Liebe auf den ersten Biss! von xXSasukeUchihaXx ================================================================================ Kapitel 19: Kälte! ------------------ "Das ist also Euthal? Ich muss sagen, die Stadt hat was" murmelte Shizuka leise vor sich hin. Nun, wie sollte sie es erklären? Diese Stadt schien um Klassen besser zu sein, als die Vorstadt, in welcher sie bisher gewesen war und dessen Name sie nicht einmal kannte. Warum eigentlich nicht? Egal, Euthal sah einladend aus und wenn man genauer hinsah, dann konnte man auch sehen, wie teuer diese Stadt hier zu sein schien. Überall sah man Menschen, welche in teuren Kleidern unterwegs waren. Neben denen kam sich die Kleine regelrecht arm vor, wobei ihr Kleid eigentlich sehr schön wirkte, fand die Langhaarige zumindest. "Es ist lange her, seit ich das letzte Mal hier gewesen bin" gab Hanabusa zu und sah sich ebenfalls ein bisschen um. Vor einer Stunde hatten sie endlich Euthal erreicht. Zwar hatten sie ein wenig Zeit verloren, aber dies machte nichts. Lange würden sie nicht brauchen, um den Level E zu finden, oder? Nun, Hanabusa war sich sicher, dass er Zero behilflich sein könnte, denn er selbst hatte auch schon den einen, oder auch anderen Level E den Gnadenstoß verpasst. "Lasst uns ein Hotel suchen". Zero wusste, dass Shizuka sich hier umsehen wollte, denn ihr Blick sagte aus, dass sie sich um einiges besser fühlte, als in ihrer Vorstadt. Es schien so, als würde allein der Anblick der Menschen, welche elegante Kleider trugen, es ihr angetan zu haben. Ob sie vielleicht die Eleganz liebte? Nun, Zero würde es sicherlich später noch herausfinden können, aber nun mussten sie erstmal ein Hotel finden, welches im Rahmen ihrer Möglichkeiten war und das allein dürfte sich sicherlich als äußerst schwierig erweisen. "Kiryuu, ich hoffe doch sehr, dass du das teuerste Hotel suchen wirst. Du wirst mich nicht in ein heruntergekommenes Hotel zwingen, verstanden?". Zero seufzte erschwert, da er wusste, wie Aidou nun mal war. Er war Luxus gewöhnt, aber diesen konnten sie sich unmöglich leisten. Direktor Kurosu hatte ihnen nur ein knappes Budget gegeben und mit dem bisschen Geld mussten sie auskommen. Für etwas Luxus reichte ihr Geld einfach nicht. "Hanabusa... Wir haben leider nicht soviel Geld vom Direktor bekommen. Tut mir leid, dass du auf den Luxus verzichten musst" erwähnte Shizuka leise, bevor es Zero tun konnte. Natürlich würde sie auch gern mal ein Luxuszimmer beziehen, aber ihr Budget war ohnehin schon sehr knapp und es würde gerade mal für eine Nacht reichen, ohne Frühstück versteht sich. Sie hoffte sehr, dass der Blonde ihre Lage verstehen konnte, auch wenn er gerade ein Gesicht zog, als sei eine Welt für ihn zusammengebrochen. "Na schön... Folgt mir, okay? Ich werde nicht in einem schmuddeligen Hotel übernachten. Ich gewähre euch eine Nacht im Luxushotel 'Dreams', auf meine Kosten versteht sich natürlich". Ein überlegenes Lächeln erschien auf den Lippen des Blonden, ehe er in eine Richtung schwenkte und direkt einige Blicke von Mädchen auf sich zog, in dessen Augen Herzchen zu erkennen waren. Warum zog Hanabusa nur immer jegliche Aufmerksamkeit auf sich? Nicht, dass es Shizuka stören würde, aber sie persönlich würde nie einen Jungen so dermaßen zeigen, dass sie eine Nacht mit ihm verbringen wollte. Schon gar nicht, wenn sie die Person noch nicht mal kannte. Shizuka blickte zu Zero auf, welcher Hanabusa hinterher blickte, dann jedoch kaum merklich den Kopf schüttelte. "Ist das in Ordnung für dich? Ich meine...". "Meinetwegen". Zero sagte nichts mehr dazu und was hätte er auch machen sollen? Er wollte ihr nicht diesen Spaß verderben und wenn Hanabusa ihnen schon solch ein Angebot