Auszug aus "Logbucheintragungen" von HasiAnn (LEST ES NICHT!!!! Es sind nur dumme Auszüge, die keiner versteht!!!) ================================================================================ Kapitel 1: Das Laborteam ------------------------ Ok, das hier ist der Anfang von Teil 3. Hier wird das Laborteam das erste Mal vorgestellt. Es war wieder einer dieser Tage, die man am liebsten verfluchen möchte. Es war kalt, es war grau, es war nass, es war ungemütlich, es war unheimlich viel zu tun. Um nicht zusagen, es war der 20. Dezember und es hatte diese Saison noch kein einziges Mal geschneit. Das konnte man getrost als Katastrophe bezeichnen, was Anni anging, immerhin war es Dezember kurz vor Weihnachten und die weißen Flocken hätten der roten Kriegerin schon gut getan. Es war nun zwanzig Tage her, seit sie die Flying Lamb verlassen und die Strohhutbande das letzte Mal gesehen hatte. Das war nicht leicht für sie, da sie die Piraten ins Herz geschlossen hatte. Aber sie wusste ja, dass sie sie Weihanchten wieder sieht. Zumindest hoffte sie das. Ihr Plan war, sich am 24. auf zu machen und sie zum Stütztpunkt zu zerren. Es würde ja wohl irgendwie möglich sein, ein ganzes Schiff durch das verdammt Dimensionstor zu kriegen. Wenn das die Goaul't schaffen, dann sie doch erst recht. Sie musste nur daran denken, früh genug loszugehen. Oder was auch immer. Doch es war erst der 20., noch genug Zeit, um sich mit den Laborgenossen zu zanken. Es war wohl die Lieblingsbeschäftigung der vier Partner, sich über die sinnlosesten Sachen zu streiten, so ob es Einfluss auf das Klima hätte, wenn sich 0,1% CO2 endotherm im Wasser lösen oder ob die Änderung verschwindent gering wäre. Wissenschaftler unter sich. Klar, waren die vier Freunde und nichts in der Welt könnte das durchbrechen. Vor einem halben Jahr, nach der Katastrophe mit Ecco schlossen sich ein Medizinstudent, eine Medizindoktorin, ein Graphikdesignazubi und eine Chemiestudentin zusammen, hauten ihre Kohle in einen Topf und bauten sich eine eigene Wohnung mit einem richtigen, echten, funktionierenden und gut verfließten Labor. Jeder zog seinen Nutzen aus ihren Forschungsarbeiten, die sie hauptsächlich für das SG-Programm durchführten. Sie bekamen Daten zugeschickt – quasi einen Wisch, auf dem entweder ein ellenlanger Text stand oder nur eine Ansammlung beliebig scheinender Zahlen – und mussten sie nach gutem Wissen und Gewissen auswerten und in Tabellen oder Diagramme fassen, soweit es den jungen Nachwuchsforschern möglich war. Auch wenn das Themengebiet ihrer Auswertungen nicht ganz ihren eigenen Spezialitäten entsprach, war das Training im logischen Denken und Kombinationsfähigkeit genauso gefragt, wie bei einem guten Adventure-Spiel. Ami, die älteste in der Gruppe. Doktorantin, versucht durch die Arbeiten Inspiration zu neuen Untersuchungs- und Heilungsmöglichkeiten in der Kinder- und Kleinkinderchirurgie zu finden. Genau genommen ist sie ein Sailor-Veteran und lässt sich nicht an ihrer wissenschaftlichen Aufgabe hindern, weiterhin die Welt zu retten. Krieger ist und bleibt nunmal Krieger. Dillen, der gefallene Engel, der einst in Mayas Mutter verliebt war und deswegen den Arschtritt von den Göttern bekommen hatte, fing eigentlich als Bodenwisch-Girl in der Forschungsgruppe an. War Annis Idee, aber als sich herausstellte, dass Dillen intelligenter war, als er aussah - und darüber hinaus einen neuen Abzug und den Bunsenbrenner 6000 dem Labor zusteuerte – durfte er sich an den Forschungen beteiligen. War ihm ganz Recht. Auch als gefallener Engel braucht mal Geld und als integriertes Arbeitstier in die wirtschaftende Gesellschaft, verschwand er ein wenig aus dem finsteren Blickfeld der Götter, anderdings es Anni nie und nimmer zugelassen hätte, wenn die Götter... naja, lassen wir das. Kenneth war ein alter Kumpel von Anni. Er ging mit ihr für kurze Zeit mal auf die selbe Schule und brauchte die Forschungsarbeiten nunmehr dringend für den Pharmazie-Wisch, den er benötigte, um an weiteren Prüfungen seines Studiengangs weiter teilnehmen zu dürfen. Das ist für ihn sowas wie für Anni die Physik. Zum Kotzen. Aber durch müssen alle. Und Anni selbst musste sich als Chemikerin an ellenlanges Protokollschreiben und Zahlen Auswerten gewöhnen. Fleiß und Disziplin waren ein schwerwiegender Teil der Chemie und jede Übung war willkommen, auch wenn's nach dem hundertsten Rechenfehler allmählig nervte. Das Militär zahlt der kleinen Forschungsgruppe für ihre Arbeit nicht viel. Es reicht gerade mal, um alle Rechnungen der Wohung zu bezahlen - abzüglich aller Spesen versteht sich – und essen zu kaufen. Aber solange die vier nicht am Hungertuch nagten und noch immer Geld für Schokolade und Teelichter übrig war – für die weihnachtliche Stimmung – wohnten sie gerne in der WG, denn neben dem Labor hatte jeder sein Zimmer. Am Ende vom Flur war das putzige Bad. Gekocht wurde im Labor über dem Bunsenbrenner. Hey, Improvisation ist alles. Die vier sind die Zeit eng zusammengewachsen, die sie nunmehr in der Wohnung verbrachten. Sie nutzten diesen Abschnitt ihres Lebens, um sich weiterentwickeln zu können und für ihre weitere Zukunft gerüstet zu sein. „Ist es nicht!“ „Ist es doch!“ „Ist es nicht!“ „Ist es doch!!“ „Hier steht's doch!“, Anni knallte Kenneth ein zerknittertes Stück Papier auf den Tisch. „1976 fanden kalorimetrische Messungen mit CO2 in sämtlichen Lösungsmitteln statt und die Temperaturerniedrigung war so gut wie'n lauer Furz!“ „Mag ja sein, aber laut Chaostheorie löst durch Kettenreaktion der Flügelschlag eines Schmetterlings in Australien einen Sturm in Mexio aus.“ „Was hat denn die Chaostheorie damit zu tun?“ „Nichts, aber alles, was sich additiv verhält, lässt sich von klein auf groß summieren.“ „Bei 0,1%?!?!“ „Selbst der Wert wird irgendwann steigen und bezieh 0,1% mal auf das Volumen der gesamten Atmosphäre.“ „Ganz genau, die Konzentration ist so niedrig, dass eine Temperaturveränderung nur von jemandem wahr genommen wird, der nicht ganz dicht sein kann.“ „EY!!!““, brüllte Ami nunmehr, um die zwei Streithammel Anni und Kenneth auseinander zu kriegen. Sie reichte einen Teller mit Plätzchen an den beiden vorbei und stellte sie auf den Labortisch, auf dem dem Anlass entsprechend eine Tischdecke mit einem Weihnachtsmann lag, anstatt dem üblichen Nichts mit verschütteter Salpetersäure aus dem Ackermannsatz. „Esst das! Und Schnauze halten! Von euch krieg ich Kopfschmerzen.“, meinte die junge Frau und rieb sich den Kopf, als sie sah, wie sich die beiden jüngeren ohne weitere Worte zu verlieren auf die Plätzchen stürzten. „Weihnachtsfreaks...“, schüttelte Ami den Kopf und setzte sich ebenfalls. „Ihr seid ja schon fertig.“, betrat Dillen das Labor. „Ich dacht, ihr streite euch noch bis zum St. Nimmerleinstag, wie letztes Mal.“ „Ich hab' sie ruhiggestellt.“, grinste Ami und deutete auf die Weihnachtsplätzchen. „Oh, ach ja. Da war ja noch was.“, meinte Dillen, setzte sich ebenfalls und langte zu. „Willst du was trinken?“ „Nö, danke. Ich muss gleich noch den Essey schreiben. Wenn ich das nicht fertig kriege...“ „Hallo!!!!“, schmatzte Anni Dillen dazwischen. „Es ist Weihnachten. Wir fahren morgen nach Hause. Jeder von uns kriegt noch sein Weihnachtsgeld. Schalt mal 'n Gang zurück, Junge.“ Dillen sah irritiert zu Ami. „Wo sie recht hat.“, meinte die. „Es ist jetzt kurz vor fünf. In knapp zwölf Stunden sitzen wir im Zug Richtung Heimat. Ich würde jetzt nicht mehr so viel Dampf machen. Außerdem, du kennst Anni. Wenn du keine Weihnachtsstimmung verbreitest, bringt sie dich um.“ Daraufhin sah Dillen zu Anni, die ihn breit angrinste und nickte. Schnell stopfte er sich einen Keks in den Mund, zündete die Kerzen auf dem Tisch an, machte das Oberlicht aus und legte die CD mit der Weihnachtsmusik ein. Dann setzte er sich wieder. „Nächstes Jahr brauchen wir hier ein paar Lichterketten.“, träumte Kenneth. „Wir könnten ja ein bisschen von dem Natrium ins Wasser werfen.“, scherzte Anni, doch Kenneth sah sie schief an: „Gerne, aber ich guck dann weg. Blind werden kannst du ganz allein.“ „Hast du eigentlich die Post geholt?“ „Ja, hab' ich.“, der dunkelhaarige Junge holte eine Postkarte unter dem Zeitungsstapel hervor. „Oh, meine Schwester hat mir geschrieben.“, Anni sah sich die Postkarte an. „Sie wünscht uns frohe Weihnachten.“, alle lächelten. „Ich wünsche uns das auch. War 'n hartes Jahr.“, Anni hing ihren Gedanken nach. „Das Jahr dauert jetzt noch genau zehn Tage. Ich bin echt putt, aber dass ich Santa noch retten konnte, war die Kröhnung. Lasst und packen, Leute.“, das Mädchen stand auf. „Danach tinken wir noch 'n Schnapps. Morgen fahren wir heim. Endlich, aber unser Labor werde ich vermissen.“, sie lächelte, als sie das sagte. Sie ging auf die Tür zu. Dort drehte sie sich nochmal um und sah sich die Laboreinrichtung an. An diesem Ort hatte sie nun seit einem halben Jahr mit ihren Freunden gearbeitet, gestritten und gelacht. Die Arbeit wird ihr fehlen, aber Urlaub muss sein. Sie lächelte wieder, dann drehte sie sich um und ging den Flur entlang. Es war zu diesem Zeitpunkt zehn Minuten nach fünf am 20. Dezember... Sie hatte keine Ahnung, dass sie genau zwölf Stunden später vor dem Scherben ihrer Existens stehen sollte, da sich in der Nacht zum 21. Dezember ein unbekannter Dämon in die Wohnung der Forschungsgruppe schlich. Zu spät bemerkte Anni seine Anwesenheit, bis sie nur noch zusehen konnte, wie der Dämon mit einer riesiegen Feuerkugel auf die Wohnung zielte. Es war logisch. Anni war noch immer zur Hälfte ein Mensch und sie arbeitete auch wie einer, war umgeben von Freunden. Sie hatte sich allein dazu entschieden vom Stüzpunkt wegzuziehen und zu arbeiten. Ihr ganzer Stolz hing an ihrem neuen Zuhause, dass sie gegen ihr altes eingetauscht hatte. Es war schon schwer genug ein neues Zuhause zu finden. Eine Wohnung zu finden war nicht schwer, aber ein Zuhause daraus zu machen bedeutete Anni viel. Sie hatte ihr Herzblut in ein sicheres Zuhause gesteckt, das nun Gefahr lief, völlig zerstört zu werden. Die rote Kriegerin schaffte es lediglich, durch ihre eigene Attakte den Dämon zu vernichten, doch die Feuerkugel, zwar ohne Kontrolle, doch noch immer bedrohlich, raste auf die Wohnung zu, traf den ganzen vorderen Flügel und riss das Labor in Fetzen... Die Explosion war gewaltig, trotz dass der Feuerball nicht viel erwischte, zerstörte er genug, dass eine Rückkehr unmöglich gemacht wurde. [1] ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Es weitete sich aus zu einem mittelschweren Kampf und keiner von beiden wusste, wie er begonnen hatte. Eigentlich war es nur Ben klar, der sich schon denken konnte, dass Shanks mal wieder irgendeinen Blödsinn veranstaltet hatte und einem anderen Piraten in der Bar ein wenig zu sehr auf den Schlips getreten war, aus welchem Grund auch immer. Shanks hatte noch nie einen Grund gebraucht, Streit anzuzetteln oder zu trinken oder zu ärgern. Wichtig war ihm nur, sobald Land in sicht war, runter vom Schiff und Blödsinn machen und damit die gesamte Mannschaft in mal mehr mal weniger Gefahr zu bringen. Der TRick lag eigentlich nur darin, gerade dann zum Plattfuß eingeteilt zu werden und auf das Schiff aufpassen zu müssen, wenn der Käpt'n die Crew in "mal mehr" Gefahr bringt. Und das war hier definitiv der Fall. Beckmann war es gewöhnt und er wich bei sowas seinem Kapitän nicht von der Seite. Auch wenn Shanks immer öfter den "Schutz" eines anderen vorzog. Es war unübersehbar, dass sich der Rothaarige ständig zu dem ebenfalls rothaarigen aber nicht ganz menschlichen Senyu gesellte. Seit sie beide FReunde geworden waren und Shanks seinen Arm wieder hatte, war irgendwas zwischen ihnen. Ben konnte es nicht ganz benennen, aber es war sowieso schwer, hinter Shanks' Gedanken zu steigen. Manchmal waren sie klar und fokussiert wie ein Laserstrahl und manchmal waren sie wirr und hohl wie eine Milchtüte, die gerade ausläuft. So begann auch dieser Kampf von Pirat zu Pirat nur mit einem kleinen Rempler oder einer Gehste oder einem falschen Blick oder was auch immer. Piraten mit einer mangelnden Fähigkeit, Impulse zu zügeln oder ihre Cholerik unter KOntrolle zu halten, reicht auch schon ein Staubkorn, was sie unbeabsichtigt einatmen, um den nächsten, dahergelaufenen Pechvogel dafür die Schuld zu geben und ihn bewusstlos oder gar tot zu prügeln. Ein Piratenleben ist sowieso nichts wert, daher kräht danach kein Hahn. Allerdings sollte man sich hüten, Shanks und seine Bande zu einem unbedachten Kampf herauszufordern. Den Piratenkaiser legt man nicht einfach so aufs Kreuz, egal mit wie vielen oder wie starken Gegner er zu tun hat. Kraft, Schnelligkeit, Intelligenz, Erfahrung, Technik und sein Haki machen ihn zum unbesiegbaren Gegner. Und seit sein linker Arm wieder einsatzfähig war, war er... naja noch unbesigebarer... möchte man meinen. Aber zu diesem linken Arm gehörte ein Handycap und das hieß Senyu. Der einstige Schatten, nunmehr Mensch, weckte in Shanks immer mehr den Drang, nicht nur einen Kammeraden und guten FReund zu beschützen. Jeder wusste, Shanks würde für seine FReunde alles tun, wenn nötig, würde er für sie sterben. Aber das war an Senyu nicht das Problem. Er war nicht nur in Shanks Herz, so wie jeder von Shanks' Freunden. Senyu schien auch in Shanks' KOpf zu sein. Jede Sekunde. Und wenn man sich im Kampf nicht absolut auf seinen Gegner konzentrieren kann, sondern mit den Gedanken nur ein Fünkchen abschweift, kann das sehr schnell sehr fatale Folgen haben. Ein unbedachter Augenaufschlag, in dem Senyu nicht aufpasste und Urgi - ein unglaublich großer und auch unglaublich hässlicher, aber nichts desto trotz unglaublich starker Pirat der Plutsh-Bande - gelang ein gezielter Hieb mit dem säbel, um Senyu ein Stück Fleisch aus den Rippen zu schneiden. Der Schnitt war tief, aber nicht tötlich, nur so schmerzhaft, dass der Mann kurz aufschrie und geschäwcht zu boden stolperte, bevor er sich wieder zusammenreißen konnte, aufstand und weiter versuchte, gegen Urgi zu bestehen. Doch Senyus Schrei blieb nicht ungehört. Obwohl es auf dem "Schlachtfeld" - was eigentlich nur der Vorplatz einer kleinen Bar am Hafen war - extrem laut war, durch Geschrei, Gebrüll, Metall, das auf Metall schlug, drang Senyus Schrei direkt und ohne Umwege an Shanks' Ohr. In Shanks zog sich alles zusammen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde versteiften sich sämtliche Muskeln und ein Reflex ausgelöst im Rückenmark zwang seinen Kopf, sich in die Richtung des Schreis zu drehen, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Doch Shanks' Gegner - der Kapitän der Plutsh-Piraten - erkannte diese Schwäche viel zu schnell, ergriff seine Chance und schlug mit dem Schwert zu. Die scharfe Klinge kuschelte sich problemlos in Shanks' Brust, durchtrennte hunderte Blutgefäße, riss eine Hauptschlagader und den rechten Lungenflügel an, durchbrach vier Rippen, bevor sie aus der Haut wieder hinausglitt. Es geschah alles wie in Zeitlupe. Der fatale TReffer blieb nicht unbemerkt. Als wären alle aus Shanks' Bande irgendiwe mit ihm verbunden, drehten sich sofort mehrer Köpfe zu ihm und beobachteten mit weit aufgerissenen Augen, wie Shanks blutend zu Boden fiel und sich nicht mehr rührte. Jeder broch sofort seinen eigenen kleinen Kampft mit einem Mitglied der Plutsh-Band ab und stürzte auf Shanks zu. Jeder, bis auf einen. Senyu stand nur wie versteinert da. Kein einziger Input schaffte es noch in seinen Kopf, außer das Bild des blutenden Shanks. Ein eisklater Schauer, als würde man in der Nähe einer Winterinsel bei Minus 40 Grad von Bord fallen und durch das Eis brechen, krallte sich um seinen Körper und machte ihn bewegungsunfähig. Das konnte nicht wahr sein. Und Urgi bemerkte das auch noch. Einen paralysierten Gegner vor sich zu haben, war wohl der Jackpot, dachte sich der Piratenklopps und erhob seinen Säbel, bereit zum finalen Schlag. Senyu merkte davon nichts. Seine Augen waren starr auf Shanks gerichtet. Das konnte einfach nicht passiert sein. Es war unmöglich. Shanks war einer der sträksten Piraten auf der Welt. Wie konnte er auf einmal so schwach sein? Und auch noch gegen einen Piraten verlieren, auf dessen Kopf gerade mal 30 Millionen Berry ausgesetzt waren. Das war unmöglich. Das war völlig ausgeschlossen! Das war... "VOLLIDIOT!!", kreischte eine weibliche Stimme. Dünne Arme packten Senyu recht schroff am Hemd und zerrten ihn zur Seite, weg von dem Säbel, der gerade noch scharf an dem Mann vorbei flog, sodass er das Sausen der Klinge und die abgeschnittenen Haarsträhnen hören konnte. Das wäre sein Kopf gewesen. Doch stattdessen knallte Senyu zu Boden. Er versuchte die Augen zu öffnen, um zu sehen, was passierte. Doch ihm flogen nur weiße, blutige Federn entgegen. "Die Tafel ward dem Sand zurückgegeben, aus dem sie einst enstand!", hörte er gemurmelte Worte und daraufhin Urgis Schrei. Ein starker Windstoß erfasste die gesamte Umgebung, sodass sich niemand mehr auf den Beinen halten konnte. Es wurde kurz laut, viele Männer die plötzlich aufschrien, das Tropfen von Blut. Dann Stille. Der Wind klomm ab und kam letztendlich zum erliegen. "Scheiße...", drang der Fluch an Senyus Ohr. Noch zögerlich öffnete er die Augen. Erst jetzt bemerkte er, dass sie zwei Arme umschlungen hielten und ein leichter Körper auf ihm lag. Er sah nach oben. Rote Haare wuselten über seinem Gesicht, doch es waren nicht sein. Die Arme ließen ihn los, der Körper erhob sich ein wenig. "Anni...", Senyus Augen wurden groß. Schwer atmend stützt sich das Mädchen über ihm ab und fluchte noch ein paar Schimpfwörter vor sich hin. Gerade als er fragen wollte, was gerade passiert war, fuhr das Mädchen ihn an. "KANNST DU NICHT AUFPASSEN, VERDAMMT?!", brüllte sie ihm direkt ins Gesicht. Dann fingen ihre Arme an zu zittern. Ihr wütenden Augen verloren an Kraft. Erst da bemerkte Senyu, dass vom Hals über die rechte Schulter bis zum Arm ihre Kleidung zerschnitten war und sich Blut in hohem Maße aus der offenen Wunde quälte. In dem Moment gaben ihre Arme nach. Sie brach erschöpft zusammen. Senyu fing sie erschrocken auf, hielt sie in den Armen. Dann drängte sich ein Gedanke in seinen Kopf, den er aussprechen musste, bevor das Mädchen das Bewusstsein verlor. "Warum?", rief er. "Warum hast du das getan? Warum hast du mich gerettet? Du hättest Shanks retten müssen.", doch Anni war schon zu schwach, um zu antworten. "Warum hast du nicht Shanks gerettet, sondern mich?", er legte das Mädchen vorsichtig auf den Boden, doch wollte er noch immer eine Antwort. Und seine FRage wurde immer wütender, seine Worte immer lauter. "Sag es mir! Verdammt!! Erklär es mir!!! WARUM HAST DU NICHT SHANKS GERETTET, SONDERN MICH?!!!!" Müde schlossen sich Annis Augen. "...weil...---", versuchte sie seine FRage zu beantworten. "---weil....