Das Maleficium von Rahir ================================================================================ Kapitel 38: ------------ Ein heftiger Schnarcher riss ihn aus dem Schlaf. Dorian hätte schwören mögen, dass er sich nur Momente vorher zur Ruhe gelegt hatte. Doch als er nach draußen blickte, sah er, dass der Abend dämmerte. Er setzte sich auf seiner Liege auf und sah sich im Zelt um. Es war wohl Nadim gewesen, dessen Schlaf immer wieder von lauten Schnarchern unterbrochen wurde. Eine Liege weiter erkannte er Iria, die sich hin und her drehte. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Mund stand leicht offen, also nahm er an, dass sie trotz der unruhigen Bewegungen schlief. Ebenso wie Hargfried, der wie tot auf seiner Liege ausgestreckt lag. Die Einzelteile seiner Rüstung lagen davor verstreut. Dorian dachte mit einem bitteren Lächeln, dass sein Irrsinn ihn noch zusätzlich erschöpfen musste. Dann richtete er sein Augenmerk auf Brynja, die im hintersten Eck des Zelts lag. Sie lag auf dem Rücken, die Hände auf dem Bauch gefaltet, doch Dorian zweifelte keinen Moment, dass sie jedem, der sich an ihre Liegestatt heranschlich, sofort an die Kehle gehen würde. Selbst unbewaffnet, wie sie nun war, ging von ihr eine Ausstrahlung der Aufmerksamkeit aus, die Dorian überlegen ließ, ob sie sich wohl jemals wirklich sicher fühlte. Er erinnerte sich an ihr Gespräch auf dem Waggondach und an die Worte, die still und zurückhaltend gewesen waren, und somit ganz anders als ihr sonstiges Auftreten. Und die zugleich tief vergrabenen Schmerz erahnen ließen, den sie solange zurückdrängen würde- dessen war Dorian sich sicher- bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Auf der ersten Liege neben dem Eingang lag Sarik. Seinen hellroten Mantel hatte er an eine der Zeltstangen gehängt. So lag er da, in seinem ärmellosen Wams, und schlief. Dorian hatte sich oft vorzustellen versucht, wie seine Eltern wohl gewesen waren. Meister Yannick hatte ihn aufgezogen, aber dieser war nie wirklich wie ein Vater gewesen, sondern mehr wie ein älterer Bruder, ähnlich wie Gaubert. Und so war die Vorstellung, wie sich das Wort ‚Vater‘ anfühlen sollte, immer sehr unscharf geblieben. Er lachte leise bei dem Gedanken, vor allem angesichts der Tatsache, dass sie sich noch vor zwei Tagen als mögliche Todfeinde gegenübergestanden waren. Seine ruhige, aber respektgebietende Art, sein Umgang mit den Menschen, der Verlässlichkeit erwartete, förmlich forderte, aber nicht ohne Verständnis für menschliche Schwächen blieb- er kam dem Bild ‚Vater‘ nun am nächsten. Diesem Bild, das während Kindheit und Jugend für ihn verschwommen geblieben war. Kopfschüttelnd stand er auf und ging auf den Eingang zu. Dabei wandte er sich kurz zur Seite und sah Sariks Gesicht. Ohne seine Brille wirkte er jünger, aber immer noch lastete das Gewicht der Jahre auf seinen Zügen. Und selbst jetzt, während er schlief, wirkte seine faltige Stirn, als würde er über ihr weiteres Schicksal und ihre mögliche Vorgehensweise nachsinnen. Vor dem Zelt stand nur mehr eine der beiden Wachen. Dorian trat vorsichtig neben sie hin, doch der Mann, der seine Vermummung gelockert hatte, lächelte ihn nur an. Er staunte darüber, wie jung er war; dieser Kämpfer, der heute womöglich in dem Angriffstrupp gewesen war, schien kaum älter als er selbst. Dorian wechselte ein paar belanglose Worte mit ihm, die der Mann freundlich, aber durchaus wortkarg erwiderte. Nachdem er sich versichert hatte, dass