machte, warum sollte er es dann ausschlagen? Er wäre dumm und nur deswegen lief er dem Blonden nach, dicht gefolgt von Shizuka. Es dauerte auch nicht lange, bis der Blonde vor einem Hotel Halt machte und mit einem Lächeln auf den Lippen zur Langhaarigen blickte. "Shizuka... Das ist eines der teuersten Hotels in Euthal. Hoffentlich gefällt dir der Aufenthalt hier". Die Kleine lächelte ebenfalls, ehe sie sich das Schild des Hotels besah. "Dreams?" fragte sie leise, ehe sie zu Zero sah, welcher mit den Schultern zuckte. Auf den ganzen Weg hatten sie sich angeschwiegen und irgendwie hatte Shizuka so das Gefühl, als hätte es mit ihrem Verhalten zutun. Zero behandelte sie nun anders, dass merkte die Langhaarige schon. Nur, wollte sie, dass er sich so seltsam benahm? Er sollte wieder der mürrische Typ sein, welcher sich hin und wieder an sie schmiegte und ihr sagte, wie sehr er sie doch mochte. "Kiryuu... Jetzt zieh nicht so ein trauriges Gesicht, sonst lassen sie dich bestimmt nicht rein" beschwerte sich Hanabusa, da ihm natürlich auch aufgefallen war, wie Zero sich verändert hatte. Seltsam, heute Morgen war noch alles in bester Ordnung gewesen, aber irgendetwas schien nun anders zu sein. Ja, seitdem Shizuka so geweint hatte, war etwas definitiv anders. Nur was? Lag es allein an Zero's derzeitiges Verhalten, oder machte er sich immer noch Gedanken darüber, Shizuka so sehr Weh getan zu haben? "Und wenn schon, es wäre mir egal, Aidou... Lass mich einfach in Ruhe". Für Zero war dieses Thema nun beendet und sollte er nicht in dem Hotel übernachten dürfen, würde er einfach ein anderes suchen und Shizuka für diese Nacht ihren Spaß gönnen. Nur, warum schlich sich ihm der Gedanke ein, dass sie dann mit ihm kommen würde? Würde sie dennoch an seiner Seite bleiben, obwohl er ihre Freundschaft ein Stück weit zerstört hatte? Wieso ließen ihn diese Gedanken nicht mehr in Ruhe? Wieso fühlte er sich bei diesen Gedanken so schlecht? Sie zerfraßen ihn innerlich und immer, wenn er in die strahlend blauen Augen der Kleinen sah, dann hatte er das Gefühl, als müsse er sich ein weiteres Mal bei ihr entschuldigen. Warum nur? "Was ist bloß los mit dir? Seitdem Vorfall in der Vorstadt, schweigst du vor dich hin, ziehst ein Gesicht, als sei jemand gestorben und behandelst Shizuka, als sei sie eine völlig Fremde für dich. Das du mich wie Dreck behandelst, versteh ich wirklich, aber bei ihr? Ich dachte, du magst sie?". Hanabusa wollte es endlich mal gesagt haben, denn ein Blinder hätte sehen können, dass Zero sich gerade wie ein Vollidiot verhielt. Shizuka blickte traurig zu Boden, da Hanabusa damit Recht behielt. Zero antwortete nur, wenn sie ihm eine Frage stellte, aber ansonsten wirkte er in sich gekehrt und unterließ jegliche Art von Berührungen. Hatte sie mit ihrem Verhalten wirklich alles zerstört, was bisher zwischen ihr und Zero gewesen war? Wusste Zero vielleicht nicht mehr, wie er mit ihr umgehen sollte? Warum wusste Shizuka nun selbst nicht mehr, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte? Sie mochte Zero doch so sehr, aber wenn er eine Mauer um sich herum aufbaute, dann verletzte es sie doch sehr, was der adelige Vampir bisher noch nicht bemerkt zu haben schien, ebenso wenig wie Zero. Zero schwieg, während er seinen Kopf senkte. Seine Haar fiel ihm ins Gesicht und keiner konnte nun seinen Blick sehen, welcher die reine Trauer wiederspiegelte. Vermutlich konnte es Aidou spüren, aber wenigstens wusste Shizuka nicht, was momentan in ihm vorging. Der Blonde schüttelte seinen Kopf, als er diese Trauer spürte, dachte sich im gleichen Moment, vielleicht den Bogen überspannt zu haben und seufzte kläglich. "Warum sprichst du nicht mit mir? Klar, es gibt Differenzen