Gazetto Inn von Nizi-chan (Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?) ================================================================================ Kapitel 32: Familie Suzuki -------------------------- Etwas Warmes berührte meinen Mund und mit einem Mal wurde ich schwerer. Ein Schrei, so laut, dass meine Ohren piepten. Ich riss die Augen auf und sah ein fremdes Gesicht über mir. Es sah mich erschrocken an. Und da wusste ich, dass der Schrei eben von mir kam. Das Gesicht war mir so nah und so fremd, dass ich ihn von mir stieß und die Fäuste ballte. „So beruhige dich doch, Yasumi! Ich bin es dein Freund.“ Der Jemand wurde mir bekannter. Da war er. Takanori. Irgendetwas schnürte mir die Kehle zu, die Ereignisse von gestern traten mir vor die Augen. Was sollte ich tun? Einerseits freute ich mich Takanori wiederzusehen, aber andererseits wollte ich ihn nicht. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. „Habe ich mich zwei Wochen lang auf so eine Begrüßung gefreut? Zwei Wochen nicht da und schon schaust du mich unverwand an!“ Er schüttelte den Kopf und ließ mich nicht aus den Augen. „Ich bin zutiefst enttäuscht!“ Ein lautes Schluchzen. „Tut mir laahhheeeiid …“ „Huh? Nein! Nicht weinen! Yasumi!“ Er nahm mich in die Arme und setzte sich auf die Bettkante. „Alles ist gut. Ich bin bei dir. Keine Angst.“ Ja, das war er. Ich sah ihn, ich fühlte ihn. Sein Duft hing leicht in der Luft und umhüllte mich wie eh und je. Doch als ich ihn wieder ansah, kamen noch mehr Tränen aus meinen Augen. „Was ist los, hmm?“, hörte ich ihn fragen. Er redet mit mir als wäre ich ein kleines Kind. „Ist etwas Schreckliches passiert?“ Ja Takanori. Meine Lippen haben die eines anderen berührt. Ich habe dich sozusagen hintergangen. Ich bin deiner nicht würdig … Ich schüttelte den Kopf und sah ihn ins Gesicht. Er wischte mir mit der Hand die Tränen weg. „Ich habe dich vermisst“, sagte ich schließlich, nachdem keine Träne mehr floss. „Ich dich auch, Liebes.“ Sanft sah er mich an. Ich musste die Hände fest ballen, um nicht wieder gleich loszuweinen. „Bitte. Bitte lass mich nie wieder zurück. Ich hatte Angst ohne dich.“ Ein sanftes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. „Ich werde dich nie zurücklassen. Das schwöre ich.“ Obwohl wir beide wussten, dass das, was er sagte, nicht möglich war, glaubte ich daran. Takanori hatte verstanden, dass ich auch vom Tod sprach. Ich war ihm so dankbar, dass er das gesagt hatte, was ich hören wollte. Er war echt nett. Ohne zu überlegen, nahm ich sein Gesicht in die Hände und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Als ich ihn ansah, war sein Gesicht gerötet und er machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen, krächzte aber Wörter, die ich nicht verstand. Ein Kichern entfuhr mir. „Jetzt weißt du hoffentlich, wie es mir bei unserem ersten Kuss erging. Ha!“ Er schien sich zu fassen. „Jetzt noch so ein Kuss und du machst mich geil.“ Er lächelte siegessicher. Ich ließ es nicht darauf ankommen und rannte aus dem Zimmer ins Badezimmer, wo ich mir das Gesicht wusch. Ohne irgendeine Vorwarnung kam mir Ryus Gesicht in den Sinn – und zwei Hände umklammerten mich und drückten mich zu sich. Ich erschrak und sah durch den Spiegel über dem Waschbecken Takanori, der seinen Kopf an meine Schulter legte. „Wie war eigentlich dein Abschlussball?