Seven S(lyther)ins von irish_shamrock (The Seven Deadly Sins - Sieben Sünden) ================================================================================ Kapitel 1: S u p e r b i a -------------------------- SEVEN S(lyther)INS - C h a p t e r O n e - S u p e r b i a Hochmut kommt stets vor dem Fall Daphne Greengrass hatte Alles: Sie war jung, hübsch und reich. Sie war nicht dumm, nicht naiv und auch nicht schüchtern, im Gegenteil. Sie war gerissen, schlau und durchtrieben! Nicht ohne Grund hatte man sie nach Slytherin geschickt. Daphne war bezaubernd, adrett und hatte Manieren. Das junge Fräulein pflegte sowohl Haar als auch Haut. Sie verdrehte den Jungs reihenweise den Kopf, jedoch hielt sie diese auf genügend Abstand. Sie wusste, wie man die Fäden zog. Männer umgarnen brauchte sie nicht. Sie war schließlich klug genug um zu wissen, wie man mit solchen Subjekten umzugehen hatte. Selbst die männlichen Lehrkräfte der Schule konnten sich dem Charme der jungen Dame nicht entziehen. Sie ließ keinen Mann näher an sich heran, als dass er seine Lippen auf ihre zarte Hand drückten durfte, doch waren ihr Geschenke stets willkommen. Blumen, Pralinen und Schmuck, sie war keinem dieser Dinge abgeneigt. Ein zaghaftes Lächeln reichte meist schon aus, und die junge Frau bekam das, was sie wollte. Daphne Greengrass galt als eingebildet und arrogant, doch sie gab nichts auf diese “Gerüchte”. Sie genoss das Privileg von den Halbaffen Gregory Goyle und Vincent Crabbe geschützt zu werden, da sie es sehr wohl verstand, sich mit Draco Malfoy gut zu stellen. Auch dieser fraß ihr förmlich aus den Händen. Mit einem Augenaufschlag die Männer so zu betören, dass sie das bekam, was sie wollte, war nicht schwer. Sich jedoch die Horden von jungen, wütenden Frauen vom Leibe zuhalten, erwies sich dagegen als ein schwieriges Unterfangen. Doch es gab auch Mädchen, die sich im Glanz der jungen Dame suhlten wie die Schweine im Mist. Ein wenig von ihrer Erscheinung erhaschen wollten, wie eine Blume, die sich nach Sonnenlicht sehnte. Pansy Parkinson und Millicent Bullstrode waren solch erbärmliche Gestalten, dass sich in der jungen Frau manchmal so etwas wie Mitleid regte. Oft überlegte Daphne, warum sie sich überhaupt mit diesen Mädchen abgab. Sie hatten weder Manieren, noch das Aussehen. Und Geist war bei denen sowieso nicht vorhanden. Daphne seufzte und legte die vergoldete Haarbüste auf die Kommode zurück. Die Frisur war aufwendig hochgesteckt. Das Gesicht bepudert, ein wenig Parfum hier und da rundeten ihr sonst schon makelloses Erscheinungsbild ab. Dass sie fast zweieinhalb Stunden jeden Morgen damit zubrachte, störte sie nicht. Ihre Zimmergenossinnen schliefen noch tief und fest. Ab und zu vernahm sie die Grunz- und Schnarchgeräusche ihrer Klassenkameradinnen. Daphne wusste, dass sie sie bewunderten. Nach ihrer Anerkennung lechzten. Nun ja, Pansy schien sich über den Sommer hinweg etwas verändert zu haben. Sie erhoffte sich wohl immer noch, dass Draco Malfoy gefallen an ihr finden würde. Daphne kicherte hinterhältig. Nie im Leben würde sich ein Malfoy mit dieser Person abgeben. Sie genoss das Spiel, welches er mit dem armen, kleinen Mädchen zu spielen pflegte. Wusste dieses arme Ding ja nichts davon, was zwischen ihm und Daphne vor sich ging. Er war vernarrt in die Slytherin-Schönheit. Wieder hatte sie es geschafft, jemanden dazu zubringen, ihr das zu geben, was sie wollte und die bemitleidenswerte Pansy ahnte nicht das Geringste. Amüsiert stieg Daphne die Treppen zum Gemeinschaftsraum herunter. Wie jeden Morgen wartete bereits jemand auf sie. Als sie die letzten Stufen gegangen war, und ihre Hände die letzten Zentimeter des Geländers hinab glitten, griff der junge Mann nach ihrer Hand. Daphnes Lippen umspielte ein verschwörerisches Grinsen. “Nun, my Lady, wie haben wir genächtigt?”, die dunkle, tiefe Stimme des jungen Mannes entlockte ihr ein Kichern. “Jeden Morgen das Gleiche, mein Lieber. Dieses Bett bringt mich noch um! Mein Rücken ist total lädiert. Ich glaube, jemand müsste sich mal darum kümmern.”, sagte sie beschwörend und eine perfekt gezupfte Augenbraue wanderte nach oben. “Hm, wenn du mich damit meinst, muss ich dich enttäuschen, meine Liebe. Ich habe heute Abend leider keine Zeit für dich.”, Daphne sah sehr überrascht aus. Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. “Was?”, fragte sie bissig, doch der junge Mann zuckte nur mit den Schultern. “Nun ja, mein Terminkalender lässt es nicht zu”, schmunzelte der Jüngling. “Terminkalender?”, zischte sie mittlerweile wütend. Wie konnte er es wagen, sie zwischen irgendwelchen anderen Sachen zu schieben!? “Ich bin eben ein vielbeschäftigter Mann!”, sprach dieser weiter. “Ach ja? Bist du das? Nun, dann wird es deiner Mutter wohl eher missfallen, dass sich ihr Sohn eine neue Verlobte suchen muss, Blaise Zabini!”, wetterte sie nun. “Es tut mir ja leid, Liebes”, sagte der Slytherin mit Lockerheit in der Stimme, “Aber manche Frauen können einfach nicht die Finger von mir lassen. Du doch auch nicht!” Blaise wickelte eine kleine Haarsträhne um seinen Finger, die sich aus der Frisur des Mädchens gelöst hatte. Er spürte förmlich, dass sie innerlich zu beben begann. “Aber ich bin mir sicher, dass es Malfoy gefallen würde, dir deine Wünsche zu erfüllen”, meinte Blaise provozierend. Daphne war sich in diesem Moment bewusst, dass sowohl Blaise, als auch sie einen Ruf zu verlieren hatten. Galt er doch als ihr männliches Pendant. “Nein, ich werde Malfoy nicht um diesen Gefallen bitten”, sagte sie stattdessen und brachte Blaise so dazu, diabolisch zu grinsen. “Braves Mädchen. Aber pass auf, dass man dir deshalb nicht die Augen auskratzt. Es wäre doch schade drum.”, meinte der Zabini-Zögling und beugte sich zu der jungen Frau vor, um ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wangen zu hauchen. “Hör auf damit! Du machst mein Make Up zunichte!”, zischte Daphne abermals und Blaise ließ von ihr ab. Das Mädchen stieg die letzten Stufen herunter und Blaise griff nach ihrer Hand. “Lass das, oder soll alles auffliegen?”, fragte Daphne bissig und der junge Mann ließ sofort von ihr ab. “Es ist eben gefährlich, wenn man mit dem Feuer spielt, meine Liebe”, meinte Blaise und steckte seine Hände zurück in die Hosentaschen. Daphne gab einen eher unschickliches Schnauben von sich. “Und, wer darf es heute sein? Welchem Mädchen soll ich später die Augen auskratzen?”, fragte das Mädchen herausfordernd und ließ sich, wie gewohnt, den Wandbehang zur Seite schieben. Blaise lachte auf und folgte ihr durch die Pforte zu den Kerkern. “Ich weiß, dass es dir nicht gefallen wird”, meinte dieser jetzt. “Weißt du, Blaise, im Gegensatz zu dir halte ich mich an die Regeln und vögele nicht alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist.”, schnaubte Daphne abfällig. “Tue ich auch nicht, mein Liebling. Bei mir geht es schon bei zwei los.”, sagte der junge Mann provozierend, “Du hältst die Kerle auf Abstand und ich warte, bis die armen, ungeliebten jungen Mädchen den Weg zu mir finden.” “Du bist unmöglich!”, zeterte Daphne. “Ich versuche nur, das Leben zu genießen. Das würde dir garantiert auch zu Gute kommen.”, meinte Blaise gelassen. “Aber wir haben eine Abmachung!”, zischte sie weiter. “Nun ja, sicherlich. Dennoch ist es doch nicht verwerflich, etwas Spaß zu haben, oder? Du hast deinen, und ich habe meinen. Es dauert sowieso nicht mehr lang, und dann haben wir unseren Abschluss in der Tasche. Und nach der Hochzeit kannst du meinetwegen machen was du willst, Liebes!”, spottet der dunkle Slytherin. Daphne warf ihm einen wissenden Blick zu. Er war genauso verschlagen und gerissen wie sie. Es wunderte die Beiden nicht, dass man sie verlobt hatte. “Das werde ich auch!”, Daphne schien sich dieser Sache sicher zu sein. Beide