Rin's Reise von chaska ================================================================================ Kapitel 3: Ankunft auf Schloss Nakazato --------------------------------------- Hallöchen ihr Lieben, ein neues Kapitel ist online. Die erste Nacht auf ihrer Reise geht zu Ende. Der Morgen zeigt, wie wenig sich Rin verändert hat. Was allerdings bei Jaken auf wenig Verständis stößt. Bevor sie am Ziel ihrer Reise ankommen, geraten sie unvermittelt in eine nicht ungefähliche Situation. Viel Spaß...... ****************************************************************************** Ankunft auf Schloss Nakazato Regungslos, wie eine Statue saß Keisuke auf seinem Posten. Die gesamte Nacht hatte der Youkai aufmerksam Wache gehalten. Selbst wenn er von seinem Auftrag nicht begeistert war, gebot schon sein Überlebensinstinkt, dass er sich in dieser Hinsicht nichts zu Schulden kommen lassen durfte. Der Sonnenaufgang nahte und es dauerte nicht lang, da strichen die ersten Sonnenstrahlen über das Lager und vertrieben die Kühle der Nacht. Keisuke bemerkte wie es sich zwischen den Decken regte. Wortlos stand er auf und legte mehrere Äste in das fast erloschene Lagerfeuer. Augenblicklich wurde das trockene Reisig von den Flammen erfasst und verbreitete eine angenehme Wärme. "Guten Morgen, Keisuke-san", ertönte eine Stimme neben ihm. Er wandte nur kurz den Kopf. Rin hatte sich auf halb auf ihre Ellenbogen aufgestützt und lächelte ihn strahlend an. Keisuke nickte nur kurz und erhob sich. "Macht Euch aufbruchfertig", sagte er, bevor er sich abwandte und zu dem Reitdrachen ging. Er packte Ah-Uhn an den Zügeln und führte ihn in die Nähe des Feuers zurück. Jaken war ebenfalls in der Zwischenzeit aufgewacht und rieb sich gähnend die Augen. Rin hatte sich erhoben und begonnen die Sachen zusammen zu packen. Wortlos nahm Keisuke die Taschen in Empfang, als Rin sie ihm entgegenhielt. "Danke", sagte sie, doch Keisuke hatte sich schon Ah-Uhn zugewandt und begann ihm den Sattel auf den Rücken zu legen. Rin zögerte, doch dann entschied sie sich nichts zu sagen und wandte sich dem Bachlauf zu. Sie trat an das Ufer und kniete sich nieder. Mit beiden Händen schöpfte sie Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Für einen Moment schloss sie die Augen und reckte gießerisch ihr Gesicht den Strahlen der morgendlichen Sonne entgegen. Ein leises Plätschern erregte ihre Aufmerksamkeit. Neugierig suchte sie den Ursprung. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie die Quelle fand. In dem kristallklaren Wasser huschten die dunklen Schatten von Forellen hin und her. ~Ob ich es noch kann?~, durchzuckte es Rin und entschlossen stand sie auf. "Rin, was tust du da?", schrie die quäkende Stimme so laut, dass Keisuke das Gesicht verzog. Er drehte kurz den Kopf um zu sehen was das Missfallen des Krötendämons erweckt hatte. Für einen Moment stutzte er, als er sah, wie Rin mit hoch gebundenem Kimono in den Bach gewatet war. "Es gibt hier wundervolle Forellen. Wenn ich ein oder zwei fangen kann, dann haben wir heute Abend etwas zum Essen. Und ich weiß doch, wie gut sie dir immer schmecken, Jaken-sama", rief sie zurück. Den Blick tief gesenkt, um die silbernen Schatten im schnell fließenden Wasser auszumachen. Keisuke zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und wandte sich wieder der Befestigung der Satteltaschen auf Ah-Uhn’s Rücken zu. Solange er keinerlei Feinde ausmachen konnte, konnte dieses Weib machen, was es wollte. Er war nicht dafür verantwortlich, wenn sie sich lächerlich machte. Angestrengt sah Rin nach unten. Dort, in der Mitte des schnell