Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 4: Von Kunst und trocknender Farbe ------------------------------------------ Antonin "Mann! Pass doch auf was du da machst! Das ist ein Original. Original! Das kann sich so ein Wicht wie du es bist nicht einmal leisten, wenn er hundert Jahre darauf hin spart!", motzte Antonin einen der Möbelpacker an und beobachtete mit Argusaugen wie jener plötzlich sorgsamer mit einem seiner geliebten Bilder umging. Antonin stand unter Stress. Ja, so konnte man das wohl ausdrücken. Zwar hatte er nichts mehr von Cole gehört, doch jener bestimmte Abend hatte es noch in sich gehabt. Vermutlich war er nahe an einer Alkoholvergiftung gestanden. Einer der Sicherheitsleute hatte ihn schließlich heimgefahren, ihm einen ellenlangen Vortrag gehalten, sich dann aber dazu überreden lassen, ihn nicht zu melden. Wegen 'guter Führung'. Ha! Dazu noch die Wohnungssuche, die sich auch komplizierter gestaltete als ursprünglich geplant. Eigentlich hatte er sich weiterhin in einem der eher unten anzusiedelnden Gegenden gesucht, wie eben seiner bisherigen. Aber schlussendlich könnte er sich mit seinem Gehalt selbst offiziell etwas Besseres leisten und war mit diesen Gedanken an einen Makler herangetreten, der einem Prof der Chemie, Grombowitsch, natürlich gegen eine satte Summe auch nur zu gerne half. Etwas Gutes hatte die Sache ja, philosophierte er, während er einem plötzlich aufgetauchten Boten den Empfang quittierte. Sein Park zum Laufen wäre nur kurz um die Ecke und er wohnte jetzt im ersten Stock. Dazu kam aber dann noch, dass er sein Auto ummelden musste, da ihm inzwischen ein ganzer Kronleuchter aufgegangen war, wie Cole ihm auf die Schliche gekommen sein musste. Also lief dieses jetzt auf Mikael Pablow, einen Namen, der weder zu ihm noch zu seinem Decknamen für die Arbeit führen würde. Was musste ihm aber auch so ein dämlicher Fehler unterlaufen?! "Ey!", brüllte er schließlich. "Ihr könnte es euch aussuchen: Entweder geht ihr jetzt endlich pfleglich mit meinen Sachen um, oder es gibt statt einem satten Bonus einen gepflegten Tritt in den Arsch!" Diese Vollidioten! Nur weil er hier wohnte, hieß das nicht, dass er nicht an seinen Dingen hing! Leise fluchend riss er das Paket auf und kurzzeitig schien alles um ihn herum einzufrieren als er ein wenig ungläubig auf sein Hemd blickte. What the fuck?! Man, man, Antonin hätte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit sein gutes Stück per Expresskurier zurückzubekommen. Dann erst bemerkte er die beigelegte Notiz und überflog sie stirnrunzelnd. Ein Läufer?! Aber immerhin schien die Anspielung aufs Schachspiel angekommen zu sein. Wieder ein Verdacht, der sich bestätigte. Dieser Cole war keiner von diesen Flachanglern. Um bei Metaphern zu bleiben, so war jener eher bei Tiefseeangern anzusetzen. Sich unwillig auf die Lippen beißend betrachtete er sich die Nummer. Wer zum Henker war jetzt bitteschön Ragnar? Nur nicht zu viele Informationen auf einmal bitte. Wie zum Beispiel was er diesem erzählen sollte? 'Hey, Cole hat gesagt ich soll dich anrufen... lass uns doch mal auf nen Kaffee treffen?' Antonin verdrehte die Augen und seufzte tief. Vielleicht war er doch nicht für diese Geschäft gemacht. Es hieß doch immer: Schuster, bleib bei deinen Leisten. Vielleicht sollte er den Markt solange mit kostenlosen Kapseln überschwemmen, bis es gar nicht mehr anders ging und die Leute zu ihm kommen würden? Das wiederrum würde allerdings bedeuten, dass sich einer dieser angepissten Gangsterbosse seinen Kopf wohl an ein Brett genagelt im Trophäenzimmer aufhängen würde. Also nein, wohl lieber doch nicht. Und dann erst fiel ihm das Geld auf und er begann trocken zu lachen. Kohle für die paar Kapseln würde das ja wohl kaum sein... Hatte