stiegen die Stufen empor. Das Mädchen warf dem Jungen einen zornigen Blick zu. “Was ist?”, wollte Blaise wissen. “Wer?”, fragte Daphne herausfordernd. Blaise sah sie erst an, als wäre sie verrückt geworden, dann meinte er zu wissen, wovon sie zusprechen glaubte. “Nun ja, ich sagte schon, es wird dir nicht gefallen”, meinte er grinsend. Der sonst so makellose Teint der jungen Frau verfärbte sich gefährlich rot, was Blaise nur noch mehr schmunzeln ließ. “Welches Weib kann so wichtig sein, dass du mich für sie fallen lässt?”, verlangte die junge Frau zu wissen. Der Zabini-Zögling schüttelte lachend den Kopf. “Ich weiß, dass dir dieses Wieselmädchen zusagt. Wage es nicht, Blaise Zabini, wage es nicht sie mir vorzuziehen!”, drohte Daphne. “Beruhige dich, Liebes. Dieses Thema ist längst vom Tisch.”, sagte dieser gelassen und öffnete die Tür zur großen Halle. “Was soll das heißen?”, fauchte Daphne und die Röte in ihrem hübschen Gesicht nahm mehr und mehr zu. “Sie war, wie drücke ich es am Besten aus? Nun, sie war nicht gut.”, meinte Blaise abfällig, “Oh sieh mal, wer da schon auf uns wartet.” Daphne sah zum Sytherin-Tisch herüber. “Malfoy?”, fragte sie leise und Blaise zuckte nur mit den Schultern. “Dem scheinst du ja gehörig den Kopf verdreht zu haben”, stellte Blaise fest und sah das Mädchen provozierend an. “Blaise? Was hast du vor?”, verlangte Daphne zu wissen, da sie Blaise´ Blick nicht zu deuten vermochte. In dem Moment, als Draco Malfoy in die Richtung der Beiden blickte, wagte der dunkle Slytherin es doch tatsächlich, dem Mädchen einen Kuss auf den Mund zu geben. Die Miene des blonden Slytherin war ernst. In den grauen Augen meinte Blaise unbändige Wut sehen zu können. Dieser ließ von dem Mädchen ab und erntete nur einen erschrockenen Blick ihrerseits. “Was sollte das?”, fauchte sie und hielt sich mit dem Handrücken den Mund. Dann sah sie zu Draco, dessen Miene einen sehr zornigen Eindruck machte. “Dafür kommst du in die Hölle!”, zischte sie leise. “Und dich nehme ich mit!”, fauchte Blaise in derselben Tonlage zurück. “Ah, Draco!”, meine Blaise und sein Gesicht zierte ein gelassenes Grinsen, als sich Draco von seinem Platz erhoben hatte und die Beiden wütend taxierte. Blaise schob das Mädchen vor sich her an den Tisch. Daphne versuchte, sich aus dem Klammergriff des Jungen zu befreien, doch seine Hände hatten sich wie zwei Schraubstöcke um ihre Handgelenke gelegt. Draco sagte nichts, starrte von dem Mädchen, welches versuchte ihn nicht anzusehen, zu dem dunklen Slytherin im Wechsel. Blaise bemerkte sofort, dass Draco etwas auf der Zunge lag, doch er kam ihm zuvor. “Ach, hat Daphne dir nichts davon erzählt?”, provozierte Blaise und warf dem Mädchen einen gespielt verwirrten Blick zu. Draco schüttelte perplex den Kopf. “Hör auf damit!”, knurrte sie in Blaise´ Richtung. “Was hast du denn, Liebes?”, fragte dieser und sah den Malfoy´schen Erben an. “Lass sie los!”, verlangte der blonde Syltherin. Daphne hob den Kopf und blickte in kalte, sturmgraue, Augen. Sie schluckte kaum merklich. Dann spürte sie wie der Druck um ihre Hangelenke abnahm. Blaise hatte sie frei gegeben. “Wa...”, wollte Draco fragen, doch Blaise fiel ihm erneut ins Wort. “Du hast nichts davon gewusst, oder Malfoy?”, fragte er gespielt schockiert. “Halte ihn nicht zum Narren, Blaise!”, beschwor die junge Frau. “Nein, Liebling, das hast du schon die ganze Zeit getan”, sagte Blaise und wartete auf eine Reaktion seines Gegenübers. Dracos Augen verengten sich für einen kurzen Moment. “Tja, Draco, es sieht wohl so aus, als wäre dieses Mädchen wahrlich eine Schlange, oder sollte ich Hexe sagen?”, Blaise´ Blick richtete sich nun wieder auf das Mädchen. “Hör auf!”, drohte Daphne abermals, doch Blaise grinste nur heimtückisch. “Wie viele?”, wollte Draco wissen, Daphne warf ihm einen fragenden Blick zu, “Ich will wissen wie...” “Du bist nicht der Erste!”, platzte