Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 85: Try and error - zensiert ------------------------------------ Ragnar Ragnar trat zurück und überlegte kurz, ob er die Hand des anderen ergreifen sollte, ließ es dann aber. Stattdessen lief er einfach los, wissend, dass Nathan ihm folgen würde. Das ‚Chateau disc‘ war ein exklusiver CD- und DVD-Laden, den Ragnar liebte. Zielstrebig ging er durch die Reihen auf die Jazz-Abteilung zu. Seine Vorliebe für Jazz hatte er Cole zu verdanken. Sie waren früher oft gemeinsam in Jazz-Studios gewesen und hatten gemeinsam ihre Liebe zu dieser Musik entdeckt. „Was hörst du gerne?“, fragte er Nathan. „Ich glaube nicht, dass du den ganzen Tag die Beats hörst, die man im Savoy bekommt.“ Nathan Sah so aus als hätte er sich mit den CDs nicht getäuscht, doch noch bevor er sich von Ragnar lösen konnte, zog ihn dieser in einen weiteren Kuss. Einen, den Nathan sofort erwiderte und sich einbildete, ihn noch besser zu finden als den ersten. Mit Ragnar war es schon verrückt. Wohingegen der Spannungsbogen bei so gut wie allen anderen steil nach unten ging wenn man sich mal näher mit ihnen beschäftigte, war es bei diesem Mann genau umgedreht. Sehr seltsam, aber sehr erwünscht. Er öffnete sein aus Reflex geschlossenen Augen wieder und musste dann lächeln. Nein, ein Hase war er normalerweise wirklich nicht. Blieb nur die Frage, ob er auf Dauer ein Märchenprinz sein konnte. Nathan war auch nur ein Mensch mit positiven und negativen Seiten, auch wenn er es sehr gut verstand, die positiven besser heraus zu holen. Bevor Ragnar ganz von ihm zurücktreten konnte, festigte er den Halt um dessen Hüfte und beugte sich bis zu dessen Ohr: "Wenn du sie nicht geben kannst, wird es ein try und error von meiner Seite aus. Wobei ich mehr auf 'try' und weniger auf 'error' hoffe", murmelte er, hauchte Ragnar noch einen kleinen Kuss auf die Lippen bevor er sich ganz zurückzog und den anderen losließ. Im 'Chateau disc' folgte er dem anderen in die Jazz-Abteilung und sah sich etwas skeptisch um. Er konnte mit diesem Wirrwarr an scheinbar zufällig zusammengeworfenen Instrumenten nicht wirklich etwas anfangen. "Ich höre privat nicht besonders viel Musik", gab er schließlich zu, sich wahllos eine der CDs herausziehend und das Cover betrachtend. "Ehrlich gesagt ziehe ich gerade Zuhause die Stille meiner Wohnung vielem Gedudel vor. Und wenn es mich doch zu Musik lockt, dann setze ich mich lieber selbst an den Flügel." Er stellte die CD zurück und wanderte das Regal weiter bis er bei den Jazz DVDs ankam. Hier hatte man immerhin ein wenig mehr zu sehen, aber von den Bildern alleine ließ sich gute Musik schlecht abschätzen. Zudem er davon ja sowieso keine Ahnung hatte und das auch ehrlich zugab. "Tatsächlich gehöre ich mehr zu den TV liebenden Menschen, auch wenn man das normale Programm getrost in den Eimer treten kann. Aber es gibt nichts besseres als einen guten Film." Er sah auf, überhaupt erstmal prüfend, ob Ragnar noch in Hörweite war, aber sah so aus als hätte er Glück. Nathan stellte die DVD zurück und trat hinter den anderen, um ihm über die Schulter zu sehen, was der sich gerade herausgesucht hatte. "Was genau ist an Jazz eigentlich so toll?", es war mehr eine Frage an sich selbst, doch dann rückte sein Augenmerk ein weiteres Mal auf den schönen Nacken des anderen. Und diesmal hob er die Hand um mit den Fingerspitzen über die weiche Haut gleiten zu lassen. Ein amüsiertes Funkeln in den Augen als er dabei zusehen konnte wie sich die kleinen Härchen aufstellten. "Es wäre viel zu schade das auf ein Foto zu bannen", murmelte er und trat dann ein Stück von Ragnar zurück, sich an die Auslage der anderen Seite lehnend. Sollte der Mann sich nach Musik umsehen, er würde dann mal solange die Aussicht genießen. Dass ihm hin und wieder mal von anderen Männern Blicke zugeworfen wurden, bemerkte er nicht, dafür war seine Aufmerksamkeit viel zu sehr auf den schönen Mann vor sich gelenkt. An und für sich genommen fiel Ragnar vielleicht nicht sofort das große Scheinwerferlicht zu, wenn jener die Straße entlanggehen würde. Aber bei einem zweiten Hinsehen war dieser Mann unglaublich schön, wenn auch eine andere Art von Schönheit als sie einen aus diversen Heftchen heraus anlachen würde. Eine ruhigere, dafür aber tiefergehende. Ob das an dem Wissen dieser Krankheit lag? Wären Männer Glühbirnen, dann wäre Ragnar keine von diesen alles überstrahlenden Neonröhren, sondern eine der weicher leuchtenden Lampen. Eines der Lichter, die einem keine Kopfschmerzen bereiteten oder erblinden ließen. Und könnte ihm jetzt bitte einer eine Ohrfeige geben? Das waren wohl mitunter die seltsamsten Gedanken die er jemals zu einem anderen Mann gehabt hatte... Ragnar Try and error? Das klang gut. Ragnar hatte normalerweise kein Problem damit, Grenzen deutlich zu zeigen. Dafür hatte er ein Problem damit, offene Türen zu markieren. Und so wäre das ein guter Kompromiss, damit sie beide wussten, was sie erwartete. „Ja, manchmal möchte ich zu Hause auch nur