er es also endlich geschafft und einen Auftragsmord hinter sich gebracht, huh? Na, wenn das mal nicht ein perfekter Start in den Tag war, wusste er auch nicht mehr weiter. Aber mit solchem Geld konnte man nicht vorsichtig genug sein, besonders nicht wenn Cole seine Finger im Spiel hatte. Womöglich kam das Zeug gerade aus einem riesigen geplatzten Deal und irgendwelche Schlitzaugen würden sich ihm an die Fersen heften. Ne, Ne.. das Zeug müsste erst gewaschen werden, danach könnte es gut und gern in seine weiteren Versuche einfließen. Abermals las er die Nachricht. Antonin hatte ja keine Ahnung was Cole unter einem Turm verstand, aber er sah die Geradlinigkeit darin, die man brauchte. Egal wie weit man weg stand, wenn du einem Turm im direkten Weg stehen würdest, wäre es das Ende. Allerdings waren Springer deutlich wendiger und das passte auch. Er konnte sich anpassen, das wusste er besser als jeder andere. Aber Läufer?! Da wäre er ja noch lieber ein unbeweglicher Bauer der mit viel Geduld, Gerissenheit und Vorsicht zu allem werden konnte was er wollte, wenn er lange genug überlebte... Tief seufzend entfernte er sich einige Meter von seinem Haus und wählte die angegebene Nummer und hielt sich dann nicht mit langen Begrüßungsfloskeln auf als tatsächlich jemand ranging: "Mir wurde die Nummer gegeben um einen Termin auszumachen, da ich scheinbar etwas besitze, das euch interessieren könnte. Zeitpunkt ist euer Bier, aber das Treffen findet in der Galerie NEXUS statt oder gar nicht." Er würde jetzt ganz bestimmt nicht anfangen zu kriechen. Mit Cole schien sein Mundwerk nicht so ganz zu funktionieren wie sonst, aber durchs Telefon könnte ihn ein fremder Typ wohl kaum abknallen. Und Antonin Marakow würde in weniger als 2 Stunden unbekannt verzogen sein, während Mikael Grombowitsch es sich in neuen vier Wänden gemütlich machen würde. Cole Ragnar ließ ihm an diesem Abend eine Nachricht zukommen, dass sich der Russe gemeldet habe und ein Treffen mit ihm für den nächsten Abend um 19 Uhr in einer Galerie vereinbart sei. Zufrieden nickte Cole, als er es las und schmiss den Zettel weg. Interessant war, dass Antonin sich seinen Treffpunkt selbst ausgesucht hatte. Entweder hatte er Grund, ihm zu misstrauen, oder er hatte anderweitig Probleme. Doch Cole sollte sich darüber keine Gedanken machen, letztlich sprach es für den Russen, dass er selbst sein Herr sein wollte. Das Zeug, das Antonin ihm geschickt hatte, war erstklassige Ware gewesen und hatte eingeschlagen wie eine Bombe. Es gab schon einige Anfragen, ob es mehr davon gebe, allerdings war die Menge, die Antonin geschickt hatte, nicht sehr groß gewesen. Noch hatten sich weder negative Kurzzeitnebenwirkungen, noch Langzeitwirkungen abgezeichnet, wobei letztere nach so kurzer Zeit ohnehin nicht absehbar waren. Klar war, dass das Zeug high machte, die Konsumenten antrieb bis ins Äußerste zu gehen, ihnen einen kräftigen Kick verpasste und zudem noch ziemlich süchtig macht. Also das Ideal, um einen zufriedenen Kundenstamm, und gleichzeitig auch einen treuen Kundenstamm zu haben. Die Frage war nur, ob Antonin bereit sein würde, nur ihnen zu liefern. Aber das würde das Verhandlungsgeschick von Ragnar ausmachen. Damit hatte Cole nichts zu tun. Cole hatte die Art und Weise, wie Antonin mit den Informationen umgegangen war, imponiert. Es hatte gut getan, jemanden vor sich zu haben, der sein eigener Herr bleiben wollte, sich nicht benutzen lassen wollte. Leute, die immer machten, was man ihnen sagte, die immer taten, was offensichtlich war, die einem immer nach dem Mund redeten und keine eigene Meinung, keinen eigenen Willen zeigten, ödeten ihn tierisch an. Andererseits würde er jetzt nicht mehr wirklich viel mit ihm zu tun haben. Wenn jener nur ein Lieferant war, hatte