Gazetto Inn von Nizi-chan (Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?) ================================================================================ Kapitel 42: Kyoko und die Kunst des KITSUKE ------------------------------------------- Die Frau, die zuvor meine Freunde in die Räume begleitet hatte, trat wie erwartet in Yumi und mein Zimmer. In den Händen hielt sie zwei zusammengefaltete Stoffe. Yumi und ich drehten uns sitzend zu ihr um und sie machte eine Verbeugung, indem sie sich elegant hinkniete und mit dem Kopf die Tetamimatten berührte. Dabei fielen genau zwei dünne Haarsträhnen, die zuvor ihr Gesicht umrundet hatten. Ich erkannte, dass ihre schwarze Haare streng mit zwei - roten Stäbchen zusammengehalten wurde. Ihr weißer Kimono mit bunten Blättern erinnerten mich an den Herbst und betonte ihre kleinen dunklen Augen, als sie sich wieder aufrichtete. „Yasumi-sama, Sie haben mich rufen lassen?“ Ich hörte auf, sie anzustarren. „Wie heißt du?“, fragte ich direkt, denn ich wollte nicht, dass sie mich mit sama ansprach. Auf diese Förmlichkeiten konnte ich verzichten. Sie war kaum älter als ich. Zumindest sah sie nicht so aus. Verwirrt über meine vertraute Ansprache, antwortete sie: „Mein Name lautet Takeuchi Kyoko. Sehr erfreut.“ Yumi nahm ihre Hand und wies sie darauf hin, dass sie sich auf ein Sitzkissen setzen sollte. „Danke, dass du die Kimonos gebracht hast. Darf ich einen haben?“ Yumi wartete nicht auf die Antwort ab und nahm einen Kimono und sah ihn an. Dann überkreuzte sie die Arme, hielt den Stoff ihres T-Shirts fest und zog sich aus. „Uah! Yumi!!!“ „Was ist denn? Wir sind doch unter uns. Los zieh dich auch aus.“ Ich blieb regungslos und sah den mit bunten Blättern bestückten Kimono an – bis Yumi sich auf mich stürzte und mich mit Gewalt auszog. „So. Das hätten wir dann.“ Stolz über ihr Werk fügte sie hinzu: „Bin gleich da.“ Mit ihrem Kimono verschwand sie im Badezimmer. Ich dagegen schlüpfte schnell in meinen Kimono rein, um mich schnell zu bedecken. „Yasumi-sama ...“ „Bitte nur Yasumi.“ „Yasumi, kann es sein, dass Sie nicht wissen, wie ein Kimono angezogen wird?“ Ich hielt bei meiner Bewegung inne. „Oh... Habe ich etwas falsch gemacht?“ Kyoko kicherte und nahm mir meine derzeitige Kleidung ab. „Sie brauchen sich nicht zu schämen. Wussten Sie, dass es eine Kunst ist, einen Kimono anzulegen?“ Ich machte große Augen. „Eine Kunst?“ Sie nickte. „Ja, wir nennen sie »Kitsuke«“ „Kitsuke...“, wiederholte ich. „Erzähle mir bitte mehr davon.“ Mich überkam eine Wissensdurst. „Sehen Sie das? Das ist ein Nagajuban, also ein Unterkimono. Ohne ihn geht gar nichts.“ Sie hielt mir den Unterkimono so hin, dass ich leicht hereinschlüpfen konnte. „»Wenn der Farbton eines Kimonos nicht der Jahreszeit entspricht, wenn er in Frühling nicht zu den Blumen passt und im Herbst nicht zur Färbung des Laubes, dann war die ganze Mühe so vergeblich wie Tau.«“ Aus Kyokos Stimme hörte ich heraus, dass sie etwas zitierte. Ich dachte kurz nach. „Also heißt es, dass es vergeblich ist, einen Kimono perfekt anzulegen, wenn dieser nicht zur Jahreszeit passt.“ Kyoko nickte und half mir beim Anziehen. „Das Muster des Kimonos ist sehr wichtig, Es muss zu jeweiligen Jahreszeit passen, so zum Beispiel Kirschblüten im Frühling, kleine Forellen im Sommer, Ahornblätter im Herbst. Aber es gibt auch gezielte Unterscheidungen, Muster, die nur auf einen einzigen Monat zutreffen, wie beispielsweise: Kiefern im Januar, Pflaumen im Februar, Iris im Mai.