Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 62: Die Rolle der Freunde --------------------------------- Antonin Antonin hörte die schnell näher kommenden Schritte, doch er fand weder den Willen noch die Kraft dazu, seinen Kopf zu wenden, um zu sehen, wer es war. Wenn es der Fahrzeugbesitzer wäre, würde er das schon frühzeitig mitbekommen. Und wenn nicht, dann hatte er ganz bestimmt kein Problem damit, noch ein paar Stunden einfach hier zu sitzen und auf die Reifen des nächsten Fahrzeuges zu starren. Ja, fast beruhigte es ihn sogar. Immerhin bewegten sich die Reifen nicht, fuhren ihm damit nicht davon. Und selbst wenn es nur für eine Stunde wäre, gerade war es konstant und Konstanten fehlten ihm gerade. Doch als sich jemand neben ihn kniete, richtete er seinen immer noch verschwommenen Blick auf die Person und hoffte gleich darauf, dass ihn hoffentlich später jemand finden und ins nächste Krankenhaus bringen würde. Denn er begann schon zu halluzinieren. Oder? Aber bevor er den Anblick vor sich in irgendeine Konfirmation bringen konnte, fühlte er sich in eine Umarmung gezogen. Spürte wie er nahe an den anderen Körper gedrückt wurde und schloss die Augen ganz automatisch, als er den Kopf des anderen an seinem Hals spürte. Ok, wenn das hier eine Halluzination war, dann bräuchten sie ihn doch nicht abtransportieren. Antonin war bereit einfach so hier sitzen zu bleiben. Sich an dem Gefühl weidend und labend, das sich gerade so langsam aber vehement durch seinen Körper schob: Sicherheit. Er hörte die leise, heisere Stimme und erkannte, dass sein tränenverquollener Blick ihn nicht betrogen hatte. Es war tatsächlich Cole. Cole, der sich gerade bei ihm entschuldigte und bat nicht wegzugehen. Der ihn nur schützen wollte. Wovor? War das hier jetzt ernst? Konnte er es für bar nehmen? Noch immer fühlte er sich nicht in der Lage etwas anderes zu tun, als hier zu sitzen und sich umarmen zu lassen. Er wollte nicht wieder auf dem Boden der Tatsachen aufprallen, doch die Welt schien sich heute gegen ihn verschworen zu haben - schon wieder - denn Cole drückte ihn wieder von sich, löste die Umarmung. Doch noch bevor dieses neue, sehr willkommene Gefühl wieder verschwinden konnte, weil sich die Umarmung löste, wurde sein Gesicht zwischen die Hände des anderen Mannes genommen. Ein wenig verwirrt blinzelte Antonin, versuchte sich auf das Gesicht, auf die so faszinierenden Augen vor ihm zu fokussieren. Und was er dort langsam aber sicher erkannte, war ein ähnliches Leid, das er es fühlte. Und ja, er hörte zu. Warum auch nicht? Er würde Cole immer zuhören. Noch etwas, das er einfach wusste, ohne es an einer Erinnerung festmachen zu können. Ohne es daran festmachen zu müssen. Es war gut so, es war richtig so. Abermals schloss er die Augen, als er die vorsichtigen, sanften Küsse spürte. Auf seine Lippen, seine Augenwinkel und die Stirn. Und er spürte noch mehr... wie seinen Tränen abermals neu hervorkamen, aber auch das Lächeln und, dass er eine Hand hob, um sie an Coles Wange zu legen. "Es gibt nichts zu verzeihen, Cole", flüsterte er ein wenig träge und öffnete die Augen wieder. "Du bist jetzt hier und das zählt. Du bist hier und beweist mir, dass ich mir nichts eingebildet habe." Er beugte sich ein wenig vor und legte seine Lippen auf die des Mannes vor sich. Es konnte nicht als Kuss bezeichnet werden, es war sein Versprechen, die Wünsche des anderen zu erfüllen, denn es waren wohl einmal auch seine Wünsche gewesen. Und sie waren es immer noch. Er zog sich ein kleines Stück zurück und löste seine Hand von der Wange des anderen, hob sie an und strich diesem damit durch die Haare. Verfolgte die Bewegung mit den Augen, bevor sein Blick wieder den des anderen suchte. "Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu schützen, Cole. Es ist jetzt deine Aufgabe, mir zu zeigen, was ich vergessen habe. Mir zu zeigen, warum ich gerade dachte, ich könnte genauso gut auch gleich sterben, wenn dann nur dieser Schmerz aufhört. Mir zu zeigen, warum du mich so faszinierst und warum ich nicht einmal überlegen muss, um jeder einzigen deiner Bitten nachzukommen", murmelte er und lächelte abermals. "Und ich wäre momentan sehr dankbar wenn du mir aufhilfst." Cole half ihm nicht nur auf und stützte ihn dabei, nicht sofort wieder umzukippen, sondern brachte ihn auch ohne viel weitere Worte zu