Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 5: Über das Klarstellen von 'Dingen' -------------------------------------------- Cole Cole erhielt natürlich Bericht von Ragnar - genauesten Bericht - und ihm wurde auch eine Kopie der Statistiken vorgelegt. Aber er schaffte es erst einige Tage später, sich damit auseinander zu setzen. 50%, die einen Schlaganfall bekamen? Das musste sich noch ändern, denn auch wenn das Zeug nach einigen Stunden nicht mehr nachweisbar sein würde, so würde es dennoch irgendwann eindeutig sein, dass es die Droge war, das neue Superzeug, das krank machte. Aber gut, sie waren ja auch noch nicht in Produktion gegangen. Die neue 'Lieferung' war bereits unter das Volk gebracht und die Nachfragen mehrten sich. Lange wollte er nicht mehr warten, bis es weitergehen konnte. Vielleicht sollte er sich selbst einmal ein Bild machen. Was ihn auch beschäftigte war die Schilderung Ragnars, dass jener Typ, den Simon umgenietet hatte, offenbar über den Jordan gegangen war. Hatte es nicht Armverletzung geheißen? War er nicht ins Krankenhaus gegangen? Eine Schussverletzung war doch nichts Außergewöhnliches mehr. Hier in New York wird im Schnitt alle 14 Minuten jemand mit einer Schussverletzung eingeliefert und meist wieder entlassen, bevor die Bullen Fragen stellen konnten. Und selbst wenn man etwas aus dem Kerbholz hatte, so dass man lieber keinen Namen in öffentlichen Gebäuden ließ, so gab es doch auch in der Szene genügend 'Ärzte', die sich gerne bestechen ließen, so dass man richtig versorgt werden konnte. Cole wusste nicht, ob er misstrauisch oder sauer sein sollte. Und er wusste auch nicht so recht, wie er darauf reagieren sollte. Würde er Simon dafür umlegen, womit er prinzipiell keine Probleme hatte, außer dass er dann für eine Frau mit zwei Kindern würde aufkommen müssen, dann wäre damit niemandem geholfen und er hätte noch Arbeit damit. Klar, der Typ war ihm keine Hilfe, aber er war treu, bedingungslos treu, auch wenn er noch nicht wusste, weshalb. Und welche Genugtuung sollte Antonin dann von ihm fordern? Wollte er Geld? Eine Rente für eine zurückgelassene Frau? Cole beschloss abzuwarten und Antonin direkt zu fragen, wenn er ihn sah. Und so entschied er an einem Abend, bei Antonin vorbei zu fahren. Cole war ehrlich überrascht, als er sah, dass jener dort nicht mehr wohnte. Und es stimmte ihn ärgerlich. Hatte jener kalte Füße bekommen? Warum war er untergetaucht? Hatte er anderen Dreck am Stecken? Oder war es womöglich wegen ihm? Weil er in sein Haus eingedrungen war? Ihn dort bedroht hatte? Cole hoffte, dass es Letzteres war, denn dann würde er es verstehen können. Etwas genervt rief er Ragnar an, er solle mit Antonin ein Treffen vereinbaren, möglichst noch in dieser Woche und ausschließlich auf Coles Einzugsgebiet. Ob es im Lady-Dream oder irgendwo anders in dem Stadtteil war, den er sein eigen nannte, war ihm dann egal. Cole war misstrauisch geworden. Und das Treffen würde ihm nun beweisen müssen, dass sein Misstrauen unbegründet war. Antonin Antonin betrachtete Zähneknirschend sein Handy und warf es dann achtlos auf die Couch bevor er zum Kühlschrank ging und sich einen Orangensaft herausholte. Ein Treffen mit Cole? Er hatte Lukes Abgang doch mehr als verdeckt. Schließlich war ihm mehr als bewusst, was davon abhing. Neuer Name, gefärbte Haare, ein neues Auto und mit diesem hatte er ihn sogar bis nach Kanada kutschieren lassen, um keine Spuren zu legen. Dazu noch die Leichenverbrennung und die Urne die nun etwas geschmacklos in Jakes Haus stand. Nein... das konnte es nicht sein. Was also trieb dieses Raubtier auf zwei Beinen dann aus seiner