---... ich... ich hab---.....". Sie verlor das Bewusstsein. Verständnislos richtet sich Senyu auf. Sein Blick blieb noch ein paar Sekunden bei dem Mädchen, dessen Blut sich gerade im Sand verteilte, bevor er aufsah. Die Piraten der Plutsh-Bande waren komplett vernichtet. Kein einziger von ihnen stand mehr auf den Beinen. DAfür färbte sich der Sand vom Hafen langsam rot. "Ich konnte die Blutung stoppen. An und für sich ist er stabil, aber in wie weit sich dieser Zustand halten kann, kann ich nicht mit Sicherheit sagen.", beteuerte der Schiffsarzt und sah betroffen an Senyu vorbei. "Verstehe.", meinte dieser. "Und das Mädchen?" "Der Schnitt ist genäht und wird verheilen. Ich glaube sogar, dass sie im Laufe der Nacht wieder aufwachen wird.", diese Worte hatten weniger Bedauern, viel mehr Gleichgültigkeit in sich. "Vielen Dank.", meinte Senyu höflich aber tonlos. Das war das zeichen für den Schiffsarzt, dass seine Arbeit getan war. Er machte sich auf in Richtung Kombüse. Nach so einem Scheißtag war eine warme Mahlzeit die beste Medizin. Senyu verließ die Kraft. Seine Gedanken wogen zu schwer. Er ließ sich direkt auf die Holzdielen des Achterdecks sinken und lehnte seinen Kopf gegen das Geländer. Die Sterne über ihm funkelten ihn freundlich an, das Wasser plätscherte ruhig um den Kiel. Hier draußen schien alles um einiges friedlicher, als in Senyus Kopf. Was war da nur passiert? Er wusste, dass Anni ein Schutzengel war. Sie beschützte Menschen. Das war ihre Aufgabe. Aber gerade in dieser Situation wäre es um einiges sinnvoller und logischer gewesen, Shanks zu retten. Er war der Kapitän. Ohne ihn existierte die Bande nicht. Er war einer der Kaiser. Er war einer der Pheiler für das Gleichgewicht in der Welt. Außerdem war es Shanks' Niederlage, die Senyu letztendlich so paralyisert und angreifbar gemacht hat. Wäre Shanks in dieser Sekunde beschützt gewesen, hätte man auch Senyu nicht retten müssen. Das gab doch alles gar keinen Sinn. "Willst du wissen, wieso?" Senyu erschrak plötzlich vor der dunklen tiefen Stimme, die neben ihm auftauchte. Er sprang auf und seinem natürlichen Instinkt folgend begab er sich sofort in Kampfpose. Doch unbeeindruckte schwarze Augen blickten ihn an. "Wer bist du?", fragte der rothaarige Angespannt. Es folgte ein langer, bewertender Blick des großen, schlanken, schwarzhaarigen Mannes. Seine blasse Haut wurde direkt weiß, als er seinen Kopf ins Mondlich drehte und sich entschied, zu antworten. "Ich bin jemand, der dir erklären kann, was im Kopf des Engels vor sich geht." Senyu zog nur die Augenbrauen noch näher aneinander. "Wie bitte?" "Meine Name ist Dust. Und du kannst die Fäuste runternehmen. Gegen einen Dämon wirst du keine Chance haben." "Dämon?", Senyus angespanntem folgte ein verwunderter Blick. Doch dann begriff er. Dämon gleich schlecht. Und ein Dämon befand sich gerade in Person an Bord. Ergo, Senyu holte mit der Faust weit aus und wollte sich schon auf den fremden Dämon stürzen, doch der verdrehte nur die Augen und fragte sich, warum ihm eigentlich niemals jemand zuhört. Blitzschnell wehrte er Senyus angriff an, packte ihn am Hals, knallte ihn so gegen den Mast gegen drückte ihm langsam die Luft ab. Panisch griffen Senysu Hände sofort an Dusts Arm und versuchten ihn wegzudrücken, doch gegen die Kraft eines Dämons war kein menschliches Kraut gewachsen. Noch dazu war niemand anderes an Bord. Die Nachtwache patrollierte irgendwo an DEck und das Deck war groß. So schnell würde Senyu hier niemand finden, schon gar nicht, wenn er keine Luft zum schreien hatte. "Hör gut zu, Junge.", seine schwarzen Augen funkelten Senyu bedrohlich an. "Um eines klar zu stellen, ich mag dich nicht. Ich mag weder dich, noch deinen Kapitän, noch irgendeine Seele auf diesem verlausten Schiff." Der Druck an Senyus Hals wurde stärker und die Luft immer knapper. "Ich tue das hier ganz allein nur für sie und für sonst niemand." Der Rothaarige spürte, dass seine Lungen nach Luft schrien und sein Verstand immer vernebelter wurde. Dennoch hörte er die Worte des DÄmon deutlich. "Also versuch nicht, meine Gedult auf die Probe zu stellen. Du kannst nur verlieren." Ein abwartender Blick Dusts folgte. Senyu bemühte sich, zu nicken, was der Dämon auch merkte und ihn endlich losließ. Hustend sank der Mann kurz auf die Knie und rang um Fassung. Das war haarscharf. "Anni ist in der Lage, Visionen von der Zukunft und der Vergangenheit zu kriegen." begannt Dust zu erzählen. Senyu versuchte noch klar im Kopf zu werden und ihm zuzuhören. "Sie sah Ace, wie er in Impel Down gefoltert wurde und seiner Exekution gegenüber stand. Ruffy wusste zu dem Zeitpunkt noch nichts von dem Schicksal seines Bruders. Doch ein Dämon wollte ihm genau das in Annis Beisein erzählen. Anni wusste, dass Ruffy diese Information der Zukunft zu Grund richten würde und sie wollte ihm das unter allen Umständen ersparen, zumindest so lange es möglich war. Doch anstatt den Dämon zu vernichten...", Dust machte eine kleine Pause und Senyu meinte eine Art Schwertmut bei dem Dämon zu spüren. "...frohr sie Ruffy ein. Somit konnte er nicht mehr hören, was der Dämon ihm gerade eiskalt presentieren wollte." "Aber warum hat sie den Dämon nicht einfach vernichtet? Er kann unmöglich zu stark für sie gewesen sein. Als ich Anni kennenlernte, hat sie mir erzählt, dass sie als Engel die Macht hat, jeden Dämon sofort vernichten zu können." "Das ist der Punkt. Es wäre logischer gewesen, den Dämon einfach zu töten, anstatt Ruffy taub zu machen.", Dust schien kurz zu überlgen, wie er weitermachen soll. "Sie liebt Ruffy. Das ist der einzige Grund." Senyu stutzte. "Der Engel beschützt nicht einfach nur Menschen. Er beschützt die Menschen, die er liebt. Anni ist an dieses Gesetz gebunden. Das ist nicht einfach nur eine Regel, die man mal brechen kann. Es ist ein Gesetz, das so fest steht, wie dass der Himmel blau ist. Die Liebe ist es, die den Engel am Leben hält und so ist er gezwungen, die Liebe zu beschützen, auch wenn sie ihn letztendlich nur verletzt, weil sich der Engel niemals einem einzigen Menschen verpflichten darf. Sie liebt Ruffy. Und nur aus diesem Grund stand sein Schutz in der Priorität höher, als die Vernichtung des Dämons." "Aber es ist doch das selbe. Wenn sie den Dämon vernichtet hätte, wäre Ruffy beschützt gewesen.", gab Senyu zu bedenken. "Nein...", Dust lächelte schwach. "Es ist eben nicht das selbe. Beschützen... ist wirklich nur beschützen. Nichts weiter.", er sah Senyu nun direkt an. "Sie hätte den Kapitän der Plunsh-Piraten auch umbringen können, damit Shanks nicht verletzt wird und du dadurch nicht unachtsam geworden wärst. Sie hätte Urgi auch gleich töten können. Doch sie warf sich erst zwischen sein Schwert und deinen Körper und riskierte dabei selbst zu sterben... Sie MUSS beschützen. Sie hat gar keine andere Wahl...", er sah zum Boden. "Es gibt nichts, das ihr wichtiger ist, als den, den sie liebt." Senyu schwieg. Er spannte den Kiefer an und schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. Er erinnerte sich, was Mina vor sich hingebrabbelt hatte: "Sie liebt dich." Er konnte das irgendwie noch immer nicht ganz glauben. Wie konnte dieses Mädchen ihn lieben? Bei ihrer ersten Begegnung wollte sie ihn noch umbringen, weil sie glaube, er sei ein Dämon. "Tut mir leid, aber das ist eine FRage, die ich dir auch nicht beantworten kann." Der Rothaarige sah überrascht nach oben. Hatte Dust etwa seine Gedanken gelesen? "Ich bin Annis Dämon des Herzens. Ich weiß, was sich in ihrem Herzen bewegt und was sie fühlt. Doch warum sie ausgerechnet dich liebt, kann selbst ich nicht verstehen. Es scheint eine Art Kontrolle zu sein, die du über sie hast. Als wären ihre Gefühle ein entgleisender Zug und du wärst sowas wie ein Kraftfeld, das die Schäden in Grenzen hält. Damit schränkt sie sich selbst an, daher kann ich sie nicht verstehen und daher habe ich auch einen Hass gegen dich.", Dust Stimme wurde wieder tiefer und bedrohlicher. Senyu wich einen kleinen Schritt zurück. Ich kannte nun die Kraft des Dämons und seine Stimme verriet ihm, dass er gleich wieder in den "Genuss" dieser Kraft kommen würde, wenn er sich nicht gleich in Sicherheit bringt. "Ich sehe immer wieder, wie sehr sie darunter leidet, Ruffy zu lieben. Sie ist an seinem Verrat zerbrochen und dennoch hält sie an seiner Liebe fest. Sie hat nichts anderes als das, auch wenn es dazu führt, dass sich dieser Schmerz immer wieder in einer fürchtlichen, zerstörerischen Kraft äußert. Jetzt liebt sich auch noch dich und ich will mir nicht ausmalen, was für Höllenqualen sie gerade erleiden muss.", er trat näher an Senyu heran, baute sich vor ihm auf. Der Mann versuchte nach hinten zu weichen, doch kam ihm da der Mast in die Quere. "Weißt du eigentlich, wie leicht es für mich wäre, die hier und jetzt einfach zu töten? Damit würde ich Annis Zorn sicher auf mich ziehen, aber zumindest würde ich ihr damit eine Last von ihren schon bereits viel zu vollgeladenen Schultern nehmen." Der Rothaarige begann zu zittert, während er sich gegen den Mast drückte und das schlimmste erwartete. Die schwarzen Augen des Dämons spießten ihn gerade zu auf. Seine Kehle schnürte sich langsam zu. Als Dust seine kalte Hand an Senyus Wange legte, trat dem Mann der Schweiß auf die Stirn. Er war es gewohnt, um sein Leben und seine Ziele zu kämpfen, wenn nötig bis zum bitteren Ende. Doch er wusste genau, dass er gegen die Macht dieses Dämons nicht die geringste Chance hatte. Dusts Hand strich über seine Wange hinunter zum Hals, bis ihn den Nacken, wickelte dort eine rote Haarsträhne um seinen Finger. Senyu kniff die Augen zu. Mit einem kräftigen, gnadenlosen Ruck riss der Dämon die Haarsträhne aus Senyus Kopfhaut, sodass der Mann kurz aufschrie, mehr aus Schreck als aus Schmerz. Verwirrt hielt er sich die rampunierte Stelle an seinem Hinterkopf, die auch noch ein wneig feucht wurde. Er sah zu dem Dämon auf, der die Haarsträhne in der Hand hielt und noch immer bedrohlich blickte. "Ich warne dich nur dieses eine Mal.", seine Stimme wurde noch tiefer und klang immer verzerrter. "Tust du ihr auch nur ein einziges Mal weh, dann schwöre ich, komme ich wieder..." Daraufhin ließ er die Strähne fallen. Senyu folgte ihr mit den Augen, wie sie sanft nach unten sank. Als er wieder aufsah, war der Dämon verschwunden. Kapitel 2: "Du liebst ihn" - "hey hinter dir, ein dreiköpfiger Affe!!" ---------------------------------------------------------------------- Anni wachte auf. Sie wusste nicht genau, wie spät es war. Im Prinzip war ihr das auch wurscht. Sie wusste nur, es war dunkel im Saal, es waren nur noch die Lichter an der Bühne an. Um sie herum lagen sämtliche ihrer Freunde. Einige lagen auf den Sofas in der Ecke, andere auf dem Boden in eine Decke gekuschelt, andere lagen übereinander und wieder andere schienen wohl im Stehen eingeschlafen zu sein. Es herrschte Totenstille, bis auf das gleichmäßige Geschnarche ihrer Freunde. Anni hätte diese Szenerie gerne noch etwas belächelt, aber ihre Blase war zum Bärsten voll. Weg mit dem Alkohol und dem ganzen Wasser. Sie quälte sich von der Couch. Und wiedermal musste sie feststellen, wie unbequem und umständlich das Kleid war, was sie trug. Eigentlich wollte sie es nur zur Weihnachtsfeier tragen, weil es so schön rot und ausfallend war und wirklich galant aussah. Aber es hatte das Manko, dass es durch seinen schweren Stoff unglaublich dick, warm und schwer war. Man sah darin gut aus, aber sich darin bewegen... Null. Warum sie es daher nochmal zur Silvesterparty trug... Gute Frage. Als Anni hinter sich sah, bemerkte sie erst, dass sie die ganze Zeit neben Tai geschlafen hatte. Er musste sich wohl irgendwann neben sie gelegt haben. Der bekommt später noch was zu hören, das schwor sich Anni, aber jetzt ist erstmal Klotime. Sie stand auf, hätte sich aber am liebsten gleich wieder hingsetzt. Ihr Kopf war noch immer schwer und ein leichtes Schwindelgefühl stellte sich ein. Ihr Körper schwankte ein wenig hin und her, aber der Drang auf's Klo zu gehen, war größer als der Wunsch, sich wieder hinzulegen und weiter zu ratzen. Also schleppte sie sich durch den ganzen Saal ans andere Ende zum Garderobeneingang. Als sie an den Garderoben vorbei stolperte, hörte sie auch aus ihnen leichtes Schnarchen. Sie grinste. Es waren doch mehr von ihren Freunden hiergeblieben, als sie vermutet hatte. Erleichtert erreichte sie das Klo und fühlte sich gleich viel freier, als sie es wieder verließ. Schnell wieder hinlegen, war ihr einziger Gedanke, also schwankte sie an den Garderoben vorbei. Doch plötzlich blieb sie stehen, als sie ein schmerzvolles Stöhnen wahrnahm. Sie öffnete die Tür neben sich. Diese führte zu einer der kleineren Garderoben. Vorsichtig lugte sie in das dunkle Zimmer hinein. Anni war die ganze Zeit in der seichten Helligkeit des Flures gelaufen und ihre Augen hatten sich an wenig Licht gewöhnt, was dazu führte, dass sie die Person, die sich keuchend auf dem Bett wandt sofort erkannte. „Ruffy??“, fragte sie leise. Doch der Junge konnte ihr nicht antworten. Sie trat an sein Bett, ließ die Tür offen, weil schon vorsorglich wusste, was los war und was gleich passieren würde. Ruffy lag völlig verkrampft in dem Bett, total verschwitzt und stöhnte immer wieder. „Anni?“, hauchte er gequält. „Mir geht's nich gut...“ „Das kann ich sehen. Du Idiot. Warum hast du nicht aufgehört zu trinken, als du vorhin fast umgekippt wärst?“, doch Anni bekam keine Antwort. Sie sah ernst auf den gequälten Ruffy hinunter. Er hatte viel zu viel getrunken. „Mein Bauch tut so weh...“, jammerte er. „Kann ich mir denken.“ „Ich glaub..., ich muss...“ Anni schüttelte den Kopf über diese Blödheit, griff nach Ruffys Arm und zog ihn um ihren Hals. Dann hiefte sie den Jungen nach oben. Der keuchte auf. „Na, los. Komm hoch. Ich weiß, dass du lieber schlafen möchtest, aber wenn du nicht gleich aufs Klo gehst, gibt's hier 'ne Katastrophe.“ Sie zog Ruffy aus dem Bett und stütze ihn. Es war instinktiv eine gute Idee, die Tür aufzulassen, aber leider völlig sinnlos, da Ruffy noch im Zimmer sich krampfend an den Bauch fasste und auf die Knie sakte. Anni schaltete schnell, zog den Papierkorb in der Ecke zu sich her und stellte ihn vor den Jungen, der sich in der nächsten Sekunde auch sofort übergab. Das röchelnde Geräusch und das krampfende Zittern in ihren Armen, machte dem Mädchen fast Angst. Aber das, was Ruffy da gerade erlebte, war die normalste Reaktion eines Körpers auf ungewohnt viel Alkohol. Als der Körper des Jungen fertig war, alles Gift aus ihm heraus zu pressen, fiel Ruffy in Annis Armen in sich zusammen. Doch das Mädchen hielt ihn, zog ihn wieder nach oben und schleifet ihn auf das Bett zurück. Wie er da lag, sah sie ihn an. Durch das Licht vom Flur, das durch die noch immer offene Tür fiel, konnte sie die Schweißperlen auf dem Gesicht des Jungen funkeln sehen. Er zitterte noch immer und fasste sich wieder an den Bauch. „Es tut immer noch weh...“ Das Mädchen schluckte, als er das sagte. „Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte sie ernst. „Weiß nicht... Es hat Spaß gemacht...“ „Und das hier ist nunmal die folgende Reaktion auf diesen sogenannten Spaß. Alkohol ist ein Gift, was normaler Weise von der Leber aufgenommen und entschärft wird. Da du deinem Körper zu viel davon zugemutet hast, arbeitet die Leber nicht effektiv genug, um alles Gift sofort zu beseitigen. Daher befindet sich zu viel davon in deinem Blutkreislauf, was dazu führt, dass...“ „Anni, es tut weh...“, unterbrach sie der Kleine, das sie selbst erstmal merken ließ, was sie da der Situation entsprechend für einen Blödsinn quasselte. „Ich will nicht nochmal kotzen. Das ist kein Spaß.“ Nein, das war es wirklich nicht mehr. Das da war kein Opfer, dass von einem Dämon angefallen worden war. Das war ein Idiot, der zu viel gesoffen hatte und sich einfach nicht mehr unter Kontrolle hatte. Und doch hatte sie das Gefühl, dass sie dazu verpflichtet war, ihm zu helfen. Irgendwie. Das war kein Mitleid mehr, dass sie verspürte. Es war dieser unbendige Drang, jemandem, der Schmerzen hat zu helfen, wie es einem Saviours Angel nunmal in die Wiege gelegt wird. Plötzlich sah Anni vor sich nicht mehr den starken Piratenkönig, der gegen so viele Feinde gekämpft hat. Vor ihr lag auf einmal ein kleiner Junge, der um Hilfe bat. Was sollte sie anderes tun? Es ignorieren? „Ruffy. Ich helfe dir, OK?“, daraufhin bekam sie ein schwaches Nicken. Sie nahm eines der Kissen, die auf dem Bett lagen, rollte es ein wenig zusammen und legte es unter Ruffys Nacken, sodass sein Kopf nach hinten fiel. „Was hast du vor?“, fragte der Junge mit geschlossenen Augen. „Das könnte jetzt ein bisschen weh tun. Vertrau mir bitte.“ „Is gut...“ Dann legte sie ihre linke Hand auf seine Stirn, suchet dort ein Chi, mit der anderen öffnete sie seinen Mund. Was sie jetzt tat, konnte sie selbst noch nicht ganz fassen, denn es war das, was sie sich noch vor einem halben Jahr geschworen hatte, nie wieder zu tun, weil sie einem Menschen nie wieder so nah kommen wollte. Nicht mal dafür, jemandem helfen zu können, den sie liebt. „Ruffy, für dich nehme ich meine Heilungskräfte wieder an...“, dann legte sie ihre Mund auf seinen. Der Junge zuckte bei diesem Gefühl etwas zusammen. Anni konzentrierte sich. Plötzlich schien es so, als würde sich eine helle Lichtkugel in ihrem Kopf bilden, die sie nun in Ruffys Mund übertrug. Dann nahm sie die rechte Hand und legte sie an seine Wange. Sie zog ihre Hand etwas nach unten und das Licht im Mund des Jungen folgte ihr. An der Wange entlang fuhr sie ihm über den Hals. Man konnte von außen genau beobachten, wo sich die Lichtkugel gerade befand, wie sie sich durch die Mundhöhle zur Speiseröhre vorarbeitete. Als sie dort ankam, fing Ruffy plötzlich an zu krampfen. Scheinbar bewahrheitete sich Annis Warnung, dass es weh tun könnte, aber der junge Käpt'n blieb so ruhig liegen wie er konnte. Anni, die noch immer mit ihren Lippen auf Ruffys lag, versuchte sich weiter zu konzentrieren. Das war etwas, dass sie an der Fähigkeit des Heilens am meisten hasste. Das Opfer ist gezwungen all seine Schmerzen zu erleben, der Saviours Angel verkürzt diese Zeit nur, aber der Schmerz wird für diese Zeit so intensiv, als hätte man ihn, die ganze Zeit bis zur völligen Genehsung erlebt. 'Halte durch, Kleiner.', waren ihre Gedanken, als sie die Hand an Ruffys Hals weiter nach unten wandern ließ, über seine Brust und das Licht im Körper des Jungen folgte ihren Bewegungen. Die Schmerzen schienen für Ruffy langsam aber sicher stärker zu werden, da er anfing in Annis Mund hineinzustöhnen. Doch sie hörte nicht auf. Das schlimmste stand ihm noch bevor, nämlich als das Licht an der Quelle allen Übels ankam. Dem Magen. Dort angekommen, glühte das Licht stark auf und Ruffy stämmte sich den Schmerzen entgegen. Es fiel dem Saviours Angel schwer, ihren Mund auf seinem zu halten, aber wenn sie die Verbindung zu ihm abbrechen würde, hätte das alles keinen Sinn gehabt. Sie musste die Sache beenden. Also wendete sie ihre ganze Kraft auf, drückte Ruffys Körper, der sich ins Hohlkreuz versteift hatte, wieder auf das Bett und brachte die Heilung zum Ende. Als das Licht verschwunden war, entspannte sich der Junge, atmete langsam und ruhig. Anni ließ nun von seinen Lippen ab, nahm ihre linke Hand von seiner Stirn und zog das Kissen unter seinem Nacken vorsichtig weg. Dann streichelte sie ihm noch etwas über die nass geschwitzte Stirn. „Hey, alles in Ordnung?