nur Ragnar etwas mit ihm zu tun. Aber wie dem auch sei. Cole war froh, dass langsam aber sicher die Leute, die in seinem konkreten Umfeld waren, Leute waren, von denen er wusste, dass sie etwas drauf hatten. Es hatte lange gedauert, bis er die Position, die er im Moment hatte, sein eigen nennen durfte. Und nun dauerte es auch schon einige Zeit, seit er begonnen hatte diese Position von Schmarotzern und unfähigen Idioten zu reinigen. Langsam aber sicher sah er Land. Doch nun galt es, sich weiter zu beweisen. Costello hatte ihn ihm Auge, wie er ihn sein ganzes Leben nie aus den AUgen gelassen hatte. Nicht, weil er sich bisher wirklich etwas zu Schulden hatte kommen lassen, ganz im Gegenteil, sondern weil sein Chef schon immer Angst gehabt hatte, Cole könne sich irgendwann gegen ihn wenden. Aber konnte er das wirklich? Nein, das schien Cole unmöglich. Zu viel gab es, was Cole nicht riskieren durfte. In wenigen Tagen würde es einen großen Deal am Hafen geben. Einen wirklich großen Deal. Und bis dahin war noch viel zu tun. Ragnar Ragnar betrat die Galerie und sah sich um. Wie besprochen hatte er seinen grünen Schal um, der ihm wirklich ein wenig den Anschein eines Intellektuelle gab. Langsam ging er durch die Galerie, sah sich die modernen Bilder an und blieb dann vor dem Bild des nackten Frauenkörpers stehen, der in einem unwirklichen Licht dargestellt war, wie eine Wasserleiche, die sich nach Liebe sehnte. Interessant, wie sich alte Strömungen und Gedankengänge doch immer irgendwann wieder wiederholten... Nun hieß es warten und wenn er Coles Worten folgte, so würde er gleich einem jungen fähigen Mann begegnen, der wusste was er wollte. Antonin Antonin stand auf der Galerie und sah den Typen, wie versprochen mit einem grünen Schal um den Hals tragend herein kommen. Aufmerksam verfolgte er dessen Schritte, den Blick auch immer wieder zur Tür werfend. Der kam tatsächlich alleine, oder was? Sich das dunkelblaue Hemd ein wenig glattziehend, welches er über der schwarzen Stoffhose trug - natürlich mit langen Ärmeln - machte er sich auf den Weg nach unten. Vorbei an den eifrig schwatzenden Galeriebesuchern und an den diesmal eher surrealen Bildern, die ausgestellt waren. Wenn alles glatt ging, war ihm noch ein Treffen mit der Künstlerin versprochen worden. Eines dieser Bilder hatte seine Aufmerksamkeit erregt und er wollte fragen, ob sie ihm vielleicht so ein ähnliches anfertigen würde. An mehr als das dachte er heute gar nicht, die letzten kurzen Nummern hatte einen schalen Nachgeschmack in seinem Mund hinterlassen und das Gefühl, dass es besser gewesen wäre, seinen kleinen Freund eingepackt zu lassen. Ob er sich mal nach anderen Sexpraktiken umsehen sollte? Härteres Zeug? Nur so ein bisschen Titten und dahin gehauchtes Stöhnen langweilten ihn tierisch. Wobei die Weiber auf dem ersten Blick schon immer wirklich heiße Feger waren und trotzdem nicht schwer rumzukriegen. Antonin wusste um sein Aussehen und jene Ausstrahlung, die er versprühen könnte wie Gärtner das mit Pestiziden taten. Er trat neben dem Kerl, den er für Ragnar hielt, an ein Bild und warf ihm einen Seitenblick zu, bevor er breit grinste. "Sie haben gerufen und hier bin ich.", stellte er fest, bevor er den Kopf zur Begrüßung neigte. Und gerade als er zum nächsten, bestimmt völlig sinnlosem Satz ansetzen wollte, klingelte sein verdammtes Handy in jenem bestimmten Klingelton, den er so ungern ignorierte. So hob er nur kurz die Hand entschuldigend und wandte sich ein paar Schritte ab, bevor er ranging und seinem Gesprächspartner eine Weile ruhig zuhörte. "Er ist also doch...", murmelte er schließlich und hob eine Hand, um sich durch die Haare zu wuscheln.