noch meine Ruhe haben“, überlegte Ragnar und blickte kurz zu Nathan, der gerade an einem Regal stand und eine CD betrachtete. Wirklich ein schöner Mann. Ragnar sah, wie sich andere Männer nach jenem umdrehten. Und dieser wollte sich wirklich auf ihn einlassen? Unbegreiflich, aber gut. Sein Blick glitt wieder zu dem CD-Regal, in dem er etwas suchen wollte. Während der andere weitersprach ging er die Interpreten durch und zog hie und da eine CD raus, um das Cover anzusehen. Kurz blickte er zu Nathan, ob er noch da war und sah, dass dieser zu ihm getreten war, um ihm über die Schulter zu blicken. Er spürte, dass ihm bereits durch die Nähe des anderen ein Schauer über den Rücken hinunterrieselte. Ihm war gar nicht so bewusst gewesen, wie unglaublich nötig er offensichtlich Nähe hatte, wie dringend er anscheinend Sex und Zärtlichkeit brauchte. „Gegen einen guten Film habe ich auch nichts, wobei ich dann lieber ins Kino gehe. Ich liebe alte Kinos, nicht diese neuen Fabriken, sondern, die alten, die leider nach und nach aussterben. Vor dem Fernseher sitze ich eher selten, weil ich abends eben meistens nicht zu Hause bin. Und was so schön an Jazz ist, ist schwer zu sagen. Für die meisten ist es einfach nur Krach, und diesen extrem schnellen oder auch den New Orleans Jazz mag ich nicht. Aber ich mag den ruhigen und schwungvollen Jazz, der sich hin und wieder die Freiheit nimmt, aufzudrehen und Chaos zu verbreiten, bevor er einen wieder einfängt und zur Ruhe kommen lässt. Ich mag den Schwung, und das Tempo, den auch melodischer Jazz mit sich bringt. Und oft ist er auch einfach super gut zum träumen. Und ich mag die Instrumente, die dazu gebraucht werden. Klavier, Saxophon, Percussions.“ Ragnar unterbrach kurz und blickte den anderen kurz an. „Du stellst ganz schön schwierige Fragen...“, knurrte er dann, aber an seinem Ton war zu merken, dass es ihn nicht sehr störte. Schließlich lächelte er, kurz in den Augen des anderen hängenbleibend. „Ich war schon mit 13 oder 14 Jahren die ersten Male in den Jazzstudios mit meinem besten Freund unterwegs. Man kann dazu gut tanzen, und mal so richtig die Seele baumeln lassen. Außerdem ist es eine der wenigen Orte, in denen es den Heteros egal ist, wenn zwei Typen sich anflirten und sich küssen. Und auch in Europa war ich viel in dieser Szene unterwegs. Ich mag es einfach. Und es ist schwer zu begründen warum.“ Er lächelte den anderen entschuldigend an und blickte dann auf die CD, die er in den Händen hielt. ‚Ella Fitzgerald live in Hamburg‘ - eine der wenigen CDs, die er von der Dame nicht besaß, und die er sich heute kaufen würde. Als er die Hand des anderen mit einem Mal an seinem Nacken spürte, durchfuhr ihn ein unglaublicher Schauer. Die gemurmelten Worte des anderen, ließen ihn die Augen schließen. Also hatte er es doch vorhin falsch verstanden. Also war es wirklich ein Kompliment gewesen. Er hätte es so verstehen sollen, dass er ihn lieber in Echt und in Farbe hatte, als verewigt auf einem Bild. Als Nathan wieder zurücktrat, spürte Ragnar noch immer die Wärme, die jener zurückgelassen hatte. Er war wirklich ausgehungert. So traurig diese Tatsache auch war, aber er spürte, wie sich alles in ihm nach Sex sehnte. Ob er nur deshalb hier mit Nathan war? War er bei ihm nur an Sex interessiert? Nein, eigentlich nicht, oder? Ragnar würde im Moment keine Antwort darauf geben können. Er wusste, dass Nathan ein interessanter Mann war, aber mehr wusste er nicht. Er würde es auf sich zukommen lassen müssen, was geschehen würde. Ragnar zog noch eine CD aus dem Regal. Zwei bekannte Jazz-Musiker, die gemeinsam ein Album aufgenommen haben. ‚Creole Love Call‘ hieß die CD und war von Nils Landgren und Joe Sample. Zufrieden mit seinen Entdeckungen drehte er sich zu Nathan und blickte ihn an. „Ich habe, was ich brauche“, erklärte er und sah zu den DVDs. Soll ich dir etwas empfehlen?“, fragte er und blieb kurz mit seinen Augen an den Lippen des anderen hängen. Er zwang sich den anderen wieder anzusehen. Ihn jetzt hier einfach zu küssen, nur weil er das Verlangen danach hatte, war erstmal nicht drin. „Du spielst Klavier?“, fragte er schließlich, um das Thema zu wechseln, und wandte sich ab, um Richtung Kasse zu gehen. Nathan „Ich kenne ein ziemlich gutes Autokino, aber das ist wohl nicht das was du meinst", schmunzelte er. "Aber ich gebe dir Recht, der ganze Charme eines Kinobesuches geht langsam flöten." Er nahm sich vor, später mal danach zu fragen, was Ragnar eigentlich arbeitete, aber jener sprach so schnell weiter, dass er das erst einmal hinten anstellte. Doch schließlich lächelte er. "Es wäre ja auch langweilig nur die einfachen Fragen zu stellen. Oder möchtest du mir Fragen nach dem Wetter, der Politik oder gar der Nachrichten gelangweilt werden? Das wäre grundsätzlich kein Problem...", er lachte kurz und schüttelte den Kopf. "Es ist interessant wie ein und dieselbe Musikrichtung so unterschiedlich bei den Menschen ankommen kann. Für mich ist es tatsächlich nur Krach, wobei es die Musik natürlich