“, fragte sie leise und lächelte, als der Gummijunge seine Augen öffnete. „Tut nicht mehr weh. Danke, Anni.“, doch die Kraft zum Lächeln brachte er wohl nicht auf. Oder lächelte er aus einem anderen Grund nicht? Das konnte Anni nicht sagen. Sie war nur froh, dass sie jemandem helfen konnte, der es nötig hatte. Jetzt hatte sie für ihn ihre Heilungskräfte wieder angenommen. Er, Ruffy. „Oh, Gott...“, flüsterte Anni zu sich selbst und fasste sich in die Haare. Was hatte sie getan? Es war so schwer gewesen, es durch zu kriegen, diese Kräfte, die zu einem Saviours Angel dazugehören, aus ihrem Herzen zu verbannen, genau aus diesem Grund. Wenn die Verletzung aus dem Inneren des Körpers herrühren oder zu stark und zahlreich sind, dass man sie nicht einzeln per Handauflegen heilen kann, geht das nur, indem man soetwas wie Mund zu Mund Beatmung macht. Aber jemandem die Lippen aufzulegen war seit der Katastrophe mit Ecco unmöglich für das Mädchen geworden. Sie hatte so einen Knacks weg, was eindringliche Berührungen anging, dass sie deswegen die Kraft des Heilens aufgegeben hatte. Und jetzt hatte sie sie wieder angenommen. Für ihn. Was hatte das zu bedeuten? „Anni?“, meldete sich der Junge leise. „Mhm?“ „Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich die Nacht nicht schlafen können.“ Am nächsten Tag zeigte sich ein Bild des Jammers. Alle mit dicken fetten Augenringen, übellaunig und genervt, man solle doch nicht SO LAUT SEIN!!! Ich bin froh, dass der einzige Kater, den ich bekommen hatte, ein Muskelkater war. Ich wachte in der Garderobe neben Ruffy auf. Vermutlich war ich bei ihm noch eingeschlafen. Herr Gott, als ich aufwachte, hatte ich echt Probleme, mich an den gestrigen Abend zu erinnern. Krass, nenne ich sowas. Aber ich war auch nicht so gut drauf. Ich war total kaputt und den ganzen Tag eigentlich nur am Schlafen, auch wenn's sich nicht sonderlich bequem in einem langen Ballkleid auf einer zersessen Couchschlafen lässt. Ein paar meiner Freunde haben durchgeschlafen, während ich mit aufräumen half. Den ganzen Tag hab ich noch im Club verbracht. Ruffy ist gar nicht mehr hoch gekommen. Der hat die ganze Zeit geschlafen, wie 'n Baby. Aber ich hab' mich auch alle paar Minuten wieder hingelegt, hab' so gut wie nichts gegessen, wenn ich mich grad mal nicht über meinen Muskelkater beschwert habe. „Anni. Wie schön, dass du mich besuchen kommst.“, Dust drehte sich nicht zu ihr um. Als er ihre Schritte hörte, war das Zeichen genug für ihn, sie zu „begrüßen.“ „Von wegen besuchen. Was sollte diese Nachricht durch die Blume?“, Anni sah den Dämon finster an. Er hatte einen makaberen Scherz mit ihr getrieben, als sie in die Wohnung, die früher mal das Labor der Forschungsgruppe war, zurückkehrte und sie einen zerfetzten Strohhut in ihrem Briefkasten gefunden hatte, mit der Nachricht in die Wüste zu kommen. „Wenn du ihm etwas angetan hast, dann schwöre ich dir...“ „Beruhige dich.“, bremste er das Mädchen aus. „Das war nur ein kleiner Witz. Es ist nicht sein Strohhut.“ „Ach so, entschuldige, hatte ich vergessen. Du hast ja vor, mich zu tode zu quälen. Ich Dummerchen vergesse das immer, weil du dich schon zwei Mal verdammt blöd angestellt hast.“ „Anni, Anni, Anni...“, Dust schüttelte grinsend den Kopf. „Die harte und starke rote Kriegerin kommt wieder zum Vorschein. Die berühmte Kriegerin, deren Herz aus Stein ist. Ein sinnloser Werbespruch, wenn du mich fragst. Sonst wärst du ja nicht hier.“ „Sagst du jetzt endlich, was du willst? Ich schätze mal, dass es nicht um einen Kampf geht. Dann hättest du sicher persönlich vorbei geschaut in meiner Wohnung.“ „Die ich fein säuberlich in zwei Hälften zerteilt habe, genau wie dein Herz...“, grinsend drehte sich der Dämon nun um und ergötzte sich fast an Annis wütenden Gesichtsausdruck. Sie war so leicht zu knacken. „Kommst du mal zur Sache? Ich würde gern wieder nach Hause.“, auf diesen Kommentar hin lachte der Dämon laut und in der nächsten Sekunde erkannte Anni ihr Eigentor. Sie musste diese Niederlage jetzt tief runterschlucken, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr Dust es geschafft hatte, ihre Gefühle mit seinem Plan zu verletzen. „Mein Unteroffizier hat sichtlich ganze Arbeit geleistet.“, er schritt langsam auf das Mädchen zu. Ein wenig Sand wurde aufgewirbelt, als er über den Boden lief. Die Insel, auf der Dust und Anni das erste Mal Auge und Auge miteinander gekämpft hatten sah am Tag nicht anders aus, als in der Nacht, nur mit etwas mehr grauem Licht. „Ich will jetzt mit dir hier nicht kämpfen. Das hast du schon ganz richtig erkannt. Ich will nur ein wenig mit dir plaudern.“, er schlich um die rote Kriegerin herum, wie ein Panter, der seiner Beute auflauert. Dem Mädchen war das alles ohnehin schon unangenehm genug. Warum war sie auch nur so blöd und ist auf Dusts Einladung eingegangen? „Ich will dir nur zeigen, was in den nächsten Wochen auf dich zukommen wird. Wie du ja weißt, habe ich letztes Jahr vor Weihnachten nichts unversucht gelassen, dir Santa noch einmal wegzunehmen, aber scheinbar bist du auf nichts angesprungen, bis auf diese eine letzte Sache. Wenn deine missratenen Freunde nicht gekommen wären, hätte das alles auch hervorragend geklappt. Ich gestehe meine Niederlage ein, habe ich aber in der Zeit eine Menge neuer Freunde gewonnen.“, als Dust zwei Mal um das Mädchen herumgegangen war, blieb er wieder vor ihr stehen und wartete ein paar Sekunden. Dann tauchten hinter ihm wie aufs Stichwort zwei Gestalten auf. Anni schluckte so leise sie konnte, als sie jene erkannte. „Darf ich euch bekannt machen? Das ist zwar überflüssig, weil du schon längst mehrmals das Vergüngen hattest, aber ich tue das so gern und Manieren müssen sein.“, er zeigte auf die große Frau zu seiner Linken. „Havelynn. Bekannt und berühmt dafür, Tucsonsteine zu stehlen und einem das Leben mit kleinen aber zahlreichen Problemen zur Hölle zu machen.“ Dann deutete er in die andere Richtung. „Und Pump Kay Colum. Seines Zeichens Prüfungsdeserteur. Er stellt dich vor die härtesten und schwierigsten Prüfungen, vor denen es sich wegzurennen lohnt.“ Havelynn und Pump Kay grinsten hähmisch. Anni sah beide finster an. Sie erinnerte sich an die Kämpfe, die sie mit beiden separat schon geschlagen hatte. Mehrmals. „Na, kleines. Dich zu zerstampfen wird wohl das größte und beste, was ich je erleben darf.“, zischte Havelynn.[4] „Los, machen wir sie jetzt fertig.“, krakehlte Pump Kay und zerrte an Dusts schwarzem Mantel. „Nicht jetzt, ihr Idioten.“, keifte der beide an. „Seht sie euch doch an. Vor euch steht die rote Kriegerin. Ich konnte sie zwar schon verletzen, aber das reicht noch nicht. Sie ist noch viel zu stark, als dass wir jetzt eine Chance gegen sie hätten.“ „Ihr habt auch keine Chance gegen mich, wenn ich am Boden liege, ihr Weicheier.“, meinte Anni nur trocken, als sie das hörte. Daraufhin deutete Dust seinen zwei Partner etwas, sodass sie sich hinter Anni stellten und sie an ihren Armen packten. Das Mädchen wollte sich noch wehren, doch Dust hielt sie auf. „Lass mich dir was erklären, rote Kriegerin.“, er sah auf sie herab, schließlich war er mehr als zwei Köpfe größer als Anni und ihre nach hinten gerissenen Arme ließen sie eine etwas gekrümmtere Haltung einnehmen. „Was würdest du tun, wenn ich sage, auf die Knie?“ „Ich würde dir ins Gesicht spucken.“, sie grinste finster. „Das dachte ich mir. Aber was würdest du tun, wenn ich sage, bringt sie dazu, auf die Knie zu fallen?“, daraufhin traten Pump Kay und Havelynn Anni gleichzeitig von hinten in die Kniekehlen, sodass sie keine andere Wahl hatte, als auf die Knie zu saken. Die rote Kriegerin blickte wieder mit festem Blick nach oben. „Dann müsste ich trainieren, damit ich weiter spucken kann, um dein Gesicht von hier unten zu treffen.“ Dust seufzte. Er schüttelte rasch den Kopf. „Mit dir ist einfach nicht vernünftig zu reden.“, er kniete sich zur Anni nach unten, nahm ihr Kinn in die Hand und zog es nach oben. „Also, noch mal von vorn. Was ist, wenn ich sage, auf den Boden?“, der Dämon wartete gedulig auf eine Antwort. „Du kannst mich.“ Sofort kam das Nicken zu seinen Partnern, die Anni an den Armen nach hinten zogen, sodass sie mit dem Rücken auf dem Boden aufschlug. Dust setzte sich auf ihr Becken und die anderen zwei drückten mit dem Fuß Annis Arme in den Sand, bis sie darin verschwunden waren. Der Sand darüber verhärtete sich, sodass das Mädchen ihre Arme nicht mehr frei bekam. Jetzt stieg doch soetwas wie Panik in ihr auf, doch das ließ sie sich nicht anmerken. Er würde sie sicher nicht einfach so umbringen. Das konnte kein Dämon mehr. Der Tod war nicht das Ende für Anni. Das hatte sie schon drei Mal bewiesen. „Siehst du, wie einfach das ist? Ich muss dir nur einen zerfetzten Strohhut vor die Nase werfen, schon weicht dein kleines Kriegerherzchen auf.“, er sah zu Pump Kay und Havelynn auf. „Lasst mich mit ihr allein.“, daraufhin zogen die beiden Dämonen wortlos ab. Die rote Kriegerin fragte sich, was jetzt auf sie zukommen würde. Sie stellte sich schon das schlimmste vor. „Sag doch endlich, was du willst.“ „Ich will dich. Sonst nichts. Freiwillig kommst du nicht mit und allein schaffe ich es nicht, dich zu besiegen. Seit du von deinem Zuhause weg bist, hast du gegen Ecco kämpfen müssen, gegen Pump Kay, gegen Havelynn und auch gegen mich. Du weißt, dass du gegen jeden von uns ankommen kannst, aber jetzt wollen wir doch mal sehen, was passiert, wenn wir im Rudel über dich herfallen. Denn genau das wird in den nächsten Wochen passieren. Wir werden dich attakieren, angreifen, in Fetzen reißen und dich so lange quälen, bis du uns anflehst, uns deine Seele zu geben.“ „Und du meinst, das geht so einfach?“, grinste Anni. „Unterschätz mich nicht.“ Dust lachte: „Oh, das werde ich nicht. Keine Sorge. Genau genommen, kann ich dir das auch beweisen. Jetzt und sofort.“ Die rote Kriegerin sah wieder etwas ernster drein. „Ja, es war eine stürmische Nacht an Silvester, nicht wahr.“ „Wa--...?“ „Du hast wirklich wirklich wirklich viel getrunken. Meine Güte. So gut warst du noch in keinem Jahr drauf. Aber der arme Ruffy.“, Dust genoss es, zu sehen, dass dieser Name bei Anni immer eine Reaktion hervorrief. Es war, als würde man einen Schalter in ihrem Kopf umlegen. „So fertig, der Junge. Aber, nein, du hast ihn ja geheilt. Du hast für ihn deine Heilungskräfte wieder angenommen. Das war eine sehr edle Tat vor allem, wenn man bedenkt, dass dir die Berührung anderer Menschen Körper eisige Schauer über den Rücken jagt. Ecco hat dich gut bearbeitet. Doch nun nimmst du diese Kraft zum Heilen wieder an und linderst die Alkoholschmerzen eines Piraten. Ich will ja nicht sagen, dass diese Aktion völlig bescheuert war und noch nicht mal einem höheren Ziel diente. Wieso hast du dem Jungen auf diese Art und Weise geholfen? Na, kannst du mir das beantworten?“ „Worauf willst du hinaus?“ „Erinnerst du dich denn noch daran, was danach passiert ist?“ „Ich bin eingeschlafen.“, antwortete Anni schnell. „Ja, genau. Weil ich auch so eine Frage stellen würde, wenn dem so gewesen wäre.“ Die rote Kriegerin verstummte. „Du bist nicht einfach eingeschlafen. Erinnere dich....“ Ich erinnerte mich. Ich bin danach nicht sofort eingeschlafen. „Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich die Nacht nicht schlafen können.“, das war das letzte, was Ruffy zu mir gesagt hatte. Aber es war nicht das letzte. Ich sah ihn an und legte mich zu ihm aufs Bett. Ich hörte seinen ruhigen Atem, wie er zufrieden vor sich hindöste. Und plötzlich fühlte ich etwas. Ich kann nicht genau beschreiben was. Vielleicht ist es etwas völlig neues gewesen, oder etwas, dass ich schon mal gefühlt und nur vergessen hatte. Oder verdrängt. „Ruffy?“, fragte ich ihn leise. „Mhm...“, er war noch nicht eingeschlafen. „Darf ich dich berühren?“, und alles streubte sich in mir gegen diese Frage, da ich Ecco, als ich mit seiner menschlichen Hälfte noch zusammen wohnte, genau die selbe Frage stellte und damit meine Erniedrigungen anfingen. Aber ein winziger Fleck in meinem Herzen zwang mich gerade zu zu dieser Frage. Als ob das nicht schon genug Verunsicherung wäre, drehte Ruffy seinen Kopf zur Seite und sah mich mit großen Augen an. Es war eine Weile still zwischen uns. Doch dann meinte er grinsend: „Sicher...“ Und so rückte ich sein rotes Oberteil, das schon geöffnet war, etwas zur Seite und legte meine Hand auf seine Brust. Bei Gott, ich wollte anfangen zu heulen, als alles in mir mich anschrie und mir den Namen Ecco immer und immer wieder vorhielt. Doch dann sagte Ruffy etwas, das alle Stimmen in mir verstummen ließ. „Aber nicht zu weit an der Seite. Da bin ich kitzlig.“ Das war etwas, das bei Ecco nicht so war. Er war nicht kitzlig. Nirgends. Und wenn er es gewesen wäre, hätte er das nicht gezeigt. Ich konnte endlich aufhören, diese Situation mit Ecco zu vergleichen, sondern es genießen, dass ich mal die Chance hatte, Ruffy zu berühren. Ich weiß nicht ganz, was in ihm vorging. Vielleicht war er nicht ganz bei Sinnen und erlaubte mir auf Grund des Alkoholeinflusses diese Sache, was natürlich direkt dazu geführt hätte, dass ich mir Vorwürfe mache, weil ich seinen Rausch ausnutzte. Doch ich tat ja auch nicht viel. Meine Hand lag nur auf seiner Brust, durch die ich sein ruhig schlagendes Herz spüren konnte. Ruffys Haut fühlte sich seltsam an. Es fühlte sich nicht gerade wie Gummi an, was ich noch am ehesten erwartet hätte, aber es fühlte sich auch nicht so an, wie bei einem Menschen. Es war wie bei einem Kuscheltier, anders wusste ich es nicht zu beschreiben. Ich hatte viele Kuscheltiere und ich kuschelte mit ihnen jede Nacht. Ich brauche diese Viehcher, sonst bin ich in der Nacht so allein. Deswegen wusste ich ganz genau, wie sich ein Kuscheltier anfühlt und Ruffys Haut fühlte sich genauso an. Er hatte einen tollen Körper. Dafür, dass er schon so oft von Angriffen traktiert wurde, war er echt gut in Schuss. Aber das war an ihm eher zweitrangig, zumindest für mich. Nein, es war sein ganzes Wesen, das mich anzog. Ruffy ist ein Junge, den nichts so schnell aus den Latschen haut. Er lebt jeden Tag als wäre es sein letzter. Er hat keine Angst vor dem Tod, solange er nicht sinnlos ist. Er kämpft mit Herz und Seele und mit jedem Atemzug den er noch hat gibt er nicht auf, bis zum bitteren Ende. Er ist stärker, als er aussieht. Er hat seine Gefühle total unter Kontrolle und weint so gut wie nie. Er weiß ganz genau, was er will und was er vom Leben erwartet. Wenn er eine Entscheidung trifft, dann steht er hundertprozentig dahinter, ohne auch nur einmal sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Er glaubt an sich und er vertraut seinen Freunden. Er riskiert sein Leben, um das anderer zu retten. Wer käme sonst als neuer Piratenkönig in Frage, wenn nicht er? Er verkörpert die Stärke, die ich mir immer für mein Leben gewünscht habe. Mit seinen jungen Jahren ist er jedem Erwachsenen in Reife weit voraus. Ich bewundere diesen Jungen. Er gibt mir Halt, Hoffnung und Kraft, dass ich alles schaffen kann, was ich schaffen will, solange ich an mein kämpferisches Herz glaube und nicht aufgebe. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich Santa nicht retten können und wäre von Dust getötet worden. Er hat mir das Leben gerettet. Aber wenn ich das ausspreche, was ich für ihn empfinde, ... Ich hatte Angst davor. „Du liebst ihn...“, grinste Dust die noch immer am Boden liegende Anni an. „Ist dieser Disput nun langsam mal zu Ende? Ich hab' noch was auf dem Herd.“, antwortete das Mädchen gelangweilt. Der Dämon schrak ein wenig zurück. Damit hatte Dust nicht wirklich gerechnet. Er dachte, sie würde in Tränen ausbrechen und ihm gestehen, dass sie Ruffy wirklich liebt und ihm dann heulend sämtliche Konsequenzen aufzählen, die unter Umständen eintreten könnten. Doch die rote Kriegerin lag nur da, sah genervt zur Seite und seufzte. „Der Disput ist also zu Ende. Würdest du deinen Fettarsch jetzt endlich mal von mir runter bewegen. Und wegen diesem kleinen Scheißplan, den du mit deinen Handlangern ausgetüftelt hast; versucht es ruhig. Ich bin auf den Kampf gespannt.“ Dust sah die rote Kriegerin grimmig an. „Du hast kein Herz aus Stein, dummes Mädchen.“, fauchte er. Dann ließ er sich nach vorne fallen, direkt über Annis Gesicht, seine Unterarme langen links und rechts neben ihrem Kopf im Sand. „Es wird nur witziger, je länger du deine Gefühle verleugnest und das weißt du.“ „Benutz mal 'n Tic Tac.“ „DU BIST NOCH WIE MAYA, VERDAMMT!!!“, schrie Dust auf, fuhr scharfe Krallen aus seinen Fingernägeln und strich damit über Annis Wange. „Du bist noch wie Maya. Ich krieg dich schon zum zusammenbrechen und wenn ich alles zerstören muss, was dir lieb und teuer ist.“ „Das hast du doch schon.“ Auf diesen Kommentar hin stieß Dust ihr die Krallen in die rechte Seite ihrer Rippen. Das Mädchen schrie unter dem Schmerz auf, fing sich aber schnell wieder. „Was... sollte das denn? Ich spring nicht auf deine blöden Psychospielchen an und du versuchst mir jetzt physisch weh zu tun. Jetzt bist du es, der tief sinkt.“ „Das ist kein physischer Schmerz, meine Liebe.“, grinste Dust und drückte ihr die Krallen noch tiefer ins Fleisch, was Anni gequält stöhnen ließ. „sonst hättest du nicht so laut geschrien.“, dann zog er die Krallen wieder aus ihrem Körper, befreite er sie aus ihrem Sandgefängnis und ging ohne weitere Wort zu verlieren davon. Ich weiß nicht, wie lange ich so da lag, aber irgendwann sah ich wieder zu ihm hoch. Er schien eingeschlafen, hatte die Augen geschlossen und schnarchte leise vor sich hin mit leicht geöffnetem Mund. Das konnte ich nicht mehr hinten runterfallen lassen, was mir dieser Junge bedeutete und ich war mir nicht ganz im Klaren darüber, wie weit mich meine Gefühle treiben würden. Ich hoffte inständig, dass ich nix Blödes anstellte, aber die Stimme meines Herzens und das Verlangen nach ihm brachen in der selben Sekunde sämtliche vernunftangeregte Hemmungen. In meinem Kopf entstand ein Bild, an das ich schon gedacht hatte, seit ich erkannte, wer Ruffy wirklich war. Er war das, was ich immer sein wollte. Stark genug, sich allen Schwierigkeiten des Lebens zu stellen. Ich nahm meine Hand von seiner Brust und stützte mich etwas nach oben, sodass ich ihn von oben betrachten konnte. Er lag da, wie ein Baby, schlief vor sich hin. Er sah fast aus, wie ein Engel. Mein Herz klopfte so laut, dass ich meinte, es gleich zerspringen zu hören. Mir meine Gefühle einzugestehen war schwerer als das. Also beugte ich mich zu seinem Gesicht herunter. Mir stach sofort sein warmer Atem gegen die Haut. 