Höhle zu einem Treffen mit ihm? Hatte er sich Ragnar gegenüber nicht ausgesprochen höflich verhalten? Stirnrunzelnd war er dennoch auf das ganze eingegangen und würde Cole am nächsten Abend im Lady-Dream treffen. Zuerst hatte es ihn gejuckt auf den Hafen zu bestehen, oder sonst wo, wo es notfalls einfach nur Antonin gegen Cole heißen würde. Aber schlussendlich war das seiner Meinung nach zu offensichtlich. Es roch geradezu nach der Angst, die immer in ihm schlief. Genau wie alles andere, das dort noch vergraben war. Und es waren jene Dinge, die er nicht beachten wollte, die Cole aber in den verfickt wenigen Treffen so zielsicher herausholen konnte. Verflucht sei dieser Bastard! Am nächsten Abend fuhr er sogar noch viel schlechter gelaunt vor das Lady-Dream und lehnte den Kopf dann eine Weile gegen den Lenker. Der heutige Tag war eine einzige Katastrophe wenn es nach ihm ging. Die erhofften Ergebnisse waren nun leider nicht so gut ausgefallen. Nein, tatsächlich waren sie miserabel und Antonin wünschte sich inzwischen nichts mehr als ein Häuschen mit einem Labor und jeder Menge Zeit und 'Zutaten'. Er würde CI-4 knacken und wenn es das letzte wäre, das er tat. Diese verschissene Droge würde ihm zu allem verhelfen, was er erst einmal ersehnte, nur um dann weiter seinen Weg gehen zu können. Wenn es um chemische Bestandteile ging, konnte ihm so schnell niemand etwas vormachen und er würde - ja verdammt, er ganz alleine! - eine Droge entwickeln, die niemand so schnell ablösen könnte. Ganz davon abgesehen, dass man sie ihm nicht einfach 'nachbrauen' konnte. Was er mit einem komplizierten Verfahren auch jetzt schon zu verhindern wusste. Schließlich aufseufzend, richtete er sich wieder gerade und stieg aus. Zeit, den Löwen in der Höhle zu besuchen.. Ragnar Ragnar wartete bereits auf das Eintreffen von Antonin und trat ihm entgegen, als dieser die Türsteher passierte. "Hi", erklärte er lächelnd. "Ich hoffe deine Woche war gut." In seinen Worten war pure Ehrlichkeit zu hören, nichts anderes. "Cole braucht noch kurz. Lass uns erst mal was trinken." Sie gingen beide zur Bar und Ragnar bestellte sich etwas und ließ auch Antonin einen Wunsch aussprechen, woraufhin der Barkeeper unter die Theke griff, um die Wünsche zu erfüllen. Hier bekam man das Beste vom Besten, wenn man einen Namen hatte. Ansonsten war hier alles genauso wie in jedem anderen Club auch. Ragnar sprach Antonin nicht auf die Droge an. Cole würde später sagen, was zu klären wäre. Und es dauerte auch nicht lang, bis Ragnar sah, dass ein paar Typen aus dem hinteren Bereich raus kamen, und schließlich den Club verließen. "Komm", teilte er Antonin mit, und führte ihn in jenes Hinterzimmer, das eigentlich dem Chef vorbehalten war, aber mehr und mehr zu Coles Dreh- und Angelpunkt wurde. Bevor man es betreten konnte, ging es an zwei Bodyguards vorbei durch zwei Türen, wobei die letztere eine Sicherheitstür war. Der Chef hatte vorgesorgt. Cole Die ganze Woche war sehr anstrengend gewesen. Ein wirklich großer Deal lag vor ihm, der Einiges an seiner Position in der Stadt verändern könnte. Gleichzeitig hatte er aber das Gefühl, irgendwo eine Lücke im System zu haben. Irgendetwas, das nicht ganz rund lief, irgendein kleiner Widerstand, schwarzer Fleck.. Aber Cole sah ihn nicht genau, als dass er das ändern konnte. Und das machte ihn wahnsinnig. Er hasste es, wenn er das Gefühl hatte, nicht alles in der Hand zu haben. Zumindest konnte er das Drogengeschäft zunächst in Ragnars Hände legen. Dass Ragnar gerade jetzt aus Europa zurückgekehrt war, war absolutes Glück gewesen, denn die kumpelhafte Art des anderen stellte sich in dem