“Hm.. ja...... mh.... gefährliches Pflaster zur Zeit. Wie geht es seinem Bruder?", er warf einen kurzen Blick zu Ragnar und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. "Ich komme später vorbei", damit klappte er sein Handy zu, trat wieder auf Ragnar zu und hob die Augenbraue. Ganz so als wollte er sagen: "Ich höre?" Ragnar Ragnar musterte den jungen Mann amüsiert. Ein Lächeln zierte wie meistens seine Lippen. Als jener endlich zu Ende telefoniert hat, blickte er ihn offen an. Die offensichtliche Abwehrhaltung des anderen amüsierte ihn, doch das ließ er sich nicht anmerken. Offenbar hatte jener Respekt vor der Szene, was sicher gesünder war. "Ich bin beeindruckt", erklärte er und blickte das Bild noch einmal kurz an, das er betrachtet hatte. "Die Kunstwerke hier ist wirklich erstklassig. Sicher in der Form nicht für einen größeren Markt zu produzieren, aber annähernd hohe Qualität wäre auch in Ordnung. Die Kunden hier sind sehr zufrieden, das habe ich schon mitbekommen. Und ich glaube für diese Art von Bildern wäre ich bereit, eine angemessene Bezahlung zu leisten, vorausgesetzt es würde mir versichert sein, dass ich der einzige bin, der diese bekommt. Und auch dafür bin ich bereit, mehr zu bezahlen." Abwartend blickte er Antonin an, suchend in den Augen des anderen, ob jener verstand, worüber er redete. "Ich kann natürlich nicht wissen, ob Sie schon einen Abnehmer haben, aber ich garantiere ihnen eine regelmäßige Abnahme, wenn wir ins Geschäft kommen. Mehr von dieser Art Kunst kann ich immer gebrauchen. Aber wohlgemerkt unter der Voraussetzung, dass ich der einzige bin und bleibe, was wie gesagt nicht zu deinem Nachteil gereichen soll." Er lächelte den anderen an. Antonin Antonin lauschte Ragnar und nahm einem der vorbeieilenden Kellner ein Glas Sekt ab, an welchem er hin und wieder nippte. Und als sein Gesprächspartner ihn nach dem kleinen Kunstmonolog abermals anlächelte, erwiderte er eben jenes überdeutlich. "Wissen Sie, was das Problem mit erstklassiger Kunst ist?", setzte er an und deutete mit der Hand die den Sekt hielt auf das Bild. Brachte die helle Flüssigkeit damit leicht zu schwanken und es konnte nicht so genau bestimmt werden, ob er das Glas oder das Gemälde betrachtete. "Es ist teuer und normalerweise über gewisse Galerien hinaus nicht wirklich an den Käufer zu bekommen. Deshalb bin ich auch von den eher altmodischen Ölfarben zu etwas skurieleren Methoden übergegangen." Immer noch breit lächelnd nahm Antonin einen weiteren Schluck von seinem Sekt, während er mit der anderen Hand eine kleine Kapsel aus der Hosentasche holte. Sie war mit ebenso dunkelblauer Flüssigkeit gefüllt, wie die Farbe seines Hemds. "Wenn ich mich recht entsinne habe ich euch Fotos meiner CI-2 Galerie zukommen lassen? Jene sind genau für die hochrangigen Kunden. Während die Bilder um die sich zukünftige Gespräch drehen sollten, den normalen Markt wohl mehr ansprechen. Aber ihre Farbe ist noch nicht trocken genug, um sie schon aufzuhängen." Lässig warf er dem Mann die kleine Kapsel zu. Gerade diese offene zur Schaustellung machte das ganze so unauffällig. "Aber wussten Sie, dass es mit dem Malen nicht getan ist? So aufwändige Bilder brauchen natürlich auch zwei Kerle, denen so exzentrische Künstler wie ich es einer bin auch blind vertrauen. Ich bin sicher, dass können gerade Sie nachvollziehen?", diesmal wurde das Glas so punktgerecht geleert, um es dem abermals vorbeilaufendem Kellner direkt wieder auf das Tablett stellen zu können. "Hierbei geht es gerade um die Besorgung und Vermischung jener ganz speziellen Farben, die ich verwende. Und stellen Sie sich vor...!", gespielt erstaunt hob er sich eine Hand an den Mund und seine Augen wurden kalt, ohne dass sich sonst großartiges an seiner Mimik verändern würde. Als er weitersprach war seine Stimme ein wenig tiefer und leiser geworden. "Jetzt