'Verzeih mir, Ruffy.', waren meine letzten Gedanken, als ich mich noch tiefer beugte, nur Milimeter von seinen Lippen entfernt. Doch dann seufzte ich. Ich wich langsam zurück und ließ mich neben ihm wieder aufs Bett fallen. Das konnte ich nicht tun. Nicht mit ihm. Mag sein, dass mein Herz gerade zu danach schreit, das zu tun, was ich gerade tun wollte. Ich hörte es, wie es mich anflehte, wie es bettelte, dass ich mich wieder über ihn beuge. Aber ich konnte dieser Bitte nicht nachgehen. Ich war nicht mehr Maya, die steif ihren Gefühlen folgte. Das hat mich so oft in die schlimmsten Schwierigkeiten gebracht. Es ist wahr, dass ich gerade darunter litt, nicht auf mein Herz hören zu können, sondern auf meinen Kopf. Er sagte mir: „Lass das. Das hat dieser Junge nicht verdient. Er ist die reine Unschuld in Person, und du willst ihm das einfach so nehmen. Welches Recht hast du dazu? Du bist nicht die einzige, die Gefühle für ihn hat. Er folgt nunmal dem Ruf des Meeres. Dafür hat er sich entschieden. Du bist zu klein und unbedeutend für ihn.“ Und er hatte recht. Das konnte ich Ruffy nicht antun, ihn in dunkelster Nacht und ohne sein Einverständnis zu küssen. Das war nicht ich. Ich bin die rote Kriegerin. Für mich gibt es wichtigere Dinge auf der Welt, als die Liebe. Ich hoffte, dass ich nicht gelogen hatte. Anni stand auf und sah Dust hinter her, wie er hinter ein paar verschleierten Nebelschwaden verschwand. Sie war sich sicher, das richtige getan zu haben und sie dankte Gott dafür, dass sie die nötige Stärke dafür aufbringen konnte. Gefühlsduseleien hätten sie nur von der Aufgabe abgelenkt, die jetzt auf sie zusteuerte. Das war der Tag, an dem alles endet. Kapitel 3: CHHHHHhhhhrrrrr -------------------------- Das Mädchen stand noch immer mit gesenktem Kopf im Zimmer. „War... war das da nicht Mephistopheles?“, fragte Ruffy noch immer verwirrt. „Ja.“ „Sollte der nich' tot sein???“ „Er ist kein Mensch mehr. Er hat seine Seele Pay Cane verkauft und ist jetzt ein menschlicher Dämon.“ „Verstehe...“, Ruffy kratzte sich am Kinn. „Darf ich jetzt wieder schlafen gehen??“, gähnte er plötzlich total schlaftrunken. Anni hob mit einem schiefen Blick ihren Kopf. Da hat gerade ein Dämon versucht, ihn umzubringen und das einzige, woran der Junge denkt, ist pennen. Er wollte nicht mal im Ansatz wissen, was hier gerade los war. Naja, was wunderte sich Anni eigentlich noch über Ruffy? Lapalien interessierten ihn eben nicht. Sie wollte ihn schon wieder ins Jungszimmer schlafen schicken, als sie die roten Stelle an Ruffys Mundwinkel bemerkte. „Einen Augenblick. Du bist verletzt.“ „Ach das...“, Ruffy fasste sich an den Hinterkopf. „Ja, da hinten hab' ich auch was, als ich gegen die Wand geknallt bin. Is' aber nich' schlimm. Is' morgen wieder weg.“ „Haha, sehr komisch.“, Anni verschränkte die Arme. „Ich bin ein Saviours Angel. Meine Aufgabe ist es zu beschützen, Eimer. Setzt dich aufs Bett, ich bring das schnell in Ordnung.“ Ruffy zuckte daraufhin mit den Schultern, wiedersprach nicht und setzte sich einfach. „Also, wo nochmal genau.“ „Da...“, Ruffy deutet auf eine Stelle an seinem Hinterkopf. „Beule...“ „Hab' schon gefunden.“, und schon hatte sie sich durch die meisten Haare gewuschelt und ihre Lippen auf die Beule gelegt. Wie gewohnt erschien das Licht im Inneren ihres Körpers und drang nach draußen an die Verletzung. Der Junge biss die Zähne kurz zusammen, als das Licht die Beule erreichte und der Heilungsprozess einsetzte. Der tut nunmal weh. Wie gesagt, der Saviours Angel verkürzt die Zeit bloß, aber das wird trotzdem mit den Schmerzen quittiert. Umsonst ist eben nicht einmal der Gevatter Tod. Aber das war eine relativ kleine Verletzung und schnell behoben. Dann krabbelte Anni um Ruffy herum und setzte sich vor ihn. „Da hat dich Mephisto getroffen.“, sie deutete auf die rote Stelle an Ruffys Mundwinkel. „Mhm...“ Das Mädchen beugte sich vor, legte ihre Lippen darauf und tat ihren Saviours Angel Job. Warum bezahlte sie eigentlich niemand dafür? Jeder Arzt verursacht bei der Heilung mehr Kosten als Schmerzen und wird dafür auch bezahlt. Und sie macht das hier für... Plötzlich kam ihr ein Gedanke, als ihr auffiel, wie nah sie auf einmal Ruffys Lippen mit ihren eigenen war, was ihr im selben Moment die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Wenn sie heilte sind ihr solche Gedanken noch nie gekommen. Da war sie immer voll bei der Sache und tat nur ihren Job. Doch nunmehr bemerkte sie, dass nur ein paar Zentimeter zu einem Kuss fehlten. Und sie fragte sich ernsthaft, was sie tun sollte, wenn die Heilung beendet war. Immerhin, wenn jetzt jemand reingekommen wäre, hätte er Anni von hinten gesehen und es hätte so ausgesehen, als ob sie Ruffy wirklich küssen würde. Was sollte sie denn jetzt nur tun? Wenn sie Ruffy jetzt in die Augen sehen würde, würde sie vor Scham oder sogar Schande wahrscheinlich sterben. Sie hatte so dafür gekämpft, nicht ihren Gefühlen zu verfallen und jetzt hegte sie sogar schon beim Heilen diese Gedanken. Doch auf einmal bewegte der Junge seinen Kopf, drehte ihn nach rechts und etwas nach unten, sodass seine Lippen langsam über die des Mädchens glitten und dort liegen blieben. Diese Lippen. Diese warmen weichen Lippen. Er tat gar nichts weiter. Er legte nur seine Lippen auf meine. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, ob ich die Augen offen oder geschlossen hatte, aber in diesem Moment habe ich ausschließlich gefühlt. Wie soll ich das beschreiben? Ich habe einen Teddybären, der total kuschlig und flauschig ist. Wenn ich mal gut drauf bin und jemanden knuddeln muss, kommt es auch vor, dass ich ihm mal einen Kuss gebe. Und genauso fühlt sich das jetzt an. Wieder etwas, das Ruffy mit einem Kuscheltier gemeinsan hatte. Nicht nur, dass sein Körper sich so anfühlte und dass er auch das gleiche Gewicht hatte, jetzt küsste er auch noch genauso wie ein Kuscheltier. Ich wusste nicht genau, warum das gerade passierte, aber es passierte auf jeden Fall. Ich spürte seinen Lippen auf meinen und wie er mir langsam und leise entgegen atmete. Ich glaube, ich habe die Luft angehalten. Ich weiß nicht ganz, womit ich das verdient hatte, warum auch immer Ruffy da seinen Kopf in diesem Moment zur Seite drehen musste. Ich wusste auch nicht, ob ich das nun gut finden sollte oder schlecht. Aber in dem Moment war es mir egal. Nur dieser Junge, sein Körper, seine Lippen und die Hoffnung, dass ich für ihn zum Meer werden könnte. Dann zuckte plötzlich irgendwas. Anni schüttelte schnell den Kopf und sah verwirrt drein. Sie war für einen Augenblick wie benebelt, als hätte sie jemand fotographiert und sie wäre vom Blitzlicht noch immer ganz benommen. Das erste, was sie wieder erkennen konnte, war Ruffy, der sie mit großen Augen ansah. „Alles in Ordnung? Du siehst so daneben aus...“, fragte er besorgt. „Nein, schon OK...“, meinte Anni unsicher. „Dann is ja gut...“, warf Ruffy noch hin, dann kippte er nach hinten in die Kissen und ratzte sofort weg. Anni hingegen saß noch immer ziemlich verwirrt da. „War das nun passiert oder nicht...?“, fragte sie sich. Sie wusste es wirklich nicht. Oder vielleicht... wusste sie es schon, fand aber die andere Variante besser. Ihr Kopf sagte, sie hätte es sich nur eingebildet, so sehr gewünscht, dass sie es zu erleben meinte. Das war auch das was Anni gerade lieber war. Bloß keine überflüssigen Gefühle. Es war auch so schon schwer genug, den Auslöser für die Quelle ihrer Kraft herunter zu schlucken. Ihr Herz aber sagte... Der Kuss war wundervoll. Wahrscheinlich hatte er sie nur geküsst, weil sie noch nach dem Schokoladenkuchen schmeckte, der ihr vorhin in der Bar spendiert wurde. Anni lächelte. Irgendwie war es ihr egal ob es wirklich passiert war oder nicht. Das ändert nichts an dem Gefühl, dass sie dabei hatte. Bedingungslose Liebe war etwas seltsames. Es trifft nicht nur auf materielle Sachen zu. Alles, was man sich erkämpfen muss, wird wertvoller, je härter man drum kämpfen muss. Wenn man sich um bedingungslose Liebe bemüht ist das Gefühl eines solchen Kusses größer und fantastischer, als jeder noch so gute Sex der Menschen, weil man weiß, wie aufrichtig der Kuss ist, völlig ungelogen und völlig bedingungslos. Ihr Herz klopfte noch immer mit einem extrem lauten Pochen, als sie die Decke nahm und über Ruffy legte. Dann zog sie ihre Klamotten aus und ihren Schlafanzug an, den sie eigentlich immer nur aus einem abgetragenen Hemdchen und einer alten Hotpen zusammenimprovisierte. Sie bließ die Kerze auf dem Tisch aus und legte sich zu Ruffy unter die Decke, natürlich mit gebührendem Abstand. Das Bett war schließlich groß genug. In der Dunkelheit, die etwas vom Sternenlicht durch das Fenster erhellt wurde, gewöhnten sich Annis Augen schnell daran und sie erkannte Ruffys Gesicht. Es war wieder wie Silvester. Er lag da, schlief leise vor sich hin, hatte einen total zufriedenen, glücklichen Gesichtsausdruck, als wäre so ein Schläfchen das schönste, was einem auf der Welt passieren kann. „schlaf gut...“, wünschte sie dem Gummijungen. Ein paar Minuten später war auch sie eingeschlafen. Kapitel 4: die erste Verwandlung Ò_Ó ------------------------------------ Also, ich muss wohl besser vorher noch erklären, dass das Häschen meiner FF in wirklichkeit ein Mensch ist. Sie heißt Anni. Sie ist eigentlich schon lange bei den Strohhüten angeheuert (so etwa ab dem Navarone-Filler), aber irgendwann hat sie sich plötzlich in ein Häschen verwandelt und alle wissen nich, was los ist. Ruffy interessiert das natürlich gar nicht und er knuddelt sich an dem Häschen auch erstmal putt. Erst später stellt sich heraus, warum sich Anni ab und zu und vor allem immer in Ruffys Nähe in ein Häschen verwandelt. Hier hab' ich die Szene rausgefummelt, in der zum ersten Mal beschrieben wird, dass Anni sich in ein Häschen verwandelt. Aber es geht nicht vordergründig da drum. Sondern um was anderes. Es war ein verflucht ruhiger Tag. Zu ruhig für meinen Geschmack. Aber da ich ja nun die neue Erkenntnis gewonnen hatte, dass kämpfen nicht alles ist und ich gerne die Ruhe in Person sein kann, auch wenn mir wieder hundert Dämonen den Krieg erklärt haben, machte ich einen auf Entspannung, ließ auch den Papierkram, der mir vom Stützpunkt geschickt wurde, links liegen und verbrachte dafür einen genüsslichen Tag auf der Sunny. Mein Piratenpublikum dankte es mir, dass ich ihnen wieder was aus meiner Liedersammlung zum Besten gab, wobei ich neuerdings eine exzellente Begleitung in Form von Gitarren-Laie Franky und Begleitsängerin Stella hatte (Anm: stelle gehört nicht zur Crew. Sie ist Annis beste Freundin). Das war ganz angenehm so, denn die ganze Zeit allein a-capella zu singen verlor auch irgendwann seinen Reiz. Außerdem soll man ja immer was neues bringen, wenn man an der Spitze und bei seinem Publikum beliebt bleiben will. Und das war ich, was ich zu meiner Freude jedes Mal feststellen musste. Und ich genoss es, solange es noch dauern würde. Anderdings gab es ein neues unliebsames Detail, dass sich seit einiger Zeit eingestellt hatte. Es ist so, dass ich, ausgelöst durch irgendeinen blöden Impuls, zu meinem künstlerischen Ebenbild, einem kleinen orangfarbenen Stoffhasen, mutiere. Ich bin dann gerade mal 60 Zentimeter groß, habe riesige Ohren und bin, laut der Mannschaft, das wohl kuschligste und süßeste Stofftier, der ganzen Welt. Das haben sie natürlich erst festgestellt, nachdem sich alle – inklusive mir – tierisch darüber erschrocken hatten, was plötzlich mit mir passiert war. Ach ja, dieser blöde Impuls, der meinen Stoffhasenstatus auslöst ist ironischer Weise meine Quelle der Kraft (Anm: das ist Ruffy). Ich weiß nicht ganz woran es liegt, aber jedes Mal, wenn Ruffy irgendwas macht oder sagt, was ich total süß finde oder wenn er einfach nur ganz glücklich lächelt, dann fängt erst mein Herz wie wild an zu pochen und in der nächsten Sekunde bin ich auch schon einen Meter kürzer. Das ist in dem Sinne nervig, weil erstens, alle anderen sehen können, wenn mich meine Quietsch-Gefühle zu Ruffy wieder mal übermannen. Zweitens bin ich dann so klein, dass ich an nix mehr rankomme und so hilfos, dass mir jeder helfen muss. Und drittens ist es eine Frage der Zeit, bis ich mich wieder in einen richtigen Menschen zurückverwandeln kann. Ich hab' quasi keinen Einfluss darauf, wann ich wieder normal werde. Wenn mir sowas mal in einem Kampf passiert, habe ich voll schlechte Karten. Klopf auf Holz. Tja und an diesem Tag war es nun so, dass ich eine kleine Ballade für die Crew sang und der Blick in Ruffys Gesicht danach war eine Fehlentscheidung, weil er so einen süßen, herzzerreißenden, mitfühlenden Ausdruck darin hatte, dass ich erst rot anlief und sofort wieder auf sechzig Zentimeter einlief. Das Ganze war mir auf der Stelle so peinlich, dass ich mit 'ner hochroten Birne von Deck lief und mich in den Schlafräumen verkroch. Warum war das grad auch so blöde?!? Immer ich. Ich weiß auch nicht so ganz, was diese Kuscheltiertransformation plötzlich ausgelöst hat, aber es nervte. Gewaltig. Ich verkroch mich auf der Couch, fluppte ein wenig darauf herum und versuchte, wieder ein Mensch zu werden, was mir natürlich nicht gelang, als ich hörte, wie jemand in den Raum getrampelt kam. „Hey, Anni!! Deswegen musst du doch nicht gleich wegrennen.“, tauchte Ruffy hinter mir grinsend auf. „Jaja, mach dich nur lustig...“, murmelte ich zurück und versuchte meinen hochroten Kopf zu verstecken. War mir das mal sowas von peinlich. „Ich mach mich doch gar nicht lustig.“, der Gummijunge setzte eine kindliche Unschuldsmine auf, die wieder mal so süß war, dass ich fast dachte, es war ein Fehler, mich nach ihm umzudrehen. Warum verfalle ich nur immer so schnell seinem niedlichen Gesicht und seinen wundervollen dunklen Augen. Sowas kann man doch nur gern haben. Ich musste zwangsläufig seufzen, was ich in der nächsten Sekunde auch schon wieder bereute. Mir passte es nicht, so viel „Schwäche“ zu zeigen und meine Gefühle so offenherzig preis geben zu müssen. Das war voll doof. Ich will kein blödes Häschen mehr sein. Ich dreh noch durch. „Und wenn's nach mir ginge...“, meinte Ruffy verträumt, ließ sich auf das Sofa fallen und legte sich dann rücklings darauf. „...dann bist du der wohl süßeste und kuschligste Stoffhase, den ich je gesehen habe.“, und wie als wolle er seinen Worten mehr Ausdruck verleihen packte er mich an meinem kleinen Körper – so viel war davon ja nicht da - und zog mich auf seinen Bauch, sodass ich völlig verblüfft auf ihm sitzend trohnte und ihm verwirrt ins Gesicht sah. Er grinste mich nur lieb an. Erwartete er jetzt ein Reaktion von mir? Ich war noch etwas unschlüssig, zumal ich diese Perspektive auf ihn noch nie zuvor gehabt habe. Es war ganz komisch. Ich war seinem Gesicht ganz nah, aber gleichzeitig hatte ich rein vom körperlichen her davon noch so viel Abstand, dass ich es in Ruhe betrachten konnte. Außerdem saß ich auf seinem Bauch, allerdings nur, bis er mich noch etwas nördlicher zu sich zog und ich schließlich auf seiner Brust saß. Dann schlang er seine Arme gänzlich um mich und drückte mich bäuchlings zu sich gegen sein Hemd. Ich war erst ein wenig geplättet von dem Gewicht seiner Arme, doch musste ich schnell feststellen, dass sie leichter waren, als ich dachte. Und so war es nun. Ich lag auf Ruffys Brust und er drückte mich noch an sich. Mein Herz wusste gar nicht, wo es noch hinschlagen sollte. Bis zum Hals. Bis in die Füße. Sogar bis in mein Stummelschwänzchen, was als Mensch nicht mal möglich gewesen wäre. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich überhaupt ein Herz hatte. Ich meine, ich war ein Stoffhase. In mir war nichts weiter außer jeder Menge Schaumstoff. Und doch hörte ich mein Herz bis zu den Ohren schlagen, als hätte ich nie etwas anderes gehört. Wieso tat Ruffy mir sowas an? Doch plötzlich fühlte ich mit meiner linken Pfote etwas unter seinem Hemd. „Was ist das...?“, fragte ich leise, da Ruffy die Augen geschlossen hatte und wohl im Begriff war einzuschlafen. Toll, war ich jetzt sein Stofftier frei Haus oder wie? Kann er nicht ohne Kuschltier einschlafen. Vielleicht sollte ich dem Jungen mal eine Schmusedecke häkeln. „Was ist was...?“, fragte er noch immer mit geschlossenen Augen. „Na, das hier!“, ich zerrte an seinem roten Hemd und zum Vorschein kam die weiße Ecke eines Taschentuches. Ich stutzte erst. Wieso hat der 'n Taschentuch über seiner Brust. Aber als ich den ersten Knopf von seinem Hemd öffnete und es ein wenig zur Seite schob, erkannte ich, dass diese weiße Taschtuch eigentlich zu einem großen Pflaster gehörte, das Ruffy quer über die rechte Brust geklebt war. Sofort schoss mir die Sorge wieder in den Kopf. „Was hast du denn da gemacht?“ „Mh, nich' viel.“, lächelte Ruffy mich mit einem offenen Auge an. „War 'n kleiner Unfall. Lysop hat mit Böllern, die von der Silvesterparty bei Mako übrig geblieben waren, rumgespielt und einer davon hat mich erwischt.“, er lachte. „Mein Schütze kann wirklich verflucht gut zielen, aber irgendwie schien er da sein Zielwasser mal nicht getrunken zu haben. Einfach so seinen Kapitän abzufackeln.“ „Das ist 'ne Brandverletzung?“, fragte ich besorgt und halb wütend. Ich konnte mich mit dem Gedanken noch immer nicht anfreunden, wenn jemand Ruffy weh tat. Ganz egal, ob es ein Unfall war, oder nicht. Er hatte es einfach nicht verdient, zu leiden. „Mhm...“, kam die knappe Antwort, bevor Ruffy sein Auge wieder schloss und den Kopf zurück in das Kissen legte. „Aber das...“, ich musste erst überlegen, ob ich das wirklich tun sollte. Oder ihm zumindest anbieten. „...das kann ich doch...“, immerhin als er mich das letzte Mal danach gefragt hatte, bin ich ihm nur mit einer Rechnung gekommen. „Das kann ich doch heilen (Anm: Anni hat auch die Fähigkeit, Menschen innerhalb kürzester Zeit zu heilen)...“, meinte ich kleinlaut, meinen Kopf so drehend, dass Ruffy mein Gesicht nicht sehen konnte, wobei ich spürte, dass er mich wieder verwundert ansah. „Nich' nötig. Wenn gleich 'ne Katastrophe passiert, machst du nur wieder mich dafür verantwortlich.“ Ich sah ein wenig betreten aus der Wäsche. Dass ich ihn damals mit meinem dahergeworfenen Kommentar tatsächlich auf den Schlips getreten war, war mir nicht klar und es traf mich in dem Moment ein wenig. „Tut mir leid, dass ich das gesagt habe.“, meinte ich betrübt, zog dann mit einem gnadenlosen Ruck das Pflaster von Ruffys Brust, der daraufhin ein jammervolles Quiecken von sich gab. „Auaua, meine arme geschundene Haut.“, beschwerte er sich. „Das wird Chopper nicht gefallen.“ „Jaja...