Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 76: Shopping -------------------- Antonin Trotz alledem wachte er vor Cole auf und fühlte sich dafür trotzdem erstaunlich fit. Nachdem er noch einige Minuten ruhig dagelegen hatte, wandte er sich so langsam und vorsichtig wie möglich aus dem Bett, spritzte sich im Bad erst einmal Wasser ins Gesicht und nahm die zweite, noch verpackte Zahnbürste nun in Benutzung. Er dachte sich dabei nichts, notfalls würde er sie Cole ersetzen, wenn jener darauf bestehen sollte. Das erledigt wissend schlich er auf leisen Sohlen aus dem Schlafzimmer und gab dem Fellknäul etwas Futter - nach dem er ein wenig suchen musste. Dafür wurde ihm immerhin schon mal ein Blick geschenkt, von dem Antonin ausging, dass er dankbar wäre. Irgendwann würde das Tier schon mal herkommen. Vermutete er einfach mal ganz optimistisch. Danach setzte er Kaffee auf und hob dann sein Shirt, um sich vorsichtig gegen seine Brust zu tippen und hin und wieder das Gesicht zu verziehen. Das würde noch ein paar Tage brauchen. Verdammter russischer Sturkopf! Als sein Handy ging riss er die Augen auf und lief so schnell und leise wie möglich ins Schlafzimmer, um seine Trainingshose, samt Gerät schnell aus jenem heraus zu holen. "Ja?", ging er schließlich ran und verzog sich ins andere Eck der Wohnung. "Ja, ich bin dran", bestätigte er leise und lauschte dann eine Weile, bevor sich ein wirklich ehrliches Lächeln zeigte und er noch ein paar Dinge bestätigte und sich dann verabschiedete. Ha! Ein großes unglaubliches: HA! Leise summend begab er sich zur Kaffeemaschine und sah dabei zu, wie das schwarze Gold durch den Filter lief. Sollte noch einer sagen, er würde sich mit Dingen überfordern. Dass er selbst derjenige gewesen war, überging er dezent. Jetzt hätte er noch mehr Platz in seinem Kopf, um sich um Cole kümmern zu können. Ob jener es ihm danken würde, blieb abzuwarten, aber das würde er ja dann sehen. Cole Cole schlief tief, traumlos und fest und an Antonin gekuschelt. Als dieser sich von ihm löste, bekam er das nicht mit, drehte sich nur und angelte nach einem Kissen, das er umarmte und danach direkt weiterschlief. Erst als das Handy läutete und der Geruch von Kaffee langsam zu ihm durchdrang, fiel er in einen seichten Schlaf, indem auch langsam wieder Gedanken einflossen. Nicht aber Gedanken an das Blutbad in L.A., sondern Gedanken an das, was Antonin ihm gestern erzählt hatte. Er war zu müde gewesen, um tiefgründiger über diese Dinge nachzudenken. Aber jetzt nahm er sich die Zeit darüber nachzudenken, während Antonin telefonierte, und sich dann wieder daran machte, den Kaffee zu kochen. Das Summen ließ ihn in seinen Gedanken schmunzeln. Die Sache mit Nicholas ging ihm nicht aus dem Kopf. Erst jetzt begriff er das, was hinter dieser Schlägerei steckte. Antonin hatte Nicholas nicht nur klar gemacht, dass er schwul war, sondern auch, dass er sich ihre 'Beziehung' nicht verbieten lassen würde. Und das hatte er nicht nur mit Worten verdeutlicht, sondern sich auch ein blaues Auge und mehrere Prellungen dafür in Kauf genommen. Hing er so sehr an ihm? Cole erschreckte dieser Gedanke ein wenig. Aber wenn er an die Wärme dachte, die er so genoss, dann konnte es ihn nicht abschrecken. Und wenn er an die Einschlaf-Szene dachte, dann musste er die Frage, ob Antonin an ihm hing, wohl mit Ja beantworten. Antonin hing an ihm. Und es freute ihn zu sehr, als dass er dem Verlangen wirklich Gehör schenkte, dass er das eigentlich verhindern musste. Und das lag einzig daran, dass er auch an Antonin hing. Ob er sich auch für Antonin prügeln würde? Kurz dachte er an seine Gefühle, als er gestern das Auge gesehen hatte. Er würde wahrscheinlich auch für ihn töten... Und dass es so weit gekommen war, lag einzig und allein an Antonins Wesen. Er konnte nur von Glück reden, dass Antonin so geduldig mit ihm war. Wenn jener nicht so unglaublich geduldig wäre, würden sie nicht hier zusammen in einer Wohnung sein. Cole wollte diesen Gedanken nicht zu Ende denken. Und doch wusste er, dass er Antonin vielleicht unter Umständen demnächst einmal sagen sollte, dass er ihm dankbar war für alles, was er für ihn tat. Am Dienstag vielleicht... Dennoch blieb eine Frage offen. Wie lange würde Antonin keine Fragen stellen, was Coles anderes Leben betraf? Letztlich hatte Antonin ihn nicht nach seinem Aufenthalt gefragt. Und Cole war das letztlich nur recht. Und dennoch wusste er, dass diese Dinge immer zwischen ihnen stehen würden. Er glaubte nicht, dass es möglich war, dieses Leben aus ihrem gemeinsamen herauszuhalten. Es würde nicht funktionieren. Was, wenn Cole doch einmal erwischt werden würde. Antonin würde es nicht begreifen können - sofern so etwas überhaupt zu begreifen war. Cole schälte sich aus dem Bett. Genug über ernste Dinge nachgedacht. Tapsig ging er ins Bad und stellte sich unter die Dusche, um den Reisedreck loszuwerden. Seine Platzwunde war recht gut verheilt, auch wenn der Grind noch zu sehen war. Er klebte kein Pflaster mehr darauf. Und so ging er schließlich nur mit einer Short und einer Jogginghose bekleidet in die Küche, trat an Antonin heran und umarmte ihn von hinten, ihn sanft in den Nacken küssend. Er war entspannt. Und die Quelle seiner Entspannung hielt er in den Armen. Und eines wurde ihm immer klarer. Er würde diese Quelle seines Friedens nicht mehr hergeben wollen. "Was macht dich so glücklich, Sonnenschein?", fragte er ihn leise, Antonin fester an sich drückend, bevor er ihn sacht los ließ. Dann drehte er sich um, um sich eine Tasse zu nehmen und Kaffee einzuschenken, bevor er Corleone Futter geben wollte. "Oh, danke...", sagte er überrascht, als er sah, dass Antonin offenbar schon gefüttert hatte. Und so drehte er sich zu Antonin herum und lehnte sich gegen die Küchenzeile, den Kaffee in der Hand, um zu lauschen, was Antonin ihm berichten würde. Antonin Antonin sah auf als er Geräusche aus dem Schlafzimmer hörte und lächelte kurz, bevor er nach seiner Kaffeetasse griff und einen genießenden Schluck davon nahm. Zwar waren seine Lebensgeister schon geweckt, aber Kaffee war nie falsch. Außer wenn man eigentlich schlafen wollte vielleicht. Er beobachtete Cole wie jener nach der Dusche auf ihn zukam und lächelte abermals als jener ihn umarmte. Auch wenn er sich kurz verspannte, doch der drückende Schmerz blieb aus. Es war nur ein kurzes unwohles Drücken und das wurde von dem sanften Nackenkuss sehr gut abgelöst. Er mochte es wenn Cole das tat. Es löste immer so ein zufriedenes Kribbeln in ihm aus. Antonin vernahm die leisen Worte und wunderte sich ein weiteres Mal darüber, wie sehr ihn diese Stimme in den Bann zog und wie sehr er diesen Namen für sich mochte, bevor er die Luft kurz ein wenig schärfer einziehen musste. "Argh... nicht ganz so fest bitte", murmelte er und sah dann fragend zu Cole, bis er bemerkte, wofür sich jener bedanke. "Oh, kein Problem. Ich dachte nur dass ich dann vielleicht in seiner Sympathieliste steige." Er lächelte und nahm einen weiteren Schluck von seinem Kaffee bevor er grinste. "Ich habe gerade einen Anruf von meiner Bank erhalten und obwohl mir diese Idioten am Dienstag noch gesagt haben, dass ich vermutlich nicht kreditwürdig bin, so scheinen sie es sich jetzt anders überlegt zu haben." Ein kleines gehässiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. "Ich vermute mal einer von diesen Pappnasen hat den Artikel gelesen und fände es jetzt auf einmal nicht mehr so schlecht, mich als Kunden zu gewinnen. Oder besser: zu behalten." Er stellte die Kaffeetasse ab, trat an Cole heran und zog dessen Kopf zu sich. Sah jenem tief in die Augen bevor er ihm einen sanften Kuss gab und dann seine Stirn an dessen Schulter ablegte. "Das bedeutet, dass ich mir meinen Wunsch erfüllen kann. Sie stellen mir die geldlichen Mittel, um das Gebäude zu kaufen, und für den Großteil der Einrichtung. Die Umbauarbeiten muss ich selbst bezahlen, aber das ist nicht das Problem." Er sah wieder auf. "Ich kann es noch gar nicht richtig begreifen, aber im Grunde habe ich damit eine große Sorge weniger. Was ich nicht zuletzt einem bestimmten Telefonat und einer bestimmten Person, die mir den Kopf gerade gerückt hat, zu verdanken habe. Sonst hätte ich diesen Schritt vermutlich nicht so schnell getätigt. Danke hierfür." Er küsste Cole ein weiteres Mal, bevor er ihm ein wenig durch die Haare wuschelte und leise lachte, nachdem er zurück getreten war und seine Tasse wieder ergriffen hatte. "Hast du eigentlich gut geschlafen? Ich glaube du bist mitten in dieser hochspannenden Geschichte eingeschlafen. Normalerweise wäre ich jetzt tödlich beleidigt, aber du hast Glück, denn mir ist aufgefallen, dass ich gar nicht mehr weiß, wie sie ausgeht. Muss ich wohl nochmal nachlesen." Er zwinkerte Cole zu und hoffte jenen ein wenig Ablenkung zu verschaffen. Der besagte Dienstag kam ja mit großen Schritten näher und auch wenn sich ein kleiner Teil von ihm freute, dass Cole ihn an dem Tag auch sehen und ihm etwas zeigen wollte, so hatte der größere Teil einfach nur große Sorge um diesen Mann. Aber er würde ihn stützen so gut das eben ginge… Cole Betreten blickte Cole Antonin an. "Oh, entschuldige... Ich bin ein Hornochse!" Wie konnte er nur daran nicht mehr denken und sich von dem Gefühl hinreißen lassen, den anderen festzuhalten? Dabei schmerzten seine Rippen ja auch noch von den Fußtritten, die er vor ein paar Tagen hatte einstecken dürfen. Schnell machte er sich an seinen Kaffee. "Das wirst du. Er wird dich lieben, wenn du ihn noch ein- zweimal fütterst.“ Cole blickte Antonin über den Rand seiner Tasse hinweg überrascht an, als jener von dem Telefonat erzählte. "Wow, das ist doch toll", sagte er mit ehrlicher Freude in seiner Stimme. "Ich frage mich zwar, weshalb sie dich als nicht kreditwürdig angesehen haben, aber diese Banker begreift man ohnehin nicht. Und dass sie es sich wegen dem Artikel anders überlegen, das kann ich mir gut vorstellen. Das sind elendige Opportunisten, die dich vergöttern, solange du ihnen Geld bringst und verteufeln, wenn du einmal Geld brauchen solltest. Wobei sie ja auch immer recht dankbar sind, wenn sie deine Schulden verzinsen dürfen... Nun ja, das ist ein anderes Thema..." Er sollte sich nicht zu einer Debatte über Banken hinreißen lassen. Lieber hörte er dem anderen zu, der von seinem Traum erzählte. "Ich weiß nicht, welche Person du meinen könntest", flötete Cole und lächelte in den Kuss, den er von Antonin erhielt. "Letztlich bist es immer noch du, der die Entscheidungen getroffen hat. Ich habe dir höchstens einen Schubs in die richtige Richtung gegeben. Und eigentlich war der Schubs viel zu heftig gewesen. Ich war ziemlich hart zu dir." Auch wenn Cole beschwichtigte, freute er sich über die Worte des anderen. Offenbar hatte er auch einmal wirklich etwas für Antonin tun können, anstatt immer nur zu nehmen. Sonst war er es immer, der sich von Antonin helfen ließ, der diesen ausnutzte. Umso schöner war es, dass er ihm auch hatte helfen können. "Und es klingt fantastisch. Sobald du Zeit hast und das Gebäude besichtigen lassen kannst, würde ich es mir gerne ansehen. Natürlich nur, wenn du es mir auch zeigen möchtest." Er würde auch verstehen, wenn Antonin sein Ding alleine durchziehen wollte, wenn er vielleicht auch gar kein Interesse daran hat, ihm seine Berufswelt zu zeigen. Schließlich konnte Cole selbst ja auch große Teile seiner 'Berufswelt' nicht sehen. Daher hatte er auch keinen Anspruch darauf, in dieser Hinsicht an Antonins Leben teilzuhaben. "Ich habe wie ein Baby geschlafen", murmelte er noch in diesem letzten Gedanken gefangen. Dann lächelte er milde und sah Antonin an. "Du darfst sie mir gerne ein anderes Mal noch einmal erzählen, wobei ich hoffe, dass ich nicht mehr so bald so fertig sein werde, wie ich es gestern war." Ja, das hoffte er wirklich. Besonders nicht wegen des Anlasses. Kurz überlegte er, ging in Gedanken ein paar Dinge durch, die er erledigen musste. Währenddessen trank er seinen Kaffee weiter. "Ich würde mir heute gerne frei nehmen", begann er schließlich und sah Antonin an. "Was hast du heute vor?" Vielleicht würden sie es heute ja schaffen, noch ein bisschen Zeit miteinander zu verbringen und für Antonin Klamotten kaufen zu gehen. Er brauchte Ruhe und eine Auszeit. Er hatte zu viel Scheiße in der letzten Woche erlebt. Und er brauchte wieder Kraft. Es war eigentlich absurd. Gestern erst hatte er bemerkt, wie Antonins Strahlen ihn seiner Stärke beraubte. Aber sobald er sich vor Antonin Schwäche eingestanden hatte, schien es ihm, als sei er stärker als jemals zuvor. Ob Antonin ahnte, wie sehr er ihm gut tat? Cole stellte seine Kaffeetasse hin und zog Antonin zu sich, um ihn zärtlich zu küssen. Sein eine Hand verselbständigten sich und strichen dem anderen sanft die Wirbelsäule hinab zu dessen Po. Dieser Körper tat ihm so gut. In jeder Hinsicht. Und immer, wenn er merkte, wie gut er ihm tat, spürte er sein Verlangen danach, diesem noch näher zu kommen. Und in dieser Nähe, und wenn es nur im Kuss war, stellte er immer wieder für sich fest, dass dies etwas Besonderes war. Nichts war damit vergleichbar. Nichts und niemand anderes. Und daher brannte sich in Coles Kopf jede Berührung, jede Zärtlichkeit von Antonin ein, während er die Männer, die er zur Ablenkung vögelte, in der nächsten Sekunde vergessen hatte. Sie waren nichts und nichtig. Ob er irgendwann auf sie verzichten konnte? "Und wenn du möchtest, könnten wir heute Abend weggehen. Du wolltest doch noch ins Savoy. Ragnar und Tayra kommen sicher auch gerne mit." Fragend blickte er den anderen an. Er wusste es nicht, aber er vermutete es. Wenn er mit Antonin weggehen würde, dann würden ihm alle anderen egal sein. Und es wäre doch interessant für ihn, das auszuprobieren. Antonin Gerne ließ er sich zu Cole ziehen und küssen. Genoss die Zärtlichkeit, die der andere ihm zukommen ließ und sog sie in sich auf wie ein trockener Schwamm. "Naja, du kennst das System doch. Solange du noch nicht durch kleine Schulden bewiesen hast, dass du sie zurück zahlen wirst, bist du für die großen ausgeschlossen. Außer natürlich du bist ein Genie, so wie ich." Er grinste Cole frech an. "Aber wir sollten das jetzt nicht vertiefen, wichtig ist doch nur, dass ich das Geld bekomme. Und es ist sogar deine Pflicht mich zu der Begehung zu begleiten. Ich habe sogar schon ein Gebäude im Kopf, das ich haben möchte und ich würde gerne deine Meinung dazu hören." Er legte den Kopf ein wenig seitlich und hauchte Cole kleine Küsse auf dessen Hals, bevor er ein wenig überrascht wieder aufsah. "Es