Gazetto Inn von Nizi-chan (Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?) ================================================================================ Kapitel 36: Beziehungsstatus: inoffiziell verlobt ------------------------------------------------- Yasumis Sicht: Ich gähnte und machte langsam die Augen auf. Der weiche Boden unter mir sagte mir, dass ich nicht auf meinem Sofa im Proberaum lag. Wo war ich? Müde sah ich über mir ein Fenster. Morgengrauen. Als ich an die womögliche Kälte draußen dachte, fröstelte ich, drehte mich auf meine rechte Seite – und blickte direkt in Takanoris Gesicht! „WHAAAA!“, schrie ich und der Mann neben mir fiel mit einem Knall auf den Boden. „Oh, nein! Takanori! Lebst du noch?“ Ich beugte mich über die Bettkante zu ihm. Er murmelte etwas. „Sorry. Hab nicht mit dir gerechnet ...“ „Du hast echt eine interessante weiche Weise, Leute aufzuwecken!“, sagte er schlaftrunken. Ups! Mein Freund klang total angepisst. Das wäre ich wahrscheinlich auch, wenn mich jemand aus dem Bett schubsen würde, also geschieht es mir recht! „Du hast“, er sah mir wütend ins Gesicht, „überhaupt kein Feingefühl, Yasumi.“ Dann wanderten seine Augen auf mein Körper und die Wut schien zu vergehen. Ich folgte seinen Blicken – und warf die Decke über meine Schulter. „Was zum …?! Du Lustmolch!“ Ich rannte aus dem Zimmer. Was ist hier los? Warum lag ich in Unterwäsche mit Takanori im Bett? Takanori, du hast doch nicht …!!! Ich riss das Fenster auf, damit ich mich beruhigte. Doch unkontrolliert begannen die Erinnerungen mich zu bombardieren: Ich sah wie mein bester Freund mich gewaltsam küsste, ich sah wie meine Freundin mich enttäuscht ansah, ich sah Daisukis hinterhältiges Grinsen, ich sah Miyavi mit seiner Freundin rummachen. Und jetzt auch noch das! Ist es das, was Männer wollen? Sich an der erstbesten Gelegenheit an die Frau ranzumachen ...? Ich zog die Decke um mich enger zusammen. Die kühle Morgenluft tat gut. „Du wirkst zerstreut. Muss ich mir Sorgen machen?“, hörte ich Takanoris Stimme und drehte mich sofort zu ihm um. Er beobachtete mich, während er an der Tür lehnte. „Du bist seit unserer Ankunft etwas seltsam.“ Langsam näherte er sich. „Erzähl mir, was dich belastet.“ Jetzt trennten uns nur 15 Zentimeter. Er streckte die Hand nach meinem Gesicht aus. Ich wehrte sie ab, ohne es zu wollen und sah weg, denn seine Augen wollten sich in meinen bohren. Ich hatte Angst, dass er meine Gedanken sehen konnte. Er bewegte seine Hand, ich schloss die Augen und fühlte sie auf meinem Kopf. „Ich bin ganz Ohr, Liebes.“ Das kann doch nicht sein! Er ist doch so lieb! Warum habe ich Angst vor ihm?! „Hast du über Nacht deine Stimme verloren?“ Er zwang mich, in seine Augen zu sehen. „Sag mal, verheimlichst du mir irgendwas?“ Warum fragt er das? Weiß er etwa, was passiert ist? Hat Daisuki ihm erzählt, was Ryu getan hat? „Na sag schon.“, drängte er, „Oder traust du mir so wenig?“ Er sah für einen Moment sehr verletzlich aus.“ Nein das ist es nicht! Darum geht es nicht, aber … aber darüber kann ich doch nicht mir dir reden! „Das geht dich nix an“, hörte ich mich sagen und war selbst geschockt. „Misch dich nicht in Gelegenheiten anderer ein.“ Was zum Teufel sage ich da? Ich will ihn doch nicht verletzten! Er meint es doch nur gut. Aber jetzt wird er mich hassen. Ich bin eine Idiotin! „Laber keinen Scheiß!