“, ich verdrehte die Augen und besah mir dann Ruffys Brandverletzung. Die Wunde sah noch ziemlich frisch aus. Die Haut war gerötet und irgendwie matschig. Wäre fast eklig gewesen, wenn ich es nicht gewohnt war, als kämpfender Engel (Anm: der grund, warum Anni so viele seltsame Fähigkeiten hat, ist der, dass sie als Saviours Angel geboren wurde und dazu bestimmt ist, die zu beschützen, die sie liebt. DAs ist sozusagen ihr einziger Lebensinhalt, aber dazu gibt's noch eine wesentlich längere Story) sowas selbst ständig an mir zu sehen. Anderdings mir plötzlich der Gedanke kam, wie so eine Verletzung bei mir wohl aussehen mag, in meinem Hasenzustand. Mein Fell war ziemlich wuschig und es wäre mir wohl mit einem Mal weggebrannt, sodass ich jetzt nach kreisrundem Haarausfall aussehen würde.Und dann noch diese widerliche Wunde an meiner Haut. Ich schüttelte den Kopf. Sowas an einem Stofftier. Um den Gedanken aus dem Kopf zu kriegen, widmete ich mich dem, was ich ohnehin vorhatte, auch wenn mir nicht ganz bewusst war, ob das auch eine gute Idee war. Ich rückte also noch immer auf dem Bauch liegend näher an die Brandwunde heran. Als ich ihr nah genug war, legte ich meinen Mund, oder was auch immer ich da hatte, darauf, konzentrierte mich. Mit der rechten Pfote suchte ich ein Chi unter Ruffys Haut, was sich allerdings als schwieriger erwies, als ich dachte, da ich normaler Weise mit einem menschlichen Arm einen wesentlich größeren Suchradius einnehmen konnte als jetzt mit meinem kurzen Stofftierärmchen. Ich kam damit gerade bis zu Ruffys Brustbein. Gott sei dank fand ich da auch ein Chi, sonst hätte es eng werden können. Und so galt meine Konzentration gänzlich der Heilung von Ruffys Wunde. Ich kann nicht sagen, dass es in meiner Hasengestalt sehr einfach war, aber ich tat das, was ich als Saviours Angel auch immer getan hatte, wenn es darum ging meine Heilerfähigkeiten einzusetzen. Und es zeigte auch den gewünschten Erfolg. Fast erleichtert merkte ich, dass die Wunde tatsächlich zu schrumpfen begann. Ich dachte schon, dass es in dieser Gestalt nicht funktionieren würde, aber offensichtlich hat der Häschenzustand keinen Einfluss auf meine Fähigkeiten. War das nun gut oder schlecht?! Doch es stellte sich auch etwas anderes ein, mit dem ich eigentlich nicht gerechnet hatte oder irgendwie auch nicht rechnen wollte. Ruffy begann auf einmal zu schnurren, wie ein Kätzchen. Ich horchte auf, was bei meinen riesigen Ohre, die fast doppelt so lang waren wie mein restlicher Körper, gar nicht so leicht war. Ich hörte eigentlich eher nur das Fell in meinen Ohren kitzeln. Doch jetzt hörte ich auch Ruffys verzückte Laute. Klang irgendwie seltsam. Aber es schmeichelte mir. Ich fragte mich nur, warum er das sonst nie getan hat, wenn ich ihn geheilt habe, nicht, dass das besonders oft vorgekommen ist. „Dein Fell ist so weich...“, raunte er und ich saß augenblicklich kerzengerade wieder auf seiner Brust. Es war nicht so sehr, was er gesagt hat, sondern wie er es gesagt hat. Dieser liebevolle, niedliche Ton in seiner Stimme drang von meinen Ohren gar nicht erst vor bis zum meinem Hirn, sondern direkt in mein Herz und brachte es regelrecht zum Schmelzen. Das war so süß, dass ich gar nicht wusste, was ich sagen sollte und es lieber vorzog, wie ein beklopptes Hasi dazuhocken und den Jungen anzustarrten. Mit offenem Mund. Glücklicher Weise war die Heilung schon erfolgreich beendet, sonst wäre das alles jetzt ziemlich sinnlos gewesen. Ich wartete ein paar Augenblicke und sah dabei nur wie hypnotisiert in Ruffys seeliges, zufriedenes Gesicht. Dann runzelte ich die Stirn und fasste mir in den Nacken. Was sollte ich jetzt tun? Ich hatte irgendwie Schiss, was zu sagen. Mir gefiel die Stimmung einfach zu sehr, als dass ich sie kaputt machen wollte. Also wenn schon nicht den Weg in die eine Richtung, dann doch in die andere. Also senkte ich meine Pfote wieder auf seine Brust und rubbelte fahrig darauf herum, in der Hoffnung, irgendeine Reaktion hervorzurufen, ob nun bei ihm oder bei mir war mir dabei eigentlich gleich. Und es passierte beides. Sein Lächeln wurde breiter und ein kleines Glucksen drang aus seiner Kehle. Kitzelte ich ihn etwa? Mein Fell war also kitzlig!?? Wieder verschwand meine Pfote in dem Fell in meinem Nacken und wieder musste ich erst überlegen, was ich jetzt tun sollte. Die Situation war mir langsam zu bizarr. Was tat ich hier eigentlich? Ich war doch nicht Ruffys persönliche, lebendige Kuschelbombe. Doch er kam mir zuvor, knöpfte sein Hemd gänzlich auf, sodass sich hinter mir die affengeile Landschaft von Ruffys muskulösem Waschbrettbauch offenbarte. Mir schoss das Blut wieder in den Kopf und ich grübelte wohl eher darüber nach, wie ein Stofftier nur Blut im Körper haben kann, als darauf zu achten, dass Ruffy gerade den Träger meiner Latzhose mir von der Schulter zog. „Was treibst du denn da???“, empörte ich mich, als ich mich aus der Trance von Ruffys super Bauch losgerissen hatte. „Ach komm schon. Stell dich nicht so an. Du hast doch das Fell sicher überall, oder nich.“, er grinste breit und zog auch den anderen Träger herunter. Der wollte, dass ich mich ausziehe?!? Hatte der sie noch alle?!?!? Was bildet der sich eigentlich ein???? Ich entblöße mich vor niemandem. Aus keinem Grund. Auch nicht, wenn der Grund so süß und schnuckelig war, dass es sich fast dafür gelohnt hätte, alle Ängste und schlimme Erinnerungen an eine grausame Zeit herunter zu schlucken und einfach mal zu tun, was er sagt. Er wäre der letzte, der mir weh tun würde und er wusste von meiner Aversion gegen meinen eigenen Körper (Anm: Anni ist ein gebranntes Kind). Als ich die Operation „Weg von hier“ beendet hatte, war ich praktisch dazu gezwungen ihm die paar Brocken aus meiner Vergangenheit offenzulegen. Gerade die Brocken, die ich vergessen wollte. Den eigenen Körper zu hassen und sich vor ihm zu fürchten würde mir wohl noch bis ins hohe Alter nachhängen, aber ich hatte keine ander Wahl gehabt. Und obwohl ich ihm damals nur diesen einen kleinen Satz sagen konnte „Du guckst aber nicht“, hatte er das sofort verstanden und nicht mal so getan, als ob er sich dafür interessieren würde. Ihm war meine Vergangenheit wohl wirklich egal. Aber das machte sie noch lange nicht ungeschehen. Um so mehr leid tat es mir, dass ich gerade versuchte, mich gegen ihn zu wehren, damit ich meine Hose nicht verlor. Er will mir nicht weh tun und er will womöglich wirklich nur mein Fell anfassen, aber das macht Nacktheit auch nicht geringer. „Was hast du denn jetzt noch an dir, was du noch hassen könntest?“, fragte er mich schließlich lächelnd und doch so bitter ernst, dass ich fast zusammenzuckte. „Oder was dir weh tun könnte?“ Ich dachte angestrengt über seine Worte nach und musste ziemlich schlucken. Er hatte eigentlich recht. Meinen menschlichen Körper hasste ich. Aber im Moment hatte ich keinen menschlichen Körper. Ich war ein Hase. Ein kleines Häschen mit Fell. Und in mir drin war nur Schaumstoff. Was könnte mich jetzt noch verletzen? Da erinnerte ich mich an die Abmachung, die ich ihm vorgeschlagen hatte, als ich mich das erste mal vor seinen Augen in ein Häschen verwandelt hatte. „Ich steige nur unter der Bedingung ein, für dich zu arbeiten, bis du einen Ersatz für mich gefunden hast. Aber dann verlange ich tägliches Kraulen, Kuscheln und Spielen, verstanden...Captain?“ Vielleicht war das hier ja auch die einzige Möglichkeit, Ruffy endlich so nah sein zu können, wie ich es mir immer gewünscht hatte, aber aufgrund meiner Berührungsängste nicht konnte. Und er bot mir jetzt die Chance. Ich wäre wohl ziemlich dämlich, sie nicht zu ergreifen. Ich ließ mich also tatsächlich von ihm ausziehen. Er zubbelte so lange an meiner Hose herum, bis sie mir von den Beinen gerutscht war und ich nun völlig nur in Hasenpelz gehüllt auf seiner Brust saß. Mir war noch ein wenig unbehaglich, doch Ruffy nahm mich einfach hoch und legte mich dann bäuchlings wieder auf seine Brust, sodass er die größt mögliche Fellfläche von mir ausnutzen konnte. Dann schlang er seine Arme um mich und quietschte wie ein aufgedrehtes Fangirl: „Du bist ja sooooooooooooooooooo kuschlig!!!“ und drückte mich energisch an sich, sodass ich fast keine Luft mehr bekam. Doch es dauerte nicht lang, da wurde der Druck um mich geringer, bis Ruffys Arme nur noch locker auf mir lagen. Dann konnte auch ich mich endlich mal entspannen und vor allem wieder Luft holen. Da lag ich nun, nackt wie ich war auf der Brust eines Jungen. Wenn mir das vor zwei Jahren passiert wäre, hätte ich mich wohl erschossen. Da hatte ich mir schon geschworen, gerade einem Menschen nie wieder auf diese Weise so nah zu sein und dann sowas. Aber wenn man bedenkt, dass dieser Mensch auch der Junge war, der mir das Leben gerettet hat und meine Nacktheit von einem Hasenfell herrührte... Änderten diese Umstände die Situation? Ich wusste es nicht. Aber eines wusste ich. Geborgenheit war ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr hatte. Und jetzt hatte ich es. Ich legte die Öffnung meines Ohres – nachdem ich sie selber unter dem vielen Fell an meinen Ohren erstmal suchen musste – auf Ruffys Brust und hörte seinem ruhigen Herzschlag zu. Es war wie eine wundervolle Melodie. Eine Synphonie im Takt des Lebens. Es entspannte mich und machte leicht schläfrig. Wie eine Droge. Mir tat es gut, dass ich Ruffy vertrauen konnte. Er nahm mir die Berührungsangst. Im selben Moment schoss mir der nunmehr verhasste Gedanke in den Kopf. Liebe, das positivste aller Gefühle. Dem Engel in den Kopf gepflanzt, damit er dadurch stärker wird und besser gegen Dämonen kämpfen kann. Alles Propaganda. Um mich kümmerte man sich doch einen Scheiß. Hauptsache ich bestehe gegen Dämonen und rette die Welt. Nur deswegen soll es mir gut gehen. Nur deswegen wird Hoffnung in meine Liebe gelegt. Mein Leben wird von allen Seiten nur ausgenutzt. Solange das nur mein eigenes Leben betraf, konnte ich das noch ertragen. Aber neuerdings traf es sogar schon die Menschen, die mir viel bedeuteten. Und das war nicht mehr vertretbar. Zumindest nicht von mir. „Ruffy....“, fragte ich leise und vorsichtig. „Mhm...?“, summte er zurück. „Es tut mir leid...“, entschuldigte ich mich. Ich wartete ein paar Sekunden auf Antwort. Als Ruffy aber keinen Ton sagte, redete ich einfach weiter. „Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe. Als ich im Knast saß, wolltest du mir helfen und mich befreien. (Anm: im Kapitel vorher saß Anni im Knast, Ruffy wollte sie befreien, aber sie hat sich geweigert mitzugehen, weil sie nicht will, dass Ruffy ihre Kämpfe für sie austrägt. Sie will allein stärker werden. Und als Ruffy das nicht einsehen wollte, hat sie ihn KO schlagen lassen). Aber ich habe Frank befohlen, dich KO zu schlagen, als du nicht gehen wolltest, trotz dass ich deine Hilfe deutlich abgelehnt hatte. Und das tut mir leid. Es war zwar Frank, der dich verletzt hat, aber er handelte in meinem Namen, also trage ich dafür die volle Verantwortung. Und es tut mir leid, dass ich dir über den Mund gefahren bin und deine lieb gemeinte Hilfe so wehemend abgeschmettert habe. Es war nicht fair, wie ich mit dir umgegangen bin. Ich dachte erst, du würdest gegen die Gesetze der EW verstoßen, weil du nicht einsiehst, dass ich allein kämpfen muss, um stärker zu werden. Aber jetzt weiß ich, dass du mir helfen wolltest, nicht weil du auf die Gesetze scheißt, sondern weil dir an mir liegt. Es tut mir leid, dass ich das in dem Moment nicht gesehen habe und dir so weh getan habe...“, ich machte eine kleine Pause, als wären die Worte gerade so anstrengend gewesen, wie ein Marathon. „Bitte verzeih mir, Ruffy...“, bat ich ihn. Dann wartete ich. Ein paar Augenblicke passierte nichts. Ich hatte Angst, dass er mir nicht verzeihen würde und jetzt kurz davor war, mich von Bord zu schmeißen. Das würde er sicher nicht tun, aber die Stille zwischen uns wurde immer ausgedehnter. Nicht, dass er eingeschlafen war und gar nicht gehört hatte, was ich gesagt habe. Doch dann löste sich einer der beiden Arme von meinem Rücken und eine Hand legte sich an meinen Kopf, streichelte durch mein Fell. „Entschuldigung angenommen. Ich verzeihe dir.“, dann angelte er mit den Füßen nach der Decke am anderen Ende des Sofas und legte sie über sich und gleichzeitig über mich, bis mein Kopf fast verschwunden war. „Nicht, dass dir noch kalt wird...“ Und er legte seine Hände wieder auf mein Fell, kraulte es. Kapitel 5: Nach Merrys Tod - Blutschuld --------------------------------------- Diese Szene hier spielt auf Water Seven kurz nachdem die Merry ihren Tod auf dem offenen Meer gefunden hat und die Strohhüte ganz erschöpft ihren Kummer ausschlafen. Das hier is übrigens eine der extrem persönlichen Szenen, die ich niemals der Öffentlichkeit antun könnte. Der Vollmond offenbarte einen wundervollen Blick in die vom Mondlicht leicht erleuchtete Stadt mit ihren vielen süßen, eng stehenden Häusern, den Kanälen, den Werften und dem glitzernden Meer dahinter. Ich kannte diesen Ausblick. Genau den gleichen hatte Sanji gehabt, als er damals kurz nachdem Lysop gegangen war, nachts nicht schlafen konnte. Ich habe jetzt den selben Ausblick und das trieb wieder das wohlige Gefühl der Dankbarkeit in mir auf. Water Seven ist eine Heimat. Die Strohhutpiraten eine Familie. Das wiedergefundene Leben eine Hoffnung. Ruffy eine Quelle der Kraft. Meine Quelle der Kraft. Wird Zeit, dass ich das endlich ausspreche. Ich drehte mich vom Fenster weg wieder zur Tür. Leise drückte ich die Klinke nach unten und trat in rigoroses Schnarchen. Es war das melodische Schnarchen der Strohhutpiratencrew, zumindest dem männlicheren Teil davon. So schmerzhaft der Tod auch sein mag, es gibt Dinge, die nicht mal darüber hinwegtäuschen. Dennoch erkannte ich, dass das Schnarchen anders klang. Immerhin pennte ich für gewöhnlich noch auf der Merry im Jungszimmer. War besser für mich, weil ich ohne Geräuschkulisse schlecht einschlief. Daher war mir ihr Schnarchen in Mark und Bein übergegangen und daher erkannte ich auch ganz deutlich, dass es sich jetzt anders anhörte. Viel zaghafter, aufgewühlter, zittriger, verzerrter. Es waren nur Nuancen, aber für mich waren sie hörbar und ich kannte ihren Grund. Der Doppelstockbettreihe gegenüber zog ich meine Klamotten aus und ein Nachthemd an. Durch eines der Fenster auf dieser Seite sah ich wieder die dunkle Stadt. Ich drehte meinen Kopf. Auf der anderen Seite schliefen die Piraten in den Betten einen unruhigen Schlaf nun schon seit fast zwölf Stunden ohne Unterbrechung. Und es sah nicht so aus, als würden sie den nächsten Morgen aufstehen. Ein Tag sei ihnen noch gegönnt. Wer so viel gekämpft und gelitten hat, dem steht soetwas zu. Ein Tag Konfrontation mit ihrem Unterbewusstsein. Sie versuchten alle den Tod der Merry zu verarbeiten und zu ertragen. Mit dem Tod fertig zu werden, ist eine harte Aufgabe. Und ich möchte meinen, dass jeder von ihnen damit schon einmal in Berührung gekommen war. Und dennoch tat es mir leid, weil sie litten und ich ihnen nicht helfen konnte. „Ich kann euch nicht heilen, weil ich kein Engel mehr bin (Anm: in der Kapitel hat Anni ihren "Job" als Saviours Angel verloren, einerseits aufgrund eines verlorenen Kampfes, andererseits aber auch ein bisschen aus Rebellion, weil mit dem Saviours Angel Dasein eine harte Lebenseinschränkung verbunden ist). Aber selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun. Den Schmerz, den ihr erfahrt, müsst ihr auch erfahren. Trauer ist etwas, das zum Tod dazugehört. Man kann es nicht einfach überspringen, wie man eine beschissene Szene im Film vorspult. Leidet jetzt, damit es euch danach noch gleich viel besser geht. Ihr seid stark.“ Ich seufzte, als mein Blick auf das Doppelstockbett ganz rechts fiel in dessen unterem Bett mich ein paar zerstrubbelte, schwarze Haare anblinkten. „Und du...“, ich trat näher an das Bett heran und sah Ruffy darin unruhig schlafen. Sein Gesicht war ein wenig verkrampft, so als habe er gerade einen Albtraum und ein paar Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Sein Kopf war schon so weit zur Seite gerutscht, dass er gar nicht mehr auf dem Kissen lag. Die Decke verteilte sich irgendwie auf Ruffys Körper, aber nicht so, wie sich eine Decke normaler Weise verteilen sollte, vom Bettlaken ganz zu schweigen. „Was tust du nur mit meinem Leben?“, ich lächelte leicht, als ich mich neben sein Bett kniete und meine Arme auf das Laken stützte, Ruffy dabei immer ansehend. „Seit ich dich auf der G8 das erste Mal sah und dich kennen lernte, hast du mein Leben gerettet und es grundlegend geändert. Was tue ich eigentlich auf Water Seven? Ich kam mit euch hierher, in der Hoffnung, meinen geklauten Tucsonstein wiederzufinden. Aber was ich fand, war ein lebenswertes Leben, Hoffnung, Kraft, Erfahrung. Und alles nur wegen dir. Das selbe ist gerade schon wieder passiert. Ich dachte, ich wäre an einem unüberwindbaren Engpass angekommen, der nach ein paar weiteren Metern in einer Sackgasse endet. Ich hatte nicht die Hoffnung aufgegeben zu Kämpfen, aber ich war noch nie verwirrter und verunsicherter über meinen Weg und meine Gefühle. Ich zweifelte alles und nichts an. Und du brichst da durch, als wäre so eine Krise das nichtigste auf der ganzen Welt.“, ich schüttelte leicht den Kopf. „Ich kenne das von meinem ersten Mentor und vom Codex, dass, wenn ein Pirat einem Piraten das Leben rettet, man eine Blutschuld bei seinem Retter hat. Ich habe eine lebenslange Blutschuld bei dir, die ich niemals abarbeiten könnte. Ich weiß nicht, wieso du das für mich getan hast, aber meine Dankbarkeit und meine Schuld sind unermesslich groß.“, ich lächelte, auch ein wenig um die aufkommenden Tränen wieder zu unterdrücken. „Dennoch habe ich eine Bitte. Ich bitte dich darum, mir diese Schuld niemals zu erlassen. Sag mir nie, dass meine Schuld beglichen ist. Mir ist diese Schuld heilig, aus einem einfachen Grund. Diese Schuld ist das einzige, was dich und mich verbindet. Sowas ist zuvor noch nie vorgekommen. Und das ist meine Blutschuld. Deswegen ist mir diese Schuld so wichtig. Bitte erlass sie mir nie. Du bedeutest mir so viel. Ich will die einzige Verbindung zu dir nicht verlieren. Auf Water Seven hast du mir das Leben gerettet. Das hat noch nie jemand für mich getan. Das Leben des Engels zu retten, darum hat sich jeder bemüht. Aber du hast das Leben des Menschen gerettet (Anm: Anni wurde als Engel geboren, aber irgendwann aus einem ziemlich langen und verwirrenden Grund wurde sie zum halben Engel und halben Menschen). Das Leben, das sogar ich schon für wertlos hielt. Water Seven wurde dadurch zu einer Heimat und das wird immer ein Teil von mir bleiben. Ich hoffe, du erfüllst mir meine Bitte, auch wenn ich nie gedacht hätte, dass mir diese Worte noch mal über die Lippen kommen. Ich wurde kurz nach der Reise nach Sydnai-Island zur gefühllosen roten Kriegerin. Die Kriegerin ohne Herz, die nur ihre Ziele verfolgt. Das war auch nicht besser, als die Sklavin, die ich davor war. Du hast mir ein Gefühl zurückgegeben, von dem ich dachte, es für immer vergessen zu müssen. Ich war tapfer, kannte die Konsequenzen und habe es deswegen nie ausgesprochen, weil ich Angst hatte, wieder verletzt zu werden. Es mag sein, dass ich nicht die einzige bin, die so fühlt, aber wenn mir das was ausmachen würde, wäre ich nicht hier. Danke, für die Rettung meines Lebens. Danke, für die Blutschuld eines Piraten. Und danke, dass du gerade schläfst und es nicht hören kannst. Aber es ist auch so schwer genug. Ich l...“ Plötzlich regte sich Ruffy, murmelte irgend ein paar unverständliche Worte daher, drehte sich dann gänzlich auf die Seite in meine Richtung, zog seinen Arm mit sich mit und knallte ihn mir dann auf die Schulter. Ich erschrak natürlich mächtig, wollte den Jungen aber nicht wecken, deswegen bewahrte ich Ruhe und versuchte nur, seinen Arm von meiner Schulter zu schieben. Doch dann spuckte Ruffy doch ein Wort aus, das ich ganz deutlich verstand. „Lämmchen...