Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 1: DEIN und MEIN - niemals ein WIR ------------------------------------------ Antonin Gemächlich tuckerte er seine Straße entlang, hielt an und ließ noch ein paar Takte des 300-Soundtracks laufen, bevor er den Motor abstellte und Anstalten machte auszusteigen, was kurzzeitig durch sein Handyklingeln unterbrochen wurde. Dieses fand er nach kurzem Suchen unter dem Beifahrersitz und warf einen Blick auf die Nummer des Anrufers. Seufzend öffnete er das zusammenklappbare Gerät und stieg nebenbei aus. "Jo?", fragte er und fingerte an seinen Schlüssel im Schloss, um seinen Omaschlitten abzusperren. "Ah, Clarissa! Du auf wundersame Weise wandelnder Traum auf zwei Fässern. Kannst du mir erklären, warum ich mich heute nicht über die CI-4 Ergebnisse machen kann, sondern seltsame Bekanntschaften schließen musste?" Das Telefon zwischen Schulter und Kopf einklemmend holte er seine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug aus seinem halblangen schwarzen Mantel und zündete sich gleich darauf eine der Kippen an, scheinbar der Antwort lauschend, bevor sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen. "Clari, Darling.. Luke wurde angeschossen und ich konnte wohl schlecht in ein Krankenhaus marschieren und eine herzerweichende Geschichte erzählen, um an einem Besuch der Bullen herumzukommen. Also... ich könnte schon, aber sobald man auf einem Radar erscheint, sehen einen alle aus der Flotte. Verstehst du, was ich dir damit sagen will, Mausi?" Er sog den Rauch seines nächsten Zuges tief ein und begrüßte zwei vorbeilaufende Halbstarke mit einem Nicken, bevor er sich wieder mehr auf sein Gespräch zu konzentrieren schien. "Neiiiiin, das macht gar nichts, wenn das über deinen zu kleinen Intellekt geht Süße, aber es wäre das Beste wenn du mir Stavros jetzt mal rüber reichst, damit er seine bestimmt hochspannende Ausrede loswerden kann, jaahaa?", sang er förmlich in sein Telefon und wandte sich dann ab, um die zwei Häuser weiter hoch zu gehen. Er parkte sein Fahrzeug nie genau vor seinem Gebäude. Eine Eigenart, die er schon besaß, seitdem er die Fahrerlaubnis hatte. Vorbei an anderen geparkten Fahrzeugen, schnippte er schließlich seine Kippe weg und begrüßte seinen neuen Gesprächspartner auf Russisch, bevor er wieder ins Englische verfiel. "Die Höflichkeiten erledigt wissend, frage ich mich natürlich, warum ich mir den Arsch an so einem beschissen beleuchteten Platz am Hafen abgefroren habe, Luke zu Granny bringen musste, damit er mir nicht an Blutverlust oder Blutvergiftung eingeht, und - oh! wo bist du eigentlich gewesen?", raunte er ins Telefon weil sein Nachbar gerade an ihm vorbeiging, welchen er ohne stehenzubleiben mit einem schnellen Handschlag begrüßte und schließlich seine Auffahrt hochhielt. "Beschäftigt?", echote Antonin und hielt sein Handy ein Stück weit weg, um es ungläubig zu betrachten. "Beschäftigt damit, deine Schnecke zu vögeln, oder was?! Alter, ich habe dir das Zeug nicht gegeben, damit du dich selbst damit zupumpst... du hast es doch nicht wirklich selbst eingeschmissen, oder Stavi? Weißt du, man macht solche Aktionen ja eigentlich, damit irgendwelche armen Hunde, die man nicht kennt und bei denen auch kein Mitleid mit großen Kulleraugen aufkommen kann, die bösen, bösen Nebenwirkungen austesten. Huh? Klingelt`s?" Er lauschte, diesmal nach seinem Haustürschlüssel kramend und lachte dann rau auf. "Jaja, du mich