Nullpunkt von Memphis ================================================================================ Kapitel 28: Adrian und die Ekatarina-Angelegenheit -------------------------------------------------- Stellt euch das schönste Mädchen vor, das ihr je gesehen habt. Egal ob auf der Straße, in einer Zeitschrift, im Fernsehen und trotzdem kommt ihr noch nicht an die Schönheit von Ekatarina heran. Das klingt kitschig, ich weiß. Ennoah würde mich für solche Gedanken auslachen, aber er hat auch keine Ahnung. Er redete mit ihr so, als wäre sie nur eines seiner vielen Mädels. Dieses selbstgefällige Lächeln im Gesicht, dieser selbstsichere Tonfall. Ekatarina stand auf ihn. Das war so ernüchternd. Ganz kurz, echt nur einen Moment, hatte ich ja gehofft, sie hatte mit mir gesprochen, weil sie mich interessant fand. Aber es war wie immer: sie hatte nur mit mir geredet, weil ich sein bester Freund war. Und er, der Vollidiot, er tat so, als wäre nichts dabei, dass das mit Abstand schönste Mädchen aller Zeiten auf ihn stand. Ich konnte ja nicht mal richtig auf ihn sauer sein deswegen. Er war einfach wie immer, schien mit seiner exzentrischen Künstlerart die Mädchen nur so anzuziehen, musste nicht einmal etwas dafür tun. Ich fand es ungerecht. Ich mochte Ekatarina wirklich. Ihre dunklen Augen versprachen ein aufregendes Geheimnis. Ihr exotischer Akzent erzählte von einem verheißungsvollen Land voller... Ach, verdammt. Ich stand auf dieses Mädchen, allein der Gedanke an sie machte mich scharf. Und Ennoah kümmerte es nicht. Er hatte mit ihr gescherzt, seine Arme um sie gelegt, an sich gezogen und geküsst. Er kannte das aufregende Geheimnis, das ihre Augen versprachen, hatte dieses verheißungsvolle Land besucht. Scheiße, sie hatten Sex und man sah es ihnen sowas von an. Mich hatte Ekatarina noch nicht einmal in Erwägung gezogen. Sie wusste vermutlich nich einmal mehr, wie ich hieß. Ich war ja nur der kleine, langweilige Freund von Ennoah. Es fraß mich auf, die Beiden so zu sehen. Ich wusste, dass es lächerlich war, so eifersüchtig auf meinen besten Freund zu sein. Ennoah meinte es nicht böse, er konnte einem hübschen Mädchen eben nicht widerstehen und wenn sie sich ihm so an den Hals warf, erst nicht. Aber es half nichts, ich wollte Ekatarina. Warum er und nicht ich? Und dann war plötzlich Schluss zwischen ihnen. Einfach so hatte dieser riesige Idiot sie abserviert, weil er nicht wollte das etwas zwischen uns stand. Gott, Ekatarina hatte doch nichts mit unserer Freundschaft zu tun. Wie konnte ein einzelner Mensch so dumm sein? Ein Mädchen wie Ekatarina begegnete man nur einmal im Leben. Man musste sie ganz festhalten und nie wieder gehen lassen. Nie wieder. Als er mir von der Trennung erzählte, wusste ich nicht, ob ich maßlos wütend sein oder mich freuen sollte. Immerhin war sie wieder frei, Ekatarina, das schönste Mädchen auf Erden. War das vielleicht meine Chance? Suchte ein Mädchen mit gebrochnen Herz nicht nach Trost? Ich konnte trösten. Ich würde alles für sie tun. Als wir uns dann gegenüber standen, klopfte mir mein Herz bis zum Hals. Ich konnte eine unbestimmte Hoffnung in ihrem Blick sehen. Sie freute sich mich zu sehen. War ich ihr doch nicht so egal gewesen, wie ich gedacht habe? „Hat Ennoah dich geschickt?“, fragte sie mit einem Leuchten in ihren Augen. Meine Welt zerbrach. Ennoah. Immer wieder Ennoah. Wenn es um Mädchen ging, konnte ich ihm einfach nicht das Wasser reichen. Niemals. Ich schüttelte den Kopf, schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und haute ab. Zuhause warf ich mich auf mein Bett und heulte. Es war so unfair. Warum musste ich immer gegen Ennoah verlieren? War er soviel interessanter, soviel besser als ich? Und dann stand er bei mir im Zimmer, hatte Bier dabei und „GTA – San Andreas“, das ich mir schon seit Wochen kaufen wollte, aber nie das Geld dafür hatte. Was sollte man machen? Er war trotzdem noch mein bester Freund. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)