Christopher und Ich von SummoningIsis ================================================================================ Kapitel 1: 1 ------------ Autor: Ich Disclaimer: This is a work of fiction. Any resemblance of characters to actual persons, living or dead, is purely coincidental. The Author (being obviously ME) ;) holds exclusive rights to this work. Unauthorized duplication is prohibited. Warnings: Slash (obviously), BDSM, Lemon and many different things in later chapters. *** 1 Christopher und ich führen keine normale Beziehung. Natürlich, jeder behauptet von seinen eigenen Verhältnissen, sie seien nicht normal und ich streite auch nicht ab, dass jede Verbindung zwischen zwei Menschen etwas Einzigartiges und Besonderes ist und dass man eine Beziehung nicht mit einer anderen vergleichen kann. Aber darum geht es mir auch gar nicht. Mir geht es auch nicht um den Fakt, dass Christopher und ich zwei Männer sind. Mir geht es gänzlich um etwas Anderes. Um einige Tatsachen, die unser Miteinander von dem Zusammensein anderer Paare unterscheiden. Mit Sicherheit fallen wir in der Öffentlichkeit nicht auf. Mal von der eben schon benannten Tatsache abgesehen, dass wir schwul sind. Und auch noch heute gaffen die Leute, wenn zwei Männer händchenhaltend durch die Stadt schlendern. Und gänzlich aufmerksam werden sie, wenn zwei Männer sich in der Öffentlichkeit küssen. Aber das stört mich schon lange nicht mehr. Auch wenn Christopher und ich mit Bekannten oder Freunden ausgehen, fällt nichts an unserer Beziehung auf. Wir lachen miteinander. Wir streiten ab und an. Wir vertragen uns. Wir necken uns gegenseitig. Wir gehen tanzen, Eisessen oder ins Kino. Manchmal laden wir Gäste ein, oder wir werden eingeladen. Videoabend, Sit-In, großes Besäufnis. Ich meine auch nicht unseren Altersunterschied, der uns differenzieren sollte. Christopher ist lediglich 12 Jahre älter. Mal unter uns, es gibt Krasseres. Eine alte Schulfreundin kam nach ihrem Abi mit einem 22 Jahre älteren Kerl zusammen. Das nenne ich einen Unterschied! Aber 12 Jahre fallen manchmal gar nicht auf. Ich bin 23, er 35. Wir haben uns an einem eher unspektakulären Tag an einem unspektakulären Ort kennengelernt, nämlich im Park an einem Sonntag. Ich wollte einfach nur frische Luft schnappen, er war auf dem Weg zu einem Brunch. Christopher trug einen schicken Anzug, der einem das Wort „Gentleman“ nur so entgegen schrie, schließlich wollte er sich mit seiner Mutter treffen, die nur ab und an in der Stadt gastierte. Ich hingegen hatte mir einfach schnell etwas übergezogen, eine schwarze Armyhose, einen grauen Pullover. Meine Haare waren völlig durcheinander, hingen mir fransig ins Gesicht und es störte mich nicht. Wir redeten nicht viel an diesem Tag. Er fragte mich, wo das beschriebene Lokal sei. Sagte, er sei erst kürzlich hierher gezogen, dieser Lügner. Eigentlich wollte er nur meine Stimme hören. Er wollte sehen, „ob deine Stimme genauso hübsch war, wie dein Äußeres“. Diese Worte, mit denen er sich erst später verriet, hallen durch mein Gedächtnis wann immer ich den Park durchquere. So wie jetzt. Und ich muss grinsen. Ja, ich war zu dem Zeitpunkt mit jemandem zusammen. Allerdings war diese Beziehung dann schon ziemlich öde. Und überhaupt nicht befriedigend. Für mich jedenfalls nicht. Christopher gefiel mir auf Anhieb. Ich hatte ein Faible für blonde Männer. Für gut gebaute, um die 1,90 m große, blonde Männer, mit meeresblauen Augen und diesem süffisanten Grinsen auf ihrem Gesicht. Seine Zähne sahen perfekt aus, wie aus einer Zahnpastawerbung und seine um die 10 cm langen Haare waren mit wenig Gel perfekt seiner Kopfform angepasst. Bronzefarbene Haut überzog seinen Körper und während ich ihm antwortete, stellte ich mir vor, wie es wäre, ihn auszuziehen. Ich weiß nicht, ob genau dies der Zeitpunkt war, in dem ich erkannte, dass ich für Marcel gar keine Gefühle mehr übrige hatte. Als ich an diesem Abend mit ihm vor dem Fernseher saß, sagte ich es ihm. Kurz und schmerzlos. Ungefähr so verlief auch unsere Trennung. Klar war er schockiert und vor allem verletzt, aber seine Wut auf mich und meine „gestörte Persönlichkeit“ überwiegte im Endeffekt. Mittlerweile spricht er ganz normal mit mir wenn wir uns über dem Weg laufen. Seit unserem letzten Abend sind schließlich auch drei Jahre vergangen. Ich bleibe vor dem Café stehen, in dem ich mich zum ersten Mal richtig mit Christopher unterhalten habe und lächle leicht. Nachdem das Kapitel Marcel abgeschlossen war, ging dieser Kerl mir einfach nicht aus dem Kopf. Ehrlich, ich machte mir noch nicht einmal Hoffnungen auf einen kleinen Flirt, ich wollte mich einfach ein weiteres Mal an seinem Anblick ergötzen und dachte, allein dieser könnte mich in eine weitere Richtung meines Lebens lenken, so wie es mit dem Schlussstrich mit Marcel passiert war. In jeder freien Minute spazierte ich also im Park, nahm mir einige meiner Bücher mit und begann sogar dort zu lernen, obschon der Herbst an die Tür klopfte und mir die ausgetrockneten, rot-braunen Blätter um die Ohren wehten. Als es langsam Winter wurde und meine Freunde mir in Anbetracht dessen bereits gehörig den Vogel zeigten, markierte ich mir im Kalender den letzten Tag, an dem ich in den Park ziehen würde, um auf den Unbekannten zu warten. In meinem Kopf hatte ich ihm den Namen Gabriel gegeben. Irgendwie hatte er etwas Ansehnliches, etwas Mysteriöses, Engelhaftes. Es war bereits dunkel, als ich ankam und dunkel, als ich ging. Ein allerletztes Mal blieb ich am riesigen Tor unweit der Bushaltestelle stehen und blickte die von blätterlosen Bäumen umgebene Hauptallee an. Als ich mich umdrehte, unter dem hellen Schein der Laterne, stand er mir plötzlich gegenüber. Wieder umspielte dieses süffisante Grinsen seine Lippen. Er hatte sich die Haare geschnitten, doch ich erkannte ihn umgehend. Ein dunkelgrauer Schal hielt seinen Hals warm und passte sich dem ebenso dunklen Mantel an. Er trug schwarze Lederschuhe und hielt eine Aktentasche in seiner Hand. „Hallo“, grüßte er mich freundlich und ich erschauderte, als ich diese tiefe Stimme zum ersten Mal vernahm. „Hallo“, antwortete ich und zwang mich, den Augenkontakt nicht abzubrechen. „Wir kennen uns doch“, fuhr er unbeirrt fort und trat einen Schritt auf mich zu. Er war zwar recht jung und doch war sein Gesicht von Erfahrung geprägt und mir war schlagartig klar, dass ein gewisser Altersunterschied zwischen uns lag. Vielleicht machte aber gerade das ihn ein wenig schmackhafter für mich? Auch wenn, wie bereits erwähnt, 12 Jahre nicht wirklich viel sind. „Haben Sie sich gut eingelebt?“, fragte ich ihn etwas selbstsicherer und setzte mein freches Grinsen auf. Eigentlich war mein Ziel mit dieser Begegnung erreicht. Ich hatte ihn gesehen, er hatte erneut ein Feuer in mir entfacht und es wäre an der Zeit gewesen, mich zu verabschieden und zu gehen. Doch das passierte nicht. „Du siehst durchgefroren aus, Lust auf einen Kaffee?“, fragte er, anstatt zu antworten und ich fühlte mich bereits nicken, bevor ich die Lage überhaupt überdachte hatte. Und im nächsten Moment saßen wir auch schon dort, in dem kleinen und doch gemütlichen Kaffee schräg gegenüber dem Haupttor. „Glaub’ nicht, dass mir dein Tun nicht aufgefallen ist“, sagte er plötzlich zu mir und sah mir tief in die Augen. Ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen. „Was für ein Tun meinen Sie?“, tat ich unschuldig und der Mann lachte auf. „Du brauchst mich nicht zu Siezen“, bemerkte er dann, noch immer amüsiert. Die Kellnerin brachte uns die dampfenden Tassen. „So jung bist du doch auch nicht, oder?“, erwartungsvoll grinste er mich an. „Ich bin fast 21“, erklärte ich schroff und riss die kleine Zuckerpackung mit einem Ruck auf. Der Mann nickte, als schien er zufrieden. „Ich bin Christopher Lang“, stellte er sich kurzerhand vor. „Mit wem trinke ich denn meinen Kaffee?“, fragte er nach, als ich eine Weile nichts von mir gab, da ich mir den Namen auf meiner Zunge zergehen ließ. „Niko. Niko Klaas“, entgegnete ich schließlich und probierte endlich den Kaffee. Er war gut und heiß und genau das, was ich brauchte. Ich war viel zu lange draußen geblieben bei diesem Sauwetter. „Niko, hmm…“, wiederholte er meinen Namen leicht versonnen und lächelte mir zu. „Muss kalt da draußen gewesen sein, was?“, neckte er mich und ich wendete meinen Blick von ihm ab. „Es ist Winter, da ist es immer kalt“, sagte ich leicht trotzig. „Ja, das stimmt…“, kam es von ihm und wir schwiegen eine Weile. Eine Weile, in der ich seine Augen auf mir ruhen spürte. Er betrachtete mich eindringlich und ich merkte, wie nervös mich das eigentlich machte. „Ich weiß, dass du beinahe jeden Tag nach mir Ausschau gehalten hast, dort im Park“, fuhr er mit ruhiger Stimme fort. Seine Worte überraschten mich und ich blickte ihm wieder ins Gesicht. Er grinste noch immer. „Siehst du das Gebäude da vorne?“, fragte er und deutete mit seiner Hand auf eines der hohen Bauten auf der anderen Seite des Parks. „Da ist mein Büro“, verkündete er etwas leiser und belustigt. „Interessant“, entgegnete ich mit fester Stimme. „Aber ich habe nicht nach dir Ausschau gehalten“, sagte ich ihm dann, ohne den Blick zu brechen. „Nicht?“, schnurrte er und lachte. „Das glaube ich dir aber nicht.“ „Man darf doch wohl einfach so durch den Park spazieren, oder nicht? Er ist schön, er ist ruhig. Es ist der perfekte Ort zum Lernen“, erklärte ich ihm so gelassen, wie es nur ging. „Vielleicht“, sagte er mit Desinteresse. „Seltsam, dass du seine Anziehungskraft erst nach dem Treffen mit mir erkannst hast“, fügte er spöttisch hinzu. Seine Zähne blitzten während seines diabolischen Lächelns auf. Langsam machte sich Unsicherheit in meinem Innern breit. „Und woher möchtest du das bitte wissen?“, hakte ich mit ebenso deutlicher Apathie nach. „Nun“, er lehnte sich entspannt in dem gepolsterten Stuhl zurück und ich konnte mich nicht davon abhalten, seine straffe Brust zu studieren, über die sich der Anzug etwas spannte. „Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze, kann ich den Park überblicken. Schließlich ist der gar nicht so groß. Ich würde sogar behaupten, er ist einer der Kleinsten unserer Stadt und du wirst mir hier sicherlich nicht widersprechen“, er nahm einen Schluck Kaffee und grinste mich erneut an. „Ich sehe alles, mein lieber Niko. Vor allem, wenn so ein charmanter junger Mann wie du fast tagtäglich hier auftaucht und nervös wird, wann immer ein Mann an ihm vorbeigeht, der einen Anzug trägt. Ein Junge, der aufspringt, in der Hoffnung der Mann von einem besagten Sonntag würde ihm über den Weg laufen.“ „Ich war auch schon vor unserer Begegnung fast täglich hier“, spie ich etwas gereizt aus, nervös, dass er mich ertappt hatte. Christopher lachte bloß und schüttelte bedächtig seinen Kopf. „Nein, mein Lieber. Das warst du nicht.“ „Woher willst du das denn wissen, wo du doch erst vor kurzer Zeit in die Stadt gekommen bist?!“, schoss es aus mir, wie aus einer Pistole. Er schmunzelte und strich sich fahrig durch sein Haar. „Das war gelogen, Kleiner“, sagte er dann etwas leiser und beugte sich über den Tisch, näher zu mir. „Ich wohne seit fast 11 Jahren hier. Und mein Büro ist dort schon seit zwei. Ich wollte einfach nur sehen, ob deine Stimme genauso hübsch war, wie dein Äußeres. Da brauchte ich eine kleine Notlüge, um dich anzusprechen.“ Ich war so überrascht, dass ich beinahe meinen Kaffee ausspuckte. Christopher lachte laut, als er mich betrachtete. Er trank seinen Becher leer. Er bezahlte für uns beide. Es war bereits kurz vor zehn. „Willst du mit mir schlafen, Niko?“, fragte er dann, als er sein dickes Portemonnaie zurück in seine Tasche packte. In seinen Augen funkelte etwas Bedrohliches und schon allein die Manier, in der er diese Frage gestellt hatte – süffisant, anmaßend, blasiert – verursachte ein Prickeln auf meiner gesamten Haut. „Ja“, antwortete ich heiser und sah ihn im selben Moment auflachen. Er erhob sich und ich war im ersten Moment verwirrt. „Ich aber nicht mir dir“, entgegnete er dann herablassend und grinsend. Er griff in seine Brusttasche und fischte eine Visitenkarte hervor, die er mir vor die Nase warf. „Aber ruf mich doch mal irgendwann an. Vielleicht ändere ich meine Meinung ja.“ Er nickte mir zu, als Verabschiedung und dann verließ er das Café mit diesem süffisanten Grinsen im Gesicht. Ich brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, was vorgefallen war. Erzürnt und gleichzeitig verwirrt schnappte ich die Karte und wollte sie zunächst zerreißen. Doch etwas hielt mich davon ab. Ich riskierte einen Blick. Christopher Lang war Anwalt und ich hatte nun nicht nur die Anschrift seines Büros, sondern auch noch eine Festnetz- und Handynummer, wie auch eine Emailadresse. Schmunzelnd verfrachtete ich die Karte in mein Portemonnaie und schleppte mich nach Hause. Um ehrlich zu sein besitze ich sie noch immer. Ja, sie hat irgendwie diesen sentimentalen Wert erlangt, obschon sie bereits fast unleserlich ist, da ich sie ständig mit mir herumtrage und oftmals begutachte. Einfach, um mich an dieses erste, recht seltsame Treffen zu erinnern. Wahrscheinlich hätten sie viele an meiner Stelle weggeworfen und hätten die gesamte Geschichte verflucht, sie in die Vergangenheit gestoßen und wären nie wieder in diesen Park gegangen. Nun. Ich tat dies nicht. Natürlich ließ ich mir mit meinem Vorgehen etwas Zeit. Eine so deutliche Abweisung zu verarbeiten dauerte natürlich ein wenig, ich musste mein Ego erst einmal wieder zusammenbasteln. Allerdings hatte sein „Ich aber nicht mir dir“, auch eine Art Kampfgeist in mir erweckt. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass ich es mir als Ziel setzte, Christopher Lang ins Bett zu kriegen. Ich war eigentlich schon immer recht zufrieden mit meinem Aussehen, liebte mein dunkelbraunes Haar, welches im matten Licht für viele schwarz erschien, und sich ohne vielen Aufwand perfekt über meine Stirn legte, die mandelartigen, schokoladenfarbigen Augen, die ich dank der Gene meiner Mutter erlangt hatte. Ich war um die 1,80 m groß, war schlank, vielleicht nicht gerade das, was man als muskulös bezeichnen konnte, aber daran konnte man ja arbeiten. Und das tat ich auch. Ich schrieb mich in ein Fitnessstudio ein, welches ich regelmäßig besuchte. Ab und an auch zwischen einzelnen Vorlesungen. Ich studierte BWL, studiere es immer noch. Manchmal ging ich schwimmen, oder betrieb Hanteltraining zu Hause. Ich bin noch immer kein wahrer Muskelprotz und dies war auch niemals meine Absicht. Allerdings nahm mein Körper doch etwas mehr an Form an. Es war Ende Januar, als ich mich spontan entschloss meine Bücher zu schnappen und in den Park zu gehen. Kurz blieb ich an dem Café stehen und erinnerte mich an sein Grinsen. Bei diesem mentalen Bild wurde mir warm, obschon die Temperatur um mich herum zu wünschen übrig ließ und alles andere als nur ansatzweise angenehm war. Nichtsdestotrotz setzte ich mich auf eine Bank an einer Stelle, die er nur all zu gut von seinem Büro aus beobachten konnte. Ich grinste, während ich eine alte Klausur anfing zu bearbeiten. Nach ungefähr zwei Stunden, als ich bereits mehr als durchgefroren war, innerlich fluchte und mich erheben wollte, kam er. „Ich dachte, du wolltest anrufen?“, neckte er mich, als er, die Hände in den Manteltaschen vergraben, vor der Bank halt machte und mich mit seinen kühlen Augen in Betracht nahm. „Wer sagt denn, dass ich wegen dir hier bin?“, gab ich sicher zurück und grinste spitzbübisch. Er lächelte eisig. „Hm“, machte er dann und schaute sich um. „Ich glaube kaum, dass jemand sonst auf so eine äußerst debile Idee kommen würde, an solch einem Wetter das Lernen in einem Park fortzusetzen. Vor allem nicht, wenn man so weit weg von ihm wohnt, wie du“, fügte er mit diesem bissigen Grinsen dazu. Ich hob meine Augenbraue. „Woher weißt du denn bitteschön, wo ich wohne!?“, fauchte ich ihn an. Umgehend setzte er sich neben mich, ich konnte seinen Oberschenkel spüren, doch ich rückte nicht ab. Er drehte mir seinen Kopf zu und sein warmer Atem strich über meine Lippen. Ich erstarrte, als er mir meine genau Adresse entgegen wisperte. „Überrascht?“, hakte er amüsiert nach. Ich schüttelte den Kopf, obwohl alles andere in mir „JA!“ schrie. War er mir eines Tages gefolgt? Wenn ja, dann musste er zwangsläufig an mir interessiert sein. Eine Art Zufriedenheit und Aufregung erfasste mich. „Nun, wenn du nicht wegen mir hier bist, dann gehe ich wieder. Ich habe keine Lust meine Zeit zu verschwenden“, sprach er während er aufstand, seine Stimme immer noch leicht belustigt. „Warte!“, rief ich umgehend aus und befand mich ebenso schnell bereits auf den Beinen. Er musterte mich mit einem amüsierten Grinsen. „Ja, bitte?“, fragte er blasiert. „Ich... War vielleicht doch wegen dir hier“, brachte ich stockend heraus. „Ach, wirklich!“, seine Ironie war nicht zu überhören. Irgendwie machte er mich nervös. Und ich wusste nicht, was zu sagen war. Dieser Umstand geschah nicht oft. Überhaupt gab es wenige Personen, die mich durcheinander brachten, so wie Christopher es tat. Normalerweise hatte ich weniger Schwierigkeiten meinen Gedanken Laut zu verschaffen, als sie zurück zu halten. Plötzlich hielt er mir sein Mobiltelefon direkt unter die Nase. „Na mach schon!“, forderte er mich auf. „Tipp deine Nummer ein.“ Ich gehorchte, ohne etwas zu entgegnen und er lächelte zufrieden, als ich ihm das Gerät übergab. „Wir gehen morgen Abend aus, ich schicke dir den genauen Zeit- und Treffpunkt per SMS“, gab er kund und verabschiedete sich bereits. Ich schaffte es nicht, etwas zu sagen, er hatte bereits auf dem Absatz kehrt gemacht und schlenderte hinfort und mir blieb nichts anderes übrig, als mich auf den Heimweg zu machen und die ganze Nacht über an ihn zu denken und mich zu wundern, an was für einen Mann ich da geraten war. Manchmal wundere ich mich noch immer, wenn ich an die Vergangenheit denke und sie mit der Gegenwart vergleiche. Christopher bringt mich auch heute noch völlig aus dem Konzept und lässt mich Sachen sagen und Dinge tun, die ich normalerweise nicht von mir erwartet hätte. Ich muss schmunzeln, als ich an unser erstes, von ihm beschlossenes „Date“ denke. Ich bekam am folgenden Tag tatsächlich eine SMS von ihm. Eine Adresse. Eine Zeit. Und ein „Zieh dich gut an.“ Das war der gesamte Inhalt der Nachricht. Keine Grüße, keine Smiley, keine weiteren Fragen. Ich befand, dass die Mitteilung Christophers Art vollkommen entsprach. Vielleicht wären andere an meiner Stelle nicht auf diese Einladung eingegangen? Vielleicht interessiert mich das aber auch gar nicht? Zieh dich gut an. Ich brauchte keine lange Überlegungszeit, griff beinahe blind nach meinem einzigen, mattschwarzen Anzug, den ich in meinem Kleiderschrank hängen hatte. Ich richtete meine Haare, benutzte das gute Aftershave und legte meine schwarze Jacke an, warf den ebenso dunklen Schal um den Hals. Ich kam an der angegebenen Adresse zehn Minuten vor dem vereinbarten Treffpunkt an und musste schmunzeln. Es war die alte Energieleitzentrale, die vor einigen Jahren zu einer Kunst- und Partylocation umgebaut worden war, in der meistens Alternativveranstaltungen stattfanden, ebenso wie zahlreiche Gay- und Lesbianparties. Heute allerdings, so ließ mich das große Schild am Haupteingang stark vermuten, fand dort eine erotische Kunstausstellung statt. Ich musterte die Besucher, die an mir vorbeigingen. Die meisten trugen schwarze lange Mäntel. In zahlreichen Gesichtern konnte ich silberne Stecker jeglicher Art entdecken, an anderen freigelegten Hälsen blitzten Lederhalsbänder mit dicken silbernen Ringen auf. Manche Frauen waren stark geschminkt und in anderen Fällen waren es die Männer, die ihre Augen mit schwarzem Kajal unterstrichen hatten. Ich grinste, als ich eine junge Frau erblickte, die ihren Gatten wortwörtlich an der Leine in das Lokal führte. „Ein hübscher Anblick, nicht wahr?“, ertönte eine dunkle Stimme neben mir, die ein leichtes Erzittern bei mir auslöste. „Christopher“, grüßte ich ihn mit fester Stimme, die dennoch beinahe versagte, als ich mich ihm zuwendete. Seine elegante dunkle Hose hob die wohlgeformten Beine deutlich hervor, ein pechschwarzes Hemd betonte die muskulöse Brust. Aber es war vor allem die schneeweiße Krawatte, die meine Aufmerksamkeit erlangte, hatte ich so eine Kleiderkombination vorher noch nie gesehen. Christopher hielt sein düsteres Jackett leger in seiner Hand und grinste mich zufrieden an. „Freut mich, dass du gekommen bist, Niko“, sagte er so mild, wie nie zuvor. „Äh, ja“, brachte ich hervor, denn mehr Worte wollten nicht aus meinem Mund kommen. „Wollen wir?“, fragte er und deutete auf den Eingang. Ich nickte und wir setzten uns in Bewegung. Bereits im Eingangsbereich roch es nach Räucherstäbchen, nach Opium und Jasmin, einer verwirrenden Mischung, die dennoch angenehm erschien. An der Garderobe konnte ich meine Jacke abgeben. Christopher taxierte mich fachmännisch dabei und ließ seinen Blick ungeniert über meine Erscheinung wandern. Er nickte scheinbar anerkennend und wir betraten den Hauptsaal, nahmen eines der uns angebotenen Champagnergläser entgegen und schlenderten zum ersten Kunststück. Aktfotografie stellte den Hauptbereich der Ausstellung dar. Ich ließ meinen Blick über zahlreiche nackte Brüste wandern, betrachtete Bilder von ansehnlichen Frauen Mitte 20 in verführerischen Posen, die filigranen Finger um dicke, schwarze Ansätze von Peitschen gewickelt hatten, begutachtete Fotos von Pärchen, die zur Hälfte von Sand bedeckt waren, oder von Rosenblättern Oder mit verschiedensten Seilen gefesselt waren. An schwarze Vorrichtungen mit silbernen Handschellen gekettet waren. Christopher grinste hämisch, als wir an ein großes Bild herantraten, welches mehrere Männer beim scheinbaren Fetisch-Spiel zeigte. Ihre Geschlechter waren erigiert, der Mann in der Mitte war mit einem Ball geknebelt worden und an eine Art Kreuz gebunden; an seinen Brustwarzen hingen Klemmen, an denen wiederum Seile angebracht worden waren, die die zwei Männer recht und links von ihm in der Hand hielten und daran zogen; an seinem steifen Glied trug der Mann in der Mitte eine lederne Vorrichtung die ihn entweder vom Kommen hinderte, oder Schmerz in diesem Zustand zufügen musste. Ich schluckte. Das Bild hatte etwas höchst Erotisches. „Gefällt es dir?“, fragte Christopher mich plötzlich und ich realisierte seinen Blick, mit dem er mich begutachtete. Ich legte den Kopf schief und betrachtete das Bild noch etwas länger. Ich musste ihm gar nicht antworten. Er schmunzelte und bedeutete mir weiter zu gehen. Wir sahen uns Gemälde an, Pflanzen, die Geschlechtsteile darstellen sollten, verarbeitete Haushaltsmittel, die zu Sextoys umgerüstet worden waren, schließlich Bodypainting im separaten Raum. Nackte Frauen und Männer ließen sich von ihrem Partner vor den Augen der Zuschauer anpinseln. Ihr Lächeln und Grinsen verriet mir, dass es ihnen gefiel, wie der Pinsel mit den grellen Farben ihren Körper erforschte und seine Spuren auf ihm sichtbar hinterließ. Langsam wurde mir wirklich warm. Vielleicht lag es auch am Champagner? Ich hatte schon lange nichts mehr getrunken. „Lass uns an die Bar gehen“, schlug Christopher nach einer längeren Weile vor und ich nickte erneut. Wir ließen uns auf den zwei gepolsterten Hockern in der Ecke nieder. Die meisten Gäste zogen die kleinen Tische mit den ebenso kleinlichen Sesseln vor, beinahe niemand hatte an der Theke Platz genommen. „Was trinkst du?“, fragte er mich und seine Stimme ließ mich innerlich erzittern. „Long Island Icetea“, gab ich heiser zurück und er grinste. „Ein Klassiker“, kommentierte er dann und winkte den Barmann heran. Für sich bestellte er nur ein Wasser. Als ich ihn fragend ansah, erklärte er: „Irgendwer muss dich doch noch nach Hause fahren, oder nicht?“ Ich fragte mich, ob in dieser Aussage eine versteckte Botschaft lag, eine Anspielung auf den weiteren Verlauf des Abends. „Also Niko“, fuhr Christopher fort, als der Barkeeper uns unsere Getränke servierte. „Erzähl mir etwas von dir.“ Wo sollte ich anfangen? „Ich studiere BWL“, sagte ich. „Im mittlerweile zweiten Semester.“ „Wie spießig“, bemerkte er gelangweilt. „Und Jura ist nicht spießig, oder was?“, fauchte ich, doch er grinste einfach nur. „Ich meinte nur deine Vorgehensweise“, sagte er ruhig und ließ seinen Blick erneut über meinen gesamten Körper wandern. „Erzähl mir etwas über deine Person, nicht über das, was du tust oder tun musst.“ Ich nahm einen kräftigen Schluck des Long Drinks und blickte erneut in diese blauen Augen, die mich nicht aus dem Visier nahmen. „Okay“, sagte ich dann und wurde mutiger, weil mich seine arrogante Art so langsam zum Weißglut brachte, auch wenn sie ihn gleichermaßen attraktiver machte. „Ich bin stockschwul und ich stehe darauf, wenn ein richtiger Mann mich so richtig durchnimmt. Ich habe meine Mutter das letzte Mal vor drei Jahren gesehen und zu meinem Vater bin ich nur nett, weil er mir mein Studium und meine Bude finanziert. Ich bin ein emotionales Arschloch und habe es bis jetzt geschafft jedem meiner Freunde das Herz zu brechen, ohne dabei ein wirklich schlechtes Gewissen zu haben. Außerdem habe ich meinen Führerschein verloren, weil ich im betrunkenen Kopf über eine rote Ampel gefahren bin und bin heilfroh darüber, weil ich Autofahren hasse. Was noch? Ach ja, ich stehe auf chinesisches Essen und asiatische Horrorfilme. Theoretisch schaue ich die fast jeden Tag. Ich habe nur wenige Freunde, aber das ist mir nur recht. Ich verkrieche mich gern und verbringe das ganze Wochenende gerne mal allein in meiner Bude“, ich trank einige große Züge des Long Island Iceteas. „Du bist ein sympathischer junger Mann“, ertönte Christophers Stimme und er grinste, was mir eine kleine Gänsehaut bescherte. „Du bist dran“, forderte ich ihn auf. „Ich bin Anwalt“, sagte er fies lächelnd und ich verdrehte die Augen. „Wie spießig“, gab ich ihm seinen vorigen Kommentar mit einer von Sarkasmus gespickten Stimme wieder. „Nun gut, Niko“, willigte er bedächtig ein und blickte mir tief in die Augen. „Ich bin ein böser, böser Mann und du solltest dich nicht mit mir abgeben“, sagte er dann. Das diabolische Lächeln zierte weiterhin sein Gesicht. „Ich glaube, ich bin alt genug um zu entscheiden, mit wem ich mich abgebe oder nicht“, zischte ich und ich hätte schwören können, ein milderes Lächeln auf dem Gesicht meines heutigen Begleiters gezaubert zu haben. „Das hoffe ich doch“, sagte er sanft und bestellte mir einen weiteren Drink. Ich hatte wirklich schon lange mehr keinen Alkohol konsumiert. Als er mich zu seinem Wagen führte, war mir bereits leicht schwindelig. Die Adresse musste ich ihm nicht mitteilen. Er wusste sie schließlich. Als der Wagen stehenblieb, sah ich ihn erwartend an und war mir nicht sicher, ob er auf eine Einladung wartete, doch als er ohne etwas zu sagen ausstieg und mir die Tür öffnete, war ich der Meinung, diese Frage hätte sich mit seinem Vorgehen erledigt. Ich behielt Recht. Interessiert ließ er seinen Blick über die wenigen Gegenstände meiner Wohnung wandern, die aus nur zwei Zimmern bestand und anstatt einer Küche eine klägliche Kochnische besaß. Der Flur war eng und mit einer Kommode beinahe schon ausgefüllt. Ich weiß nicht, ob es der Alkohol war, oder die Tatsache, dass ich seit der Trennung mit Marcel vor einigen Monaten keinen Sex mehr gehabt hatte, aber ich warf meine Jacke in die Ecke und streifte mir auch im schnellen Tempo letztendlich das Hemd vom Leib. Ich spürte seinen Blick auf meiner nackten Haut umgehend, wie er forschend meinen entblößten Rücken inspizierte und schließlich seinen Blick über meine Brust wandern ließ, als ich mich ihm erneut zudrehte. „Willst du etwas trinken?“, fragte ich ihn, doch er schenkte mir keine Antwort. Seine Hand packte mich stattdessen gebieterisch am Arm und zog mich direkt gegen seine harte Brust. Ich erwartete einen Kuss, doch ich wurde enttäuscht. Seine arktischen Augen bohrten sich in die meinigen und erst nach und nach schlich sich ein Grinsen wieder in sein Gesicht. „Ich könnte so viele Dinge mit dir anstellen“, zischte er dann und sein Blick war so durchdringend, dass mir unwillkürlich noch heißer wurde. „Fick mich“, wisperte ich heiser und konnte gewisse Aktivität in meinem Lendenbereich nicht mehr zurückhalten. Ich drückte mich noch weiter an ihn und begann meinen Körper an ihm zu reiben. Er lächelte kalt und wirbelte mich dann mit nur einer einzigen Bewegung herum, sodass ich schmerzhaft mit meinem Vorderkörper gegen die Schlafzimmertür prallte. Er presste mich mit dem Gewicht seines Körpers gegen das harte Holz, während er mein rechtes Handgelenk mit seiner Hand über meinen Kopf pinnte. „Das ist komplizierter als du denkst, Niko“, wisperte er streng in mein Ohr. Sein heißer Atem kitzelte mein Ohr und mein Herz machte bei seinen Worten einen kleinen Sprung. „W-wieso?“, brachte ich heraus und er gluckste gefährlich. „Zum einen stehe ich nicht so auf One-Night-Stands“, sagte er kalt, doch seine freie Hand wanderte zärtlich über meine freigelegte Seite. „Ich hasse diesen ganzen Kondomaufwand, weißt du…“, fuhr er leicht ironisch fort. „Und diesen schnellen, bedeutungslosen Sex zwischen zwei Fremden, der nicht genügend Spielraum bietet, um völlig aus sich hinaus zu treten und sich vollends den Gelüsten hinzugeben“, hauchte er in mein Ohr und biss leicht hinein. Ich konnte mein Stöhnen nicht unterdrücken, obwohl sich bei seinen Worten eine unangenehme Gänsehaut auf meiner Haut ausbreitete. „Ich bin kompliziert“, beendete er seine Erklärung kalt und ließ von mir. Als ich mich umdrehte, vollends hart und bereit fürs Liebesspiel, richtete er seinen Mantel gerade und warf sich seinen Schal um. „Ruf mich nächsten Freitag an“, sagte er im befehlshaberischen Ton und nickte mir mal wieder zum Abschied zu. Bevor ich reagieren konnte, hatte er meine Wohnung bereits verlassen. Ich war leicht verwirrt, natürlich. Dafür aber umso geiler. Ich ließe mich aufs Sofa sinken und legte selbst an mir Hand an, dachte an Christopher und seine rauen Hände, stellte mir vor, wie sie meinen Körper erkundeten, malte mir aus, wie Christopher mit seinem harten Schwanz in mich stoßen würde… Als ich kam war ich erschöpft, immer noch durcheinander und einen Funken amüsiert über eine Situation, die ich mit keiner aus meiner Vergangenheit vergleichen konnte. Ich bleibe vor dem Gebäude stehen. Sein Büro liegt immer noch in der vierten Etage. Christopher wartet auf mich. Ich schüttle schmunzelnd den Kopf. Wer hätte gedacht, dass ich diesen Mann mal so abgöttisch lieben würde? Kapitel 2: 2 ------------ Ich weiß noch, wie ich diesem Freitag entgegenfieberte. Ich hatte beschlossen Christophers Worten Folge zu leisten und ihn tatsächlich anzurufen. Natürlich ließ ich mir Zeit und wählte seine Nummer erst gegen 21 Uhr. Es dauerte eine Weile, bis er an sein Mobiltelefon ging und während ich dem Freizeichen lauschte, fragte ich mich vielleicht wirklich zum ersten Mal, was ich da eigentlich tat. Christopher war anders als all meine Fänge zuvor, nicht nur, weil er ein reifer Mann war. Nein. Es steckte viel mehr dahinter. Sein Blick, seine Vorgehensweise, seine Worte. Vermutlich war es gerade diese Fremde, die er mir gegenüber ausstrahlte, die mich zu ihm zog. Er wirkte wie etwas Verbotenes. Seine Worte hallten durch meinen Kopf. „Ich bin ein böser, böser Mann und du solltest dich nicht mit mir abgeben.“ „Niko“, war sein erstes, langgezogenes Wort und ich war mir sicher, dass er am anderen Ende der Leitung mal wieder vor sich hingrinste. „Christopher“, entgegnete ich fest. „Soll ich dich jetzt abholen?“, fragte er umgehend und ich zuckte unmerklich auf. „Was, jetzt sofort? Äh, wo geht’s denn hin?“, japste ich. Er hatte mich ein weiteres Mal aus dem Konzept gebracht. Eigentlich hatte ich erwartet, erst einen Termin mit ihm auszumachen, aber der Anwalt klang so, als sei dies längst beschlossene Sache gewesen. „Ins Kino“, antwortete er seelenruhig. „Und was gucken wir?“, drängte ich ihn, während ich meinen Kleiderschrank öffnete und meine Augen über das Angebot wandern ließ, bedacht etwas Enges zu wählen, um mich dem Mann besser präsentieren zu können. „Macht es nicht viel mehr Spaß, mal etwas auf sich zukommen zu lassen, anstatt immer alles detailliert zu wissen?“, lautete seine gelangweilte Antwort. Ich schnaubte: „Von mir aus.“ „Ich bin in einer Viertelstunde bei dir“, waren seine letzten Worte, bevor es Klick machte und ich von der Stille umarmt wurde. Ich legte mein Handy beiseite und strich mir durchs Gesicht. Ich musste lachen. Ja, Christopher war definitiv anders. Er war interessant. Und ich war gut gekleidet, jedenfalls war mir bewusst, dass ich in diesen engen, schwarzen Hosen schon viele Blicke auf mich gezogen hatte. Meine schwarze Lederjacke und der darunter verborgene, dunkelgraue Pullover beteiligten sich an dieser Wirkung. Die dunkelblaue 3-er BMW Limousine rollte langsam an und blieb elegant direkt vor mir stehen, sodass ich nur meine Hand ausstrecken musste, um die Beifahrertür zu öffnen, die sich geschmeidig meiner Bewegung fügte. Ich schlüpfte auf den Beifahrersitz. Wärme umstrich mich, aus den Lautsprechern drang klassische Musik und ein sanfter Schauer ließ mich erzittern, als ich in Christophers Augen sah, vor allem, da er sanft lächelte. Eine Tatsache, die mich überraschte. „Hallo“, hauchte er schon beinahe und erneute Verwirrung erfasste mich. „Hi“, antwortete ich, während er den ersten Gang einlegte und wir ehrenvoll davon rollten. „Du siehst gut aus“, sagte er nach einer Weile, als uns die rote Ampel an der Kreuzung zu einem Stopp zwang. Sein Blick wanderte abermals über meine Körper und er lächelte erneut, als ich ihm meinen Kopf zuwendete. „Danke. Du auch.“ Christopher trug heute eine dunkelbraune Jacke, darunter blitzte ein enganliegender, schwarzer Pullover hervor, dessen Farbe identisch mit seiner semi-eleganten Hose war. Ich fragte mich, ob ich wohl heute die Gelegenheit bekäme, seine Kleidung von ihm abzustreifen. Leichte Nervosität überfiel mich bei diesem Gedanken. Ich musste an seine Stimme so nah an meinem Ohr denken, als er mich in meinem eigenen Zimmer gegen die Tür gepresst hatte… „Woran denkst du?“, vernahm ich Christophers Stimme neben mir. „An Sex mit dir“, antwortete ich ihm leichtfertig und setzte ein sehr sachtes Grinsen auf. „Ach“, kam es von ihm, während er ohne Ankündigung und jegliche Vorwarnung direkt zwischen meine Beine fasste und seine Hand auf mein semi-hartes Geschlecht nieder ließ, kurz über die Beule des harten Stoffes strich und dann erneut den Gang einlegte und die Kreuzung verließ. „So gut kann unser imaginärer Sex gar nicht sein, wenn du noch nicht mal richtig hart bist“, fügte er in seinem normalen, gelangweilten, lediglich leicht belustigtem Ton hinzu. Seine Augen ruhten auf der Straße und ich versuchte mich noch immer von dieser intimen Berührung zu beruhigen und einen klaren Kopf zu fassen. Ich schnaubte, denn keine bessere Antwort wollte mir einfallen. Meine leichte Erregung klang dann ebenso schnell ab, wie sie sich angeschlichen hatten. „Erzählst du mir jetzt eigentlich irgendwas über dich?“, hakte ich nach weiteren fünf Minuten des Schweigens nach und musterte den Fahrer des prunkvollen Wagens, der mich nicht einmal minimal betrachtete. „Nein“, lautete seine blasierte Antwort. Und keine weiteren Worte folgten dem eben ausgesprochenen. Ich lachte bitter und starrte aus dem Fenster, ließ meinen Blick über die grauen Gebäude und grauen Personen da draußen wandern, während die ersten Tropfen vom ebenso getönten Himmel niederprasselten und meine Beobachtungen unmerklich erschwerten. Ich fragte mich, ob Christopher mich wirklich ins Kino bringen wollte, oder ob nicht doch mehr dahinter steckte. Die mittlerweile zu Hagelkörner mutierten Regentropfen trommelten sachte gegen die Autoscheiben, als Christopher den Wagen auf dem Parkplatz des großen, kommerziellen Kinos parkte. Meine Vorstellungen von dunklen Kabinen der Sex-Kinos in der Innenstadt, oder kleinen Vorführungsräumen in weit abgelegenen Kellerräumen fragwürdiger Etablissements wurden zuletzt von dem grell leuchtenden Zeichen des Cinemaxx hinweggefegt. Ich schmunzelte und Christopher sagte noch immer nichts. Wie ein kleiner Junge trottete ich ihm hinterher und ließ meine Augen über die Ansammlung von Menschen im Foyer wandern, die ihre Köpfe reckten und an viel zu kleinen Bildschirmen eine Entscheidung zu treffen versuchten. Ich brauchte das nicht. Christopher hatte Karten reserviert. Erneut sah ich ihn das dicke Portemonnaie zücken und die Geldscheine graziös in die Hand der jungen Dame an der Kasse wandern lassen, die ihn mehr mit ihren Augen als Lippen anlächelte. Zielstrebig ging er dann auf die Theke hinter dem Einlass zu und bedeutete mir ihm zu folgen. „Popcorn?“, fragte er mich und seine Augen ruhten endlich wieder auf mir. Ich nickte. „Was zu trinken?“ Ich nickte erneut und er musterte mich streng. „Es wäre hilfreich, wenn du mir sagen könntest, was du trinken möchtest…“, fügte er dann mit dunkler Stimme hinzu. „Cola“, entgegnete ich schnell, meine Stimme etwas zittrig. Sein Ton brachte mich durcheinander. Auf durchaus positive Art und Weise. „Gut“, sagte er knapp und ließ seine Augen über das oben angebrachte und durch Fotos ergänzte Angebot wandern. „Wenn du noch irgendetwas anderes haben willst, musst du es mir sagen“, sprach er weiter. „Nein, Danke. Nur Popcorn und Cola.“ „Gut.“ Erst anhand des breiten Filmplakates direkt vor dem ausgewiesenen Saal erfuhr ich, welchen Film ich mir heute zu Gemüte fahren würde. 28 Weeks Later. Ich grinste. Es war, als hätte Christopher meine Gedanken gelesen, hatte ich tatsächlich vorgehabt mit dieser Zombie-Horrorsteifen anzusehen. Ich hielt die Tüte monströsen Ausmaßes des umschwärmten Kinofutters in der Hand und schlürfte den eisigen Softdrink, der von ehrgeizigen Hausfrauen der alten Schule oftmals als effizientes Putzmittel genutzt wurde. Christopher betrachtete mich aufmerksam. „Ist was?“, fragte ich nach einer Weile, vor allem, da sein Blick in Verbindung mit seinem scheinbar grüblerischen Schweigen Nervosität in mir aufkeimen ließ. Christopher schüttelte den Kopf, wendete seine Augen dennoch nicht von mir ab, starrte mich gewillt weiterhin an. „Na, stellst du dir grad vor, wie ich nackt aussehe?“, zog ich ihn sarkastisch klingend auf. Seine Mundwinkel zuckten nur eine Millisekunde bei dieser Aussage auf. Und dann legte sich wieder Kühle in seine Gesichtszüge, er schmunzelte, drehte sich mit einer galanten Bewegung um und marschierte in den Saal, dessen Türen soeben geöffnet worden waren. Er hatte uns Plätze in der drittletzten Reihe, mittig, besorgt. Scheinbar waren heitere Filme angesagter, denn auch nach zehn Minuten waren lediglich einige der zahlreichen Plätze besetzt. In unserer Reihe waren wir die einzigen Besucher und so etwas wie Erwartung machte sich in mir breit, als die Lichter entlang der hohen Wände langsam erloschen und der dicke, dunkelblaue Vorhang mit einem leichten Surren zu den Seiten glitt und den Blick auf die Leinwand preisgab. „Stehst du eigentlich auch auf Horrorfilme?“, fragte ich Christopher mitten im Werbeblock, während ich weiterhin das viel zu süße Popcorn in mich hineinschaufelte. „Es wäre durchaus angenehm, wenn du versuchen könntest, nicht mit vollem Mund mit mir zu sprechen“, entgegnete er ruhig und nahm mir die Tüte einfach aus der Hand. Ich kaute zu Ende und schluckte. „Sorry“, sagte ich dann leicht erzürnt und wollte den Süßkram wieder an mich bringen, doch Christopher hielt meine Hand in ihrer Bewegung einfach fest. Unsere Augen trafen sich und in seinem Blick konnte ich Tadel lesen. „Wer hat es bezahlt?“, fragte er mich belehrend. „…du.“ „Somit bestimme ich auch, wann du es wiederbekommst“, sagte er und seine Augen wanderten zurück zur großformatigen Werbung. Ich schluckte. Mir war warm. Ich sah zu, wie Christopher etwas von dem Popcorn aß, betrachtete seine rauen Lippen beim Kauen und malte mir aus, wie es wäre, diese auf meinen zu spüren. Oder an anderen Stellen meines Körpers. Ich war mir immer noch nicht so sicher, was es genau war, das ihn so attraktiv in meinen Augen machte. Ich wusste nur, dass ich diesen Mann wollte. In mir. Eigentlich war mir das schon bei der ersten Begegnung klar gewesen. Ich hatte es nur nicht erkannt. Gedankenverloren wollte ich in die Tüte greifen, die auf Christophers Schoß ruhte, und etwas von der Leckerei zurück in meinen Mund führen, da Werbeblöcke in Kinos dazu tendieren einen ebenso zu langweilen, wie hungrig zu machen. Mit einem leichten Klatschen, welches ein ebenso sachtes Brennen auf meinem Handrücken hinterließ, schlug er meine Hand weg und ließ mich erschrocken inne halten. Als ich abermals in seine Augen sah, erkannte ich dort neben Tadel nun auch leichten Zorn. „Was habe ich dir eben gesagt?“, fragte er mich ruhig. „Ja, schon klar…“, murmelte ich und ließ meine Hand wieder sinken, streckte mich leicht und richtete meinen nun leicht grimmigen Blick zurück auf die Leinwand. Ich erschrak erneut, als Christopher grob mein Kinn anpackte und mich zwang, ihn anzusehen. „Ich habe dich eben gefragt, was ich vorhin zu dir gesagt habe“, wiederholte er immer noch ruhig und mit so sanfter Stimme, die zu seinem Vorgehen überhaupt nicht passte und mich erschaudern ließ. „Du… Du sagtest, dass du entscheidest, wann ich das Popcorn wiederbekomme“, stammelte ich. „Richtig“, sprach er immer noch sanft. „Und habe ich dir das Essen des Popcorn wieder erlaubt?“ „Äh… Nein?“, presste ich heraus und seine Hand, welche noch immer an meinem Kinn ruhte, umfasste dieses fester, schmerzhafter. „Wieder richtig. Und was bedeutet das?“, redete er in einem etwas gefährlicherem Ton weiter. „Dass… Dass ich es nicht haben darf“, sagte ich etwas gefügiger und Christopher lächelte zärtlich, ließ von meinem Kinn ab und balancierte etwas der besprochenen Süßigkeit in seinen Mund, den Bildschirm erneut betrachtend. Die Stelle, an der er mich berührt hatte, glühte förmlich und ein Schauer breitete sich über meinen gesamten Körper aus, strich ebenfalls über meinen Lendenbereich. Das Popcorn bekam ich erst beinahe am Ende des Filmes wieder. Ohne jeglichen Kommentar. Die Tüte war beinahe leer. Wann immer wir ins Cinemaxx gehen, und das passiert dank dem neuen Kino ganz in der Nähe von Christophers Wohnung nicht mehr so oft, muss ich an diese Momente zurückdenken, diese Augenblicke der Andeutungen und ersten Kontakte zwischen uns. Im Übrigen weiß ich nun, dass Christopher Horrorfilme als langweilig befindet. Christophers Sekretärin Johanna nickt mir freundlich zu und fragt mich wie immer, ob ich etwas zu Trinken haben möchte. Wie immer verneine ich und lasse mich auf einen der wenigen Stühle unweit ihres Schreibtisches nieder, betrachte die aus Massivholz bestehende Tür, die in das berufliche Reich meines Freundes führt. Es vergeht eine Stunde. Ich weiß, dass Christophers viel zu tun hat, ich meine sogar, dass er mir gestern Abend auch etwas von einem wichtigen Kunden berichtet hat. Ein anderer Teil von mir aber flüstert mir zu, dass Christopher mich einfach warten lassen will. Denn der Kerl ließ mich schon immer gerne warten. Wie auf das Popcorn damals. Er sagt, es würde meine Geduld üben. Und deshalb warte ich nun auch auf ihn. Warte und denke an ihn. Als wir damals aus dem Kino in die kalte Nacht traten dachte ich, der Spaß sei noch nicht vorbei, dass Christophers für uns beschlossener Terminkalender noch prall gefüllt sei. Erwartungsvoll blickte ich ihn von der Seite an, als wir auf den Wagen zuschlenderten. Durch die niedrige Temperatur waren die Scheiben des BMWs mit einer eisigen Schicht überzogen, die die wenigen Lichter der Laternen aufblitzend widerspiegelte. Christopher schloss den Wagen auf und griff nach dem schwarzen Eiskratzer, ich schaffte es im letzten Moment ihn aufzufangen, hatte ich diesen Schritt von ihm nicht absehen können. „Mach die Scheiben klar“, orderte er und stieg in das Auto, warf den Motor an, während ich mich an die Arbeit machte. Als ich die gesamte Frontscheibe enteist hatte, zitternd, als wäre ich ein kleines Kind, welches Angst vor der Dunkelheit hat, merkte ich erst, dass er mich grinsend aus dem Auto beobachtete. Mit einem Satz stand ich vor der Fahrertür. Mit einem Satz riss ich sie auf und fuhr ihn an: „Wie wäre es, wenn du mir mit dieser beschissenen Arbeit hilfst?!“ Ich bereute meine Worte umgehend. In Christophers blauen Augen meinte ich einen Schatten entdeckt zu haben, seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen und er erhob sich bedächtig, baute sich gar majestätisch vor mir auf und schaute auf mich nieder, schließlich war ich ganze sieben Zentimeter kleiner als er. „Wie wäre es, wenn du deinen Ton überdenkst, mit dem du hier mit mir sprichst?“, postulierte er seine gezischte Gegenfrage. „Ich bin nicht dein Sklave!“, rief ich erzürnt – und erntete ein zufriedenes, diabolisches Grinsen meines Gegenübers. Er packte mich am Kragen meiner Lederjacke und zog mich dicht an sich heran, so dicht, dass sein warmer und im Nebel kommender Atem über mein Gesicht stricht. „Jetzt hör mir gut zu, Niko“, sprach er mit leiser und dennoch fester und strenger Stimme. „Ich habe dich herumkutschiert, dir die Kinokarte bezahlt, dich mit Popcorn versorgt. Ich kann doch wohl dafür Respekt von dir erwarten und dass du das Auto fahrtauglich machst, mit dem ich deinen Arsch transportiere. Oder?“ Ich schnaubte und versuchte mein wilder klopfendes Herz zu ignorieren. „Oder?!“, wiederholte er etwas lauter und seine nun völlig unterkühlt wirkenden Augen bohrten sich in die meinigen. Ich antwortete nicht, sondern schaute zur Seite. In dem Moment zerrte Christopher an meiner Jacke und beförderte mich mit meinen Rücken gegen den Wagen. „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede“, sagte er rau und dennoch irgendwie gelassen. Ich schluckte und leistete seiner Forderung folge. „Gut“, sagte Christopher sanft und lächelte kalt. „Und jetzt mach die restlichen Scheiben klar.“ Er ließ ab von mir und die Fahrertür knallte zu. Immer noch zitternd befolgte ich seine Anweisung und beeilte mich. Die Hinterscheibe war die letzte. Ich setzte den ersten Schritt in Richtung Tür, Vorfreude auf die mich gleich umgebende Wärme machte sich breit, da fuhr der Wagen einfach ab. Entrüstet blieb ich stehen und konnte beobachten, wie der BMW abbog und auf der Hauptstraße davonfuhr. Ich seufzte, ich schnaubte und fluchte. Und wartete, mich sicher in dem Gedanken wiegend, dass Christopher sowieso gleich wieder zurückkommen würde, dass es sich bei diesem Geschehen um einen dämlichen Witz handelte. Doch dem war nicht so. Als ich ihn nach zehn Minuten versuchte auf seinem Handy zu erreichen, erklang lediglich die Ansage der Mailbox. Seine auf Band aufgenommene Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Innerlich fluchend marschierte ich zur nahegelegenen Haltestelle und wartete 20 Minuten auf einen Bus. Nach weiteren 20 Minuten ging ich endlich meine Straße hinunter. Die Busfahrt hatte mich zwar aufwärmen können, der Frost hatte mir aber bereits sichtlich zugesetzt. Mein Hals war rau, meine Nase rot und triefend und meine Zehen klägliche Eiswürfelchen. Und dort stand der BMW. Direkt vor dem Hauseingang. Und dort stand er nun und grinste mich an, Christopher. Ich wollte ihn anschreien und ihm verletzende Dinge ins Gesicht werfen, doch mir mangelte es an Kraft. Mein schwacher Körper trieb mich mit den letzten Reserven in Richtung meiner Wohnung, gewillt ins Warme zu gelangen und einen Tee zu trinken. „Du hast mich warten lassen“, war Christophers Kommentar. Ich zuckte mit den Schultern und er lachte. Ich bat ihn nicht herein. Er folgte mir einfach, hängte seinen Mantel auf den einzig freien Platz meiner spärlichen Garderobe und ließ sich auf dem Sofa nieder, schlug die Beine übereinander und ließ seinen Blick durch das Zimmer wandern, während ich den Wasserkocher aufsetzte und meine Jacke in die Ecke pfefferte. Ich durchwühlte den kleinen Schrank nach irgendeinem Tee und fischte ebenfalls eine Tasse heraus. Dampf stieg auf, als ich ihn aufgoss. „Möchtest du mir nichts zu Trinken anbieten?“, ertönte seine amüsierte Stimme vom Sofa. Mit grimmiger Miene drehte ich mich um und starrte den belustigten Anwalt an. „Warum sollte ich?“, fuhr ich ihn desinteressiert an und Christophers Gesicht verfinsterte sich augenblicklich. Es war bemerkenswert, wie schnell er von einer Emotion in die nächste wechseln konnte. „Weil es sich so gehört. Niko“, antwortete er rigoros. „Oder bist du schlecht erzogen?“, fügte er dann mit etwas ruhigerer und erneut amüsierter Stimme hinzu. Ich sagte nichts, griff nach einer weiteren Tasse und machte ihm einen schwarzen Tee, den ich ihm regelrecht vor die Nase knallte. „Zufrieden?“, hakte ich genervt nach und er lächelte bloß kalt. „Da muss noch einiges getan werden. Aber ich sichte Potenzial“, antwortete er und ich verspürte keine Lust über seine Worte nachzudenken. Niedergeschlagen und leicht verwirrt ließ ich mich neben ihm nieder – ich besaß nur ein Zweiersofa. Der Tee verschaffte meinem Hals leichtes Wohlbefinden, obschon die Prozedur des Schluckens schmerzhaft war. Ich fühlte mich, als hätte ich die gesamte Nacht nicht geschlafen, als würde jemand von Innen gegen meinen Schädel treten, in der Hoffnung ihn nach einer Weile zertrümmern zu können. Ich erschrak, als Christopher sich plötzlich zu mir neigte und seine für mich kalte Hand auf meiner Stirn platzierte. Unsere Augen trafen sich und sein sanftmütiger Blick überraschte mich. Es war derselbe, den er mir ganz am Anfang des Abends geschenkt hatte, als ich zum ersten Mal seinen Wagen bestieg. „Ich glaube du hast Fieber“, sagte er milde und runzelte etwas die Stirn. „Du solltest ins Bett gehen.“ Ich schüttelte unglaubwürdig den Kopf. Dieser Mensch verwirrte mich. „Und dann was?“, fauchte ich ihn also an. „Vergehst du dich dann an mir, hm? War das der Grund, warum du mich da hast stehen lassen in dieser beschissenen Kälte?!“ Er schnaubte vergnügt und in sein Gesicht stahl sich zum wiederholten Male dieses süffisante Grinsen. „Ich habe dich dort stehen lassen, damit du verstehst, was Respekt bedeutet“, erklärte er dann ruhig. Ich seufzte und betrachtete meine beinahe leere Teetasse. „Geh ins Bett, Niko“, wiederholte er und obschon ich mich gegen seine Worte wehren wollte, war mir klar, dass sein Vorschlag eine gute Idee war. Ohne etwas zu sagen erhob ich mich und schlenderte ins Schlafzimmer. Christopher ging mir nach, lehnte sich gegen den Türrahmen, während sein Blick mir weiterhin folgte. „Ich will mich umziehen“, sagte ich kühl und starrte ihn an, doch mein Signal „Geh jetzt“ schien nicht zu ihm zu gelangen. Erwartend betrachtete er mich. Ein wenig grinsend zuckte ich mit den Schultern und streifte den Pullover ab. Hose und Unterwäsche folgten diesem Beispiel, bis ich völlig nackt in der Mitte des Zimmers stand und regelrecht fühlen konnte, wie seine Augen meinem entblößten Körper ohne Scham taxierten. „Na, gefällt dir, was du siehst?“, neckte ich ihn gehässig. „Gute Nacht, Niko“, sagte er ruhig und drehte sich um. Ich hörte die Wohnungstür hinter ihm ins Schloss schlagen. Niedergeschlagen und zur gleichen Zeit vollends amüsiert ließ ich mich auf die Matratze sinken. Nicht einmal das Überziehen eines Pyjamas gelang mir. Der Schlaf überrollte mich mit seiner düsteren Macht und riss mich tief in seine Welt. Ich schlief beinahe mehr als 12 Stunden. Es war das Geräusch meines Handys, welches mich aufwachen ließ. Es war noch immer in der Tasche meiner Hose, die unweit meines Bettes gelandet war. Mühevoll und mit einem dröhnenden Kopf schleppte ich mich zu ihr und fischte das Gerät heraus, nur um mich danach sofort wieder unter die Decke zu verkriechen. Es war eine SMS, die auf mein Lesen wartete. Von Christopher. „Bist du krank?“, lautete der Inhalt. Ich schnaubte und ließ das Handy weiterhin unbeachtet liegen, schloss die Augen und stellte fest, dass mir das Atmen durch meine verstopfte Nase alles andere als leicht fiel. Ich stöhnte. Ich hasste es krank zu sein. Nach etwa einer Viertelstunde ertönte der nervige SMS-Ton ertont. Abermals schrieb der Anwalt mir. „Ich erwarte eine Antwort“, las ich und runzelte verärgert die Stirn. Obwohl mich sein Interesse, sein Anfragen, natürlich ein wenig glücklich stimmte. Und so antwortete ich ihm mit einem knappen „Krank.“ Es verging kaum eine Stunde, da klingelte es an meiner Tür. Ich brauchte beinahe fünf Minuten, um mich zu erheben, den grauen Bademantel um meinen immer noch nackten Körper zu schlingen und mich in meinem kläglichen Zustand durch die Wohnung zu schleppen. Hätte ich mich wundern sollen, die Stimme des blonden Mannes durch die Sprechanlage wahrzunehmen? „Du hast mich wieder warten lassen“, waren seine Worte der Begrüßung, als er mich musterte. „Aber ich werde das dieses Mal auf deinen gesundheitlichen Zustand zurückführen. Sollte das aber in Zukunft wieder passieren, werden wir ein Problem haben“, fügte er grinsend hinzu. Mein Blick schweifte über die prall gefüllte Edeka-Tüte und er schien der Bewegung meiner Augen gefolgt zu sein. Während Christopher aus meine erbärmliche Kochnische zuging, erklärte er: „Da ich annehme, dass du zu schwach bist selbst einkaufen zu gehen und für dich zu sorgen, habe ich das in die Hand genommen.“ Ich setzte mich aufs Sofa und beobachtete ihn, als er die Sachen auspackte und manches im Kühlschrank verstaute, anderes auf dem kleinen Tisch daneben abstellte, auf dem auch der Wasserkocher und die Kaffeemaschine ihren Stammplatz besaßen. „Geh duschen“, sagte er zu mir, während er etwas Wasser aufsetzte und einen Topf aus meinem Schrank fischte. „Und schließ nicht ab.“ Ich weiß nicht, was mich dazu trieb, seinen Worten Folge zu leisten, aber meine Beine setzten sich ja fast schon selber in Bewegung, als seine Stimme ertönte. Der Bademantel fiel zu Boden und ich trat in die kleine Kabine ein, ließ das warme Wasser auf meinen Körper prasseln und schloss genüsslich die Augen. Das tat gut… Sicher bin ich mir nicht, wie lange ich die durchsichtige Flüssigkeit über meinen Körper floss, doch irgendwann wurde sie einfach abgestellt und als ich meine Augen öffnete, war Christophers Gesicht das erste, was ich erblicken konnte. „Das reicht“, verkündete er ruhig und griff nach meiner Hand, half mir aus der Dusche. Ich wollte nach dem Handtuch greifen, doch er kam mir zuvor, fing an mich behutsam damit trocken zu reiben. Mein Fieber machte es mir nicht möglich verbal zu reagieren, die Reaktionen meines Körpers unter Kontrolle zu halten. Meine Augen fielen von selbst zu, ich atmete die warme Luft ein und genoss die zärtliche Behandlung Christophers, ungeachtet der Tatsache, dass sein gesamtes Tun völlig deplaziert erschien. Ich entspannte mich. Völlig. Der Frottestoff verließ meine Haut und ich blieb einfach stehen. Christophers warme Hand griff unter mein Kinn, ließ mich die Augen erneut öffnen und in seine blauen Kristalle starren. „Was sagt man?“, hakte er erheitert nach. „….danke“, murmelte ich und er lächelte zufrieden und auch ein wenig ironisch. „Zieh dich warm an“, sagte er dann und stolzierte aus dem Bad. Ich konnte mich nicht davon abhalten, auf seinen knackigen Hintern zu blicken. Auch wenn es mir mehr als schlecht ging, regte sich etwas in meiner Leistengegend und ich schluckte. Hat es mich gewundert, dass Christopher den gesamten Tag mit mir verbrachte, mir eine schmackhafte Suppe zubereitete, Medikamente verabreichte und sogar in die Videothek ging, um uns einige Filme auszuleihen? Gewiss. Hat es mich aufgeregt, dass er erneut die Finger von mir ließ und mir keinerlei Andeutungen und Hoffnungen in sexueller Hinsicht machte? Zweifelsohne. Endlich klingelt das Telefon auf Johannas Schreibtisch. Freundlich nickt sie mir zu und bedeutet mir, in das Büro ihres Chefs zu treten. Christopher sitzt an seinem Schreibtisch und klickt sich ein wenig durch seine Dateien. Oder das Internet. Ich bin mir nicht sicher, da ich den Bildschirm von hier aus nicht einsehen kann. Still setze ich mich den schwarz gepolsterten Stuhl ihm gegenüber und warte, bis er mich ansieht und lächelt. „Hallo, Niko“, sagt er ruhig. Er entschuldigt sich nicht, dass er mich hat warten lassen. Aber das muss er auch nicht. „Warst du brav?“, fragt er und schaltet den Monitor aus, lehnt sich in seinem bequemen Schreibtischstuhl der Extraklasse zurück und betrachtet mich interessiert. Ich nicke und senke leicht meinen Blick, so wie er es mag. „Zeig es mir“, befiehlt er mit sanfter Stimme und ich erhebe mich umgehend, knöpfe meine Jeans eilig auf und lasse sie zu Boden rutschen. Meine engen Boxershorts folgen ihr und finden an meinen Knöcheln Halt. Christophers Blick ist stur auf mein Geschlecht gerichtet. Auf mein gefangenes Geschlecht. Der heikle Tresor, der meinem schlaffen Fleisch angepasst ist und mich daran hindert mich anzufassen, hart zu werden, ist durchsichtig, aus Polykarbonat gefertigt. Christopher grinst diabolisch, als er diese von ihm selbst angebrachte Vorrichtung mit seinem Blick nun erneut inspiziert. Der Schlüssel zu dem kleinen Schloss, welches dieses Instrument der Keuschheit an ihrem Platz hält und eine eigenhändige Befreiung meinerseits unmöglich macht, hängt an Christophers Schlüsselbund. Nur er besitzt ihn. Nur er kann mich erlösen. Doch noch ist ihm nicht danach. Natürlich liegt in meinem Schreibtisch daheim ein Notfallschlüssel. Bei aller Brutalität und Gemeinheit, die Christopher in sich trägt, geht Safety nun einmal vor. Aber ich würde niemals ungehorsam sein und mich selbst befreien, wenn kein akuter Notfall bestünde. Nie so blöd sein, eine Hausaufgabe von ihm nicht zu befolgen… Bedächtig steht er auf und geht ebenso langsam um mich herum. Mein Blick ist stur auf den Boden gerichtet, so wie er es von mir verlangt. Christopher stellt sich direkt hinter mich. Ich kann seinen Atmen an meiner Schulter fühlen. Seine Finger wandern spielerisch über meine Seiten, streichen sanft über meine entblößten Hüften und legen sich auf meinen Po, kneifen leicht hinein, doch ich beiße mir auf die Zunge und gebe keinen Ton von mir. Die momentane Lage ist schwer genug für mich. Christophers Hände auf meiner freigelegten Haut jagen mir kleine Schauer über den Rücken und mein Blut sammelt sich langsam. Ich versuche gegen die aufkommende Erregung anzukommen, konzentriere mich. „Das steht dir sehr gut“, schnurrt er und lässt seine Zunge über die Konturen meines Ohres fahren. Ich kneife die Augen zusammen, als seine Hände ihren Druck auf meinem Hinter verstärken und er meine Pobacken sachte spreizt. Mein Glied regt sich in seinem engen Gefängnis und ich fluche innerlich. „Wenn du weiterhin so brav bist, nehme ich es dir vielleicht heute Abend ab“, spricht er mit milder Stimme weiter, haucht mir die Worte regelrecht ins Ohr, während sein Finger neckend über meine Rosette streichen. „Vielleicht lasse ich dich sogar kommen“, spricht er weiter und seine Lippen streichen verführerisch über meinen Hals. In meinem Innern schreie ich bereits. Die aufkeimende Erregung drückt schmerzhaft gegen die plastikartigen, harten Wände, die um meinen Penis gelegt sind. Es ist eine kleine Achterbahnfahrt, zwischen Schmerz und Lust, bei der diese beiden Empfindungen gegeneinander ankämpfen und versuchen die andere zu unterdrücken. Ich beiße mir auf die Zunge, doch Christopher neckt mich weiter. „Mhmmm…“, haucht er, als würde er meinen Duft einsaugen. „Ich sehe dich schon regelrecht vor mir… Deine Hände hinter deinem Rücken gebunden, deine Beine nur für mich gespreizt. Für mich und meinen harten Schwanz, mit dem ich dich gnadenlos ficken werde…“ Ein leichtes Wimmern entfährt meinem Mund und Christopher schmunzelt. „Was hast du gesagt?“, hakt er aufgesetzt nach und legt seine Hände auf meine Schultern. „Nichts, Christopher“, antworte ich gehorsam. Christopher hasst die Bezeichnung „Sir“ oder das deutsche Äquivalent „Herr“. Auch als „Master“ möchte er nicht von mir bezeichnet werden, obschon er solch eine Position für mich einnimmt. „Was hast du gesagt?“, hakt er strenger nach und kratzt schmerzvoll über meinen Rücken. Ich bin sicher, dass sich rote Striemen auf meiner Haut gebildet haben. „Ich sagte: Danke, Christopher“, antworte ich mit fester Stimme. „Gut“, haucht er und lässt von mir ab. „Zieh dich an.“ Ich gehorche und er setzt sich in seinen Stuhl und betrachtet mich. „19 Uhr. Sei pünktlich und enttäusche mich nicht“, sagt er dann und schaltet seinen Monitor wieder ein. Auf wackeligen Knien verlasse ich sein Büro und nicke auf noch Johanna freundlich zu. Wieder einmal muss ich innerlich kichern. Wenn die gute Frau wüsste, wozu ihr verehrter Chef fähig ist… Ich bin mir sicher, sie würde rennen. Davonrennen. Nicht so wie ich, der ihm entgegen rennt, je düsterer und schmerzvoller sein Handeln wird. - - - An dieser Stelle schon mal vielen Dank für die zahlreichen Favoeinträge und natürlich besonders für alle Reviews :) Das nächste Update wird leider etwas länger dauern, da Herr Arschloch alias Real Life nach mir verlangt ;) Ein Sorry deshalb hier vorweg! Kapitel 3: 3 ------------ Spielen Christopher und ich 24/7? Habe ich meine Selbstbestimmung abgelegt und mich vollkommen in seine Obhut begeben, habe ich mich diesem Mann unterworfen? Verfügt Christopher über die absolute Macht über mich? Ja und Nein. Vielleicht driften wir ja wirklich im Total Power Exchange, wie es so oft in der Literatur beschrieben wird. Aber das wahre Leben, ein Geheimnis zwischen zwei Seelen, weicht im jeden Fall von einer abstrakten, generalisierenden Beschreibung ab. Ja, ich liebe es von ihm geführt zu werden und bis jetzt habe ich alles getan, was er von mir verlangt hat. Weil ich es wollte. Weil es mich anmacht. Weil ich ihn liebe. Weil wir dieses Spiel lieben. Und weil ich ihm hoffnungslos verfallen bin. Ich kann die Gründe für mein Handeln nicht benennen, kann den Zeitpunkt meiner aufkeimenden Gefühle nicht definieren. Ich weiß nicht, welche Spanne ich als Anfang angeben soll, oder welche Eigenschaften Christophers es sind, die ihn in meinen Augen zu einem liebenswürdigen und zärtlichen Menschen machen. Ihr lacht? Ich schmunzele einfach nur ein wenig und denke nach, während ich durch die grell beleuchteten Gänge des großräumigen Supermarkts schlendere, gewillt alle von Christopher notierten Zutaten zu ersteigern. Die von ihm angebrachte Keuschheitsvorrichtung fällt unter dem dicken Stoff der weiteren Hose nicht weiter auf, doch ich spüre sie. Mit jedem Schritt den ich gehe. Paprika. Zwiebeln. Fleisch. Nudeln. Schokolade. Ein ganz normaler Einkauf an einem ganz normalen Tag. Eine ältere Dame mit ihrer Gehhilfe passiert mich, ohne mich eines Blickes zu würdigen; ein junges, herumalberndes Pärchen stößt beinahe gegen mich und entschuldigt sich mit lautem Gelächter und Grinsen; die Kassiererin ist gelangweilt und beachtet mich eben so sehr, wie man ein Staubkorn mit Interesse bedenkt. Ich verlasse den Supermarkt, schlendere nach Hause. Es ist nicht weit. Ich atme die kalte Luft genüsslich ein. Bis zu meinem Treffen mit Christopher bleibt mir eine Stunde und ich weiß, dass ich mich beeilen sollte, letztendlich sind die Busse und Bahnen dieser Stadt nicht zuverlässig, obschon die Infrastruktur des öfteren gelobt wird. Ein schweres Unterfangen steht mir bevor; ich soll für meinen Freund kochen. Obgleich das Zubereiten von Nahrungsmitteln als triviale Tätigkeit bezeichnet wird, muss ich anmerken, dass ich ein miserabler Koch bin und dass mein bis dato Vorzeigerezept das studentische Menü war: Alles was da ist mit Nudeln. Christopher hingegen ist ein vorzüglicher Koch und hat durch seine Erfahrungen im kulinarischen Bereich hohe Ansprüche. Es ist ein Genießer, wie in vielen der Sparten, mit denen er sich beschäftigt. So wie mit mir zum Beispiel… Wenn ich heute versage, wird er mich bestrafen. Grinsend mache ich mich auf den Weg, betrachte die an mir vorbeiziehende, in einen Schleier aus sachtem Nass gehüllte Stadt und erfreut über den Fakt, dass ich tatsächlich einen Regenschirm eingepackt habe. Ich laufe über die feuchten Straßen, missachte die Ampelschaltungen und gelange schließlich an das feine Hochhaus, in dem die geräumige Wohnung des Anwalts liegt. Auch wenn ich einen Schlüssel besitze, im Hausflur bleibe ich vor der dunklen Haustür stehen und presse die Klingel, auf der sein Name in feinen Lettern geschrieben steht. Und warte. Wie immer schlägt mein Herz in einem stakkatoartigen Rhythmus, als ich dieses dunkle Holz betrachte und an die Welt denke, die sich dahinter verbirgt; an die Räumlichkeiten, in denen mein Dasein eine drastische Wendung erlebt und ich in diesen dunklen und völlig abgefahrenen Sog der Gefühle gerate. Meine Handflächen werden feucht von dem sich sammelnden, feinen Schweiß, als ich seine Schritte hinter der Tür vernehmen kann, als mir bewusst wird, dass ich die Realität nun hinter mir lasse und mich in unsere ganz persönliche Sphäre begeben werde. In der Christopher das absolute Sagen hat. „Du bist zu spät“, sagt er kühl und tritt einen Schritt zurück, damit ich eintreten kann. Wie in Zeitlupe schließt er die Tür - und mit ihr wird das Tor zu meinem individuellen Bestehen für die kommenden Stunden oder Tage versiegelt. Ich weiß nicht, was genau er mit mir vorhat, wie lange er mich hierbehalten will und ich besitze nicht das Recht, ihn danach zu fragen. Denn es ist allein seine Entscheidung. Bin ich so etwas wie sein Spielzeug? Sicherlich. Behandelt er mich manchmal herablassend und demütigend? Gewiss. Schlägt er mich? Oh, ja. Liebt er mich? „Es tut mir Leid, Christopher“, sage ich und senke meinen Kopf. Umgehend greift seine Hand nach meinem Kinn und er bringt mich dazu, ihn anzusehen, in diese Augen zu blicken, die mich sachlich mustern. „Deine Jacke, Niko“, spricht er ebenso distanziert und nimmt mir dabei die gefüllte Tragetasche ab. So schnell es geht schlüpfe ich aus dem von ihm geforderten Kleidungsstück und übergebe es ihm. Ohne Worte hängt er meine Jacke zwischen seinen verschiedenen Mänteln auf und begibt sich sicherlich in die Küche, um die Nahrungsmittel dort zu verstauen. Ich folge ihm nicht. Tue, was von mir im Stillen verlangt wird, lege die kleine Resisetasch beiseite, streife den Pullover ab, die Hose, meine Unterwäsche, falte die Bekleidung penibel zusammen und lege den kleinen Stapel auf den Boden und lasse mich vor diesem nieder. Bei dem ersten Kontakt mit den kalten Fliesen erschaudere ich, doch ich besinne mich ebenso schnell wieder. Auf den Knien, nackt, die Beine leicht gespreizt, den Kopf demütig gesenkt warte ich auf ihn. Und er lässt sich Zeit. Wie immer. Die unterm Türschlitz hereinwehende, kalte Luft streicht leicht über meinen entblößten Hintern und benetzt meinen Körper mit einer Gänsehaut. Ich weiß genau, was gleich passieren wird. Erwarte die kommenden Handlungsschritte Christophers dennoch mit einer anregenden Anspannung. So wie immer. Er bleibt kurz vor mir stehen; ich kann seine Augen auf meiner freigelegten Haut spüren, seinen musternden Blick, mit dem er mich verschlingt. „Gib sie mir“, fordert er mich auf und ich gehorche, greife nach meinen Anziehsachen und übergebe ihm den Stapel, ohne ihn dabei anzusehen. Doch selbst so weiß ich, dass er grinst. Mit gesenktem Kopf kehre ich in meine vorige Position zurück, zurück auf meine Knie und sehe nur aus dem Augenwinkel, wie Christopher sich mit meinen Sachen entfernt. Er wird sie in seinem Schrank deponieren, zu dem ich keinen Zugang habe. Erneut muss ich schmunzeln. Dass ich mich in seiner Wohnung meistens nur nackt aufhalten darf, ist eine seiner Regeln. Eine der Wichtigsten. Vielleicht. Denn Christopher hat viele Regeln, die mich betreffen. Fremdvögeln ist zum Beispiel ein Tabu. Nicht, dass ich mich nach den Armen eines anderen Mannes sehnen würde… Dafür bin ich bereits zu abhängig von Christopher, zu verbissen, ihm zu gefallen und all seine Wünsche zu erfüllen. Mein Herz schlägt nur für ihn und es erfüllt mich mit Glück zu wissen, dass gerade dieses loyalitätsbrechende Tabu auch ihn betrifft. Ich muss grinsen, als ich an eine Episode unserer Kennenlernzeit zurückdenke… Es dauerte nur wenige Tage, da klang meine durch Christophers rücksichtsloses Handeln verursachte Erkältung ab. Nicht zuletzt, weil er es war, der sich um mich kümmerte, was mir noch immer Verwunderung und Verblüffung bescherte. Er kam jeden Tag, sah nach mir, kochte mir etwas zu Essen und gab mir Medizin. Es waren Stippvisiten. Natürlich, denn der Mann hatte scheinbar viel zu tun. „Wie ich sehe, bist du wieder gesund“, erklärte er am vierten Tag seiner Besuche und setzte sich aufs Sofa, während ich die Kaffeemaschine in Gang brachte. „Ja“, sagte ich, ohne mich ihm zuzudrehen. Jetzt, da ich wieder bei Kräften war, setzte mein Verstand wohl erneut gemächlich ein. Und tausende von Fragen jagten durch meinen Kopf, wie eine Horde wilder Tiere auf der Suche nach Beute durch den Jungle rennt. Christopher grinste, als ich mich neben ihn setzte. „Was willst du eigentlich von mir?“, fragte ich ihn nach einer Weile direkt. Der Kaffeeduft erfüllte bereits mein kleines Wohnzimmer und die sterbenden Geräusche der Maschine waren deutlich zu vernehmen. „Das weiß du, Niko“, gab er großspurig zurück und seine eisigen Augen bohrten sich in die meinigen. „Und jetzt schenk uns doch lieber Kaffee ein“, fügte er ebenso süffisant hinzu. Ich schnaubte und erhob mich, doch dann blieb ich vor dem Tisch stehen, auf dem das Getränk auf den Ausschank wartete. „Eigentlich weiß ich gar nichts“, sagte ich dann und stemmte die Hände gegen meine Hüften, funkelte ihn herausfordernd an. Christopher lachte bitter auf, sichtlich amüsiert über meinen Ton, meine Haltung. Bevor ich Weiteres von mir geben konnte, stand er auf und ging mit festen Schritten auf mich zu. Sein Blick war kalt und streng und er ließ mir gar keine Zeit zum Reagieren. Er ergriff meine Arme und drückte mich mit meinem Rücken gegen die kleine Küchenzeile, die man als solche eigentlich nicht einmal beschreiben dürfte. Dennoch war es schmerzhaft diese kleine Anhöhe im Fleisch zu spüren. Gleichzeitig war es unheimlich spannend seine Kraft am eigenen Körper zu erfahren. Meine Haut schien zu brennen, wo er mich anfasste, sein Atmen streichelte mein Gesicht und er kam mir ganz nah; so nah, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten. Er sah furchteinflößend aus, während er sich so zu mir beugte und mich festhielt. Zugleich machte ihn diese Haltung noch attraktiver und ein leichtes Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. Ohne Vorwarnung strich er mit seinen Lippen über mein Kinn, meine Wange. Ich reckte ihm meinen Kopf entgegen, wollte mehr, doch er verwehrte mir grinsend diesen Wunsch, fixierte mich wieder mit seinem Blick. Das Kribbeln, welches ich verspürte, war beinahe nicht mehr zu beschreiben. „Was willst du denn von mir, Niko?