“ „Traurig ...“ Nein, ich konnte es ihm doch nicht sagen! Nie und nimmer! „Kopf hoch, bei meinem war es auch nicht besser.“ Er legte eine Pause ein. „Takamasa hat mir dein Bild geschickt, worin du das Kleid an hast.“ Er lächelte schief. „Und rate mal, wie lange ich das Bild angestarrt habe.“ „Wie lange?“, kicherte ich. „Das war eine rhetorische Frage!“, lachte er auf. Ich schmollte und schleppte ihn mit ins Wohnzimmer, da er mich nicht losließ. Als ich gerade an radioaktive Stoffe dachte, klopfte Uke in meinem Gehirn an.„Wo sind denn die anderen?“ „Oh! Habe ich glatt vergessen!“ Er ließ mich los und erschien dann vor mir. „Yasumi, zieh dich aus.“ Ich sah ihn verblüfft an. Er lachte. „Zieh dich um. Aber ausziehen, wäre auch nicht schlecht, wenn du verstehst, was ich meine.“ Ich rollte die Augen und tippte auf seine Stirn. „Manchmal frage ich mich, was da in deinem grauen Zellen alles vorgeht.“ „Willst du es wirklich wissen?“ Er griff nach meiner Taille und zog mich dicht zu sich. „Mein Gehirn ist auf Yasumi programmiert. Schließe mal die Augen.“ „Warum?“ „Tue es einfach.“ Ich tat es und dachte – warum auch immer - an Einzeller, die sich durch Zellteilung vermehrten. Noch bevor sich die Zelle vor meinem inneren Auge teilte, riss ich die Augen auf und konnte mich nicht mehr bewegen. Nein, ich wollte nicht, dass Takanori aufhörte, denn er küsste mich. Irgendwann ließ er mich von selbst los und ich rang nach Atemluft. „Ups ...“, machte er. Ich sah ihn halb böse an. „Ja, ups! Du saugst dich ja schlimmer fest als Blutegel!“ Er grinste frech. „Ich habe nun mal erwartet, dass du dich wehrst. Sorry“ Mit großen Schritten begab ich mich in mein Zimmer, gefolgt von Takanori. „Eintritt für dich verboten! Du darfst nur in Begleitung deiner Eltern rein.“ Ich hielt inne, denn ich hatte ohne zu überlegen gesprochen. Ich wusste, dass Takanori ein schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern hatte, aber warum musste es aus mir herausrutschen? „Ach ja? Dann willst du also nicht wissen, wohin wir eingeladen worden sind?“ Ich blieb im Türrahmen stehen und sah ihn über die Schulter an. „Wo denn?“ „Ich sag es nur, wenn du …?“ „Entweder sagst du es hier und jetzt oder ich komme nicht mit. Basta!“, sagte ich knallhart, weil ich keine Lust zum Diskutieren hatte. Erstaunlicherweise grinste er danach. „Das ist mein Mädchen! Lässt sich nicht erpressen. Das liebe ich an dir.“ Ich taumelte in mein Zimmer. „Ehm... Danke. Klärst du mich jetzt auf?“ Er grinste kurz. „Also, die Sache ist so: Wenn sich Mann und Frau ganz lieb haben, dann kommt der Same von Papa zum Ei in der Mama und daraus wächst das Baby. Dass dabei einige gymnastische Übungen nötig sind, will ich mit dir jetzt praktisch üben.“ Ich schlug dem Mann auf den Oberarm. Er lachte auf. „Ich meine doch nicht diese Aufklärung!!!“ „AHAHHAH! Was für ein Gesichtsausdruck!“ Er kicherte. „Akiras Mutter hat uns – insbesondere dich – zum Frühstück eingeladen.“ „Im Ernst?!“ Er nickte. „Sie will dich kennenlernen.“ Ich freute mich, schloss die Tür vor Takanoris Nase und zog die Cargohose, die ich am Tag des Konzertes anhatte, und das mir von ihm geschenkte T-Shirt an. Die Haare ließ ich wellig über die Schultern fallen. Als ich heraustrat, war Takanoris Bemerkung: „Ach Yasumi! Werde ich dich nur in Hose und Schulrock sehen? Wann ziehst du mal knappere Sachen in meiner Gegenwart an?