“ Der Kimono fühlte sich schwerer an als meine normalen Kleider. Kyoko fuhr weiter: „Die Abstimmung auf die Jahreszeit als auch auf das Alter und den Familienstand der Trägerin ist enorm wichtig. Nichts ist peinlicher als eine Kombination aus einem Kimono, der dem Frühling zugeordnet ist und einem Obi der den Herbst repräsentiert. Oder aber auch einer verheirateten Dame, die den Kimono einer jungen unverheirateten Frau trägt.“ Ich hörte gespannt zu, während sie mir meinen Kimono anlegte. „Deswegen haben wir bunte Blätter als Muster. Passend zum Herbst.“ Sie fing an mit dem Obi und nickte. „Nicht jeder kann einen Kimono selbst anlegen“, sagte sie, als Yumi hereinkam. „Meinst du mich?“ Sie sah an sich runter. „Hab ich was falsch gemacht?“ „Yasumi, Sie sind fertig.“ Das hieß, ich durfte mich frei bewegen. Yumi kam zu Kyoko und diese legte ihr den Obi zurecht. Es klopfte. Dann lugte ein Kopf aus dem Nachbarzimmer. „Kyouko-san, ich habe alles zufällig mitgehört“, kam es von Akira. „Ja, ich auch.“ Takanori trat rein und sah mich an. „Wir haben den selben Motiv auf unsrem Kimono, Yasumi!“ Langsam packte er nach etwas. Ein Lichtblitz blendete mich und ehe ich taumeln konnte, fand ich mich in seinen Armen wider. „Du läufst rot an, Yasumi. Ich habe dich zum ersten Mal im Kimono gesehen, davon musste ich ein Bild machen.“ Während er das sagte, sah ich kleine weiße Punkte auf seinem Gesicht. „Dank dir bin ich geblendet! Das hast du gut gemacht, Takanori!“, schmollte ich. „Ja, geblendet von meiner Schönheit.“ Er lachte und ließ mich los. „Kyoko-san, wenn Sie so nett wären. Mein Obi sitzt nicht richtig.“ „Meiner auch!“, Akira rannte ins Zimmer. Kyoko lächelte und half zuerst meinem Freund, danach Akira. Danach trat Kouyou auf. Wir alle starrten ihn an. „Kyoko, wenn ich mich nicht irre, dann sitzt sein Kimono perfekt.“ „Sie sind gut, Yasumi. Das tut es. Ich bin beeindruckt.“ Kouyou sah uns fragend an. „Was? Redet ihr über mich? Ah! Nee, das war nicht ich. Yuu hat das gemacht. Yuu komm mal! Hier steigt 'ne Party“ Ein fast fertig angezogener Aoi mit Kinnlangen pechschwarzen Haaren betrat mein Zimmer. Er war gerade dabei irgendwelche komplizierte Knoten zu machen, um sie später aufzulösen. Dann war er fertig. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich etwas. Etwas Seltsames. Ja, eine sanfte Aura. Ich sah Takanori an, der seinen Arm um meine Taille legte. Er war es diesmal nicht. „Habe ich was verpasst?“, kam es von dem jungen Gitarristen, der im Kimono eher einer männlichen Geisha glich. Habe ich irgendwo Faszination gerochen? Ich schielte zu Kyoko, deren Lippen ein Wort formten. OH! „Yuu, woher kannst du denn so schön traditionelle Kleider anlegen?“ Genau das musste sich Kyoko auch gefragt haben. Ich half ihr, die Antwort zu finden. „Ich? Ich komme aus dem Lande.“ Er lachte. „Außerdem besteht meine Familie auf das Einhalten der Traditionen. Sowas lernt man bei uns mit drei Jahren.“ Okay, ich war selbst erstaunt, genauso wie die anderen. „Und ich dachte, ich kenne dich ...“, sagte Uke und trat neben mich. „Manchmal denke ich, ich weiß nichts über ihn“, sagte er mir lächelnd und warf den Arm um meine Schulter. Dann wanderten seine Blicke an mir vorbei. Ich folgte ihnen – und fröstelte, denn Takanori sah ihn an, als würde er ihn jeden Moment töten wollen. Ich schluckte. „Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber“ Ich entzog mich von den Umarmungen der Männer, „Uke-kun, bitte laufe nicht halbnackt durch die Gegend“, flehte ich. Uke hatte seinen Oberkörper frei und grinste. „Yuu, hilf mir mal.