interessant macht, da es wohl eine Musikszene zu sein scheint, in der die sexuelle Ausrichtung der Menschen egal ist. So sollte es mit der Musik in jedem Bereich sein. Was interessiert es mich, was die Leute neben mir in ihren eigenen vier Wänden machen, wenn man sich nur Musik anhören möchte?", er stockte kurz. "Auf mehr kann ich leider auch schon nicht mehr eingehen, auch wenn ich deine Begeisterung dafür schön finde." Zusätzlich war Nathan mehr als zufrieden mit der Reaktion oder diesmal ja vielmehr ausbleibende Reaktion auf seine Berührung. Ein Fortschritt, wenn man es so sehen wollte. Doch dann verneinte er. "Danke, aber ich passe", erklärte Nathan und folgte Ragnar zur Kasse. "Ja, ich spiele Klavier. Hin und wieder zumindest, für irgendwas müssen die ganzen Stunden ja gut gewesen sein, durch die ich mich als Kind und Teenager quälen durfte." Er grinste, schwieg dann jedoch bis Ragnar gezahlt hatte und sie wieder vor dem Geschäft standen. Er wandte sich dem anderen zu und zog ihn schließlich ungefragt ein Stück näher, dessen Reaktion genau beobachtend. "Wie sieht‘s aus? Lässt du dich davon überzeugen, mit zu mir zu kommen? Ich kann keine Kunstwerke versprechen, aber ich bin sicher wir finden etwas, um uns zu amüsieren." Fragend sah er Ragnar an und lächelte schließlich als dieser zustimmte. Zwar schien er ein wenig hin und her gerissen zu sein, aber das könnte diesmal an der nicht deutlich genug dargelegten Intention Nathans liegen. Sie nahmen sich ein Taxi, in dem Nathan eine Adresse an der Upper West Side angab und Ragnar während der Fahrt noch ein wenig zu dessen Meinung zu ein paar der gezeigten Fotos befragte. Das Thema interessierte ihn deutlich mehr als Jazz. Als sie ankamen bezahlte er den Fahrer und wank Ragnar mit sich über die Straße auf eines der für die Gegend eher niedrigen Häuser zu. Die Haustür war schnell aufgesperrt und der Aufzug praktischerweise schon da. "Als ich eingezogen bin, beschloss das dumme Ding zu streiken. Ich glaube die Möbelpacker verfluchen mich heute noch. Und irgendwie muss ich immer daran denken wenn ich damit hoch zu mir fahre", erzählte er und wartete gerade noch bis sich die Aufzugstür hinter ihnen geschlossen und er das achte und damit letzte Stockwerk gedrückt hatte, bevor er Ragnar zu sich zog. Nur kurz blickte er in diese schönen Augen, bevor er sie beide drehte, so dass der andere mit dem Rücken zur Aufzugswand stand, bevor er eine Hand im Haar des anderen vergrub und dessen Mund eroberte. Es war kein vorsichtiger Kuss mehr, sondern einer der davon kündete, was für eine Art des Amüsements Nathan vorschwebte. Er drängte sein Bein zwischen Ragnars und gab einen zufriedenen Laut von sich, weil der andere nicht nur den Kuss erwiderte, sondern ihm zu verstehen gab, dass ihre Vorstellung der sehr nahe liegenden Zukunft ungefähr gleich aussehen dürfte. Nathan löste den Kuss erst als die dummen Aufzugstüren mit einem Pling aufgingen und drängte sich dessen ungeachtet nochmal näher an Ragnar, ihre Hüften zusammenstoßen lassend und sich einen weiteren Kuss abholend, bevor er unzufrieden seufzte und den Aufzug verließ. "Komm", murmelte er und hielt auf eine der drei Türen hier auf der Etage zu. Gut dass er den Code für die Alarmanlage in und auswendig kannte, denn das einzige, was er gerade wollte, war Ragnar wieder an sich zu ziehen und zu erforschen. Zu schmecken, zu verwöhnen und mit ihm zu schlafen. Für recht viel anderes war da kein Platz mehr, jetzt wo er sich endlich erlaubte, diesen Gelüsten nachzugehen. Im Grunde war der ganze Nachmittag für ihn bis jetzt ein großes Vorspiel gewesen. Nathan öffnete die Tür, zog Ragnar sofort wieder zu sich und warf sie dann wieder ins Schloss. Er hatte keine Augen für den weitläufigen Gang, der immer mal zu anderen Zimmern abzweigte. Sein einziger Gedankengang galt der Wendeltreppe, die im Wohnzimmer nach oben zu seinem Schlafzimmer führte. Trotzdem riss er sich nochmal am Riemen und suchte Ragnars Blick, wohl in der Gewissheit das eine ganze Menge unbefriedigter Lust in seinen zu sehen sein würde. Wenn ihn nicht alles täuschte also ein ähnlicher wie der dem dieser unglaublich anziehende und momentan auch sehr erregende Mann zuwarf. "Jetzt ist so ziemlich die letzte Möglichkeit, stopp zu sagen."Seine Stimme klang rau, dunkler als sonst, und obwohl er den anderen nicht überfahren wollte, konnte er seine Finger nicht von ihm lassen. Zupfte noch während er sprach am Oberteil des anderen herum. Hautkontakt. Mehr! Ragnar "Ich möchte, dass du mir irgendwann einmal etwas vorspielst", sagte Ragnar und blickte Nathan mit einer ungewohnten Ernsthaftigkeit an. Er liebte das Klavierspiel. Und leider war in seiner Jugend kein Platz dafür gewesen, es zu lernen. Dafür könnte er stundenlang Pianisten zuhören. Und dass Nathan selbst das Klavierspiel beherrschte, ließ ihn in Ragnars Gunst noch höher steigen. Ragnar zahlte seine zwei CDs und steckte sie zu dem Bildband in die Tüte. Vielleicht würde er später sich auf seine Schlafcouch legen können und die Musik