fließenden Baches, konnte sie die Konturen von mehreren Fischen ausmachen. Behutsam ließ sie ihre Hände in das Wasser gleiten. Wie oft hatte sie als Kind auf diese Weise Fische gefangen, als sie noch mit ihrem Ziehvater umhergezogen war. Sie hoffte, es nicht verlernt zu haben. Rin näherte sich von flussabwärts den arglosen Fischen. Die Tiere würden sie erst bemerken, wenn es zu spät war. "Rin, komm jetzt sofort da raus", lenkte Jaken’s Stimme sie ab. Genau in diesem Moment trat ihr rechter Fuß auf einen Stein, der unter ihr wegrollte. Sie verlor die Balance und fiel mit einem lauten Schrei ins Wasser. "RIN!" Keisuke hörte das Platschen und den Schrei von Jaken. Er wirbelte herum. Rin war verschwunden. Doch da tauchte sie schon platschnass und prustend wieder aus dem Wasser auf. Blitzschnell analysierte Keisuke die Situation. Der Bach war nicht tief und auch nicht so reißend, dass die Gefahr bestand, dass die Frau weggespült werden würde. Kein Grund in Panik zu verfallen. Außer, dass sie pitschnass war und vielleicht einen Schrecken bekommen hatte, war offensichtlich nichts Ernsthaftes passiert. Das sah Jaken jedoch etwas anders. "Hey , du! Steh nicht so tatenlos hier rum. Los hilf ihr!", rief der Krötendämon. "Warum?", fragte Keisuke. "Das Wasser ist nicht tief und wenn sie sich nicht wirklich tollpatschig anstellt, besteht keine Gefahr, dass sie ertrinkt. Seht hin. Sie ist schon fast wieder draußen." Jaken starrte mit offenem Mund den Youkai an. Was war denn das für ein Typ? Offene Meuterei gegen die Befehle des persönlichen Beraters des Fürsten? "Du bist dafür zuständig, dass der Hime nichts passiert", fauchte Jaken empört. "Genau das tue ich auch. Ich passe auf, dass kein Feind sich an die kostbare Tochter unseres Herrn wagt. Oder, dass sie in ernsthafte Gefahr gerät. Doch ich bin nicht dafür zuständig ihr das Händchen zu halten, wenn sie stolpert oder sie gar trockenzulegen", entgegnete Keisuke völlig ruhig. Jaken schnappte empört nach Luft und bereitete sich auf eine große Schimpfrede vor, als Rin tropfnass, aber lachend, neben ihnen auftauchte. "Hast du das gesehen, Jaken-sama?" Sie hielt einen zappelnden Fisch in beiden Händen. Rin hielt inne, als sie das verkniffe Gesicht von Jaken und das angespannte von Keisuke sah. Fragend sah sie von einem zum anderen. "Was ist los?" "Gar nichts. Es hat offensichtlich ein kleines Missverständnis gegeben, doch das ist bereinigt, nicht wahr Jaken-sama?", knurrte Keisuke leise, doch auch für sie verständlich. Der Krötendämon blies die Backen dick auf. Die Luft entwich zischend. "Für den Moment... ja", sagte er dann widerwillig. Der Klügere gibt nach. Zumindest für diesen Moment. Eine solche Diskussion musste er nicht Rin’s Gegenwart führen. Diese Wache war eigenwillig und offensichtlich nicht sehr erfreut über den doch so ehrenvollen Auftrag. Jaken ahnte, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein würde, dass sie so aneinandergeraten waren. Rin bemerkte nichts von der Spannung, die sich zwischen den beiden Youkai aufgebaut hatte. Sie wrang sich ihre Haare aus und suchte in ihren Reisetaschen nach trockener Kleidung. Sie fand nur einen dunklen schlichten Yukata. Hinter einem Gebüsch zog sie sich um. Als sie wieder hervortrat, war Ah-Uhn fertig gesattelt und wartete gemeinsam mit Keisuke und Jaken auf den Aufbruch. Rin legte ihre nassen Sachen auf den breiten Rücken des Drachen hinter dem Sattel. Dann stieg sie auf und nahm Jaken vor sich. Gemeinsam machten sie sich wieder auf den Weg. "Wie konntest du dich nur so vergessen, Rin?", tadelte Jaken mit leiser vorwurfsvoller Stimme. "Warum? Was