Geschäft nicht als Nachteil, sondern viel mehr als Vorteil heraus, denn dadurch wurden die Leute unvorsichtig im Umgang und so konnten sie einige schwarze Schafe aus der Herde verbannen, die die Ernsthaftigkeit ihrer Arbeit offensichtlich nicht genug gesehen hatten. In der letzten Zeit hatte sich in der Drogenszene wirklich Einiges verändert. Und es würde sich noch viel mehr verändern, wenn endlich dieses CI-4 auf dem Markt wäre. Doch offenbar musste man da jemandem mal in den Hintern treten. Cole saß auf seinem Schreibtisch mit einem Glas Whiskey in der Hand und blickte auf, als Ragnar und Antonin eintraten. Dann stand er auf, musterte den Chemiker. "Wir müssen ein paar Unklarheiten beseitigen." Er deutete Antonin einen Sessel und setzte sich selbst hinter den Schreibtisch, den anderen nicht aus den Augen lassend. Antonin wirkte wieder angespannt, oder bildete er sich das nur ein? Irgendwie bekam er bei ihm immer das Gefühl eines lauernden Löwen, der einem jederzeit ans Genick springen könnte, um einem dieses zu brechen. Und in Coles Augen strömte er eine Unruhe aus, die ihn selbst ein wenig berührte. "Erstmals hat mich der Testbericht etwas erstaunt. Das schwächere Zeug hat Nebenwirkungen, die wir nicht tragen können, selbst wenn der Wirkstoff nicht mehr nachzuweisen ist. Wie lange wirst du brauchen, um das beheben zu können?" Seine kühlen Augen ruhten auf dem anderen, ohne jegliche Emotion auszustrahlen. Er wollte eine unverfälschte Reaktion des anderen haben, denn nur so konnte er sehen, was er zwischen den Zeilen lesen würde können. "Weißt du, wir können kein Zeug unter die Leute bringen, das denen schneller als alle anderen Drogen den Tod vor Augen führt. Das funktioniert nicht. Auch wenn die saubere Version genial ist und sich großer Beliebtheit erfreut, so brauchen wir ein Massenprodukt, das unsere Kunden dennoch am Leben hält. Alles andere geht einfach nicht." Er legte den Kopf leicht schief. "Erklär mir also bitte, was du gedenkst zu tun, um dieses kleine Problem aus der Welt zu schaffen." Antonin Sein seichtes Lächeln war wieder an Ort und Stelle als er auf Ragnar traf. Ja, mit jenem Kerl konnte er zusammenarbeiten, dessen Art ließ ihn nicht alle paar Sekunden die Wände hochgehen wollen. Auch wenn Antonin irgendwo bewusst war, dass genau das Ragnars große Stärke zu sein schien. Aber das war kein Problem, wenn dann eine angenehme Zugabe. "Hey, das kommt drauf an wie man gut definieren möchte", antwortete er und ließ sich mit an die Theke nehmen. Den blöden Blick als er sich Wasser ohne Sprudel mit Eiswürfel bestellte überging er gekonnt. Seit dieser Geschichte mit Don war er Alkohol so gut als möglich aus dem Weg gegangen. Seine Arbeit brauchte einen freien Kopf und er hatte vor, diese heute Abend noch fort zu setzen. Das Glas in der Hand belassend folgte er Ragnar schließlich, vorbei an den Bodyguards und durch eine Sicherheitstür. Was die Frage aufbrachte, wie hoch Cole eigentlich tatsächlich in der Hackordnung stand. War er hier wirklich derjenige mit dem allerletzten Wort? Was wollte er dann noch von ihm direkt? Im Grunde genommen war er dafür noch ein zu kleiner Fisch. Und noch vielmehr wünschte er sich, dass es tatsächlich so wäre als der Typ direkt bei ihrem Eintreten aufstand und ihm so freundliche Worte der Begrüßung an den Kopf warf. Antonin zog es vor zu schweigen und sich wie gewünscht einfach zu setzen. Nebenbei auf Ragnars Schritte achtend, wo genau der Kerl sich hinter ihm befand. Eine Situation, genauso wie er sie eigentlich nicht haben wollte. Er schnaubte leise und trank abermals von seinem Wasser, Cole nicht aus den Augen lassend. Aber