Die Nebelhexe von Lianait (Formori-Chroniken I) ================================================================================ Kapitel 6: Unerwartete Offenbarungen ------------------------------------ Clancy klärte Constantin über den Teil seiner Vergangenheit auf, der ihn dazu veranlasste seine Tochter fern von aller Magie aufzuziehen und den Wächtern den Rücken zu kehren. Nachdem er geendet hatte, verstand Constantin ihn besser und konnte sein Handeln nachvollziehen. Hoffentlich kann Layla das auch irgendwann… aber wir reden hier ja auch nicht von meiner Familie. Wenn mein Vater mir irgendetwas von Magie erzählen wollte, würde ich ihn einweisen lassen! Bevor der daran glaubt, gefriert die Hölle! Vorausgesetzt, es gibt eine… ich halte mittlerweile alles für möglich… Noch während seine Gedanken abschweiften, führte Clancy sie in die Küche, da es mittlerweile relativ sicher schien, dass nicht doch noch ein Topf durch die Gegend flog. Als er Layla sah, wirkte sie nicht mehr wütend sondern eher nachdenklich. Gemeinsam deckten sie schweigend den Tisch und frühstückten ebenso still. Doch wenigstens war die Luft nicht zum Schneiden dick, sondern hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Die nachdenkliche Stimmung dauerte noch die ganze, kurze Autofahrt an und eh Constantin sich versah, hielten sie vor dem Haus seiner Tante. Mit dem Unterschied, dass Laylas Fahrrad noch dort an den Zaun gelehnt stand, wirkte alles wie immer. Der gepflegte Garten, der Kiesweg, selbst das niedrige Gartentürchen. Dennoch kam ihm alles so fern vor, wie noch nie zuvor. Als habe nur er sich entwickelt und der Rest der Welt sei stehen geblieben. Schweigend stiegen sie aus und machten sich auf den Weg zur Haustür. Clancy führte ihre kleine Gruppe an, danach folgte Constantin und den Schluss bildeten Layla und Phobos. Mit jedem Schritt, den sie machten, sank Constantins Herz ein Stückchen tiefer, aber irgendwann musste all das geklärt werden. Als Clancy die Haustür erreichte, drehte er sich noch ein letztes Mal mit einem fragenden Gesichtsausdruck zu Constantin um. Dieser brachte eine Mischung aus Schulterzucken und Nicken zustande, was so viel bedeuten sollte, wie: „Jetzt oder später, das kommt auf’s Gleiche bei raus.“ Scheinbar fasste Clancy diese leicht unkoordinierte Bewegung ebenfalls so auf und klingelte. Sie warteten einige Minuten, bis sie schließlich Schritte von drinnen vernahmen und seine Tante vor ihnen erschien. Wie üblich in einen weiten Rock und einem Rollkragenpullover und einer großen Steinkette um den Hals gekleidet. Ihr vertrauter Anblick wirkte auf Constantin sowohl verstörend als auch beruhigend. „Nanu? Ein Wächter?“, begrüßte Sybille sie und blickte ein wenig verwundert drein. Constantin hatte viel erwartet, aber nicht das. Clancy schein es nicht anders zu ergehen, denn das, was Constantin von seinem Gesicht sehen konnte, spiegelte pure Überraschung wieder. Ein Blick über seine Schulter zu Layla und Phobos versicherte ihm, dass es ihnen nicht anders erging. Jedoch fing Clancy sich als erster wieder und begrüßte Sybille. „Nicht mehr, aber ich war einmal ein Wächter“, entgegnete er freundlich. „Und ich denke, ich ahne, worauf das alles hier hinausläuft“, fügte sie mit einem wissenden Blick auf Constantin hinzu. „Vielleicht sollten wir das aber nicht zwischen Tür und Angel besprechen. Kommen Sie doch bitte herein.“ Dankend nahm Clancy an und sie folgten Sybille in den Wintergarten. Nachdem alle Platz genommen und ein Getränk vor sich hatten, begann Clancy: „Zuerst einmal sollten wir vielleicht klären, was sie schon wissen und was wir noch zu ergänzen haben.“ „Ich weiß vom Aufbau der Welt und der Aufgabe der Wächter“, antwortete sie ruhig. „Und den Söldnern.