Shadowwalkers von FaithNova (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 45: Besuch ------------------ Innerhalb kürzester Zeit war es Duncan gelungen, mehr als die Hälfte seiner Schattengänger zu aktivieren und sie zum Krankenhaus zu rufen. In einem kleinen Garten, der zur Anlage des Krankenhauses gehörte, hatten sie sich alle getroffen. Emma hatte darauf verzichtet, an diesem Treffen teilzunehmen. Sie fand, dass ihr Platz bei Ashley sein sollte. Duncan hatte sie gelassen. Er glaubte ohnehin nicht, dass sie für diese Aufgabe sehr empfänglich war. Allen anderen hatte er erzählt, dass Ashley wohl nach einem Angriff von Dämonen schwer verletzt war. Und es war ihre Verpflichtung, dass man sie jetzt schützte, solange, bis sie aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Es war ihm egal, ob der ohne andere raus finden konnte, dass er nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Er vertraute darauf, dass ihre Loyalität zu ihm dafür sorgen musste, dass sie glaubte, er würde es nur tun, um Ashley vor noch mehr Schaden zu bewahren. Doch seine wahren Beweggründe waren definitiv andere. Er hatte mehrere seiner Leute im und weiträumig um das Krankenhaus Posten beziehen lassen. Ihre Aufgabe war es eigentlich nur zu beobachten, und ihn zu informieren, sollte sich jemand nähern, der Ashley schaden konnte. Was er tatsächlich wollte, war, zu verhindern, dass jemand von dem Inhalt ihres Streitgespräches erfuhr, welches Ashley vor einigen Tagen dazu bewogen hatte, das Kloster Hals über Kopf zu verlassen. Und er wollte verhindern, dass jemand ganz bestimmtes sie aufsuchen würde. Denn er wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie sich hier blicken lassen würde. Und letztlich wurde er auch nicht enttäuscht. Mit den ersten Sonnenstrahlen konnte man eine ziemlich eilige, junge Frau den Fußweg zum Krankenhaus hinab gehen sehen. Mit jedem Schritt wurde sie schneller. Als sie die Türen erreichte, war sie einem kleinen Spurt nahe und bremste gerade noch ab, um nicht eine andere Frau über den Haufen zu rennen, die gerade das Krankenhaus verließ. Sie bemerkte nicht, dass auf Bänken vor dem Krankenhaus, in Autos auf dem Parkplatz und noch an einigen anderen, eher unauffälligen Plätzen, die Schattengänger saßen und mit ihren Telefonen Bericht erstatteten. Es war ihr auch egal. Sie hatte andere Probleme. Sie hatte die Empfangsdame ziemlich lange beschwatzen müssen, bis sie ihr endlich sagte, wo Ashley war. Schließlich hatte sie die Geduld verloren und einfach mit ein bisschen Magie nachgeholfen. Gerade, als sie sich in die Richtung des Korridors wandte, den ihr die Dame genannt hatte, erblickte sie Duncan, der einfach nur dastand und sie mit seinem ziemlich herablassenden Blick anstarrte. Lily ignorierte ihn einfach und ging auf ihn zu. Doch an ihm vorbei kam sie nicht, denn er stellte sich ihr in den Weg. „Ich werde dich nicht durchlassen.“ flüsterte er. Als Lily einfach weitergehen wollte, packte er sie am Arm. Lily funkelte ihn wütend an, bemühte sich jedoch, dass sie nicht die Beherrschung verlor. „Du hast mich schon einmal davon abgehalten, sie zu sehen, Duncan. Damals habe ich klein bei gegeben. Doch heute werde ich das nicht. Um keinen Preis in der Welt.“ Duncan hielt ihrem Blick stand. Und er ließ sie auch nicht los. „Ich glaube, dass du schon genug angerichtet hast. Lass sie wenigstens in Frieden sterben.“ Er traf einen Nerv, denn der Ausdruck in Lilys Gesicht zerfiel für einen Moment. Einen Augenblick lang schien sie den Tränen nah, doch sie schaffte es, sich wieder zu fangen. „Schieb das ja nicht auf mich ab. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass dich dabei genauso viel Schuld trifft.“ Sie holte tief Luft und versuchte die Tränen zu unterdrücken. „Und jetzt wirst du mich loslassen. Und dann wirst du mich zu ihr gehen lassen, denn ich schwöre dir, dass es keine Rolle spielen wird, wie viele von euch sich mir in den Weg stellen. Ich werde jeden einzelnen von euch es zutiefst bereuen lassen, das schwöre ich dir.