wäre toll wenn du dir frei nehmen könntest und noch viel besser wenn wir weggehen!", stimmte er sofort zu und zog den anderen in den nächsten Kuss. Einer, der nicht mehr ganz so sanft war, sondern eher seine Freude darüber verriet. Doch dann unterbrach er ihn abrupt und blinzelte ein paar Mal nachdenklich. "Ich habe nichts zum anziehen... Shit!", er musterte Cole kurz bevor sich Entschlossenheit in seinem Blick niederließ. "Wenn du dir schon freinimmst, kannst du auch gleich mit mir einkaufen gehen. Und ich will keine Gegenargumente hören, denn du bist derjenige, der mit mir gesehen wird. Ich meine, du hast meinen Kleiderschrank doch gesehen, oder?" Er löste sich von Cole und ging ins Schlafzimmer, um sich fertig anzuziehen, weshalb er auch lauter sprach, damit der andere ihn noch hören konnte. "Du siehst zu, dass du heute wirklich frei bekommst, und ich fahre nach Hause, rufe Tayra an und frage sie, ob sie Lust hat. Welche Uhrzeit dann eigentlich? Und wenn du hier alles geklärt hast, holst du mich ab, damit wir etwas einkaufen können, das mich nicht wie den letzten Hinterwäldler aussehen lässt", teilte er Cole seine Entschlüsse mit und trat dann, fertig angezogen wieder auf jenen zu, sah ihn ein wenig fragend an. "Keine Wiederworte? Ich bin beeindruckt. Vielleicht schlummert ja doch ein kleiner Feldwebel in mir", zog er ihn auf und grinste abermals frech, bevor er ein weiteres Mal die Stirn runzelte. "Am besten lasse ich mir von Tayra mein Auge überschminken. Auf noch mehr dumme Blicke kann ich echt verzichten. Aber wie dem auch sei, du kennst den Plan. Halte dich daran!", beschwor er Cole nochmal und zog ihn in einen weiteren Kuss, bevor jener es sich doch noch anders überlegen würde und war dann auch gleich darauf auch schon aus der Tür draußen. In seiner Wohnung angekommen zog er sich erst einmal aus und nahm den Stützverband behutsam ab, um sich den Grund anzusehen, aus dem er sein anderes Top schon mal nicht tragen könnte. Seinen Brustkorb zu zeigen war diesmal absolut tabu, denn der sah schon ein wenig ätzend aus. Gelb und blau waren keine Farben, die man unter seiner Haut tragen sollte. Kopfschüttelnd stellte er sich unter die Dusche, behandelte die blauen Flecken dann noch einmal mit der Salbe von seinem Doc und schluckte dazu noch zwei weitere Schmerztabletten. Die würde er brauchen, wenn er sich häufiger umziehen müsste, aber das war ihm egal. Vermutlich würde er für heute Abend nochmal zwei nehmen müssen und dadurch wohl auf Alkohol verzichten. Oder auch nichts... er grinste seinem eigenen Spiegelbild schief zu und rief dann Tayra an, die auch sofort Feuer und Flamme war und ihm ein weiteres Mal erzählte, wie viel Spaß sie letztes Mal mit Ragnar gehabt hatte und dass selbst sie als Hetero dort voll auf ihre Kosten käme. Immerhin müsste man für eine solche Vielzahl an freien, sexy Oberkörpern sonst irgendwo Eintritt zahlen und so bekam sie das fast für Umsonst. Wenn man von dem normalen Eintritt absah natürlich. Irgendwann würgte Antonin seine Freundin ab und zog sich an. Ein einfaches T-Shirt und locker sitzende Jeans, dazu nicht die üblichen Shorts sondern enger sitzende Unterwäsche. Wenn er engere Hosen probieren wollte, wären die weiten Dinger nur hinderlich, egal wie bequem sie sonst waren. Er hätte sich mehr Zeit lassen können, da Cole noch eine Weile zu brauchen schien, doch als er schließlich anrief und ihm sagte, dass er runterkommen sollte hatte die Creme immerhin Zeit zum einwirken gehabt. Genauso wie die Tabletten. Gut gelaunt ließ er sich von Cole durch die Stadt kutschieren und folgte jenem dann auch in das erste Geschäft. Wo er sich neugierig umsah und dann probeweise ein schwarzes Muskelshirt mit grellen orangen Karomuster und eine dunkelblaue Jeans in die Umkleidekabine nahm, während Cole sich selbst umsah. Beides war schnell angezogen und probeweise trat er aus der Kabine und stellte sich vor den davor aufgestellten hohen Spiegel. Hm.. also irgendwie.. oh Gott, kein Wunder dass Frauen so lange beim Einkaufen brauchten. Wenn man sich die Klamotten nicht nach brauchbar und unbrauchbar heraussuchte war das wirklich eine Herausforderung. Zudem Antonin, abgesehen von Anzügen, keine Ahnung davon hatte, was ihm selbst stand. Ein Rückbleibsel aus seiner Problemzeit mit den Narben, soviel war ihm bewusst. Wenn man sich selbst nicht gern zeigte, war es auch egal in was man drinsteckte. Aber Cole sah einfach zu hot aus und wenn er da nicht als lästiges Anhängsel von anderen gesehen werden wollte, müsste er da durch. Und irgendwo war es Antonin durchaus klar, dass sein Selbstbewusstsein immer noch in unterirdischen Sphären herumtuckerte, aber er versuchte ja das zu ändern. Oder etwa nicht? Probeweise wandte er sich zur Seite. Immerhin war da keinerlei Bauchansatz zu erkennen, auch wenn die Muskeln wieder mehr aufgebaut gehörten. Verdammter Unfall! Cole "Meine Pflicht", stellte Cole belustigt fest. "So so." Er grinste leicht. Nun, er würde sich nicht dagegen wehren, sondern es freute ihn, dass Antonin ihn offenbar eingeplant hatte. 'Er hängt an mir...', dachte er und blickte Antonin einen Moment nachdenklich an. Es war ein seltsamer Gedanke. Ein ungewohnter. Gerne ließ er sich am Hals küssen während seine Finger sanft über die Haut des anderen streichelte. "Hmm", schnurrte er. Doch dann war es vorüber mit dem sich gerade anbahnenden Gedanken, vielleicht doch noch einmal ins Bett zurück zu kehren. Coles Gedanke hinsichtlich des Freinehmens und Weggehens schien Antonin in helle Freude zu stürzen. Cole musste unwillkürlich lachen, als er den anderen in dieser Freude sah, bevor sie in Nachdenklichkeit und Besorgnis umschwenkte, zumindest bis er Cole vor vollendete Tatsachen stellte, gegen die er aber nicht wirklich etwas hatte. Schließlich hatte er ja schon darüber nachgedacht, mit Antonin einkaufen zu gehen. "Ist gut…", sagte er halblaut, während Antonin sich schon von ihm gelöst hatte und herumwuselte, um sich anzuziehen. Cole schüttelte lächelnd den Kopf. Diese Energie war unglaublich. Aber sie tat auch gut und stimmte ihn fröhlich. Als Antonin wieder bei ihm war grinste Cole. "Keine Widerworte. Ich gehe gerne mit dir einkaufen", erklärte er und blickte den anderen kritisch an. "Du ein Feldwebel? Ich glaube da musst du noch einiges lernen. Und lass dein Auge so wie es ist. Du schaust beeindruckend aus." Diesmal war es Cole, der frech grinste. Dann salutierte er im Spaß und erwiderte schließlich den Kuss. "Jawohl, mein General", wisperte er in den Kuss und schnappte sich noch einen schnellen, bevor der Wirbelwind auch schon aus der Tür war und Cole sich wieder alleine in seiner Wohnung fand. Wow. Dass seine Worte so viel Aktion bedeuteten, hatte er nicht erwartet. Aber es störte ihn nicht. Er würde heute Antonin für sich haben. Und das zählte. Und so rief er gleich Ragnar an, der ihm sowohl bestätigte, dass er sich frei nehmen konnte, als auch gerne mitkommen wollte. Jener schien ein wenig überrascht zu sein, sich aber zu freuen. Besonders als Cole verriet, dass Tayra wohl auch dabei sein würde. Dann setzte er sich an seinen Rechner, um in sein Postfach zu schauen. Hätte er mal lieber nicht. Es waren noch mehr Antworten gekommen. Mittlerweile auch mit Hinweisen. Aber morgen wäre auch ein Tag. Und ein Tag mehr