“ „Wissen Sie über Runen Bescheid?“, wollte er noch wissen. „Nur dass sie unter den Menschen ihre Besitzer suchen. Und ich nehme an, genau das ist mit meinem Neffen und Layla passiert, oder?“, erkundigte sie sich. „Deswegen sind sie hier?“ „Ja“, bestätigte er, „aber nicht nur.“ „Wir würden Ihnen gerne noch erklären, was in den letzten Tagen geschehen ist“, fügte Phobos hinzu und Sybille sah ihn leicht überrascht an, nahm aber ansonsten die Tatsache, dass sie gerade mit einem Kater redete, sehr gelassen auf. Schön, meine Tante ist von der hartgesottenen Sorte. Gut zu wissen. Mit einer Handbewegung bedeutete sie den Beiden fortzufahren und Phobos begann zu erzählen. Wie er Layla in den Wald geführt hatte, sie dort in der Hütte auf Constantin trafen und schließlich die Runen fanden. Den folgenden Tag ergänzte er mit Laylas und Constantins Hilfe. Als sie bei dem Kampf ankamen, sog Sybille kurz scharf Luft ein, doch unterbrach sie der Erzählung kein einziges Mal. Nachdem Phobos geendet hatte, schwieg sie eine ganze Weile. „Und Sie wollen Constantin jetzt unterrichten?“, wollte sie schließlich wissen. „Vorausgesetzt sie stimmen dem zu, ja, dann würde ich ihn gerne zusammen mit meiner Tochter unterrichten“, bestätigte Clancy nickend. Wieder schwieg Sybille eine Weile, stieß schließlich ein harsches Lachen aus und rieb sich die Augen. „Ich habe ja vermutet, dass Constantin Gaben entwickeln würde, aber nicht dass er gleich in den Besitz einer Rune gelangt…“, meinte sie kopfschüttelnd. „Moment mal“, schaltete sich nun Constantin ein. „Wie: du hast es erwartet?“ „Ich hatte schon immer die Gabe des Dritten Auges und ein Ereignis in der Vergangenheit ließ mich vermuten, dass dein Vater nicht so gabenlos ist, wie er alle Leute glauben machen will“, sagte sei schon fast zynisch und sah Constantin ernst an. „Wie meinst du das?“ Mir schwant Übles… „Dein Vater ist ein Telepath. Und wenn du sogar im Besitz einer Rune bist, muss er sogar noch stärker sein, als ich bislang geglaubt habe…“ „Ein Telepath? Wie in ‚Gedanken-anderer-Menschen-hören-können-Telepath?“, fragte er ungläubig. „Genau. Es gibt durchaus Gründe, weshalb er geschäftlich so erfolgreich ist.“ Ohne diese Aussage weiter auszuführen ließ Sybille sie wortlos im Raum stehen. Doch eine Erklärung war nicht nötig; jeder konnte sich denken, was sie andeutete. Constantin musste diese Information erst einmal verdauen und unruhiges Schweigen breitete sich im Raum aus. „Wirst du es ihm sagen?“, fragte er schließlich. „Es wäre schon verlockend, sein Gesicht zu sehen, wenn er es erfährt“, meinte Sybille und ihr Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an. Nach einigen Augenblicken schien sie sich jedoch wieder zu fangen und fügte nüchtern hinzu: „Aber nein, wenn du es nicht willst, werde ich ihm nichts sagen.“ Dankbar nickte Constantin. „Darf ich dich noch etwas fragen, Tante Sybille?“ „Natürlich“, entgegnete sie und ihre Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an, obwohl sie lächelte, sodass Constantin fast bereute gefragt zu haben. „Du willst wissen, woher ich von all dem weiß, oder?“ „Ja“, brachte er nur heraus, da sein Hals sich unerwarteter Weise zugeschnürt hatte. „Ich hatte schon immer die Gabe des Sehens und dachte anfangs ich sei verrückt, wenn Träume plötzlich wahr wurden. Und die Hänseleien deines Vaters machten es auch nicht besser, glaub mir. Heute bin ich mir ziemlich sicher, dass er das nur tut, um von sich selbst abzulenken. Doch damals dachte ich nur, ich sei, nun ja, ihr würdet sagen ein ‚Freak‘. Die Menschen grenzten mich schneller aus je mehr ich mit meinen Aussagen ins Schwarze traf. Einzig und allein unsere Eltern hielten zu mir. Aber nach ihrem