Gazetto Inn von Nizi-chan (Ein Tag wie jeder andere. Oder ...?) ================================================================================ Kapitel 2: Auf zum Konzert !!! ------------------------------ Rukis Sicht: Als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich an einen perfekt gezeichneten Anime-Charakter. Schon aus der Ferne erkannte ich ihre Augen. Ihre weiße Haut war ein ziemlicher Kontrast zu ihren schwarzen Klamotten und dem dunklen, welligen Haar. Mir fiel auf, dass, wenn sie sprach, sich ihre Gefühle im Gesicht widerspiegelten. Ihre Sprechweise erinnerte mich an sie. Sie brachte mich für einen kurzen Augenblick in die Vergangenheit zurück. In die Vergangenheit, in dem wir zusammen waren. Aber jetzt stand das Mädchen, das mir in die Arme gelaufen war, vor mir. Sie schaute mich verwirrt an und wurde rot. Mir war klar, dass sie mich jetzt erkannt hatte, ohne dass ich es ihr etwas musste. Naiv war sie nicht, das sah man ihr an. „Ruki-san? Guten…Abend!“ Sie machte eine tiefe Verbeugung, wobei ihre Harre senkrecht zum Boden fielen. „Guten Abend.“ Eigentlich müsste sie sich wieder aufrichten, stattdessen blieb sie aber gebeugt. Ich runzelte die Stirn. So tief beugte sich man vor wichtigen Menschen. Was würden wohl die anderen Leute von mir denken, wenn sie uns so sähen. „Willst du mich auffliegen lassen? Steh bitte auf.“ Langsam richtete sie sich auf. Ich war gespannt, wie sie ab jetzt mit mir reden würde. Laut der Verbeugung hielt sie mich wahrscheinlich als etwas Besonderes –wie die anderen Mädchen, die ich kannte. „Mit wem habe ich dir Ehre?“, fragte ich und wartete bis sie sich vorstellte. „Ich heiße Yasumi.“ Das war auch schon alles, was sie sagte. Yasumi...schöner Name… Ich sah sie an. Sie war nicht mehr locker, im Gegensatz: sie war steif! „Was hast du? Geht’s dir nicht gut?“ „Huh? Nein, nein. Mir geht es gut. Es ist nur…“ Sie sprach nicht mehr weiter. Stattdessen schaute sie mich mit einem Blick an, der mir sagte, dass sie überrascht war. Ich musste unwillkürlich lächeln. „Yasumi, wie wär’s, wenn ich dich auf ein Drink einlade? Ich glaube nämlich, dass du eine Lockerung nötig hättest.“ „Nein.“ „Was?“ Ich konnte meine Überraschung nicht verbergen. Nicht einer meiner Fans würde meine Einladung zurückweisen; und nicht jedem würde ich so eine Einladung machen… Sie überraschte mich. „Ruki-san, es tut mir Leid. Ich bin mir nicht so sicher, ob das aus Zeit hinkommt.“ Ich verstand es. „Ich glaube, du wirst es bedauern, dass du sie nicht angenommen hast.“ Sie schaute traurig an mir vorbei und flüsterte: „Ich werde mich dafür hassen…“ Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, worüber ich staunen musste. Lange war es her, dass mir so etwas geschah… Ich überlegte kurz. „Das brauchst du nicht. Die Konzerthalle befindet sich direkt am Ende der Straße. Während des Backstages haben wir noch mal Zeit, miteinander etwas zu trinken.“ Ihre Augen glänzten. „Gerne! Ehm… Ruki-san?...“ „Ja?“ „Du bist echt in Ordnung!“ Aus irgendeinem Grund setzte mein Herz für einen Sekundenbruchteil aus, um danach schneller zu schlagen. Ihre Worte klangen eher wie eine Liebeserklärung als eine Feststellung. Das passierte bei den Liebeserklärungen anderer Fans nicht. Ich staunte mal wieder; das Mädchen hatte mich in Verlegenheit gebracht! Mit einer Kopfbewegung gab ich ihr ein Zeichen, mir zu folgen. Ich ging vor und sie kam hinterher. Die Konzerthalle war nur sechs oder sieben Minuten entfernt und mit jedem Schritt wuchs die Nervosität in mir. Zwar war es schon immer vor einem Konzert so, aber dieses Mal ganz besonders. War es deswegen, weil das Konzert aufgenommen und später als DVD verkauft werden würde? Nein, es wurden schon viele Konzerte aufgenommen. Das war es nicht. Scheiß egal jetzt! Den anderen geht’s bestimmt nicht besser als mir. Ich weiß, wie ich mit dieser Situation fertig werde. Eine Zigarette würde mit die Nervosität abbauen. Ich holte die Zigarettenpackung aus meiner Jackentasche. Ich wusste nicht, ob Yasumi rauchte- es sah nicht danach aus- aber anbieten musste ich ihr eine, falls sie es auch wirklich täte. „Yasumi, willst du eine?