“, schrie er mich an und fuhr ruhig weiter: „Du bist doch kein ANDERER. Du bist meine Freundin und alles, was dich angeht, geht mich auch an. Und sei es der kleinstmöglichste Scheiß auf Erden. Merk dir das!“ Ich sah ihn überrascht und fassungslos an. Er wurde wieder sanft: „Du verheimlichst mir etwas, nicht wahr? Ist etwas in meiner Abwesenheit passiert, Yasumi? Es kommt mir so vor, als wärst du geschwächt. Psychisch geschwächt.“ Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Wie kommst du denn darauf?“ „Gestern hast du oft geweint, da dachte ich ...“ Er brach ab und studierte mein Gesicht. „Aber ich vertraue dir.“ Ein Blitz zog sich durch meine Magengrube. Er vertraute mir. Mein schlechtes Gewissen wurde größer und größer. „Und wegen der Sache mit gestern“, er nahm mich kurz in die Arme, „Du hast gesehen wie die beiden eins wurden. Hast du jetzt Angst, dass ich dich flachlege? Ich schwieg. Er traf ins Schwarze. „Sag es ruhig.“ „Ich habe Angst!“, platzte ich heraus. „Takanori, in deiner Nähe fühle ich mich wohl, aber da ist eine gewisse Angst. Ich … ich habe Angst, nicht gut genug für dich zu sein. Ich habe Angst, dass du nur Sex im Kopf hast. Aber ich will es nicht vor der Hochzeit. Falls wir überhaupt heiraten. Ich … Takanori ich ...“ Ich sah ihn an und streichelte über sein Gesicht. „Takanori, keiner war mir jeweils ferner und doch so nah wie du.“ Jetzt konnte ich ihm nicht mehr in die Augen sehen und ließ deshalb den Kopf hängen. „Keiner war mir jeweils ferner und so nah?“, wiederholte er und drückte mich plötzlich an die Brust. „Woher findest du nur solche süßen Worte? Mir wird’s echt flau um die Magengegend. „Dummerchen, ich würde dich niemals gegen deinen Willen zu etwas zwingen. Das was gestern passiert ist … Das tut mir leid. Ich hatte mich einen Moment nicht unter Kontrolle und fiel über dich her. Dass ich keine sexuellen Triebe habe, kann ich nicht bestreiten. Aber ich bin nun mal ein Mann, der geil auf seine Freundin ist. Ist das nicht normal? Und es stimmt nicht, dass du nicht gut genug für mich bist. Ich bin derjenige, der Angst haben soll, dass DU mich nicht verlässt.“ Mein Herz hämmerte gegen die Brust. „Woher...“ Ich öffnete die Decke, die mir die ganze Zeit um die Schulter gelegen hatte, und umschloss und beide damit. Mir war jetzt alles egal, ich wollte ihn nur spüren, nur seine Wärme genießen. „Woher findest du die Worte die mich aus der Fassung bringen? Wie kannst du mir solch süße Wörter sagen, obwohl ich dir gegenüber eiskalt bin?“ Seine Hände berührten meinen Rücken und durch das Unterhemd fühlten sie sich an wie zwei heiße Gegenstände. Ich sah ihn wieder an. Sein Gesicht hatte sich durch die Sonnenstrahlen rot gefärbt. Ich Dussel! Warum habe ich mich vor ihm so gefürchtet? Er ist so süß! „Hey Yasumi. Schau auf den Boden.“ Ich folgte seinen Augen und sah ein Schatten umgeben von der Röte der Sonneneinstrahlungen. Unser Schatten. „Siehst du? Jetzt sind wir auch eins geworden.“ In meinem Magen flatterte es. Ja so war es. So konnte man die Sache sehen. Ein Grinsen verfing sich in Takanoris Gesicht und seine Hände erforschten meinen Rücken. „Was tust du da?“ „Das, was jeder Mann machen würde, wenn seine Geliebte in Unterwäsche vor ihm stehen würde. „Waaas?