Rin's Reise von chaska ================================================================================ Kapitel 14: Kampf um Rin’s Leben -------------------------------- Hallo ihr Lieben, Das nächste Kapitel geht online und die Geschichte nimmt erneut Fahrt auf. Viel Spaß beim Lesen... ********************************************************************* Kampf um Rin’s Leben Noch lag der Morgennebel in der Luft. Jaken atmete tief ein, als er aus seinem Raum auf den kleinen Balkon trat. Man konnte den nahenden Herbst nicht nur sehen, sondern auch spüren. Die Nächte wurden allmählich kühler. Die Vögel ließen sich jedoch nicht davon abhalten ihr morgendliches Konzert zu geben. Eine wahrhaft friedliche Stimmung lag über Schloss Inu no Taishou. Jaken rieb sich die Hände. Heute Nachmittag würden Lord Sesshomaru und Lady Ayaka zurückkehren. Sie waren in der Frühe mit dem Fürst Nakazato zu den menschlichen Dörfern aufgebrochen. Lady Ayaka hatte den Vorschlag gemacht zu zeigen, wie die Menschen hier lebten und was für Vorteile sich daraus für beiden Seiten ergaben. Es hatte sich in der Tat die letzten Jahre viel verändert hier. Vorbei waren die Zeiten des nomadenhaften Lebens, das er im Dienste seines Herrn geführt hatte. Vorbei war der unversöhnliche Hass, den sein Herr gegen die Menschen gehegt hatte. Zwar war er noch immer unnahbar und auch kalt berechnend, doch er lebte mehr nach dem Motto: Leben und leben lassen. Die Herrin hatte viel zu diesem Sinneswandel beigetragen. Mit einem Seufzen rückte Jaken seine Kleidung zurecht. Es wartete Arbeit auf ihn. ************************************************************************* Tief atmete Rin durch. Sie war froh, der angespannten Atmosphäre in dem Schloss entkommen zu sein. Der Antrag von Hiroki hatte sie im Grunde genommen nicht sehr überrascht. Und nun eschäftigte der junge Mann ihre Gedanken Tag und Nacht. Sie mochte ihn. Er sah gut aus und war der Erbe eines menschlichen Fürstentums. Doch würde eine Heirat auch bedeuten, dass sie ihre Eltern verlassen musste. Der Gedanke kam ihr irgendwie unwirklich vor, dass sie jemals woanders leben würde, als hier bei ihrem Ziehvater und -Mutter. Alles sprach für diese Verbindung, doch war da ein kleiner Teil ihres Herzens, der damit nicht einverstanden war. Dabei wusste sie noch nicht einmal warum sie dieses Gefühl nicht abschütteln konnte. Gedankenverloren zupfte sie an den Zügeln ihres Pferdes und lenkte das Tier abseits der Straße. Gehorsam folgte der Braune dem Befehl. Rin vergaß für einen Moment ihre schweren Gedanken und wandte ihre Aufmerksamkeit ihrer Umgebung zu. Das Laub färbte sich allmählich und leuchtete farbenfroh in der morgendlichen Sonne auf. Wie gut, dass ihre Eltern nicht da waren. Sie waren Früh aufgebrochen. Nur so war es ihr gelungen sich in den Stall zu schleichen und sich ein Pferd zu satteln und damit zu verschwinden. Die beiden Wachen am Tor hatte sie durch ihre bestimmte Art überzeugt, sie passieren zu lassen. Sie hatte sie einfach damit angelogen, dass sie ausreiten durfte. Und wer wagte es sich der Prinzessin der westlichen Länder entgegen zu stellen? Ihr schlechtes Gewissen regte sich, als sie daran dachte, dass es ihr verboten war alle in auszureiten. Und sie dachte daran, dass die Wachen wahrscheinlich Ärger bekommen würden, dass sie sie nicht aufgehalten hatten Es wurde wirklich Zeit umzukehren. Dann kam sie noch zur rechten Zeit um das Frühstück mit dem Fürstensohn einnehmen zu können. Diese Aussicht ließ sie lächeln und sie drückte ihrem Pferd leicht die Fersen in die Flanken und trieb es zu einem flotten Trab an. Der Weg tauchte wieder vor ihr auf. Doch in diesem Moment stoppte ihr Pferd so plötzlich, dass sie für einen kurzen Augenblick fast die Balance verlor. „Was ist los?