kein Einwand dagegen existierte, sich in der Zeltstadt etwas umzusehen, ging er los. Die Nacht war nicht mehr fern, es herrschte aber derselbe Betrieb wie zuvor in dem Lager. Dorian sah Patrouillen um das Lager marschieren, sah Wachablösen stattfinden, und eine Weile schaute er dabei zu, wie mehrere Leute sich an den metallenen Ungetümen zu schaffen machten, die sie hierher gebracht hatten. Sie verschwanden teilweise bis zu den Hüften in offenen Luken, aus denen dabei blecherne Geräusche klangen. „Faszinierend, nicht?“ Dorian drehte sich um. Hinter ihm stand der Mann, der sich ihnen am Morgen dieses Tages als Largo Cotter vorgestellt hatte. Statt der Verhüllung aus sandfarbenem Tuch trug er nun ein weites Hemd über einer gleichfarbigen Hose. „Diese Dinger… Sowas habe ich noch nie gesehen“, erwiderte Dorian und deutete auf die Maschinen. „Kein Wunder“, antwortete Cotter und trat neben ihn hin. Sein Blick glitt über das Fahrzeug, und sein Stolz war nicht zu übersehen. „Es gibt nur wenige davon, aber diese leisten uns gute Dienste. Wenngleich der verdammte Sand eine Menge Wartungsaufwand verursacht.“ „In der Hauptstadt werden Lasten mit Pferdewagen transportiert… da haben wir sowas nicht“, sagte Dorian kopfschüttelnd. Largo Cotters Miene verfinsterte sich. „Ja, und das habt ihr eurem Kaiser zu verdanken“, sagte er mit schroffer Stimme und wandte sich ab. Dorian blickte ihm verwirrt hinterher und folgte ihm. „Wie meinen Sie das?“ „Der Kaiser lehnt jeden Fortschritt ab, Junge“, antwortete Cotter müde. Dorian lief neben ihm her. Einer der in dieser Zeltstadt allgegenwärtigen vermummten Kämpfer wandte sich an ihn. Dorian verfolgte ihr Gespräch mit großer Neugier, wenngleich ihm die unverständlichen Redewendungen und Begriffe, die sie verwendeten, ein Rätsel blieben. Er wartete geduldig, bis die Konversation zu Ende war, um dann erneut neben ihm herzulaufen. „Aber warum sollte der Kaiser gegen den Fortschritt sein?“ hakte Dorian nach. Cotter seufzte, lächelte dabei und schüttelte den Kopf in einer geduldigen Geste. „Weil der Fortschritt seine Macht bedroht, ganz einfach. Wir haben hier Langstreckenfunk, während es in der Hauptstadt nur Handgeräte mit kurzer Reichweite gibt. Du wirst es wohl nicht wissen, aber diese Technik ist verboten in unserem Land.“ Dorian begleitete ihn auf seinem Weg durch das Lager. Mehrmals stoppten sie, wenn jemand der Menschen hier eine Anfrage an Cotter richtete. Er beobachtete ihn genau; diesem Mann schien nie die Geduld auszugehen. Es war für Dorian nicht zu übersehen, dass dieser Largo Cotter bereits einen langen Tag hinter sich hatte, der wohl schon vor Morgengrauen begonnen hatte. Und doch nahm er sich für jedes einzelne Anliegen seiner Mitstreiter Zeit. Schließlich kamen sie zu einem der gleichaussehenden Zelte, das Cotter offenbar bewohnte. Largo Cotter trat ein, Dorian blieb aber vor dem Eingang stehen. Scheu blickte er ins Innere, bis sich Cotter nach ihm umdrehte. „Dann komm halt rein, es kostet das selbe“, rief er ihm lachend zu. Dorian leistete dieser Aufforderung zögernd Folge und trat ein. Dieses Zelt war genauso groß wie jenes, das man ihnen zugewiesen hatte. Doch es war offensichtlich, dass Cotter es allein bewohnte. Kleidung, alle in derselben Sandfarbe, lag in den Ecken verstreut. Auf einem Ständer an der Hinterseite des Zelts stand eine Reihe Schwerter. Daneben war eine großflächige Karte aufgehängt. Staunend trat Dorian an diese heran. Meister Yannick hatte ihnen einmal eine ähnliche gezeigt, wenn auch eine weitaus Kleinere. Aber er erkannte die Umrisse Galdorias und die der umliegenden Länder. „Was ist denn mit deinem Escutcheon?