genießen, während er das Buch ansah. Hm, das würde er bald tun. Hoffentlich würde Cole ihn heute Abend früher gehen lassen. In Gedanken ging er mit Nathan aus dem Laden. Wie konnte er ihre gemeinsame Zeit eigentlich noch ein wenig ausdehnen? Sie waren so ein wenig in ein unbestimmtes Nichts hinein gerutscht und so richtig ein Ziel war nicht wirklich auszumachen. Nur der Wunsch, den anderen näher kennenzulernen, und der Wunsch, mit ihm im Bett zu landen. Aber wie ließe sich zumindest ersteres weiter verfolgen? Doch noch während er nachdachte, zog Nathan ihn zu sich und Ragnar sah sich schon wieder in der Situation, dass er auf diese schönen Lippen schauen musste, bevor er in dieses Strahlen sah. Ob diese Augen jemals sich verdunkelten? Ragnar stellte fest, dass er das nie würde sehen wollen, denn das würde wohl mit dem Untergang der Welt einhergehen. Erst jetzt begriff er, was Nathan da gerade zu ihm sagte. Kurz verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. Er wollte ihn zu sich nehmen. Nun, worauf das hinauslaufen würde, war klar. - Oder? Zumindest deutete die Ankündigung, sie würden sich amüsieren, darauf hin. Sicher würden sie nicht zu ihm fahren, um ein Kaffeekränzchen zu veranstalten. Aber sollte er wirklich schon mit? Wäre das nicht ein wenig schnell? Allerdings. Wofür zu schnell? "Ich glaube, du musst mich gar nicht lange überzeugen. Ich komme gerne mit", erklärte Ragnar und lächelte den anderen an, sich kurz gegen ihn lehnend, bevor er sich wieder ein wenig löste, damit Nathan ein Taxi rufen konnte. Die Fahrt führte in ein Viertel, das er eher selten betrat. Hier wohnten größtenteils die wirklich gut betuchten. Aber das hatte sich Ragnar ja schon gedacht. Als Inhaber eines Clubs wie dem Savoy verdiente man sicher allein schon gut. Und dann schien Nathan aber noch durch das Event-Management gutes Geld zu verdienen. Aber ihm war das egal. Ragnar hatte schon immer für sich selbst gesorgt, und er selbst verdiente ja auch nicht schlecht. Nur, dass er das Geld größtenteils für seine vielen Tabletten brauchte. Bereitwillig stand er Nathan Rede und Antwort, als dieser noch einmal auf die Fotos zurück kam. Doch Ragnar war letztlich schon in der Wohnung, die er sich irgendwie genauso hell wie die Augen des anderen vorstellte. Er würde sich zurückhalten, wenn Nathan sich zurückhielt. Doch wenn dieser ihm Andeutungen machen würde, würde er sich nicht zurückhalten können. Das war ihm klar. Try and error - das war das Motto des Tages, vielleicht auch ihrer Bekanntschaft. Ragnar war positiv überrascht von dem Haus, vor dem sie hielten. Eine schöne Wohngegend. Ragnar war sich sicher, dass Nathan oben wohnte. Ähnlich wie Cole vielleicht? Auch dessen Wohnung war atemberaubend. Dagegen war seine Wohnung ein Dreckloch. Ragnar lachte leise. "Das kann ich mir vorstellen. ich würde auch ungerne in so einem Haus die Treppen nehmen wollen. Besonders wenn man ganz oben wohnt." Er war mit Nathan in den Fahrstuhl gegangen und er grinste, als Nathan tatsächlich das 8. Stockwerk drückte. "Die Armen. Sie tun mir jetzt noch leid." Als die Tür sich schloss, spürte er mit einem Mal eine seltsame Nervosität. Und so stand er etwas unschlüssig da. Doch noch bevor er sich darüber Gedanken machen konnte, ob es nicht doch besser gewesen wäre, abzulehnen, wurde er auch schon gepackt. Dieser Blick ließ sein Herz einen Moment aussetzen vor Freude. Er spürte, dass er Wachs in den Händen des anderen war. Und schon wurde er gegen die Fahrstuhlwand gedrückt und leidenschaftlich geküsst. Und Ragnar wehrte sich keine Sekunde. Dafür war diese Art des Küssens, die nur auf eine Sache hinauslaufen würde, viel zu ersehnt. In ihm bebte es, ein Kribbeln jagte durch seinen Körper. Etwas schrie in ihm auf. Und dieses Etwas wollte endlich wieder befriedigt werden. Und so erwiderte er den Kuss mehr als leidenschaftlich, ließ seine Finger erkundend über den wohlgeformten Körper des anderen gleiten. Seine Lenden drückten sich denen des anderen entgegen und er keuchte wohlig in den Kuss. Irgendwie bekam er nicht einmal mehr mit, wie die Tür aufging, folgte Nathan benommen, sich betrunken fühlend. Taumelnd folgte er Nathan in dessen Wohnung. Viel Zeit hatte er nicht, sich die Wohnung anzusehen. Dafür waren seine Gedanken viel zu sehr bei dem Körper, den er gleich würde spüren dürfen. Viel zu sehr klebten seine Augen an dem Gesicht des anderen. Das einzige, was er merkte war, dass die Wohnung hell war. So hell wie die Augen des anderen. Er lächelte bei dem Gedanken, ließ sich zu gerne mitziehen, bis Nathan schließlich vor der Wendeltreppe stehen blieb. Ragnar erwiderte den Blick des anderen, spürte, wie die Stimme in ihm kribbelte. Ragnar lächelte. "Nein", entgegnete er und drehte sie so, dass er die Treppe zuerst hinaufgehen würde können. "Meine letzte Möglichkeit, stopp zu sagen, war nach der Ausstellung. Aber du hast noch immer die Möglichkeit, zurückzuziehen." Während er sprach, stieg er rückwärts die ersten Stufen hinauf, Nathan dabei weiterhin ansehend. Nun