“, neckte er mich und etwas Bösartiges schlich sich in seine arktischen Augen. „Das weißt du, Christopher“, gab ich ihm seinen Kommentar von vor einige Minuten frech zurück, doch das Grinsen wich schnell aus meinem Gesicht, als er fester zupackte und die Wärme seine Hände zu einem ziehenden Schmerzen wurde. Er presste mich noch stärker gegen die Küchenzeile, die sich tiefer in meine Oberschenkel bohrte und ich verzog leicht mein Gesicht, was ihm ein kaltes Lächeln auf den Mund zauberte. „Verspotte mich nicht, Niko“, sagte er tadelnd und kam mit seinen Lippen den meinigen näher. „Ich frage dich jetzt noch ein Mal: Was willst du von mir?“ „Sex“, presste ich heraus und in meiner Leistengegend wurde es wärmer. Ich wollte ihn mit jeder Sekunde mehr und mir war es egal, warum. „Richtig“, sagte er ruhig. „Und was hatte ich dir diesbezüglich schon gesagt?“, hakte er blasiert weiter. „Äh… Dass…“, stammelte ich, da bohrten sich seine Fingernägel so tief in meine Haut, dass ich leicht aufzischte und ihn verwirrt anblickte. Doch er grinste lediglich und wiederholte seine Frage. „Was habe ich dir gesagt, Niko?“ Ich schluckte, verängstigt und zugleich fasziniert von der Art, in der er mit mir umging. All die Männer vor ihm hätten es nie gewagt, so mit mir zu verfahren. Im Bett musste ich sie regelrecht dazu anweisen, mich hart zu nehmen und ruhig etwas rücksichtsloser mit mir umzugehen. Wenn Christopher sich so außerhalb des explizit sexuellen Bereichs verhielt, dann mussten seine Qualitäten im Bett noch viel heftiger sein… „Dass du Kondome und One-Night-Stands hasst…“, stammelte ich, als ich versuchte, mir seine Worte ins Gedächtnis zu rufen. „Gut“, hauchte er bedrohlich und kam mir mit seinen Lippen wieder etwas näher. „Und was noch?“ Ich schloss die Augen und versuchte mich zu erinnern. „Was noch, Niko?“, wiederholte er strenger. „Dass… Dass man sich so nicht gehen lassen kann, oder so ähnlich“, japste ich, als er seinen Körper gänzlich gegen den meinen presste. Vor Verblüffung öffnete ich umgehend die Augen und blickte in dieses Ozeanblau. Es gab keine Ausrede, Christopher konnte meine Erregung definitiv spüren. Er grinste überlegen. „Gut“, sagte er etwas länger gezogen und ich versuchte, seinem Blick standzuhalten, obschon ich mittlerweile ziemlich nervös war. „Und wenn du diese kleinen Faktoren zusammenzählst, und dazu rechnest, dass auch ich nicht abgeneigt bin dich zu vögeln, welche Antwort erhältst du dann?“ Ich konnte meinen eigenen, schweren Atem hören. Mir wurde schwindelig, als ich über seine Worte nachdachte, das Puzzle zusammenzusetzen versuchte. „Du bist doch ein wenig schwerer von Begriff, als ich zunächst angenommen hatte“, bemerkte der Anwalt nach einiger Zeit belustigt. Und dann ließ er einfach von mir ab, drehte mir seinen Rücken zu und nahm seinen vorigen Platz auf dem Sofa erneut ein. Ich musste mich abstützen, denn meine Knie waren weich und gaben beinahe nach. „Du hast uns noch immer keinen Kaffee serviert“, sagt er und musterte mich spöttisch. Ich biss mir auf die Zunge, doch ich sagte nichts. Zu sehr war ich noch mit seinen Worten beschäftigt, als dass mir eine patzige Antwort eingefallen wäre. Zudem stimmte mich dieser Mann sprachlos, war in der Lage mir den Wind aus den Segeln zu nehmen und… mir Dinge aufzuzwingen. So wie jetzt, als ich ihm den Becher Kaffee reichte, den er grinsend entgegennahm. „Was macht das Studium?“, fragte er nach dem ersten Schluck und ich starrte ihn ein wenig perplex an. Solch eine triviale Frage nach der vorigen Szene zu stellen verwirrte mich einfach. „Läuft OK“, gab ich also kurz gefasst zurück und er nickte, scheinbar anerkennend. „Prüfungen?“ „Sind bald.“ „Bist du mit der Klausurvorbereitung fertig?“ „Ja.“ „Gut.“ Er trank seinen Kaffee schweigend aus und ich beobachtete ihn aus meinen Augenwinkeln heraus. Er wollte mit mir schlafen. Aber keinen One-Night-Stand. Erst recht nicht mit Gummi. Ergo: Eine Affäre? Ich dachte an meinen Ex Marcel. Mit ihm war ich ganze vier Monate zusammengewesen, bevor wir uns entschlossen hatten, zum Test zu gehen, um auch mal ohne Latex zwischen uns zu schlafen. Und Christopher verlangte diesen Schritt vor dem allerersten Fick? „Woran denkst du?“, unterbrach seine tiefe Stimme meinen Gedankengang. „Wahrscheinlich wieder an Sex mit mir. Liege ich richtig?“, zog er mich auf und ich schnaubte, sah weg. Und wieder griff seine Hand grob nach meinem Kinn und zwang mich, ihn anzublicken. Christopher grinste schief. „Ich liege goldrichtig“, sagte er langsam und vielleicht auch ein wenig triumphierend, belustigend. Und dann tat er es wieder. Seine freie Hand wanderte zwischen meine Schenkel. Neckend streichelte er über meine Erregung, die eine einzige, sichtbare Beule unter meiner Hose war. Ich schloss die Augen, lehnte meinen Kopf etwas zurück, doch schon nach wenigen Sekunden fand Christophers kleine Zuwendung ihr Ende. Allerdings wollte ich ihn nicht von mir abrücken lassen, griff beinahe schon instinktiv nach seiner Hand, die mich noch eben angefasst hatte, und wollte sie zurück zu meinem Geschlecht führen. Blitzschnell umfasste er jedoch mein Handgelenk, noch bevor ich nach seinem Arm greifen konnte. Ebenso eilig riss er mich daran hoch. Ein kleine Schmerz durchfuhr mich und ich japste sachte auf, blickte ihn etwas erschrocken an. Wieder standen wir uns direkt gegenüber und Christopher machte keinerlei Anstalten mich loszulassen, starrte mich einfach nur an. „Wenn du Befriedigung willst, solltest du mich darum bitten“, sagte er dann völlig gelassen, beinahe ein wenig unterkühlt. Ich wollte ihn küssen, mich an ihn schmiegen, von ihm genommen werden, doch ich konnte mich einfach nicht bewegen, war unfähig mich zu artikulieren. Und dann stieß Christopher mich einfach zurück in das Polster, grinsend, wie immer und er schnappte sich seine Jacke, ging auf die Tür zu. „Wir sehen uns nächsten Freitag wieder. Ich erwarte einen Anruf von dir. Dieses Mal ruhig etwas früher“, sagte er und dann war er weg. Ich brauchte erst einige Sekunden, um zu realisieren, dass die Wohnung leer war. Erst dann sprang ich auf und riss die Tür auf, rief seinen Namen und meine Stimme hallte durch den Hausflur. Doch er war schon längst vor. Langsam begann ich an dieser Situation zu verzweifeln. Langsam wurde mir mehr als bewusst, dass Christopher einen leichten Hang zum Sadismus besaß, so wie er mit mir umsprang. Wieso ich das alles mit mir anstellen ließ? Vielleicht, weil ich, wohl oder übel, gemächlich meine masochistische Ader entdeckte? Ich musste an die Ausstellung zurückdenken, an die explizite Fotografie, die wir begutachtet hatten, an das schwarze Leder, welches so viele zarte Handgelenke auf den Bildern zierte. An das abgelichtete Fetisch-Spiel der drei Männer und an Christophers durchdringenden Blick bei diesem Augenschmaus. Sicherlich, Handschellen gehörten schon seit längerem zu meiner Grundausstattung meines Sexlebens. Auch wenn zum Beispiel Marcel immer ein wenig abgeneigt gewesen war, diese zu benutzen. Mich aber machte es an, ihm auf diese Weise etwas ausgeliefert zu sein, unfähig, in das Geschehen wortwörtlich einzugreifen. Das kalte Silber an meiner Haut steigerte meine Erregung. Ich malte mir aus, wie es wohl wäre, von Christopher auf diese Weise an das Bett gekettet zu werden. Ich musste schlucken. Mich beruhigen. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob der Mann es nur bei diesen belassen würde. Woher sollte ich wissen, was er alles bei sich im Schrank rumliegen hatte? Die Tage bis zum Freitag waren die Hölle. Ich konnte mich nicht in den Vorlesungen konzentrieren, ein fataler Zustand, handelte es sich hier um die letzten Treffen vor den Prüfungen. Ich bekam kaum mit, was meine Kommilitonen und Freund mir erzählten und sie bezeichneten mich ebenfalls als „völlig weggetreten“. „Sag mal, wen zum Teufel hast du denn kennengelernt, dass du ständig nur in Gedanken bist?“, fragte Frank mich. Ich kannte ihn seit der Oberstufe. Nun studierte er Physik und wir trafen uns regelmäßig in der Mensa, um den Kontakt nicht einschlafen zu lassen. Eigentlich konnte ich Frank auch als meinen besten Freund bezeichnen, jedenfalls teilte ich ihm normalerweise alles über mein Leben mit und anders herum war es genauso. Normalerweise. Dieses Mal zuckte ich nur mit den Schultern und entgegnete: „Eigentlich niemanden Bestimmtes.“ „Ja, ja“, war Franks Antwort und ich riss mich zusammen, wechselte das Thema und versuchte ihm angestrengt zuzuhören. Seine Einladung zum Videoabend am Freitag lehnte ich kategorisch ab, mit der Ausrede, ich müsse lernen. Jeden Tag dachte ich an Christopher und ließ unsere wenigen Begegnungen Revue passieren. Und ich wurde wütend. Wahrscheinlich, weil meine Verzweiflung zu intensiv wurde und mich von Innen begann aufzufressen; ich wusste nicht woran ich war. Wollte er eine Affäre mit mir beginnen? Wollte er einfach nur ein wenig mit mir spielen? Erzählte er seine Kollegen gar über „den dummen kleinen Jungen, der alles tut, was ich ihm sage“ und vögelte irgendwelche Fremden hinter meinem Rücken? Während er mich nur anheizte, um seinen Spaß zu haben? Warum hatte er sich dann um mich gekümmert? Um sein schlechtes Gewissen zu bereinigen? Um mich in die Irre zu führen? Ich wollte ihn wiedersehen! Doch als der Freitag kam, gingen meine Emotionen mit mir durch. Gegen 18 Uhr ging ich aus dem Haus. Ein alter Bekannter hatte mich angerufen, hielt sich gerade in der Stadt auf, lud mich auf einen Drink ein und ich nahm diese Einladung grinsend an. Wir trafen uns in einer bekannteren Cocktailbar, dessen Interieur im US-Stil der 50er eingerichtet war und Rock’n’Roll aus den Boxen plärrte. Die Drinks waren groß und günstig und zudem wurde in der Happy Hour auch noch kostenloser Schnaps serviert. Sein Name war Georg. Zugegeben, er war zwar nicht mehr so heiß wie damals, vor Marcel, aber immer noch ziemlich ansehnlich. Ich würde ihn nicht von der Bettkante stoßen, dachte ich mir, während er mir von seiner Ausbildung berichtete, die mich überhaupt nicht interessierte. Eine Stunde verging. Ich trank meinen zweiten Drink und kämpfte mit der Langeweile. Georgs Person interessierte mich überhaupt nicht. Die Cocktailbar interessierte mich nicht. Der gesamte Abend war eine Handlung aus Trotz, ein Spiel mit dem Feuer, müsste ich wohl sagen. Es war beinahe halb acht, als mein Handy klingelte und ich grinsend Christophers Namen auf dem Display lesen konnte. „Hallo“, sprach ich gelassen in den Hörer und grinste Georg dabei an, der sich gerade eine Zigarette drehte. „Du hast noch nicht angerufen“, stellte Christopher kühl fest. Eine kleine Pause entstand. „Ich war verhindert“, entgegnete ich fest und lauschte. „Wo bist du?“, fragte er desinteressiert, doch ich war mir sicher, dass er alles andere als nicht interessiert war. „Nicht zu Hause“, antwortete ich frech und kicherte schon beinahe auf. Christopher lachte bitter. „Nette Antwort, Kleiner“, sagte er dann und mein Herz machte einen winzigen Sprung, als er mich so betitelte. Irgendwie fast schon liebevoll. „Wo bist du?“, wiederholte er fester. „Ich bin im Blackberry’s“, schoss es aus mir, wie aus einer Pistole. Meine Gedanken hatten sich wie von selbst artikuliert und nun biss ich mir auf die Zunge. Christopher sagte nichts, legte einfach auf und ich war erschrocken, während ich gleichzeitig so etwas wie ein Siegesgefühl vernehmen konnte – ich hatte ihn wütend gemacht. Ich! Während Georg mir wieder irgendwelche Nichtigkeiten berichtete, malte ich mir aus, wie Christopher nun allein den Abend verbringen müsste und sich schwarz ärgerte, dass ich ihn versetzt hatte. Ich kicherte bitter, bestellte einen weiteren Cocktail. Doch mein Bekannter hielt plötzlich Inne mit seinen Relationen und sah jemanden an, der scheinbar vor unserem Tisch stehengeblieben war. Als ich mich zur Seite drehte, blickte ich in das amüsierte Gesicht des Anwalts. Ich verschluckte mich beinahe an meinem Getränk und Christopher rutschte direkt neben mich auf die gepolsterte Bank, legte seinen Arm um meine Schultern und zog mich dicht an sich heran. Mein Herz pochte so heftig in meiner Brust, dass ich Angst hatte, es würde meine Knochen brechen. „Hallo“, begrüßte er meinen Bekannten und schüttelte seine Hand. „Ich bin Christopher. Nikos heutiges Date, wir waren verabredet.“ DU BIST NICHT MEIN DATE, hallte es durch meinen Kopf, doch meine Kehle war dermaßen trocken, dass ich nichts auf diese Aussage erwidern zu vermochte. Ich starrte Georg an, der nun sichtlich amüsiert grinste, vielleicht auch ein wenig verwirrt. „Na, davon hast du mir bis jetzt noch nichts erzählt!“, brachte er dann lachend heraus. „Ich… hatte es vor“, presste ich heraus und trank einige große Schlücke des Cocktails. „Ich bin Georg“, stellte er sich dann dem Anwalt vor. Christophers Augen ruhten kühl auf unserem Gegenüber. „Georg“, wiederholte er seinen Namen langsam und ein kaltes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Georg, euer kleines Treffen ist vorbei“, verkündete er dann ruhig und unterbrach den Augenkontakt mit meinem Bekannten nicht. „Niko, trink aus. Wir gehen“, wandte er sich an mich. Ich umklammerte mein Glas. Georgs Augen ruhten kurz auf mir. Auch er schien die Autorität Christophers zu spüren, nicht untergraben zu wollen. Er nahm seine Jacke und grinste mir noch einmal zu, als wolle er mir sagen: „Netter Fang!“. Und dann verabschiedete er sich, ließ mich mit Christopher allein zurück. „So, so“, sagte dieser und ließ von mir ab und es war komisch seinen Arm nicht mehr an meinen Schultern zu fühlen. Seine Finger umschlossen wieder einmal mein Kinn und drehten meinen Kopf nach links, sodass ich ihm genau ins Gesicht blicken konnte. „Georg“, sprach er den Namen wieder einst langsam aus. „Einer deiner Verflossenen?“, fragte er teilnahmslos. „Nein“, antwortete ich. „Nur ein Bekannter.“ „Aha“, kam es immer noch etwas lethargisch vom Anwalt. „Wir hatten nur ein Mal etwas miteinander“, fuhr ich etwas sicherer fort und meine Haut war erneut entflammt, wo er mich berührte. Er grinste. „Natürlich“, bemerkte er kalt und ließ noch immer nicht ab von meinem Kinn. „Weißt du, mich abzuservieren war wirklich nicht nett von dir“, redetet er dann in sanfter Manier weiter und sein dazu durchdringender Blick verschaffte mir eine Gänsehaut. „Bist du dir dessen im Klaren?“ Unwillkürlich nickte ich, nicht imstande meine Nervosität abzuschütteln. „Trink endlich aus, ich hasse es mich zu wiederholen“, fügte Christopher in einem immer noch sanften Ton hinzu und ich tat, was er mir sagte. Er bezahlte für meinen Drink, eine Tatsache, die mich erneut wundern ließ, die ich nicht verstand. Ich trottete hinter ihm her, stieg in seinen Wagen, wir fuhren los. „Du wirst mich jetzt aber nicht irgendwo in den Wicken absetzen und wieder abhauen, oder?“, fragte ich direkt und er lachte genüsslich. Dann strich wieder dieses süffisante Grinsen über seine Lippen. „Nein“, sagte er freundlich. „Das hatten wir schon. Das wäre langweilig.“ Ich wusste nicht recht, was ich von dieser Aussage halten sollte, tat sie mit einem Nicken ab und blickte aus dem Fenster. Um uns herum war es bereits düster. Anhand der Straßen wurde mir bewusst, dass Christopher mich nach Hause fuhr. So etwas wie leichte Hoffnung entfachte wieder in mir, Hoffnung auf Annäherung. Als wir in die Wohnung traten und die Tür hinter uns ins Schloss fiel, wirbelte Christopher mich stürmisch herum, sodass ich mit einem dumpfen Schlag mit meinem Rücken gegen die Tür gedrückt wurde. Ich starrte in die mich musternden, blauen Augen des Mannes, der mich verwirrte und immer mehr in seinen seltsamen Bann zog; in dieser durchaus absonderlichen Lage. Er lächelte grausam. „Zieh dich aus“, hauchte er mir dann ins Ohr und biss leicht in mein Ohrläppchen. War es mal wieder der Alkohol, den ich konsumiert hatte, oder meine Anspannung, die mir ein Schwindelgefühl bereitete, als ich seine Stimme vernahm? Vielleicht war es eine Mischung aus all dem. Hastig leistete ich seinen Worten Folge, verfrachtete die Jacke auf den Boden, strampelte aus meinen Hosen, meiner Unterwäsche, riss mir meinen Pullover vom Leib, bis ich völlig nackt vor ihm stand, meine Erregung mehr als sichtbar. Langsam ließ er seine Augen an mir herabwandern, so als würde er jeden Zentimeter meines Körpers begutachten wollen, sich mentale Notizen machen. Dann nahm er mich an der Hand, führte mich ins nahegelegene Schlafzimmer, bedeutet mich aufs Bett zu legen. Selbstsicher ging er an meine kleine Kommode und öffnete die unterste Schublade. Woher wusste er…? „Als du krank warst, habe ich mich ein wenig umgesehen“, erklärte er mir meine unausgesprochene Frage, als er mit den Handschellen auf mich zutrat und sich auf der Matratze direkt neben mir niederließ. Ohne Worte schloss er den kalten Stahl erst um mein linkes Handgelenk, führte die Verbindungskette durch die Verstrebungen am Kopfteil meines Bettes, um dann die zweite Schelle an meinem rechten Handgelenk festzumachen. Ich erzitterte bei diesen Berührungen und mein Becken zuckte unmerklich auf. Christopher ließ seine Hand zärtlich über meine Wange streichen, wanderte über den Hals, meine entblößte Brust. Kurz zwirbelte er meine mittlerweile abstehenden Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger und strich dann über meinen Bauch, meinen Unterleib. Sanft ließ er seine Fingerspitzen über meinen harten Schwanz wandern und ein leichtes Keuchen entwich mir. Christopher lächelte kalte, beugte sich über mich, sah mir tief in die Augen. Und dann stand er auf. „Ich gehe jetzt“, erklärte er mir amüsiert, während er sich an den Türrahmen lehnte und mich von dieser Distanz betrachtete. „W-Was?!“, brachte ich heraus und die Handschellen klimperten leicht, als ich mich unruhig auf dem Bett bewegte, doch das ließ sein Lächelns nur breiter werden. „Keine Sorge, Kleiner. Ich komme in ein paar Stunden zurück. Bis dahin hast du genügend Zeit, um über dein Tun nachzudenken“, sagte er ruhig und dann zeigte er mir meinen Hausschlüssel, den er wahrscheinlich aus meiner Hose genommen hatte. Wann auch immer. „DU KANNST NICHT EINFACH-“, schrie ich, doch da hörte ich die Wohnungstür bereits ins Schloss fallen. War ich erschrocken, schockiert, ängstlich? Gewiss. Ebenso wie erregt, aufgewühlt und amüsiert über meine unfassbare Situation. „Was grinst du denn so?“, reißt mich Christophers ruhige Stimme zurück in die Gegenwart. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er wieder vor mir steht. Gehorsam senke ich den Blick. „Tut mir leid, Christopher“, entgegne ich. „Steh auf“, befiehlt er und ich tue es. Mit seinem Finger hebt er sachte mein Kinn an, erlaubt es mir, ihn anzusehen. Er lächelt. Freundlich. Sanft. Und dann tritt er näher an mich heran und seine Lippen legen sich zärtlich auf die meinigen. Ich seufze wohlig in diesen schwachen Kuss hinein und blicke danach in zwei ozeanblaue, verträumte Augen. Was hat er heute noch so mit mir vor? Ob ich wohl gleich schon kochen soll, frage ich mich… Kapitel 4: 4 ------------ Christopher rückt ein wenig ab von mir und mustert mich weiterhin mit diesem leicht verträumten, gar zärtlichen Blick. Ich kann meine eigene Anspannung deutlich wachsen spüren, weiß, dass Christophers Laune in nur wenigen Sekunden umschlagen kann, ausgelöst durch minimale Gedanken, zu denen ich keinen Zugang erlange. „Geh wieder auf die Knie und heb deinen Kopf ein wenig an“, instruiert er mich plötzlich mit milder Stimme und ich leiste seinen Worten umgehend Folge. Erneut zucke ich ein wenig wegen des kalten Bodens auf, doch mein Zittern beschränkt sich auf eine einzige kleine Welle, auf einen sachten Schüttelfrost. Erst jetzt bemerke ich, dass Christopher etwas in seiner Hand hält. Doch um was für ein Objekt es sich handelt, weiß ich sofort. Ich weiß nun, was kommt. Sachte legt er mir das dickere, breite Lederhalsband um meinen Hals und macht es mit der etwas kalten Schnalle an meinem Nacken fest. Es sitzt genau richtig, letztendlich hat er es auch nur für mich fertigen lassen; dieses Halsband, mit dem massiven silbernen Ring an der Vorderseite, an dem er gerne mal eine Leine befestigt, um mich in die gewünschte Richtung zu kommandieren. Manchmal bindet er mich auch einfach irgendwo fest. Zum anderen sagt er, das Halsband wäre nur Deko, würde mir unheimlich gut stehen, würde ihn erregen. Mich erregt es auch, denn diese Zierde ist Symbol meiner Zugehörigkeit. Ich bin Christophers Eigentum und er kann mit mir machen, was er will. Und eben das törnt mich so an. Er hat schon immer nur das getan, was er wollte… Als Christopher mich damals nackt und angekettet in meinem Bett ließ, überkam mich zunächst eine Welle der Wut. Mein gesamter Körper bebte in Rage, doch dann verwandelte sich eben dieses Beben in ein zu Anfang noch leichtes Zucken - Meine Glieder zuckten, als ich anfing über die Situation leicht zu lachen, bis mein Hals schließlich schmerzte und mein zynisches Gelächter dann langsam verebbte. Langsam hob und senkte sich meine Brust. Ich betrachtete das Fenster, ließ die Handschellen erneut aufklimpern, als ich mich auf der Matratze bewegte. Die Schlüssel zu den Dingern lagen auf dem Nachtschränkchen. Obschon ich gut darin war, Sachen mit meinen Füßen aufzuheben, war mir bewusst, dass dieses Unterfangen von hier aus unmöglich war, also versuchte ich es auch erst gar nicht. Ich war gefangen. Angekettet an mein eigenes Bett mit meinen eigenen Handschellen in meinem eigenen Zimmer. Und ich war hilflos. Wenn nun ein Feuer ausbräche, würde ich nicht in der Lage sein, mich zu befreien, schoss es mir durch den Kopf. Sollte es jemand schaffen einzubrechen, wäre ich komplett ausgeliefert. Mit diesen Gedanken überkam mich ein eher unwohles Gefühl, das sich wie ein leichtes Fieber in all meine Glieder ausbreitete. Es war, als würden kleine Tierchen von einem ganz bestimmten Punkt ausschwärmen, um mich vollkommen einzunehmen. Mein Gehör wurde geschärft, wahrscheinlich schaltete sich so etwas wie ein Überlebensinstinkt ein. Ich konnte die vorbeifahrenden Autos nun deutlich vernehmen, so als stünde ich am Straßenrand und würde die passierenden Wagen einzeln zählen. Ich konnte genau hören, wie es bedächtig anfing zu regnen, wie die Tropfen erst sachte, einer nach dem anderen, gegen die Scheibe trafen und sich dieser stakkatoartige Rhythmus plötzlich mit dem peitschenden Wind vermengte und zu einem regelrechten Orchester wuchs - Das Wasser peitschte gegen die Scheiben. Ich erschauderte. Und dann meinte ich etwas aus dem angrenzenden Wohnzimmer vernehmen zu können; war es ein Rascheln? War es ein Klopfen? Ich hielt den Atem an, lauschte. Nichts. Laut stieß ich die Luft wieder aus und schüttelte den Kopf. Und da hörte ich wieder etwas, so als würde sich etwas oder jemand dem Schlafzimmer zu bewegen. Mein Herz fing an heftiger zu schlagen und raubte mir beinahe das Hörvermögen, dröhnte in meinen Ohren. Die Handschellen klimperten, als ich mich ungeschickt regte, auf die Tür starrte, halb ängstlich und halb über mich selbst lachend. Ich fühlte mich wie ein allein zu Hause gelassenes Kind, welches Angst vor einem vermeintlichen Monster im Schrank hatte. Ich verschluckte mich beinahe, als Christopher plötzlich im Türrahmen stand und mich keck angrinste. Hatte ich die Wohnungstür überhört, fragte ich mich, doch ich war mir selber darüber im Klaren, dass das gar nicht möglich gewesen wäre. „Wie…?“, stammelte ich, während ich meine Gedanken ordnete. Christopher trat auf mich zu und ließ sich direkt neben mir nieder, sodass seine Seite direkt an meine Hüfte gepresst war. Erneut ließ er seine Finger über meine nackte Brust wandern. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? „Denkst du wirklich, ich hätte dich hier völlig wehrlos, in so einer prekären Lage zurückgelassen?“, fragte er mich gelassen, vielleicht etwas hochnäsig und starrte mich währenddessen an. Ich war nicht in der Lage meine Augen von ihm abzuwenden. „Denkst du wirklich, ich wäre so grausam?“, fragte er weiter und sein Ton gewann etwas an Sanftheit. Etwas. Schweigend schüttelte ich den Kopf. Auch wenn ich mir dabei noch gar nicht so sicher war. Christopher beugte sich wieder vor und ich hielt meine Luft an, als sein Gesicht meinem so nahe kam, als seine Lippen ganz leicht, zum allerersten Mal bewusst, über die meinigen strichen. Nein, man konnte es nicht als Kuss bezeichnen, obschon es sich als solcher für mich anfühlte. „Ich bin ein harter Master, Niko. Aber ich bin ein guter Master“, wisperte er dann in mein Ohr und ein Schauer erfasste mich. Ich dachte über das Wort nach. Master… Dass Christopher ein Freak war, dessen war ich mir zu diesem Zeitpunkt etwas bewusst. Seit der Ausstellung hätte mir sogar einleuchten sollen, dass der gutaussehende Anwalt einen Faible für BDSM besaß und scheinbar auch gehörig auslebte. Dennoch gab mir dieses Wort zu denken. Master. Ich suchte nach dem Gegenpart zu diesem Begriff. Slave. Dieses kleine und doch so viel bedeutende Wort schlich sich in mein Gewissen und überschattete meinen gesamten Verstand für wenige Sekunden. Ich zuckte zusammen, als Christopher plötzlich grob mein Kinn anpackte und mich zwang, in Augenkontakt mit ihm zu treten. Erneut sah ich dieses boshafte in seinen Augen aufglitzern. Es huschte ganz schnell über seine Kristalle, wie ein Schatten. Doch dann wurde sein Blick ganz sanft und auch der Druck seiner Hand ließ nach. Mit seinem Daumen fuhr er über meine leicht geöffneten Lippen und lächelte mich fast schon ein wenig versonnen an. Ich fühlte mich wie Wachs in seinen Händen. Ich war Wachs in seinen Händen. Er überraschte mich abermals, als er seine Hand ganz vorsichtig über meinen Oberkörper wandern ließ, scheinbar unsichtbare Linien nachzeichnete und dann unvermittelt meine Hoden grob packte, sodass ich vor Schmerz aufjauchzte. Während er mit milder Stimme auf mich einredete, gab seine Hand dieses Mal nicht nach. „Niko, bist du nur an einer Nummer mit mir interessiert? Denn wenn ja, dann ist das heute das letzte Mal, dass wir uns sehen“, sprach er, sein Gesicht direkt über meinem. „Falls nicht, falls du mehr möchtest, dann musst du einige Regeln einhalten. Wie lautet deine Antwort? Willst du mehr oder soll ich gehen?“ Ich konnte meinen eignen tiefen Atem deutlich vernehmen. Die gesamte Szenerie kam mir vor, als spiele man sie in Slow-Motion ab. Ebenso langsam gestalteten sich meine Gedanken, die sich wie exotische, gefährliche und gleichzeitig anziehende Schlangen umeinander wunden und sich zu einem undurchschaubaren Gewirr vermengten. Ich schluckte. Christopher sah mich weiterhin an, ich studierte sein Gesicht, dieses reine, hübsche, so männliche Gesicht, die blauen Augen, die mich ans Meer denken ließen, die stattlichen Wangenknochen, die vereinzelten, kleinen Haarsträhnchen, die seine Stirn umrahmten. Erneut musste ich schlucken, leckte mir leicht über meine eigenen Lippen. Es war, wie ich es schon beschrieben hatte. Meine masochistische Ader schien sich zu entfalten. Christophers dominante Art zog mich magisch an. Seine Stimme ließ mein Herz höher schlagen. Er war noch immer ein Mysterium für mich. Ein Mysterium, dem ich bereits hoffnungslos verfallen war und dessen Lösung zu meinem Ziel geworden war. Obschon ich mir zu diesem Zeitpunkt bereits sicher war, das Geheimnis nie lüften zu können. Doch dieser Gedanke zählte nicht. Er hielt mich nicht von meiner unvermeintlichen Antwort ab. „Ich will mehr…“, brachte ich heiser hervor und Christophers Augen leuchteten auf diese bizarr-betörende Weise auf. „Gut“, sagte er streng und erhöhte seinen schmerzhaften Druck auf meine Hoden, sodass ich erneut aufzischte und ihn etwas panisch anblickte. „Hör mir jetzt gut zu, Niko“, setzte er an und legte eine kleine, bedeutungsvolle Pause ein, in der ich meinen wilden Puls spüren konnte. Mir war heiß und kalt zugleich. Ich war aufgeregt, erregt und ziemlich ängstlich. „Ich dulde keine Nebenbuhler“, fuhr er mit ernster Stimme fort und blieb dennoch ruhig bei seinen Äußerungen. „Wenn du mehr willst, dann erwarte ich vollkommene Loyalität von dir. Eine weitere Situation wie wir sie heute hatten, werde ich nicht akzeptieren, hast du das verstanden?“ Unfähig zu antworten, nickte ich stumm. „Gut. Du wirst tun, was ich dir sage und wenn ich dich treffen will, wirst du dir die Zeit dafür nehmen. Die einzigen Ausnahmen werden dein Studium und familiäre Angelegenheiten sein, auch wenn letzteres bei dir wahrscheinlich nicht häufig vorkommen wird, nehme ich an“, sprach er streng weiter und ich nickte abermals. „Bevor wir offiziell ein Paar werden können, sollten wir uns näher kennen lernen. Du wirst früher oder später eine Entscheidung treffen müssen, Niko. Die erste hast du bereits getroffen und dafür werde ich dich belohnen.“ Als er seine Lippen auf meine sinken ließ, setzte mein Verstand vollkommen aus. Es war als würde ich fliegen können, hoch oben über der Stadt, die Sonnenstrahlen auf meiner Haut, an einem klaren Sommertag. Seine Lippen waren so weich, er küsste mich zu Beginn so zärtlich, bevor er dann ebenso vorsichtig nach Einlass verlangte. Seine Hand ließ von meiner Intimzone ab, seine Finger wanderten nun über meine Schultern, während er seine überaus heiße Zunge in meine Mundhöhle wandern ließ. Er suchte die meinige, fand sie. Aus seiner an Zurückhaltung erinnernden sanften Art, wurde ein feuriges Verlangen. Wild ließ er seine Zunge über meine gleiten, neckte mich, leckte über meine Lippen, nur um dann wieder stürmisch in meinen Mund zu gleiten. Die Umgebung verwandelte sich in meinem Kopf zu einem unscharfen Mischmasch, den ich nur am Rande meines vernebelten Verstandes wahrnehmen konnte. Ich seufzte, schnappte nach Luft, nur um dann wieder in seinen Liebkosungen zu versinken. Ein Kribbeln wanderte über meinen gesamten Körper und strömte gen Süden. Mein Schwanz zuckte, klopfte schon förmlich gegen meine Bauchdecke, so als wolle er an seine Existenz erinnern, Befriedigung fordern. „Bitte…“, murmelte ich, als wir beide die benötigte Luft still einatmeten und uns dabei tief in die Augen blickten. „Was, bitte?“, hauchte Christopher gemein und grinste. „Fass mich an… Bitte“, sagte ich heiser und hob mein Becken leicht an, sodass ich ihn ein wenig berührte. Christopher rückte mit seinem Gesicht ein wenig ab von mir und ließ seinen Blick unverhohlen über meinen nackten Körper wandern, starrte meinen Schwanz an und schmunzelte. Dann richtete er seinen Blick wieder auf mich. „Ich fasse dich doch schon die ganze Zeit an“, sagte er süffisant und verwies mit seinen Augen auf seine Hände, die auf meinem Oberkörper ruhten. „Fass meinen Schwanz an!“, sagte ich etwas lauter und fordernder, da ließ er gänzlich von mir ab und schaute mich mit einem Blick an, der an Abschätzung erinnerte. „Heute nicht“, verkündete er dann mit ernster Miene. „Wir gehen jetzt nämlich Essen.“ Mit diesen Worten löste er die Handschellen und ich konnte meine Arme endlich wieder strecken. Ich setzte mich auf und sah ihm zu, wie er alles wieder in der untersten Schublade verstaute. Ich war noch immer erregt. Und frustriert. „Du kannst mich doch nicht mit so ’nem Ständer rumlaufen lassen…“, jammerte ich, als er wieder auf mich zukam. „Sei kein Arschloch, Chris!“ Ich erschrak, als Christophers Hand mich an den Haaren packte und mit Gewalt vom Bett zerrte. Er zog meinen Kopf zunächst nach hinten, wirbelte mich um 90 Grad herum und drückte mich dann mit meinem Gesicht hart gegen den Boden. Mit nur einem einzigen Ruck hatte er dies vollbracht, er war sehr stark. Meine Hände griffen automatisch zu meinem Kopf, das heftige Ziehen an meinen dunklen Haaren schmerzte, ziepte. Christopher jedoch schlug meine Arme mit seiner freien Hand weg. Die Stellen, an denen er mich getroffen hatte, pochten vor Schmerz. „Mein Name ist Christopher und du wirst mich eben so ansprechen. Verstanden?“, zischte er dann. Der Teppich kratze an meiner Wange, und ich hielt meine Augen geschlossen, versuchte das Ziepen wegzudenken. „Ja, Christopher!“, rief ich also schnell aus, um mich aus dieser Lage zu befreien. Und tatsächlich. Christopher ließ mich los und erhob sich, schaute auf mich nieder. Grinsend. „Sehr gut, Niko“, sagte er dann amüsiert. „Und jetzt zieh dich an.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und schlenderte ins Wohnzimmer, ließ mich keuchend zurück. „Scheiße!“, flüsterte ich und versuchte an etwas vollkommen Unerotisches zu denken, während ich mir meine Klamotten anzog. Mein Herz klopfte weiterhin aufgeregt in meiner Brust. Gedanken überschlugen sich. Nur eine mentale Linie war klar und deutlich zu verstehen: Christopher wollte mehr von mir. Ich wollte mehr von ihm. Mehr, mehr, mehr. Die Gegenwart fordert mich erneut zurück, als Christopher mich an dem Ring hochzieht. Wir stehen uns gegenüber. Gebieterisch packt er mich am Arm und zieht mich an seine Brust. Und dann küsst er mich. Wild, fordernd, einnehmend. Er markiert mich, beißt in meine Unterlippe, zieht daran, lässt seine Zunge über meine Lippen gleiten, dringt mit ihr in meine Mundhöhle, erkundet sie, obschon er sie bestimmt schon auswendig kennt. Seine Hände wandern besitzergreifend über meinen nackten Po, seine Finger kneifen in meine Pobacken und ziehen sie leicht auseinander, sodass die etwas kalte Luft über meinen Eingang streift. Ich kralle mich in sein Hemd, drücke mich weiter gegen Christopher, meinen Geliebten, meinen Freund, meinen Master. Bestimmt drückt er mich nach einer Weile von sich und mustert mich. Der Kampf mit meiner Erektion und der sie zurückhaltenden Vorrichtung entgeht ihm nicht. „Warte hier“, sagt er und verschwindet. Nach einigen Sekunden taucht er wieder vor mir auf, der kleine, glitzernde Schlüssel in seiner rechten Hand, grinsend geht er auf mich zu und seine Finger umfassen mein gefangenes Geschlecht. Nur langsam öffnet er das kleine Schloss und zieht den weißen Riegel heraus, der das Keuschheitsgerät zusammenhält. Ebenso bedächtig zieht er es mir von der Peniswurzel, befreit meine Hoden. Ich muss schlucken, als er gemächlich über meinen nun sachte hart werdenden Schwanz streichelt. „Ich habe Hunger“, sagt er dann plötzlich und betrachtet mich interessiert, löst den Körperkontakt. Ich senke meinen Kopf und murmele: „Ich habe alles, was ich kaufen sollte, gekauft und kann für dich kochen.“ Mein Herz klopft immer noch ein wenig aufgebracht. „Gut. Dann geh jetzt in die Küche. Vergiss nicht, dir die Schürze umzubinden“, sagt er bestimmend und ich nicke. „OK, Christopher.“ Ich gehe zügig in die Küche, in der ich tatsächlich die von mir erstandenen Lebensmittel vorfinde. Christopher folgt mir, setzt sich an den massiven Küchentisch und beobachtet mich. Die ganze Zeit. Ich bin bereits nervös, als ich die benötigten Utensilien zusammensuche und beginne, das Gemüse für den Salat klein zu schneiden. Ich muss schlucken. Erneut hallt es mir durch den Kopf, wie untalentiert ich eigentlich in der Küche bin, wie desaströs dieser Abend noch für mich werden könnte. Christophers Blick auf meinen blanken Hintern erhöht meine Nervosität nur noch. In meinem Kopf gehe ich die einzelnen Arbeitsschritte durch und bin mir nicht sicher, ob ich zunächst die Zwiebeln anbraten sollte, oder doch eher das Fleisch; oder ob ich nicht beides zusammen machen sollte, oder vielleicht doch eher in zwei verschiedenen Pfannen? Zwanzig Minuten später, Minuten in denen Christopher kein Wort gesprochen hat und seine Küchenzeile aussieht wie ein waschechtes Schlachtfeld, bin ich verzweifelt. Der Salat sieht lächerlich aus, als hätte ihn ein Kindergartenkind zubereitet. Von meinem selbst gemischten Dressing bin ich nicht überzeugt, aber retten kann ich es auch nicht mehr. Meine Nudeln haben viel zu lange gekocht und sind regelrecht aufgequollen. Die Zwiebeln sind zum Teil angebrannt. Oder noch gar nicht durch. Und das Fleisch… Das sieht eigentlich ganz gut aus. Eigentlich. Mit einem mulmigen Gefühl decke ich den Tisch. Christopher beobachtet mich. Sein durchdringender Blick raubt mir beinahe den Verstand. „Komm her!“, befiehlt er, als das dampfende Essen auf dem Tisch steht. Ich gehorche und trete näher an ihn heran. „Dreh dich um!“, sagt er knapp und ich tue es, fühle dann, wie er den Knoten der Schürze löst. Nun bin ich wieder völlig entkleidet. An meinem Arm dreht er mich ihm wieder zu und begutachtet meinen Körper erneut. Er lächelt matt. „Setz dich, wir wollen essen.“ Mein mulmiges Gefühl hat sich noch immer nicht verabschiedet, als ich ihm gegenüber sitze und betrachte, wie er sich auftut. Ich darf mich erst nach ihm bedienen. Wie immer. Er nickt mir kurz zu und nun fülle auch ich meinen Teller. Christopher wartet auf mich. „Guten Appetit“, verkündet er dann und mir bleibt das Herz beinahe stehen, als er das von mir gekünstelte Mahl probiert. Ich meine sogar die Luft anzuhalten, während ich ihn so beim Kauen betrachte. Und auf sein Urteil warte. Er schluckt. Isst etwas von dem Salat. Und verzieht den Mund. Dann legt er die Gabel beiseite, greift nach der Serviette. Christopher schaut mich an. „Los, probier, was du verbrochen hast“, sagt er kühl. Das Fleisch hat die Konsistenz eines Autoreifens, so zäh ist es. Es ist viel zu sehr gewürzt und diese halb verbrannten Zwiebeln machen es nur noch schlimmer. Die Nudeln fühlen sich wie Pudding in meinem Mund an und der Salat ist durch mein Dressing vollkommen zerstört. Ich blicke Christopher unsicher an. Er mustert mich streng. „Das ist ungenießbar, Niko“, sagt er letztendlich, auch wenn ich das schon weiß. „Es tut mir sehr leid, Christopher“, teile ich ihm aufrichtig mit und stehe vom Tisch auf, gehe direkt vor ihm auf die Knie mit gesenktem Blick. „Tse…“, macht er und tritt nach mir, befördert mich mit seinem Fuß komplett auf den Boden, ich spüre die Fliesen unter meinem Rücken und blicke ihn etwas erschrocken an. Auch wenn es eigentlich normal ist, dass er mich so behandelt. Er baut sich gefährlich vor mir auf und ich kusche zurück in meine kniende Position, betrachte den Boden. „Steh auf!“, sagt er und ich befolge seine kurze Anweisung. „Du hast dir nicht genug Mühe gegeben. Warum?“ „Ich… Ich hab mir Mühe gegeben, Christopher“, stammele ich, ohne ihn anzusehen. Er verpasst mir eine schallende Backpfeife. Meine Wange schmerzt ein wenig, auch wenn er nicht wirklich hart zugeschlagen hat. Er kann härter zuschlagen. „Widersprich mir nicht, Niko“, sagt er danach völlig ruhig. Ich betrachte immer noch den Boden. Mit seinem Finger hebt er sachte mein Kinn an und zwingt mich nun, ihm in die Augen zu sehen. In den blauen Kristallen kann ich Tadel und Verlangen lesen. Eine gefährliche Mischung. „Erkläre dich!“, fordert er nun streng. „Ich habe nicht genug an meine eigene Fähigkeiten geglaubt“, sage ich. „Ich war zu nervös, weil ich wollte, dass es dir schmeckt.“ „Hm“, macht er und streicht mir zärtlich über die Wange, die er vorher geschlagen hat. „Leider hat es mir überhaupt nicht geschmeckt.“ „Es tut mir leid, Christopher“, wiederhole ich mit geschlossenen Augen und genieße die sachten Streicheleinheiten. Doch genau in diesem Moment greift Christopher mit seinen Fingern in meine Haare und zieht meinen Kopf nach hinten. Meine Augen schießen auf und ich starre Christopher an, dessen Blick genauso bedrohlich, wie verführerisch ist. „Das hoffe ich, Niko“, zischt er. Dann blickt er auf die Uhr. „Bestell Pizza, aber dalli!“, befiehlt er und schubst mich aus der Küche. Eilig greife ich nach dem Telefon und wähle die Nummer seines Lieblingsservice. „Nur für mich, Niko!“, ruft er mir noch zu und ich zucke bei seinen Worten ein wenig auf. Er will die extragroße Diablo. Ich kenne seinen Geschmack, seine Vorlieben. Christopher sitzt auf dem Sofa und hat den Fernseher eingeschaltet. Ich weiß, wo mein Platz ist. Und da liegt es auch schon, das etwas größere Kissen, auf dem Boden, direkt zu seinen Füßen. Still knie ich mich hin und starre ebenfalls auf den Flachbildschirm. Ein wohliger Schauer erfasst mich, als Christopher beginnt, mir sachte durchs Haar zu streichen. Langsam schließe ich die Augen und genieße diese zärtliche Zuwendung, bis es an der Tür klingelt. Natürlich ist es Christopher, der sich erhebt und zur Tür wandert, um die Pizza entgegenzunehmen. Ich muss beinahe ein wenig kichern, als ich mir ausmale, was für Augen der Pizzabote wohl machen würde, öffnete ich ihm die Tür. Völlig nackt, nur mit diesem Halsband geziert. Der Pizzaduft steigt mit plötzlich in die Nase und ich bemerke, wie hungrig ich eigentlich bin. Christopher setzt sich wieder, stellt den duftenden Karton auf den Wohnzimmertisch und blickt mich an. „Geh und hol mir Teller und Besteck“, weist er mich an und ich bringe ihm das, was er verlangt. Ich schaffe es schon gar nicht mehr, mich erneut hinzuknien, da gibt schon den nächsten Befehl: „Ab in die Küche. Wenn du Hunger hast, dann iss was du gekocht hast. Und dann räumst du auf, verstanden?“ „Ja, Christopher…“, entgegne ich und trotte zurück in die Küche, in der das fatale Mahl noch immer auf dem Tisch steht. Mein Magen knurrt und so versuche ich, wenigstens noch ein wenig herunter zu schlingen, auch wenn es scheußlich schmeckt. Und dann räume ich alles gewissenhaft ab, fülle die Spülmaschine, wische die Küchenzeile, rücke die Stühle zurecht. Erst danach kehre ich zurück ins Wohnzimmer. Christopher braucht mir nicht zu sagen, dass ich seinen Teller ebenfalls abräumen soll. Ich tue es und er lächelt mich leicht an. Diese kleine Geste lässt mein Herz ein wenig höher schlagen und ich schaffe es nur auf wackeligen Knien in die Küche und zurück, knie mich erneut nieder. Umgehend ist Christophers Hand wieder an meinem Kopf, streichelt mich wieder. Erst nach der Tagesschau regt er sich wieder, knipst das Gerät aus und sagt mit milder Stimme: „Du bist dir doch im Klaren darüber, dass ich dich noch bestrafen muss?“ Zärtlich streichelt er mir über die Wange, während er mich anstarrt. „Ja, Christopher…“, hauche ich. „Geh ins Zimmer“, befiehlt er und ein Schauer erfasst mich. Das Zimmer… Schluckend gehe ich zum Schlafzimmer und öffne die Tür, die zu einem weiteren Raum führt. Einem Zimmer, welches nur Christopher und ich betreten. In dem es nur uns beide gibt und in dem wir schon mal einige Stunden verbringen können. Natürlich nur, wenn Christopher es will. Vielleicht würden einige Menschen das Zimmer von dem ich spreche, als Folterkammer bezeichnen. Für mich gilt dennoch eher der Begriff Liebesnest. Der Ort, an dem ich an meine Grenzen getrieben werde. An dem Christopher mir so nahe kommt, wie ich noch nie einen Menschen an mich herangelassen habe. Hier öffne ich mich ihm komplett. Zunächst gehe ich auf die Knie auf der Matte, die in der Mitte des Raumes liegt, mein Warteort. Ich warte, bis Christopher sich entscheidet, was er mit mir anstellen will. Manchmal kann diese Prozedur etwas länger dauern. Heute jedoch, scheint er bereits genaue Vorstellungen zu haben. Ich höre, wie er an die Stahlvorrichtung geht, an der zahlreiche Peitschen, Riemen, Seile und andere Sachen befestigt sind. Er nimmt das mit schwarzem Leder überzogene Paddel. Ich schlucke. „Steh auf!“, sagt er knapp und ich tue es. Mit seiner Hand bedeutet er mir, an das Möbelstück heranzutreten, was auf den ersten Blick vielleicht wie ein Fitnessgerät aussieht. Es ist so hoch wie ein Tisch und als ich mich davorstelle, berühren meine Hüften die gepolsterte Mitte, die schräg nach oben ragt. Bestimmt drückt Christopher meine Brust gegen diese. „Spreiz die Beine!“, befiehlt er. „Mehr!“ fordert er, als ich seinem Wunsch nachgehe. Dann macht es Klick um meine beiden Fußgelenke. Mit den ebenfalls schwarzen, leicht gepolsterten Schnallen am Fußende des Gerätes hat Christopher meine Beine fixiert. Ich kann sie nicht mehr bewegen. Dasselbe tut er mit meinen Händen, denn direkt an der gepolsterten Mitte, an dessen Seiten ich meine Arme abstütze, befinden sich ebenfalls dunkle Schnallen. Mit einem erneuten Klick fesseln sie meine Handgelenke. Christopher hat mich so, wie er mich haben will. Gefesselt, unfähig davonzulaufen oder mich zu bewegen, abgesehen von einem Zucken, in einem, vielleicht 70-Grad-Winkel, mein Hintern ihm zugestreckt, mein Rücken ebenso frei zugänglich. Er begutachtet mich. Ich kann seinen Blick ganz deutlich auf meiner Haut spüren. Und dann tritt er an mich heran. „Du hast mich heute enttäuscht, Niko“, sagt er milde und streichelt ganz leicht über meinen entblößten Po. Mein Schwanz fängt an zu wachsen und drückt gegen die gepolsterte Vorrichtung. „Es tut mir leid, Christopher“, presse ich die Antwort hervor. „Ich möchte keinen einzigen Ton von dir hören, verstanden?“, sagt er ruhig. „Ja, Christopher“, entgegne ich. Im selben Moment lässt er den ersten Schlag auf meinen Hintern niedersausen. Ich presse meine Lippen fest aufeinander und schaffe es noch, meinen leichten Schrei zurückzuhalten. Umgehend folgt der nächste Schlag und ich bin sicher, dass Christopher absichtlich versucht, dieselbe Stelle wieder zu treffen. Im Stillen zähle ich seine Schläge mit. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Sieben. Ich beiße mir mittlerweile auf die Zunge, presse meine Augen zusammen. Es schmerzt, es pocht, es macht mich geil. Es macht mich geil ihm so ausgeliefert zu sein und seine mit Wut vermengte Erregung an mir zu spüren, wie er sie so an mir auslässt, mit jedem einzelnen Schlag. Acht. Neun. Zehn. Christopher hält inne, streicht mir über den erhitzten Po, der sicherlich völlig rot ist. Die Stellen, an denen er mich getroffen hat, pochen. Mein Atem ist tief. Ich höre, wie Christopher an mir vorbeigeht. Meine Augen folgen ihm, beobachten, wie er das Paddel wieder zurück an seinen Platz hängt. Und dann geht er herüber zum kleinen, weißen Schrank, in dem etliche Salben aufbewahrt werden. Mit einer weißen Tube tritt er wieder hinter mich. Ich seufze beinahe, als er die kalte Salbe auf meiner malträtierten Hinterseite verteilt und muss an seine Worte von damals denken. „Ich bin ein harter Master, Niko. Aber ich bin ein guter Master.“ Oh ja, das ist er. Auch wenn es schon seltsam ist, dass er mich hatte so lange warten lassen, dies zu verstehen, es zu erleben. Ich muss an die vielen Treffen zurückdenken, die nach der verpatzten Zusammenkunft mit diesem Georg stattfanden… - - - Hugs and Kisses to my Beta ^^ Kapitel 5: 5 ------------ Aloah! Erneut wollte ich mich für all die Favoeinträge und vor allem Kommentare bedanken! Normalerweise versuche ich auf die einzelnen Stimmen individuell einzugehen, geht momentan leider wegen des stressigen Alltags nicht xD Hier nun Kapitel Nummer 5 und sogleich sende ich das fertige Kapitel Nummer 6 an meine Beta, also lange müsst ihr auf die Fortsetzunge nicht warten. Am Ende dieses Kapitels ein kleiner Soundtrack. Jemand fragte mich, was für Musik mich so zu dem ganzen Krams "inspiriert". Ich mache die Antwort mal publik ;) - - - - - - - - - 5 Christopher wartete bereits an der Tür, den Mantel zugeknöpft, den Schal umgebunden und die Haare zurecht gekämmt. Er betrachtete meine Erscheinung und schien mich abermals von Kopf bis Fuß zu analysieren. Dann nickte er, scheinbar in Einverständnis, und öffnete die Tür. Er schaute mich erwartungsvoll an, ließ mir den Vortritt und schloss die Wohnung vorsichtig hinter uns ab. Den Schlüsselbund ließ er in seiner Jackentasche verschwinden. Vermutlich wären andere in solch einer Situation ausgerastet und hätten die Schlüssel zur eigenen Wohnung umgehend zurückverlangt, doch schon damals sagte mir ein kleines, dünnes Stimmchen, tief aus meinem Innern stammend, dass ich ihm vertrauen konnte. Dass es in Ordnung war, dass er mir bereits so nah getreten war und ich viele Dinge mit gelassener Selbstverständlichkeit geschehen ließ. „Wo gehen wir denn hin?“, fragte ich ihn, als wir die Treppen hinab stiegen. „Lass dich doch einfach überraschen“, entgegnete er ruhig. „Ich hasse Überraschungen“, gab ich kund und ließ meine Hände in meinen Hosentaschen verschwinden. Christopher schmunzelte. „Dieser Meinung bin ich nicht“, sagt er dann grinsend. Dieses Mal lief irgendeine Jazzplatte, als der Anwalt den Wagen elegant durch die Innenstadt lenkte. Wir sprachen nicht und dieses irritierende Gitarrengeplänkel ging mir nach nur zwei Liedern dann doch so dermaßen auf die Nerven, dass ich energisch auf einen der Autoradioknöpfe drückte, um mich von diesen Lauten zu befreien. Im selben Moment, als sich die Musik änderte, als wir die Stimmen der Moderatoren irgendeines Senders vernehmen konnten, brachte Christopher den Wagen ruckartig am rechten Straßenrand zum stehen, bremste so heftig, dass ich nach Luft schnappte und leicht nach vorne gedrückt wurde, nur um dann wieder in den Sitz zu kippen. Ich konnte gar nicht schnell genug denken, da zerrte er mich an meinem Kragen über die Mittelkonsole so nah an sich heran, dass unsere Nasenspitzen sich beinahe berührten. „Was fällt dir ein?!“, zischte er und schaltete demonstrativ die CD wieder ein, ohne mich dabei loszulassen. „Hatte ich dir erlaubt, umzuschalten?“, fragte er dann in einem ruhigeren, fast schon belehrenden Ton. „Äh, nein“, antwortete ich knapp. „Wieso hast du es dann getan?“, erklang sofort die immer noch ruhige Gegenfrage. Ich zuckte mit den Schultern und merkte, welche Nervosität meinen Körper durch diese Nähe zu dem blonden Mann eigentlich erfasst hatte. Ich starrte seine Lippen an, blickte in diese blauen Kristalle, in denen ich Tadel und Zorn lesen konnte. Ich musste schlucken. Diese Wut machte Christopher so unheimlich attraktiv... „Ich... Es tut mir leid. Passiert nicht wieder“, murmelte ich wieder und konnte regelrecht mit ansehen, wie der Zorn aus den Augen verschwand und sich so etwas wie Genugtuung und Zufriedenheit in ihnen anfing widerzuspiegeln. „Gut“, sagte er und drückte mich wieder zurück in den Sitz. Er lächelte mir leicht zu und setzte dann den Wagen in Bewegung. „Wow…“, sagte ich dann nach einer Weile, in der mich die Musik wieder wahnsinnig gemacht hatte. „Du hast ’nen echt komischen Geschmack, was Musik angeht.“ „Habe ich das?“, bemerkte er gelangweilt, ohne die Augen von der Straße zu nehmen. „Was hörst du denn so?“, fragte er nach der nächsten Kurve, ohne mich anzusehen. Und dennoch fühlte ich mich irgendwie glücklich, dass er ein Interesse an meinem Geschmack zeigte. „Auf Moderneres? Ich mag House und so. Oder Handgemachtes. Wie Muse.“ „Aha. Muse, ist das deine Lieblingsband?“, fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich hab keine Lieblingsband. Du?“ „Sagt dir Joe Satriani etwas?“, fragte er und ich war regelrecht aus dem Häuschen, als ich erkannte, dass Christopher mir nun tatsächlich ein Detail seinerseits verraten wollte. Ich schluckte. „Ist das nicht dieser Gitarrenmensch?“, fragte ich vorsichtig und der Anwalt schnaubte belustigt, lachte kalt. „Gitarrenmensch“, wiederholte er sarkastisch und deutlich betont. „Wenn überhaupt dann ein Gitarrengott. Solltest du das nicht wissen, wenn du eher auf Handgemachtes stehst?“, neckte er mich und blitzte mich mit diesem betörenden blau kurz an. „Hm…“, war alles, was ich dazu sagte. „Jazz ist auch handgemacht…“, fuhr er blasiert fort und drehte die Musik noch etwas lauter. Ich starrte aus dem Fenster und versuchte meine Nervosität und Aufregung irgendwie abzuschütteln. Doch Christophers unmittelbare Nähe ließ dies nicht geschehen. Ganz im Gegenteil. Dieses Kribbeln, welches mich erfasst hatte, verstärkte sich nur noch, während ich ganz bewusst auf die Bewegungen und die Erscheinung des Anwalts achtete. Wir entfernten uns etwas von der City und nach einer langen Fahrt parkte Christopher den Wagen auf dem Parkplatz eines wirklich großen Ladens, von dessen Existenz ich noch nicht einmal wusste. Ich starrte das Lokal an, dessen Lichter die kalte Nacht erhellten und das bildlich Wärme absonderte und mich magisch anzog, während wir den Wagen verließen. Ich spürte förmlich, wie mir der Speichel im Mund zusammenlief, als ein Pärchen das scheinbar Indische Restaurant verließ und der verführerische, würzige Duft des Innern mir entgegenwehte. Ich erschrak, als Christopher plötzlich so zärtlich meine Hand ergriff und mir sein bis jetzt schönstes und sanftestes Lächeln schenkte. Wärme und Behutsamkeit spiegelte sich in seinen wundervollen Kristallen wieder, als er mich intensiv anblickte und mich langsam, mit wenig Kraft, in Richtung des Restaurants zog. Waren das Schmetterlinge in meinem Bauch, oder warum spürte ich solch ein flaues Gefühl und fühlte mich wie auf Flügeln empor getragen? Er ließ meine Hand erst los, als er mir die Tür öffnete. Ein wenig dämlich kam ich mir ja schon in dieser Situation vor, denn ich fühlte mich wie eine Dame von Christopher behandelt; er bestellte den Tisch für uns, machte klar, dass wir gern etwas abseits sitzen wollten, nahm meine Jacke entgegen, rückte den Stuhl für mich zurecht und blickte mir, als er gegenüber von mir elegant Platz nahm, tief in die Augen. Sein durchdringender Blick ließ mich wohlig erschaudern, auch wenn mich immer noch ein reges Durcheinander befing, welches Christopher noch weiter vorantrieb, als er über dem Tisch meine Hand ergriff und mir leicht mit seinem Daumen über den Handrücken strich, mich erneut anlächelte. „Das Chicken Tikka aus dem Tandoori-Ofen ist wirklich herrlich hier“, sagte er dann, als uns die dunkelhäutige, hübsche Kellnerin die Karten brachte und er meine Hand losließ, um in eben dieser zu blättern. „Als Vorspeise rate ich dir den indischen Käse in Kichererbsen paniert. Und probier einen Lassi dazu. Ich denke, das könnte dir schmecken.“ „Okay“, willigte ich ein. „Ich vertraue dir da mal“, fügte ich hinzu und erschauderte, als Christopher mich abermals so freundlich und milde anlächelte. Daraufhin legte er die Karten beiseite und rief die Kellnerin an unseren Tisch, der in der hintersten Ecke des prunkvoll eingerichteten Lokals lag. Beruhigende, exotisch angehauchte Musik drang aus den versteckten Lautsprechern und es roch ein wenig nach Früchten. Christopher bestellte für sich genau dasselbe Menü, welches er mir gerade beschrieben hatte und die Bedienung lächelte uns beiden freudig zu, als sie die Bestellungen penibel notierte. „Ich nehme an, als Student gehst du nicht so oft auswärts essen?“, fragte er mich interessiert. Es war schon seltsam ihn plötzlich so zu erleben, was die gesamte Situation nicht weniger schön gestaltete. Ich genoss seine plötzlich aufgekeimte Aufmerksamkeit und mir wurde noch wärmer, als mir bewusst wurde, dass der Anwalt doch „mehr“ von mir wollte… „Naja, wenn man McDoof und Burger King nicht zum Auswärtsessen zählen kann, dann eher nicht…“, entgegnete ich grinsend und Christopher lachte. Nicht kalt, nicht süffisant. Nein, ehrlich, etwas lauter und auf angenehme Art sympathisch. „Ich hoffe, das Essen wird dir heute schmecken. Das ist eines meiner Lieblingsrestaurants“, erklärte er mir, als die junge Kellnerin uns den Begrüßungsschnaps brachte. „Auf den heutigen Abend, Niko“, sprach Christopher und wir prosteten uns zu. Das gelbe Getränk schmeckte nach Mango, war sehr süß und wärmte mich ein kleines bisschen von Innen. Doch so richtig wohlig ging es mir nur aufgrund von Christophers Blicken, seiner entspannten Miene und dieser sanftmütigen Art und Weise, in der er jetzt mit mir umging. Und immer wieder ergriff er meine Hand, streichelte sie und ließ mich die seinige halten. Er fragte mich über mein Studium aus, über meine Kommilitonen und ich erzählte ihm bereitwillig mehr aus meinem Leben, berichtete ihm von den harten Prüfungen und dem strengen Ablaufplan meines Studiengangs; ich erzählte ihm von meinen wenigen Freunden, von Frank und meinen Kommilitonen Paul und Markus. Die beiden waren auch die einzigen meines Semesters, mit denen ich wirklich klar kam… „Ist doch in Ordnung…“, sagte Christopher und nickte mir zu. „Während meines Studiums konnte ich meine Freunde ebenfalls an einer Hand abzählen“, setzte er an und lehnte sich etwas in seinem Stuhl zurück, nahm seine Augen nicht von mir. „Und diese Personen darf ich heute noch immer als meine Freunde bezeichnen. Die anderen, die sich der großen Horde angeschlossen haben, stehen nun meist alleine da.“ Er grinste und beugte sich wieder vor, als uns der Hauptgang serviert wurde. Christopher behielt Recht. Das Hühnchen schmeckte vorzüglich. Ich wusste wirklich nicht, wann ich das letzte Mal so gut gegessen hatte! Der Anwalt lächelte zufrieden, während er mich beim Essen betrachtete. „Den Nachtisch holen wir uns aber woanders“, verkündete er, als wir nun mit der Rechnung den Abschiedsschnaps serviert bekamen, der dieses Mal rötlich gefärbt war und etwas nach Pflaume schmeckte. Christopher half mir in meine Jacke und grinste mich an, als wir das Restaurant verließen und auf den BMW zugingen. „Ähm…“, setzte ich an, während Christopher sich anschnallte. Er schaute mich an, seine Hände bereits aufs Lenkrad gelegt. „Danke. Für… Den schönen Abend und überhaupt, das leckere Essen und so…“, murmelte ich etwas verlegen und fragte mich, woher diese Zurückhaltung meinerseits eigentlich stammte. Es war eine neue Empfindung, eine kürzlich erst aufgetauchte Eigenschaft. Sie fühlte sich nicht schlecht an, aber zum Teil noch recht sonderlich. Nun grinste Christopher wieder ein wenig kalt. „Ich erwarte natürlich etwas zurück von dir…“, verkündete er dann im härteren Ton und seine gesamte Ausstrahlung hatte diese kühle Normalität erreicht, wie ich sie von ihm kannte. „Ich glaube kaum, dass mein Geld ausreichen würde, dich in so ein schickes Restaurant einladen zu können und kochen kann ich auch nicht, aber… Ich kann sparen und dann…“ Sein amüsiertes, süffisantes Lachen unterbrach meinen Wortschwall abrupt. Und dann ergriff er den Kragen meines Mantels und zog mich ein weiteres Mal harsch über die Mittelkonsole; seine Lippen pressten sich ungestüm auf meine und als er hungrig Einlass verlangte, gewährte ich ihm diesen augenblicklich. Seine Zunge war heiß und feucht. Der gesamte Kuss war gierig und ich seufzte völlig verloren in diesen hinein, denn in meinem Kopf herrschte erneut ein seltsames Durcheinander, der Wunsch nach mehr, das Verlangen nach dem noch Unbekannten. „Das meinte ich eigentlich…“, sagte er dann leise und sein Atem strich dabei direkt über meine Lippen, so nahe war er mir noch. Erst langsam öffnete ich die Augen, nur um erneut in diesem Meer zu versinken. Christopher grinste und ließ von mir ab, startete den Wagen. Es war mir egal, wohin wir fuhren. Ich fragte ihn auch nicht, denn mittlerweile war ich mehr als überzeugt, dass er es mir sowieso nicht verraten würde. Tat er auch nicht. Er sprach überhaupt nicht, als wir wieder durch die Innenstadt brausten und in einer der Tiefgaragen parkten. Aber er ergriff erneut meine Hand und ließ sie erneut nicht los, bis wir die wohl geilste Milk-Shake Bar der Stadt betraten und obwohl an diesem Tag scheinbar mehr Leute auf die Idee gekommen waren diese aufzusuchen, erhaschten wir einen Sofaplatz. Christopher fragte mich weiterhin aus, über meine Familie dieses Mal, in einem normalen Ton, der weder sanft noch kalt war. Und ich antwortete ihm knapp. „Du redest nicht gern über deine Familie, kann das sein?“, fragte er mich daraufhin, während ich meinen Vanilleshake munter schlürfte; ich schüttelte einfach den Kopf und Christopher schmunzelte. „Und du?“, hakte ich nach und betrachtete ihn. „Ich auch nicht“, sagte er und lächelte kalt. Wir redeten ein wenig über Filme und ich erklärte ihm erneut, dass die besten Horrorfilme eben die japanischen waren und zählte ihm meine Favoriten auf. Eigentlich hätte mir klar sein sollen, dass er eher ein „Der Pate“-Fan war, eine Reihe, die ich noch nie gesehen hatte. Er verdrehte die Augen und lachte, als ich es ihm verriet, schüttelte frustriert den Kopf. Als immer mehr Menschen sich an die Tische der Bar drängten und kaum Luft zum Atmen blieb, schlug Christopher vor, das Etablissement zu verlassen. Und natürlich taten wir, was er sagte, denn wie immer hatte er mir eigentlich keine Wahl gelassen, kein Mitspracherecht gegeben. Er hatte die Bedienung gerufen, bezahlt und war mit dem Satz „vielleicht sollten wir woanders hingehen“, aufgestanden. Ich hätte nicht gedacht, dass es bereits Mitternacht war, doch eben genau dieses Uhrzeit zeigte meine Armbanduhr mir an, als ich ihr kurz Aufmerksamkeit schenkte, bevor ich wieder in den Wagen stieg. Ich weiß nicht, auf was ich an diesem Abend gehofft hatte, aber als wir an meinem Wohnhaus hielten, seufzte ich laut. Ich hatte einen Disco- oder Barbesuch erwartet, aber scheinbar hatte Christopher andere Pläne für mich vorgesehen. „Geh jetzt ins Bett und schlaf dich aus, ich hab morgen noch etwas vor mit dir“, sagte er kühl und betrachtete mich eindringlich. „Aber es ist doch noch so früh…“, jammerte ich. Sofort spürte ich seine Finger wieder an meinem Kinn, die mich in den Blickkontakt mit dem blonden Mann drängten. „Wenn du mehr willst, Niko, dann ist genau dies eine der Regeln für dich, wenn ich dich daran erinnern darf: Ich dulde keine Widerworte; du tust genau das, was ich dir sage“, erklärte er mit ruhiger und dennoch tiefer Stimme. „Und ich sage es dir jetzt noch einmal: Zieh’ eine weitere Nummer wie heute mit diesem Georg ab und du wirst es bitter bereuen.“ Seine Worte, sein Ton und sein dabei sanfter Gesichtsausdruck trieben mich an den Rand meines Verstandes. Die Gefühle, die er in mir hervorrief, wagte ich nicht zu kategorisieren; ich verstand sie nicht vollends, wusste nur, dass ich mehr von ihnen wollte. „Du wirst jetzt in deine Wohnung gehen, dich waschen und ins Bett gehen. Deinen Wecker stellst du dir auf 9 Uhr“, sprach er weiter im befehlshaberischen Ton. „Ich bin um 11 bei dir und ich erwarte eine saubere Wohnung, verstanden?“ Ich nickte, nicht im Stande meine Augen von ihm abzuwenden, da zog er mich an meinem Kinn noch heftiger zu sich und ich zischte leise auf bei dem winzigen, ziehenden Schmerz, den seine Finger verursachten. „Ein Nicken reicht nicht. Du hast eine Stimme, benutze sie, wenn du mir antwortest“, sagte er kühl. Ich schluckte. „Ja, OK, mach ich“, antwortete ich ihm und er grinste leicht. „Das werden wir noch üben. Aber… Dafür haben wir noch Zeit“, sagte er. „Gute Nacht, Niko“, verkündete er dann. Ich zögerte einige Sekunden, wartend, die Situation abschätzend. Erwartete ich eine Art Abschiedskuss? Ja. Wartete ich vergeblich auf diesen? Gewiss. Seine eisigen Augen betrachteten mich desinteressiert, der Motor des Wagens lief noch immer. „Gute Nacht…“, murmelte ich also. Christopher wartete tatsächlich noch, bis ich das Haus betrat; fuhr erst ab, als die Haustür ins Schloss fiel und das Licht im Treppenhaus von mir eingeschaltet wurde. Mit wackeligen Knien beförderte ich mich in meine spärliche Wohnung und als ich mich nach nur wenigen Minuten im Bett befand und meinen Wecker auf die vom Anwalt vorgegebene Zeit stellte, wunderte ich mich abermals über mich selbst. Da war es wieder, dieses nicht zu definierende Gefühl, welches mir doch Wohlergehen bescherte und diese erregenden Wellen durch meinen Körper jagen ließ. Schnell fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Am kommenden Morgen sputete ich mich, duschte im Eiltempo und befreite mein Heim von Staub und Dreck, richtete die Sofakissen, machte den Abwasch und ordnete sogar alles in den wenigen Regalen neu, lüftete, wischte den Boden. Ich war erschöpft, als es um Punkt 11 Uhr klingelte. Gespannt wartete ich an der Tür und beobachtete, wie Christopher galant die Treppenstufen emporstieg, mit einem leichten Grinsen auf seinen Lippen. Der Geruch der frischen Brötchen stieg mir sofort in die Nase und mein Blick fiel auf die gut gefüllte Bäckertüte, die er in der Hand hielt, als er auf mich zukam. „Guten Morgen“, grüßte er mich und kam mir noch näher, presste seine Lippen ganz kurz auf die meinigen. Ich erstarrte. Solch einen sanften, keuschen Kuss zur Begrüßung hatte ich nicht erwartet. Ja, dieser Mann verwirrte mich mit allem, was er tat. Ich vergaß sogar auf seine Begrüßung zu reagieren, schloss stillschweigend die Tür, während Christopher die Brötchentüte auf dem Tisch neben der Kochnische ablegte und den schwarzen Rucksack, den er mitgebracht hatte auf dem Boden deponierte. Heute trug er keinen Anzug. Eine anthrazitfarbene Jeans bedeckte seine schlanken Beine, ein schwarzes Hemd betonte seine athletische Figur. Er warf mir seinen Mantel zu und ich hängte ihn umgehend auf. Als ich mich ihm wieder zudrehen wollte, erschrak ich abermals, denn Christopher drückte mich mit seinem Gewicht vollends gegen die Tür. Der Türknauf bohrte sich mir schmerzhaft in den Rücken. „Wenn ich dich begrüße, erwarte ich eine Antwort von dir…“, schnurrte er. Doch sein Tun und seine Augen signalisierten definitive Bedrohung. Erneut wurde mir ganz warm und meine Knie nahmen die gefühlte Konsistenz von Pudding an. „Guten Morgen…“, murmelte ich leise und starrte in die Augen des Anwalts. „Guten Morgen, Christopher…“, sprach er mich vor, auffordernd seine Worte zu wiederholen. „Guten Morgen, Christopher…“, sagte ich also etwas lauter und der Blonde lächelte zufrieden und warm und drückte mir erneut einen leichten Kuss auf die Lippen. Ich schloss die Augen und genoss diese Millisekunden, die er mir gewährte. Und dann löste er sich von mir und setzte sich aufs Sofa. „Deck den Frühstückstisch“, befahl er mir regelrecht. Da er frische Brötchen mitgebracht hatte, empfand ich es als angemessen, dies zu tun und widersetzte mich nicht. Ich kochte Kaffee, holte das frisch geputzte Geschirr heraus und stellte die wenigen Lebensmittel, die in meinem Kühlschrank lagerten auf den Tisch. Christopher hatte verschiedenes Gebäck geholt, dunkle Brötchen, Mohnstangen, zwei Croissants und ich fragte mich erneut, wann ich das letzte Mal in solch einer Ruhe und Entspanntheit gefrühstückt hatte. Er fragte mich, ob ich gut geschlafen hatte. Erkundigte sich nach der Aufräumaktion und befand, dass meine Wohnung „ganz ordentlich“ aussah. Wieso fühlte ich mich eigentlich so beflügelt nach dieser Aussage, diesem vermeintlichen Lob? Es konnte mir doch auch egal sein, ob dieser immer noch ziemlich fremde Mann meine Wohnung toll fand oder eben nicht. „Hast du einen Supermarkt hier in der Nähe?“, fragte er mich, als er mir dabei zusah, wie ich abräumte. „Ja. Da braucht man nur zehn Minuten zu Fuß hin. Wieso?“ „Weil wir noch einige Sachen für unseren heutigen Videotag benötigen“, verkündete er und öffnete den schwarzen Rucksack, den er mitgebracht hatte. Ich schaute ihm von der Nische aus zu, als er einige DVDs herauszauberte und auf dem Tisch bereitlegte. Natürlich. „Der Pate“, alle drei Teile. Und dann noch irgendwelche Filme, von denen ich nur am Rande gehört hatte. „Die Vögel“ von diesem Hitchcock und „Citizen Kane“. „Wir gehen zu Fuß, ein kleiner Spaziergang wird uns gut tun“, verkündete er. „Zieh dich warm an, es ist ziemlich kalt heute.“ Erneut schlenderten wir Hand in Hand durch die wenigen Straßen, die zum Supermarkt führten. Ich erzählte Christopher ein wenig von der Nachbarschaft, den lauten Parties, die manchmal in dem Gebäude direkt über dem Geschäft gefeiert wurden und den vielen Senioren andererseits, die hier in der Nähe wohnten und sich über die jüngere Generation aufregten. Ich hatte aber auch schon die Gelegenheit bekommen, einen Rentner in Baggy Jeans und Baseballcappy zu sichten... Christopher lachte. Wir kauften Chips, Schokolade, Weingummi, etwas Bier. Während unserer kleinen Shoppingtour machte sich nichts von der sonst überwiegenden Kälte und Arroganz, dieser süffisanten Selbstsicherheit des Anwalts bemerkbar. Sein Blick war klar, sein Gesichtsausdruck entspannt, sein Lächeln ebenso wie sein sporadisches Grinsen freundlich und warm. War ich wieder etwas überrascht? Ja. Vor allem, als wir erneut meine Wohnung betraten und es uns gemütlich machten, den ersten Film einschalteten und Christopher mir ein wenig zu den Hintergründen der Streifen berichtete, seine Arm um meine Schulter legte und mir erlaubte, mich an ihn zu schmiegen. Ich war glücklich, dass er so viele Filme mitgebracht hatte, dass wir so viele Stunden miteinander auf meinem Sofa verbrachten; dass er mich sogar ein wenig mit den Haribobärchen fütterte und es zu genießen schien, so wie ich es tat; dass Christopher mich küsste, meine Mundhöhle intensiv mit seiner heißen Zunge untersuchte, in meine Lippen biss und seine Hand sogar einmal unter meinen Pullover wandern ließ, um mir zärtlich über meinen Bauch zu streicheln. Es war bereits dunkel, als der letzte Film zu Ende ging und ich mich mit einem Ächzen erhob, um den Fernseher auszuschalten. Als ich mich umdrehte, hatte Christopher sich bereits vom Sofa erhoben und fing an, die DVDs wieder in seinem Rucksack zu verstauen. „Willst du jetzt schon gehen, oder wie?“, fragte ich entrüstet und er grinste mich wieder in dieser blasierten Manier an, während er auf mich zutrat und mir auch die letzte DVD entnahm, um sie einzupacken. „Ich muss heute noch ein wenig arbeiten“, erklärte er mir mit fester Stimme. „Ich habe aber noch eine kleine Überraschung für dich, Niko“, fügte er leicht amüsiert hinzu. Erneut war ich überrascht, wie schnell sich seine gesamte Haltung überhaupt gewandelt hatte, wie schnell er wieder diese harte Art annehmen konnte. Er machte mich ganz verrückt damit. Ich schluckte, als er mir eine völlig schwarze DVD-Hülle in die Hand drückte und ganz nah an mich herantrat. Eine seiner Hände wanderte in meine Haare und zog meinen Kopf mit einem heftigen Ruck nach hinten; die andere fuhr über meine Brust direkt in meinen Schritt und drückte fest zu. Christopher biss hart in meinen Hals und ich stöhnte auf, halb vor Schmerzen, halb vor Verlangen. Blut strömte ungehend in südliche Richtung. „Guck sie dir heute Abend an“, flüsterte er betörend in mein Ohr und zeichnete die Konturen meiner Ohrmuscheln mit seiner Zunge nach. „Und fass dich dabei an“, fügte er hinzu und küsste mich verlangend, wild, ungestüm. Dann grinste er wieder, ließ mich noch nicht aus seinem festen Halt los. „Ich will, dass du mir von deinen Empfindungen morgen erzählst, verstanden?“ „Okay…“, flüsterte ich, da packte er mich an beiden Stellen noch gröber an. „Ja, Christopher“, sprach er mir erneut langsam und belehrend vor. „Ja, Christopher…!