zwischen uns und größtenteils hasst du mich doch nur, weil ich ein Vampir bin, Zero... Trotzdem möchte ich dir helfen. Ich möchte verstehen, warum du nun so fühlst, obwohl Shizuka dir nichts mehr übel nimmt, wie es scheint". Der Blonde wollte wirklich nur helfen, aber das konnte er nur, wenn Zero sich helfen ließ. Ob er vielleicht nach einer Lösung suchen sollte? Ob er die Langhaarige und den Silberhaarigen wieder zusammenführen könnte? Nun, er würde später mal schauen, ob es da nicht eine Lösung gab. Shizuka sah unentwegt zu Zero auf, ehe sie ihre Hand erhob und diese sacht auf Zero's Schulter legte. Im nächsten Moment wirkte sie überrascht, da er sie und Hanabusa stehen ließ und das Hotel betrat. Was war nur mit ihm? Auf dem Weg hierher hatte sie wirklich gedacht, es sei alles wieder in Ordnung, aber dem war wohl nicht so. Es tat Weh, wenn er sie so behandelte. So abweisend, obwohl er doch eigentlich nur seine Ruhe wollte. "Shizuka... Wir sollten ihm vielleicht ein wenig Ruhe gönnen, oder? Gleich, wenn ich uns Zimmer verschafft habe, möchte ich dich ausführen. Ich zeige dir die schönsten Dinge der Stadt und vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung. Dein Geliebter ist traurig, dass kann ich spüren, aber... Ich weiß einfach nicht, ob das mit der Sache zutun hat, die in der Vorstadt passiert ist?". Shizuka errötete, als Hanabusa meinte, Zero sei ihr Geliebter. Hatte er ihr Spielchen wirklich so aufgefasst? Obwohl, nach ihrer letzten Aktion müsste es wohl wirklich so ausgesehen haben, als seien sie ein Paar. "Er ist nicht mein Geliebter... Wir sind nur Freunde und ich glaube, wenn ich durch seine Abweisung nicht so reagiert hätte, dann wäre jetzt wirklich noch alles in Ordnung. Ich bin einverstanden, dass du mich hier rumführst. Zero will wohl wirklich seine Ruhe". Hanabusa nickte, ergriff ihre Hand und zog sie die Stufen rauf, ehe er die Tür öffnete und eintrat. Shizuka staunte nicht schlecht, als sie den Marmorboden betrachtete. Schwarzer Marmorboden, auf welcher einige Sterne verziert waren. Die Räume wirkten groß und ziemlich hoch und als Shizuka zur Decke blickte, hatte sie das Gefühl, in einer Kirche zu sein. Engel waren an der Decke eingehauen worden, während ein großer Kronleuchter alles erhellte. "Komm, wir gehen zur Rezeption. Zero wartet schon" riss er die Langhaarige aus ihren Gedanken, welche sich ein weiteres Mal umblickte, während Aidou sie bei der Hand mit sich zog. So viele Menschen, welche elegante Kleider trugen und scheinbar viel Geld besaßen. Kaum zu glauben, denn so etwas kannte sie wirklich nicht. Hanabusa bedachte Shizuka mit einen abschätzenden Blick, denn er bemerkte, dass ihr diese Aufmachung wirklich gefiel. Vielleicht könnte er ihr diese Welt noch ein wenig näher bringen. Nur ein wenig, denn sie würde nicht immer in solchen Luxus erleben können. Bei der Rezeption angekommen, klärte Hanabusa jegliche Formalitäten ab, sah dann aber zu seinen Gästen und bedachte sie mit einen fragenden Blick. "Wollt ihr ein gemeinsames Zimmer?". Shizuka blickte erneut zu Zero auf, welcher mit dem Rücken zu ihr stand und geduldig wartete. Er zuckte nur mit seinen Schultern, da es ihm egal zu sein schien, was der Langhaarigen erneut einen Stich durchs Herz jagte. Warum nur? Wieso behandelte er sie nun so, obwohl er doch gemeint hatte, er wolle ihr nie mehr Weh tun? Merkte Zero denn nicht, dass seine kühle Seite ihr nur noch mehr zusetzte, als ohnehin schon? "Hanabusa... Könnten wir uns ein Zimmer teilen? Natürlich nur, wenn dir das nichts ausmacht". Verwundert blickte Aidou zur Langhaarigen, ehe ihm ein Licht aufging. "Eifersucht... Sie will Kiryuu eifersüchtig machen. Das muss es einfach sein, sonst würde sie