Septembermond von Sunrisepainter (SethxOC) ================================================================================ Kapitel 13: Blutmond -------------------- Blutmond (Aus Seth' Sicht) Ich mochte keine Krankenhäuser. Sie waren leise. Sie waren steril. Und sie waren langweilig. Vor allem die letzte Tatsache machte mir sehr zu schaffen. Selbst das Programm im fernsehen kam mir von Tag zu Tag stumpfer vor. Und Kohldampf schob ich auch noch. Mit dem Hungerlohn mit dem sie uns abspeisten konnte man ja auch nicht satt werden. Als es draußen dunkel wurde, kam es mir vor als würde ich schon Tage hier liegen und nichts tun. Meine Schmerzen hatten wieder nachgelassen, nachdem die Schwester so gütig gewesen war mir Morphium zu spritzen. Vorher hatte ich kaum einen klaren Gedanken fassen können. Zwar heilten meine Wunden um einiges schneller als bei normalen Menschen, aber ganz schmerzfrei war es auch nicht. Außerdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Maddy ohne vorher den anderen Bescheid zu sagen von unserem Geheimnis erzählt hatte. Doch hatte sie nicht ein Recht darauf einen Teil der Wahrheit zu erfahren, nachdem was sie alles erlebt hatte? Meine Gefühle über die Tatsache, dass sie über ich fast alles wusste waren geteilt. Einerseits würde es für mich leichter sein völlig und offen und ehrlich ihr gegenüber zu sein, doch andererseits wusste ich, dass sich ihr Leben jetzt ändern würde. Sie würde die Dinge nie wieder sehen wie vorher und es würde schwerer werden sie vor Gefahren zu schützen. Seufzend stellte ich den quakenden Reporter im Fernsehen ruhig, der man wieder über Klimaerwärmung quatsche, und knallte meinen Kopf zurück in die Kissen. Ein Klopfen an der Tür ließ mich auf lauschen. Bevor ich etwas sagen konnte, wurde sie geöffnet und ich wusste, dass man Abend nicht hätte schlimmer kommen können. „Leah!“, knurrte ich, „was willst du hier? Die Besuchszeit ist schon längst vorbei.“ „Seit wann brauch ich denn eine Besuchszeit, um mein geliebtes Bruderherz zu sehen“, eröffnete sie mir und das Strahlen in ihrem Gesicht war mal so was von gefaked. „Spuck's aus, was du willst und dann hau wieder ab“, meint ich und verschränkte meine Arme. Leah seufzte und zog sich einen Stuhl an mein Bett. Der Stuhl auf dem vor kurzem noch Maddy gesessen hatte. Schnell schüttelte ich diesen Gedanken ab. Leah musste nicht unbedingt wieder ihren 7. Sinn für mein Liebesleben bekommen. „Hör zu, ich weiß, dass dir Moms und meine Kontroverse im Moment fürchterlich auf den Keks und jetzt wo diese Zi...“, ein Knurren entwich meiner Kehle und schnell verbesserte sie sich, „...dieses Mädchen aufgetaucht ist und du echt andere Sorgen hast, aber..:“, sie holte tief Luft, „...ich brauche deinen Rat und wenn möglich auch deine Hilfe.“ „Du Leah, falls es dir nicht aufgefallen ist: Im Moment bin ich leider ein wenig verhindert“, meinte ich sarkastisch. „Ich weiß, aber es ist auch nur eine winzige Kleinigkeit“, mit ihren Fingern demonstrierte sie wie kleine diese winzige Kleinigkeit war. Meiner Meinung war sie immer noch zu groß. „Schieß los“, ich richtete mich in meinen Bett so gut auf wie es ging. „Also es geht um...na ja...eben um meine Schwangerschaft“, begann sie. Ich grinste: „Tut mir Leid, aber verhindern kann ich das jetzt auch nicht mehr. Wenn du so doof bist und dir einen Braten in die Röhre schieben lässt, obwohl Billy dir gesagt hat, dass das unmöglich ist, dann weiß ich auch nicht, ob dir noch zu helfen ist...“ Erst wirkte es so, als wolle sie sich auf mich stürzen, doch dann überlegte sie es sich doch anders und spielte nervös mit ihrem Haaren. Seit einem halben Jahr trug sie es nur halblang. Es war einfach praktischer, wenn sie sich verwandelte. „Was das betrifft...Carisle, Cooper, Billy und ich haben herausgefunden, was möglicherweise passiert sein könnte.“ „Cooper?