immerhin, entweder lag es an dessen Augen oder an Antonins Weglassen von Hochprozentigem, da kroch momentan noch nichts von den bekannten Gefühlen seine Wirbelsäule hoch. Das wiederum war ausgesprochen gut. Man musste einfach immer nur die positiven Dinge in einer scheiß Situation finden, right? Doch dann runzelte er die Stirn. "Wieso das schwächere Zeug? CI-2 ist marktreif aber zu teuer. CI-3 ist komplett ausgetestet, aber nicht das Wahre wenn es um den Kick geht. Die wirklich kritischen Nebenwirkungen hat nur CI-4", er hielt kurz inne und dachte nach. "Womöglich habe ich mich in dem Bericht nicht klar genug ausgedrückt...", meinte er gedehnt, obwohl er der festen Überzeugung war, dass es eben nicht so wäre. Er war gewissenhaft mit seiner Arbeit und konnte sich da kleine Schlampereien leisten. Was war das hier? Ein beschissener Test? Halbwegs frustriert stellte er das Glas auf dem Schreibtisch ab und verzog die Lippen. "Das ist mir alles durchaus klar, schließlich habe ich das Zeug entwickelt, oder etwa nicht?", brummte er ungnädig. "Und wenn ich nicht ständig von einem Treffen zum nächsten hechten müsste, nur um zu erklären, was bereits in den Berichten steht, dann könnte ich jetzt auch gut und gerne weiter daran arbeiten. Was ich auch noch bis vor 30 Minuten getan habe." Oh... seine Klappe funktionierte bei Cole auch noch? Seltsam.. "Tatsächlich aber muss ich meine beschissene Zeit mit beschissenen Einäscherungen rumbringen. Und damit nicht genug: Damit mir nicht ständig uneingeladener Besuch ins Haus fällt und mich in meinem eigenen verfickten Hausflur mit ner Knarre bedrohen kann, musste ich auch noch umziehen! Soll ich Don jetzt auch noch in meinem kleinen Zeitplan erwähnen?", setzte er noch hinten dran. Entweder Cole hatte Ragnar unter Kontrolle oder eben nicht. "Ich habe damals gesagt, dass das Zeug unfertig ist und lasse mir daraus keinen Strick drehen, wenn eure interne Kommunikation nicht zu funktionieren scheint. Wie ich also denke das Problem zu lösen? Da fällt mir auf Anhieb das Zauberwort Ruhe ein. Das ist verdammt nochmal kein Koks, das man einfach irgendwie zusammenpanscht, sondern scheisskomplizierte Arbeit." Er verschränkte die Arme abwehrend und wartete auf die Reaktion. Vielleicht würde Cole ihm diesmal nicht neben sondern in den Kopf schießen, aber wirklich was erwartete dieser Kerl? Antonin war ja selbst deutlich frustrierter und angepisster mit CI-4 als Cole das jemals sein könnte und dann stellte sich diese Raubkatze in Menschenhaut hin und wollte ihm sagen wie unzufrieden er wäre? Ha! Ein großes, lautes. HA! Zudem jedes seiner Worte seinen Frust nur zu deutlich heraushören ließ, etwas, das er nach so einem Tag kaum noch unterdrücken konnte. Er war auch nur ein Mensch und seine schauspielerischen Fähigkeiten schienen leider im Zusammenhang mit Wodka zu stehen. Und nur ganz am Rande fragte er sich, was Ragnar nun wohl für ein Bild von ihm hätte, mit diesem war er schließlich ganz anders umgegangen. Andererseits war man ihm da auch auf anderer Ebene begegnet, mit einer Art und Weise auf die Antonin auch antworten konnte. Während Cole über das eindrucksvolle Talent zu verfügen schien ihn von halbwegs entspannt zu nahe an der Klippe in weniger als zwei Sekunden zu bringen. Was war nur los mit diesem Kerl? Was irritierte ihn so furchtbar? Gnah! Am liebsten hätte Antonin sich trotz der Situation die Haare gerauft und sich selbst zu ein wenig mehr Professionalität ermahnt. Cole Coles Lippen zierte ein kaltes Lächeln. Antonin schien offenbar der Typ Mensch zu sein, der sagte, was er dachte, auch wenn es ihn Kopf und Kragen kosten könnte. Interessant. Aber