Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 99: Große Schritte -------------------------- Nathan Fast hätte er einen schnell noch weghechtenden Kerl über den Haufen gefahren, als er auf seinen Parkplatz vor dem Savoy fuhr. Jener bekam dann als Kirsche auf der Sahnetorte noch einen genervten Blick ab, als dieser sich zu beschweren begann, was ihn Gott sei Dank ein wenig zurückzucken und das Weite suchen ließ. Wirklich, für solche Kindereien hatte Nathan heute weder die Nerven oder Geduld noch die Zeit. Zielstrebig hielt er auf die Eingangstür zu, sperrte sie auf und betrat den ohne Neon und Discolicht sehr seltsam aussehenden Club. Mit zügigen Schritten durchquerte er die Tanzfläche, um schließlich hinter die Hauptbar zu treten und dort sein Büro aufzusperren. Es war an der Zeit, die Zahlen zu überprüfen und womöglich müsste er seinen Manager schon wieder feuern. Warum liefen nur noch so unfähige Typen in der Weltgeschichte herum? Und warum landeten sie mit schöner Regelmäßigkeit bei ihm? Mit einer genervten Handbewegung lockerte Nathan seine Krawatte und streifte sich das Jackett ab, um es über den nächstbesten Stuhl zu werfen. Unruhig mit den Fingern auf dem Schreibtisch herumklopfend wartete er darauf, dass sich der Rechner komplett hochgefahren hatte, bevor er sich mit seinem Passwort anmeldete und sich die Statistiken des letzten Monats aufrief. Aber wie immer seit drei verfluchten Tagen konnte er sich kaum mehr als eine Stunde konzentrieren, bevor ihm ein bestimmter Wortlaut wieder in den Sinn kam. Passend zu den dazugehörigen Augen, einem in seinen Augen wunderschönem Gesicht und ein atemberaubender Mann. Unwillig schnaubend schob er die Tastatur ein wenig zurück und lehnte sich tief in seinen Sessel hinein, die Augen schließend. Diese Sache mit Ragnar nahm ihn immer noch mit, was fast ein wenig überraschend für ihn war. Nathan war nicht so wirklich bewusst gewesen, dass er durchaus schon Gefühle investierte in diesen Mann. Dass ihn dessen Worte mehr aufwühlten als sie es sollten. Das ihn dessen Abgang nicht nur frustrierte sondern auch wieder einmal deutlich zeigte, dass ihm bei sich zuhause etwas fehlte. Diesmal sogar wieder einmal mit einem Namen. Ragnar. Die Augen wieder öffnend erhob er sich von seinem Stuhl und betrat nach kurzer Zeit wieder den Hauptraum seines Clubs. Nathan war um diese Uhrzeit gerne hier. Niemand, der ständig hinter ihm herumwuselte, keiner der irgendwelche Fragen stellte und vor allem war es einfach nur still. So still, dass ihm seine eigenen Gedanken manchmal sogar unnatürlich laut vorkamen. Was hatte Ragnar gemeint, als er sagte, er würde nicht nur Nathan sondern auch sich selbst anlügen? Was bedeutete es, dass Ragnar es nicht ertrug, dass er so wunderbar war? Was sollten das für Dinge sein, die noch schwerwiegender wogen als eine HIV-Infektion? Und hatte jener sich wirklich Tränen beiseite gewischt? Die Stimme hätte zumindest so geklungen. Einen frustrierten Laut von sich gebend, trat er um die Theke herum und holte sich eine Martiniflasche hervor, um sich damit ein Glas zu füllen und daran zu nippen. Seine Augen wirkten nachdenklich, während er den Geschmack genoss und sich fragte, ob es noch etwas bringen würde, auf eine Reaktion von Ragnar zu warten. Denn für Nathan war diese Situation vieles, aber keineswegs erledigt. Sein Handy hervorholend warf er einen prüfenden Blick darauf und öffnete dann das Textprogramm, um eine Nachricht zu tippen: Wir treffen uns besser heute oder morgen, bevor ich dich auf deiner Arbeit besuche und dich am Ohr herauszerre. Oder bei dir zuhause. Für mich ist das Thema noch nicht vom Tisch und ich bin mir sicher, dass dieses Gefühl kein einseitiges ist. Von mir aus kannst du dir eine gute Lüge überlegen, von mir aus erzählst du mir die Wahrheit, aber sprechen werden wir. Und das ist ein Versprechen. Noch einen prüfenden Blick über die Nachricht gleiten lassend, schickte er sie schließlich ab und dachte nach. So schwer könnte es nicht sein, heraus zu bekommen wo Ragnar arbeitete. Selbst wenn er es notfalls über diesen Cole herausfinden müsste. Und die Option mit der Wohnung bestand ja auch noch, auch wenn ihm die Gegend nicht wirklich zusagte oder gar sicher vorkam. Doch egal... sollte Ragnar laufen so viel und soweit er wollte, schlussendlich würden sie sich doch früher oder später wieder am gleichen Fleck befinden und dann würde jener nicht mehr so einfach durch das Fischernetz gleiten. Dafür würde er schon Sorge tragen. Antonin Müde lehnte er sich gegen die Aufzugswand, der Zahl dabei zusehend wie sie anstieg und schließlich stoppte. Mit langsamen Bewegungen öffnete er die Aufzugstür und gab bald darauf den Sicherheitscode von Coles Wohnung ein. Ob jener noch zuhause war? Die Tür hinter sich zuziehend, trat er ein paar Schritte ins Loft und sah sich um. "Cole?", probierte er es, bevor sein Blick auf einen Zettel fiel. Antonin schnappte ihn sich und überflog ihn kurz bevor er seufzte. So egoistisch das momentan auch war, es wäre schön gewesen, jetzt eine Umarmung zu bekommen. Doch nun brauchte er erst einmal eine Dusche und dann ein paar Stunden Schlaf. Seinen Freund würde er nach ersterem anrufen und ihm berichten. Sich auf dem Weg ins Bad ausziehend blieb er vorm Schrank stehen und betrachtete den Teil, der inzwischen irgendwie für seine Klamotten da zu sein schien. Es war aber auch zu umständlich sich das Zeug immer aus der Tasche zu suchen. Hm.. Sich neue Unterwäsche nehmend tappste er weiter ins Bad bis er sich ohne große Regulierung unter die Dusche stellte und begann sich zu waschen. Er wollte sich nicht durch warmes Wasser entspannen, sondern nur ein weiteres Mal dieses Gefühl von Schmutz von seiner Haut bekommen. Ob Cole ihm bald mal die Wasserrechnung präsentieren würde? Inzwischen bemerkte Antonin sogar schon, dass ihm das häufige Duschen nicht gut tat. Seine Haut begann zu spannen und an bestimmten Stellen trocken zu werden. Aber entweder die Dusche oder eine Magenentleerung über der Kloschüssel. Recht viel mehr Möglichkeiten gab es für ihn nicht, wenn es ihn mal wieder überrollte. Wenn er nicht mehr genug Kraft besaß, um das alles zurück zu drängen und nur Stück für Stück zu verarbeiten. Man könnte also durchaus behaupten, dass es momentan ein wenig… schwierig mit ihm war. Wobei Cole eine unglaubliche Geduld zeigte, wenn Antonin mal ein wenig wortkarg war oder Nähe suchte. Einer der wenigen weiteren Lichtpunkte für ihn war gerade tatsächlich ihr Sex. Er könnte momentan für sein Leben nicht darauf verzichten und bekam immer mehr das Gefühl, Cole zu verstehen, wenn jener das auch nicht konnte. Wobei es für Antonin trotzdem nie in Frage käme das mit jemand anderem zu erleben. Es musste Cole sein, damit er sich fallen lassen konnte, denn er war der einzige Mensch, dem er alles anvertrauen konnte und auch tat. Am Montag war er bei seiner ersten Sitzung seit langem gewesen und wie erwartet hatte ihm sein Doc ein Beruhigungsmittel verabreicht und für die nächsten Sitzungen verschrieben. Nachdem er sich noch einige weitere Male nach dem Schweigegebot erkundigt hatte, begann er inzwischen Klartext zu sprechen. Der Doc war entsetzt, aber er lotste ihn durch. Und natürlich ließ Antonin trotzdem das ein oder andere aus. Sicher war sicher. Und die Ansätze zum verarbeiten der ganzen Situation halfen ihm wirklich weiter. Überhaupt war Montag noch der ruhigste Tag gewesen, mit den Planungen für den Umbau seines Gebäudes und ein bisschen Arbeit im Lady Dream. Doch von der war er früh nach Hause gefahren und hatte ein wenig Musik gehört - das Fellknäul kraulend. Der Dienstag, von dem er ja mehr oder minder gerade erst nach Hause gekommen war, war übel. Tayra rief ihn völlig aufgelöst an und verlangte ein Treffen. Die Polizei hätte sie bei ihrer Mutter erreicht und sie müsste einen Mann identifizieren der Nicholas sein könnte. Selten war Antonin etwas so schwer gefallen, wie mit ihr in die Leichenhalle zu fahren. Zum einen wollte er sich alle paar Minuten wieder übergeben, zum anderen kam der Zusammenbruch von Tayra. Er war mit ihr nach Hause gefahren, um sie zu unterstützen. Tamara war Gott sei Dank bei den Großeltern geblieben. Es war grässlich. Antonin war grässlich. Fast kam es ihm so vor, als hätte er in dieser kühlen Halle ein Herz zerbrechen gehört, und abends als die schlimmsten Weinkrämpfe nachließen kamen die Fragen. Fragen warum ausgerechnet Russen Nicholas umbringen lassen würden, wo