Shadowwalkers von FaithNova (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 21: Eine heiße Spur --------------------------- Nachdem Emma die Bibliothek verlassen hatte, herrschte wieder Stille. Keiner von beiden, weder Ashley noch Duncan sagten etwas. Ashley fixierte immer noch das Bild mit der kreisrunden Wunde über dem Ohr von Randolph und Duncan musterte Ashley eingehend. Schließlich griff Duncan nach dem Foto und zog es Ashley aus der Hand. Er warf es achtlos auf den Stapel auf dem Tisch vor ihm. „Ich will mich jetzt nicht über dieses Thema unterhalten, es gibt Wichtigeres.“ Doch Ashley hörte nicht darauf. „Du glaubst, dass sie ihn umgebracht hat, nicht wahr?“ Duncan zog die Augenbraue hoch „Du glaubst das nicht?“ Ashley sah zur Seite. Sie machte den Eindruck, als hätte man sie ziemlich übel zusammen geschlagen. „Hör mal, “ meinte Duncan, „mir ist durchaus klar, dass du durch deine… Schwäche für sie nicht immer das in ihr sehen kann, was sie ist.“ Ashley biss die Zähne zusammen. In ihrem Hals steckte ein ziemlich dicker Kloß. Aber sie schwieg weiter. Duncan fuhr fort: „Sie mag dich etwas anders behandeln, aber sie ist eine Erzdämonin und damit eine eiskalte Killerin mit nicht einem einzigen Funken Güte in ihr. Je mehr du das leugnest, desto mehr wirst du darunter leiden.“ Ashley wusste, dass er Recht hatte. Lily selbst hatte ja schließlich auch niemals behauptet, dass sie irgendetwas anderes war. Sie sagte ihr auch immer wieder, dass sie aufhören sollte, etwas zu glauben, was schlichtweg nicht wahr war. Und schließlich hatte Ashley auch schon mehr als einmal erlebt, wie Lily sein konnte. Ihr Auftritt im Angel Dust, als Delia sie so provozierte war gar nichts dagegen. Aber Lily konnte nun mal auch ganz anders sein. So wie sie eben war, wenn sie mit ihr alleine war. Duncan, der sich ja eigentlich gar nicht damit beschäftigen wollte, hielt es auch nicht mehr für angebracht noch weiter über die Natur der Erzdämonin zu diskutieren. Deswegen wechselte er nun endgültig das Thema, um die Sache zu besprechen, für die er Ashley letztlich auch hergeholt hatte. „Ich will von dir wissen, wie weit du mit der Übersetzung bist. In den letzten Wochen warst du viel unterwegs, woraus ich schließe, dass du mir ein Ergebnis mitteilen kannst.“ Ashley sinnierte noch einige Minuten über Lily nach, dann schließlich gab sie es auf, da sie wusste, dass Duncan diese Sache herzlich wenig interessierte. Sie hob ihre Tasche auf den Tisch und zog ein ziemlich in Mitleidenschaft gezogenes Notizbuch hervor. „Ich bin ein paar Anekdoten auf der Schriftrolle gefolgt. Du musst wissen, dass es da hauptsächlich um… na um alles mögliche geht. Das Manuskript wird aber kaum erwähnt. Es ist lediglich die Rede von einem wertvollen Gegenstand, so eine Art Heiligtum, dass die Dämonen verehrt haben.“ Duncan setzte sich nun endlich wieder „Das hört sich doch genau nach dem an, wonach wir suchen.“ Ashley nickte kurz „Schon, aber es könnte auch irgendein altes verschimmeltes Schwert sein oder so was in der Art.“ Duncan entkam ein Lächeln „Vielleicht. …Trotzdem, sprich weiter.“ Ashley zog eine alte Karte au dem Rucksack. Duncan runzelte die Stirn. Sie meinte „Die hab ich mir aus dem Stadtarchiv ausgeliehen.“ Wieder lächelte er, diesmal jedoch um einiges breiter. Ashley fuhr fort „Laut der Schriftrolle hat es vor tausend Jahren hier einen Tempel gegeben, der aus irgend einem Grund, den ich nicht nachvollziehen kann, ein Heiligtum für Dämonen und Menschen war.