Shadowwalkers von FaithNova (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 9: Eine Aufgabe ----------------------- Während am Horizont die schwache Wintersonne gerade ihre letzen Sonnenstrahlen verteilte, lehnte Lily im obersten Stock des Stützpunktes im Flur neben einer ziemlich ausgeblichenen Tür. Sie zog gelangweilt an einer Zigarette und beäugte missmutig eine Uhr, die ihr gegenüber hing. Vor einer Stunde hatte Lucas sie her bestellt. Zuerst wollte sie ihm sagen, dass er sie mal kreuzweise könne, doch er hatte die Angelegenheit als äußerst wichtig beschrieben. Also war sie mit einer ziemlich üblen Laune hier aufgetaucht. Aber Lucas lies sie warten. Und sie ahnte auch, was der Grund war, warum er ausgerechnet sie mit dieser äußerst wichtigen Angelegenheit betrauen wollte. Doch sie wollte sich nichts anmerken lassen. Sie gab schon lange nichts mehr auf seine Bedenken bezüglich Ashley. Vor Jahren bereits hatte sie unmissverständlich klar gemacht, dass sie es schlichtweg genoss, dass die junge Frau – trotz ihrer Zugehörigkeit zu den Schattengängern – sie begehrte. Und Lily begehrte sie auch. Und schließlich war sie definitiv nicht die einzige, die sich unter den Sterblichen diverse Bettgefährten suchte. Gerade Lucas war in dieser Sache ein ziemlich leuchtendes Beispiel. Ihm war wohl nur ein Dorn im Auge, dass es Lily gelungen war, sich eine Schattengängerin unter den Nagel zu reißen und sogar ziemlich lange vor ihresgleichen zu verbergen. Das Geräusch der Fahrstuhltüren riss sie jäh aus ihren Gedanken. Sie stieß sich von der Wand ab und trat ihre Zigarette aus. Die Arme vor der Brust verschränkt, wartete sie, bis schließlich Lucas um die Ecke kam und auf sie zu schritt. Lily wusste, dass er übergehen würde, dass sie sauer auf ihn war, also versuchte sie, sich nichts anmerken zu lassen. „Weih mich ein, was so wichtig war, dass ich umgehend hier her zitiert wurde.“ Lucas schloss die Bürotür auf und gebot Lily ein zutreten. Drinnen war es bis auf eine kleine Lampe an der Wand, die nur spärliches Licht spendete, dunkel. Lucas nahm hinter einem massiven Holzschreibtisch Platz, ehe er sich herabließ, Lily zu antworten. „Ein paar unserer Greifer ist es heute Nachmittag gelungen, etwas sehr wertvolles in unseren Besitz zu bringen.“ Lily lies sich faul in einen ramponierten alten Sessel gegenüber fallen, legte die Beine auf den Tisch und meinte „Und was soll dieses sehr wertvolle Ding sein?“ Lucas warf ihr einen finsteren Blick zu, stand auf, ging um den Tisch herum und lehnte sich an die Tischkante, genau neben Lilys Füßen. „Es handelt sich um einen Schattengänger.“ Die Reaktion, welche Lucas erwartet hatte, blieb nicht aus. Blitzschnell hatte Lily die Füße vom Tisch genommen und stand vor Lucas. Ihre Augen funkelten „Wen?“ war alles, was sie hervor brachte, ohne noch mehr Gefühlsregungen preis zu geben. Lucas lächelte böse. „Keine Sorge, es handelt sich nicht um deine kleine Gespielin. Es ist ein enger Vertrauter von Duncan, sein Name ist Randolph.“ Lily schloss die Augen und atmete tief durch. Innerhalb ein paar Augenblicken hatte sie sich wieder beruhigt. Innerlich verfluchte sie sich dafür, dass sie auf das Spielchen von Lucas rein gefallen war. „Und warum erzählst du mir das?“ war ihre Antwort und sie hatte große Mühe nun zu verbergen, wie sehr er sie zur Weißglut trieb. Lucas Lächeln wurde nur noch breiter. „Nun, wir wollen ihn natürlich verhören, um zu erfahren, was die Schattengänger planen. Und wer wäre dafür besser geeignet, als du?“ Lily verschränkte die Arme wieder vor der Brust und dachte einen Moment darüber nach. „Du willst, dass keiner merkt, dass er ausgequetscht wurde? Wieso?“ Lucas ging wieder zurück hinter den Schreibtisch und setzte sich erneut. Er lies sich Zeit damit, zu antworten. „Damit die nicht wissen, dass wir ihnen einen Schritt voraus sind und ihnen einen Falle stellen können, das ist doch wohl klar, oder?“ Lily erhob sich mit einem einfachen „Verstehe.“ Sie ging zur Tür, hielt aber bevor sie diese öffnete noch einmal inne „Wo ist er?“ war ihre einfache Frage. Lucas lehnte sich entspannt zurück. „In den Kerkern neben der Folterkammer.“ Nach der Antwort ging Lily ohne Lucas noch eines Blickes zu würdigen oder noch irgendetwas zu sagen, nach draußen und machte sich auf den Weg Richtung Fahrstuhl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)