nicht mit mir ein Zimmer teilen wollen". Langsam nickte er ihr zu, ehe er wieder mit der Empfangsdame sprach und seinen Charme spielen ließ. Zero senkte seinen Kopf, da er geglaubt hatte, sie würde mit ihm ein Zimmer teilen wollen, doch dem war wohl nicht so. War sein derzeitiges Verhalten vielleicht falsch? Sicher, er brauchte einige Stunden ein wenig Ruhe, um sich über viele Dinge Gedanken zu machen, aber das sie nun ein Zimmer mit diesem Schnösel beziehen wollte, passte ihm nicht. Zuvor hatte er spüren können, wie seine Reaktion ihr geschmerzt hatte. Lag ihr denn soviel an seiner Meinung? Hatte sie wirklich soviel für den Silberhaarigen übrig, obwohl er sie zuvor noch abgewiesen hatte und er jetzt einfach nach alter Gewohnheit handelte? "Okay... Hier, dein Schlüssel, Kiryuu. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich Shizuka ein wenig rumführe? Du möchtest dich sicherlich erstmal ausruhen, oder?". Zero nickte dem zu, nahm den Schlüssel entgegen und streckte seine Hand zur Langhaarigen aus. Zuerst wusste Shizuka nicht, was er nun wollte, doch als er auf ihren Rucksack deutete, nahm sie diesen ab und übergab diesen Zero. "Danke... Zero, ich...". "Viel Spaß in der Stadt. Lasst euch ruhig Zeit mit eurer Shoppingtour. Ich muss sowieso später weg und den Level E suchen". Irrte sich Shizuka, oder klang Zero's Stimme in ihren Ohren wirklich kalt? Missfiel ihm ihre Entscheidung wirklich? Warum sprach er denn nicht einfach mit ihr und sagte ihr, was momentan in ihm vorging? Warum verweigerte er jegliche Hilfe, obwohl er doch wissen müsste, dass sie alles für ihn tun würde? Zero lief zur Treppe und lief die Stufen hinauf, während Shizuka und Hanabusa an Ort und Stelle blieben. Warum nur, dachte sich Zero? Warum machte er diese Fehler? Bevor sie die Vorstadt verlassen hatten, hatte er noch gedacht, es würde sich alles wieder einrenken, aber allein sein Verhalten machte alles nur noch schlimmer, als ohnehin schon. Hatte er zuvor nicht noch gedacht, er würde alles für Shizuka tun? Warum verwehrte er sich ihr dann, wo er doch spürte, dass sie ihm helfen wollte? "Vielleicht ist es besser so... Ich verletze immer nur die Menschen, die sich in meiner Umgebung aufhalten. Es war damals so und es wird auch heute nicht anders sein. Ich werde niemals glücklich sein dürfen. Nicht mit ihr und auch nicht mit einer anderen". "Warum ist er nur so? Ich begreife das einfach nicht" murmelte Hanabusa und sah zur Langhaarigen, welche ihren Blick gesenkt hielt. Irrte er sich, oder weinte sie jetzt stumm? Er beugte sich ein wenig hinab, um ihre Augen sehen zu können und wirklich, dachte er, sie weinte sich ein weiteres Mal die Augen aus dem Kopf und das war allein Zero's Schuld. "Hey... Ich bin mir sicher, dass euer Verhältnis wieder in Ordnung kommt" wollte der Blonde sie aufheitern, doch als sie ihren Kopf schüttelte und mit verweinten Gesicht plötzlich das Hotel verließ, blieb er einfach da, wo er momentan stand. Verdammt, er wollte ihr nun nicht hinterher laufen, denn das war nicht seine Aufgabe. Okay, es war schon seine Aufgabe, auf sie Acht zu geben, aber er war der falsche Mann, welcher sie zurückholen sollte. Kiryuu müsste es tun und zu diesem würde er nun gehen. Vor dessen Zimmer blieb er stehen und überlegte sich, wie er nun die Sachlage erklären sollte. Sollte er Zero anbrüllen und ihm sagen, dass Shizuka wegen dessen Verhalten weggelaufen war? Oder doch eher die sanfte Tour und Zero vielleicht ein wenig behilflich sein? Unentschlossen klopfte Hanabusa an die Tür, wartete einige Sekunden, ehe die Tür einen Spalt breit geöffnet wurde. "Was willst du denn noch? Wolltest du nicht mit Shizuka in die Stadt gehen?". Zero klang wütend, da er diesen