“ Gesagt, getan. „So Leute, schießen wir noch ein Gruppenfoto.“ Akira verschwand kurz und kam mit seiner DigiCam zurück. „Hier, mach mal bitte ein Foto.“ Er drückte sie Kyoko in die Hand, die überfordert zu sein schien. „Ehm …Wo soll ich drücken?“ Akira deutete auf einen Knopf. „Hier. So, wie stellen wir uns am besten auf? Kleine nach vorne würde ich sagen, oder?“, vergnügt sah er Takanori an. Ein Kichern breitete sich aus und Akira wurde von Takanori an die Seite geboxt. Er schien sich vor Schmerz und vor Lachen zu krummen, taumelte und stieß gegen Kyoko, die das Gleichgewicht verlor und hinzufallen drohte. Doch Yuu schaffte es, sie am Arm zu halten und zog sie an sich. Das ging alles blitzschnell. Ich fasste meinen Freund am Arm, als ich die beiden sich umarmen sah. Kyoko sah neben Yuu aus wie ein Zwerg. Sie war kleiner als ich, das war nicht abzustreiten. Sie verharrten in dieser Pose einen Augenblick, dann sank Kyokos Arme von Yuus Rücken herab und dieser ließ sie los. Beide waren rot im Gesicht und machten unendlich viele Verbeugungen. Gerade als Kyoko aus dem Zimmer rennen wollte, drehte sie sich an der Schiebetür um: „Heute Abend wird es in der Versammlungshalle eine Vorführung geben. Bitte ehren Sie uns mit Eurer Anwesenheit.“ „A... aber das Bild ...“, versuchte Akira. Sie verbeugte sich und ging. Yuu, der sprachlos da stand, musterte seine Handfläche mit großer Neugier, so als hätte sie angefangen zu reden. Ich sah zu Yumi, die Yuu zu mustern schien und Uke angrinste. Dieser grinste Akira an, der wiederum Kouyou anstupste. Takanori uns ich sahen uns an und strahlten mit. Wir hatten folgendes beschlossen: Yuu mit Kyoko verkuppeln. Erneut klopfte es an der Tür und die rot angelaufene Kyoko verbeugte sich: „Ich habe vergessen, Ihnen mitzuteilen, dass es heute Abend eine Aufführung in der Versammlungshalle geben wird. Es würde uns freuen, wenn Sie sie besuchen würden.“ Ich sah sie an. „Wann genau?“ „Um 19 Uhr fängt es an.“ „Klar kommen wir. Machen wir doch gerne, oder Yasumi?“, Uke strahlte in die Runde. Ich zwinkerte ihm zu. „Wir wollen die besten Plätze!“ Akira war sofort Feuer und Flamme. „Am besten gaaanz vorne, damit auch die kleineren etwas zu sehen bekommen.“ Wieder breitete sich ein Kichern aus. „Sag mal, was passt dir an meiner Größe nicht?!!“, knurrte Takanori und richtete sich in voller Größe vor ihm auf. Akira tat ahnungslos. „Ich weiß nicht, was du meinst. Ich habe an die beiden Mädels gedacht.“ Ich lachte. „Kyoko, wir sind auf jeden Fall da. Und wir wollen nicht ganz vorne sitzen, oder Yuu-kun?“ Dieser nickte. „Hey, hier ist ja niemand!“, staunte Yumi. Wir waren im Gemeinschaftsbad des Ryokans. Nachdem ich mich ordentlich im Vorraum gewaschen hatte und in einem Tuch eingehüllt vor dem großen Bad stand, stieg ich mit Yumi gemeinsam ins Wasser. Eine Gänsehaut durchfuhr meinen Körper. Mit beiden Händen das Tuch, das meine Brust bis zu den Knien verdeckte, umklammernd setze ich mich hin. „Yasumi!!!“, schrie meine Freundin aus heiterem Himmel. „Das ist fantastisch! Danke für die Einladung!“ Sie umarmte mich so fest sie konnte. „Willst du mich umbringen“, brachte ich hervor und sie ließ es sein. „Warum sind wir die einzigen hier? Ich hatte mehrere Menschen erwartet. Schließlich ist das ein großer Ryokan, was einem Hotel ähnelt.“ Ich grinste und schloss die Augen, um die Wärme zu genießen. „Ich habe Kyoko gefragt, wann das Gemeinschaftsbad geschlossen ist. Morgen Nachmittag können wir wieder kommen.