“, brachte ich heraus und er ließ zufrieden von mir ab. Mein Herz pochte wild in meiner Brust und meine Hose fühlte sich zum wiederholten Male in der Anwesenheit des Anwalts viel zu eng an. „Ich rufe dich morgen an“, sagte Christopher kühl und nickte mir zum Abschied einfach zu. Ich sah die Tür ins Schloss fallen und starrte die DVD in meiner Hand an. Nein, ich konnte nicht warten, verfrachtete sie umgehend in den billigen Player und schaltete den Fernseher wieder ein. Gespannt setzt ich mich aufs Sofa und knöpfte mir umgehend meine Hose auf, ließ meine Hand in meine Boxershorts wandern und keuchte seicht auf, als sich meine Finger um mein eigenes, hartes Fleisch schlangen. Der Film wurde sofort abgespielt. Meine Hand hielt inne. Ich brauchte erst einige Minuten, um zu begreifen, was ich dort begutachtete, was für eine Art Praktik es war, die die beiden Protagonisten dieses pornografischen Filmes dort vor meinen Augen vollzogen. Augenblicklich musste ich an dieses eine, ganz besondere Bild der drei Männer denken, die Christopher mich auf der Ausstellung hatte begutachten lassen. Ich schluckte und merkte erst nach einer Weile wie hart ich eigentlich war, während ich still beobachtete, wie der „Master“ seinen an eine schwarze Kreuzvorrichtung gefesselten „Sklaven“ mit einer Art Peitsche bearbeitete, die skurriler Art und Weise einem Pferdeschwanz glich. Der „Sklave“ genoss die Streicheleinheiten, die ihm sein Meister mit diesem Ding gewährte und schrie vor Schmerz und Lust, als der Herr ihn damit schlug. Unweigerlich fing ich an meine Hand schneller zu bewegen. Ich keuchte, als der „Master“ zu einem Lederriemen griff und diesen mit einem lautem Klatschen auf dem bereits leicht geröteten Po seines „Sklaven“ landen ließ, der erneut aufstöhnte. Mit aufkeimender Faszination betrachtete ich die auf dem Hinterteil sichtbar werdenden Striemen und dieses Kribbeln in meinem Unterleib wurde zunehmend eindringlicher und intensiver. Zitternd erlebte ich meinen Höhepunkt und keuchte, bäumte mich auf. Der kurze Film war zu Ende und ich versuchte meinen Atem zu beruhigen, meine Gedanken zu ordnen. Ich weiß nicht, warum. Aber ich schaute den Film bestimmt noch fünf Mal an diesem Abend und ging aufgewühlt und erschöpft ins Bett. Ich dachte an Christopher, während ich nackt unter der Bettdecke lag und mich erneut seltsame Erregung erfasste. Ungeachtet der Tatsache, dass ich müde war, fasste ich mich wieder an, das dritte Mal nun an diesem Abend. Ich ließ die kurzen Sequenzen des Filmes in meinem eigenen Kopfkino erneut abspielen. Doch in meinen Gedanken waren Christopher und ich die Protagonisten. Mit wildem Herzklopfen und einem noch mulmigen Gefühl stellte ich mir vor, wie es wäre, von Christopher gefesselt zu werden, mit diesen Peitschen bestraft zu werden. Als ich mit einem lauten Stöhnen kam, hatte ich meine Antwort: Es wäre geil… Meine Müdigkeit war wie weggefegt und ich lief rastlos durch die Wohnung. Wieso erregte mich diese Vorstellung so dermaßen? Wieso fand ich plötzlich einen Akt aus dieser Szene so… geil? War ich jetzt wirklich schon so notgeil, dass ich einfach nur Sex wollte, egal wie sich dieser gestalten sollte? „Scheiße!“, fluchte ich laut und ließ mich aufs Sofa sinken. Ich mutierte langsam wohl wirklich zu einem kleinen Masochisten. Denn anstatt mich abzulenken, schaltete ich den Film ein weiteres Mal an… Ich besitze diese DVD noch immer. Und ich denke auch nicht daran, sie loszuwerden. Sie ist wie ein kleines Erinnerungsstück, hat sentimentalen Wert für mich erlangt. Schon seltsam, dass sogar ein Porno so eine wichtige Erinnerung werden kann. Wobei viele sagen würden, dass ich selbst seltsam bin, dass Christopher und ich seltsam sind. Ich höre die Tube zuschnappen und beobachte, wie mein Freund sie wieder in dem kleinen Schränkchen deponiert. Langsam wendet er sich mir wieder zu und tritt mit einem diabolischen Grinsen wieder an mich heran. Gehorsam wende ich meinen Blick schnell ab und schließe meine Augen. Ich spüre, wie er die Schellen an meinen Hand- und Fußgelenken losschnallt, doch ich bewege mich noch nicht, warte auf seine weiteren Anweisungen. Denn erst wenn Christopher mir das OK gibt, darf ich mich rühren. „Steh auf!“, kommt es knapp von ihm und ich erhebe mich, leicht zitternd. Mein Hintern pocht noch immer und es ist ein seltsames Gefühl sich in solch einem Zustand zu bewegen. Wobei Christopher weiß, wie er meinen Körper noch viel weiter an seine Grenzen treiben kann. Mit einem leichten Klickgeräusch hakt er die etwas längere, dünne und aus schwarzem Leder bestehende Leine an den Ring und zieht mich harsch daran zu sich. Ich pralle etwas ungeschickt gegen seine Brust und versuche nicht auch noch das Gleichgewicht zu verlieren. Er liebt es mich an meinen Haaren zu ziehen, hatte ich das schon erwähnt? So tut er es auch jetzt, drückt meinen Kopf somit nach hinten und zwingt mich, in sein Gesicht zu blicken. „Pass mehr auf!“, zischt er und küsst mich in brutaler Manier, dringt mit Gewalt mit seiner Zunge in meinen Mund. Ich versuche nicht in den Kuss zu seufzen, doch ich bin mittlerweile so erregt, dass es mir nicht gelingt diesen Laut zurückzuhalten. Umgehend schubst er mich von sich weg und verpasst mir eine weitere Ohrfeige. Diese ist härter als die vorherige. „Habe ich dir bereits befohlen, wieder Laut zu geben, Niko?“, fragt er amüsiert und seine eisigen Augen bohren sich in die meinigen. Ein Schauer läuft mir den Rücken herunter. „Nein, Christopher“, gebe ich beschämt kund und senke meinen Kopf. „Es tut mir leid, Christopher.“, füge ich im selben Ton hinzu. „So ist es gut, Niko“, sagt er sanft und streichelt ganz vorsichtig über meine Wange. „Aber ich weiß jetzt nicht mehr, ob ich dich heute kommen lassen werde…“, spricht er scheinbar nachdenklich weiter. Ich zucke zusammen, als er mich an der Leine wieder an sich zieht. Meine Hände finden an seiner Brust halt und er verwickelt mich erneut in einen Kuss. Bitte lass mich kommen… Er geht durchs Zimmer und zieht mich an der Leine mit sich. Ich schlucke, als ich erkenne, dass er mich zu diesem ganz besonderen Sklavenstuhl leitet, mit diesem markanten Grinsen auf seinen Lippen. Nur kurz macht er halt an dem Schränkchen und holt die Tube Gleitgel heraus. Dann schleift er mich weiter hinter sich her. Harsch und brutal zieht er an der Leine, sodass ich beinahe stolpere. Mit beiden Händen drückt er mich wieder auf meine Knie und ich füge mich dieser Bewegung gehorsam. „Sag mir Niko, wieso sollte ich dich heute kommen lassen?“, spricht er ruhig weiter, während er das eingebaute und verstellbare Halsband des Stuhles hörbar öffnet. Ich weiß, dass er mich ansieht, ich kann seinen Blick auf meiner Haut spüren, dieses ganz besondere Kribbeln jagt durch meine Lenden. Ich schlucke. Christopher macht mich verrückt. - - - - - „Soundtrack:“ Kidneythieves – Pretty NIN - Dead Souls Tricky – Excess Portishead – Wandering Star Muse – Endlessly A Perfect Circle – Rose Rammstein – Führe mich Tricky – Five Days Kuroshitsuji Soundtrack – The Dark Crow Smiles (Remix) NIN – Hurt Portishead – Strangers Lamb – Gabriel Tricky - Evolution Revolution Love Opeth – Closure Tool – Schism NIN – Leaving Hope String Quartet – Cruel (Tori Amos) Megaherz – Beiss Mich Portishead - Linger Sand 8 – Volvo HIM – Heaven Tonight Rammstein – Ich tu dir weh Kapitel 6: 6 ------------ Ein Schauer jagt über meinen Rücken und lässt mich leicht erzittern, als ich Christophers Hände an meinem Nacken spüre, wie sie sicher und dennoch vorsichtig die Schnallen meines Halsbandes lösen und es von meinem Hals abstreifen. Bedächtig geht er hinüber zu der schmalen schwarzen Kommode, die sich unter dem Salbenschränkchen befindet, und legt es dort ab. Nun, da er sich wieder direkt vor mir aufbaut, greift er nach der vorher auf dem Stuhl abgestellten Tube Gleitgel. Er tritt leicht nach mir und ich falle unsanft zur Seite, rappele mich jedoch schnell wieder auf und husche zurück in meine kniende Position. „Ich habe dich etwas gefragt, Niko“, tadelt er mich und ich bin mir sicher, dass er mich mit einem kalten Blick straft. „Entschuldigung, Christopher“, bringe ich heiser hervor. „Entschuldigung, Entschuldigung“, imitiert er sarkastisch und reißt mich erneut an meinen Haaren hoch, manövriert mich schmerzhaft auf die Beine. Ich wage es kurz, ihn anzusehen; er grinst zufrieden, etwas diabolisch. Und dann befiehlt er knapp, während er mir die etwas kältere Tube in die Hand drückt: „Mach dich fertig!“ Ich zittere ein wenig, als ich beobachte, wie Christopher mir kurz seinen breiten Rücken zuwendet und sich einige Schritte von mir entfernt, um in dem großen schwarzen Sessel auf der kleinen Plattform Platz zu nehmen, von der aus er alles beobachten kann. Galant schlägt er die Beine übereinander und blickt mich erwartungsvoll und gleichzeitig fordernd an. Ich besinne mich schlagartig und öffne die Verschlusskappe mit einem leisen Plopp. Das Gel ist kalt und fühlt sich glitschig an meinen Fingern an. Ich verteile eine etwas größere Menge über meinen Zeige- und Mittelfinger und drehe Christopher nun meinen Rücken zu. Ich beuge mich nach vorn und stütze mich mit meiner linken, trockenen Hand am Rand des Sklavenstuhls ab. Mein Blick streift dabei nur kurz über die pechschwarze Sitzfläche, in deren Mitte sich der ebenso dunkle Dildo befindet; er ist Teil dieses Möbelstückes, fest mit der harten Konstruktion verankert. Ich schließe die Augen, als ich meine Beine spreize. „Mehr“, befiehlt Christopher und ich tue, was er sagt. „Gut. Du darfst stöhnen“, kommt es in dieser tiefen Stimme. Erst dann führe ich meinen nun nassen Finger an meine Öffnung und drücke vorsichtig gegen den noch ziemlich engen Muskelring. Schmerz jagt ebenso durch meinen Körper, als mein Arm dabei meine malträtierte Pobacke berührt, doch ich schlucke ihn herunter und entspanne mich ebenso schnell. Der Gedanke an Christophers mich intensiv beobachtende Augen und sein verschmitztes Grinsen bringen mich zum brennen. Vielleicht ist es auch die Routine, die es mir ermöglicht, das Ziehen zu ignorieren, meine Muskeln zu entspannen, mich zu beruhigen und mich völlig meiner Erregung hinzugeben. Ich ächze leicht, als ich mir den Zeigefinger einführe. Es ist immer noch ein komisches Gefühl, dies zu tun; gleichzeitig diese seichte Penetration zu spüren, während ich meine eigene Enge an meinem Finger fühlen kann. Langsam schiebe ich den zweiten Finger in mich hinein. Ein leichter Schmerz durchfährt meinen Hintern und klettert ein wenig meinen Rücken empor. Nur bedächtig fange ich an, mich zu weiten, meine glitschigen Finger rein- und rauszuschieben. Ich stöhne leicht, als es mir gelingt, meine Prostata ein wenig zu streifen. Ich behalte diesen Winkel bei und versuche meine Finger so in mich hineingleiten zu lassen, dass sie erneut meinen süßen Punkt streifen. Ich habe Erfolg und beiße mir auf die Zunge. „Lass es raus“, befiehlt Christopher mir und ich keuche laut auf seine Worte hin. Ich beginne, mein Inneres mit einer scherenartigen Bewegung zu spreizen und, Schweiß sammelt sich in der Form eines leichten Films auf meiner Haut. „Das reicht“, ertönt es harsch hinter mir und ich stoße einen Seufzer aus, als ich meine Finger aus mir entziehe und für einen kurzen Moment diese seltsame Leere verspüre. Christopher betrachtet mich intensiv von seinem thronartigen Platz aus. Er wartet. Eilig schmiere ich den schwarzen Dildo mit Gel ein. Meine Augen auf ihn gerichtet lasse ich mich dann langsam auf den Stuhl nieder, meine Beine dabei gespreizt, sodass der Blick auf meine Genitalien frei ist, damit Christopher nichts entgehen kann. Das ziemlich dicke und kalte, in den Stuhl integrierte, Sextoy fühlt sich zunächst sehr seltsam an meinem Eingang an. Ein kleiner Schmerz jagt erneut schnell durch meinen Körper, als ich meinen Hintern langsam herablasse und der Dildo dabei in mich eindringt. Mein Schwanz zuckt unmerklich bei dieser bedächtigen Penetration auf, vor allem, da Christopher mich noch immer so intensiv mit seinen blauen Augen betrachtet, jede meiner minimalen Bewegungen regelrecht auffrisst. Mein Inneres wird gespreizt und ich stöhne laut, als mein Po die Sitzfläche berührt, als ich mich vollkommen auf dem Sextoy aufgespießt habe, welches bei dem letzten kleinen Ruck, meine Prostata gereizt und das Kribbeln in meinem Bauch intensiviert hat. Ruckartig erhebt sich nun auch Christopher und tritt mit festen Schritten auf mich zu. Er spricht nicht und ich senke nun auch wieder meinen Blick. Er fasst unter mein Kinn und drückt mich harsch gegen die Lehne des Stuhls. Präzise und schnell legt er mir das ebenso an das Möbelstück integrierte Halsband um und schnallt es fest, sehr fest, sodass mir das Atmen ein wenig schwerer fällt. Nun bin ich somit an den Stuhl gefesselt, der mich gleichzeitig auch noch penetriert. Bewege ich meine Hüften nur ein wenig, und sei es nur ein leichtes Aufzucken, spüre ich den Dildo in meinem Innern. Mein Schwanz pocht und ist vollends aufgerichtet. Ich stöhne, als Christophers Hand sich um mein hartes Fleisch legt und anfängt, mit meiner Vorhaut zu spielen. Neckend fährt er nun mit seinem Daumen über meine nasse Eichel. Dann drückt er so fest zu, dass ich vor Schmerz aufkeuche. „Sieh mich an“, befiehlt er und ich tue es. Dieses arktische Blau nimmt mich wie immer gefangen. „Und jetzt sag mir: Wieso sollte ich dich heute kommen lassen?“ Seine Stimme ist tief, harsch und doch schwingt etwas Sanftes in ihr mit. „Weil…“, bringe ich stockend heraus und Christophers Finger drücken noch fester zu, sodass ich aufzische und mich unter diesem Druck etwas winde, was dazu führt, dass der Dildo verführerisch gegen meine Prostata drückt und mein Zischen zu einem etwas lauteren Stöhnen mutiert. Christopher grinst. „Antworte mir!“, befiehlt er schärfer. „Weil ich dich liebe…“, bringe ich verzweifelt heraus und er schmunzelt. Dann kommt er mir mit seinem Gesicht noch näher. Sanft streicht er über meine heute schon öfters geschundene Wange, blickt mir noch immer in die Augen. Und dann küsst er mich. Zärtlich gleiten seine Lippen über die meinigen, liebevoll leckt er kurz über sie. Sein Mund wandert direkt zu meinem Ohr und sein warmer Atem kitzelt mich. „Ich dich auch, Niko…“, flüstert er in einem sanften Ton, während er als Kontrast über meinen Schwanz kratzt, sodass ich etwas lauter aufschreie. Christopher schmunzelt nur und lässt von mir ab, geht um den Stuhl herum und reißt meine Arme hinter die Lehne. Kalter Stahl legt sich um meine Handgelenke und fixiert sie hinter der Lehne. Meine Schultern schmerzen leicht und mir wird seicht schwindelig von dieser Erregung. Und dann sind Christophers Lippen wieder direkt an meinem Ohr. Im gebieterischen Ton flüstert er mit dieser beißenden Stimme: „Das ist aber kein gültiges Argument, Niko…“ Ich muss schlucken und schließe die Augen, als seine Finger erneut anfangen mit meinem harten Geschlecht zu spielen, mich wahnsinnig machen. Soweit es möglich ist, zuckt mein Becken und das dicke Sextoy bearbeitet mein Inneres, drückt gegen meine Wände, traktiert meine Prostata und verursacht damit diese fast nicht mehr auszuhaltenden Schauer, die in einem wilden Tempo über meinen Rücken jagen und mich zum Erschaudern bringen. Mein Stöhnen und Keuchen hallt durch den Raum. Ich weiß, dass ich es nicht mehr lange aushalten kann. Und ich weiß, dass ich nicht kommen darf, denn diese Erlaubnis hat Christopher nicht ausgesprochen. Und er wird es wahrscheinlich nicht so schnell tun. Denn Christopher liebt es, mich so verzweifelt zu erleben, mich auf diese brutal-liebevolle und geile Weise zu quälen. Mein gesamter Körper zuckt und ich drücke meine eigenen Fingernägel schmerzvoll in meine Handflächen, um meine sexuelle Anspannung zu unterdrücken. Der harte Dildo in mir bringt mich um den Verstand. Dazu noch die warmen Hände Christophers an meinem Schwanz... Mir wird leicht schwarz vor Augen. Und dann… Dann ist alles plötzlich vorbei und ich erschaudere innerlich, als ich meinen Saft über die Hand meines Freundes vergieße, wie in Zeitlupe ebbt meine Erregung ab und leichte Panik erfasst mich. Ich halte die Luft an, während es in meinem Innern noch immer wellenartig brodelt. „Hm“, macht Christopher und aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass er seine Hand betrachtet. Und dann hält er sie direkt an meinen Mund. „Schau, was du angerichtet hast“, spricht er mit leiser, bedrohlicher Stimme. Er wird es mich dennoch nicht ablecken lassen. Stattdessen geht er in die hinterste Ecke des Raumes, in der ein Spülbecken befestigt ist. Ich kann das Wasser leicht rauschen hören und schließe die Augen, beruhige mich ein wenig. Das Sextoy in meinem Hintern fühlt sich nun, da ich gekommen bin, seltsam an. Irgendwie deplatziert. Ich frage mich, ob Christopher mich hier sitzen lassen wird, oder etwas anderes mit mir vorhat… Alles ist mir recht. Wenn ich an diesen Abend zurückdenke, an dem ich die DVD so oft gesehen habe, wundert es mich nicht. Nichts wundert mich mehr. Alles betört mich und ich will gar keinen Widerstand aufbauen, denn es gibt nichts, dessen ich mich widersetzen müsste. Ich gebe mich dem Sog der seltsamen und dunklen Gefühle, die für mich das Absolute an Emotion und Hingabe darstellen, ohne Widerworte und mit vollem Empfinden hin. Weil ich es will und ohne nicht mehr kann. Vielleicht auch, weil ich ohne nicht mehr will und deswegen nicht anders kann. Als ich an jenem Abend mit einem vorher noch nie verspürten Gefühl ins Bett ging, erlebte ich eine Nacht voller skurriler und mich verwirrender Träume, voller Farben, die sich miteinander vermengten und um meinen eigenen, nackten Körper wanden, um mich in einen Abgrund zu reißen, in dem es warm und sanft und wunderschön war. Dennoch erwachte ich im eigenen Schweiß gebadet, aufgeschreckt durch das schrille Klingeln meines eigenen Handys, welches neben mir auf dem Nachtschränkchen lag. Ich blinzelte, brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was vor sich ging, bevor ich nach dem Gerät griff. „Ja?“, japste ich in den Hörer und natürlich war es Christophers Stimme, die ich am anderen Ende vernehmen konnte. „Guten Morgen, Niko“, sprach er, Belustigung schwang in seiner ruhigen Stimme mit. „Guten Morgen“, murmelte ich und setzte mich auf. Die Bilder des Filmes und meine damit verbundenen Empfindungen traten in mein Bewusstsein zurück und ich musste schlucken. „Wie geht es dir?“, fragte der Anwalt. „Hm, gut. Und... dir?“, entgegnete ich. „Auch gut. Jetzt, wo ich deine Stimme höre“, kam es von ihm. Machte mein Herz einen wuchtigen Sprung bei dieser Äußerung, oder war es nur meine naive Einbildung, die mich dies glauben ließ? „Wie hat dir der kleine Film gefallen?“, fragte er dann in diesem mir schon bekannten, süffisanten Ton. Ich schluckte. „G-gut...“, murmelte ich dann verlegen und merkte, wie mir heiß wurde. „Hm“, kam es belustigt von dem Anwalt und ich konnte mir sicher sein, er grinste am anderen Ende der Leitung. So wie immer. „Gut, ja...“, sagte er ein wenig nachdenklich. „Mhm...“, machte ich zustimmend, als mich langsam aber sicher leichte Nervosität packte. Christopher lachte kurz und dann trat eine seltsame Stille ein, in der ich wieder einmal mein eigenes Herz pochen hören konnte. „Ähm...“, setzte ich ein und räusperte mich. „Ja?“, kam es vom Anwalt. „Stehst du... Stehst du auf so was?“, brachte ich heraus. „Du weißt selber, dass diese Frage überflüssig ist“, schnitt er mir amüsiert das Wort ab. Natürlich hatte er Recht. Gewiss hatte ich mir diese Frage schon selbst beantwortet. „Willst du... Willst du das mit mir machen?“, fragte ich ihn schließlich. „Vielleicht“, kam es ein wenig blasiert zurück. Ich schloss die Augen und gab mich meinem Erzittern hin. Wieder jagten diese Bilder durch meinen Kopf, Szenen, in denen Christopher und ich die Protagonisten darstellten. „Hast du Lust auf ein Brunch?“, fragte er mich plötzlich. „Äh, wann denn?“, hakte ich nach und mir blieb beinahe die Luft weg. „In einer Stunde? Ich hole dich ab. Verstanden?“ „Okay.“ Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen, meine Gedanken zu ordnen, einen klaren Kopf zu bekommen. In meinen Ohren rauschte es und wie immer hatte Christopher es geschafft mich zu verwirren; indem er so leicht zwischen zwei Emotionen gewechselt hatte, indem er das Thema so schnell gewechselt hatte und ich erneut nicht wusste, was zu denken war. Ich wartete an der Straße, weil ich es alleine in meiner Wohnung vor Nervosität nicht mehr aushielt und diese wurde eigentlich noch schlimmer, als der BMW anrollte und ich von diesen blauen Augen erfasst wurde. Ein kleines Lächeln huschte über mein eigenes Gesicht, als ich diese Sanftheit in Christophers Blick erkannte. „Hi“, grüßte er mich und als ich die Autotür zuzog, packte er mich wieder gebieterisch am Kragen und zog mich an sich heran. Mir blieb die Luft wortwörtlich weg, als seine Lippen sich in einer sanften und zärtlichen Manier auf die meinigen legten. „Hi...“, hauchte ich, als wir wieder voneinander abließen und mich diese blauen Kristalle erneut begutachteten. Christopher sagte nichts mehr, drehte das Radio lauter und wir lauschten dem Geplappere der Moderatoren des Stadtradios, während wir uns aus meinem Viertel entfernten. Nach einer 20-minütigen Fahrt hielten wir an einem etwas größeren, gut restaurierten und einladenden Landhaus an, vor dem bereits viele Wagen geparkt waren. Im Inneren duftete es nach frischem Gebäck und Speck und Kaffee. Betörende Düfte, die mir vor meine Augen führten, dass ich noch kein Frühstück zu mir genommen hatte. Das Buffet war riesig. Die Bedienung, eine Frau mittleren Alters in einem traditionellen, ländlichen Kleid, welches ein wenig an ein Dirndl erinnerte, hatte uns an einen bunten kleinen Tisch am Fenster geführt. Wir konnten auf ein riesiges Feld blicken, konnten die schwarzen, edlen Pferde begutachten, deren muskulöse Rücken mit dicken Wolldecken bedeckt waren. „Kaffee?“, fragte die Kellnerin freudig und ließ ihren Blick zwischen Christopher und mir wandern. „Natürlich“, antwortete der Anwalt und schon einige Minuten später stand eine große Edelstahlkanne gefüllt mit dem geforderten Getränk zwischen uns. „Los, ab zum Buffet!“, verkündete Christopher beinahe schon freudig und ich trottete ihm hinterher, hatte die Qual der Wahl. Alles war wunderbar ausgestellt worden. Es gab Vollkornbrötchen, normale Brötchen, Roggenbrötchen, Croissants, Baguettes in allen Formen und Ausführungen. Margarine, Butter, Kräuterbutter, frische Eier, gekocht oder gebraten oder in Form von Rührei. Und dann waren da noch die warmen Gerichte, riesige Platten mit gebratenem Gemüse, verschiede Saucen, unterschiedliche Arten Fleisch, Nudeln, Reis, Fladenbrot... „Mein Gott, ich weiß gar nicht, was ich will...“, murmelte ich lachend vor mich hin, da packte Christopher mir eines der Körnerbrötchen mit verlockend knackiger Kruste auf den Teller. Er lächelte sanft. „Wenn man den ersten Schritt macht, folgt der Rest wie von selbst“, erklärte er. Und dann gab er mir einen kleinen Kuss auf die Wange, der mich völlig aus dem Konzept brachte. Ich blinzelte und betrachtete den Anwalt in meinem stupiden Zustande, wie er seinen Teller füllte. Er drehte sich wieder zu mir um. „Na los, du hast Hunger, das kann man schon regelrecht spüren.“ Letztendlich hatte ich meinen großen Teller gefüllt und nahm eine Art Frühstück zu mir. Es tat furchtbar gut etwas zu essen und ich musste mich enorm zurückhalten, nicht alles auf einmal herunter zu schlingen. Christopher schien heute mal wieder ein wahrhafter Genießer zu sein, der jeden Happen wirklich schätzte. Ich passte mich seinem Tempo an. „Schmeckt es dir?“, fragte er mich nach einer Weile. „Und wie! Du kennst irgendwie echt die besten Restaurants“, sagte ich grinsend. „Das stimmt“, erwiderte er selbstsicher, aber ein wenig grinsend. „Wie ich schon sagte, ich gehe gern auswärts essen.“ „Kann da jemand nicht so gut kochen?“, neckte ich ihn und sein Blick gewann umgehend etwas an Kälte. „Ich koche sogar sehr gern, Kleiner. Hat dir meine Suppe denn gar nicht geschmeckt?“, sprach er dann bedächtig. „Ich brauche nur Ideen für neue Rezepte. Wie sieht es mit dir aus? Kannst du kochen?“ „Äh... Nein. Absolut nicht.“ Christopher schnaubte amüsiert. „Dachte ich mir irgendwie schon.“ „Wer hat dir denn das Kochen beigebracht?“, fragte ich, um schnell von meinen nicht vorhandenen Kochkünsten abzulenken. „Mein Kindermädchen“, antwortete er. „Und meine Großmutter.“ „Kindermädchen?!“, lachte ich und musste umgehend an eine Disneyfigur denken, an Märchen. „Ja, hast du dieses Wort noch nie gehört, oder warum lachst du so dämlich?“, sprach er ruhig weiter. „Nein, äh“, versuchte ich mich wieder ein wenig einzukriegen. „Ich kenne bloß niemanden, der ein Kindermädchen hatte.“ „Nun, jetzt schon“, sagte er ein wenig härter. „Scheint so... Waren deine Eltern irgendwie reich, oder was?“ Der Anwalt lachte schallend. „Ich glaube kaum, dass ich in meinem Alter sonst schon so lange ein eigenes Büro besitzen würde, in einer so guten Lage mit so vielen, wichtigen Kunden...“, erklärte er mir. „Ich bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Das Beste, was ich jemals von ihm bekommen habe, seine Arbeitsstelle und seinen Namen.“ „Oh...“ „Es ist ein hartes Business, aber es lohnt sich...“, fügte er hinzu und lächelte. „Ich kann einen hübschen Jungen wie dich immerzu einladen, ohne in die Miesen zu gehen...“ Wurde ich rot? Wir saßen bestimmt drei Stunden in diesem Landhaus, holten uns immerzu ein wenig nach, tranken Kaffee, dann ein Glas Wein, teures Mineralwasser. Christopher erzählte mir ein wenig von seiner Familie. Sein Vater war bereits vor sechs Jahren verstorben, doch der Anwalt schien nicht wirklich betroffen. Seine Mutter war mit dem ehemaligen Arbeitskollegen seines alten Herren verheiratet und er sah sie kaum, da sie nach München gezogen war und öfters mal in Wien gastierte. Christopher hatte eine ältere Schwester, die eben in dieser Stadt mit ihrem Mann lebte. Auch sie bekam er nicht oft zu Gesicht, was ihn nicht wirklich störte, seine beiden Nichten aber vermisste er tierisch. „Maria und Emilie schreiben mir aber öfters Emails. Oder sie rufen an, um sich bei ihrem Onkel für die teuren Geschenke zu bedanken, wie den Kurztrip nach Paris“, erklärte er mir grinsend. „Wow, ich hätte auch gern einen Onkel, der mir tolle Geschenke macht...“, kommentierte ich lachend. „Hat du doch jetzt. Quasi...“, bemerkte Christopher schelmisch und blickte mir in die Augen. „Muss ich dich jetzt Onkel nennen, oder was? Ist das nicht etwas pervers?!“, gab ich lachend zurück. „Nenn mich einfach Christopher, dann wirst du auch in keine Schwierigkeiten mit mir geraten...“, sagte er bedächtig und leckte sich leicht über seine Lippen. „Und was das Perverse angeht. Nun, das werden wir noch sehen...“ Eine Gänsehaut erfasste mich und als ich schluckte, meinte ich Schweißperlen auf meiner Stirn zu spüren, wie sie sich ganz langsam bildeten, während ich erneut an diese DVD dachte, an diese ganz besonderen Szenen... Christopher schmunzelte und ich bemerkte erst jetzt, dass er mich betrachtete. „Wollen wir gleich noch durch die Innenstadt spazieren?“, fragte er mich und ließ seinen Blick über die Pferde wandern. „Gern“, antwortete ich. Mir war ganz warm, als wir abermals Hand und Hand durch die leeren Straßen spazierten. Die Geschäfte waren geschlossen, nur in einigen Schaufenstern brannte Licht und beleuchtete die toten Puppen mit semi-menschlichen Zügen auf bedrückende Art und Weise. Alleine an den Kaffeehäusern und anderen Cafés hatten sich einige Menschen gesammelt. „Wie sieht es denn nun mit deiner Familie aus?“, riss Christopher mich aus meinen Gedanken. „Du sagtest, du redest nicht gern über sie. Warum nicht?“ Ich seufzte und ließ meinen Blick erneut entlang der toten Einkaufspassage wandern. „Weil sie auch nicht gern über mich reden.“ „Warum nicht?“, hakte er erneut ernst nach und ich konnte seinen Blick auf mir spüren. „Naja...“, setzte ich an. „Irgendwie bin ich halt doch nicht so geworden, wie sie mich gern gehabt hätten.“ „Weil du schwul bist?“ „Auch... Das ist alles ein wenig kompliziert. Ich bin halt total anders, als meine Eltern. Die waren so... engstirnig und wollten alles für mich bestimmen. Mit wem ich mich abgebe, auf was für eine Schule ich gehe, welche Fächer ich belege, was meine Freizeitaktivitäten sind.“ „Du bist Einzelkind, oder?“, hakte er leicht amüsiert nach. „Richtig!“, entgegnete ich lachend und sah in seine Augen, die mich mit Wärme und Zärtlichkeit betrachteten. Erneut wurde mir warm und ich verlor beinahe den Faden meiner kleinen Erzählung. „Ich habe dann natürlich immer das Gegenteil gemacht. Und, sagen wir's mal so, meine Pubertät war nicht gerade die schönste Phase. Meine Mutter meint, meine Ausraster hätten wohl dazu geführt, dass sie sich letztendlich von meinem Vater getrennt hätte...“ „Das ist ein schwerer Vorwurf“, sagte Christopher nachdenklich. Ich war so aufgeregt, dass er mir ernsthaft zuhörte, dass er mich überhaupt ernst nahm. Ich fühlte mich ein wenig wie ein kleines Kind, dem zum ersten Mal Aufmerksamkeit geschenkt wurde an einem Tag, an dem es diese mehr als nötig brauchte. Ich zuckte mit den Schultern. „Das ist einfach Bullshit. Die hatten sich eh immer gestritten.“ „Hast du deswegen so lange nicht mehr mit deiner Mutter geredet?“ „Wir... Haben es versucht. Also, den Kontakt zu halten. Und ab und an bin ich dann halt zu ihr gefahren. Aber wir haben nie so richtig miteinander reden können. Und dann, als sie mal wieder total frustriert war, weil mein Vater sich eine neue Frau angelacht hatte, ich meine: was soll der denn auch sonst tun? Für immer einsam bleiben, nur weil er einmal schon verheiratet war?! Naja, jedenfalls war sie dann so frustriert, dass sie das alles mal wieder an mir ausgelassen hat und mir natürlich die Schuld für alles gab... Seitdem habe ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet und sie sich auch nicht mehr bei mir.“ „Klingt hart“, sagte Christopher und drückte meine Hand ein wenig. Auch wenn er damit recht hatte, in diesem Moment, in dem ich ihm davon berichtete, schien das alles so weit weg zu sein, als würde ich die Geschichte eines Fremden nacherzählen. Was in diesen Momenten für mich zählte, waren Christophers Nähe, seine Aufmerksamkeit und seine Berührungen. Und, dass er sich scheinbar alles merkte, was ich ihm erzählte. „Was ist denn mit deinem Vater?“ „Mit ihm ist es ein wenig besser, als mit meiner Ma. Er hat vor einem Jahr diese Frau wegen der meine Mutter so ausgetickt ist geheiratet und hat jetzt ne neue Familie. Die bekommen bald ein Kind und die Tussi hat noch zwei Bälger in die Beziehung gebracht.“ „Dann hast du also Stiefgeschwister.“ „Ja. Ich glaube sogar, dass die an meiner Uni studieren.“ Christopher lachte. „Sie studieren also und du, mit deinen 20 Jahren, nennst sie Bälger?“ Ich schnaubte und der Anwalt lachte noch immer. „Ich bin fast 21, ja?“, verteidigte ich mich, was sein Gelächter nur verschlimmerte. „Ich weiß“, sagte er dann, als er sich ein wenig beruhigt hatte. „Wann hast du denn genau Geburtstag?“ „In drei Wochen...“ „Oh“, sagte er überrascht. „Anfang März also. Schon eine Party geplant?“ „Eigentlich... nicht“, brachte ich vorsichtig heraus und fragte mich zum ersten Mal, wie alt Christopher eigentlich war. Bevor er noch etwas Weiteres fragen konnte, konfrontierte ich ihn: „Wie alt bist du eigentlich?“ „Ich bin 33“, antwortete er ruhig. „Wow, das sind ja 12 Jahre“, plapperte ich vor mich hin. „Als ich in die Pubertät kam, hast du noch an der Brust deiner Mutter gesaugt, ja, das stimmt“, gab er leicht ironisch von sich und ich musste auch ein wenig grinsen. „Da mochte sie mich noch...“, sagte ich. „Ich bin mir sicher, dass du ein süßes Baby warst“, entgegnete er plötzlich wieder so zart, dass ich ihn am liebsten sofort geküsst hätte. Allerdings traute ich mich nicht, ungeachtet der Tatsache, dass wir uns nun schon öfters geküsst hatten. Einige Fakten, die zu meiner allgemeinen Verwirrung, die einzig und allein mit Christopher zu tun hatte, beigetragen und sie um ein ganzes Stück vergrößert hatten. Also schwieg ich stattdessen und blickte leicht grinsend den Boden an. Da passierte es. Mit voller Wucht drückte er mich mit meinem Rücken gegen die vollkommen überplakatierte Wand dieser kleinen Seitenstraße, durch die wir gerade gingen, um an den Fluss zu gelangen. Zeit zu reagieren blieb mir nicht. Fest packte er meine Handgelenke und drückte sie gegen den kalten Backstein über meinem Kopf, presste seine Lippen hart und fordern auf die meinigen. All Kraft verließ mich in diesem Augenblick, auch wenn mein Durcheinandersein einen erneuten Höhepunkt erlangte. Doch was wirklich zählte, war einzig und allein dieser harte und intensive Kuss. Christophers Zunge war warm, fast schon heiß und er schmeckte immer noch ein wenig nach Himbeereis, welches er sich zum Nachtisch gegönnt hatte. Erst als wir uns lösten, fanden Christophers erst vor kurzem gesprochenen Worte ihren Weg zurück in mein Bewusstsein: „Bevor wir offiziell ein Paar werden können, sollten wir uns näher kennen lernen. Du wirst früher oder später eine Entscheidung treffen müssen, Niko.“ Diese Kennenlernphase schien immer spannender zu werden... Vor allem, wenn ich mich so an meinen 21. Geburtstag erinnere... Christopher steht nun wieder direkt vor mir und sieht auf mich herab. Härte umspielt seine Gesichtszüge und seine Augen funkeln bedrohlich kalt. Gehorsam wende ich den Blick ab, senke meine Augen, um den dunklen Boden anzusehen. „Hatte ich dir erlaubt zu kommen, Niko?“, fragt er dennoch mit sanfter Stimme, in der ein wenig Tadel und Ironie mitschwingt. „Nein, Christopher.“ „Wieso hast du es dann trotzdem getan?“, lautet die ebenso gesprochene Gegenfrage. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten... Es tut mir leid, Christopher“, füge ich schnell hinzu. „Hm“, kommt es ein wenig trocken von dem Blonden und er geht ein Mal um mich herum, beobachtet mich dabei genau. „Hm“, macht er erneut und ich höre, wie er wieder an die kleine Vorrichtung herantritt, an der die verschiedensten Instrumente hängen. Ich höre wieder dieses eiserne Klicken und dann spüre ich die Kälte bereits an meinen Fußgelenken, als Christopher sie an die massiven Beine des Stuhls befestigt, die Verlängerungsketten fast gar nicht vorhanden. Geschickt hat er mich in einen beinahe bewegungsunfähigen Zustand gebracht. Mein Hintern schmerzt immer noch ein wenig, ebenso wie sich das Sextoy seltsam anfühlt, in meinem Bauch klingt das Kribbeln dennoch nur langsam ab. „Jetzt wirst du genügend Zeit haben, über dein Handeln nachzudenken“, sagt er ruhig. Und dann verlässt er den Raum ohne weiteren Kommentar. Ich atme aus und halte meine Augen geschlossen. Christopher hat all die Türen aufgelassen, wie immer, damit ich erahnen kann, was er tut und damit er mich im Falle hören kann. Doch ich halte meinen Mund. Nach und nach, mit den vergehenden Minuten, setzen die Muskelschmerzen bedächtig ein. Meine Schultern werden durch die Handschellen hinter der Lehne zu weit nach hinten gedehnt, mein Hals wird viel zu fest von dem Halsband an den Stuhl gedrückt, das Atmen an sich ist beinahe schon ein wenig peinvoll; wann immer ich mich auch nur einen Millimeter bewege, drückt das schwarze Sexspielzeug gegen meinen Innenwände, teils ziepend und brennend, teils wieder angenehm und kribbelnd; meine Füße sind so weit an den Stuhl befestigt, dass meine Beine anfangen einzuschlafen und sich ein distinktives Ziehen in meinen Oberschenkeln breit macht, dass scheinbar meinen gesamten Rücken heraufzuklettern vermag. Das Ziehen, die Schmerzen und das unangenehm erscheinende Kribbeln, das urplötzlich aufgetaucht ist, wandern durch all meine Glieder. Ich versuche ganz still zu sitzen und mich nicht zu bewegen, unternehme die kläglichen Versuche, es zu ignorieren. Ich vernehme gedämpfte Fernsehgeräusche aus dem Wohnzimmer, meine Geschirr klimpern zu hören, dann wiederum das Radio, eine Tür knallt. Und dann kann ich Christophers Schritte ganz genau ausmachen. Er nähert sich mir, langsam, wie ein Raubtier, welches sich an seine Beute anschleicht, mit sicherem Schritt. Direkt vor mir kommt er zum eleganten Halt. „Sieh mich an“, ordert er sanft. Er lächelt, irgendwie verheißungsvoll, irgendwie ein wenig fies und zärtlich zugleich, wie ich es nicht anders von ihm erwarten würde. „Ich brauche dir nicht zu sagen, dass ich enttäuscht von dir bin, dass du dich heute so schlecht zurückgehalten hast, oder?“ „Nein, Christopher“, antworte ich leise, denn momentan sind all meine Sinne so sehr auf ihn ausgerichtet, dass mir nicht viel Kraft bleibt, um sie in meine Artikulation zu setzen. Mein Mund fühlt sich trocken an, all meine Muskeln schreien stumm. Wie lange hat er mich eigentlich alleine hier sitzen lassen? „Du wirst deine gerechte Strafe noch erhalten“, spricht er ruhig, während er die Schellen von meinen Fuß- und Handgelenken abnimmt. Ganz vorsichtig strecke ich meine Beine und ein leichter Schauer jagt über meine gesamte Haut. Ebenso vorsichtig löst Christopher das Halsband. Seine Hände legen sich auf meine Schultern. „Steh auf“, befiehlt er und assistiert mir dabei, damit ich nicht umgehend umkippe, denn meine Beine fühlen sich nicht wirklich anders als aufgeweichtes Brot oder eine Schale voll Pudding an. Ich suche Halt an seine Brust und Christopher lacht ein wenig amüsiert über mich, doch er hält mich fest, schubst mich nicht weg. Eine Weile lang halte ich mich an ihm fest und bewege meine Füße. Dieses seltsame Prickeln schießt durch mein Fleisch und langsam erfasst mich wieder Gefühl in meinen Gliedern. „Geht es wieder, Niko?“, fragt er streng und ich nicke. Im selben Moment erfasst mich die Erleuchtung, dass genau dieses Nicken falsch war. Brutal drückt Christopher mich, an meinen Haaren ziehend, zu Boden, ich lande auf allen Vieren und er geht neben mir in die leichte Hocke, seine Finger noch immer in meinen Haaren vergraben; er reißt meinen Kopf zurück und zwingt mich, ihn anzusehen. Sein Blick ist voller Tadel und Zorn. „Wie war das?!“, fragt er harsch. „Ja, Christopher“, presse ich heraus und kämpfe gegen das eigentlich nicht zu ignorierende Ziepen an meiner Kopfhaut an. Unweigerlich strömt das Blut durch meinen Körper und fängt an, sich an einer ganz besonderen Stelle zu sammeln... Ich kann es nicht kontrollieren. Natürlich entgeht es ihm nicht. Natürlich schleicht sich dieses triumphierende Grinsen in sein Gesicht, seine Augen fangen an auf diese fast schon unnatürliche Art zu leuchten und ich bin mir sicher, dass ihm in diesem Moment zig Fantasien durch den Kopf gehen, dessen unangefochtener Protagonist niemand anderes als ich ist. „Bleib genau so, verstanden?“, spricht er zu mir. „Ja, Christopher“, entgegne ich gehorsam und bekomme aus dem Augenwinkel mit, wie er sich sicheren Schrittes von mir entfernt. Wann er wohl wiederkommen wird? - - - Alls hugs and kisses go to my beta :) Also: Many thanks to ALL reviewers and readers! We shall continue soon ;) Kapitel 7: 7 ------------ Drei Wochen können durchaus eine lange Zeit sein. Andererseits können sie auch sehr schnell vergehen, es sind schließlich nur 21 Tage von denen wir hier sprechen. Christopher und ich sahen uns in 21 Tagen sehr häufig, meist in den Abendstunden, zumal er viel arbeiten musste. Vielleicht aber auch, weil es am Abend immer am schönsten war. Wir gingen häufig essen und ich meinte sogar, mich langsam an diese doch recht verwirrende Handlungsweise des Anwalts gewöhnt zu haben, diese völlig flüssigen Übergänge zwischen seinem gar zarten Wesen, der warmen Freundlichkeit und dieser kalten, in ihrer Weise süffisanten befehlshaberischen Art. Beide Seiten gefielen mir. Das hatte ich mir mittlerweile eingestanden. Ein Selbstgeständnis, welches mir nicht gerade leicht gefallen war und zu dem das mehrmalige Anschauen dieser besonderen DVD das ihre beigetragen hatte. Manchmal, als wir uns zusammen einen Film ansahen, oder dem anderen vom eigenen Tagesablauf erzählten, triviale, fast schon an ein Pärchen erinnernde „Rituale“ vollführten, kamen die Szenen in meiner Erinnerung auf und brachten meine Gefühle durcheinander, warfen mich beinahe aus dem Gleichgewicht. Mein Herz fing an zu rasen und meine Handflächen fühlten sich feucht an. Ich fing an zu stottern und ein seichter Rotschimmer legte sich dann auf meine Wangen. Doch ich sprach es nicht an. Und scheinbar hatte auch Christopher diesen kleinen Film vergessen. Scheinbar. „Ich gehe davon aus, dass du keine Geburtstagsparty geplant hast?“, fragte er mich an einem Abend, kurz bevor er sich verabschieden wollte. Wir hatten einige Runden Karten gespielt, uns nur einige Stunden gesehen, einen kleinen Spaziergang gemacht. „Bis jetzt noch nicht…“, murmelte ich und versuchte seine Absichten in seinen Augen zu lesen, doch es gelang mir nicht. „Dann bleibt das auch dabei. Ich hätte da nämlich eine kleine Überraschung für dich“, sagte er und grinste leicht. Ich musste schlucken, sein durchdringender Blick jagte mir kleine Schauer über meine Haut. „Also sag allen anderen ab, ich schätze deine Familie wird nur anrufen, oder?“ „Wenn überhaupt…“, sagte ich etwas heiser. „Gut. Ich muss jetzt los, wir sehen uns Freitag?“ „Ach, Mist! Das ist ja schon nächsten Freitag!“, japste ich, als mich die Erkenntnis übermannte. Christopher lachte kurz. „Ich glaube, du hättest sowieso keine Party auf die Beine stellen können…“, bemerkte er belustigt und schenkte mir wieder ein Lächeln, das mein Herz ein wenig zum Erzittern brachte. „Ich sag dir noch Bescheid, wann ich dich abhole, OK?“ „Klar. Super. Danke.“ Und dann war er weg. Und ich wieder allein. In meiner kleinen Wohnung. Erneut hatte ich es nicht geschafft, ihn auf die DVD anzusprechen. Ich hatte so viele Fragen, die durch meinen Kopf jagten. Und dann wiederum wusste ich nicht, wie ich mich artikulieren, meinen Empfindungen Ausdruck verleihen sollte und was ich überhaupt wollte, was denn nun mein Wunsch war. Die kommenden drei Tage erschienen mir furchtbar lang. Sie fanden gar kein Ende. Ich versuchte mich mit Lesen, Fernsehen und sogar Lernen abzulenken. Ich studierte sogar schon meinen kommenden Stundenplan, die Prüfungen hatte ich hinter mir gelassen und die vorlesungsfreie Zeit lag vor mir, doch ich wusste, dass es besser wäre, mich jetzt schon auf das kommende Semester vorzubereiten. Ich guckte meine geliebten Horrorfilme und sie berührten mich nicht. Mein Herz fing an zu pochen und ich sprang vom Sofa auf, als ich eine SMS empfing. Doch es war nur eine Nachricht von Frank: „Hey, feierst du Freitag? :-)“, lautete der Inhalt. Natürlich war ich enttäuscht, dass es nicht Christopher war, der mich kontaktierte, auch wenn ich mich über Franks Melden natürlich freute. Ich antwortete ihm schnell und sagte ihm, dass ich nicht feiern wollte, aber dass wir in naher Zukunft mal ein Bier zusammen trinken sollten. Von Christopher hatte ich ihm noch nicht erzählt. Ich hatte niemandem von Christopher erzählt, auch wenn meine Kommilitonen vermutlich längst wussten, dass ich jemanden getroffen hatte… Erneut piepte mein Mobiltelefon und ich erwartete eine weitere Nachricht von Frank. Doch dieses Mal stammte sie tatsächlich von Christopher. „21 Uhr“, war alles, was dort stand. Ich starrte das Display eine längere Weile schweigend an. Erneut hatte er mich verwirrt, beeindruckt, leicht verunsichert. Ich musste grinsen und schüttelte den Kopf. Ich schaute die DVD ein weiteres Mal. Und dann kam er, der Freitag, mein 21. Geburtstag. Bereits früh am Morgen bekam ich eine weitere SMS von Frank, in der er mir gratulierte und mich aufforderte, mich schon bald wegen des Bieres bei ihm zu melden. Und auch Paul und Markus meldeten sich kurz. Sogar einige weitere SMS trudelten während des Vormittages ein. Und das Telefon klingelte. Mein Herz pochte wild, als ich auf den grünen Knopf drückte und meinen Namen sagte. „Hallo, Niko! Alles Gute! Geht es dir gut? Ich hab schon so lange nichts mehr von dir gehört!“, erklang die Stimme meines Vaters, der mal wieder seine Unsicherheit mit Lautstärke überspielen wollte. „Hey, Papa“, murmelte ich und lächelte sogar ein wenig. Er hatte es nicht vergessen und meldete sich sogar sehr früh. „Danke dir, mir geht es gut. Wie immer.“ „So... Das höre ich gern. Äh, was macht denn die Uni?“, hakte er nach und ich erzählte ihm von meinen Prüfungen, von den Seminaren, von den Höhen und Tiefen, das war er immer so hören wollte, mehr Smalltalk als tiefer gehendes Gespräch. „Ja, Mensch. Ich muss jetzt auch leider schon auflegen“, sagte er nach etwa zehn Minuten. „Dein Geschenk findest du auf deinem Konto“, fügte er noch etwas stolz hinzu. „Damit du deinen Freunden heute auch was ausgeben kannst.“ „Ich feiere nicht“, schnitt ich ihm etwas zu kühl das Wort ab. „Was? Du wirst 21 und feierst nicht?“, japste er nun noch etwas verwirrt. „Nicht direkt“, lenkte ich ein. „Aha?“ „Ein... Freund holt mich heute Abend ab. Er hat... eine Überraschung für mich“, erklärte ich ihm. „So so. Ein Freund. Na dann wünsche ich dir viel Spaß, Sohnemann. Und meld dich bald bei uns, ja?“ Klick. Ich frühstückte. Ich machte Wäsche. Ich schaute fern. Ich klickte mich sinnlos durchs Netz. Ich las SM-Geschichten. Bei manchen Texten lief es mir kalt den Rücken herunter. Ich las von schummrigen Kellern, in dem sich fiktive Bankenbosse trafen, um sich an vorher auf ihren Befehl gekidnappten Jünglingen zu vergehen, die sie tagelang gefesselt hielten und jeden Abend gnadenlos fickten. Ich las von aufregenden, in Seitengassen versteckten Edel-Clubs, in dem kühler Champagner serviert wurde, es zahlreiche Zimmer für bizarre Spiele gab und die Bedienungen in tief-schwarzen Latexanzügen ihren attraktiven Gästen die Drinks servierten und anderweitige Dienstleistungen anboten. Und dann waren da noch die etwas realistischeren Schilderungen von SM- und BDSM-Praktizierenden auf den wenigen Seiten, die ernsthaft über dieses Thema informieren wollten, auch wenn das Bizarre, das für mich noch Absonderliche, Ausgefallene, zuweilen auch grotesk Erscheinende immer noch Teil des Textes, der Bilder war. Ich sah mir „Folterinstrumente“ an, die man auf den ersten Blick ganz sicher keinem Schlafzimmer zugeordnet hätte. Verschiedenartige Bänke mit Schnallen und Riemen, aufblitzendes, kalt wirkendes Metall. Ich klickte mich durch eine üppige Galerie von verschiedenartigen Peitschen, die laut der kurzen Textpassagen jeweils andere Wirkungen entfalten sollten auf dem zu traktierenden Fleisch. Ich begutachtete „Sklavenboxen“ mit den leuchtenden Gitterstäben und dem massiven dunklen Holz, welches das Tageslicht komplett rauben konnte, ich erblickte Sexschaukeln und erkannte, dass es massenweise Wege gab, jemanden mit einem einzigen Seil zu fesseln. Ich las von Sklaven, deren Wunsch es war ihrer Herrin die Stiefel zu lecken, von Mastern, die es genossen ihre Sklaven über Kameras bei der Selbstbefriedigung zu beobachten, von hauseigenen Folterkammern. Ich informierte mich über SM, BDSM, klickte mich durch immer weiterführende Erklärungen und Schilderungen, Notizen über Praktiken und die damit verbundenen Risiken, Warnungen, Empfehlungen, Galerien. Bis ein Schwindelgefühl meinen Kopf mit unsichtbarem Blei füllte und mich zwang, den Rechner auszuschalten. Ich saß alleine vor dem PC, an meinem 21. Geburtstag und stopfte mein Hirn mit all diesen Informationen voll. War ich noch völlig bei Trost? Ich musste lachen. Mich selbst laut auslachen. Im selben Moment fragte ich mich, wann ich wohl mit Selbstgesprächen anfangen würde... Ich war durcheinander. Viele der Dinge, von denen ich gelesen hatte, hatten mir ein mulmiges Gefühl verschafft; meine Knie fühlten sich wie Pudding an, als würden sie nicht zu meinem Körper gehören; in meinem Magen verspürte ich ein flaues Gefühl und mein Herz pochte. Aber warum war ich dann so erregt, dass ich unter der Dusche Hand an mich selbst legen musste, um diese aufregende und prickelnde Spannung abzubauen? Das heiße Wasser an meiner Haut war wie eine mich umhüllende Decke, ein Ersatz der Wärme und Geborgenheit lieferte, eine Art Barriere zwischen den Gedanken und der Realität aufbaute. Ich weiß nicht, wie lange ich duschte. Das Zeitgefühl hatte mich an diesem Tag gänzlich verlassen. Als das Wasser langsam kühler wurde, klingelte es an der Tür. Ich schreckte auf, rutschte beinahe auf den kalten Fliesen aus und griff nach dem nächstbesten Handtuch, fluchend, dass es tatsächlich schon neun Uhr abends war. Sicherlich war es Christopher. Er grinste. Seine Augen waren arktisch. Wie eine Wildkatze umschlich er mich, ließ seinen Blick an meiner immer noch nassen Erscheinung auf- und abwandern, begutachtete mich. Die Tür fiel geräuschvoll ins Schloss und seine Hand griff nach meinem Kinn. Er sah mir in die Augen. „Du scheinst die Zeit vergessen zu haben“, tadelte er mich in dieser so typischen selbstgefälligen Art und Weise. Doch in diesem Moment war mein Kopf leer, meine Gedanken wie erstarrt. Meinen Blick konnte ich nicht von ihm wenden. Christopher trug eine schwarze Lederhose, die seine gut geformten Beine betonte. Sie saß nicht zu eng. Sie war nicht zu breit. Sie schien wie maßgeschneidert. Und die ebenso dunklen edlen Schuhe passten einwandfrei. Unter der Jacke, die er sich nun langsam aufknöpfte, während dieses siegessichere Grinsen noch immer auf seinen Lippen lag, vermochte ich ein pechschwarzes, eng anliegendes Hemd ausmachen zu können. Ich musste schlucken. Er schmiss seine Jacke auf das Sofa und griff nur eine Sekunde später nach dem kläglichen Handtuch, welches ich mir lose um die Hüften gebunden hatte. Er riss es mir vom Leib, mit einem Klatschen landete es auf dem Boden und Christopher sagte nichts. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Luft anhielt, während er erneut meinen Körper in intensiven Augenschein nahm. „Ich hab dir was mitgebracht“, verkündete er plötzlich und erst dann fiel mir das Päckchen auf, welches er mitgebracht hatte und das passend in schwarzes Papier gewickelt war, versehen mit einer blutroten Schleife. Er drückte es mir ruppig gegen die nackte Brust und ich umfasste es instinktiv. „Sieh es als Teil deines Geschenks an“, sagte er kühl und schubste mich dann ebenso unsanft in Richtung des Schlafzimmers. „Mach es auf und mach dich direkt fertig. Ich hasse es zu warten“, fügte er hinzu und nahm dann auf dem Sofa platz. In den ersten Sekunden konnte ich mich noch gar nicht rühren. Noch immer schienen meine Gedanken wie benebelt, mein Körper nicht imstande meine Befehle zu befolgen. „Wird's bald?“, ertönte Christophers Stimme unsanft und als ich seinem giftigen Blick begegnete, sprang ich beinahe schon ins Schlafzimmer. Abermals verfluchte ich mich. Wieso machte mich sein rauer Umgangston nur so verdammt an? Mit gar zittrigen Fingern riss ich das dunkle Papier in Schnipsel und starrte die nun mir gehörenden Kleidungsstücke atemlos an. Und dann zog ich sie an. Die tiefschwarze Latexhose, die sich über meinen Hintern spannte, ihn betonte, leicht im Schlafzimmerlicht glänzte und sich so völlig anders als der Rest meiner Klamotten anfühlte, irgendwie leichter, irgendwie glatter und irgendwie auch total nicht von dieser Welt. Das T-Shirt bestand aus demselben Stoff. Ich schluckte, als ich es mir überstreifte und mich im Spiegel begutachtete. Und da tauchten sie hinter mir auf, diese blauen, kalten Augen, die mich wie ein Computer scannten. Christopher stand nun direkt hinter mir, seine Hände fuhren über meine Seiten und fanden an meinem Becken ihren Halt. „Heiß...“, flüsterte er, sein Atem über meinen Nacken streichend. Er drehte mich zu sich, zog mich in einen weiteren, intensiven Kuss, ließ seine Zunge in meine Mundhöhle gleiten und über die meinige streichen. Nur kurz und dennoch lang genug, um meine Welt ins Schwanken zu bringen. „Was sagt man...?“, flüsterte er, als wir uns voneinander lösten. „Danke... Christopher“, antwortete ich automatisch und leicht heiser. Er lächelte selbstsicher und nickte kurz. „Lass uns gehen“, bestimmte er. Und wir taten es. Es war dunkel draußen. Ich wusste nicht, wohin wir fuhren, ich wagte es nicht zu fragen. Vielleicht wollte ich mich aber auch tatsächlich überraschen lassen. Christophers Hand ruhte auf meinem Knie oder Oberschenkel, wenn er nicht gerade schalten musste, wenn wir geradeaus fuhren auf den wenig bevölkerten Straßen. Als wir die City passierten, konnte man nur gelegentlich fürs nächtliche Feiern angezogene, zitternde und an ihrer Zigarette festhaltende Gestalten vor den Clubs entdecken. Doch wir hielten nicht an der Partymeile. Wir fuhren weiter. Und nach einer kleinen Ewigkeit erst parkte Christopher den Wagen in einer unscheinbaren Straße irgendwo am Standrand, in einer Gegend, in der ich bis zu dieser Nacht noch nie gewesen war. Er lehnte sich zu mir, über die Mittelkonsole. Er lächelte. Warm und herzlich. Mit seinen warmen Fingern strich er mir gar behutsam über meine Wange, küsste mich zärtlich, fast schon vorsichtig. Und dann öffnete er das Handschubfach mit einem leisen Klicken und hielt etwas in der Hand, das ich umgehend erkannte, hatte ich heute lange genug im Internet gesurft. In Christophers Hand lag ein aus schwarzem Leder bestehendes Halsband. In der Mitte prangte ein zierlicher, silberner Ring. Unsere Augen trafen sich. „Du musst mir heute etwas vertrauen, Niko“, sagte er sanft. „Okay?“ Seine Stimme klang ruhig. Ruhig und warm, ebenso wie sein Blick mir erschien. Ich nickte stumm und sog die Luft ein, als Christopher mir das Halsband umlegte, es festmachte. Das Leder war etwas kalt und eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Nacken. Vielleicht aber auch, weil der Anwalt mich so intensiv musterte und dabei lächelte. Er beugte sich wieder ein Stückchen vor und ließ seine Lippen auf die meinigen sinken, schlang seine Arme um mich und auch ich berührte ihn und wollte ich gar nicht mehr loslassen. Mein Herz schlug wild in meiner Brust, als wir uns erneut ansahen und Christopher wieder zu sprechen begann. „Ich zeige dir heute etwas, was mir sehr wichtig ist. Du musst heute Nacht genau das tun, was ich dir sage, verstanden?“ Ich nickte. „Gut. Wenn wir gleich hineingehen, werde ich dir eine Leine anlegen“, sprach er ruhig weiter und ich spürte, wie sich die Gänsehaut auf meinem Nacken über meinen gesamten Körper auszuweiten schien. „Du wirst nur reden, wenn ich dich dazu auffordere oder dich anspreche. Du wirst die anderen Gäste nicht anstarren und auf den Boden blicken, sollte jemand zu uns an den Tisch treten. Du befolgst jeden meiner Befehle heute Abend, ist das okay für dich?“ Ich nickte abermals und die Hand des Anwalts fand ihren Weg umgehend in mein Haar und zerrte meinen Kopf ruppig zurück, sodass ich ihn erschrocken anblickte. „Antwortest du mir jetzt bitte klarer?“, fragte er sarkastisch-süß und verzog etwas das Gesicht, „Ja, ist okay“, brachte ich hervor, da zog er mir noch heftiger an den dunklen Strähnen, die er erwischt hatte. „Ja, es ist okay, Christopher“, sagte er mir wieder ruhig und doch streng vor. „Vorher hat es doch so schön geklappt“, fügte er etwas amüsiert und seufzend hinzu. „Ja, es ist okay, Christopher“, wiederholte ich eilig und er ließ von mir ab. „Geht doch“, sagte er im belustigten Ton und stieg aus dem Wagen. Mein Hals war trocken, meine Muskeln angespannt, mein Kopf gefüllt mit so vielen Gedanken und Bildern, dass eine klare Denklinie gar nicht mehr möglich war. Die neue Kleidung an meinem Leib, das Halsband an meinem Hals, Christopher an meiner Seite. Alles war... aufregend. Es war erregend. Und ich war mehr als bereit mich darauf einzulassen, denn seltsamerweise brachte ich ihm bereits das benötigte Vertrauen entgegen. Auch wenn mir, zugegebener Weise, an diesem Abend doch noch irgendwo ein wenig mulmig zu Mute war, als wir bis zum Ende der Straße nebeneinander schlenderten, die Hände in den Jackentaschen vergraben und dann plötzlich an diesem großen Gebäude hielten, an dessen Außenfassade eigentlich nichts auf irgendeine Veranstaltung oder Ähnliches verwies. Im ersten Moment dachte ich, dass Christopher mich vielleicht doch zuerst zu sich nach Hause führen würde, doch das tat er nicht. Wir wanderten entlang der rechten Außenwand auf einem schmalen gepflasterten Weg und erst dann erhaschte ich die ersten, gedämpften Klänge eines gängigen und scheinbar bassigen Beats, der aus dem Untergeschoss des industriell angehauchten Gebäudes zu kommen schien. Wir traten auf eine massive Doppeltür zu, der einzigen Stelle, die außen eine dezente Information zum Event preisgab. „Show stündlich ab 23 Uhr“, stand dort blutrot auf feinem, teurem schwarzem Papier geschrieben. Auf dem Poster waren sonst keine Angaben, es gab kein Partybild. Und auch keinen wirklichen Hinweis auf die Art der Show, die hier jede Stunde stattfinden sollte. Ich holte Luft, als ich das kleine Indiz, welches mir eigentlich schon vorher klar war, in der rechten, unteren Ecke des Plakats erkannte, das Symbol, welches auf den ersten Blick wie das Ying und Yang-Zeichen aussah, mit dem kleinen aber doch feinen Unterschied, dass dieser Kreis drei Teile besaß, eine Triskele war… Im selben Moment öffnete Christopher jene Tür und zwei Männer, beide komplett in schwarzes Leder gekleidet, sahen uns an. Sie saßen an einem Tisch, auf dem etliche Flyer verteilt lagen und auf dem eine kleine, verschließbare Box stand. Die Kasse. Der linke Mann erhob sich umgehend. Er war breitschultrig, besaß kurzes, schwarz gefärbtes Haar und ein ziemlich bleiches, eckiges Gesicht. Er lächelte und trat auf Christopher zu, seine Augen sahen gespenstisch aus, er trug weiße Kontaktlinsen. Ich musste an Marylin Manson denken. „Mein Gott, du lebst!“, rief der Mann aus und er und Christopher schüttelten sich herzlich die Hände. „Schön dich zu sehen, Holger!“, begrüßte der Anwalt den Mann lachend. „Wie geht es dir? Was macht das Geschäft?“ „Wie du siehst“, setzte der Dunkelhaarige an und hob die Hände in die Luft, als würde er diesen kleinen Vorraum präsentieren wollen. „ganz gut. Ich dachte, ich helfe heute mal wieder etwas bei der Kasse, hab das ja schon lange nicht mehr gemacht. Und bei dir? Sündigen die Menschen noch immer genug, damit du sie dann aus der Scheiße ziehen musst?“ „Darauf kannst du wetten, mein Freund“, antwortete Christopher grinsend und wie immer von sich selbst überzeugt. Ich starrte den dunklen, dicken Vorhang an, der hinter der provisorischen Kasse von der Decke hing, etwas verbarg. Erst nach einigen Sekunden der Stille wurde ich darauf aufmerksam, dass ich beobachtet wurde, so ein unangenehmes Kribbeln jagte über meinen Rücken. Ich sah auf und erkannte, dass mich Christopher und dieser Holger, der nun die Hände vor der Brust verschränkt hatte, ansahen. Unweigerlich dachte ich an Christophers Instruktionen. „Du wirst nur reden, wenn ich dich dazu auffordere oder dich anspreche. Du wirst die anderen Gäste nicht anstarren und auf den Boden blicken, sollte jemand zu uns an den Tisch treten.“ Wir saßen noch an keinem Tisch, aber ich senkte den Blick dennoch so schnell es ging zu Boden und hielt die Klappe, wartete. „Nett“, kommentierte der noch sitzende Mann plötzlich und ich wagte es nicht, ihn anzusehen. „In der Tat“, hörte ich Holger sagen und sah aus dem Augenwinkel, dass er sich mir näherte. Ich spürte seinen Blick förmlich auf meinem Körper kleben, wie er mich intensiv ins Visier nahm. „Christopher, Christopher, Christopher....“, sagte er schmunzelnd und wendete sich wieder vollkommen dem Anwalt zu. „Dein Langes Warten hat sich scheinbar wirklich gelohnt. Er sieht wirklich reizend aus! Herzlichen Glückwunsch zu deinem Sklaven!“ Christopher lachte kalt. „Noch ist er es nicht“, entgegnete er dann ruhig. „Oh, das tut mir Leid!“, entfuhr es Holger sofort und er lachte. „Sorry, Kleiner, nimm‘s mir nicht übel, okay?“, wandte er sich mit freundlicher und warmer Stimme an mich. „Niko wird es dir nicht übel nehmen“, sprach Christopher dann für mich. „Schließlich arbeiten wir beide gerade daran, dass er mein Sklave wird...“, fügte er hinzu und ich schluckte, spürte den Schweiß sich auf meiner Stirn sammeln. „Er hat heute Geburtstag“, sagte der Anwalt zu den beiden, während ich in meinem Innern mit diesem Sturm der Gefühle kämpfte und nicht sicher war, ob ich der Windstärke gewachsen war. Ich war mir aber durchaus sicher, dass sich ein feuriges Rot auf meine Wangen gelegt hatte. „Herzlichen Glückwunsch!“, sagten die beiden Männer beinahe gleichzeitig. „Bedank' dich, Niko“, erklang umgehend Christophers scharfe Stimme und ich erschrak richtig. „D-danke…“, stammelte ich und riskierte einen kurzen Blick auf die beiden Männer. Sie grinsten. „Scheint ja schon gut zu klappen“, kommentierte Holger in Richtung Christopher. „Ich weiß…“, hörte ich den Anwalt sagen und prompt stand er wieder direkt neben mir, legte seine Hand auf meine Schulter. „Zieh deine Jacke schon mal aus“, sagte er sanft und streifte die seinige ab, zückte sein Portemonnaie und bezahlte die geforderte Summe. „Ich sag Martin, er soll euch einen schönen Drink spendieren“, sagte Holger, als er sich wieder setzte und Christopher lachte kurz. Der zweite Typ, dessen Namen ich nicht kannte, schob den Vorhang mit einem kräftigen Ruck beiseite und ich erblickte die spärlich beleuchtete Treppe, die hinab führte und als wir sie dann runter stiegen, wurde auch die gedämpfte Musik lauter, deutlicher. Vor einer weiteren Tür, sicherlich ein ganzes Geschoss tiefer, blieben wir erneut stehen. Der Anwalt blickte mich wieder an und sein durchdringender Blick verursachte ein enormes Herzklopfen bei mir. Meine Augen folgten seiner Hand, die aus seiner Jacke die schon vorher angekündigte, schwarze Leine zauberte und sie am Ring meines Halsbandes mit einem leisen, kaum wahrnehmbaren Klicken festmachte. Grob zog er mich daran an seine Brust und grinste, als ich gegen ihn stolperte und mich an seinen Schultern festhielt, ihn ansah und nicht wusste, was ich im ersten Moment zu erwarten hatte. „Steht dir verdammt gut“, murmelte Christopher und nahm mir nun meine Jacke ab. Dann öffnete er die Tür und ich erblickte die riesige, unterirdische Halle mit hohen Decken, dröhnender Musik, einigen zuckenden Diskolichtern, etlichen, fast schon archaischen Kerzenlichtern, die an den Wänden und Tischen aufgestellt waren; einen Club ohne Namen, so kam es mir zunächst vor. Aber es war nicht einfach irgendeine versteckte Disco, so viele Menschen bevölkerten die Quadratmeter hier gar nicht. Ich schluckte, musste an die Ausstellung denken, zu der Christopher mich mitgenommen hatte. Als er mich an der Leine zur kleinen Garderobe beinahe direkt neben der Eingangstür mit zog, wanderten meine Augen wild über die nun deutlicher zu erkennenden Gäste und deren zumal fast nur aus schwarzem Lack, Latex oder Leder bestehende Kleidung - wenn man sie als solche bezeichnen konnte; ich entdeckte Tanzkäfige auf kleinen Podesten in denen sich halbnackte Tänzer geschmeidig bewegten. Ich sah sie wieder, die verschiedenen Lederharnesse, die ich mir im Web angesehen hatte, diese schwarzen groben Streifen, verbunden durch metallische Elemente, die nichts verbargen und viel untermalten; den Hintern, die Brust, den Rücken. Ich erschrak, als Christopher ruppig an der Leine zog und wir uns vor einem der kleinen Tische befanden, auf dem eine dicke Kerze brannte und ein wenig Licht spendete. Er drückte mich auf einen der beiden Stühle und setzte sich direkt neben mich, führte die Leine um die linke Armlehne und machte sie mit einem Knoten einfach so fest. „Ich bin gleich wieder da und du bleibst brav hier“, sagte er sanft, doch sein Blick war scharf und irgendetwas sagte mir, dass es besser wäre, meinen Blick zu senken. Und so saß ich dort einige Minuten, festgebunden an den Stuhl, an diesem fremden Ort, mit diesem eigenartigen Kribbeln im Bauch und im Lendenbereich, einem kindischen Herzpochen und wirren Gedanken. Bis Christopher wieder auftauchte und mir ein Glas mit einer dunklen Flüssigkeit und Eiswürfeln vor die Nase stellte. „Havana Club mit Cola“, erklärte er mir und grinste. „Danke. Christopher“, antwortete ich und der Anwalt lächelte zufrieden. Als ich nach dem Glas griff und mir die ersten Schlücke des prickelnden Getränks genehmigte, riskierte ich einen weiteren Blick auf den Club. Erst jetzt bemerkte ich die Bühne, die direkt an die Tanzfläche grenzte, über die wir eine äußert gute Aussicht hatten, denn unser Tisch lag etwas höher als diese; man musste eine kleine Treppe hinabgehen, um zu den tanzenden Menschen dazu zu stoßen. Doch wir waren nicht hier, um zu tanzen. Anfangs sagte Christopher rein gar nichts. Er betrachtete mich interessiert und streichelte mir ab und an über meine Hand. Er hatte den Knoten der Leine längst wieder gelöst und hielt sie in seiner Hand, so als befürchtete er, ich könnte ihm davonlaufen. Doch auf diese Idee wäre ich nicht einmal im Traum gekommen, viel zu sehr war ich ihm schon verfallen und es lag etwas in der Luft, das mir die Sicherheit gab, dass er vielleicht heute Abend ganz offiziell endlich mir gehören würde. Oder besser gesagt: Ich ihm. Genoss ich diesen Gedankengang? Diese Vorstellung jemandem wirklich zu gehören? Ja. Ja, das tat ich. Nur leider konnte ich nicht lang in meiner Fantasie verweilen, denn urplötzlich änderte sich die Musik, wurde lauter und als ich zur Bühne blickte, waren meine Gedanken wie weggefegt, meine Muskeln wie erstarrt und alles andere um mich herum, konnte meine Aufmerksamkeit nicht mehr beanspruchen. Ich erkannte sie. Die drei Männer aus dem Bild, welches ich auf der Ausstellung mit Christopher begutachtet hatte; das Fetischspiel, welches sich in meine Erinnerungen gefressen hatte und nicht mehr abzuschütteln war. Und nun taten sie es beinahe direkt vor meinen Augen. Der blonde mittelgroße Mann wurde auf die Knie gezwungen; ich schaute zu, wie die beiden anderen ihn entkleideten, ihm ein Harness anlegten, ihn mit heißem Kerzenwachs begossen, seine Fußgelenke fesselten, ihn mit verschiedenen Peitschen bestraften, den blanken Hintern direkt zum Publikum gedreht. Ich betrachtete, wie sie ihn an ein Andreaskreuz banden, silbern blitzten die Handschellen im Licht auf, und die Augen der drei Männer leuchteten. Ihre Blicke waren so lüstern, voller Extase. So als würde das sie betrachtende Publikum gar nicht existieren, wirkten sie. Sie banden dem Blonden eine Art Gewicht an die Hoden und ließen ihn dann zusehen, wie sie sich selbst die Kleidung abstreiften, sich küssten, sich kratzten. Nun übernahm der hochgewachsene Mann mit den braunen, etwas längeren Haaren die Führung und zwang seinen Bühnenpartner auf die Knie, dessen Arme hinter seinem Rücken gefesselt und durch einen weiteren Riemen mit dem dicken Halsband verbunden waren, den Mann etwas nach hinten zwangen. Und der Braunhaarige zwang direkt seine erigierte Männlichkeit in den Mund seines Partners... Ich kann nicht sagen, wie lang die Show dauerte. Ich kann nicht genau bestimmen, wie ich mich bei der Betrachtung des mir dort gebotenen „Entertainments“ gefühlt habe. Ich kann mich nur wie benebelt daran erinnern, dass Christopher mich an der Leine plötzlich hoch riss, hinter sich herzog, unsere Jacken ergriff und wir beinahe fluchtartig das Gebäude verließen. Ich meine, mich an das grinsende Gesicht Holgers erinnern zu können... Wir gingen einige Minuten die Straße hinab, ließen die Häuser hinter uns und fanden uns plötzlich in einem spärlich beleuchteten Park wieder. Es war ruhig, nur die Bäume raschelten leicht im kalten Wind, die Autobahn war viel zu weit entfernt, als dass man ihre Kulisse hätte vernehmen können. Wir blieben stehen und Christopher sah mich an. Er trat einen Schritt auf mich zu und fuhr zärtlich mit seinen Fingern über meine Wangen. Wir küssten uns. Innig, die Finger in den Haaren des anderen vergraben, bis uns die Luft ausblieb und wir uns voneinander lösen mussten. „Erinnerst du dich?“, setzte Christopher ruhig an. „Ich habe dir gesagt, dass du irgendwann eine Entscheidung treffen werden musst.“ Ich nickte, viel zu angespannt, um etwas zu sagen. „Ich werde dir heute zwei Optionen mitteilen und du musst mit deine Antwort auch nicht sofort mitteilen. Ich werde dir Zeit geben, über alles in Ruhe nachzudenken“, sprach er weiter. „Niko, ich mag dich wirklich sehr. Und ich wäre gerne... mit dir zusammen.“ Das Kribbeln in meinem Bauch war so intensiv, dass ich beinahe nicht still stehen konnte. Ich zitterte vor Aufregung, als ich realisierte, was Christopher da eigentlich gesagt hatte. Ruhig fuhr er währenddessen fort: „Aber ich bin kein Mann für eine... normale Beziehung, wie du dir mittlerweile sicherlich denken kannst...“ Abermals nickte ich und sah den Anwalt weiterhin stumm an, versank in diesem wunderschönen blau und Christopher trat wieder näher an mich heran, sodass sein Atem mein Gesicht streichelte. „Ich will nicht nur dein Freund sein, Niko...“, sagte er leiser, irgendwie bedrohlich. „Ich will dein Master sein...“, flüsterte er in mein Ohr und ich spürte seine Hände an meinen Hüften. Ich schloss die Augen und umfasste seine Arme, lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Ich will dich besitzen. Und ich will, dass du mir gehorchst. Ich will vieles von dir. Und du musst dich entscheiden, ob du diesen Weg mit mir gehen willst. Denn ohne den... Gibt es mich nun mal nicht.“ Meine Kehle fühlte sich trocken an, dennoch versuchte ich zu sprechen. „Würdest du... Würdest du mich auspeitschen?“, fragte ich ihn endlich, als sich die Szenen aus dem Video mit der eben dargebotenen Show vermischten. „Ja...“, flüsterte er wieder in mein Ohr und ein Schauer jagte über meinen Rücken. „Würdest... Würdest du mich fesseln?“, fragte ich weiter, beinahe atemlos, leise. „Ja...“, wisperte er abermals und fing an, die Konturen meines Ohres nach zu zeichnen. „Ich will dir weh tun. Ich will dich auf den Knien vor mir sehen. Ich will dich fesseln, knebeln, schlagen und ficken.“ Mein Herz pochte so laut, dass ich meine eigenen Worte kaum verstand. „Ich will die Kontrolle über dich haben, ich will dich führen. Ich will deine absolute Nummer Eins sein, deine Priorität in allem, was du tust“, flüsterte er weiter und rückte dann von mir ab, musterte mich. „Wir… Sollten zurück zu dir fahren und dann kann ich dir genau sagen, was ich von dir will. Wenn du es heute hören magst.