“ und das sagte er auf so süße, gebrochene, verzerrte Weise, wie ein kleiner Junge, dessen Hund gerade überfahren worden war, dass ich gar nicht mehr an mich halten konnte und kurz aufschluchzte. Merrys Tod ging ihm sehr nahe, vor allem, weil er die Entscheidung treffen musste, das Schiff aufzugeben. Da lieferten sich bestimmt gerade sein Herz und sein Gewissen einen Kampf in seinem Unterbewusstsein. Und dennoch, dieses ausgesprochene Wort enthielt unheimlich viel von dem kleinen, verletzten, zerbrechlichen Jungen, den ich seit Water Seven in ihm sah. Ruffy war der stärkste Mensch, den ich kannte. Um so herzzreißender war seine zerbrechliche Seite. Und die schlug gerade bei mir ein, wie ein Blitz, ließ mich gebrochen schluchzen und in der nächsten Sekunde hatte ich glatt an einem Meter Körpergröße verloren, aber an einem Quadratmeter Fell gewonnen. Noch bevor ich begriff, dass ich wieder zum Häschenkuscheltier mutiert war, riss mich Ruffy schon zu sich aufs Bett und an seine Brust. Nicht, dass ich was dagegen gehabt hätte, aber das kam grad alles ein wenig... überraschend, möchte ich meinen. Aber es dauerte nicht lang und ich gewöhnte mich wieder an meinen Häschenstatus. Nicht zu fassen. Das war also auch eine Macht, die mit dem Saviours Angel nichts zu tun hatte. Wieder was gelernt. Vermutlich hatte ich doch mehr Fähigkeiten, als ich dachte. Und die Situation, in der ich mich befand, war mir gerade sehr recht. ... naja, angesichts der Tatsache, die ich eben halb ausgesprochen hatte. ... hm, denken wir nicht dran. Da hatte ich wenigstens so die Möglichkeit, für Ruffy dazusein, da er mich wie ein kleines Kind seinen Teddybären an sich drückte, um besser schlafen zu können. Und Ruffys Schlaf wurde tatsächlich ein wenig ruhiger. Mein Fell hatte 'ne super beruhigende Wirkung. Wenn ich schon sonst nichts konnte. Aber neben all der Niedlichkeit blieb dennoch ein Gedanke in meinem Kopf hängen, bevor auch ich einschlief. Was fange ich jetzt mit meiner neugewonnen Kraft an? Ich brauchte einen Plan und zwar den Plan, den mein Bauch gerade zurecht machte... Morgen! Jetzt war mir der Moment zu teuer. Auf dass ich meine Blutschuld für immer behalte, Ruffy. Kapitel 6: mach ruffy nich wütend --------------------------------- Oh, die Szene is noch gut XDDD Es geht darum, dass Anni einfach abgehaun ist, ohne irgendwem irgendwas zu sagen. Sie hatte dafür natürlich driftige Gründe, aber sowas zählt für Ruffy ja bekanntlich nicht. Für ihn ist nur wichtig, dass die Mannschaft nur als Team funktioniert und wenn einer ohne seine Erlaubnis aus der Reihe tanzt... naja... Zugeladen mit den Geschenken, die ich für meine Familie und meine Freunde gekauft hatte, stand Stella im Flur und wartete noch leicht ungeduldig auf mich. Ich warf nur noch einen letzten Blick in die Wohnung, bevor ich Stella aus der Tür schob und mich von der Wohnung verabschiedete. Für mich war das ein merkwürdiger Schritt. Die letzten Tage waren recht schwer. Was heißt, recht schwer. Ich werde mal wieder mit Schwächen konfrontiert, die ich eigentlich gar nicht haben wollte. Das ist echt scheiße und sowas zu schlucken nicht einfach, aber echt mal wieder die Ironie an der Sache: Das Mädchen, das sich nie von menschlichen Bindungen abhängig machen wollte, erleidet Niederlagen und verliert die Kontrolle, weil sie den, den sie... sehr mag, leiden sieht. Das ist doch echt... naja. Ganz verwunden habe ich das noch nicht und es geht mir noch immer nah, aber es tut nicht mehr so sehr weh, dass ich bereit wäre, rauszugehen und Dämonen abzuschlachten, nur um meine Schmerzen zu betäuben. Die Tage, in denen ich mich hier verkrochen hatte, habe ich viel nachgedacht, musste mir bewusst werden über meine Lage und meine Gefühle. Der erste Schritt zur Besserung ist ja immer die Einsicht. Und ich hab' gestern viele viele Weihnachtsgeschenke gekauft und eingepackt. Der Gedanke, meine Freunde zu beschenken, hat mir am meisten geholfen, wieder gute Laune zu kriegen und klar zu denken. Aber jetzt war es soweit. Ich musste zurück. Es war ja nur noch eine Woche bis Weihnachten. Allerdings war mir etwas mulmig, weil ich nicht wusste, was mich erwartet. Naja, was soll ich sagen; als ich nach Evers Point zurück kehrte klebten Kenneth und Dillen an meinen Beinen und flehten mich an, nie wieder abzuhaun. Das ist süß, aber auch irgendwie blöd für mich, weil ich ihnen das nicht versprechen kann. Es wird in Zukunft immer Situationen geben, vor denen ich am liebsten weglaufen möchte und ich nach einer Niederlage vor den Blicken und Fragen meiner Freunde fliehen möchte, um meine Gedanken und Gefühle verstehen zu können. Mein Team fand das OK, selbst die Strohhutpiraten – denen ich ja auch noch eine Erklärung schuldig war – haben das abgenickt. Bis auf einen. „HAST DU SIE NOCH ALLE!!??“, brüllte Ruffy durch seine Freunde und ich zuckte augenblicklich vor seiner kräftigen Stimme, die alle süße Kindlichkeit mit einem Schlag verloren hatte, zusammen. „Dir geht's wohl zu gut!!“, seine Gesicht verfinsterte sich und er schritt drohend auf mich zu. Ich versuchte dem standzuhalten, aber wieder brachte ich es nur zu einem eingeschüchterten Schulmädchenblick. Dieser Mann hatte aber auch was von Autorität. „Was fällt dir ein, so ein behämmertes Ding zu drehen??!! Hast du auch nur einen Moment an uns gedacht? Dass wir uns eventuell Sorgen machen?“, er wurde noch lauter. „Aber davon ganz abgesehen hab ich dir nie erlaubt, einfach abzuhaun. Als du damals eingeschlagen hast, zu meiner Bande zu gehören, bist du damit die Verpflichtung eingegangen, deinem Kapitän mit Loyalität entgegenzutreten. ICH bin dein Kapitän. ICH sage, wann du abhauen kannst. Du hast alle Freiheiten der Welt, solange du deinen Job auf diesem Schiff machst. Du kannst auch gerne abhaun, aber dann hast du trotz allem die Verpflichtung jeden Tag deinen Arsch hierher zu bewegen, um zu singen. Diese Bande funktioniert, weil ich darauf vertrauen kann, dass ich meine Leute um mich habe, wenn ich sie brauche. Du hast gegen meine Befehle gehandelt. Am liebsten würde ich dich Kiel holen lassen!“ Ich schrak zurück und hielt die Luft an. Ich traute ihm das durchaus zu. Er war so dermaßen sauer auf mich, dass ich ihm alles zugetraut hätte. „Das mache ich aber nicht. Wenn du dabei verreckst, verliere ich meine Sängerin. Trotzdem kann ich dir diesen Regelbruch nicht einfach durchgehen lassen. Ich bestrafe dich.“, er hob den Zeigefinger und deutete in Richtung Kombüse. „Du wäschst das gesamte Zeug ab, dass sich seit deiner Flucht hier angesammelt hat.“ Da hatte ich noch gedacht, was soll's, so'n bissl Abwasch, bis ich merkte, dass Ruffy das ernst meinte, ich fast eine Woche weg war, die Mannschaft an sich gewachsen war, Ruffy aß wie ein Scheunendrescher und Sanji ein Millionen-Sterne-Koch war, der 'ne Menge Töpfe und Pfannen für einen Gang schmutzig machen wusste. Das Ergebnis war eine komplett zugestellte Kombüse mit Tellern, Tassen, Gläsern, Töpfen, Pfannen, Besteck, Schüsseln und so weiter. Da klappte mir erstmal die Kinnlade runter. Für das alles brauche ich ja Stunden... Sanji hat mir noch verraten, dass er jetzt erst versteht, wieso Ruffy die ganze Zeit, in der ich weg war, den Abwasch verboten hatte. Er hatte die Strafe für mich schon von Anfang an geplant und mit jedem Tag, den ich länger weg war, machte ich meine Strafe schlimmer. Kapitel 7: Setz Ruffy nie irgendwelche Flausen in den Kopf, die er auch noch ernst nehmen könnte ------------------------------------------------------------------------------------------------ Das is auch noch süß. Die Vorgeschichte is nich weiter wichtig, die Beschreibung is nur süß: Aber Ruffy scheint mit meinem Zustand irgendwie voll nicht einverstanden. Schon die ganze Zeit nicht. Aber seit unserer Auseinandersetzung hält er ständig gegen mich an, auf ziemlich merkwürdige Weise. Er ist total schmusig und anhänglich geworden, kuschelt sich ständig an mich, verfolgt mich überall hin, lässt mich nicht mehr aus den Augen, hoppelt die ganze Zeit um mich herum und Nachts klaut er mir die Decke und zerrt mich unter seine, sodass ich die Krise kriege und zum Stoffhasen mutiere, was ihm keinerlei Anlass gibt, mich loszulassen. Mir ist noch etwas schleierhaft, wie mir das helfen soll, aber ich hab' nicht umsonst in all den Jahren gelernt, dass Ruffy weiß, was er tut. Und er irrt sich nie. Mal ganz davon abgesehen, dass ich nie behaupten würde, dass mir seine Methoden missfallen. Weil, ich mein, Ruffy, permanent in meiner Nähe, in meiner sehr nahen Nähe. Wieso soll ich mich beschweren? Doch das uferte irgendwann etwas aus, als ich den Piraten gerade an einem kuschligen Abend die Geschichte von Aschenbrödel und den drei Haselnüssen erzählte. Da ging es halt um einen Prinzen, der seine Prinzessin suchte und da ich hab' ganz beiläufig zu Ruffy gesagt, ein Prinz kann nur König werden, wenn er eine Prinzessin heiratet, rein traditions-bedingt und habe damit eine wörtliche Anspielung auf den Piratenkönig gemacht. Aber Ruffy in seiner unendlichen Naivität nimmt das für bare Münze, schaut sich erst zweifelnd um und fragt mich dann aus der Kalten heraus: „Kannst du mich heiraten?“ Was ich geantwortet habe, weiß ich nicht mehr. Ich muss wohl ins Koma gefallen sein. Den anderen ging es wohl nicht anders, bis irgendjemand Ruffy darüber aufklärt, dass ich nur einen Wortwitz gemacht hatte. Ein Glück, sonst würde ich wohl noch immer im Koma liegen. Das ließ mich echt den ganzen Tag nicht mehr los und das geht mir sogar so sehr an die Thermoskanne, dass es mir ein Eintrag ins Logbuch wert ist. Ich würde Ruffy heiraten. Mann. Krasse Vorstellung, aber ich bezweifle, dass er das wirklich wöllte, wenn er sich darüber im Klaren wäre, was es bedeutet. Es ist ja nicht so, als wäre das eine Liebesbeziehung, wie jede andere der Milliarden menschlichen Liebesbeziehungen, die täglich geknüpft werden und auch genauso schnell wieder in die Brüche gehen. Ich hatte mich mit Nami mal etwas längere Zeit darüber unterhalten. Das hat mit Liebe und dem bloßen Wunsch des Zusammenseins und füreinander da sein schon fast nichts mehr zu tun. Das ist die pure, brutale Loyalitäts- und Respektbezeugung einem echten Helden und dem großartigsten Menschen der Welt gegenüber. Er hat das verdient. Niemand verdient so viel Respekt und Vertrauen wie er. Seit ich ihn kenne hat sich viel verändert. Ich bin an die hundert Mal über mich hinaus gewachsen, körperlich, geistig, mental und emotional, wobei mir das letzte am wenigsten gefällt. Er hat aus mir einen stärkeren Menschen gemacht und mir Seiten meines Herzens gezeigt, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie habe, dass ich sie mal wiedersehe, dass sie wirklich noch existieren oder dass sie es je wert wären, beachtet zu werden. Ich verdanke ihm nicht nur mein Leben. Ich verdanke ihm auch meine Zukunft. Dafür würde ich ihm jeden Wunsch erfüllen. Und wenn er wünscht, mich zu heiraten, dann auch das. Kapitel 8: Einsamkeit in der Marine ----------------------------------- [...] Ich hasse die Marine, und dass ich hier bin und nunmehr seit mehreren Wochen ein Mitglied bin, hasse ich noch weitaus mehr. An sich wusste ich, dass es dazu kommen würde, wenn ein Pirat versucht, als Marines durchzugehen. Ich kann meine Ausbildung nicht sausen lassen. Ich hatte schon Jahre an Militärerfahrung hinter mir und wenn ich mich jetzt nicht durch die Marineausbildung boxen könnte, könnte ich meinen harterkämpfen Status weder behalten noch verteidigen. Pirat hin oder her. Ja, ich hatte mich dafür entschieden auch Pirat zu sein und ja ich hatte mich dann entschieden, meine Militärausbildung in der Marine fortzusetzen, aber das ändert nichts an dem Fakt, der das hier aus mir macht: einen einsamen Vollidioten. Tag aus Tag ein latsche ich hier durch die Flure, genauso motiviert, wie jeden einzelnen Tag, den ich bereits hier verbringen musste. Ich war eigentlich kein Pirat unter Marines. Ich war ein Marines, der rein zufällig Pirat ist, aber niemand sah das. Kein einziger dieser Soldaten oder Offiziere sah mich als Kollegen. Jeder sah in mir nur den rotzigen Piraten, der es wagt, ins Marinehauptquartier zu marschieren. Daher mieden mich alle. Keiner wollte mit mir reden, keiner wollte mich ansehen. Ich sah alle nur sich von mir wegdrehen. Zumindest war es am Anfang so. Da hatte ich wenigstens noch das Gefühl, da zu sein, irgendwas exestenzielles zu sein, vor dem man sich ekeln muss. Aber mittlerweile werde ich nur noch ignoriert. Ich bin sehr klein und hier im Gebäude und auf dem Gelände laufen meist nur Männer herum, die mich um einige Köpfer überragen, selbst die kleinen Soldaten. Daher kann man mich leicht übersehen. Aber das ist es nicht allein. Ich habe das Gefühl, regelrecht nicht da zu sein, unsichtbar zu sein oder etwas in der Art, wenn ich durch die Flure laufe und ständig anderen Marines ausweichen muss. Ich versuche mir noch immer einzureden, dass sie mich nur wegen meiner Körpergröße nicht bemerken, aber auch das wird schwerer. Ich laufe durch diese Gänge und sehe all diese Marines, wie sie mit geschäftgem Blick und meist in kleinen Grüppchen an mir vorbei eilen und mich ignorieren. Wie ein ständig fließender Strom aus kalter Säure, durch den ich mich täglich durchkämpfen muss. Irgendwie glaube ich schon selbst, mich darin aufgelöst zu haben und nicht mehr zu existieren. Ich bin zu einem unsichtbaren Nichts geworden in dieser Welt, von der ich dachte, dass ich dazugehören könnte. Aber ich tu's nicht. Ich gehöre nicht dazu, so sehr ich es mir auch gewünscht hätte. Nun an sich ist das nicht so schlimm. Schließlich geht es hierbei nur darum, meine Ausbildung zu beenden. Dann kann ich in meine Piratenwelt zurück. Aber das ist es sowieso nicht mehr für mich. Mir geht es so dermaßen auf den Sack, dass ich immer so tun muss, als ginge es mir gut. Im Militär habe ich schnell gelernt, dass man sich Emotionalitäten nicht erlauben kann, ganz egal, wie schlecht es einem geht oder wie lange dieser Zustand anhält. Man hat die klappe zu halten, schön stramm zu stehen und nur zu sprechen, wenn man dazu aufgefordert wird. Alles andere zählt nicht. Normaler Weise habe ich damit auch kein Problem. In meiner anderen Einheit, als ich da noch nicht als Pirat durchging, wusste ich ja auch, tagsüber muss ich den braven Soldaten raushängen lassen und abends kann ich dann mit meinen Kumpels um die Kaserne ziehen und dem diensthabenden Offizier einen Streich spielen. Aber hier ist es nicht so. Da niemand etwas von mir wissen will, muss ich mich tagsüber durch das Säurebad kämpfen und nachts dann allein mit meinen Gedanken verbringen, die nun wirklich kein sehr aufmunternder Gesprächspartner sind. Diese Situation ist so demotivierend, vor allem, wenn man weiß, man muss früh aufstehen und genau das selbe wieder durchmachen. Ganz allein. Und dann immer den Starken spielen. Das hasse ich am meisten. Niemals Schwächen anmerken lassen. Nie! Ich rede mir das immer selber ein, dass ich das schaffe und früher oder später wieder bei meinen Freunden bin, aber im Grunde mache ich mir nur selbst was vor. Das Gefühl der Einsamkeit hat mich fest im Griff, ganz egal, was ich mir einrede. Aber ich darf es nicht zeigen. Immer das tun, was man mir sagt, das ist alles. Dabei wünsche ich mir hier einfach nur einen einzigen Menschen, der auf mich zukommt, mich sieht und nachfragt, was los ist. Irgendjemand, der bei mir ist, der mich in den Arm nimmt und mir sagt, das alles wieder gut wird. Das kann ich mir auch selbst sagen, ich weiß, aber der Einfluss, den so ein bisschen Nähe haben kann, kann sehr erdrückend sein. Manchmal glaube ich, diese Zeit hier nie überstehen zu können. Einsamkeit ist zum kotzen. Ich gehe immer mit gesenktem Kopf durch die Mengen im Hauptquartier, achte nur auf meinen Weg, sehe nie nach oben, sondern nur auf die Füße und Beine in weißen Hosen mit korrekter Bügelfalte, die mir entgegen kommen und denen ich ausweichen muss. Ich weiß wirklich nicht, wieso ich plötzlich doch den Kopf gehoben habe in einem winzigen Moment, den ich nie hätte kommen sehen. Doch ich hob den Kopf und richtete mich etwas auf. Vermutlich tat mir auch nur meine gebückte Haltung weh. Es müssen nur Sekunden gewesen sein, in denen ich meinen Blick über die fremden Gesichter habe schweifen lassen, doch er blieb plötzlich an zwei blauen Augen hängen, die mich aus der Menge heraus ansahen. Nur ganz kurz. Ich schwöre. Sekunden, wahrscheinlich sogar noch weniger. Doch in diesem Moment sah ich das Gesicht eines Soldaten. Er war so groß, das seine Augen gerade so über die Schultern der anderen vorbeilaufenden Marines reichten, sodass ich sie sehen konnte. Ich sah noch ein paar Ansätze seiner Nase und seiner Wangen. Er hatte ein paar Sommersprossen. Vielleicht redete ich mir das auch ein. Und er hatte eine Narbe im Gesicht, aber welcher Soldat hatte die nicht? Ein paar seiner schwarzen Haarsträhnen hingen ihm über die Augen, doch verdeckten sie seinen Blick nicht. Seine blauen Augen sahen mich direkt an. Das wusste ich. Ich spürte regelrecht seinen Blick mit meinem ganzen Körper. Ich steckte noch immer in dem kalten Säurefluss, doch dieser Soldat, oder besser gesagt nur sein Gesicht war wie eine kleine Standheizung, die man mir mit in den Fluss geschmissen hatte. Ein kleines bisschen Wärme drang zu mir durch, doch ich war so erfrohren, dass ich dieses Bisschen in mich aufsog, als hätte ich seit Jahren den kältesten Winter aller Zeiten erlebt, ohne Decke, ohne Schal, ohne Handschuhe, ohne Stiefel. Ich sah nur seine Augen, mehr konnte ich nicht erkennen, und doch hatte ich das Gefühl, als lächle er mich an. Vielleicht war es auch nur Erstaunen, aber ich musste mir hier schon so viel einreden, dass mir sein Lächeln auch nicht schwer fiel. Dann waren die Sekunden vorbei und mein und sein Blick wurde von weiteren Marines, die an mir vorbei eilten, durchbrochen, das bisschen Wärme von jenem Soldaten zerrissen. So schnell, wie es kommen war, war es weg. Ich reckte mich noch kurz und sah weiter in seine Richtung, aber er war nicht mehr da. Die blauen Augen waren weg. Wieder verschwunden in der weiß-blauen monotonen Marines-Masse, die sich stehtig durch die Flure drängte. Ich beschritt weiter meinen Weg, als wäre nichts gewesen, wieder allein mit dem erdrückenden Gefühl der Einsamkeit, doch hatte ich jetzt das quälende Gefühl, als wäre die Einsamkeit noch ein bisschen unerträglicher geworden. Und sofort wurde ich sauer auf diesen blauäugigen Soldaten, der mich ja unbedingt daran erinnern musste, wie schön es war, nicht ignoriert zu werden und Aufmerksamkeit zu kriegen. Ein bisschen Nähe. Ein bisschen Wärme. Nur das bisschen reichte, um fast aus mir die Tränen wieder heraus zu quetschen. Doch ich riss mich zusammen. Es ist, wie es ist und daran ändern kann ich nichts. So ist das also, wenn man für den Bruchteil einer Sekunde einen Freund hatte. [...] Kapitel 9: Einsamkeit in der Marine II -------------------------------------- Es gab eh nicht viel zu tun, bis auf die zig Strafarbeiten, die Anni auferlegt wurden, nur weil sie den ein oder anderen Regelverstoß begangen hatte. Ein Marines zu sein war mit so vielen grausigen Regeln verbunden, dass die Rothaarige es langsam satt hatte, sich