Gazetto Inn von Nizi-chan (Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?) ================================================================================ Kapitel 30: Sport am Morgen --------------------------- Das Auto war verschwunden und somit auch meine Hoffnung, mein Glück, mein GazettE. Für zwei Wochen. Vierzehn Tage. 336 Stunden. Ich starrte in die Leere. Was hatte ich getan?! Warum habe ich Takanori so blöd behandelt? Was war eigentlich mein Problem? Ich, Idiotin! Ich, Dummkopf! „Yasumi?“ Ich sah zu meiner Rechten hoch. Takamasas Gesicht schien weiter weg zu sein, obwohl er neben mir stand. „Gehen wir rein.“ Seine Worte klangen wie aus der Ferne, aber es schien, als ob mein Gehirn mich lenken würde, ohne dass ich groß etwas machen musste. Die Haustür fiel ins Schloss, als wir uns auf das Sofa setzten. Gazette … Jemand hielt mich an den Schultern fest und schüttelte mich kräftig durch. Ich blinzelte Byou an, mich wundernd, wie nah wir uns standen. „Hörst du mir überhaupt zu? Ich habe gesagt, guck nicht so abwesend!“ „Sorry …“ Warum? Ich habe den selben Fehler erneut begangen. Ich habe mich nicht verabschiedet. Wir haben uns gestritten und sind auseinander geraten. Takanori, bitte verzeih mir. Ich will … „... mich verabschieden“, kam es ungewollt aus mir heraus. „Ah! Ich verstehe. Du bereust es gerade, weil du Takanori wie ein Stück Scheiße behandelt hast, nicht wahr?“, fragte mich Byou, wahrscheinlich ohne zu merken, dass er mich verletzte. „Dummkopf! Das Wort Mitgefühl ist dir wohl fremd! Hör auf, Salz auf die Wunde zu streuen!“ „Er-er hat Recht. Ich wollte nicht … Ich habe sie alle als meine Familie angesehen, aber … Tut mir leid.“ Ich ging zu mir ins Zimmer. Hinter mir hörte ich, wie Byou und Takamasa redeten. „Ich kann nicht glauben, dass GazettE uns mit einem Teenager zurücklässt, der Liebeskummer hat“, klagte Byou. „Tiefen in einer Beziehung sind manchmal notwendig. Durch sie weiß man Dinge zu schätzen.“ Den Rest des Tages verbrachte ich in meinem Zimmer mit Puzzeln. Ab und zu kamen meine Babysitter und halfen mit. Sprechen taten wir selten. Mir war nicht danach, etwas zu sagen. Am Abend schrieb ich Takanori eine SMS mit » Gomen«, schickte sie aber nicht ab. „Yasumi, aufstehen!“ Ich blinzelte gegen die Person, die sich über mich beugte. „Ist etwas passiert?“, fragte ich mit schläfriger Stimme – und plötzlich hatte ich eine schlimme Vorstellung und wurde wacher. „Ist GazettE etwas zugestoßen?“ „Nein. Willst du dich wirklich von GazettE verabschieden?“, Takamasas Stimme klang etwas hysterisch. „Es ist schon zu spät ...“ „Los! Zieh dich an. Wir fahren zum Flughafen!“ Als wäre das mein Stichwort gewesen, hüpfte ich aus dem Bett und zog mich aus. „Aaah! Was machst du da? Wir sind immer noch anwesend!“ Ich sah Byou an und mein Gehirn ratterte. Die Müdigkeit ging fort und ich stand mit Unterhemd vor zwei Männer. „Nein! Raus mit euch!“, schrie ich und scheuchte sie weg. Sie lachten. Schnell zog ich mich um und setzte mir eine braune Kappe auf, damit das zerzauste Haar nicht schlimm aussah. Draußen warteten die Männer im Auto und noch bevor ich mich hinter Takamasa niederließ, gab dieser Gas und fuhr los. „Leute, ich verstehe nicht so recht ...Wo fahren wir hin? Werden wir eine Bank oder so ausrauben? Es ist gerade mal sechs Uhr!“ Byou drehte sich zu mir um und zwinkerte mir zu. „Es ist schmerzhaft anzusehen, wie du wegen diesem Takanori leidest. Wir fahren zum Flughafen. Gazette fliegt in einer Stunde. Ich will noch einmal sehen, wie ihr euch anschaut.“ Ich lief rot an und sah die Sache pessimistisch, weil ich eine Hoffnung bekam, die zu zerbrechen drohte. „Der Flughafen ist von hier eine Stunde entfernt. Wenn Die Männer in einer Stunde fliegen, sind wir genau dann da, wenn sie nicht mehr da sind.“ „Nicht wenn ich hinter dem Steuer sitze.“ Takamasa gab ordentlich Gas und die Hoffnung in mir wurde größer. „Vielen Dank, ihr zwei.“ Ich lehnte mich angespannt zurück und sah jede drei Minuten auf die Uhr. Ich hatte eine Möglichkeit, mich zu verabschieden. Mit einem Mal hielt das Auto an. Ich blinzelte durch die Windschutzscheibe. Stau. „Ach, komm schon!“ Takamasa fluchte. Mein Herz hämmerte gegen die Brust und die Hoffnung wurde kleiner. Asphalt, Bäume, Autos. Zu viele Autos, die krochen. Zu viele Autos, die standen und weiter krochen und wieder standen. Jegliches Zeitgefühl war von mir gegangen. Ich wusste nur noch, wie Byou versuchte, jemanden mit dem Handy zu erreichen. Die Zeit verging und hätte mein Herz nicht kurz schneller geschlagen, hätte ich nicht erkannt, dass ich mit den beiden Männern vor dem Flughafen stand. Wir gingen mit schnellen Schritten rein. „Wir wissen nicht, wo sie sich befinden. Ich weiß nicht mehr, ob es sich lohnt ...