oder weniger spielte nun auch keine Rolle mehr. Costello würde Gawain schon bekommen. Aber das musste nicht heute sein. Und schon gar nicht, nachdem Costello ihn nach LA geschickt hatte... Und so erledigte er nur das Nötigste, warf sich selbst dann in Schale und fuhr schließlich zu Antonin, um ihn zum Shoppen mitzunehmen. Nun, jener wollte etwas zum Weggehen. Da kannte er ein paar Läden, die zumindest seinem Geschmack entsprachen und er konnte sich vorstellen, dass auch Antonin dort etwas finden würde. Cole ging durch die Reihen, selbst einmal schauend, ob ihm etwas gefiel und griff nach einem weißen Hemd mit Aufdruck vorne, dessen Kragen recht interessant geschnitten war. Dann entdeckte er noch ein schwarzes, schlichtes T-Shirt hoher Qualität und mit einem angenehmen Stoff, in das leichte weiße Muster eingenäht waren. Das würde im Schwarzlicht sicher schick aussehen. Auf dem Weg zur Umkleidekabine entdeckte er noch ein weiteres Hemd, das man aber interessanterweise in einem Bogen knöpfte. Es würde ziemlich figurbetont sein, und machte einen leicht asiatischen Eindruck. Ob ihm das stehen würde? Mal ausprobieren. Als er jedoch zur Kabine kam konnte er Antonin beobachten, wie dieser sich vor dem Spiegel drehte. Offenbar überprüfte er gerade, ob man einen Bauchansatz sah. Cole müsste lächeln. Einen Moment beobachtete er noch das Spiel, dann trat er näher und seufzte theatralisch. "Sorry, Antonin, aber dieses Orange macht Augenkrebs und mit dem blau zusammen..." Er schüttelte den Kopf, hob die Augenbrauen und seufzte erneut. "Never ever." Dann drückte er ihm seine Errungenschaften in die Hand. "Probier das mal, wobei wir wohl ne Nummer größer nehmen müssen. Bei deinem Bauchansatz... Ich meine von den Schultern her… könnte ich mittlerweile schon breiter sein..."Er musterte Antonin eingehend, während er das sagte. Dann grinste er frech, den ernsten Ton nicht wirklich behalten könnend. Ein wenig sticheln konnte man ja, besonders wenn man die Sorgenfalte in Antonins Gesicht sah, die vollkommen unbegründet war. "Bei deinem Bauch könnte man ja fast meinen, du trinkst jeden Abend deine Kiste Bier..." Nun sollte Antonin auch klar sein, dass er das nicht wirklich ernst meinte. Er trat auf Antonin zu und lächelte ihn an. "Möchtest du eigentlich nur etwas zum Weggehen, oder auch für den normalen Alltag kaufen?", fragte er interessehalber. "Ich finde dich ja im Achselshirt absolut..." Er knurrte leicht und küsste Antonin kurz, gierig. "Allerdings weiß ich nicht, ob ich dich anprobieren lassen kann, weil ich nicht weiß, ob ich dich dann nicht gleich in der Umkleide vernasche...", raunte er gegen die Lippen des anderen, bevor er sich abrupt löste und zurücktrat. Seine Hände deuteten Antonin die Umkleide an. "Probier mal an, ich schau dann mal nach etwas, was du dir vorstellen könntest." Antonin Er neigte den Kopf ein Stück und beobachtete Cole durch den Spiegel, als er durch das tiefe Seufzen des anderen auf ihn aufmerksam geworden war. Reflexartig nahm er die Kleidungsstücke, die ihm in die Hand gedrückt wurden, und warf ihnen einen kurzen Blick zu. Wer zum Henker wollte wirklich ein Hemd anziehen, das man in einem Bogen knöpfte? Da könnte man ja gleich Livré auf seinen Rücken schreiben und sich Trinkgeld für Kleinigkeiten in die Hand drücken lassen. "Bei meinem Bauchansatz?", echote er, bisher nur mit halbem Ohr zugehört habend, doch nun aufmerksamer werdend und wieder in den Spiegel blickend. Hatte er also doch zugenommen, ja? Daran waren nur diese unsäglichen Nachbarn seiner Mutter mit ihrem Fett mit wenigen Fleischbrocken schuld! Grummelnd zog er den Bauch ein Stück ein und runzelte dann verwirrt die Stirn, als er den neuen Tonfall von Cole hörte. Jener hatte nur Spaß gemacht? Verdammt, verdammt, er fühlte sich gerade mehr als unwohl. Komplett aus seinem Spielfeld gerissen und in eine Welt geworfen, in der er plötzlich auf seine Wirkung zu achten hatte. Auf seine Klamotten, sein Auftreten und wohl auch sein Gewicht. Nicht dass er auf letzteres nicht schon immer achten würde, aber normalerweise hielt er sich durch lange Joggingstunden und gelegentlichem Thaiboxen fit. Oder durch Nicholas Training. "Mache ich nicht, aber vielleicht sollte ich damit anfangen. Dann muss ich mir nicht mehr lange Gedanken um solche Dinge machen", murrte er und betrachtete sich nochmal im Spiegel. Er mochte das Shirt, wenn auch nicht mit der Hose, da gab er Cole ja sogar recht. Er drehte sich zu diesem herum als jener näher kam und dachte kurz nach. "Was genau verstehst du unter Alltag? Im Labor renne ich in einem weißen Kittel rum, nicht in Designerklamotten." Im Grunde gab diese Aussage nur seine Verunsicherung preis, aber er besaß durchaus Kleidung mit der man sich in einem Restaurant blicken lassen konnte. Oder was zum Geier meinte Cole? Auch dessen Aussage zum Tragen von Achselshirts versöhnten ihn zuerst nur minimal mit der Tatsache, dass der andere offenbar zu denken schien, dass er sich nicht im normalen Alltag vorzeigen könnte. Aber der Kuss und die geraunten Worte brachten es dann doch fertig. Er folgte den in Richtung Umkleidekabine ausgestreckten Händen und seufzte. "Sex wäre mir jetzt lieber als das hier. Was habe ich mir nur gedacht?", murmelte er so leise, dass er es selbst kaum hörte und drückte Cole dann das seltsame Hemd zurück in die Hand. "Das nicht", bestimmte er und betrat die Kabine, zog den Umhang wieder vor und pickte sich zuerst das weiße Hemd heraus, um sich dann nochmal vor den Spiegel zu stellen. Es saß an den Schultern tatsächlich zu eng, weshalb er sich auf die Suche nach einer größeren Nummer machte und das Ganze auch gleich für das andere Hemd vollzog. Das erledigt, zog er sich ein weiteres Mal um und war dankbar für seine kurzen Haare. Wie machten das Frauen mit ihren perfekt sitzenden Frisuren? Kopfschüttelnd trat er wieder vor den Spiegel und zupfte sich den Kragen ein wenig zurecht. Das sah nicht schlecht aus und wenn er wieder seine normale Bräune erreicht hätte, würde es vermutlich auch besser als 'nicht schlecht' sein. Er schmunzelte und trat wieder in die Kabine, war gerade dabei, sich das Hemd über den Kopf zu ziehen, als Cole zurück kam und meinte er hätte noch ein paar Sachen gefunden. Kurzentschlossen zog er sich das Hemd ganz über den Kopf und streckte dann die Hand an der Seite am Vorhang vorbei und zog Cole zu sich. Es war ihm egal, dass jener nun die ganzen Ausmaße seines Streites mit Nicholas zu sehen bekam. Herausfordernd sah er ihn an, griff nach dessen Hand und legte sie sich auf den Bauch. "Na los", raunte er, "sag mir nochmal, dass ich einen Bauchansatz habe. Fühlst du da Fettpolster unter deinen Fingern?", ohne auf eine Antwort zu warten, hakte er seine Finger am Hosenbund des anderen ein, zog ihn zu sich und öffnete dessen Hose ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. Ließ seine Hand unter Coles Hemd zu dessen Bauch gleiten, streichelnd, fordernd, erforschend. Nur um dann mit den Fingerspitzen tiefer zu wandern während er sich etwas streckte, um Cole mit der Zungespitze über den Hals zu gleiten und dann leicht hinein zu beißen, bevor er, nachdem er einmal über die Länge des Gliedes gestrichen hatte, zurücktrat. "Du hast recht, eine Nummer Größer hat nicht geschadet. Aber das tun die