Rin's Reise von chaska ================================================================================ Kapitel 2: Aufbruch ------------------- Halöchen ihr Lieben, hier geht das zweite Kapitel online. Erst mal vielen Dank an alle, die ein Kommi hinterlassen haben. Man ist immer gespannt, wie die Geschichte ankommt. In diesem Kapitel werfen wir einen Blick in die Vergangenheit von Keisuke, Rin’s Leibwächter. Er hat durchaus einen Grund die Menschen zu verachten. Erfahrt etwas über die dunkle Seele dieses Youkai. ************************************************************************ Aufbruch Ein letztes Mal drehte sich Rin auf Ah-Uhn’s Rücken um und winkte. Hinter der Wegbiegung verschwand das Schloss. Tief atmete die junge Frau durch. Es war soweit. Sie waren nun ganz auf sich gestellt. Die ganze Nacht hatte sie kaum schlafen können vor lauter Aufregung. Die letzten zwei Tage hatte sie zusammen mit Jaken und auch mit ihrer Mutter in der Bibliothek verbracht und Landkarten und Aufzeichnungen studiert. Sie kannte nun die Geschichte des Fürstentums Nakazato. Auch seine Ländereien. Es war reich an Erzvorkommen. Besonders Silber und Edelsteinvorkommen gab es dort. Schon immer hatte es Verträge zwischen dem menschlichen und dem dämonischen Fürsten gegeben. Es waren Verträge mit Vorteilen auf beiden Seiten. Gegen eine bestimmte Abgabe der Menschen, verpflichtete sich der Dämonenfürsten den Schutz der Dörfer und Minen zu gewährleisten. Ein Arrangement, das für beide Seiten nur Vorteile brachte. Doch seit dem Tod von Inu Taishou, dem Vater von Sesshomaru vor gut 200 Jahren, war es zu keinen neuen Verträgen gekommen. Rin hoffte, dass es trotz dieser Tatsache keine Schwierigkeiten gab. Ihr Blick glitt über die seltsame Reisegruppe. Ah-Uhn der zweiköpfige Drache. Jaken der hinter ihr im Sattel saß und vorne weg ihr Leibwächter Keisuke. Fast fühlte sie sich wieder in die Zeiten zurückversetzt, wo Jaken, sie und ihr Ziehvater, Sesshomaru, durch die Wälder gezogen waren auf der Suche nach Naraku. Wie hatte sich alles verändert. Naraku war tot. Sesshomaru hatte Ayaka-chan gefunden. Und sie selbst war von den beiden als Tochter anerkannt worden. So viele Jahre waren inzwischen vergangen. Inzwischen hatten Sesshomaru und Ayaka eigene Kinder. Masaru,der Erstgeborene. Rin liebte den kleinen Youkai, als wäre er ihr leiblicher Bruder und da war noch die kleine Amaya. Und für beide war sie die große Schwester. Und jetzt war sie sogar im offiziellen Auftrag des Fürsten unterwegs. Rin straffte stolz die Schultern. Die nächsten Tage würden aufregend werden und mit Sicherheit ganz toll. Ihr ganz persönliches Abenteuer. ************************************************************************** Missmutig stapfte Keisuke voran. Seine Sinne kontrollierten die Umgebung, doch außer einigen Tieren konnte er nichts ausmachen. Dafür war ihm die Anwesenheit von diesem Menschenweib hinter ihm nur zu bewusst. Erst hatte er den Auftrag des Fürsten als Ehre empfunden, doch nachdem die wahre Bedeutung ihm zu Bewusstsein gekommen war, fand er das mehr als lästig. Er sollte einen Menschen beschützen. Selbst, wenn es die Ziehtochter seines Herrn war, konnte er seine Abneigung kaum verbergen. Er konnte die Menschen einfach nicht leiden. Sie waren schwächliche Kreaturen, die jeden und alles verrieten, wenn es für sie von Nutzen war, oder wenn gar ihr Leben bedroht wurde. Seine Gedanken schwirren ab in die Vergangenheit. Zu jener Nacht, wo er gelernt hatte so unversöhnlich zu hassen. Zu jener schicksalhafte Nacht vor vielen, vielen Jahren... ********************************************************************** Keisuke starrte mit brennenden Augen auf den leblosen Körper, der vor ihm auf dem harten Boden lag. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel, ein scharfer Wind fuhr über die Lichtung und beugte die langen Gräser. Deutlich konnte er das Blut witternd, das aus den tiefen Wunden hervorgetreten war. Und er sah auch, dass die größten Verletzungen im Rücken waren. Also hatten sie seinen Vater hinterrücks angegriffen. In dem intensiven Blutgeruch vermischte sich die typische Witterung von Menschen. Jämmerliche Menschen hatten es gewagt ihn zu jagen und zu töten. Wie ein wildes Tier. Seine Hand zitterte leicht, als er sich vorbeugte und den Toten sanft an der Schulter berührte. Behutsam strich Keisuke das lange, dunkelbraune Haar zurück, das wirr um den Kopf verteilt war. Blut klebte an den langen Strähnen. Der Kopf lag leicht zur Seite gewandt und er konnte einen Blick in das Gesicht werfen. Lange würde ihn der Blick aus den leblosen, starren Augen noch verfolgen. Dann richtete Keisuke sich entschlossen auf und seine Hand ballte sich zu einer Faust. Witternd hob er den Kopf in den Wind und suchte die Spur. Kaum hatte er die Richtung ausgemacht, als er sich schon abwendete mit einem letzten Blick auf den Toten leise sagte. "Leb wohl, Vater. Einst werden wir uns wieder sehen." Mit diesen Worten setzte er sich in Bewegung. Unter seinen schnellen Sprüngen schien der Weg nur so zu dahin zu gleiten. Seine dunklen Augen glühten. Der Gedanke an Rache hatte sich tief in seiner Seele festgesetzt. Weit konnten sie noch nicht weg sein. Der Körper seinen Vaters hatte noch eine gewisse Restwärme gehabt. Ihre Witterung lieferte eine so eindeutige Spur, als ob sie mit einer Schnur gekennzeichnet worden war. Waren diese Menschen wirklich so dumm, dass sie glaubten, einen Dämon töten zu können, ohne Rache zu erfahren? Der Geruch wurde intensiver. Leichter Rauchgeruch mischte sich in die widerwärtige Witterung. Keisuke verlangsamte seinen Lauf. Offensichtlich hatten sie ein Lager aufgeschlagen. Dieser Leichtsinn sollte ihnen das Leben kosten. Sein Körper verschmolz förmlich mit den Schatten. Lautlos schlich er näher. Zwischen den Baumstämmen konnte er einen hellen Schein ausmachen. Kein Zweig knackte unter seinen Füßen, kein Blatt bewegte sich, als er durch das Gebüsch schlich. Schließlich lag der Lagerplatz offen vor ihm. Mit glühenden Augen ließ er den Blick über den kleinen Lagerplatz gleiten. Um ein Feuer hatten sie sich gescharrt. Ein Krug mit Sake machte die Runde. Das raue Lachen hallte zu ihm herüber. Mit reißerischen Worten und großen Gesten erzählte der eine, wie sie den Dämon zur Strecke gebracht hatten. Höhnisches Gelächter erklang, als er beschrieb, wie der Dämon um sein Leben gebettelt hätte. Die Hände ballten sich zu Fäusten. Blut sickerte aus den Wunden, die die scharfen Krallen in die Handballen gruben. Niemals hätte sein Vater um sein Leben gefleht, niemals wäre er davon gekrochen, wie ein getretener Hund. Diese jämmerlichen Kerle hatten nur siegen können, weil sie ihn überrascht hatten. Doch nun glich die Schilderung dieses heimtückischen Meuchelmordes, wie eine großartige Heldentat. Ein leises Knurren stieg in seiner Kehle auf. Die Muskeln in seinen Gliedern zogen sich zusammen. Die Krallen an seinen kräftigen Händen verlängerten sich, die dunkelbraunen Augen wurden durch rote Äderchen durchkreuzt. Das Knurren steigerte sich. Es schwang wie das Donnern eines nahenden Gewitters zu den Menschen herüber. Der Mann unterbrach seine Erzählung und suchend blickten sich die Anderen um. Doch in den nächtlichen