“, fragte sie und strich dem Tier beruhigend über die rechte Halsseite. Doch das Pferd tänzelte nur schnaubend zur Seite. Rin spürte, wie sich alle Muskeln unter dem Sattel anspannten. Sie drehte den Kopf und versucht herauszufinden, was dem Tier so viel Angst machte. Doch der Wald verbarg es. „Komm schon. Hier ist nichts“, versuchte Rin es erneut, doch der Braune wich mit einem Wiehern nach hinten zurück. Sie drückte mit aller Kraft die Fersen in die Flanken, doch das Tier wich immer weiter zurück. Äste krachten, ein wildes Knurren schwang durch den Wald. Das Pferd schrie auf, dass es fast menschlich klang. Dann wurde es still…. Selbst die Vögel schwiegen. Nur ein genüssliches Schmatzen und das Brechen von Knochen war leise zu hören... ************************************************************************* Jaken schob die Tür zu Rin’s Gemächern auf und tappte hinein. Eine Dienerin, die gerade saubermachte, verbeugte sich tief vor ihm. Suchend glitt Jaken’s Blick durch den Raum. „Wo ist die Hime?“, fragte er schließlich, als er Rin nirgends entdecken konnte. Schon während seiner Frage kam ein wohlbekanntes ungutes Gefühl in ihm hoch. „Ich weiß es nicht“, antwortete die Dienerin. Das schlechte Gefühl verstärkte sich schlagartig. Genau DAS hatte eigentlich nicht hören wollen. Sofort machte er kehrt und ging in Richtung Hof. Kaum trat er ins Freie schlug er den Weg zu den Stallungen ein. Ein Blick genügte um zu zeigen, dass Ah-Uhn der riesige Reitdrache noch immer da war. Er rief einen der Pfleger herbei. „War die Hime hier?“, insgeheim hoffte er auf eine Verneinung, doch sank sein Herz in den Magen, als er das eifrige Nicken sah. „Gewiss, Jaken-sama. Sie ließ sich ein Pferd satteln und ist ausgeritten.“ Der Dämon zuckte zusammen, als Jaken heftig anfing zu fluchen. Irritiert sah er dem Krötendämon nach, wie er auf schnellen kurzen Beinen aus dem Stall watschelte. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Rin war mal wieder allein unterwegs. Gerade jetzt. Die junge Frau ahnte nicht, in was für einer Gefahr sie schwebte und gerade jetzt waren weder der Herr noch die Herrin zugegen. Sie waren mit dem Fürsten Nakazato unterwegs in den Ländereien. Jaken blieb inmitten des Hofs stehen. Feine Schweißtropfen bedeckten seine Stirn. „Was soll ich bloß tun? Der Herr wird mich umbringen. Oh, ihr Götter.« „Ihr scheint Sorgen zu haben Jaken-sama!?“ Die voll tönende Stimme riss Jaken hoch. Vor ihm stand mit einem breiten Lächeln Hiroki, der Fürstensohn. „Ich wollte zwar gerade Rin-chan besuchen, doch natürlich würde ich Euch gerne behilflich sein, wenn ich es kann.“ „Es geht um die Hime“, stieß Jaken erleichtert hervor. Die Augenbrauen von Hiroki zogen sich zusammen. „Was ist mit ihr?“ „Offenbar ist sie ohne Begleitung ausgeritten. Und ausgerechnet jetzt, wo weder der Herr noch die Herrin da sind.