darum zu kümmern. Als sie noch Pirat war, war das alles irgendwie einfacher. Da hatte man sich nur daran zu halten, was der Kapitän sagt und wenn man dem nicht mehr entsprach, hat man gekündigt. Alles andere war einem selbst überlassen. Da war es ziemlich egal, ob man sich nachts in einer Bar die hemmungslose Kante gibt und dann am nächsten Tag völlig verkatert zur Arbeit kommt. Solange man die Befehle des Kapitäns noch hören und befolgen kann und damit niemand ums Leben kommt, war alles in Butter. Aber hier in der Marine wurde schon das kleinste Vergehen streng bestraft. Da Anni aber ein Sonderfall war, wurde sie nicht ins Gefängnis gesteckt, sondern mit noch mehr Arbeit bestraft, sodass sie manchmal tagelang nicht zum Schlafen kam. Es war sau anstrengend und manchmal fragte sich das Mädchen, wofür sie sich das alles antat. Aber nein, militärische Ausbildung war etwas, dass man drauf haben musste, ob sie nun wollte oder nicht. Sie hatte sich vor Jahren vor diesem Schritt gedrückt und jetzt holte er sie ein, gnadenlos. Seufzend saß sie an ihrem Schreibtisch, darauf ein ganzes Gebirge aus Zetteln, Schriebs, Akten und ein paar angeknabberten Broten. Zum Essen kam sie genauso wenig. Müde sah sie aus dem Fenster. Bald ist Weihnachten. Nur noch ein paar Wochen. Es wurde draußen schon kälter und sie hatte so Lust, endlich mal ein bisschen zu feiern und Stimmung zu machen, ihre Familie anzurufen, sich mit ihren Freunden zu treffen oder einfach nur bei ihrer Forschungsgruppe anzuklopfen und wieder was zu arbeiten, was weniger mit harten Regeln und gnadenloser Bestrafung zu tun hatte. Dann sah sie wieder auf den Aktenberg und seufzte erneut, lauter als vorher. Das musste sie hier alles noch durchgehen. Ihr nächster Blick ging zur großen Standuhr zu ihrer Rechten. Es war bereits kurz nach eins nachts. Im Hauptquartier war schon nix mehr los. Hier machte schon jeder nach siebzehn Uhr Feierabend. Klar, war ja auch Freitag. Naja, eigentlich schon Samstag. Das war zu derpimierend. Anni stand auf, musste sich erstmal strecken, um nicht zusammen zu klappen. Sie kam sich selbst aufeinmal so alt vor. Leicht genervt und müde beschloss sie, einen kleinen Spaziergang durch das Hauptquartier zu machen, um ihre Glieder mal wieder zu bewegen, nachdem sie jetzt stunden lang nichts anderes getan hatte, als zu sitzen. Also setzte sie sich Richtung Tür in Bewegung und trat aus ihrem Büro in den langen Flur. Es war dunkel, nur noch ein paar Lichter waren an. Der Flur erschien viel länger und schon gar nicht mehr so blank poliert, wie am Tag. Annis Schritte hallten in dem Gang. Man könnte fast meinen, es wäre gruselig, aber das Gefühl der Angst wurde von Müdigkeit und Einsamkeit bei Weitem übertönt. Sie war hier fast ganz allein. Nur ab und zu kreuzte eine Wache ihren Weg, die natürlich nichts weiter tat, als das Mädchen zu ignorieren. Wie es jeder hier in der Basis tut. Als die Wache an Anni vorbeigegangen war und von ihr nur noch die nachhallenden Schritte übrigegeblieben waren, seufzte das Mädchen tonlos. Sie hasste dieses Gefühl der Einsamkeit. Wie es Private gesagt hat, an Weihnachten sollte niemand allein sein. Anni vermisste ihre Freunde. Doch dem Gedanken folgend schweiften sie direkt wieder zu den blauen Augen, die sie aus der Menge heraus angestarrt hatten. Dieser Junge mit den Sommersprossen und den strubbeligen schwarzen Haaren. Dieser Soldat. Er hatte sie angesehen. Er war seit Monaten der Erste, der nicht so getan hatte, als wäre Anni aus Glas. Das Mädchen würde es niemals - nicht mal unter Folter zugeben - aber dieser Soldat ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie musste nur an sein Gesicht denken - zumindest das, was sie durch den Schulterwald hatte sehen können - und schon ging es besser. Leichte Wärme stieg dann in ihr auf. An ihn zu denken machte sie glücklicher, als sie das wollte und jemals zugeben würde. Gedanken verloren und mit einem winzigen Ansatz eines Lächelns führte sie ihr Weg unbewusst an der Pinwand mit den ganzen Steckbriefen vorbei. Als sie das merkte, drehte sie ihren Kopf direkt in die andere Richtung. Auf der anderen Seite des Ganges hingen die Dienstpläne, was sie nur wieder daran erinnerte, dass sie wesentlich mehr arbeiten musste, als alle anderen zusammen, aber der Gedanke war ihr gerade lieber, als an der Pinwand Steckbriefe ihrer Freunde zu sehen, nur um dann wieder daran erinnert zu werden, was alles schreckliches passieren kann und wird. Was mit Ace los war, wusste sie nicht. Ihre Visionen kamen nicht mehr so häufig und wenn, dann nur noch ganz Bruchstückhaft. An sich freute sie das. Sie wollte nicht unbedingt noch mehr grausige Details aus einer Zukunft erfahren, gegen die sie sowieso nichts machen kann. Diese Gabe... dieser Fluch, Visionen von der Zukunft zu kriegen, war etwas, das Anni so ziemlich an sich hasste. Sie wollte diese Fähigkeit nicht haben, aber wenn es sich nicht vermeiden ließ, dann hatte sie eh keine andere Wahl, so schmerzhaft die Visionen auch sein mögen. Da hatte sie sich schon wieder in ihre Gedanken verloren und wie automatisiert drehte sie ihr Kopf doch wieder nur für einen winzigen Blick zur Steckbrief-Pinwand. Doch was sie dann sah stoppte abrubt ihren Schritt und ließ sie wie angewurzelt dastehen. Es war zwar dunkel in dem Gang und das Foto auf dem Papier ziemlich verwackelt und verzerrt, aber dieses Gesicht erkannte sie klar und deutlich und es rann ihr gerade kalt über den Rücken. Das war er! Er! Der Soldat! Er war kein Soldat. Er war kein Marines. Er ist ein Pirat. Anni fuhr sich nervös durch die Haare. Klar, als sie ihn gesehen hatte, war ein unheimliches Gedränge auf dem Flur. Sie hatte nur sein Gesicht gesehen und nicht seine Kleidung. Kann doch genauso gut sein, dass er gar keine Soldaten-Uniform an hatte und dass die Offiziere, die hinter ihm gelaufen waren, gar nicht zur drängelnden Menge dazu gehört hatten, sondern ihn einfach festgenommen und abgeführt hatten. Dann ist er jetzt also.... Ohne darüber nachzudenken rannte Anni los. Sie rannte den Gang entlang und wusste genau, wohin sie wollte. Das war ziemlich ungewöhnlich, verlief sie sich in diesem riesigen Quartiert mindestens zwei Mal am Tag. Es gab hier so viele Gänge und Flure und Büros und Zimmer, die alle gleich aussahen, dass es unmöglich war, sich hier ohne Lageplan zurecht zu finden. Aber Anni wusste gerade ganz genau, wo sie langlaufen musste. Nach unten. Sie suchte die Treppen und wäre beinahe gestolpert. Mann, hier war es aber auch verflucht dunkel. Gott sei dank kam nicht noch eine Wache vorbei, sonst hätte die nur irgendwelche Fragen gestellt und darauf hatte Anni nun wirklich keine Lust. Sie hatte zwar den Dienst-Rang eines Comanders und der war einer pobligen Wachen keine Rechenschaft schuldig, aber auf der Basis wurde Anni sowieso schon zielmich missmutig angesehen, wenn sie sich mit jemandem zwangsläufig unterhalten musste, daher vermied sie jede Anrede. Gehetzt kam sie in den unteren Kellerräumen des Hauptquartieres an und atmete dort erstmal durch. Hier unten war es wesentlich rustikaler, als oben in den Büros. Die Wände waren aus dickem, dunklem Ziegelstein, der Boden war aufgeschlissen und überall lag dieser dunstige, kalte Geruch von Schweiß, Blut und Urin in der Luft. Nicht sehr angenehm, aber Anni interessierte das nicht. Sie saß selbst schon in einem Marinegefängnis, von daher war ihr das hier nicht sehr fremd. Sie durchschritt den steinernen Gang, kam an Einzelzellen vorbei, die mit dicken Gittertüren abgeschlossen waren. In ihnen saßen Piraten und andere Verbrecher, die ziemlich unhöflich waren, als der Comander an ihnen vorbei ging. Sie pfiffen Anni hinterher oder pöbelten sie an, beleidigten sie oder flehten sie gar an, sie frei zu lassen. doch Anni ignorierte das. Wenn sie ehrlich war, verletzten sie die Piraten damit nicht mal halb so sehr, wie es die Marines mit ihrer Ignoranz taten. Dann kam sie zu einer Zelle. Dort drin war es ziemlich ruhig. Dunkel natürlich. Durch das vergitterte Fenster an der oberen Wandhälfte fiel etwas Licht und die Kälte des Winters drang ein. Dort lag er. Auf einer Pritsche. Der Soldat. Nein, kein Soldat. Jetzt war es deutlich an seiner Kleidung zu erkennen. Ein weites, blaues Flanellhemd, schlapprige Hosen, Boots und er trug einen roten Schal. Waffen hatte er keine bei sich. Die wurden ihm ja auch bei der Gefangennahme angenommen. Anni war zwar ziemlich abgehetzt, weil sie bis hier her gerannt war, aber jetzt wurde sie ganz ruhig und sah nur auf den Jungen. Er schlief. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Sie neigte etwas den Kopf. Er sah so süß aus. Das Mädchen riss die Augen auf. Was hatte sie denn jetzt gedacht??? Nein!! Vergiss den Gedanken!, schrie sie sich innerlich an. Das wird ganz katastrophal, wenn du sowas denkst. Lass das. Das führt zu nichts und wenn, dann führt es nur dazu, dass du noch mehr Probleme hast, als vorher. Du bist ein Marines und du hast dich verpflichtet. Er ist ein Pirat. Nicht verlieben. Ganz schlecht. Verlieben gleich schlecht. Nochmal: verlieben gleich schlecht. Schleeeeecht!!! Doch sie konnte es nicht verhindern, das ihr Herz etwas höher klopfte, als sich der Pirat murrend umdrehte und nun sein Gesicht für Anni wieder sichtbar war. Völlig geplättet atmete sie geräuschvoll aus. Er war wirklich süß. Wie ein kleines Baby lag er da auf der Pritsche zusammengerollt. Sein Gesicht war ganz entspannt. Ein paar schwarze Haarstähnen fielen ihm über die Augen. Am liebsten wäre sie zu ihm reingegangen und hätte ihn zugedeckt. Aber hier war keine Decke. Mal ganz abgesehen davon, dass, wenn man sie hier erwischte, sie sicher noch mehr Strafarbeit kriegen würde und die Kacke war enorm am Dampfen, bei den ganzen Regelbrüchen und Respeksverweigerungen, die sie schon an den Tag gelegt hatte. Plötzlich öffnete er seine Augen und sah das Mädchen direkt an, als wusste er, dass sie da stand. Sie zuckte zusammen. Hatte nicht erwartet, so begrüßt zu werden. Doch er lächelte. Dieses warme Lächeln. Annis Herz machte einen Sprung. Zuckersüß rann sein Lächeln ihren ganzen Körper hinunter. Ein Gefühl, gegen das sie sich nicht wehren konnte, so sehr sie es wollte. Sie wollte sich nicht verlieben, weil sie wusste, wie viel Ärger das bedeutet. Da war es ziemlich egal, ob das mit irgendwelchen militärischen oder politischen Konflikten verknüpft war. Selbst wenn sie sich völlig neutral auf der Straße getroffen hätten, sie wollte sich nicht verlieben. "Werde ich hingerichtet?", fragte der Pirat und lächelte noch immer. Sein Stimme war angenhem, wie von einem Jungen, der gerade aus dem Stimmbruch raus war. Nicht sehr tief, aber sehr melodisch. Seine Stimme zum ersten Mal zu hören füllte Anni gerade mehr aus, als die Bedeutung seiner Worte. Doch schnell drang sie doch bis Anni durch. Sie schüttelte schnell den Kopf, doch musste sie dann feststellen, dass der Wunsch der Vater des Gedanken war. Woher wollte sie das wissen? Womöglich wird dieser Pirat ja bald hingerichtet. Das war nicht ihr Gebiet und sie kannte die Daten nicht. Aber sie wollte es nicht. Man sollte ihn nicht hinrichten. Das war doch zum Kotzen. Wer hat diese blöde Regel, dass man Piraten töten muss, nur aufgestellt??? "Gut...", meinte er grinsend. "Dann kann ich ja noch 'ne Runde weiterschlafen...", er drehte sich noch einmal um und ratzte wieder weg. Anni sah ihn nur völlig verdutzt an. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? Er war nur froh, nicht exekutiert zu werden, weil er dann weiter schlafen kann? Hatter der denn gar keine Angst? Das Mädchen starrte ihn durch die Gitterstäbe an und musste das erstmal fassen. "Ist noch was?", fragte der Schwarzhaarige und hob wieder den Kopf. Darauf wusste Anni absolut nichts zu sagen und schüttelt den Kopf, bis ihr einfiel, dass sie mit dieser Gehste die vorherige Frage des Piraten auch schon beantwortet hatte. Musste ziemlich seltsam aussehen. "Was ist los mit dir? Kannst du nicht sprechen?", der Pirat grinste und setzte sich auf. Seine Haare waren ziemlich zerstubbelt und er wischte sich eine kleine Sabberspur vom Mundwinkel. Anni wusste nichts anderes zu tun, als nur den Mund auf zu machen, aber es kamen keine Worte aus ihm. Was zum Henker war denn nur los mit ihr? Sie hatte gegen ganze Armeen von Dämonen gekämpft, hatte die Welt mindestens tausend Mal gerettet, hatte schon alle Grausamkeiten und alle Folter über sich ergehen lassen. Aber jetzt brachte sie nicht mal einen einzigen Satz zustande. "Verstehe...", murmelte der Pirat. "Ich bin Pei Kira.", er lächelte noch süßer daher. Erst da fiel Anni ein, dass sie vorhin auf seinem Steckbrief den Namen gar nicht erfasst hatte. Zu gefangen war sie von seinem Gesicht. Er stand von seiner Pritsche auf und kniete sich an das Gitter direkt vor Anni, sah dann zu ihr auf. "Wie heißt du?", fragte er höflich. "Du kannst es ja in den Staub schreiben...", er deutet auf den Dreck vor seiner Zelle. "...wenn du nicht sprechen kannst." Anni, die noch immer wie belämmert vor der Zelle stand, folgte nur ihrem Höflichkeitsreflex und kniete sich ebenfalls vor den Jungen. "A-Anni...", kam es endlich aus ihrem Mund. Mann, hat das lange gedauert. "Anni...", nickt Pei und reichte ihr die Hand. "Freut mich." Wie benommen starrte sie auf seine Hand und erhob ihre, legte sie in seine. Sie sah ihn dabei an. Fühlte die Wärme seiner Hand und das Lächeln auf seinen Lippen bis in ihre Fußspitzen. "Ich hab' dich auf dem Flur gesehen...", meinte Pei, wollte wahrscheinlich eine Diskussion anfangen, doch wurde diese just im Keim erstickt, als ein lautes, kurzes, kräftiges "Comander!!!" von einer wohl bekannten Stimme die Unterhaltung zerriss. Admiral Ao Kiji stampft mit angespannten Schultern und trampelnden Schritten auf Anni zu. Dieser rann augenblicklich kalter Schweiß über den Rücken. Sie ließ Peis Hand sofort los, stand stramm auf und salutierte, zumindest versuchte sie das. Doch sie hatte keine Chance. Ao war derart wütend, dass die Temperatur sofort Grad für Grad rapide sank. Anni begann zu zittern und sofort merkte sie, dass sie ihre Beine nicht mehr bewegen konnte. Sie waren am Boden festgefrohren und das Eis kroch langsam ihren Körper hinauf. Ao musste wirklich verdammt sauer sein, wenn er jetzt schon seine gefährlichste Waffe gegen den Comander zum Einsatz brachte. An sich hätte Anni sich wehren können, wenn sie nur Gebracuh ihrer eigenen Kräfte gemacht hätte, doch sie wusste, wenn Ao sogar zu wütend war, um ihr eine Standpauke zu halten, sondern sie direkt tieffrohr, dann hätte sie nie eine Chance gehabt. Daher ließ sie sich schweigend einfrieren. Die Kälte krallte sich an ihr hinauf, froh jeden Zentimeter ihres Körpers quälend langsam an, als ob sich tausend Glasscherben in ihre Haut bohren würden. Sie wusste, dass das auf sie zukommen würde, wenn man sie hier unten erwischt und dann auch noch Freundschaft schließend mit einem Piraten. Aber sie konnte sich nicht helfen. Irgendwie es ihr das alles wert. So gut sie konnte drehte sie ihren Kopf noch einmal zu Pei, der aufgesprungen war und Ao anschrie. Doch als das Mädchen ihn ansah und er ihren Blick fing, hörte er auf damit. Er sah nur den traurigen und doch lächelnden Blick des Mädchens. Solange, bis ihr Gesicht einfrohr. Kapitel 10: "DU TUST IHM NUR NOCH MEHR WEH" *heul* *schnief* *schluchz* ----------------------------------------------------------------------- Und das hier war der OS, den ich mal an ein Fanart geschrieben habe. Das war zu der Zeit, als der Krieg Piraten gegen Marine gerade beendet war und Law alles dran gesetzt hat, Ruffy das Leben zu retten. Leise öffnete sich die Tür. Eine dunkle Gestalt trat in den Raum, der gerade mal von ein paar Mondstrahlen erhellt wurde. Ansonsten lag nur der schwere, bleierne Geruch von Blut und Desinfektionsmittel in der Luft. Die kurzen Schritte der Gestalt durchbrachen fast wie ein Elefant im Porzellanladen das tonlose Atmen, was bisher zu hören war. Das und ein kleine Schluchzen, das schon seit Stunden nicht abbrach. Nicht mal diese gerade zu ohrenbetäubenden Schritte machten dem Schluchzen ein Ende, bis sie schließlich verstummten, als die Gestalt vor dem großen Bett ankam. "Stofftiere schlafen wohl nie...?", drang die sanfte Stimme, mit einem kleinen fast unsichtbaren Lächeln an das flauschige Ohr des Stoffhäschens. Doch die Antwort war nur weiteres Schluchzen, sodass das Lächeln gleich wieder in sich zusammenfiel. Bisher hatte es noch niemand gewagt, die Tränen des kleinen Stofftieres zu unterbrechen, geschweige denn, es von Luffys Bett wegzuholen. Es saß dort schon seit Stunden. Es saß auf dem Bett, in dem Luffy schlief. Und so lange er schlief, saß es dort, weinte und schluchzte leise vor sich hin. Law schluckte. Das Häschen hatte seinen Kopf in Luffys bandagierte Hand gelegt, hatte die Augen geschlossen. Kleine Tränen kullerten unablässig aus seinen Augen. Aber er hatte keine Wahl. Er hatte das Gefühl, eine Seifenblase mit einem Fleischermesser zu berühren, als er langsam und vorsichtig an die Wange des Stofftieres fasste. Endlich kam eine Reaktion des kleinen, orangnen Geschöpfes. Es öffnete seine riesigen, Tränen verquollenen Kulleraugen und starrte Law müde und schniefend an. Der Junge biss kurz die Zähne zusammen, bevor er sich innerlich wieder darauf einstellte, was sein Job war und sagte: "Häschen, ich muss ihn untersuchen." "Nein!!", jammerte das Häschen, riss sich von Law los und klammerte sich an Luffys Hand, verschmierte erneut dessen Blut auf seinem Fell. "Bitte, Kleines. Ich muss das tun und es geht nicht, wenn du dich an ihn klammerst.", versuchte der Schwarzhaarige das kleine, heulende Ehlend zu trösten. "Nein!!! Nein!!!!", die Tränen flossen wieder ungehemmt aus den Äuglein und Law wusste sich einfach nicht mehr zu helfen. Er zuckte kurz zurück, als das Häschen erneut schluchzte, sich an Luffys Hand fest hielt und seinen Kopf gegen dessen Arm drückte. "Lass ihn los. Bitte!", bettelte Law, doch das Häschen bewegte sich nicht von Luffy weg. Der Junge seufzte. Er hatte sich schon vorher gedacht, dass es schwer werden würde, das Häschen von Luffy wegzubekommen, und sei es nur für Sekunden. Es war keine paar Stunden her, da saß es noch auf dem Boden, umklammerte Luffys blutigen Strohhut und schrie und weinte bittere Tränen. So viel Angst und Panik auf einmal, einen geliebten Menschen zu verlieren, hatte Law noch nie gesehen. Aber er musste jetzt hart durchgreifen. Luffy musste untersucht werden, das war obligatorisch und es gehörte zu Laws Job. Da gab es keine Diskussion. Also fasste er sich ein Herz, schlang seine Hände um den kleinen Stofftierkörper und wollte ihn ganz einfach hochheben, begleitet mit den strengen Worten: "Jetzt reicht's. Ob du nun hier sitzen bleiben willst oder nicht, ich muss ihn untersuchen!" "NEIN!!", schrie das Häschen plötzlich in Laws Händen, hielt sich eisern an Luffys Fingern fest und sah den Arzt an. Dicke Tränen kullerten aus seinen Augen, doch sein Blick war angsterfüllt und voller Panik, als es rief: "DU TUST IHM NUR NOCH MEHR WEH!!!", woraufhin ein lautes Schluchzen ausbrach, was Laws Griff augenblicklich lockerer werden ließ. Eigentlich wollte er jetzt mit den Argumenten kommen, dass es völlig unvernünftig ist, was das Häschen da tat und auch noch irrational und überzogen. Law wollte Luffy doch nichts böses. Er wollte ihm nur helfen. Danach kann das Häschen ja wieder seine Zeit an Luffys Seite verbringen. Darüber hinaus war es ein Stoffhase. Mehr nicht. Law hatte schon mit den schlimmsten der schlimmsten Gegner zu tun gehabt. Ein Stofftier schnippt man einfach weg und das war's. Doch keines der Argumente fand selbst in seinem Kopf einen Halt, als er das Häschen beobachtet, wie es sich aus seinen Händen wand, wieder zu Luffys Arm hoppelte und seinen Körper an die Bandagen presste, immer wieder weinte und schluchzte, obwohl sein kleiner Stofftierkörper von den etlichen Stunden davor schon völlig ausgezehrt war. Law musste sich kurz setzen, ließ dem Häschen ein paar Minuten, aber auch, um selbst einen klaren Kopf zu kriegen. Ein kurzer Blick ging zu Luffys schlafendem Gesicht. Er fand dort keinen entspannten, sondern eher einen angestrengten, ernsten Ausdruck darin. Dem Kleinen ging es nicht gut. Nicht mal im Schlaf. Und Law hatte selber Zweifel, ob der Kleine überleben würde. Diese Panik, die das Häschen hatte, war schon so stark und ausgeprägt, dass man sie fast mit den Händen greifen konnte... Wahrscheinlich sogar zu recht. Der Arzt schüttelte den Kopf, dann erhob er sich und schlug Luffys Decke zurück, sodass der ledierte Körper des Strohhutjungen zum Vorschein kam. Law machte sich schweigend an seine Arbeit und ließ dabei das Häschen einfach auf der Decke neben Luffys Arm sitzen und weinen, störte es nicht mehr und ließ sich von ihm auch nicht stören. Doch irgendwann während seiner Arbeit, ganz kurz und so leise, dass man fast meinen könnte, es wäre gar nicht zu hören gewesen, dachte er ein kleines, piepsiges "Dankeschön" vernommen zu haben... Kapitel 11: Wir scheißen auf Aka Inu XDDDDD Der hat eh keine Eier ----------------------------------------------------------------- Und hier als letztes noch eine Szene aus dem neuesten Kapitel. Anni ist seit einem Jahr Comander bei der Marine (zwangsweise, sie hat sich das nicht ausgesucht). Der Krieg ist gerade vorbei und das Marine HQ wird gerade wieder aufgebaut. Der schluss ist vorallem wichtig. „Hey, Comander!