stellen Sie sich vor, einer der Staffelhalter eines meiner zukünftigen Kunden hat es geschafft einen meiner Farbjungs mit einem anderen Kunden zu verwechseln. Eifersucht wird im Kunstgeschäft großgeschrieben und ich konnte schlimmeres verhindern, nur leider musste ich gerade erfahren dass ich eben leider doch nichts verhindert habe. Verstehen Sie, Ragnar?", hinterfragte er mit ruhiger Stimme. "Die Unfähigkeit dieser Männer hat mich einen sehr wichtigen Mann gekostet, der im Alltag ziemlich dämlich, aber im Zusammenmischen in richtigen Mengen ein Genie war. Und ganz offen gestanden macht dieser Umstand die Herstellung nicht wirklich einfacher für mich. Etwas, das Sie grundsätzlich nicht zu interessieren hätte, wenn wir bereits Termine und Mengen vereinbart hätten...", ließ er den letzten Satz auslaufen und nickte auf die Hand seines Gegenübers, welche die Kapsel aufgefangen hatte. "Jene Kapsel da ist ein Schmerzmittel, wie man es in jeder Apotheke bekommen kann, und genau so sieht auch CI-4 aus. Wenn wir allerdings näher auf dieses Thema eingehen wollen, sollten wir uns vorher vielleicht erst über die nun offenstehenden Dinge unterhalten?" Ragnar Cole schien recht gehabt zu haben. Dieser Mann wusste, was er wollte, was sehr angenehm war. Mit solchen Leuten machte Ragnar nur zu gerne Geschäfte. Alles, was er bisher von diesem Antonin sah war, dass er durchschaute, was die Regeln waren. Und er schien, als würde er gute Chancen sehen und wahrnehmen können. Ragnar fing die Pille und musterte sie kurz, bevor er sie in seine Hemdtasche gleiten ließ. "Die Bilder, die Sie uns zukommen haben lassen, waren wirklich sehr eindrucksvoll. Sicher wird für die breite Masse weniger Qualität taugen, dennoch hoffe ich, dass auch die hochwertigen weiterhin für spezielle Kunden zu erhalten sind." Einen Moment überlegte er. Die Informationen, die ihm Antonin bezüglich seines nun ehemaligen Geschäftspartners gab, stellten unter Umständen ein Problem dar, denn schließlich gab er zu, dass die Produktion langsamer verlaufen würde, als vielleicht gut wäre, allerdings gab er auch zu verstehen, dass ihre Organisation daran nicht unschuldig war. Erwartete er, dass sie halfen? Dass sie für ihre Fehler gerade stünden? "Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass sie nur mit Mitarbeitern arbeiten wollen, denen sie vertrauen und es tut mir leid, dass ihnen ein besonders guter Arbeiter abhanden gekommen ist. Ich denke, das wird wohl an höherer Stelle durchaus Reaktionen auslösen." Er kratzte sich am Hinterkopf. Schwierig. Hier war eigentlich Cole gefragt - der hatte die Fäden in der Hand. "Was die Terminierung anbelangt, darüber lässt sich verhandeln, das wird kein Problem sein, solange wir schon einen Vorschuss erhalten, um den Markt aufmerksam zu machen und das Interesse an der Kunst zu wecken. Bleibt nur die Frage offen, ob ihr Farbexperte zu ersetzen ist." Er blickte Antonin an, abwartend, wie jener reagierte. "Und um ehrlich zu sein, kann es gut sein, dass an höherer Stelle auch jene Experten zur Verfügung gestellt werden könnten, wenn das Grund für Lieferengpässe wäre. Schließlich stehen wir ja offensichtlich in ihrer Schuld. Allerdings weiß ich auch, dass Sie sicher nur ungern mit jemand Fremdem arbeiten. Demnach würde ich fast vorschlagen, wir finden einen Termin, an dem wir die genaueren Details besprechen, und bei dem dann auch noch weitere Interessenten anwesend sind, die Ihre Probleme sicher einfacher lösen könnten." Nun würde sich herausstellen, welche Ziele Antonin verfolgte. Würde er auf eine engere Zusammenarbeit eingehen, was für Ragnar bedeutete Cole hinzuziehen zu müssen, oder nicht. Antonin Antonin legte den Kopf ein wenig schief und besah sich den Kerl nachdenklich. Na schön, dann war der Kerl eben