“ „Ja“, schoss es aus meinem Mund, ich antwortete ohne nachzudenken, denn die Prozedur des Denkens war nicht mehr nötig. Ich wusste, was kommen würde. Ich hatte es die gesamte Zeit gewusst, die Einzelheiten zusammengezählt, aneinandergereiht, unbewusst analysiert; stets das Ziel vor dem inneren Auge anvisiert, auf welches Christopher mich zusteuerte. Christopher hatte bereits die Kontrolle über mich erlangt. Ich gehörte ihm schon seit dem ersten Moment im Park. Ich gehorchte Christopher, leistete seinen Worten folge und wartete nur auf den kommenden „Befehl“. Er tat mit weh, wenn er mich am Arm packte, an den Haaren zog, auf den Boden drückte. Er quälte mich schon, wenn er mit meiner Geilheit spielte und mich zappeln ließ, mich mit leeren Händen stehen ließ und mir den Rücken zukehrte. Und ich genoss es. Denn ich wusste mittlerweile, dass er immer wieder zurückkehren würde, um mich kümmern würde, mich aufheben würde und mich mit Zärtlichkeit überwältigen würde. Ich höre seine Schritte. Er kommt näher. Ich halte die Luft an… Kapitel 8: 8 ------------ Ich höre seine Schritte. Er kommt näher. Ich halte die Luft an… Direkt vor mit bleibt Christopher stehen. Ich weiß, dass er mich ansieht, von oben herab betrachtet, seinen verlangenden Blick über meinen nackten Rücken wandern lässt, sich am Anblick meines ebenso entblößten Hinterteils ergötzt. Ganz deutlich spüre ich diesen schweifenden Blick, dieses intensive Beobachten andererseits, und stelle mir dabei seine wunderschönen Augen vor, in denen wohl momentan ein gewisses Leuchten zu erkennen ist, eine Art visueller Vorbote. Erneut geht Christopher zur Kommode hinüber, ich höre ein deutliches Klicken, und kurz darauf geht er wieder in die Hocke, sodass er mich ohne größere Anstrengung anfassen kann. Da ist es wieder, mein persönliches Halsband; er befestigt es dort, wo es hingehört, um meinen Nacken, an meine Haut. Die Leine wurde durch eine dickere ersetzt. Eine, mit der er mich besser ziehen kann. Er hält sie in seiner linken Hand, während ich immer noch auf allen Vieren auf dem Boden verweile und eben diesen ansehe. Mein Atem ist schwer und meine Glieder fangen an zu schmerzen. „Spreiz deine Beine etwas“, befiehlt er ruhig und ich gehorche ihm, tue umgehend, was er von mir verlangt. „So ist es gut“, flüstert er beinahe schon, als ich seine Hände direkt an meinem Po spüren kann, wie sie sich an meiner Spalte zu schaffen machen und sich seine Finger ihren Weg zu meinem Eingang machen. Ich schließe die Augen. Ich weiß nicht, was kommt. Langsam und vorsichtig führt er mir etwas ein. Es ist nicht groß, vielleicht auch nur drei Zentimeter lang; es ist nicht so hart wie der Dildo vom Sklavenstuhl und auch nicht so dick, ich schätze den Umfang auf vielleicht einen Zentimeter, höchstens; es ist kein Sexspielzeug, jedenfalls keines, das Christopher schon mit mir benutzt hätte; obwohl es wie ein kleiner Butt-Plug geformt ist, kann ich mit Sicherheit sagen, dass es keiner ist. Aber was ist es dann? Christopher hält kurz inne. Ich höre ihn kurz amüsiert schnauben und im nächsten Augenblick erhebt er sich schon, die Leine immer noch in seiner Hand ruhend. Er zieht unsanft an ihr und ich versuche umgehend aufzustehen, sodass ich ihm folgen kann, dass ich nicht zurück bleibe und ihn verärgere. Doch genau letzteres tue ich; an der Leine reißt er mich sofort zu Boden, befindet sich wieder in der Hocke und zieht meinen Kopf abermals nach hinten, zwingt mich, ihn anzusehen. „Habe ich dir erlaubt, aufzustehen?“, fragt er im tadelnden Ton. Im letzten Moment halt ich mein Kopfschütteln zurück und antworte gehorsam: „Nein, Christopher.“ „Du bist heute ganz schön frech, weißt du das…“, murmelt er leicht grinsend, während er mir direkt in die Augen schaut. „Ich denke aber, dass sich das gleich ändern wird“, fügt er in selbigem Ton und irgendwie verheißungsvoll hinzu. Ich muss schlucken und Christopher erhebt sich wieder. „Und nun bitte so, wie ich es von dir erwarte“, sagt er sarkastisch und ich weiß genau, was er will. Als er erneut an der Leine zieht, bewege ich mich auf allen Vieren mit. So will er mich sehen, halbwegs wie ein Tier, in demütiger Haltung, direkt an seiner Seite. „Genau so…“, murmelt er zufrieden und führt mich erneut an diesen schwarzen Sessel auf der kleinen Plattform. Ich starre immer noch den Boden an, doch als ich höre, wie Christopher seinen Reißverschluss öffnet, bewegt sich mein Kopf automatisch nach oben, völlig von selbst, unkontrolliert, oder doch eher von meiner Lust gesteuert… Unsere Blicke treffen sich und ich senke meinen Blick umgehend, erwarte eine weitere Backpfeife für dieses kleine Stückchen Ungehorsam, doch sie bleibt aus. Stattdessen lacht Christopher etwas und nimmt, mit offener Hose, auf seinem Sessel Platz, zieht mich näher an sich heran. Zieht mich direkt zwischen seine Beine, zieht mich etwas höher, sodass meine Hände Halt an seinen straffen Oberschenkeln finden. Mein Blick ist starr auf sein erigiertes Geschlecht gerichtet. Erneut zieht er an der Leine und presst mich mit diesem letzten Ruck vollkommen gegen seine Scham; das kleine und doch so deutliche Startzeichen. Sanft fahre ich mit meiner Zunge seinen gesamten Schaft entlang, bis ich seine Eichel erreiche und ebenso vorsichtig beginne, daran zu lecken, sie mit meiner Zungenspitze zu umkreisen; ich küsse sie, lasse meine Lippen hinüber gleiten und nehme ihn nun ebenso bedächtig ganz in meinen nassen Mund auf. Ich kann Christophers fahrigen Atem wahrnehmen, je tiefer sich sein Schwanz in meiner Mundhöhle befindet und je intensiver ich meine Zunge währenddessen über sein hartes Fleisch gleiten lasse. Ich genieße diesen Moment ebenso wie er; Christopher schmeckt leicht nach Muskat, leicht würzig, sein typischer Geschmack, den ich schon vollkommen gewöhnt bin, nachdem ich süchtig bin, ich gebe es zu. Aber… Was… Was ist das…? Ich halte inne, muss ein ungemütliches Seufzen unterdrücken. Diese Wärme in mir… Sie ist nicht normal. Ich schaffe es nicht, meinen Gedankengang fortzuführen, denn Christophers Finger vergraben sich schmerzvoll in meinen Haaren und er drückt meinen Kopf gegen sich, dringt gänzlich mit seinem Schwanz in meinen Mund ein und ich muss ein Husten unterdrücken. Gehorsam fange ich an, meinen Kopf rhythmisch zu bewegen und sauge an seiner Männlichkeit, lecke an ihr, traktiere sie mit meinen leicht geschwollenen Lippen. Aber diese Hitze in meinem Hintern und dieser immer deutlicher werdende Schmerz dort sind nicht mehr zu ignorieren… Ich zische auf vor plötzlichem Schmerzhöhepunkt und fahre aus Versehen mit meinen Zähnen über Christophers Schaft, der daraufhin leicht zuckt, mich abermals unsanft an den Haaren packt und von sich wegschleudert, sodass ich auf meiner Seite lande. Ich bin verwirrt, verunsichert und irgendwie doch extrem erregt, denn meine Erektion kann ich einfach nicht verleugnen… Ich merke, wie Christopher mich beobachtet. „Sie mich an“, befiehlt er knapp und unsere Blicke treffen sich. „Es ist heiß und es brennt, nicht wahr?“, fragt er und seine Lippen kräuseln sich zu einem unscheinbaren Grinsen. „Ja, Christopher…“, bringe ich heraus und winde mich ein wenig auf dem Boden, weil ich diesen Wärmeschmerz noch nicht gewohnt bin. Christopher schmunzelt leise. „Ingwer“, sagt er dann und im ersten Moment wirkt es, als sei seine Bemerkung völlig aus dem Kontext gerissen. Ich blinzele und er lacht, als er scheinbar bemerkt, dass ich nichts mit diesem Wort anfangen kann. „Komm mal her zu mir…“, murmelt er liebevoll und zieht nur ganz leicht an der Leine, die er nicht losgelassen hat. Ich richte mich auf und nur einige Sekunden später sitze ich auf seinem Schoß und kann sein hartes Geschlecht an meinem Po spüren. Er küsst mich innig, lässt seine Zunge über die meinige fahren und seine freie Hand wandert direkt zu meinem Schwanz; seine Finger umschließen mein Fleisch, üben Druck auf meinen Schaft aus; mit seinem Daumen fährt er über meine Eichel, drückt auch dort zu und ich seufze wohlig in den immer noch intensiven Kuss hinein, auch wenn das Brennen in meinem Innern fast nicht mehr auszuhalten ist. Ich kralle mich an seine Schultern. „Das ist Ingwer“, wiederholt er erneut, ruhiger und streichelt über meine nackte Brust. „Ich hab dir ein Stückchen davon eingeführt…“, murmelt er und sieht mir in die Augen. „Das was da brennt, sind die ätherischen Öle… Keine Angst, es ist nicht schädlich und es wird auch nicht schlimmer, als es jetzt ist. Ist es denn schlimm?“ Ich nicke und Christopher zerrt so heftig an der Leine, dass ich im ersten Moment glaube, mein Kehlkopf würde gleich zerdrückt werden. Sein Blick ist tadelnd und ermahnend, von der eben noch präsenten Sanftheit ist urplötzlich gar nichts mehr geblieben. Gott, mit diesem umgehenden Wechsel zu seiner autoritären Haltung macht er mich ganz nervös; ich bin Wachs in seinen Händen. Nichts anderes, als von einer heißen Flamme, flüssig gezaubertes Wachs, das über seine Finger fließt… „Ja, Christopher. Es ist schlimm“, murmele ich gehorsam und er grinst, küsst mich plötzlich wieder stürmisch, sodass es in meinem Unterleib gefährlich brodelt und ich mich am liebsten ungeniert an seinem Körper reiben würde. „Das ist auch gut so, Niko“, sagt er, als wir den Kuss beenden und meine Augen glasig sind und ich mich wieder in diesem Zustand befinde, in dem mir wirklich alles recht wäre. Ich bin Wachs… „Du weißt, dass du es verdient hast, oder?“, fügt er verführerisch hinzu und ich muss schlucken, bevor ich ihm antworten kann. „Ja, Christopher…“, flüstere ich und das Brennen in meinem Po scheint wirklich nicht schlimmer zu werden. Aber auch nicht geringer. Ich muss mich wirklich beherrschen, mich nicht andauernd zu winden. „Dass du mir eben etwas mit deinen Zähne wehgetan hast, war auch nicht wirklich nett von dir…“, schnurrt er und beginnt, mit meinen abstehenden Nippeln zu spielen. Wieder einmal versetzt er mich in diese Grenzlage, befördert mich in diesen schmalen Korridor zwischen Lust und Schmerz, in dem beide Elemente ineinanderfließen und sich zu etwas nicht Greifbarem, Unverständlichem und Unwiderstehlichem vermischen und mich in eine Art Trancezustand versetzen. Ich stöhne ungehalten. Vor Pein, vor Hitze, vor Geilheit. „Tsss… Du bist heute wirklich frech“, moniert Christopher und drückt mich von seinem Schoß zurück auf den Boden. Unsanft lande ich auf meinen Knien und spüre umgehend Christophers Hand auf meinem Rücken. Grob drückt er mich wieder auf all meine Viere und befestigt dann das Halsband an der robusten Lehne seines Herrenstuhles. „Beweg dich einen Millimeter und ich werde dich heute die ganze Nacht in die Sklavenbox stecken, hast du das verstanden, Niko?“, lauten seine rügenden Worte. „Ja, Christopher!“, antworte ich umgehend und schrecke leicht auf, als er sanft durch mein Haar fährt, bevor er sich wieder einige Schritte von mir entfernt. Er hat mich mit dieser Geste gelobt und mein Herz kann sich einfach nicht mehr beruhigen. Verspüre ich eine Art Stolz? Sicherlich. Ich muss sogar leicht lächeln. Ich will mehr. Ich will, dass Christopher mit mir zufrieden ist. Ich will ihn vollkommen befriedigen, dieses völlig erschöpfte und glückliche Lächeln auf seinem Gesicht entdecken; dieses Lächeln, welches er alleine mir schenkt… Harsch werde ich aus meinen Gedanken gerissen, als Christopher meinen Kopf brutal nach hinten reißt und befiehlt: „Mach deinen Mund auf!“ Und ich tue es. Sofort spüre ich diesen kalten Ring, den Christopher mir zwischen die Lippen drängt; umgehend fühle ich die Lederbänder, die jeweils links und rechts an dem etwas massiveren Silberring befestigt sind und deren Enden Christopher nun hinter meinem Kopf festschnallt, damit sie die Mitte am Platz halten; das Leder fühlt sich weich an meinen Wangen an; es ist ein Mundspreizer, ein Öffnungsring. Nun kann ich meinen Mund nicht mehr schließen, selbst wenn ich es wollte. Und das weiß Christopher auch gut auszunutzen. „Knie dich vor mich hin“, instruiert er mich und ich leiste seinen Worten ohne jeglichen Widerstand folge. „So ist gut“, sagt Christopher und blickt zufrieden auf mich nieder, seine Finger vergraben sich fahrig in meinem Haar und er hält meinen Kopf in Position. „Beweg dich nicht“, sagt er noch leiser und dann stößt er mit seinem harten Glied direkt in meinen Mund; ich meine sogar, seine Penisspitze an meinen Mandeln zu spüren, so tief presst er sich in meinen Mund und ich bewege meine Zunge, soweit ich es kann, um ihn zu stimulieren. Christopher benutzt mich. Er fickt meinen Mund. Sein kreisendes Becken wird immer schneller, immer härter werden auch seine Stöße, seine Finger ziehen immer heftiger an meinen Haaren und der brennende, warme Schmerz in meinem Innern will einfach nicht vergehen. Ich kann nicht anders und fasse mich an, fange an mein steifes Fleisch mit meiner eigenen Hand zu streicheln, schaukele mich immer weiter zum Höhepunkt, der schließlich erreicht wird, als Christopher seinen warmen Saft in meinen Hals entlässt, mit einem heißen Knurren, das ich nur am Rande meines Verstandes wahrnehmen kann… Erschöpft lässt er sich auf seinen Herrenstuhl nieder. Seine Brust hebt und senkt sich, zu Anfang noch schnell, und dann immer langsamer. Ich knie gehorsam vor ihm und blicke auf den Boden nieder. Speichel vermischt mit Christophers Sperma benetzt meine Lippen und läuft mir etwas übers Kinn. Es ist seltsam mit einem gespreizten Mund einfach so dazuknien. Ich erschrecke, als Christopher plötzlich an der Leine zieht, sodass ich mein Gleichgewicht verliere und vorne überkippe; sofort muss ich mich wieder aufrappeln, denn Christophers Kraft schnürt mir die Luft ab, das Halsband drückt gnadenlos gegen meinen Adamsapfel, er zieht mich wieder auf seinen Schoß. Rücksichtslos entfernt Christopher nun den Mundspreizer und reißt mir dabei einige Haare aus. Grob umfasst er mein Kinn und zieht mein Gesicht noch näher an seines. Kalt blitzen mich seine Augen an, die nun eher blaue Schlitze als Kristalle darstellen. „Hab ich dir erlaubt, dich anzufassen, Niko?“, zischt er giftig. Eine Gänsehaut läuft über meinen Rücken. „Du willst es heute wirklich nicht anders, oder?“, fügt er immer noch erzürnt und kalt hinzu und schüttelt schnaubend den Kopf. Und dann steht er auf und schubst mich auf den Boden. Zunächst knie ich mich schnell hin, doch sofort werde ich an der Leine fortgezogen und ich folge ihm auf allen Vieren, was sich als äußerst schwierig erweist, denn Christopher geht ziemlich schnell voran. Mein Herz bleibt stehen, als ich begreife, was nun folgen wird. Doch ich kann gar nicht zu Ende denken, da drückt er mich schon in diese mittelgroße Box und entfernt das Ingwerstück aus meinem Körper. Mit einem lauten Knacken schließt er die Tür und ich blicke, zusammengekauert, denn anders geht es nicht, durch einige Gitterstäbe. Er beugt sich herunter und schaut mich an. „Du bist heute wirklich frech…“, sinniert er und grinst leicht. „Einige Stunden hier drin werden dich vielleicht endlich zur Vernunft bringen“, fügt er hinzu und dann wird es gänzlich dunkel, denn er klappt die Holzvorrichtungen vor den Gittern zu. Durch das Loch direkt vor meinem Kopf gelangt kein einziger Lichtstrahl, nur genügend Luft zum Atmen und eine Möglichkeit, nach Christopher zu rufen, sollte mir schwindelig werden, sollte ich eine Panikattacke bekommen. Deswegen steht die Sklavenbox auch ganz am Anfang des Zimmers, nahe der Tür, sodass er mich im Notfall hören kann. Doch bis jetzt, ist es nur ein Mal passiert… Bis jetzt musste er mich nur ein Mal hier rausholen. Und eigentlich sperrt er mich gar nicht so oft hier rein. Nur, wenn ich wirklich ungehorsam war. Ich muss kichern. Ich denke, ich heute ziemlich ungehorsam… Wenn ich so daran denke, wie vorsichtig Christopher am Anfang eigentlich mit mir umgegangen ist, im Gegensatz zur Gegenwart, muss ich eigentlich immer leicht grinsend den Kopf schütteln. Auch wenn es eine sehr schöne, eine sehr… spannende Zeit war. Vor allem die Nacht meines 21. Geburtstages… Ich schließe die Augen und lasse die Erinnerungen durch meinen Kopf fließen… Diese Latexklamotten fühlten sich damals noch erregender an meiner Haut an, als wir still im Auto saßen und Christopher den Wagen geschickt durch die Dunkelheit manövrierte. Die Bilder der Show waren so frisch in meinem Kopf und spielten sich immer und immer wieder ab, so als hätte ich eine Dauerschleife eingeschaltet. Christophers Worte hallten unentwegt durch meinen Kopf. „Ich will nicht nur dein Freund sein, Niko… Ich will dein Master sein... Ich will dir weh tun. Ich will dich auf den Knien vor mir sehen. Ich will dich fesseln, knebeln, schlagen und ficken. Ich will die Kontrolle über dich haben, ich will dich führen…“ Nun schwieg er und auch ich sagte nichts. Und das war gut so. Ich musste einen klaren Kopf bekommen. Ich musste verdauen. Ja, ich war Christopher verfallen. Ja, ich wollte mit ihm zusammen sein. Nur was genau mich erwartete, das wusste ich noch nicht. Nein, das konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt nur ausmalen. Und die Tatsache, dass ich es gleich erfahren würde, stimmte mich nervös. Ein flaues Gefühl hatte sich in meinem Magen breit gemacht. Meine Knie fühlten sich leicht weich an, als wir die Treppen zu meiner Wohnung bestiegen. Der Schlüssel im Schlüsselloch hörte sich plötzlich so laut an, das Knarren der Dielen erschien fehl am Platze und meine Hände zitterten, als ich unsere Jacken aufhängte. „Wollen wir uns vielleicht setzen…?“, fragte Christopher mich milde und ich nickte stumm, war unfähig, eine Antwort über die Lippen zu bringen. Und auch als wir nun nebeneinander saßen, den Kopf zum jeweils anderen geneigt, erschien es immer noch so, als hätte ich die Gabe zu Reden verlernt, verloren. So als hätte ich sie abgelegt. Als unsere Blicke sich trafen, lächelte Christopher plötzlich so warm und herzlich, dass ich ihn am liebsten auf der Stelle umarmt hätte. Doch meine immer noch fortwährende Unsicherheit hielt mich von dieser Geste ab. Ich räusperte mich, ließ meinen Blick durch den mir zu sehr bekannten Raum schweifen, nur um den Anwalt wieder anzusehen. „Also… äh…“, setzte ich an und Christophers Blick schien irgendwie aufmunternd. „Du stehst also auf SM, ja?“ Erst als Christopher schallend lachte, bemerkte ich, wie vollkommen überflüssig diese Frage, oder besser gesagt, diese Bemerkung eigentlich gewesen war und meine Mundwinkel zuckten unweigerlich nach oben; ich kicherte, schüttelte den Kopf und lachte schließlich auch. Und ich war froh, genau das gesagt zu haben, denn mit unserem ehrlichen Gelächter, war auch meine Unsicherheit hinfort gelacht. Ich drehte mich Christopher nun vollkommen zu und auch er rückte noch ein Stückchen näher, sodass sich unsere Knie berührten. „Ich stehe auf BDSM“, sagte er schließlich immer noch etwas grinsend. „Und ich nehme an… dich erregt es auch…? Auch wenn du bisher noch keinen wirklichen Kontakt zu dieser Szene hattest…?“, hakte er vorsichtig nach und seine Hand auf meinem Oberschenkel fühlte sich wohlig warm an. Ich fing an, meine Finger sanft über seinen Handrücken streicheln zu lassen, während ich bedächtig nickte. „Wenn wir zusammen sind…“, setzte er ruhig an und ich spürte, wie sich meine Nackenhärchen beinahe nacheinander aufstellten. „dann wird das ein großer Teil unserer Beziehung sein.“ Seine Augen ruhten auf mir. Ich schluckte. Lauschte. „Ich bin nicht der Typ für kurze Sessions, Niko“, begann er seine Erklärung. „Ich kehre meine Neigungen nicht gerne unter den Tisch und lebe sie ungern unterdrückt aus… Ich hasse es, das ganze nur als ein „Spiel“ zu sehen, das man nur ab und an spielt. Ich hab keine Lust auf fünf Minuten Auspeitschen in der Woche, verstehst du, was ich meine?“ „Du willst 24/7 sein“, sagte ich und erinnerte mich an die Webseiten, die ich besucht hatte. „Da hat aber jemand seine Hausaufgaben gemacht“, bemerkte er lächelnd und ich grinste ihn an. „So… kann man das tatsächlich sehen.“ Er rückte noch näher und schlang seine Arme um mich, sodass seine Brust nun an meinen Rücken gepresst war, sein Atem streichelte über meine Schulter und Nacken. „Ich fordere deinen absoluten Gehorsam, aber ich bin kein Sadist. Ich will nicht, dass du deine eigene Existenz aufgibst und nur noch das tust, was ich von dir verlange. Ich will dass du mein Sexsklave wirst, aber ich will dich nicht auf diese Position reduzieren. Ich will, dass du „nein“ sagen kannst. Safety ist mir wichtig, Vertrauen ist mir wichtig. Ohne Vertrauen, funktioniert das Ganze nicht…“ Ich musste schlucken, schloss die Augen, sog seine Worte auf. Er versprach, mich langsam in die BDSM-Praktiken einzuführen, er wollte mich lehren, ich sollte sein gehorsamer Schüler werden. Er sprach von seiner Machteinforderung, den Anspruch, über mich zu entscheiden, den er überall erheben konnte. Er sagte, seine Wohnung würde sein Königreich sein, in dem ich ihm absolut gehorchen müsste. Er sprach von Belohnungen und Zärtlichkeiten, ohne die er in einer Beziehung nicht sein konnte. Und vor allem nicht sein wollte. „Ich will mit dir ausgehen, ich will mit dir tanzen, ich will lange Shoppingtouren mit dir machen und Ausflüge unternehmen. Wie ein normales Pärchen…“, lauteten seine Worte, nach denen er mir sanft ins Ohr biss. „Und… also…“, stotterte ich. „Sprich dich aus. Frag mich alles“, sagte er milde. „Würden wir dann nur so… so richtigen Hardcoresex haben… oder auch…?“ Christopher lachte erneut und ich konnte die Schwingungen seiner dabei schaukelnden Brust deutlich an meinem Rücken spüren. „Hardcoresex“, wiederholte er das Wort glucksend. Und dann küsste er meinen Nacken und zog mich noch weiter auf seine Knie, drehte mich ein wenig zu sich herum, sodass ich ihm nun direkt in die Augen blicken konnte. Er lächelte und seine Hand wanderte erneut zu meinem Nacken. Sachte zog er mich in einen sanften Kuss. Seine Zunge strich behutsam über meine Lippen und als ich sie spreizte, drang sie ebenfalls bedächtig in meine Mundhöhle und strich mit derselben Zärtlichkeit über meine Zunge. Ich hielt die Augen immer noch geschlossen, als wir den Kuss lösten und sich Christophers Umarmung verfestigte. „Vanilla-Sex ist ein Muss… Denn ohne normalen Sex kann man nicht sein“, flüsterte er dann und ich atmete seinen Geruch ein, ließ meine leicht geöffneten Lippen über seinen Hals streichen. „Auch wenn ich Hardcoresex natürlich bevorzuge…“, fügte er dann noch belustigt hinzu und fing abermals an zu lachen. Ich hingegen musste einfach nur lächeln. Fühlte ich mich auf eine Art beflügelt? Ja und nein. Denn das Gefühl, welches sich in meinem Innern breit gemacht hatte, war mehr als das und auch wenn ich versuchen würde, die richtigen Worte zu finden, ich könnte es nicht. Zwischen Christopher und mir herrschte bereits ein großes Vertrauen. Natürlich, er verunsicherte mich, brachte mich durcheinander und manchmal wusste ich einfach nicht, was zu denken war. Aber ich konnte mir dennoch sicher sein, dass er mir eine Erklärung liefern würde für all sein Handeln und Sagen. Tief in meinem Innern fühlte ich mich wohl und sicher in seiner Nähe. Ja, das tat ich… „Du musst mir deine Entscheidung nicht heute mitteilen…“, fuhr er plötzlich ernsthaft fort. „Ich kann verstehen, wenn du Zeit dafür brauchst.“ Es wurde still um uns herum. Die diffusen Geräusche der Straßen drangen zu mir, ein weit entferntes Rauschen vermischt mit einem fast lautlosen Brausen und Echo. Ich hörte mein eigenes Schlucken, es zerriss den Raum und bildete einen grotesken Kontrast zu meinem Herzschlag. „Ich werde jetzt gehen, Niko“, sagte Christopher plötzlich und ich fühlte, wie seine Muskeln sich leicht anspannten, sein Erheben vorbereiteten. „Nein!“, stieß ich panisch hervor, noch bevor ich über meine Äußerung nachdenken konnte. Ich hielt ihn fest und er bewegte sich nicht. Seine Hände ruhten noch immer an meinem Nacken und Rücken. „Geh noch nicht…“, wisperte ich, ohne ihn anzusehen. Ich spürte, wie sein Körper sich wieder entspannte. „Wenn du willst, dass ich bleibe, musst du mich schon ein wenig netter fragen“, zog er mich mit weicher Stimme auf und fing an, seine Finger über meinen Nacken streifen zu lassen. Diese hauchzarten Berührungen kitzelten. „Sieh mich an“, fügte Christopher mit zarter Stimme hinzu und ich versank erneut im Ozeanblau seiner Augen. „Und jetzt frag mich noch mal“, befahl er im selben Ton. „Bitte geh noch nicht… Christopher“, flehte ich und meine Finger vergruben sich in seinem pechschwarzen Hemd. „Bitte bleib noch hier“, schaffte ich noch hinzuzufügen, bevor er mich erneut in einen mich beflügelnden Kuss zog und unsere Zungen abermals aufeinander trafen. Ja, ich war ihm hoffnungslos verfallen. Und über meine Entscheidung musste ich gar nicht mehr nachdenken Bedenkzeit war unangebracht. Eigentlich hatte er mir diese eh von Anfang an gegeben. Und ich hatte sie genutzt. Ich wollte ihn. Ich wollte, dass er mich besaß. Ich wollte mit ihm zusammen sein. Ich seufzte in unseren Kuss hinein und danach sah ich ihn an. „Ich bleibe noch ein wenig“, verkündete er nun seelenruhig. „Danke, Christopher…“, hauchte ich und suchte nach Worten, um ihm all das mitzuteilen, was durch meinen Kopf floss. „Was ist?“, hakte er wachsam nach und seine Augen durchbohrten mich plötzlich. Er wusste, dass ich ihm etwas zu sagen hatte. Leicht spöttisch und irgendwie auffordernd sagte er: „Spuck’s schon aus…“ Ein weiteres Mal musste ich schlucken. „Ich will…“, setzte ich an, doch meine Stimme versagte zunächst, als Christopher ohne Vorwarnung eine Hand unter mein Latexoberteil schob und forsch über meine Brust fuhr und dabei meine Brustwarzen berührte. „Du willst…?“, wiederholte er sanft und sah mich dabei immer noch aufmerksam an. „Ich will…“, wieder stockte ich, weil er anfing, meine Nippel nun zwischen seinem Zeigefinger und Daumen zu zwirbeln. Ich stieß ein leichtes Stöhnen aus, als seine zweite Hand zwischen meine Beine glitt. „Sag es endlich“, sagte er und leckte über meinen Hals. „Ich- Ungh!“, entwich meinem Mund, als er fest in meinen Hals biss, sodass ich glaubte, die Wunde würde bluten. „Sag es!“, fuhr er mich mit tiefer Stimme an, während er mir das Oberteil bereits über den Kopf zog. Kalte Luft umschlang meine Haut und ein Schauer kroch über meinen Rücken und ließ mich leicht erzittern. „Ich…“, setzte ich ein weiteres Mal an, nur um mit voller Kraft mit meinem Rücken gegen das Sofapolster gedrückt zu werden, während sich umgehend danach flinke Finger ans Werk machten meine Hose aufzuknöpfen und sie mir über die Hüften zu streifen. Nur noch in den knappen, eng anliegenden Boxershorts lag ich vor ihm, während Christopher mich wieder begutachtete und sich dabei verführerisch kurz über die Lippen leckte. Meine Erregung war nicht zu übersehen und Christopher grinste vage, als er darüber strich und mich damit zum erneuten Erschaudern brachte. Eine leichte Gänsehaut hatte sich auf meinen Armen und Beinen gebildet. „Los…“, flüsterte er kurz bevor er sich über mich beugte und sein Gewicht auf mir niederließ. Sein warmer Atem legte sich auf meine Haut und ich atmete seinen Geruch genüsslich ein. Und dann sagte ich es einfach: „Ich will mit dir zusammen sein.“ Und diesen Satz ausgesprochen zu haben fühlte sich verdammt gut an. Ich stieß lang gezogen die Luft aus und versuchte Christophers durchdringendem Blick standzuhalten. „Bist du dir da ganz sicher?“, hakte er völlig ruhig nach. „Ja, das bin ich“, antwortete ich nickend und ließ meine Hände ganz vorsichtig über seine Arme nach oben wandern, bis meine Finger den Weg zu seinem Gesicht fanden. Zärtlich und behutsam strich ich über seine Wangen und in dem Moment schloss Christopher ganz langsam seine wunderschönen Augen und atmete tief ein, schien meine Berührungen zu genießen. Und dann war es wieder da, dieses arktische Blau, das mir seit geraumer Zeit nun den Verstand raubte und mich Dinge wollen ließ, von denen ich noch vor einigen Monaten niemals geträumt hätte. Christopher sprach nicht, als er mir mit einer Hand das letzte, meinen Körper noch knapp versteckende, Kleidungsstück vom Leib streifte und es achtlos auf den Boden warf. Sein fester Griff um meine Handgelenke schmerzte ein wenig, als er aufstand und mich an meinen Armen mit hochzog. Ohne mich loszulassen, ging er mit festen Schritten auf mein Schlafzimmer zu, schleifte mich regelrecht hinter sich her. „Was hast du vor…?“, fragte ich ihn atemlos und an Stelle einer Antwort, schleuderte er mich aufs Bett, ergriff erneut meine Handgelenke und pinnte sie über meinem Kopf fest. Wie kurz zuvor ließ er sein Gewicht auf mir nieder und drückte mich vollends in die Matratze meines Bettes. Sein Blick war kalt, sein Gesicht direkt über meinem. „Du fragst nicht, was ich mit dir vorhabe. Du lässt es geschehen“, sagte er in einem ebenso frostigen Ton und seine Mundwinkel glitten in ein eisiges Grinsen. Das Brodeln in meinem Lendenbereich war fast nicht mehr auszuhalten. Diese diabolische, kalte Seite Christophers törnte mich einfach viel zu sehr an… „Bleib genau so, verstanden?“, instruierte er mich und kletterte vom Bett, ging direkt auf meine Kommode zu und holte etwas daraus hervor. Erst, als er sich mir wieder zu drehte, erkannte ich, welches Objekt Christopher in seiner Hand hielt. Den dunklen Anal-Vibrator, den ich mir erst vor einem Jahr zugelegt hatte. Den, der so lustige Rotationsbewegungen vollführen konnte… „Ich werde dich heute nicht ficken“, sagte er in seinem typisch blasierten Ton, während er das Toy in seiner Hand betrachtete und dann wiederum seine Augen auf mich richtete, mich musterte. „Warum, muss ich nicht ein weiteres Mal erklären, oder?“ Ich schüttelte den Kopf bedächtig in Verneinung, da befand Christopher sich wieder direkt über mir und packte mein Kinn grob an. „Du antwortest mir entweder mit ‚Ja, Christopher’ oder ‚Nein, Christopher’“, zischte er, sein Gesicht abermals direkt über dem meinen. „Hast du das endlich verstanden?!“ „Ja, Christopher…“, antwortete ich ihm heiser, atemlos. „Gut. Merk dir das“, entgegnete er ruhig. „Wo bewahrst du Gleitgel auf?“, fragte er dann plötzlich und das Pochen meines Herzens wurde unruhiger. „Im Bad“, entgegnete ich umgehend. „Hol es“, sagte er knapp und rückte ein wenig ab von mir. Ohne zu zögern huschte ich vom Bett und stolperte beinahe ins Bad, kramte wie ein Verrückter in der kleinen Schublade dort, nur um Christopher das geforderte Fläschchen sofort zu liefern. „Danke“, sagte er kühl und stellte es zunächst neben dem Vibrator auf dem Nachtschränkchen ab, so als hätte er es sich anders überlegt. Ich konnte keinen weiteren Gedanken fassen, als Christopher sich mit einem Ruck das Hemd abstreifte und mir einen Blick auf seine freigelegte, makellose Brust gewährte, auf diese helle, glatte Haut, die rosigen Brustwarzen, die wohlgeformten Bauchmuskeln und diesen kleinen Streifen der blonden Haare, der sich verheißungsvoll vom Bauchnabel abwärts zog… Seine Arme waren trainiert, die Muskeln auch dort deutlich sichtbar, wenn auch nicht übertrieben. Er zog mich wieder aufs Bett, schlang seine Arme um mich. Seine Lippen pressten sich energisch gegen die meinen und ich erschauderte, als ich seine nackte Brust an meiniger spüren konnte. Ich konnte mich nun auch nicht länger zurückhalten, meine Gefühle nicht weiter bekämpfen. Willig öffnete ich den Mund und ließ seine Zunge in meinen Mund gleiten, kam ihr mit meiner entgegen. Meine Finger glitten über seine reine Haut, über seine Schulterblätter, seine Oberarme, Ellenbogen. Ich stöhnte in seinen Mund hinein, als er sein Knie zwischen meine Oberschenkel schob und etwas nach oben hob, sodass mein Schwanz in Berührung mit seinem Bein kam. Langsam glitten seine Hände meine Wirbelsäule hinunter und kamen auf meinen Pobacken zum Ruhen. Christopher sah mich für einige Sekunden ruhig an und ich musste feststellen, dass sich ein seichter Film über seine Augen gelegt hatte. Doch er ließ mir keine weitere Zeit darüber nachzudenken, denn er biss stürmisch in meinen Hals, während er gleichzeitig meine Pobacken spreizte und seine Finger durch meine Spalte streichen ließ. Ich seufzte erneut, als seine Zunge eine Linie über meinen Hals zu meinem Ohrläppchen zeichnete und er mit seinem Zeigefinger etwas harscher meinen Muskelring streichelte. In ebenso forscher Manier schnappte er sich nun das Gleitgel und ich beobachtete ihn atemlos dabei, wie er es auf seinen Fingern verteilte. Er grinste und dann befanden sich seine Lippen schon wieder auf den meinigen, seine nasse, warme Zunge in meiner Mundhöhle und seine Finger direkt an meinem Eingang. Nur kurz streichelte er noch einmal über den Muskelring, bevor er vorsichtig den ersten, mit viel Gel benetzten Finger in mir versenkte, mich weitete. Mir war schwindelig. Mir war warm. Ich krallte mich in Christophers Schultern und genoss dieses leichte Gefühl von Schmerz und Geilheit, welches er mir durch seine Finger zufügte. Er ließ sich nicht viel Zeit. Schnell spreizte er mich bereits mit zwei seiner Finger. Ich schrie leicht auf, als er gleichzeitig meinen Schwanz grob packte und anfing, mich dort zu massieren. Er küsste mich erneut. Und dann führte er seinen dritten Finger ein und ich keuchte. Noch mehr, als seine Finger aus mir glitten und er den schnell mit Gel beschmierten Vibrator an meinem Eingang platzierte. Seine Augen bohrten sich in die meinigen. „Soll ich…?“, fragte er mit tiefer Stimme und ich nickte stürmisch, doch nichts geschah, immer noch fühlte ich die nasse Spitze an meinem Muskelring verweilen. „Wie sollst du mir antworten?“, tadelte Christopher mich und seine Stimme klang immer noch tief und irgendwie samtig. „Ja, Christopher… Tu es…“, presste ich heraus und sofort drückte er das Toy in mich hinein. Langsam, aber beständig. Ich keuchte, als es gänzlich in mir war und Christopher wartete nicht, bis ich mich an dieses große Ding in mir gewöhnen konnte, sondern schaltete es direkt auf die höchste Stufe. Ich schrie auf, ächzte und er verschloss meinen Mund mit dem seinen. Seine Finger wanden sich brutal um mein geschwollenes Glied, während das Sexspielzeug meine Prostata unentwegt reizte. Ich dachte, mein Unterleib würde gleich explodieren. Und auch mein Kopf, denn mit seiner freien Hand packte Christopher mein Handgelenk und führte meine Hand direkt an seinen mittlerweile entblößten und harten Schwanz… Ich hielt die Luft an, als ich meine Augen zum aller ersten Mal auf seine von dunkelblonden, gekräuselten Haaren umrahmte, große, steife Männlichkeit richtete, um die sich nun meine Finger, einer nach dem anderen, legten. Er war so warm dort. Er war so groß… Zusammen schaukelten wir uns dem Höhepunkt entgegen. Seine Zunge umspielte meine in einem feurigen Tanz, seine Hand bearbeitete mich brutal und auch ich massierte ihn immerzu heftiger; der Vibrator traktierte meinen süßen Punkt und ich musste lauter stöhnen. Es war pure Ekstase, es war pure Geilheit, die ich verspürte. Ich konnte es nicht fassen, dass ich endlich, endlich mit Christopher in meinem Bett lag, dass er mich anfasste, dass ich ihn berühren durfte. Und als er auch noch tief keuchte, als ich seine Stimme in dieser Tonlage hörte, sein animalisches Seufzen, ergoss ich mich mit einem lauten Keuchen, spürte auch schon seinen Saft schnell auf meiner Hand. Es machte Klick, als er geschickt den Vibrator abstellte. Wir rangen nach Luft. Und dann spürte ich Christophers Hand an meiner Wange, die behutsam mein Gesicht anhob, sodass ich ihm in die Augen blicken konnte. Er lächelte. Sanft küsste er mich und strich mir dann durch mein Haar. „Du bist wunderschön, wenn du kommst…“, wisperte er und ich spürte, wie sich ein Rotschimmer auf meine Wangen legte. „Das will ich öfter sehen…“, fügte er ebenso leise hinzu und zog mich noch dichter an sich heran. Vorsichtig entfernte er das Sextoy aus meinem Körper und ich schmiegte mich an ihn. Wir lagen einfach so da. Einige Minuten schwiegen wir einfach. „Wollen wir gleich mal duschen?“, fragte er mich milde. „Bleibst du danach noch?“, hakte ich umgehend nach und er lachte kurz auf. Seine Finger legten sich unter mein Kinn und er hob meinen Kopf abermals an. „Gern“, hauchte er und ich lächelte. „Aber nur, wenn ich heute noch einmal dieses schöne Gesicht betrachten kann…“, fügte er verführerisch hinzu und ich küsste ihn. Er würde dieses Gesicht so oft zu sehen bekommen, wie er nur wollte. Er könnte alles mit mir tun. Kapitel 9: 9 ------------ Die Dunkelheit hat meine Sinne betäubt. Mein Zeitgefühl hat mich schon längst verlassen. Mein Atem geht langsam, meine Brust hebt und senkt sich gemächlich. Die Temperatur scheint zu sinken. Eine leichte Gänsehaut bahnt sich ihren Weg über meine nackte Haut. Ich schließe die Augen und lausche wieder ein wenig. Nichts. Ich höre absolut gar nichts. Scheinbar will Christopher mich noch ein wenig nachdenken lassen, in dieser engen, beklemmenden, düsteren Box, meinem schwarzen Käfig. Ich erschrecke, als die oberen Klappen mit einem lauten Klacken geöffnet werden und das grelle Licht mich blendet, sodass ich meine Augen wieder zukneifen muss, um diesem Stechen zu entfliehen. Christopher lässt mir Zeit, mich an die Helligkeit zu gewöhnen. Gelassen öffnet er nun auch die Gittervorrichtung und wartet ohne etwas zu sagen. Ich blinzele. Der Schmerz ist weg und ich öffne nun langsam meine Augen. Im selben Moment greift er vorsichtig nach meinem Oberarm und zieht mich aus der Sklavenbox. Meine Glieder schmerzen und ich stürze beinahe zu Boden, denn ich habe kein Gefühl in meinen Beinen. Doch Christopher ist da. Er hält mich fest, drückt mich an sich, streichelt über meinen entblößten Rücken und presst seine Lippen ganz sachte auf meine Haare, küsst meine Stirn und wartet abermals. „Hast du deine Lektion gelernt?“, fragt er nach einer Weile im strengen Ton. „Ja, Christopher…“, wispere ich und halte meine Augen geschlossen, atme seinen Duft ein und genieße die Wärme, die von ihm ausgeht und direkt auf meine Haut übertragen wird. „Gut“, haucht er und seine Hände umfassen meine Wangen. Behutsam hebt er meinen Kopf an und unsere Blicke treffen sich. Er lächelt und dann kommt sein Gesicht dem meinem noch viel näher. Zärtlich legen sich seine Lippen auf meine. Es ist ein sanfter Kuss, den er mir schenkt. Dann blickt er mich wieder an. „Das reicht für heute“, sagt er ruhig, jedoch bestimmend. Es ist ein weiterer Code. Nun weiß ich, dass wir unser spezielles Zimmer für heute verlassen werden, dass er mich nicht weiter quälen wird, dass keine Peitsche mehr zum Gebrauch kommen wird. „Danke, Christopher“, antworte ich also und wir küssen und erneut. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken, drücke mich weiter an ihn. „Na los“, sagt er grinsend nach einer Weile und nimmt mich an die Hand. „Ich hab dir ein Bad eingelassen“, erklärt er, als wir durch das Schlafzimmer tapsen und er mich über den breiten Flur in Richtung des großen Badezimmers führt. Ein Bad… Schon die alleinige Vorstellung des warmen, mich umgebenden Wassers und des wohlig duftenden Schaums, lässt mich entspannen. Es riecht nach Honig, der Schaum knistert leise und Christopher schließt die Tür hinter uns. Er hilft mir in die Wanne. Das wohlriechende Wasser ist warm. Nicht zu heiß, nicht zu kalt. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen, lasse die Flüssigkeit mich völlig bedecken, bis nur noch mein Kopf aus dem Wasser reicht. „Ist das Wasser warm genug?“, fragt Christopher mich sanft und ich öffne meine Augen wieder, um ihm ein großes Lächeln zu schenken. Ich nicke. „Es ist perfekt“, sage ich leise und er zwinkert mir amüsiert zu. Und dann fängt er an sich auszuziehen. Fasziniert betrachte ich, wie er seinen wunderschönen Körper aus den Klamotten schält, wie seine Brust langsam sichtbar wird. Ich lasse meine Augen hinabwandern und halte kurz die Luft an, während Christopher sich seine Hose abstreift. Die eleganten, schwarzen Boxershorts folgen ihr sogleich. Splitternackt steht er vor mir, sein Glied semi-hart. „Darf ich reinkommen?“, fragt er leicht grinsend und ich setze mich auf, schaffe Platz. Die Badewanne ist groß. Christopher hat sie erst vor einigen Monaten installieren lassen. Weil er gern badet. Mit mir zusammen. Er versteht meine Geste auf Anhieb und steigt nun auch ins Wasser. Er setzt sich mir gegenüber. Unsere Beine berühren sich und er streckt seine Hand nach mir aus, zieht mich auf seine Seite, sodass mein Rücken nun direkt an seine Brust gepresst ist. Sein Geschlecht spüre ich dort auch genau. Er legt seine Arme um mich, hält mich fest, während sich das aufgebrachte Wasser um uns in die Ruhe schaukelt. Abermals schließe ich die Augen und genieße diese Stille, diese Geborgenheit, die ich verspüre. Christopher küsst meinen nassen Kopf ganz sachte und drückt mich noch fester gegen sich. „Hey, ich bekomme keine Luft mehr!“, protestiere ich lachend und er lockert seinen Griff. „Ups, ’tschuldigung“, murmelt er und grinst schief. „Soll ich dir deinen Rücken einseifen?“, fragt er umgehend. Ich drehe mich kurz um zu ihm und entgegne frech grinsend: „Das ist ein Befehl!“ Seine Hand greift leicht in mein Haar und er zieht meinen Kopf zurück, während er sich aufsetzt und seinen freien Arm um meinen Bauch wickelt, um mich wieder direkt an seine Brust zu pressen. „Pass auf, was du sagst, Niko!“, zischt er, drückt mir jedoch direkt danach einen Kuss auf meine nasse Schulter und lässt mich los. Er schnappt sich die Seife und macht sich ans Werk, massiert mich und ich ertappe mich dabei, wie ich beinahe anfange zu schnurren. Ich bin müde und Christopher trocknet mich ab. Beinahe muss er mich ins Bett tragen, so geschafft bin ich von diesem Tag. Christopher lacht leise vor sich hin, als er die Bettdecke über uns beide streift. Wie jede Nacht hier, trage ich nichts, während er eine seiner Schlafhosen trägt, die ihm immer so verführerisch tief auf den Hüften hängt. „Ich rufe dich morgen von der Arbeit aus an, okay?“, flüstert er noch in mein Ohr und ich kuschele mich noch enger an ihn. „Mhmmm…“, mache ich und er gluckst leicht. „Schlaf gut, Niko“, sagt er und das ist das letzte, was ich mitbekomme. Ich wache erst gegen Mittag auf. Es tut gut, auszuschlafen. Und morgen habe ich auch noch mal frei. Diese Erkenntnis lässt mich lächeln und ich strecke mich, lasse einige meiner Knochen knacken. Ich stehe auf, dusche, um wach zu werden, mache mir Frühstück, setze mich an meinen Laptop im Wohnzimmer, lerne etwas. Es ist 15 Uhr, als das Telefon klingelt. Anhand der digitalen Anzeige kann ich Christophers Handynummer sofort erkennen. Ich lächele, als ich den Hörer aufhebe. „Hi, Chris“, sage ich frech und ich höre ihn amüsiert schnauben. „Treib es nicht zu weit, Niko“, tadelt er mich, bevor er mich begrüßt. „Wie läuft’s auf der Arbeit?“, frage ich ihn und er seufzt. „Viel zu viel zu tun, ich bin grad zu einem Mandanten unterwegs. Es wird heute etwas länger dauern. Du wirst also etwas auf mich warten müssen“, entgegnet er. „Kein Problem, ich kann mich beschäftigen.“ „Ich verbiete es dir, dich anzufassen. Hast du das kapiert?“, kommt es umgehend im harten Ton, der mir eine Gänsehaut beschert. In meinem Kopf schaltet sich eine Art Schalter um. „Ja, Christopher“, antworte ich schon beinahe automatisch und ich bin mir sicher, dass er gerade vor sich hin grinst. „Ich werde mich noch bei dir melden, um dir mitzuteilen, wann genau ich zuhause sein werde“, fährt er weiter in diesem eisigen, süffisanten Ton fort. „Wenn ich wiederkomme möchte ich, dass du gehorsam auf mich wartest. Hast du das verstanden?“ Dass er mit „gehorsam“, nackt und auf den Knien im Flur meint, muss er nicht mehr hinzufügen. „Ja, Christopher“, antworte ich ihm heiser und alleine die Vorstellung über die Dinge, die er heute wieder mit mir machen könnte, schickt mein Blut in südliche Richtung. „Ich muss jetzt auflegen“, sagt er knapp. „Bis später.“ Und schon verschwindet seine Stimme. Ich brauche etwas Zeit, um meine Gedanken wieder auf das Lernmaterial zu richten. Irgendwann gebe ich auf und ziehe mir irgendwelche sinnlose Serien auf dem großen Flachbildschirm rein, bis ich einschlafe. Wahrscheinlich vor Langeweile. Das schrille Klingeln des Telefons reißt mich aus meinem traumlosen Schlaf. Es ist beinahe 20 Uhr. „Hallo, Christopher“, begrüße ich ihn und er schnaubt erneut amüsiert. „Gar nicht mehr so aufmüpfig. Das gefällt mir“, sagt er zur Begrüßung und seine Stimme hört sich samtig dabei an. „Ich mache mich gleich auf den Weg. Ich sollte also so in 20 Minuten da sein. Alles klar?“ „Ja, Christopher“, sage ich und bekomme keine Antwort mehr. Warum mein Herz so klopft, das frage ich mich gar nicht mehr. Eilig räume ich den Laptop weg und bringe auch die Chipstüte weg, die ich vorher mitgeschleppt habe. Bei dem Anblick dieser salzigen Snacks fällt mir auf, dass ich außer dem Frühstück noch gar nichts Richtiges gegessen habe. Mein Magen knurrt leicht, so als würde er sich zu Wort melden wollen. Doch für eine Mahlzeit bleibt mir keine Zeit mehr. Ich husche noch einmal schnell unter die Dusche und falte meine Klamotten, die Christopher mir heute Morgen zurecht gelegt hat, wieder sorgfaltig zusammen. Ich lege sie auf das gemachte Bett und weiß, dass sie ab jetzt nicht mehr mir gehören. Bis Christopher sie mir wiedergeben wird. Ich rutsche beinahe auf dem Parkett aus, als ich beim Ertönen des Schlüssels im Schloss zum Flur eile und mich hinknie. Gerade noch rechtzeitig. Direkt vor mir bleibt Christopher stehen. Ich weiß, dass er mich ansieht, aber noch bewege ich mich nicht, noch warte ich auf seine Erlaubnis, ihn anzusehen. „Hallo, Niko“, sagt er mit müder Stimme. „Hallo, Christopher“, begrüße ich ihn, immer noch in meiner demütigen Haltung, den Blick zu Boden gesenkt, meine Knie leicht gespreizt. Ich höre, wie er seine Jacke ablegt, seine Tasche abstellt und seine Schuhe abstreift. Und dann wird es für eine kurze Weile ganz still. Seine Kleidung raschelt dann ein wenig, als er langsam in die Hocke geht und seine Finger unter mein Kinn fassen, um meinen Kopf ganz leicht anzuheben, mich in den Blickkontakt zu zwingen. Ich schlucke. Seine Augen wirken ebenso müde wie seine Stimme es zuvor getan hat. Das blau ist kalt, erscheint wie blanker Stahl in diesem Moment und unter seinen Augen erkenne ich, sich ganz leicht abzeichnende, dunklere Ringe. Er küsst mich. Ganz zart. Und ich weiß, dass dies vorerst die letzte Zärtlichkeit sein wird, mit der er mir gegenübertreten wird. Ich behalte Recht, denn nur wenige Sekunden danach, reißt er meinen Kopf an meinen Haaren nach hinten, so wie er es liebt, und beißt schmerzhaft in meinen Hals, sodass ich aufjaule. „Sei ruhig“, herrscht er mich mit tiefer Stimme an und ich beiße mir auf die Zunge, um keinen Ton mehr von mir geben zu können. „Ins Bad“, ordert er und zieht mich ebenso unsanft an meinen dunklen Strähnen hoch und hinter sich her. Ich liebe es, wenn er so forsch mit mir umgeht und voll und ganz die Kontrolle über mich übernimmt. Schließlich ist das auch sein Recht in unserer Beziehung. Er hat mein Einverständnis. Mein Herz. Brüsk drückt er mich unter die Dusche. Meine Hände fixiert er gegen die noch kalten Fliesen, die ich nun anstarren muss. „Bleib so“, instruiert er mich und entfernt sich mit festen Schritten. Ich zittere. Kälte streicht über meinen Körper und eine Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen. Ich hoffe, dass Christopher schon bald wiederkommen wird. Und mein Freund lässt sich wirklich nicht viel Zeit. Aus meinen Augenwinkeln erkenne ich, dass er kein Hemd mehr trägt, dass seine Brust nackt ist. Ich weiß, was jetzt kommt, als dieses leichte Quietschen ertönt und ich erkenne, dass Christopher einen dünnen Schlauch an den Wasserhahn schraubt. Das Rauschen des Wassers scheint viel lauter in meinen Ohren, als es wirklich ist. Nach einer Weile verstummt es. Christopher steigt zu mir in die Duschkabine, er trägt nur noch seine Boxershorts, bemerke ich, als sein nacktes Bein gegen das meinige drückt. Sein Mund ist direkt an meinem Ohr, als er spricht. Tief und leise, seine Stimme dennoch harsch. „Wir werden dich jetzt vorbereiten“, lauten seine Worte, bei denen seine Finger zu meinem Po wandern. „Spreiz die Beine ein wenig mehr“, fügt er hinzu und ich tue, was er verlangt. Sein Finger ist mit einer großzügigen Schicht Gel überzogen, als er ihn an meinen Eingang setzt und zunächst vorsichtig über meinen Muskelring streichelt. Ohne weitere Vorwarnung drückt er ihn plötzlich in mich hinein und ich beiße ein weiteres Mal auf meine Zunge, um mein Keuchen zu unterdrücken. Er fängt an, seine Hand zu bewegen und sein glitschiger Finger gleitet in mir ein und aus. Er beschleunigt sein Tempo und ich schließe meine Augen, presse meine Stirn gegen die Fliesen. Die von ihnen ausgehende Kälte spüre ich schon gar nicht mehr. Und dann bin ich plötzlich wieder gänzlich leer und höre, wie Christopher die Tube Gleitgel erneut öffnet, um damit das Ende des dünnen Schlauchs zu benetzen. „Ich führe ihn jetzt ein...“, flüstert er in mein Ohr und nur eine Sekunde später spüre ich diese leichte Härte in mir, die sich elendig langsam durch meinen Muskelring drängt, direkt in mich hinein. Ich atme lang gezogen aus und versuche weiterhin ruhig zu bleiben. „Ich schalte jetzt das Wasser ein. Du sagst sofort Bescheid, wenn etwas nicht stimmt“, sagt er ruhig und ich höre die Flüssigkeit erneut in den Leitungen rauschen. Es ist lauwarm, als es mich langsam füllt. Dieses Gefühl... ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, auch wenn Christopher diese Spülung mindestens ein Mal pro Woche mit mir durchführt. Seine Hand ruht auf meinem Bauch, der sich ganz langsam und nur ein wenig wölbt. Kurz bevor ich meinen Mund aufmachen will, Christopher sagen will, es sei zu viel, stellt er das Wasser ab und zieht den Schlauch sachte aus meinem Po heraus. Ich atme ein. Dann wieder aus. „Lass es raus“, instruiert er mich leise und streicht über meine Wange und das Wasser fängt an, aus mir heraus zu laufen. Mein Bauch entspannt sich wieder, der Druck entweicht. Christopher wiederholt die Prozedur noch zwei Mal. Es ist mir nicht peinlich. Nicht mehr. Am Anfang war es noch befremdlich. Wenn ich mich auf diese Weise auf den Sex vorbereitet hatte, war das immer allein, in einem abgeschlossenen Badezimmer passiert. Aber so wollte Christopher das nicht. Er sagte, ich müsse ihm auch mit so etwas vertrauen. Und ich denke, dass es genau dieses intensive Vertrauen ist, welches diese Prozedur erlaubt, ohne dass ich mich schäbig fühle, ohne dass ich so etwas wie Scham verspüre. „Du bist fertig“, sagt er danach, und wäscht meinen Rücken und Hintern nun mit der Duschbrause ab. Seine Hände fühlen sich weich an, behutsam berührt er mich, nur um dann wieder das Wasser abzustellen und mich erneut an meinen Haaren aus der Duschkabine zu reißen. Ich stolpere ihm hinterher, als er uns durchs Schlafzimmer führt. Meinen Blick kann ich nicht von seinem wohl geformten, verdammt knackigen Hintern reißen, seinen straffen Oberschenkeln. Die Tür vom Folterzimmer, unserem kleinen Paradies, fällt geräuschvoll ins Schloss. Mit einem Ruck werde ich von Christopher herumgewirbelt und pralle hart mit meinem Rücken gegen das Holz der Tür. Seine Hände streichen über meine Seiten, sein Mund ist wieder direkt an meinem Ohr, sein Atem kitzelt mich leicht und seine harsch geäußerten, gewisperten Worte, bringen meine Gedanken völlig durcheinander: „Ich werde dich so hart ficken, dass du die nächsten Tage nicht mehr sitzen kannst.“ „Oh, bitte, Christopher...!“, japse ich und seine Handfläche trifft mit einem lauten Knall auf meine rechte Wange. „Kein betteln, Niko...“, bemerkt er süffisant und seine Augen ruhen kalt auf mir. Ich betrachte wieder den Boden. „Es tut mir leid, Christopher“, wispere ich und er nickt, so als hätte er meine Entschuldigung mit dieser Geste angenommen. „Knie dich hin“, sagt er dann und lässt von mir ab, sodass ich in die Mitte des Raumes gehen und seinem Befehl Folge leisten kann. Ich höre ihn im Zimmer umhergehen. Dann ist er wieder bei mir, wahrscheinlich sind nur Sekunden vergangen. „Mund auf“, befiehlt er knapp und kaum habe ich ihn geöffnet, stopft er mir regelrecht den runden Gagball zwischen die Lippen. Die Struktur ist rau und weich zugleich. Die beiden Lederbänder, an dem er befestigt ist, drücken leicht in mein Wangenfleisch und Christopher zieht unsanft an meinen Haaren, als er sie hinter meinem Kopf verschließt. Leder legt er auch um meinen Hals und ich erkenne es als Halsfessel. Christopher zieht es enger und das kalte Material schmiegt sich an meine Haut. Er greift nach meinen Armen und zieht sie auf meinen Rücken, sodass sie eine parallele Linie zu meinen Schulterblättern bilden. Um meine Handgelenke legt er nun das leicht gepolsterte Lederband. Ich schlucke, als er den Riemen enger zieht, der das Halsband und das Leder an meinen Armen miteinander verbindet. Mein Kopf wird unangenehm nach hinten gezogen und das Band um meinen Hals schneidet noch weiter an meine Haut, nimmt mir die Luft, sodass ich schwerer atme. „Gut“, sagt er, vermutlich zu sich selbst und zieht mich an meiner rechten Schulter hoch, führt mich zu der Maschine, die mir am Anfang Schauer über den Rücken gejagt hat. Unsanft drückt er mich mit meinem Bauch auf die nur leicht gepolsterte Fläche. Meine Beine sind gespreizt, er kann alles sehen. Ich spüre etwas Kaltes an meinem Hintern. Den an dem Apparat befestigten Dildo. „Ich gebe dir die niedrigste Stufe“, sagt er langsam und ein Surren zerreißt die Stille des Raumes, mit der das Sextoy direkt in mich gedrückt wird, nur um wieder herausgezogen zu werden, um einen stetigen, gemächlichen Rhythmus aufzubauen. „Eine Stufe höher“, dringt Christophers Stimme zu mir und der Dildo stößt schneller in mich hinein, jagt dieses Kribbeln durch meine Lenden, treibt all mein Blut in den Süden. Ich keuche und es klingt seltsam wegen des Balles in meinem Mund. Christopher stellt die Maschine noch einige Stufen höher; das Toy reizt unweigerlich meine Prostata; Schweiß bildet sich auf meiner Haut, einige Tropfen wandern meine Stirn hinunter. Und dann ist alles aus. Ruhe kehrt wieder ein. Aber nur für einige Sekunden, denn Christopher ist ungeduldig heute. Abermals reißt er mich an meiner Schulter hoch und zerrt mich harsch wieder zurück ins Schlafzimmer, direkt auf sein großes, gemütliches, einladendes Bett. Ich schaue ihm zu, wie er sich das letzte, seinen Körper noch bedeckende Kleidungsstück abstreift und es achtlos zu Boden wirft. Er sieht mich an und als sich unsere Blicke treffen, grinst er. Von seiner Müdigkeit ist nichts mehr zu erkennen. Nur noch Gier und Verlangen spiegeln sich in seinen wunderschönen Augen wieder. Er bewegt sich auf das Bett zu und lehnt sich dann in einer geschmeidigen Bewegung gegen die Bettkante, das große, dunkelrote Kissen hinter seinem Rücken. Gebieterisch packt er mich an meinem Oberschenkel und zieht mich auf seine Hüften, meine Knie jeweils links und rechts seines Körpers. Er wartet nicht, zieht mich direkt auf seinen Schwanz, der viel größer und dicker ist, als der Dildo der Maschine. Ich kneife meine Augen zusammen und versuche mich so schnell es geht an sein Geschlecht zu gewöhnen, doch Christopher gibt mir gar keine Zeit dafür; er lässt sein Becken unter mir kreisen und stößt unablässig in mich. Das Halsband schneidet sich weiter in mein Fleisch und schnürt mir zeitweise die Luft ab, meine Schultern schmerzen, wie auch meine Arme. Ich jaule lautlos auf, als seine Finger sich um mein hartes Glied winden. „Beweg dich gefälligst!“, blafft Christopher und seine verärgerte Stimme macht mich unheimlich an, schickt diese scheinbar elektrischen Impulse durch meinen Unterleib. „Be-weg-dich !“, herrscht er mich an und ich tue, was er sagt, lasse mich auf ihn nieder und erhebe mich wieder, werde immer schneller – wie auch er es wird. Immerzu prallt seine steinharte Männlichkeit gegen meinen süßen Punkt, sodass mir schon nach kurzer Zeit zu schwindelig ist, dass ich meine eigenen Bewegungen gar nicht mehr kontrollieren kann. Und das passt Christopher gar nicht. Erzürnt schubst er mich von sich herunter und der Moment, in dem er aus mir heraus gleitet, scheint fürchterlich, als mich diese Leere wieder überflutet... Umgehend sind seine Finger an meinem Kopf und er löst das Lederband des Gagballs; der von meinem Speichel benetzte Ball gleitet aus meinem Mund. Unbarmherzig drückt er meinen Kopf gegen die Bettdecke und greift unter meinen Bauch, um mich auf meine Knie zu bringen. Dann spreizt er meine Pobacken wieder und ist schneller, als ich auch nur einen Gedanken formen kann, in mir; führt seinen erbarmungslosen Rhythmus fort; gnadenlos stößt er in mich und ich fühle mich, als könnte ich jeden Moment zerreißen. Ich liebe es... Das Brodeln in meinem Bauch wird mit jedem dieser harten Stöße größer. Immerzu reizt er meine Prostata. Dass er meinen Schwanz nun unbeachtet lässt, stört mich nicht, zu erregend und intensiv sind seine Stöße... So tief in mir... Verbunden mit diesem Schmerz, den er mir mit ihnen zufügt, und der von meinen gefesselten Armen ausgeht. Das Atmen fällt mir schwer, mir ist heiß, mir ist schwindelig, ich möchte schreien und als ich es tue, entzieht Christopher sich umgehend aus mir und reißt mich hoch, zieht meinen Kopf nach hinten und seine Augen sind nur noch zwei kleine Schlitze, mit denen er mich gefährlich anfunkelt. „Habe ich dir erlaubt zu Stöhnen, Niko?!“, presst er hervor. „Nein, Christopher...“, bringe ich heraus, bevor er mich auf den Boden wirft. Nur mit Mühe gelingt es mir, mich auf die Knie zu manövrieren - ohne Hilfe der Arme ein wirklich schwieriges Unterfangen. Er verpasst mir erneut eine Ohrfeige. Meine Wange brennt und mein Glied erzittert bei dem Anblick, der sich mir umgehend danach eröffnet: Christopher steht bedrohlich vor mir, auf seinem nackten Körper bilden sich kleine Schatten, vereinzelte Schweißperlen benetzen seine Haut, seine Augen scheinen dunkel und seine Brust hebt und senkt sich deutlich; sein Schwanz ist hart und nass... Nur wenige Sekunden später befinde ich mich mit meiner Brust gegen die tiefe Kommode gepresst; mein Kopf ruht auf diesem harten Holz und mein harter Schwanz wird schmerzvoll gegen die Kante gepresst. Sofort stößt Christopher wieder in mich. Noch härter als zuvor. Noch unbarmherziger. Noch gnadenloser. Ich muss mir so hart auf die Zunge beißen, dass sie blutet, um nicht zu schreien als ich komme, als es sich so anfühlt, als ob ich einen tiefen Tunnel hinunterfallen würde, als würden mich tausend Hände überall berühren und als ob ich gleichzeitig hoch in den Lüften fliegen würde. Christopher stößt noch einige Mal hart in mich. Ich höre ihn grunzen. Seine Finger an meinen Seiten krallen sich scharf in mein Fleisch, als er seinen Saft in mich spritzt und dann einige Sekunden außer Atem noch in mir verharrt. Nur langsam zieht er sich aus mir heraus. Regungslos verharre ich auf der Kommode. Die kühle Luft streicht um meine Haut. Meine Augen sind geschlossen. Einige Minuten vergehen. Ich vernehme, wie Christopher den Raum verlässt. Und nur wenige Minuten später höre ich das Wasser der Dusche rauschen. Meine Glieder schmerzen und meine Arme sind beinahe taub, aber ich weiß, dass ich so lange in dieser Position warten muss, bis Christopher mir etwas anderes befiehlt. Ich erschaudere leicht, als ich merke, wie sein immer noch warmes Sperma langsam aus mir hinausläuft. Die Tür geht wieder auf und der leichte Geruch von Seife steigt in meine Nase. Ich höre Christophers gedämpfte Schritte auf dem Teppich, wie er sich mir langsam nähert. Und dann spüre ich schon das Papiertaschentuch, mit dem er seine Spuren behutsam von mir wischt. Auch das fühlt sich nicht falsch an, ich schäme mich nicht. Dieser Mann kennt mich in- und auswendig. Und das ist kein schlechtes Gefühl. Im Gegenteil. Ich fühle mich so sicher in Christophers Gegenwart… Ohne etwas zu sagen löst er den Verbindungsriemen und nimmt mir zunächst das Band von den Handgelenken ab. Die Halsfessel folgt sofort. „Das reicht für heute“, murmelt er fast schon versonnen, als er mir zärtlich über den Rücken streichelt und mich ebenso sanft an meinem Oberarm nach oben zieht. „Danke, Christopher…“, murmele ich und wende mich ihm zu, das Ziehen in meinen Armen ignorierend. Sein Haar ist nass und strubbelig. Ich streiche es ihm glatt, während er mich beobachtet. Als ich einen kleinen Schritt zurückgehen will, um mein kleines Friseurwerk zu begutachten, schießen die Schmerzen durch meinen Hintern und ich zucke auf. „Ich glaube, ich kann wirklich ein paar Tage nicht sitzen“, bringe ich lachend hervor und er schlingt seine Arme um mich, um mich wieder einmal gegen seine Brust zu drücken. „Du weißt doch, dass ich meine Versprechen immer halte“, sagt er mit dieser ruhigen Stimme, die mir immer wieder Schauer über den Rücken jagt. „Mhmmmm“, mache ich zustimmend. „Na los“, fordert er mich auf und lässt von mir ab. „Du gehst duschen, dann ziehst du dich an und ich koche uns was. Und dann machen wir es uns auf dem Sofa bequem.“ „Guuuter Plan“, murmele ich, während ich gedanklich schon unter der Dusche stehe. Es riecht wunderbar, als ich die Küche betrete, meine Haare noch nass und ein wenig tropfend. Christopher hat den Tisch gedeckt. Sogar eine kleine rote Kerze hat er angezündet. Er lächelt, als ich mich setze und tut mir sofort die Pasta mit der frischen, Champignon-Sahne-Sauce auf. Zwei Gläser Wein stehen schon bereit und wir stoßen an. Christopher trägt eine alte schwarze Jeans und ein eng anliegendes, weißes T-Shirt. Er ist fast genauso lecker wie das Essen, welches er gekocht hat. Nein. Leckerer. Ich liebe ihn in seinen Anzügen, er sieht wirklich zum Anbeißen aus, wenn er so professionell daherkommt und diese Kühle eines Businessmans ausstrahlt; aber auch in diesen legeren Klamotten ist er attraktiv und übt eine starke Anziehungskraft auf mich aus. „Was starrst du mich denn so an?“, fragt er grinsend und ich fühle mich ertappt. „Äh. Nur so“, entgegne ich und grinse ebenfalls. Er belässt es dabei und wir plaudern, während wir weiter essen. Ich erzähle ihm ein bisschen, was ich heute gelernt habe und was für Fächer ich bald belegen muss und was für ein Buch ich als nächstes anfangen will. Und er erzählt von einigen witzigen Beobachtungen, die er während des Tages getätigt hat. Über seine Mandanten spricht er nicht. Darf er nicht. Will er nicht. Und es ist in Ordnung. Ich mache den Abwasch, während er schon den Fernseher einschaltet und das Sofa vorwärmt. Als ich das Wohnzimmer betrete, richten sich seine Augen umgehend auf mich und er schiebt die Wolldecke beiseite, lädt mich mit dieser Geste und einem warmen Lächeln zu sich ein. Und diese Einladung nehme ich natürlich sofort an und kuschele mich an ihn. Sein warmer Arm legt sich um meine Schulter. Besitzergreifend, beschützend, zärtlich. Er küsst meine Stirn und nippt dann wieder an seinem Wein. Ich streichele ganz langsam über seine von Stoff bedeckte Brust. Mein Kopf ruht auf seiner Schulter während irgendeine Komödie läuft, die wir einfach so betrachten, ohne den Sinn oder die Handlung wirklich zu verstehen. Aber das ist egal. Die Hauptsache ist, dass wir hier zusammen sitzen, dass ich seinen Körper an meinem spüren kann, dass Christopher sich nach einem harten Arbeitstag ausruhen kann. „Bist du morgen hier, wenn ich heimkomme?“, fragt er nach einer Weile. „Leider nicht, ich muss morgen einige Bücher wegbringen und dachte mir, ich treffe mich noch mit Frank. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ist das schlimm?“, entgegne ich und schaue hoch. Er lächelt milde. „Ist nicht schlimm“, sagt er dann und seine Augen richten sich auf mich. Seine Lippen gleiten ganz vorsichtig über meine. „Aber ich will, dass du am Sonntag hier bist. Verstanden?“ „Natürlich“, sage ich und lasse meine Lippen sachte über seinen Hals wandern. Er seufzt ganz leise, wohlig und ich fühle, wie er sich weiter in das Polster der Sofas sinken lässt. Wenn uns jemand so sehen könnte, würde er wohl niemals auf die Idee kommen, dass wir ein BDSM-Pärchen sind. Ich muss bei diesem Gedanken grinsen und kuschele mich noch weiter an Christopher. Ich fühle mich so wohl bei ihm. Ich bin einfach nur glücklich. Und der Sex heute war wieder wundervoll… Was er wohl Sonntag mit mir vorhat? Ob er mich wieder in die Box sperren wird? „Ich bin müde, lass uns ins Bett gehen…“, murmelt er und knipst die Glotze aus. Diesmal bin ich derjenige, der ihn beinahe ins Schlafzimmer tragen muss. Er schläft sofort ein. Er arbeitet manchmal einfach zu hart. Ich betrachte ihn schweigend, während er leicht anfängt zu schnarchen und mich damit zum kichern bringt. Und dann spüre ich wieder den Schmerz durch meinen Körper zucken. Christopher war heute sehr ungeduldig… Manchmal liebe ich das. So wie heute. Aber ich kann mich an einige sehr unangenehme Momente aus der Vergangenheit erinnern, in denen Christopher einfach zu viel gearbeitet hatte und… die Kontrolle verlor. Kapitel 10: 10 -------------- Meine lieben Leser, bitte entschuldigt, dass ihr sooooo lange auf ein Kapitel warten musstet! Ich hoffe, dass dies nicht wieder passieren wird. Ich habe all anderen Projekte aufs Eis gelegt, um mich in der wenigen freien Zeit, die mir noch bleibt, voll und ganz auf diese Geschichte konzentrieren zu können :) Stolz darf ich auch sagen, dass meine bereits fertiggestellte Geschichte "Flatmates" für den FFGA nominiert wurde, was mich umso mehr motiviert, im Allgemeinen noch BESSER zu schreiben. Immer weiter her mit Kritik, damit ich mein Ziel verfolgen kann. So, und nun tauchen wir wieder gemeinsam ins Leben von Christopher und Niko ein. Ich habe sie vermisst! Eure Isis - - - 10 Vielleicht wäre es leichtsinnig von mir fortzufahren… Andererseits ist mein Kopf zu gefüllt mit diesen zum Teil beschwerenden, zum Teil beflügelnden Gedanken, die wie ein Transrapid durch die Wirrungen meines mentalen Zentrums rasen und eine unverkennbare Spur hinterlassen, einen Nachhall, der nicht verklingen will und mich immer wieder dazu zwingt, bestimmte Erinnerungen abermals zu durchleben, sie zu genießen. Und dennoch mutmaße ich, dass ihr Christophers Fehlverhalten, seine minimalen Ausrutscher, die der Vergangenheit angehören, nicht verstehen könntet, wüsstest ihr nicht mehr über uns, über unseren Anfang, unseren Weg. Ja, natürlich; am Abend meines 21. Geburtstages hatte er mir gesagt, was er von mir verlangte, wie er sich unsere Zukunft vorstellte und was ich tun müsste, damit diese real werden könnte. Aber nein, es ist nicht einfach das Gesagte in Taten umzusetzen. Es ist kein simpler Übergang, bei dem die Grenzen in einem unsichtbaren Korridor verschwinden, vom Nichts aufgefressen werden. Das Leben ist kein Film. In der Realität gibt es keine Ausblendungen, keine Verkürzungen der harten Arbeit, welche die Schwere dieser untergraben. Es gibt keine Blenden, die das Hässliche verdecken und man kann keinen Cut dann setzen, wenn es am Schönsten ist. Die Story geht weiter und es gibt nichts, was man tun kann, es gibt keinen Plan B, keine Fernbedienung und niemanden, der das Skript so verändern könnte, dass es immer nur gut läuft, dass alles eine einzige, gerade Linie ist. Man kann sein Leben nicht über Nacht verändern, keine 180°-Wendung vollführen. Als ich als 21-Jähriger erwachte, verspürte ich zum ersten Mal eine Ungewissheit über meinen eigenen Sinneszustand: Die Schwere des Schlafes lastete noch immer auf mir, nur langsam sammelte sich die Energie und floss in meine erwachenden Körperteile, ich rührte mich, streckte vorsichtig die Beine. Bedächtig öffnete ich meine Augen und ließ mir Zeit, mich an die Helligkeit meines Schlafzimmers zu gewöhnen. Und als ich meinen Kopf zur Seite neigte, wusste ich nicht, ob ich noch schlief und einen viel zu realen Traum erlebte, oder ob es die Wirklichkeit war, die wie ein Traum erschien. Dort lag er, nur halb bedeckt mit der hellgrauen, weichen Decke. Christopher. In meinem Bett. Der Mann, den ich so sehr begehrte, der meine Gedanken durcheinander brachte und mich verbotene Gefühle spüren ließ. Mein Adonis. In meinem Bett... Seine Haut war so klar. Ich ließ meinen Blick über den zum Teil entblößten Rücken wandern, diesen athletischen Rücken, über seine leicht muskulösen Arme. Ein sachter Schauer ergriff mich, als ich seine Hände ansah und sich Erinnerungen der vergangenen Nacht in mein Bewusstsein drängten. Mit unseren Fingern hatten wir den Körper des anderen erkundet, mit so viel Zärtlichkeit und aufkeimender Leidenschaft hatten wir uns angefasst, gestreichelt, geneckt. Hatte ich ihn so überzeugt, hier zu übernachten, oder hatte er es von Anfang an geplant? Bei diesem Mann konnte ich mir einfach nicht sicher sein. Zu oft hatte er mich bereits wie ein offenes Buch lesen können. Zu sehr hatte er meine Antworten und mein gesamtes Vorgehen kalkulieren können. Und was mich am meisten verwunderte war die Tatsache, dass es mir nichts ausmachte; dass es mir sogar eine Art Sicherheitsgefühl vermittelte. Vielleicht stachelte mich diese Sache auch nur weiter an. Wer kann das schon mit Sicherheit definieren? Ich ließ meinen Blick erneut über seine Haut streifen und endlich sein hübsches Gesicht erfassen und zuckte unmerklich zusammen, als ich erkannte, dass er mich mit diesen verführerischen, blauen Augen bereits seit einiger Zeit betrachtete. Sein Haar hing ihm etwas fransig ins Gesicht. Das war das erste Mal, dass ich es nicht perfekt frisiert sah. „Guten Morgen“, murmelte er plötzlich und mein Herz machte einen kleinen Sprung; seine Stimme war leicht heiser und dennoch immer noch so melodiös. „Hey...“, brachte ich heraus und konnte meine Finger nicht zurückhalten, die sich unaufhaltsam zu seiner Stirn schlichen, um die blonden Strähnen aus seinem Gesicht zu streichen. Ich schaffte es nicht, sie wieder zurückzuziehen. Christopher hatte direkt nach meinem Handgelenk gegriffen. Mit einem Ruck lag ich auf meinem Rücken. Und er war über mir, grinste schelmisch und ließ seine Lippen auf die meinigen sinken, so zärtlich, im völligen Kontrast zu seinen Händen, die sich nun beide schmerzvoll um meine Handgelenke wanden und meine Arme in die Matratze pressten. Ich war wieder einmal gefangen. Christopher dachte scheinbar nicht daran, mich loszulassen, während seine Zunge meine Wangenknochen nachzeichnete und sich zu meinem Ohr schlängelte, in das er wisperte: „Hast du gut geschlafen...?“ Gegen die Gänsehaut in meinem Nacken konnte ich nichts tun. Gegen den Schauer, der den Rest meines Körpers entlang schlich, ebenfalls nicht. Und gegen das leichte Kribbeln in meinem Bauch wollte ich schlicht und einfach nichts unternehmen. „Mhm...“, schnurrte ich und schloss meine Augen, um die Begegnung mit seiner Zunge verstärkt genießen zu können. „Und... du?