“ Ich gab ihm eine Kopfnuss, worauf er mich losließ. „Wie kannst du nur so süße Worte sagen und dann so eine Show abziehen? Du bist echt unmöglich!“Als ich das sagte, musste ich grinsen. „Wuff!“ Umi kam schwanzwedelnd zu uns und streichelte über Takanoris Bein. „Umi-chan, siehst du den Kerl da?“ Umi wedelte immer noch mit dem Schwanz und wollte an seinem Bein hoch. „Ja Umi-chan, siehst du mich?“, lachte Takanori und nahm ihn in die Arme. „Umi-chan, er ist so pervers!“ „Ich frage mich, wer hier mich zum Perversen macht.“ „Meinst du mich?“, gähnte ich und ging in sein Gemach, um mich anzuziehen. Ein Bild wurde geschossen. „Schöne Pose. Gleich noch eins bitte.“ Takanoris iPhone machte wieder ein Geräusch. „Was soll das?“ Inzwischen hatte ich mich angezogen und fühlte mich wohler. „Pornobilder“, grinste er frech. Ich schüttelte den Kopf, nahm das Ding aus seiner Hand und löschte die Bilder. „Hey!“, protestierte er. „Nichts hey! Du weißt schon, dass ich dich anzeigen kann, oder?“, fragte ich nach. Meine Stimme klang zum Glück ernst. Seine Hand berührte meine. Heiß. „Ruki-kun“, fuhr ich weiter, „Du bist total heiß.“ Dann hielt ich inne, denn er hatte es falsch verstanden, denn sein freches Grinsen wurde breiter. „Ich meine, du hast leichtes Fieber. Komm mal. ~Uhh~ leg dich besser schlafen. Wir haben erst … hmm … 6Uhr. Drei oder Vier Stunden würden dir gut tun. Fühlst du dich geschwächt?“ Takanori taumelte gespielt. „Arghhh! Meine Kraft verschwindet. Ich bin K.O. Ich werde bestimmt gesund, wenn wir stundenlang shoppen gehen.“ Ein Kichern entfuhr mir. „Na, wenn das so ist, dann muss ich dir sofort helfen! Aber später machen wir das. Komm und halt dich an mir fest.“ Ich brachte ihn zu Bett, deckte ihn zu und bemutterte ihn so gut ich konnte. „Fehlt nur noch ein Schlaflied, Yasumi.“ Ich legte mich seitlich auf Akiras Bett, sodass ich Takanori ins Gesicht schauen konnte. „Was hättest du denn gern?“ „Überrasche mich.“ Ich überlegte mit einem Gähnen und sang ihm ein deutsches Lied vor. Sandmann. Am Mittag war Takanoris Fieber verschwunden. Es lag wahrscheinlich wirklich daran, dass er jetzt mit mir top aufgestylt die Straßen in der Ginza Gegend entlang ging. Ich beobachtete sein Profil: Sein schwarzer Hut und die schwarze Sonnenbrille verdeckten seine Identität. Seine schockpinke Übergangsjacke war bis zur Hälfte offen und zeigte den silbernen Totenkopf, der auf seinem T-Shirt abgebildet war. Der Totenkopfring an seiner rechten Hand passte farblich zu dem auf dem T-Shirt. Ich selbst hatte eine rot-schwarz karierte Dreiviertelhose an, woran eine Kette hing (den hatte ich heute morgen aus Akiras Schrank gefischt) und darüber ein schlichtes »Just a Girl« T-Shirt. Die Haare trug ich extrem Wellig, da ich nicht wollte, dass man die durch Daisuki abgeschnittene Stelle nicht sah. Zusammen mit Umi setzten wir uns in ein Restaurant und frühstückten. Bevor ich den halben Buffet essen konnte, meinte Takanori, dass wir gehen sollten, denn es wäre zu gefährlich für ihn, lange an einem Ort zu bleiben. Danach besuchten wir zahlreiche Juwelierläden. „Willst du noch mehr Schmuck kaufen?“, wollte ich nach einer Zeit wissen, als wir Ginza verließen. Mein Freund lächelte mich an und antwortete mit einer Ruki-like Stimme: „Nein, nur zwei neue Ringe.