wenigsten Nummern...", er grinste kurz, griff sich das schwarze T-Shirt und verschwand nach draußen, es sich dort über den Kopf ziehend und sich betrachtend. Keine Ahnung woher die Courage für solche Spielchen auf einmal herkam, aber irgendetwas in ihm hatte Cole vorher gereizt. Vielleicht den Teil in ihm, der normalerweise ruhte, aber einmal aufgeweckt bereit war, sich Herausforderungen zu stellen. Und so scharf er auf Cole im Grunde für 24/7 auch war, so konnte er nicht schaden, auch jenen hin und wieder ein wenig zu überrumpeln. Er war ein Mann, genau wie Cole einer war – etwas, das zumindest Antonin nicht so schnell vergessen würde - und das bedeutete, dass Cole nicht zu sehr davon überzeugt sein sollte, ihn in der Umkleide vernaschen zu können, nur weil es jenem gerade vorschwebte. Gut, vermutlich könnte er es. Aber er sollte das nicht zu sehr als Selbstverständlichkeit betrachten, denn dann würde das vermutlich früher oder später langweilig werden. Antonin war nun mal kein Ja-Sager. Punkt. Cole Oh, offensichtlich hatte Cole den anderen an einem wunderen Punkt getroffen, als vermutet. Zumindest reagierte er auf seine Ironie bei weitem nicht so, wie er es erhofft hatte. Cole runzelte die Stirn. Doch ihm blieb keine Zeit noch einmal nachzufragen. Antonin drückte ihm das eine Hemd in die Hand und ging zurück in die Umkleidekabine. Die geflüsterten Worte hörte er nicht. Dafür war er zu überrascht von Antonins Sorgen, die ihm ins Gesicht standen. Nun er selbst war letztlich auch eitel und lief nicht rum, wie eine Altkleidersammlung, aber offenbar hätte er im Gegensatz zu Antonin das Selbstvertrauen so herumzulaufen. War es wirklich fehlendes Selbstvertrauen, das Antonin zu schaffen machte? Aber wieso? Wenn hier jemand wirklich gut aussah, dann doch wohl Antonin. Und Cole würde ihn auch scharf finden, wenn er sich einen Kartoffelsack über den Kopf ziehen würde. Er konnte nur vermuten, dass der jahrelange 'Selbsthass' daran schuld war. Das Wort ist vielleicht ein wenig hart, aber offensichtlich hatte Antonin seinen Körper nicht geliebt, hatte kein positives Feedback erhalten oder zu wenig. Letztlich war es kein Wunder, dass er jetzt hier so verunsichert stand. Aber wie machte man jemandem klar, dass er verdammt gut aussah, wenn dieser daran zweifelte? "Hm, also Alltag meint für mich persönlich, dass ich mich wohlfühle und damit dennoch einkaufen gehen kann oder auch mal in die Arbeit, wenn ich nur was abholen muss oder so. Dass du auf der Arbeit dementsprechend rumläufst, damit rechnet niemand. Aber ich habe ein paar Klamotten, die ich liebe, die gut aussehen, in denen ich mich wohl fühle. Und das sind die Klamotten, die auch am häufigsten die Waschmaschine sehen. Alltagsklamotten halt. Wenn ich geplant weggehe oder auch geschäftlich unterwegs bin, habe ich meistens andere Sachen an. Unbequemere in der Arbeit, figurbetontere in der Szene." Cole seufzte und überlegte einen Moment, ob er nicht in die Kabine hineingehen und Antonin versichern sollte, dass er wirklich gut aussah und sich keine Sorgen deshalb machen sollte. Doch in dem Moment ging Antonin schon an ihm vorbei und sammelte die Klamotten in einer Nummer größer ein. Es wunderte Cole nicht, dass Antonin eine Nummer größer brauchte. Antonin hatte einen wesentlich schöneren, breiteren Oberkörper als er selbst. Er beobachtete ihn einen Moment, bevor er sich selbst wieder auf den Weg machte, um zu sehen, ob er etwas fand. Ein T-Shirt in einem interessanten Grauton, ein dunkelblaues Hemd, ein dunkelgrünes Polo-Shirt und eine schwarze LeviStrauß-Jeans waren das, was er zurückbrachte. Letztlich hatte er wenig Ahnung davon, was Antonin wirklich gefallen könnte, und so nahm er einfach mit, was ihm an Antonin gefallen könnte. Und besonders das graue Hemd konnte er sich zusammen mit Antonins schönen Augen sehr gut vorstellen. Als er zurückging, sah er, dass das weiße Hemd dem anderen wirklich gut stand, doch jener verschwand schon in der Umkleide, bevor er bei ihm war. "Ich habe dir noch ein paar Sachen rausgesucht…", sprach er gegen den Vorhang und betrachtete gerade noch einmal eben jenes graue T-Shirt, als er sich gepackt fühlte und Antonin ihn in die Kabine zog. Er erwiderte den herausfordernden Blick des anderen, doch er lächelte nicht. Dafür waren die Blessuren zu heftig, die Antonin ihm gerade zeigte. Seine Hand lag auf dem Bauch des anderen, spürten die vielleicht nicht mehr ganz so klar definierten Muskeln darunter. Aber sie waren noch da, und es war nur eine Frage der Zeit, bis Antonin wieder Sport machen konnte, um sich wieder fitter zu machen. Cole legte den Kopf leicht schief. Einen Moment blickte er verwirrt, als dieser begann ihm die Hose zu öffnen. Wollte er jetzt wirklich? Cole hatte nie ein Problem mit solchen Aktionen, aber war das wirklich der richtige Augenblick? Doch er wehrte sich nicht, sondern antwortet lieber auf die Herausforderung. "Du bist wunderschön. Hör auf, dir deswegen etwas anderes einzureden." Den ernsten Blick, den er dabei hatte, konnte Antonin gar nicht sehen. Er schloss die Augen als er die Zunge des anderen an seinem Hals spürte, streckte unwillkürlich seinen Hals. Scharf sog er Luft ein, die Hand des anderen in seiner Hose, an seinem Glied spürend. "Ngh", keuchte er auf. Doch er wurde nicht selbst aktiv. Irgendwie störte ihn gerade die Situation. Antonins Unzufriedenheit mit sich selbst und dann das hier? Gut, Cole wäre der letzte, der sich gegen Sex wehren würde, aber... weiter kam er mit seinem Gedanken nicht, denn Antonin löste sich von ihm. Perplex fand er sich allein wieder in der Kabine, noch bevor er die Worte begriffen hatte. Gut, die Worte an sich zu verstehen, war nicht weiter schwer, aber das, was dahinterstand. Die Mahnung, nicht zu viele Spielchen zu spielen? Das Vorführen, dass er sich nicht so einfach würde 'vernaschen' lassen? Cole lehnte sich an die Wand und musste einen Moment grinsen, leicht den Kopf schüttelnd. Antonin überraschte ihn immer wieder. Aber das war auch gut so. Doch diese 'Lektion' reizte ihn. Als er von draußen eine Frauenstimme Antonin fragen hörte, ob er denn Hilfe bräuchte, und wie gut ihm das Shirt stand, stieß sich Cole von der Wand ab und trat aus der Umkleidekabine. Er setzte ein perfektes Schwiegersohn-Lächeln auf und blickte die Verkäuferin, eine junge nett gekleidete Frau, an. "Gut, dass sie herkommen", begann er und sah Antonin an. Das Shirt stand diesem wirklich gut. "Wissen Sie, mein Freund hier scheint zu glauben, dass er nicht gut aussieht. Und mir glaubt er nicht so recht. Vielleicht könnten Sie als Frau... Ich meine Sie haben ja einen ganz anderen Blick auf ihn, als ich. Finden Sie nicht auch, dass er wirklich gut aussieht?" Er blickte die Verkäuferin fragend an, die gebannt auf seine Augen zu schauen schien, bevor sie sich zwang Antonin anzusehen. "Also.." Sie lächelte überrumpelt und von Cole wohl ein wenig eingeschüchtert. "Ich finde, ihr Freund schaut sehr gut aus. Ich denke, jede Frau würde sich sofort für ein Date bereiterklären." Cole lächelte Antonin an. "Siehst du, mein Lieber." Cole war bewusst, dass er gerade dabei war Antonin wütend zu machen. Aber wenn jener mit solchen Spielchen anfing, musste er auch darauf gefasst sein, dass man zurückschlug. Antonin Als die Verkäuferin ihn