er doch selbst ein höheres Tier dort in der Firma war. Fragen, warum weder Nicholas noch Antonin so etwas aufgefallen war. Fragen nach dem Wochenende, an dem sie gemeinsam weggewesen waren. Fragen nach seiner Wunde auf der Stirn. Danach folgte ein Tobsuchtsanfall und die Aufforderung, Nicholas Mörder bis ans Ende der Welt zu jagen, nur um dann wieder zusammen zu brechen. Die meiste Zeit musste Antonin seine Gefühle nicht einmal spielen, denn er trauerte ja wirklich irgendwie mit ihr. Doch schwierig war es, seiner besten Freundin den Halt zu geben, den sie so dringend benötigte. Nach einem sehr kurzen Anruf bei Cole, um jenem mitzuteilen, dass er heute nicht nach Hause kommen würde, schlief er in einem Sessel in Tayras Schlafzimmer. Wachte über seine völlig fertige Freundin und fragte sich ein weiteres Mal, was er hier eigentlich tat? Wie er ihr so etwas nur vorspielen konnte? Am heutigen Morgen schickte sie ihn nach Hause, sie wollte eine Weile alleine sein, würde sich aber später wieder bei ihm melden. Antonin vermutete, dass sie in Ruhe Abschied nehmen wollte, wenn schon nicht in Person, dann wenigstens mental. So fuhr er zu einer weiteren Sitzung zu seinem Doc und war fast dankbar für die Beruhigungsmittel, die noch immer Wirkung zeigten. Wieder aus der Dusche tretend, trocknete er sich ab und zog sich die Unterwäsche an, bevor er im Schlafzimmer zum Telefon griff und sich ins Bett legte, bevor er Coles Nummer wählte. Er gab ihm Bescheid, dass er wieder zuhause war, ein Wort das ihm inzwischen immer häufiger über die Lippen rutschte. War das so? War das hier inzwischen auch sein zuhause? Er umriss seinen letzten Tag in kurzen Sätzen und versprach mehr zu erzählen, wenn Cole wieder hier wäre, da er jetzt erst einmal ein wenig Schlaf nachholen wollte. Aber selbst wenn es von ihm selbst unbemerkt blieb, so hatte Antonin tatsächlich schon damit begonnen zu verdauen und zu akzeptieren. Er versuchte mit den Gegebenheiten klar zu kommen und sich selbst nicht mehr als grässlichstes Monster auf Gottes Erden zu sehen. Wobei ihm das ein wenig leichter fiel als gedacht, weil Cole ihm nicht einmal zeigte, dass er genervt von ihm war. Vielmehr schien es so, als würde jener ihm seinen Wert nochmal vorführen wollen. Es tat gut. Es fühlte sich unendlich gut an. Cole Cole schloss die Augen und legte seinen Kopf auf der Tischplatte ab. Er hatte verdammt schlecht geschlafen in der letzten Nacht - nein eigentlich hatte er so gut wie gar nicht geschlafen. Er war letztlich die ganze Zeit abrufbereit gewesen, falls Antonin ihn gebraucht hätte. Aber dessen Nacht bei Tayra schien insofern erfolgreich gewesen zu sein, dass er ihn nicht gebraucht hatte. Warum machte er sich also so viele Gedanken? Alle fünf Minuten blickte er auf sein Handy und schaute nach, ob Antonin schon angerufen hatte, als würde er sein Handy jemals überhören. So recht konnte er sich nicht auf die Arbeit konzentrieren, obwohl Costello ihm gleich am Montag wieder jede Menge verabreicht hatte. Neben den anstehenden kleineren Deals würde es wohl bald darum gehen, das Gebiet zu vergrößern, da es in einem 'Nachbarclan' gerade zu heftigen Konflikten kam. Das Oberhaupt war erschossen worden und nun entbrannte nicht nur die Rache am Mörderclan, sondern auch die Frage der Nachfolge. Cole wollte sich da eigentlich komplett heraushalten, aber leider war ihm das nicht möglich. Und von daher musste er nun Kontakte knüpfen, Beziehungen spielen lassen und vor allem mit dem Feuer spielen, denn solche Krisen waren stets mehr als riskant und es könnte schneller gehen, dass er Blei zwischen seinen Rippen wiederfand, als es ihm lieb wäre. Er musste also absolut vorsichtig sein. Und nebenbei musste er seine Kraft für Antonin zurückhalten. Jenem schien es mal besser, mal schlechter zu gehen. Und je nachdem konnte Cole nichts anderes tun, als einfach nur für ihn da zu sein. Er hörte ihm zu, umarmte ihn, wenn er Nähe brauchte und half ihm, womit er ihm auch immer helfen konnte. Und zufrieden bekam er auch mit, dass Antonin wieder zu jenem Arzt ging, dem Cole wohl irgendwann mal etwas schenken musste, denn jener vollbrachte Wunder was Antonins Ruhe und Ausgeglichenheit betraf. Als Tayras erwarteter Anruf kam, wusste Cole, dass es nun darauf ankam. Er war gespannt, was Antonin erzählen würde. Als sein Handy läutete, richtete er sich hastig auf und griff zum Telefon. "Schön von dir zu hören", begrüßte er Antonin und hörte ihm aufmerksam zu. Nun, es gab nichts Unerwartetes. Cole meinte ein wenig Erleichterung in Antonin mitklingen zu hören. Und dennoch wusste er, wie angespannt jener wohl noch immer war. "Ich werde heute Abend nicht sehr spät kommen, versprochen. Ich bring uns dann was zu essen mit. Schlaf du dich jetzt gut aus und - Cole blickte irritiert sich um, als er eine SMS ankommen hörte, die nichts mit seinem Handy zu tun hatte - und wenn du nachher möchtest, kannst du mich gerne auch abholen, damit es wirklich nicht spät wird." Sie verabschiedeten sich schließlich und Cole griff zu Ragnars Handy, das zwischen die Unterlagen gerutscht war, und daher wohl gestern vergessen worden war. Er hätte sich nie erlaubt, etwas zu lesen, was nicht für ihn bestimmt war, aber er sah, dass es eine Nachricht von Nathan war. Und er wusste, dass Ragnar nicht nur wegen der Medikamente, wie jener vorgab, so fertig mit allem war. Ob sie sich gestritten hatten? Ob Ragnar wieder zu ehrlich gewesen war und ihm ein wenig mehr von seinem Leben erzählt hatte? Kurzentschlossen las er die SMS von Nathan. Hm, also lag hier also auch etwas im Argen. Und es schien nicht Nathans Schuld zu sein. Nathan wollte also die Wahrheit wissen. Nun, dann wusste Cole schon, was geschehen war. Er drückte auf antworten und schrieb: 'Hey Nathan! Hier ist Cole. Ragnar hat sein Handy bei mir liegen gelassen. Aber das freut mich gerade ziemlich, denn dadurch weiß ich jetzt endlich, was den armen außer seiner Blutwerte noch fertig macht. Ragnar wird in ca einer halben Stunde im Lady-Dream sein. Wenn du nicht weißt, wo das ist, schau im Telefonbuch nach. Ich denke, wenn du hier bist, wirst du schon einen Teil der Wahrheit wissen, den anderen muss er dir erzählen, wenn er das möchte - oder eben nicht. Ich bin froh, dass du ein sturer Mensch bist, meine Hochachtung! Cole' Ragnar Ragnar saß in seinem Sessel und hatte die Beine angezogen, sie mit seinen Armen umschlingend. Sein Kinn ruhte auf seinen Knien und seine Augen blickten leer in das Halbdunkel des Zimmers. Er hatte noch eine Stunde Zeit, bevor er ins Dream musste. Und diese Zeit würde er nutzen - nutzen, nichts zu tun. Den Sessel hatte er seit Sonntagabend nur verlassen, um zum Arbeiten zu gehen. Und er war am Montag früh beim Arzt gewesen. Sobald er wieder zu Hause war, verkroch er sich wieder auf den Sessel. Er wollte nicht ins Bett, denn dort war es so unglaublich kalt und leer. Und er wollte nicht einschlafen, denn dann wachte er ohnehin nur wieder unruhig auf. Seine kleine Wohnung bot ihm irgendwie keinen Schutz. Irgendwie fühlte er sich nur in seinem Sessel wirklich wohl. Er hatte versucht aufzuräumen, als er von Nathan nach Hause gekommen war, doch mittlerweile sah es wieder genauso schlimm aus. Das Sonnenlicht, sich in regelmäßigem Muster durch die Jalousie zwängte und am Boden reflektierte gab dem Raum eine seltsame Atmosphäre. Ragnar rührte sich nicht. Doch in seinen Gedanken war einiges in Bewegung. Das, was er zu Nathan gesagt hatte, was er getan hatte. Hätte er sich nicht einfach zusammenreißen können und das Spiel weiterspielen können? Hätte er nicht einfach dieses Doppelleben führen können und es genießen, dass es jemanden gab, der an ihm interessiert war? Es wäre doch so einfach, Nathan vorzumachen, dass alles in bester Ordnung war, oder? Nathan schien ja an seiner Ehrlichkeit nicht gezweifelt zu haben. Vielleicht hätte er es nie erfahren müssen, dass es da noch etwas anderes gab? Ragnar senkte den Kopf, so dass nun seine Stirn auf seinen Knien ruhte. Seine Augen waren geschlossen. Nein. Er hätte es niemals gekonnt. Nathan war nicht irgendwer. Er war ein Mensch, den er schätzte, der ihm ans Herz gewachsen war, der interessant war und intelligent. Auch wenn es eine Weile gut gegangen wäre, so hätte jener irgendwann angefangen zu bemerkten, dass da mehr war. Und er hätte begonnen, Fragen zu stellen. Und so gesehen war es besser, dass er es beendet hatte, bevor Nathan es beendet hätte. Und dennoch schmerzte sein