“, fragte ich und zeigte die Packung nach hinten. Ich blieb stehen und drehte mich um – und sie lief gegen mich. BUMM. Sie hielt sich den Kopf und ich mir die Stirn. Ich beobachtete, wie sie zurück taumelte. „AH! Tut mir Leid!“, rief sie aus. „Aua, das tat weh!“, sagte ich ironisch und unterdrückte ein Lachen. „Hier willst du eine?“ Sie war doch eine Raucherin, denn sie nahm die GANZE Packung! „Hey, was soll das?!“ Leider klang meine Stimme nicht halb so verärgert, wie ich es hoffte. Ich lachte, obwohl es nichts Lustiges war, wenn jemand meine Zigaretten an sich nahm. Ich lachte und vergaß für einen kurzen Augenblick all meine Sorgen. Als ich mich wieder beruhigte schaute ich sie an. Was sie wohl denkt…? Ihre Augen starrten mich an, ihr Gesicht war errötet. „Ne tatlı…“ „Was?“ Welche Sprache hatte sie jetzt benutzt? Sie schaute zu Boden und dann wieder zu mir. „ Ruki-san, warst du nervös? Geht es dir jetzt besser?“ Das war ihr also auch aufgefallen. Wir setzten unser Gespräch beim Gehen fort. „Hmhm. Yasumi, wie alt bist du?“ „Rate mal!“, forderte sie mich auf. Ich beobachtete sie. Ihr langes braunes Haar fiel ihr wellig über die schlanken Schultern. Das T-Shirt betonte ihre schlanke Figur; ihre Oberweite stach nicht besonders hervor. Sie war kaum größer als ich, gar ein bisschen kleiner. Die Hose hing ihr weit über die Beine. Sie war ihr zu groß, was den Anschein machte, dass sie auf ihren Aussehen achtete, da es fast perfekt aussah. „18 oder noch jünger würde ich jetzt schätzen.“ Sie grinste. „ Ich bin 20 Jahre alt“ „Eh? Echt?“ Sie nickte. „Studierst du?“ „Ich gehe immer noch zur Schule. Ich bin so zu sagen neu in Japan. Ich hätte anfangen können, aber mein Japanisch war damals nicht so gut. Ich werde aber studieren, wenn ich mein Stipendium bekomme. Dafür muss ich erst ein Mal die bevorstehende Prüfung bestehen.“ „Wo hast du vor zu studieren?“ „Universität Tokio. Ich habe gehört, dass die Uni sehr gut sei.“ Toudai? Sie muss wirklich gut sein. Wir standen jetzt vor der großen Konzerthalle. Keine Menschenseele war in unserer Nähe. „Wo sind die alle hin?“ Yasumi drehte sich einmal um ihre Achse. Als sie stehen blieb, wankte sie ein bisschen. „Höchstwahrscheinlich in der Halle. Sie können da um diese Uhrzeit Souvenirs kaufen.“ Ich schaute sie an. „ Sollen sich unsere Wege trennen?“ Doch sie hörte mir nicht zu und streifte gedankenverloren über das große Poster am Eingang der Halle. Ihre Hand ruhte auf einer Stelle. Auf meiner Hand im Poster. „Ich glaube, dass ich das beste Souvenir gefunden habe“, flüsterte sie so leise, dass ich vermuten konnte, dass sie das gesagt hatte. Sie hatte mich also gehört. Sie summte ein mir bekanntes Lied und brachte mich in die Vergangenheit zurück. Wie oft hatten wir uns heimlich getroffen? Wie oft hatten wir zusammen geweint und gelacht? Aber bevor ich es ihr sagen konnte, ging sie weg. Mein Magen zog sich zusammen. Ich musste ein paar Mal schlucken bis die Erinnerungen an sie vergingen. Ich griff nach Yasumis Hand. Sie war so warm, dass es an heiß grenzte. „Huh?“ „Komm mit.