zog er sich sein Hemd über den Kopf und warf es Nathan zu. "Aber ich denke, du weißt, was du tust..." Seine Finger öffneten den obersten Knopf seiner Hose. "Also?", fügte er an und fuhr sich wie unbeabsichtigt mit der einen Hand über seinen trainierten Bauch. Er lächelte vielsagend und drehte sich um, die Treppen hinaufzusteigen. Auf seinem Rücken war nun die Tätowierung am Schulterblatt zu sehen, ein Tribal. Das Schlafzimmer wirkte unglaublich gemütlich. Ragnar blickte sich kurz um, als Nathan auch schon hinter ihm war, er sich in dessen Armen umdrehte und den Kuss wieder aufnahm, ihn gierig fortführte. Nathan Mit Ragnars Worten war für Nathan die Sache klar und als dieser sich das Hemd über den Kopf zog und ihm zuwarf, hätte er fast aufgeknurrt. Dieser Mann sah fantastisch aus. Zumindest was er bisher von jenem sehen durfte. Sein hungriger Blick glitt über den schön trainierten Oberkörper und er hörte nur noch am Rande zu. Zurückziehen? No way! Ganz besonders nicht nachdem dieser Kerl ihm sozusagen die Karotte vor den Wagen spannte und ihn noch weiter neckte. Unbeachtet ließ er das Hemd des anderen fallen, seine Aufmerksamkeit kurz auf die Tätowierung und den ansehnlichen Rücken des anderen haftend bevor er leise lachte und die Treppe nach oben nahm. Wo er mit wenigen Schritten bei Ragnar angekommen war, der sich gerade rechtzeitig herumdrehte, um wieder in einen gierigen Kuss versinken zu können. Den schönen Oberkörper streichelnd und erforschend, vertiefte er den Kuss und löste sich dann weit genug um seine Hände zwischen sie gleiten zu lassen und die Hose des anderen weiter zu öffnen. Schließlich zufrieden, ließ er seine Hände in die Hose gleiten, bis sie auf den wohlgeformten Hintern zu liegen kamen, diesen massierend, den anderen dadurch näher an sich pressend. Unfassbar wie ihn dieser Mann gerade anmachte... Hungrig suchte er Ragnars Lippen für einen weiteren Kuss, bevor er von den Lippen abließ, sich über den Hals küssend, immer mal wieder nur leicht Luft über die weiche Haut pustend, oder mit der Zungenspitze drüber gleitend. Langsam dirigierte er den anderen weiter zurück, bis sie auf sein Bett stießen und er sich löste, um sich sein eigenes Shirt über den Kopf zu ziehen. Den Rest ihrer Kleidung waren sie ebenfalls bald los und schließlich, endlich, konnte Nathan seinen bewundernden Blick über den Ragnars Körper schweifen lassen. "Ich sagte doch, dass es schade wäre, dich auf ein Foto zu verbannen", murmelte er, bevor sie sich abermals in einem Kuss fanden und schließlich auf dem Bett landeten. [...] Ragnar gab sich noch einen kurzen Moment, bevor er sich leicht drehte, Nathan ansah, sich leicht aufrichtete, um an die Lippen des anderen, selbst schwer atmenden Mannes zu kommen, um ihn zu küssen. Dann legte er seinen Kopf an dessen Schulter ab, ihn kurz neckend, indem er ihm gegen den Hals blies, bevor er lächelnd sich auf die andere Seite drehte, um das Kondom mit der potentiell tödlichen Flüssigkeit darin abzuziehen, es zu verknoten, zu der Taschentücherbox griff, um sein Glied von jenem Saft gänzlich zu befreien, und dann alles zusammen in den kleinen Mülleimer zu schmeißen. Nathan schien gut ausgerüstet zu sein. Und er hatte einige Erfahrung. Und Ragnar wusste, dass er gerne mehr von diesem Sex haben wollte. Er drehte sich, blickte zu dem Mann, der ihm gerade gezeigt hatte, dass es durchaus noch Männer gab, die sich nicht abschrecken ließen. Die bereit waren, sich zu informieren, um keinen Rückzieher zu machen. Und irgendwie ließ ihn das in Ragnars Augen noch schöner wirken. Nathan [...] Ok... wann konnte man das wiederholen? Er schmunzelte über seine eigenen Gedanken, ließ sich dann gerne küssen und ein wenig necken, bevor er dabei zusah was Ragnar da tat. Jener konnte sich überhaupt gar nicht mehr wirklich in Sex verlieren, oder? Ein wenig unwillig richtete er sich ein Stück auf, um sich erst einmal selbst vom Kondom und Sperma zu befreien. Das war der einzige Nachteil, den man ihm zum Gebraucht von Kondomen als wirklich glaubwürdig verkaufen konnte: Das Gefühl, wenn man sich das Ding nach dem Sex abzog, war nicht unbedingt lecker… Die restlichen Märchen konnte man sich getrost für kleine Kinder aufheben. Sich selbst ein Taschentuch aus der Box zupfend, war er schließlich zufrieden und warf beides in den Mülleimer, bevor er sich nochmal zurück ins Bett sinken ließ und den Kopf wandte, um Ragnar zu betrachten. Und selbst jetzt, nach ihrem Sex, fand er ihn immernoch ansprechend und begehrenswert. Etwas, das nicht jedem gelang, aber genau genommen war ihm das bereits klar gewesen, als er den anderen im Savoy nicht so einfach hatte entkommen lassen. Schließlich lächelte Nathan, richtete sich ein wenig auf und beugte sich zu Ragnar, um diesen einen sanften Kuss zu geben, ehe er sich zurückzog und sich mit der Hand durch seine Haare fuhr. "Ich glaube ich finde es schade, dass du wohl heute noch arbeiten musst. Vermutlich würde ich dich sonst nicht so schnell wieder hier raus lassen." Er grinste frech und