offenbar wusste dieser auch einfach gar nicht einzuschätzen, in welcher Situation er sich befand. Offenbar war ihm gar nichts wirklich bewusst. Zeit ihm ein wenig mehr Klarheit zu verschaffen? Vielleicht... Und dann sprach er auch noch das zweite Thema des heutigen Abends an. Coles Miene verdüsterte sich zusehends, ein unwilliger Funke leuchte in seinen Augen auf. Er hörte zu, aber mit jedem Wort des anderen rührte sich mehr und mehr der Wunsch, jenen einfach zu verabschieden. Kurz fing er Ragnars Blick ein, der die Augenbrauen gehoben hatte und den Kopf leicht schüttelte. Cole atmete tief durch. "Antonin", begann er dann und fuhr sich mit der Hand über die Stirn, um die Haare aus seinem Gesicht zu streichen. "Antonin, du machst mich wahnsinnig." Wieder erschien ein kühles Lächeln auf seinen Lippen. "Und ehrlich gesagt weiß ich grad gar nicht, weshalb Ragnar dich nicht verabschieden will." Cole trank einen Schluck Whiskey und lehnte sich nachdenklich in seinem Sessel zurück. Die Abwehrhaltung die Antonin eingenommen hatte, indem er die Hände vor der Brust verschränkt hatte, sprach Bände, auch die Intonation. Das war eigentlich das Schöne an den Menschen, die so ungestüm waren, und erst handelten, bevor sie das Denken anfingen. Man konnte sie leicht lesen... "Uns ist durchaus bewusst, dass du Zeit brauchst und 'Ruhe'. Ich bin schon lange genug in dem Geschäft, dass ich das weiß." Er blickte den anderen musternd an, während er noch immer Zeit schindete, damit der in ihm aufgekeimte Drang, hier nicht weiter zu machen, langsam aber sicher zurückging. "Wir haben nicht vor dir einen Strick daraus zu drehen, dass es noch etwas dauert, bis CI-4 auf den Markt kann. Es geht mir einzig darum, dass wir wissen müssen, ab wann wir damit rechnen können, dass wir ein Produkt haben, das mehr als brauchbar ist. Denn wie du selbst so treffend beschrieben hast, ist CI-2 auf Dauer zu teuer. Es ist fantastisch, um die Kunden einzustimmen, aber wie mit jedem Produkt, das neu und teuer auf den Markt kommt, braucht die breite Masse etwas adäquates, das nicht mehr ganz so teuer ist. Wir brauchen CI-4, und zwar ohne dass uns jeder zweite deswegen hops geht." Er seufzte. "Und da du offenbar keine Ahnung hast, wo du mit deiner Droge gelandet bist, solltest du wissen, dass es hier nicht nur um ein paar Clubs geht, um ein paar Diskos, wo dein Zeug vertickert wird, sondern es geht in der ganzen Stadt und mittlerweile auch in Chicago und in LA auf den Markt." Coles Blick wurde ernst. "Begreifst du endlich, dass du es nicht mit irgendwelchen Vorortidioten zu tun hast, sondern das Ganze etwas globaler gesehen werden sollte? Dass du durch uns die Chance hast, in ganz Amerika dein Zeug abzusetzen?" Er sprach bedächtig und langsam, als dächte er, Antonin sei nicht ganz hell in der Birne. "Entschuldige, wenn ich dir jetzt zu nahe trete, aber ich hatte gedacht du hättest mehr drauf, du wärst klüger. Ich dachte du bist nicht nur gefrustet, sondern würdest Probleme, die bei jeder Produktion auftreten, etwas ... nun sagen wir 'professioneller' lösen." Er hob die Augenbrauen und sah den anderen herausfordernd an. Er wusste, dass er gerade einen Löwen piesackte, aber er hoffte darauf, dass er nur den Ehrgeiz des anderen ankratzte, damit es nun doch etwas schneller voranging. Wenn Antonin deswegen nun aussteigen würde, so könnte Cole sich immer noch überlegen, ob er ihm das Genick brach, oder nochmal auf ihn zuging. "Ich würde also vorschlagen, dass du in Ruhe weiterarbeitest und dich ran hältst. Schau, wir wollen CI-4, das du uns liefern kannst, und du willst Geld, das wir dir zur Verfügung stellen. Eigentlich