“ hörte er Cotter plötzlich fragen. Erschrocken drehte Dorian sich um, als hätte er ihn bei etwas ertappt. Sein Blick traf die Armschiene, auf der die Glasscheiben unregelmäßig flackerten. „Äh, das…“ „Hat wohl was abgekriegt im Kampf“, sagte Cotter, der auf der Liege saß, seine Stiefel auszog und danach ein kleines Metalletui aus einer Tasche zog. Dorian stand immer noch sprachlos vor ihm und sann fieberhaft nach einer Ausrede. Cotter nahm eine Zigarette aus dem Etui, steckte sie sich in den Mund und entzündete sie mit dem auf einem Tischchen stehenden Feuerzeug. „Ja, wahrscheinlich…“, sagte Dorian leise und verbarg den rechten Unterarm mit dem Escutcheon hinter seinem Rücken. Sein Blick ging zu Boden. Cotter tat einen tiefen Zug von der Zigarette, blies den Rauch in die Luft und blickte ihn mit gerunzelter Stirn an. „War das heute dein erster Kampf, Junge?“ Dorian hob den Blick, und seine Augen wurden groß. Er hätte schwören können, dass sein Gesicht rot wurde in diesem Moment. Umso mehr Mühe gab er sich, seiner Stimme einen festen Klang zu verleihen. „Nein! Das… Das war mein dritter Kampf“, antwortete er, merkte aber im selben Moment, dass seine Stimme nicht so erwachsen klang wie erhofft. Cotter nahm einen weiteren Zug von der Zigarette und schüttelte danach langsam den Kopf. „Noch grün hinter den Ohren, und schon mit so einer Bande Halsabschneider unterwegs… Wie bist du überhaupt zu dieser Bande gekommen?“ Vorhin vermutete Dorian, dass er rot wurde, nun war er sich sicher. Sein Blick tastete hilflos durch den Raum, und sein Kopf war völlig leer. Seine Vorwitzigkeit kam ihm nun abhanden, wodurch er kein Wort über die Lippen brachte. „Musst es mir eh nicht sagen“, sagte Cotter zwischen zwei Zügen aus der Zigarette. „Geht mich schließlich nichts an.“ Cotter wandte sich von ihm ab und dem Tisch neben seiner Liege zu, und so machte Dorian keinen Hehl aus seiner Erleichterung. Die Nervosität, die diese unerwartete Frage in ihm ausgelöst hatte, schwand aber bald wieder, und so beäugte er erneut neugierig seine Umgebung. „Warum haben Sie das getan?“ fragte er nach einigen Momenten der Stille, in denen Cotter in seinen Unterlagen vertieft war. Er sah auf und nahm die Zigarette aus dem Mund. „Was meinst du, Junge?“ Dorian schaute in die Luft und blinzelte arglos. „Na ja… Der Angriff auf den Zug heute.“ Cotter nahm einen Zug von der Zigarette und bedachte Dorian mit einem Blick, den er nur schwer zuordnen konnte. Er schwankte irgendwo zwischen Anerkennung darüber, dass er dieses Thema überhaupt anschnitt, und unterschwelliger Empörung, dass Dorian sich in eine für ihn persönliche Sache einmischte. „Wir sind bei weitem zu wenige, um Modestus direkt herauszufordern. Also versetzen wir ihm kleine Nadelstiche, um seinen Sturz zu beschleunigen.“ Diese für Dorian schwer verständlichen, aber interessant klingenden Worte weckten seine Neugier. Sein Interesse an der Einrichtung des Zelts schwand, und so zog er sich einen herumstehenden Schemel heran, um vor Cotter Platz zu nehmen. „Seinen Sturz? Was meinen Sie?“ fragte er in seiner ganzen Arglosigkeit. Cotter nahm die Zigarette aus dem Mund, legte sie in einem bereitstehenden Aschenbecher ab und wandte sich ihm seufzend zu, wie ein Lehrer, der ahnt, dass er eine alte Lektion erneut durchnehmen muss. „Dieses Land geht den Bach hinunter, Junge. Es kann sein, dass man davon in der Hauptstadt nicht viel merkt, aber es ist so. Wir werden den Krieg mit Mosarria verlieren, und solange dieser Dickkopf auf dem Thron sitzt, sind auch keine Verhandlungen möglich.