streckte sich, bevor er aufstand und zu seinem Schrank lief, um sich Shorts aus einer der Schubladen zu nehmen und sie sich überzuziehen. Schließlich trat er wieder auf das Bett zu und legte den Kopf ein wenig schief, nachdenklich. "Andererseits... du hast hoffentlich nicht vor, wieder ganz von der Bildfläche zu verschwinden?", fragend suchte er die so schön funkelnden Augen des anderen. "Ich wäre darüber nicht glücklich", stellte er fest und bemerkte ein wenig verwundert, dass es wirklich so wäre. Nathan wäre kein bisschen glücklich darüber, Ragnar überhaupt nie wieder sehen zu können. Dafür war der Nachmittag zu interessant und auch schön gewesen. Von der letzte halbe Stunde einmal ganz zu Schweigen. Nein, er würde Ragnar wirklich nur sehr ungern einfach so ziehen lassen. Ob das jetzt an dem wirklich fantastischen Sex oder an seinem immernoch nicht sinkenden Interesse im Allgemeinen liegen mochte... wen juckte es schon? "Möchtest du eigentlich duschen?", fragte er schließlich. "Oder etwas trinken?" Ragnar Ragnar legte sich zurück nachdem er merkte, dass Nathan sich auch seines Kondoms entledigt hatte und schloss noch einmal einen Moment die Augen. Er spürte den Blick des anderen auf seinem Körper, und insgeheim hoffte er, dass Nathan näher rutschen würde, ihn noch einmal umarmen, ihn noch einmal streicheln würde. Er spürte, wie sehr er das Bedürfnis hatte, einfach in die Arme genommen zu werden. Aber dieses Gefühl war trügerisch. Denn es würde an der Ursache des Gefühls nichts ändern. Der Halt, den er brauchte, konnte er nur sich selbst geben. Das sollte ihm doch mittlerweile klar sein. Nur weil er 'geliebt' worden war, hieß das nicht, dass er deswegen in Sentimentalitäten und Schwäche abdriften durfte. Jedes Mal fiel er in ein Loch, aus dem es so schwer war, wieder heraus zu kommen. Jedes Mal, wenn er Sex gehabt hatte, spürte er hinterher nur umso deutlicher, wie einsam er war. Überrascht blinzelte er, als er den Kuss des anderen spürte und lauschte seinen Worten, ihm mit seinem Blick folgend, als jener aufstand und zum Schrank ging. Ragnar richtete sich leicht auf und stützte seinen Oberkörper auf seine Ellenbogen. Die Arbeit.. Ja er sollte heute wieder ins Lady-Dream gehen und arbeiten. Aber irgendwie hatte er im Moment keine rechte Lust. Kurz war er versucht, zu antworten, dass er ja nicht unbedingt gehen müsste... und Nathan könne ihn ruhig ewig hier gefangen halten. Aber zur Arbeit zu gehen war das einzig vernünftige, das einzige, das ihn genug ablenken würde, um nichts zu vermissen. Ragnar setzte sich auf und suchte seine Unterhose, die er kurz darauf fand und anzog. Schade eigentlich, dass sie schon wieder dabei waren, sich anzuziehen. Gerne wäre er noch einfach liegen geblieben, hätte gerne noch gekuschelt, Zärtlichkeiten ausgetauscht. Aber es war letztlich immer das gleiche. Sobald er damit beschäftigt war, sich darum zu kümmern, dass keine Körperflüssigkeit irgendwo zurückblieb, schienen die anderen es immer als Anlass zu nehmen, dass man gerne aufstehen würde. Ragnar blickte auf, als Nathan zu ihm trat und verkündete, dass er ihn wieder sehen würde, weil er sonst unglücklich wäre. Das Übliche halt, oder? Es wurde ans Gehen gedacht, bevor man gegangen war, und es wurde um ein Wiedersehen gebeten, obwohl man sich noch nicht verabschiedet hatte. Ragnar blickte zu Boden, obwohl er sicher wusste, dass Nathan seinen Blick suchen würde. Aber den war er gerade nicht bereit zu geben. Erst als Nathan ihn fragte, ob er duschen wollte, blickte er wieder auf. "Nein", lächelte er. "Ich dusche zu Hause. Ich muss mich sowieso noch umziehen, bevor ich arbeite. Aber etwas zu trinken wäre toll." Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und blickte sich suchend nach seiner Hose und seinen anderen Gegenständen um. "Und ich denke schon, dass ich nicht so schnell von der Bildfläche verschwinde...", antwortete er nun auf die andere Frage. Wenn er ehrlich war, würde er gerne diesen Nachmittag hin und wieder wiederholen. Gerne hätte er wieder regelmäßig Sex, so guten Sex wie heute. Aber eigentlich brauchte er noch viel mehr. Ob er das aber bekommen würde? Ragnar wusste es nicht. Es würde sich zeigen, was geschehen würde. Punkt um. "Es wird sich zeigen, was geschieht", stellte er dann einfach so in den Raum und lächelte den anderen an. Sein Hemd war unten, weswegen er nur mit der Hose bekleidet dastand. Nathan "Hmmm", brummte Nathan, dabei zusehend wie der andere sich anzog. Irgendwie schien Ragnar gerade unzufrieden. Wenn das das richtige Wort dafür war. Nur weshalb? Ohne sich in lange Fragen, mit noch längeren Antwortmöglichkeiten zu ergehen, trat er auf den anderen zu und schob ihm spielerisch die Finger seiner rechten Hand in den Hosenbund, um ihn näher zu sich zu ziehen. Prüfend sah er in die dunklen Augen, ganz so als würden sie ihm die Antwort freiwillig geben, was sie jedoch erfolgreich verweigerten, denn bis auf ein wenig Überraschung glaubte er dort gar nichts zu erkennen. Er seufzte und lehnte seine Stirn an die