war denn daran falsch? Das habe ich doch auch frührer immer so gemacht", fragte Rin verwundert, die bei bestem Gewissen nicht verstehen konnte, was sie falsch gemacht hatte. "Du bist eine Hime. Die Prinzessin der westlichen Länder. Es ziemt sich nicht für eine Prinzessin, wie ein einfaches Bauernmädchen halb nackt in Flüssen Fische zu fangen", sagte Jaken und starrte verdrießlich zwischen den beiden Köpfen des Drachen nach vorne. Rin schwieg betroffen. Sie hatte nicht darüber nachgedacht. Nicht im Traum hatte sie gedacht, dass sie das nicht durfte. Doch wenn sie länger darüber nachdachte, dann war das sicherlich nicht gerade das Verhalten, das einer Hime würdig war. So wie es aussah, gab es doch noch eine Menge Fallstricke, die sie beachten musste. Hoffentlich passierte ihr nicht so ein Patzer bei den Verhandlungen. Ihr Vater vertraute darauf, dass sie dieser Aufgabe gewachsen war. Sie musste das schaffen. Entschlossen biss Rin sich auf die Unterlippe. Ab jetzt wollte sie verantwortungsbewusst handeln. Auch der zweite und dritte Reisetag vergingen ohne nennenswerte Vorkommnisse. Der Reisealltag hatte sich schnell eingefunden. Keisuke war noch immer schweigsam, wie eine Auster und Jaken begann langsam aber sicher immer mehr zu jammern, dass er nicht mehr auf Ah-Uhn sitzen konnte. Es war zur Mittagsstunde des vierten Tages, als sie in der Ferne eine Staubwolke ausmachten. Seit den frühen Morgenstunden waren sie auf dem Gebiet des Fürstentums Nakazato. Keisuke spannte sich unmerklich an, während die Staubwolke näher kam. Der Wind trug ihn schon mehr Informationen zu, als in diesem Moment zu sehen waren. Es war eine Gruppe von Männern auf Pferden. Nicht gerade wenige, die sich ihnen schnell näherten. Schon bald musste ihre kleine Gruppe für diese sichtbar sein, denn die Straße führte an dieser Stelle schnur geradeaus. Schon kamen sie in Sichtweite. Es handelte sich um einen Reitertrupp von ca. zehn Mann, einige Läufer waren ebenfalls mit dabei. Mit schmalen Augen mustere der Youkai die Kommenden. Es waren Krieger. Alle miteinander. Auch die Leute, die zu Fuß unterwegs waren, trugen Waffen. Die Reiter parierten zum Schritt durch, als sie sie erblickten. Langsam kamen sie nun näher. Rin sah ihnen gelassen entgegen. Die Strasse war breit genug, dass sie einander ohne zu behindern passieren konnten. Ihre Gedanken waren bei ihrem Ziel. Wenn die Vermutung ihres Vaters zutraf, dann sollten sie heute im Laufe des Tages Schloss Nakazato erreichen. Sie sah in den auf sie Zukommenden keine Gefahr. Das sah Keisuke jedoch völlig anders. Seit einigen Sekunden hatte sich der Geruch verändert. Genauer gesagt, seit dem Zeitpunkt, als ihre kleine Reisegruppe klar für die Männer dort drüben zu erkennen war. Er roch die Angst und das Adrenalin, das durch die Adern der Männer schoss. Keisuke wartete wachsam auf die erste Aktion und die würde kommen, da war er sich sicher. Und sie würde so unüberlegt sein, wie alle Aktionen, die durch die Angst und Unwissenheit der Menschen begangen wurden. Der Trupp kam nur wenige Pferdelängen von ihnen entfernt endgültig zum Stehen. "Was ist los?", kam die verwunderte Frage von Rin. Keisuke achtete nicht auf ihre Worte. Was hier ablief, war ja für jeden vernünftig denkenden Youkai klar verständlich. Es ging jedoch dann so schnell, dass ihm nicht viel Zeit zum Handeln blieb. "Achtung!" schrie Keisuke und sprang in demselben Moment vorwärts. Sein Schwert beschrieb einen silbernen Bogen. Mit traumwandlerischer Sicherheit traf er den Pfeil mitten im Pflug. Harmlos fiel die todbringende Spitze zu Bogen. Ah-Uhn brüllte