“ Er ließ umgehend ab von mir und als ich die Augen öffnete, betrachtete er mich lächelnd neben mir sitzend, während mein Innerstes sofort nach absolutem Körperkontakt schrie. Nur die Decke bedeckte seine Scham… Seine Haut war völlig freigelegt, nur wenige Zentimeter von mir entfernt… „Auch wenn dein Bett eigentlich ziemlich unbequem ist, war es doch sehr angenehm…“, entgegnete er schließlich und dieses mir schon fast vertraute süffisante Grinsen umspielte seine Lippen. „Ist nicht gerade das teuerste gewesen…“, murmelte ich und betrachtete seine makellose Brust. „Nun, solange es noch steht, wenn wir… gewissen Aktivitäten nachgehen, werde ich mich nicht beschweren“, verkündete er dann und mein Pulsschlag beschleunigte sich bei diesen Worten. Meine Fantasie ging mit mir durch und ich erschrak ein wenig, als Christopher plötzlich wieder nach meinem Handgelenk griff und mich galant an sich presste. Sein Körper war so warm, fast schon heiß. Seine Finger verfingen sich in meinem Haar und genau an diesem zog er meinen Kopf harsch zurück. Unsere Augen trafen sich im selben Moment und in seinem Blick konnte ich Verlangen und Zärtlichkeit erkennen, mit diesem gewissen Hauch an Bedrohung, der immer von ihm ausging. Dieser süßen Bedrohung… Ohne Vorwarnung leckte er über meine Lippen und ich keuchte auf; seine Zunge glitt umgehend in meinen Mund, unsere Lippen prallten aufeinander. Wir küssten uns leidenschaftlich und ich meinte bald durchzudrehen, als Christophers Hände währenddessen meinen nackten Rücken entlang strichen und er mir fest in die Pobacken kniff. Ich umklammerte ihn umso heftiger und er stieß mich nicht fort. Wir blickten uns in die Augen. „Du wirst jetzt aufstehen, schnell duschen und dann sofort zum Bäcker gehen, um uns frische Brötchen zu holen. Wenn dein Kühlschrank leer ist, machst du noch einen Abstecher in den Supermarkt, verstanden?“, sagte er und seine Stimme war streng. Ich nickte und sofort wurde mein Kopf abermals nach hinten gerissen, an meiner Kopfhaut ziepte es und ich blickte in kalten Stahl. „Hast du dir das immer noch nicht gemerkt?!“, zischte er und seine Stimme schien Gift zu versprühen. „Doch, Christopher“, wendete ich ein und er zog nur noch kräftiger an meinen Haaren. „Keine Widerworte, Niko…“, tadelte er mich ruhig. „E-Entschuldigung“, gelang es mir zu stottern, dieser strenge Blick machte mich ganz wirr im Kopf. Er war phänomenal. „Also, noch mal: Hast du verstanden, was ich dir aufgetragen habe?“, wiederholt er bestimmt. „Ja, Christopher…“ Ein kaltes Grinsen tauchte in seinem Gesicht auf und er ließ ab von meinen Haaren, strich mit seiner Hand gar zärtlich über meine Wange. „Gut“, bemerkte er dann vollkommen milde. „Geh jetzt.“ „Ja, Christopher”, plapperte ich völlig überflüssig, als ob unter eine leichte Dosis Drogen gesetzt, als ich aufstand und auf die Schlafzimmertür zu ging. Dass ich komplett nackt war, fiel mir erst auf, als ich bereits im Badezimmer stand. Ob er mich wohl mit seinem Blick aufgefressen hatte? Ob seine Augen mir wohl unverhohlen gefolgt waren? Ich konnte mich nicht beruhigen, als ich unter der Dusche stand, bedacht, diese Prozedur so schnell wie möglich hinter mich zu bringen. Darauf achtend seine Anweisungen zu befolgen. Anweisungen. Anweisungen. Ja, genau das war es, was Christopher mir gegeben hatte. Anweisungen. Das waren Anweisungen von meinem… Master… Ich lehnte den Kopf gegen die kalten Fliesen und schloss die Augen, atmete bewusst tief ein. Und wieder aus. Und wieder ein, und wieder aus… Nichts war mit dem Gefühl welches ich in diesem Moment verspürte vergleichbar. Egal wie tief ich in meinem emotionalen Gedächtnis, einer mentalen Karteikarte, zu stöbern vermochte, ich wusste, dass ich absolut keine Parallele aus der Vergangenheit finden würde. Noch nie hatte eine Empfindung mich so eingenommen. Noch nie hatte ich solch eine Empfindung gespürt. Es sich vorzustellen hatte sich bereits fantastisch angefühlt. Doch jetzt, in dem Augenblick, in dem ich mir selbst vor Augen führte, dass die wilde Fantasie Realität geworden war, das war tausendfach intensiver und aufregender. Es war fast so, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegreißen – und ich würde es genießen. Ich erschrak. Wie lange hatte ich meinen Kopf an den Fliesen gelehnt? Ich musste mich doch sputen! Wieder einmal rutschte ich beinahe auf dem Badezimmerboden aus, als ich eiligst nach einem Handtuch griff und mich ebenso schnell abtrocknete. Als ich ins Schlafzimmer stürmte, saß Christopher in seiner schwarzen Boxershorts bereits an der Bettkante und schenkte mir einen überaus strikten Blick. „Das verstehst du unter einer schnellen Dusche?“, bemerkte er ungerührt, als ich in meiner Kommode wie ein Wilder nach frischer Unterwäsche wühlte, in die ich schneller als schnell schlüpfe. „Es tut mir Leid… Christopher“, sagte ich und er grinste daraufhin kurz. „Brav“, sagte er dann und als ich mich nicht rührte, verschärfte sich seine Stimme und er tadelte mich barsch mit einem „Wird’s bald?!“ Umgehend schlüpfte ich in eine Jeans, schnappte mir mein Portemonnaie und die Schlüssel, die tatsächlich im Flur lagen, und eilte hinaus. Die Sonne lugte ab und an hinter den hellgrauen Wolken hervor, es war relativ mild für März und dennoch fröstelte ich leicht. Ich rannte regelrecht zum nahe liegenden Bäcker, um mich aufzuwärmen und natürlich, um nicht zu trödeln und Christopher nicht zu enttäuschen… Eine Minute. Zwei Minuten. Fünf Minuten. Wieso waren denn nur so viele Menschen auf einmal auf die glorreiche Idee gekommen, frisches Gebäck für ihr Frühstück zu besorgen? Wieso gerade jetzt, heute, genau zu dieser Uhrzeit? Acht Minuten. Zehn. Mit der gut gefüllten Brötchentüte unter dem Arm stürmte ich mehr als rannte in Richtung des Supermarktes. Ich war gerade an der Fleischtheke angelangt, als mein Handy anfing zu vibrieren. Christophers Nummer stand auf dem Display. „Ja?“, ging ich erwartungsvoll an das Gerät. „Komm sofort wieder zurück, das dauert mir zu lange“, hörte ich seine genervte Stimme am anderen Ende. „Gib mir noch zehn Minuten oder so, ich bin gerade schon im Supermarkt“, sagte ich, doch weiter kam ich gar nicht. „Niko.“ Seine Stimme war ruhig, doch der strenge Unterton war deutlich präsent. „Ich habe gesagt, du kommst sofort zurück.“ Scharf betonte er die letzten Worte und ein Schauer jagte über meinen Rücken. Er hatte schon aufgelegt, als ich das Mobiltelefon noch immer gegen mein Ohr presste. Eine vorbeigehende Dame streifte mich mit ihrem gleichgültigen Blick. Die wenigen bereits ausgesuchten Artikel – Frischkäse und Milch – legte ich zurück. Dann eilte ich hinaus. Ich rannte zurück, nahm zwei Stufen gleichzeitig. Meine Hand zitterte, als ich die Haustür aufschloss. Mit einem lauten Knall fiel sie ins Schloss und ich fand mich umgehend mit meinem Rücken gegen sie gepresst, Christophers Gesicht direkt vor meinem, seine Augen ein einziges, arktisches Meer. „Niko“, wiederholte er mit derselben kalten Stimme, die ich vor wenigen Minuten bereits über den Hörer gehört hatte. „Sieh mich an“, befahl er, als ich auf den Boden blickte. Sofort richtete ich den Blick wieder auf ihn. „Das müssen wir noch üben“, fügte er ruhiger hinzu, mein Kinn umfassend. „Wenn ich dir einen Befehl gebe, hast du ihn zu befolgen, verstanden?“, sprach er mir ruhig vor. „Ja, Christopher“, antwortete ich direkt und er grinste minimal. „Das Antworten scheinst du endlich kapiert zu haben“, fuhr er in dieser leicht blasierten Art und Weise fort, die mich so antörnte. „Wenn du einen Befehl befolgst, belohne ich dich. Wenn du einen Befehl missachtest, bestrafe ich dich. Kapiert?“ „Ja, Christopher“, flüsterte ich, weil ich in diesem Blau versank… „Gut. Und was hast du eben getan?“ „…deinen Befehl missachtet?“, vollendete ich den Satz und er nickte ernst. „Und die Konsequenz wird also sein, dass ich was tue…?“ „…dass du mich bestrafst…“ „Genau“, hauchte er und führte mich immer noch am Kinn festhaltend in einen sanften Kuss, bei dem unsere Zungen vorsichtig übereinander glitten. Dann nahm er mir die Brötchentüte, die ich noch immer umklammerte ab und legte sie auf der neben uns stehenden Kommode ab. Sein Blick wanderte umgehend zurück zu mir, es prickelte förmlich auf meiner Haut. „Zieh deine Hose aus“, flüsterte er dann direkt in mein Ohr und ließ von mir ab, ging einen Schritt nach hinten, um mir Raum für Bewegung zu gewähren. Sofort tat ich, was er sagte. Als ich den Bund meiner Boxershorts anfasste, hielt er meine Hand auf. Ich sah ihn an und er lächelte. „Das reicht schon“, sagte er dann mit solch einer milden Stimme, die mich an süßen Honig denken ließ. „Dreh dich um“, instruierte er im selbigen Ton und ich tat es, langsam drehte ich ihm den Rücken zu. Er führte meine Hände über meinen Kopf und presste sie sanft gegen das dicke Holz der Haustür. „Bleib so“, flüsterte er in mein Ohr und ich schloss die Augen. Ganz genau konnte ich seine warme Hand spüren, die sich auf meine rechte Pobacke legte. Es klatschte. Und ich zuckte zusammen. Leichter Schmerz durchfuhr meinen Hintern. Christopher hatte mir einen Klaps verpasst. Nun ruhte seine Hand erneut auf meine Pobacke. Dann holte er wieder aus. Mit jedem Klaps wurde er etwas gröber, sein Schwung härter. Ich keuchte auf. Es war so aufregend, dieser seichte Schmerz, diese minimale Tadelung. Ja, gelegentlich hatten mit meine vorherigen Sexpartner und/oder Freunde auch einen Klaps gegeben. Allerdings als Scherz, oder nur beiläufig, bevor es richtig zur Sache ging. Nicht so. Nicht auf diese Art und Weise, mit diesem Hintergrund. Ich schluckte. Es schien, als würde jeder Klaps, den Christopher mir gab, Blut in mein Geschlecht pumpen. Eins… Zwei… Drei… Ich war vollends hart. Und genau dann verließ mich Christophers Hand. Ich öffnete die Augen und konnte mich nicht bewegen. Unschlüssig starrte ich die Haustür an. „Dreh dich um“, drang seine sanfte Stimme zu mir und ich tat es. „Hat es dir gefallen?“, fragte er mich direkt. Und während ich nickte, antwortete ich gehorsam: „Ja, Christopher.“ Er lachte genüsslich. „Los, zieh dich wieder an, wir gehen auswärts frühstücken“, meinte er dann und ließ von mir ab, um seine Jacke zu greifen. War ich zunächst verwirrt, mein Finger bereits auf die Bäckertüte verweisend, warf Christopher mir einen verspielt-ermahnenden Blick zu, der mich zum Schweigen brachte. Es war nicht weit. Als wir an einer roten Ampel hielten, drehte Christopher mir den Kopf zu. „Ich hoffe, das war nicht zu viel für den Anfang?“, fragte er dann. Ich lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. Und dann erschrak ich und korrigierte mich sofort. „Nein, Christopher“, lautete meine neu gewählte Antwort. „Du brauchst mir jetzt nicht so zu antworten“, sagte er daraufhin ernsthaft und seufzte leicht lächelnd und ich biss mir auf die Zunge. „Sorry“, murmelte ich. Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Macht nichts, wir… sind noch ganz am Anfang von all dem… Wir kriegen das schon hin.“ Christopher parkte den Wagen in einer der Tiefgaragen in der Innenstadt. Von dort aus waren es nur fünf Minuten zu Fuß zu dem etwas größeren Bistro, an dem ich schon öfters vorbeigelaufen war. Wir bestellten die Frühstücksplatte für zwei Personen und ich genoss den heißen, frisch gebrühten Kaffee, der vor meiner Nase vor sich hindampfte. Wann immer ich Christopher anblickte, wurde mir aber noch wärmer. Wir waren ein Paar. Wir frühstückten als Pärchen und nicht zwei Menschen, die noch nichts Wirkliches verband. Christopher war jetzt mein Freund. „Na, was geht dir durch den Kopf?“, fragte er mich plötzlich. „Na, dass wir jetzt endlich ein Pärchen sind!“, antwortete ich ihm direkt und er grinste. „Macht dich das glücklich, ja?“, hakte er nach und ich nickte. „Mich auch“, sagte er dann und ich hätte am liebsten einen dämlichen Purzelbaum geschlagen. Wirklich, was war mit mir los? „Musstest du denn vielen deiner Freunde absagen?“, wechselte er plötzlich das Thema. „Absagen? Ach, ja! Wegen Geburtstag meinst du?“ „Genau.“ „Ich hab Frank versprochen, dass wir dann sehr bald ein Bier trinken werden.“ „Frank…“, sinnierte er kurz. „Das war dein Schulfreund, richtig?“ „Ja, genau“, antwortete ich und war sogar ein bisschen glücklich, dass er sich etwas über mich gemerkt hatte. „Und du sagtest auch mal etwas von zwei Kommilitonen…?“ „Paul und Markus“, erwiderte ich und erinnerte mich daran, auch auf deren SMS zu antworten, denn auch die beiden wollten noch ein wenig mit mir „nachfeiern“. „Sonst niemand, mit dem du dich gut verstehst?“, hakte er weiterhin interessiert nach. „Naja, es gibt noch diese Mareike, die ist irgendwie mal kurz mir Paul zusammen gewesen und die sind jetzt mehr gute Freunde als alles andere, die kommt halt manchmal mit. Wenn wir denn mal weggehen…“, erläuterte ich. „Aber du verkriechst dich gern und verbringst das ganze Wochenende gerne mal allein in deiner Bude…“, sagte er daraufhin süffisant und grinste mich an. Schlagartig wurde mir bewusst, dass dies genau die Worte waren, die ich ihm bei einem Long Island Ice Tea, bei der Ausstellung in der Energieleitzentrale, gesagt hatte. Er hatte sie sich absolut gemerkt. Ich konnte gar nicht antworten, konnte nur dämlich grinsen. Er aß die letzten Bissen seines Croissants mit der wirklich guten Himbeermarmelade auf und nahm einen Schluck seines Kaffees. „Hast du gar keinen Kontakt zu deinen Stiefgeschwistern?“, fragte er dann. Ich schnaubte. „Ich sehe die nicht mal als Stiefgeschwister an“, meinte ich dann. „Ich hab die vielleicht ein oder zwei Mal gesehen, die interessieren mich nicht.“ „Hm“, machte er und musterte mich. „Wie sieht es denn mit der Offenheit in deinem Mini-Freundeskreis aus?“, lautete seine folgende Frage. „Hm?“, machte nun ich, weil ich nicht genau verstand, was er mit Offenheit meinte… Wollte er… Dass alle wussten, was wir… hinter verschlossenen Türen machen würden…? „Wissen deine Freunde, dass du schwul bist?“, erklärte er dann ruhig. „Achso…“ Ich ließ die Luft aus meinen Lungen und musste etwas beschämt grinsen. „Äh, ja. Tun sie. Frank natürlich länger als die anderen, weil, äh, wir uns natürlich länger kennen. Aber… Paul und Markus sind da auch ziemlich offen, nicht so, wie der ganze Spießerrest da…“ Christopher lachte kurz. Und dann sah er mir tief in die Augen. „Ich will, dass du ihnen erzählst, dass du mit mir zusammen bist“, erklärte er dann, ohne den Augenkontakt mir mit zu brechen. „Du gehörst mir, Niko, verstanden?“ Seine Stimme war erneut hart, hatte diesen süffisanten Unterton angenommen und ließ mich erneut leicht erschaudern. Und irgendetwas an seinem härter werdenden Blick sagte mir, dass jetzt genau der richtige Zeitpunkt war mir „Ja, Christopher“ zu antworten; als ich dies tat lächelte er zufrieden und mein Herz raste wie wild. „Gut“, sagte er dann knapp. „Was für eine Art der Beziehung wir führen, geht nur uns etwas an“, fuhr er mit leicht gesenkter Stimme fort. „Aber ich will, dass wir klare Verhältnisse schaffen. Ich fordere absolute Loyalität von dir. Und ich kann dich auch versprechen, dass auch ich dir absolut treu sein werde, verstanden?“ „Ja, Christopher“, wisperte ich. „Ich will, dass du unsere Beziehung nicht verheimlichst und ich möchte die Leute, mit denen du dich abgibst, auch schon sehr bald kennen lernen. Was hältst du davon, deinen Geburtstag am kommenden Samstag nachzufeiern?“, schlug er mir vor. „Äh, ja und wie und wo? Ich hab zwar ein bisschen Geld bekommen, von meinem Vater, aber das wollte ich lieber sparen, weil ich in letzter Zeit eh so blank war…“, murmelte ich und Christopher lächelte. „Ich gebe die Party natürlich aus. Wie wäre es mit einer Cocktailbar? Oder deiner Lieblingsdisco?“ „Ich hab keine Lieblingsdisco…“, murmelte ich. „Wo geht ihr denn sonst immer weg?“ „Das variiert…“ „Gut, dann frag deine Freunde, worauf sie Lust haben, verstanden?“ „Ja, Christopher“, antwortete ich und er ergriff ganz zärtlich meine Hand. „Das klappt wirklich schon sehr gut…“, säuselte er mehr dann als er es sagte und ich lächelte. Seine Finger waren so wundervoll warm… „Komm, ich fahr dich nach Hause“, verkündete er nach einigen Minuten, in denen unser Geschirr abgeräumt wurde und er natürlich die Rechnung zahlte. „Ähm, bleibst du dann noch…?“, fragte ich ihn erwartungsvoll und er schüttelte den Kopf, während er den Wagen bereits startete. „Ich muss leider ein wenig Arbeit nachholen“, erklärte er mir dann. „Schade…“ Seine Finger umfassten mein Kinn ganz vorsichtig und er drehte meinen Kopf zu sich, sodass wir uns anblicken konnten. „Keine Sorge, Kleiner“, sagte er dann mit tiefer Stimme. „Wir werden und schon noch oft genug sehen… Zum Beispiel morgen Abend. Wir haben schließlich… noch sehr, sehr viel zu klären…“ Es war seltsam still in meiner Wohnung. Ich verspürte eine ungewöhnliche Leere, als ich mich allein aufs Sofa plumpsen ließ. Einige Minuten verstrichen, in denen ich einfach nur dasaß und all Einzelheiten meines Geburtstages und der vergangenen Stunden in meinem Kopf erneut analysierte, mir diese extraordinären Bilder, Szenen, vor die Augen führte. Ich fühlte ein sonderbares Kribbeln in meinem Bauch. Ich musste grinsen. Master… BDSM… Großer Gott. Was wohl noch auf mich zukam? Ich. Ich als Sklave. War das nicht eigentlich ein abstruser Gedanke? Christopher… Ja. Ein neues Kapitel meines Lebens. Vielleicht auch eine völlig neue Geschichte, mit mir als Protagonist. Ich konnte mich nicht davon abhalten erneut ins Netz zu gehen, erneut auf diesen ganz bestimmten Seiten zu surfen und etliche Folterinstrumente abermals zu begutachten, von Praktiken zu lesen, die mir die Hitze ins Gesicht trieben, eine Gänsehaut verschafften und meine Gedanken in eine völlig wirre Fantasiewelt abdriften ließen… Das würden sicherlich sehr interessante Semesterferien werden… Ich muss seufzen, während ich daran denke. Ich hätte jetzt auch gerne wieder zwei Monate frei. Stattdessen muss ich mich mit dämlichen Projekten herumschlagen und nach einem Praktikumsplatz für das kommende Semester suchen und wenn ich ehrlich bin, verspüre ich so gar keine Lust, mich mit richtiger Arbeit zu befassen, über meine berufliche Zukunft nachzudenken. Gott sei Dank ist mit meinem Vater bereits abgeklärt, dass ich auch meinen Master nach meinem Bachelorabschluss machen kann, den ich am Horizont schon erkennen kann… Erneut seufze ich und stehe endlich auf. Christopher ist schon längst verschwunden, irgendeinen Mandanten treffen. Meine Kleidung liegt gefaltet auf der Kommode, meine kleine Reisetasche steht auf dem Boden. Träge mache ich mich fertig, frühstücke – gewillt alles sauber zu hinterlassen, damit mein Freund nicht durchdreht – und schleppe mich dann irgendwie zur Uni, zur großen Bibliothek, um wieder einmal feststellen zu müssen, dass ich um 5 Euro ärmer bin, da die Leihfrist eines Buches bereits letzte Woche abgelaufen ist. Verdammt. Die kommende Vorlesung verpasse ich fast, weil ich sie schlicht und einfach vergessen habe. Vielleicht auch, weil mein Kopf einfach noch zu gefüllt ist mit den Erinnerungen der vergangenen zwei Tage…? Das mit dem Ingwer… Davon hatte ich sogar schon öfters gelesen, aber es wirklich selbst (in mir) zu spüren, das war eine völlig andere Sache… Ich hoffe, Christopher wendet diese Art der leichten Bestrafung erneut an… Nein, ich weiß, dass er es tun wird. Ganz sicher. Wenn wir etwas ausprobieren, was uns beiden äußerst gefällt, dann nehmen wir es in unser kleines Repertoire auf. Und dieses ist wirklich schon sehr groß… Christopher lässt sich dennoch immer wieder neue Dinge einfallen. Es wird einfach nie… langweilig. Es ist immer… aufregend. Ich weiß mittlerweile auch gar nicht mehr, wie ich mit meinem vorigen, völlig „normalen“ Sexleben zufrieden sein konnte… Und derweilen frage ich mich auch, ob ich es überhaupt mal gewesen bin und ob ich nicht erst Erfüllung mit Christopher an meiner Seite gefunden habe? Kilian behauptet des Öfteren, dass viele Menschen für BDSM prädestiniert sind und erst mit der Ausübung der Praktiken, als Master oder Slave, ihre allgemeine Zufriedenheit mit ihrem Leben erlangen. Vielleicht trifft das tatsächlich auch auf mich zu? Ich habe mir schon öfters diese Frage gestellt, bereits lange darüber nachgedacht. Ich bin zufrieden. Ich bin glücklich. Vor Christopher habe ich noch nie so intensiv geliebt… Wenn ich an Marcel zurückdenke, wird mir bewusst, was für ein kaltes Arschloch ich eigentlich war, wie desinteressiert ich meinen Partnern gegenüber sein konnte, wie wenig mich tief berührte. Bis ich Christopher traf… Ja, vielleicht hat Kilian wirklich irgendwie recht… Als ich an Kilian denke, ergreift mich plötzlich auch leichte Panik. Nächste Woche Donnerstag ist Stammtischtreffen und wenn ich das vergesse, reißt Christopher mir den Kopf ab. Ich wühle in meiner Tasche und trage es mir mit einem Rotstift in den Kalender ein. Im Handy speichere ich mir ebenfalls den Termin. Das Stammtischtreffen… Am Anfang der Beziehung mit Christopher hatte ich geglaubt, dass wir in der Tat mit niemandem über unser spezielles Verhältnis reden würden, nicht einmal minimal. Dass das allerdings gut tut, weiß ich mittlerweile auch. Dass man sich minimal austauschen sollte, verstehe ich. Vor allem gibt so ein Stammtischtreffen mit Freunden, die diese abstrusen Gefühle und Gedanken, die man im Stillen hegt, verstehen, einem ein sehr gutes Gefühl. Man trifft auf Gleichgesinnte. Und dass dies überaus positiv ist, das versteht vermutlich jeder. Auch wenn bei solchen Treffen BDSM nicht immer das Hauptthema darstellt. Und das ist auch gut so. Die meisten Sachen behalten wir für uns. Es geht schließlich nur uns etwas an. Es ist unser kleines Geheimnis. Und wir treffen uns schließlich auch mit Menschen, die nie etwas davon erfahren werden, die nicht im Geringsten mit dieser Szene vertraut sind. Und das ist auch gut so. „Hey!“ Franks Stimme schreckt mich auf. Er hält mir die versprochene DVD hin, ein neuer koreanischer Horrorfilm, eine kleine Anthologie. Ich liebe diese Sammlungen noch immer. Ich grinse ihn an, wir steuern die Mensa an. Ja, Frank gehört definitiv zu der Kategorie unserer Freunde und Bekannten, die niemals etwas davon erfahren werden. Ich muss kichern, als ich an das erste Treffen zurückdenke, welches Christopher mir damals vorgeschlagen hatte… Kapitel 11: 11 -------------- Alle bitte mal kur vor meiner Beta _Mondlilie_ dankend niederknien! (Christopher findet auch, dass das angebracht ist.) Da schreibe ich sie doch mit der Bitte an, das Kapitel am Wochenende zu korrigieren, und BÄM - liegt es in meinem Postfach :) Grüße an die Super-Beta *knutsch* - - - 11 Es ist laut in der Mensa. Welch anderer akustischer Zustand sollte dort zur Mittagszeit auch herrschen? Die Schlangen sind lang, es wird stickig und aus jeder Ecke weht einem ein anderer Geruch zu. Ein kulinarisches Erlebnis der anderen Art. Christopher würde es hassen, dessen bin ich mir sicher. Er würde mich am Arm packen und direkt ins Auto zerren, uns zu einem anderen Lokal fahren und sich erst beruhigen, wenn uns das teurere Essen in einer ruhigen Ecke mit feinem Besteck serviert wäre. Vielleicht sollte ich ihn mal hierher einladen? Frank entscheidet sich für die chinesische Pampe, die der Einfachheit halber aus Nudeln, Gemüse und Unmengen von Sojasauce besteht. Ich nehme, ebenfalls der Einfachheit halber, Pizza. Damit mache ich eigentlich nichts falsch. Nicht einmal ich könnte Pizza versauen. Obschon ich im Nachhinein vielleicht nicht unbedingt darauf wetten würde. Ich denke an meinen Kochversuch der letzten Tage... Wir brauchen 10 Minuten, bis wir endlich zahlen können und noch einmal fünf, um einen Platz zu finden. Ob wir unser Essen eigentlich noch warm genießen können? Frank begrüßt so viele Leute, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe und ich ignoriere die Handvoll, die ich kenne und die mir aus dem Augenwinkel hier und da mal auffallen. Gut, dass wir gerade den Platz in der rechten Ecke der kleinen Erhebung ergattert haben. Das Meer an konfusen Konversationen überrollt uns zwar auch hier, aber immerhin sind wir nicht komplett umzingelt von Menschen, die Pommes Frites, Burger oder den Tofuauflauf essen und dabei die seltsamsten Geräusche von sich geben können, die man während einer Audioanalyse vielleicht nicht einmal als annähernd menschlich klassifizieren könnte. „Ich glaube, wir sind jetzt zusammen“, mutmaßt Frank, als unser Gespräch sich mit der Frau befasst, die er vor einem Monat auf einer Studentenparty kennen gelernt hat. „Du glaubst?“, hake ich grinsend nach. „Naja, wir haben uns halt geküsst und danach sind wir händchenhaltend durch die Stadt gelaufen...“, erklärt er und stochert noch eine Weile in seinen quasi chinesischen Nudeln herum. „Das muss noch nichts heißen“, necke ich ihn und denke im Stillen an das Händchenhalten von Christopher und mir als noch nichts wirklich fest war und noch so vieles vor uns lag... Frank zuckt hingegen mit den Schultern. „Ich glaube aber schon, sie kommt auch heute Abend zu mir. Bleibt über Nacht“, fügt er grinsend an. „Na dann mal Glückwunsch“, erwidere ich ebenfalls grinsend. „Wie läuft's denn bei dir und Christopher?“, fragt er mich dann. „Gut“, sage ich knapp. „Er ist immer noch brutal zu mir, reißt an meinen Haaren, schnürt mir die Kehle zu, kettet mich an seine Folterinstrumente, lässt mich auf Knien vor sich rutschen und fickt mich gnadenloser denn je zuvor. Er gibt mir Befehle, schlägt mich und trainiert mich. Und ich liebe es.“ Was Frank wohl sagen würde, beendete ich meine Antwort so? „Ist was?“, hakt er nach, als sich meine Gedanken vermutlich deutlich in mein Gesicht geschlichen haben. „Nö“, versichere ich ihm. „Du hast bestimmt an etwas Versautes gedacht“, zieht er mich frech grinsend auf. „Vielleicht“, gebe ich zu. Scheiße, wenn Frank nur wüsste, wie heftig mein Hintern eigentlich von gestern weh tut... Mein Handy klingelt und ich krame eilig danach in meiner Tasche. Es ist Christopher. Auch diese Tatsache überrascht mich nicht. Es ist ein kleiner Kontrollanruf, wie er fast jedes Mal geschieht, wenn ich unterwegs bin. Nein, diese Art Kontrolle hat nichts mit rachsüchtiger Eifersucht oder nicht vorhandenem Vertrauen zu tun. Christopher setzt mich nicht unter Druck und ich fühle mich von seinen Anrufen keinesfalls belästigt. Ich weiß nur, dass ich süße Probleme bekommen könnte, würde ich seine Anrufe ignorieren. Aber das will ich auch gar nicht. Süße Probleme kann ich mir auch anders einhandeln. Die Fakten sind jene: ich bin Christophers Besitz. Und ein Besitzer hat nun mal das Recht, stets über den Verbleib und Status seines Eigentums informiert zu werden, nicht wahr? Er ruft nicht an, wenn ich eine Vorlesung habe. Und wenn ich in einem lauten Klub bin, schickt er mir eine SMS, damit ich nicht gezwungen bin, jenen zu verlassen. Er weckt mich nicht mitten in der Nacht, nur um mir eins auszuwischen oder früh am Morgen, wenn ich ausschlafen kann. Er ist kein Sadist. Jedenfalls nicht in dieser Beziehung. Ehrlich gesagt bin ich über jeden Anruf erfreut. Über sein anhaltendes Interesse an meinem Leben und an jedem meiner kleinen Schritte. Ich will alles mit ihm teilen und er lässt es zu. Außerdem habe ich mich ihm freiwillig untergeordnet und Christopher trägt nun mal so gut wie 24/7 die Kontrolle. „Amüsierst du dich mit Frank?“, fragt er mich nun neckend. „Ja, wir haben jede Menge Spaß“, antworte ich und grinse meinen Schulfreund dabei schelmisch an, der daraufhin nur die Augen verdreht. „So so...“, schmunzelt Christopher. „Es ist furchtbar laut bei euch. Wo seid ihr?“ „In der Mensa. Ist wie immer viel zu voll hier.“ „Und das Essen ist bestimmt fabelhaft“, fügt er spöttisch hinzu. Ich wusste, dass er es hassen würde. „Besser als nichts“, antworte ich ihm. „Du meinst, besser als deine... Kochkünste?“, betont er deutlich und seiner Stimme nach zu urteilen, grinst er. Ich lache kurz. „Keine Frage.“ „Ja, da müssen wir wirklich noch was machen...“ Es raschelt kurz in der Leitung. „Was hast du heute noch vor?“ „Vielleicht gehe noch ins Fitnessstudio. Da war ich schon lange nicht mehr...“, überlege ich laut. „Ja, da warst du in der Tat schon lange nicht mehr. Mach das. Es wird dir gut tun“, sagt er bestimmt. „OK, Christopher.“ Somit konkretisiert sich meine weitere Tagesplanung. „Ruf mich heute Abend an, wenn du wieder zu Hause bist, verstanden?“ „Ja, Christopher.“ „Gut. Bis dann. Schöne Grüße an Frank.“ Mein alter Schulfreund hat seine Nudeln aufgegessen und massiert sich kurz den Bauch, als ich meinen Blick wieder auf ihn richte. „Boah, das war echt viel...“, kommentiert er seine Nahrungsaufnahme. „Schöne Grüße von Christopher“, richte ich ihm aus und er nickt, während er sich bedankt. „Der ruft aber auch immer noch ständig an“, bemerkt er dann leicht lachend und ich grinse lediglich. Frank verspricht sich morgen zu melden, sobald Lisa aus dem Haus ist, und mir endlich die Beziehungsfrage 100%-ig zu beantworten. Ich drücke ihm die Daumen, wünsche ihm alles Gute. Eigentlich kann es ja nur besser werden. Ich erinnere mich noch an einige Damen an seiner Seite, deren Charakterzüge weitab der Grenze von Gut und Böse anzusiedeln wären. Ja, ich erinnere mich sogar ganz genau an eine bestimmte Lady. Ihr Name war Sarah. Und ich lernte sie genau an dem Abend kennen, als ich Christopher meinen Freunden vorstellte... Nachdem Christopher mir mehr oder weniger aufgetragen hatte, meine Freunde einzuladen, blieb mir gar keine andere Wahl. Und um ehrlich zu sein, freute mich die Tatsache, dass er sie kennen lernen wollte, sogar sehr. Denn ich hätte mit Sicherheit auch keine Lust gehabt, Christopher vor ihnen zu verstecken. Einen so erfolgreichen Fang konnte man niemandem vorenthalten. Ein wenig Stolz mischte sich in meine Gefühlswelt, ich wollte ihn als den meinigen präsentieren, mich mit ihm schmücken. Ich war so aufgeregt von all dem, was vorgefallen war, dass ich in dieser Nacht nach meinem Geburtstag kaum Schlaf fand. Naiv hatte ich auf eine SMS oder einen Anruf Christophers gewartet. Das letzte Mal, als ich auf mein Handy blickte, war es kurz nach sechs. Wann ich wohl letztendlich einschlief? Ich vermag es kaum einzuschätzen. Ich erwachte erst, als es draußen fast schon wieder dunkel war, mein Kopf fühlte sich schwer an und erst langsam schlich sich die Realität in mein Gedächtnis zurück, die Gewissheit, nun mit Christopher offiziell liiert zu sein. Während meines Frühstücks – ich hatte ja noch ein paar Brötchen übrig… - konnte ich die Augen nicht von meinem Display nehmen. Dieses Mal wartete ich nicht auf eine Meldung meines Freundes. Meines Freundes. Wie das klang… Nein, ich konnte es immer noch nicht begreifen an diesem Sonntagmorgen. Erst recht nicht, wenn ich mir vor Augen hielt, dass er heute Abend erneut zu mir kommen würde… Was wir wohl besprechen würden? Was er mit mir anstellen würde? Ich erzitterte leicht bei diesem Gedanken und starrte wieder das Mobiltelefon an, welches vor mir lag. Der Laptop war an und ich schaute nebenbei einen Horrorfilm im Stream. Allerdings nur nebenbei. Zu sehr waren meine Gedanken auf Christophers vorgeschlagene, oder besser gesagt – angeordnete – Geburtstagsfeier fokussiert. Sollte ich meine Freunde und Bekannten einfach anrufen? Oder doch lieber eine SMS schreiben? Vielleicht würde eine Rundmail auch mehr Sinn machen, um die Feier besser koordinieren zu können. Ich wusste gar nicht, worauf ich Lust hatte. Cocktails, Bier, Live-Musik, Disko? Nach einer halben Stunde der Überlegung, griff ich fast schon vom eigenen Zögern genervt, das Handy und rief Frank an. Er war und ist immer der erste, der mir einfällt und der mir Rat geben kann. Da ich Frank schon immer als meinen engsten Freund betrachtete, hielt ich es auch für angemessen, ihm als erstem von meinem Freund zu erzählen. Schließlich war es ja auch Frank gewesen, der mich des Öfteren auf meine veränderte Laune angesprochen hatte, wenn wir uns denn gesehen hatten. „Na, Geburtstagskind, das nun auch in den Staaten saufen kann!“, grüßte er mich direkt. „Dicker Schädel vom alleinigen Saufen?“ „Denkst du wirklich, ich sei so erbärmlich, dass ich alleine saufen würde?“, konterte ich grinsend. „Du hockst so viel alleine rum, da weiß man nie, was du eigentlich so treibst“, meinte er nur. „Touché“, murmelte ich. „Was gibt’s denn? Wann sehen wir uns? Wir müssen auf deine 21 anstoßen. Darauf bestehe ich.“ „Ich auch, darauf kannst du wetten!“ Wieso klopfte mein Herz so, als ich mir im Kopf schon die passenden Wörter zurecht legte, um ihm von Christopher zu berichten? Das war mit Marcel überhaupt nicht der Fall gewesen, ich hatte ihn Frank einfach so vorgestellt, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken oder irgendwie anders in Aufregung zu geraten. Und jetzt?! Dieser Christopher…! „Sag mal, hast du nächsten Freitag Bock? Ich will nachfeiern.“ „Ach, jetzt doch Party?“, hakte er erfreut nach. „Ja… Auch, äh weil ich dir und den anderen, äh, Gästen jemanden vorstellen will…“ Großer Gott, ich hörte mich wie ein verunsichertes Schulmädchen aus einem debilen Anime an. Fehlten nur noch die völlig übertrieben rot gezeichneten Wangen und großen Kulleraugen! „Jemanden vorstellen…?“ Franks Stimme schwang erwartungsvoll nach oben. „Ja, meinen Freund.“ „Ich wusste es doch …“, gluckste er. „Dann bin ich mal gespannt, wie heißt er?“ „Christopher.“ Ich war, froh, dass Frank keine weiteren Fragen stellte, dass er mit seiner Neugier, wenn überhaupt welche bestand, scheinbar bis Freitag warten und den neuen Mann an meiner Seite persönlich kennen lernen wollte. Ich flehte ihn an, mir zu sagen, wo wir hingehen sollten und er lachte mich aus. „Du musst echt mal mehr aus’m Haus“, sagte er und fing dann, laut zu überlegen, wo am Freitag etwas los war und wo es sich lohnen würde hinzugehen. Und so sollte es dann doch der neue Pub in der Nähe der Uni werden. „Der ist ziemlich groß und ziemlich geil eingerichtet und das Beste ist, dass man sich schön einen der großen Tische reservieren kann. Passt doch, oder?“, plapperte Frank. „Jau. Passt.“ „Äh, sag mal, kann ich Sarah mitbringen?“, fragte er dann vorsichtig. Richtig, da fiel es mir wieder ein. Frank war seit einigen Wochen mit ihr zusammen. Ich hatte sie auch noch gar nicht kennen gelernt. „Na, klar, das passt doch auch perfekt, lerne ich sie auch mal endlich kennen.“ „Jau. Passt.“ Und dann schrieb ich noch den Rest der „Meute“ an, per Email, weil es so am einfachsten war. Als ich sie abschickte, bemerkte ich, dass mein Herz noch immer in meiner Brust pochte. Vor allem, als ich den Satz „Bei dieser Gelegenheit kann ich euch allen auch noch meinen neuen festen Freund vorstellen“ erneut las. Ich räumte auf, duschte ausgiebig, setzte mich wieder an den Laptop. Noch hatte keiner zurückgeschrieben. Aber wahrscheinlich waren alle noch müde von Samstagnacht und versuchten, ihren Kater auszukurieren. Oder waren bei ihren Eltern essen, oder mit ihrem Partner im Kino. Oder was auch immer. Wieso war ich nur so nervös? Ein seltsames Gefühl war das… Beinahe schreckte ich auf, als die Klingel ertönte. War das… etwa Christopher? Ich blickte schnell auf die Uhr. Es war fast sieben. Er hatte mir gar keine Uhrzeit gesagt… Aber normalerweise hatte er sich immer angekündigt. Andererseits: Wer sollte mich sonst besuchen? Meine Mutter? Bei diesem Gedanken musste ich sogar kalt auflachen. Es war Christopher. Seine durch die Sprechanlage leicht verzerrte Stimme machte meine Knie wackelig und ich fragte mich, ob meine Wangen wohl tatsächlich in Anime-Rot getaucht waren. Und dann stand er schon vor mir und lächelte. Seine Augen erschienen mir wie zwei blaue Edelsteine, die mich anfunkelten und mich anzogen. Leise hatte er die Tür hinter sich geschlossen und trat nun auf mich zu. Umgehend fand seine Hand den Weg zu meinem Nacken. Zärtlich zog er mich in einen Kuss, während sich seine freie Hand zunächst um meine Taille wand und dann zu meinem Hintern wanderte und sanft hinein kniff. Ich umfasste seine Schultern und presste mich so dicht es nur ging an ihn. War ich bereits am zweiten Tag unserer Beziehung süchtig nach ihm? Als ich meine Lippen sachte spreizte und seine Zunge nach der meinigen erfolgreich suchte, meinte ich durchzudrehen. All das Herzpochen vorher war nichts im Vergleich zu dem Rhythmus, welchen das Organ nun erzeugte. Christopher ließ vorsichtig von mir ab und sah mir tief in die Augen. „Hallo, Niko.“ Seine Stimme klang beruhigend. „Hallo, Christopher“, antwortete ich gehorsam, woraufhin er grinste. „Wie war dein Tag?“, fragte er schließlich und fing an seine Jacke aufzuknöpfen. „Ich hab zu lange geschlafen, also hatte ich nicht wirklich was von ihm…“, gab ich leicht lachend zu. „Wie war denn deiner? Musstest du gestern noch viel machen?“, fragte ich ihn stattdessen. Im selben Moment hielt er mir seine Jacke hin. „Häng sie auf“, bat er mich knapp. Wahrscheinlich wäre es besser zu sagen: befahl er. Und auch wenn er fast direkt neben dem kleinen Ständer stand, nahm ich sie ihm ab und tat, was er mir gesagt hatte. Als ich mich ihm wieder zuwandte, strich er mir so zärtlich durch mein Haar, dass ich beinahe erschrak. Es fühlte sich so gut an, diese zärtliche Geste. Sie war so völlig anders als sein sonstiger, harscher Umgang mit meinem Haar… „Ich hatte viel zu tun“, antwortete er mir danach und schlenderte die wenigen Schritte bis zum Sofa. Auch heute trug er einen Anzug. Er war hellgrau. Er sah teuer aus. „Aber bevor du weiter nachfragst, stellen wir erstmal ein paar Regeln auf, OK?“ Er setzte sich und bedeutete mir freundlich, neben ihm Platz zu nehmen. Regeln. Er sprach zunächst nicht. Betrachtete mich von Kopf bis Fuß, als ich bereits neben ihm saß. Er runzelte die Stirn. „Was trägst du da eigentlich?“, fragte er mich plötzlich kopfschüttelnd. „Äh, ein altes Pyjamaoberteil“, antwortete ich ihm. „Wieso trägst du ein altes Pyjamaoberteil, wenn du gar nicht im Bett bist?“ Er lachte. „Ich hab’ kein Ahnung“, gab ich unbeschwert zurück. „Lag da halt so rum, Wäsche muss ich auch noch machen und so viel Klamotten hab’ ich gar nicht. Außerdem bin ich zu Hause…“ „..aber du wusstest doch, dass ich heute kommen würde“, fügte er leicht spitz meinem Satz hinzu. Seine Finger begannen mit einer längeren Haarsträhne von mir zu spielen. Sein Blick gewann wieder diese leichte Arroganz, die mich so nervös machte. „Läufst du immer so hier rum?“, fragte er mich mit einem etwas spöttischen Unterton. „Ich trage nicht jeden Tag ein altes Pyjamaoberteil…“ „Hm“, machte er, immer noch mit meiner Haarsträhne spielend. „Ich weiß, das ist nicht sonderlich hübsch…“, gab ich grinsend zu. „Hm“, machte er erneut, ohne mit den Mundwinkeln zu zucken. „Zieh es aus.“ „Jetzt?“ „Jetzt.“ Ich starrte ihn kurz an. Umgehend packte er mich an meinem Kinn und zog mich diese wenigen Zentimeter harsch an sich heran. Sein Atem strich über meine Lippen als er erbost zischte: „Jetzt.“ „OK!“ Ich warf den Stoff achtlos auf den Boden, saß nun mit nacktem Oberkörper vor ihm. „Dreh die Heizung etwas auf.“ Sein Blick war streng. Wie auch seine gesamte Haltung. „OK“, willigte ich deswegen sofort ein und sprang auf. Der Weg zum Heizkörper war nicht besonders lang, darüber war ich heute ausnahmsweise glücklich. Ich schaltete eine Stufe höher und es surrte kurz. Ich drehte mich zurück zu Christopher, der lässig ein Bein über das andere geschlagen hatte. „Hol doch bitte eine Flasche Wasser für uns zwei, wo du schon stehst, ja?“, sagte er mir mild und ich nickte lediglich, ging die wenigen Schritte an die Kochnische heran und fischte das begehrte Objekt, wie auch zwei Gläser, aus dem kleinen Schrank. Es sprudelte, als ich es eingoss. „Danke“, sagte Christopher knapp, bevor er die ersten Schlücke nahm und ich die Flasche wieder verschloss. Ich wollte mich wieder zu ihm setzen, als er mich erneut so detailliert musterte und dann ebenso knapp, wie er sich bei mir für das Servieren des Getränks bedankt hatte, befahl: „Zieh jetzt den Rest aus.“ Ich blinzelte kurz und als ich diesen dunklen Schatten entdeckte, der sich langsam in seine Augen schlich, kapierte ich, dass das wieder ein Befehl war, den ich ausführen musste. Meine Hände legten sich umgehend auf den Bund meiner einst schwarzen Sporthose und sie rutschte umgehend zu meinen Knöcheln. Ich zog die Socken aus und als ich nur noch in meinen Boxershorts vor ihm stand, riskierte ich einen kurzen Blick in Christophers Richtung. Seine Augen waren arktisch kalt. Blauer Stahl. Ich musste schlucken. Ich liebte diesen Blick! Leicht grinsend veranlasste ich nun, dass auch das letzte Stück Stoff meinen Köper verließ. „Gut“, ertönte Christophers kalte Stimme. „Jetzt komm her.“ Er hielt seine Hand ausgestreckt und ich ergriff sie. Vorsichtig zog er mich auf seinen Schoß und ich musste peinlich berührt feststellen, dass ich so gut wie hart war. Ganz vorsichtig strich seine Hand über meine Seite, über meinen Bauch, wanderte zu meinem Oberschenkel; seine andere ertastete ebenso zärtliche meinen entblößten Rücken. „Sieh mich an“, sagte er ruhig und ich tat es. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“ „An… was?“, flüsterte ich und er grinste leicht. „Daran, dass du die meiste Zeit, die wir miteinander hinter verschlossenen Türen verbringen werden, nackt sein wirst“, eröffnete er mir mit milder Stimme die erste seiner Regeln und strich nun über meine nackte Brust, streichelte meine langsam erwachenden Brustwarzen. „Wie ich sehen kann, scheint dir das aber durchaus zu gefallen…“, fügte er sicher an und ergriff meinen Schwanz. Ich keuchte und klammerte mich an Christophers Schultern, während dieser in unsagbar langsamer Geschwindigkeit begann, seine Hand zu bewegen. Meine Augen schlossen sich von allein, doch genau in dem Augenblick, in dem mich meine Lider in die Dunkelheit brachten, drückte Christopher seine Hand so fest zu, dass ich vor Schmerz jauchzen musste. Ich riss die Augen auf. Sein eisiger Blick jagte mir einen ebenso kalten Schauer über den Rücken. „Ich habe gesagt, dass du mich ansehen sollst. Hast du das verstanden?!“, tadelte er mich. Ich wusste, wie zu antworten war. „Ja, Christopher.“ „Gut.“ Scheiße, die Art, wie er wieder mit mir umging, machte mich schlichtweg wahnsinnig. Ich kleiner Masochist… Tse. Wer hätte das gedacht? Wer hätte das gedacht… „Ich habe dir gesagt, wie fangen langsam an“, fuhr er nun ruhig fort und strich mir nun ganz sanft über die Wange. „Ich will heute genau fünf Dinge mit dir besprechen, ist das in Ordnung?“ „Ja, Christopher“, hauchte ich, den Augenkontakt nicht brechend. „Gut. Also, halten wir fest: Regel Nummer eins: wenn ich sage, du sollst nackt sein, dann ziehst du ohne mit der Wimper zu zucken deine Klamotten aus. Kommen wir zur Regel Nummer zwei.“ Sein Blick war ernst, seine Stimme dennoch milde und irgendwie beruhigend. Und seine Hand… diese wanderte bedächtig über meine nackte Brust, nur, damit sich seine Finger ebenso langsam wieder um mein hartes Fleisch winden konnten, um vorsichtig mit ihm zu spielen. „Ich spreche nicht über meine Arbeit. Erstens, weil ich natürlich eine gewissen Schweigepflicht erfüllen muss, zweitens, weil meine Arbeit bereits so viel Zeit meines Lebens in Anspruch nimmt, dass ich nicht auch noch die Stunden, die ich mit dir verbringen kann, dafür aufopfern muss, indem ich dir detailliert von meinem Arbeitstag berichte. Es ist ein harter Job, aber ein guter und das ist alles, was dich interessieren soll, verstanden? Und nein, ich will dir nichts vorenthalten oder dich anlügen und das hat auch nichts damit zu tun, dass ich davon ausgehe, dass ich dir nicht vertrauen könnte, verstanden?“ „Ja, Christopher.“ Meine Haut glühte unter seinen Berührungen und seinen strikten Worten. „Regel Nummer drei…“, hauchte er bedrohlich und seine Hand ließ im selben Moment von meinem Geschlecht ab und bewegte sich direkt zu meinem Kinn, welches er ruppig umfasste. „Dein Platz an meiner Seite ist auf dem Boden, es sei denn, ich befehle dir etwas anderes.“ Ich schluckte, musterte ihn fragend, leicht verwirrt. Und er grinste ganz leicht. „Sklaven knien vor ihren Herren, Niko“, säuselte er daraufhin ganz leise und mein Herz machte bei seinen verführerischen und doch so harten Worten einen großen Sprung. Diese Aufregung, die diese Wortwahl in mir auslöste, floss erneut durch meinen ganzen Körper. „Ich will, dass du dich mir unterwirfst…“, wisperte er weiter und ich wusste, dass ich dies schon längst getan hatte. „Knie dich jetzt vor mich hin, OK?“, instruierte er mit sanfter Stimme. Ich nickte und er bestrafte mich nicht für diese unangebrachte Art zu antworten. Vielleicht, weil dies die aller ersten Schritte in unsere gemeinsame Richtung waren, in jene Welt, über deren Existenz ich mir vor dem Zusammentreffen mit Christopher überhaupt gar keine Gedanken gemacht hatte. Eine Welt, in die er mich mit aller Vorsicht einführen wollte. Bedächtig kniete ich mich hin. Der Boden war irgendwie hart und kratzte an meinen Kniescheiben. Ich sah Christopher an, dessen Blick nun völlig liebevoll war, was mich beinahe aus dem Konzept brachte. „Gut“, sagte er nun. „Spreiz deine Beine etwas weiter. Gut. Und jetzt platziere deine Hände direkt vor deinen Knien, damit ich einen guten Ausblick habe…“ Ich tat, was er von mir verlangte und er lächelte. „Und jetzt senkst du deinen Kopf ein wenig und schaust den Boden an, auf dem du vor mir kniest.“ „Ja, Christopher.“ Es war ein seltsam erregendes Gefühl, vollkommen nackt, mit gespreizten Beinen und hartem Fleisch, auf das er den direkten Blick hatte, vor ihm zu knien, wieder einem Befehl zu gehorchen, darauf zu warten, was als nächstes kommen würde, kommen könnte. Mein Kopf war scheinbar leer und dennoch fühlte es sich so an, als würden tausende Gedanken durch ihn rasen. „So Niko“, setzte er erneut an und ich biss ganz leicht auf meine Lippe. Wieso machte dieser Mann mich nur so verrückt? „Regel Nummer vier: solange ich es dir nicht anders befehle, senkst du deinen Blick, du schaust immer zu Boden, verstanden?“ „Ja, Christopher.“ „Gut.“ Er machte eine kurze Pause und ich rührte mich nicht mal einen einzigen Zentimeter. Zu angespannt war ich, zu erregt. „Jetzt sieh mich wieder an.“ Unsere Augen trafen sich und seine rechte Hand wanderte zu meiner Wange, umstrich sie sanft. „Das hast du sehr gut gemacht“, lobte er mich und ich konnte absolut nichts gegen dieses leichte Lächeln unternehmen, in das sich meine Lippen formten. Ich realisierte es. Ich war stolz, dass Christopher mich gelobt hatte. Wie ein Schuljunge, der eine gute Note vom Lehrer bekommen hatte. „Kommen wir zur letzten Regel für heute“, sagte er nach einer kurzen Weile. „Wenn ich sage ‚Das reicht für heute, Niko’, dann gelten all diese eben aufgestellten Regeln nicht mehr, OK? Du bedankst dich dann einfach für all die Strafen, die ich dir erteilt habe, und dann sind wir auf einem, sagen wir, Level. Mehr oder weniger. Dann ist das Spielchen erstmal vorbei. Verstanden?“ „Äh, ja, Christopher.“ „Und dein ‚äh’ lasse ich dir für heute auch noch mal durchgehen“, zog er mich liebevoll auf. Und dann sagte er zum ersten Mal diesen Satz. „Das reicht für heute, Niko.“ „Äh, danke…“ „…Christopher“, fügte er an. „Christopher“, wiederholte ich, auch, weil ich diesen Namen bereits wunderschön fand. „Na los, zieh dich wieder an, dieser Raum will einfach nicht warm werden“, bemerkte er und bediente sich erneut am Wasser. „Ich weiß, das ist echt furchtbar hier.“ „Hast du heute schon zu Abend gegessen?“, fragte er mich plötzlich, als ich gerade dabei war, wieder in meine Sporthose zu schlüpfen. „Ne, eigentlich nicht.“ „Wollen wir uns etwas bestellen?“ „Äh, hab kein Bargeld da…“, murmelte ich und sah mich nach meinem Portemonnaie um. „Glaube ich…“ „Keine Sorge, du hast doch jetzt einen gut betuchten Onkel…“, witzelte er und grinste schief, als ich ihn ansah. Verdammt, er sah einfach zu gut aus, irgendwie passte seine Erscheinung so gar nicht in diese… gammelige Bude. Mir wurde schlagartig klar, dass ich unbedingt mal wenigstens ein bisschen renovieren sollte. Vielleicht war es an der Zeit, sich nen kleinen Nebenjob zu suchen? Ich könnte ja Nachhilfe geben. Aber in welchem Fach eigentlich? Eigentlich hatte ich ja gar keine Lust auf nervige Schüler mit Lernproblemen… Ich erschrak, als er von hinten an mich herantrat und seine Arme um mich schlang und mir ins Ohr säuselte: „Woran denkst du denn plötzlich?“ „Dass ich unbedingt mal hier was ändern muss…“ Ich konnte nicht anders, als ihm direkt die Wahrheit zu sagen. Seine Stimme schien schon damals wie ein Wahrheitselixier auf mich zu wirken. Er gluckste ganz leicht. „Wäre es jetzt nicht besser, ans Essen zu denken?“, fragte er mich und biss mir leicht ins Ohrläppchen. Ich keuchte auf. „Hm, scheint ja wirklich ein empfindlicher Punkt zu sein…“, wisperte er, wahrscheinlich mehr zu sich selbst, und dennoch kribbelte es ganz kurz in meinem Bauch. Doch das Kribbeln verwandelte sich ebenso schnell in ein Knurren. Die Brötchen hatten einfach nicht ausgereicht. Ich kramte schnell die Nummer des besten Pizzaservice in der Nähe aus und Christopher bestellte eine Familienpizza für uns. Als ich nach meinem hässlichen Pyjamaoberteil griff lachte er laut auf und ich sah ihn blitzartig an. Er schüttelte grinsend den Kopf und sagte mir dann mit fester Stimme, in der diese abschätzende Melodie mitklang: „Das ziehst du mir mit Sicherheit nicht mehr an. Such dir was anderes aus deinem Kleiderschrank aus.“ Als ich zuerst nichts erwiderte, fügte er an: „Ja, diese Art der Befehle gilt auch nachdem unser Spielchen beendet ist. Vergiss nicht, ich kann meine allgemeine Macht über dich überall einfordern.“ Würde das bedeuten, dass ich gar nichts mehr für mich entscheiden könnte? Aber hatte Christopher mir nicht gesagt, dass ich meine eigene Existenz nicht aufgeben sollte? Wann durfte ich denn „nein“ sagen? Und wann nicht? Ich hörte ihn seufzen und er kam erneut auf mich zu, schlang seine Arme abermals von hinten um mich. „Ich hab dich heute überfordert, stimmt’s?“. fragte er mit sanfter Stimme. „Nein, also, nur jetzt eben war ich mir etwas unsicher…“, entgegnete ich ihm und drehte mich zu ihm um. „Also, wirst du jetzt alles für mich entscheiden wollen, was ich zum Beispiel anziehe, wie bei meinem Geburtstag? Oder mit wem ich mich treffen soll und mit wem nicht? Und wie läuft das überhaupt mit meiner Zeitplanung, gestaltest du die, und, ich meine…“ Ich kam mit meinem völlig für mich untypischen, wirren Geplapper nicht weiter, denn seine Lippen hatten sich ganz sanft auf meine gelegt. Unweigerlich schloss ich die Augen und genoss diesen Augenblick, der für wenige Sekunden all meine Fragen wegfegte. Als ich dann in dieses wunderschöne Blau sah, entspannte ich mich ein wenig. „Ich weiß, dass du viele Fragen hast und wir heute erst einen minimalen Schritt gegangen sind“, fing er an und führte mich wieder zum Sofa. Erneut zog er mich auf seinen Schoß und ich umschlang ihn automatisch. Ja, kuscheln, das gefiel mir auch, wenn es mit Christopher war. Dieser krasse Kontrast. Jetzt, als wir hier so saßen, konnte ich mir für einen kurzen Moment gar nicht vorstellen, dass ich noch vor wenigen Minuten nackt in dieser doch demütigenden Haltung vor ihm gekniet hatte. Vor meinem Freund. Meinem Master. „Wir haben alle Zeit der Welt“, fuhr er fort und küsste meine Wange. „Und ich werde dir Schritt für Schritt alles erklären. Für die Zukunft: Ich habe dir gesagt, dass meine Wohnung mein Königreich ist, in dem du mir absolut gehorchen musst, du erinnerst dich?“ Ich nickte und er sprach weiter. „Bis ich dich in meine Wohnung nehme, will ich, dass wir uns noch besser kennen lernen und einige Sachen einfach hier, in deiner gewohnten Umgebung ausprobieren. Verstehst du? Damit du… Damit das einfach alles ein bisschen einfacher ist und wir Zugang zu einander finden.“ „Mhm, ich verstehe“, sagte ich leicht lächelnd. Christopher war rücksichtsvoll… „Aber für die Zukunft, für später, will ich, dass wir in deiner Wohnung keine BDSM-Praktiken vollziehen. Hier soll dein Königreich sein und dann machen wir auch das, was du willst, es sei denn, du entscheidest, dass ich entscheiden soll. Kompliziert ausgedrückt, aber ich denke du wirst wissen, was ich meine.“ Ich nickte, die Worte in meinem Kopf im Stillen überdenkend. „Aber allgemeine Befehle wirst du mir dann auch hier geben, oder?“ „Wenn du so ein hässliches Oberteil trägst, wie heute, werde ich dir allemal befehlen, etwas Besseres anzuziehen“, entgegnete er grinsend. „Okay…“ Ich grinste und wir küssten uns. „Los, geh und zieh dir jetzt endlich etwas über!“, sagte er dann barsch, als wir uns voneinander lösten und ich rannte beinahe ins Schlafzimmer, in mich hineinlächelnd. Ja, ich wollte, dass er mir Befehle gab, auch wenn es sich noch recht seltsam anfühlte. Vor ihm zu knien hatte mir gefallen. Auch die Tatsache splitterfasernackt zu sein, während er im teuren Anzug auf dem Sofa gesessen hatte, hatte mich erregt. Es klingelte an der Tür. Die Pizza war köstlich. „Hast du deinen Freunden von deiner Feier bereits erzählt?“, fragte er mich beim Essen. „Ich hab heute noch ne Rundmail geschickt und Frank hat mir ne Location ausgesucht.“ „Die da wäre…?“ „Der neue Irish Pub in der Nähe der Uni, man kann da auch ganz problemlos Plätze reservieren.“ „Ah, sehr gut. Sag mir Bescheid, sobald du die Rückmeldungen von deinen Freunden hast.“ „Mach ich.“ „Gut.“ Wir schalteten den Fernseher ein und Christopher legte seinen Arm um meine Schultern. Irgendein Action-Streifen aus den 80ern lief. „Du hast jetzt Semesterferien, stimmt’s?“, hakte er nach einer Weile nach. „Ja, hab ich. Muss zwar ab und an etwas machen, aber ich habe keine Vorlesungen.“ „Ja, ja…“, murmelte er. „Dieses schöne Studentenleben… Gut. Ich mache uns einen Termin für irgendeinen Nachmittag.“ „Termin?“, hakte ich überrascht nach. Was für ein Termin? „Beim Arzt.“ „Arzt?“ „Zum Test“, sagte er ruhig, mir direkt in die Augen sehend. Und dann ergriff er erneut mein Kinn und zog mich näher an sich heran. „Ich finde, ich habe lange genug damit gewartet“, sagte er in einem verführerischen, tiefen Ton. „Ich will mit dir schlafen, Niko. Ohne etwas zwischen uns. Das weißt du mittlerweile.“ Ich dachte, ich würde vor Schwindelgefühl umkippen, als er daraufhin harsch seine Lippen auf meine presste und seine Zunge in ebenso forscher Manier über meinen Mund leckte und mich zwang, ihn zu öffnen. Es war ein stürmischer, ein leidenschaftlicher, tiefgehender Kuss. Ich sog die Luft in meine Lungen, als wir ihn beendeten. „Oder hast du etwas dagegen?“, fragte er mich und dieses süffisante Grinsen umspielte seine wundervollen Lippen. „Nein…“, hauchte ich. Nein, nein, nein. Kapitel 12: 12 -------------- Meine lieben Leser, an dieser Stelle eine kleine Notiz - und keine Sorge, dies ist keine Ankündigung eines baldigen Endes dieser Geschichte, ein bisschen habe ich noch was zu erzählen ;) Ich wollte mich an dieser Stelle nur kurz generell für all das Feedback bedanken, welches ich von einigen von euch bekommen habe. Vielen Dank ebenfalls für das Lesen und das Interesse an sich! Ich versuche meistens immer persönlich auf Reviews einzugehen, aber manchmal verpeile ich das einfach, oder bin zu sehr gestresst, sodass ich die Zeit, die mir dann noch bleibt, eher fürs Schreiben und Veröffentlichen benutze, also bitte nicht böse sein, sollte ich mal nicht auf irgendetwas antworten ;) Ab diesem Kapitel werde ich nun einige Zeilen zwischen den zwei Erzählzeiten bringen, da die Schreibweise in zwei verschiedenen Zeitformen manchmal nicht genügend Trennung anzudeuten scheint. Danke für den Hinweis! Wir bewegen uns mit Christopher und Niko nun immer weiter in der Vergangenheit und erkunden die Anfänge dieser anderen Art der Beziehung. Wie Niko selbst schon sagte, muss Christophers Kontrollverlust noch ein wenig warten, alles zu seiner Zeit. Diese Notiz nur am Rande und um zu beruhigen – ich habe es nicht vergessen. Ich bin nur manchmal etwas fies und „teaser“ Kleinigkeiten gerne an. Und wenn ICH nicht ab und an fies wäre, dann würde unser Chris (hrhr) es mit Sicherheit auch nicht sein und das wäre doch schade, oder nicht? ;) Kapitel 13 ist bereits in Arbeit und dort werden wir dann – nur um nochmals zu beruhigen – die kleine Episode des Nachfeierns von Nikos Geburtstag erleben, eine kleinen Kennenlernrunde und und und… Mehr sage ich aber nicht. Lest selbst :P Genug Autorengeplapper. Vorhang auf! 12 Frank redet über seinen Stundenplan, jammert über die knappe private Zeit. Er spricht von Fußball und wechselt schnell das Thema, weil er weiß, dass ich mit diesem Sport nichts anfangen kann. Wir reden über Videospiele und über unsere Highscores in Tower Defense. Letztendlich endet die Konversation doch bei Horrorfilmen und wir empfehlen uns gegenseitig einige Titel. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werden wir sie sicherlich im Detail besprechen. Gott sei Dank teilt Frank diese seltsame Passion von mir. Christopher findet nichts an diesen Streifen, ich schaue sie meistens allein. Aber vielleicht ist das auch besser so, einige Hobbies für sich zu behalten. Christopher spielt Schach. Ich glaube, ich bin einfach zu doof dafür. Genauso wie Poker. Er pokert gern. Nicht im Internet, eher in einer kleinen Runde mit ein paar Freunden und Bekannten, mit einem guten Drink in der Hand. Einige Stunden. Aber nur manchmal. Ich glaube sein primäres Hobby bin nun mal ich. Und das gefällt mir auch ganz gut so. Schließlich kann ich Selbiges über ihn behaupten. Zwei Stunden bin ich im Fitnessstudio. Ich bin völlig verschwitzt und freue mich über die leere Dusche, genieße das Wasser, welches meinen Körper reinigt und mich die Anstrengung kurz vergessen lässt. Ich föne mein Haar und trete in die Abenddämmerung hinaus. Es ist Mitte April. Langsam sollte es warm werden. Jedenfalls setze ich all meine Hoffnungen darauf. In meiner Wohnung hingegen ist es ziemlich kalt, sofort nachdem ich mich meiner Jacke entledigt habe, reiße ich die Heizung auf. Ich weiß, dass es dauern wird, bis es wärmer wird, also setze ich direkt etwas Wasser für einen Tee auf. Und dann greife ich nach dem Telefon und rufe ihn an. Es ist mittlerweile kurz vor acht. „Christopher Lang“, ertönt es am anderen Ende. „Hi, ich bin’s“, sage ich und gieße den Tee ein. „Ah, wie war das Fitnessstudio?“, fragt er erfreut und ich berichte ihm von den freien Geräten, der handvoll überschminkter Frauen, die die Übungen allesamt falsch ausgeführt haben und sich dabei wunderten, dass alles so einfach ist - und der typischen Anabolika-Gestalten, die es scheinbar in jedem Studio gibt. Wir quatschen kurz über das Wetter und er fragt mich, wie es mit Frank war und wann ich ihn wiedersehen will. Wir sprechen über einen Film, der in wenigen Minuten anfangen soll und Christopher erinnert mich, dass ich Sonntag herkommen soll. „Was ist denn mit Samstag?“, frage ich ihn schließlich. „Ich muss einen Mandanten aufsuchen, mich ein bisschen um Papierkram kümmern, einkaufen gehen und am Abend treffe ich mich mit Holger“, erklärt er seelenruhig. „Zum Pokern?“ „Zum Pokern braucht man schon mehr als zwei Leute, damit es Spaß macht, Niko“, bemerkt er leicht sarkastisch. „Dann zum Schachspielen“, sage ich sicherer. „Vielleicht wird es auch dazu kommen. Allerdings wollen wir uns einfach mal zum Essen treffen, ein wenig Wein trinken und dann, ja, vielleicht spielen wir dann eine Runde Schach“, antwortet er mir in dieser süffisanten Manier. „Hm“, mache ich und setze mich mit meinem halbausgetrunkenen Tee aufs Sofa, um schon mal den Fernseher einzuschalten. Holger. Ja, der Typ von der Kasse an diesem ganz besonderen Abend meines 21. Geburtstages, ein Stammtischgänger und eben auch ein sehr, sehr alter Freund von Christopher. Holger ist mit Martin liiert, seit einer Ewigkeit schon. Viele der Leute bezeichnen sie bereits als „altes Ehepaar“, auch wenn sie gar nicht geheiratet haben. Wie ein gewöhnliches Ehepaar verhalten sie sich eigentlich auch nicht. Letztendlich betreiben sie einen Sexshop – und organisieren Fetischparties. Eigentlich habe ich sie sehr gern. „Eifersüchtig?“, neckt Christopher mich, als ich nichts Weiteres sage. „Vielleicht ein wenig neidisch, dass ich kein Schach spielen kann“, meine ich. Christopher lacht kalt. „Niko, dein Problem ist einfach, dass du es gar nicht lernen willst.“ „Doch, will ich, aber… es klappt halt nicht.“ „Wenn du willst, starten wir noch einen Versuch…“, bietet er mit milderer Stimme an. „Mal schau’n…“, sage ich genervt, dass er mich wahrscheinlich ertappt hat. Daraufhin lacht er nur wieder und meint schmunzelnd: „Ja, mal schau’n, Niko…“ Und dann wird seine Stimme plötzlich barsch. „Sonntag. 15 Uhr. Du bleibst über Nacht“, sagt er. „Verstanden?“, lautet die strenge Frage. „Ja, Christopher!“, antworte ich ihm umgehend und weiß gar nicht, was ich am Samstag ohne ihn machen soll. Lernen. Ja, das wird wohl die in Frage kommende Antwort sein. „Sei artig, kapiert? Ich rufe dich morgen noch mal an“, beendet er unsere Konversation. „Schlaf gut. Und träum nur von mir…“ „Ja, Christopher. Gute Nacht und bis morgen!“ Der Freitag vergeht schnell. Ich bin den gesamten Tag an der Uni, die Stunden sind geprägt von Seminaren, Lerngruppen, Projektarbeiten und ich bin gezwungen, meine mir zugeteilten Kommilitonen zu ertragen, ihre zuweilen jedes Sinnes beraubten Gespräche über mich ergehen zu lassen, ihre kläglichen Versuche abzublocken, persönliche und intime Details meines Lebens aus mir heraus zu pressen. Ich hasse es. Und so drifte ich ab, in meine ganz persönliche kleine Welt, zu der niemand Zutritt erlangen kann. Ich tue so, als sei ich konzentriert, als würde ich meinem Gegenüber lauschen und doch bin ich weit, weit fort. Ich träume die ganze Zeit nur von ihm. Denn meine gesamten Gedanken sind von ihm eingenommen. Es gibt kaum Momente, in denen ich nicht an ihn denken würde, mich an seine sanften, sein brutalen Berührungen erinnern, mich nach jenen sehnen würde. Es existieren kaum Augenblicke, in denen ich mir nicht seine Stimme, sein süffisantes Lachen, seine strengen Anweisungen oder sein zärtliches Säuseln ins Gedächtnis rufen würde. Selbst wenn ein schmales Gefühl der Eifersucht mich erfasst, so weiß ich im Innern doch genau, dass es irrational ist, dass ich es abschütteln sollte, dass er das Recht hat, sich mit anderen Männern zu treffen, seinen engen Freunden, seinen Bekannten. So wie ich es mit Frank tue. Oder Paul. Oder wem auch immer. Und dennoch. Ich bin schon so abhängig von ihm, dass ich jede Minute seiner freien Zeit allein für mich beanspruchen möchte. Auch wenn ich wirklich finde, dass jeder sein eigenes Hobby haben sollte… Er ruft mich an. Zwei Mal an diesem Freitag. Das letzte Mal sprechen wir, als ich bereits mit zufallenden Augen auf dem Bett liege. Er ist noch unterwegs, muss gleich noch zuhause weiter arbeiten. Er wünscht mir eine Gute Nacht und verspricht, sich auch morgen zwischendurch bei mir zu melden. Ich schaffe es gar nicht, ihm von meiner Tagesplanung in Kenntnis zu setzen, zu müde bin ich und es macht Klick. Als ich aufwache, ist es schon fast 14 Uhr. Mein Handy klingelt. Es ist wieder Christopher. Und ich schaffe es nicht, ranzugehen. Umgehend rufe ich zurück, doch erwische nur die Mailbox. Fuck! Ich warte einige Minuten, einfach so daliegend und aus dem Fenster starrend, aber nichts passiert. Beim erneuten Wählen der Nummer erreiche ich wieder lediglich diese nicht wirklich emotionale Mailbox. Habe ich mir nun süße Probleme eingehandelt? Vermutlich. Und ich muss noch bis Morgen auf sie warten… Mit diesem Gedankengang schleppe ich mich unter die Dusche, doch trotz des fast schon kalten Wassers, welches ich absichtlich einstelle, werde ich einfach nicht wach. Mit meiner Stirn gegen die Kacheln gepresst, schließe ich die Augen und atme tief ein, versuche vergeblich den Schlaf aus meinen Gliedern zu verbannen, lausche dem Rauschen der klaren Flüssigkeit, rieche das süße Duschgel und Shampoo, das ich benutzt habe. Und dann poltert es plötzlich in der Wohnung. Ich zucke zusammen und drehe mich schlagartig, beinahe instinktiv um, öffne die Duschkabine und reiße ein Handtuch an mich, eile aus dem Badezimmer und… renne direkt gegen Christophers starke Brust. „Habe ich dich erschreckt?“, fragt er mich amüsiert und umfasst meine Handgelenke grob. Ich atme aus und fange an erleichtert zu lachen. „Allerdings“, gebe ich zu und betrachte ihn. Er sieht wie immer so frisch aus, seine Augen leuchten und sein Grinsen wird immer breiter. Wieso ist er hergekommen? Eigentlich ist es mir ja egal. Ich bin einfach nur froh, dass er da ist, dass er sich die Zeit genommen hat. Dass ich wichtiger bin als Arbeit, als Schach, als Holger. Und dennoch frage ich ihn: „Was machst du hier? Ich dachte, du hast viel zu tun…“ „Halt die Klappe, Niko“, entgegnet er ruhig und immer noch grinsend und dann befinden sich seine leicht rauen Lippen bereits auf meinen, und mein Handtuch ist weit, weit weg und seine Hände sind einfach überall und seine Zunge umkreist meine so wild… Meine Lungen brennen und wir lassen nur kurz voneinander ab. „Du hast meinen Anruf ignoriert…“, wispert er und leckt prompt die Kontur meines Ohres ab. „Nein, das ist nicht wahr“, protestiere ich schwach und küsse seinen wunderschönen Hals, während meine Hände sich bereits an seinen Hemdknöpfen zu schaffen machen. „Ich war einfach nicht schnell genug“, murmele ich weiter, während ich in der Gegenwart schnell genug bin, ihm das Hemd auszuziehen. „Hm“, macht er abfällig und seine Finger bohren sich in mein Fleisch, meine Pobacken. Eilig presse ich meine Lippen auf seine und fordere ihn erneut zum Duell auf. Er nimmt diese Herausforderung an. Wie immer. Er kann mir nicht widerstehen. Und das genieße ich in vollen Zügen. Wie er es schafft, mich von einer Sekunde auf die andere geil zu machen, hinterfrage ich bereits nicht mehr, ich gebe mich meinen von ihm ausgelösten Empfindungen einfach hin, weil es so am besten ist. Weil ich es will. Weil er es so will. Weil wir beide es so lieben. Wir taumeln auf mein Bett zu. Ich habe seinen Körper bereits von seinem Hemd befreit, seine feine Hose findet ebenfalls den Weg auf den Boden, der Gott sei Dank sauber ist – Christopher würde mich umbringen, wäre das nicht Fall, wenn seine Klamotten so unachtsam dort hinfinden. Ich stöhne auf, als er sich auf mich legt, als sein Gewicht mich in die Matratze drückt und er dabei ungeniert seine restlos harte Männlichkeit gegen mein ebenso steifes Geschlecht presst und mir dabei fest in den Hals beißt. Nein, heute will er sich nicht zurückhalten, gleich wird er mir alles geben. Ich behalte Recht… Unbarmherzig stößt er in mich. Seine Bewegungen sind hart, schnell und kompromisslos. Ich vergrabe meine Hände in seinem Haar und seine Finger winden sich kräftiger um mein Fleisch. Feine Schweißperlen bilden sich auf unserer Haut. Meine Lenden zucken. Das unablässige Kribbeln in meinem Unterleib verteilt sich auf jeden Zentimeter meines Körpers, meine Sinne sind wie betäubt. Christopher beißt ohne Vorwarnung tief in meine Schulter. Ich schreie auf, gebe den letzten Prozent meiner Selbstkontrolle in diesem gar schon animalischen Laut auf und als ich sein tiefes Seufzen vernehme, komme ich. Und er füllt mich komplett… Er hält mich in seinen Armen, während unser lauter Atem nur bedächtig verklingt. Seine Brust ist warm, ich schließe die Augen und lasse die langsam einkehrende Stille auf mich wirken, dieses Gefühl an seinen nackten Körper geschmiegt zu sein. Ich könnte für immer so liegen bleiben, mich gar nicht mehr bewegen. Seine Finger gleiten ganz sachte über meine Schulter, streicheln mich, er gibt mir einen federleichten Kuss auf die Stirn und ich blicke ihn an. „Ich muss jetzt gleich weiter…“, flüstert er und ich mache einen Schmollmund, bringe ihn zum lachen. „Wir sehen uns doch morgen schon“, fügt er erheitert hinzu und ich seufze. „Ja, ich muss ja heute auch lernen…“, meine ich und beim Gedanken daran wird mir etwas schlecht. „Sei fleißig“, murmelt er und dann steht er auf, geht schnell unter die Dusche und noch bevor ich mich überhaupt vom Bett erheben kann, ist er schon wieder fast komplett angezogen und betrachtet mich mit diesem verspielt-süffisanten Blick, und etwas Gefährliches kommt hinzu. Er tritt auf mich zu und seine Hand umfasst grob mein Kinn. Er sieht mir direkt in die Augen. „Wehe, du kommst morgen zu spät“, warnt er mich mit kalter Stimme. Und dann ist er fort und ich sitze immer noch nackt und mit nassen Haaren auf meinem Bett und beobachte, wie sich langsam eine Gänsehaut auf meiner Haut bildet, als sei dies ein wichtiges Experiment. Ich schnaube grinsend, während ich mich endlich erhebe und meine Kleidung zusammen suche, mich wieder anziehe und diesem trostlosen Tag entgegenblicke, die Materialien ordne, die ich für meine kleine Lernsitzung brauche. Paul und Markus sind seit Stunden online und bombardieren mich direkt mit etlichen Fragen, auf die ich selbst noch Antworten suche. Ich setze einen Kaffee auf und als ich mich endlich, gewillt mich zu konzentrieren, aufs Sofa setze, durchfährt ein stechender Schmerz meinen Hintern und hangelt sich diese wenigen Sekunden meinen gesamten Rücken hoch. Ich muss lachen. Das macht Christopher öfters, bei mir, wie man es so schön sagt, vorbeischneien. Den Schlüssel zu meiner Wohnung hat er schon seit Ewigkeiten. Eigentlich seit unserer ersten gemeinsamen Woche als Pärchen. Ja, daran erinnere ich mich noch genau, wie er mich mitgeschleift hat in die Stadt, ohne ein Wort zu sagen mit meinem Schlüsselbund in seiner Manteltasche und dann direkt diesen kleinen Laden ansteuerte und kommentarlos eine Kopie des kleinen, silbernen Schlüssels anfertigen ließ. Demonstrativ befestigte er sie an seinem klimpernden Bund, mich angrinsend und ich sagte einfach gar nichts. Weil er mir befohlen hatte zu schweigen. Seinen Schlüssel bekam ich erst später ausgehändigt… Er liebt es herzukommen und sich kompromisslos zu nehmen, was ihm zusteht. Ich habe zwar eine gewisse größere Entscheidungsmacht in meinen eigenen vier Wänden, ich kann klipp und klar nein sagen zu dem „Vanillasex“, den wir hier bei mir vorzugsweise praktizieren, aber wisst ihr wie schwer das eigentlich ist, wenn er plötzlich vor mir auftaucht und mich anfasst, auf diese ganz besondere Art und Weise, wenn er wie heute meine Handgelenke packt und mich einfach küsst? Ich bekomme dann jedes Mal weiche Knie – und ich werde unfassbar schnell geil. Dann kann ich nicht mehr klar denken. Dann will ich das auch. Schon gut, dass wir beide solch eine Libido besitzen… Es gibt weniger… Diskrepanzen. Es ist schwer sich auf den trockenen Theoriestoff zu konzentrieren, wenn sein Geruch noch immer so präsent in der Luft ist und ich seine Hände noch immer auf meiner Haut spüren kann. Ich benötige einen weiteren Kaffee und einen kleinen Spaziergang, um mir etwas Klarheit zu verschaffen, um wenigstens ein Fünkchen Konzentration zu generieren. Christopher ruft erneut an. „Lernst du?“, fragt er mich mit dieser arroganten, quasi gelangweilten Stimme. „Ich versuche es“, gebe ich ehrlich zu und lasse die Schultern sinken, als ich meinen neuen Bücherstapel betrachte. „Hm“, er schmunzelt. „Gib dir Mühe, verstanden?“ „Ja, Christopher…“, säusele ich, an vorhin denkend… „Schweif nicht ab, Kleiner“, fügt er amüsiert hinzu. „Beste Grüße von Holger.“ „Danke, grüß zurück“, antworte ich mechanisch. Ich werde Holger wahrscheinlich schon am kommenden Donnerstag sehen. Den Termin vergesse ich ganz sicher nicht. „Wir spielen jetzt, Schach“, verkündet er im blasierten Ton „Und wir sehen uns Morgen. Schlaf gut.