« „Ich bin sicher ihr passiert nichts. Ich habe Rin-chan als eine durchaus fähige Frau kennen gelernt. Die sich auch in schwierigen Situationen behaupten kann“, erwiderte Hiroki zuversichtlich. „Vielleicht, doch hat sich die Situation in unsere Abwesenheit geändert. Es gab Übergriffe von einem Bärenyoukai auf verschiedene Dörfer. Dabei gab es auch Tote. Der Herr wollte in den nächsten Tagen sich auf die Suche machen und den Youkai ausschalten, der das verursacht hat. Rin weiß nichts davon und es kann sein, dass sie unwissentlich genau diesem Untier in die Fänge stolpert“, sagte Jaken und ein Beben erfasste seine Körper. „Ich darf gar nicht daran denken, was er dann mit ihr macht.“ Hiroki starrte Jaken ungläubig an. „Rin ist in Gefahr? Wir müssen etwas unternehmen. Ich werde sofort aufbrechen und sie suchen, Jaken-sama…. Sorgt Ihr bitte dafür, dass sich Keisuke-san hier bei mir einfindet. Er ist bestimmt am Besten geeignet Rin zu finden und ich hätte ihn gern als Begleiter.“ Jaken’s Gesicht klärte sich auf. „Das ist die Idee. Gewiss. Ich eile... wartet hier.“ Und schon watschelte er in Windeseile davon. Hiroki ließ sich in der Zwischenzeit sein Pferd satteln. Kaum führte er es aus dem Stall, sah er schon, wie Keisuke in Begleitung von Jaken herbeikam. Das Gesicht des Inuyoukai war eine einzige grimmige Miene. „Beeilen wir uns“, sagte er nur und die Worte wurden von einem leichten Knurren begleitet. „Kein Pferd?“, fragte Hiroki und schwang sich in den Sattel. „Ich bin schneller, als so ein Vieh“, sagte Keisuke und wandte sich schon in Richtung Schlosstor. „Wie du meinst“, murmelte Hiroki und stieß mit den Fersen leicht in die Flanken des Pferdes. Mit einem tiefen Schnauben setzte sich das Tier in Bewegung und folgte dem Inuyoukai durch das Tor nach draußen. Kaum hatten sie das schwere Tor passiert, verfiel Keisuke in einen schnellen Lauf. Er wollte so bald wie möglich aus der Nähe des Schlosses kommen, um leichter Rin’s Spur aufnehmen zu können. Er sah sich nicht um, doch er hörte deutlich, wie der Fürstensohn ihm folgte. Nach kurzer Zeit stoppte der Youkai und blieb stehen. Augenblicklich zog Hiroki die Zügel an und stoppte ebenfalls. Schnaubend tänzelte das Pferd auf der Stelle. Schweigend, um Keisuke nicht zu stören, sah er zu seinem Begleiter. Der Inuyoukai hatte die Augen geschlossen und den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Die Nasenflügel weiteten sich, als er den Wind prüfte. Keisuke bot ein Bild der vollständigen Konzentration, nichts verriet, wie aufgewühlt er im Inneren war. Die Sorge brannte heiß in ihm und was der Wind ihm zutrug vergrößerte sie sogar. Blut...und die Witterung von Rin. Aus derselben Richtung. Hiroki zuckte zusammen, als Keisuke schlagartig die Augen wieder öffnete. „Hast du...?“, fing Hiroki an. „Dort entlang«, sagt Keisuke und zeigte in die entsprechende Richtung. Er warf einen schnellen Blick zu dem Fürstensohn. „Und beeilt Euch. Ansonsten finden wir nur noch ihre Leiche.