“ „Und was für Ringe? Wenn du etwas Bestimmtes suchst, kann ich dir behilflich sein, oder?“,fragte ich weiter und wir überquerten eine ruhige Straße. Jetzt strahlte er. „Verlobungsringe.“ Ich blieb stehen, er ging mit Umi weiter. „Was?“ Jetzt drehte er sich zu mir um und zog mich bei der Hand auf den Bürgersteig. „Dumme Gans! Wieso bleibst du mitten auf der Straße stehen? Das ist gefährlich!“, schimpfte er. „Wozu brauchst du Verlobungsringe? Betrügst du mich?!“ Die Frage war als ein Witz gedacht, aber ein bisschen Wahrheit steckte drin. Wir waren gerade auf einer kleinen Brücke allein und blieben stehen. Unten waren Schienenfahrzeuge, die hin und her fuhren. Mir wurde schwindlig, als ich die Tiefe abschätzte: ungefähr 15 Meter. „Ich kenne eine Frau, die es verdient, mich, Ruki, als ihren Verlobten zu haben. Du musst wissen, dass nicht jeder so eine Chance hat wie sie.“ Ich schlug ihm auf den Oberarm. „Aua! Was denn? Es stimmt doch. Ich bin einfach einzigartig! Und ...“ „Stimmt ja auch“, unterbrach ich ihn bei der Prahlerei. „Aber bin ich die Frau, die du meinst?“ „Dumme Gans! Natürlich bist du sie!!! Wer denn sonst? Sag mal, machst du das mit Absicht?“ Ein Grinsen konnte ich nicht verbergen. Ja so war es. Aber stopp mal … „Da gibt’s aber noch ein klitzekleines Problem, oh du toller Ruki.“ Er fühlte sich echt geschmeichelt, obwohl ich das ironisch gemeint hatte! „Und zwar?“ „Ich will keine teuren Ringe. Die sehen zwar gut aus, aber ich kann nicht darauf aufpassen. Was wenn ich den Ring verliere? Mir wäre es lieber, wenn ich etwas von dir bekäme, anstatt von deinem Geld.“ Takanoris Kinn bewegte sich hin und her. Diese Geste bedeutete, dass er streng nachdachte, denn das hatte ich schon viele Male bei ihm gesehen. „Gut! Ich hab's. Hand her!“ Er nahm meine Hand und steckte seinen Totenkopfring in meinen linken Ringfinger. Dort hielt der Ring nicht. „Dann machen wir's so.“ Jetzt steckte er mir den Ring in den Daumen, wo er zu locker saß. „Argh! Mann! Warte mal kurz.“ Er rannte irgendwohin. Ich lehnte mich an den stählernen Brückengeländer und wartete auf ihn. „Mal sehen, was für eine Idee er hat“, sagte ich zu Umi, der die Züge unter uns beobachtete. „Umi, Ich glaube, das hier wäre die perfekte Gegend, Suizid zu begehen. Guck mal runter! Man wäre ja sofort tot!“ „So ich bin wieder da.“ Ich drehte mich zu meinem Freund um und sah in seiner Hand eine Kette und ein Kaugummi. „Haare hochhalten, bitte. Gut so. Uuuuund fertig! Dreh dich mal um.“ Ich tat es und fasste den Ring um meinen Hals an. „Die Kette habe ich aus dem Kaugummiautomaten. Und das ist für mich.“ Er steckte das runde Ding in den Mund. „Takanori … Das ist … Das … AAHAHAHAHHAHA!!!“ Ich konnte nicht mehr vor Lachen. Ruki hatte den silbernen Totenkopfring an eine billige Kette gefädelt und ihn mir geschenkt! „Yasumi“, sagte er, als ich mich wieder beruhigt hatte, „willst du meine Verlobte sein?“ Ich sah ihn amüsiert an. „Das fragst du erst, nachdem du mir den Ring gegeben hast?“ „Ja klar! Jetzt kannst du nur Ja sagen!“ Ich umarmte ihn und flüsterte: „Ja, ich will.“ „Wenn wir uns aus den Augen verlieren sollte“, fing er mit einer sanften Stimme an, „dann lass uns hierher auf die Brücke kommen und auf den anderen warten.“ „Ja. Ich werde hier immer auf dich warten, Ruki-chan. Versprochen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)