Daphne mit geknickter Stimme heraus. Draco sah sie misstrauisch an, dann begann er plötzlich zu lachen. Auch Blaise stimmte in das Gelächter mitein. Daphne stand ihre Verwirrtheit in das hübsche Gesicht geschrieben. “Wieso lacht ihr?”, fauchte sie und warf mit bösen Blicken um sich. “Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das nicht gewusst habe, oder?”, lachte Draco. “Wie meinst du das?”, verlangte Daphne zu wissen. Blaise grinste immer noch hinterhältig. “Gut gemacht, Malfoy. Wahrlich ausgezeichnet!”, lachte der dunkle Slytherin und klopfte seinem Kameraden auf die Schulter. Daphne schien immer noch nicht zu begreifen, was dort vor sich ging. “Wie heißt es so schön, Liebes? Wie du mir, so ich dir!”, flötete Blaise weiter. “Die gute Daphne ist wirklich hartnäckig und standhaft. Hat mich nicht ein Mal zum Zug kommen lassen”, meinte Draco provozierend. Ein schwerer Kloß begann sich im Hals des Mädchens zu bilden. Geballte Wut, gepaart mit Angst, Daphne bemühte sich, dies nicht ans Licht zubringen. “Eine kleine Lektion in Sachen Männer, Liebling. Ich habe dir doch gesagt, wer mit dem Feuer spielt, wird sich irgendwann verbrennen. Und wer die Kerle ausnimmt wie fette Weihnachtsgänse, muss sich nicht wundern, dass die irgendwann einmal zurückschlagen, wenn sie nicht das bekommen, was sie wollen.”, Blaise sah seine Verlobte an, diese begann bereits zu zittern. Hastig machte Daphne auf den Hacken kehrt und verließ die große Halle, die sich nun langsam mit hungrigen Schülern füllte. Sie wollte nur noch eines in diesem Moment, nämlich in das tiefste Loch kriechen, dass sie finden konnte. Überstürzt schubste sie ein paar Hufflepuffs zur Seite, die ihr auf dem Weg in die Kerker entgegen kamen. Dann bemerkte sie, dass Pansy und Millicent gerade die Treppen hochstiegen. Ungeschickt setzte sie einen Fuß vor den anderen und kam ins Straucheln. Wollte sie sich doch in die Arme ihrer Freundinnen stürzen und sich um ihren Kummer erleichtern. Zig Male war sie diese Stufen hinauf- und hinab gestiegen und nie war sie ins Stolpern geraten, doch an diesem Tage sollte es anders sein! Daphne fiel. Erst eine Stufe, dann die Nächste. elbst Pansy, die sie bei der Hand greifen wollte, erfasste sie nicht mehr. Immer näher kam ihr der Marmor entgegen, bis sie letztendlich, noch ihr Gesicht schützend, auf dem Boden aufschlug und liegen blieb. Hochmut kommt stets vor dem Fall, im wahrsten Sinne des Wortes Kapitel 2: A c e d i a ---------------------- SEVEN S(lyther)INS - C h a p t e r S e v e n- A c e d i a Der Mut hat keine Zuflucht, die Feigheit tausend von Waldemar Bonsels (Werk: Runen und Wahrzeichen) Erschrocken und mit weitaufgerissenen Augen blickte der Junge um sich. Ihm war es ein Rätsel, was er hier zu suchen hatte, doch einzig sein alter Herr schien sich dessen bewusst. “Dad, warum sind wir hier?”, flüsternd beugte sich Theodore zu seinem Vater, der trotz seines bereits fortgeschrittenen Alters einen noch recht resoluten Eindruck machte. Das Zittern in der Stimme konnte der junge Schüler nicht verheimlichen. Er hatte Angst, denn mindestens zwanzig Augenpaare waren abwechselnd auf sie gerichtet, nicht zu vergessen diese stechenden Augen, die dem Werwolf Fenrir Greyback gehörten. Alle, die sich in dieser pompösen Räumlichkeit befanden, waren angespannt. Nervös knetete der junge Mann seine Finger im Schoß. Noch nie war er an solch einem Ort gewesen. Die Villa der Familie Malfoy war riesig. Die Räume waren hoch und edel ausgestattet. Nichts im Vergleich zu dem Ort, den er sein zu Hause nannte. Die Malfoys gehörten zu den wohlhabendsten Familien der Zauberer- und Hexenwelt. Reiche, arrogante Schnösel, hatte sein Vater einst geschimpft. Doch je länger sich Theodore in dem Raum umsah, desto mehr stimmte er seinem Vater diesbezüglich zu. Ein lautes Krächzen ließ die Masse an Menschen und Kreaturen zu der Pforte sehen, durch sie vor