“ Es wird spät. Ich arbeite weiter. Zwischendurch ziehe ich mir den Film von Frank rein, um mich abzuregen. Und dann tippe ich wieder wild und rechne und zeichne und zerknülle Papier und schmeiße mit Büchern um mich. Danach verbringe ich viel zu viel Zeit auf YouTube. Es ist 3 Uhr morgens. Ich gehe schlafen. Meine Lider fühlen sich schwer an, als mich Gepolter im Treppenhaus aufweckt. Wahrscheinlich ein Umzug. Oder diese laute Familie aus dem obersten Stockwerk, die wieder mal Besuch empfängt. Gähnend strecke ich mich und spüre so etwas wie leichten Stolz über den Fakt aufkommen, dass ich sogar vor meinem Wecker wach geworden bin, was eine positive Tatsache ist, da ich es gestern nicht mehr geschafft habe, meine kleine Reisetasche zu packen. Gemächlich richte ich mich auf, ziehe die Vorhänge beiseite und starre kurz auf die bereits zum Leben erwachte Straße. Es ist ein direkt ins Herz durchdringendes Gefühl, ein Stich, ein Schlag, der den gesamten Körper zum prickeln bringt, als ich mich umdrehe und mein Blick auf die kleine digitale Anzeige meines Weckers fällt. Den ich mir nicht gestellt habe. Der nicht klingeln wird. Der vor bereits mehr als einer Stunde mich schrill aus den Träumen hätte reißen sollen. Es ist 13.30 Uhr. In 1,5 Stunden soll ich bei Christopher sein. Das schaffe ich nie…! Panisch renne ich unter die Dusche, ebenso eilig und aufgelöst schmeiße ich Kleidungsstücke und Bücher in meine Reisetasche, packe den Laptop ein und stürme letztendlich aus dem Haus. Ich verpasse den Bus und der nächste kommt erst eine Viertelstunde später. Ich hasse Sonntage! Unter der Nase fluchend betrachte ich die an mir vorbeiziehende städtische Landschaft, die ruhig spazierenden Menschen, die diesen freien Tag genießen. Die kleine Reise scheint eine Ewigkeit zu dauern. Die nächste Verbindung verpasse ich beinahe. Ich sprinte die Straße zu diesem imposanten Bau hinauf, falle auf der Treppe beinahe hin, nur um vor Christophers Haustür realisieren zu müssen, dass es fünf nach vier ist. 16:05 Uhr sagt mir auch mein Handy, meine Armbanduhr hat mir leider keinen Streich gespielt. Meine Lungen brennen von der minimalen Anstrengung. Ich kann spüren, dass mein Gesicht in ein unangenehmes Rot getaucht ist. Ich betätige die Klingel. Und er lässt mich warten. Minuten verstreichen, ohne dass ich auch nur ein Geräusch aus der Wohnung vernehmen kann, es bleibt vollkommen still und ich weiß, dass dies der kleine Anfang meiner mich erwartenden Strafe ist. Gehorsam bleibe ich vor der Tür stehen und wage es nicht, ein weiteres Mal zu klingeln. Nach einer halben Stunde des gemächlichen Kälteeinzugs, bin ich mir meiner jedoch nicht mehr so sicher. So etwas wie Verwirrung erfasst mich und ich beginne in dieser Unsicherheit auf meiner Unterlippe zu kauen und von einem Fuß auf den anderen zu treten. Christopher lässt mich gern warten. In diesem Fall habe ich es sogar mehr als verdient. Aber eine halbe Stunde? Ich nehme all meinen Mut zusammen und klingele ein weiteres Mal, ganz vorsichtig, so als hätte ich Angst, der Klingelknopf könnte abfallen, bediente ich ihn mit zu viel Druck. Und wieder passiert absolut gar nichts. Erfasst mich so etwas wie leichte Sorge? Vielleicht. Ich weiß nicht, warum ich es tue, aber ich greife nach meinem Schlüsselbund. Vermutlich ist es ein großer Fehler, den ich begehe. Vielleicht hat Christopher aber auch schäumend vor Wut die Wohnung verlassen und sich mit jemand anderem getroffen, um ein Exempel zu statuieren. Es liegt an mir, das herauszufinden. Das knackende Schloss erscheint mir übertrieben laut, so als würde es durch das gesamte Treppenhaus hallen. Dass dies meine persönliche Einbildung ist, verstehe ich auf Anhieb. Mit Vorsicht drücke ich nun die massive Holztür auf und erstarre umgehend. Er steht im Flur. Die Arme vor der Brust verschränkt lehnt er lässig an der Wand und betrachtet mich mit finsterer Miene. Mein Herz beschleunigt seinen Rhythmus und meine Knie scheinen unmittelbar nachgeben zu wollen. Ich sage nichts, sondern trete schweigend in den Flur, bedacht, die Tür so leise wie möglich hinter mir zu schließen. Das zufallende Schloss erscheint mir dennoch ebenso laut wie eben. „Auf die Knie.“ Seine tiefe Stimme schneidet die Luft wie ein Schwert. Unverzüglich lege ich die Tasche beiseite und folge seiner knappen Anweisung, den Blick senke ich zu Boden. Lange Zeit sagt er nichts und ich spüre, wie sich Schweiß auf meiner Stirn sammelt und ich meine ansteigende Nervosität nicht mehr unterdrücken kann. Dann tritt er auf mich zu. Zwei Schritte und er steht direkt vor mir. Bedrohlich langsam geht er in die Hocke. Umso erschrockener bin ich, als seine Finger urplötzlich gewaltsam mein Kinn anpacken und er mich so zwingt, ihn anzusehen, in seine von Wut gezeichneten Kristalle zu blicken. „Eine Stunde, Niko?“, lauten seine sarkastischen Worte. Es ist keine Frage, auch wenn er sie als solche mit ungläubiger Stimme postuliert. „Eine komplette Stunde?“, wiederholt er auf selbige Art. Und dann schnaubt er wütend und schleudert meinen Kopf zur Seite, sodass ich fast das Gleichgewicht verliere. „Zieh dich aus“, befiehlt er gereizt und steht wieder auf, während ich mich hastig daran mache, seinen Worten Folge zu leisten, bis ich komplett nackt bin und bis meine gesamten Klamotten ein penibel gefalteter Stapel sind. Er reißt ihn mir förmlich aus der Hand und zischt noch ein „bleib so“ in meine Richtung, bevor er verschwindet. Dieses Mal lässt er sich nicht viel Zeit, dieses Mal ist er schnell wieder an meiner Seite und befestigt mein Halsband so ruppig, dass er mir dabei glatt einige einzelne Haarsträhnen ausreißt. Ich zucke etwas zusammen und er ignoriert meine Reaktion. Die Leine ist bereits an dem dicken Ring in der Mitte befestigt. Ich kann keinen weiteren Gedankengang formen, denn Christophers Finger streichen durch mein Haar; brutal reißt er meinen Kopf im nächsten Moment in den Nacken und sieht mir direkt in die Augen. „Solange ich es dir nicht anders sage, bleibst du heute auf allen Vieren, verstanden?“, erklärt er mit eisiger Stimme und ich antworte ihm schwach: „Ja, Christopher.“ Und schon zieht er mich durch den Flur in Richtung des Schlafzimmers. Wie immer ist es schwer ihm krabbelnd zu folgen, viel zu schnell bewegt er sich heute und ich rutsche kurz vor unserem Etappenziel aus. Ein rasender Schmerz jagt durch meinen Körper, als er stehen bleibt und mich an meinen Haaren wieder hoch zerrt. Ich zische auf und beiße mir umgehend auf die Zunge, um nicht noch mehr gequälte Laute von mir zu geben. Es geht weiter und ich schaffe es jetzt, ihm zu folgen. Direkt in die Mitte unseres Zimmers führt er mich und bedeutet mir, mich auf die Matte zu knien, auf weitere Anweisungen zu warten. Ich verspüre ein bedrohliches Kribbeln in meinem Magen. Christopher ist verdammt sauer. Und er wird mich verdammt hart dafür bestrafen. Ein Grinsen formt sich auf meinen Lippen. Ich bin definitiv gestört. Ich liebe das. Abermals zerrt er an der Leine und das Lederhalsband drückt mir wieder für einen kurzen Moment die Luft ab, als ich ihm hinterher stolpere. Er zieht mich in die linke Ecke des Raumes, genau vor das Podest, auf dem sein Herrenstuhl steht; dort, wo an der Decke bestimmte Vorrichtungen angebracht sind, um gewisse Dinge aufhängen zu können, je nachdem, auf was Christopher, auf was mein Master, gerade Lust hat. „Steh auf“, befiehlt er barsch und als ich dies tue, reißt er mir beide Arme nach hinten, auf den Rücken. Umgehend spüre ich das Seil, welches er um meine Oberarme bindet. Christopher besitzt viele Seile, verschiedene Seile; dicke Seile, dünne Seile, blaue Seile, weiße Seile... Ich weiß nicht, welche Farbe diese Schnur hat. Ich kann nur sagen, dass sie lang ist, denn als er meine Oberarme miteinander verbunden hat, die nun schmerzvoll hinter meinem Rücken fixiert sind, spüre ich seine Hände und das Seil nun auch direkt an meinen Handgelenken, die nun ebenfalls aneinander gebunden werden. Ich höre, wie das lange Ende der Schnur zu Boden fällt und als ich meinen Blick senke, erkenne ich es – der blaue Strick. Das längste Seil. Das welches er immer für... „Spreiz die Beine“, sagt er barsch und ich mache es umgehend. Dann erst erkenne ich, dass Christopher die Spreizstange in der Hand hält, während er in die Hocke geht. Er befestigt die schwarze Fußfessel mit Klettvorrichtung zuerst an meinem linken Fuß. Dann packt er meinen rechten Knöchel und zieht ihn noch ein bisschen weiter zur Seite, so heftig, dass ich schon wieder fast die Balance verliere. Aber die Spreizstange war nun mal ein paar Zentimeter länger als der Abstand zwischen meinen Beinen... Jetzt passt sie perfekt zwischen meine Knöchel und selbst wenn ich nun meine Beine wieder zusammenführen wollte, könnte ich es nicht mehr. Unbarmherzig werden sie durch die metallische Stange, die an die Fußfesseln befestigt ist, auseinander gedrückt. Ich schlucke. Christopher tritt an den kleinen Kasten an der Wand heran und betätigt einen Hebel. Ich kann deutlich hören, wie der Haken heruntergefahren wird. Kurz vor meinem Gesicht bleibt er in der Luft hängen und Christopher tritt grinsend an mich heran. Gehorsam senke ich den Blick, doch er greift wieder nach meinem Kinn und drückt meinen Kopf nach oben. „Eine Stunde Niko...“, säuselt er und leckt über meine Lippen. Mehr nicht. Denn er hebt das Seil auf und führt es durch den dicken Haken. Mit dem langen Ende bewegt er sich wieder auf den Kasten zu, aktiviert erneut diesen Hebel, ganz langsam, ganz vorsichtig. Ich weiß, was kommt. Der Haken bewegt sich nach oben; Christopher gibt das Seil nach, was mit nach oben gezogen wird, hoch an die Decke, bis die Schnur gespannt ist; meine Arme werden mitgezogen, angehoben; automatisch senkt sich mein Oberkörper, ich muss mich nach vorne beugen; Spannung baut sich auf, in all meinen Muskeln; meine Arme schmerzen, mein Rücken tut weh. „Ah!“, zische ich, als der Schmerz unerbittlich wird. Sofort drückt Christopher den Hebel zurück und meine Arme gehen einen Tick zurück. Minimal. „Geht das so?“, fragt er milder. „Ja, Christopher“, wispere ich, gezwungen in diesem Winkel den Boden anzustarren. Strappado. So nennt sich diese Foltermethode. Sie stammt ursprünglich aus dem Mittelalter. Nur, dass einem dort die Schultern ausgerenkt wurden. Und man nicht auf dem Boden stand, sondern an seinen Armen von der Decke hing... Schmerzvoll ist die moderne Variante dennoch allemal. Christopher fängt an mich zu umkreisen, wie ein Raubtier, das mit seiner Beute spielt, sich anpirscht und sie dann verspeist. Doch er will lediglich sein Werk bewundern. Ich kann seinen taxierenden Blick auf meiner nackten Haut deutlich spüren. Direkt hinter mir kommt er zum Stehen. Ich meine ihn atmen zu hören. Ich schließe die Augen. Und dann spüre ich bereits seine Finger, die zärtlich über meine Pobacken streichen, nur um dann in selber Manier durch meine ihm offenbarte Spalte zu fahren und mir diese Schauer über den Rücken zu jagen. Ohne Vorwarnung packt er meine Hoden viel zu fest an. Ich heule auf vor Schmerz. „Niko...“, knurrt er und ich beiße mir sofort auf die Zunge, versuche die Klappe zu halten, während er immer noch so kraftvoll zudrückt, dass ich am liebsten schreien würde. „Eine Stunde...“, wiederholt er die schon vorher geäußerten Worte. „Holger ist gleich für eine kleine Schach-Revanche da“, erklärt er ruhig und der Druck, den seine Hand ausübt, wird weniger. Ich blinzele. Holger...? „Da ich nicht mehr damit gerechnet habe, dass du kommst, musste ich mir schließlich Ersatz suchen“, erklärt er in diesem bösartig-amüsierten Ton und ich weiß, dass er lügt, dass dies einfach ein weiterer Teil meiner Strafe für das Zuspätkommen ist. „Ich lasse die Türen auf...“ Und dann verpasst er mir einen so ordentlichen Klaps auf meinen Hintern, dass ich aufjaule und alles durch mein gleichzeitiges Zusammenzucken für diesen kurzen Augenblick gleich doppelt so weh tut wie vorher. Und Christopher... Christopher lacht, während er den Raum verlässt. Dieser... Schuft. Ich schließe die Augen. Es vergehen einige Minuten. Meine Sinne schärfen sich. Ich kann die Klingel hören und dann Stimmen. Ja, das ist Christopher, der da gerade spricht. Holger kann ich nach einiger Zeit auch erkennen. Dann wird es still. Sie reden nur noch sporadisch miteinander. Die Schachpartie hat wahrscheinlich schon begonnen. Meine Arme werden steif. Mein gesamter Rücken schmerzt, es ist ein unbeschreibliches Ziehen, welches mit jeder vergangenen Minute deutlicher, intensiver wird. Das ist auch neu. Dass er plötzlich jemanden anders ins Haus lässt, wenn ich... wenn wir... Wird er ihn reinholen? Wird er Holger mich sehen lassen? Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich werde nervös. Holger ist auch ein Master. Zwar leben Martin und er das nicht so extrem aus, wie Christopher und ich, aber... Ein Master ist ein Master. Tauschen sie sich gerade aus, während sie konzentriert die Figuren auf dem Brett verschieben? Weiß Holger überhaupt, dass ich hier vollkommen nackt und gefesselt verweile? Dass Christopher mich gerade bestraft? Ich schließe die Augen und versuche noch intensiver zu lauschen. Wie viel Zeit wohl schon vergangen ist? Ich kann es einfach nicht abschätzen. Die Stimmen werden wieder lauter. Ein Lachen dringt zu mir. Ich bin mir sicher, dass ich die Eingangstür zuschlagen höre. Schritte nähern sich. Dann wird es wieder ruhig. Mühsam hebe ich den Kopf gerade so an, wie es mir in dieser Stellung überhaupt möglich ist. Ich erblicke den Masterstuhl nur knapp, Christopher hat auf ihm Platz genommen, die Beine übereinander geschlagen, er ist allein. Mein Nacken schmerzt so sehr, dass ich den Kopf wieder senken muss. Ich fühle mich, als würden meine Arme gleich abfallen. Unweigerlich keuche ich. Und er schmunzelt. „Tja, wie es aussieht hat Holger schon wieder verloren“, erzählt er mir dann völlig ruhig, so als würden wir uns einfach am Tisch gegenüber sitzen und wie ein ganz normales Pärchen über unseren Tagesablauf unterhalten. Allerdings sieht unsere Realität gänzlich anders aus. Langsam halte ich es in dieser Position nicht mehr aus... „Ich habe mich ein wenig mit Holger unterhalten“, fährt er ruhig fort. „Er meinte, ich sei nicht streng genug zu dir und dass du deswegen ständig meine Zeitangaben missachtest.“ Haben sie sich also doch über mich geredet! Und dann fange ich an zu grinsen. Christopher nicht streng genug? Holger hat ja keine Ahnung! Aber Holger und Martin lassen sich auch nicht auf 24/7 ein. Nein. Holger schlägt Martin auch nicht mit der blanken Hand. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er ihn auch in ihrer Anfangszeit nicht einfach so vorm Kino hat stehen lassen, in dieser Schweinekälte. Ich mutmaße, dass Holger Martin auch nicht ständig nackt in der Wohnung rumlaufen lässt, oder Martin die ganze Zeit auf dem Boden knien muss, wenn sie einen Film gucken und Holger gerade mal danach ist, seinen Sub zu quälen. Nein. Die beiden haben feste Zeiten, eine Stunde hier, eine Stunde da. Strikte Linien. Holger hat keine Ahnung! „Du befindest dich in solch einer Lage und grinst immer noch so frech?“, schreckt Christophers deutlich amüsierte und süffisante Stimme mich auf. Er steht direkt vor mir. Wieso habe ich nicht bemerkt, dass er sich bewegt hat? War ich so in Gedanken? Ich erschrecke ein weiteres Mal, als er den Hebel betätigt und eine Welle der Erleichterung durch meine Arme fließt, als sie endlich nach unten gelassen werde. Ich keuche auf, als ich meinen Rücken wieder gerade durch drücke, wieder aufrecht stehen kann. Mein Körper fühlt sich taub an. Er löst die Fußfesseln, entnimmt die Spreizstange und ich fange an, meine Beine langsam zu strecken, wieder Energie in sie zu pumpen, damit ich nicht umfalle. Von hinten tritt Christopher wieder an mich heran und beginnt ganz langsam das Seil zu lösen. Meine Haut, die es vorher bedeckt hat, kribbelt ganz leicht, als die Luft wieder an sie heran kommt. Gehorsam blicke ich den Boden an und bekomme nur aus den Augenwinkeln mit, wie Christopher die Schnur penibel aufwickelt und dann beiseite hängt. Ich weiß, was jetzt kommt, meine ihn bereits auf das kleine Salbenschränkchen blicken zu sehen, aber ich täusche mich . Es ist noch nicht vorbei. Er ergreift die Leine, zieht mich harsch an sich heran, sodass ich mal wieder gegen seine Brust pralle. Er grinst diabolisch. Und schlägt zu. Richtig, richtig hart. Meine rechte Wange brennt und ich entschuldige mich umgehend wegen meines kleinen Missgeschicks: „Es tut mir Leid, Christopher.“ „Vielleicht wäre es nun auch endlich mal angebracht, dich für dein fürchterliches Zuspätkommen zu entschuldigen und für die Tatsache, dass du keine Geduld aufbringen konntest und einfach so in meine Wohnung gedrungen bist?“, zieht er mich streng auf und drückt mein Kinn mit seinem Zeigefinger leicht nach oben, sodass ich in dieses Blau schauen muss. „Es tut mir Leid, Christopher“, murmele ich erneut, während es überall auf meiner Haut prickelt. Sein Blick ist so tief. Es ist, als würde er in mein Innerstes mit seinen Augen dringen. Ich liebe ihn so sehr... Er küsst mich. Verlangend. Gierig dringt seine Zunge in meinen Mund und ich komme ihr mit meiner entgegen. Sie stupsen sich an, gleiten übereinander, immer und immer wieder. Seine Hand ist in meinen Nacken gewandert, die andere direkt auf meinen Po. Vorsichtig umfasse ich seine angespannten Oberarme. Ist er genauso erregt wie ich? Ja. Aber dann drückt er mich von sich weg, die Leine wieder in seiner Hand ruhend. Er lacht. Es ist ein eisiges Lachen. Und dann blickt er mich grinsend an. „Oh nein“, haucht er, den Kopf ganz leicht schüttelnd. „Denk ja nicht, dass ich dich jetzt einfach so ficken werde, Niko.“ Wieder zieht er viel zu harsch an der Leine, bringt mich beinahe zum stolpern. Er führt mich zum Andreaskreuz. Kapitel 13: 13 -------------- Christopher spricht nicht, als er zunächst meinen linken Arm über meinen Kopf hochreißt, und ihn an der massiven Vorrichtung, diesem kalten X befestigt. Die Lederfesseln, die mich gleich an das Instrument fixieren werden, sind gepolstert. Meine zweite Hand findet ihren Weg an die Konstruktion, die hier an der rechten Wand des Zimmers steht, der Wand, die ich nun anblicken muss. Christopher will nämlich meinen Rücken sehen, meinen Hintern… Er zeigt keine Rücksicht, als er meinen linken Knöchel greift und ihn ebenfalls festkettet, der rechte folgt sogleich und mein Körper hat nun auch die Struktur eines X angenommen. Ich schließe die Augen und lausche Christophers Schritten, seinen Bewegungen, will wissen, was er gleich mit mir machen wird. Ja, ich bin sicher, dass er an die Stahlvorrichtungen getreten ist, ich höre ein metallisches Klimpern. Er kommt wieder näher. Nun steht er direkt hinter mir, denn ich kann seinen warmen Atem deutlich an meiner Schulter fühlen. Und dann spüre ich noch etwas gänzlich anderes, etwas hartes, was aber zärtlich meinen Hintern entlang streift, und dadurch weicher wirkt, als es eigentlich ist; ganz viele kleine Stränge… Christopher hält diese verflixte Peitsche in seiner Hand! „Du wirst jeden einzelnen Schlag laut mitzählen, Niko“, instruiert er mich mit dieser verspielten, spöttisch-überheblichen Stimme, die mich ganz kirre macht. „Hast du das verstanden?“ „Ja, Christopher.“ Kaum habe ich ihm die erwartete Antwort gegeben, schlägt er ohne jeglichen weiteren Vorwarnung zu, so fest, dass der Schmerz, der in dieser Sekunde durch meinen Körper jagt, fast unerträglich ist; laut schreie ich einfach nur auf und schaffe es rechtzeitig, mich zu besinnen, füge meinem Aufschrei das obligatorische: „….eins!“, hinzu. Er grinst wahrscheinlich. Die Peitsche ist laut, wenn sie auf meine Haut trifft. Dem Schmerz kommt ein fürchterliches, ziependes Stechen hinzu. Mein Hintern brennt, meine Stimme beginnt zu versagen, ich werde heiser, muss mir auf die Zunge beißen, um nicht zu wimmern. „…fünfzehn…“, bringe ich nur noch schwach heraus und kneife die Augen zusammen, warte auf den kommenden Schlag. Doch es passiert nichts. Ich schrecke auf, als sich seine warmen Hände auf mein viel heißeres, raues, traktiertes Fleisch legen und er einfach nur in meine Pobacken kneift. Ich jaule auf und er macht lediglich „hm“. Zuerst befreit er meine Knöchel aus den Fesseln, dann erst meine Arme. „Dreh dich zu mir um“, befiehlt er und ich ertappe mich dabei, wie ich erwartungsvoll in dieses Ozeanblau blicke. Er grinst leicht und greift seelenruhig nach der Leine, die immer noch an mein Halsband befestigt ist. Seine freie Hand legt sich auf meine Schulter und er drückt mich auf die Knie. Ich muss mir wieder einmal auf die Zunge beißen. Meine Haut brennt. „Auf allen Vieren, vergiss das nicht“, sagt er herablassend und zieht mich abermals hinter sich her. Raus aus dem Zimmer und ich verstehe nicht. Normalerweise müsste er mich jetzt eincremen…! Aber Christopher scheint heute wirklich sauer zu sein. Und meine Bestrafung endet noch nicht hier. Das begreife ich erst, als er mich auf sein Bett manövriert, auf dem ich mit gespreizten Beinen knien muss, als er aus der Schublade weitere Fesselvorrichtungen fischt und sich ein anderes Lederband um meine Unterschenkel legt, an dem meine Handgelenke befestigt werden, sodass mein Gesicht nun platt gegen das Kissen gepresst wird, mein Rücken in einem 45°-Winkel durchgedrückt ist, mein Oberkörper halb an der Matratze reibt, meine Arme nach hinten gedehnt sind und mein Hintern ihm vollkommen zugänglich ist. Ich bin wehrlos. Es tut weh, als er mir einen Klaps auf mein gequältes Fleisch verpasst. Es fühlt sich an, als würde meine Haut auf meinen Pobacken abpellen. Vielleicht tut sie das teilweise ja auch, ich kann es nicht sehen, kann mich nur auf meine anderen Sinne verlassen und diese sind betört von Christophers forschem Vorgehen, seiner sadistischen Ader, welcher er heute ungezügelt freien Lauf lässt. Er bereitet mich vor und Tränen sammeln sich in meinen Augen. Es ist das Zusammenspiel von Schmerz und Geilheit, in dem ich wieder einmal gefangen bin, aus dem ich nicht ausbrechen kann, welches mich zum Teil immer noch verwirrt; mein Herz schlägt schneller und mein Atem wird flacher. Christopher penetriert mich mit seinen eingeölten Fingern. Wann immer er gegen meine Pobacken stößt, durchfährt mich ein unsagbares Stechen; wann immer seine Finger mein Innerstes berühren, jagt jedoch eine Welle der Erregung durch meinen Körper. Ich keuche auf und er entzieht mir seine Finger. Ich höre, wie er seine Hose auszieht. Ich würde ihn gern ansehen, seinen nackten Körper betrachten, aber es ist mir nicht gewährt. Seine warmen Hände legen sich auf meinen Hintern und ich kneife die Augen zusammen, beiße auf meine Zunge und versuche, diesen leichten Schmerz herunterzuschlucken der entsteht, als er meine Pobacken noch ein kleines bisschen weiter auseinanderdrückt. Doch das gelingt mir nicht und als Christopher sein hartes Geschlecht langsam in mich einführt, kann ich nicht anders als lauthals zu stöhnen. Seine Hände wandern zu meinen Hüften, sein Unterkörper schlägt mit jedem seiner Stöße ungehalten gegen meinen Po und erst durch diesen rasenden Schmerz, der unaufhaltsam durch meinen Körper jagt und sich mit meiner Geilheit vermengt, verstehe ich, dass genau dieser letzte Schritt meine eigentliche Strafe ist, dass Christopher alles genau geplant hat, dass jedes kleine Vorgehen heute genau zu diesem Finale geführt hat und mich darauf vorbereitet hat. Meine Arme schmerzen noch immer vom Strappado, mein Herz kann sich vom Zwischenfall mit Holger nicht beruhigen, der sich während unseres Spiels durch Christophers Wunsch im Haus befand und in wenigen Sekunden hätte alles mitbekommen können; meine Wange schmerzt noch immer von Christophers Ohrfeige, meine Knie sind wackelig vom Kriechen auf allen Vieren, ich fühle mich gedemütigt durch diese beinahe animalische Behandlung, ich schäme mich für mein Zuspätkommen für die „Enttäuschung“, die ich meinem Master damit beschafft habe. Der Sex momentan schmerzt wegen der durch die Peitsche verursachten Wunden unsagbar… Und dennoch brodelt es in meinem Innern. Ich verliere beinahe den Verstand, als Christopher urplötzlich meinen Schwanz greift und ihn rau massiert, die Bewegung seiner Hand kontrolliert denen seines Beckens anpasst und weiter fest und hart in mich hineinstößt, mich beinahe auseinander reißt. Mein Gesicht reibt an dem mittlerweile warm gewordenen Stoff des Kissens, mein Rücken und meine Arme werden langsam taub. Ich komme… Deutlich spüre ich, wie Christophers Sperma in mich fließt, hart drückt er meinen Hintern gegen seinen Schwanz; ich fühle, wie ein Schauer über den Körper meines Masters jagt. Er stöhnt leise, während er seinen Orgasmus durchlebt, dessen Teil ich bin, dessen Grund ich darstelle. Ich kann kaum noch atmen, meine Stirn ist bedeckt von meinem eigenen Schweiß und einige meiner Haarsträhnen sind verklebt und kitzeln meine Augenlider. Christophers Hände lassen von mir ab. Es ist ein seltsames Gefühl der plötzlichen Leere, welches mich ergreift, während er sich aus mir herauszieht. Er löst die Fesseln und meine Glieder sind mittlerweile so schwach, dass ich einfach auf die Matratze sinke. Ich schließe die Augen und im selben Moment streichen Christophers Finger mir diese verflixten Strähnen behutsam aus dem Gesicht. In derselben Manier streichelt er über meine Schultern, meine Seiten, hin zu meinem Oberschenkel. Und ich genieße diese zärtlichen Zuwendungen, diese krassen Kontrast, den nur er vollziehen kann, diesen Fall aus der Dunkelheit ins gleißende Licht. Er geht vorsichtig vor, als er mich mit dem hergeholten Taschentuch säubert, seine wie auch meine eigenen Spuren wegwischt, während ich immer noch mit geschlossenen Augen auf meiner Seite in seinem durcheinander gebrachten Bett liege. Danach erhebt er sich. Für einen kurzen Moment verschwindet er wieder in unserem speziellen Zimmer. Und nun soll endlich der Part folgen, auf den ich vorher schon gewartet habe. Christopher setzt sich hinter mich. Ich zische auf, als sich ein feuchtes Handtuch auf meinen Hintern legt. „Ich muss deine Wunden desinfizieren“, erklärt er mir milde, während er mit dem Stoff meinen Hintern abreibt. „Bin gleich fertig“, murmelt er leise und dann schon kann ich das Aufschnappen einer Tube deutlich hören. „Vorsicht, kalt“, warnt er mich mit dieser samtigen, freundlichen Stimme an deren Klang ich erkennen kann, dass er dabei lächelt. Es ist ein wohltuendes Gefühl, diese wirklich kalte Salbe auf meinem geschundenen Hintern zu spüren. Ich seufze wohlig und Christopher lacht ganz leise, während er diese wundersame Salbe weiterhin mit leichtem Druck auf meiner Haut verteilt. Dann schnappt die Tube wieder zu. „Bleib so liegen, die Salbe muss erst einwirken, verstanden?“, instruiert er mich, doch seine Stimme verbleibt weiterhin im milden Ton. „Ja, Christopher“, hauche ich und er verlässt das Schlafzimmer. Minutenlang bleibe ich einfach so liegen, ohne nachzudenken, ohne die Augen zu öffnen, ohne mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Beinahe döse ich weg, die Schwere der Müdigkeit nimmt mich fast vollkommen ein und drängt mich an den Rand des Schlafes; Bilder meines Unterbewusstseins vermischen sich mit den gedämpften Geräuschen meiner Umgebung. Und plötzlich ist da dieser Geruch, den ich zu kennen meine, aber mein Kopf fühlt sich an wie Blei; meine Gedanken springen in meinem mentalen Karteiverzeichnis herum, rasen durch mein Hirn, ohne sich an einem noch so kleinen Hinweis festhalten zu können, ohne einen Anhaltspunkt ausfindig zu machen. „….hey…“, dringt diese samtige Stimme plötzlich zu mir und ich spüre ganz deutlich, wie die Matratze unter einem weiteren Gewicht nachgibt. Ich versuche die Augen zu öffnen, aber es gelingt mir nicht. Es scheint, als würde ein Klotz auf meinen Lidern lasten und sie nach unten zwingen; es ist ein Druck, gegen den ich nicht ankommen kann. „…hey…“, ertönt es erneut, dieses Mal etwas lauter und in meinem Kopf legt sich ein Schalter um. Das ist Christophers Stimme! Und es ist seine Hand, die mir gerade durch meine Haare streicht. Und es riecht nach… Spaghetti? Das Schlafzimmer erscheint vor meinen Augen, kurz ist mir schwindelig, aber die Möbel erreichen binnen Sekunden ihre normale Schärfe wieder. Ich blinzele und Christopher lacht samtig. „Geht es dir gut?“, fragt er mich und seine Finger streifen ganz vorsichtig meine Wange, drehen mein Gesicht zu sich, sodass ich ihm in die Augen blicken kann. Dieses Blau erscheint mir nun so hell, wie das Mittelmeer es in Traumvorstellungen nur sein kann. Auf seinen Lippen liegt ein weiches Lächeln. „Geht’s dir gut?“, hakt er erneut nach und ich nicke. Doch als ich mich aufsetzen will, schießt dieser unsagbare Schmerz durch meinen Hintern und ein gequältes „Au!“, entweicht meinem Mund. „Vorsichtig!“, kommt es sofort besorgt von ihm und er legt seine Hände auf meine Schultern. Er seufzt. „Wieso hast du nicht gesagt, dass es zu doll war?“, fragt er mich ruhig, während er sanft über meine Haut streichelt. Ich muss glucksen. „Ich war wohl zu geil… Und ich hab auch schon mal 20 Schläge gut überstanden“, erkläre ich ihm grinsend und er seufzt ein weiteres Mal, muss aber auch kurz lachen. „Du wirst morgen nicht sitzen können, da ist dir schon klar, oder?“, spricht er weiter. „War das nicht eh dein Plan?“, ziehe ich ihn auf und als ich ihm erneut in die Augen sehe, ist da wieder dieser süffisante Blick und dieses kecke Grinsen. „War es“, entgegnet er. „Dann passt es ja.“ „Du hast deine Lektion gelernt?“ „Ja, Christopher“, antworte ich ihm lächelnd und genau dann beugt er sich zu mir herunter und gibt mir einen so zarten Kuss, dass ich beinah dahin schmelze. „Steh auf, ich hab uns was gekocht“, meint er dann plötzlich in freudigem Ton. „Achja! Aber… das riecht irgendwie nach Spaghetti Bolognese“, sage ich glucksend, auch wenn ich weiß, dass ich mir damit wahrscheinlich wieder süße Probleme eingehandelt habe. Christopher würde dieses „Mittelmaß-Gericht“ niemals kochen. Pizza und Chinesisch bestellen geht für ihn klar. Aber selbst kochen…. Nein, niemals. Ich grinse ihn nach meiner frechen Bemerkung an, doch er erwidert diese Geste nur. „Es ist ja auch Spaghetti Bolognese“, erklärt er mir ruhig und hilft mir behutsam, aufzustehen. Wenn ich meine Muskeln nicht zu sehr anspanne, ist das Ziehen irgendwie erträglich. Aber an den Schmerz denke ich momentan absolut nicht, zu verwirrt bin ich von der Aussage meines Freundes. „Hä?“, entweicht es meinem Mund und Christopher umfasst wie immer mein Kinn. Nur dieses Mal winden sich seine Finger ganz leicht um dieses, und ebenso vorsichtig hebt er es an, damit wir uns besser in die Augen blicken können. „Du sagtest letztens, dass du total drauf stehst“, sagt er vollkommen ruhig, mit einem leicht fragenden Unterton und mein Herz pocht so laut, dass ich mir fast sicher bin, dass er es ebenso hören kann wie ich. Christopher hat sich eben tatsächlich in die Küche gestellt und ein Gericht gekocht, welches er selbst nicht wirklich mag, welches er normalerweise nie kochen würde. Er überrascht mich immer wieder. Dass er sich um mich sorgt, ist nicht neu. Dass ich ihm wichtig bin, weiß ich genau. Dass er kein Egoist ist und ihn meine Bedürfnisse ebenso tangieren wie seine eigenen, habe ich schon längst verstanden. Dass er fast immer für uns kocht, begeistert mich. Und dennoch berühren mich solche im Grunde genommen trivialen Kleinigkeiten, wie ein speziell für mich zubereitetes Essen, immer wieder. Es sind vor allem diese bescheidenen Fakten, die mir vor die Augen führen, wie sehr er mich eigentlich liebt, wie wichtig ich ihm bin und dass er mich glücklich machen will. „Danke…“, murmele ich noch immer in meinen Gedanken versunken und er lächelt, führt mich in die Küche. Bevor ich mich setze hüllt er mich noch in einen seiner schwarzen und ziemlich weichen Bademäntel, was mich auch verwundert, denn üblicherweise, sitze ich einfach nackt mit ihm am Tisch, wenn er es will. Aber heute ist dem nicht so und Christopher hält mich auch plötzlich auf, als ich mich auf den Stuhl sinken lassen will. „Warte kurz, ich habe etwas vergessen“, erklärt er mir eilig und hastet aus der Küche, nur um einige Sekunden später mit einem der kleinen Kissen aus dem Wohnzimmer zurück zu kommen und es auf die Sitzfläche meines Stuhles zu legen. „Jetzt tut es bestimmt nicht mehr so weh“, meint er noch, allerdings behält er nur teilweise recht. Ich jammere ein wenig, während ich gleichzeitig über mich selbst lachen muss, als ich es letztendlich irgendwie schaffe, Platz zu nehmen. „Geht’s?“, hakt er milde nach, nachdem er sich mir gegenüber gesetzt hat. Der Tisch ist bereits gedeckt und die Nudeln dampfen vor sich hin. Die Sauce riecht wirklich lecker. „Ja…“, murmele ich und schaue zu, wie er sich auftut. Ja, diese Ordnung behält er heute trotzdem bei. Erst als er fertig ist, bediene ich mich. Doch natürlich wartet Christopher mit dem Essen auf mich. Wir sehen uns in die Augen. „Guten Appetit, Niko“, wünscht er mir. „Dir auch, Christopher“, entgegne ich und er nickt mir zu, ein kleines Zeichen, dass ich jetzt wirklich essen darf. Ich sitze etwas schief, versuche mein Gewicht auf meine Oberschenkel und nicht auf meinen Hintern zu verlagern, doch trotz dieser seltsamen Haltung wird mir die Mahlzeit nicht versaut. Ich weiß nicht, ob es meine reine Einbildung ist, oder ob dieses simple Essen mir tatsächlich so gut wie nie zuvor schmeckt. „Hast du gestern noch gut lernen können?“, fragt Christopher mich und wir fangen an, etwas über die Uni zu sprechen. Ich weiß, dass er als Student permanent gelernt hat, ohne sich dazu zwingen zu müssen. Mein Studium ist ihm sehr wichtig. Mir selbst natürlich auch, aber manchmal kommt es mir wahrlich vor, als würde mein Freund die Sache zu, sagen wir mal, 5% ernster nehmen als ich. Nicht, dass mich dieses durchaus intensive Interesse stören würde, nein, es ist ganz im Gegenteil, er schmeichelt mir, er gibt mir das Gefühl eine wichtige Person in seinem Leben zu sein. Ich bin wirklich seine oberste Priorität. So wie er die meinige ist. „Hat es dir geschmeckt?“, fragt er mich als ich eigentlich kaum mehr atmen kann, weil mein Bauch so dermaßen gefüllt ist, dass ich mir vorkomme wie ein viel zu groß geratenes Walross, welches zudem auch noch im falschen Habitat ausgesetzt worden ist. „Und wie, danke Christopher!“, entgegne ich sofort und will mich daran machen, den Abwasch zu erledigen. „Lass das Niko“, kommt er ruhig von ihm und ich halte in meiner leicht schmerzhaften Bewegung inne, mustere ihn. „Geh und leg dich aufs Sofa, ruh dich ein wenig aus“, sagt er lächelnd. „Aber den Bademantel bringst du erstmal wieder dorthin, wo er hingehört, verstanden?“, fügt er schelmisch grinsend hinzu und ich muss schlucken. „Ja, Christopher“, antworte ich ihm gehorsam und trotte zunächst ins Badezimmer, hänge das Kleidungsstück penibel auf, wonach ich mich zielstrebig ins Wohnzimmer begebe; das unterdrückte und dumpfe Geräusch des Küchenradios erreicht mich, ich höre das Wasser rauschen und ich bin einfach nur unheimlich glücklich. Immer noch bin ich vollkommen berührt von dieser kleinen Geste meines Freundes, des Masters, der mir immerzu seine zuckersüße Seite zeigt – wenn ihm danach ist. Oder wenn ich ihn darum bitte. Vor dem Sofa bleibe ich dann aber doch unschlüssig stehen. Automatisch senken sich meine Augen gen Boden, auf dem sonst das etwas größere Kissen platziert ist, mein Platz an seiner Seite, direkt zu seinen Füßen. Natürlich liegt es momentan nicht dort. Schließlich hatte Christopher Besuch… Mir wird ein wenig mulmig als ich an die vorhin erst erlebte Episode denken muss. Und wieder stelle ich mir diese Fragen. Im welchen Details spricht Christopher mit Holger über mich? Und vor allem: Hätte er ihn ins Zimmer geholt, wenn ihm danach gewesen wäre…? Will er mich überhaupt vorführen? Vorsichtig lege ich mich aufs Sofa, gewillt, auf der Seite zu bleiben und mit meinem Hintern bloß nicht gegen das Polster zu drücken. Ich habe mich noch nicht mal getraut, mein geschundenes Fleisch im Spiegel anzusehen. Wahrscheinlich sind dort überall rote Striemen. Ich weiß doch eigentlich, welches Bild mich dort erwartet. Heute war schließlich nicht das erste Mal, dass Christopher mich ausgepeitscht hat. Und es wird sicherlich nicht das letzte Mal bleiben. Und das ist auch gut so. Ich schließe abermals die Augen, tauche ein in diese fiktive Nacht, die ich mir selbst geschaffen habe, doch meine Gedanken wollen diesen ihnen gewährten Freilauf dieses Mal nicht annehmen. Bin ich zu aufgewühlt? Wegen Holger? Vielleicht. Ich kann diesen seichten Beigeschmack einfach nicht loswerden. Eigentlich haben Christopher und ich doch alles geklärt, unsere Beziehung genau so gestaltet, wie wir beide sie wollen. Er hat mich langsam in diese Welt eingeführt und sie gefällt mir absolut. Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen. Ich weiß, was er will, er weiß, was ich will. Und was ich eben nicht will. Aber… Würde er… Holger reinholen? Mich vorführen? Üblich ist das durchaus, diese Zurschaustellung. Ich schnaube amüsiert, als die Erinnerungen an die Show meines 21. Geburtstages in mein Gedächtnis fließen und sich mit weiteren Fragmenten einiger Unterhaltungen mit Christophers Bekannten, den Stammtisch-Leuten, vermischen. Es ist üblich. Kilian liebt es Publikum zu haben. Kein öffentliches Publikum einer öffentlichen Veranstaltung ihrer Art; er präferiert private Zuseher, die ihre Befriedigung durch das reine Beobachten seiner kleinen Session erlangen, die willig sind, nicht einzugreifen, sich nicht einzumischen, aber umso gieriger sind, ihre Augen auf alles zu legen, was ihnen geboten wird. Ich versuche mir vorzustellen, wie es wäre, von solchen Augen beobachtet zu werden, aufgefressen zu werden, während Christopher sich an mir vergeht, mich bestraft, mich foltert, meine Haut zum Brennen bringt, mein Herz in einen unaufhaltsamen Rhythmus versetzt, Schweiß auf meine Stirn zaubert, meinen Unterleib zum Brodeln bringt. Und schlagartig wird mir absolut kalt. Diese Vorstellung hat absolut nichts Erotisches für mich. Ganz im Gegenteil. Ein unangenehmer Schauer hat mich erfasst, in meinem Magen breitet sich ein seltsam flaues Gefühl aus. Nein, das will ich nicht. Das könnte ich nicht. Ich will Christopher für mich. Ich will, dass unser Spiel etwas ganz Besonderes bleibt. Nur ich will seinen hungrigen Blick betrachten, diese Gier, die von ihm ausgeht, spüren. Nur mir soll er sich öffnen, nur mir soll er sein dunkles Gesicht offenbaren. Es ist durchaus interessant, erregend darüber nachzudenken, wie Außenstehende wohl reagieren würden, was zum Beispiel Frank plötzlich sagen würde, offenbarte ich es ihm. Aber… Explizites Zusehen, geschweige denn Eingreifen einer dritten Partie, geht mir zu weit… „Niko? Ist alles in Ordnung?“, ertönt plötzlich seine Stimme und als ich schlagartig meine Augen öffne, setzt er sich bereits neben mich. Er trägt ein schwarzes T-Shirt und eine ebenso dunkle Stoffhose, ein legeres Outfit für Zuhause. Vorsichtig streicht er mir Strähnen aus meinem Gesicht. „Wie geht’s deinem Hintern? Sollen wir den noch mal eincremen?“ „Mhmmmm…“, sage ich und er lächelt. „Bleib liegen, ich hol die Salbe eben her.“ Mit diesen Worten erhebt er sich und kommt nach einigen Augenblicken auch schon wieder. Ich winkle die Beine an, als er sich hinter mich setzt, damit er besser an die Stellen rankommt. Wieder einmal ist sein Vorgehen behutsam und die kühlende Salbe ein kleines Wunder auf meiner Haut. Ich seufze genüsslich und Christopher verschwindet nur ganz kurz, um sich die Hände zu waschen. Als er wiederkommt, hält er eine Schale mit Schokobons in der Hand, die er direkt auf den Tisch platziert. „Ist dir warm genug?“, fragt er mich, als er nun wieder Platz nimmt und ich nicke schweigend. Mein Freund seufzt. „Was ist los?“, fragt er mich dann plötzlich direkt und ich spüre seinen mich durchbohrenden Blick auf mir ruhen. „Nichts“, entgegne ich, da packen mich seine Finger bereits am Kinn und drehen mein Gesicht zu sich. Etwas heftiger als vorher, aber immer noch so vorsichtig, sodass ich auf meiner Seite liegen bleibe und mein Hinter nicht gegen das Sofa drückt. „Niko, du wirst mir jetzt auf der Stelle antworten. Ich kenne dich zu gut. Dich bedrückt irgendetwas“, sagt er in einem Ton aus Besorgnis, Ruhe und leichter Dominanz. „Ja, Christopher…“, bringe ich heraus und dann bin ich zunächst verloren auf der Suche nach passenden Worten. Seine Hand hat von meinem Kinn abgelassen und streichelt mir nun sanft durchs Haar. Er ist geduldig, er wartet, ohne von mir abzulassen. „Wegen Holger…“, bringe ich schließlich heraus. „Was ist wegen Holger?“, hakt er nach und ich räuspere mich. Ich verspüre keine Angst vor Christopher, keine Bange vor einer ernsthaften Konversation, zu oft haben wir solche bereits geführt, anders geht es nun mal nicht. Anders funktioniert keine Beziehung, egal welcher Art sie auch sein mag. Aber irgendwie weiß ich einfach nicht, wie ich wegen dieser Geschichte nachfragen soll. Vielleicht verspüre ich doch minimale Furcht, dass Christopher momentan genau diese Art der Zurschaustellung anstrebt, die ich nicht will. Ich verpasse mir einen mentalen Tritt, der in meiner Vorstellung ausnahmsweise mal nicht schmerzt. „Hättest du… Wieso war Holger hier?“, gelingt es mir, mich zu artikulieren. Christopher schweigt. „Weil ich dir heute eine andere Art der Bestrafung verschaffen wollte“, antwortet er mir dann ruhig und seine Stimme deutet mir an, dass er darauf wartet, dass ich fortfahren soll. Und genau das tue ich. „Wolltest du ihn ins Zimmer lassen?“, frage ich direkt und in den ersten Sekunden schweigt Christopher erneut, während mein Herz fürchterlich laut in meiner Brust pocht. „Das denkst du doch jetzt nicht ernsthaft, oder?“, sagt er dann und ich weiß, dass er mich anguckt. Ganz vorsichtig setze ich mich auf, sodass mein Gewicht erneut eher auf meinem Oberschenkel ruht, um ihn ins Gesicht blicken zu können. Sein Blick ist ernst, aber auch etwas verwirrt, das sehe ich an seinen Augen. „Niko?“, fragend sieht er mich weiterhin an. „Ich… ich weiß nicht, ich hatte überlegt, weil… Du hast vorher auch niemanden reingelassen und das war nicht abgesprochen, natürlich dachte ich, dass es eine Möglichkeit gäbe, dass du das machst! Woher soll ich das denn wissen?“, sprudelt es nun aus mir nicht gerade eloquent heraus. Christopher seufzt und fährt sich durchs blonde Haar. „Das tut mir leid, Niko…“, murmelt er dann. „Ich… Ich hab wohl nicht nachgedacht. Ich dachte, es sei alles klar zwischen uns. Ich dachte, wir hätten absolut klar ausgemacht, dass unsere Sessions reine Privatsache bleiben, bis auf die wenigen Details, die wir dem Stammtisch preisgeben“, erklärt er und blickt mich dabei entschuldigend an. Diese sanften Züge, die in seinem Gesicht erscheinen, bringen mich völlig aus dem Konzept. „Ich wollte deine heutige Bestrafung einfach ein wenig, wie soll ich sagen, pikanter gestalten…? War es sehr schlimm?“ Ich denke kurz nach. „Nein… eigentlich nicht“, gebe ich dann zu. „Ich meine, die Gewissheit über eine Möglichkeit, dass es passieren könnte, war schon irgendwie… heiß. Aber…“, ich seufze. „Wenn ich halt ganz genau darüber nachdenke und mir das vorstelle, wie Holger – oder wer auch immer – mit dabei ist, dann finde ich das absolut nicht mehr prickelnd!“, verkünde ich energisch die Wahrheit und grinse meinen Freund schief an. Christopher lacht und beugt sich zu mir, drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Weißt du, das freut mich sehr“, sagt er dann, als er mir wieder in die Augen blickt und seine Stimme ist wundervoll weich. Man kann sogar sagen, dass mein Master mich in diesem Augenblick gar verträumt ansieht. „Ich will deinen Anblick ganz für mich allein haben…“, säuselt er und kommt mir mit seinem Gesicht wieder näher. Seine Lippen sind nun direkt an meinem Ohr, seine Hand in meinem Nacken. „Du gehörst ganz allein mir und ich will dich mit niemandem teilen“, haucht er und ich schließe unweigerlich meine Augen. Christopher gluckst ganz leise und dann fährt er fort: „Weißt du, wie geil mich deine Stimme heute eigentlich gemacht hat, als du dort am Andreakreuz fest gekettet warst und jeden Schlag für mich mitgezählt hast? Ich dachte, ich schaffe es gar nicht mehr zum Bett mit dir…“ Schmetterlinge. Eine wilde, bunte Horde dieser Tierchen tollt in meinem Bauch herum und ich fühle mich ebenso leicht wie die Flügel dieser Insekten es sind; so als könnte ich im kommenden Moment einfach nur abheben. „Bitte entschuldige, dass ich dir wegen Holgers kurzem Besuch nicht Bescheid gesagt habe. Das kommt nicht wieder vor, OK?“, spricht er leise weiter. „OK, Christopher“, bringe ich matt heraus, weil mich die Schmetterlinge in meinem Innern noch immer beschäftigen. „Wir machen das nie wieder. Versprochen.“ „Hm…“, mache ich und er hält kurz inne. „Was hm?“, hakt er leicht belustigt nach. „Ich, äh“, sage ich und muss mich wieder räuspern. Mein Freund rückt ein kleines Stückchen von mir ab, um mich besser betrachten zu können. „Naja, der Gedanke daran, dass jemand im Haus ist, der keine Ahnung hat, was du da im anderen Zimmer eigentlich gerade mit mir machst ist schon irgendwie… geil. Äh, auch wenn Holger wahrscheinlich genau wusste, was abgeht… Und was du sonst so mit mir machst…“ „Naja“, hakt er ein. „Holger weiß nun mal natürlicher Art und Weise, was für eine Beziehung wir beide führen, aber er wusste nicht, dass du heute da warst.“ „Und was hättest du getan, wenn ich nach dir gerufen hätte, wenn die Seile zu krass geworden wären?“, reagiere ich etwas patzig. Er lächelt milde. „Dann hätte ich ihm gesagt, er solle bitte warten und wäre sofort zu dir gekommen. Was sonst? Und du weißt doch genauso wie ich, dass Holger mir niemals nachlaufen würde, erst recht nicht in meinen eigenen vier Wänden. Holger ist selbst Master. Er könnte eins und eins schon zusammen zählen und wüsste, Distanz aus Respekt einzuhalten. Und Holger weiß zudem auch, dass wir beide absolut nicht auf Publikum stehen.“ „Was erzählst du Holger eigentlich in letzter Zeit im Privaten? Was hast du ihm zum Beispiel heute erzählt?“, frage ich immer noch patzig nach und Christopher verzieht leicht genervt das Gesicht. „Sag mal, was ist denn heute mit dir los?“, sagt er direkt und schüttelt leicht den Kopf. „Denkst du jetzt auch noch, ich würde ihm direkte Details über unser Leben anvertrauen? Du weißt doch, dass wir uns ganz allgemein über Methoden und Erkenntnisse austauschen. Und du weißt auch, dass ich ihm ab und an erzähle, dass du vielleicht mal gern zu spät kommst, oder dass bei uns etwas Neues wirklich gut geklappt hat. Wie zum Beispiel das Figging. Du mochtest den Ingwer. Das ist alles, was ich gesagt habe. Zufrieden?“ Ich komme mir nach diesen Worten irgendwie blöd vor. Ja, das sind alles Dinge, die wir miteinander abgesprochen hatten. Schon etwas her… Ich räuspere mich und Christopher legt seinen Arm um meine Schulter. Seufzend zieht er mich behutsam an sich. „Liegt dir sonst noch etwas auf dem Herzen?“, fragt er mich aufrichtig. „Also, ich… Tschuldigung“, sage ich und er lacht kurz. „Ja, tut mir auch leid, dass ich das vorher nicht mit dir abgesprochen hatte. Ich wusste nicht, dass du solche Ängste mit dir rum trägst.“ „Tu ich eigentlich nicht, ach, keine Ahnung was das war.“ „Ist doch OK“, beruhigt er mich. „Deswegen sollst du ja auch mit mir über alles sprechen, ja?“ Ich nicke und dann fällt mir ein, dass ich meinen Gedankengang von vorhin gar nicht zu Ende ausgesprochen habe. „Also äh, wenn du absolut niemanden in unsere Session lässt, dann…“ „Dann…?“ „Naja, wie ich schon sagte, der Gedanke daran, dass jemand, der absolut nichts weiß, in der Nähe ist, der ist… das macht mich an“, gebe ich zu. „Soll heißen?“ „Wir können das machen, wenn du mich in Situationen zurücklässt, in denen ich eine längere Zeit wirklich problemlos ausharren kann. Zum Beispiel nur an den Herrenstuhl gekettet, oder mit Handschellen fixiert. Oder auch am Andreakreuz. Die Sklavenbox wäre da nicht wirklich abgebracht“, erkläre ich. „Und was ist, wenn du doch nach mir rufst? Nicht jeder, den ich einladen könnte, würde das verstehen. Wenn ich meinen potenziellen Gästen erkläre, du seiest nicht da, du aber plötzlich aus dem scheinbaren Nichts nach mir verlangst, das würde den Leuten schon ein wenig komisch vorkommen, findest du nicht auch?“, meint er leicht spöttisch. „Ja, schon… Aber…“ Verdammt, er hat recht. „Hm… Manchmal besitzt du wirklich eine gespaltene Persönlichkeit“, kommentiert er plötzlich und gluckst leise. „Ja…“, gebe ich ihm Recht und versuche, meine eigenen Gedanken zu ordnen. Das Spiel mit dem Feuer. Könnte man das so ausdrücken? Ich will nicht, dass Christopher explizite Details über mich, über uns, mit irgendwem teilt. Ich möchte nicht, dass er seinen Bekannten erzählt, wie mein Stöhnen ihn erregt hat, oder wie rot die Striemen auf meiner Haut waren, nachdem er mich mit Peitsche XY bestraft hat. Das sind alles persönliche Angelegenheiten, von denen nur wir beide auf eine gewisse Art und Weise profitieren sollten. Andererseits finde ich es befreiend über gewisse Praktiken mir irgendwem anders generell zu sprechen und mich auf einer ebenso allgemeinen Ebene über BDSM zu unterhalten, Pros und Contras abwägen, oder zu klären, warum zum Beispiel das Schlagen mit der blanken Hand nicht gleich als rohe Gewalt, losgelöst vom eigentlich Spiel anzusehen ist. Und ja, es bringt mich auch zum Grinsen, es liefert mir Genugtuung und es amüsiert mich, zu wissen, dass Christopher und ich diese zum Teil geheimen Dinge vollführen, und mein zufälliges Gegenüber manchmal überhaupt gar keinen Schimmer hat. Als Christopher mir eine Hausaufgabe gab und ich meinen Kommilitonen stundenlang gegenüber saß – mit diesem ganz besonderen Spielzeug in mir – war mir heiß und kalt, ich war hin und weg, ich war absolut erregt auf einer mentalen Ebene. Und heute… Heute war es ähnlich. Das einzige, was mich heute gestört hat, war dieser leichte, bittere Nebengeschmack meines Unwissens, meines Bangens, das nicht hätte sein müssen. Aber die Tatsache, dass sich jemand anderes im Haus befand, nicht wissend, was sein Gastgeber eigentlich mit mir nur einige Räume weiter anstellte, hatte meine Erregung gesteigert. „Wie wäre es, wenn wir bei Holger und Martin verbleiben?“, schlägt Christopher plötzlich vor. „Beide wissen über uns Bescheid und selbst wenn du nach mir rufen solltest, würden sie nicht eingreifen. Wenn dich das antörnt, und mich hat dieses pikante Detail heute ehrlich gesagt auch erregt, dann können wir das ab und an tun. Einverstanden?“ „Einverstanden, Christopher“, sage ich glücklich und mein Freund schenkt mir ein fröhliches Lächeln. „Gut. Ab und an, Niko. Ab und an.“ Ich nicke zustimmend. Und er küsst mich. Seine Lippen sind weich und seine Zunge wohlig warm, als sie nach der meinigen sucht und sie zu umspielen anfängt. Seine ebenfalls warmen Hände erkunden sanft meinen Körper und die Salbe scheint ihre Wirkung langsam zu entfalten, denn als ich mich weiter an Christopher schmiege, und mein Hintern in direkte Berührung mit dem Sofa kommt, tut es nur noch halb so weh, wie vorher. Fest hält er mich in seinen Armen, während wir Schokobons futtern – die er auch nur wegen mir geholt hat – und wir diesen Dokumentarfilm über den Regenwald gucken, der uns beide eigentlich wenig interessiert. Christopher lässt mir heute kein Bad ein, er geleitet mich stattdessen in die Dusche und seift mich behutsam ein. Wir blödeln sogar ein bisschen herum und spritzen uns gegenseitig mit Wasser voll. „Das reicht für heute“, hat er schon vor einiger Zeit zu mir gesagt. Jetzt genießen wir unser Zusammensein auf eine sanftere Art. Christopher cremt mich auch noch ein drittes Mal ein, als wir bereits nackt auf seinem frisch bezogenen Bett liegen. Es ist dunkel, als er sich an mich schmiegt, seine Brust an meinen Rücken presst und seine Arme um mich legt, mir zarte Küsse aufs Haar haucht. „Und?“, hakt er plötzlich sanft nach. „Hat Holger eigentlich recht? Bin ich nicht streng genug zu dir?“ Ich schüttele mich fast vor Lachen. „Holger hat keine Ahnung“, antworte ich ihm und er gluckst, drückt mich noch fester an sich, sodass ich kurz vor Schmerz aufzische – die Wunden an meinem Hintern sind wirklich nicht leicht zu ignorieren. „Entschuldige“, murmelt er. „Macht nichts.“ Christopher ist bereits eingeschlafen, als ich noch immer wach da liege und in die Dunkelheit starre, als ich mich daran erinnere, wie unser aller erstes Mal eigentlich verlaufen ist und welch anderes Event daran gebunden war… Auf meine eigentlich ziemlich unpersönliche Email antworteten alle ziemlich schnell und ich bekam auch nur Zusagen. Was bei einer Runde von insgesamt sieben Personen nicht wirklich verwunderlich sein sollte. Als die letzte Zusage zwei Tage nach meiner Sendung eintrudelte, rief ich Christopher an. Es war Dienstag und ich hatte noch immer nicht wirklich begreifen können, dass wir nun liiert waren. Wahrscheinlich würde das noch dauern, redete ich mir zu, während ich dem Freizeichen lauschte. „Hallo Niko“, begrüßte er mich sanft. „Hey, Christopher! Alle haben zugesagt“, rückte ich direkt mit der Nachricht raus. „Das ist doch klasse“, kam es ehrlich von ihm. „Reservierst du dann auch gleich einen Tisch für uns?“ „Na klar!“ „Wunderbar. Wie viel Uhr soll es denn dann Freitag werden?“ „Ähm, keine Ahnung. 19 Uhr? Oder ist das zu früh für dich?“ „Acht würde mir wirklich besser passen“, erklärte er. „Okay, dann reserviere ich den Tisch für 20 Uhr.“ „Sehr gut. Und schreib dir jetzt bitte direkt einen weiteren Termin auf, ja?“, sagte er. „Was denn?“, hakte ich nach, auch wenn ich doch eigentlich wusste, was nun kommen würde… „Morgen 16 Uhr, ich hole dich ab zum Test. Alles klar?“ „…ja“, entgegnete ich. Ich konnte mich nach unserem kurzen Telefonat nicht beruhigen. Christophers zu mir vor einigen Tagen gesprochenen Worte hallten unentwegt durch meinen Kopf. „Ich will mit dir schlafen, Niko. Ohne etwas zwischen uns. Das weißt du mittlerweile.“ Mir wurde so warm bei dem Gedanken an Sex mit ihm. Mit meinem Freund. Mit meinem Master. Und genau hier kam ich ins Stocken. Genau an dieser Stelle erhielt das mulmige Gefühl seinen Eintritt. Hier begannen meine Gedanken sich umeinander zu winden und durch einen geräumigen Tunnel zu rasen, dessen Durchquerung mir Kopfweh verschaffte. Ich dachte zurück an unsere erste Lektion, die lediglich zwei Tage hinter uns lag. Er hatte mich zum ersten Mal leicht bestraft, noch immer konnte ich seine warme Hand förmlich an meinem Hintern spüren; ich hatte nackt vor ihm gekniet; er hatte mir Regeln aufgetragen. Würde unser erster Sex direkt…? Würde er mich auspeitschen? Würde er mich festketten? Würde er heißes Wachs auf meine Haut nieder prasseln lassen? Würde er mein Fleisch mit Klammern bearbeiten? Würde er meine Hoden mit Gewichten bestücken und schmerzhaft an ihnen ziehen? Würde er…? Was würde er tun wollen…? Was würde er tun? Ich weiß nicht, ob ich es als Angst bezeichnen könnte, dieses Gefühl, welches ich in diesen Augenblicken verspürte. War es vielleicht nur die Neugier und die mit ihr gepaarte Nervosität über den neuen Abschnitt meines Lebens, welche mir hier diesen perfiden Streich des Angstmachens spielte? Ich konnte nicht sagen, dass ich es nicht wollte. Ich hatte mich für diesen Weg entschieden. Christopher war bereits mein Master. Ich war schon längst sein Sklave. Und doch… Und doch. In der Nacht zum Mittwoch fand ich kaum Schlaf. Auch die SMS von Frank mit der Nachricht, dass er sich auf Freitag freue, konnte mich nicht wirklich aufmuntern. Obschon ich nicht wirklich niedergeschlagen war. War ich verwirrt? Ich weiß es nicht. Konnte ich meine Gefühlslage überhaupt irgendeiner Bezeichnung zuordnen? Um Punkt 16 Uhr klingelte es an meiner Tür. Es konnte nur Christopher sein. Nur Christopher. Kapitel 14: 14 -------------- ...wir hatten wohl alle gehofft, dass ich euch dieses Mal nicht all zu lange warten lasse und ich musste euch erneut enttäuschen. Ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen! Das Praktikum hat meine gesamte Zeit beansprucht. Da dies eine besondere Geschichte ist, brauche ich auch ein besonders ruhigen und abgesondertes Umfeld, um sie schreiben zu können. Das war mir bis jetzt (!) leider nicht gewährt... Ich möchte mich für alle Reviews und Emails bedanken, die ich in der Zwischenzeit von euch erhalten habe. Sie machen das Weiterschreiben zu etwas Besonderem :) Auch herzlichen Dank an meine Beta Mondlilie, die immer Ideen mit mir bespricht und so schnell mit den Korrekturen ist ^^ Das kommende Kapitel könnte man auch "Schizophren" nennen... Kapitel 15 ist beinahe fertig. Yes! 14 Meine Hände zitterten, als ich die Haustür öffnete und die kühle Luft des Hausflures vage über mein Gesicht strich. Ich räusperte mich und lauschte den sich nähernden Schritten des Mannes, der nun mein Master war. Master. Master. Wie ein Mantra hallte dieses unscheinbare Wort durch meinen Kopf. Ein Wort, hinter dem sich noch so viel Unbekanntes verbarg. Ich dachte an meine erste kleine Bestrafung, die rein gar nichts im Vergleich mit all den Videos darstellte, die ich in den Tiefen des Webs erspäht hatte; ich beschwor den leichten Schmerz dieser Erinnerung herauf; ich dachte an die ersten Regeln, die Christopher mir mit milder Stimme aufgezählt hatte… Wenn ich sage, du sollst nackt sein, dann ziehst du ohne mit der Wimper zu zucken deine Klamotten aus… Dein Platz an meiner Seite ist auf dem Boden, es sei denn, ich befehle dir etwas anderes… Du senkst deinen Blick, schaust immer zu Boden… Ich bekam auch jetzt eine Gänsehaut, als ich daran dachte, wie er mich vor sich knien ließ, die Beine so unverschämt gespreizt. Und diese kleine Übung stellte erst den minimalen Anfang unseres Weges dar. Dieser Tatsache war ich mir selbst als Laie schon bewusst. Ich hatte genügend Geschichten gelesen, mich reichlich informiert. Und dennoch wusste ich eigentlich rein gar nichts in diesem Moment. Meine Kenntnis schien mir einer Null gleich. Sie war mit einer scheinbar endlosen Dunkelheit vergleichbar. Einer düsteren Leere. Und nun war da noch etwas anderes. Ich hatte durchgehend darauf bestanden, bereit für alle Forderungen Christophers zu sein. Bedenkzeit war unangebracht in diesem Zusammenhang. Hatte ich das nicht selbst geäußert? Ich war mir sicher, ich hätte genügend Zeit gehabt, mich mit allem vertraut zu machen und über gewisse Dinge nachzudenken. Ich hatte behauptet, er solle mich besitzen, dass dies mein Wunsch sei. Vielleicht denkt ihr, dass ich all diese mentalen Äußerungen, nun, da ich mit zitternden Händen an der Tür stand und auf ihn wartete, verwarf. Dass ich alles zurücknahm. Dass ich einen Rückzieher machen wollte. Vielleicht habt ihr teilweise sogar recht. Allerdings negierte ich nicht die Tatsache, dass ich mit ihm zusammen sein wollte. Ich war ihm verfallen. Und ich wollte sein Sklave sein. Nur… Kann man sagen, ich bekam kalte Füße? So wie es in klischeehafter Darstellung dem Bräutigam vor dem festlich geschmückten Altar passierte? Der kurz vor dem Ziel von Panik befallen wird und sich einredet, doch nicht das Richtige zu tun, obwohl er genau weiß, dass er durch das ja jenes Leben bekommt, von dem er schon die ganze Zeit geträumt hat? Ich realisierte in diesen wenigen Minuten wohl, dass die Erfüllung bestimmter Fantasien, die sich seit dem ersten Begutachten dieser bestimmten DVD in meinem Kopf abspielten, immer noch mit der bitteren Realität zu tun hatten. In der man sich nicht zurücklehnen konnte. In der man nicht die Augen schloss und sich sein Handeln und bestimmte Reaktionen ausdachte, sondern sie tatsächlich vollführen musste. Wollte ich, dass Christopher mich auspeitschte und über mich dominierte? Scheiße, ja! Und: Scheiße, nein! Wieso zur Hölle machte mein Gehirn solche seltsamen Sprünge? Wieso hatte ich plötzlich diese ziemlich seltsamen, bierbäuchigen Männer in Ganzkörper-Latexanzügen vor meinem inneren Auge, die sich in über 20-minütigen Videos vor ihrer billigen Webcam selbst auspeitschten oder gar ein wenig sinnfrei an ihrem kleinen, runzeligen Penis herumspielten? Diese Gummimaskenmänner. Wollte Christopher, dass ich auch so etwas trug? Einen Ganzkörper-Latexanzug? Die Klamotten, die er mir zum Geburtstag geschenkt hatte, waren… ich konnte es nicht verleugnen: geil. Aber nun stellte sich mir plötzlich die Frage, ob dies auch nur der reine Anfang gewesen war. Eine Art leichter Einführung? Christopher hatte doch zu mir gemeint, er würde mich langsam aufklären und mir vorsichtig Einzug in diese Welt gewähren. Sollte sie in einem Latexkostüm kulminieren? Brauchte ich dazu noch einen Bierbauch? Und eine Webcam?! Auf Handschellen stand ich ja schon vorher. Und all das, was Christopher mit mir getan hatte, diese ruppige Art und Weise, in der er mit mir verfuhr, wie er mich ansah, wie er mich an meinem Arm zerrte, mit ins Ohr zischte; sein süß-bedrohlicher Blick; diese samtige, tiefe Stimme kontrastierend mit diesem unwiderstehlichem Lächeln, diesem Schimmer in seinen blauen Augen… Das alles gefiel mir und diese Tatsache wollte ich auch gar nicht abstreiten. Aber. Und. Wir standen vor einem HIV-Test. Ich hatte Christopher so schnell so nah an mich heran gelassen, wie noch nie jemanden zuvor. Ich… „Hallo Niko“, ertönte diese betörende Stimme plötzlich. Er kam direkt auf mich zu. Seine Hände umfassten meine Hüften und als er mich küsste, direkt auf den Mund, schob er mich in meine Wohnung und stieß die Tür mit seinem Bein zu. Seine Zunge war so warm, seine Berührungen so zärtlich. „Hi… Christopher“, antwortete ich ihm. Er lächelte. Und ich war vollends verwirrt, unsicher über meine eigene Gefühlslage. „Bist du fertig? In einer halben Stunde haben wir den Termin, wir müssen gleich los“, sagte er, ohne die Augen von mir zu nehmen. Und ich nickte, weiterhin in diesem leicht schizophrenen Geisteszustand gefangen, in dem zwei Seiten gegeneinander kämpften. Und in diesem momentanen Krieg konnte ich absolut nicht sagen, auf welcher dieser Seiten ich überhaupt stand. Geschweige denn, wie jene Seiten überhaupt definiert werden konnten. „Okay, schnapp dir deine Jacke und gib mir deine Schlüssel“, orderte er und ich tat, was er sagte, weil… Weil er es sagte. Ich sah zu, wie er meine Wohnung abschloss und der Schlüssel in seiner tiefen Manteltasche verschwand. Eine Prozedur, die nicht neu war, auch wenn wir erst kurz zusammen waren. Da war es wieder. Dieses enorme Glücksgefühl. Dieser Strom aus Endorphinen, der durch meinen Körper jagte, direkt zu meinem Herzen, als ob es das vermeintliche Ziel dieses außergewöhnlichen Marathons wäre. Wir waren endlich zusammen. Christopher gehörte zu mir. Sein warmer Blick galt nur mir. Ich hatte das geschafft, wovon ich seit unserem allerersten Zusammentreffen im Park geträumt hatte. Ich hatte ihn. Wir waren noch nicht einmal bis zur Treppe gelangt. Unsere wenigen Schritten gaben einen dumpfen Widerhall. Im Treppenhaus war niemand. Und selbst wenn, gegen diesen heftigen Durchbruch meiner Emotionen hätte ich mich sowieso nicht wehren können. Unüberlegt ergriff ich Christophers Hand und stoppte ihn. Er schaffte es nur, mich anzusehen, mit diesem leicht verdutzten Blick, dieser Überraschung in seinen Augen. Ich dachte nicht nach, drückte ihn gegen die Wand, während ich meine Lippen auf seine presste. Und… er ließ mich. Er schubste mich nicht weg. Er drehte den Spieß nicht um. Er drückte mich nicht auf den Boden nieder. Stattdessen spreizte er seine Lippen und ich ließ meine Zunge in seinen Mund gleiten. Meine Finger vergruben sich in seinem kurzen und doch dichten Haar. Ich konnte seine Finger in meinem Nacken spüren. Wir küssten uns stürmisch. Lang. Bis wir keine Luft mehr bekamen. Christopher lachte leise. „Wir kommen zu spät, wenn du so weiter machst…“, bemerkte er leicht süffisant, mir tief in die Augen schauend. Widerwillig ließ ich von ihm ab. Es hatte sich so gut angefühlt… Es hatte mich beruhigt. Ich musterte ihn während der Autofahrt, als er konzentriert auf die Straße blickte, auf den dichten Verkehr, der ab nun immer schlimmer werden würde. Vor allem im Zentrum. Heute trug er einen schwarzen Anzug. Ich konnte keine einzige Falte entdecken. Alles war so penibel. Sein Haar saß perfekt. Die kleine Erinnerung an einen eben erst erwachten Christopher schlich sich in meinen Kopf. Ich musste grinsen. Lächeln, als ich an die abstehenden, kleinen Härchen dachte. Und dann war da wieder das Bild des verfetteten Gummimasken-Typen. Und ich war abermals schizophren. Gespalten. Und ich wusste nicht, was zu tun war. Ich konnte den wirren Strom der Gedanken, die sich zu einem emotionalen Gewitter formierten, nicht stoppen. Die Wirklichkeit zog an mir vorbei, wie ein D-Zug. „Steig aus und komm mit“, lauteten die Anweisungen Christophers. Ich erinnere mich an diese weiße Praxis, mit dem extrem auffälligen Aquarium, in dem sich bunte Fische tummelten und an die Kinder von einigen Patienten, die gegen die Scheibe trommelten. Warum wir sofort drangenommen wurden, begriff ich nicht sofort. Erst, als der Arzt meinen Freund mit dem Vornamen begrüßte und ich eine gewisse Vertrautheit in ihrem Smalltalk feststellen konnte, kapierte ich, dass sie sich kannten. Währenddessen bereitete die junge Arzthelferin schon die Nadeln vor und wir mussten uns setzen. Christopher als erstes. Dann ich. „Die Ergebnisse des Schnelltests sind in 30 Minuten da, ich rufe euch dann an, ja?“, wandte sich der Arzt an Christopher. Dieser nickte und lächelte zufrieden. „Danke dir, Kilian“, erwiderte er. Ich verabschiedete mich mit einem Nicken. Die frische Luft tat mir gut. Ein Schnelltest. Natürlich. Hatte Christopher nicht gesagt, er wolle endlich mit mir schlafen? Ohne auch nur einen Hauch zwischen uns? Meine Knie wurden weich. Christopher bezahlte eine höhere Summe. Nickte den Arzthelferinnen freundlich zu. Wir verließen die Praxis. „Äh, und wohin gehst du, bitteschön?“, riss Christophers Stimme mich in die Realität zurück. „Äh…“, erst jetzt bemerkte ich, dass ich in die völlig falsche Richtung gelaufen war. „Spazieren?“, scherzte ich dümmlich. Christopher öffnete mir schmunzelnd die Beifahrertür. Eine kleine Geste, die mein Herz erneut einen Tick lauter schlagen ließ. „Danke…“, murmelte ich noch und er sagte gar nichts. Er startete den Wagen. „So“, sagte er dann, bevor wir losfuhren. Er drehte sich zu mir und ich sah ihn fragend an. Wieso hielt ich meinen Atem an? „Und jetzt schweigst du, verstanden?“, fuhr er mit dieser harten Stimme fort. „Ja… Christopher“, antwortete ich, so wie ich es nun minimal gewöhnt war. Er nickte, legte den ersten Gang ein. Die Fahrt dauerte nicht lang. Wir hielten in einer dubiosen Seitenstraße, in der Geschäft an Geschäft gereiht war. Gemüseläden, Afroshops, seltsame Kioske und Läden mit zahlreichen Handys im dreckigen Schaufenster. Ich folgte ihm, den Mund haltend. So wie er es mir befohlen hatte. Vorbei an den wenigen Menschen, die wohl nach einem anstrengenden Tag nach Hause eilten, oder eben noch etwas besorgen wollten. Eigentlich wusste ich sofort, was sich vor meinen Augen abspielte, als wir das Geschäft betraten, was wohl eine Art Schuhmacher mit Extradiensten sein sollte. Einige Glocken schellten, als die Tür hinter uns wieder zufiel und Christopher meine Schlüssel auf die Theke pfefferte, die der alte Mann mit Bart und leicht brauner Haut, die in tiefe Falten gelegt war, entgegen nahm. Er warf Christopher einen langen Blick zu. „Nachmachen?“, fragte er dann. Christopher nickte. Der Mann sagte gar nichts und verschwand hinter der Theke. Wir warteten schweigend. Es dauerte etwa 10 Minuten. Der alte Mann bewegte sich träge, sagte nichts, tippte nur etwas in die Kasse, murmelte Christopher einen Preis zu und dann war die Prozedur abgeschlossen. „Hier“, sagte Christopher abfällig und drückte mir meinen Schlüsselbund in die Hand. „Den brauche ich jetzt nicht mehr.“ Ich betrachtete die silbernen Schlüssel eine Weile, die an dem leicht rostigen Ring hingen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Christopher nun die neuen, bunten Exemplare an sein schweres Bündel befestigte und dieses nun klimpernd in seiner Manteltasche verschwinden ließ. Ich musste schlucken. Wir waren nicht mal eine Woche zusammen und er besaß die Schlüssel zu meinem Domizil bereits. War das verrückt? Als wir die Straße wieder herabschlenderten fragte ich ihn: „Sag mal, braucht man normalerweise nicht so ne Karte oder so was, um die Schlüssel nachmachen zu lassen?“ Christopher schwieg, schlenderte weiterhin gelassen den Gehweg hinunter, bis wir zu seinem Auto kamen. Mit einem Klick leuchteten die Blinker kurz auf und er schlüpfte hinein. Ich rutschte, immer noch auf eine Antwort wartend, auf den Beifahrersitz. Und dann bekam ich meine Antwort. Ohne Vorwarnung packte er mich am Kragen meiner Jacke und zerrte mich über die Mittelkonsole des BMWs dicht an sein Gesicht heran, das puren Tadel widerspiegelte. „Ich habe dir gesagt, du sollst schweigen, oder nicht?“, flüsterte er bedrohlich und seine blauen Augen musterten mich dabei so intensiv, dass ich pures Herzflattern verspürte. „Darf ich dich küssen…?“, murmelte ich geistesabwesend. Dieses Mal bekam ich meine Antwort umgehend. Und sie war kein tadelndes Zischen. Sie hatte nichts mit Schmerz zu tun. Gierig presste Christopher seine Lippen gegen meine. Ich spürte seine Zunge, seine Zähne, seinen Atem. Minutenlang ließen wir unsere Zungen umeinander kreisen. Ich sog seinen Geruch ein, ließ meine Hände entlang seiner Arme, seines Nackens wandern. Er leckte über meine Lippen, biss kurz hinein, sog daran und forderte meine Zunge immer wieder zu diesem Tanz auf. Das Klingeln seines Handys brachte uns auseinander. Ich musste nach Luft schnappen. Mich beruhigen. Alles fühlte sich so richtig an. Ja, einfach nur richtig. Ich blinzelte. Ja, richtig. Oder? „OK, war zu erwarten“, sprach Christopher in den Hörer und lachte. „Das ist nur fair, Kilian. Wenn ein Test, dann nur zu zweit. Ja. Ich gebe ihn dir.“ Er wandte sich an mich. „Dr. Manscherow“, erklärte er knapp und drückte mir das Gerät in die Hand. „Hallo?“ „Hallo, hier ist Dr. Manscherow. Ich wollte auch dir, ups, ich meine Ihnen, pardon, das Ergebnis mitteilen. Alles wunderbar. Der Test ist negativ.