“ Es waren Stimmen zu hören. „GEIL!“ „Yuhuuu!! Alles für mich ganz allein!!“ „Ja Akira, ist gut ...“ „Yuu! Er hat mich geschlagen!!!“ „Kouyou! Sowas macht man nicht!!!“ „Haltet mal die Klappe!!!“ Yumi und ich sahen uns an und lauschten der Stimmen, die aus der anderen Seite der ungefähr 2 ½ Meter Hohen Mauer kamen. „Hallohooo! Hört ihr uns?“, sang Yumi fröhlich. „Klar und deutlich, Yumi-san!“, antwortete Kouyou genauso froh. „Ist Yasumi auch da?“ Diese Frage kam von Uke und Takanori gleichzeitig. „Was interessiert dich meine Freundin, Uke?!“ „Dir doch egal. Ich darf doch mal fragen können!“ „Leute beruhigt euch mal. Legt euch hin und entspannt euch. Nimmt ein Beispiel an mir“, hörte ich Akira. Genau dann, als ich ihn loben wollte, platze Takanori dazwischen: „Bääh, halte wenigstens das Tuch davor, du Idiot! Uke wird noch traumatisiert!“ „Waaas? Warum ich??“ Ich schaltete ab. Das waren Männergespräche, die mich nichts angingen. Doch im Gegensatz zu mir lauschte meine Freundin. „Yuuumiii!“ „Schon gut. Ich höre ja nicht hin.“ Sie grinste frech und steckte mich an. „Sag mal, warum hüllen wir uns in Tüchern? Mein Bruder hat gesagt, deine Möpse wären gewachsen.“ Ich riss die Augen auf, dann funkelte ich Yumi an. „Sag deinem Bruder Sakataki, ich werde ihn umbringen. Sowas geht ihn überhaupt nichts ans!!!“ „Tut mir ja leid, dass er so pervers ist. Ich kann nichts dafür! Na los, wirf das Tuch weg.“ Sie legte ihr Tuch auf den Becken und entblößte sich vor mir. „Yumi du kennst kein Schamgefühl, nicht wahr?“ Sie kam auf mich zu und ihre Augen leuchteten gruselig, als sie anfing mich zu kitzeln. Ich fing an, lauthals zu lachen und ertrank dabei ab und zu. „AHAHAHA!!! Kyaahhhh!!! Hey wo fasst du mich hin? Iihhihihihih.“ „Ha! Hab ich dich endlich, Ya-chan!“ Yumi zog an meinem Tuch. „Takanori-kun, Wie viel gibst du mir dafür, wenn ich ein Nacktbild von deiner Freundin mache?“, rief Yumi. „UUUUUUUUUUUUUAAAAAAAHHHHH!!!“, kam es aus der anderen Seite. „Takanori, du hast Nasenbluten bekommen!!!“ Ich schubste Yumi und stellte mich funkelnd vor ihr in voller Größe auf. „Oh ...“machte sie. „Du hast einen Bikini drunter an?“, fragte sie leise. Aus der Männerseite hörte ich heraus, dass Kouyou mit Takanori aufs Klo ging. Meine Freundin fing an zu lachen. „Yumi, ich weiß nicht, wie viel Takanori für ein Bild geben würde, aber ich gebe dir 10.000 Yen für ein Bild.“ „Uke-kun!“, rief ich aus. „Eine Unverschämtheit! Das hätte ich von dir nicht erwartet“ „Das finde ich auch. Sie ist mehr wert!“ Ich schlug Yumi. „Tja, Yasumi, was soll ich dazu noch sagen? Ich bin auch nur ein Mann. Moment, ich komme mal kurz rüber, dann können wir in Ruhe sprechen“, lachte Uke. „Du bleibst schön hier, Freundchen!“, warnte Yuu. „Ansonsten wirst du heute nur noch Sterne sehen.“ „Ich habe aber Angst, Gitarrenmaniac!“ „Wie war das?“ Akiras Gröllen war nicht zu überhören. „Yuu, du hast deinen Tuch verloren.“ „Uaahh!“ Ich schüttelte den Kopf und bemerkte Yumis forschende Blicke. „Ist was?“ „Was hast du eigentlich um den Hals, dass du die ganze Zeit trägst? Die Kette sieht aus, wie aus einem Kaugummiautomaten.“ Ich lächelte. Da hatte sie recht. „Den Ring hier hat Takanori mir gegeben. Wir haben uns inoffiziell verlobt.“ Sie fiel mir um den Hals. „Ich finde euch so süß zusammen!“ Einen Grinsen konnte ich mir nicht zurückhalten. „Entschuldigen Sie für die Störung.“ Yumi ließ mich los und wir sahen uns die Gestalt vor uns an. „Kyoko!