Herz. Und dann war da noch dieser Arztbesuch gewesen. Der Arzt hat ihm offenbart, dass die Werte sich verschlechtert haben. Die Viruslast war nach oben gegangen. Noch nicht so viel, dass es bedeutete, dass die Viren resistent gegen seine Medikamente waren, aber so, dass man es beobachten musste. Er würde am Ende der Woche erneut eine Blutuntersuchung haben. Jetzt nahm er eine leicht erhöhte Dosis, die dafür sorgte, dass er sich regelmäßig übergab. Und daher war nun auch die Übelkeit ein ständiger Begleiter. Er versuchte zu essen, auch wenn er keinen Appetit hatte, damit es wenigstens etwas gab, wovon er sich erleichtern konnte, aber letztlich war das alles bald darauf wieder draußen. Ob die Übelkeit auch mit Sonntag zu tun hätte? Eine Dreiviertelstunde später machte er sich auf den Weg zum Lady-Dream. Er hatte sein Fahrrad wieder ausgepackt und schlängelte sich durch den Straßenverkehr New Yorks. Als er bei Cole im Büro ankam, überreichte dieser ihm sein Handy, das er wohl hier vergessen hatte. "Ich habe mir erlaubt, eine SMS zu schreiben", erklärte Cole und Ragnar nickte. "Schon gut", murmelte er, wunderte sich, dass Cole dafür sein Handy brauchte. "Ich geh mal nach den Handwerkern schauen." Coles Augen gefielen ihm nicht, sie schienen ihn so zu durchdringen, als wüsste er alles, was in ihm vorging. Schon in den letzten Tagen war er Cole ausgewichen, weil dieser sofort gemerkt hatte, dass es ihm nicht gut ging. Zumindest hatte jener nicht nach Nathan gefragt. Das mit seinen Blutwerten hatte er ihm erzählt und Cole hatte sich bemüht, ihm seine Angst zu nehmen. Aber ansonsten schob er seine Verfassung auf die Nebenwirkungen der Medikamente. Cole hatte gerade genügend andere Sorgen. Da brauchte er sich nicht auch noch seine aufladen. Ragnar stieg die Treppe hinunter in den Club, der gerade ein neues Interieur erhielt. Der Innenarchitekt hatte wirklich gute Arbeit geleistet und der Club würde an Attraktivität dazugewinnen. Ein Glück gab es viel Arbeit momentan. So konnte er in Ruhe alles andere vergessen. Nathan Nachdem er die SMS gelesen hatte runzelte er die Stirn und trank sein Glas in einem Zug aus. Das Lady Dream also? Über diesen Club gab es mehr Gerüchte als Körner in einer Sanduhr. Bei einigen war er geneigt sie zu glauben, bei anderen würde es ihm nicht schwerfallen, sie als hirnrissig abzuschreiben. Doch vielleicht täuschte er sich darin, wenn er Ragnar und Coles Worte mit in die Waagschale warf. Einige seiner eigenen Kunden hatte ihm schon häufiger freudestrahlend über die hübschen Frauen und den tollen 'Service' erzählt. Ersteres interessierte ihn natürlich kein Stück, doch inzwischen musste man sich fragen, was genau dort für ein Service gemeint war. Der Stripclub war das eine, aber die Gerüchte über die rabenschwarze Geschäfte im Hintergrund etwas ganz anderes. "Ich hoffe du bist das wirklich wert, Ragnar", grollte er in den leeren Club hinein und betrat sein Büro, um sich wieder vorzeigbar zu machen. Allerdings verzichtete er auf die Krawatte und beließ es nur beim einfachen Anzug. Tatsächlich musste er sich im Internet nochmal die genaue Adresse heraussuchen, bevor er das Savoy wieder absperrte und zu seinem Fahrzeug schlenderte. Seinen Mercedes startend, fragte er sich, ob er wirklich so ein sturer Mensch war. Stur genug um heute eventuell Dinge zu erfahren, ohne die er vermutlich auch so sehr gut weiterleben könnte? Als Gegenfrage blieb, ob er auch weiterhin ohne Ragnar weitermachen wollte? Und nein, das wollte er eigentlich nicht. Was nicht hieß, das ihm gefallen müsste, was er eventuell zu hören bekam. Davon ging er nicht einmal für eine Sekunde aus. Und obwohl er von den meisten Menschen für ziemlich intelligent gehalten wurde, schaffte er es momentan nicht, sich ein Szenario zu überlegen mit dem er sofort klarkäme. Denn dass es nichts Harmloses war, leuchtete inzwischen schon fast in einer Leuchtreklame über seinem Kopf auf. Vielleicht waren es Drogen? Dealer und Verteiler? Waffen? Prostitution? Irritiert trommelte Nathan auf seinem Lenkrad herum und bemühte sich, seinen Gesichtsausdruck zu 'leeren'. So nannte seine Mutter das damals als sie noch Hoffnungen für ihn hegte, dass er in ihre Fußstapfen treten würde. Und obwohl es ihm in Geschäftsverhandlungen schon den ein oder anderen Vorteil errungen hatte, so war er jetzt zum ersten Mal wirklich dankbar für die Penetranz seiner Mutter. Heute würde es zum ersten Mal wirklichen Nutzen haben, der Sohn einer Schauspielerin zu sein. Es würde ihm garantiert ein wenig Sicherheit geben, einen Gesichtsausdruck zu haben, der nicht verriet ob er positiv oder negativ über etwas dachte. Durch den überraschenderweise recht flüssigen Verkehr konnte er etwa 30 Minuten später auf den recht leeren Parkplatz des Clubs fahren. Schon beim aussteigen warf er einen abschätzenden Blick auf die deaktivierte Leuchtreklame und die Tür, durch die er wohl gleich gehen würde. Nathan war sich sicher, dass er sich hiernach eine Schachtel Zigaretten kaufen müsste, denn er rauchte wann immer er sich ein wenig unsicher fühlte. Was selten genug vorkam, aber schon jetzt verspürte er einen fast immensen Drang nach Nikotin. Sich selbst in den leicht spiegelnden Scheiben seines Fahrzeugs einen letzten prüfenden Blick zuwerfend, war er zufrieden mit dem was er ausstrahlte und hielt auf den Laden zu. Womöglich machte er sich ja auch zu viele Gedanken. Mit etwas Glück war das alles harmloser als er dachte und er müsste sich hiernach nicht auch noch darüber Gedanken machen, inwieweit er solche Dinge in sein Leben lassen wollte. Doch momentan war das egal und er hatte sich entschieden, weshalb er die Tür zum Lady Dream entschlossen öffnete und das Gebäude betrat. Bei einem ersten schnellen Rundblick, fiel ihm die Dekoration auf und einige Männer, die von ihrer Arbeit aufsahen und ihn seltsam musterten. Von einem erwiderte er den Blick ruhig, bevor er sich weiter umsah und tatsächlich Cole ausmachen konnte. Kurz huschte seine Entschlossenheit durch seine gerade fast überhellen Augen und er hielt auf die beiden Männer zu. Cole sah ihn auch recht bald und schien sein Gespräch zu unterbrechen, um auf ihn zuzukommen. Und diesmal hatte Nathan noch viel weniger Geduld als das letzte Mal schon. Er fühlte sich nicht wohl, was mehr durch diese übertriebene Geheimniskrämerei verursacht worden war als durch die dämlichen Gerüchte, die er über diesen Ort gehört hatte. So nickte er nur kurz zur Begrüßung und heftete seinen Blick auf den anderen Mann. "Na schön, wo ist er?", fragte er mit einer ähnlich ruhigen Stimme wie sie Ragnar bereits einmal gehört hatte. Cole Cole sprach gerade mit Romeo, dem Choreographen und 'Manager' der Mädchen, als die Tür aufging. Er war absichtlich in die Bar gekommen, um da zu sein, falls Nathan wirklich reden wollte, wenn er wirklich kommen würde. Und er wurde nicht enttäuscht. War es eine halbe Stunde her, dass er die SMS losgeschickt hatte? "Wenn du meinst, dass es notwendig ist, dann mach mir einen Kostenvoranschlag und ich kümmere mich darum. Ich denke es sollte im Moment kein Problem sein, das in die anderen Kosten zu integrieren." Er nickte Romeo zu. "Morgen erwarte ich eine Auflistung auf meinem Schreibtisch." Dann wandte er sich von ihm ab und trat Nathan entgegen. Jener schien sich hier nicht wirklich wohl zu fühlen. Kein Wunder, das Lady-Dream hatte einen gewissen Ruf. Denn auch wenn es keine offizielle Bestätigung gab, und auch wenn die Polizei nie Beweise fand, so war das Lady-Dream nun einmal als Ort der Liebe und der Laster, bzw. Drogen bekannt. Und Nathan wusste das offensichtlich. Die Frage des anderen ließ Cole lächeln. "Er ist unten im Club und schaut, dass die Handwerker keinen Scheiß machen. Ich bring dich zu ihm." Cole ging voraus, brachte ihn zu jener schmalen gewendelten Treppe, die nur für das Personal zugänglich war, und die die beiden Clubs miteinander verband. "Geh runter und durch die Schallschutztür, dann wirst du ihn finden." Doch noch bevor Nathan gehen konnte, hielt Cole ihn noch einmal kurz am Arm fest. "Ich befürchte, er hätte sich nicht gemeldet, deswegen habe ich es gemacht. Jetzt muss er dir die Wahrheit sagen, die du gefordert hast. Ich glaube nicht, dass sie dir gefallen wird, aber hinter allen Dingen gibt es immer einen Grund, den man entweder nachvollziehen kann oder eben nicht. Wenn du Verständnis hast, dann sei dir gewiss, dass ich ihn hier nicht halte. Er ist nicht hier, weil er