ließ sich auf ihr Ablenkungsmanöver ein, was er zu seinem Vorteil nutzen würde. „Du solltest deine Fantasie im Zaum halten. Meine Neigungen sind dem Durchschnitt entsprechend.“ „Wers' glaubt wird selig! Außerdem sagt der Verrückte nicht immer, dass sein Verhalten normal ist? Hm? Oder... bist du schwul? Ja dann ists' okay. Ehrlich!“ Dem Schwarzhaarigen entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Bewusst, denn sie sollte weiter Sicherheit bekommen. Allerdings musste er schon zugeben, dass es eine groteske Anschuldigung war. „Weder bin ich verrückt, noch neige ich zum gleichen Geschlecht.“ „Wirklich? Erstaunlich. Dabei interessierst du dich doch so gut wie gar nicht für Frauen.“ Ryuzaki verengte weiter seine Augen. Er mimte weiterhin den Ahnungslosen, somit hatten seine folgenden Worte gleich mehr Wirkung. Jetzt kam seine Gelegenheit. „Bist du dir sicher? Vielleicht habe ich so keine Verwendung solcher Gefühle und bei deinem Verhalten ist es durchaus nachvollziehbar, dass ich wohl auch in Zukunft dem keine Beachtung schenken werde. Sind alle Frauen so unreif wie du?“ Shaelyn, die zuvor noch boshaft gelächelt hatte, stand der Mund offen. „Wiederhole das.“, giftete sie zornig. „Du hast mich schon verstanden, Shaelyn.“, erwiderte er trocken und begann auf seinem Daumen zu kauen. „Raus... aus... der... Küche... Oder ich werde dich eigenhändig Erwürgen! Und dich an die Hunde verfüttern! Raus!“ Schnell nahm Ryuzaki Abstand, bewegte sich aber keineswegs aus der Küche, was sie nur wütender machte. Da sie nun wütend genug war, wollte er weiter auf Alan eingehen. Gerade als er seinen Mund öffnen wollte, musste er einem fliegenden Gegenstand ausweichen, welcher gegen die Tür donnerte. Diese Frau war gefährlich! Das musste er unweigerlich geschockt feststellen, als sie tatsächlich mit dem Schmiermesser nach ihm warf, dem er knapp entkommen war. Den Rückzug anzutreten war vielleicht gar nicht so unklug, zumindest konnte er nicht warten, bis sie ihn tatsächlich einmal erwischte mit womöglich noch dem gesamten Inhalt des Messerblocks. Und es war bitterer Ernst. Sie war völlig von Sinnen. Ein Angriff auf sein Leben. Während sie gerade nach einem anderen Wurfgeschoss griff, flüchtete er eilig aus der Küche und hörte nur wie etwas gegen die eben geschlossene Tür geschleudert wurde. Ryuzaki war geschockt, noch nie hatte er solch eine Angst um sein Leben verspürt und das sollte etwas bedeuten. Wie konnte er auch ahnen, dass sie völlig ihren Verstand ausblendete. Das grenzte an einen Mordversuch. Also sollte er in Zukunft vermeiden sie so in Rage zu versetzen, es sei denn er wäre sicher versteckt. Das würde er sich merken, wenn ihm etwas an sich gelegen war. Und sprach nicht alleine das schon gegen die Theorie, er würde auf Schmerzen stehen? Nachdem Ryuzaki aufgeatmet hatte, wollte er von der Tür wegtreten, als er hörte wie sie auf diese zu stampfte. Direkt und ohne einen weiteren Gedanken drehte er den Schlüssel im Schloss um. „Du elender Mistkerl!“, rief sie wutentbrannt. „Mach sofort die Tür auf!“ Er war entschieden dagegen. „Erst, wenn du dich wieder beruhigt hast.“ Ein Lachen ertönte, was ihn verwirrte. Jetzt war nicht der Anlass zum Lachen. „Ah! Ja dann schmeiße ich all deine Torten und sonstigen Süßkram aus dem Fenster! Und du kannst gucken wo du was her kriegst!“, ertönte es selbstsicher hinter der Türe und Ryuzaki war fassungslos. Aber wenn er die Wahl zwischen seinem Leben und dem Süßen hatte, wählte er eindeutig sein Leben. Ohne Leben kein Süßes, so hätte er mehr davon. „Die Tür bleibt verschlossen.