einem sehr schicken Auto. Und erst dort angekommen sah jener ihn wieder ein wenig fragend an, woraufhin Antonin nur mit den Schultern zuckte. "Nach Hause, Cole, wo auch immer das sein mag." Cole Pure Erleichterung machte sich in Coles Körper breit, als er Antonins geflüsterte Worte vernahm. Ein Glücksgefühl, das ihm für immer hätte verwehrt bleiben sollen, wäre er nicht hierhergekommen. Eine Welle jenes kribbelnden Gefühls überrollte ihn, als er den ‚Kuss‘ des anderen spürte, seine Erwiderung, die davon zeugte, dass das hier nicht das Ende, sondern vielmehr ein Anfang war. Ein Anfang, den Antonin auch gut in Worte packte. Cole musste nun eine neue, ihm fremde Verantwortung tragen. Und er wird sich bemühen, diese zu erfüllen. Sacht strich er Antonin die neuen Tränen aus den Augenwinkeln. Dass jener sich so sehr freute… Aber ihm ging es nicht anders, nur dass seine Freude die Tränen hatte trocknen lassen. Die zärtlichen Berührungen genoss er und sacht lehnte er seinen Kopf gegen die streichelnde Hand. Er lächelte, als Antonin ihn bat aufzustehen. Und so richtete er sich auf, zog den anderen mit hoch, stützte ihn und ohne darüber nachzudenken, einfach nur wissend, dass er nun mit Antonin allein sein wollte, brachte er diesen zu seinem Auto. Dort blickte er ihn fragend an. Ob jener nach Hause wollte? Oder würde er zu ihm mitkommen. Die Worte des anderen ließen ihm die Wahl, denn für ihn war Antonins Wohnung auch ein zu Hause. Aber angesichts der Tatsache, dass da noch ein Fellknäul war, an das sich Antonin erinnern könnte, und die Hoffnung, dass er sich auch an die Wohnung erinnerte, fuhr er schließlich zu sich nach Hause. Tayra Tayra konnte den Mann, der gerade durch die Tür verschwunden war, nicht mehr wirklich mit jenem überein bringen, der vor einigen Tagen an ihrer Tür gestanden hatte. Dessen Blicke während sie versucht hatte ein wenig Verstand in dessen Kopf zu bringen, hatten ihr Herz erwärmt und auch wenn jener es jetzt noch nicht wusste, aber wenn er jetzt nicht alles versaute, wäre er jetzt ebenfalls Mitglied der Familie. Ihrer Familie, zu der auch Antonin seit Jahren gehörte. Kopfschüttelnd sah sie sich kurz in dem Büro um, bevor sie ihre Handtasche wieder vom Schreibtisch nahm und sich wieder nach draußen begab. Durch die vielen Tanzenden hindurch, an die Theke, wo sie schnell einen Whiskey und einen Wodka orderte und beide Getränke - nach einer kurzen Diskussion - mit nach draußen nahm. Dort sah sie gerade noch wie Cole von Ragnar auf den Weg geschoben wurde und hielt auf diesen zu, um ihm dann den Whiskey wortlos zu reichen. Den Blick fest auf Cole gerichtet, dabei zusehend wie jener neben Antonin in die Knie ging und jenen umarmte. "Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll", murmelte sie und ein leicht melancholisches Lächeln schlich auf ihre Lippen, während sie von ihrem Wodka nippte. Dabei zusehend wie Cole auf Antonin einzureden schien, wie er ihn küsste. Für sich selbst vermerkend wie groß Cole ungefähr war, denn wenn sie Antonin auch nur noch einmal in einem solchen Zustand finden würde, dann würde sie einen Sarg verschicken. "Entweder weine ich über die größte Idiotie, die mir seit langem untergekommen ist und weil ich unglaublich viel Mitleid empfinde und das sogar überraschenderweise für beide, oder aber ich lache, weil ich es meinen sündhaft teuren Schuhen ersparen konnte, sie in ein Arschloch zu treten." Sie wendete den Blick nur kurz von den beiden sich am Boden befindenden Männern ab, um Ragnar einen kurzen Seitenblick zuzuwerfen. "Nicht dass ich es nicht gern getan hätte…" Tayra erlaubte sich ein kurzes Grinsen und konnte gerade noch sehen wie Antonin den anderen Mann nun seinerseits küsste. "Jetzt weiß ich, wie ich mich fühlen werde, wenn meine Tochter ihren ersten festen Freund mit nach Hause bringen wird. Auch wenn ich beginne zu ahnen, dass es beiden nicht schaden kann, wenn weiterhin auf sich geachtet wird. Fühlst du dich bereit für diesen Job, Ragnar?" Abermals nahm sie einen Schluck und durfte zusehen wie Cole Antonin aufhalf und beide sich ohne einen Blick zurückzuwerfen entfernten. "Ich habe gehört er wird schlecht bezahlt, meistens ist es eine recht unmöglich wirkende Aufgabe...", fuhr sie fort und wandte sich Ragnar dann doch ganz zu. "Aber wenn man damit zufrieden ist, solche Bilder zu sehen, dann bist du jetzt engagiert." Ragnar Ragnar nahm lächelnd das Whiskeyglas entgegen. „Danke“, sagte er und lachte dann leise über ihre folgenden Worte. „Idiotie trifft es hervorragend.