“ Ich sah Takamasa an. War er es nicht, der mir die Hoffnung gemacht hatte? Warum war er selbst hoffnungslos? „Ich habe sie angerufen, aber keiner ging ran.“ Okay, sie hatten aufgegeben. Wo könnte Gazette um diese Uhrzeit sein? Gott, gib mir ein Zeichen. Hilf mir, bitte! Ich sah mich nach Hinweisen um, fand aber nichts. Menschen aus verschiedenen Regionen gingen schwatzend an uns vorbei. Die Sonnenstrahlen drangen in das Gebäude. Ich schnappte nach Luft, als ich an den happiest drummer in the world dachte. Sonne! Ich folgte den Sonnenstrahlen und lief den breiten Gang an sämtlichen Läden vorbei. Von hier aus gab es keine Sonnenstrahlen mehr, denen ich folgen konnte. Aber mein Herz hämmerte wie schon immer als Takanori in meiner Nähe gewesen war. Wie eine Wilde drehte ich den Kopf nach allen Seiten und lief dorthin, wo mein Herz angefangen hatte, wie wild zu klopfen. Ich wusste, dass ich mich auf meinen Rukidetektor verlassen konnte, denn mit jedem Zentimeter, mit der ich mich vorwärts schob, wurde das Gefühl der inneren Freude intensiver. „Weißt du überhaupt, wohin du rennst?“, fragte Byou, der neben mir rannte. Und da sah ich sie! Sie standen hinter der Absperrung und begannen sich, von mir wegzubewegen. „GazettE!“, rief ich halbstark. Doch es war unmöglich, dass sie mich hörten. „Takanori!“ Beim Laufen sah ich nach allen Seite. Überall waren vereinzelte Polizisten. Ich lief an ihnen vorbei auf die Absperrung zu und tat das, was man im Sportunterricht als Bocksprung bezeichnete. Jemand rief mir etwas hinterher. Ich landete hinter der Absperrung und lief weiter. „Takanori!“, rief ich, diesmal lauter. Hört er mich nicht? Takanori! Polizisten waren hinter mir her. Ich spürte, dass ich meinen Maximum erreicht hatte, denn meine Beine ließen nach. Ausdauer ließ sich grüßen, ich wurde langsamer. Jemand packte mich am Arm und drehte ihn mir hinter den Rücken. Ich bezweifelte, dass mich Takanori gehört hatte. Die Endorphinproduktion meines Körpers wurde eingestellt und Dopamin wurde freigesetzt. Meine Muskeln erschlafften und ich klammerte mich an den Polizisten hinter mir. Er schien sich zu wundern und ließ mich los. So endet das also. Ich wollte mich doch verabschieden und dir sagen, dass... „... es mir leid tut.“ „Yasumi, nicht weinen.“ Ich schnappte nach Luft, wagte es aber nicht, mich umzudrehen. Was wenn meine Sinne mich trogen? Was, wenn sie eine Revolution gegen mich planten und Takanoris Stimme vortäuschten? „Ich bin hier. Alles ist gut.“ Und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass Takanori wirklich da war. Ich ließ den Polizisten los und drehte mich zu ihm um. Wir sahen uns an und fielen uns in die Arme. Er war es wirklich! Sein Duft, seine Wärme, sein Herzschlag. Ich zog die Nase hoch und vergrub das Gesicht in seine Haare, woanders ließ meine Kappe es nicht zu. „Es tut mir leid, dass ich so mürrisch gewesen bin. Bitte verzeih mir.“ „Ich weiß, Yasumi“, flüsterte er mir in Ohr. Mit der Hand tastete ich nach seinem Gesicht und entdeckte die Brille. Ich zog sie ihm aus und setzte sie selbst auf. Als ich ihn wieder ansah, flatterte es in meinem Bauch und Endorphin wurde freigesetzt. „Deine Brille wird jetzt als Andenken beschlagnahmt.“ Er grinste schief. „Nicht, weil du deine roten Augen verbergen willst?“ Ich sah an ihm vorbei zu den anderen, die mir zunickten und sich irgendwohin beeilten. Takanori nahm mein Gesicht in die Hände und sprach ernst: „Yasumi, stelle nichts Dummes während meiner Abwesenheit an. Ich will nicht, dass du mit Männern Kräfte misst. Und halte dich von Ryu fern. Er hat nichts Gutes im Sinn. Ich werde deine Schritte verfolgen können, vergiss das nicht.“ Ich sah ihn fragend an und nickte. „Du wirst heil wieder kommen, oder? Unser Abschied ist nur für zwei Wochen.“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Egal wie weit weg ich von dir bin, ich bin bei dir. Vergiss das nicht. Verdammt! Ich will dich durchknutschen! Geh bitte weg!“ Ich entfernte mich einen Schritt von ihm und er lief davon. Der Polizist lächelte leicht und führte mich sanft nach außen. Takamasa und Byou starrten mich mit offenem Mund an. Obwohl ich die Welt hinter dunklen Brillengläsern sah, erschien sie mir viel bunter und lebhafter. Ich würde auf Ruki warten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)