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, da rannte er schon los. Hiroki riss sein Pferd herum und gab ihm die Sporen. Die Worte des Youkai hatten seinen Herzschlag in die Höhe getrieben. Hatte Keisuke übertrieben oder befand sich Rin wirklich in tödlicher Gefahr? Auf jeden Fall musste er sein Pferd ganz schön antreiben, um mit dem Youkai Schritt halten zu können. Er dankte den Göttern dafür, dass sein Tier die letzten Tage Zeit gehabt hatte sich zu erholen. Ansonsten hätte er seinen Führer schon nach kurzer Zeit sicher verloren. Keisuke zitterte innerlich. Der Geruch, der ihn wie einen roten Faden durch den Wald führte wurde intensiver und damit wurde auch seine Sorge größer. Blut... es grauste ihm bei den Gedanken, was sie womöglich an ihrem Ziel angekommen finden würden. Der Weg machte vor ihnen eine Biegung und kaum hatten sie sie erreicht, stoppte Keisuke scharf. Hinter sich hörte er wie schnaubend das Pferd zum Stillstand kam. „Was...?“, begann Hiroki und verstummt im Angesicht dessen, was er dort sah. Inmitten auf dem Weg befand sich eine große Blutlache. „Ihr Götter, wie sind zu spät“, murmelte er erschüttert. Keisuke hatte sich inzwischen niedergekniet und untersuchte das Blut. Wie er es schon wahrgenommen hatte, handelte es sich dabei um das Blut von einem Pferd. Nicht von Rin. Der Wind blies warm über die beiden Männer hinweg und wehte ein Stück Stoff genau vor Keisuke’s Finger. Instinktiv griff er zu und zuckte zusammen, als gleichzeitig der Geruch von Wildblumen seine Nase streifte. Bei dem Stoff handelte es sich um das Stück aus einem seidenen Haori und er wusste nur zu genau, wem er gehörte. ~ Rin ~, unwillkürlich presste er das Stück Stoff an seine Nase und atmete tief ein. Ja das war Rin und ... ihr Blut. Er hielt den Fetzten ein wenig vom Gesicht ab und sah genau hin. Dort am Rand befanden sich nur Stecknadelkopf große Blutspritzer. Aber es war eindeutig Rin’s Blut. Sie war also doch nicht unverletzt aus diesem Überfall hinausgekommen. Doch wo war sie jetzt? Er hob den Kopf und ließ den Blick über der näheren Umgebung streifen. Von der Blutlache führte eine breite Schleifspur seitlich in den Wald. Der Youkai musste das tote Tier und Rin mitgenommen haben. Denn auch die Spur von Rin’s Geruch wies in dieselbe Richtung. Keisuke erhob sich. Seine Hand ballte sich so fest um das Stück Stoff, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. „Rin lebt noch“, er musste fest daran glauben, ansonsten war sein Leben wertlos. „Wir folgen der Spur, bis wir sie finden.“ Hiroki war erleichtert, das zu hören. Das Blut hatte ihn das Schlimmste befürchten lassen. Er stieg ab und nahm den Braunen an die Zügel. „Dann los. Geh vor!“ Keisuke nickte nur und machte sich daran der Spur zu folgen. Sie führte seitlich zwischen die Bäume, folgte keinen bestimmten Pfad, wich mal nach rechts oder mal nach links ab. Doch immer in nördliche Richtung. Das Gelände wurde uneben. Leichte Erhebungen zogen sich durch den Wald und trieben Hiroki den Schweiß auf die Stirn, während sie sie erklommen. Dem Youkai sah man keinerlei Anstrengungen an. Stetig hielt er sein Tempo und suchte geschickt seinen Weg. Mit einem Mal blieb er stehen. „Wir haben sie gefunden“, sagte er leise. Hiroki lief ein Schauder über den Rücken, als er neben seinen Gefährten trat. Doch außer Bäume konnte er nichts erkennen. Enttäuschung durchfuhr ihn. „Wo ist sie?“, fragte er. Der Youkai hob den Arm und zeigte vorwärts. „Wir kommen gleich in eine Senke und dort befindet sich auch ein Hügel mit einer Höhle darin. Dorthin führt die Spur.