Schatten des Waldes konnten sie nichts erkennen. Lauter, immer lauter wurde das Knurren, bis es sich in einem wütenden Schrei entlud. Gleichzeitig explodierten die angespannten Muskeln förmlich. Wie ein entfesseltes Ungeheuer brach er aus dem Gebüsch hervor. Keiskue sah nicht die erschrockenen Gesichter. Er registrierte nicht, wie sie nach ihren Waffen griffen. Jede Gegenwehr erstickte er in seiner Wut. Er fühlte, wie der Kieferknochen eines Mannes unter seinem Schlag brach. Laute Schmerzenschreie schallten durch den Wald, als er über die feigen Mörder kam, wie ein Wirbelsturm. Der ungleiche Kampf dauerte nur wenige Minuten. Schließlich lagen die fünf Männer bewusstlos auf dem Boden. Seine Brust hob und senkte sich unter seinen schweren Atemzügen. Es hatte ihn alle Willenkraft gekostet, um sie nicht gleich zu töten. Er wollte denjenigen finden, der den tödlichen Schlag gegen seinen Vater geführt hatte. Ohne Rücksicht riss er die Kleidungstücke in handliche Fetzen und fesselte die Männer damit. Er nahm den Sakekrug und schüttelte den Inhalt über ihre Gesichter. Der Kontakt mit der scharfen Flüssigkeit brachte die Männer schnell wieder in die Wirklichkeit zurück. Stöhnend bewegten sie sich und stellten nacheinander mit Entsetzten fest, dass sie sich nicht rühren konnten. Ihre Augen weiteten sich vor Schrecken, als sie die große Gestalt erkannten, die regungslos im Schein des Feuers stand. Die rot glühenden Augen waren hasserfüllt auf die Männer gerichtet. "Youkai!", wie ein drohendes Dameklosschwert hing das geflüsterte Wort über dem Lager. Mit einem Schritt war Keisuke bei einem der Männer. Seine Hand grub sich in die Kleidung und hob ohne Schwierigkeiten den schweren Köper in die Höhe. Die Beine hatte Keisuke ungefesselt gelassen und so stellte er sein Gegenüber mit einem unsanften Ruck auf die Füße. Die Hand des Youkai löste sich von der Kleidung. Hörbar atmete der Mann auf, um im nächsten Moment erschrocken aufzukeuchen, als sich die Hand des Youkai, wie eine stählerne Fessel um seine Kehle legte. "Wer hat ihn getötet? Wer hat den letzten Schlag geführt?", unheilvoll schwang die Frage durch die Luft. Der Mann erschauderte, als er den heißen Atem des Youkai in seinem Gesicht fühlte. "Wir... Wir haben... keinen getötet", stieß er die Antwort brockenweise hervor. Der Griff verstärkte sich. "Lüge nicht. Euer widerwärtiger Geruch war überall wahrzunehmen. Ich gebe dir noch mal eine Chance. Wer war es?" Wieder schüttelte der Mann den Kopf. Die roten Youkai Augen flammten für eine Sekunde wie ein loderndes Feuer auf, dann sackte der Mann leblos in sich zusammen. Sein Kopf fiel haltlos zur Seite, das Genick durch eine einzige Bewegung gebrochen. Keisuke ließ ihn ohne weiteres auf den Boden fallen, dann machte er einen Schritt auf die Männer zu und hob den Nächsten hoch. Die erschrockene Laute der anderen registrierte er nicht. "Wer war es?", stellte er erneut die Frage. Die Augen des Mannes, der hilflos in seinem Griff hing, waren angstgeweitet. Die Pupillen wie dunkle Seen. Der Geruch, der Keisuke entgegenströmte beleidigte jede Hundenase. "Deine Zeit läuft ab!" Wie ein sanfter Hauch strichen die Worte über das Gesicht des Mannes. Doch der Ton war von frostiger Kälte. "Es war... Toshi... Toshi der... der mit der Narbe!" "DU IDIOT!", schrie der soeben verratende. Für einen Moment schien Keisuke, wie eingefroren. Der Griff um die Kehle des Mannes lockerte sich für Sekunden. Schon glaubte sich der Mann in Sicherheit... Ein höhnisches Grinsen entblößte scharfe Reißzähne. "Wie erbärmlich! Glaubst du mit diesem Geständnis hast du dein jämmerliches