“, verständnislos runzelte ich die Stirn. „Mein Freund und der Vater des Kindes“, klärte sie mich auf, „er ist Australier.“ „Ich wusste doch schon immer, dass du einen exotischen Geschmack hast.“ Sie überging mein Kommentar: „Jedenfalls habe ich ihn von meinem „Problem“ erzählt. Das war mit Billy abgesprochen. Am Ende hat sich herausgestellt, dass Cooper von den Aborigines abstammt. Sein Stamm lebt an der Ostküste Australien und...er ist auch einen Gestaltenwandler.“ „Wie bitte?“, die Neuigkeit brachte mich völlig aus der Fassung, „es gibt noch andere?“ Leah nickte genervt. Man, das war ja wirklich mal ein Zufall. Misstrauisch zog ich die Augenbraue hoch: „Als was kann er sich denn verwandeln? Als Känguru?“ Ich kicherte über meinen schlechten Witz. Sie verdrehte bloß die Augen: „Nein, in einen Bären, du Schwachkopf!“ „Wie lahm“, das enttäuschte mich wirklich. Viel cooler wäre doch ein Adler oder noch besser: Ein Emu. Ein Emu und ein Wolf. Innerlich lachte ich mich halb krank. Wie sahen dann wohl die Kinder aus? Wie Wemus oder Wolemu? „Bitte bleib ernst, Seth. Das ist nicht zum Lachen. Carisle hat gesagt, dass wir nicht ausschließen können, dass das Kind nicht auch...“, sie machte ein trauriges Gesicht und sah wirklich bestürzt aus, „...dass es nicht auch ein Halbwesen wird. So ähnlich wie Renesmee.“ Ich schluckte. Das war wirklich knüppelhart. Ich sollte wirklich Onkel werden und dann war mein(e) Nicht(e) eine Missgeburt? „Nein, keine Missgeburt, sondern ein Halbwesen“, fauchte Leah aufgebracht. Hups, den letzten Gedanken hatte ich wohl laut ausgesprochen. Schnell zog ich meinen Kopf ein. Wenn Sie wütend wurde, dann war sie unserer Mom so verflixt ähnlich. „Sorry“, murmelte ich reuevoll. Sie nickte besänftigt und ihr Gesichtsausdruck wurde wieder besorgt: „Ich habe nicht ganz verstanden, was Carisle mir versucht hat zu erklären, aber soweit, dass ich dir sagen kann, dass es mit dem besonderen Mond in diesem Monat zu tun hat.“ Ich war nicht auf den Kopf gefallen. Ich wusste, was sie meinte: „Weil er so rot ist?“ „Genau. Carisle hat ihn Blutmond genannt und ist magisch, warum auch immer. Ironischerweise hat er den Effekt, dass Vampire in Nächten des roten Septembermondes keine Blutlust verspüren. Ihr Durst danach ist dafür aber viel stärker, was vielleicht der Grund war, warum der Vampir, den ihr getötet habt so aggressiv war...ach...ich schweife ab...wo war ich?“, sie runzelte die Stirn. „Bei dem seltsamen Septembermond“, half ich ihr auf die Sprünge. „Wie gesagt hat er die Eigenschaft das Verhalten von magischen Wesen zu verändern. In der Nacht, in der...“, sie räusperte sich und ich grinste verschmitzt. „Du brauchst mich nicht mehr aufzuklären, Schwesterchen. Mir ist die Sache mit den Bienen und Blümchen ein Begriff.“ „So ausgedrückt: In der Nacht in der unser Baby gezeugt wurde, war ebenfalls Blutmond. Das ist einer der Gründe, warum es passiert ist. Der andere ist, dass Cooper eben auch ein Halbwesen ist. Diese beiden Sachen kombiniert hat dazu geführt, dass sich die Kraft, die meine menschlichen...Vorgänge versiegelt hatten für diesen Moment gelähmt waren. Anders können wir uns die Sache nicht erklären:“ „Hm, grob versteh ich was du meinst“, ich kratzte ich mir am Kopf. In Wirklichkeit hatte ich keinen blassen Schimmer, wovon sie faselte. Leah merkte das und verdrehte in ihrer üblichen Manier die Augen. „Zusammenfassung: Der einzige weibliche Werwolf ist trächtig wegen eines roten Mondes und des dummen Zufalls gerade zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Person zusammen zu sein. Wobei hier „richtig“ als positiv und negativ verstanden werden kann.