“ Seine Augen ruhten auf der Szene, die sich ihm bot und während in ihm alles jubelte, Cole einmal in seinem Leben so sehen zu dürfen, schmerzte es ihn doch auch noch ein wenig. Was hätte er früher darum gegeben, von Cole so zärtlich berührt zu werden. Aber das war Vergangenheit und so spürte er wie ihn Freude erfüllte, Freude und Zufriedenheit, dass sein bester Freund endlich sich auf den Weg gemacht hatte, der aus dieser schrecklichen Dunkelheit führen konnte. Blieb nur noch zu hoffen, dass er nicht unterwegs wieder abbog oder umkehrte. Aber dafür würde er schon sorgen. „Ich glaube in Hollywood würden sie viel Geld für solch herzzerreißenden Szenen zahlen“, grinste er seine Verlegenheit überspielend. Als Tayra ihm die Frage stellte, ob er die beiden überwachen, nein eher den beiden beiseite stehen wollte, blickte er sie überrascht an. „Ziemlich schlecht sogar. Wenn man nicht aufpasst, dann fliegt man ziemlich schnell aus dem Job raus..“ Er seufzte theatralisch und kratzte sich am Hinterkopf. „Aber weißt du“, murmelte er schließlich und wurde wieder ernst. „Antonin hat mir, ohne dass er es weiß, meinen besten Freund zurückgegeben. Und deswegen alleine werde ich immer auf die beiden aufpassen. Und daher bin ich nicht nur zufrieden, wenn ich hollywoodreife Liebesszenen sehen darf, sondern auch damit, wieder meinen besten Freund nahe bei mir zu wissen, der dringend immer wieder bei der Hand genommen werden sollte, um ihn aus dem Tal der Finsternis zu führen, in das er sich selbst manövriert hatte.“ Er lächelte nachdenklich. „Danke, dass du ihn rausgeschickt hast. Ich glaube, wenn er es heute nicht getan hätte, wäre er wieder ein ganzes Stück von mir weggeruckt. Der elendige Vollidiot der.“ Er grinste breit und trank von dem Whiskey. „Und du?“, fragte er nun. „Welche Rolle kommt dir in diesem Gefüge zu? Und wolltest du dich heute nicht eigentlich amüsieren?“ Er blickte zum Eingang des Lady-Dream. „Wenn du möchtest, sperr ich nur kurz das Arbeitszimmer zu, dann könnten wir weggehen. Wie wäre es mit einem jener Clubs, die Antonin wohl in nächster Zeit häufiger aufsuchen wird?“ Tayra "Hollywood kann mir gestohlen bleiben, solange ich weiterhin solche Logenplätze genießen kann. Das ist besser als jeder Film", gab sie lächelnd zurück und sah dann den überraschten Blick, den Ragnar ihr zuwarf. Na sowas, war das jetzt wirklich so eine Überraschung? "Ich kann dich ein Stück weit verstehen, Ragnar", erwiderte sie und drückte dem anderen kurz ihr Glas in die Hand, der es rein aus Reflex zu nehmen schien. Danach durchwühlte sie ihre Handtasche nach ihren Zigaretten, zündete sich eine an und nahm ihr Glas zurück. "Mit Freundschaften ist es immerhin nicht immer so leicht. Es ist eine ganz eigene Art von Beziehung, in der man manchmal vorsichtiger umher treten muss als in einem Minenfeld. Und ich beneide dich nicht, aber..", und hier hob sie Ragnar die Zigarette hin nachdem sie selbst einen Zug genommen hatte. "Cole gehört jetzt zur Familie und dich als seinen besten Freund kann ich wohl auch noch gut unterbringen", sie zwinkerte und lachte dann belustigt. "Und damit hat du auch die Antwort nach meiner Rolle. Ich mache all das, was andere nicht tun wollen oder können, denn ich kann mir ziemlich viel herausnehmen. Zum einen, weil mein Mann es sehr gut versteht auf mich acht zu geben, dazu kommt noch dass Antonin als mein bester Freund mir sehr viel mehr durchgehen lässt als jedem anderen. Naja, jetzt wohl als fast jedem anderen. Und zu guter Letzt bin ich einfach nur genial, anbetungswürdig und keinesfalls zu sehr von mir und meinen Fähigkeiten überzeugt." Sie leerte ihr Glas, aber ihre Stimme hatte den Humor durchaus durchscheinen lassen. "Nein, Spaß beiseite. Ich bin nichts anderes als du, Ragnar. Jemand der solange zusieht, bis er nicht mehr zusehen kann, da sich der beste Freund selbst in eine dumme Lage manövriert hat. Genau dafür ist eine Familie da. Genau dafür sind Freunde da. Und deshalb gehst du jetzt am besten rein, schließt ab und zeigst mir, womit ich zu rechnen habe. Wenn ich mich nebenbei noch amüsieren könnte, wäre es nur umso besser." Hosted by Animexx e.V. 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