wenigen Minuten einst gegangen waren. Lucius Malfoy ließ sich, gestützt von seiner Gattin Narzissa, in den Raum geleiten, gefolgt von ihrem Sohn. Draco sah ziemlich mitgenommen aus, doch als er Theodore bemerkte, nickte er ihm kaum merklich zu. Jetzt wusste Theodore genau, warum man ihn hier her gebracht hatte und erst jetzt erinnerte sich schwach daran, einige der Anwesenden zu kennen. Wenn nicht persönlich, dann aber durch den alten Vater, der einst zu ihnen gehört hatte. Todesser... Alle hier waren Todesser und gehörten zur Armee des dunklen Lords. Sei es der Werwolf, der nach kleinen Kindern lechzte, um diese für seine Zwecke zu gebrauchen, oder diese verrückte Bellatrix Lestrange, deren irrer Blick durch den Raum streifte. Theodore schluckte, denn er vernahm die leise, drohende Stimme seines ehemaligen Hauslehrers und nun Schulleiters von Hogwarts, Severus Snape. Dieser redete eindringlich auf Lucius Malfoy ein, sobald dieser unter ächzenden Lauten endlich Platz genommen hatte. Draco saß eingefercht zwischen seinem alten Herren und der ebenso recht blassen Narzissa und wagte nicht, sich zu bewegen, geschweige denn zu atmen. Wenigstens etwas, dass die beiden Jungen in diesem Moment gemein hatten: Angst. Panik. Ein Gefühl von Überlegenheit breitete sich nun in ihm aus. Eine Art Triumph, da Draco ihn gemieden hatte, in all den Jahren und doch befand sich Theodore Nott mit ihm in einem Raum. Theodore hatte es nie leicht gehabt, in seinem Leben. Er wusste, was es hieß, wenn einem Schlimmes widerfuhr. Er lebte mit seinem Vater in einem mickrigen Häuschen, das nicht einmal zwei Etagen hatte. Es war eine Drecksbude von Wohnung. Ein unbedeutendes Nichts im Vergleich zu diesem Anwesen und dem Reichtum und Einfluss der Malfoys. Theodore war ein Nichts. Ein kleiner Junge, der auch jetzt noch mit sechzehn Jahren einen hasenähnlichen Eindruck machte. Er war schon immer ein Einzelgänger gewesen, hielt sich aus den Angelegenheiten seiner Mitschüler heraus. Vermied es stets aufzufallen und redete nur dann, wenn man ihn fragte. Ein stiller Zeitgenosse und wäre sein Vater nicht in Slytherin gewesen, hätte man ihn wohl nach Hufflepuff geschickt. Ein Hasenfuß war er, feige. Ausgegrenzt und nur in den äußersten Notfällen richteten die Anderen das Wort an ihn. “Draco!”, bellte Lucius und dieser fuhr kaum merklich, aber dennoch erschrocken, zusammen. Nur ein nervöses Zucken der Augenlider verriet, wie sehr sich der Malfoy´sche Erbe in Furcht und Angst wand. Severus Snape warf dem blonden Jungen einen beschwörenden Blick zu. “Theodore!”, beinahe war dem Jungen mit den mausbraunen Haaren das Herz in die Hose gerutscht. Dass man auch seinen Namen laut, klar und deutlich in den Fokus rückte, ließ seinen schwachen Magen mehr als rebellieren. Die schwarzen Augen Snapes waren nun ebenso auf ihn gerichtet. Doch die Miene auf dem blassen Gesicht des neuen Schulleiters ließ keine Regung verzeichnen. Der versteinerte Ausdruck blieb auch noch bestehen, als eine kalte, hohe und flüsternde Stimme die Namen der Jungen wiederholte. Die Pforte zu dem großen Saal wurde aufgestoßen und eine schwarze Rauchwolke rauschte über die lange Tafel hinweg, an der die Anhänger des dunklen Lord ihre Plätze eingenommen hatten. Ein kollektives Keuchen drang an die Ohren der Jungen, als die übrig Versammelten zeitgleich mit dem Auftauchen ihres Herrn und Meisters, die Hände auf die Unterarme drückten. Theodore und Draco wussten, warum die Männer und Frauen die Laute der Angst zu unterdrücken versuchten. Das dunkle Mal, wie es jeden als getreuen Anhänger Lord Voldemorts auswies, brannte und fraß sich in die Haut. Der Totenkopf, aus dessen Mund eine Schlange hervor trat, war nun mehr als deutlich sichtbar. Mit Schrecken in den Augen blickte Theodore zu seinem Vater, der sich unter schier unerträglichen Schmerzen einen Laut verbiss und den Ärmel seines Umhangs empor