ein anderes Kaliber als Don. Eines mit dem Hirn am richtigen Fleck, der mit dem Kunstmonolog nicht einfach nur was vor sich hingeblubbert hatte, was ihm ein anderer vorher auswendig hatte lernen lassen. Außerdem wirkte er fast ein wenig sympathisch, was Kerlen wie diesem Ragnar bestimmt nicht ungelegen kam. Antonin jedoch schon. Wenn er Leute verabscheute konnte er sehr gut mit ihnen umgehen, sobald sie ihm sympathisch wurden, schien sich irgendein Schalter in seinem Hirn zu betätigen, der ihn wirklich verhandlungsbereit machte. Schade, schade... Schließlich nickte er nur. "Das mit den hochwertigen Bildern ist das allerkleinste aller Probleme. Wenn das Geld da ist, um die verschiedenen Komponenten zu beschaffen, ist die Menge im Grunde genommen nur noch eine zu verwirklichende Zahl auf einem Papier." Und das war nicht einmal gelogen. Gerade Antonin saß an der Quelle in seiner Arbeit mit einer Karte, die ihm eine Sicherheitsstufe zusicherte, die ihm Zutritt zu allen wichtigen Einrichtungen des Konzernes zusicherte. Der Rest war eher ein Kinderspiel, für jemanden der sich auskannte. "Auf die Reaktionen will ich aber hoffen.", brummte er dann ungnädig und sah Ragnar dabei zu wie dieser sich am Kopf kratzte. Bisschen verwirrt nun der Gute, huh? "Ich bin kein Auge um Auge, Zahn um Zahn-Typ und im Grunde genommen könnte man behaupten der Kerl wäre selbst schuld gewesen, aber ich bin einfach furchtbar nachtragend...", murmelte Antonin und wank Ragnar mit sich zu einem weiteren Bild. Eines, das direkt dahinter eine leichte Einbuchtung in der Wand zu verzeichnen hatte, wo sich ein Feuerlöscher befand. "Was den Vorschuss betrifft, so hab ich mir das irgendwie gedacht. Allerdings wird das die letzte Übergabe jeglicher Art, bei der ich nicht mit vollen Taschen wieder in mein Labor zurückkehre", versicherte er ernsthaft und betrachtete das Bild enthusiastisch. "Diese grandiosen Farben! Ich bin schon so gespannt auf die Künstlerin. Und dieses herrlicher Feuerlöscherrot.. man fragt sich direkt, was dahinter für Gedanken stecken mögen!" Er erlaubte sich ein leises Lachen bevor er sich Ragnar wieder zuwandte. "Ein Experte soll mir gestellt werden? Der sich dann meine Rezeptur schnappt und sich verpisst, noch bevor jemand meine Leiche aus dem Meer fischt?", sein Lachen wurde lauter und er musste sich schließlich sie Hand vorhalten bis er sich beruhigt hatte. "Ich nehme an, ich muss nicht erwähnen wie wertvoll ein Rezept für eine solch durchschlagende Farbmischung ist, die man bereits zwölf Stunden nach Benutzung nicht mehr auf der Leinwand erkennen kann? Wussten sie das eigentlich?", er runzelte die Stirn nachdenklich. "Ich glaube ich habe es Don gegenüber erwähnt, aber der Gute ist ja recht schnell umgekippt. Hab ich mir sagen lassen. Traurig, traurig. Aber wie dem auch sei. Die Farbe an sich ist also ganz hervorragend, aber wirklich überragend und damit so scheißteuer und wertvoll macht sie die Unsichtbarkeit auf der Leinwand. Und nein ich übertreibe nicht. Dokumente dazu befinden sich bei vorher erwähntem Vorschuss." Dann streckte er abrupt die Hand aus. "Ich habe kein Problem damit, nur einen Kunden zu beliefern, aber ich bin nicht der Depp vom Dienst. Ich habe durchaus Ahnung davon, was für ein Schätzchen ich da in den Händen habe, und nach den letzten Tests, die ich euch durchführen lasse, und mit jenen Dokumenten, die ich beigelegt habe, wird das nicht nur mir klar sein. Mein Ziel ist es nicht ein Farb-Monopol aufzubauen, sondern etwas Perfektes zu entwickeln. Dafür braucht es nicht nur Zeit und Geld sondern auch Kontakte. Das sind meine Konditionen für den Fall, dass Sie beschließen einzuschlagen und auf einen weiteren Termin zu vertagen." Abwartend sah er Ragnar in die Augen. Ragnar Ragnars Augen