wütend auf. Hätte Keisuke nicht so schnell reagiert, hätte der Pfeil voll die breite Brust des Reitdrachen getroffen. Rin zuckte erschrocken zusammen und zog die Zügel an. "Vorsicht, Jaken-sama!", rief sie und griff hektisch in die hintere Satteltasche. "Was ist los? Was ist passiert? Warum sagt mir nie jemand etwas?", rief der grüne Youkai mit quäkender Stimme. Da Rin heute vor ihm saß und ihm die Sicht versperrte, war ihm der Angriff entgangen. Rin hatte endlich gefunden, was sie gesucht hatte. Ohne zu zögern ließ sich vom Sattel gleiten und eilte nach vorne. Keisuke warf einen schnellen Blick zur Seite, als er neben sich eine Bewegung spürte. Es war nicht der Drache, wie er eben noch vermutet hatte. Nein, neben ihm tauchte die schlanke Gestalt von Rin auf. Einen langen Kampfstab aus dunklem Holz fest in beiden Händen. "Zurück", fauchte er wütend und veränderte seine Position, dass er erneut zwischen der jungen Frau und den Angreifern stand. "Ihr werdet Hilfe brauchen", erklang es ruhig und wieder stand sie neben ihm. Rin’s Herz schlug vor Aufregung schneller, doch ließ sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Mit zu Schlitzen verengten Augen glitt ihr Blick über die Gruppe Krieger, die auf den nervös hin und her tänzelnden Pferden saßen. Bögen wurden erneut gespannt. Speere zum Angriff gesenkt. Etwas im Hintergrund flatterte eine Fahne im Wind. Rin zuckte zusammen, als sie den weißen Tiger auf schwarzem Grund sah. "Fürst Nakazato", flüsterte sie leise. Sie machte einen weiteren Schritt nach vorne und löste eine Hand vom Kampfstab. In der bekannten Friedens Bezeugung hob sie die offene Handfläche hoch. "Fürst Nakazato-sama. Ich grüße Euch. Wir kommen in Frieden. Wir sind Abgesandte des Inu no Taishou um Verhandlungen über die Erneuerung der Friedensverträge zu führen", rief sie und ihre klare Stimme hallte weit über den Weg. Das wütende Fluchen von ihrem Leibwächter, überhörte sie geflissentlich. Keisuke drängte sie zur Seite und flüsterte scharf. "Haltet Euch zurück!" Unruhe entstand in der Reitergruppe. Stimmen sprachen verwirrt durcheinander. Schließlich löste sich ein Reiter in prächtiger Rüstung von der Gruppe und trabte sein Pferd mehrere Schritte vorwärts. "Wenn das so ist, dann entschuldigt unseren Angriff. Der Name des mächtigen Inu no Taishou ist auch hier unvergessen. Wir sahen nur eine junge Menschenfrau in der Gewalt von Youkai und wollten helfen", kam es mit einer volltönenden Stimme unter der Maske der Samurairüstung hervor, die das Gesicht des Reiters bis auf die Augen vollkommen verdeckte. Rin nickte. "Es besteht kein Grund zur Sorge. Keisuke-san ist mein Beschützer und Jaken-sama", ihre Hand zeigte erklärend nach hinten auf den Krötendämon, der immer noch auf den relativ sicheren Rücken des Reitdrachen saß. "Ist der persönliche Berater des Inu no Taishou." Der junge Mann stieg ab und gab die Zügel einem eilig herbeigelaufenen Fußsoldaten. Seine Hände glitten zu seinem Gesicht und er löste die Verschnürungen, die seine Maske hielten. Ein junges Männergesicht tauchte auf. Die braunen Augen musterten mit unverholenem Interesse Rin. "Und wer seid Ihr, meine Dame?" "Mein Name ist Rin. Ich bin die Ziehtochter des Inu no Taishou." "Mein Name ist Hiroki, ich bin der Sohn und Erbe des Fürsten", der junge Mann verbeugte sich tief vor Rin. Keisuke steckte das Schwert weg und nahm seinen Platz schräg hinter Rin ein. Obwohl es offenbar keinerlei Hinweis mehr darauf gab, dass ein Angriff drohte, blieb er wachsam. Der Geruch der vielen Menschen stach ihm unangenehm in der Nase. Sie hatten noch immer Angst. Deutlich konnte