“ Als ich das Ergebnis erfuhr, wurde mir erst bewusst, dass ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte. Dass ich so sehr mit Christopher und der neuartigen Richtung unserer Beziehung beschäftigt war, dass ich nicht ein einziges Mal an dieses Ergebnis, die Essenz des heutigen Tages, gedacht hatte. Nur, was für eine Konsequenz es hatte. Ich finde, ich habe lange genug damit gewartet. Ich will mit dir schlafen, Niko. Ohne etwas zwischen uns. Das weißt du mittlerweile. Christophers Worte hallten durch meinen Kopf, so als hätte er sie mir eben erst mitgeteilt. Ich war eigentlich immer vorsichtig. Bevor ich mit meinen festen Freunden, wie Marcel zum Beispiel, ohne Gummi schlief, ging ich immer zum Test. Sex ohne Kondom war zwar noch nie fester Bestandteil meines Lebens gewesen, aber ich hatte immer behaupten können, gut auf mich aufzupassen. Deswegen überraschte mich das Ergebnis eigentlich auch nicht. Aber wo war die der Logik entgegen gesetzte Angst, die man bei diesem Test immerzu minimal verspürte, auch wenn man sich des Ergebnisses so gut wie sicher sein konnte? Über das Fehlen dieser unwesentlichen Furcht war ich überrascht. Über mein eigenes Denken war ich überrascht. Über dieses turbulente Auf und Ab in meinem Innern, das alles andere auszublenden schien. Ich bekam ja nicht einmal mit, wie Christopher den Wagen wieder in Gang setzte und mich nach Hause fuhr. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er mich plötzlich, als der Motor schon längst zur Ruhe gekommen war. Erst dann wurde mir bewusst, dass sein Blick auf mir ruhte. Wahrscheinlich schon seit Längerem. „Ja… Ja, klar. Bin nur ein wenig in Gedanken“, antwortete ich fast automatisch. „Und woran denkst du?“, hakte er ruhig nach. Der turbulente Strom in meinem Innern begann erneut, wuchs zu einem schwer definierbaren Sturm. Ich sah Christopher an. Er lächelte. Ganz milde. War leicht zu mir gebeugt. Ich kam ihm entgegen, ohne etwas zu sagen, denn ich hätte auch nicht gewusst, wie. Ich tat das, was mein Herz mir befahl. Jedenfalls meinte ich, dass es dies tat. Und wenn dem nicht so war, dann sollte es mir auch egal sein, denn diesen Mann zu küssen war der pure Wahnsinn, der mich nahezu in Ekstase versetzte. Als unsere Lippen heute erneut aufeinander prallten, war es so, als würde jeder einzelne Herzschlag diese abstrusen und mich völlig aufwühlenden Gedanken bekämpfen und in den Hintergrund drängen. Ich wollte ihn nicht los lassen. Es war perfekt. Doch jeder Moment geht irgendwann vorbei. Das ist es auch, was ihn besonders macht. „Ich muss heute leider noch einiges erledigen“, erklärte Christopher mir mit milder Stimme. Ich nickte. „Okay. Und wann sehen wir uns das nächste Mal?“, fragte ich vorsichtig. „Ich denke leider erst Freitag, es gibt noch einige Dinge, um die ich mich kümmern muss und das kann spät werden.“ „Kommst du direkt in den Pub, oder vorher noch zu mir?“, hakte ich nach. Er überlegte kurz. Dann seufzte er. Lächelte. „Am liebsten würde ich jetzt einfach hier bleiben und erstmal gar nicht mehr gehen“, sagte er und strich mir eine Strähne aus der Stirn. War ich glücklich, als er diese Worte sagte? Ich küsste ihn ein weiteres Mal. Er lachte. „Ich ruf dich morgen an, OK?“, sagte er noch und ich nickte eifrig. Ich schaute zu, wie der BMW langsam aus meiner Sicht verschwand. Eine ganze Weile blieb ich noch an der frischen Luft stehen und ließ die Dinge, die heute passiert waren, auf mich wirken. Als mich wieder diese Verwirrung ergriff, eilte ich nach oben und schaltete meinen Laptop an, machte mir noch einen Tee und schaute drei Horrorfilme am Stück. Bis ich in den Schlaf abdriftete. Als ich am kommenden Morgen erwachte und an Christopher dachte, die Erlebnisse das vergangenen Tages durch mein Gedächtnis strichen, ich mich an seine Stimme erinnerte, das Funkeln in seinen Augen, und seinen Arm, der mich ruppig über die Mittelkonsole zog, durchfuhr mich ein angenehmes Zittern. Und ich musste sogar grinsen, als ich realisierte, dass dieses seltsame Gefühl, diese düstere Nebenwirkung, fort zu sein schienen. Ich ging einkaufen. Ich bereitete mir ein gemütliches Frühstück zu. Ich putzte sogar die Bude. Wenn Christopher vorher zu mir kommen könnte, sollte es hier ordentlich aussehen. Darauf schien er zu stehen. Auf penible Ordnung. Als ich auf Knien einem garstigen Teppichflecken den Kampf ansagte, tauchte erneut dieses Bild vor meinem inneren Auge auf. Die Erinnerung an diese demütige Haltung vor Christopher strömte als wohliger Schauer über meine Haut und verursachte eine temporäre Wärme in mir. Ich ertappte mich dabei, wie ich Christopher schon wieder in meinen Gedanken auszog. Doch dieses Mal war es natürlich etwas völlig anderes. Denn in meinem Kopf rief ich abgespeicherte Eindrücke ab, malte mir seine nackte Haut in kompletten Detail aus, so wie ich sie nun gesehen hatte; seine Haut, die ich bereits berührt, deren Geschmack ich gekostet hatte. Langsam wurde mir heiß. Dennoch putzte ich weiter. Jedenfalls versuchte ich es. Doch diese Eindrücke in meiner Fantasie, die immer wilder und ausgefallener wurde, erschwerten mir die Prozedur der Reinigung. Letztendlich führten mich meine Beine fast wie von allein in mein übersichtliches Schlafzimmer. Den Mopp und Staubsauger ließ ich links liegen. Stattdessen öffnete ich meinen Kleiderschrank und holte mein Geburtstagsoutfit hervor, das ich nur wenige Tage zuvor zum aller ersten Mal getragen hatte. Eine leichte Gänsehaut nahm meine Haut in Beschlag, als ich die schwarze Latexhose über meine Hüften zog und in das ebenso dunkle T-Shirt schlüpfte. Schweigend stellte ich mich vor den Spiegel. Ich wusste noch genau, wie Christopher von hinten an mich getreten war. Ich konnte seine warmen Hände regelrecht an meinem Körper spüren, fuhr die Linien entlang meiner Seiten nun selbst nach, die sie berührt hatten. Ich erinnerte mich an Christophers heißen Atem, der meinen Nacken gekitzelt hatte. An seine Stimme. „Heiß…“ An den intensiven Kuss danach. Unaufgehalten glitt meine Hand unter die Latexhose, unter der ich nichts trug. Ich stellte mir vor, es seien Christophers Finger, die sich um mein hartes Fleisch wanden. Ich dachte an den Moment, in dem er mir dieses Lederhalsband in seinem Wagen angelegt hatte; als er die Leine in seiner Hand gehalten hatte, um mich an ihn zu binden. Ich konnte seine ehrlichen Worte hören, als ob er sie mir nun direkt wieder ins Ohr säuseln würde. „Ich will dich besitzen. Und ich will, dass du mir gehorchst. Ich will dir weh tun. Ich will dich auf den Knien vor mir sehen. Ich will dich fesseln, knebeln, schlagen und ficken. Ich will die Kontrolle über dich haben, ich will dich führen.“ Meine Gedanken kehrten zu der Show zurück, zu den drei Männern die ich von dem Bild der Ausstellung kannte; der ersten offiziellen Begegnung mit Christopher. Ich konnte mich noch ganz genau an sein Outfit erinnern. An seine kalten Augen, mit denen er mich gemustert hatte. Ich dachte an seine heißen Küsse am Abend meines Geburtstages, an seine ersten intimen Berührungen. „Fuck!“ Erschöpft setzte ich mich aufs Bett, meine Hand voll von meinem eigenen Saft. Ich musste mich beruhigen. Ich ging ein zweites Mal duschen an diesem Tag. Die Wohnung war sauber. Es war 20 Uhr, als mein Telefon klingelte. „Hallo Niko.“ Diese dunkle Stimme… „Hallo Christopher.“ „Du klingst leicht außer Atem…“ Diese blasierte Arroganz. „Ich habe die ganze Wohnung geputzt.“ „Die Vorstellung von dir auf Knien ist wundervoll.“ Diese raue Samtigkeit. „Schade dann wohl, dass du nicht hier warst…“ „Allerdings…“ Diese ehrliche Zärtlichkeit. Er hatte nicht viel Zeit, war gerade erst nach Hause gekommen und musste sich nun ebenfalls um seinen Haushalt kümmern, morgen schon früh zur Arbeit fahren. Wir sprachen nur kurz. Doch auch dieses knappe Telefonat brachte mich durcheinander. Christopher schaffte es tatsächlich immer wieder, mich in eine konfuse Stimmung zu bringen. „Ich hoffe, all deine Freunde wohnen hier in der Stadt und kommen irgendwie nach Hause nach deiner Feier?“, fragte er ruhig. „Äh, ja. Wieso?“, hakte ich leicht verwirrt nach. „Weil es ziemlich nervig gewesen wäre, hättest du jemandem einen Schlafplatz angeboten“, erklärte er mit matter Stimme. „Schließlich gehört dein Bett in dieser Nacht mir. Ich melde mich morgen und dann sehen wir, ob ich es noch vorher zu dir schaffe. Schlaf gut. Und träum von mir“, gab er amüsiert hinzu. Dann legte er auf. Schließlich gehört dein Bett in dieser Nacht mir. Mein Herz verriet mich. Ich war aufgeregt. Und es war furchtbar wirr in meinem Innern. Das Bett hatten wir bereits geteilt, eine Trivialität im Leben eines jeden Paares schließlich. Dennoch befiel mich leichte Skepsis. Mir fielen abermals Christophers Regeln ein. Dein Platz an meiner Seite ist auf dem Boden, es sei denn, ich befehle dir etwas anderes… Schließlich gehört dein Bett in dieser Nacht mir. Bedeutete dies etwa, ich solle in dieser Nacht auf dem Boden neben dem Bett schlafen, in dem Christopher es sich bequem machen würde? Über dieses Szenario war ich schon des Öfteren in den Weiten des Netzes gestolpert auf meiner gierigen Suche nach düsteren Geschichten. Würde es in meinem Fall ebenso eintreffen? Direkt in der zweiten Nacht, die Christopher mit mir verbringen würde? Ich setzte mich ruckartig auf. …die Christopher mit mir verbringen würde. Ich dachte an den Test. Und erneut überrollte mich eine Welle von aufgelösten Gedanken. Es war wie eine rasante Achterbahnfahrt, ein stürmischer Wechsel von auf und ab; ein Meer an Umschwüngen. Ich wollte noch immer, dass er mich besaß. Ich dachte daran, wie er mich fesseln würde, wie sich potenzielle Schnüre in mein Fleisch gruben und meine Haut wund rieben; an Christophers Finger, die sich in meine Oberschenkel krallten, an diese schon erlebte Mischung aus Schmerz und Geilheit. Die noch intensiver werden würde. Doch plötzlich tauchte wieder die mich vollkommen abtörnende, gar widerliche Vorstellung des Gummimaskenmannes auf. Aufgeschnappte und nur kurz betrachtete Bilder und Videos aus dem Internet, die mich eigentlich in einen Zustand der höchsten Erregung versetzt hatten, erschienen mir plötzlich wie eine kalte Bedrohung. Und dann malte ich mir wieder Christophers Gesicht aus; griff zu den Erinnerungen unserer ersten, intimen Berührung; rief seine kalte und dabei doch so unglaublich erregende Stimme ins Gedächtnis, dachte an seine forsche Umgehensweise, seinen Befehlston und es war so, als würde ich mit einem Mal in der Sonne stehen, deren Strahlen wohlige Wärme auf meine Haut zaubern würden. Bis sich wieder unvermittelt eine dunkle Wolke zwischen uns drängte, die meine Gedanken abermals für kurze Zeit und temporäre Düsterheit tauchte. Bis die Sonne wieder zu sehen war. Ein wechselhaftes Wetter in meinem Innern. An Schlaf war diese Nacht kaum zu denken. Verwirrt von meinem neuen Lebensabschnitt, den ich selbst gewählt hatte, passierte es, dass ich erst in den frühen Morgenstunden Erlösung fand und in einen traumlosen Schlaf verfiel. Es war wohl gegen 15 Uhr, als ich das Klingeln des Telefons am Rande meines immer noch benebelten Bewusstseins registrierte, das mich mit seinem wirren Ton nur langsam in die wache Realität zog. Ich blinzelte, brauchte etwas Zeit um zu verstehen, dass ich gerade erwachte. Dann sprang ich auf. „Wolltest du mich warten lassen?“, zog mich der Anwalt amüsiert auf, der meine gesamte Gefühlswelt auf den Kopf gestellt hatte. „Nein! Ich… Ich hab echt noch gepennt.“ „Um drei…“, kommentierte er skeptisch. „Ja…“, entgegnete ich knapp und legte mich zurück aufs Bett, seufzend. „Konnte gestern nicht einschlafen.“ „Aufgeregt?“ Diese süffisante Art… Ich schloss die Augen. Ich war ihm hoffnungslos verfallen. „Irgendwie schon…“, brachte ich gebrochen heraus. „Das wird schon“, sagte er plötzlich mit dieser milden Stimme, die wildes Herzklopfen bei mir auslöste. Als sei ich ein kleines Schulmädchen. Ich seufzte. „Schaffst du es, vorher noch zu mir zu kommen?“, fragte ich ihn. „Ja“, sagte er ruhig und dennoch klang ehrliche Freude in seiner Stimme mit. „Es wird zwar knapp, aber ich schaffe es auf jeden Fall.“ „Das ist echt cool…“, floss es aus mir heraus und ich lächelte dümmlich. Seine sanfte Stimme beruhigte mich. „Ich wäre dann so gegen 19 Uhr bei dir. Ist das in Ordnung für dich.“ „Ja, na klar. Ich bin eh die ganze Zeit hier!“ „Hast du denn auch alles fürs morgige Frühstück da?“, hakte er erheitert nach und ich verspürte wieder dieses Kribbeln. Unglaublich, dass der Mann, hinter dem ich die ganze Zeit her war, tatsächlich schon wieder hier schlafen würde. Dass er mit mir schlafen würde. Seltsam, dass die Erfüllung dieses Wunsches, den ich seit Anfang unserer Bekanntschaft so offen geäußert hatte, mich plötzlich so nervös stimmte… „Nein, ich… geh gleich noch mal einkaufen. Irgendwelche Wünsche?“, versuchte ich gelassen hinzuzufügen. „So einige… die nichts mit Essen zu tun haben“, entgegnete er verheißungsvoll. Ich erstarrte. Und er lachte. „Wir sehen uns später“, sagte er noch. Dann war es wieder still. Das Duschen, der Einkauf und auch der Akt des Ankleidens für meine anstehende Geburtstagsparty zogen an mir vorbei, als hätten sie nichts mit meinem Leben zu tun, sondern wären ein Film, den ich in meinem wirren Zustand oder auch aus Langeweile betrachtete. Ich erschrak und stieß beinahe einen Schrei aus, als ich das aufgehende Schloss meiner Wohnungstür hörte, die unmittelbar aufschwang. „Habe ich dich erschreckt?“, zog Christopher mich sichtlich amüsiert auf. „Ja!“, brüllte ich fast. Dass er den Schlüssel zu meiner Wohnung besaß, hatte ich in diesem Moment schlicht und einfach vergessen, weil sich so viele verschiedene Gedanken in meinem Kopf tummelten, dass die allgemeine Prozedur des Denkens mir so schwer wie nie fiel. Es war fast unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Und wieder erschrak ich, als Christophers Hand plötzlich sachte meinen Nacken umfasste und er mich in einen sanften Begrüßungskuss zog. „Hi…“, säuselte er ebenso milde. „Hallo, Christopher…“ Mein Blick fiel auf die kleine dunkle Reisetasche, die noch in Christophers Hand ruhte. „Ich ziehe mich eben noch schnell um, dann können wir gehen“, erklärte er mir und betrat mein Schlafzimmer. Ich folgte ihm. Aus seinem Gepäck entnahm er eine dunkelblaue Jeans und seinen schwarzen Pullover. Ich betrachtete ihn, während er sich gemächlich und präzise aus seinem hellgrauen Anzug schälte, den er auf einem mitgebrachten Kleiderbügel penibel in meinem Schrank auf hing. Er hatte nicht gefragt. Er hatte es einfach getan. Aber das war in Ordnung. Wenn nicht sogar scheiß egal, weil er jetzt nur noch in knapper Boxershorts vor mir stand. Er grinste und sagte rein gar nichts, als er im ebenso gemütlichen Tempo in seine Jeans schlüpfte. Der Pullover stand ihm total. „Wow“, murmelte ich und er sah mich fragend an. „Äh, ich hab dich bis jetzt immer nur im Anzug gesehen“, stammelte ich. Christopher grinste. „Und?“, hakte er nach. „Gefällt dir, was du jetzt siehst?“ „Und wie…“ „Gut“, sagte er knapp und schnallte seinen Gürtel fest. Er sah aus wie ein Model. Mein Blick fiel auf meinen Wecker. „Scheiße, wir kommen zu spät!“, rief ich aus. „Es ist noch nicht einmal halb acht, Niko“, bemerkte Christopher skeptisch. „Ja, aber wir brauchen ne halbe Stunde, um überhaupt mit dem Bus zur Uni zu kommen!“, erklärte ich ihm. Da kam er direkt auf mich zu. Graziös wie ein Panther. „Wir nehmen mein Auto“, erklärte er mit harter Stimme. „Willst… Willst du denn gar nichts trinken?“, fragte ich ihn verwundert. Und Christopher grinste nur und sagte: „Ich will einen klaren Kopf haben, wenn ich dich später vögel.“ ~ ~ ~ In Kapitel 15 kommt dann wirklich die Party ;) Kapitel 15: 15 -------------- „Ich will einen klaren Kopf haben, wenn ich dich später vögel.“ Wie konnte ich bei dieser Äußerung ruhig bleiben? Wie sollte ich mich zusammenreißen, wenn meine Gedanken immerzu nach diesen Worten griffen und sie erneut abspielten, wie ein auf Repeat gestelltes Lied, von dem man nicht genug bekommen kann; eine sich immer weiter drehende Platte, die Hitze generiert und sich einfach weiter bewegt, so lange man nicht interveniert. Bis alles brennt. Und ich war unfähig, in diesen mentalen Prozess einzugreifen, während Christopher wieder in seine Lederschuhe schlüpfte und nach seinem Mantel griff, während er abermals meine Wohnung abschloss und wir die Treppen hinunter stiegen, zu seinem Wagen gingen. Ich konnte seine dunkle Reisetasche nicht vergessen, die jetzt direkt neben meinem Bett stand; aus der Christopher zuvor seine legerere Kleidung genommen hatte; in der noch weitere Dinge verstaut waren. Was für Dinge? Wir hielten an einer roten Ampel. Christopher legte seine Hand auf mein Knie. Einen Moment lang herrschte Stille. „Nervös?“, fragte er mich dann leicht spitzbübisch und grinste. „Ein wenig…“, gab ich zu, ohne den wirklichen Grund zu nennen, den ich in diesem Moment sowieso nicht hätte konkret formulieren können. Was bewahrte er in der Reisetasche auf? „Keine Sorge“, fuhr er fort und seine Hand verließ mein Knie, da sie nun wieder die Gangschaltung bedienen musste, als das Auto sich erneut in Bewegung setzte. „ich benehme mich schon nicht daneben“, beendete er den Satz amüsiert. Ich schmunzelte. Und konnte mir keine Situation ausmalen, in der er sich daneben benehmen könnte. Aber wie würde er sich nach der Party verhalten? Wenn wir allein sein würden. Erneut war ich in einem emotionalen Wechselbad gelandet. Szenarios überschlugen sich wild. Bis alles nur noch eine wirre, zuckende Masse an Gedanken darstellte, als wäre es ein Graben gefüllt mit orientierungslosen Würmern, die in der Dunkelheit gefangen waren und unkoordiniert übereinander krochen. Ich durfte nicht daran denken. Ich bemerkte, wie Christopher mich bereits aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. Ich durfte diesen Abend nicht ruinieren. Vor allem nicht, weil ich ihn das erste Mal meinen wenigen Freunden vorstellen würde. Wieso hatte ich an dieses signifikante Erlebnis keinen Gedanken mehr verschwendet? Es ausgeblendet, wie schon die potenzielle Angst vor dem Test? Wir hielten an und ich sprach mir Mut zu, den Anschnallgurt lösend. Als ich mich zu Christopher drehte, lächelte dieser. Seine Finger fassten zärtlich unter mein Kinn und er drückte mir einen sanften, kurzen Kuss auf meine Lippen. Es war einfach nur ein kleines Streicheln, kaum bemerkbar. Und doch löste es ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch aus. Ich seufzte grinsend und sprach mir zu, die kommenden Stunden zu genießen. Hatte ich nicht mit Christopher angeben wollen? Ich beäugte seine imposante Statur ein weiteres Mal, als wir uns langsam dem Pub näherten. Christopher hatte etwas abseits geparkt, in einer schmalen Gasse. Nun überquerten wir die spärlich befahrene breite Straße, die direkt zur Uni führte. Doch an die Hochschule war keine Zeit zu denken. Wie ein Gentleman öffnete er mir die Tür unseres Zielortes und ließ mich als erstes eintreten. Ich schaffte es noch ein vages „Danke“ zu hauchen, bevor ich von den Musikklängen und dem Rauschen reger Konversationen wie von einer Wolke eingenommen wurde. Der Pub war zwar neu, bei den Studenten allerdings schon sehr populär. Vielleicht lag das auch an den freien Schnaps-Runden, von denen wir heute noch viele erleben sollten… Ich ging entlang der Theke weiter in den großen Raum hinein. An den Wänden hingen lauter Bierdeckel, irische Flaggen, einige akustische Gitarren, deren Saiten wohl seit Jahren schon niemand mehr zum Klingen gebracht hatte; einige Leute spielten Dart in der hinteren Ecke des Lokals. Die Tische waren aus massivem, dunklem Holz gefertigt. Fast alle Stühle und Bänke waren zu dieser frühen Zeit schon besetzt. „Niko!“, erhaschte ich eine mir bekannte Stimme. „Niko!“, rief Frank mir nun lauter zu und ich entdeckte ihn an einem der etwas längeren Tische, die auf einer höheren Ebene platziert waren, zu der man über drei Treppenstufen gelangen konnte. „Da hinten“, sagte ich zu Christopher und er nickte einfach nur, bedeutete mir, weiter zu gehen. Frank war der einzige, der auf uns wartete. Und irgendwie war ich wegen dieses Umstandes ziemlich froh, da Frank mein engster Freund war und ich ihm in dieser Situation nun auch als erstes und vor allem in Ruhe Christopher vorstellen konnte. Mein ehemaliger Mitschüler stand auf, als wir an den Tisch herantraten. Er begrüßte mich mit einem festen Handschlag. Der erste große Moment folgte sogleich. „Frank, das ist Christopher“, sagte ich grinsend und deutete auf meinen Freund. Frank lächelte kurz. Die beiden schüttelten sich formal die Hand. Christopher nickte, während er mit dieser freudigen und doch bestimmten Stimme verkündete: „Ich freue mich, dich kennen zu lernen.“ Frank rutschte auf der gepolsterten Bank an der Wand durch, sodass wir ebenfalls auf ihr Platz fanden. Und erst als wir uns setzten, fiel mir ein, dass mein alter Mitschüler mir doch an jenem Abend auch jemanden Besonderen vorstellen wollte. „Wo ist denn deine Sarah?“, fragte ich ihn deshalb auch umgehend. Frank grinste etwas verlegen. „Sie kommt mal wieder zu spät“, erklärte er dann lachend. „Ach, das scheint wohl öfters zu passieren?“, hakte Christopher milde amüsiert nach. Frank trommelte sachte mit seinen Fingern auf dem dunklen Blatt des Tisches. „Also bis jetzt ist sie zu jedem unserer Dates zu spät gekommen“, verriet er dann. „Wobei wir auch erst fünf hatten!“, fügte er unmittelbar hinzu. „Pünktlichkeit kann man lernen“, schmunzelte Christopher und als sich unsere Blicke trafen, war da dieser leichte Schimmer, der wahrscheinlich nur für mich sichtbar war. „Ich hoffe“, fuhr Frank einfach fort. „Allerdings sind all die anderen auch zu spät, da fällt das auch nicht so sehr auf.“ Wie auf Kommando erschien plötzlich dieses lange Mädchen mit welligen, straßenköterblonden Haaren vor mir, beugte sich über den Tisch und hielt mir ein kleines Päckchen unter die Nase, gehüllt in pinkes Geschenkpapier mit weißer Schleife. „Für dich!“, sagte Mareike kichernd. „Hast du gekifft?“, fragte ich sie emotionslos und Frank lachte laut auf. Mareike hingegen verdrehte die Augen und drückte mir das Päckchen ruppig in die Hand. „Oh, Herr BWL-Student, bitte entschuldige, dass ich Biologin trotz meiner wissenschaftlichen Karriere noch nicht meine Lebensenergie verloren habe und Sinn für Humor beweisen kann!“ Mit diesen Worten ging sie einen Schritt zur Seite, sodass sie nun genau Christopher gegenüber stand. Sie hielt ihm ihre Hand entgegen. „Hi, ich bin Mareike und bevor Sie fragen: ich bin 1,78 m groß, ja.“ Er lachte charmant, stand auf, nahm ihre Hand und sah ihr direkt in die Augen. „Hallo Mareike, ich bin Christopher, Nikos Freund, und für dich ab jetzt ‚du’, alles klar?“ Sie grinste. „Sorry“, murmelte sie dann. „So ne Angewohnheit…“ Damit setzte sie sich ihm direkt gegenüber. Christopher grinste immer noch. „Gegenüber alten Leuten?“, zog er sie auf und Mareike lachte peinlich berührt. „Das habe ich nicht gesagt!“, erwiderte sie dann. Als sie ihn wieder ansah, zwinkerte er ihr zu und sie lachte. Ich starrte auf das pinke Päckchen in meinen Händen. „Mach’s endlich auf“, forderte Frank mich auf. Ich starrte weiter. Da spürte ich Christophers Hand an meinem Nacken. Seine Finger strichen vorsichtig über meine Haut, sodass sich die kleinen Härchen dort aufstellten. „Na los“, forderte er mich mit sanfter Stimme auf. „Sei brav und öffne es“, fügte er flüsternd hinzu. Überzeugt davon, dass mir eine durchaus sichtbare Röte ins Gesicht gestiegen war, riss ich das grelle Geschenkpapier auf, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf das Päckchen zu richten. Eigentlich wollte ich doch keine Geschenke haben… „Eine Quietschente“, kommentierte ich den ausgepackten Fund. „Mit pinkem Hut!“, fügte Mareike total begeistert an. Ich richtete meinen Blick auf sie. „Wie gut, dass ich eine so große Badewanne habe…“, sagte ich sarkastisch. Für einige Sekunden spiegelte sich so etwas wie Unsicherheit in Mareikes Augen wieder. Und dann grinste sie einfach. Schelmisch sagte sie: „Naja, aber vielleicht hat Christopher ja eine.“ Sie wandte sich an ihn: „Hast du eine?“ „Badewanne vorhanden“, antwortete dieser leger und seine Hand wanderte zu meinem Oberschenkel, während er sich etwas zurücklehnte und in meine Richtung grinste. „Na, also!“, fasste Mareike zufrieden zusammen. „Sieh es als weibliche Intuition an“, erklärte sie. Frank lachte kopfschüttelnd. Christopher und ich in der Badewanne… Würde er mich da an die Armatur binden? Müsste ich mit Handschellen baden? Würde er mich schon heute unter die Dusche zerren? Würde er mich heute Nacht schon auspeitschen wollen? „Ich hoffe das war’s mit Geschenken heute, ich will doch einfach nur mit euch trinken“, scherzte ich, dankte Mareike aber dennoch für ihre Geste. „Äh, naja“, setzte Frank an und kramte in seiner grauen Eastpak-Tasche herum. „Sagen wir mal, es ist kein Geschenk, sondern eine kleine Aufmerksamkeit meinerseits, die ich schon angekündigt habe“, sagte er und drückte mir eine Spindel gebrannter DVDs in die Hand. „Meine Best-of-Collection der koreanischen Filme, von denen ich dir erzählt hatte.“ „Ach, wie geil!“, rief ich aus und betrachtete die schätzungsweise 20 Filme, die ich nun besaß. „Horrorfilme?“, hakte Christopher nach. Ich drehte mich zu ihm und nickte begeistert. Er lachte. „Du bist echt süß, was das angeht“, fügte er noch hinzu. Mein Master sagte so etwas zu mir, vor meinen Freunden, mit dieser ehrlichen, wundervoll milden Stimme… „Was kann ich euch bringen?“ Die junge Kellnerin mit kurzen blonden Haaren war an unseren Tisch getreten. Christopher machte mit freundlicher Stimme klar, dass meine Freunde sich ruhig alles bestellen konnten, was sie wollten. Während wir also auf unser erstes Bier warteten, fragte Frank Christopher plötzlich über dessen Beruf aus. Als ich das Wort ‚Arbeit’ hörte, wurde mir kalt. Ich hielt inne. Ich spreche nicht über meine Arbeit. „Ich bin Anwalt. Dank meines Vaters, der ebenfalls Anwalt war, habe ich bereits seit einigen Jahren eine gute Reputation, auch wenn ich noch so jung bin.“ „Wie alt denn?“, kam es von Mareike. Dann nur ein. „Ups! Das fragt man nicht!“ Christopher lachte und antwortete dann seelenruhig: „Ich bin 33.“ „Das ist ja noch wirklich sehr jung für einen Anwalt“, bemerkte Frank nachdenklich. „Ich sagte ja, ich hatte Glück, dass mein Vater so ein hohes Ansehen genossen hat und mir ein vorzügliches Studium mit hohem Praxisteil finanzieren konnte. Ich habe bei meinem Vater gearbeitet und Erfahrungen gesammelt, während meine Freunde noch nicht einmal wussten, ob sie überhaupt mal irgendwann Abitur machen würden. Und mein guter Herr hat mir beinah sein ganzes Vermögen dagelassen, das er über Jahre gesammelt hatte…“, erzählte er weiter. „Was war denn dein krassester Fall?“, hakte Frank nach einiger Zeit interessiert nach. Im selben Moment trat die Bedienung an uns heran und balancierte die Pints gekonnt auf den großen Tisch. Christopher hatte sich ein Ginger Ale bestellt. „Trinkst du denn gar nichts heute?“, fragte Mareike meinen Freund, der den Kopf in Verneinung schüttelte. „Ich bin heute Nikos Chauffeur“, erklärte er. „Außerdem haben wir schon mal allein vorgefeiert“, erklärte ich, weil ich ihren nächsten Kommentar eh schon kommen sah. Doch meine Bemerkung brachte sie nur noch mehr zum grinsen. „Verstehe…“, sagte sie und auch Frank lachte auf. Christopher sagte gar nichts. Und ich dachte an diesen gut versteckten Klub mitten im ruhigen Außenbezirk der Stadt. An die schwarzen Lack- und Latexoutfits. An die Show, die sich vor meinen Augen abgespielt hatte. An das Halsband, welches Christopher mir umgelegt hatte. An seine Worte. Seine Regeln. Wir stießen auf mein Wohl an. Und wie auf Bestellung tauchten plötzlich meine Kommilitonen Paul und Markus auf. Mit einem gemeinsamen Geschenk, dass Markus mir auch direkt in die Hand drückte. Jetzt, wo ich die beiden betrachtete, fiel mir auf, dass sie sogar etwas kleiner als Mareike waren. Die grüne Jacke Pauls kontrastierte mal wieder wundervoll mit seinen roten Haaren. In diesem kurzen Moment, bevor er sie auszog, verstand ich schon, warum in manche Leute auch einfach „Ron“ nannten, mit der Anspielung auf Harry Potter. Ich schmunzelte. Allerdings hatte Paul dann doch das hübschere und vor allem männlichere Gesicht als dieser englische Schauspieler. Markus hingegen war der wohl typische Nerd. Sein braunes, gelocktes Haar war mal wieder viel zu lang geraten, doch er hatte wohl absolut keine Lust, zum Frisör zu gehen. Wenigstens hatte er sich vor einigen Monaten ein moderneres Brillengestell zugelegt, was man wohl auch als elegant hätte bezeichnen können. „Sorry, dass wir so spät sind, uns ist die Bahn vor der Nase abgehauen“, erklärte Markus. „Alles Gute nachträglich!“ „Äh, ja, danke“, entgegnete ich und legte das etwas größere Päckchen erstmal ab. „Das ist übrigens Christopher“, sagte ich dann entschlossener und mein Freund begrüßte meine Kommilitonen mit einem männlichen Handschlag. Paul setzte sich natürlich neben Mareike. Die beiden konnten mir sagen, was sie wollten. Ab und an lief da immer noch etwas. Vielleicht wenn beide gerade niemanden anders hatten. Oder wenn ihnen die Langweile jegliche Sinne raubte und sie es nicht besser wussten. Doch das war eine Angelegenheit, die mich eigentlich absolut nicht betraf. „Pack aus, Mann!“, fauchte Paul grinsend. „Ja, ja, chill’ mal“, entgegnete ich und packte nun schon das zweite Päckchen aus. Es war ein essbarer G-String. Mit einem halbnacktem Mädchen auf dem Cover. Und ein BWL-Buch. „Was für eine skurrile Komposition…“, bemerkte Christopher, als zunächst niemand etwas sagte. Mareike fing an zu kichern und schlug Paul kameradschaftlich auf die Schulter. „Das ist doch auf deinem Mist gewachsen!“, zog sie ihn auf. „Was?! Markus fand die Idee ebenso gut, wie ich!“, protestierte dieser und Frank schüttelte einfach nur ungläubig den Kopf. „Wieso? Wenn er Hunger beim Lernen hat, kann er direkt naschen“, fügte Markus Schultern zuckend hinzu. „Das ist so wunderbar mitfühlend von euch, ich glaube, ich breche gleich in Tränen aus“, sagte ich sarkastisch. Meine Kommilitonen grinsten mich dümmlich an. Ich musste lachen. „Los, bestellt euch was zu trinken“, forderte ich sie also auf. Erneut stießen wir alle an. „Trinkst du nichts?“, fragte nun auch Paul nach und Christopher schüttelte abermals den Kopf. „Er ist Chauffeur“, antwortete Mareike für ihn. „Ah…“, sagte Paul und trank sein Bier still. Ich ließ meinen Blick durch die mittlerweile fast komplette Runde wandern. Es lag in der Natur der Sache, dass ich beobachten wollte, wie meine Freunde meinen festen Partner betrachteten. Ich war neugierig und immer noch aufgeregt. Frank verhielt sich so wie immer. Er war einer der Menschen, die Leuten sofort in die Augen blickten. Dies tat er auch bei Christopher. Sie unterhielten sich gerade quasi hinter meinem Rücken über die Börse. Und ich saß in der Mitte und starrte alle an. „..wie alt ist der…?“, erhaschte ich die Flüster-Konversation von Paul und Mareike. „…oh... aha.“ Ich nahm einen weiteren großen Schluck Bier. Natürlich war unser Altersunterschied nicht zu verdecken. Selbst mir fiel auf, dass meine Freunde viel jünger aussahen, als mein fester Partner. 33 war noch kein hohes Alter und Christopher sah heute Abend in seinem schlichten schwarzen Pulli und der – wundervoll eng sitzenden – Jeans auch eher aus wie Mitte, oder gerade Ende 20, aber es war diese Reife in seinem Gesicht, die sich nicht durch irgendwelche langsam abzeichnenden Falten äußerte, sondern durch einen für mich nicht greifbaren Aspekt, die diese Distinktion verdeutlichte. Vielleicht lag es auch einfach an meinem Wissen, dass diese Gedanken mir durch den Kopf schießen; dass ich meinte, diesen Unterschied zu entdecken. Ich trank weiter. Markus fragte mich wegen des Stundenplans für das nächste Semester – und bekam sofort verbal eins auf den Deckel von Paul, der „auf einer Party nicht über die dämliche Hochschule reden wollte“. Und ich auch nicht. Ich hatte schließlich Semesterferien, in denen ich zwar schon ein bisschen was tun musste, diese Dinge allerdings auf ein Minimum beschränken wollte. Schließlich existierte gerade etwas viel spannenderes in meinem Leben. Ich änderte es gerade. Komplett. Christopher begann, Mareike über ihr Biologie-Studium auszufragen. Sie würde bald eine Auslandsemester wagen und die beide unterhielten sich über Unis in England. Paul hörte zu und Frank und Markus redeten über irgendwelche Computerspiele. Die Atmosphäre war… locker. Ich hätte sogar behaupten können, dass eine gute Stimmung am Tisch herrschte. Ich blickte ein weiteres Mal in die Runde. Niemand starrte Christopher seltsam an. Trotz des Altersunterschiedes passte er plötzlich in meinen Augen in die Runde. Wieso war mir das eben so anders erschienen? Mein Bier war leer. Ich winkte die Bedienung zu uns heran. „Will noch jemand was?“, fragte ich in die Runde. „Jo!“, kam es von den Jungs beinahe gleichzeitig. „Kann ich mir auch nen Irish Coffee bestellen?“, fragte Mareike vorsichtig. „Klar“, entgegnete ich. „Was du möchtest“, fügte Christopher charmant hinzu und das Mädchen grinste. Wenn meine Freunde wüssten, wie Christopher im Privaten manchmal drauf war… Ich dachte an seine Hand, die mir den Hintern versohlte… Wie ich nackt vor ihm kniete. Wie er mir hart in den Hals biss und meine Arme fest pinnte. An die schwarze Reisetasche. Wurde ich wieder nervös? Ich betrachtete ihn von der Seite. Er lächelte. Seine Augen strahlten. Er unterhielt sich nun mit Paul über irgendeinen Autounfall, der gerade von den Zeitungen gepusht wurde, weil diese wahrscheinlich kein anderes Thema gefunden hatten. Natürlich ging es um rechtliches. Und dann fragten Markus und Frank ihn noch wegen irgendwelcher Medienrechte aus. Während dieser Konversation brachte uns die Bedienung die kommende Runde. Ich trank sofort einige Schlücke meines neuen Pints. Diese aufkeimende Nervosität musste unterdrückt werden. „Du hättest ja wenigstens mit mir anstoßen können“, zog Christopher mich mit seinem neuen Ginger Ale in der Hand auf. „Sorry“, murmelte ich und prostete ihm zu. Das Glas klirrte etwas. Und ich genoss einige weitere Schlücke meines Getränks. „Jetzt legst du richtig los, was?“, bemerkte Mareike amüsiert und rührte ihren Irish Coffee um. Ich spürte Christophers Blick auf mir. Als ich ihm in die Augen sah, beugte er sich kurz zu mir und gab mir einen seichten Kuss auf die Wange. Wurde ich wieder rot? Drängte das meine Nervosität in den Hintergrund? Die letztere Frage musste ich mir selbst sogleich mit einem ‚nein’ beantworten. „Wo bleibt denn nun deine Kleine?“, richtete ich das Wort an Frank. Mein Schuldfreund griff seufzend nach seinem Mobiltelefon. „Weißt du, das frage ich mich auch schon die ganze Zeit“, sagte er dann, während er begann eine Nachricht zu schreiben. „Wo hast du die überhaupt kennen gelernt?“ Frank lachte. „Das ist jetzt total doof.“ „Ich stehe auf total doofe Geschichten“, entgegnete ich. Frank legte das Gerät beiseite und machte es mir nach, genehmigte sich großzügige Schlücke seines frischen Bieres. „Ich hab sie in einer total versoffenen Nacht bei dem McDonald’s im Hauptbahnhof kennen gelernt.“ „Wie romantisch!“, flötete Markus, der ihm gegenübersaß, sarkastisch und ich musste grinsen. „Eine Liebe über BigMacs, großartig“, sagte ich und Frank lachte. „Naja, da haben wir nur Nummern ausgetauscht bzw. hat sie mir ihre mit Edding auf den Arm geschrieben. Hab ich dann am nächsten Morgen festgestellt“, erklärte er grinsend. „Lass mich raten“, kam es nun von Christopher, dessen Hand ich plötzlich an meinem Rücken spüren konnte. „Du konntest dich absolut nicht erinnern, wem diese Nummer gehörte und wie sie auf deinen Arm gekommen ist?“ Frank lachte auf. „Vorhersehbar, oder?“, fragte er. Mein Freund nickte. „So ziemlich“, sagte er dann süffisant, grinste aber dabei. Ich bekam eine Gänsehaut. Diese Stimme… Ich griff erneut nach meinem Bier. „Jedenfalls hab ich dann stumpf angerufen und sie konnte sich zunächst auch nicht an mich erinnern und ne Woche später sind wir spontan ins Kino, danach Essen und dann hat’s irgendwie erst so langsam gefunkt“, beendete Frank seine Geschichte. „Und wann seid ihr zusammen gekommen?“, fragte ich. „Vor zwei Wochen oder so.“ „Ah, also alles noch sehr frisch!“, sagte ich grinsend. „Ja, bei euch doch auch, oder?“, gab Frank zurück und sah Christopher und mich an. „Ja, genau“, sagte nun auch Paul. „Woher kennt ihr beiden euch denn?“ „Wir haben uns im Park kennen gelernt“, erklärte Christopher völlig ruhig. Markus und Paul sahen sich an. „Bist du…“, setzte Paul dann in Christophers Richtung an und stockte kurz, so als würde er sich seine Wortwahl noch einmal überlegen wollen. „Bist du der Kerl, dem Niko da ständig aufgelauert hat?“ „Aufgelauert, tse“, bemerkte ich sarkastisch. Christopher grinste. „Ja, was?“, kam es von Paul. „Du bist sogar im Herbst in den Park lernen gegangen, was für ein Idiot macht das denn, bitte?“ Christopher lachte auf. „Mein Idiot macht das“, sagte er dann scherzend und zog mich näher an sich heran. Ich konnte seine Wärme nun spüren. Seine Hand wanderte auf meinen Oberschenkel. Er war so locker, so freundlich. So zärtlich. Er war mein Master. „Und letztendlich hat es sich ja gelohnt, oder?“, richtete er das Wort an mich. „Vielleicht“, sagte ich neckend und meine Freunde lachten. „Warte ab, bis wir nach Hause kommen“, sagte Christopher in einer gespielt empörten Stimme. Ich hielt den Atem an. Meine Freunde lachten und unterhielten sich einfach weiter. Warte ab, bis wir nach Hause kommen. Da tauchte sie wieder auf, die schwarze Reisetasche. Der Gummimaskenmann. Die erregenden Erinnerungen an Christophers harsche Umgehensweise. Die Furcht. Die Geilheit. Schon wieder diese Nervosität. Als ich die grinsende Bedienung mit einem Tablett voll gefüllter Schnapsgläser auf uns zukommen sah, erschien sie mir wie ein Zeichen der Rettung. „Na, Lust auf eine kleine Kostprobe?“, neckte die kurz geschorene Blondine und stellte das gesamte Tablett ab. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“, sagte sie noch. „Wenn ihr noch was wollt, einfach Bescheid sagen. Der Schnaps geht aufs Haus!“ „Wie geil ist das denn!“, rief Paul aus und verteilte prompt die erste Runde der Kurzen. Mir gab er gleich zwei. „Du trinkst alle von Christopher!“, verkündete er. Ich hatte nichts dagegen. Das Zeug brannte ein wenig und verursachte dieses wohlig warme Gefühl. Und Paul verteilte unmittelbar die zweite Runde Kurzer, sodass das Tablett sofort leer war. „Auf Niko!“, verkündete er. Christopher streichelte meinen Oberschenkel, während sich das Gefühl der seichten Hitze weiterhin in meinem Bauch ausbreitete. Wohlige Wärme. Ich kippte den Rest des Bieres hinterher. Schloss kurz die Augen. Der Alkohol begann zu wirken. „Ich bin gleich wieder da, OK?“, kam es von Christopher. „Bringst du mir einen Long-Island-Ice-Tea mit?“, rief ich ihm hinter und er nickte, verschwand in Richtung der Toiletten. „Dein neuer Freund ist ja echt fast das Gegenteil von Marcel“, sagte Frank plötzlich. „Ja?“, hakte ich völlig überflüssig nach. Frank nickte. „Der sieht echt krass gut aus!“, kam es von Mareike. Paul verzog kurzzeitig das Gesicht. Ich musste grinsen. „Ich fass es nicht, dass der Kerl tatsächlich schwul ist“, sagte Markus dann. „Ich meine, du lungerst die ganze Zeit in diesem Park rum, weil du ihn einmal gesehen hast und dann ist er auch noch tatsächlich schwul und ihr kommt zusammen. Wie krass ist das denn?“ „Wenn das Schicksal jemanden zusammenführen will, dann tut es das auch“, sagte Mareike und Paul verdrehte die Augen. „Kein Esoterik-Scheiß bitte“, sagte er. „Esoterik? Was hat das denn bitte mit Esoterik zu tun?“, bemerkte sie empört. Ein belangloses Gespräch entwickelte sich, in denen die beiden sich ihren gegenseitigen Sticheleien hingaben. Frank und ich lachten. Und dann kam plötzlich diese junge Frau auf uns zu und strich sich durch das schulterlange, glatte, kastanienbraune Haar. Ihre dunklen Augen musterten mich zuerst und als sie Frank ansah, grinste sie und die kleine Zahnlücke zwischen ihren Schneidezähnen wurde sichtbar, die ihr seltsamerweise stand. Ihr Kleopatra-Make-Up allerdings nicht so recht. „Sorry, es tut mir wirklich leid!“, redete sie sofort los, während sie ihren hellen Mantel ablegte. Sie sah sich in der kleinen Runde rum. „Ich bin Sarah, Franks Freundin“, sie kicherte und wandte sich wieder an ihren Freund. „Tut mir echt leid, Samira war noch bei mir und hat sich totaaaaal wegen ihrem Typen bei mir ausgeheult, da musste ich was mit ihr trinken, sorry!“ „Ist schon OK“, sagte Frank. „Das hier ist übrigens Niko“, sprach er weiter und deutete auf mich. Sie gab mir lächelnd ihre Hand. „Hi, ich bin die Sarah. Herzlichen Glückwünsch, wünsch ich dir!“, sagte sie laut und irgendwie langgezogen. „Danke. Wenn du was trinken willst, bestell dir, was du möchtest, OK?“ „Ja, cool, danke, echt! Ist super lieb von dir“, sagte sie immer noch grinsend und sah wieder in die Runde. Markus warf mir den was-ist-das-denn-Blick zu und ich musste grinsen. So schlimm fand ich Sarah gar nicht. Fast schon irgendwie süß. Nicht so verdammt geil wie Christopher, aber… für Franks Freundin war sie in Ordnung. Kaum hatte ich an ihn gedacht, konnte ich ihn auch schon an der Bar erblicken. Graziös drehte er sich um, das hohe Cocktailglas in seiner Hand und als er meinen Blick erhaschte, grinste er. Sarah erzählte Frank unterdessen aufgebracht von Samira und deren „Dreckskerl“. Doch diese Konversation rauschte an mir vorbei. Mit nur wenigen Schritten erreichte Christopher unseren Tisch und der Drink fand seinen Weg direkt vor meine Nase. „Danke“, murmelte ich und wollte gerade den ersten Schluck trinken, als mir der weitere Gast an unserem breiten Tisch einfiel. „Ach, das ist übrigens Samira. Nein! Sarah“, korrigierte ich mich eilig und grinste die Angesprochene entschuldigend an. Ich konnte das Fünkchen Empörung noch in ihren braunen, schwarz umrandeten Augen erhaschen. Vermutlich wollte sie noch etwas zu dieser misslichen Verwechslung sagen, doch als ihr mein Freund die Hand ausstreckte und sich mit „Christopher“ vorstellte, umfasste sie diese und sagte einfach gar nichts, außer „Hi“. Frank boxte mir spielerisch in die Schulter. Und Markus warf mir seinen typischen ‚oha’-Blick zu. Als ich Mareike ansah, wusste ich sofort, dass sie Sarah nicht leiden konnte. Wie beschrieb man es noch sogleich? Stutenbissigkeit? Sie war umgehend zu erkennen, man konnte diese Aversion unmittelbar spüren. Ich nahm einen großen Schluck des schmackhaften Drinks und versuchte die entstandene, leicht verstörte Atmosphäre dennoch zu ignorieren. Der beginnende angenehme Schwindel erleichterte dieses Unterfangen ungemein. „Stehst du eigentlich auf Long-Island-Ice-Tea?“, fragte ich Christopher. „Ich trinke lieber puren Whiskey. Oder Wein“, antwortete er. „Aha“, machte ich und trank weiter. „Du scheinst ja alles zu mögen, was?“, neckte er mich. „Ich hätte auch nichts gegen eine weitere Runde Schnaps“, erwiderte ich grinsend darauf. Christopher lachte. „Das lässt sich arrangieren“, murmelte er verheißungsvoll und verließ den Tisch erneut. „Er trägt dich auf Händen“, flötete Mareike und lachte. Ich grinste einfach nur dümmlich vor mich hin, doch nur wenige Sekunden später spürte ich plötzlich, wie mich jemand von der rechten Seite antippte. „Hey!“, es war Sarah, die sich über den Tisch beugte und Frank ein wenig zurückdrängte, um näher an mich heran zu kommen. „Wer ist das?“, fragte sie direkt und deutete in die Richtung, in der mein Freund eben erst verschwunden war. Ihre Worte verwirrten mich, hatte sich Christopher doch erst gerade eben vorgestellt. „Wer ist das? Hallo?“, wiederholte sie ihre Frage lauter und aufdringlicher und lachte weiter, mit den Augen rollend. „Äh, das ist Christopher“, antwortete ich kopfschüttelnd. Was für einen Blick Markus mir gerade zuwarf, wollte ich gar nicht erfahren. „Ja, das weiß ich auch, du Genie!“, sagte sie etwas aufgebrachter. „Aber wer ist das? Woher kennst du den?“ „Hä? Das ist mein Freund.“ „Boah“, sie drehte sich zu Frank. „Dein Kumpel kapiert aber auch nix, oder?“ Ich sah meinen Schulfreund an. Und erst dann stellte ich mir die Frage, ob er Sarah überhaupt über die Art der Beziehung, die ich offiziell mit Christopher führte, aufgeklärt hatte. Meine Gedanken strömten eilig durch mein Hirn. Etwas anderes konnte sie doch nicht meinen... Bevor Frank das Wort ergreifen konnte, sagte ich bestimmend: „Das ist mein fester Freund. Was willst du überhaupt?“ Sie blinzelte und fing an laut zu lachen. Dann betrachtete sie mich abermals. „Du verarscht mich doch jetzt…“ Als ich nichts sagte, meinte sie: „Laber nicht!“ Und Frank seufzte. „Na, du bist ja vielleicht ein Held!“, meinte Mareike zu ihm und Markus… grinste einfach nur debil vor sich hin. Natürlich kam das Tablett mit den kostenlosen Schnapsgläsern genau in dieser Lage. Die Blondine des Pubs grinste und ich versuchte sie zu imitieren, doch dieser Akt war mir momentan nicht möglich. Ich erschrak, als Christopher wieder zu mir kam, eine Cola in der Hand. Er setzte sich, legte seinen Arm um meine Schultern und ich konnte Sarahs Blick deutlich auf uns spüren. Frank redete im Flüsterton mit ihr und Paul und Markus hatten angefangen, die kleinen Gläser wieder auszuhändigen. „Oah ne, dieses Mal ohne mich, Jungs“, jammerte Mareike und schob mir ihr Glas zu. „Niko kriegt drei!“, bestimmte sie und Paul fand scheinbar, dass das tatsächlich eine gute Idee war. „So, runter damit“, befahl der Rothaarige und trank sein Mini-Glas mit einem Zug leer. Und wir anderen taten es ihr nach. Ich gleich volle drei Mal. Mittlerweile war mir heiß, der angenehme Schwindel hatte mich komplett eingenommen. Und die Nervosität…? Plötzlich wurde mir bewusst, dass Sarah mich wieder anstarrte. Ich warf Frank einen fragenden Blick zu und er sah mich leicht erschrocken an und zuckte etwas hilflos mit den Schultern. Seiner Freundin wurde unterdessen ein hohes Glas mit einer Menge Eis und einem schwarzen Strohhalm serviert. „Was ist das denn?“, hakte Markus verwundert nach. „Sekt mit Eis“, erklärte sie sofort und begann ihren Drink zu schlürfen. Und zwar ziemlich schnell. Sie grinste meinen Kommilitonen unverhohlen an. „Hatte schon n paar davon mit Samira.“ Dann legten sich ihre Augen wieder auf mich. „Was grinst du denn so?“, hakte sie laut nach und erst in diesem Moment bemerkte ich, dass sich meine Lippen tatsächlich von alleine bewegt hatten. „Nur so“, sagte ich. „Ja ja, du Schwuli, schon klar, hier mit Christopher, ne“, zog sie mich auf und aus dem Augenwinkel konnte ich erkennten, wie Frank die Farbe aus dem Gesicht wich. Um ehrlich zu sein, fand ich diesen Moment eher amüsant als irgendwie beleidigend, weil Sarah scheinbar tatsächlich den Ernst meiner Äußerungen von vor einigen Minuten nicht verstanden hatte. „Sarah“, ermahnte Frank sie nun. „Ja, was?“, schnauzte sie ihn regelrecht an. Christopher räusperte sich und als ich ihm meinen Kopf zudrehte, hob er seine Augenbraue in Skepsis und seufzte kurz. Ich zuckte mit den Schultern. „Hast du was gegen Schwule, oder was?“, ging Markus allerdings auf ihren in Unwissenheit und Naivität geäußerten Kommentar ein. „Ne, ich hab nix gegen Schwule. Wie kommst du darauf? Aber ich lass mich nicht verarschen hier“, erklärte sie lachend. „Wir verarschen dich aber nicht“, sagte ich dann lauter. Und auch Frank mischte sich ein. „Sarah, die sind wirklich zusammen, okay? Thema abgehakt?“ Das Mädchen blinzelte. Ihr Blick wechselte zwischen Christopher und mir. Mein Freund hatte noch immer seinen Arm um mich gelegt. Als ich meine Augen zu ihm wandern ließ, blickte ich in dieses ernste Gesicht; seine Augen spiegelten diese triumphierende Ruhe wieder; er wirkte wie ein Panther, der sich seiner Beute sicher war. „Okay…“, murmelte Sarah dann und stocherte mit ihrem Strohhalm zwischen den Eiswürfeln herum. „Bin ma auf Klo“, erklärte sie und verließ den Tisch. „Alter, sorry“, kam es unmittelbar von Frank, der sich an Christopher und mich wandte. „Die ist irgendwie schon ein bisschen breit und labert dann immer ziemlich viel scheiße…“ „Das ist eine Tatsache, die man definitiv nicht leugnen kann“, entgegnete Christopher mit einer reichlich großen Prise Sarkasmus in seiner Stimme. „Tut mir echt leid…“, wiederholte Frank. „Schon OK“, sagte ich dann. Markus warf mir einen mann-ist-die-scheiße-Blick zu und ich musste lachen. Vielleicht war sie ja doch nicht so nett, wie ich zu Anfang gedacht hatte. Vermutlich lag es am Alkohol… Die Konversationen an unserem Tisch begannen erneut und ich sprach mit Frank über einen Film, der bald erscheinen sollte. Wir überlegten, ob wir ihn nicht zusammen schauen wollten. Ich bemerkte kaum, dass Sarah wieder an den Tisch zurückgekehrt war. Erst als diese viel zu laute und verzerrte R’n’B-Musik plötzlich ertönte, die sich als Klingelton entpuppte, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf Franks neue Freundin. Ob das wohl Samira war…? „Ey, Süße, was geht, Mann?“ In Anbetracht ihrer sich nicht ändernden Artikulation fragte ich mich langsam, ob Sarah ihrem Frank intellektuell nicht ziemlich unterlegen war… Ich versuchte, ihrem belanglosen Telefongespräch nicht zuzuhören, wie alle anderen Anwesenden am Tisch, aber ihre dröhnende Stimme übertönte einfach jegliche Konversationsversuche. Vor allem, als sie begann aus voller Kehle zu lachen. „…ey, ja, Mann! Ich… Ich bin hier grad auf nem Tucken-Geburtstag…. Ich schwör!“ Ich erschrak leicht, als Christopher sich plötzlich mit einer einzigen Bewegung über den Tisch beugte und ihr gekonnt das mobile Gerät aus den Hand zog, ihren einzigen Protestschrei vollkommen ignorierend. Das Telefon gab einen Piepton von sich. Das Display erlosch. Und Christopher knallte das abgeschaltete Gerät vor sich auf den Tisch, als er sich wieder setzte. Niemand sagte etwas und auch Sarah brachte plötzlich keinen Ton mehr heraus. Lag es an dieser arktischen Kälte, die Christophers Augen unerwartet versprühten? „Das reicht jetzt“, sagte er mit völlig kalter und so ruhiger Stimme, dass sie mir eine Gänsehaut bescherte, wie sie es bis jetzt schon immer getan hatte. „Du packst jetzt deine Sachen zusammen, gehst an die Bar und bezahlst deine Getränke selbst und dann verschwindest du.“ „Ey, gib mir mein Handy zurück, Mann, was ist dein Problem?“ „Sarah, jetzt sei ruhig!“, schnauzte Frank sie unvermittelt mit aggressiver Stimme an, sodass sie fast zusammen zuckte. Christopher richtete nun das Wort an ihn. „Nimm es nicht persönlich, Frank, du scheinst ein netter Kerl zu sein, aber bitte bring deine unterbelichtete Freundin nach Hause und lass sie ausnüchtern. Ich will nicht, dass sie Nikos Geburtstagsparty noch weiter ruiniert“, erklärte er ihm mit harter Stimme. „Keine Sorge“, erwiderte Frank, als er sich bereits erhob. „Das ist mir mega peinlich“, sagte er zu mir. „Ich ruf dich an, OK?“ „Klar“, entgegnete ich, immer noch im leichten Schockzustand über die sich gerade abgespielte Szene. Er nickte den anderen zu. Sarah ärgerte sich lauthals über den „Affen“, der ihr das Handy abgenommen hatte, das sich nun in Franks Hosentasche befand, doch mein alter Schulfreund drängte sie einfach weiter an die Bar. Bis wir sie nicht mehr hören konnten. „Alter“, lachte Markus dann und sah sich nach den beiden um. „Was war das denn bitte?“ „Das, mein Lieber, war so ein Exemplar, das wir in der Biologie als dumme Tusse bezeichnen!“, erklärte ihm Mareike und grinste Christopher an. Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust. Immer noch sah ich diese kalten Augen vor meinem inneren Auge. Ich verspürte weiterhin diese Dominanz, die eben gerade von Christopher ausgegangen war. Ich dachte an die schwarze Reisetasche… „Ich muss eine rauchen“, erklärte Markus plötzlich und schaute Paul an. „Kommst mit?“ Paul nickte. „Bis gleich!“ Und fort waren sie. Christophers Hand legte sich wieder um meine Schulter, er zog mich dichter an sich heran. Ich drehte ihm meinen Kopf zu. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er mich mit milder Stimme. „Denke schon“, entgegnete ich viel zu schnell und mein Freund grinste. „Mach dir wegen dieser Sarah keine Gedanken, okay?“, sagte er dann. „Ja, das ist ne hohle Nuss“, fügte Mareike empört hinzu. „Unfassbar dumm…“, murmelte sie weiter und ich musste lachen. „Echt blöd für Frank“, meinte ich dann nur und musste feststellen, dass ich meinen Long Island Ice Tea schon ausgetrunken hatte. Ich spürte Christophers Blick auf dem leeren Cocktailglas verweilen. „Ich glaub, ich nehm noch einen“, sagte ich laut. Er seufzte. „Bist du sicher?“, hakte er nach. „Ich bin das Geburtstagskind, vergessen?“ Er grinste vage und erhob sich erneut. „Willst du auch noch etwas?“, richtete er das Wort nun an Mareike. „Ich nehm auch so einen Ice Tea.“ „Alles klar“, sagte er und winkte in Richtung der Bedienung. Unerwartet tauchte eine etwas fülligere Person neben ihr auf. Das Mädchen müsste etwa 1,60 m groß gewesen sein und hatte kinnlanges, schwarz gefärbtes Haar. Sie trug ein ebenso dunkles, halterloses Kleid. Die knallrote Perlenkette um ihren Hals passte hervorragend zu den ebenfalls roten, langen Ohrringen, die unter dem schwarzen Haar hervorlinsten. In ihrer Hand hielt sie einen zur Hälfte getrunkenen Pint. „Mareike?“, fragte sie und Pauls Ex bzw. ab-und-an-Freundin drehte sich zu der jungen Frau um. „Ach!“, rief sie aus. „Lisa, oder?“ „Ja!“, rief Lisa begeistert aus. „Mensch, lange nicht mehr gesehen!“ Die beiden Mädchen umarmten sich. „Du studierst jetzt auch hier? Oder besuchst du die Familie?“, hakte Mareike nach, während Lisa sich neben sie setzte. „Nur Familienbesuch. Leider“, entgegnete sie. Dann fanden ihre Augen den Weg zu mir und Christopher. „Hi, ich bin Niko“, stellte ich mich kurzerhand vor und hob signalisierend die Hand, weil ich keine Lust hatte, ihr formal die Hand zu reichen. Um mich herum drehte sich eh schon alles. Ich empfand aufstehen daher als eine Art Risiko… „Christopher“, stellte mein Freund sich vor. Er stand kurz auf, um dem Mädchen die Hand zu geben. Lisa verstummte. Für einen kurzen Moment. „Was kann ich euch bringen?“, erklang dann die Stimme der Blondine, die an den Tisch trat. Christopher bestellte unsere Drinks. Und währenddessen flüsterte Lisa etwas in Mareikes Ohr. Sobald die Kellnerin unseren Tisch verlassen hatte, wandte sich Lisa an „Christopher. Christopher Lang, oder?“ „Ja, das ist richtig. Wir kennen uns?“, hakte er ruhig nach. „Nicht so richtig, aber… Sagt Ihnen der Name Theobald Rüdig noch etwas?“ Christopher dachte kurz nach. „Ah!“, machte er dann und lächelte charmant. „Der Firmenchef aus Ostfriesland.“ „Ja, genau! Das ist mein Onkel. Ich glaube, wir haben uns ganz kurz auf seiner Siegesfeier gesehen“, sprach Lisa erfreut weiter, während mein Hirn noch immer Schwierigkeiten hatte, diese Konversation einzuordnen. Oder sie überhaupt zu verstehen. Der Druck auf meine Blase war kaum mehr auszuhalten. „Ich muss pissen“, murmelte ich und versuchte aufzustehen. Christopher rutschte von der Bank und seine Arme gaben mit Halt, als ich mich vollkommen ungraziös erhob und dabei beinahe über meine eigenen Füße stolperte. „Danke…“, murmelte ich noch. „Soll ich mit dir gehen?“, bot er flüsternd an. Wieso bekam ich eine Gänsehaut? Warum dachte ich an Verbotenes? Was war der Grund für meine düsteren und hoch erotischen Vorstellungen? Würde er mich direkt in eine Kabine drücken, mich mit einem Kleidungsstück knebeln, meine Arme zurückreißen und sie mit meinem eigenen Pullover zusammenknoten und mich dann gnadenlos ficken? „…schaff ich schon allein…“, meinte ich noch zu murmeln. Über Umwege und etliche Stolperfallen legte ich den Weg zu den sanitären Einrichtungen zurück. Nachdem ich meine Hände gewaschen hatte, betrachtete ich mich eine ganze Zeit lang im Spiegel. Ich will einen klaren Kopf haben, wenn ich dich später vögel. Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Wie viel Zeit verging, weiß ich nicht. Irgendwann zwang ich mich selbst, wieder zurück zu gehen. Es war direkt an diesem Spielautomaten, der vor den WCs platziert war, dass ich beinahe in Mareike rannte, die aufgeschreckt aufschrie und sich dann vor Lachen fast nicht mehr einkriegen konnte. „S-sorry…“, brachte ich heraus. „Du bist so betrunken…“, kicherte sie. „Du auch!“, gab ich patzig zurück und sie seufzte, noch immer grinsend. „Dein Christopher scheint ein richtig krasser Typ zu sein“, sagte sie plötzlich, gegen die Wand lehnend. Ich schaute sie fragend an und versuchte, nicht zu sehr zu schwanken. „Lisa hat ja grad erzählt, dass er ihren Onkel vor Gericht wegen einer ganz blöden Sache vertreten hat. Wegen so nem dämlichen Mitarbeiter, der Scheiße erzählt hat und richtig Mist gebaut hat, den er ihrem Onkel anhängen wollte. Und Christopher soll da ne richtig krasse Show abgezogen hatte, sodass ihr Onkel sogar diese Siegesfeier organisiert hat, um den Triumph vor Gericht zu feiern. Soll ihm wohl echt den Arsch gerettet haben… Tja, krasser Fang, sage ich da nur, Niko!“ Kameradschaftlich klopfte sie mir auf die Schulter und verschwand hinter der Tür mit dem großen „D“. Krasser Fang. Oh Gott, Christopher war ein krasser Fang. Sein Arm fand seinen Weg direkt wieder um meine Schulter. Er sagte nichts. Wir lauschten den Erzählungen Pauls, der sich abermals über seine wirre Familie aufregte. Ich trank den Drink. Beinahe auf Ex. Alles drehte sich. Wir verabschiedeten uns. Christopher beglich die Rechnung und gab meinen verbleibenden Freunden sogar noch eine letzte Runde aus. Er stützte mich. Irgendwann waren wir im Wagen. Seine Lippen fanden ihren Weg auf die meinigen. „Gleich kümmere ich mich um dich“, lauteten Christophers ruhige Worte, die aus einer nicht greifbaren Ferne zu mir zu dringen schienen. Wenn man einen Filmriss genau definieren und einen akkuraten Anfangspunkt des Vergessenen bestimmen könnte, dann wäre dieser genau hier. Denn das nächste, was mein Gehirn registrierte, waren die schwachen Sonnenstrahlen, die in mein Schlafzimmer drangen, in dem ich mit einem Ruck erwacht war. Kapitel 16: 16 -------------- Die Wirklichkeit prallte mit all ihrer Gewalt auf mich nieder, so als würde mir jemand einen kräftigen Schlag mitten ins Gesicht verpassen. Ich blinzelte. Und der Strom aus meinen sich allmählich formenden Gedanken raste wie ein Schnellzug durch mein mentales Zentrum, mit dem deklarierten Ziel, eine dringende Frage zu beantworten. Was zur Hölle war passiert? Als ich meinen Blick innerhalb dieses Prozesses durch den Raum schweifen ließ, bemerkte ich einige signifikante Dinge. Zum einen lag meine Kleidung, die vergangene Nacht noch meinen Körper geschmückt hatte, penibel auf dem kleinen Stuhl in der Ecke zusammengefaltet; zum anderen waren mein Portemonnaie und meine Haustürschlüssel auf dem kleinen Nachtschränkchen deponiert worden. Daneben standen ein leeres, hohes Glas und eine Wasserflasche. Wasser. Der Zustand meines eigenen Körpers wurde mir erst bewusst, als sich meine Augen auf diese klare Flüssigkeit gelegt hatten. Meine Zunge fühlte sich an wie Sand und als ich mich bewegte, gierig den durchsichtigen Trank zu kosten, durchfuhr meine Beine ein langer und ziehender Schmerz, so als hätte ich am Vortag ein Lauftraining absolviert. Die Flasche an meine Lippen setzend, begehrlich diesen mich mittlerweile auffressenden Durst zu stillen, fielen meine Augen auf die Plastikschüssel, die auf dem Boden direkt neben dem Bett stand. Ein kleines blaues Handtuch lag direkt daneben. Hatte ich das in meinem, mehr als bedenklichen Zustand noch vorbereitet? Hatte ich im Voraus gedacht, in der Situation, in der rationales Denken eigentlich gar nicht mehr möglich sein konnte? Christopher. Ich hob die Bettdecke an und sah an mir herab. Ich trug eine frische, knappe Boxershorts. Hatten wir…? Auf allen Vieren krabbelte ich im Bett herum, um das gesamte Zimmer von diesem aus begutachten zu können. Ja. Dort stand sie. Immer noch. Die kleine schwarze Reisetasche. Er war noch hier. „Verdammt…“, fluchte ich, feststellend, dass es in meinem Kopf pochte, so als würde jemand unabdingbar von der Innenseite meines Schädels gegen diesen treten. Ich versuchte mich zu erinnern, schloss die Augen und ging unsere Schritte im Gedanken nach. Bilder tauchten auf. Ich wusste noch genau, wie der Pub aussah. Ich rief meine Gäste ins Gedächtnis; die unangenehme Episode mit Sarah spielte sich wie ein kleiner Film ab; die arktisch kalten Augen Christophers tauchten auf. Lisa! Die kurze Konversation mit Mareike… Worüber? Wo? Wann? „Krasser Fang. Soll ihm wohl echt den Arsch gerettet haben.“ Wir waren gegangen! Christopher und ich. Der Rest der Truppe war mit einem Drink an dem Tisch verblieben! Und dann? Ich hörte die Haustür zuschlagen. Das Rascheln von Plastiktüten drang zu mir ins Schlafzimmer. „Christopher…?“, krächzte ich und verfiel direkt in einen unangenehmen Hustenanfall, der meine Kopfschmerzen nur noch verschlimmerte. Als ich mich beruhigt hatte und aufsah, ruhten seine Augen bereits auf mir. Er stand direkt am Bett, blickte still auf mich herab. Er lächelte. In seiner Hand hielt er einige Tabletten. „Dein Aspirin war abgelaufen“, erklärte er lässig und ging um das Möbelstück herum, bis er zum aufgestellten Wasserglas gelangt war, nach dem er auch gezielt griff. Die Matratze gab ein Stück weit nach, als er sich zu mir setze. Es sprudelte, als Christopher die Medizin ins gefüllte Glas fügte. Wir betrachteten beide die sich auflösende Tablette und schwiegen. „Hier“, sagte er dann milde und reichte mir das Glas. „Ich hoffe Orangengeschmack ist in Ordnung?“ Ich antwortete mit einem hastigen Nicken, das ich unmittelbar bereute. Das nun mit Aspirin versehene Wasser trank ich mich großen Zügen leer, in Hoffnung, es würde seine Wirkung so schnell wie möglich entfalten. Behutsam nahm Christopher das leere Glas wieder aus meiner Hand und stellte es zurück auf das Nachtschränkchen. Dann sah er mich abermals an. Wenn ich mein Gefühl beschreiben müsste, das in diesen Momenten mein gesamtes Dasein beanspruchte, dann könnte ich wohl nur behaupten, dass ich mir wie der letzte Idiot vorkam. Jeglicher Erinnerungen durch den ultimativen Status der Hemmungslosigkeit beraubt, den ich mir selbst zu verdanken hatte. Hatte Christopher hier geschlafen? Oder war er nach Hause gefahren, genervt von meiner Trunkenheit? Und die wichtigste kleine Frage: Hatten wir…? Ich spürte jedenfalls keinen Schmerz in meinem Hinterteil… Doch diese Tatsache musste nicht viel zu sagen haben. Ich warf einen diskreten Blick auf meine Handgelenke. Keine Schürfwunden. Nichts, was auf irgendeine Art der Fesselung zurück zu führen sein könnte. „Wie geht es dir?“, fragte Christopher, immer noch auf dem Bett sitzend und mich betrachtend. „…scheiße“, gab ich halbwegs grinsend zu. Christopher schnaubte kurz. „Ich war eben noch einige Kleinigkeiten einkaufen“, erklärte er dann trocken. „Ich denke, ein richtiges Katerfrühstück würde dir vielleicht gut tun. Was sagst du?“ „Das wäre geil…“, murmelte ich, diesen unglaublichen Hunger verspürend, der scheinbar aus dem Nichts an die Oberfläche meiner Empfindungen getreten war. „OK, schlaf noch ein bisschen, sodass das Aspirin wirken kann und ich mache mich an die Zubereitung deines Frühstücks“, lauteten die letzten Worte Christophers, die ich noch vernehmen konnte, bevor ich wieder abdriftete. Es roch nach Butter. Nach Speck. Nach Toast. Ein bisschen nach Schinken. Ich öffnete die Augen. Im selben Moment betrat Christopher mein Schlafzimmer, das einzige, silberne Tablett, das ich besaß, in seinen Händen tragend. „Lehn dich zurück, heute gibt’s Frühstück direkt am Bett. Ausnahmsweise“, fügte er grinsend hinzu. Ich konnte nichts sagen. Ich starrte das Tablett in seiner Hand an. Rührei mit Speck und Chilli, gebackene Bohnen, frischer Toast mit Butter, zwei Tassen Kaffee, und ein Schälchen Marmelade warteten darauf. Ich spürte regelrecht, wie das Wasser in meinem Mund zusammen lief. Christopher stellte das Essen zunächst auf der frei geräumten Kommode ab. „Sag mal“, setzte er an, als er plötzlich nach meinem Laptop griff und ihn mir in die Hand drückte. „Ist bei der Spindel, die dir Frank geschenkt hat und über deren Legalität ich jetzt einfach nichts sagen werde, wenigstens ein Film dabei, der kein Horrorfilm ist?“ Ich grinste schief. „Ich meine, da könnte auch ein Thriller dabei sein. Mit sehr wenigen Horror-Elementen“, antwortete ich dann. „Okay“, kam es von Christopher, der einen Abstecher ins Wohnzimmer machte und mit der Spindel zurückkehrte. „Dann such ihn mal raus, wir können ihn ja beim Frühstück schauen.“ „...okay.“ Wir sprachen nicht, während wir aßen. Christopher nur eine Kleinigkeit, etwas Toast mit der himmlischen Kirschmarmelade, an der er nicht hatte vorbei gehen können. Das leere Tablett fand den Weg auf den Boden und Christopher rückte näher an mich heran, legte seinen Arm um meinen Rücken. Mein Kopf ruhte auf seiner Schulter. Dicht presste ich mich an ihn heran und atmete seinen Geruch ein; eine Mischung aus teurem Aftershave und angenehmer Männlichkeit. Anders konnte ich es nicht beschreiben. Er trug ein weiches, dünnes T-Shirt und eine schwarze Jeans. Doch scheinbar war ihm nicht warm genug, um sie auszuziehen. Vielleicht wollte er es auch nicht. Mir jedenfalls war in meiner Boxershorts unter der grauen Decke, direkt an den wunderschönen Körper dieses wunderschönen Mannes gelehnt, fast schon heiß. Wahrscheinlich hatte Christopher die Heizung bereits vor Stunden aufgedreht. Und trotzdem konnte ich mich nicht entspannen. Die Handlung des Filmes hätte ich nicht wiedergeben können. Wie ein Bach rauschte er an mir vorbei; zog wie eine Brise weiter, die man kaum wahrgenommen hatte. Immerzu wühlte ich in diesem wirren Chaos meiner Gedanken und versuchte tiefer dort zu graben, um endlich auf den Schatz zu stoßen, den der Schlüssel zu den verschwommenen Erinnerungen darstellte. Doch ich war keiner dieser legendären Schatzsucher, die es auf Umwegen zum Erfolg schafften. Innerlich betrachtete ich noch immer eine gähnende, dunkle Leere. Und so etwas wie eine Schatzkarte besaß ich nicht. „Ende“ Ich starrte das Wort der Untertitel auf dem Bildschirm an, so als würde ich diese nicht einmal mehr verstehen können. Christopher räusperte sich. Im selben Moment rückte er von mir ab und griff nach dem Tablett. Er stand auf und drehte sich zu mir um. „Während ich kurz deine erbärmliche Kochnische aufräume, nimmst du eine Dusche, verstanden? Und ja, das ist ein Befehl“, eröffnete er mir mit fester Stimme. Ich nickte. „Ja, Christopher.“ Und er grinste. Meine Glieder schmerzten, als ich mich ins Badezimmer schleppte, an den Wänden abstützend. Die Tatsache, dass ich nur mit einer Boxershorts bekleidet war, machte mich in diesem kurzen Momenten froh. Jede Bewegung fiel mir in ihrer Wurzel schwer. Ich hätte es besser wissen müssen. Alkohol war gefährlich. Und ich war ein riesengroßer Idiot. Das warme Wasser regnete auf mich herab. Ich sog die warme Luft ein und beobachtete, wie der Dampf nach und nach die durchsichtige Kabinentür beschlug. Ich schloss die Augen. Wie in Zeitlupe seifte ich mich ein, genoss den Duft des Shampoos, das ich benutzte und das mich in einen kurzen exotischen Traum abdriften ließ, in der mich keine Fragen plagten. Doch als die Wasserstrahlen ihr Ende fanden und ich begann, mich inmitten meines kleinen Badezimmers abzutrocknen, so löste sich auch der Tagtraum auf und die nervenaufreibenden Fragen schossen erneut durch meinen gequälten Kopf. Hatten wir uns geküsst? Hatten wir uns angefasst? Hatten wir miteinander geschlafen? Unmittelbar legten sich zwei kalte Hände auf meine Schultern und ich erschrak regelrecht. Die Finger bohrten sich unangenehm in meine Haut und Christopher drehte mich zu sich herum. Ich blickte in ein Eismeer. Seine Lippen hatten sich zu einem hämischen Grinsen geformt. Er stand als mein Freund vor mir. Aber noch viel mehr als mein Master. Mein Herr. „Ich denke, ich muss dir nicht sagen, wie unglaublich enttäuscht ich von dir bin, dass du dich so dermaßen betrunken und mir dadurch solche Probleme bereitet hast?“, halten seine harten und kalten Worte durch meinen Kopf. „Nein, Christopher.“ Probleme, was für Probleme…? Seine Finger wanderten entlang meines Nackens zu meinen Haaren, in denen sie sich verfingen und mit Gewalt meinen Kopf nach hinten rissen. So, wie er es schon vorher immer getan hatte. „Ich hoffe, du hattest genau jetzt vor, dich zu entschuldigen“, säuselte er in diesem gefährlich-süßem Ton, sodass ich schlucken musste, denn instinktiv wanderte ein Kribbeln südwärts, auch wenn mein Kopf noch immer von diesen unheilvollen Gedanken gefüllt war. Beide Empfindungen prallten in einem Sturm aufeinander. „Entschuldige, Christopher…“, murmelte ich, gefangen von diesem mich auffressenden Blick. „Gut…“, flüsterte er. Und mehr sagte er auch nicht, denn seine Lippen legten sich auf meine. Sie waren warm und so herrlich weich. Das Kribbeln, welches ich verspürte, intensivierte sich durch Christophers Zunge, die neckisch über meinen Mund fuhr; ganz kurz, denn umgehend spreizte er meine Lippen und ließ seine Zunge in meine Mundhöhle gleiten, nach der meinigen suchen. Hatte es als zärtlicher Kuss begonnen, so konnte man ihn wenige Sekunden später absolut nicht mehr als solchen beschreiben. Allein aufgrund der Tatsache, dass Christopher sich vollkommen gegen meinen halbnackten Körper gepresst hatte und ich seine Erregung deutlich an meinen Oberschenkel gedrückt spüren konnte. Instinktiv schlang ich meine Arme um seinen Oberkörper, während seine Finger erneut über meinen Nacken glitten. Und da war es wieder. Dieses Hindernis. Dieses Hinterfragen. Die Unsicherheit. Wie konnte ich diese Momente genießen, wenn mich solch ein schlechtes Gewissen, gepaart mit dieser seltsamen Angst plagte? Bestimmt drückte ich Christopher von mir fort. „Stopp“, sagte ich. Holte Luft. Und Christopher hielt inne. Ließ von mir ab. Erst nach einigen Sekunden wagte ich es, ihn anzusehen. „Haben wir miteinander geschlafen?“, floss es direkt aus meinem Mund, unbedacht, ungeplant und vor allem komplett anders formuliert, als ich es gern getan hätte. Christophers Miene verfinsterte sich. Er sagt nichts. Starrte mich zunächst nur an. Dann schnaubte er erbost und erklärte mit dieser tiefen und festen Stimme: „Denkst du wirklich, ich bin solch ein rücksichtsloser Mistkerl und vergreife mich an dir, wenn du in solch einem absoluten Zustand der Unfähigkeit bist und wirklich gar nichts mehr mitbekommst?