“ Er wandte den Kopf und sah den Fürstensohn an. „Wir werden in diese Höhle gehen und Rin dort herausholen. Wenn wir Glück haben, ist der Youkai nicht da. Doch meistens verlassen sie ihren Bau nicht so bald, nachdem sie gefressen haben. Vor allen Dingen hat er ja auch noch Rin und wird nicht riskieren wollen, dass sie flieht, wenn er nicht mehr da ist. Also wird er höchstwahrscheinlich da sein. Sobald wir dort sind, werdet Ihr Rin nehmen und von dort fliehen. Bringt sie zurück zum Schloss.“ „Und was ist mit dir?“, fragte Hiroki zurück, während er das Schwert in der Scheide lockerte. „Ich werde den Youkai aufhalten.“ „Dabei kann ich dir helfen. Sobald ich Rin aus der Höhle gebracht habe“, antwortete Hiroki leicht irritiert. „Pah", stieß Keisuke verächtlich aus. „Vielleicht glaubt Ihr zu wissen, was uns dort erwartet, nur weil ich sagte es ist ein Bärenyoukai, doch glaubt mir Hiroki-sama, so etwas habt Ihr noch nie in Eurem Leben gesehen und wollt es auch nie wieder sehen. Das ist kein normaler Bär, das ist eine reißende Bestie und wir wollen ihr ihre Beute streitig machen. Das ist, als ob wir direkt in den Schlund der Hölle spazieren.“ „Hört sich ja echt nett an“, murmelte der Fürstensohn. „Doch uns bleibt ja wohl kaum eine andere Wahl.“ Keisuke mustere sein Gegenüber. Man konnte über Menschen sagen was man wollte, doch dieser Mann hier war kein Schwächling oder gar Feigling. Er würde Rin ein guter Gefährte sein. Der Gedanke war so plötzlich gekommen und hinterließ einen Schmerz, auf den Keisuke nicht vorbereitet gewesen war. Doch war es eine Tatsache. Es hatte sich schon herumgesprochen, dass Sesshomaru-sama entschieden hatte, die Verbindung zu dem menschlichen Fürsten durch eine Heirat zu vertiefen. Im Grunde war er von Anfang an chancenlos gewesen. Er war ein rangniederer Youkai, ein Mitglied der Palastwache. Niemals, selbst wenn Sesshomaru von seinen Gefühlen gewusst hätte, hätte er dieser Verbindung zugestimmt. Zumal Rin in der letzten Zeit mehr als abweisend gewesen war. Mit leichter Trauer erinnerte er sich an ihre Zusammenkunft auf dem Übungsplatz der Fürstenfamilie, die die Fürstin Ayaka arrangiert hatte. Nichts war so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Jetzt hatte er wenigstens die Möglichkeit der Hime einen letzten Dienst zu erweisen indem er sie vor den grausigen Tod unter den Krallen des Youkai rettete. Es war durchaus möglich, dass er diesen Kampf nicht überlebte. Und wenn doch, dann würde er ohnehin das Schloss verlassen. Doch das lag alles in einer ungewissen Zukunft. Jetzt hieß es Rin zu retten. Dabei hoffte er dass die junge Frau wirklich noch lebte. Hiroki band sein Pferd an einen tiefhängenden Ast fest und folgt Keisuke. Leise auf jedes Geräusch achtend, schlichen sie sich näher. Die Bäume wichen zur Seite und eine kleine freie Fläche tauchte vor ihnen auf. So wie es Keisuke gesagt hatte, befand sich unmittelbar auf der ihnen gegenüberliegenden Seite eine steile Steinwand in deren Mitte ein dunkles Loch gähnte. „Dort ist es“, sagte Keisuke leise und starrte mit brennenden Augen auf den dunklen Höhleneingang. Hiroki stand direkt neben ihm. Er sah ebenfalls die blutige Spur, die bis dorthin führte. Sein Herz war voller Sorge um Rin. Ob sie sie finden würden? Und wenn, war sie dann überhaupt noch am Leben? „Wenn wir reingehen, dann werde ich mich um den Youkai kümmern und Ihr werdet Rin in Sicherheit bringen“, Keisuke sah den Fürstensohn eindringlich an. „Ihr werdet sie unverzüglich zum Schloss zurückbringen. Ihr werdet nicht zurücksehen oder auf mich warten.