“ „Fein! Ja dann hör jetzt gut zu wie ich alles hinaus befördere!“ Er musste zugeben, es ließ ihn nicht völlig kalt. All die guten Torten... Sofort war zu hören, wie sie sich entfernte, das Fenster öffnete und anschließend den Kühlschrank aufriss. Aufgeregt kaute er an seinem Daumennagel und starrte auf die Tür vor sich, da er nicht damit umzugehen wusste. Sein Plan war fehlgeschlagen, er hatte es falsch eingeschätzt und jetzt musste sein Süßes daran glauben. Dann klirrte es und das Geräusch wie etwas zu Bruch ging wurde laut. Ein Poltern folgte und ein Aufschrei seitens Shaelyn. Eine Stille kehrte ein und Ryuzaki schätzte ab, ob es sich nicht vielleicht um eine Täuschung handelte. Doch die Möglichkeit bestand auch, dass sie sich ernsthaft verletzt hatte. Beide Wahrscheinlichkeiten waren enorm hoch. Um sicher zu gehen, bückte er sich und lugte vorsichtig durchs Schlüsselloch. Was er sah alarmierte ihn, weshalb er umgehend die Tür aufschloss und zu ihr eilte, achtend dabei nicht selbst auf dem Boden zu landen durch die zahlreichen rutschigen Fallen. So wie die Lage es vermuten ließ, hatte sie eine Schüssel voller Erdbeercreme fallen gelassen, was sie auf der Masse ausrutschen ließ. Nun lag sie auf dem Rücken, die Augen geschlossen und eingetaucht in der Creme. Sofort kniete er sich neben sie, hob leicht ihren Kopf behutsam an und sah nach ob sie sich eine Wunde zugezogen hatte. Das erwies sich als schwer, da alles durch die Süßmasse verklebt war. Doch Blut war nirgends zu entdecken, was allerdings nichts zu bedeuten hatte. Langsam flatterten ihre Augenlider und sie kam zu sich. Ihr Gesichtsausdruck war gequält und sofort fasste sie sich an den Kopf. „Geht es dir gut?“ Sie verdrehte die Augen, kniff sie dann zusammen und schlug sich die Hand vor dem Mund. „Mir ist kotz übel!“, würgte sie schon fast hervor. Das klang beunruhigend. Vielleicht hatte sie eine Gehirnerschütterung davon getragen. Übelkeit war einer dieser Symptome. „Kannst du aufstehen?“, fragte er direkt nach, während er ihr beim aufsetzen behilflich sein wollte. Umgehend schlug sie ihm eine Hand weg. „Lass deine Pfoten bei dir! Das ist alles deine Schuld! Ich mach das alleine!“, zischte sie. Verstört starrte er sie an. Ryuzaki war es unerklärlich wie stur sie war. Sie wollte sich nicht helfen lassen, obwohl sie diese nötig hatte. Denn als sie sich auf die Beine stellte, wirkte sie taumelig. Kritisch beobachtete er ihre Engstirnigkeit weiter, ehe sie aus der Küche verschwand um sich wahrscheinlich im Bad zu übergeben. Nun besah er das Chaos im Raum. Es sah wie ein Schlachtfeld aus. Und es war ein Glück, dass sie nicht die Scherben erwischt hatte, die sich verteilt hatten. Aber so konnte die Küche nicht gelassen werden. Tiere würden sich schnell in der Küche anhäufen bei dem Angebot der sich überall bot. Er hatte keine Wahl und seine Laune erreichte den Tiefpunkt. Ryuzaki starrte daraufhin nachdenklich zur Küchentür. Nur kurze Sätze und sie würde ihre Meinung über ihn ändern. Unmöglich, er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen, auch wenn diese alles aufgeklärt hätte. Und es war schon erstaunlich genug, dass er sich darum Gedanken machte. Es war schlichtweg undenkbar. Als er sich dann schließlich aufrichten wollte, stützte er sich unachtsam mit seiner Hand auf dem Boden ab und sogleich verspürte er einen höllischen Schmerz, der ihn wieder in die Realität brachte und fluchen ließ. Shaelyn war für den Rest