er den scharfen Geruch witternd. Die Blicke, die sie ihm verstohlen zuwarfen, zeugten ebenfalls davon. Ein grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht. Oh, sie taten gut daran ihn zu fürchten. Selbst mit dieser Übermacht wäre er fertig geworden. Er war zwar kein Dai-Youkai, doch auch seine Fähigkeiten waren beachtlich. Jaken hatte sich inzwischen von Ah-Uhn’s Rücken hinunter gleiten lassen und watschelte mit gewichtiger Miene nach vorne. "Bringt uns unverzüglich zum Schloss. Wir wollen die Verhandlungen über die Erneuerung des Vertrages so bald wie möglich aufnehmen. Dazu sind mehrere Überprüfungen notwendig." Hiroki senkte den Kopf und verbeugte sich ebenso vollendet, wie eben noch vor Rin. "Jaken-sama, es wird mir eine Ehre sein, die Abgesandten des Inu no Taishou auf unserem Schloss begrüßen zu können." Er nickte Rin freundlich zu und befestigte die Maske wieder am Helm, dann stieg er auf sein Pferd und gab den Befehl sich neu zu formieren. Er bildete die Spitze und mit einer Handbewegung lud er Rin ein an seiner Seite zu reiten. Während Rin den Kampfstab sich wieder zurückverwandeln ließ und auf den Reitdrachen stieg, formierten sich die anderen Reiter und Fußsoldaten hinter ihnen. Befriedig bemerkte Keisuke, dass sie einen gehörigen Abstand hielten. Ah-Uhn trabte unbeirrbar an seine Stelle in der Reihe. Jaken saß vor Rin und machte eine gewichtige Miene. Es schien fast als ob er vor Stolz ein paar Zentimeter gewachsen war. Keisuke ahnte, dass in der nächsten Zeit dieser kleine Kerl unausstehlich sein würde. Ein wahrhaft toller Auftrag. Ein unnützes Menschenweib beschützen und einen offensichtlich größenwahnsinnigen Krötendämon. Hatte er vielleicht irgendwann in der Vergangenheit einen Fehler bei seinem Dienst bei der Palastwache gemacht, dass das nun die Strafe dafür war? Mit verschlossener Miene trabte er neben dem Reitdrachen her. Nur mit halbem Ohr hörte er der Unterhaltung zwischen Rin und Hiroki zu, während sie weiter ritten. Es verging eine geraume Zeit, da tauchte vor ihnen eine Ebene auf in der sich eine Stadt erstreckte, dahinter erhob ein nicht allzu hoher Hügel. Über den Bäumen waren die geschwungen Dächer von Wachtürmen und Wohnhäusern zu erkennen. Je näher sich der Stadt kamen, umso belebter wurde die Straße und immer mehr Menschen kam ihnen entgegen. Eilig wichen sie zur Seite und verbeugten sich, als sie das Wappen und den Fürstensohn erkannten, der an der Spitze der kleinen Gruppe ritt. Keisuke bemerkte jedoch, wie verstohlen die Köpfe gehoben wurden und sie Ah-Uhn anstarrten und damit auch Rin, die auf den Rücken des Reitdrachen saß. Jaken entging ihren forschenden Blicken eben sowenig, wie Keisuke, der sich noch ein wenig näher an seine Schutzbefohlenden schob. Doch nichts passierte. Unbehelligt näherten sie sich dem Schloss des Fürsten Nakazato. Die Wachen am Tor erkannten die Fahne und den Reitertrupp des Fürstensohns und ließen sie mit einer tiefen Verbeugung passieren. Doch Keisuke registrierte sehr wohl auch hier die misstrauischen Blicke, die trotz gesenkter Köpfe auf ihnen ruhten. Doch was sollten diese schwächlichen Kreaturen schon ausrichten? Wären sie unter Youkai, dann wäre ein Schutz für Rin durchaus angebracht gewesen. Die Gruppe kam auf dem Innenhof zum Stehen. Sofort eilten Diener herbei, die die Pferde nahmen. Die Wachen begannen sich wieder zu verteilen. Ein Mann kam aus dem Haus und verneigte sich tief vor dem Fürstensohn. Hiroki nahm erneut die Maske ab und diesmal folgte auch der Helm. Rin musterte ihn interessiert. Ein gut aufsehender junger Mann, der Fürstensohn. Sie hörte, wie