“ „Tja, dass ist wirklich ein großer Zufall“, etwas besseres fiel mir nicht ein. Was sollte ich auch dazu sagen? Ich hatte immer gedacht Leah würde alt und einsam sterben. Ja, ich weiß ich bin gemein. Für kurze Zeit herrschte Schweigen im Raum. Sie schien nichts ergänzen zu wollen. Nun schien ich an der Reihe zu sein. Ich richtete mich noch weiter auf, sodass ich ihr in die Augen sehen konnte. Normalerweise trug meine Schwester eine Maske der Gleichgültigkeit, doch heute konnte man die Gefühle in ihren Augen lesen wie in einem offenen Buch: Verzweiflung. Unsicherheit. Angst. Und ich war mir fast sicher, dass ich der erste war vor dem sie diese Maske fallen ließ. Ihr Stolz war viel zu groß, um anderen ihre wahren Gefühle zu zeigen. Ich war heute eine Ausnahme. Weil ich ihr Bruder war? Möglich. Bei ihr wusste man nie, welche Gründe sie hatte, um etwas bestimmtes zu tun. „Leah“, ich versuchte ihren Namen sanft auszusprechen und griff nach ihrer Hand, „ich hab da eine wichtige Frage.“ „Sag an“, sie schaute nicht mal auf, während sie sprach. Doch ich konnte sehen wie ihre Mundwinkel zuckten. „Willst du das Kind behalten?“ Sie antwortete nicht sofort. Die Frage hing eine zeit lang unbeantwortet in der Luft und zog ihre Kreise in dem kleinen Raum. Es war vielleicht eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Ausdruckslos beobachtete ich meine große Schwester. Sie vergrub ihre Fingernägel in ihrer Blue Jeans und kaute ihre Unterlippe. Seit sie ebenfalls ein Werwolf war, konnte sie auch ihre Nägel nicht mehr lang wachsen lassen. Es hätte sie in ihrer verwandelten Form nur behindert. Früher hatte sie viel Wert darauf gelegt, dass ihre Nägel immer fein manikürt waren, aber nach einiger Zeit war sie über diesen Verlust hinweg gekommen. „Ehrlich gesagt“, sagte sie ohne mich anzusehen und ich hörte wie ihre Stimme leicht zitterte, „ist das der Grund, warum ich hier bin.“ „Ach echt?“, ich zog eine Augenbraue hoch. Ihr Körper spannte sich noch mehr an und als sie ihren Kopf hob sah ich ihre verbissene Miene. „Ich würde gerne wissen, was du zu diesem Thema denkst.“ Whoa, das toppte wirklich alles! Noch nie, ich meine, wirklich noch nie, hatte mich meine Schwester Leah Clearwater nach meiner Meinung gefragt. Nein, dazu war sie wirklich zu stolz, auch wenn ich ihr Bruder sein mochte. Außerdem war sie doch die ältere und musste [i“]mir immer Ratschläge erteilen. Ich war so geschockt, dass es einen Moment brauchte bis ich es kapierte. „Ich?“ „Ja, du oder ist hier noch jemand anderes?“, wieder mal verdrehte sie die Augen. Trotz der rhetorischen Frage, schüttelte ich meinen Kopf und schluckte dann. Leah verlangte wirklich, dass ich ihr sagte, ob sie das Kind behalten sollte oder nicht. „Also?“, ungeduldig blickte sie mich an. Ich kniff die Augenbrauen zusammen. Das war wirklich eine der schwierigsten Fragen die mir jemals gestellt worden waren. Und das schlimme war: Es gab kein richtig oder falsch. Die Antwort war individuell und egal für was sie sich am Ende entschied: Es würde große Auswirkungen haben. Wenn sie das Kind wirklich behielte, dann würde nichts mehr so sein wie vorher. Sie hatte eine große Verantwortung. Und was war mit Schule? Soweit ich wusste, wollte sie unbedingt noch aufs College. Das konnte sie mit einem Kind doch sicher knicken. Anderseits gefiel mir Aussicht bald Onkel zu werden sehr. Abtreiben hieß doch sowieso das man ein unschuldiges Menschenleben auf dem Gewissen hatte oder nicht? Und wenn das Kind wirklich ein Halbwesen war? Wenn es Leah genauso zu schaffen machen würde wie Bellas Kind? Doch war Renesmee auch nicht das schönste was uns allen und besonders ihren Eltern und Jake hätte passieren können? „Wie denkt dieser Cooper darüber?“, platzte es aus mir heraus. „Er ist auch unsicher“, gab sie zu, „ich glaube insgeheime freut er sich darüber. Er hat mir gesagt, dass, egal wie ich mich entscheide, er immer für mich und das Kind da sein würde.“ „Seid ihr noch zusammen oder war es nur ein One- Night- Stand?“ „Das geht dich ja eigentlich nichts an, aber sagen wir mal so: Eine feste Beziehung schwebt uns im Moment nicht vor. Wir haben uns darauf geeinigt Freunde zu sein.