schob. Mit flatternder, seidigschimmernder, rabenschwarzer Robe, nahm der dunkle Lord vor seinen Getreuen Gestalt an und begutachtete deren Loyalität, als ebendiese ihre Verbundenheit zeigten, indem sie ihre tätowierten Arme präsentierten. Genugtuung war in den rot-glühenden Augen zu erkennen. Bellatrix Lestrange senkte ehrfürchtig ihr dunkles Haupt, spie spitze, erfreute Schreie aus und schien gar nicht zu bemerken, dass ihr übertriebenes Verhalten eher für Spott sorgte. “Bellatrix”, richtete der dunkle Lord das Wort an Dracos mehr als verrückte Tante, “Ich bin mir deiner Treue durchaus bewusst, doch heute geht es nicht um dich!” Kalt, ruhig und gefährlich drangen die Worte aus dem lippenlosen Mund Voldemorts. Die beiden Schlitze, die einst als Nasenlöcher gedient hatten, blähten sich kaum merklich. Diese finstere Gestalt hatte alles Menschliche abgelegt. Äußerlich glich der dunkle Herrscher eher der Schlange, die er stets mit sich führte und auf deren Speiseplan nicht nur Kleingetier stand. Soweit Theodore wusste, verspeiste dies gruselige Wesen auch Menschen. Wie ihm bekannt war, hatte man der Schlange, führsorglich Nargini genannt, die ehemalige Lehrerin für Muggelkunde zum Spaße als Zwischenmahlzeit dargeboten. Noch immer war dem Jungen weder bekannt, noch bewusst, warum er und Draco, hier neben den anderen Todessern im Beisein des dunklen Lords, auf den Stühlen saßen. Den Kopf gesenkt, doch den Blick des jungen Malfoy suchend, erschrak Theodore bei dem Gedanken daran, dass man ihn diesem Vieh zum Fraß vorsetzte. Ich will nicht sterben!, ihm war egal, wer ihn in dieser unerträglichen Situation erhörte, er hoffte nur, dass es jemand tat. Dumpf drangen die Worte Voldemorts an seine Ohren, doch das, was der dunkle Lord zu berichten hatte, schien seinen Anhängern nicht zu gefallen. Worte der Empörung, des Zorns und des Versprechens, Harry Potter endlich in die Finger zu bekommen, schwangen durch den saalähnlichen Raum. Zur Zufriedenheit Lord Voldemorts, rissen sich seine Getreuen darum, ihm ihre Ehre zu erweisen. Zögernd blickte Theodore zu seinem Vater, auf dessen Stirn bereits seit ihrer Ankunft kalter Schweiß glitzerte. Der Junge wusste, dass sein alter Herr nicht mehr in der Lage war, diesen Potter dingfest zumachen. Auch schien Lucius Malfoy nicht sehr angetan von dem Vorhaben, dass die Malfoys den Jungen in Gewahrsam nehmen sollten. Wieder zuckte Theodore Nott beim Klang seines Namens zusammen. Ebenso schien der teilnahmslose Draco eine Regung der Furcht zu zeigen, als sich beide Augenpaare trafen. Panik. Angst. Abermals teilten beide jungen Männer die gleichen Emotionen, auch wenn dies nie zur Sprache gebracht werden würden. Beide waren Söhne von Todessern, Einzelkinder, allein. Beide waren Kameraden, nicht nur in Hogwarts, auch wenn der eine eher dem Alleinsein frönte, während der andere in Erhabenheit und in der Kunst der Unterdrückung glänzte. Beide waren Kinder und zu jung, um ihr Leben für solch ein abstruses Vorhaben geben zu müssen. “Los, Draco!”, drängte Bellatrix und klatschte freudig in die Hände. “Erweise dem dunklen Lord deine Treue!” Draco schluckte und auch Theodore tat es ihm unwillkürlich gleich. Als die Hexe das Wort an den Jungen richtete und ihn ebenso ermutigte, Loyalität einem Tyrann zu gegenüber zu zeigen, war es Theodores Vater, der einen Laut des Unmutes ausspie. “Nun, mein lieber Nott”, begann Voldemort und seine Stimme schlich, kroch ähnlich wie eine Schlange von einem Ohr zum anderen, “Da du nicht im Stande bist, meine Bitten zu erfüllen, solltet ihr, Lucius und du, dieses Anliegen euren Söhnen überlassen!” Eine Forderung, keine Bitte. Lord Voldemort erzwang den Dienst der Kinder für die Unzulänglichkeiten der gealterten, gebrochenen Herren. Den Worten des dunklen Zauberers folgte ein kaltes, hohes Lachen, das sogleich ringsum kreischende Zustimmung fand. “Mein Lord”, erhob Lucius