Adelsvampir nun überhaupt nicht sehen wollte. Wenn er überhaupt jemanden sehen wollte, dann wohl Shizuka, aber diese stand nun mal nicht vor seiner Tür und würde wahrscheinlich auch kein Wort mehr mit ihm wechseln. Ihm wurde nun bewusst, dass er sich nicht so verhalten durfte, auch wenn er im Moment nicht anders konnte. "Jetzt reicht es aber, Kiryuu... Merkst du eigentlich überhaupt etwas? Du tust ihr verdammt noch mal Weh. Shizuka ist abgehauen, nachdem du ihr die kalte Schulter gezeigt hast. Was für ein Geliebter bist du eigentlich? Behandelst du deine Freundinnen immer so?". Diese Worte konnte Hanabusa einfach nicht für sich behalten, denn auch, wenn Shizuka vorhin noch gemeint hatte, sie seien keine Geliebte, so sah es doch verdammt danach aus. Außerdem, wer weinte denn schon so verbittert, wenn einem nichts an anderem lag? Zero öffnete die Tür weiter, ehe er aus dem Zimmer trat und die Türe hinter sich schloss. Überhastet drückte er Hanabusa seinen Schlüssel in die Hand und lief zur Treppe, welche er mehr runterstolperte, als das er ging. Shizuka war abgehauen? Sie weinte? Hatte er wirklich den Bogen so dermaßen überspannt, dass er sie nun wieder verletzt hatte? So dermaßen verletzt, dass sie nicht anders konnte, als wieder einmal zu flüchten. "Ich bin ein Idiot... Warum mache ich immer wieder die gleichen Fehler?". Shizuka saß bereits in einer dunklen Gasse, da sie einen ruhigen Ort brauchte, um wieder klar denken zu können. Im Nachhinein bereute sie es, einfach weggelaufen zu sein, denn sie hatte nicht auf den Weg geachtet. Außerdem war es hier so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Ihre Tränen trockneten langsam, aber noch immer herrschte Tumult in ihrem Inneren. "Warum Zero? Warum sprichst du nicht mit mir? Sag mir doch einfach, was du gerade fühlst". Nochmals entwich ihr ein Schluchzer, ehe ein lautes Knacken neben ihr erklang und sie erschrocken in diese Richtung blickte. Ein großer Mann mit schwarzen langen Haar hockte neben ihr und sah sie an. Sein Blick wirkte mitfühlend und doch wieder nicht. Was wollte er? "Warum weinst du denn so verbittert? Ist dir etwas zugestoßen?" wollte der Mann wissen, dessen Stimme wirklich sanft klang. Sie nickte ihm zu, ehe sie ihren Blick wieder von dem Typ abwendete. Was sollte sie zu ihm sagen? Es war nicht ihre Art, mit irgendwelchen fremden Menschen zu sprechen. Und schon gar nicht über ihre Probleme, denn diese musste sie selber lösen. "Möchtest du mir vielleicht erzählen, was in dir vorgeht? Ich spüre deine Trauer... Du fühlst dich einsam, nicht wahr?". Wieder diese sanfte Stimme, diesmal dicht an ihrem Ohr, ehe sich ihre Nackenhaare aufstellten und sie keuchend ein Stück zurückwich. Er spürte ihre Trauer? Sicher, man konnte ihr ansehen, dass sie traurig war, aber spüren? War dieser Mann, dessen Gesicht noch immer mitfühlend wirkte, vielleicht ein Vampir? Schluckend wich Shizuka noch einige Meter zurück, während der Mann ein fragendes Gesicht zog. "Was hast du denn? Ich werde dir nichts tun..." sprach er erneut sanft und Shizuka rang mit ihrer Fassung. Sie durfte hier niemanden ihr Vertrauen schenken. Auch wenn dieser Mann noch so nett wirkte und er ihre Trauer verdrängte. Nein, wer wusste denn schon, mit wem sie sich gerade unterhielt? "Ich... Ich muss jetzt gehen... Ich danke ihnen, dass sie mir geholfen haben". Hastig stand Shizuka auf, versuchte ein ehrliches Lächeln, welches jedoch durch ihre aufsteigende Angst ziemlich gequält wirkte. Verdammt, sie sollte sich nun auf dem Weg zurück zum Hotel machen, auch wenn sie nicht genau wusste, in welche Richtung sie musste. Nun, würde Shizuka einfach einige Menschen nach dem Weg fragen. "Warte doch... Wir könnten uns doch in ein