des anderen. "Du hast wirkliches Talent, dich um Antworten herum zu winden", beschied er Ragnar, löste seine Stirn dann, um dem anderen an der Schläfe beginnend, bis zum Hals zu küssen. "Aber eine Dusche brauchst du wirklich nicht", murmelte er an der Halsbeuge des anderen und gab dann einen weiteren brummenden Laut von sich bevor er den Kopf wieder hob. "Ich mag den Geruch", erklärte er und lächelte leicht, bevor er seine Hand wieder aus dem Hosenbund löste und sich seinem Schrank nochmal zuwandte, um sich eine beige Dreiviertelhose heraus zu holen und anzuziehen. Er verzichtete auf ein Hemd. Zum einen war es wirklich heiß genug, gerade weil seine Klimaanlage noch nicht lief und zum anderen gab es sowieso nichts zu verstecken, noch einen Grund dafür. "Na dann komm, nicht dass du verdurstest", forderte er Ragnar auf und lief die Wendeltreppe wieder herunter, seinem Wohnzimmer nur einen kurzen Blick zuwerfend. Verschiedene Bücher lagen aufgeschlagen auf der hellen Couch, dazu eine zerwühlte Wolldecke, ohne die er nicht fernsehen oder lesen konnte. Aber im Grunde wirkte es halbwegs ordentlich. Aus dem Zimmer, in den Gang tretend, trat er genau in das gegenüberliegende Zimmer, das die Küche darstellte. Obwohl Nathan selbst ungern kochte, hielt er sich hier relativ gern auf. Die weiße Küchenzeile erstreckte sich an zwei Wänden entlang, während im Eck eine weitere Eckbank samt Küchentisch zu finden war. Das interessante an dieser Küche war, das der Herd und alles was zu solchen Gerätschaften gehörte - Fritteuse, Kochplatten, Backofen - sich in der Mitte des Raumes befand. Von der eigentlichen Küche losgelöst. Der jeweilige Koch hatte so viel Platz zum Herumwuseln und die entsprechenden Besucher könnten es sich auf den hohen Hockern bequem machen und dem armen Kerl sozusagen bei seinen Versuchen zusehen. Im besten Falle war es Sascha, im schlimmsten Falle er selbst. Zielstrebig ging er zum Kühlschrank, zog eine Flasche Wasser hervor und griff sich dann zwei Gläser aus dem Schrank, die er sogleich füllte und eines davon Ragnar reichte. "Ich hab mich vorher mal gefragt, als was du wohl arbeitest und mein bester Tipp dafür wäre Barkeeper. Du wirkst irgendwie so, als könntest du gute Getränke mixen und die benötigte Ruhe beziehungsweise Humor den man wohl dafür braucht, bringst du ebenfalls mit." Er gab seine Vermutung lächelnd ab. Im Grunde war es ihm vollkommen gleichgültig, zumindest momentan, denn wenn Ragnar nicht mehr losmüsste hätte er jenen wirklich gerne noch hier behalten. Nathan selbst fehlte momentan jede Motivation, seine Wohnung heute nochmal zu verlassen, obwohl er doch mal wieder im Savoy vorbeisehen sollte. Er trank einen Schluck von seinem Wasser und grübelte ein Weilchen vor sich hin, bevor er Ragnar einen Blick zuwarf. "Ich mache dir jetzt einen Vorschlag...", begann er, sich noch nicht sicher seiend wie er das formulieren sollte. "Du hast meine Nummer und du hast die letzten Stunden, die wir jetzt gemeinsam miteinander verbracht haben. Damit kannst du dir in aller Ruhe überlegen, ob du mich nochmal sehen willst oder nicht. Denn da bin ich ganz ehrlich", er hielt inne und lächelte ein wenig selbstironisch, "nur auf Sex bräuchte zu warten und würde ich nicht warten. Was damit ebenfalls einen Punkt darstellt, den du dir überlegen solltest, denn ich würde dich wirklich gern wiedersehen und ich lege den Schwerpunkt dabei mehr auf das 'sehen', nicht auf den Sex." Nathan sprach ganz ruhig, ohne sich zu verhaspeln oder eine besondere Betonung auf bestimmte Wörter zu legen. "Ich muss das leider so klar ansprechen, weil ich niemand mit viel Freizeit bin und diese im Grunde nicht damit verbringe, mich wie Tarzan von Kerl zu Kerl zu schwingen. Fühl dich dadurch um Gottes Willen bitte nicht unter irgendwelchen Druck gesetzt, aber wenn du zuhause merkst, dass es nur der Sex, wenn auch richtig guter Sex, wäre, der dich anrufen lassen würde: Dann lass es bitte." Er meinte das nicht böse, aber er legte die Karten nun mal lieber auf den Tisch, anstatt sie zu verstecken. Nathan wäre nicht bereit, seine wenigen Stunden außerhalb der Arbeit nur mit Sex zu verbringen. Das ließe sich auch im Savoy 'erledigen' und müsste nicht auf sein normales Leben übergreifen. Ragnar Etwas überrascht war er schon, als Nathan ihn zu sich zog, doch eigentlich freute es ihn. Nathan suchte seine Nähe und das war genau das, was er sich sehnlichst wünschte, oder? Daher genoss er die Küsse, die Berührungen und auch die Worte, die dieser ihm zuteilwerden ließ. Er konnte ihn gut riechen? Nun, das war doch eine gute Voraussetzung für ein wenig mehr... Und die negativen Gedanken, in die er so gerne hinabstürzte, wenn er jemanden gefunden hatte, der ihn ansprach und der auch noch nett zu ihm war, verblassten ein wenig wieder. Zärtlichkeiten waren Balsam für seine Seele. Aber auch die größten Feinde. Denn später würden sie ihn wieder daran erinnern, dass er etwas vermisste... Später würden sie ihm zeigen, wie verdammt einsam er war... Aber er würde nicht dagegen