sollte das Ganze dann doch nur noch eine Frage der Zeit sein, die aber bitte so kurz wie möglich ist! Und da du von Ruhe gesprochen hast, hast du mich auch schon auf das zweite Thema gebracht, das wir besprechen müssen." Er griff zum Telefonhörer und tippte eine Zahlenkombination. "Schick mir Simon", befahl er und legte wieder auf. Wenig später trat der Gerufene ängstlich ein. "Du hast dich nun schon wiederholt über den Verlust deines Freundes geäußert. Nun, hier hast du den, der dafür verantwortlich ist. Wie Ragnar mir berichtete, seist du für eine Entschädigung. Nur ich frage mich, wie du dir das vorstellst." Cole stand auf und zog seine Waffe. Simons Augen weiteten sich angsterfüllt. "Weißt du, du hast Geld bekommen, einen ordentlichen Betrag. Dennoch beschwerst du dich heute schon wieder darüber. Was möchtest du? Wie soll die Vergeltung, die du offenbar forderst aussehen?" Wieder blickte er den anderen herausfordernd an und trat auf Simon zu. Dann hob er unvermittelt die Waffe, ein Colt, und richtete sie auf Simon. "Soll ich ihn umlegen? Was soll ich deiner Meinung tun, damit du zufriedener bist?" Neben ihm sackte Simon etwas in sich zusammen und begann zu wimmern, betete von seiner Familie, seinen zwei Kindern. "Wie bitte, verrat mir das, soll ich dir in diesem Punkt Befriedigung verschaffen? Denn was das andere Problem und dein Frust diesbezüglich betrifft, da kann ich dir nicht helfen, aber offenbar forderst du, dass ich dir hierbei helfe..." Antonin Schon als er seinen Namen aus Cole's Mund hörte, war eigentlich alles klar. Er hatte es schon wieder übertrieben. Gott verfluchte Scheiße nochmal! Aber er machte Cole wahnsinnig? Na, wenn das mal nicht ein wenig ironisch war, wusste Antonin auch nicht mehr weiter. Aber er war sich sicher: In einem wahnsinnigkeitsmachendem Wettbewerb würde Cole ihn um Längen schlagen! Um Längen! Weshalb Ragnar ihn nicht verabschieden wollte? Nun Antonin würde da schon der ein oder andere Gedankengang dazu einfallen, aber es war wohl geschickter momentan die Klappe zu halten. Zwar war diesmal noch nicht geschossen worden, aber man sollte sein Glück ja nicht übermäßig auf die Probe stellen. Schon lange im Geschäft? Er musterte Cole diesmal mit ein bisschen mehr Abstand - oder zumindest versuchte er es. Wie alt war der Typ? 26? 27? Naja, wenn man hier aufgewachsen war, kam man da wohl kaum drum rum. Antonin selbst kannte seine alte Jugendgang, aber hatte sich schnell aus diesen Kreisen herausbegeben. Nur um jetzt mit einem Kopfsprung wieder hinein zu springen. Ole, ole. Er hörte dem anderen noch eine Weile zu, bevor er seine Haltung aufgab und dann tatsächlich eine Hand hob um sich einmal durch die Haare zu fahren. Zeit für eine 180 Grad Drehung. Und darin war er gut... meistens. "Ok, ok. Die Nachricht kam an und mir ist schon irgendwie klar, dass es gerade der denkbar ungünstigste Zeitpunkt und vor allem Ort ist um meinen eigenen Frust loszuwerden. Es tut mir leid, ok? Auch wenn ich weiß, dass gerade jene Worte hier sowieso meist erst dann ausgesprochen werden, wenn man die Knarre am Kopf hat... Ich nehme auch den Rüffel mit der Professionalität hin und gelobe Besserung", er hielt den Blickkontakt, schließlich war er niemand der sich durch Worte und Gesten kleiner machte als es sein musste. Auch wenn es ihn unsagbar wurmte wie Cole gerade mit ihm sprach und er seine Zähne arg zusammenbeißen musste, um nicht wieder mit einem Kommentar auszuholen. Irgendwann würde er den Kerl mal in einer dunklen Gasse ganz alleine treffen... ah so Fantasien waren schon etwas Schönes. Zudem ihm das gar nichts bringen würde, außer noch mehr Ärger. Vermutlich