nettes Café setzen und uns unterhalten, oder nicht?". Shizuka spürte plötzlich die Hauswand hinter sich, sah erschrocken in blutrote Augen, ehe der Mann ihr gefährlich nahe kam. "Weißt du... Es dürstet mich nicht unbedingt nach Kaffee, oder Tee... Was ich begehre fließt durch deine Adern" säuselte er mit sanfter Stimme, während Shizuka versuchte, ihre Hände zu bewegen. Zweicklos, er hielt ihre Handgelenke fest und drückte seinen Körper noch mehr an dem ihrem. Warum? Wieso wurde immer sie von irgendwelchen Vampiren angefallen? Schmeckte ihr Blut denn so köstlich? "Dein Geruch zieht mich an, Süße... Ob dein Blut genauso köstlich ist, wie ich vermute?". "Hör auf... Ich..." Eine Hand an ihren Mund brachte Shizuka zum Schweigen, er ihre Hände über ihren Kopf festhielt und dazu ihr Haar etwas beiseite schob. Warum? Und diesmal würde Zero nicht kommen, um ihr zu helfen. Nein, der Silberhaarige saß in seinem Zimmer und schien sich auf seinen Auftrag vorzubereiten. Shizuka's Augen wurden groß, als sie seine Zungenspitze an ihrem Hals spürte, welche eine Stelle befeuchtete, die er sich nun ausgesucht hatte. Verdammt, er sollte sie in Ruhe lassen. Nochmals versuchte sie, den Typ von sich zu schieben, setzte dabei all ihre Kraft ein, doch wollte es ihr einfach nicht gelingen. Er war einfach zu stark und sie vor lauter Angst zu schwach. "Beruhige dich, Kleines... Ich werde dich auch am Leben lassen, da du das erste Mädchen bist, die mir auch optisch gefällt". Die Langhaarige spürte, wie ihr langsam die Kraft ausging und als er diesen Satz von sich gab, hatte sie das Gefühl, als müsse sie sich sofort übergeben. Nicht, dass er schlimm aussah, aber er wirkte bedrohlich. Allein durch die Tatsache, dass schon ein kleiner Teil seines menschlichen Wesens fehlte. Jetzt, wo er sie anblickte, konnte sie deutlich den Vampir in ihm erkennen. Er senkte seinen Kopf wieder, fuhr nochmals mit der Zungenspitze über ihren langen Hals, ehe er sanft seine Reißzähne in der weichen Haut versenkte. Kurz versuchte sich das Mädchen erneut zu wehren, doch nach einigen Schlücken schienen ihre Beine weich zu werden. Dieses Blut, so dachte er sich, es war köstlich. Ja, er würde sie am Leben lassen, damit er immer wieder von ihrem Blut kosten durfte. Shizuka's Augen wurden schwer, als sie spürte, wie ihr der Lebenssaft immer mehr entnommen wurde. "Zero... Ich... Ich kann nicht mehr... Ich wünschte, du wärst es, der mir mein Blut raubt. Kein anderer Mann soll es haben, außer dir" dachte sie sich insgeheim, ehe ihr einige Tränen aus den Augen kullerten und ihr die Augen zufielen. Kraftlos sackte sie in den Armen des Mannes zusammen, welcher allmählich von ihr abließ, da er sie nicht töten wollte. Jedoch konnte er nicht verhindern, dass er nochmals über ihre Bisswunde leckte, um noch etwas von ihrem köstlichen Blut zu bekommen. Ein Schuss fiel, jedenfalls hatte man diesen deutlich vernehmen können. Jedoch dachten sich die Passanten nichts dabei, zuckten mit ihren Schultern und setzten ihren Weg fort. Zero stand hastig atmend vor Shizuka, hielt sie fest in seinen Armen und strich ihr immer wieder über den Kopf. Verdammt, dachte er sich. Als er ihr Blut hatte riechen können, war er dieser Spur gefolgt und hatte sich so sehr erschrocken, als er sie mit diesem Typen gesehen hatte, welcher nun nur noch ein Aschehaufen war. "Tut mir leid... Das wäre alles nicht passiert, wenn ich dich nicht so behandelt hätte...". Zero's Stimme klang brüchig und wäre es etwas heller in dieser dunklen Gasse, so hätte man vereinzelte Tränen an seinen Wangen sehen können. Bestimmend zog er die Kleine in seinen Armen noch ein wenig fester an seine Brust, strich ihr nochmals über den Kopf und glitt mit seiner Hand