ansprach sah er, aus seinen Gedanken gerissen auf und lächelte höflich, wollte schon ablehnen als Cole die Umkleide wieder verließ und sich natürlich einmischte. Innerlich musste er auflachen, doch er hielt seine Mimik relativ ruhig. Das war es was ihn am anderen immer wieder faszinieren würde, die Art auf Herausforderungen zu reagieren. Überhaupt dessen Art und Weise. Zudem ihm Coles Worte vorher wirklich nicht geschadet hatten. Wunderschön, huh? Na, im Grunde würde es reichen wenn Cole das dachte, denn andere interessierten Antonin in dieser Richtung sowieso nicht. Er beobachtete wie das junge Ding förmlich in den Augen des anderen ertrank und anstatt sich deshalb zu ärgern konnte er es ihr bestens nachempfinden. Sehr gut sogar. So ähnlich würde er wohl auch die meiste Zeit dastehen, wenn er sich mal wirklich gehen lassen würde. Aber wem würde das nicht so gehen, wenn man doch relativ frisch verliebt war? Doch dann hob er eine Augenbraue, als er dem Gesprächsverlauf wieder mehr Aufmerksamkeit schenkte. Was genau wollte Cole ihm jetzt damit sagen? Dass er nur anziehend auf Frauen wirkte? Oder war das nur dessen Art sich für die kleine Sequenz aus der Kabine zu 'bedanken'? Hmm... er begann zu schmunzeln. "Na, das sind Worte die ich unbedingt hören wollte", murmelte Antonin und betrachtete sich nochmal im Spiegel, darüber auch den Blick der Verkäuferin suchend. "Gilt das auch für Sie?", fragte er und auch wenn es ihm ein wenig leid tat, sie als Spielball in ihrem 'Gerangel' zu verwenden, so war das perplexe Gesicht der Frau doch ganz amüsierend. Er wank ab, noch bevor sie antworten konnte. "Entschuldigung, lassen Sie sich von mir nicht verunsichern. Aber solcherlei Komplimente bedeuten einem Schwulen nicht allzu viel", diesmal wanderte sein Blick, immer noch auf den Spiegel gerichtet zu Cole. "Aber vielleicht sollten Sie meinen lieben Freund beraten? Ihm scheint der weibliche Touch möglicherweise eher zu fehlen." Er lächelte charmant und sah der Frau dann zu, wie sie sich unter Vorbringung einer Entschuldigung schnellstens zurück zog. Antonin wäre an ihrer Stelle auch geflüchtet. Eine Augenbraue hochziehend wandte er sich vom Spiegel ab und sah Cole nun wieder direkt an. "Es ist unglaublich, wie du von einer Sekunde auf die andere umschalten kannst. Das Lächeln, das du ihr zugeworfen hast, hätte man auch in einem Magazin für perfekte Schwiegersöhne finden können." Er lachte leise und schüttelte den Kopf, den anderen belustigt anblitzend. "Das war deine Retourkutsche? Wenn ja, dann ist sie noch nicht ganz bei mir angekommen, befürchte ich", meinte er und trat näher an Cole heran, bis er ihn fast berührte und ein klein wenig nach oben sehen musste, um den anderen noch in die Augen sehen zu können. "Aber ich beginne mich zu fragen, ob das nur auf Frauen zutrifft. Würdest du dich, als Mann denn auch dazu 'bereiterklären', auf ein Date mit mir zu gehen?", hinterfragte Antonin, den Blick des anderen suchend. "Vielleicht könntest du als Mann mal... du hast ja einen ganz anderen Blick auf mich, als ich", modellierte er Coles Worte von vorher um und bemühte sich möglichst unschuldig drein zu sehen. Ein wenig Spielerei war ja nicht verkehrt, aber Antonin wollte eher nicht Gott und die Welt um sie herum ebenfalls dazu einladen. Zudem er sich auch gar nicht so lange auf dieses Geplänkel einlassen würde, da er gerade mal nachrechnete, wann er das letzte Mal mit Cole geschlafen hatte. Beim Gotchaspiel? Das war ja auch schon wieder über eine Woche her, oder? Hm, da würde er sich dann wohl eher als Verlierer aufziehen lassen, als das tatsächlich zu einer kaugummiartigen Situation werden zu lassen. Cole Cole hob die Augenbraue, als Antonin sich von der verlegenen Verkäuferin erfragte, ob sie auch mit ihm ausgehen würde. Worauf wollte er hinaus? Wollte er ihn eifersüchtig machen? Allein, dadurch dass er diesen Gedanken schon hatte, ahnte er, dass er vielleicht auch wirklich eifersüchtig wäre, wenn eine Frau sich an Antonin heranmachen würde. Wobei? Blödsinn. Ihm konnte niemand das Wasser reichen. Punktum. Doch als er dann das Outing des anderen hörte, sah er diesen perplex an. Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er erwiderte den Blick, der ihm durch den Spiegel zugeworfen wurde, warm. „Nein, nicht wirklich. Frauenbrüste und dergleichen Dinge haben mich noch nie interessiert...“ Er blickte die Verkäuferin entschuldigend an, die sich schleunigst bemühte, die Flucht zu ergreifen. Cole konnte es ihr nicht verübeln. Die Stimme des anderen fing Coles Blick wieder ein, der der Verkäuferin kurz hinterher gesehen hatte. Cole lächelte Antonin an. „Ich bin manchmal ein guter Schauspieler“, erklärte er dem anderen und musterte das schöne Gesicht, in dem sich diese schönen, funkelnden Augen befanden, die die seinen einfingen, während Antonin an ihn herantrat. Cole musste schmunzeln, als er Antonins Worte vernahm. Er blickte hinab, spürte den Atem des anderen, seinen Körper, seine Wärme, näherte sich selbst aber keinen Millimeter. „Du möchtest ein Date mit mir?“, fragte er mit leisem Erstaunen. „Ich dachte, das hätten wir bereits“ Fragend sah er den anderen an. Ja, letztlich waren sie doch hier wie ein Pärchen. Und letztlich war der heutige Abend ein Date. Und irgendwie hatten sie schon in gewisser Weise einige Dates gehabt, oder? „Ich meine, wenn ich falsch liege, dann kannst du mir ja noch einmal eine Definition eines Dates geben. Ich muss nämlich ehrlich sagen, dass ich noch nie bewusst eines hatte, bevor ich dich kennenlernen durfte.“ Er sah Antonin ruhig an, sprach leise und kehlig. „Aber wenn du damit etwas wie Kino und Candle-light -dinner meinst, und wenn ich jetzt nicht ich wäre, sondern irgendein Dahergelaufener...“ Er beugte sich vor und flüsterte Antonin weiter ins Ohr, darauf bedacht, seinen Atem über die Haut des anderen fließen zu lassen, ohne ihn zu berühren. „Glaub mir, dass jeder sich danach verzehren würde, mit dir auszugehen. Und wenn ich nicht genau wüsste, dass mir niemand das Wasser reichen kann, würde ich vor Eifersucht wahrscheinlich jeden einzelnen Tag vergehen...“ Er löste sich wieder von Antonin und seine Augen hefteten sich kurz an dessen Lippen. „Und was die Retourkutsche betrifft“, murmelte er und strich Antonin sacht mit seiner Nasenspitze über dessen Nasenspitze, als wollte er ihn gleich küssen, „ist es nur fair, wenn ich dir ein wenig Kuss und Liebesentzug verpasse. Findest du nicht auch?“ Und mit diesen Worten löste er sich ein Stück weit von Antonin, unterbrach ihren Augenkontakt, indem er auf die mitgebrachten Kleidungsstücke. „Möchtest du sie noch probieren, oder willst du weiterziehen?