des Tages nicht mehr zu sehen, auch regte sich nichts mehr. Nachdem er die Dusche gehört hatte und kurze Schritte im Flur, war es ruhig. Nun war es mitten in der Nacht und er probierte mit seiner linken Hand die Kaffeetasse zu halten, während er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Das erwies sich als schwerer als er gedacht hatte, da der Tag ihm stark zu Denken gab. Egal wie viel Erfahrung er darin hatte Profile zu erstellen und nächste Taten voraus zu planen, so versagte er kläglich bei Shaelyn. Denn wenn er gewusst hätte, dass sie so impulsiv reagieren würde, hätte er sich eindeutig nicht so weit aus dem Fenster gelehnt. Sicherlich, sie besaß ein temperamentvolles Gemüt, doch das sie soweit gehen würde und selbst mit gefährlichen Gegenständen nach ihm warf, war für ihn eine große Überraschung. Wachsamkeit war also ein hohes Gebot bei ihr. Man durfte ihre nunmehr Feindschaft nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ja, er war für sie ein Feind. Für ihn war sie das nicht. Ihm wollte einfach nicht einfallen, weshalb sie ihn nun so hasste. Das bescherte ihm Kopfzerbrechen. Nachdem die Morgensonne langsam am Horizont zu sehen war, saß er noch immer auf dem Sessel, doch zeigte sich ein seltener Anblick. Ryuzaki saß in seiner gewohnten Position auf dem Sessel, hatte allerdings seine Augen geschlossen. Man gewann den Eindruck, er wartete auf einen bestimmten Zeitpunkt um dann sein Ziel zu überraschen. Selbst im Schlaf sah er aus, als sei er für alles bereit. Und als sich dann ein Geräusch in der Wohnung tat, riss er seine Augen auf und stützte sich mit den Händen von den Sessellehnen ab. Direkt biss er sich auf die Unterlippe, der Schmerz in der rechten Hand war deutlich zu spüren. Ein weißer Verband zierte seine rechte Handfläche. Zu recht, denn es hatte sich eine Glasscherbe in seine Hand gebohrt als er sich aufstellen wollte. Eine Unachtsamkeit, die er sich sonst nicht erlaubt hätte. Sehr ärgerlich und schmerzvoll. Ryuzaki nahm eine Bewegung in den Augenwinkeln wahr, woraufhin er sofort sein Augenmerk darauf richtete. Shaelyn im Nachthemd, welche breit gähnte und sich die Augen rieb. „Erzähl. Kann ich noch weiter schlafen, oder soll ich in die Schule?“, brachte sie verschlafen hervor und schien sich langsam zu sammeln. Ryuzaki zögerte. Ihr Verhalten glich nicht im geringsten das vom Vortag. Vielleicht lag es auch einfach an ihrem verschlafenen Zustand. Ihm gefiel dieser Zustand. „Wie geht es dir?“, fragte er ruhig und stand von seinem Sessel auf, drehte sich ganz zu ihr. „Ist doch egal...“, wand sie genervt ein und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr Ausdruck änderte sich immer mehr, was ihm nicht mehr so gefiel. „Ich fürchte, das ist es nicht.“ Shaelyn rollte mit den Augen. „Bisschen Kopfschmerzen, nichts ernstes. Hab' ja viel Schlaf gehabt. Geht schon.“, sagte sie gereizt, setzte dann einen verärgerten Gesichtsausdruck auf. „Danke für die Nachfrage... Wir wissen ja wer daran Schuld hat.“, setzte sie finster nach und lehnte sich an den Türrahmen. „Also was ist jetzt? Schlafen? Schule?