dann etwas tiefer, über ihren Rücken, bei welchen er verweilte. Er spürte ihre Kraftlosigkeit, aber zum Glück war er noch rechtzeitig da gewesen, um ihr zu helfen. Und dennoch. Starke Schuldgefühle ergriffen ihn, während er sich ununterbrochen Vorwürfe machte. Das hier hätte nicht passieren dürfen. Shizuka öffnete ihre Augen einen Spalt breit, als sie Schluchzgeräusche vernahm und diese zuordnen konnte. "Zero..." murmelte sie leise, erhob ihre Hand, ließ diese jedoch sofort wieder sinken, da ihr einfach die Kraft fehlte. Sie war froh, dass der Silberhaarige sie festhielt, denn sonst würde sie zusammensacken. Also war Zero wirklich hier und hatte sie ein weiteres Mal gerettet? Wieso? Wieso war er hier, wo er sie zuvor noch so kühl behandelt hatte? "Vergib mir... Ich hätte dich beschützen müssen. Es tut mir so unendlich leid, Jessy...". Zero ging in die Hocke, lehnte die Kleine an die Hauswand, während er sich mit seinem Ärmel übers Gesicht wischte. Es war ganz und gar nicht seine Art, dass er weinte, denn eigentlich wollte er immer alleine sein, wenn ihn solche Gefühle übermannten. Doch nun? Nun konnte er seine Gefühle nicht mehr zurückhalten, da er zu viele Fehler gemacht hatte. Auf Shizuka's Lippen bildete sich ein mildes Lächeln, ehe sie kaum merklich ihren Kopf schüttelte. Was faselte Zero denn da nur? Gab er sich gerade wirklich die Schuld an allem? Nein, dass musste er nicht tun, denn er trug keine Schuld. "Wieso sprichst du nicht mit mir, wenn dich doch etwas bedrückt? Den ganzen Weg hierher hast du keinen Ton von dir gegeben, außer, wenn ich dich etwas gefragt habe... Und vorhin... Vorhin warst du so kalt, jedenfalls hat sich deine Tonlage so angehört". Es fiel der Langhaarigen schwer, überhaupt noch Töne hervorzubringen, aber sie wollte eine Antwort, bevor sie ganz von der Schwärze ergriffen wurde. "Ich wusste einfach nicht mehr, was ich von allem halten soll... Ich weiß doch selbst nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist? Jedes Mal, wenn wir uns nahe sind, dann möchte ich dir so viele Dinge sagen. Dinge, die man eigentlich nur zur seinen festen Freundin sagt... Sag mir, wie ich mit dir umgehen soll, bevor ich noch Schlimmeres anrichte". Verzweifelt blickte Zero die Langhaarige an, deren Augen wieder schwerer wurden. Er spürte, dass sie nicht mehr lange durchhalten konnte, da ihr Blut fehlte. "Jessy... Trink von meinem Blut, dann geht es dir besser". "Nein... Diesmal nicht, Zero. Sag mir... Sag mir, was du mir sagen willst... Sag es mir, bevor ich mein Bewusstsein verliere". Kurz schloss Shizuka ihre Augen, öffnete diese jedoch daraufhin wieder, damit sich ihre Sicht ein wenig klärte. Zwei Arme zogen sie an eine starke Brust, ehe er Geruch von Blut ihr in die Nase stieg. Es war nicht ihr Blut, sondern das Blut des Silberhaarigen, welcher sich eine Wunde an seinem Hals zugefügt hatte. "Trink und du wirst meine momentanen Gefühle vielleicht verstehen". Mehr sagte Zero nicht, denn er konnte es im Moment nicht. Alles, was er wollte, war, dieses Mädchen in seinen Armen zu beschützen. Er wollte, dass sie sein Blut trank. Wollte, dass sie ihn vielleicht verstand. Ihm fiel es doch so schwer, mit ihr über seine Zweifel zu sprechen und dazu kam, dass er für sich selbst dachte, ihr nicht mehr nahe sein zu dürfen, weil Zero sie nun mal so sehr verletzt hatte. Ein süßlicher Schmerz durchfuhr den Silberhaarigen, ehe sich seine silbrig-violetten Augen schlossen. Leise Schlucklaute drangen an seinem Ohr, ehe er seinen Empfindungen freien Lauf ließ. Sollte sie verstehen, was sie in seiner Gegenwart mit ihm anstellte. Sollte sie verstehen, warum er für wenige Stunden nicht wusste, wie er sich ihr gegenüber nun verhalten