zaghaft seine Stimme, doch das Zittern, welches plötzlich von ihm ausging, erheiterte seinen Herren samt Gefolge, sodass sich der blass und kränklich wirkende Malfoy weiter in den hohen Lehnstuhl zurückzog. “Meine Freunde, getreuen Anhänger”, die Überschwänglichkeit in den Worten dieses Mannes, ließ den beiden, jungen Männern, beinahe das Blut gefrieren. “Diese beiden Jungen hier, sind von mir dazu ersucht worden, die Taten ihrer Väter zu vollenden. Na los, nur keine Scheu. Erhebt euch und zeigt euch euren Verbündeten.” Die schlanken, bleichen, gar dürr und durchsichtig wirkenden Finger der rechten Hand schmiegten sich an das dunkle Holz des Zauberstabes Voldemorts, als dieser das Holz ähnlich dem Taktstock eines Dirigenten schwang und die Kinder aufforderte, sich von ihren Plätzen zu erheben. Kurz tauschten Draco und Theodore einen Blick, ehe sich beide zögernd und unsicher von ihren Plätzen erhoben. Draco, das Abbild seines Vaters, hochgewachsen, schlaksig, bleich und dürr, griff mit bebenden Gliedern nach den kalten Händen seiner Mutter. Theodore, der seinem alten Herren nicht minder glich, zumindest in den früheren Zeiten, hatte niemanden, der ihn hielt und mit einer Geste des Schutzes behütete. Nott Senior schien bereits all seine Kraft darauf zu verwenden, nicht an der langen Tafel zusammenzubrechen. Die braunen Augen des Jungen wagten kaum, in eine andere Richtung als die Lord Voldemorts zu blicken, allein aus Furcht, dass dieser diese Art der Reaktion als Anlass nehmen und Unaussprechliches über ihre Köpfe würde hereinbrechen lassen. Das blutrote Glühen in den kalt, und leblos wirkenden Augen, taxierte die jungen Sprösslinge und Theodore meinte, einen Funken Genugtuung darin erkennen zu können. Ihre Väter hatten sich ihm verschrieben, schienen ihren Dienst getan und waren nun nicht länger tragbar für das Vorhaben des großen und mächtigen Führers. “Kommt, meine lieben, treuen Gefährten”, erneut richtete Lord Voldemort das Wort an die jungen Männer, deren Körper vor Schreck erstarrt und marmornen Statuen glichen, als von Leben erfüllten waren. Abermals erfüllte ein hohes, eisiges Lachen den Saal. “Seht sie euch an, eure Kinder. Erstarrt, ehrfürchtig, verängstigt. Soll das etwa die nächste Generation meiner Gefolgschaft sein, Nott, Malfoy?” Jetzt lenkte er den Fokus abermals auf die Väter, die in den Augen des großartigen Voldemorts nichts zu Stande gebrachten hatten, als Taugenichtse und Feiglinge. “Herr, ich versichere Euch, dass mein Sohn, Draco, sein Bestes getan hat um Dumble...”, begann Lucius. “Schweig, Lucius, schweig!”, gebot ihm Voldemort in barschem Ton. “Niemand erwähnt diesen Namen in meiner Gegenwart!” Ehrfürchtig zogen die übrigen Untergebenen die Köpfe ein, einige murmelten sogar Worte der Vergebung, als Voldemort seinen Blick weiter schweifen ließ. “Severus”, säuselte der dunkle Lord, “war er, oder war er nicht im Stande, diesen alten, tatterigen Greis aus dem Wege zu räumen? Sag mir, Severus, hat es unser junger Draco hier nicht wahrlich versucht.” “Ja, Herr”, Snape trat aus dem Schatten hervor, der ihm als Tarnung diente. “Ja, ja... ganz recht...”, begann Voldemort in Singsang ähnlichem Ton, ehe seine Stimme zu einem Donnerhall aufwallte, “er hat es versucht. Doch der Versuch garantiert nicht das Gelingen!” Die Wut, der Zorn überschwemmten die gewählten Worte. Dunkle Wolken zogen über ihren Köpfen auf und gleißend helle Blitze schossen über ihre Häupter hinweg. “Versagt. Ihr habt versagt!”, dröhnte es aus allen Ecken des Zimmers. “Aber Herr...”, begann Snape erneut und wurde jäh zum Schweigen verdammt. “Dumbledore ist tot und auch Harry Potter wird nicht mehr lang unter uns weilen. Sorgt dafür, oder ihr findet ebenso euer Ende!”, mit rauschendem Umhang verließ der dunkle Lord den Saal, gefolgt von seiner treuen Gefährtin Nargini und dem kleinen, dicklichen Wurmschwanz, ließ seine Anhänger zurück