“ Man hörte ihr an, dass sie das Gespräch knapp halten wollte. Und Ryuzaki beschloss letztlich, sie in die Schule zu schicken. Es würde sich zeigen ob man ihr nun Vertrauen schenken konnte. Wenn sie dieses missachtete, würde das Konsequenzen mit sich ziehen. Zur Sicherheit gab er ihr ihr Mobiltelefon wieder. Zur Not würde sie sich so leicht finden lassen. Ja, sie hatte es geschafft! Innerlich jubelte sie auf und war stolz auf sich. Da hatte sie ihn einmal täuschen können! Das steigerte ihre Laune und sie fieberte dem Treffen mit Alan entgegen. Sie war überzeugt; Alan traf nicht die geringste Schuld. Und nach wie vor war sie verliebt. Und niemand würde sich so zwischen ihnen stellen. Besonders kein Ryuzaki, der nach ihrer Meinung nur eifersüchtig war. Aber wenn sie Alan gefragt hatte und er wie erwartet natürlich alles von sich weisen würde, was könnte sie dann tun? Auf Dauer könnte sie es nicht verheimlichen. Nein, sie würde bis zu ihrem 18ten Lebensjahr warten und dann konnte sie frei sein. Losgebunden von einem irren Ryuzaki und bereit für ihr eigenes Leben. Shaelyn lächelte versonnen und dachte an ihre Zukunft. Eine gute Zukunft und noch nie war sie sich sicherer. Alles würde gut verlaufen und sie kümmerte sich nicht um die Warnungen. Warnungen, die nicht hätte ignoriert werden sollen. Somit ging sie in ihrer Schuluniform direkt zu Alans Wohnung. Sie wusste wo er wohnte, nur hatte sie sich bisher nie getraut gehabt ihm dorthin zu folgen. Auch wenn er es ihr Angeboten hatte, dazu war sie viel zu nervös gewesen. Doch jetzt hatte sie allen Grund dazu ihn zu besuchen, ganz gleich ob es ihn wohl ein wenig enttäuschen würde. Aber sie brauchte seine Antwort. Und als sie endlich um die letzte Ecke bog und hoch zum Wohngebäude blickte, fing vor Aufregung ihr Herz heftig an zu klopfen. Nur wenige Meter. Jetzt oder nie. Also umfasste sie ihre Tasche fester, die sie an ihrer Hand trug und setzte ihre letzten Schritte auf das Gebäude zu. Dann plötzlich trat Alan aus dem Hauseingang und sie wollte schon rufen, als eine andere junge Frau ihn begrüßte. Eine hübsche junge Frau, die offensichtlich mehr Geld besaß, da ihr Aufzug recht teuer wirkte, allerdings ein wenig zu knapp ausfiel. Shaelyn starrte geschockt zu Alan, der diese Frau daraufhin küsste. Ja, er küsste sie! Ihr Herz machte einen Aussetzer und sie blinzelte einige Male ungläubig. Umgehend versteckte sie sich in einem Hauseingang, da Alan sie noch nicht bemerkt hatte. Was hatte all das zu bedeuten? Warum hatte er nicht erzählt, dass er eine Freundin hatte? Wieso sah diese Frau so... aufreizend aus? Dann begann er zu sprechen und Shaelyn musste sich anstrengen um die Worte zu verstehen. „Was machst du hier, Sarah? Ich sagte doch, heute hab ich zu tun.“ „Aber Alan, du willst doch nicht frech zu mir werden, oder?“ „Kommt darauf an... aber es geht wirklich nicht. Ein andern Mal.“ „Fein, dafür musst du mich aber das nächste Mal gut entschädigen.“ Shaelyn konnte es nicht fassen! Es klang als kannte er sie schon länger und seine Art. Er war so anders. Ein mulmiger Gedanke kam auf. War doch alles wahr, was Ryuzaki sagte? Tiefe Enttäuschung Alan gegenüber kam auf und auch die Wut. Sie kannte ihn nur wenige Wochen, aber sie war so überzeugt gewesen, dass er unschuldig sei. Jetzt stellte sich heraus, dass er ein Lügner war! Ihr stiegen die Tränen in die Augen, aber sie war noch nicht fertig mit ihm! Oh nein, jetzt wollte sie alles wissen. Die Frau stieg in einen luxuriösen Wagen und fuhr davon. Dann sah sich Alan um und sie verschwand mit rasendem Herzklopfen hinter der Wand. Hoffentlich hatte er sie nicht bemerkt! Sie wollte erst wissen, was er wieder so dringendes zu tun hatte. Wild entschlossen ihm hinterher zu spionieren, lugte sie vorsichtig um die Ecke und erkannte, dass er sich in Bewegung gesetzt hatte. Shaelyn musste einen gewissen Abstand halten, da die Lackschuhe der Schule an den Sohlen doch einige