Tod entfernten Cornelius und ich uns immer weiter von einander, sodass uns schließlich Welten trennten. Kein Wunder. Jeder normale Mensch sollte von seiner Arschlochwelt getrennt sein. Die Tatsache, dass ich deine Patin bin, Constantin, kann ich manchmal selber nicht ganz nachvollziehen. Als Cornelius mich hat eintragen lassen, lebten unsere Eltern noch und ich dachte er wollte sie einfach nur ruhig stellen. Heute, vor allem in Anbetracht auf die neuen Gegebenheiten, bin ich mir da nicht mehr so sicher. Vielleicht hat Cornelius etwas geahnt. Aber vielleicht versuche ich auch nur etwas in die Handlugen meines Bruders hineinzulesen, das ihn in ein besseres Licht rückt“, meinte Sybille und schenkte Constantin ein leicht gequältes Lächeln. „Wie dem auch sei, nach dem Tod unserer Eltern war ich lange Zeit allein. Bis ich schließlich auf Benedict traf.“ Bei diesem Namen leuchtete ihr Gesicht kurz auf. „Er verstand mich wie sonst niemand. Wir waren lange zusammen und wollten schließlich heiraten. Aber das Schicksal meinte es nicht so gut mit uns.“ Langsam glitt ihr Blick in die Ferne um die Vergangenheit erneut zu erleben. „Wir haben oft Spaziergänge im Wald gemacht, so auch an diesem Tag. Völlig unerwartet stand plötzlich ein Formor vor uns und wir flohen Hals über Kopf in den Wald. Wir hofften uns in einer kleinen Hütte, die wir von früheren Besuchen in diesem Wald kannten, verbarrikadieren zu können, doch alles Mühen half nichts . Zu dem Formor hatten sich weitere gesellt und wir waren umzingelt. Ich höre noch heute, wie sie gegen die Tür schlugen und sie polternd zusammenbrach. Benedict versuchte mich zu schützen, doch er wurde verletzt und sank vor meinen Augen zu Boden“, erzählte sie tapfer und schluckte. „Ich dachte schon, dass unser letztes Stündlein geschlagen hatte, da trat ein Wächter auf den Plan und tötete die Formori. Er versuchte verzweifelt uns zu helfen, doch Benedict erlag noch in der Hütte seinen schweren Verletzungen. Ich mache dem Mann keine Vorwürfe; er hat getan, was in seiner Macht stand. Nur leider hat es nicht gereicht“, meinte sei und ihre Augen nahmen wieder diesen traurigen Ausdruck an, ihre Stimme geriet ins Stocken. Wie um Halt suchend, griff sie nach ihrer Teetasse und legte beide Hände darum. „Nach Benedicts Beisetzung besuchte mich der Wächter noch einmal. Er hatte Mitleid und sagte zu mir, ich habe zumindest das Recht zu erfahren, was meinen Geliebten getötet hatte. Bei dieser Gelegenheit erklärte er mir alles. Und wenn ich sage ‚alles‘, meine ich ‚alles‘. Ich bin ihm bis heute sehr dankbar, doch leider brach vor ungefähr zehn Jahren der Kontakt abrupt ab. Ich frage mich, wie es ihm geht…“ „Vielleicht können wir helfen“, meinte Clancy mitfühlend. „Wie heißt der Wächter?“ „Friedrich von der Blutbuche“, antwortete sie und trank von ihrem Tee. Mit ein Mal wurde es sehr still im Wintergarten. Phobos und Clancy hatten einen raschen Blickaustausch, doch Sybille und Layla sahen so ratlos aus, wie Constantin sich fühlte. „Es tut mir leid, dass wir Ihnen diese Information gerade unter diesen Umständen mitteilen müssen“, setzte Clancy an und holte tief Luft, „aber Friedrich und seine Frau wurden vor zehn Jahren von Formori getötet.“ Sybille wurde noch blasser als sie ohnehin schon war, doch schaffte es noch zu sagen: „Es tut mir sehr leid, das zu hören, aber was ist mit seiner Tochter. Bitte sagen Sie mir, dass wenigstens sie überlebt hat!