“, fragte er unschuldig. Antonin Vermutlich würde er jetzt von außen betrachtet genauso aussehen wie die Verkäuferin vorher. Gebannt von jenen grünen Augen. Oh Gott... das war wie auf der Highschool. Ob er sich langsam doch mal Sorgen um sein Seelenheil machen sollte? Oder den Zustand seines Gehirns? Und was waren das für bescheuerte Gedanken? Ein Schauder ran ihm die Wirbelsäule entlang während er der kehligen, tiefen Stimme zuhörte und den warmen Atem von Cole auf seiner Haut spürte. Wowwowow.. Doch dann lachte er leise. "Natürlich hatten wir das schon", erwiderte Antonin schmunzelnd, sich über die Worte des anderen freuend. Ob jener ahnte, dass er ihn damit besser anzog als Bienen den Honig? Normalerweise konnte er nicht so gut mit Komplimenten umgehen, doch wenn Cole ihm diese Dinge sagte, kam er nicht darum herum, sie ihm zu glauben. Schließlich merkte man es diesem normalerweise sofort an, wenn er scherzte und es war wie Balsam auf der Haut, zu hören welche Wertschätzung Cole ihm entgegenbrachte. Vielleicht behielt Ragnar ja doch recht, mit dem was er gesagt hatte. Vielleicht war das verschwiegene hinter diesen scheinbar leicht ausgesprochenen Worten zu seinem Körper ja das, auf das er hören sollte, auf das er lauschen sollte. Und wenn er das gerade tat, dann hörte er heraus, dass er Cole auf irgendeine Art wichtig war, dass jener ihn gern bei sich hatte und ihn sich auch nicht wegnehmen lassen wollte oder würde. Und gerade letzteres traf doch sehr genau mit Antonins eigenen Gedanken zu dem anderen Mann überein. "Es war ja auch nur eine rhetorische Frage, denn angeblich würde die Antwort auf eine solche Frage immer ja sein, wenn ich dieses Hemd trage", erklärte er, damit Cole das nicht in den falschen Hals bekam. Antonin brauchte kein Candle-light-dinner, auch wenn er gegen einen Kinobesuch hin und wieder nichts einzuwenden hätte. Er brauchte auch keine Betitelung ihrer Treffen, denn wichtig war nur, dass sie hin und wieder Zeit für einander fanden. Wie andere das nennen wollten war ihm herzlich gleichgültig. Doch dann gab er einen zwischen Entsetzen und Empörung schwankenden Laut von sich und blinzelte. "Das kannst du doch nicht machen!", sprach er das erste aus, was ihm in den Kopf kam. "Ok.. du kannst schon, aber...", er hielt inne und seufzte. "Nicht fair", schmollte er und griff nach der Kleidung. Das graue Hemd lachte ihn an und die Jeans auch. Brummend zog er sich in die Umkleide zurück und schlussendlich verließen sie das Geschäft mit einer neuen Hose, dem grauen T-Shirt und einem schwarzen Hemd, das man nicht bis ganz oben zuknöpfen konnte und nur bis ein kleines Stück über den Ellenbogen ging. Ihr kleiner Shoppingtrip machte Antonin ab diesem Zeitpunkt trotzdem mehr Spaß, vor allem da er Cole einfach alles raussuchen ließ und sich nur gegen ein paar Dinge vehement wehrte. Ganz würde man seinen Stil einfach nicht umkrempeln können. Er ließ sich artig beraten und musste Cole in den meisten Dingen zustimmen, weshalb Antonin auch nach und nach über eine nicht geringe Ausbeute verfügte, sich aber trotzdem vornahm das nächste Mal wieder mit Tayra einkaufen zu gehen. Als sie dann das letzte Geschäft hinter sich gelassen hatten, bestand Antonin auf etwas zu Essen, denn sonst würde er hier stehen bleiben und keinen einzigen Schritt mehr gehen. Zudem die Schmerzmittel langsam nachzulassen schienen und er sich wirklich wünschte sich einen Moment hinsetzen zu können. Das ständige an und ausziehen, vor allem über den Kopf ziehen, schien ihn doch mehr angestrengt zu haben als er gedacht hatte, doch das erwähnte er nicht, sondern verwies auf seinen Hunger. Ihr Spielchen hatten sie fortgeführt, auch wenn es Antonin langsam aber sicher frustrierte. Nicht auf eine negative, abwertende Art, aber auf eine frustrierende, ungeduldige Art. Wenn Cole das bis heute Abend und noch darüber hinaus durchzuziehen gedachte, wäre er am Ende des Tages mit seinen Nerven am Ende und würde den anderen vermutlich bespringen und sein 'Recht' einfordern. Cole Es war nicht nur für Antonin frustrierend. Auch Cole spürte, dass seine Geduld, bis Antonin doch einmal in den Angriff überging langsam erschöpft war. Ob jener immer passiv bleiben würde? Nun, er hatte ihn schon agieren gesehen, aber würde er irgendwann einmal so richtig aus sich herausgehen, um sein Recht einzufordern? Cole freute sich schon darauf, auch wenn er wusste, dass er nur ungern jemals wirklich das Ruder aus der Hand geben würde. Aber das würde er sehen, wenn es soweit war. Cole war zuletzt mit Antonin in der typischen Schwulen- und Lesbenszene unterwegs gewesen und hatte dort ein paar brauchbare Läden aufgesucht. Antonin hatte Hunger, und Cole hatte die Vermutung, dass er auch eine Pause gebrauchen konnte. Nun stand er mit ihm vor einer 'Bar', die ein schwules Pärchen vor kurzem aufgemacht hatte, und die sich zum Programm gemacht hatten, mit frischen Waren, und wenig Auswahl qualitativ hochwertiges Essen, vornehmlich Currys, Salate und belegte Brote, zu verkaufen. „Lass uns hier was essen“, meinte Cole, als er stehen blieb. „Die haben die leckersten Smoothies auf der ganzen Welt. Lust?“, fragte er und betrat kurz darauf die 'Saftbar', wie sich der Laden nannte. Innen herrschte eine lockere Stimmung. Cole bestellte sich ein Hähnchencurry und bald darauf saßen sie an einem Tisch am Fenster. Cole hatte auch Hunger, ziemlichen Hunger sogar. Und so löffelte er das Curry mit dem Reis und ließ es sich schmecken. Es kam selten vor, dass er aufaß, aber heute war ihm danach. Wahrscheinlich hing es an seiner guten Laune, die durch Antonin bestand hatte. Ja, das war ein Tag, an dem er sich erholen konnte. Und vor allem vergaß er alle Scheiße, die er hinter sich hatte. Und fast auch die, die noch vor ihm lag. Fast. „Wie viel Zeit hast du eigentlich am Dienstag... Du hast mir gesagt, dass du da kein Problem hättest, mich zu begleiten“, begann er vorsichtig und blickte den anderen an. Er spürte, dass er unruhig war, dass er aus dieser Unruhe heraus fast schon wieder in die kühle Distanz verfiel. Der Dienstag lag ihm schon jetzt im Magen. Es war jedes Jahr eine Quälerei für ihn, dorthin zu gehen. Aber nicht zu gehen kam für ihn noch weniger in Frage. Niemals würde er sich davon abhalten lassen… Und dieser Dienstag lag ihm nun noch schwerer im Magen, als die bisherigen. Deshalb, weil er sich geschworen hatte, dort Antonin zu erzählen, was hinter ihm lag und ihn dennoch fest in seinem Griff hatte, so dass ihm hin und wieder die Luft zum atmen fehlte. „Nur, damit ich weiß, wie lange ich dich beanspruchen darf...“, fügte er murmelnd hinzu, auf seinen leeren Teller schauend. Antonin Neugierig sah er sich um und erkannte, dass es wohl wirklich so eine Art Parallelwelt hier war. Eine, die ebenso vielfältig und noch deutlich bunter als die 'normale' zu sein schien. Es bestätigte seine Vermutung, dass er wohl was das betraf noch in seinen Kinderschuhen steckte. Ob er sich manchmal deswegen seltsam benahm? Gab es hier so etwas wie seltsames Verhalten überhaupt? Trotzdem war er nicht wirklich enttäuscht darüber, das Ganze erst jetzt kennenzulernen. Zum einen wäre er niemand, der nicht zu dem stand, was er tat oder war, was ihm wohl an seinen Schulen durchaus Stress hätte machen können. Etwas, auf das er auch im Nachhinein gut verzichten konnte, denn in seiner Schulzeit war er zwar fix auf den Beinen gewesen, aber genaugenommen ein recht schmales Bürschchen. Antonin war das, was man den typischen Spätzünder bezeichnete. Nicht unbedingt was Sex betraf, er war nicht sonderlich älter oder jünger als die anderen gewesen, sondern vielmehr hinsichtlich seiner Größe und seines Körperbaus im Allgemeinen. Dazu kam ja noch, dass er immer der deutlich jüngste war, nachdem er die Highschool abgeschlossen hatte, da er seinen Abschluss ja ein Jahr früher als seine restliche Altersgruppe gemacht hatte. Insofern wäre er wohl der Typ mit