“ Duncan schien zu überlegen, ob er ihr Glauben schenken sollte. Doch er wusste, dass es das alles nicht wert war, sich mit ihr anzulegen. Er musste einen anderen Weg finden, dieses Problem aus dem Weg zu schaffen. Aber für den Moment spielte es auch keine Rolle, ob Lily zu Ashley ging oder nicht. Er ließ sie los und grinste auf eine ziemlich seltsame Art und Weise „Na schön. Was soll es schon schaden.“ Lily würdigte ihn nicht einmal mehr eines einzigen Blickes. Sie setzte ihren Weg durch das Krankenhaus fort, bis sie schließlich vor der Tür stand, durch dessen Glasfenster sie Ashley in ihrem Bett liegen sehen konnte. Sie schien friedlich, so als ob sie einfach nur tief schlafen wurde. Die Sonne schien durch einige Ritzen des Rollos herein und umspielte ihr etwas bleiches Gesicht. Lily trat ein und ging auf Ashley zu. Es brach ihr das Herz zu sehen, wie sie da mit einem großen Verband am Kopf lag. Lily nahm auf einem kleinen Stück des Bettes Platz und nahm eine von Ashleys Händen in die ihre. Die Fingerspitzen waren kalt, und instinktiv versuchte Lily sie zu wärmen, auch wenn sie wusste, dass es wohl nicht wirklich hilfreich war. Schließlich fuhr Lily mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand über Ashleys Wange und dann über den Verband. Sie kniff die Augen fest zusammen und kämpfte mit sich. In ihrem Hals steckte ein Kloß und sie schien keine Luft mehr zu bekommen. Doch dann konnte sie ein paar Mal tief durchatmen und es schien zumindest für den Moment wieder besser zu werden. Und dann aus heiterem Himmel drehte sie sich in die Ecke des Raumes um, zu der Person, die dort schon die ganze Nacht saß und nun diese eigenwillige Szene beobachtete „Wie lange willst du da noch sitzen, ohne was zu sagen?“ Ein sanftes Lächeln umspielte Lilys Lippen. Emma setzte sich auf „Keine Ahnung. Solange bis du auf mich losgehst.“ Lily sah wieder zu Ashley und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich habe keinen Grund auf dich loszugehen. Und selbst wenn, ich denke Ashley wäre ziemlich sauer auf mich, wenn ich dir was antue. Sie mag dich.“ Emmas Augen füllten sich mit Tränen „Was für eine Rolle spielt das jetzt noch? Es ist egal, wen sie mal gemocht hat oder auf wen sie sauer sein könnte. Ich denke, dass sie ziemlich klar gemacht hat, dass sie auf sich selbst am allermeisten sauer ist und dass es ihr egal ist, wer sie mag und wer nicht.“ Lily nickte. „Das ist wohl war. Aber wenn es dir egal ist, warum bist du dann hier?“ Emma schloss die Augen und fing an zu weinen. „Ich weiß es nicht. Ich… ich fand, dass sie nicht alleine sein sollte. Gerade jetzt.“ Lily schenkte ihr ein Lächeln. „Ich danke dir dafür.“ Eine Weile war es still zwischen den Beiden. Keiner sagte ein Wort. Emma wischte sich die Tränen weg. Schließlich war es Lily, die das Schweigen brach. „Wie schlimm ist es?“ Emma starrte sie eine Weile an, doch Lily fixierte Ashley und es schien, als hätte sie es sie gar nichts gesagt. Doch Emma wusste, dass sie sich nicht geirrt hatte. „Wenn ich nur ein paar Minuten eher da gewesen wäre, dann würde es ihr viel besser gehen.“ Lily sah sie nun an. „Denkst du, dass du sie davon hättest abbringen können?“ Emma überlegte kurz und schüttelte den Kopf „Nein, wahrscheinlich nicht. Sie war immer schon ein Sturkopf. Hat immer nur das getan, was sie sich in den Kopf gesetzt hätte. Wenn sie es nicht gestern getan hätte, dann wahrscheinlich wann anders.“ „Das denke ich auch.“ Flüsterte Lily traurig. Dann stand sie auf und gab Ashley einen sanften Abschiedskuss auf die Stirn. Emma sah sie verwirrt an. „Wo willst du hin? Willst du nicht bei ihr bleiben?“ Lily lächelte gequält. „Du bist an ihrer Seite, das ist alles was ich wollte, jemand der bei ihr ist.“ Emma schüttelte ungläubig den Kopf „Und wo willst du jetzt hin?“ Lily grinste „Ich komme wieder.“ Emma starrte sie immer noch an, sie verstand nicht. „Ich muss einem kleinen Mädchen erklären, dass sie im Moment ihre Tante nicht sehen kann. Und ihrem Bruder, warum das so ist.“ Emma war fassungslos. „Heißt das, dass es Kacey…“ Lily ging zur Tür. „Wir wissen beide, was es heißt.“ Bevor sie ging flüsterte sie noch. „Tu mir den Gefallen und lass sie nicht aus den Augen. So lange, bis ich wieder da bin.“ Emma nickte und mit zumindest ein wenig Erleichterung verließ Lily das Zimmer und dann das Krankenhaus. 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