“ „Verhandlungen?“ fragte Dorian so, als wäre ihm die Bedeutung dieses Wortes unklar. „Aber Mosarria hat den Krieg doch begonnen!“ „Erzählt man sich das so in der Hauptstadt?“ fragte Cotter mit einem bedauernden Lächeln. „Der Kaiser hat das Maleficium aus Urakand stehlen lassen. Was glaubst du, wozu? Um das ‚friedliche Nebeneinander‘ zu stärken? Wohl kaum“, schnaubte er empört. Dorian blinzelte verwirrt, während diese neuen Anschauungen in seinen Verstand einsickerten und sich ihm langsam in ihrer Tragweite erschlossen. „Was ist eigentlich mit den Leuten, die aus dem Zug geflohen sind?“ fragte er nun, um seinem Verstand die nötige Pause zum Verarbeiten dieser Eröffnung zu geben. „Mit denen ist schon alles in Ordnung“, antwortete Cotter, der seine Unterlagen umblätterte. „Die Armee hat sicher schon Wind von der Sache bekommen und wird sie auflesen.“ Dorian betrachtete ihn, wie er in irgendwelchen Plänen blätterte. Die Erinnerung an diesen Morgen stieg mit einem Mal in ihm hoch. Nach den Momenten der Ruhe, die seinen aufgewühlten Verstand mittlerweile besänftigt hatten, erschien sie ihm jetzt noch schärfer und eindringlicher. Er sah wieder die Toten vor sich, die Soldaten, die Rebellen… und die unbewaffneten Flüchtlinge, die nichts weiter als überleben hatten wollen. „Und die anderen… vergammeln jetzt im Sand“, sagte Dorian leise. Der Klang seiner eigenen Stimme erschreckte ihn, und Cotter blickte von seinen Papieren auf. Einen Moment lang fürchtete Dorian eine Äußerung der Entrüstung über diese unüberlegte Bemerkung, aber Cotters Gesicht blieb ruhig. Eine Weile sah er ihn nur an, dann stand er auf und ging zum Zelteingang, hinter dem bereits die Nacht wartete. Mit verschränkten Armen blieb er im Eingang stehen. Die Luft wurde langsam kühl, und nach der Hitze des Tages kam sie Dorian beinahe kalt vor. „Es ist schrecklich, ich weiß… Aber es ist Krieg. Da geschehen solche Dinge“, begann Cotter nach längerem Schweigen. Seine Stimme klang noch genauso rau, zugleich aber auch still, fast schwach. „Wenn alles glatt läuft, dann ist es bald vorbei, und sowas wird nicht mehr passieren.“ Die letzten Worte klangen für Dorian, als wären sie nicht an ihn oder an einen anderen Zuhörer gerichtet, sondern in erster Linie an ihn selbst. „Ich war ungefähr in deinem Alter, damals“, sagte Cotter, dessen Stimme nun einen fröhlicheren, zugleich aber auch bitteren Beiklang hatte. „Ebenso wie du verstand ich nichts von der Welt. Ich dachte, der Krieg ist gerecht.“ „Der große Krieg vor zwanzig Jahren“, sagte Dorian nach kurzem Überlegen. „Ja. Ich war erst seit kurzem in der kaiserlichen Armee, und voller Übermut… wie es in dem Alter halt so ist. Ich wollte ein Held sein, einen Orden kriegen oder sowas. Aber der Krieg war nicht heldenhaft. Es war einfach nur töten, und wofür?“ Mit den letzten Worten wandte er sich an Dorian und erhob seine Stimme. Dieser erschrak bei dieser Gefühlsregung, daraufhin glätteten sich Cotters Züge aber wieder. „Es sind damals so viele Menschen gestorben. Auch von diesen waren viele nicht beteiligt am Krieg. Und jetzt kommt wieder so etwas auf unser Land zu. Das werde ich nicht zulassen.