nicht mal Befriedigung, denn solche Leute mit Gewalt von sich zu überzeugen, war nicht Antonins Stil. Zudem da gerade andere Worte interessanter waren. Die Drogen über die Stadt hinaus? Wusste der Kerl was er da verlangte? Er alleine könnte niemals solche Mengen herstellen und seine - wenn sie denn mal fertig wäre - Rezeptur rausgeben? Never ever! Nope... nicht in diesem Leben. Aber auch dazu hielt er erstmal fein die Fresse. Lieber nochmal in Ruhe drüber nachdenken.. Als das Gespräch zu Luke kam, hielt Antonin alle Muskeln so entspannt wie nur eben möglich. Da zuckte kein Lid und auch sonstige Gesichtsregungen änderten sich nicht großartig. Wenn er jetzt auch nur nach Angst riechen würde, wäre das ganze hier trotz der vielversprechenden Droge vorbei. So sah er gelassen dabei zu wie jener Simon hereingerufen wurde und Cole die Waffe zog. An dem ganzen interessierte ihn die Waffe momentan mehr als der Rest. War das die gleiche mit der er bedroht worden war? Schickes Teil, durchaus. Könnte er sich auch mal überlegen. Als das Gespräch dann aufs Geld kam, hob er eine Augenbraue. "Umlegen?", echote er kopfschüttelnd. "Davon hätte ich ja nunmal gar nichts. Ich will seine Handynummer", äußerte er gelassen. Tatsächlich fehlte ihm mit Luke jemand für die Besorgungen bestimmter Dinge. Das konnte er nun wirklich nicht auch noch auf den Zeitplan setzen. "Und so an die fünf Stunden seiner Zeit in der Woche." Cole Gut, Cole blickte zufrieden und ließ die Waffe sinken. Offenbar war Antonin zwar vorlaut und eilig mit seinen Worten, aber immerhin schien er zu wissen, wann es genug war. Er hätte Simon nie erschossen. Dafür war er ihm viel zu treu ergeben und Simon wusste das eigentlich. Dennoch nahm sich Cole vor, nachher diese Situation mit Simon zu klären. Hätte Antonin wirklich von ihm „Genugtuung“ gefordert, h#tte dieser daran glauben müssen. "Prima", murmelte er übertrieben höflich und ließ seine Waffe wieder sinken. Cole streckte sich leicht. "Dann hätten wir ja alles geklärt." Simon, dem der Schweiß auf der Stirn stand, bekreuzigte sich, während Cole wieder zu seinem Schreibtisch ging und seinen Whiskey nahm, um einen Schluck zu trinken. Kurz überlegte er, dann wandte er sich wieder Antonin zu. "Du bekommst ihn so oft du ihn brauchst", erklärte er und sah in das unbewegte Gesicht des anderen. Da war sie wieder, die Professionalität, die er brauchte, das kühle, undurchschaubare, das er selbst ausstrahlte. Er hatte das geschätzt an jenem Abend, als sie den zweiten Bürgermeister aus dem Weg geräumt hatten. Und jetzt hatte er es wieder gesehen, dass jener dazu in der Lage war. Er konnte es einfach nicht leiden, wenn man die Emotionen anderer in allen Worten, jeder Bewegung, jedem Blick sehen konnte. Er hatte es früh gelernt, dass es nichts brachte, dass man dann nur Ärger bekam. Vielleicht konnte aus dem Kerl doch noch ein akzeptabler Geschäftspartner werden. Mal sehen. Er griff nach einem Zettel und schrieb die Handynummer des Handlangers auf, reichte sie Antonin. "Simon du wirst tun, was er von dir verlangt, außer es verstößt gegen deine Moral, von der du ja nicht viel besitzt." Er machte eine Bewegung mit dem Kopf, die Simon nur nicken und den Raum verlassen ließ. "Ich denke wir sind uns soweit einig. Du hältst uns auf dem Laufenden, was die Entwicklung betrifft und auch abschätzen kannst, wie lange es noch dauert, bis CI-4 fertig ist." In diesem Moment läutete sein Handy, kurz blickte er aufs Display, dann ging er ran. Er grüßte nie, dann seine Handynummer hatten ohnehin nur die wichtigsten Leute um ihn herum. Er lauschte, dann warf er Antonin einen Blick zu. "Ist gut, ich komm