“ „Ja, sie lebt, ist gesund und den Söldnern beigetreten“, entgegnete Clancy ruhig. „Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, aber nach allem was ich in letzter Zeit so gehört habe, wird das wohl die bessere Entscheidung gewesen sein“, meinte sie und zuckte entschuldigend mit den Schultern. Clancy jedoch lächelte sie an, was sie zu irritieren schien. „Ich gehöre nicht zu den Wächtern“, erklärte er auf ihren fragenden Blick hin. „Oh, Entschuldigung“, sagte Sybille und ihre hellen Wangen nahmen schnell wieder Farbe an, „ich dachte nur wegen des Ringes…“ „Nicht doch!“, entgegnete Clancy schnell. „ Ich hätte mich deutlicher ausdrücken sollen. Ich bin nicht mehr bei den Wächtern. Nach dem Tod meiner Frau bin ich ausgestiegen, um unsere Tochter großzuziehen.“ Was für ein Eiertanz… Ein Blick auf Layla, deren Wangen ebenfalls leicht gerötet waren, bestätigte ihr, dass sie etwas Ähnliches dachte. Ihre hochgezogene Braue bestätigte seinen Verdacht nur noch und er musste schnell wegsehen, um sein kaum unterdrücktes Grinsen zu verbergen. Erst nachdem er sich sicher war, wieder einen komplett neutralen Gesichtsausdruck aufgelegt zu haben, blickte er wieder in die Runde. „Ich unterbreche ja nur ungern, aber was zum Henker sind die ‚Söldner‘?“, wollte Layla wissen, nachdem auch sie sich wieder gefangen hatte. „Layla, du sollst doch nicht fluchen. Das hat Papatier Clancy gar nicht gern“, meinte Phobos und sah sie gespielt rührselig an, woraufhin er einen Blick von Clancy erntete, der in jedem anderen, den Wunsch geäußert hätte, sofort zu Staub zu zerfallen. Phobos jedoch grinste nur. „Wenn ihr euren Kleinkrieg beendet habt, kann mir dann bitte jemand auf meine Frage antworten?“, warf Layla trocken ein, was Sybille und Constantin zum Grinsen brachte. Phobos zuckte nur kurz mit den Schultern und Clancys Augen verengten sich nur noch ein letztes Mal. „Ja. Erinnert ihr euch noch daran, was wir euch über den Kampf mit der Nebelhexe gesagt haben?“, fragte Phobos und nachdem sie nickten fuhr er fort, „Schon vor dem Kampf hatten sich zwei Strömungen innerhalb der Wächter herausgebildet und nach dem Kampf kam es zu einer Spaltung. Die eine Seite beharrte darauf, dass eine Offenbarung nur Nachteile mit sich ziehen würde und nun da die Formori sich wieder freier bewegen konnten, der Verschluss zur Außenwelt hin mehr als nur gewährleistet sein müsse. Die andere Seite wiederum meinte, dass es grade deswegen zur Offenbarung kommen müsse. Man argumentierte, dass es zu energieaufwändig wäre eine Lüge aufrecht zu erhalten und gleichzeitig die Formori effizient zu jagen. Jedoch waren dies weniger Leute, wie ihr vielleicht vermutet, denn der Großteil der Menschen fühlte sich in altbekannten Mustern wohl und hielt es für ungünstig seine Gewohnheiten aufzugeben, wenn sie immer funktioniert hatten. Die wenigen, die für die Offenbarung waren, kapselten sich schließlich vom Rest ab und bildeten ihre eigene Organisation. Sie boten, wie auch die Wächter, allen die sie wollten, ihre Hilfe an. Jedoch gegen einen Obolus, denn da sie nicht mehr bei den Wächtern waren hatten sie anfangs natürlich keine finanzielle Rücklage. Nahrung lässt sich zwar in der Natur finden, aber Rüstungen und Waffen müssen gewartet werden und das kostet nun mal Geld, wenn man nicht selber in der Lage ist zu schmieden. Allerdings waren die ehemaligen Wächter mit ihrer Vorgehensweise nicht allein. Das Bedürfnis nach Schutz war groß und überall schossen Söldner wie Pilze aus dem Boden. Jedoch waren viele nicht für diese Art von Arbeit Qualifiziert und nach einer Weile stellte sich ein neues Gleichgewicht ein, sodass es die Wächter gab und die Söldner, die sich mit der abgekapselten Wächtergruppe und deren Nachfahren zusammentaten, um eine neue und effizientere Gemeinschaft zu gründen, die von den Wächtern verächtlich die ‚Söldner‘ in Bezug auf ihre Vergangenheit genannt wurde. Die Söldner haben sich als eine der wenigen Schutz bietenden Gruppen bis heute gehalten und stellen die