auch. Bring mir das Zeug morgen Mittag vorbei und ich übersehe, dass ich mich heute schon wieder unnötigerweise wegen dir prügeln musste. Mann.. ausgerechnet am Hafen! Lass dir das nächste Mal einen gemütlicheren Treffpunkt einfallen. Vielleicht ein Footballspiel?", grinste er ins Telefon und steckte den Schlüssel ins Schloss. "Ja.. ciao Bello!", gab er zurück und wartete auf das Zeichen, dass die Verbindung beendet wäre. "Wenn er daran krepiert ist das nicht meine Schuld, dummer Hurenbock!" Cole Cole beobachtete den Russen im Rückspiegel. Dieser schien nicht zu ahnen, dass er heute etwas erlebt hatte, was er lieber nicht erlebt haben sollte. Oder er hatte keine Angst. Letzteres hatte er zu häufig schon erlebt, dabei war eine gute Portion Angst oft lebensrettend. Aber gut, er würde ja gleich sehen, wie jener tickte. Cole stieg aus seinem Wagen, der aufblinkte und sich hörbar verschloss während er schon die Straße überquert hatte und nun die letzten Sätze eines Telefongesprächs belauschte. Noch bevor der Schlüssel im Schloss umgedreht war, hatte er seine Waffe entsichert und hielt sie dem Mann, dessen Name er schon wieder vergessen hatte, an den Kopf. "Hände an die Ohren, eintreten", befahl er und sein Tonfall war eindeutig. "Wir haben zu reden." Cole folgte dem Mann in den Hausflur, drückte diesen dann dort an die Wand und mit geübten Fingern tastete er nach den Waffen des anderen, befreite diese vom Magazin und ließ sie zu Boden fallen. Im Hausflur war es dunkel und das war auch gut so. Weiter würde er hier in das Haus nicht eindringen. Er kannte sich hier nicht aus, im Gegensatz zum anderen, und daher war es sicherer, hier zu bleiben. Nun trat er einen Schritt zurück, aus der Reichweite des anderen, noch immer seinen Revolver auf diesen gerichtet. Diese kleinen Fische, die versuchen an der Oberfläche nach Luft zu schnappen, waren oft die, deren Hände zu nahe am Waffengurt ruhten. Sie dachten nie nach, sondern handelten vorschnell. Und Cole hatte alles, nur keine Lust sich mit einem Halbstarken rumprügeln zu müssen. "Umdrehn' ", knurrte er und blickte den anderen fixierend an. "Du hast mir einen Fick versaut und einen Deal platzen lassen." Gut, bei ersterem musste der andere ja nicht wissen, dass es eher eine Erlösung gewesen war. "Und das nur, weil du offenbar in deinem Spatzenhirn eine Sache noch nicht geschnallt hast." Cole hatte die Waffe noch immer auf den anderen gerichtet. Dann sprach er weiter mit ruhiger, ein wenig genervter Stimme. "Weißt du, in dieser Branche, für die du wie ich gehört habe, eben die Beine breit machst, gibt es immer ein dein und ein mein und niemals ein wir. Das bedeutet ganz konkret für dich, dass es meinen Hafen gibt, und dieser Hafen niemals ein unserer sein kann, soweit klar?" Er hob die Augenbrauen und seufzte. Es kam schon immer mal wieder vor, dass irgendwelche 'Kinder' sich einbildeten, sie müssten einmal austesten, was sie tun durften und was nicht. Normalerweise setzte er dann ein paar andere darauf an, aber heute wollte er wissen, was das für ein Typ war, der JJ und Simon platt gemacht und sich 20 Riesen durch die Lappen hatte gehen lassen. "Aber zumindest scheint dein Hirn noch von mein und dein insofern unterscheiden zu können, dass du es nicht gewagt hast, mein Eigentum an dich zu nehmen. Und ich vermute, das ist auch der einzige Grund, weshalb ich überhaupt ein Wort an dich richte." Cole lächelte kalt. "Also, wenn du das nächste Mal beschließen