“ „Freunde“, gluckste ich, „das klingt wie ein Vertrag.“ „Immerhin besser als sich ganz aus den Augen zu verlieren“, murmelte sie. „Da hast du Recht. Wenigstens kümmert er sich um dich, wenn er dich schon mal schwängern musst“, ich grinste. Doch als ich ihren wütenden Gesichtsausdruck sah, wurde ich wieder ernst. „Hör mal, Leah“, ich nahm meine Hand in ihre, „niemand kann dir die Entscheidung abnehmen, aber eine Frage habe ich an dich: Hast du dich gefreut als du gemerkt hast, dass du schwanger bis?“ Sie überlegte einen Moment und sagte dann langsam und bedacht: „Erst habe ich mich furchtbar erschrocken. Eigentlich wäre es ja gar nicht möglich gewesen. Ich war verwirrt und mir kamen Zweifel, ob ich mich vielleicht doch vertan hatte. Aber als ich mir ganz sicher war, da...da...da hab ich in mir etwas seltsames gespürt. Das erste Mal wirklich wie eine Frau und nicht wie ein Werwolf. Es war ein gutes Gefühl...“ „Vorhin hast du mich angeschnauzt, weil ich das Kind als Missgeburt bezeichnet hab, dass heißt also es ist dir egal wie es aussieht, denn du liebst es jetzt schon“, schlussfolgerte ich. Für einen Moment war Leah still, doch dann begann sie zu lächeln. Hölle, lächelte die! Man, so hatte ich sie seit dem Tod meines Vaters nicht mehr strahlen sehen. „Ja, du hast Recht, Seddy. Mir ist es wirklich egal, ob es ein Werwölfchen ist oder ein Alien. Ich würde trotzdem behalten wollen, weil es mein eigenes ist. “ „Eben. Ist dieser Zufall nicht auch ein Wink des Schicksals? Immerhin war es so unmöglich, dass es passierte. Willst du dir diese Chance einfach entgehen lassen? “ Sie schüttelte mehr zu sich selber den Kopf als zu mir. „Ich wette du wärst eine tolle Mutter.“ „Vielen Dank, Seth“, sie umarmte mich kurz. „Kein Ding“, winkte ich ab, aber ich musste grinsen. Wieder mal hatte ich einen Menschen glücklich gemacht. „Ich werde sofort Cooper und Mom davon erzählen. Jetzt kann sie sonst etwas von mir denken, aber das ist jetzt meine Entscheidung. Ich werde das Kind behalten“, wenn sie sich etwas in den Kopf setzte, dann änderte sie ihre Meinung meistens nicht mehr. Das bewunderte ich immer an ihr. „Und wenn die Alte stresst, dann bin ich ja immer noch da“, ich zwinkerte ich zu. Sie grinste und drückte kurz meine Hand ehe sie in einer fließenden Bewegung aufstand. Ich spürte wie langsam die Müdigkeit über mich kam. Sie wollte genau zum richtigen Zeitpunkt gehen. „Wieso soll ich nicht auch glücklich sein, wenn es andere dürfen“, hörte ich sie sagen als sie schon mit dem Rücken zu mir stand. Ich weiß genau, wen sie damit meinte. Sie war immer noch nicht über Sam hinweg und das tat auch mir Leid für sie. Vielleicht war das Baby der rettende Engel auf den wir alle gewartet hatten. Hoffentlich schenkte es meiner Schwester wieder etwas Lebensglück. Ich wünschte ihr das von Herzen. „Nach all dem was gewesen ist, da hast du dir das verdient“, sagte ich laut. Obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich das sie lächelte. Ich gähnte laut. „Gute Nacht. Und noch mal danke, dass du meine Anwesenheit solange ertragen hast.“ „Hey, ich lieg' hier sowieso den ganzen Tag nur hier herum“, meinte ich lässig. Sie ging hinüber zur Tür und wollte sie gerade öffnen, als nochmal innehielt. „Seth?“ „Huh?“, ich hatte bereits meine Augen geschlossen und öffnete sie nur halbherzig. „Ich habe von Jake gehört wie sich Sorgen um dich gemacht hat. Es dauert nicht mehr lange, dann wirst du auch glücklich sein können.“ Mit diesen Worten verließ sie den Raum und ließ mich verwirrt und unwissend zurück. Wäre ich nicht so unendlich müde gewesen, dann hätte ich ihr hinterher gesetzt und sie gefragt, was genau sie damit meinte. Mit “sie“ konnte sie nur meine Maddy gemeint haben. Ich spürte wie mein Herz wie ein Schmetterlingsflügel zu flattern begann. Ob es doch noch Hoffnung für mich gab? Nächstes Kapitel: Funkentanz Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)