Geräusche hinterließen. Völlig konzentriert schlich sie ihm nach, dabei kam ihr nicht einmal der Gedanke, es könnte gefährlich werden. Dafür hatte sie auch keine Gedanken, alles war sie beschäftigte waren die Fragen. Warum tat er das alles? Hatte Ryuzaki recht? Wollte Alan sie nur benutzen? All die Freundlichkeit, war sie nur gespielt gewesen? Sie kämpfte mit den Tränen, doch siegte sie und die Wut kam immer mehr zum Vorschein. Alles drehte sich in ihrem Kopf. Alan fiel nicht weiter auf unter den Menschen auf der Straße. Er verhielt sich wie jeder andere. Unauffällig. Sie dagegen wurde schief von den Leuten angesehen, da man ihr offensichtlich ansah, dass sie etwas vorhatte und auf ihre Schritte achtete. Das war ihr egal, nur Alan zählte. Allerdings bemerkte sie, dass sie sich immer mehr Richtung Stadtrand bewegten. Was dort zu finden war? Das würde sie heraus bekommen. Als er sich dann plötzlich einmal herum drehte und prüfte ob ihm keiner folgte, hatte Shaelyn sich hinter einem Baum versteckt, im letzten Augenblick, was ihr Puls noch weiter beschleunigte. Direkt fasste sie sich an die linke Brustseite. Ruhe, sie musste Ruhe bewahren und als sie um den Baum spähte, sah sie wie Alan hinüber auf die andere Straßenseite ging. Mitten aufs offene Gelände, lediglich Bäume waren zu sehen. Das war wirklich verdächtig, musste sie feststellen und als sie weiter zum Himmel aufsah, erkannte sie eine Fabrik in der Ferne. Überrascht weiteten sich ihre Augen. Diese Fabrik schien nicht in Betrieb zu sein. Aus den riesigen Schornsteinen stieg kein Rauch empor. Dorthin wollte er also. Sie ließ ihm mehr Vorsprung, da sie ihm nicht einfach auf das offene Feld folgen konnte. Nachdem sie sich an den letzten dichten Bäumen vor der Fabrik durchkämpfte, war sie verblüfft. Tatsächlich, keine Regung war zu erkennen. Der Zaun war an ein paar Stellen aufgerissen, die großen Fenster der Fabrik waren teilweise kaputt und auch die Fassade sah recht bröcklig aus. Es machte einen sehr verlassenen Eindruck, doch genau hier hatte es Alan hin verschlagen. Zögerlich trat sie an den Zaun heran. Dabei war sie bedacht darauf keine lauten Geräusche von sich zu geben und schlüpfte durch das Loch, dabei riss sie sich allerdings Maschen in ihrer Strumpfhose. Dies beachtete sie nicht weiter, sondern machte sich weiter auf den Weg. Sie wirkte verloren bei den riesigen Gebäuden und auch konnte sie Alan nicht ausmachen. Hatte sie ihn verloren? Wie sollte sie ihn auf diesem Gelände wieder finden? Verärgert biss sie sich auf die Unterlippe, kaute daran ein wenig. Ihre Aufregung war nicht zu übersehen. Das war es auch Alles. Sehr aufregend. Also schritt sie weiter vorsichtig voran, versuchte so wenig wie möglich Krach mit ihren Schuhen zu verursachen. Dann erreichte sie eine Metalltüre, die ein wenig offen stand. Langsam drückte sie diese etwas auf, verschaffte sich somit Zugang zum Gebäude. Es war leer. Nun bis auf die vielen Pappreste, Papier und eine menge altem Laub, konnte sie nichts ausmachen. Auch war es schwach beleuchtet, nur das wenige Licht durch die kaputten Fenstergläser gaben genug Sicht. Plötzlich Schritte die durch den gewaltigen Raum hallten. Sofort stellte sie sich an die dunkle Wandseite, verharrte da und wartete ab. Die Schritte verhallten und sie atmete auf. Kurz überlegte sie die Schuhe auszuziehen, was aber unmöglich war bei dem vielen Dreck und wahrscheinlich Glasscherben, die ab und an von ihr zerdrückt wurden, was ein Knirschen hinterließ. Sie schlich weiter zu einer offenen Tür, sah in einen Gang und am anderen Ende war Licht zu sehen, nicht sehr helles, aber Licht. Ohne länger zu warten ging sie leise zu diesem Durchgang und als sie an der offenen Tür stehen blieb, sah sie Alan. Er saß an einem Tisch und da war noch jemand. Soweit sie es sah war er in etwa dem selben Alter von Alan, hatte schwarze Haare und ein kantiges Gesicht. „Ich hoffe, da gab es keine Schwierigkeiten.