leuchteten. Wirklich, Antonin kannte sich aus. In allem, was dazu gehörte. Und eigentlich wunderte es ihn nicht. Denn nicht umsonst hatte Cole ihn an diesen verwiesen. Cole arbeitete nur mit Leuten zusammen, die er für fähig befand. Auch wenn er das nie jemandem sagen würde, dass er ihn für fähig hielt. Und dass dieses Zeug mehr als nur genial war, stand mittlerweile außer Frage. Ohne zu zögern schlug er ein, mit seiner rechten Hand, in der sich eine Garderobenmarke befand. Dort würde Antonin einen Koffer ausgehändigt bekommen, in dem sich ein ordentlicher Vorschuss befand. "Dann denke ich, dass wir im Geschäft sind. Ihre Kompetenzen sind ohne Zweifel außergewöhnlich und daher auch unsererseits einen Vorschuss wert. Sie sollten also nehmen, was Ihnen zusteht und dann regelt sich der Rest, sobald wir uns gemeldet haben. Und bis dahin sollten Sie aber dennoch eine vorzeigbare Menge an 'Bildern' haben, damit wir die Kunden beglücken können." Er lächelte zufrieden und zog seine Hand zurück. Wenn diese Droge hielt, was sie versprach, und wenn es möglich war, genug davon zu produzieren, so würden sie die Szene ganz schön in Aufruhr bringen. "Ich denke wir melden uns, wenn es Neuigkeiten gibt und dann, wenn ein neuer Termin ansteht. Ansonsten haben Sie ja auch meine Nummer. Halten Sie sich an die Abmachungen!" Antonin Antonin lächelte sein charmantestes Lächeln und schob die Marke ungesehen ein. "Falls es mal brennen sollte, vergessen Sie nie ihren Feuerlöscher. Ich warte auf Ihren Anruf", wies er nochmal auf die Stelle hin, wo er ein kleines Päckchen mit 500 der CI-3 Pillen und die Dokumente über deren Auswirkungen verstaut hatte, und machte sich dann mit einem letzten Winken auf den Weg. "War nett Sie kennenzulernen, Ragnar", warf er dem anderen noch zu bevor er sich mit einem Kopfnicken verabschiedete und noch beim Gehen nach seinem Handy griff. Der Typ war ihm deutlich lieber als Mister Unberechenbar, musste er doch nicht alle paar Millisekunden darüber nachdenken, wer die Waffe nun schneller ziehen würde, sobald sie sich die Rücken zudrehten. An der Garderobe bekam er den Koffer problemlos ausgehändigt und hielt dann weiter auf die Tür zu. Schnell erledigte er einige Anrufe, zum einen um der Künstlerin abzusagen und zum anderen, um zu erfragen, ob Luke sicher in Kanada angekommen war. Dessen Schusswunde hatte sich tatsächlich drastisch verschlimmert. So hatte Antonin beschlossen das Ganze zu seinem Vorteil zu drehen und dem Guten eine kleine Kurreise zu spendieren, die wohl eine ganze Weile andauernd würde. Tatsächlich waren Jake und Luke sowieso mehr für kleine Besorgungen zuständig. Als ob er wirklich andere Leute an seine Forschungen ranließe!? Eher würde er eine Woche Tag und Nacht durcharbeiten und nach einer erfolgreichen Übergabe einfach mal nen Monat schlafen, als das zuzulassen. Allerdings waren sie schon so etwas wie seine persönlichen Kuriere, auch wenn man sie im Grunde genommen eher Freunde nennen konnte. Aber das Wort 'Freund' war in diesem Geschäft ein klein wenig vorbelastet. Fröhlich pfeifend fuhr er seinen Wagen in die zur neuen Wohnung gehörige Tiefgarage und warf sich in seiner Wohnung angekommen in seine weißen Arbeitsklamotten bevor er sich wieder auf den Weg ins Chemiewerk machte. Beizeiten würde er darüber nachdenken müssen ein eigenes Labor anzumieten, doch das ginge erst mit den entsprechenden Geldmitteln. Die sich hoffentlich auch tatsächlich gerade vor ihm auftaten. Jetzt müsste nur noch CI-4 fertig entwickelt werden... Problem daran war nur das es momentan leider zu einem Anteil von mindestens 50% zu Schlaganfällen führte und Antonin hatte noch nicht herausgefunden, was diese heftige Reaktion auslöste. Sogar bei Erstbenutzern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)