“ Ich zeigte ihm den Vogel und begleitete ihn zu seinem Auto. „Diesmal setzt du dich nicht hinter mich.“ „Aber ich fühle mich -“, protestierte ich. „Hinter dem Fahrer am wohlsten. Weiß ich ja, aber ich kann mich nicht richtig aufs Fahren konzentrieren.“ „Warum nicht?“, fragte ich und ging auf die andere Seite. „Weil du es bist, die hinter mir sitzt! Mach das, was ich sage!“ Sein befehlshaberischer Ton entging mir nicht. Innerlich grinsend und mich darüber freuend, wie er mich kontrollierte, setzte ich mich schweigend auf dem Beifahrersitz. Er fuhr los, die Gegend raste an uns vorbei. Ich hatte keine Ahnung, wie lange die Fahrt dauern würde. Meine Hand wanderte zum Autoradio, Takanori schnitt eine scharfe Kurve und meine Hand berührte seinen Oberschenkel. Wir beide zuckten zusammen und das Auto wurde leicht gebremst. „Entschuldigung.“ Ich versuchte mit einem Grinsen meine Verlegenheit zu vertuschen und schaltete das Radio an. Eine ruhige englische Musik drang in meine Ohren. „Yasumi, da gibt’s etwas, was du wissen musst“, sprach er ernst. Ich hielt die Luft an. „Ja?“ „Ja.“ Er machte eine längere Pause und schien zu überlegen, wo er anfangen sollte. „Akira hat dir doch bestimmt erzählt, dass er eine Schwester hat, oder?“ Ich nickte und ahnte etwas Dunkles. „Ich war mit ihr vor fast zwei Jahren zusammen“, platzte er heraus. „Gut zu wissen“, erwiderte ich gelassen, denn er sollte sich nicht selbst hemmen. Schweigen. „Wie lange wart ihr zusammen?“, fragte ich kleinlaut und hoffte, dass er mich nicht gehört hatte. Er bog um die Ecke. „Ungefähr vier Monate“, antwortete er nach einer Zeit. „Ist es dir unangenehm, wenn ich nach der Beziehung frage?“ Er sah ganz kurz zu mir und widmete sich wider der Straße zu. „Irgendwie schon. Keinem hat das bisher so interessiert.“ „Aber muss doch wissen, wie ich mich ihr gegenüber benehmen soll. Wie ist sie denn so?“ Takanori ward den Kopf in den Nacken und lachte trocken auf. „Du willst doch nicht im Ernst, dass ich sie dir beschreibe!“ Ich konterte: „Wenn es dir leicht fällt, mich in ihr Revier zu bringen, müsste es dir auch leicht fallen, sie mir zu beschreiben, damit ich ein Bild von ihr habe.“ Es dauerte wieder lange bis er sprach. Erinnerte er sich an sie zurück? Ach! Ich hätte das so gerne gewusst! „Sie ist wie eine gefährliche Blume. Wunderschön, aber tödlich. Vor ihr werden viele Männer weich und wollen etwas von ihrem Nektar kosten. Um ehrlich zu sein, erging es mir genauso. Von Anfang an war es mir klar, dass da nichts Ernstes zwischen uns laufen konnte, aber ich ließ es zu, dass sie mich wie ihre Marionette behandelte. Fast vier Monate lang! Sie spielt gerne mit Menschen und am liebsten ist man nicht ihr Feind, denn sie tut alles, um ihre Ziele zu erreichen.“ Ich stellte mir eine Frau X vor, die eine Peitsche und viele Männer um sich hatte. „Em... Empfindest du noch etwas für sie?“ Als ich die Frage stelle, hoffte ich nur auf eine Antwort. Er lachte wieder trocken und warf mir einen liebevollen Blick zu. „Nein.“ Erleichtert stotterte ich m eine letzte Frage: „Takanori, wie … wie weit warst du mit ihr?“ Ich beobachtete, wie er das Lenkrad fester umschloss. „Weit.