und gebot zwei von ihnen, sich ein letztes Mal in seine Gunst zu stellen, sobald sie ihren Kindern die Aufgabe übertrugen, den unfertigen Auftrag ihrer Väter zu erfüllen. “Ich will nicht sterben!”, keuchte Theodore unter bebenden Lippen, als er einen scheuen Blick auf seinen Vater warf, dessen Augen müde zu ihm zurück starrten. Die Haut des alten Mannes Haut glich ergrauten Pergament und als dieser das Wort an seinen Jungen richtete, schien ihm jede, einzelne Silbe immense Kraft zu kosten. Sowie es Lord Voldemort vorzog, den Saal zu verlassen, hatten es ihm auch seine Anhänger, zur großen Erleichterung des Jungen, gleich getan. Doch die kreischenden Laute, die diese verrückte Frau von sich gab, hallten noch immer in seinen Ohren wieder, ähnlich der Forderung dieses psychopathischen Mannes, dem nichts heilig schien. “Du stirbst nicht”, beim Klang dieser Worte wandte sich der Junge der Stimme zu, die sich hinter ihm erhoben hatte. Draco Malfoy wirkte blass und kränklich, dennoch ging diese altbekannte Arroganz von ihm aus, die Theodore zur allzu gewohnt war. Doch auch diese half dem hochgewachsenen Junge wenig, denn einer von ihnen würde sein Ende finden, wenngleich sogar beide bei dem Versuch, Harry Potter zu vernichten, ums Leben kamen. “Was kümmert es einen Tyrannen, wenn wir sterben?”, nun war es Theodore, der eine Erwiderung kund tat. Aus der Angst, die ihn zuvor für sich eingenommen hatte, keimte allmählich der Drang, dieser Kreatur zu trotzen. Theodore wusste nicht einmal, ob die Regung, die sich plötzlich durch seine Adern wand, wirklich als Mut oder eher der kläglicher Versuch, sich ein letztes Mal Respekt zu verschaffen, angesehen war. “Warum sollen wir in einen Krieg ziehen, wenn dessen Ausgang doch schon längst besiegelt ist?”, nur dieses eine, letzte Mal wollte er der Held sein. “Sei kein Narr!”, beschwor ihn sein alter Herr, und versuchte seinen Sohn am Arm zu fassen. “Bist du es nicht leid, Vater? Seid ihr es nicht leid?”, die Augen des Jungen mit dem mausbrauen Haar wanderten vom Antlitz seines Vaters, zu den Gestalten der Malfoys, die noch immer dichtgedrängt beieinander standen. “Was willst du tun, Nott? Flüchten? Er wird uns finden.”, erklärte Lucius ruhig, doch leise Furcht wallte in seiner Stimme auf. “Du bist und bleibst ein Feigling.”, fiel Draco in die Worte Lucius´ ein. “Lieber bin ich als Feigling verschrieen, und am Leben, als Tod und vergessen!”, knurrte ihm der junge Mann entgegen. “Kämpft euren Krieg, schlagt eure Schlacht und lebt damit, dass Blut an euren Händen klebt. Doch selbst er hat längst bemerkt, dass eurer Vertrauen in ihn nicht mehr ist, als leere Worte.” “Bring deinen Sohn zum Schweigen!”, zischte Narzissa aufgebracht und zog Draco am Arm näher zu sich heran. “Auch wenn ihr nichts mehr zu verlieren habt, müssen andere nicht für eure Fehler büßen. Dein Mut kommt zu spät. Es ist vorbei. Doch mein Sohn wird nicht sein Leben geben. Nicht er!” “Hüte deine Zunge, Narzissa!”, mit gezücktem Zauberstab trat Nott Senior neben seinen Jungen und taxierte die Hexe mit feindseligem Blick. “Wage es nicht, den Zauberstab gegen mich zu erheben. Wenn dein Todesdrang so mächtig ist, dann kostet es mich weniger als einen Wimpernschlag, dich und deinen Feigling von Sohn von dieser Erde zu tilgen!”, den Worten Narzissas folgend, senkte der alte Herr den Arm und warf einen tadelnden Blick auf seinen Spross. “Ich bin zu alt, um mich in eine Schlacht zu stürzen und auch, wenn ihr es ehrlos und ängstlich nennt, bin ich nicht bereit, mein Leben oder das meines Sohnes zu gefährden und es für eine Ideologie zu verschwenden. Theodore.”, mit einem letzten Nicken in die Richtung des Jungen, einem letzten Blick auf die Familie Malfoy gerichtet, verschwand der alte Mann, gefolgt von seinem Sohn, ehe dieser der gleißend rote Blitz hätte niederstrecken können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)