zweitgrößte magische Gemeinschaft nach den Wächtern da. Ihr Prinzip ist es bis heute geblieben die nichtmagischen Opfer von Formori Angriffen aufzuklären, während die Wächter es vorziehen ihre Erinnerungen zu löschen oder zu versiegen. Sie arbeiten sozusagen ganz langsam auf die Offenbarung zu, und die Wächter erlauben nur denen ihre Erinnerungen zu behalten, die gewisse Gaben, wie zum Beispiel Sybille hier haben“, meinte Phobos und grinste Constantins Tante an. „Dass sie Clancy damals nicht erwischt haben, als er sich weigerte Angelikas Erinnerung zu löschen, war pures Glück. Wenn sie damals nicht so schnell die Schutzzauber beherrscht hätte, hätte dich das Kopf und Kragen kosten können“, fügte Phobos hinzu und seine Augen verengten sich. „Damals waren die Tendenzen zur Offenbarung hin bei den Wächtern noch nicht so stark wie heute. Nicht, dass ich dagegen bin, aber was hast du dir nur dabei gedacht?“ Clancy seufzte. „Nichts? Vielleicht haben in dem Moment andere Körperregionen das Denken übernommen und mein Hirn nach hinten gedrängt. Man weiß es nicht. Aber ich mach’s nicht wieder, Papa. Naja, höchstwahrscheinlich doch“, meinte er grinsend und zuckte mit den Schultern. „Na, das wollte ich hören, Junge“, grinste Phobos zurück. „Papa? Junge?“, fragte Sybille und schaute immer wieder ungläubig und verwirrt zwischen Phobos und Clancy hin und her; gelegentlich schloss sie auch Layla in die Runde ein. „Ich hoffe, dass das nur Ironie ist, sonst wird mein ganzes biologisches Evolutionsverständnis mehr als nur auf die Probe gestellt.“ „Junge, wir waren mal wieder unhöflich und haben uns nicht ganz vorgestellt“, meinte Phobos und sah Clancy ein wenig tadelnd an. „Wir bitten um Verzeihung uns nicht vorgestellt zu haben. Mein pelziger Freund dort ist Phobos und mein Name ist Clancy McCambridge“, stellte er sie höflich vor und Sybilles Augen weiteten sich. „Phobos und Clancy McCambridge? Der Phobos und der Clancy McCambridge? Wie in Phobos the Cait Sith? Und Generlleutnant McCambridge?“, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Celebrity Death Match. Warum weiß hier eigentlich jeder außer mir Bescheid worum es geht? Okay, Layla ausgenommen, die sieht auch gerade ein bisschen baff aus. “Demnach war dein Nachwuchs auch unhöflich und hat seinen Nachnamen nicht genannt“, meinte Phobos trocken. „Schlechte Erziehung, nenn ich das. Sowas gäb’s bei mir nicht.“ „Bekomm erst mal Kinder, dann reden wir weiter, Pelzball“, entgegnete Clancy. Noch während Sybille sich dem Geplänkel der anderen beiden anschloss, schob Constantin seinen Stuhl näher an Laylas. „Und?“, flüsterte er während er sich zu ihr herüber lehnte. „Phobos hat mir eben in der Küche einige Dinge erklärt und ich tendiere gerade immer mehr dazu mich von meinem Vater unterrichten zu lassen. Und du?“, flüsterte sie zurück. „Ich auch“, nickte er, „Ich bin mir zwar noch immer nicht sicher, was ich glauben kann und was nicht, aber die drei scheinen das Beste zu sein, was wir als Informationsquelle bekommen können. Außerdem mag ich deinen Kater, auch wenn er ein bisschen creepy ist.“ „Das haben sprechende große Katzen so an sich“, grinste sie zurück. „Und irgendwie weigere ich mich überhaupt daran zu denken, dass mein Vater zu der evil Seite of Doom gehört. Das passt einfach nicht.“ „Denke ich auch. Aber ich frage meine Tante noch einmal in Ruhe. Auch wenn ich nicht weiß inwiefern ihr Wahrheitsverständnis gerade funktionstüchtig ist; sie scheint die beiden zu mögen“, meinte er mit hochgezogenen Augenbrauen, als er Sybille beobachtete, die über eine trockene Erwiderung Phobos‘ lachte. „Wenn ich aber was Ungewöhnliches herausfinde, was ich aber nicht glaube, geb ich dir Bescheid.