“ Dann schwieg ich, mein Magen fühlte sich flau an. Was hatte ich erwartet? Natürlich hatten sie miteinander geschlafen. So wie er sie beschrieben hatte, war das ja klar. „Bist du sauer?“, wollte er wissen. Ich schüttelte den Kopf, dann lachte er plötzlich. „Wenn du mir sowas über deinen Ex-Freund erzählt hättest, würde ich vor Eifersucht platzen. Ich bin so froh, dein erster und letzter Freund zu sein.“ In meinem Bauch kribbelte es. Ich sah aus dem Fenster die vorbeiziehende Gegend an und versuchte, nicht bedrückt zu wirken. „Das Lied Agony“, sprach er nach einer Weile, „habe ich gegen sie geschrieben. Nachdem ich Schluss gemacht habe. Aber psst. Das bleibt unter uns.“ Er zwinkerte mir zu und ich dachte über die Lyriks nach. Das Lied ist heftig. Sind seine Gefühle für sie wirklich so hasserfüllt gewesen, dass er gegen sie ein solches Lied geschrieben hatte? Reitas big sister? Lethal weapon is your lipp. Sagt das nicht schon alles? Aber warum schrieb Takanori copulation? Biologisch gesehen heißt das Wort Begattung. Heißt das, dass er das Lied beim … ??? Argh!!! Und jetzt stelle ich ihn mir sogar dabei vor!! Rukis Perversität hat mich echt angesteckt. @_@ Ich lehnte mich gegen die Tür und sah ihn an. Er summte gedankenverloren vor sich hin, seine Haare wehten durch den Wind aus dem Fenster nach hinten und entblößten seine Stirn. Ich beobachtete sein Gesicht. Er verzog keine Miene, nur eine kleine Falte zwischen den Augenbrauen verriet, dass er sich konzentrierte. Ich zählte innerlich seine Muttermale im Gesicht und auf den Armen. Als ich seine Hände ansah, merkte ich, wie sie sich an das Lenkrad festklammerten. Seine Knöchel traten weiß hervor. Ich sah ihm wieder ins Gesicht, mit der Hoffnung, ahnen zu könne, was in ihm vorging. Die Falte zwischen seinen Brauen war tiefer geworden. „Yasumi!!!“, schrie er mich plötzlich an und ich schreckte zurück. „Hör damit auf, mich anzustarren! Ich halte gleich an und ziehe dich ins Gebüsch, wenn du weitermachst!“ „Waaas?“ Ich presste mich gegen die Tür. „Du kleiner, perverser …!“ „Du lässt mir keine andere Wahl! Ich kann nichts dafür. Ich glaube, das war ein Fehler, dich als Beifahrerin zu wünschen. Auf dem Rückweg sitzt du wieder hinten.“ Ich prustete los. „Okay, Papa.“ Er leistete mir Gesellschaft. Ach, was war es nochmal, warum ich mir die ganze Zeit Sorgen gemacht habe? Aus irgendeinem Grund fiel es mir nicht mehr ein Egal, ich wollte meine gute Stimmung nicht ruinieren und grübelte deswegen nicht mehr groß nach. Nach einer zuckersüßen Weile im Auto zusammen mit Taka-chan kamen wir an. Wir parkten vor einem zweistöckigem Haus. Ich bewunderte das Tor, dann das Balkon, während Takanori mich vor die Haustür schob. Mein Herz hämmerte, als er klingelte. Damals, als Kouyou mich zu seinem Eltern mitnahm, war nichts derartiges passiert. Aber die damalige Situation war ja auch anders als jetzt: Ich stand mit Taka-chan an meiner Seite vor dem Elternhaus seines Ex'. Vielleicht ist sie ja nicht da. Ich brauche mir doch kein Stress wegen ihr zu machen, oder? Schließlich ist die Sache zwischen ihnen lange her und es wird ja nicht so sein, dass die mich umbringt, weil ich seine Freundin bin. Die Tür ging auf und eine Frau, so groß wie ich, mit pechschwarzem kurzem Haar und aufmerksamen Augen, sah zuerst mich und dann Takanori lächelnd an. Ich machte eine Verbeugung und stellte mich vor. Dann tat sie das auch und bat uns herein. „Akira und die anderen sind im Wohnzimmer und warten auf euch.