solltest dich mit deinen 'Kumpels' zu einem Rendezvous zu treffen, dann macht das im Streichelzoo oder im Sandkasten und nicht in meinem Hoheitsgebiet, klar?" Er lächelte süffisant. "Ich denke wir haben uns verstanden und das nächste Mal, wenn wir uns sehen, bist du tod, also werden wir uns nicht noch einmal sehen, wenn du dich an das soeben Besprochene hältst." Antonin Holy Shit! Die eine Sekunde hatte er noch die Hure seines dämlichen Testers dran und in der nächsten hielt man ihm ne Knarre an den Schädel?! Heute war ein ganz eindeutig beschissener Tag. Die Stimme des Kerles kannte er nicht, aber was er da hörte war nicht das übliche 'blabla ich mach dich kalt blabla'. Das hier war mehr das: 'blinzel einmal zu häufig und ich mach dich kalt - ohne blabla'. Wunderbar. Er hob die Hände wie befohlen zu den Ohren und trat in seinen eigenen, verfluchten Hausflur, nur um sich dann gegen die Wand drücken und begrabschen lassen zu müssen und seine beiden Babys zu Boden gehen zu hören. Dieser verdammte Mistkerl! Doch abermals folgte er auch dem nächsten Befehl, ohne zu mucken, und musterte dann erst mal den Typen, sich nur halb auf dessen Worte konzentrierend. Meistens waren so ein Eindruck lebensrettender als die üblich dahingeblubberten Worte, die meistens sowieso nur das gleiche beinhalteten. 'Yo, hör auf meine Alte zu Vögeln. Yo, die letzten Drogen waren Scheiße. Yo, yo, yo.’ Problem hier schien zu sein, das der Kerl, den er im Halbdunkeln nur so ungefähr erkannte, scheinbar zu den beiden Vollpfosten am Hafen gehörte. Na prima. Sollte er seinen Galgenhumor gleich rausholen oder ihn erst noch eine Minute reifen lassen? Och bitte, er hatte ihm einen Fick versaut? Der sollte mal nicht so tun, als ob er ihm dafür in seinem eigenen, gottverdammten Haus mit einer Knarre bedrohen würde, wenn es nur der verfluchte Fick wäre! Kurz wanderte sein Blick vom Gesicht des anderen zu der Waffe, bis hin zur Pose des anderen, bevor er ihn wieder anhob. Mister Redenschwinger war kein Anfänger. Wäre der Typ am Hafen dabei gewesen, hätte es anders ausgehen können. Sein Glück oder Pech? Sein Mundwinkel zuckte nur ganz kurz, als er den anderen von seinem Hafen sprechen hörte. Warum schlichen ihm eigentlich immer in so denkbar ungünstigen Momenten so beschissene Gedanken durch den Kopf? Weil es immer die letzten sein könnten und er lächelnd sterben wollte? Antonin musste zugeben: Er war ein Idiot. "Klar doch.", entgegnete er schließlich, als er sich das ganze Gelaber zu Ende angehört hatte. "Wenn du den beiden Vollpfosten sagst, dass sie kleine Markierungen für dein Gebiet auslegen sollen, dann sind sie vielleicht auch ihren Fähigkeiten entsprechend beschäftigt. Nicht das man da noch aus Versehen doch über die imaginäre Linie tritt. Wissen die beiden, was imaginär bedeutet?" Oh.. er übertrieb es schon wieder. Etwas das Antonin nur zu genau wusste, aber hallo... er hatte recht, oder etwa nicht? Seine grauen, inzwischen ein wenig mehr an das Dämmerlicht gewöhnten Augen huschten wieder zu der Waffe. Würde der Kerl jetzt abdrücken müsste er schnell sein, wenn er nicht gleich verrecken wollte. Treffen würde es ihn so oder so. Und warum konnte er sein Maul nicht einfach einmal halten?! Cole Cole lachte leise. War es die Art des anderen, sich weit aus dem Fenster zu lehnen? War es Dummheit oder Leichtsinn? Oder beides? Oder wusste der andere einfach nicht, wie man in der Szene Respekt zeigte? War er immer so