dem Kopf in der Kloschüssel gewesen, wohingegen es nun wohl kein Problem darstellen würde, jenen Part mit allen zu übernehmen, die sich an diesem Akt probieren wollten. Antonin hatte sich Salat mit Hähnchenbrust entschieden und konnte sich mehr als zufrieden damit zeigen. Dazu das übliche Wasser ohne Sprudel aber mit viel Eiswürfel. Ja, so konnte man einen Einkaufsbummel durchaus abschließen. Er sah auf, als Cole zu sprechen begann und erwiderte dessen Blick ruhig. So wie man es von jemandem erwarten würde, der keine Ahnung davon hatte, was auf ihn zukam. So kaute er zuende und lächelte, vorgebend nicht zu merken, wie sich Coles Ausstrahlung ein wenig abkühlte. "Ich bin arbeitslos, wie viel Zeit denkst du habe ich?", antwortete er gelassen und runzelte nur kurz die Stirn, als der andere den Augenkontakt unterbrach und auf seinen Teller blickte. "Cole", fing er an und streckte den Arm über den Tisch hinweg aus, um nach der Hand des anderen zu greifen und sie kurz zu drücken. "Sag doch einfach, wenn es dir wichtig ist, in Ordnung? Wenn du es möchtest oder brauchst, dann bin ich auch von morgens bis abends da." Er bemühte sich nicht zu eindringlich zu sprechen, aber diese Nachricht musste jetzt langsam mal bei dem anderen ankommen. Er ließ dessen Hand los und griff wieder nach seiner Gabel, um das nächste Salatblatt aufzuspießen. "Vergiss nicht, was ich bin, oder vielmehr war. Ich brauche nicht alle meine Erinnerungen, um bestimmte Dinge wahrzunehmen. Besonders nicht wenn es um dich geht. Nur weil ich nicht nachfrage, oder weil du nichts erzählst, bedeutet das nicht, dass ich überhaupt nichts mitbekomme. Darum sage ich es dir jetzt und ich werde es dir immer wieder sagen, bis ich das Gefühl habe, dass du mir glaubst: Wenn du jemanden brauchst, sei es um in Ruhe Essen zu gehen, um zu reden oder zuzuhören, um einen unqualifizierten Kommentar zu erhalten... egal was, dann solltest du wissen, dass du damit zu mir kommen kannst. Ich bin nicht hier, um dich zu verurteilen, denn wenn ich das tun würde, wäre unser Kontakt schon abgebrochen als du nach meinem Unfall zu mir in die Wohnung gekommen bist." Cole Cole blickte auf, als er die Worte des anderen hörte. Antonin versprach ihm, immer für ihn da zu sein. Ein angenehmer Gedanke, wenn man ihn für sich betrachtete. Aber in seinem Inneren schlichen sich sogleich einige „abers“ ein. Aber kannst du ihm vertrauen? Aber sollte er das wirklich tun? Aber sollte sie sich wirklich in solche Abhängigkeiten begeben? Aber, aber, aber... Er erwiderte nichts. Er wusste, dass diese Worte einfach nur ehrlich waren. So ehrlich, dass er selbst sie kaum glauben konnte. Und daher würde er sich die Zeit nehmen, sie für sich zu begreifen und zu verinnerlichen. Er wollte jetzt nichts über den Zaun brechen, keine Worte verschwenden, etwas zu sagen, was er vielleicht noch gar nicht so meinte. Er würde diese Worte erst für sich als Wahrheit akzeptieren müssen. Einer angenehmen Wahrheit, sicher, aber eben etwas, das er noch nicht kannte und was ihn deshalb unsicher machte. "Magst du auch einen Smoothie?", fragte er schließlich und entzog sich der Situation somit. "Ich bring dir einen mit." Und schon war er aufgestanden und besorgte ihnen jeweils einen Erdbeer-Joghurt-Smoothie. Die Zeit, die er dazu brauchte, dachte er über die Worte nach. Antonin versprach ihm letztlich, dass er ihn so nahm, wie er war, dass er ihn so akzeptierte, wie er war, dass er ihn mit allen Macken, allen Ecken und Kanten nahm, ohne wenn und aber. Und dieser Gedanke war gewaltig, irgendwie. Denn Cole vermutete, dass Antonin gar nicht genau wusste, worauf er sich damit eingelassen hatte. Als er an den Tisch zurückkehrte, war er noch immer schweigsam. Er beschloss erst einmal das Thema zu wechseln, um die Stimmung nicht in den Keller zu fahren. "Weißt du schon, wann es für dich arbeitstechnisch weitergeht? Du wolltest mir außerdem noch einiges wegen dem Patentstreit erzählen." Und so ließ er sich von Antonin erzählen, was dieser in seiner Abwesenheit erlebt hatte. Cole hörte ihm aufmerksam zu, zwang sich, nicht weiter in Grübeleien zu versinken. Als sie schließlich gingen, wusste er, wie es zu dem Artikel gekommen war und was die Hintergründe für das Patent waren, etc. Sie schlenderten noch die Straße hinunter bis zu Coles Wagen, in dem sie die Tüten verstauten. "Soll ich dich nach Hause fahren oder möchtest du noch irgendetwas erledigen?", fragte Cole und sah Antonin fragend an. Und so fuhr er den anderen nach Hause und half ihm dort seine Sachen hochzutragen. Müde ließ sich Cole einen Moment aufs Sofa nieder und schloss die Augen. "Wir werden uns dann wahrscheinlich später wiedersehen", meinte er schließlich und ließ die Augen noch ein wenig geschlossen. Nach Hause fahren und schlafen war das einzige, wozu er jetzt noch fähig wäre - zumindest fühlte er sich völlig fertig an. Er hatte gar nicht mehr so recht gewusst, dass shoppen so anstrengend sein konnte. "Hast du mit Tayra schon ausgemacht, wo ihr euch wann trefft?" Antonin Antonin sah Cole nach und war fast ein wenig dankbar für die Zeit, die jener sich jetzt zu nehmen schien, denn er konnte sie ebenfalls brauchen. Um seinen inneren Schweinehund, der ihm gerade ziemlich bösartige Sachen zubellte wieder zum Schweigen zu bringen. Vielleicht hätte er Pastor werden sollen, denn die Geduld, die er in letzter Zeit aufbrachte, wäre einem solchen mit Sicherheit ebenbürtig. Tief durchatmend brachte er sich wieder halbwegs ins Gleichgewicht und erzählte dem Zurückkehrenden dann, was er die Tage so erlebt hatte und dass es erst weitergehen würde, wenn er das Gebäude kaufen konnte. Sie verließen die 'Saftbar' schließlich und kehrten zu Coles Wagen zurück, wo Antonin beschloss sich von jenem nach Hause fahren zu lassen. Dort angekommen half jener ihm noch die Sachen mit nach oben zu tragen und während Antonin sie schon mal ins Schlafzimmer stellte, hatte Cole es sich auf der Couch bequem gemacht. Eigentlich eine perfekte Gelegenheit, doch momentan war Sex wirklich das allerletzte auf das Antonin Lust verspürte. "Nein, ich werde sie nochmal anrufen. Wir treffen uns dort, nehme ich an?" Cole bestätigte und sie einigten sich noch auf eine Zeit, bevor Antonin sich alleine in seiner Wohnung wiederfand und seufzend den noch eben von Cole belegten Platz auf der Couch einnahm. Kein Abschiedskuss, sondern nur ein 'bis später', huh? Trug er daran die Schuld, weil er den anderen in der Kabine überrumpelt hatte oder trug er daran die Schuld, weil er zu einem minimalen Teil einmal ausgesprochen hatte, was er dachte? Erledigt fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und legte den Kopf dann auf der Rücklehne ab, die Augen schließend. Wäre da dieser verhängnisvolle Dienstag nicht, würde er sich nicht so zurücknehmen. Er spürte genau dass er sein Limit an Dingen, die er einfach so akzeptieren konnte, erreicht hatte und das teilweise alles in ihm schrie einfach mal in die Luft zu gehen wie eine Rakete. Doch das musste warten, schließlich war er kein gewissenloses Monster. Wäre ihm sein Vater nicht so furchtbar egal, würde es ihm an dessen Todestag vielleicht auch nicht anders gehen. Obwohl… nein. Das war so unwahrscheinlich, dass er trocken auflachen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)