sollte. Gestern Abend und heute Morgen war noch alles so anders gewesen, doch nun? Nun waren seine Gefühle ein einziges Chaos. Shizuka ließ ihren Kopf sinken, leckte sich nochmals über ihre Lippen und behielt ihre Augen geschlossen. Deutlich hatte sie Zweifel bemerkt, während Aufregung sich zwischen ihren Schlücken hinzugefügt hatten. Zuneigung, diese hatte sie deutlich schmecken können, aber da war noch mehr. Ein viel intensiveres Gefühl, welches ihr bekannt war. Ein Gefühl, welches einen Menschen dazu verleitete, alles zutun. Ohne nachzudenken, einfach alles. War es das, was Zero meinte? "Es ist keine Liebe, was ist es dann? Ich kenne dieses Gefühl, aber ich kann es momentan nicht zuordnen" sprach sie leise, während sie sich nun Gedanken dazu machte, wie es um ihre eigenen Gefühle stand. Klar, sie mochte ihn und sie wollte ihn, aber war das schon Liebe? Sie fühlte sich zu ihm hingezogen und ihr Herz schlug unweigerlich höher, wenn sie sich küssten, aber konnte man dies Liebe nennen? Alles, was sie nun konnte, war warten auf eine Erklärung seinerseits. "Ich weiß nicht... Ich möchte bei dir sein... Ich möchte dich berühren, dich küssen und mein Verlangen nach dir stillen. Wenn das keine Liebe ist, was fühle ich dann so deutlich in deiner Gegenwart? Viele Menschen haben mich schon gefragt, ob ich dich liebe, aber... Ich weiß es momentan einfach nicht". Zero wusste nicht, wie er seine Empfindungen in Worte fassen sollte und eigentlich wollte er das auch gar nicht. Dass sie ihn so direkt fragte, war schon irgendwie erschreckend gewesen, obwohl sie das eigentlich immer tat. Direkt mit der Tür ins Haus. Jedoch schien sie, laut ihrer Aussage, dieses Gefühl zu kennen. "Dann lassen wir das erstmal so stehen, okay? Ich möchte weiterhin an deiner Seite sein, Zero. Du bist irgendwie... Mein Freund, oder nicht?". Zero seufzte, während er der Langhaarigen ein weiteres Mal über den Rücken strich. Gut, würden sie das erstmal so stehen lassen, denn etwas anderes blieb ihnen wohl auch nicht übrig. "Ja, ich bin dein Freund, der dich immer nur verletzt". "Mach dir keine Vorwürfe mehr, ja? Du musst dich nicht schuldig fühlen, Zero. Ich bin einfach nur froh, dass du jetzt bei mir bist". Shizuka schmiegte sich an seine Brust, während sie erneut Zero's Geruch in sich aufnahm. Seltsam, er beruhigte sie auf irgendeine Art und Weise, machte sie schläfrig, während sie müde gähnte. "Aber...". "Nein, ich möchte, dass du damit aufhörst, bitte...". Müde schlossen sich ihre Augen, während der Silberhaarige nochmals seufzte. "Ich trage dich zurück zum Hotel und dann solltest du dich ausruhen. Aidou wird dann auf dich aufpassen, es sei denn, du willst, dass ich bei dir bleibe". Sein Auftrag war ohnehin erledigt, denn der gesuchte Level E war nun ein Aschehaufen. Es war wohl Schicksal, dass er diesen Auftrag so schnell erfüllen konnte. Und wieder hatte Shizuka ihm dabei geholfen, auch wenn ungewollt. Er hätte wirklich lange gebraucht, um den Level E zu finden, dessen war sich Zero sicher. "Bleib bei mir" nuschelte Shizuka müde, war sie sich doch sicher, dass Hanabusa mit Zero die Zimmer tauschen würde, damit der Silberhaarige bei ihr sein konnte. Zwar fühlte sie sich nun ein bisschen besser, aber ein wenig Schlaf würde ihr sicherlich gut tun. Nur ein bisschen. Und nach weiteren wenigen Sekunden war sie in Zero's Armen eingeschlafen. Sie bemerkte nicht, wie Zero sie auf seine Arme hob und mit ihr aus der dunklen Gasse lief. Nein, sie fühlte sich nun sicher und geborgen in den Armen ihres Beschützers. Nun schien die Welt wieder in Ordnung zu sein, oder? Ja, für diesen Moment war ihre Welt und vielleicht auch Zero's Welt in Ordnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)