herausfordernd? Oder war es einfach nur die Unwissenheit eines Neulings, der meinte, weil er zwei zugegebenermaßen schöne Waffen besaß, tun und lassen konnte was er wollte? Nun, eigentlich konnte ihm das ja egal sein... "Du bist ganz schön mutig und du hast einen interessanten Humor", sagte er schließlich und lächelte. "Das gefällt mir..." Er blickte den anderen an und völlig unvermittelt hob er die Waffe in seiner Hand und schoss. Die Kugel hinterließ neben Antonins Kopf ein Loch in der Wand, leicht rauchte es daraus. Der Schalldämpfer, den Cole darauf geschraubt hatte, hatte den Schuss nicht sehr laut werden lassen, dennoch trat kurz eine zerreißende Stille ein. Den Moment der Irritierung, die der andere haben musste, nutzte Cole, um auf diesen zuzutreten und ihm seine Waffe an den Kehlkopf zu drücken. "Leider ist Humor im Moment gar nicht das, was ich vertrage." Er blickte den anderen fast schon mitleidig an. "Ganz im Gegenteil, er drängt mir noch mehr den Gedanken auf, dass kleine Fehler gleich bestraft gehören. Hmm.." Kalt blickte er in die Augen des anderen, aus denen er wenig lesen konnte. Sicher, ein wenig roch es nach Angst, aber sein Gegenüber schien erstaunlich ruhig. "Informiere dich in Zukunft besser, wo du hintreten darfst, sonst findest du dich in einem Holzkasten wieder." Leicht stieß er Antonin vor die Brust und ging zur Tür. "Aber die beiden 'Vollpfosten' hast du treffend charakterisiert...", murmelte er nachdenklich, bevor er die Tür hinter sich zuzog. Antonin Der Typ war nicht nur ein Irrer, das war ein gefährlicher Irrer! Nur kurz huschten seine Augen zur Seite, wo sich das Einschussloch befinden musste, bevor er hart schluckte, als er das Metall plötzlich an seiner Kehle spürte. Und nicht nur das altbekanntes Adrenalin schob sich endlich in Wellen durch seinen Körper. Blieb nur fraglich ob ihm das etwas nutzen würde. Dieser Bastard hatte ja nicht mal mit dem kleinen Finger gezuckt, bevor er die Waffe hochgerissen und abgedrückt hatte! Er erwiderte den Blick, der ihn traf, und war kurzzeitig fast in der Versuchung zurück zu zucken. Jenen ganz speziellen Ausdruck in den Augen hatte er bereits ein paar Mal zu häufig gesehen und es war eines der ganz wenigen Dinge, die ihm wirklich panische Angst machen. Augen, die nichts verrieten, die im einen Moment noch lachen konnten, nur um sich danach am ausbluten einer Person zu erfreuen. So sank er auch langsam die Wand hinab als der andere Kerl sein Haus verließ und verschwendete keinen Gedanken daran hinter diesem her zu hechten und sich auf einen Schusswechsel einzulassen. Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut... Jemanden wie den wollte er gar nicht wieder treffen und er würde in Zukunft einen weiten Bogen um den Hafen machen. Da hingen zu viele Erinnerungen an jenen Augen und zu viele Dinge, die sie fähig waren, auszulösen. Cole Keine Angst, aber auch nicht dumm; und ein loses Mundwerk... Cole lief zu seinem Auto. Er hatte sicher keine Minute bis der Mann seine Waffen wieder zusammengesetzt haben würde, aber dennoch lief er gemütlich zu seinem Auto, die Waffe bereithaltend; Leichtsinn ist die Mutter des Sargnagels. Vielleicht war der Kleine auch ein wenig zu cool; Cole zuckte mit den Schultern, öffnete per Knopfdruck seinen Wagen und stieg ein. Er hatte noch Stoff im Wert von 20 Riesen im Kofferraum, der überbracht werden musste. Hosted by Animexx e.V. 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