“, wurde sie von einem recht großgewachsenen Kerl in schniker Admiralskleidung angesprochen. „Ich brach 'ne Überweisung und 'ne Analyse von dem Mist.“, befahl ihr der riesige Schrank und warf ihr einen Stapel Akten entgegen. Doch sie reagiert nicht. Im Gegenteil. Sie drehte sich nicht mal zu ihm um, sah ihn nicht an, ignorierte ihn völlig. Als er ihr die Akten zuwarf, blieb sie nur stehehn. Die Papiere knallten gegen ihren Kopf und ihre Schultern und purzelten dann laut raschelnd auf den polierten Fußboden des langen Ganges. Das Rascheln hallte wieder und erregte einige Aufmerksamkeit, der umherstehenden Offiziere, Soldaten und dem Personal. Es war hier im Gang recht voll und auch dementsprechend laut, doch als die Akten auf dem Boden landeten wurde es augenblicklich totenstill. „Comander...“, wurde die dunkle Stimme von Admiral Aka Inu schärfer. Doch Anni reagiert noch immer nicht. Stand nur da und ignoriert den Admiral und die Akten. Es vergingen einige wahnsinnig stille Sekunden, in denen die Zuschauer gespannt zwischen Skazuki und Anni hin- und hersahen. Dass Anni ein Pirat war, wusste jeder, was auch der Grund war, warum man sie im Dienst mied. Aber jeder wusste auch, dass sie alle Befehle ausführte, die man ihr auftrug. Sie steckte sogar ihre eigenen Freunde ins Gefängnis, als man es ihr befahl(Anm: nein, damit ist nicht die strohhutbande und auch nicht Ace gemeint). Und Sakazuki war einer der stärksten in der Marine. Admiral Aka Inu, der Magma-Mensch. Und auch der, der im letzten Krieg Marine gegen Piraten den wortwörtlichen Schicksalsschlag getan hatte. „Sind Sie taub?“, fauchte der Admiral den Comander an, welcher nicht mal halb so groß war, wie der Admiral selbst. Und doch, Anni zeigte keine Angst. Im Gegenteil. Sie beging gerade eine der schlimmsten Respektsverweigerungen, einen höheren Offizier ignorieren. Und um noch eins drauf zu setzen, verzog sie keine Miene, sondern setzte langsam ihren Weg fort, stieg einfach über die Akten drüber. „COMANDER!“, brüllte der Admiral nun, sodass alle anderen im Gang anfingen, vor dieser kräftigen Stimme zu schlottern. „Du legst es wohl wirklich darauf an, wieder in den Knast zu wandern, wie alle Piraten.“ Auf diese Anspielung hin blieb Anni nun doch stehen und biss die Zähne aufeinander. „Jeder hat seine Definition von Gerechtigkeit.“, meinte sie trocken, noch immer mit dem Rücken zu Aka Inu. „Den Schwachsinn hast du von Ao Kiji.“ „Ich befolge jeden Befehl von Personen, die über mir stehen.“ „Ich bin Admiral. Du bist Comander. Heb den Papierkram auf und tu gefälligst, was ich dir sage.“ „Sie stehen nicht über mir, Admiral...“, sagte Anni langsam und deutlich, sodass alle anderen gespannt die Luft anhielten. Sie wusste, was sie damit auslöst, aber Ruffy war es, der ihr beibrachte, für die eigenen Überzeugung einzustehen, ganz gleich, was das heißt. „Wie bitte?“, fragte der Admiral geduldig. „Ich nehme doch keine Befehle von jemanden an...“, sie drehte sich langsam um, weil sie Sakazukis Gesicht dabei sehen wollte. „...der keine Eier in der Hose hat...“ Ein ängstliches Raunen ging durch die Reihen. Anni sah Sakazuki fest an, Sakazukis Gesichtszüge verhärteten sich. „Keine was...?“, presste er durch zusammengebissene Zähne. „Keine Eier, Sie eierloser Scheißer. Als ich sie damals auf dem Schlachtfeld habe kämpfen sehen, dachte ich, er macht nur seinen Job. Als Sie Ruffy fast umgebracht hätten, dachte ich, er macht nur seinen Job. Sogar als Sie den finalen Schlag gelandet haben, für den ich Sie eigentlich wie keinen zweiten hassen sollte, dachte ich, es ist sein Job, das zu tun. Aber dann wollten Sie allen Ernstes Corby dazu bringen, das Maul zu halten, indem Sie ihn umbringen. Sie wollten den einzigen umbringen, der in diesem Scheißverein die meisten Eier hat. Er hat so verdammt viel Ei in der Hose, dass er als einziger den krassen Mut aufgebracht hat, die Wahrheit auszusprechen, uns alle als die Idioten hinzustellen, die wir durch diesen Krieg geworden sind und sie wollte ihn umbringen.“, sie war immer lauter geworden. „Was mir eigentlich nur zeigt, dass Sie nicht nur keine Eier haben, sondern sich an der Macht, die Ihnen seltsamer Weise zusteht, aufgeilen. SIE, SIR, STEHEN NICHT ÜBER MIR!!!“ „DAS REICHT!!!“, brüllte Sakasuki, die Luft im ihr herum wurde heiß und seine Kleidung und sein Körper wurden rotglühend, immer massiver, bis er fast komplett aus Lava bestand. Doch Anni ließ sich davon nicht beeindrucken, machte ein paar kryptische Armbewegungen und alles Wasser aus dem Teich, der auf dem Platz vor dem Gebäude war, brach durch die Scheiben in den Gang hinein und schwebte um Anni herum (Anm: Anni hat vor drei Kapitel herausgefunden, dass ich dämonische Kräfte hat und das WAsser beeinflussen kann, sich sogar selbst in wasser verwandeln kann). „Haben Sie vergessen, was ich mit Kindern des Teufels machen kann?“, drohte Anni. Da sie als Wasserbendiger alles Wasser unter Kontrolle hatte, war es leicht für sie, Menschen, die von einer Teufelsfrucht gegessen haben und somit unter Wasser alle körperliche Kraft verlieren, sofort und komentarlos kampfunfähig zu machen. Ein langer, kochender Blick Sakazukis folgte. Er schien nachzudenken, entschied sich dann aber doch gegen die Wand und für die Tür. Er ließ die Arme sinken und kehrte von seiner magmatischen zu seiner menschlichen Form zurück. Dann hob er den Finger und deutete auf ein Grüppchen bewaffneter Soldaten, die schlotternd hinter Anni standen. „Ihr da!“, befahl er, woraufhin die Soldaten erbärmlich erschraken. „Festnehmen!“, er deutete auf Anni. Die Soldaten zögerten nicht weiter, weil sie wussten, was es bedeutete, einen Befehl zu verweigern. Natürlich genau das, was sie jetzt mit dem Comander machten. Zu fünft packten sie das Mädchen, legten ihr Handschellen an. Sie ließ die Kontrolle über das Wasser los, was sich plätschernd auf dem glatten Fußboden wiederfand und ließ sich zwar mit wütendem Blick aber ohne Gegenwehr festnehmen. Sie wurde hier schon so oft verhaftet, dass es zur Gewohnheit wurde. Doch bevor sie abgeführt wurde, stellte sich Sakazuki vor das Mädchen und blickte verachtend auf sie herunter. „Vielleicht behandelt dich Ao Kiji gnadenvoller, als es dir zusteht. Ich werde das ganz sicher nicht tun...“ Anni atmete einmal tief durch, sah den Admiral finster von unten an und sagte: „Wenn du nur einen Bruchteil so viel Ei hättest, wie du gerade versuchst, mir weis zu machen, würdest du deine Uniform ausziehen und dich nach Feierabend mit mir vor dem HQ treffen. Ich würde die nur zu gern deinen Schlag, der Ace das Leben gekostet hat, ins Maul zurückstopfen...“ „Gott, wie schaffst du es nur, dich immer so tief in die Scheiße zu reiten...?“, huschte die nach wie vor halb genervte, halb ironisch gemeinte Aussage durch die Zelle, in die Anni immer gesperrt wurde, nachdem sie einen ihrer unzähligen Respektsbrüche begangen hatte. Die Zellentür wurde aufgeschlossen und ein riesiger, grauhaariger Mann kam hinein, stellte sich mit verschränkten Armen und einem strengen, recht vaterhaften Blick vor das am Boden hockende Mädchen. „Warum wirst du aus dieses Eskapaden eigentlich nicht schlau?“ Anni schwieg und starrte auch weiterhin den Fußboden an, eine Beschäftigung, der sie nunmehr schon fast den ganzen Tag nachgegangen war. Ihr blieb während einer Haft nicht viel zu tun, als rumzusitzen, den Boden anzustarren und nachzudenken, obwohl das Nachdenken sogar noch die langweiligste Beschäftigung hierbei war. „Du solltest doch endlich begriffen haben, dass es hier nicht so läuft, wie in einer Piratenbande.“ Anni lächelte bitter. „Was Sie Ace wohl besser hätten zu verstehen gegeben...“ Daraufhin kam erstmal kein Gegenkommentar. Es war still in der Zelle. „Hey, du!“, der große Mann wandt sich an die Wache vor der Zelltür. „Lass mich kurz mit ihr allein.“ „Aye, Vizeadmiral.“, der junge Soldat salutierte und ging dann den langen, steinernen Gang entlang. „War es das?“, fragte Garp und hockte sich im Schneidesitz vor Anni. „War Ace der Grund?“ „Der Grund wofür?“, fragte Anni schwach zurück, noch immer mit gesenktem Kopf. „Für diesen Zirkus? Wolltest du seinen Namen verteidigen? Das hättest du auch einfacher haben können...“ „Ich wollte seinen Namen nicht verteidigen. Und vordergründig ging es mir nicht um Ace.“, erklärte der Comander. „Ich wollte Sakazuki nur das geben, was ihm zusteht.“, sie hob den Kopf und sah Vizeadmiral Garp an, versuchte, aus seinem Gesicht eine Reaktion zu lesen. Aber sie sah darin nur den Ernst, der seit Aces Tod dort schon lange Einzug gehalten hatte. Garp war eigentlich ein sehr lustiger und fröhlicher Mensch, wie alle aus seiner Familie. Aber nach dem Krieg auf Marin Ford war nichts mehr so, wie es war. „Dann ging es dir um Rache.“ „Es ging darum, Klartext zu sprechen.“, Anni wurde ganz ernst. „Du hast selbst gesehen, was Sakazuki beinahe mit Corby gemacht hätte. Hättest du ihm das etwa verziehen?“ Garp schwieg. „Hättest du nicht. Du hattest sowieso unheimliches Glück, dass Senghok dich aufgehalten hat, als du Sakazuki nach seinem vernichtenden Schlag ins Gesicht springen wolltest. Wenn er auch noch das mit Corby getan hätte, was er vorhatte, hätte dich nicht mal mehr Senghok aufhalten können.“, sie atmete durch und versuchte, Garps ernsten Blick stand zu halten. „Corby ist dein Schützling. Du bist, was ihn angeht, genauso wie Newgate zu Ace. In diesem Krieg wurde bewiesen, dass es keine „richtige“ Seite mehr gibt. Es gibt nur noch die eigenen Ziele und Blut ist nicht mehr dicker als Wasser. Ein Kind zu lieben ist nicht mehr gleichbedeutend damit, dass man mit ihm auch verwandt ist.“ „Ich weiß...“, zu Annis überraschung wich Garp ihrem Blick plötzlich aus. „Uli hat es wohl am treffendsten gesagt. Als du das kleine Krümelchen in den Händen gehalten hast, wusstest du, er ist dein Sohn, genau wie Ruffy.“ Das Mädchen spürte ganz genau, dass ihre eigenen Worte ihr wiederum die Tränen in die Augen trieben, aber schon allein um den Respekt von Garp nicht zu verlieren, riss sich sich maßlos zusammen. „Wie hälst du das nur aus?“, fragt sie leise. „Was?“, Garp hob den Kopf. „Sakazuki anzusehen und ihm nicht seinen Kopf von den Schultern reißen zu wollen.“ Garp atemte einmal ein und wieder aus, dann schloss er kurz die Augen und lächelte schief. „Es gibt noch ein paar Dinge, die du lernen musst. Ich bin wohl ein wenig älter als du, daher weiß ich, wann es Sinn hat, seine Klappe zu halten.“, dann grinste er und gluckste. „Keine Eier...“, ein kleines, herzhaftes, kurzes Lachen fand den Weg aus seinem Hals. „Die Beschreibung ist wirklich treffend.“, sein Lachen steckte Anni an, hob auch ihre Stimmung ein wenig. „Ja, nicht wahr?“ „Sakazuki hat keine Eier in der Hose.“, aus dem kurzen Lachen wurde ein langes, sehr lautes Gelächter und Anni stimmte mit ein. „Wie kommst du denn auf sowas?“, Garp wischte sich eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. „Einfach so. Außerdem stimmt es. Keine Eier in der Hose zu haben, heißt das Ziel nicht zu kennen und blind alles um sich herum niederzumähen, ohne Sinn und Verstand.“ „Und wer hier hat deiner Meinung nach Eier?“, fragte Garp interessiert. Sein Lachen wurde leiser, bis es nur noch einem wartenden Lächeln Platz machte. Anni sah den Vizeadmiral erst lange an. Dann überlegte sie kurz, um zu antworten. „Meiner Meinung nach gibt es in der Marine nur sechs Menschen, die wirklich Eier in der Hose haben.“ „Die wären?“ „Naja, zunächste mal würde ich sagen, Smoker hat Eier in der Hose. OK, er ist ein Vollidiot und sein respektloser Sturkopf nicht zu untermauern, aber er ist jemand, der schon in seinen vergleichbar jungen Jahren weiß, was er will und der bereit ist, Erfahrungen zu machen. Er geht mit offenen Augen durch die Welt und probiert unorthodoxe Wege aus. Sein unterstellter Leutnand Tashigi hat auch Eier in der Hose. Aber das nur, weil sie eben einen guten Lehrer hat, der ihr beibringt, zu denken, und nicht stur Vorschriften zu befolgen... Ich glaube auch, dass Kuzan Eier in der Hose hat.“ „Admiral Ao Kiji?“ „Ja.“, Anni nickte. „Mir ist das klar geworden, als er Robin hat laufen lassen.“ „ER HAT WAS???!!“, Garp sprang empört auf und setzte sein wütendes Gesicht auf, aber jemand, der die D-Familie kannte, wusste, dass dieses Gesicht alles andere als ernst gemeint war. „Komm schon. Das hast du gewusst.“, Anni legte den Kopf schief. „Ja, hab' ich.“, gab der Vizeadmiral zu. „Aber laut Vorschrift ist es meine Pflicht so zu reagieren.“ „Naja, jedenfalls, es ging Kuzan gar nicht darum, Robin aus dem Weg zu räumen, weil sie auf den ganzen Steckbriefen drauf war oder weil es seine Pflicht ist, das zu tun. Er wusste, dass sie in ihrem Zustand eine Bedrohung für die ganze Welt sein wird. Ihre Einsamkeit trieb sie immer weiter in den Untergrund und damit an einen Haufen machtbesessener Wahnsinniger – inklusive dem Krokodil. Kuzan befürchtete, dass Robin in der Strohhutbande nur eine weitere Organisation gefunden hat, in der sie untertauchen kann. Aber nachdem er gesehen hat, was diese Bande alles für ein Crewmitglied auf sich nimmt – sich sogar mit dem Weltregierung anlegt, wenn es sein muss – wusste er, dass Robin die Liebe und Geborgenheit gefunden hat, nach der sie gesucht hat. Sie wird nicht länger eine Gefahr sein, weil sie nun einen Kapitän hat, der sie unter Kontrolle hat. Ao trägt nun nicht mehr die Verantwortung für sie. Ich finde es total krass, dass er das alles erkannt hat. Er weiß, was Liebe bedeutet und das beweist seine Eier.“ „Das waren drei.“ „Der viert ist Sauro. Ich weiß nicht viel über ihn, aber den Erzählungen nach, hatte er verdammt viel Ei in der Hose, zu erkennen, was die wahren Ziele sind und wofür es sich lohnt zu kämpfen. Der fünfte ist wie schon gesagt Corby. Der steht schon fast außerhalb jeglichen Eier-habens. So viel Huzpe in einem einzigen Menschen, sich in seiner ganzen Schwäche einem Admiral in den Weg zu stellen und Klartext zu sprechen... Aber er hatte ja auch einen unfairen Vorteil.“, sie grinste Garp breit an. „Er hatte die zwei besten Lehrer.“ „Zwei?“ „Dich und Ruffy.“ „Ach so...“, Garp nickte zustimmend. „Und wer ist der sechste?“ „Das bist du.“, sie machte eine kleine Pause und sah Garp nicht in die Augen. Sie wusste nicht, ob es ihm unangenehm war, was sie ihm jetzt sagen würde. „So viel Liebe in nur einem einzigen Menschen... Du hast Ace und Ruffy geliebt, wie deine Söhne. Du hättest alles für sie getan. Du wolltest, dass sie in die Marine eintreten, um sie zu schützen, weil sie die leiblichen Söhne der zwei größten Verbrecher der ganzen Welt sind. Schon allein das hat dir schlaflose Nächte bereitet. Du hast dein bestes an ihnen getan, sie zu starken jungen Männern zu erziehen, die ihren eigenen Weg gehen und ihre Ziele verfolgen. Mehr konntest du nicht für sie tun. Und auch wenn du stolz auf ihre Stärke bist, bricht es dir dennoch das Herz, sie nicht mehr beschützen zu können... Soetwas tagtäglich zu ertragen verlangt wahnsinnig viel Ei in der Hose. Ich muss das wissen... schließlich habe ich selber Kinder.“, den letzten Satz hatte sie nur hinzugefügt, um ein bisschen von Garp abzulenken. Sie wusste nicht, wie er sich bei ihrem Vortrag fühlte und sie wollte auch nicht länger daraufh herumhacken. „Du hast Kinder? Das wusste ich gar nicht.“ „Ja...“, sie lächelte Garp ein wenig hilflos an. „Ruffy ist ihr Vater.“ „WAS????“, Garps Kinnlade knallte auf den Boden. Anni kicherte. „Keine Sorge, es ist nicht so, wie du denkst. Sie sind nur Manifestationen meiner Gefühle. Die Liebe zu Ruffy verwandelt mich in ein Häschen und genau daraus entstand auch das Produkt unserer Liebe (Anm: Anni ist in der Lage bestimmte Gefühle zu manifestieren. Ihre Liebe zu Weihnachten manifestierte sich zu einem kleinen Jungen. Ihre Liebe zu den Bergen wurde zu einem kleinen blonden Mädchen. Ihre Liebe zu Ruffy verwandelt sie regelmäßig in ein Häschen. Und ihre neuentdeckten Muttergefühle manifestierten sich zu ihren Stoffhäschenkindern). Ich bin eines Morgens aufgewacht und neben mir lagen fünf kleine Häschen. Eines niedlicher als das andere. Sie sind ein wirklich quirliger, aufgeweckter Haufen und ich liebe sie. Sie tun eigentlich nichts anderes, als meinen Freunden ständig auf die Nerven zu gehen.“ Garps Grinsen wurde zu einem warmen Lächeln. „Wie heißen sie?“ „Sion, eines der beiden Mädchen. Das zweite Mädchen hat noch keinen Namen. Julien ist ziemlich aufgekratzt und nervig und will ständig Aufmerksamkeit. Danny ist recht verschmust und abenteuerlustig. Und der kleine Elias...“, das Mädchen seufzte. „Er ist sehr ruhig, sucht ständig meine Nähe und wird oft krank. Er ist sowas wie mein Sorgenhäschen.“ Ich verschwieg Garp dabei, dass Elias gar nicht Ruffys Sohn war, sonder Aces Sohn... 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