“ Wir folgten ihr die breite Flur mit glänzenden Holzboden. Die Decke war sehr hoch, durch die hohen Fenster fiel das Licht der Sonne und soweit ich sehen konnte, war die Einrichtung ziemlich stilvoll: riesige Regale voller Bücher, Bilder und kleine Skulpturen, Ein Kamin und antike Möbel. Eine Treppe führte hoch, wo sich wahrscheinlich die Schlafräume befanden. Ohne mich noch genauer umzusehen, steuerte ich auf die sitzenden Gestalten zu und blieb vor ihnen stehen. Sie sahen mich an, ich sah zurück. Die Gazette-boys saßen vor mir auf mehreren dunkelbraunen Sofas. Ich wollte etwas sagen, aus meinem Mund kam aber nichts. Ich spürte wieder, wie sehr ich die Männer vermisst hatte. Uke war der erste, der aufstand und mir grinsend um den Hals fiel. „Laange nicht gesehen, Süße!“ Dann kniff er mir in die Wangen. Seine Gesichtszüge waren weich, er strahlte Wärme aus und als ich ihn losließ, grinste er breit. Kouyou, der bereits nicht mehr saß, umarmte mich innig und flüsterte mir ins Ohr, dass er eine Massage nötig hätte. Danach lag ich in Yuus Armen. „Bist du gewachsen?“, scherzte er. „Die Pizzen helfen mir beim wachsen.“ Ich lachte, als er das Gesicht verzog. Akira breitete die Arme aus und wartete sitzend auf mich. „Komm zur Mama.“ Ich tat es. Wir knuddelten. „Ihr habt euch alle sehr gern, nicht wahr?“, fragte Suzuki-san und Akira stand auf und warf mir den Arm um die Schulter. „Mama, was würdest du sagen, wenn ich sie heiraten würde?“ „Eh?!“, kam es von uns allen. „Eine schöne Braut hast du da da, Sohn, würde ich sagen.“ Akira seufzte uns schubste mich wie eine Waren in Takanoris Richtung, der mich auffing. „Ich kann aber meine Tochter nicht heiraten ...“ Seine Mutter lachte. „Ich wusste nicht, dass ich eine Enkelin habe. Seit wann bist du Mutter geworden, mein Sohn?“ Die Männer und ich kicherten. „Suzuki-san, kann ich Ihnen behilflich sein?“ „Gerne. Ich könnte Hilfe gebrauchen.“ Die Frau lächelte mich an. „Mein Sohn ist ein Nichtsnutz, wie du sehen kannst.“ „Mutter! Doch nicht vor meinen Freunden! Ich bin … Ich ...“ Akira konnte nicht mehr weitersprechen. Ich funkelte die Männergruppe vor mir an. „Ihr habt es gehört! Das Essen macht sich nicht von alleine!“ Die Männer protestierten. „Ihr verzichtet gerade somit auf das nächste Abendessen.“ Meine Erpressung wurde aufgenommen, die Männer sahen sich an. „Da zeigt sich, wer der Herr im Haus ist. Kar-san, ich würde gerne mit dir unter Frauen sein.“ „Oh, ja klar ...“ Noch mal Glück gehabt, Jungs. Akiras Mutter nahm mich bei der Hand und führte mich Richtung Küche. Ihre Hände fühlten sich rau an. Mein Gehirn verarbeitete die Information zu einem Gesamtbild. „Was kann ich machen?“ Die Frau gab mir die Anweisung, sie zu unterhalten. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich so eine große Sache leisten kann“, scherzte ich und wir lachten. Sie selbst schnitt Gemüse. „Kar-san, hast du keine Angst zwischen den Männern?“ „Um ehrlich zu sein“, antwortete ich, „frage ich mich das schon die ganze Zeit. Die Männer sind zwar kindisch, wissen aber, wie man sich richtig verhält. Sie haben mir bei ihnen ein eigenes Zimmer gegeben. Angst brauche ich nicht, denn nach der Schule sehe ich sie nur zum Abendessen. Ich habe auch ein eigenes Haus, wo ich sie beherbergen kann. Da fühlt man sich nicht mehr alleine.