“ Wiederholte er nochmals eindringlich seine Worte. Hiroki nickte wortlos. „Also los!“, sagte Keisuke und zog sein Schwert. Hiroki folge ihm unverzüglich und zog ebenfalls sein Schwert, obwohl ernsthaft bezweifelte, damit einem angreifenden Bärenyoukai gewachsen zu sein. Er musste gewaltig sein, wenn er ein großes Pferd und auch noch eine Frau mit sich schleifen konnte und auch noch über eine solche Strecke. Mit langsamen, wachsamen Schritten überquerten sie den freien Platz vor der Höhle. „Ist er überhaupt drin?“, fragte Hiroki leise. Keisuke nickte. „Ja, ich kann ihn deutlich spüren und wittern.“ Sie erreichten den Höhleneingang ohne Zwischenfälle. Der dunkle Höhleneingang schluckte sie. Es war ein seltsames Gefühl in diese Dunkelheiteinzutauchen. „Wir hätten Fackeln mitnehmen sollen“, flüsterte Hiroki leise. Er hatte unwillkürlich die Stimme gesenkt. „Es wird dort vorne besser. Es scheint, als ob ein Stück der Höhlendecke eingestürzt ist“, antwortete Keisuke. Sie umschritten eine Biegung und blieben stehen. Vor ihnen öffnete sich ein kleiner Platz. Fahles Tageslicht fiel von einem Durchbruch in der Decke zu Boden und schuf eine Insel der Helligkeit in der Schwärze. Der Gang schien sich nach rechts fort zu setzten. Auf der freien Fläche lag der blutige Körper des Pferdes, oder zumindest, was davon übrig geblieben war. Und auf der linken Seite nahe der Wand, ein regloser Körper. Blutbeschmiert und mit zerrissenen Kleidern. „Rin...sie ist tot“, stöhnte Hiroki. „Nein... sie lebt ... noch“, eine tiefe grollende Antwort kam aus dem Gang vor ihnen. Hiroki zuckte zusammen. Nur der Inuyoukai stand regungslos da. Er hatte gewusst, dass sie nicht allein waren. Die Dunkelheit schien in Bewegung zu geraten. Ein riesiger massiver Schatten kam näher. Er füllte fast die gesamte Gangbreite und -höhe aus. Er hatte die Lichterinsel erreicht und das, was sich da aus der Dunkelheit schälte, ließ Hiroki vor Schrecken starr werden. Es handelte sich um einen riesigen Bären. Den größten, den er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Seine Schulterhöhe musste schon während er auf vier Beinen ging an die zwei Meter betragen. Gewaltige Muskelberge bewegten sich unter struppigem schwarzbraunem Fell. Die Blut verschmierte Schnauze hob sich witternd. Kleine schwarze Augen musterten sie heimtückisch. „Ein Inuyoukai und ein Mensch“, grollte es ihnen entgegen. „Verschwindet von hier. Es sei denn, ihr wollt meinen Speiseplan erweitern.“ „Wir werden gehen“, antwortete Keisuke ruhig. Er hatte geahnt, was für ein Gegner hier auf ihn wartete. Er selbst war ein guter Kämpfer und er war sehr stark. Doch gegen diesen Muskelberg von roher dämonischer Gewalt würde er es sehr schwer haben. Vielleicht würde sein Können diesmal nicht ausreichen. Er verbot sich eisern nur einen einzigen Blick in die Richtung von Rin zu werfen. Die Sorge um die junge Frau brannte tief in ihm. Alles in ihm schrie ihm zu, zu ihr zu gehen und sich zu vergewissern, dass sie lebte, dass es ihr gut ging. Doch er war ihre einzige Chance lebend hier herauszukommen. „Wir werden gehen“, wiederholte er mit fester Stimme ruhig und hob das Schwert in Richtung des Bärenyoukai. „Doch wir werden die junge Frau mitnehmen.