dazu von mir oder irgendwem anderen verpflichtet ist." Dann ließ er Nathan gehen. Ja, Cole wollte, dass Nathan wusste, dass er Ragnar nicht aufhalten würde, wenn er ein anderes Leben beginnen würde. Er liebte Ragnar viel zu sehr, als dass ihm nicht bewusst wäre, dass jener hier eigentlich nicht hingehörte. Er machte seinen Job gut, und er konnte das Geld gut gebrauchen. Aber eigentlich war er nicht für dieses Leben geschaffen. Nathan Nathan folgte Cole, sich immer mal wieder umsehend. Wie das ganze wohl in Betrieb aussehen würde? Möglicherweise - das käme ganz auf den Ausgang dieser Geschichte an - sollte er sich das wirklich einmal mit einem seiner Kunden zusammen ansehen? Vielleicht mit einem, der gerade ein wenig wankte? Ob es zum Beispiel diesen verfluchen Schwulenhasser von Steenston umstimmen könnte? Doch diese Gedanken waren schnell wieder beiseitegeschoben als Cole auf eine schmale Wendeltreppe deutete und ihm erklärte wie er zu Ragnar käme. "Danke", murmelte er und wollte gerade los als er am Arm festgehalten wurde. Alleine schon dadurch blieb ihm nichts anderes übrig als zuzuhören. Und wieder gefiel ihm nicht unbedingt was er da tatsächlich zu hören bekam. Bis vielleicht auf die letzten beiden Sätze. Ja, jene Sätze könnte man ja schon fast wieder als eine Art Lichtstrahl bezeichnen, den Ragnars bester Freund ihm gerade zukommen ließ. Trotzdem schnaubte er nur kurz und wandte sich dann ab, um dem angedeuteten Weg zu folgen. Natürlich hätte Ragnar sich nicht mehr gemeldet, soweit war er auch schon gekommen. Trotzdem wurde aus seiner Unsicherheit eine gewisse Irritation und mit genügend Irritation wurde er sehr schnell genervt. Was vielleicht gerade nicht das beste Szenario wäre… Die Schalltüre öffnend, trat er in den anderen Club und sah sich auch hier kurz um, diesmal jedoch nicht nach Dekorationen sondern nach Ragnar. Der Mann, der gewissermaßen die Schuld an dieser Misere trug und der ihm jetzt gleich besser Antworten gab. Antworten, die Nathan selbst dann auch gleich hoffentlich erklären würden, warum er sich hierauf einließ. Allerdings... das konnte Nathan auch so beantworten: Weil er sich in Ragnar verliebt hatte und kein Typ für vorschnelles Aufgeben war. Gerade nicht wenn er etwas wollte. Wirklich, wirklich wollte. Nach einigen Metern machte er die gesuchte Gestalt auch aus und hielt auf sie zu. Es war ihm inzwischen völlig gleichgültig, ob jener jetzt noch etwas zu tun hätte. Sollten die dämlichen Handwerker wegen ihm den ganzen Club abbauen und in die Türkei verkaufen. Es hatte fast etwas von Comedy, als Ragnar plötzlich aufsah und in seine Richtung blickte, wie sich dessen Augen weiteten und man den Unglauben und auch Schrecken sehr schön herauslesen konnte. Und plötzlich bekam Nathan das Gefühl, dass Ragnar sich gleich verdrücken würde, aber dafür war es zu spät. Dafür war er selbst schon zu weit in diese Löwenhöhle vorgedrungen. Dafür hatte Cole ihm schon zu viel angedeutet. So wartete er gerade noch lange genug bis er sich sicher war, dass die Handwerker sie nur hören könnten, wenn sie sehr genau hinhörten und nicht mehr arbeiteten. "Wir müssen und werden uns unterhalten. Jetzt", begrüßte er den anderen Mann. Einen Mann, den er schon wieder unglaublich anziehend fand. Am liebsten hätte er Ragnar an sich gezogen und geküsst, bis er selbst wieder zufrieden mit Gott und der Welt wäre. Doch das verbarg er gut, sich gerade in diesem Moment entschließend notfalls mehr Wissen vorzuspielen, als er tatsächlich besaß. Etwas, das er mit seinen kurzen Begrüßungsworten schon angedeutet hatte. Er würde hier mit nicht weniger als der Wahrheit wieder verschwinden. Ragnar Was um alles in der Welt machte Nathan hier? Ragnar spürte förmlich, wie sein Herz aussetzte, nur um anschließend in fünffacher Geschwindigkeit wieder aufholen zu wollen, was es versäumt hatte. Er war irritiert, doch dann drängte sich ihm ein Gedanke auf. Cole hat eine SMS von seinem Handy geschickt? Nun, er würde nachher ein Wörtchen mit ihm reden müssen. Sein Blick verfinsterte sich, während er beobachtete, wie Nathan sich seinen Weg durch den Raum zu ihm bahnte. Ob er sich einfach umdrehen und gehen sollte? Sollte er irgendeinen Handwerker benutzen, um so zu tun, als könnte er jetzt nicht mit dem anderen Mann sprechen? Er schluckte. Nein, das würde er nicht können. Dennoch spürte er gerade den unbändigen Drang abzuhauen, wegzurennen, so wie er es schon am Sonntag getan hatte. Doch noch bevor sein Körper überhaupt etwas hätte tun können, war Nathan schon bei ihm. Und da waren sie wieder, seine drei Probleme. Erstens diese unglaublich schönen Augen, die ihn so fesselten und die ihm auch jetzt wieder mehr als deutlich spüren ließen, dass er diesen Mann unglaublich anziehend fand. Zweitens das Herzklopfen, das er in der Nähe des anderen bereits so häufig gespürt und bewusst verdrängt hatte, wobei er im Moment versuchte sich einzureden, dass es einfach nur Aufregung sei. Und drittens dieses furchtbare Gefühl von Unwohlsein in seinem Magen, das er hatte, seitdem er am Montag vom Arzt gekommen war, das sich aber schon seit Sonntagabend angekündigt hatte. Ragnar stützte sich leicht am Tresen, an dem er stand, ab und unbewusst glitt eine Hand an seinen Magen, sich auf den Bauch legend. Als er die Worte hörte blickte er sich, genau wie zuvor Nathan, um. "Muss das hier ..." - doch der funkelnde Blick des anderen unterstrichen noch einmal seine Worte, dass es hier und jetzt sein musste. Ragnar schluckte und überlegte kurz. Dadurch, dass Cole Nathan hierher gebeten hatte, und dadurch, dass jener jetzt hier war, gab es eigentlich nichts, was als Hintertür benutzen konnte. Ragnar ahnte, dass Nathan diesen Club kannte. Besonders, da er selbst einen Club besaß und sich so etwas doch sicher in gewisser Weise herumsprach. Er würde also wirklich absoluten Klartext reden müssen. Und dann hätte er es hinter sich, hätte keine Hoffnung mehr, könnte endlich ein weiteres Kapitel geschlossen werden. Und wenn Nathan nicht gefiel, was er hörte, würde es wohl einfach sein Problem sein. Er hätte ja nicht hierher kommen müssen. Er ergriff die Hand des anderen mit einem "Komm mit." und führte Nathan ohne seine Waffe, die er in einem Halfter über dem Hemd stecken hatte, irgendwie verstecken zu wollen, in ein Nebenzimmer, dem Überwachungsraum. Es waren einige Bildschirme hier, die jetzt aber natürlich nicht angeschaltet waren. Zudem war am Ende des Raums ein Sofa, auf dem sich Ragnar niederließ, Nathan es selbst überlassend, ob er sich hinsetzen wollte oder nicht. "Ich weiß nicht so recht wo ich beginnen soll, daher fange ich jetzt einfach mal mit der jetzt-Situation an", begann er schließlich zögerlich. "Ich arbeite hier im Lady-Dream, bereits seit etwa einem Jahr. Ich habe dich also nicht angelogen, als ich dir gesagt habe, dass ich in einem Nachtclub arbeite. Allerdings ist mein Job nicht nur, dafür zu sorgen, dass Umbaumaßnahmen funktionieren oder der Club rechtzeitig geöffnet wird, sondern auch 'andere' Dinge - weniger legale Dinge." Er schwieg kurz, nach Worten suchend. "Es ist alles etwas kompliziert. Entschuldige", murmelte er schließlich. "Ich bin schon als Jugendlicher mit diesen Geschäften in Berührung gekommen. Meine Mutter hat mich hier in New York alleine großgezogen, nachdem wir aus Island hierher ausgewandert sind. Ich habe mich damals mit Cole angefreundet, der im Nachbarhaus wohnte und bereits damals in einer Jugendgang recht 'erfolgreich' unterwegs war. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und wurden beste Freunde. Er hat mich hin und wieder mitgenommen, hat mir gezeigt, wie man mit Waffen umgeht, war mit mir auf Streifzügen und hat dennoch nie zugelassen, dass ich wirklich ein festes Mitglied der Gang wurde, so als wollte er mich für sich allein haben. Ich habe erst später gemerkt, dass er mich einfach nur davor schützen wollte, so zu werden, wie er es sein musste. Und ich habe ihn davor bewahrt, den Verstand zu verlieren. Letztlich ermöglichte mir dieser Schutz durch ihn, meinen Abschluss zu machen und BWL zu studieren, anstatt in den Gewalt- und Drogensumpf abzutauchen. Besonders, als meine Mutter starb. Ich habe mich schließlich auf den Weg nach Europa gemacht, um dort mein Studium zu beenden, mir die Hörner abzustoßen und die Wurzeln meiner Familie zu suchen. Als ich letztes Jahr wieder zurückkam war ich infiziert und ich war mittellos. Cole hat keine Sekunde gezögert, mir einen Job zu geben, bei dem ich nie ganz in das Schussfeld rücken würde, der mir aber genügend Geld einbringt, damit ich meine Medikamente und die Untersuchungen zahlen, und zugleich etwas zu Seite legen kann. Für mich ist dieser Job genial gewesen. Ich war bei meinem besten Freund, der immer für mich da war, auch wenn wir uns kurzzeitig durch meine Reise ein wenig distanziert hatten. Ich hatte einen Job, bei dem ich mich schon auskannte und ich verdiene genügend Geld. Und dann ist da noch eine Sache, die mich diesen Job als sinnvoll erachten lässt. Es wird für mich niemals ein Problem sein, dafür zu sorgen, dass ich einen schnellen Abgang habe, wenn es soweit ist. Ich möchte nämlich alles, nur nicht dahinsiechen und irgendwann erbärmlich sterben." Während er gesprochen hatte, hatte er Nathan nicht aus den Augen gelassen. "Das ist die vereinfachte Version meines Lebens. Ich deale, handel mit Waffen. Ich habe zugesehen, wie Menschen umgebracht werden, zögere nicht, mein Leben zu verteidigen, solange es noch lebenswert ist." Letztlich hatte er viele Dinge nur angedeutet, vieles war wesentlich komplizierter, als er es jetzt dargestellt hatte. Auch hat er gezögert, den Tod seiner Mutter zu erwähnen und der Bruch, den ihre Flucht damals und die darauffolgende Veränderung von Cole bewirkt hatte. Aber alles zu erklären, auf die Schnelle, das ging einfach nicht. "Und ich weiß, dass du in einer ganz anderen Welt lebst und aufgewachsen bist als ich. Und ich weiß, dass das alles wahrscheinlich nur schwer nachvollziehbar ist - und noch weniger zu verstehen. Aber vielleicht weißt du jetzt, weshalb ich es nicht ertragen kann, dich auszunutzen, eine heile Welt bei dir zu finden, in der ich alle Sorgen vor der Tür abstelle. Ich hatte nicht gedacht, dass du mir so schnell so viel bedeuten würdest. Aber als ich das am Sonntag bemerkt habe, wusste ich auch, dass ich dich deswegen nicht weiter anlügen durfte. Vielleicht hätte ich es dir gleich am Sonntag alles erklären sollen, aber das konnte ich da nicht. Dafür war der Tag zu blutig gewesen. Daher danke ich dir, dass du mir doch noch einmal die Möglichkeit gegeben hast, mich zu erklären, damit du und ich unsere Ruhe haben und das Ganze dann abschließen können." Nathan Nathan schoss einen mehr als deutlichen Blick in Ragnars Richtung, als jener anfing damit ihn vertrösten zu wollen und offensichtlich kam die Nachricht an, denn kurze Zeit später wurde er vom anderen in eine Art Überwachungsraum geführt. Er zog es vor stehen zu bleiben und sich leicht mit der Schulter gegen die Wand zu lehnen. Die Waffe war ihm natürlich aufgefallen und es war fast beängstigend, dass es relativ natürlich aussah. Es wirkte nicht wie ein Fremdkörper, der nicht an den Körper des anderen gehörte. Es irritierte Nathan und machte ihn fast zornig. Damit konnte er die harmlose Version auf die er immer noch gehofft hatte abschreiben. So blieb ihm nur noch übrig, sich auf den Impact der folgenden Worte so gut es ging mental vorzubereiten und stand zu halten. Und Scheiße, das war leichter gesagt als getan. Genaugenommen waren es nur noch Ragnars Zögerlichkeit und dessen Stimme, die ihn nicht schon bei der Hälfte der Geschichte die Wände hochgehen ließ. Wobei man sich das mit der Jugendgang noch eingehen lassen könnte. Niemand konnte sich die Familie oder die Umgebung, in die man hineingeboren und aufwachsen musste, aussuchen. Soweit besaß der andere Mann sein Verständnis also durchaus. Auch wenn sich ihm sämtliche Härchen aufstellten beim Gedanken daran, dass er hier eine Wahrheit hörte, die so gar nichts mit einem Actionfilm gleich hatte, wo sich aber doch unzählige Parallelen ziehen ließen. Das mit Europa war eine Auflockerung in dieser Geschichte - ebenso wie eine Ohrfeige. Natürlich war es nicht leicht an das Geld für die unzähligen Medikamente heran zu kommen, wenn man nichts außer einem Auslandsstudium und eine HIV Infektion vorzuweisen hatte. Auch das wollte Nathan noch leichter in den Kopf als gedacht. Es ließ sich nachvollziehen. Irgendwie. Als er Ragnar davon sprechen hörte, dass jener hier einen 'schnellen Abgang' hätte, wenn es soweit wäre dass seine Krankheit wirklich ausbrach, spürte er zum ersten Mal neben der anschwellenden Wut auch noch Hilflosigkeit aufwallen. Unter anderem. Es war gar nicht so leicht auszumachen was genau er gerade fühlte. So steckte er sich seine Hände in die Hosentaschen und lehnte inzwischen sogar seinen Kopf an die Wand, Ragnar weiterhin beobachtend und gleichzeitig versuchend das, was er nun zu hören bekam, mit diesem Menschen überein zu bringen. Die vereinfachte Form seines Lebens? Vereinfacht?! Waffenschmuggel, Schusswechsel, möglicherweise Mord und nicht zu vergessen die Drogen... wer wagte es da, das Wort einfach zu verwenden? Nun, Ragnar tat es. Was nur bedeuten konnte, dass die Sache noch tiefer ging. Als ob ihn das hier noch nicht genügend überfordern würde. Schwer nachvollziehbar. Ja, das traf es ausgezeichnet. Irgendwie konnte er seinen Verstand nicht ganz um diese Tatsachen herumlenken, sie als Wahrheit und als gegeben akzeptieren. Ragnar sprach von illegalen Dingen, von der moralischen Qual des ganzen einmal ganz zu schweigen. Ragnar - der Mann, in den er verliebt war und der ihn wohl zu jeder Zeit mit einem Blinzeln ausschalten könnte, wenn er es wollte. Ragnar, dessen braunen Augen so warm durch die Gegend scheinen konnten und ihn in seinen Bann zogen. Ragnar, den er einfach nur nehmen und gegen die nächste Wand klatschen wollte! Um ihn danach vielleicht doch noch besinnungslos zu küssen. Argh! Ja, dagegen war seine Welt wirklich eine heile. Eine gesunde, vollkommen normale Welt ohne einen korrupten, gewalttätigen Sumpf außenrum. Nathan hielt sich selbst für stark - mental - aber er würde hier sang und klanglos untergehen und er würde es nicht anders haben wollen. Das hier war nicht seine Welt und er wollte sie nicht zu seiner machen. Ragnars letzter Satz holte ihn aus seinen leicht abdriftenden Gedanken und er gab sich alle Mühe, den anderen unter seinem Blick zu Eis gefrieren zu lassen. Soweit war das letzte Wort noch gar nicht gesprochen. Nicht bevor er sich nicht darüber im Klaren wäre, ob er damit jemals klarkommen könnte. Ob es sein Leben irgendwie betreffen würde. "Du...", fing er dann doch an. "hörst jetzt besser sofort damit auf, meine Entscheidungen immer gleich mit zu treffen", knurrte er schließlich schon fast. Eine Art Selbstverteidigung, da sein Verstand eigentlich immer noch dabei war, die ganzen Informationen zu verdauen, und krampfhaft versuchte, wieder zur aktuellen Situation aufzuholen. Er stieß sich ganz von der Wand ab und richtete sich wieder auf. Vor Ragnars Waffe an sich könnte er Angst haben - hatte er wohl auch. Ihm waren Waffen im Allgemeinen ziemlich unheimlich. Aber eine Waffe in Ragnars Händen würde sich wohl nicht so schnell gegen ihn richten, weshalb er sein selten auftretendes Temperament nicht an den Zügel nahm. Er könnte es jetzt im Gegenteil sogar gut brauchen. Nathan suchte Ragnars Blick, heftete sich an jenen Augen fest, die offenbar so viel mehr verbargen als Nathan auch nur hätte ahnen können. "Ich habe ein paar Fragen und möchte sie möglichst kurzbündig und ehrlich beantwortet bekommen", setzte er wieder an. "Ich möchte keine langatmigen, rührseligen Geschichten hören, sondern Antworten, die aus dem Bauch heraus kommen ohne sie durch langes Überlegen zu schönen. Das ist jetzt auch schon egal...", verlangte er in einem Tonfall, der klarmachen sollte, dass er sich nicht mehr mit weniger zufriedengeben würde. "Angenommen wir streiten uns, laufe ich dann Gefahr, von dir erschossen zu werden? Würde weiterer... Kontakt zwischen uns bedeuten, dass ich mich wirklich mit diesen Dingen befassen müsste? Abgesehen davon, dass man dir offensichtlich ab und zu wieder auf die Beine helfen muss? Betrifft das mein Leben überhaupt in irgendeiner Weise, abgesehen davon, dass du mir davon erzählen könntest, wenn du es wolltest?" Bevor diese Fragen nicht beantwortet waren, konnte er sich auch nicht damit auseinander setzen, dass der Mann, in den er verliebt war, nicht nur gefährlich sein konnte, sondern wohl auch Blut an seinen Händen kleben hatte. Ragnar Ragnars Augen glitten über das schöne Gesicht des anderen, das in dem Moment, als er aufhörte zu sprechen, so versteinert, so hart aussah. So als ob sich Nathan bemühen müsste, nicht sofort unbedacht zu handeln. Es schien, als ob jener mit seinen