“, rief ich. „Du bist doch da! Ich dachte, du hast viel zu tun!“ Sie lächelte. „Ich kann schlecht eine Bitte des Cheffes abschlagen.“ „Hehehhehe“, grinste ich. Die Frau war mir seit sie mir KITSUKE erklärt hatte sympathisch geworden. Deswegen hatte ich sie eingeladen sich mit uns vor Beginn der Aufführung zu entspannen. Sie setze sich zu uns ins Wasser. Ich lauschte der anderen Seite. Takanori und Kouyou schienen wieder gekommen zu sein, aber die Männer waren ruhig. „Was gibt es heute für eine Aufführung?“, fragte Yumi neugierig. „Geplant ist ein No-Spiel und eine traditionelle Teezeremonie.“ „Ah!“, machte ich. „Seit wann arbeitest du hier, Kyoko?“ „Seit zwölf Jahren.“ „Uah! Zwölf Jahre??!“ Mit wie viel Jahren hat sie hier wohl angefangen? Elf? „Dann kanntest du bestimmt meinen Stiefvater!“ Sie lächelte. „Ja, er war ein netter Mann.“ Sie sah in die Ferne. „Ja, ein sehr netter Mann“,meinte Yumi ironisch, doch Kyoko schien nicht hinzuhören. Ich erinnerte mich daran, was er mir angetan hatte, und fröstelte. „Immerhin bin ich dank ihm in Japan.“ Immer schön positiv denken. „Hätten er und meine Mama nicht geheiratet, würden wir jetzt nicht zusammen hier sitzen.“ „Ich weiß noch, wie er seine Angestellten in die Versammlungshalle bat und uns erzählte er würde bald heiraten. Er hat deinen Namen auch erwähnt, eh... Yasumi. Außerdem habe ich dich auch einmal in der Zeitung gesehen.“ Ich grinste. „Entschuldigt meine Neugier, aber in welcher Beziehung steht ihr zu den Männern, mit denen ihr hergekommen seit?“ Yumi sprach: „In keiner. Akira, Kouyou, Uke und Yuu sind Freunde von Takanori.“ Ich übersetzte: „Der Blonde, der mit den Entenlippen, der süß Grinsende und der mit den schwarzen langen Haaren sind Freunde von den Kleinen.“ In der Männerseite wurde ein Lachen unterdrückt. „Der Kleine und sie sind verlobt.“ Kyoko machte ein überraschtes Gesicht. „Verlobt? Wie alt bist du?“ „Ich bin 20. Yumi ist 18. Und du?“ Sie lächelte. „Ich bin ein Stückchen älter. Ich bin 28.“ Yumi und ich sahen sie ungläubig an. „Wirklich? Du siehst so jung aus! Was ist dein Geheimnis?“, wollte Yumi wissen. Doch Kyoko lächelte nur. „Bist du single?“, bohrte sie weiter und redete ein Tick lauter. Natürlich damit die Männer auch gut hinhören konnten. Kyoko schüttelte den Kopf. „Für eine Beziehung habe ich keine Zeit.“ „Wieso nicht?“ „Ich muss hart arbeiten, damit meine Geschwister eine sichere Zukunft haben.“ „Was ist mit deinen Eltern?“ Kyokos Blick wurde traurig. „Meine Mutter starb als ich dreizehn Jahre alt war und mein Vater ist Bauer in einer Kleinstadt. Das Geld, was er verdient, reicht lange nicht aus, um meine Schwestern zu bilden. Ich verstand es. Sie hat mit 16 Jahren angefangen zu arbeiten. „Heißt es, dass du die Schule abgebrochen hast?“ Kyoko sah mich erstaunt an. „Ja so war es. Ich habe nur die Mittelschule hinter mich gebracht. Es war dein Stiefvater, der mir diese Arbeit hier gab. Er ist derjenige, den ich verdanke, dass ich die Traditionen unseres Landes gelernt habe. Ich habe von ihm höchstpersönlich Unterricht bekommen.“ Stille. „Hast du ihn geliebt?“, fragte ich. Ein Hauch von einem traurigen Lächeln umgab ihre Lippen. „Es kann sein. Ich habe keinen so kultivierten Mann gesehen wie ihn.“, Dann schien sie zu überlegen und wurde rot. „Naja... Es wird langsam Zeit, dass ich gehe. Es gibt noch einiges zu tun.“ „Wir sehen uns dann!“ Yumi und ich winkten ihr hinterher. „Sie ist so süß.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)