Leben gerettet? Ohne Ehre verkauft ihr alles und jeden um euere eigene wertlose Haut zu retten." Mit brutaler Klarheit verkündeten diese Worte das endgültige Schicksal der fünf Mörder. Erschrocken flatterte ein Krähenschwarm in die Höhe. Ihre Schreie hallten krächzend über die Bäume. Stille senkte sich über die Lichtung. Ohne sich umzudrehen, verließ der junge Youkai das Feld seiner Rache. Er hinterließ kein Leben am Feuer, das langsam in grauer Asche versank. ************************************************************************ Noch einige Zeit war er alleine durch die Lande gezogen, doch schließlich ging er zu dem Herrn der westlichen Länder, um in dessen Dienste zu treten. Er hatte Glück, denn der Hauptmann der Wache fand Gefallen an ihm und seinen Schwertkünsten. Jahrhunderte lang verrichtete er seinen Dienst. Nie kam ein Mensch auf das Schloss. Der junge Herr war für seine Abneigung diesen Kreaturen gegenüber nur zu bekannt. Doch dann änderte es sich. Es fing mit diesem kleinen Kind an und schließlich gingen auch der Halbbruder, ein Hanyou, und auch noch dessen Freunde fast ein und aus. Keisuke war nur Mitglied der Palastwache. Sein Kontakt mit der Herrscherfamilie beschränkte sich auf so gut wie Null. So war ihm dieser Wandel so ziemlich egal gewesen. Hauptsache, diese Kreaturen blieben ihm fern. Das war auch bis zu diesem Zweitpunkt der Fall gewesen. Er warf einen schnellen Blick über die Schulter. ~Bis zu diesem Zeitpunkt~, dachte er grimmig. ~Jetzt spiele ich Aufpasser für dieses... dieses jämmerliche Weib.~ Keisuke hörte, wie sie lachte. Fast hatte er Mitlied mit Jaken. Dieser kleine schleimige Kerl war wenigstens ein vollwertiger Youkai und zu diesem speziellen Zeitpunkt in seinen Augen noch schlechter dran, als er selbst. Jaken befand sich zusammen mit diesem Weib auf den Rücken des Reitdrachen und musste sich die ganze Zeit ihr kindisches Geschwätz anhören. Wann holte die eigentlich mal Luft? Es half alles nichts. Er hatte diesen Auftrag bekommen und er musste ihn ohne Tadel durchführen. Lord Sesshomaru war dafür bekannt, dass er für Versagen nur eine einzige Strafe kannte. Und das war der Tod. Doch das hieß nicht, dass er, Keisuke, auch seine Meinung über die Menschen ändern musste. Nein, ganz bestimmt nicht. Das würde er niemals tun. Sein Blick glitt über den Himmel. Schon zeigten sich die ersten Anzeichen der Dämmerung. Es wurde Zeit einen geeigneten Lagerplatz zu finden. Der Tag war schnell herumgegangen und sie hatten sogar eine ganz ansehnliche Strecke geschafft. Er schob diesen Verdienst allerdings mehr auf Ah-Uhn, denn der war als Youkai immer ausdauernder als ein menschlicher Läufer. Mit leichter Schadenfreude musterte er die Umgebung. Es gab hier weit und breit keine menschliche Ansiedlung. Die ehrenwerte Prinzessin musste heute Nacht auf der harten Erde unter freien Himmel verbringen. Er verließ den Weg und schlug die westliche Richtung ein. Nicht weit von hier hatten seine empfindlichen Ohren das Rauschen eines Baches gehört. Vielleicht gab es dort auch einen geeigneten Lagerplatz. Es dauerte nicht lang, da trat er unter den Bäumen hervor und fand sich am Ufer eines kleinen, klaren Baches wieder. Hinter sich hörte er die schweren Schritte von Ah-Uhn. Der Drache war ihm einfach gefolgt. Keisuke blickte in beide Richtungen den Bach entlang und in einiger Entfernung machte er ein paar Felsbocken aus. Dorthin lenkte er seine Schritte. Das war keine schlechte Stelle. Fließend Wasser und durch die Felsen sogar ein wenig geschützt. Ein guter Platz für die Nacht. Er hörte leichte Schritte, die sich ihm näherten und der Wind trieb den Geruch der Frau zu ihm. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie neben ihm stehen bleib. "Ein guter Lagerplatz", sagte Rin. Überrascht wandte Keisuke den Kopf. Er hatte noch keine Äußerung über seinen Entschluss gemacht, die Nacht hier zu verbringen und sie wusste es schon? Ohne auf seine Antwort zu warten, wandte sie sich wieder um und ging zu dem Drachen. "Kommt, Jaken-sama. Wir werden für heute Nacht hier unser Lager aufschlagen." Sie packte den kleinen Dämon einfach unter den Armen und hob ihn vom Sattel herunter. Jaken stöhnte leicht auf, als er nun auf der Erde stand und vorsichtig die ersten Schritte ging. "Ach herrje. Ich bin es nicht mehr gewohnt solch lange Zeit im Sattel zu verbringen." "Ruht dich aus, Jaken-sama", sagte Rin. "Ich werde mich um das Lager kümmern." Mit raschen Bewegungen, die auf Übung schließen ließen, löste sie die Packtaschen von dem Sattel und legte sie unter die Bäume. Dann entfernte sie den Sattel und kraulte den Drachen am dicken Bauch. Genießerisch rieb der Drache seinen linken Kopf an Rin’s Schulter. Sie klopfte ihm abschließend auf den Rücken. "Geh fressen, Ah-Uhn. Morgen werden wir schon früh aufstehen und weiterreisen." Keisuke hatte sich an den Felsen gelehnt und sie aus halb geschlossenen Augen betrachtet. Es wunderte ihn, dass sie keinerlei Anstalten machte ihm zu befehlen, ihr zu helfen, oder gar alles ihm übertrug. Aber er würde sich über diese Tatsache ganz gewiss nicht beschweren. Je weniger er persönlich mit ihr zu tun hatte, desto besser war es. "Ich gehe Holz sammeln. Ruht dich solange aus, Jaken-sama", sagte Rin und machte sich sofort auf die Suche nach Brennholz. Ohne auf ihren Leibwächter zu achten, verschwand sie in den Büschen. Keisuke war etwas verblüfft und so reagierte er auch nicht gleich, als ihn Jaken mit quäkender Stimme anfuhr. "Was trödelst du hier herum und starrst Löcher in die Luft? Folge ihr und pass auf, dass sie in keine Schwierigkeiten gerät." Mit einem leisen Schnauben machte Keisuke sich auf den Weg. Soviel zu dem Thema, sich so wenig wie möglich um diesen Menschen zu kümmern. Es war keine große Kunst Rin wiederzufinden. Erstens machte sie sich nicht die Mühe und verwischte ihre Spuren und dann war sie auch damit beschäftigt sich alle paar Schritte zu bücken und kleine Äste oder auch Zunderholz zu sammeln. Sie wandte nur leicht den Kopf, als Keisuke neben ihr auftauchte und konzentrierte sich dann wieder auf ihre Aufgabe. Dieses Weib verhielt sich nicht typisch für eine Hime. Sie packte selbst mit Hand an, und kam offensichtlich auch nicht auf den Gedanken ihn für ihre Zwecke ein zuspannen. ~Nur gut so~, dachte Keisuke. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, streiften die beiden durch den Wald. Der Holzberg in Rin's Armen hatte einen schon beachtlichen Umfang angenommen. Er geriet immer mehr in gefährliche Bewegung, wenn die junge Frau sich bückte um noch einen Holzzweig aufzunehmen. Frustriert blieb sie stehen. Ihre Wangen hatten sich in der frischen Abendluft gerötet. Einige Haarsträhnen hatten sich gelöst und wehten ihr ins Gesicht. Sie schürzte die Unterlippe und blies einen stoßartigen Luftzug nach oben. Die Haarsträhnen wirbelten hoch und sie hatte wieder freie Sicht. Etwas ratlos sah sie sich um und ihr Blick blieb auf ihrem Leibwächter hängen. Das war die Lösung. Sie trat auf ihn zu. "Keisuke-san, würdet Ihr bitte?!?" Ohne große Umstände streckte sie ihm den Holzstapel entgegen und unwillkürlich nahm ihn der Youkai in Empfang. Kaum schlossen sich seine Arme um das Holz, schalt er sich einen dummen Narren. Wie