Gedanken weit entfernt war. Und Ragnar konnte sich gut vorstellen, dass ihm diese ganzen Dinge, die er gerade angekratzt hat, zu viel waren. Was wusste jemand, der in einem reichen Elternhaus aufgewachsen war, letztlich schon von dieser Seite der Welt? Ob er jemals schon überhaupt mit dem organisierten Verbrechen zu tun gehabt hatte? Sicher nicht. Und daher war es nicht verwunderlich, dass jener Zeit brauchte, um das zu verdauen, oder eher erst einmal zu schlucken. Verdauen würde er das wahrscheinlich nicht so schnell. Und Ragnar würde ihm das nicht verübeln. Zu seinem Erstaunen spürte Ragnar in sich selbst aber eine unglaubliche Erleichterung aufsteigen. Es schien ihm fast, als würde sich der Knoten, der in den letzten Tagen seinen Magen beständig festgehalten hatte, langsam aber sicher wieder lösen. War es ihm so wichtig gewesen, Nathan die Wahrheit zu sagen? Warum hatte er es dann ausgeschlossen, es tun zu können? Und wie lange hätte er es noch ausgehalten, bevor er wahnsinnig geworden wäre? Doch eines beunruhigte ihn im Moment. Es waren die Augen des anderen, die so eisig waren, so kalt, wie Gletschermilch die Farbe. Sie machten ihm Angst. Und als er das Wort wieder an ihn richtete musste er schlucken. Er hatte schon viele Situationen erlebt, jede Menge Scheiße, aber dieser Blick ließ ihn förmlich gefrieren. Selbst Cole hatte es noch nie geschafft, ihn auf diese Art und Weise anzusehen. Ob es daran lag, dass er für Cole nie die gleichen Gefühle gehabt hatte, die er nun für Nathan hatte? Aber er hatte Cole auch geliebt, auch wenn es schon über 5 Jahre her war. Die Worte des anderen trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Und er hatte den Schlag verdient, keine Frage. Er hatte ja eine Entscheidung für den anderen getroffen. Eine Entscheidung, die so klar war, dass er sich die Freiheit erlaubt hatte, sie treffen zu dürfen. Denn nichts anderes würde der andere doch jetzt tun, oder? Und er wollte gerade den Blick schuldbewusst senken, als Nathans Blick ihn festnagelte, ihm keine Bewegungsfreiheit ließ. Einzig kurz nicken konnte er, als er begriff, welche Art von Antwort Nathan nun haben wollte. Sollte er ruhig fragen, er würde Antworten geben. Er hatte nichts mehr zu verbergen. Und nun musste er wohl durch. Es würde wohl darin enden, dass jener wissen wollte, wie viele Menschen er getötet hatte, welche Drogen er vertickte, oder was wusste er schon, was jenen interessierte. Aber es kam ganz anders, als er angenommen hatte. Bereits die erste Frage ließ ihn entsetzt aufblicken, fast schon panisch. "Was?", fragte er perplex. "Aber nein... ich könnte niemals...", stammelte er und sah den anderen fassungslos an, bevor sich sein Gesichtsausdruck verhärtete. "Nein", sagte er schließlich fester. "Ich könnte die niemals etwas tun, niemals, was denkst du von mir, dass ich ein mordendes Tier bin? Mache ich den Eindruck auf dich, dass ich unberechenbar und impulsiv bin? Sehe ich aus, als sei ich nicht zurechnungsfähig?" Er schüttelte leicht den Kopf. "Und nichts davon müsste dich etwas angehen, es hat gar nichts mit dir zu tun, gar nichts. Außer du möchtest etwas wissen und würdest danach fragen. Dein Leben hat absolut nichts damit zu tun, es gibt keine Berührungspunkte zwischen der Welt, in der du lebst, und der Unterwelt, in der ich hause, keine Sorge. Und wenn du davon nichts wissen möchtest, werde ich dir bestimmt auch nichts davon erzählen." Es war eine seltsame Situation im Moment. Irgendwie konnte Ragnar nicht so recht einordnen, weshalb Nathan diese Dinge wissen wollte. Warum sprach er von Eventualitäten, die ferner lagen als jemals zuvor? Wollte er ihm Hoffnung machen? Hoffnung darauf, dass sie doch wieder zusammen kämen? Unwahrscheinlich. "Ich hasse es zu lügen. Ich kann es auch nicht. Cole hat mich schon immer damit aufgezogen, dass ich ein zu ehrlicher Mensch für diese Welt sei. Ich habe dir jetzt die Wahrheit gesagt, und werde dir in Zukunft immer die Wahrheit sagen, sofern du noch etwas wissen möchtest. Dass ich dich angeschwindelt habe, wegen der Tabletten, das tut mir immer noch leid. Ich war überfordert." Er blickte den anderen so ruhig es ihm möglich war an, aber als er weiter sprach merkte er, dass er Mühe hatte, seine Stimme nicht wegsacken zu lassen. Es waren zu viele Emotionen, die in ihm herumgeisterten. "Und ich möchte, dass du weißt, dass nichts von dem, was wir vorher geteilt haben, unaufrichtig gewesen war. Nichts, kein Wort, keine Geste, kein Kuss, keine Berührung, keine Zärtlichkeit. Das war alles ich, so wie ich bin, pur und ohne doppelten Boden. Ich habe nur einen Teil meines Lebens verschwiegen, aber dennoch bin ich immer noch der selbe." Nathan Er ließ Ragnar aussprechen, verinnerlichte dessen Reaktionen, Worte und Gesten als ob sein Gehirn neuerdings eine Festplatte wäre. Und es wäre schön wenn es tatsächlich so arbeiten würde, denn es war nur zu deutlich, dass er diese Erinnerung in Zukunft häufiger abrufen würde. Nach einigem Schweigen lockerte er seine Positur und seufzte. "Genau das ist mein Problem, Ragnar. Die Person, die gerade vor mir steht, mit der Person überein zu bringen, nach der ich langsam aber sicher verrückt werde. Ich halte dich natürlich nicht für unberechenbar, aber bis vor einer Stunde habe ich auch nicht geglaubt, dass eine Waffe an deinem Körper nicht wie ein Fremdkörper auf mich wirken würde. Leider wirkt sie, wie angegossen und das verunsichert mich fast mehr als diese ganze Geschichte, denn es macht sie so furchtbar wahr." Er schloss seine Augen kurz und atmete ein paar Mal tief durch, bevor er die Lider wieder öffnete. Und damit fiel ein gutes Stück seiner eher emotionslosen Haltung von ihm ab. Sie brachte ihm nichts mehr. Es wäre so oder so mehr als deutlich, dass ihn Ragnars Worte auf die ein oder andere Art und Weise betroffen machten. "Ich habe dir die Lüge schon in meiner Wohnung verziehen, sonst wäre ich nicht hergefahren, obwohl ich eine dunkle Ahnung davon hatte, was mich erwarten könnte", fuhr er fort und hob eine Hand, um sich über die Stirn, seine Haare nach hinten zu streichen. Die gezeigten Emotionen von Ragnar lösten gerade die unterschiedlichsten Gefühle in ihm aus. Gefühle, die ihm eine Entscheidung nicht leichter machten. Aber war so eine Entscheidung nicht schon bereits gefällt? Er stand schließlich noch hier und war noch nicht auf dem Weg zur nächsten Polizeistation, oder einer Bar, um sich zum ersten Mal seit Jahren wieder so richtig zu betrinken. "Natürlich mussten diese Erwartungen ja übertroffen werden, im negativen Sinne. Aber ich glaube dir. Vielleicht sogar gerade deshalb. Ich glaube dir jeden Blick und jede Geste, jedes Gespräch und jede Berührung, die wir geteilt haben." Er hielt inne, um den Mann vor sich in aller Ruhe zu betrachten. Wobei in 'aller Ruhe' hier sehr großzügig ausgelegt war, denn er war alles, aber nicht ruhig. Auch wenn man ihm das vielleicht nicht wirklich ansah, so sprang er von einer Emotion zur nächsten und war sich nicht sicher, an welcher er stehen bleiben sollte. Denn soviel war Nathan mehr als bewusst: Wenn er die Tür jetzt nicht verschloss, müsste er sie weiter öffnen und dann gäbe es zumindest für ihn kein Zurück mehr. Dann hätte er sich dazu entscheiden, diesen Menschen, jenen Mann so wie er war für sich haben zu wollen. Fast ohne seinem Körper wirklich den Befehl dazu gegeben zu haben trat er näher an Ragnar heran. "Du hast einen interessanten Punkt angesprochen, als du erwähnt hast, in der Unterwelt zu hausen", setzte er an und hob eine Augenbraue. "Das hier wäre der nächste große Schritt, den ich auf dich zumachen würde, richtig?" Der erste war das Überwinden seiner eigenen Angst vor Ragnars Krankheit gewesen. Der zweite wäre, diesen Teil in dessen Leben zu akzeptieren... wobei akzeptieren wohl noch sehr weit von der Wahrheit entfernt war. Vielleicht war dulden ein besseres Wort, wenn auch nicht ganz passend. "Und zu meinem eigenen Erstaunen liegt jener Gedanke, diesen Schritt tatsächlich zu tätigen, nicht so weit entfernt, wie du das wohl angenommen hast, als du meine Entscheidung gleich mitgetroffen hast", fuhr er fort und stieß ein wenig unwillig Luft durch die Nase. "Aber wenn ich das tue, dann müssen wir diesmal gleichzeitig einen Schritt machen. Ich lasse dich und diesen Teil deiner Existenz in meine Wohnung, in mein Leben und in mein Herz, ohne dich für das Leben, das du scheinbar führen musst, zu verurteilen." Damit stand sein Angebot doch