“ Der schwere Schädel des Bären bewegte sich verneinend von links nach rechts. „Nein... Sie ist meine Beute. Ich teile nicht. Jagd dir was eigenes, Hund“ Der massive Körper bewegte sich vorwärts in Richtung Rin. Keisuke machte zwei schnelle Schritte und stellte sich mit erhobenem Schwert zwischen den reglosen Körper und den Youkai. „Verschwinde!“, grollte der Bär drohend. Ohne seinen Blick von seinem Gegner zu nehmen, rief Keisuke dem noch immer erstarrten Fürstensohn zu. „Hiroki... nimm Rin und verschwinde!“ Der dringliche Ruf durchbrach endlich Hiroki’s Erstarrung. Er steckte das Schwert weg und rannte zu Rin. Rasch hob er ihren reglosen Körper auf seine Arme und wandte sich zum Ausgang. „Keisuke?« „Lauft... Lauft und schaut nicht zurück“, schrie der Inuyoukai. Denn in diesem Moment kam Bewegung in den Bären. Mit einem infernalischen Brüllen stürzte er vorwärts auf Keisuke zu. Hiroki warf sich herum und rannte los, als wären sämtliche Teufel der Hölle höchstpersönlich hinter ihm her. In Rekordzeit erreichte er den Ausgang. Ein leises Stöhnen ließ ihn kurz zögern. Er warf einen Blick auf Rin hinunter. Die junge Frau erwachte gerade aus ihrer Bewusstlosigkeit. Im ersten Moment wusste Rin nicht wo sie war. Sie spürte nur ein Schaukeln und die Erinnerungen übermannten sie. Mit einem lauten Schrei öffnete sie die Augen. „Ganz ruhig, Rin-chan, du bist in Sicherheit!“, versuchte Hiroki sie zu beruhigen. Er musste stehen bleiben, denn sie begann unkontrolliert zu strampeln. Ungläubig hielt Rin inne, als sie den jungen Mann erkannt. „Hiroki...", flüsterte sie ergriffen. Tränen kam hoch und rannen über ihre verschmutzen Wangen. Ohne groß zu überlegen, warf sie ihm die Arme um den Hals und presste sich fest an ihn. „Bei allen Göttern, was bin ich froh“, sie hob den Kopf. „Wie habt Ihr mich gefunden?“ Hiroki lief wieder los. „Dein Leibwächter hat deine Spur gefunden und wir haben dich aus der Höhle geholt.“ „Keisuke... wo ist er?“ In diesem Moment erreichte sie ein ohrenbetäubendes Brüllen und das Brechen von Felsen. Rin wurde bleich. Sie wusste mit einem Schlag, wo sich der Inuyoukai befand. Hiroki erreichte in diesem Moment das Pferd, das sie zurückgelassen hatten. Es tänzelte nervös hin und her. Die Zügel mit denen er es angebunden hatte, spannten sich bis zum Zerreißen. Mit Schwung beförderte er Rin in den Sattel, löste die Zügel und sprang hinter ihr auf. Die rechte Hand schlang er um ihren Körper, um sie vor dem Runterfallen zu bewahren. Rin krampfte ihre Hände unwillkürlich in die lange Mähne des Braunen. „Wir müssen ihm helfen!“, schrie sie. Hiroki rammte dem Pferd die Fersen in die Flanken und mit einem gewaltigen Satz sprang es vorwärts. „Nein... Er sagte, ich soll dich in Sicherheit bringen. Wir sollten seinen letzten Wunsch respektieren“, schrie er gegen den Wind an, der ihnen durch den rasenden Galoppn entgegenpeitschte. Verzweifelt klammerte sich Rin fest. ~Keisuke~, durchzuckte es sie schmerzhaft. So wie es schien hatte sich der Youkai geopfert um ihr Entkommen zu ermöglichen. ************************************************************************* Unruhig wanderte Jaken im Hof vor dem schweren Tor hin und her. Gelegentlich blieb er stehen und starrte mit zusammengekniffen Augen den Weg hinaus um die Ankunft seines Herrn nicht zu verpassen. Doch auch jetzt war nichts zu erkennen. Wieder nahm er seine Wanderung auf. ~Warum nur?