hatte er sich nur so überrumpeln lassen? Doch bevor er noch protestieren konnte, hatte sich Rin abgewandt und machte sich auf die Suche nach weiterem Holz. "Das war keine gute Idee", protestierte Keisuke. "So kann ich Euch nicht beschützen, wenn wir angegriffen werden." Mit aller Macht riss er sich zusammen nicht einfach den Holzstapel fallen zu lassen und er versuchte auch seiner Stimme nicht einen ganz so ärgerlichen Klang zu geben. Offensichtlich gelang es, denn die junge Frau machte keinerlei Anstalten ihn zu rügen. Sie machte nur mit dem Holz sammeln weiter. "Wenn irgendeine Gefahr in der Nähe wäre, dann hättet Ihr Euch anders verhalten. Doch Ihr ward ganz entspannt." Sie richtete sich auf. "Doch wenn es Euch beruhigt, dass Holz sollte nun ausreichen, um wenigstens die halbe Nacht zu brennen. Also können wir zurückgehen." Gemeinsam kehrten sie zum Lagerplatz zurück. Ah-Uhn hob kurz den Kopf vom Grasen, als er hörte, wie sie durch die Büsche traten. Doch dann wandte er sich unverzüglich seiner Mahlzeit wieder zu. Leises Schnarchen verkündete, dass Jaken in der Zwischenzeit mit voller Aufmerksamkeit den Lagerplatz bewacht hatte. Er lehnte mit geschlossenen Augen an dem Baumstamm, sein Mund war leicht geöffnet und laute Schnarchgeräusche entwichen ihm. Unverzüglich machte sich Rin daran ein Lagerfeuer herzurichten. Nachdem sie den Stapel Holz zurecht gelegte hatte, griff sie in ihre Tasche und beförderte ein kleines Kästchen zu Tage. Diesem entnahm sie ein kleines Holzstäbchen. Mit einem energischen Ruck strich sie die Kuppe an der Seite des Kästchens entlang. Eine kleine Flamme zischte auf und Rin legte das Hölzchen behutsam an den Zunder. Keisuke hatte den restlichen Holzstapel abgelegt und sich zu den Felsen zurückgezogen. Auf einen der etwas niedrigeren hatte er sich niedergelassen. Ein Bein unterschlagen, das andere angewinkelt, sein linker Arm ruhte auf dem aufgerichteten Knie. Unablässige tasteten seine Sinne die Umgebung ab. Doch es war so wie Rin gesagt hatte, es befand sich kein Dämon in ihrer Nähe. Nur die Tiere der Nacht, die allmählich zur Aktivität erwachten, waren zu hören. Rin’s Tun weckte seine Aufmerksamkeit. Doch er gab sich nicht die Schwäche nachzufragen, wie sie es so schnell geschafft hatte ein Feuer zu entzünden. Für ihn zählte nur die Tatsache, dass er sowenig Kontakt wie möglich mit diesem Mensch hatte. Rin weckte Jaken auf und kramte aus ihren Reisetaschen ein wenig von dem Proviant heraus, der ihnen mitgegeben worden war. Zufrieden nahm Jaken es zur Kenntnis. Rin hatte ebenfalls mehrere dünne Decken aus den Taschen geholt. Eine davon reichte sie Jaken, der sie sich sofort um die Schultern wickelte. Mit der anderen in der Hand ging Rin zu Keisuke und reichte sie ihm mit einem Lächeln. "Hier, die Nacht dürfte kühl werden." Mit einem geringschätzigen Blick musterte Keisuke die ausgestreckte Hand. "Ich benötige solche Dinge nicht. Ich bin ein Youkai." Rin sah ihn nur schweigend an, dann zuckte sie kurz mit der Schulter. "Ich vergaß", murmelte sie leise. Sie legte die Decke neben Keisuke. "Wenn Ihr Euch es anders überlegen solltet", mit diesen Worten wandte sie sich wieder dem Feuer zu. Dort ließ sie sich nieder. Aß ein wenig und wickelte sich dann schließlich zum Schlafen in die Decke. ************************************************************************ Ende Kapitel 2 Nach ein paar Tagen kommen die Drei auch schon an ihrem Ziel an. Doch die "Ankunft auf Schloss Nakazato" beginnt mit einer nicht ungefährlichen Situation. Bis in zwei Wochen Liebe Grüße chaska Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)