“ Sie tauschten ihre Handy- und Telefonnummern aus, nur um dann darauf zu warten, bis die anderen drei ebenfalls bereit waren sich zu verabschieden. Draußen auf dem Hof verlud Clancy ohne Mühe Laylas Fahrrad in den großen Kombi und versprach die Tage noch regelmäßig vorbei zu kommen, um nach Constantins Schulter zu sehen. Während Constantin und Sybille noch Seite an Seite dem dunkelroten Ford nach winkten, fragte Constantin: „Warum weiß jeder, wer Phobos und Laylas Vater sind, außer ihr und mir?“ „Nach Benedicts Tod habe ich immer versucht auf dem Laufenden zu bleiben, was die Mystikwelt betraf“, seufzte sie, „aber ich kann dir auch nur sagen, was ich gehört habe, mehr nicht.“ „Das ist besser als nichts“, entgegnete Constantin. „Soweit ich weiß, war der Halbfey Phobos Shadowstalker eine treibende Kraft im Niedergang der Nebelhexe. Als er allerdings im Kampf gegen sie verflucht wurde, hat er mit der Zeit den spöttischen Beinamen ‚the Cait Sith‘ bekommen, als Anspielung auf seine Ähnlichkeit mit diesen. Soweit ich weiß, benutzen heute nach fast dreihundert Jahren nur noch ganz wenige seinen richtigen Namen. Ich kannte ihn lange Zeit auch nur unter dem Namen ‚Phobos the Cait Sith‘“, erklärte sie und bedeutete Constantin ihr ins Haus zu folgen. Phobos Shadowstalker klingt verdammt episch… Naja, besser als ‚von der Blutbuche‘… Denken sich Wächter nur Scheißnamen aus? „Ich hätte niemals erwartet ihn persönlich kennen zu lernen. Er ist sowas wie eine lebende Legende. Phobos hat schlichtweg Geschichte geschrieben und ich verstehe nicht, warum ihm einige Wächter Verachtung entgegenbringen. Vielleicht hat Clancy ihn deswegen nur mit seinem Vornamen vorgestellt? „Und was ist mit Laylas Vater?“, wollte er wissen. „Generalleutnant McCambridge…“, meinte sie versonnen. „Soweit ich gehört habe, war er einer der besten Wächter dieses Jahrhunderts. Er ist in einem rasenden Tempo die Rangleiter empor geklettert und war bekannt dafür immer einen kühlen Kopf zu bewahren, in jedem Fall effizient zu handeln. Er war wohl auch kurz davor in den Bewahrerstand erhoben zu werden. So wie Friedrich ihn beschrieben hat, klang er eiskalt und nur auf das Ziel bedacht seine Aufgabe zu erfüllen. Ich hätte nie erwartet, dass er eine solch ruhige und freundliche Persönlichkeit ist!“ „Ja“, stimmte Constantin ihr zu. „In Gesprächen mit Phobos und ihm gestern haben sie sowas angedeutet. Also, dass er nicht immer so war.“ „Als ich das letzte Mal mit Friedrich geredet habe, meinte er noch, dass der Generalleutnant die Wächter verlassen wolle, und Phobos the Cait Sith fest entschlossen sei, mit ihm zu gehen. Mir war bis dato gar nicht bewusst, dass die beiden sich kannten geschweige denn Partner waren. Danach habe ich auch immer weniger von den Beiden gehört. Muss ein ganz schöner Schlag für die Wächter gewesen sein, als sie sie verlassen haben“, fügte sie schulterzuckend hinzu. Schweigend räumten sie den Wintergarten auf. „Das mit Benedict tut mir leid“, meinte Constantin nach einer Weile. Sybille lächelte ihn ein wenig traurig an. „Danke, Constantin.“ ____________________________________________________________________ Ich weiß, dass diese wir-verstecken-uns-in-einer-Hütte-Szene verdächtig nach dem Klingt, was Layla und Constantin passiert ist, aber mir wollte zu dem Zeitpunkt nichts besseres einfallen und ich stand ein bisschen unter Zeitdruck. Mir gefällt auch nicht so ganz, dass Clancys und Sybilles Lebensgeschichten direkt nacheinander kommen, aber ich sehe leider keine andere Möglichkeit, das anderweitig in den Plot noch einzufügen... Ich lade jetzt auch immer alle paar Tage die kommenden Kapitel hoch bis zu dem Punkt, an dem ich gerade bin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)