“ „Akira hat mir über deine Eltern berichtet. Das ist echt tragisch ...“ Ich antwortete nicht. Warum auch? „Ich habe dich auch in der Zeitung gesehen!“, wechselte sie das Thema. „Glückwunsch!“ Ich konnte einen Grinsen nicht unterdrücken. „Darf ich Sie etwas fragen? Haben Sie die Skulpturen im Wohnzimmer gemacht?“ Erfreut, dass ich nachgefragt hatte, drehte sie sich nach mir um. „Gefallen sie dir?“ Ich nickte. „Ich habe sie zwar von weitem gesehen, aber sie scheinen sehr gut zu sein. Ehm … Kann ich Ihnen vielleicht bei der Arbeit zuschauen?“ Verwundert sah mich die Frau an und grinste danach. „Wow. Das hat bis jetzt weder Akira noch Daisuki gefragt. Ich würde mich freuen!“ Sie erzählte mir von ihrer Studienzeit. Sie hatte ihren Mann in der Uni für Musik und Kunst kennengelernt und die beiden heirateten dann nach längerem Zusammenleben. Ein Kopf lugte in die Küche. „Mama, Telefon.“ Die Frau verbeugte sich kurz und verschwand aus der Küche. Als sie ging, kam GazettE herein. „Wenn meine Mama mal telefoniert, dauert das so um die eine Stunde, was soviel bedeutet wie, dass wir uns selbst ums Frühstück kümmern müssen.“ Und zusammen mit Gazette bereitete ich voller Freude und Gelächter das Essen zu. Das Tisch wurde gedeckt und wir fingen an, ohne Daisuki zu essen. Akira sagte, dass sie gestern Abend einen Auftrag gehabt hatte und sehr spät ins Bett gegangen war. Also befindet sich die Frau hier im Haus. Langsam wird meine Neugier aber größer und größer. Aus was für Typen stand Takanori? Wenn ich sie sehen würde, könnte ich das erschließen. „Du hast einen Milchbart bekommen“, Uke deutete auf mich und grinste. Ich spitzte die Lippen. „Sehe ich nicht hervorragend damit aus?“ Die Männer lachte. „Ich mag aber kein Bart bei Frauen.“ Mit diesem Worten wischte Takanori, der neben mir saß, mir dem Daumen über meine Oberlippe und leckte ihn schließlich ab. „Meine Damen und Herren, das war Ruki-Rasierer 8000. Seit neustem in allen Läden erhältlich!“ Obwohl ich rot anlief, lachte ich mit den anderen über Akiras Kommentar mit. „Hallo, Leute.“ Mir fuhr eine Gänsehaut durch den Körper und ich hörte auf zu lachen und sah wie die anderen zu der Spiraltreppe. Eine Gestalt, umhüllt mit Sonnenlicht, das sie aussehen ließ wie ein Engel, kam elegant die Treppe herunter. Schon vom weitem erkannte ich, dass sie nicht viel älter war als Ruki. Sie hatte makellose Haut, halbmondförmige, tiefschwarze Augen und unter einem kleinen, sanft geschwungenen Nase einen wie eine Knospe geformten Mund mit Lippen, die an die Blütenblätter einer roten Rose erinnerten. Ihre Haare waren zu einem langen Zopf geflochten, das Pony ließ ihr Gesicht erwachsener aussehen. Alles in einem hatte ich plötzlich Angst vor ihr. „Und du musst Yasumi sein.“ Beim Näherkommen erkannte ich, dass ihre wunderschönen Augen mich verachtend ansahen. Ich schluckte, als sie sich zu mir beugte und mir pro Wange einen Kuss gab. Ihre riesigen Brüste schienen mich wegzudrängen. Mir blieben die Wörter im Hals stecken: Daisuki war die Fotografin von meinem Abschlussball! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)