~, dachte er. ~Was habe ich denn getan, dass es immer ich sein muss, die solche schlechte Nachrichten zu überbringen hat?~ „JAKEN-SAMA!“ der Ruf riss ihn fast von den Füßen. Er blieb stehen und sah hoch in Richtung der Mauerwehr, wo Inuyoukai von der Palastwache ihren Dienst schoben. Einer stand an der Brüstung und steckte den Arm aus. „Seht… sie kommen!“ Jaken sah augenblicklich zum Tor hinaus. Dort in der Ferne konnte er Reiter sehen. Das waren der Fürst Nakazato und seine Wachen. Und dort... daneben konnte er die Gestalten von Sesshomaru und Ayaka ausmachen. Die beiden Dämonen hatten sich nicht dazu herabgelassen auf Pferden zu reiten. Die Zeit, die der Trupp benötigte um endlich durch das Tor auf den Hof zu reiten, währte in Jaken's Augen eine halbe Ewigkeit. „Sesshomaru-sama!“, rief er aus und warf sich der Länge nach auf den Boden, kaum war der Fürst vor ihn getreten. Die goldenen Augen von Sesshomaru verengten sich zu Schlitzen. Hier war etwas nicht in Ordnung. Er kannte diese demütige Geste nur zu genau. „Was ist passiert?“, fragte er leise und mit kühler Stimme. Ayaka trat an seine Seite. Ihr Blick wurde besorgt, als sie Jaken im Staub liegen sah. „Mein Herr… ich konnte es nicht verhindern«, stieß Jaken hervor. „Und was konntest du nicht verhindern?“, frage Sesshomaru nach, der spürte, wie seine Geduld sich langsam dem Ende näherte. Jaken wagte nicht den Kopf zu heben. „Die Hime ist ausgeritten. Sie wusste nichts von dem Verbot sich nicht vom Schloss zu entfernen..." „Der Bärenyoukai... Sesshomaru-sama", rief Ayaka erschrocken aus und ihre Hand griff Halt suchend nach dem Arm ihres Gefährten. „Was ist passiert?“, kam die Frage von Nakazato. Er hatte aus den Stimmen und den Worten herausgehört, dass es keine guten Nachrichten gab. Noch immer den Kopf auf dem Boden sagte Jaken. „Euer Sohn und Keisuke sind losgezogen um die Hime zu finden.“ „Ist mein Sohn in Gefahr?“, fragte Nakazato und seine Finger umklammerten die Zügel so fest, dass die Knöchel durch die Haut schimmerten. Ohne ein Wort drehte sich Sesshomaru um und ging auf das Tor zu. „Wir werden sie finden und alle unversehrt zurück bringen“, sagte Ayaka und warf sich herum um ihren Gefährten zu folgen. Jaken wagte es den Kopf zu heben. Er sah noch, wie der Fürst und seine Gefährtin wie der Blitz verschwanden. Hörbar atmete er auf und stemmt sich auf die Beine. Er spürte neben sich eine Bewegung und als er sich umdrehte, sah der den menschlichen Fürsten vor sich. „Jaken-sama ich erwarte eine ausführliche Erklärung.“ Soviel zu der Vorstellung: Die Beichte wäre vorbei. ************************************************************************** Ende Kapitel 14 Rin ist für’s erste auf den Weg in Sicherheit. Doch was ist mit Keisuke? Hat der Inuyoukai die Rettung von Rin mit seinem eigenen Leben bezahlt? Die „Liebe eines Youkai“ kann vielleicht Wunder geschehen lassen. Bald geht es weiter. Liebe Grüße chaska Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)