“, begann der Unbekannte und Alan winkte gelassen ab. „Schwachsinn. Es gibt nie Schwierigkeiten. Läuft alles klar über die Bühne.“, antwortete Alan locker und setzte sich in seinem Stuhl entspannt zurück. Shaelyn konnte es einfach nicht fassen! Nein, das konnte doch nicht ihr Alan sein. „Ey', du weißt, der Chef siehts' nich' gern, wenn man ihn übern' Tisch zieht. Der Typ da, dieser Pisser, der immer die Nachrichten gebracht hat.“ „Dan?“ „Ja, der hässliche da. Den hats' nicht gut erwischt. Der Chef hat gemerkt, er wollte den Bullen das alles hier stecken. Jetzt ist er Hundefutter. Hat er also doch noch dem Chef, oder besser seinen Wachhunden, genützt.“ Eine Lache war zu hören und Alan sah ebenfalls leicht amüsiert aus. Fassungslos starrte sie vor sich, erstarrte in ihrer Bewegung. Ryuzaki hatte recht gehabt! „Hast du die neue Ware schon kontrolliert?“, fragte Alan mit einem Grinsen und sein Gegenüber steckte sich eine Zigarette an. „Klar, alles beste Qualität. Eben nur das feinste. Ach ja, eine Anweisung vom Boss. Wir müssen das Versteck wechseln. Er sagt in letzter Zeit schnüffeln ungewöhnlich viele bei ihm rum. Die Polizei hat von was Wind bekommen, irgendeine bombensichere Quelle, hat ein Spitzel gesagt. Wir müssen nur die verräterische Zunge finden.“ Shaelyn schluckte. Hatte das vielleicht etwas mit Ryuzaki zu tun? Er hatte ihr doch Bescheid gegeben... und vielleicht auch dann der Polizei? Wie kam er an all die Informationen und so schnell? Aber Shaelyn hatte genug gehört. Das Alles reichte aus und sie war froh, dass sie doch noch den Bogen bekam, auch wenn es erst mal hieß hier heil raus zu kommen. Unweigerlich dachte sie an Ryuzaki... er hatte doch so recht gehabt. Sie fühlte sich schäbig. Alles war unrecht was sie ihm angetan hatte. Das tat ihr unendlich leid. Er wollte ihr nur helfen. Trotzdem, wie kamen sie darauf sie zu beschatten. Ganz egal. Sie würde sich riesig für ihr Verhalten entschuldigen. Der Hass blieb, nur wandelte er sich zu Alan. Dem Wirrkopf von Ryuzaki traf keine weitere Schuld. Auch wenn seine Worte nicht ganz nett waren, sie war viel grausamer zu ihm gewesen. Shaelyn drehte sich vorsichtig um, achtete auf jeden ihrer Schritte. Dann ein falscher Tritt. Eine kleine Dose auf dem Boden und sie verlor das Gleichgewicht und fiel lautstark auf ihr Gesäß. Umgehend hörte man wie die Stühle zurück geworfen wurden und umkippten. Schiere Panik brach in ihr aus. Auf allen Vieren krabbelte sie zunächst in den Gang, richtete sich dabei auf und rannte um ihr Leben, denn hinter ihr schrie der Unbekannte aufgeregt. Der Weg wurde immer länger, die eiligen Schritte kamen immer näher und sie stolperte fast, fing sich dann. Jedoch wurde sie am Rock gepackt, woraufhin sie nach hinten gezogen wurde. Das Kleidungsstück riss, der Verfolger packte sie an den Haaren und zog sie mit Gewalt nach hinten. Ihr blieb jeglicher Ton im Halse stecken, direkt griff sie nach den Händen die sie von hinten festhielten, doch ein weiteres Paar Hände hielt sie an den Handgelenken. „Shaelyn.“, entfuhr es Alan schockiert und verblüfft. „Was?! Du kennst die Schlampe?