tun können. Er schaffte es nie, etwas dagegen zu tun. Darauf, dass er Antworten gerne auswich, erwiderte er nichts. Das war so, zumindest teilweise. Eigentlich versuchte er immer ehrlich zu sein, aber teilweise ging es nicht. Aber man merkte es ihm immer direkt an. Gerne folgte er Nathan nach unten, wo er sein Hemd aufhob und es sich anzog. Dann ging er hinter ihm her in die interessant geschnittene Küche, in der man zielstrebig auf jene freistehende Kochgelegenheit zusteuerte, um sich an die 'Theke' zu setzen. Auch Ragnar lehnte sich gegen einen der Hocker und ergriff das Glas, das man ihm reichte. Zügig trank er es leer. Er hatte wieder einmal unglaublichen Durst. Als Nathan nach seiner Arbeit fragte, hob er kurz die Augenbrauen, dann lächelte er. "Nein, Barkeeper ist nicht ganz richtig. Ich bin eher so etwas wie der stellvertretende Geschäftsführer. Ich kümmer mich darum, dass der tägliche Betrieb läuft, dass alles da ist, was gebraucht wird, dass die Leute ihren Job tun und so weiter... Eigentlich nichts großes, aber etwas, was mir doch recht Spaß macht." Er lächelte den anderen an. "Und etwas, wofür man wirklich Ruhe braucht, demnach hast du damit schon mal nicht so Unrecht." Er griff nach dem Krug, den Nathan hingestellt hatte und schenkte sich noch einmal ein, nur um gleich wieder auszutrinken. Ja, so in der Art konnte man seinen Job beschreiben. Auch wenn er die Ruhe für ganz andere Dinge noch mehr brauchte. Als Nathan weitersprach, blickte Ragnar ihn ruhig an. Er begriff, was dieser ihm sagen wollte. Er begriff, was dieser damit ausdrückte. "Ich verstehe", sagte er und nickte innerlich seufzend. Nun eine Fickbeziehung wollte er auch nicht. Auch wenn er diesen Sex gerne wiederholte. Er wollte mehr haben. Aber das würde Nathan ihm nicht so schnell geben können. Und sicher würde er es ihm auch nicht geben wollen. Sie kannten sich kaum. Und Nathan hatte selbst genügend mit seinem Beruf zu tun, als dass er auch noch für Ragnar und dessen Bedürfnisse da sein konnte. "Ich werde mich bei dir melden." Es war nicht das Problem, dass Nathan ihm nicht genügend Signale gab, dass er bei ihm unter Umständen finden konnte, was er suchte. Denn auch Ragnar war niemand, der nur des Sexes Willen ständig loszog. Er hatte den Sex eben wirklich genossen, ihn gebraucht, und er würde gerne mehr davon haben, aber er begriff auch, dass er das nur würde haben können, wenn er Nathan auch nahe an sich herankommen lassen würde. Und so sehr ihm dieser auch mit seinen Worten, seinen Gesten klar machte, dass er wirklich an ihm Interesse hatte, dass er ihm gerne nahe sein würde, dass er ihn gerne berührte und auch gerne zärtlich zu ihm war, so hatte Ragnar vor sich selbst Angst. Denn auch er hatte das Bedürfnis nach Nähe. Mehr, als er es sich selbst eingestand. Aber würde er Nathan damit nicht überfordern? Und wenn jener merken würde, wie verloren Ragnar im Grunde war, würde er sich sicher bald wieder verabschieden. Ragnar hatte Angst davor, dass er wieder anfangen würde sich in jenes Loch zu stürzen, das ihn schon so oft überrollt hatte. Dass er zweifeln würde, dass er sich nicht mehr daran erinnern würde, wie zärtlich der andere war, sondern nur daran, dass er, Ragnar, ihm nie genügen konnte. Dieser Nachmittag war sehr schön gewesen. Er hatte angenehme Gesellschaft gehabt, der ihm immer wieder direkt oder indirekt versicherte, dass er wirklich an mehr, als nur an Sex interessiert war. Aber er hatte dennoch Angst. Angst vor seinem eigenen Misstrauen, dieser Stimme, die in ihm war, und ihm sagte, dass es zu hell in dieser Wohnung war; und die ihm genauso sagte, dass Nathan das sicher nur aus Pflichtgefühl sagte. Er würde es auf sich zukommen lassen müssen. Vielleicht würde es ja bald mal eine Situation geben, in der er sich wieder mit ihm treffen könnte. Und vielleicht würden sie sich dann wieder gut unterhalten. Er würde sich melden… Wenig später verabschiedete er sich und ging zur U-Bahn. Und bereits auf dem Weg dorthin hatte er das Gefühl, dass Nathan sicher froh war, dass er ihn wieder los war. So souverän er im Lady-Dream auftrat, so unsicher war er was diese Sachen betraf. Er dachte zu viel nach, verkomplizierte alles. Und ehe er es sich versah, war die Gelegenheit vorbei. Es war nicht das Selbstvertrauen, das ihm fehlte, sondern es war ein ewiges Zweifeln da, das ihm sagte, dass er aus dem Wunsch nach Nähe diese niemals finden konnte. Aber so klar sah er das nicht. Es war ihm nicht bewusst. Als er zu Hause in seiner kleinen, dunklen Wohnung ankam, ging er ins Bad, um sich zu duschen. Dann suchte er sich seine Medikamente heraus und nahm sie. Und spätestens jetzt, schienen die Zärtlichkeiten nur noch Höflichkeiten zu sein. Sicher hatte Nathan das mit dem Sex nur gesagt, um ihn loszuwerden, oder? Auf dem Weg ins Lady-Dream fiel ihm auf, dass er seine Tüte mit dem Bildband und den beiden CDs in der Wohnung des anderen vergessen hatte. Dann würde er sich doch noch einmal melden müssen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)