diesmal war es nicht 'kostenlos'. "Dafür lässt du dir anstandslos mit deinen Medikamenten von mir unter die Arme greifen und den Begriff des 'Hausens' werden wir ebenfalls ändern. In deinem Zustand sollte man nicht in der Unterwelt hausen und da es sehr wohl in meinem eigenen Interesse liegt, dich im Fall der Fälle möglichst lange und so gesund wie möglich um mich zu haben, würdest du auch hierbei ohne Schuldgefühle und ohne zu meckern oder zu jammern zurücktreten und dir helfen lassen." Und wenn Ragnar damit klarkäme, wovon Nathan noch nicht wirklich überzeugt war, dann wäre damit der Weg geebnet, den Cole ihm vorher aufgezeigt hatte. Wenn Ragnar auch nur halb so viel an ihm lag, wie das umgekehrt bereits der Fall war, dann würde Nathan sämtliche Stränge pullen, bis er jenen hier heraus wüsste. Sicher und so gut versorgt wie es menschenmöglich wäre. "Ich möchte keinesfalls andeuten, dass du nicht klarkommst, aber deine Wortwahl gibt mir zu denken und ich besitze ein gutes Ohr dafür. Zu Leben ist nicht unbedingt mit Überleben gleich zu setzen und ich würde sehr viel in Bewegung setzen und akzeptieren, um jenen strahlenden Mann bei mir zu haben, der einfach so angeschlendert kam und jetzt vorhat mit meinem Herz zu verschwinden. Du hast die Wahl Ragnar. Ich habe meine gefällt." Ragnar Das Schweigen des anderen, das Ragnar eine Ewigkeit vorkam, verunsicherte ihn zutiefst. Gut, er hatte nicht damit gerechnet, dass Nathan sich sehr über das freuen würde, was er zu hören bekam. Er rechnete auch nicht damit, dass jener jetzt auf ihn zugestürmt käme, um ihm für seine Ehrlichkeit zu danken, und dann wieder zum Alltag übergehen würde. Er glaubte nicht daran, aber er hoffte zumindest, dass Nathan ihm vielleicht doch unter Umständen einen kleinen Spalt in der Tür offen ließ, die sich eigentlich am Sonntag geschlossen hatte und wohl durch seine Erklärung gerade durch eine Panzertür ersetzt worden war. Er war ein grauenhafter Träumer, das wurde ihm gerade einmal mehr bewusst. Ein Träumer, der seit Sonntag nichts Besseres zu tun hatte, als zu hoffen, auf ein Wunder zu hoffen. Und dann war da aber diese Emotionslosigkeit des anderen, der versteinerte Blick, der nichtssagende Gesichtsausdruck, der abschreckend wirkte, unnahbar, so als ob ihn das alles eigentlich nicht wirklich interessierte. Nur hin und wieder hatte er das Gefühl, die Augen des anderen wären doch aufgewühlter, als der Rest des Mannes zu sein schien. Aber das bildete er sich wahrscheinlich ein. Als Nathan wieder begann zu sprechen, war Ragnar schon kurz davor, aufzustehen und zu gehen. Er hatte sich mittlerweile nach vorne gebeugt, seine Finger spielten nervös und ohne es wirklich wahrzunehmen mit dem Stoff seiner Hose, der an seinen Knien Falten warf. Er schluckte, als er die Worte vernahm. Die Waffe... Ja, sie war ein Teil seines Lebens hier, sie gab ihm Sicherheit und das besonders seit Sonntag. Als er an jenem Abend zu Nathan gefahren war, hatte er lange überlegt, ob er sie mitnahm und sie dann zumindest im Auto dabei gehabt. Ragnar senkte den Blick. Die Wahrheit war für Nathan schwer zu ertragen, das konnte er sich vorstellen. Und daher war alles wiedereinmal ausgeträumt. Als Nathan sich bewegte, blickte er zunächst nicht wieder auf, erst als jener wieder zu sprechen begann, sah er den anderen an. Nathan wirkte mit einem Mal nicht mehr so geordnet und distanziert, sondern zweifelnd, genauso wie niedergeschlagen, genauso wie unruhig. Er schien sich nicht schlüssig zu sein, schien mit etwas in sich zu kämpfen. Und die Worte, die er sprach ließen das gerade verlischende Fünkchen Hoffnung wieder ein wenig wachsen. Ja, er war hergefahren für ihn. Sicher nicht, um ihm Lebewohl zu sagen, denn dann hätte er sich die Mühe sparen können. Doch sogleich kam wieder ein Dämpfer. Es schien, als hadere Nathan schwer mit sich selbst, und auch seine Augen verrieten diese Unruhe, nicht unbedingt seine Körperhaltung, aber seine Augen. Er war zwigespalten, was er nun tun sollte. Ob er gehen sollte, oder bleiben? Ragnar war nicht so ganz bewusst, welche Alternativen sich Nathan gerade durchdachte. Als Nathan auf ihn zutrat, blickte er zu dem großgewachsenen Mann hinauf, das trügerische Herz begann ihm vehement einzureden, dass das ein gutes Zeichen war. Er schluckte, als er von dem zweiten großen Schritt hörte. Er wusste genau, welchen ersten Schritt er gemeint hatte. Hieß das jetzt wirklich, dass er ihm trotz aller Umstände eine Chance geben würde? Ragnars Ausdruck wurde unsicher, nicht wissend, was er denken sollte und so sagte er einfach nichts. Und so hörte er die Bestätigung dafür, dass Nathan tatsächlich bereit wäre, zu versuchen, diese Seite von Ragnar irgendwie zu akzeptieren, auch wenn er sie sicher nicht gut heißen würde. Er würde auf ihn zukommen, aber nur, wenn auch Ragnar etwas für ihn tat? In diesem Moment spürte er, wie er bereit wäre, alles dafür zu tun. Nathan stand nun direkt vor ihm und Ragnar war es leid, von unten zu ihm hinauf zu schauen, und so stand er auf, bevor er die Bedingung zu hören bekam, die der Märchenprinz gerade an ihn stellte. Und die Forderung, die jener stellte ließ ihn die Stirn kritisch zusammenziehen. Er sollte es zulassen, dass Nathan mit für die Medikamente aufkam? Und er wollte, dass er sich eine andere Wohnung suchte? Er wollte ihn möglichst lange bei sich haben? Möglichst lange, möglichst gesund? Ragnar schluckte und sein Blick wandelte von kritisch zu ungläubig. Dass jener so schnell für sich entschied, dass er dennoch nicht auf ihn verzichten wollte, hätte er nicht gedacht. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass jener ihn vertröstete, ihn irgendwann anrief, um ihm zusagen, dass es zu heftig war. Er wollte ihn also wirklich haben, um jeden Preis? Durfte er so dreist sein, das anzunehmen? Einzige Bedingung war, dass er sich helfen ließ, sein Leben zu verändern. Und als einzige Gegenleistung verlangte er, dass er er selbst war? Sein Herz schien Luftsprünge machen zu wollen, was der Brustkorb jedoch gut zu verhindern wusste. Seine Augen hingen in denen des anderen, die mit jedem Wort immer wärmer geworden waren. Er hatte die Wahl? Er sollte sich entscheiden? Er musste nicht viel darüber nachdenken. Wortlos streckte er die Hand aus und ergriff vorsichtig die des anderen Mannes, um sie ihm auf die Brust zu legen, wo jener deutlich den unnatürlich heftigen Herzschlag spüren würde. Dann hob er die andere Hand und streichelte Nathan über die Wange, so als wollte er sich vergewissern, dass es wirklich Nathan war, der da vor ihm stand. "Ich habe nur deshalb vor, mit deinem Herz zu verschwinden, weil du meines schon längst mitgenommen hast, Märchenprinz", wisperte er leise. Dann ließ er seine Hand in den Nacken des anderen gleiten, und streckte sich, um Nathan sanft zu küssen, vorsichtig, abwartend, wie jener darauf reagieren würde. Aber er gab ihm keinen Grund, zurück zu weichen. "Ich bin gerne bereit, dir diesen Schritt entgegenzukommen. Du darfst Aschenputtel gerne helfen, aus dem Ofenloch hervorzukriechen. Allerdings wird es nicht so einfach sein, die Dreckschicht abzuwischen. Aber ich verspreche dir, dass ich mich bemühen werde." Seine Augen, die langsam ihren Glanz zurück erhielten, versanken in den Augen des anderen. Ob er ihm sagen sollte, wie dankbar er war? Wie sehr ihn die Entscheidung des anderen freute? Er wusste, dass das alles nicht so einfach werden würde, dass noch viel da war, was geklärt werden musste, dass einiges noch im Verborgenen lag und dass auch die Konsequenzen noch nicht vollständig zu überblicken waren. Aber im Moment war er einfach nur unsagbar glücklich. Und daher entschloss er sich dem anderen das lieber durch Gesten, als durch Worte zu sagen, indem er sich erneut einen Kuss stahl - einen von jenen Küssen, nach denen er süchtig war. Nathan Es war schon fast unglaubwürdig, wie viele Emotionen er inzwischen in Ragnars Augen entziffern und benennen konnte. Und die Unsicherheit darin, die Art wie der andere mit dem Stoff seiner Hose gespielt hatte, es traf ihn. Ja, es traf Nathan wirklich, denn er wollte Ragnar nicht so sehen. Nicht schon wieder. Es war wirklich dringend an der Zeit etwas dagegen zu tun. Ein und für alle Mal. Aber im Grunde lenkte er sich mit diesen Gedanken nur von seiner eigenen Nervosität ab. Würde Ragnar auf diese Art des Deals eingehen? Oder war er damit schon wieder zu 'groß'? Machte er den anderen mit dieser Geste kleiner und