“ Mit wieder gefestigter Miene ging er zurück zu seinem Tisch und begann erneut, in den Unterlagen zu blättern. Es entging Dorian aber nicht, dass seine unter der Oberfläche wartende Müdigkeit ihm die Konzentration darauf unmöglich machte. „Ich will diesen Krieg auch nicht“, sagte Dorian nach einer Weile, um die Stille zu durchbrechen. Cotter hob den Blick aber nicht, und Dorian wurde es plötzlich bange zumute. Mit einem Mal empfand er starke Angst um seine Freunde in der Hauptstadt, beinahe so stark wie in jener Nacht in Brimora, wo er fast den Entschluss gefasst hätte, auf eigene Faust zurückzukehren und nach Gaubert und den anderen zu suchen. Zu dieser Angst gesellte sich auch ohnmächtige Wut gegen die Urheber all dieser Umstände. „Warum gibt es sowas wie Krieg überhaupt? Warum, ich meine…“ Seine Stimme klang nervös und fahrig, sein Blick tastete im Raum umher und traf schließlich Cotter, der ihn nun ansah. „Warum will der Kaiser unbedingt den Krieg? Und warum wollen ihn die Leute in Mosarria ebenfalls?“ „Für den Kaiser ist der Krieg weit weg“, erklärte Cotter, und sein Gesicht wurde traurig dabei. „Andere sterben für seine Entscheidungen, so wie es immer in der Geschichte unseres Landes war. Selbst wenn wir verlieren, kann er sich immer noch Kraft seines Einflusses ins Exil retten. Deshalb möchte ich, dass Vertreter aus dem Volk entscheiden können, was mit unserem Land geschieht. Verstehst du das? So furchtbar es klingt…“ Cotter zögerte einen Moment und blickte ins Leere, bevor er weitersprach. „Aber das ist der Grund, warum diese unbewaffneten Leute heute sterben mussten. Wenn wir nichts tun, dann ändert sich nie etwas.“ Er stützte sich auf die Ellbögen und rieb sich die übermüdeten Augen. Dabei atmete er schwer und geräuschvoll. „Ich wünschte, es müsste keine Opfer unter der Bevölkerung geben… Ich wünschte es…“, sprach er leise in seine Handflächen hinein. Dorian wurde unwohl zumute, und er spürte, dass Cotter nun allein sein wollte. Er erhob sich mit zögernden Bewegungen und blickte sich unbehaglich um, spürte aber zugleich, dass er nicht gehen konnte, ohne noch eine Frage zu stellen. „Sie wussten ja vom Maleficium, und dass wir damit zu tun haben… Wissen Sie sonst noch etwas aus der Hauptstadt?“ Die Furcht um seine Freunde brannte ihm immer noch auf der Seele, und einen kurzen Moment schämte er sich dafür, dass ihr Wohlergehen mehr Raum in seinem Herzen einnahm als das der übrigen Menschen. „Was willst du denn wissen?“ fragte ihn Cotter und blickte ihn mit geröteten Augen an. Ob diese Rötung von seiner nur mühsam zurückgedrängten Erschöpfung oder von etwas anderem stammte, konnte Dorian nicht sagen. „Na ja… Ich habe Freunde dort, und… Ich mache mir Sorgen um sie“, antwortete er zaghaft. „So genaue Auskünfte kann ich dir leider nicht geben“, sagte Cotter und lachte verhalten dabei. „Die letzten Nachrichten aus Galdoria sprechen davon, dass Unruhe im Volk aufkommt. Trotz der Bemühungen des Kaisers dringen die schlechten Nachrichten von der Front langsam bis in die Hauptstadt vor. Wenn es so weiter geht, dann erhebt sich das Volk vielleicht sogar von selbst. Wir hoffen es jedenfalls, dann kann dieser Irrsinn früher enden.“ „Ja, vielleicht. Ich gehe dann mal“, sagte Dorian, und schickte sich an, das Zelt zu verlassen. Cotter zündete sich eine neue Zigarette an, offenbar um seinen Schlaf damit zu unterdrücken, und beschäftigte sich weiter mit seinen Unterlagen. Im Eingang wandte sich Dorian kurz zu ihm um, doch er beachtete ihn gar nicht mehr. 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