“ Duncans Blick verfinsterte sich kurz, was Ashley aber nicht bemerkte. Sie sprach unvermittelt weiter „Ist ja auch nicht wichtig. Jedenfalls soll es dort eine Krypta gegeben haben, zu der nur einige Hohepriester der Dämonen Zugang hatten. Dort soll dieses Heiligtum versteckt worden sein. Das Problem aber ist, dass der Tempel dann während eines Konfliktes zerstört wurde, die Krypta davor versiegelt und niemand mehr daran interessiert war den Tempel auf zubauen oder die Krypta wieder zu öffnen.“ Enttäuscht lehnte sich Duncan zurück, doch Ashley war noch nicht fertig. „Ich habe die Angaben auf der Schriftrolle mit ein paar Karten aus den Archiven verglichen. Und wenn man die Angaben vergleicht, und meine – zugegeben etwas tollkühnen – Vermutungen abgleicht, dann musste der Tempel genau dort gestanden haben.“ Sie zeigte auf eine Karte des großen Stadtgebietes, mit all seinen Vororten und sogar dem Gebiet, das noch weit jenseits des Klosters stand. Am anderen Ende der Stadt stand ein großer Forst, der sich bekanntermaßen über einige Hektar verbreitete. Etwa zwei Kilometer vom Stadtrand entfernt war dort auf der Karte eine Ruine eingezeichnet. Und genau auf diese Ruine deutete Ashley nun. Duncan blickte auf. „Bist du dir sicher?“ Ashley schüttelte kaum merklich den Kopf „Nun, wie gesagt, es ist auch ein bisschen Mutmaßung dabei. Ich wollte noch mehr Informationen über die Ruine einholen. Ich kann mich zwar daran erinnern, dass ich in der Schule mal was gelesen habe, dass dort eine Kirche gestanden haben soll, aber ich war mir nicht mehr sicher. Deswegen habe ich in deinem Namen einen Antrag bei der hiesigen Behörde für Heimatgeschichte gestellt, um mehr über den Forst und über die Ruine zu erfahren, aber bis jetzt habe ich von denen noch nichts gehört.“ Duncan zog die Karte näher zu sich „Ich glaube nicht, dass wir darauf noch warten sollen. Ich bin mir sicher, dass du damit richtig liegst. Also wirst du dich da umsehen.“ Ashley wirkte ehrlich überrascht. „Wieso ich?“ Duncan sah sie von der Seite an „Weil ich denke, dass nur du, aufgrund deines Wissens über den Inhalt der Schriftrolle, die Krypta finden kannst.“ Ashley schnitt eine Grimasse, die eindeutig signalisierte, dass sie überhaupt nicht dieser Meinung war. Duncan, der genau wusste, dass sie das dachte, fügte schließlich hinzu: „Keine Sorge, ich lasse dich natürlich nicht alleine gehen. Delia wird dich begleiten.“ Ein Aufstöhnen entkam Ashley. Es machte keinen Sinn zu verstecken, dass sie darüber nicht gerade glücklich war. Aber sie wusste auch, dass es keine Diskussion gab. Also murmelte sie „Wann willst du, dass wir da hin gehen?“ Duncan stand auf. „Morgen früh. Ich werde Delia Bescheid geben. Ich will, dass du heute nach hier bleibst und dich darum kümmerst, dass ihr gut vorbereitet seid. Wer weiß, in wie weit ihr den Dämonen auffallt.“ Ashley nickte mit wenig Zustimmung. Es gefiel ihr noch weniger heute nach nicht nach Hause zu kommen. Zumal sie hier gar kein Zimmer mehr hatte. Und sie hasste den großen Schlafraum im zweiten Stock, wo vorwiegend alle Kinder unter 14 Jahren untergebracht waren und Ashley wusste, dass sich momentan eine regelrechte Horde von Kindern im Kloster befand. Duncan, dem ihre „Freude“ über seine Anweisung nicht entgangen war, fügte schließlich hinzu „Ich bin sicher, es wird Emma eine Freude sein, wenn du bei ihr übernachtest.“ Er hatte ein für ihn untypisches und auf irgendeine Art und Weise schauriges Grinsen aufgesetzt. Doch Ashley wollte nicht mehr weiter bohren. Ich nehme, was ich kriegen kann, dachte sie und verlies schließlich, nachdem sie ihre Sachen zusammen gepackt hatte, die Bibliothek. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)