er mit dem herbeigeeilten Diener sprach. "Das sind die Abgesandten des Inu no Taishou. Gebt ihnen die besten Gästezimmer und erfüllt ihnen alle Wünsche." Dann wandte er sich mit einem Lächeln an Rin."Bitte vertraut euch meinen Diener an. Er wird euch in die Gästezimmer führen und wenn ihr etwas benötigt, dann zögert nicht es ihm mitzuteilen. Sobald mein Herr und Vater über eure Ankunft unterrichtet wurde, wird er euch unverzüglich empfangen." "Ich danke Euch", antwortete Rin und senkte den Kopf. Mit einer leichten Verbeugung verabschiedete Hiroki sich. "Bitte wartet", rief Rin aus. Ihr war noch etwas eingefallen und zwar in dem Moment, in dem sich ein großer schuppiger Kopf sanft an ihrer Schulter rieb. Hiroki drehte sich um. "Gibt es noch etwas, mit dem ich Euch dienen kann?" "Oh ja", antwortete Rin und strich dabei Ah-Uhn über den linken Kopf. "Unser Drache braucht ebenfalls eine Unterkunft." "Oh je", murmelte Hiroki und musterte mit gesunden Respekt das riesige Tier. "Ich denke mir, da wird unser Stallmeister etwas überfordert sein. Was braucht denn dieses...?" "Sein Name ist Ah-Uhn. Und er ist harmlos. Er braucht nur eine Überdachung und er frisst Gras, oder Heu", antwortete Rin und merkte nicht das erleichterte Aufatmen des Fürstensohnes. "Na, das dürfte noch zu regeln sein", er winkte einen Burschen, der gerade ein Pferd wegführen wollte. Der Junge überließ das Tier einem anderen und kam sofort näher. "Neben dem Stall gibt es eine Einzäunung. Bring Ah-Uhn dorthin und sattele ihn ab. Gib ihm Heu und Wasser", befahl Hiroki. Der junge Mann wurde bleich. "Er wird dir nichts tun", sagte Rin und reichte mit einem Lächeln dem Jungen die Zügel. Nur sehr zögernd ergriff er diese. Ein tiefes Brummen kam aus der Brust des Drachen und alle außer Keisuke, Rin und Jaken zuckten zusammen. Rin tätschelte Ah-Uhn den Hals. "Das geht in Ordnung, mein Freund. Sei schön brav und geh mit. Ich werde heute Abend noch einmal nach dir sehen." Der Drache ging los und zerrte die ersten Meter den jungen Mann einfach hinter sich her, bis dieser aus seiner Erstarrung sich lösen konnte und nun mit weit abgestecktem Arm den Drachen in Richtung Stall führte. Rin wunderte sich über die Angst, die sie eben noch in dem Gesicht des Stallburschens gesehen hatte. Ah-Uhn war doch nicht wirklich zum Fürchten. Er war der liebste Drache auf der Welt. "Wenn Ihr mir bitte folgen würde?", die Worte des Haushofmeisters holten sie zurück. Der Mann streckte einladend die Hand in Richtung Schlosstreppe aus. "Bitte folgt ihm. Er wird sich um euch kümmern, bis ich euch abholen lasse", sagte Hiroki, lächelte und wandte sich dann mit eiligen Schritten ab, um in Richtung Schloss zu verschwinden. Keisuke hob die Satteltaschen vom Boden auf, die er Ah-Uhn kurzerhand zuvor entfernt hatte. Jaken trat ein paar Schritte vor. "Dann bring uns zu unseren Zimmern", befahl er dem Diener mit erhobener Stimme und stieß dabei mit dem Nintojo-Stab mahnend auf die Erde. Keisuke verdrehte nur unauffällig die Augen. Das würde ja heiter werden. Dann folgte er den anderen in das Schloss. ************************************************************************** Ende Kapitel 3 Unsere kleine Gruppe ist an ihrem Bestimmungsort angelangt. Das nächste Mal werden die ersten Gespräche geführt und Rin wird mit zwei völlig gegensätzlichen Charakteren konfrontiert, die sie mehr als verwirren. Und Keisuke bekommt zum ersten Mal den vollen Charme von Rin zu spüren. „Mürrische Youkais und nette Männer“ sind eben nicht einfach zu handhaben. Liebe Grüße chaska Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)