“ Sie begann zu weinen. Einfach alles in ihr brach aus und sie versuchte sich los zu reißen und trat nach Alan, der sie von Vorne festhielt. „Lasst mich los! Ihr verdammten Drecksschweine!“, schrie sie hysterisch. „Stell sie ruhig!“ Im nächsten Moment folgte ein heftiger Schlag gegen ihren Hinterkopf und sie wurde bewusstlos. Langsam öffnete sie ihre Augen. Ein fürchterlicher Kopfschmerz betäubte sie fast, doch realisierte sie im nächsten Moment wo sie sich befand. Als sie Schreien wollte, kam nichts über ihre Lippen. Ein Knebel verhinderte jeglichen Aufschrei und als sie an sich hinunter sah, erkannte sie sofort, dass sie gefesselt an einen Stuhl war. Völlig außer sich begann sie erneut zu weinen, riss an den Handgelenken, doch nichts passierte. Dann folgte eine heftige Ohrfeige, die ausreichte um sie leicht zu Betäuben. „Sei Still, dann passiert dir auch nichts weiter,... vorerst.“, blaffte sie der Schwarzhaarige an, der sich ihr gegenüber gestellt hatte. Angsterfüllt stierte sie ihn an, dann trat jemand aus dem Schatten hervor. Alan. Er stand da. Tat nichts. „Was machen wir mit ihr?“, fragte dieser auch schon seinen Kumpanen. „Ich hab keine Ahnung! Wir können es schlecht dem Chef erzählen. Der hält uns dann für völlig Verblödete. Wir machen das selbst. Sperren wir sie erst ein.“ Shaelyn versuchte durch den Knebel zu flehen, doch alles erstickte und ihr wurde schwindelig. Der Raum drehte sich leicht, sie hatte Mühe die Augen geöffnet zu halten. „Ja, wir sollten sie erst mal hier lassen, überlegen wir uns in Ruhe was.“, schlug Alan ernst vor und trat zu Shaelyn. Grob packte er ihr kurz an ihr Kinn, hob es zu ihm hoch. „Du hättest nicht so neugierig sein sollen. Du warst echt niedlich aber wir können keine Zeugen gebrauchen. Sorry.“ Tränen rannen ihr die Wangen hinab. Sie wollten sie einsperren! Danach sogar umbringen! Und sie vielleicht vorher noch quälen! Ihr Kopf explodierte fast und die Angst überwältigte sie mehr denn je. Betäubt blinzelte sie mit den Augen und ließ den Kopf hängen. „Ey', die stirbt uns ja schon so weg!“ „Ach was, red' nicht son' Scheiß. Komm ich geb' ihr was aus, dann fühlt sie sich ein bisschen besser und wehrt sich dann auch nicht so.“ „Was? Du willst für das neugierige Miststück den Stoff raushauen?“ Sie kämpfte mit sich, behielt die Augen für ein paar Momente klar. Da kam Alan auf sie zu, öffnete eine kleine Plastikpackung und hielt es ihr unter die Nase. Ehe sie ganz begriff was vorfiel riss sie ganz die Augen auf. Das Licht wurde plötzlich grell, Farben tanzten vor ihren Augen und komische Geräusche hörte sie. Doch fühlte sie sich ein wenig leichter, nein es wurde immer leichter und auch benommener. Alan band sie vom Stuhl los, zerrte sie in den Nebenraum. Das alles bekam sie nicht mit, sie war völlig benebelt. Es war offensichtlich was ihr gegeben wurde. Drogen und sie war dabei sich immer mehr im Rausch zu verlieren. Alan zerrte sie weiter durch das Gebäude, als er vor einer großen Eisentür stehen blieb, zog er diese angestrengt auf. Dahinter befand sich eine kleine Treppe abwärts. Alan band ihr die Handgelenke ordentlich zu, führte sie weiter hinunter, darauf achtend, dass sie nicht umkippte. Dann stieß er sie zu Boden und fesselte ihre Beine, zog das Seil höher und stellte so sicher, dass Handgelenke sowie Fußgelenke gespannt an einem Seil hingen. Dann verließ Alan den Raum, drückte die Tür zu und jegliche Lichtquelle wurde genommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)