“ Ich lächelte sie an und zog sie hinter mir her. Ihre Schritte klangen beruhigend. „Du bist mir ein bisschen zu schnell.“ Ich blieb stehen. „ Wie soll ich das verstehen?“ Sie lächelte. „Geh bitte langsamer.“ Aber ich wusste, was sie andeuten wollte. Sie hatte auch Recht. Mein Flirtversuch war gescheitert. Vom Eingang bogen wir nach links in den engen Gang, danach nach rechts. Vor der vierten Tür links mit der Aufschrift »the GazettE« blieben wir stehen. „Ruki-san, denkst du wirklich, dass ich da rein darf?“ „Wahrscheinlich schon. Du bist mein Gast; das wird schon“, sagte ich und nahm die Brille ab. Sie schnappte kurz nach Luft. Ich öffnete die Tür und betrat als erster den Raum. „Na sieh mal einer an. Konntest auch mal kommen, was?“ Reita in seinem Bühnenoutfit schaute durch den Spiegel an. Der Frisör glättete seine Haare. Neben ihm saß Aoi. Seine Haare wurden ebenfalls geglättet. Kai las eine Zeitschrift. Er war fertig. „ Ich bin nicht alleine da.“ Ich machte einen Schritt vor, damit Yasumi auch eintreten konnte. Sie schaute in die Runde rein und ich nahm an, dass sie nervös war. „Wen hast du dir denn da geangelt?“, fragte Aoi. „Auf jeden Fall eine ziemlich Süße.“, warf Reita ein. „Oh! Sie halten Händchen!“ Kai legte die Zeitschrift weg und drehte sich auf seinem Stuhl zu uns. Yasumi und ich schauten auf unsere verschränkten Hände. Seit wann waren sie verschränkt? „Ruki flirtet volle Kanne!“ Reita lachte über seine Bemerkung. „Ehm…“ „Oh“, sagte ich und ließ sie los. Jetzt konnte sie sich vorstellen. Sie machte eine kurze tiefe Verbeugung. „Ich heiße Yasumi. Freut mich sehr, euch kennen zu lernen.“ „Hallo Yasumi.“ Kai lächelte sie an. „Du weißt doch hoffentlich, wer wir sind, dann kann ich mir die Zeit, sie dir vorzustellen, sparen.“ Sie nickte. „Warum bist du hier? Ich dachte unser Backstage fängt in…“ er schaute auf die Wanduhr. „Wann fängt denn unser Backstage an?“ „In einer halben Stunde.“ Yasumi lächelte ihn an. Kai grinste. Lange lächelten und grinsten sie sich an, ohne den Blick abzuwenden. „Seid ihr versteinert, oder was?“ Aoi warf Kai durch den Spiegel einen Blick. Kai schnappte nach Luft und schüttelte sich. Yasumi schaute weg. Ihre Blicke befanden sich irgendwo auf dem Boden. „Wow, Yasumi. Ich habe mich im wahrsten Sinne des Wortes in deinem Augen verloren!“ Kai stand auf und kam auf uns – eher auf sie – zu. Mit der einen Hand berührte er ihren Kinn und hob ihr Gesicht zu sich hoch. „Aus welchen Anime bist du entsprungen? Wie groß die Augen sind!“ Er beugte sich über sie. Ich konnte mich nicht mehr halten. „Kai, du bringst sie in Verlegenheit!“ Er ließ sie los. „Ich mache ja nichts.“ Und an Yasumi gewandt: „Wo kommst du her? Europa?“ „Westasien. Meine Eltern kommen aus der Türkei. Ich bin Deutsche. Jedenfalls habe ich die deutsche Staatsbürgerschaft.“ Das letzte murmelte sie. Seit wann bist du in Japan?“ Aois Frage stimmte mit der, der mir auf der Zunge brannte, überein. Ich gab ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie sich auf dem Sofa setzten sollte. „Ich bin erst Ende April hier eingezogen.“ „Dein Japanisch ist aber ziemlich gut!“ Reita gesellte sich zu uns. Sie lächelte. „Danke.“ Reitas Stylist kam zu mir rüber. „Ruki-san, ziehen Sie sich bitte um.“ Ich stand auf und blieb vor der Tür stehen. „Yasumi, in fünf Minuten bin ich wieder da. Dann können wir was zusammen trinken. Und Leute, “ sprach ich zu den Männern, „Macht nichts Unanständiges mit ihr.“ Ich verließ den Raum. Mir war nicht danach, sie alleine zu lassen. Ich hatte eine üble Vorahnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)