unbedeutender? Doch als Ragnar seine Hand ergriff und sie auf dessen Brust, über das Herz legte waren solche Gedanken hinfällig. Fast Augenblicklich wurden seine Augen wieder sanft, sahen seinen Gegenüber warm an. Nathan konnte nichts dagegen tun, aber alleine dieser harmlose Körperkontakt ließ ihn gerade die unsinnigsten Dinge wollen. Das Herz schlug schnell unter seiner Hand und so hob er den Blick von seiner Hand, wieder hinauf, um in den unglaublichsten braunen Augen zu versinken. Wie hätte er auch nur eine Minuten annehmen können, dass er nicht schon viel zu weit gegangen war, um noch zurück zu rudern? Er könnte es nicht. Beim besten Willen, es ginge nicht mehr. Ragnar hatte ihn sowas von an der Angel, dass man direkt schon Angst bekommen könnte. Und gerade deshalb brachten ihn dessen Worte zum lächeln. Dem ersten, seitdem er den Club betreten hatte, und es gehörte ganz alleine dem Mann vor sich. Er hielt still als er die Hand in seinem Nacken spürte, die ihm wohlige Schauer über die Wirbelsäule hinab schickte. Genau wie dieser doch recht vorsichtige Kuss, den er kurz erwiderte und sich stark zusammennehmen musste, den anderen jetzt nicht an sich zu reißen. Aber noch stand eine Antwort aus und bevor er die nicht hätte, würde er sich nicht ablenken lassen. Und als hätte der andere seine Gedanken gehört, fing er wieder an zu sprechen. Sogar die Worte, die Nathan unbedingt hören wollte. Hm, vielleicht sollte er sich wirklich keine Gedanken über die Angel machen, an der er hing. Inzwischen kam es ihm sogar so vor, als hätte er diesen Köder freiwillig verschluckt, als er beschlossen hatte, diesen Menschen auch mit dieser Art des Berufes zu wollen. "Wir bekommen dich schon wieder sauber", raunte er und blieb an den wieder zu strahlen beginnenden Augen hängen. Ja, das war ein Ausdruck, den er sehen wollte. Nicht diese gedämpften seelenlosen Augen, die ihn sofort an einen ausgesetzten Hundewelpen erinnerten. Als Ragnar sich diesmal streckte, um ihn zu küssen, zog er jenen ohne zu zögern an sich und vertiefte den Kuss. Eine Hand wanderte an Ragnars Hinterkopf, sich in dessen Haar verkrallend während die andere zu dessen Hintern wanderte, ihn dadurch näher an sich drückte. Es kam Nathan so vor als hätte jemand den Stöpsel von der Flasche gezogen, in der seine Emotionen steckten. Und gerade wollte ein nicht erheblicher Teil in ihm mehr von diesen Küssen, mehr von Ragnars Geschmack, mehr von dessen Geruch, mehr von dessen Haut... mehr von allem. Wobei 'alles' wohl zu viel verlangt war. Ein leises Grollen löste sich aus seiner Kehle, als er den Kuss unterbrach, um den anderen in die Augen zu sehen. Er wollte nicht nur das sehen, wofür er gerade sämtliche Moral beiseitegeschoben hatte, und tatsächlich war da wieder jener Ausdruck, von dem er einmal ein Bild haben wollte. Die noch leicht geöffneten Lippen, ein strahlender wenn auch fast ein wenig benebelter Blick… Zufrieden brummend senkte er den Kopf leicht, um die Wange des anderen mit seiner Nase zu berühren, dessen Kopf ein wenig beiseite drückend, um mehr Platz am Hals zu erhalten. Diesen küssend, immer mal wieder neckend Luft über die feuchten Stellen blasend, massierte er den wohlgeformten Hintern. Gott, machte ihn dieser Mann an! Nach einem weiteren, sehr deutlich hungrigem Kuss ging sein Atem schwerer und er seufzte, seine Stirn gegen Ragnars lehnend. "Ich befürchte wir sollten hier unterbrechen. Komm heute nach deiner Arbeit zu mir, ja? Egal wann…", seine Stimme klang dunkler als sonst, aber das war ja auch kein Wunder. Dieser Mann schaffte ihn wirklich und das in jeder Hinsicht und wenn er ihn heute nicht noch haben könnte, würde er verrückt werden. Ragnar Als Nathan den Kuss erwiderte war augenblicklich wieder dieses unglaubliche Gefühl da, das ihn bereits in der letzten Zeit so oft begleitet hatte. Dieses Kribbeln, das sich von seinem Magen aus ausbreitete und seinen ganzen Körper zu erfüllen schien. Und diesmal musste er nicht verdrängen, wofür dieses Gefühl stand, denn er wusste es nur zu genau. Sicher konnte man noch nicht von Liebe sprechen, aber letztlich waren sie auf einem guten Weg dorthin und wieder einmal überraschte es ihn, wie schnell es letztlich gegangen war, dass er solche Gefühle für Nathan aufbringen konnte, und wie unerwartet es gekommen war. Offensichtlich stimmte es einfach, wenn man sagte, dass die Liebe überall zu jeder Zeit und grundsätzlich überraschend auftauchte. Ja, so war es. Und wenn sie es wirklich schaffen würden, einander sich weiterhin so zu nähern, sich zu akzeptieren und aufeinander zuzugehen, dann sollte letztlich eigentlich nichts mehr im Wege stehen, das es unmöglich machen würde, wirklich eine ernsthafte Beziehung zu führen. Etwas, wovon Ragnar letztlich sein Leben lang schon träumte, und das ihm vielleicht jetzt vergönnt sein könnte. Auch wenn ihm klar war, dass der Kompromiss, den sie beide dafür eingehen mussten, nicht so einfach sein würde, wie es klang. Aber wenn alles einfach wäre, dann gäbe es ja auch keine Probleme auf der Welt. Kurz musste er lächeln, bevor er sich wieder auf den Kuss konzentrierte, ihn genoss. Und dieser Kuss war atemberaubend, ersehnt und unglaublich intensiv. Ob es daran lag, dass sie nun wirklich alles voneinander wussten? Gut, eigentlich wusste nur Nathan über ihn Bescheid, von Nathans 'Vergangenheit' wusste er wenig, aber da würden sie nachholen können. Jetzt hatten sie ja die Möglichkeit dazu. Wie dem auch war, in diesem Kuss gefangen spürte Ragnar mehr und mehr das Bedürfnis, sich mit Nathan irgendwohin zu verkriechen, und am besten nie wieder daraus hervorzukriechen, sondern nur Zeit mit diesem zu verbringen. Und er hatte das gierige Verlangen nach dem Körper des anderen, er wollte Sex und so ließ er sich bereitwillig zu Nathan ziehen, schmiegte sich an den Körper, der einfach nur atemberaubend war und ließ seine Finger über den Rücken des anderen wandern. Nur zu deutlich spürte er, wie sich sein Verstand komplett ausschaltete und seine Erregung in diesem Kuss, sein Verlangen nach Befriedigung beständig wuchs. Als sich Nathan löste keuchte Ragnar auf, blickte den anderen mit lustverhangenen Augen an, fast schon vorwurfsvoll, was ihm einfiel, jetzt aufzuhören. Doch als die Lippen des anderen zu seinem Hals wanderten, legte er nur zu gerne den Kopf zur Seite, um Nathan mehr Platz zuzugestehen. Durch die Hände des anderen, besonders durch die, die seinen Hintern massierte, drückten sich ihre Lenden immer wieder gegeneinander, was Ragnar leicht Keuchen ließ, während er mit seinen Lippen die Ohrmuschel des anderen liebkoste, zumindest bis er wieder in einen verstandraubenden Kuss gezogen wurde. Hatte sich ihr Verlangen nacheinander durch diese Geschichte, diese Aussprache so enorm gesteigert? Oder war es nur Ausdruck der aufgestauten Emotionen, die sie miteinander herumgetragen hatten? Wie auch immer. Ragnar wusste nur eines: Er wollte mehr davon, viel mehr. Mit leuchtenden Augen blickte er Nathan an, als dieser sich löste, ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er sah, wie atemlos auch Nathan war. Als er die Worte des anderen hörte, schluckte er und sah ihn mit einem Hauch von Verzweiflung an. Diese Stimme des anderen hatte ihm erneut einen unglaublichen Schauer den Rücken hinunterrieseln lassen. Nathans Stimme war so unglaublich erotisch, wenn er erregt war, dass es jeden Erotikfilm millionenfach in den Schatten stellen würde. Doch Nathan hatte letztlich recht. Aber sie konnten jetzt nicht hier übereinander herfallen. Es ging nicht. Das war nicht der Ort dafür. Und so nickte er nur und fügte an. "Das ist Folter", wisperte er atemlos. "Das ist unglaubliche Folter..." Er schluckte und überlegte, ob er nicht doch den anderen dazu verführen sollte, oder nicht. "Ich werde kommen, sobald ich kann... Und ich fürchte ich werde dich die ganze Nacht nicht schlafen lassen können." Mühsam löste er sich von Nathan, unwillig an seinem Hemd zupfend. "Ich denke du solltest schnell gehen, bevor ich mich nicht mehr beherrschen kann und dir sofort die Kleider vom Leib reiße", wisperte Ragnar und erhaschte sich noch schnell einen Kuss, bevor er sich zusammenriss und wirklich einen Schritt zurücktrat. "Ich bring dich noch zu deinem Auto…" Sie verließen das Zimmer, Ragnar schnappte sich seine Jacke, um seine Waffe zu verdecken und gemeinsam verabschiedeten sie sich mit einem sanften Kuss am Auto. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)