und bring jemanden mit." Dann legte er wieder auf. "Eigentlich wollte ich dich gehen lassen, aber ich befürchte ich brauche dich heute Abend nochmal. Du darfst mir auch eine Rechnung schreiben für deine Dienste." Er blickte Ragnar an. "Es war Xander, die Russen scheinen Probleme zu machen und schmutziges Zeug verkaufen zu wollen. Bleib du hier und halt die Stellung. Ich kümmer mich darum." Dann drehte er sich wieder zu Antonin. "Komm mit. In ner Stunde bist du wieder hier. Ich brauche nur deine Sprache und deine chemischen Kenntnisse." Antonin Er griff sich den Zettel und steckte ihn unbeachtet in die Innentasche seines schwarzen, halblangen Mantels. Was sollte dieses rumgestrecke jetzt wieder? Ah.. egal er würde sich nicht anmerken lassen wie sehr ihn diese 'kleinen' Machtdemonstrationen auf den Sack gingen! Das entschied er zumindest mit dem rationalen Teil seines Gehirns, der eher emotionale wollte über den Tisch springen und Cole würgen bis er blau anlief. Und das wo er gerade beschlossen hatte nicht mit Gewalt von sich zu überzeugen. Was war er nur für ein Fähnchen im Wind? Er nickte zu Coles Worten um zu zeigen, dass er verstanden hatte. Über die Entwicklungen würde er Ragnar so oder so Berichte abliefern. Das gehörte einfach mit dazu wenn man Verträge abschloss. Doch als dann das Telefon klingelte und Cole ihm einen Blick zuwarf, da war es wieder: Dieses eine ganz miese Gefühl, das in letzter Zeit immer nur im Zusammenhang mit dem Typen aufzutauchen schien. Antonin nahm es inzwischen als böses Omen und schien auch diesmal wieder recht damit zu behalten. Eine Rechnung für seine Dienste? Wollte der Typ jetzt auch noch den ersten Bürgermeister umlegen? Ja, Antonin wusste durchaus, wen Cole da abgeknallt hatte und in Hinblick auf dessen Kaltschnäuzigkeit war ja auch seine eigene Lebensversicherung bei seinem Rechtsverdreher hinterlegt worden. Doch als er hörte, um was es ging, zog er unheilvoll seine Augenbrauen zusammen. Russen. Na, wer wollte raten was schlimmer als eine Stunde mit Cola wäre? Richtig, viele Stunden mit Cole PLUS ein paar Russen. Antonin hasste Russen. Und er hasste es, dass seine eigenen Waffen im Zusammenhang mit der anderen Hälfte seiner Herkunft immer so furchtbar locker saßen. Er hasste russisches Temperament und er hasste die Russische Sprache. Und überhaupt, woher wollte Cole eigentlich wissen, dass er russisch sprach, hä? Nur weil er hin und wieder in Russisch fluchte vielleicht? Aber verdammte Axt.. natürlich sprach er es. Sich das tiefe Seufzen verkneifend erhob er sich und griff langsam nach seiner Desert Eagle. Ganz offensichtlich so, dass es nicht wie ein geplanter Angriff oder nach ähnlicher Konfrontation aussehen würde. Er ließ das Magazin herausgleiten und überprüfte es kurz bevor er es wieder hineinschob und das gute Stück wieder sicher verstaute. Von seiner Magnum wusste er, dass sie voll geladen war, jene benutzte er nur wenn es wirklich sein musste. Und wieder wünschte er sich eine Zigarette. Er müsste beizeiten Mal herausfinden, ob es in Gegenwart von Cole eine gute Idee wäre zu rauchen. Zudem ein ganz, ganz anderer Teil seines Gehirns langsam aber sicher wieder in Betrieb ging. Zumindest bezeichnete Antonin das Geschehen ganz gern so. Er würde schon wieder einem direkten Befehl von Cole ungefragte Folge leisten, richtig? Über kurz oder lang müsste er sich ehrliche Gedanken darüber machen, denn wenn das so weiterging, hätte er ein Problem. Ein ziemlich großes Problem. "Rechnung?", brummte er dann. "Mir würde es schon reichen wenn das nicht wieder so wie letztes Mal endet." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)