Blutrote Rosen von Yami_no_cookie ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Der Junge sah, wie der Sarg seiner Mutter hinab in die gefrorene Erde sank. Bald schon würde hier nichts mehr, außer einem Stein mit ihrem Namen darauf, an ihre Existenz erinnern. Der Junge hatte aufgehört zu weinen. Es kamen keine Tränen mehr. Er war vollkommen leer. Die wenigen Verwandten die zur Beerdigung gekommen waren, mieden ihn. „Wie tragisch!“, hörte der Junge sie murmeln. „Die Polizei sagte, sie hätte sich die Pulsadern aufgeschnitten, und hat sich, als es zu stark blutete, im Bad verbarrikadiert, um ihr Werk zu vollenden…“ „Nein, wirklich? Das ist ja furchtbar!“ „Der arme Junge!“ „Naja, er war ihr auch keine große Hilfe!“ „Ja, das sagen viele. Ich hab das auch gehört! Sie sollen sich nicht gut verstanden haben…“ „Weiß Gott, er muss sie wohl an den Rand des Wahnsinns getrieben haben. Von sich aus, hätte sie solch eine Tat sicher nicht vollzogen…“ „Ja, sie war immer so sanft“ Die Verwandtschaft des Jungen schwieg eine Weile und starrte ihn Hasserfüllt an. Er wusste dass es Lügen waren. Es war nie seine Schuld gewesen! Niemals… Eine seiner Tanten wandte sich angeekelt ab, in etwa so, als sei er kein Mensch, sondern etwas, was man unbedingt meiden muss. „Dieser Bastard!“, raunte eine andere. „Das hat sie doch nicht verdient. Vielleicht hat der Teufel ihn geschickt…“ „Die Arme, sie war doch noch so jung.“ Der Junge schloss die Augen. Warum sagten sie so etwas? Sie wussten doch, dass er sie hören konnte… war er wirklich so schlimm? Er blieb als letztes noch auf dem Friedhof. Das Grab seiner Mutter war zugeschüttet worden. Er merkte, wie ihm wieder die Tränen kamen. Er fragte sich, wie ein einzelner Körper, so viel Salzwasser produzieren konnte, ob es irgendwann einmal aufhören würde. Als er die Rosen auf das Grab legte, spürte er nur allzu deutlich, wie die Angst sein Herz zuschnürte. Es waren Blutrote Rosen. Er wusste nicht, wovor er Angst hatte, wusste einfach nur, dass sie da war. Rote Rosen sind ein Zeichen der Liebe… Er hatte es nie gemerkt, aber er hatte seine Mutter geliebt. Er hatte sie wirklich geliebt. Er brach am gefrorenen Boden zusammen. Sein Herz schmerzte. Er hätte ihr die Rosen früher bringen sollen. Bevor sie ihr Leben aufgegeben hatte. Bevor es zu spät gewesen war. Der Junge weinte. Er war allein… Das knirschen von Schuhen im Schnee ließ ihn aufblicken. Durch den Schleier seiner Tränen konnte er zunächst nichts erkennen. Dann klärte sich sein Blick und er sah den Jungen vor sich stehen, den er über alles liebte. War es Einbildung? „Chris“, flüsterte er. Nein, wahrscheinlich war er nur eine Illusion, ein Hirngespinst, dass er in seiner Verzweiflung herauf beschwor. Aber Chris war echt. Der Junge schlug die Augen nieder. Er sollte ihn nicht weinen sehen. „Komm“, sagte Chris und streckte ihre Hand nach ihm aus. Der Junge hob den Kopf und sah ihn aus tränenverschmierten Augen an. Chris lächelte – traurig zwar, aber ohne diesen hasserfüllten Ausdruck im Gesicht, mit dem ihn die anderen immer bedacht hatten. „Du bist nicht allein!“ Der Junge starrte die Hand an; griff zögerlich danach. Er sah verängstigt zu Chris hoch, aber der sah ihn weiter mit diesem Blick an, aus dem so viel Liebe sprach. Plötzlich lösten sich die Ketten um das Herz des Jungen; fielen mit einem nur für ihn wahrnehmbaren Klirren von ihm ab und auch sein Mund verzog sich zu einem Lächeln… … Endlich… Hoffnung flammte in ihm auf… … Ja, er war nicht allein… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)