“ Ich musste schlucken. Und Christopher verließ umgehend das Badezimmer. Die Tür knallte er regelrecht zu. Und ich musste erkennen, dass ich zitterte. Hastig schlüpfte ich in die Klamotten, die ich vor meinem Duschgang zurecht gelegt hatte, nicht darauf achtend, ob meine Haut überhaupt schon trocken genug war, ob mein Haar vernünftig lag und ob ich das Bad sauber hinterließ. Ich stürmte ins Schlafzimmer, bedacht mich auf Christopher zu stürzen, sollte dieser gerade seinen Abgang vorbereiten. Der Fakt, dass er genau jenes nicht tat, überraschte mich, sodass ich wie versteinert vor meinem Bett stehen blieb, auf dem Christopher mit säuerlicher Miene saß, aber scheinbar auf mich wartete. Er sah mich an. Einige Sekunden der Stille verstrichen. „Komm mal her zu mir…“, sprach er dann in einem milden Ton, der vollkommen im Kontrast mit seiner Stimme stand, mit der er im Bad zu mir gesprochen hatte. Er verwies auf die freie Fläche auf der Matratze neben ihm. Und ich folgte dieser Einladung, setzte mich und sah meinem Freund direkt in die Augen. „Hast du wirklich den gesamten Morgen diesen Gedanken im Kopf gehabt?“, fragte er mich nach einer Weile, in der wir uns einfach nur angesehen hatten. Beraubt der Gabe zu sprechen, die vielleicht auf diesen fiktiven Kloß in meinem Hals zurückzuführen war, nickte ich. Christopher seufzte. „Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange, aber so viel Vertrauen hättest du mir entgegenbringen können, Niko“, fing er an, mich intensiv betrachtend. „Ich habe dir doch mehr als klar gemacht, wie wichtig du mir bist und dass ich dich mit Respekt behandeln will. Ich habe dir auch gesagt, wie wichtig mir Vertrauen im Allgemeinen ist. Vor allem wegen der Art der Beziehung, für die wir beide uns entschieden haben. Oder willst du jetzt einen Rückzieher wagen?“ „Nein!“, protestierte ich heiser. Und das meinte ich auch so. „Aber...“, fuhr ich fort und meine Stimme ließ mich wieder im Stich. „Aber...?“, griff Christopher mein Wort auf, ohne seine Augen von mir zu nehmen. Ich suchte nach den richtigen Worten. „Niko, du musst mir schon vertrauen, sonst funktioniert das nicht mit uns beiden...“, fügte er hinzu. „Sprich mit mir. Was ist dein Problem?“ Die Suche nach Worten schien immer noch aussichtslos. „Geht es dir plötzlich doch zu schnell, soll ich gehen und dich erstmal alleine lassen?“ „Nein!“, erhob ich meine heisere Stimme erneut im Protest und Christopher betrachtete mich immer noch so intensiv. „Also?“ „Was ist in der Tasche?“, floss es urplötzlich aus meinem Mund. Christopher blinzelte. „Meiner Reisetasche?“, hakte er nach. „Genau.“ In Skepsis wanderte seine Augenbraue nach oben. Er sagte nichts, als er sich kurz vom Bett entfernte, um das Objekt unseres kleinen Gesprächs heran zu holen. Mit einem kurzen, verzerrten Laut zog er den silbernen Reißverschluss auf und begann, die Dinge, die sich in ihr befanden, einzeln aus der Tasche zu nehmen und sie direkt aufs Bett zu legen. Nach jedem einzelnen Teil, wanderten seine Augen immerzu in meine Richtung. Eine Schlafhose. Ein schwarzer Pullover. Die Jeans von gestern Nacht. Ein weiterer, grauer Pullover. Ein Kulturbeutel. Ein kleines Handtuch. Eine Tube hochwertiges Gleitmittel. Taschentücher. Die kleine schwarze Reisetasche war vollkommen leer. Und ich starrte ungläubig auf die vor mir liegenden Inhalte. „Was hattest du erwartet?“, fragte er nach einigen Minuten, die in Stille vergangen waren. „Ich...“, setzte ich an und konnte den Satz nicht beenden, weil ich noch immer durch die Erkenntnis, dass ich mir wegen nichts und noch mal nichts Sorgen gemacht hatte, in einer Art kleinem Schockzustand gefangen war. Zudem stellte ich mir genau jetzt, genau in diesem Augenblick, die Frage, wieso ich urplötzlich, nach Tagen des Bedenkens, nach einem nahezu verpatzten Abend, so etwas wie minimale Enttäuschung verspürte, als sich nicht einmal Handschellen in der Reisetasche befanden. „Was ist dein Problem, Niko?“, wiederholte Christopher seine Frage ruhig. Er wartete. Geduldig. Und ich versuchte mein psychisches Chaos zu ordnen, während Christopher seine kleinen Besitztümer wieder in der Tasche verstaute. „Rede doch einfach mal drauf los...“, ermutigte er mich nach einer Weile. Und seine Worte wirkten wie ein Lösespruch. Im Nachhinein frage ich mich, ob ich sie als Befehl angesehen hatte und sie gerade aufgrund dieser kleinen Tatsache geholfen hatten... Offen sprach ich von meinem emotionalen Durcheinander, das uns beide in die jetzige Situation manövriert hatte. Ich redete von meiner innerlichen Einsicht, mich schon längst für die Rolle als Christophers Sklave entschieden zu haben; ein intensives Leben an seiner Seite, das trotz des Tumultes in meinem Kopf noch immer als meine oberste Priorität galt, als ein erstrebenswertes Ziel. Ich machte ihm klar, sicher über das Beschreiten dieses neuen Weges zu sein, weil ich an nichts anderes mehr denken konnte. Und tief Luft holend, begann ich ihm das eigentliche Problem zu schildern, nochmals versichernd, dass ich keinen Rückzieher machen wollte, was unsere spezielle Beziehung anging. Ich erzählte ihm von diesen verstörenden Visionen, die mich vor einigen Tagen gepackt hatten. „Ich hab einfach... Naja, Panik oder so etwas bekommen...“, sagte ich und beschrieb ihm das verstörende Bild des Gummimaskenmannes, der ich nicht sein wollte; schilderte diese Angst vor dem ersten Auspeitschen, die ich selbst nicht verstand, wollte ich diese Fantasie doch eigentlich erfüllt sehen, sie in der Realität am eigenen Leib erfahren… Christopher hörte mir aufmerksam zu, er fiel mir nicht ins Wort und er unterbrach mich auch kein einziges Mal, bis ich fast schon erschöpft sagte: „Ich... Ich glaube, das war's.“ „Gummimaskenmann...“, wiederholte er in Gedanken das Wort. Als er mich ansah, lächelte er leicht. „Du kommst vielleicht auf Sachen“, fügte er noch hinzu und fuhr sich mit beiden Händen durch sein Haar. Er dachte nach. Dann seufzte er und sah mich erneut an. „Niko...“, setzte er mit dieser zärtlichen Stimme an, die ein angenehmes Kribbeln in der Gegend meines Bauches verursachte. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich langsam einführen werde… Deine erste kleine Strafe… Die war noch sehr harmlos und ich weiß, dass sie dir gefallen hat.“ Ich nickte im Stillen. „Aber genauso harmlos möchte ich auch zunächst mit dir fortfahren, weißt du? Natürlich denke ich unentwegt an die Sachen, die ich jetzt schon mit dir anstellen könnte. Oder besser gesagt, die ich am liebsten mit dir anstellen würde… aber es eben noch nicht tun werde. Das hat Zeit, ich sage es noch mal, damit du es dieses Mal auch wirklich verstehst: Wir haben Zeit, okay?“ Abermals nickte ich, Christophers ernste Gesichtszüge betrachtend. Er sprach weiter. „Dein Kopf ist voll von diesen zum Teil abstrusen Geschichten und Schilderungen aus dem Internet, in dem viele brauchbare Informationen zwar zu finden sind. Aber seien wir ehrlich, vieles von dem, was du dir da scheinbar reingezogen hast, sind Übertreibungen oder unrealistische Darstellungen. Oder auch einfach Dinge, die dir im BDSM einfach nicht gefallen müssen. Vergiss bitte diesen Gummimaskenmann“, sagte er und lachte kurz. Sein Gesicht wirkte so entspannt dabei und seine Augen leuchteten förmlich. So etwas wie leichte Entspannung begann, meine Glieder entlang zu kriechen. „Wir beide werden nur das tun, wozu wir beide auch Lust haben. Ja, ich bin dein Master, aber ich bin dadurch ja kein Unmensch, der dich zu irgendwelchen Sachen zwingen wird. Weder, dass du deinen Spinatauflauf aufisst, noch, dass du dich in einen Ganzkörperlatexanzug zwängst.“ Ich musste lachen und Christopher lächelte warm. „Weißt du, mir geht es vorrangig um dein Einverständnis. Ohne das, werde ich absolut nichts mit dir anstellen. BDSM baut auf Freiwilligkeit auf. Wenn ich dein Einverständnis nicht habe, dann wäre alles, was ich mit dir zum Beispiel im Bett tue, ein purer Akt der Vergewaltigung und Brutalität. Und das, mein lieber Niko, ist mir mehr als zuwider. Ich muss deine Vorlieben erst richtig kennenlernen, bevor ich ohne dein Wissen irgendetwas Neues in unsere Beziehung einbringe. Und momentan ist alles neu.“ Ich nickte, über die Worte Christophers nachdenkend. „Natürlich. Ich bin zu Anfang ein kleines Risiko mit dir eingegangen und dir mögen einige Dinge, die ich getan habe, anfänglich brutal und harsch erschienen sein“, fuhr er fort. „Als du mich vor den Kino hast stehen lassen…“, murmelte ich dazwischen. „…und dennoch hast du mich wieder in deine Wohnung gelassen. Du hast nicht protestiert und mich nicht weggeschickt.“ „…nein. Hab ich nicht.“ „Du hast dich nicht gewehrt, als ich anfing, grob mit dir umzugehen. Weil es dir gefallen hat.“ „….ja.“ „Und du wusstest auch sehr schnell, worum es mir ging.“ „…ja.“ „Dir ist klar, dass ich dich auf diesem Weg testen musste, um sicher zu gehen, dass du für diese Art der Beziehung bereit wärst?“ „Ja.“ Christopher lächelte. Und ich tat es ihm gleich. All das, was er mir erebnet hatte, machte Sinn. „So, bevor wir weiter reden. Willst du wissen, was gestern Nacht passiert ist, was für Probleme ich vorhin meinte, damit du dich endlich beruhigen kannst?“, fragte er. „Ja, will ich“, entgegnete ich fest, auch wenn mir etwas mulmig zumute war. Und Christopher grinste. „Du warst so betrunken, dass du kaum gehen konntest. Wirklich, ich dachte, du verträgst mehr… Jedenfalls hast du dich wie eine Boje auf wilder See benommen. Ich dachte schon, ich würde dich gar nicht mehr ins Auto bekommen, weil du ständig nach links und rechts gestolpert bist und mich beinahe mitgerissen hättest. Dass du mir mein Auto einsaust, hatte ich auch befürchtet…“ Wurde ich rot? „Als wir endlich angekommen sind, ohne Zwischenfälle, wolltest du nicht aus dem Auto steigen. Warum, hast du mir natürlich nicht gesagt, weil du irgendwas von „warm“, gefaselt hast. Ohne jeglichen Zusammenhang. Ich musste dich regelrecht aus dem Auto zerren, was kein Spaß war, vor allem, als eine Gruppe Jugendlicher an uns vorbeigezogen ist und mich wahrscheinlich als den „bösen Onkel“ abgestempelt hat…“ Jetzt musste ich lachen und Christopher grinste immer noch. „Über die Treppenstufen brauche ich wohl nichts zu sagen? Ich war kurz davor, dich einfach im Treppenhaus liegen zu lassen. Da ich aber in verschiedenen Bereichen sehr talentiert bin, habe ich es dann doch noch irgendwie geschafft, dich in deine Wohnung zu ziehen. Du bist dann auch sofort eingeschlafen und ich hab’s mit Not und Mühe geschafft, dich auszuziehen, damit du nicht die ganze Nacht in deinen Klamotten schlafen musst…“ „Äh… Oh. Und, äh, hast du dann hier geschlafen, oder bist du nach Hause gefahren?“ „Ich wollte dich in diesem Zustand nicht alleine lassen. Natürlich habe ich hier übernachtet.“ „Oh… Sorry. Für den ganzen Abend…“ „Ist schon in Ordnung“, sagt er im milden Ton und rückte näher, zog mich dichter an sich heran, sodass wir nun beide an das Kopfteil des Bettes gelehnt auf der Matratze dicht beieinander lagen, Christophers Arme um meinen Körper geschlungen. Und meine um seinen… Erneut ruhte mein Kopf auf seiner Schulter. Mit dem feinen Unterschied, dass ich mich dieses Mal dabei auch entspannen konnte. „Jetzt, wo du mir von deinen Ängsten endlich erzählt hast, verstehe ich deine Reaktion auch ein bisschen. Dass Alkohol nicht die beste Lösung für so etwas ist, weißt du sicherlich jetzt umso mehr“, sprach er weiter. „Oh, ja…“, pflichtete ich ihm im gequälten Ton bei. Dann hob ich meinen Kopf. Unsere Blicke trafen sich. „Ist denn jetzt alles in Ordnung? Ist alles klar für dich. Hast du noch irgendwelche Bedenken, die du noch nicht geäußert hast?“, fragte er. „Hm… Eigentlich ist erstmal alles klar… Wir haben Zeit, das kapiere ich jetzt.“ „Wenn ich dir etwas aus dem BDSM-Bereich zeigen will, dann spreche ich das vorher mit dir ab, damit du dich mental darauf vorbereiten kannst oder wir das gegebenenfalls verschieben können. Einverstanden?“, schlug er vor. Und ich musste lächeln. „Einverstanden…“, murmelte ich zufrieden. Es wurde ruhig. „Und jetzt?“, hakte ich nach, als mir seine gestrigen Worte einfielen; sein Vorhaben, das er mir so unverschämt vor unserem Besuch im Pub erebnet hatte… „Jetzt bin ich erstmal ein ganz normaler Mann, der sich um seinen verkaterten Freund kümmert… und der endlich mit ihm schlafen will und zwar ganz genau so, wie sein Freund es möchte und wann[ sein Freund es möchte“, antwortete er ruhig. „Wenn diese Option überhaupt noch zur Verfügung steht…?“ „So ganz normal…?“, hakte ich beinah unhörbar nach und meine Gedanken verfingen sich abermals in einer hitzigen Fantasie, die sich nun auch wieder komplett richtig anfühlte. Nicht nur, weil sie keine BDSM-Elemente besaß, sondern weil ich mir wirklich alles von der Seele geredet hatte und diese absolute Sicherheit bezüglich der gesamten Beziehung zu Christopher in mein Herz eingekehrt war und mich wie ein warmer Kokon umhüllte. „Bevor ich anfange mit dir zu spielen, möchte ich deinen Körper erst kennenlernen… Richtig kennenlernen…“, sagte er leise. „Gute Option… finde ich. Steht zur Verfügung. Auf jeden Fall…“, brachte ich ebenso leise hervor. „Das freut mich sehr…“, murmelte Christopher fast schon heiser. Sekunden lang starrten wir in die Augen des anderen. Dann küssten wir uns. Lang. Und zärtlich. So vorsichtig, als hätten wir Angst, der andere könnte durch unsere Berührungen zerbrechen. Ein kaum wahrnehmbares und doch so intensives Kribbeln erfasste mich, als ich bedacht meine Lippen spreizte, um Christopher heiße Zunge aufzunehmen, die langsam in meinen Mund glitt und über meinen ebenso heißen Muskel strich; anfing ihn bedächtig zu umkreisen, über ihn zu lecken. Immerzu saugte er an meinen Lippen; biss leicht hinein. Währenddessen glitten seine erhitzten Hände über meinen immer noch entblößten Rücken, und legten sich auf meinen Hintern; auffordernd kniff er in meine Pobacken und drückte seinen Körper im selben Augenblick ebenso verlangend gegen den meinigen. Ein Keuchen entwich meinem Mund, als seine harte Männlichkeit, die trotz des Jeansstoffes genau zu spüren war, gegen mein ebenfalls hartes Geschlecht gepresst wurde. Unsere Blicke trafen sich. Und dann ging alles eigentlich ganz schnell… Christophers Finger glitten unter den Bund meiner Shorts. Er grinste ganz leicht, als er sie mir abstreifte. Seine Augen betrachteten mein hartes Geschlecht intensiv und dieser Schimmer im Meeresblau dabei machte mich abermals verrückt. Meine Hände bewegten sich plötzlich von allein, so als hätte ich die gesamte Kontrolle über meinen Körper an eine nicht definierte Macht übergeben; Christopher protestierte überhaupt nicht, als ich das dünne Shirt, das seinen Körper so verführerisch umhüllte, über seinen Kopf zog; und auch nicht, als ich flink und gekonnt seine Jeans aufzuknöpfen begann. Er erschwerte meine Konzentration und den Prozess des weiteren Ausziehens nur durch seine Finger, die sich, einer nach dem anderen, um meine Länge gelegt hatten und diese nun massierten… Ich hatte ihn schon vorher nackt betrachten dürfen. Doch an diesem Tag fühlte es sich trotzdem so an, als wäre dies das erste Mal, das ich meine Augen auf seinen Körper in all seiner Schönheit ruhen lassen konnte. Es war so, als würde ich ein geheimes Gemälde zum ersten Male enthüllt betrachten dürfen. Seine Haut schien makellos. Seine Beine und Arme waren wohlgeformt. Er war kein Muskelprotz und dennoch konnte man ihn als athletisch bezeichnen. Und seine Männlichkeit… Wir küssten uns, als ich ihn ebenfalls anfing mit meiner Hand zu streicheln, ihm Freude durch meine massierenden Bewegungen zu verschaffen. Mit jeder vergehenden Sekunde wuchs meine Erregung. „Hey…“, unterbrach Christopher plötzlich unseren Kuss und ich starrte ihm in die Augen, mit denen er mich regelrecht in seinen Bann zog. „Dreh dich um…“, flüsterte er und drückte mich bereits in die geforderte Richtung. In meinen verschleierten Gedanken verstand ich erst, was er bezwecken wollte, als ich bereits seine Zunge an meiner Eichel spürte; während sich sein harter Schwanz schon direkt vor meinen Augen befand. Ich umfasste ihn, schob die Vorhaut zurück und begann daran zu saugen, zu lecken, zu küssen… Als Christopher mich gänzlich in den Mund nahm, tat ich es ihm zeitgleich nach; imitierte immerzu seine Bewegungen der Zunge, der Lippen, des gesamten Mundes; das Auf und Ab des Kopfes. Und das Gefühl, Christophers Schwanz im Mund zu haben, während er an meinem so gierig saugte, raubte mir den Verstand… Ich war kurz davor alles zu beenden… „Christ…opher“, hauchte ich und er hört umgehend auf, rückt von mir ab. In meiner Geilheit blieb ich auf dem Bauch liegen und schloss ganz kurz die Augen, um mich zu beruhigen, da spürte ich seinen Atem bereits in meinem Nacken. Langsam legte er sich seitlich neben mich, fuhr mit seiner Hand über meinen Oberschenkel, streichelte über meinen Po, meinen Rücken, nur um diese Prozedur von vorne beginnen zu können. Dann beugte er sich kurz zurück und ich hörte ein leichtes Scharren. Ich öffnete die Augen. Christopher hatte die Reisetasche herangezogen, fischte das Gleitgel heraus. Er grinste mich an, als er sich mir wieder zuwandte. „Bleib so liegen und entspann dich, mein Kleiner…“, säuselte er und um mich herum wurde es wieder schwarz. Ich versank regelrecht in der Bettwäsche, als ich Christophers Lippen auf meinen Pobacken spürte; wie er dort leichte Küsse verteilte, während er gleichzeitig zwischen meine gespreizten Beine griff und ebenso zärtlich meine Hoden liebkoste, ganz vorsichtig über sie streichelte. Ein wohliges Kribbeln erfasste mich. Ich hörte ganz genau, wie die Verschlusskappe des Gels aufschnappte. Nur wenige Sekunden vergingen, bis Christophers nasser Finger den Weg zu meiner Spalte fand. Er ging langsam vor. Mit aller Ruhe umspielte er meinen Muskelring. Unwillkürlich spreizte ich meine Beine noch weiter, wollte mehr spüren. Und er empfing meine Nachricht sofort. Vorsichtig drückte er den ersten Finger in mich hinein. Eine kleine Welle der Erregung, gemischt mit seichtem Schmerz jagte durch meinen Lendenbereich. „Wenn ich dir weh tue, musst du mir sofort Bescheid geben, okay?“, kam es leise von ihm. „…okay…“, hauchte ich, meine Gedanken auf seinen Finger konzentrierend, der sich bereits in mir bewegte. So elendig langsam. Christopher war wirklich geduldig heute… Mir kam es vor, als hätte ich eine ganze halbe Stunde auf seinen zweiten Finger warten müssen, auch wenn ich mir der Unwirklichkeit dieses Gedankens mehr als bewusst war. Mit scherenartigen Bewegungen spreizte er mich. Ich keuchte auf, als er seine Finger anwinkelte und seine Fingerkuppen direkt über meine Prostata strichen; hinzu kamen diese unwiderstehlichen, weichen Lippen, die meinen Rücken mit zärtlichen, federleichten Küssen bedeckten, während er mich weiterhin so unverschämt weitete. Mein Keuchen wandelte sich blitzartig in ein Seufzen. Und das Seufzen wurde zum Stöhnen. …als Christopher unabdingbar mit drei seiner Finger in mich hineinstieß. Und dann verließen seine Finger mein Innerstes. Seine Zunge wanderte entlang meiner Wirbelsäule hoch zu meinem Nacken. Leicht biss er in meinen Hals, küsste sachte mein Ohr, während er sein Gewicht auf mich niederließ; sein Schwanz rutschte in meine Spalte, an den gereizten Muskelring. „…weißt du eigentlich, wie oft ich mir diesen Moment schon ausgemalt habe…?“, wisperte er heiser und mit tiefer Stimme in mein Ohr, während er sein Becken minimal bewegte, sodass seine mittlerweile nasse Eichel direkt über meinen Eingang streifte. Ich konnte nicht antworten. Selbst wenn ich hätte reden wollen; aus meinem Mund drangen lediglich irgendwelche leisen Laute. „…ungh…“ „…kann ich…?“, hauchte er weiter und seine Stimme verursachte diese phänomenale Gänsehaut auf meinem Nacken. „…mhm…“ „Ist das ein ‚ja’…?“ Seine Finger fuhren meine Seiten entlang. Sachte kratzte er über meine Haut. „…ja…“, brachte ich unter großer Anstrengung heraus. Ich war steinhart. Ich war geweitet. Ich war bereit. Und ich hatte diesem Moment schon seit unserer ersten Begegnung im Park entgegenfiebert. Ihn mir tausendfach ausgemalt. Christopher in mir… Endlich. Bedächtig drang er in mich ein, als würde er sich tatsächlich Zentimeter für Zentimeter vorarbeiten. Und ebenso langsam begann er, sich in mir zu bewegen. Der Liebesakt war so zärtlich. Ich konnte keinen kohärenten Gedanken fassen, während Christophers Schwanz sich in mir befand; die Bettdecke rieb an meinem harten Glied; Christophers tiefe Seufzer fraßen sich in meine Gehörgänge und steigerten meine Lust ins Unermessliche; ich krallte mich in das Kissen, stöhnte. Und plötzlich drehte sich die Welt um mich herum, als er aus mir heraus glitt und seine Finger nach meinen Fußgelenken griffen, um meine Beine auf seine Schultern zu legen. Unsere Blicke trafen sich. Wir sagten nichts. Und mit einer einzigen Bewegung seines Beckens, schob Christopher sich wieder komplett in mich hinein, begann unablässig in mich zu stoßen. Als ich ihn anblickte, war sein gesamtes Gesicht von Lust gezeichnet. Er biss sich auf die Unterlippe. Ein göttlicher Anblick. Und dann füllte er mich. Ich grinse in der Dunkelheit, als diese detailreichen Erinnerungen durch mein Gedächtnis fließen. Christophers Brust hebt und senkt sich gleichmäßig. Wie viele Stunden ich jetzt eigentlich schon so neben ihm liege und diese Bilder der Vergangenheit abrufe? Ich weiß es nicht. Morgen ist jedenfalls Montag und ich frage mich, ob ich nicht einfach meine Vorlesungen schwänzen sollte. Meinen Hintern betreffend schließe ich ein normales Sitzen kategorisch aus. Christophers Bestrafung heute war einfach zu hart. Ein Kribbeln erfasst mich, als ich an das Strappado denke, das Andreas-Kreuz und diese seltsam-geilen Gefühle, die Holgers entfernte Stimme ausgelöst hat. Und dann muss ich leise lachen. Als ich Vergangenheit und Gegenwart direkt miteinander vergleiche. Unsere gar süßen Anfänge noch mal betrachte. „…Niko…“, murmelt mein Freund plötzlich mit verschlafener Stimme. „Oh, hab ich dich aufgeweckt?“, flüstere ich erschrocken. Christopher antwortet nicht, sondern greift nach mir, zieht mich harsch an seinen erhitzten Körper und kuschelt sich an mich, sein Bein über meinen Oberschenkel schlagend. Sein Atem streicht über meinen Hals, streichelt auch noch meine Brust. Er drückt mich, als wäre ich sein überdimensionaler Teddybär. Und diese Tatsache bringt mich erneut zum lachen. Da legt er plötzlich seine Hand auf meinen Mund. „Halt die Klappe und schlaf endlich…“, lauten die Worte, die hart klingen sollten, doch nichts anderes sind als ein Nuscheln. Ich unterdrücke mein aufkeimendes Lachen. Und irgendwann… umarmt der Schlaf mich tatsächlich. Kapitel 17: 17 -------------- Meine lieben Leser, das momentane Semester ist das Schlimmste, das ich je erlebt habe. Der Januar wird der Horror. Ich werde versuchen, so viel Zeit es geht, für meine Geschichten zu opfern, aber bitte rechnet mit keinen regelmäßigen Uploads... Real Life ist verdammt ätzend und hart und die Flucht daraus ist mehr als verlockend, aber leider nicht immer möglich ;) Ich wünsche euch dennoch ein FROHES NEUES und hoffe, dass euch dieses kleine Kapitel gefallen wird. Ab Februar/März habe ich wieder viel, vieeeeel mehr Zeit. Im Übrigen bin ich jetzt auf Twitter, sodass jeder den genauen Verlauf der Geschichten verfolgen kann ;) http://twitter.com/SummonIngisis Eure Isis - - - 17 Es ist ein monotones Piepen, das aus weiter Ferne zu mir gelangt. Leicht gedämpft, irgendwie unrealistisch und doch ziemlich penetrant. Mein Bewusstsein schwebt immer noch in der Traumwelt, auch wenn ich bereits gewisse Dinger der Umwelt wahrnehmen kann, die mich gleich wieder empfangen wird. Die Matratze gibt nach und ich spüre warme nackte Haut an meinem Körper. Das Piepen verstummt. Ich fühle feuchte Lippen an meinem Hals, Hände, die meine Brust entlang wandern und dabei über meine Brustwarzen streichen, die tiefer gleiten und meine morgendliche Härte schmerzhaft umfassen. Ich öffne die Augen, zucke zusammen. Schmerz rast durch meinen hinteren Teil des Körpers. Spürbare Erinnerungen des vergangenen Tages. Christopher zieht mich näher an sich, seine Arme nun wieder um meine Brust verschränkt. Unsaft prallt mein geschundener Hintern nun gegen sein hartes Geschlecht, das ich deutlich durch seine dünne Schlafhose fühlen kann. Ich keuche auf, klammere mich an seinen starken Armen fest. „…guten Morgen…“, murmelt er verschlafen, sein warmer Atem über meinen Nacken streifend. „…hey…“, entgegne ich gepresst. „Tut es sehr weh?“, erkundigt er sich zärtlich. „Ich muss erstmal wach werden“, antworte ich und Christopher macht „hm.“ Dann lässt er ganz vorsichtig von mir ab, lehnt sich nach hinten und hebt die Bettdecke an. Kalte Luft streicht über meinen Rücken. Ich spüre seinen Blick auf meinem ebenfalls dadurch entblößten Hintern. „Sieht ganz vorzüglich aus, Niko“, kommentiert er sachte amüsiert und seine Finger fahren vorsichtig über die wunden Stellen. Ich komme nicht umhin zu seufzen, nur um dann wieder vor leichter Pein aufzukeuchen. „Du hast mich heute Nacht aufgeweckt“, stellt er dann trocken fest, während seine Hand meinen Rücken wieder hinaufwandert, meiner Wirbelsäule folgt. „Das tut mir leid, Christopher“, murmele ich, die Augen wieder geschlossen. Wie spät ist es? 5 Uhr? 6 Uhr? Es ist noch so dunkel. „Ahh!“, zische ich, als sich seine Finger in meinem Haar verfangen und er meinen Kopf nach hinten reißt. Ich blinzele, kann ihm fast in die Augen sehen. Sein Gesicht kommt meinem näher. Als seine Lippen beinahe mein Ohr berühren, macht er Halt. „Das war nicht sehr nett, Niko“, tadelt er mich mit wispernder Stimme. „Ich möchte, dass du jetzt duschen gehst, dir deinen Hintern alleine eincremst und uns dann frische Brötchen besorgst. Du weißt, wo mein Portemonnaie liegt. Du hast 20 Minuten Zeit.“ Er lässt mich los und ich stehe umgehend auf. Die Schmerzen ignoriere ich einfach, hechte unter die Dusche, föhne mir eilig mein Haar, creme mich ein, was wirklich gut tut, und renne zurück ins Schlafzimmer – in dem Christopher mit geschlossenen Augen vor sich hindöst. Es ist fast halb sieben. Ich seufze, während ich mit seiner Erlaubnis an seinen Kleiderschrank gehe und in dem vorgesehen Fach meine Klamotten erblicke, in sie hineinschlüpfe. „Jetzt sind es nur noch zehn Minuten…“, ermahnt er mich ohne die Augen zu öffnen, während ich beinahe auf dem Boden ausrutsche. „Ja, ich weiß, Christopher!“, gebe ich viel zu patzig zurück und eile aus dem Schlafzimmer, fische in der Garderobe sein Portemonnaie aus der Innentasche des dunklen Mantels und schließe die Tür auf. Die Bäckerei ist nahe. Ich bin der dritte in der Schlange. Siegessicher grinsend kaufe ich zwei dunkle Brötchen für meinen Freund, zwei krosse für mich. Ich kann seinen Auftrag ausführen! Diese Gewissheit beflügelt mich. Lediglich eine Minute nach Zeitablauf fällt die Tür hinter mir ins Schloss. Befehle am Morgen wirken besser als Kaffee. Ich höre die Dusche rauschen, während ich aus meinen Schuhen schlüpfe und die Brötchentüte schon einmal in die Küche bringe, Kaffee aufsetze und den Frühstückstisch decke. Meine Vorlesung beginnt erst um 11.15 Uhr. Ich werde danach noch in Ruhe aufräumen können. Ich schalte das Radio an, ignoriere die Nachrichten des Tages und freue mich, als belanglose Musik aus den kleinen Lautsprechern dringt. Als Christopher die Küche betritt, bereits in seinem pechschwarzen, teuren Anzug gekleidet, erschrecke ich sogar ein wenig, weil ich zu sehr damit beschäftigt bin, Spiegeleier zu braten. Ja, das kriege sogar ich hin. Er sagt nichts, bedient sich an der Kaffeemaschine, gönnt sich die ersten Schlücke des wach machenden Getränks, lässt sich auf seinem Platz nieder. Erst als ich die Pfanne mit den Eiern auf dem Untersetzer in der Mitte des Tisches platziere, legen sich seine Augen auf mich. „Komm mal näher“, sagt er zu mir und bedeutet auch mit seiner Hand, an ihn zu treten; dann, mich hinzuknien. Ich tue es. „Sieh mich an“, befiehlt er als nächstes. Als sich unsere Blicke treffen, verpasst er mir eine leichte Backpfeife. „Das, mein Lieber, war für deine patzige Reaktion auf meine kleine Hilfestellung bezüglich deiner verbleibenden Zeit“, klärt er mich auf. „Danke übrigens für die Spiegeleier“, wechselt er dann direkt das Thema und bedeutet mir, mich an den Tisch zu setzen. Er lächelt. Und ich grinse. Meine Wange pocht nur ganz kurz. Schon verrückt, dass ich darauf voll abfahre, wenn er mich schlägt. Nie im Streit. Oder für etwas Alltägliches. Das ist keine häusliche Gewalt. Ich verziehe das Gesicht, als ich versuche mich hinzusetzen. „Hier“, sagt Christopher sofort und greift nach dem Sitzkissen, das auf dem freien Stuhl neben ihm liegt. „Danke“, entgegne ich ihm. Unsere Finger streifen sich bei dieser kleinen Übergabe. Mein Freund lächelt. „Meinst du denn, du kannst heute zur Uni?“, fragt er dann doch etwas besorgt. Irgendwie ist das fast schon niedlich. Ich muss kichern und sein Blick, mit dem er mich begutachtet, wird fragend. „Ja, ich denke schon. Ist ja noch ein wenig Zeit bis dahin und die Stühle von unserem heutigen Raum sind auch gepolstert. Also, von der ersten Vorlesung. Danach muss ich mal sehen. Ist aber auch nicht so wichtig, die nächsten Vorlesungen werden eh auf Video aufgenommen, von daher kann ich sie mir auch später übers Netz anschauen.“ „Meine Güte, die Studenten werden wirklich immer fauler“, meint er scherzend und beißt herzhaft in sein dunkles Brötchen mit Kräuterfrischkäse. „Ne, nur cleverer“, feixe ich grinsend und wechsle das Thema. „Hey! Meine Spiegeleier sind wirklich gut geworden heute! Probier mal!“ Christopher tut es, nickt anerkennend und lacht dabei ein wenig leise. „Ausgezeichnet, Niko. Du bist ein Meisterkoch. Wirklich“, scherzt er dann. Aber es schmeckt ihm. Und das ist die Hauptsache. „Sehen wir uns morgen?“, fragt er mich. „…wenn ich später nicht zu den anderen Vorlesungen gehe, kannst du doch noch heute bei mir vorbeischauen, oder?“ Christopher grinst daraufhin, greift nach meiner Hand und führt sie zu seinen Lippen; gibt mir einen federleichten Handkuss. „Schatz… ich weiß nicht, ob das heute klappt. Ich hab echt verdammt viel vor heute“, erklärt er mir entschuldigend. Schatz. So nennt er mich nicht oft. Nur manchmal rutscht es ihm raus. Ich bin kein großer Fan dieses Begriffs, wenn ich ehrlich sein soll. Er ist so abgegriffen. Wie viele „Schatzs“ gibt es in Deutschland? Bingo. Aber heute finde ich seine Benutzung dieses Wortes irgendwie… süß. „Okay“, entgegne ich einfach, ein wenig enttäuscht. Wir essen weiter. „..ich kann ja sonst abends kurz, aber wirklich nur kurz, bei dir vorbeischauen, ja?“, lenkt er ein und zaubert mir dabei ein Lächeln auf die Lippen. „Ich kann ja kochen!“, schlage ich vor. Wir sehen uns in die Augen. Und prusten zur selben Zeit los. „Ach ja, genau“, wirft er ein. „Ich wollte dir ja noch dieses Anfängerkochbuch besorgen. Mal sehen, ob das was bringt…“ „Ich werde mir Mühe geben!“, verspreche ich und er grinst mich an. Dieses besondere Funkeln schleicht sich in seine blauen Augen. „Ich erwarte nichts anderes von dir, Niko“, bemerkt er in diesem leicht bedrohlichen Ton, mit dem er mich immer wieder einnimmt. „Wenn ich es schaffe, was richtig Leckeres zu kochen… bekomme ich dann eine Belohnung?“, hake ich nach. Christopher leckt sich die Finger ab und beobachtet mich dabei. „Und was genau für eine Belohnung stellst du dir vor?“, lautet seine Frage. „Sex auf einer öffentlichen Toilette.“ Christopher verschluckt sich fast, weil er umgehend lachen muss. Ich betrachte ihn lediglich mit einem Grinsen auf meinen Lippen. „…das ist dein Ernst“, stellt er dann erstaunt fest. Ich nicke. Und er denkt nach. „Kann es sein, dass du gerade leicht exhibitionistische Züge entwickelst…?“, fragt er mich dann. „Ich meine… du sagtest gestern bereits, dass die Tatsache, dass jemand in der Wohnung war, als ich dich im Zimmer bestraft habe, dich erregt hat und dass wir das mit Holger und Martin ab und an durchziehen wollen…“, fügt er sinnierend an. Ich zucke mit den Schultern. „War nur so ne alte Fantasie“, gebe ich ehrlich zu. „Ich hab halt immer gesagt, dass ich das irgendwann mal machen will.“ Wir schweigen einige Sekunden lang. „Gut“, sagt er dann plötzlich, so als wäre das wirklich das Normalste auf der Welt. Er zückt sein schickes Smartphone und tippt etwas hinein. Er scheint meinen fragenden Blick zu spüren. „Ich habe mir gerade eingespeichert, dir morgen das Kochbuch zu kaufen. Dann kannst du schon mal üben.“ Ich erwidere seine Aussage mit einem Grinsen und fahre fort mit meiner kleinen Fantasie: „…dann nimmst du mich so richtig hart und schmutzig in der engen Kabine, und wir sind gezwungen trotzdem ruhig zu bleiben, damit uns keiner hört…“ Ich lecke mir über die Lippen. „Du könntest mich mit deiner Krawatte knebeln. Oder nein! Die benutzt du, um meine Arme zusammen zu fesseln. Und dann nimmst du mich richtig krass von hinten und…“ „Niko“, redet er mir ernsthaft in Wort und ich verstumme umgehend. Metallisches Blau begegnet mir. „Ich muss in genau fünf Minuten los. Und das wird problematisch, wenn ich einen Riesenständer habe. Nicht? Und ich habe auch nicht die Absicht, meinen Schwanz in deinen Mund zu schieben, wenn du noch mitten beim Frühstück bist. Okay?“ „…okay“, gebe ich kleinlaut wieder, überrascht und zugleich zufrieden, was für eine starke Wirkung allein meine Worte auf ihn haben. Er verabschiedet sich mit einem intensiven Kuss. „Räum auf, verstanden?“, wispert er noch etwas kühl. „Ja, Christopher.“ Dann ist er fort und ich tue, was er mir aufgetragen hat. Meinem Hintern geht es schon wieder ein bisschen besser, auch wenn sich sogar ein normales Hinsetzen noch als gänzlich schwer erweist. Die erste Vorlesung gebe ich mir. Danach gehe ich nach Hause. So viel steht fest. Ich nehme meine Tasche, werfe einen letzten Blick in die Wohnung. Die harten Sitze im Bus sind eine leichte Tortur für mein Hinterteil und ich erwische mich dabei, wie ich meinen Blick über die Fahrgäste wandern lasse, als ich mich vorsichtig setze und dabei ganz leicht das Gesicht verziehe. Wie es wohl an der Uni ablaufen wird? Vorbeugend habe ich einige Verbindungen früher genommen, komme als dritte Person in den kleineren Saal. Paul, Markus und ich sitzen immer in den hinteren drei Reihen. Unbeachtet nehme ich Platz auf einem der Gott sei Dank gepolsterten Stühle. Nur leicht rast der Schmerz durch meine Glieder; es gelingt mir, eine Position zu finden, die mir nicht all zu viele Unannehmlichkeiten bereitet. Ich warte. Nach und nach füllt sich der kleine Raum, niemand beachtet mich wirklich; niemand bis auf Paul, der völlig verschlafen auf mich zukommt, seinen Rucksack auf den Boden pfeffert und erst einmal laut seufzt. „Ich hab keinen Bock…“, murmelt er und ich nicke in stiller Zustimmung. „Hat du schon nen Praktikumsplatz?“, fragt er nach einer Weile, in der wir geschwiegen haben. „Ne. Du?“, entgegne ich knapp. „…nö“, murmelt er. „Das beruhigt mich irgendwie“, meine ich nur und versinke wieder in meinen Gedanken. Christopher hat sich vor einem Monat erkundigt, wie es mit der Zukunft aussehe; eigentlich habe ich ihm versprochen, mich schon sehr bald um das nächste Semester, das für die Praxis vorgesehen ist, zu kümmern. Die Erkenntnis, dass ich jenes Versprechen noch nicht in die Tat umgesetzt habe, versetzt mir einen leichten Stich. Der erste Funken eines schlechten Gewissens blitzt auf vor meinem inneren Auge. Ich schlucke, verdränge, ignoriere. Markus pfeffert seine Tasche auf den Boden, lässt sich neben Paul auf den Stuhl plumpsen. „Morgen“, grüßt er träge. „Morgen“, antwortet Paul. „…Morgen“, grüße ich zurück. Wir lassen die Vorlesung über uns ergehen. „Was ist’n mit dir? Willst nicht mit, oder was?“, neckt Markus mich, als meine beiden Kommilitonen bereits für den weiteren Verlauf des Tages in den Startlöchern stehen und ich als einziger im Raum noch auf meinem Stuhl verweile. Ich runzle die Stirn und setze ein freches Grinsen auf. „Nö, ich geh nach Hause“, meine ich. „Wird doch eh aufgenommen.“ Paul lacht. „Du faules Stück Scheiße, ey“, scherzt er vulgär und Markus grinst bloß kopfschüttelnd „Soll ich für dich unterschreiben?“, fragt er dann und ich nicke. „Bis dann!“, verabschieden sich beide – und ich warte, bis sie wirklich aus dem Raum sind, bis ich mich erhebe, vor Schmerz aufkeuchend. Die gesamten 1,5 Stunden in derselben Position zu verweilen erweist sich nun als nicht unbedingt beste Idee. Träge schleppe ich mich nach Hause. Und entscheide mich, vielleicht doch nach potenziellen Adressen für mein Praxissemester Ausschau zu halten. Das Angebot vor allem für vergütete Stellen erweist sich als äußert zufrieden stellend. Ich weiß schon, wieso ich BWL studieren wollte… Doch eine Stunde später sitze ich noch immer vor einem weißen Worddokument und bemerke, dass mich mein vermeintliches Talent der Kreativität beim Schreiben von Bewerbungen verlässt. Nicht einen Satz schaffe ich aufs digitale Papier zu pressen; lediglich einige Stichpunkte halte ich sogar grammatisch inkorrekt fest und drücke die Datei genervt weg. Natürlich lande ich bei den Horrorfilmen. Deren Streaming ich unterbrechen muss, als ich mich, völlig die eigene Situation vergessend, so auf die Seite drehe, dass mir alles weh tut. Ächzend und stöhnend halte ich inne und muss über meine Verfassung dann auch noch lachen. Bilder des gestrigen Tages steigen auf in meiner Erinnerung. Ich höre Christophers kalte Stimme so klar, dass ich beinahe selbst auf diese Illusion reinfalle; dass ich mich umsehe, ob er sich nicht wirklich in meine Nähe aufhält; ich denke an die Peitschenhiebe, diese schneidende Geräusch, dieses seichte Pfeifen, die sie durch ihre Schwingungen erzeugt; ich führe mir noch einmal all die Strafen vor die Augen – jenes seltsame Gefühl, das ich verspürte, als Holger plötzlich in der Wohnung war… Ich erschaudere. Ja… Irgendwie war das schon… geil. Nun muss ich erneut an die Situation von heute Morgen denken… An diese Fantasie, die ich Christopher unverblümt geschildert habe; sie erregt mich wirklich. Und nur das schrille Klingeln meines Handys hält mich davon ab, meine Hand in meine Hose wandern zu lassen. Ich seufze laut, überlege nur kurz, ob ich diesen Anruf überhaupt entgegennehmen sollte; von Christopher kann er nicht sein, das wäre zu früh. Ich behalte Recht, denn es ist Frank, der mich hier anklingelt. „Was gibt’s?“, begrüße ich ihn letztendlich. „Äh, ja!“, meint er irgendwie aufgedreht. „Hat geklappt!“ „Was hat geklappt?“, frage ich müde und Frank seufzt leicht genervt, verfällt danach jedoch direkt in leichtes Gelächter. „Das mit Lisa, Mann!“, hilft er mir meinem Gehirn auf die Sprünge. „Achja!“, rufe ich aus. Seine neue Flamme! „Ich weiß, ich wollte dir schon vorher Bescheid sagen, aber irgendwie waren wir noch bis eben unterwegs und sie hat auch hier die ganze Zeit geschlafen und, joa, bin echt froh!“, plappert er weiter. „Mensch, das freut mich. Ich hoffe, dass du dieses Mal Glück hast!“, sage ich aufrichtig und Frank lacht schon wieder. „Naja, ne zweite Sarah oder Diana wird’s nicht“, meint er zufrieden und vor allem zuversichtlich. Ich muss grinsen, hatte ich doch erst letztens selbst zurück an das „Sarah-Erlebnis“ gedacht… „So, ich muss jetzt auch zur Vorlesung, wollte nur ein wenig angeben“, feixt er und nun lache ich. „Bis dann. Unbekannterweise Grüße an deine Liebste.“ „Ja, Danke. Richte ich aus“, meint er und es raschelt in der Leitung. Wahrscheinlich rennt er schon quer über den Campus zu seiner anstehenden Veranstaltung. „Grüß Christopher von mir, ja?“ „Mach ich“, sage ich und beende diese kurze Konversation. Und letztendlich fasse ich mich doch noch an, weil diese Erinnerung an die jüngsten Strafen einfach zu köstlich sind und mich beflügeln. Den Horrorfilm zu ende schauend entschließe ich mich, das mit der Bewerbung heute sein zu lassen. Ich hasse Montage. Sie vernichten meine Kreativität und die vermeintliche Motivation, die man sich während des Wochenendes irgendwie versucht aufzubauen. Ich lobe meine kleine Bemühung – schließlich habe ich mir schon potenzielle Adressen notiert, Firmen die ich ganz sicher anschreiben werde und Ersatzorte, die meinem Gusto und meinem Können auch entsprechen würden. Es ist 17 Uhr und Christopher hat noch keinen Kontrollanruf getätigt. Schon seltsam, dass mich so etwas beschäftigt, dass ich diese Anrufe vermisse, dass ich sie zu brauchen scheine. Er hat wahrscheinlich viel Arbeit heute, rede ich mir ein. Schließlich hat mein Freund dies doch bereits angekündigt, mich vorgewarnt. Ich halte mich an seinem ebenfalls angesagten Besuch für heute Abend fest. Da mittlerweile die Videos der Vorlesungen tatsächlich in unserem internen Studi-Forum hochgeladen worden sind, entscheide ich mich sie zu gucken, vorangetrieben durch jenes schlechte Gewissen wegen des Praktikums und der minimalen Arbeit, die ich mir heute gemacht habe. Ich mache mir tatsächlich Notizen, arbeite mit Web und Büchern. Doch die zweite Aufzeichnung schaffe ich nur bis zur Hälfte zu betrachten; ich schlafe ein. Einfach so. Plötzlich sind meine Augen zu, meine Glieder erschlafft und ich gleite ins Land der Träume. Ich weiß nicht, wie lange ich schlafe. Als ich aufwache wird mir lediglich bewusst, dass es ein tiefer Schlaf gewesen sein muss, denn mein Handy-Display informiert mich, dass ich drei Anrufe glorreich verpennt habe, obwohl das Mobiltelefon in meiner unmittelbaren Nähe lag und selbst die Vibration allein mich hätte aufwecken müssen. Meine Hände zittern. Alle drei mir entgangenen Gespräche haben einen Kommunikator: Christopher. Auf meinem Speicher wartet zudem eine schriftliche Mitteilung von meinem Freund. „Ich habe keine Ahnung, was so wichtig ist, dass du meine Anrufe nicht entgegen nehmen kannst, aber ich schwöre dir: ich versohle dir noch den Arsch dafür. Wir sehen uns um 21 Uhr.“ Instinktiv wandert mein Blick zur Uhrzeitanzeige. 20.36 Uhr. Ich schlucke, springe auf, hechte unter die Dusche, ignoriere den immer noch präsenten Schmerz. Es ist kurz nach 21 Uhr als ich in frischen Klamotten auf meinem Sofa sitze, in den stumm geschalteten Fernseher blicke und mich frage, wann Christopher auftauchen wird. Um halb zehn beginne ich mir Sorgen zu machen. Und als es 22 Uhr wird… drehe ich langsam durch. Ich denke nicht mehr nach, schnappe mir das Telefon und wähle seine Nummer. Die mechanische Mailbox erwartet mich. Auch um 22.15 Uhr höre ich sie am anderen Ende der Leitung. „Scheiße!“, fluche ich laut. Genau in diesem Augenblick höre ich dieses distinktive Kratzen im Schloss und als ich mich umdrehe, steht er in schon im Raum, die Tür hinter sich schließend, seine Augen müde, sein Haar sogar leicht durcheinander. „Bitte entschuldige, Niko…“, murmelt er schon, während er sich seines Mantels entledigt. Ohne zu zögern marschiere ich direkt auf ihn zu, nehme ihm seine Sachen ab und umarme ihn dann; küsse ihn, zärtlich und doch nur ganz kurz, weil ich weiß, dass er sich setzen sollte. „Willst du etwas zu trinken?“, frage ich ihn, während er sich tatsächlich aufs Sofa niederlässt und die Augen schließt, den Kopf nach hinten sacken lässt. „…Wasser“, kommt es dann von ihm. „Dein Handy war aus…“, merke ich leise an, als er wenige Augenblicke später seinen Durst stillt. „…Oh. Mist. Stimmt…“, murmelt er und streicht sich durchs Haar. „Ich hatte ein Treffen mit einem Mandanten. Ich muss vergessen haben, es danach wieder einzuschalten. Bitte entschuldige“, fügt er milde an. „Ich hab mir Sorgen gemacht“, meckere ich trotzdem weiter. „Ich hatte viel zu tun“, kommt es weiterhin im entschuldigenden Tonfall von ihm und er legt seine Hand auf mein Knie, drückt kurz zu. „Ich bin doch jetzt da. Okay?“ „Ja, aber so spät und gleich willst du wieder gehen und ich hatte nichts von dir“, zicke ich regelrecht. Christopher seufzt, sieht mir direkt in die Augen. „Wir hatten den gesamten Sonntag“, wirft er ruhig ein. „Ja, aber Montag ist nicht dasselbe wie Sonntag.“ Mein Freund runzelt die Stirn. „Danke für diese Belehrung über Wochentage“, sagt er trocken und ich muss schlucken. „Weißt du, Niko“, fährt er nun etwas energischer fort. „Ich hätte auch einfach zu mir nach Hause fahren und mich ins Bett fallen lassen können. Stattdessen bin ich hier bei dir. Schon mal drüber nachgedacht?“ Ich beiße mir auf die Zunge. „Jetzt komm her“, meint er dann beschwichtigend und zieht mich auf seinen Schoß. Ich kann nicht anders. Ich taue direkt auf und diese Wut, die durch Angst entstanden ist, weicht von mir. Ich kuschle mich an ihn, mein Kopf ruht in seiner Halsbeuge und ich schließe kurz die Augen. Mein Hintern schmerzt nur noch ein wenig. Der Schlaf muss geholfen habe, die Creme ebenfalls. „Wie war die Uni?“ „Langweilig“, entgegne ich. „Warst du den ganzen Tag da oder bist du tatsächlich nur zur ersten Vorlesung gegangen?“, hakt er weiter, während er mich so im Arm hält und beginnt, leicht über meinen Rücken zu streicheln. „Nur die erste. Die anderen waren in Räumen mit richtig harten Stühlen, das wäre… nicht so vorteilhaft gewesen…“ Christopher schmunzelt und wechselt dann in ein Seufzen. „Das nächste Mal halte ich mich an einem Sonntag etwas mehr zurück“, erklärt er dann bedächtig und haucht mir einen Kuss auf mein Haar. „…musst du nicht“, wende ich ein. „Naja, wenn dich meine Strafen von dem Besuchen deiner Vorlesungen abhalten, dann kann ich das nicht unbedingt gutheißen“, sagt er ernsthaft und vielleicht sogar etwas erbost. „Bist du angepisst, dass ich nicht hingegangen bin?“, frage ich vorsichtig. „Ein bisschen vielleicht“, gibt er zu. „Aber ich bin ja mit Schuld daran…“, fügt er seufzend hinzu. „Ja, aber ich hab sie doch auf Video geguckt!“, meine ich nun etwas lauter und rutsche von seinem Schoß, schaue ihm direkt in die Augen. Mein Freund begutachtet mich mit einem skeptischen Blick. „Meinst du wirklich, das ist dasselbe?“ „Na, klar! Ich hab sogar tüchtig gearbeitet, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte!“ „Dass du nicht hingegangen bist?“, fragt er direkt nach. „Nein!“, sage ich viel schneller als ich denken kann. Christopher rutscht auf dem Sofa zurecht und beugt sich in meine Richtung. „Weswegen dann?“, fragt er bedrohlich und ich spüre, wie sich meine Nackenhärchen aufstellen. „Nicht so wichtig“, meine ich und lasse meinen Blick über den Tisch wandern. Umgehend wandert Christophers Finger unter mein Kinn und er dreht mein Gesicht wieder in seine Richtung. Ja, jetzt ist er vollkommen in der Rolle meines Herrn. „Du antwortest mir jetzt direkt“, befiehlt er. „OK, Christopher“, höre ich mich selber sagen. „Ich… Naja… Wegen Praktikum“, stottere ich dann herum und mein Freund senkt seine Hand, mich immer noch betrachtend. „Ich wollte eigentlich schon längst eins haben und ich hab dann auch heute schon Adressen rausgesucht und wirklich versucht, ne Bewerbung zu schreiben, aber irgendwie…“, breche ich ab und verziehe den Mund. Abermals entweicht Christophers Lippen ein lang gezogenes Seufzen. „Wir reden morgen darüber weiter. Dass das so nicht weitergeht, weißt du hoffentlich selbst?“ Ich nicke und er ergreift ein weiteres Mal mein Kinn. Dieses Mal mit seiner ganzen Hand, in harscher Manier; so zwingt er mich in den Augenkontakt mit ihm. „Hast du das Sprechen verlernt?“, lauten seine giftigen Worte. „Nein, Christopher!“, entgegne ich schnell. „Entschuldige, Christopher!“ „Gut. Morgen: Du und ich und dein Praktikum. Morgen hast du nur zwei Vorlesungen, richtig?“ „Ja, Christopher. Ab 12.15 Uhr. Dann bin ich spätestens 17 Uhr zuhause.“ „Gut“, sagt er und streckt sich, gähnt. „Ich glaube, ich muss dann auch mal los.“ „Kannst du nicht über Nacht bleiben? Es ist doch eh schon so spät…“, meine ich leise. Er lacht kurz. „Dann müsste ich morgen mindestens 1,5 Stunden früher aufstehen, um nach Hause fahren zu können, um mir einen frischen Anzug zu holen“, wendet er amüsiert ein. „Ich will aber nicht alleine pennen…“, meine ich meckernd. „Dann pack deine Sachen und komm mit zu mir. Ob du von hier zur Uni fährst oder von mir macht keinen großen Unterschied, oder?“, kommt es etwas barsch von ihm. Ich denke kurz nach. Und eine Viertelstunde später haben wir schon den halben Weg hinter uns gebracht. Christopher gähnt permanent und er tut mir wirklich leid. Ich bin froh, als wir heil bei ihm ankommen. Die Tür fällt ins Schloss. Er macht nicht einmal das Licht an, sondern marschiert im Dunkeln direkt ins Schlafzimmer und lässt sich aufs Bett fallen. Glucksend tapse ich ihm nach und schalte dann wenigstens das kleine Licht auf dem Nachtschränkchen ein. „Willst du dich gar nicht ausziehen?“, necke ich ihn. Er bewegt sich nicht, das Gesicht immer noch halb ins Kissen gedrückt, die Arme und Beine ausgestreckt, auf seinem Rücken ruhend. „Dafür habe ich doch wohl meinen Sklaven…“, sagt er in diesem säuselnden Ton. Ich verstehe seinen Befehl. Ganz vorsichtig arbeiten meine Hände, befreien ihn aus seiner Kleidung; ordentlich hänge ich den Anzug auf, so wie er es mir beigebracht hat, penibel gefaltet, vorsichtig in den Schrank gehängt. Das Hemd wandert in die Wäsche. Ich muss schlucken, als Christopher plötzlich nur noch in seinen schwarzen, verdammt engen Boxershorts auf dem Bett liegt, die Augen geschlossen, diese sich abzeichnende Beule meine Aufmerksamkeit erhaschend. Bedächtig legen sich meine Finger nun um das Gummiband der Shorts und ich ziehe sie ebenso langsam über seine Hüften; Christopher hilft mir, hebt sein Becken kurz an. Dann ist er völlig nackt. Ich spüre seinen Blick auf mir ruhen und nehmen die Augen von seinem semi-harten Geschlecht. Christopher grinst. „Gefällt dir, was du siehst?“ Ich nicke und antworte dann noch schnell: „Ja, Christopher.“ Er lacht warm. „Na los“, meint er dann leise. „Zieh dich aus, ich will mit dir kuscheln.“ Er braucht seinen kleinen Befehl nicht zu wiederholen. In weniger als einer Minute habe ich mich schon meiner Kleidung entledigt und er packt mich leicht an meinem Arm, drückt mich an seine ebenfalls entblößte Brust und zieht die kuschelige Decke über uns; schlingt seine Arme um mich, drängt eines seiner Beine zwischen meine Knie, bringt mich zum seufzen; er versiegelt meine Lippen mit einem gefühlvollen Kuss - er ist ganz zärtlich, obwohl seine Zunge die meinige anstupst, sie umspielt, sie sogar ein wenig neckt; obwohl er spielerisch in meine Unterlippe beißt und an ihr zieht. Abermals an diesem Tage ruht mein Kopf an seiner Halsbeuge. Ich atme seinen distinktiven Geruch ein. Seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig. Christopher schläft bereits. Ich muss grinsen; der Arme hatte scheinbar einen wirklich schweren Tag, die Erschöpfung hat ihn überfallen. Normalerweise schläft er immer seine tiefsitzende Schlafhose tragend. Heute jedoch nicht. Doch dagegen habe ich absolut nichts einzuwenden. Eine ganze Weile liege ich einfach so da und streichle meinem schlafenden Freund durch sein Haar. Jetzt habe ich komplett vergessen, ihn von Frank zu grüßen, fällt mir ein und ich muss schon wieder ein wenig grinsen. Einige Stunden später übermannt auch mich der Schlaf. Dann: Ich wache auf. Blinzele. Christopher liegt in meinen Armen und ich weiß, dass irgendetwas daran nicht stimmen kann. Als mein Blick auf die Anzeige des Weckers fällt, weiß ich auch, was es ist. „Scheiße!“, fluche ich und versuche, meinen Freund wachzurütteln, der anfängt zu ächzen und irgendetwas zu murmeln. „Christopher!“, ermahne ich ihn laut, doch seine Augen bleiben weiterhin geschlossen und er klammert sich heftiger an mir fest, so als würde er versuchen, meine Bewegungen dadurch zu stoppen. „Es ist halb NEUN!“, rufe ich also aus. Das wirkt. Christopher hält inne. Seine Augen sind mit einem Schlag offen. „Verdammt!“, flucht er und springt regelrecht aus dem Bett, sprintet aus dem Schlafzimmer. Langsam erhebe ich mich und folge ihm ganz vorsichtig; schon im Wohnzimmer höre ich seine laute Stimme. Er sitzt auf dem Sofa und telefoniert, blättert in seinem Kalender und schaut sich gleichzeitig irgendetwas auf dem Display seines Mobiltelefons an. „…ja, ist gut. Das machen wir dann morgen… Ach, iwo. Das kommt mir ganz recht, machen Sie sich keine Sorgen, das macht überhaupt nichts. Gut. Bis Morgen, Herr Kostenko!“ Er legt auf und ich setze mich in den Sessel, ihn anstarrend. Doch er ignoriert mich, wählt bereits eine neue Nummer und spricht mit jemand anderem. „Ja, Guten Morgen, Johanna“, begrüßt er die Person am anderen Ende der Leitung - seine Sekretärin. „Ich komme heute nicht mehr ins Büro und arbeite von Zuhause aus. Falls ein wichtiger Mandant vorbei kommt, soll er sich doch bitte übers Mobiltelefon bei mir melden, ja? Und sag Hans bitte, dass wir das mit dem Lunch morgen nachholen.“ Hans ist sein Kollege, der Partner der Rechtskanzlei, die Christophers Vater ins Leben gerufen hat. Neben meinem Freund und Hans arbeitet dort noch ein weiterer Anwalt; er heißt Günther Bach. Und ein Steuerberater ist auch noch dort, Jochen irgendwas. „Ich fasse es nicht, dass ich vergessen habe, mir den Wecker zu stellen…“, murmelt Christopher nun in meine Richtung lachend und fährt sich durchs Haar. Er ist immer noch nackt. Ein wundervoller Anblick direkt am Morgen. „Das ist meine Schuld…“, meine ich kleinlaut und seufze, starre auf den Boden. „Tja, dann muss ich dich wohl dafür bestrafen“, scherzt Christopher hingegen und steht auf, streckt mir seine Hand entgegen. „Duschen?“, fragte er. Ich nicke. Händchenhaltend tapsen wir gemeinsam ins Bad, ohne etwas zu sagen. Der weiße Boden der Kabine ist noch kalt unter unseren nackten Füßen. Ich erschaudere, als Christopher das Wasser anstellt und diese seichten Spritzer, ein Hauch von Nass, meine Haut benetzen. Obwohl sie bereits warm sind, wirken sie wie kleine Eiskristalle auf meinen Oberarmen, eine leichte Gänsehaut bildet sich. Dann sind da auch noch plötzlich Christophers Hände, die sich auf meine Hüften legen und mich rückwärts an seinen Körper ziehen, sodass mein Hintern in intensive Berührung mit seiner morgendlicher, nun schon ziemlich erwachten Härte gerät; gleichzeitig zieht er mich damit in die Wasserstrahlen, die wie ein Wasserfall von oben auf uns niederprasseln, unsere nackten Leiber völlig bedecken. Seine linke Hand wandert über meinen Unterleib, streift mein Geschlecht, dass bei dieser Kollision unmerklich aufzuckt; wandert über die andere Seite meines Bauches wieder nach oben, fährt über meine Brust, reibt sachte an meiner linken Brustwarze, nur um dann letztendlich zärtlich mein Kinn zu umfassen und meinen Kopf vorsichtig nach hinten zu drehen; so, dass sich unsere Münder treffen, dass sich unsere Zungen umspielen, nachdem sie so unverschämt kollidiert sind. Ungehörig ist auch Christophers rechte Hand, die sich in jener Manier um meine Männlichkeit legt und beginnt, sie forsch zu massieren; während er unseren nassen, immer verzweifelter werdenden Kuss mit jeder Bewegung seiner Zunge zu intensivieren scheint. Christopher saugt an meiner Unterlippe, beißt hinein, fährt mit seiner Zunge über die geschundenen Stellen. Keuchend greife ich mit meiner Hand hintenrum in sein klatschnasses Haar, streichele seinen Nacken; noch weiter lehne ich mich gegen ihn. Sein Schwanz drückt hart gegen meine Pobacken. Er seufzt in diesem Moment in unseren Kuss hinein und ich kann ein flaues Gefühl in meinem Magen ausmachen, eine andere Art Kribbeln. ...an seiner Stelle wäre ich wahrscheinlich ausgerastet, hätte ich verschlafen; wäre ich so erschöpft gewesen aufgrund der Arbeit, aufgrund meines Partners, der mich unbedingt sehen wollte und wegen dem ich so spät ins Bett gekommen bin. Aber das hier ist Christopher. Er verliert nicht oft die Beherrschung, kämpft gegen Arbeitsstress an und nimmt immerzu Rücksicht auf mich. Während sich diese Gedankengänge in meinem Hirn formen, strömt eine mich erwärmende Energie durch meine Venen. Jene, die mein Herz für wenige Augenblicke höher und schneller schlagen lässt. Als unsere Zungen kurz voneinander ablassen, hauche ich gegen seine von Speichel und Wasser bedecken Lippen: „Ich liebe dich...“ Ich öffne die Augen; er lächelt. Gibt mir nunmehr einen zärtlichen, unschuldigen Kuss auf die Wange und raunt mir danach ins Ohr. „Ich dich auch, Liebster...“ Seine Hand lässt ab von ihrem unverblümten Tun. Stattdessen greift Christopher jetzt zum Duschgel. Umgehend riecht es ein wenig frisch und herb, nach einem Hauch Aftershave; das Gel, das er nun auf meinem Körper verteilt, wirkt nur im ersten Moment kühl auf meiner Haut. Dann schäumt es auf und Christophers Finger verteilen jenen Schaum überall; sie streifen meine Brust, meinen Nacken, fahren über meine Seiten, meine Hüften; sie streichen es über meine Oberschenkel, meinen Hintern – drängen kurz meine Pobacken auseinander, um sachte über meinen Eingang zu fahren. Christopher presst seine Lippen wieder auf die meinigen. Ganz kurz. „Findest du nicht auch, dass du mich ebenfalls einseifen solltest?“, zieht er mich dann mit dieser schneidenden Stimme auf, in der eine süffisante, leicht amüsierte Melodie mitschwingt. Er grinst, als ich ihn ansehe und ich erwidere diese Mimik; dann nehme ich das Duschgel, das er nur Sekunden zuvor auf meinem Körper verteilt hat, und schäume es auf meinen Handflächen auf, die dann beinahe automatisch zu seinem nackten Leib wandern, regelrecht von diesem angezogen werden. Weil mein Körper ebenso süchtig nach Christopher ist, wie mein Geist. Ich beginne mit seinen Schultern, verteile das herb duftende Gel auf seinen ausgeprägten Oberarmen, streife seine Hände; verschränke unsere Finger für einen minimalen Moment, nur um sie dann zu seiner Brust gleiten zu lassen. Für einen Moment streiche ich etwas fester über seine Brustwarzen und bringe meinen Freund zum seichten Aufseufzen. Ich taste mich entlang seiner angedeuteten Bauchmuskeln weiter nach unten, um dann verführerisch über seinen Unterleib zu streichen, der Spur aus gekräuseltem Haar zu folgen; meine Hand gleitet jene entlang und als ich an der Wurzel seiner vollends harten Männlichkeit gelange, verändere ich meine Bahn, gehe langsam in die Knie, und streife mit beiden Händen seine Oberschenkel, umgehe sein Zentrum, das er mich hatte berühren lassen wollen. Ich massiere seine Schenkel, seine Knie und arbeite mich erst langsam wieder nach oben. Christopher hat den Wasserstrahl bereits so gedreht, dass er uns wieder völlig benetzt, den Schaum abgewaschen hat. Ich lecke über meine Lippen, seinen harten Schwanz bereits mit meinem Blick einnehmend bewege ich meinen Kopf bedächtig auf ihn zu, auf diese nasse, entblößte Spitze; ich spreize meinen Mund. Meine Zunge fährt aus. Wie eine Landebahn. Mein Blick ist wahrscheinlich schon verschleiert, weil ich Christophers Männlichkeit in meinen Gedanken bereits tief in meinem Rachen spüren kann und mir vorstelle, wie es gleich sein wird, in der Realität daran zu saugen. Seine Hände liegen bereits auf meinem Kopf und er zieht mich an sein Becken heran. Meine Lippen kommen in diesen fantastischen Kontakt mit seiner prallen, nassen Eichel; Christopher stöhnt zufrieden, als ich sie langsam in meinen Mund passieren lasse, als ich meine Zunge ausfahre und sie genüsslich abschlecke, die Augen geschlossen, als handelte es sich hier um ein außergewöhnliches Bonbon mit betörendem Geschmack. Ich- Aus der Ferne dringt diese penetrante, laute und hohe Melodie, die ich nach wenigen Sekunden als Christophers Klingelton ausmachen kann. Er hält inne. Wir lauschen. „Scheiße!“, flucht er dann und entzieht sich mir, sodass ich das Gleichgewicht auf meine Knien verliere und mit dem Oberkörper nach vorne falle, mich mit beiden Händen auf dem glitschigen Boden abstützen muss und diese Art der neuen Balance mir nur gerade so gelingt. Das Wasser prasselt mit voller Wucht auf meinen Kopf nieder und ich kann nur aus den Augenwinkeln ausmachen, wie mein Freund völlig nackt und immer noch triefend nass aus dem Bad stürmt. Ich atme aus. Seufze laut. Dann stehe ich auf, dusche mich noch einmal ab und steige aus der Kabine, trockne mich blitzartig ab und schnappe mir ein weiteres, breites Handtuch, mit dem ich das Badezimmer verlasse, um nach Christopher Ausschau zu halten. Sein Handy in der rechten Hand haltend marschiert dieser am breiten Esstisch auf und ab, an dem er auch gerne Schach Spielt und an dem wir öfters essen; alleine oder mit einer Runde Freunden, je nachdem, was der Abend bringt. Unsere Augen treffen sich und als ich mit dem aufgefalteten Handtuch auf ihn zutrete, lächelt er ganz zärtlich. Ohne etwas zu sagen, denn schließlich will ich das Gespräch, das ich gekonnt überhöre, nicht unterbrechen, beginne ich, ihn trocken zu rubbeln; ganz sachte, sehr vorsichtig und vor allem lautlos. Irgendwann wickele ich ihm das Handtuch um die Hüften und er bedankt sich mit einem Grinsen, dreht um und marschiert, das Mobiltelefon noch immer an sein Ohr gepresst, ins Arbeitszimmer, schließt die Tür hinter sich. Business. Ich hingegen ziehe mich an, setze Kaffee auf und bereite uns wie schon gestern ein Frühstück vor. Ich warte ganze 20 Minuten auf ihn. Doch er kommt nicht. Ich esse allein. Decke meine Seite ab, koche neuen Kaffee und packe meine Unitasche. Meinem Hintern geht es wieder besser. Natürlich ziept es noch dann und wann, aber es ich bin wieder „alltagstauglich“, kann ohne Bedenken an die Uni gehen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es fast halb elf ist. In einer Stunde muss ich los. Erneut setze ich mich an den Frühstückstisch und warte auf meinen Freund. Weitere zehn Minuten verstreichen. Dann endlich kommt er. Noch immer mit dem Handtuch um die Hüften geschlungen. Sein Haar ist mittlerweile fast schon trocken. „Entschuldige“, sagt er wieder und ich zucke mit den Schultern. „Arbeit ist Arbeit“, meine ich nur. „Leider hat sie mich in diesem Fall um einen grandiosen Blow-Job gebracht“, feixt er leicht süffisant und ich grinse. „Das kann man ja noch nachholen“, sage ich selbstsicher. „Kann man, ja?“, kommt es verführerisch von ihm. „Ja...“, hauche ich und meine Fantasie lebt wieder auf, spielt einen Film ab, den ich nicht kontrollieren kann. „Zum Beispiel direkt nach der Uni...“, füge ich an, doch Christopher hebt seine Augenbraue in arroganter Skepsis. „Nach der Uni, mein Freund“, setzt er im süffisanten Ton an. „werden wir beide uns um dein Praktikum kümmern, verstanden?“ „...ja, Christopher“, entgegne ich, als es mir wieder einfällt. „Donnerstag hast du nicht vergessen?“, fragt er streng, während er den ersten Schluck seines Kaffees zu sich nimmt. Der Stammtisch! „Nein, Christopher! 19 Uhr! Oder?“ „18 Uhr, Niko...“, sagt er giftig. „Ja, meinte ich doch“, rutscht es mir etwas unsicher raus. „Wenn du 18 Uhr meintest, wieso sagtest du dann 19 Uhr?“, zieht er mich auf. „Entschuldige...“, murmele ich. „Vergiss deinen Ring nicht“ Den Sklavenring, jenes Schmuckstück, das Christopher mir einst geschenkt hat, als Zeichen unserer Verbundenheit; jenen Ring, den ich immer an meinem Finger trage, wenn wir uns öffentlich als BDSM-Paar outen, wenn Christopher mit stolz präsentieren will, dass ich sein Sub bin, dass er mich dominiert. Er trägt ihn an seiner linken Hand, ich als sein Bottom an meiner rechten. „Tue ich nicht“, versichere ich ihm. „Gut“, sagt er eine Spur weit tadelnd. „Übrigens haben wir dieses Mal Neuzuwachs und vor allem wir beide sind gefragt, es ist also von äußerster Wichtigkeit, dass du nicht zu spät kommst“, erklärt er mir eindringlich. „Neuzuwachs?“, schnappe ich interessiert auf. Christopher nickt. „Ein schwules Einsteigerpärchen. Kilians Patienten, die er schon seit einigen Jahren kennt und die ihn letztens auf diese Szene angesprochen haben... nachdem er ein paar sehr unschöner Wunden inspizieren musste...“, erklärt er mir grinsend. „Und da Holger und Martin nicht da sind, und Kilian sowohl Weiblein als auch Männlein dominiert und keine festen Partnerschaften eingeht, sind wir wohl die besten Ansprechpartner für Andreas und Sven.“ „Ich verstehe...“, sage ich nickend. Wir erweitern unsere Runde nicht oft. Sie besteht aus Kilian, dem Arzt, bei dem wir damals den HIV-Test gemacht haben, Holger und Martin, die ich bereits oft erwähnt habe, Christopher und mir, Rosa und Lukas, einem seit 10 Jahren verheirateten Paar, Mona, einer Frau Ende 30, die Switcherin ist und einem lesbischen Pärchen, Ina und Karina. „Musst du bald los?“, reißt Christopher mich aus meinen Überlegungen. Ich schaue auf die Uhr, nicke. „Ja, wie gesagt: ich hab heute keinen langen Tag.“ „Ich bin jetzt eh die ganze zeit zuhause“, sagt er locker. „Vielleicht gehe ich ja noch einkaufen, wenn ich schonmal die Zeit habe. Möchtest du, dass ich dir etwas bestimmtest mitbringe? Irgendein Wunsch fürs Mittagessen?“ „Überrasch mich“, meine ich lächelnd und er lacht. „Okay.“ Und dann mache ich mich auf den Weg, überlegend, ob Christopher mir später einen langen Vortrag über meine Zukunft halten wird und ob wir es schaffen werden, meine Bewerbung zu Ende zu schreiben. So, wie ich meinen Anwalt kenne, wird er mich nicht gehen lassen, bis alles schon ausgedruckt und für den Versand bereit sein wird... Ich grinse leicht. Schon seltsam, wir haben so vieles gemeinsam und doch trennt uns so viel. Dennoch funktionieren wir gemeinsam. Wie schon damals. Mein Handy vibriert. Es ist eine Nachricht von meinem Freund. „Fahr nach der Uni erst nach Hause und hol deinen Ring und alles andere, was du für Donnerstag brauchst und auch die Tage danach - du schläfst die gesamte Woche bei mir.“ Ich grinse. Ja, so ist Christopher. - - - PS: Chris hat mir versprochen, bald mal wieder einige Eurer Fragen zu beantworten. Auch diejenigen, die ich dann hier publizieren muss, aufgrund des Jugendschutzes und so weiter ;) Kapitel 18: 18 -------------- Die Vorlesungen rasen an mir vorbei wie ein unaufhaltsamer, reißender Fluss. Paul und Markus bleiben der Institution heute fern und ich hasse sie dafür; ich sitze alleine da, langweile mich noch viel mehr als sonst und als wir auch noch Gruppenarbeit machen müssen, bin ich nahe der Verzweiflung. Soziale Kompetenz besitze ich nicht. Meine Mitstreiter haben mir längst den Stempel „Eigenbrötler“ aufgetragen und diese Position beziehen sie mir gegenüber auch heute - wissen nicht, wie sie sich in meiner Gegenwart verhalten sollen, wie sie mich ansprechen können; wissen meine Reaktionen nicht zu deuten, haben keinen Schimmer, ob meine Antworten ironisch, oder doch ernst gemeint sind. Persönliche Details zu erfahren geben sie langsam auf. Letztendlich basteln wir trotz Kommunikationsprobleme und nicht bestehenden Sympathien gar professionell eine kleine Powerpoint-Präsentation über ThyssenKrupp und deren Personalführung zusammen. Meine vier Kommilitonen tragen sie mehr oder weniger kompetent vor – ich bediene nur die Maus am Computer, die uns von Folie zu Folie führt. Mir recht. Dem Dozenten auch. Kein Problem. Es ist 16 Uhr, als ich letztendlich an der Bushaltestelle stehe. Ich habe mich viel zu dick eingepackt, der Winter ist längst zurückgewichen und ich scheine das noch nicht so recht begriffen zu haben. Die Jackenknöpfe lösend steige ich in den Bus ein, wie auch geschätzte 30 andere Studenten; ein Sitzplatz ist eine Utopie, ich darf 20 Minuten lang gegen die Gravitation und den betrunkenen Fahrstil des Busfahrers ankämpfen – was mich irgendwie an mich selbst erinnert. Den Lappen habe ich allerdings schon längst wieder bekommen… Ich weiß noch, wie mein alter Herr damals ausgerastet ist, schließlich hatte er die 600 Euro zahlen müssen. Christopher wird mich mit seinem Wagen wahrscheinlich nie fahren lassen, aber das muss er auch nicht: Ich hasse Autofahren. Zudem lasse ich mich allzu gern von meinem Anwalt durch die Gegend kutschieren. Erst recht, wenn er mich immerzu so harsch über die Mittelkonsole zerrt und gierig seine Lippen auf meinen Mund presst, wann immer ihm danach ist. Ich will mich sputen, schnell zu ihm gelangen. Eilig werfe ich einige Sachen mehr in meine kleine Reisetasche, die mich schon so oft begleitet hat; als aller erstes packe ich den besonderen Ring ein, der in der tiefschwarzen Schatulle ruht. Christophers Geschenk. Der kleine Ring auf dem größeren Ring. Nicht wirklich schön und doch so viel bedeutend, nicht wirklich teuer und doch mit wertvollem, sentimentalem Wert belegt. Mein Magen knurrt. Ich verpasse den Bus. Es ist wie immer. Die kleine Reise ist mittlerweile eine Routine. Ich kenne jedes Gebäude, das ich passiere, jede Straße, jede Leuchtreklame. Beinahe sprinte ich die Treppen hoch, klingele - es ist 17.15 Uhr. Da ich keine haargenaue Zeit mit Christopher abgemacht habe, kann ich nicht zu spät sein. Ein Grinsen tritt auf meine Lippen, im selben Moment schwingt die Holztür auf und er steht vor mir: lächelnd, die Haare perfekt nach hinten gegelt, die blauen Augen freudig leuchtend. Er trägt eine graue Jeans, einen simplen, schwarzen Rollkragenpullover. Darüber eine pechschwarze Schürze, die ihn wie einen prominenten TV-Koch aussehen lässt. Es riecht köstlich, mein Magen macht sich erneut laut bemerkbar und Christopher lacht, tritt zur Seite, hält mir die Tür auf. „Komm rein“, meint er milde und schließt hinter mir ab. „Geh weiter, Niko“, fügt er hinzu. Unser kleiner Code, der mir mitteilt, dass ich mich meiner Kleidung nicht hier im Flur entledigen muss, dass ich so bleiben kann, dass meine Bestrafung noch nicht beginnt; dass wir jetzt erst einmal ein paar normale Stunden miteinander verbringen werden. Wenn man unser alltägliches Miteinander überhaupt mit diesem Wort bezeichnen kann. „Wie war die Uni?“, fragt er mich, als ich meine Tasche abstelle und aus meiner Jacke schlüpfe. „Paul und Markus waren nicht da“, informiere ich ihn und er nickt grinsend, weiß, was dies für mich bedeutet hat. Ich entledige mich meiner Schuhe und folge meinem Freund dann in die Küche. Er steht am Herd, als ich mich an den bereits gedeckten Tisch setze. „Heute gibt es Hirschbraten mit Backkartoffeln und roter Beete“, informiert er mich, ohne sich mir zuzuwenden. „Wow“, meine ich nur und muss an meinen TV-Koch-Gedanken von eben denken. „Ich hoffe, ich kann bald ein ‚wow’ äußern“, sagt er etwas ironisch und dreht sich zu mir um, deutet auf den Küchentisch. „Ich hab dir was gekauft“, erklärt er, als ich ihn verwirrt ansehe. Erst jetzt sehe ich in die genaue Richtung, in die er mit dem Zeigefinger weist. Rechts neben mir, direkt an der Küchenwand, liegt ein Geschenk; in rotes Papier gewickelt. Umgehend reiße ich es auf - Das Kochbuch. „Ahhhhhh“, mache ich zufrieden. „Danke, Christopher.“ „Bedank dich nicht zu früh“, entgegnet er keck und kommt auf mich zu, und funkelt mich dabei irgendwie diabolisch an. Mit beiden Händen stützt er sich an der Tischplatte ab und beugt sich bedrohlich zu mir herab, sodass sein Gesicht das meinige fast berührt. Arktisches Blau. Wie ich es liebe. „Für jedes verpatze Gericht gibt es eine gerechte Strafe, Niko“, haucht er gefährlich, mit diesem feinen Grinsen auf den Lippen, das auf Arroganz und Amüsiertheit deutet. Er küsst mich; zart, kurz und viel zu schnell. „Essen ist fertig“, informiert er mich dann, als es plötzlich schon wieder vorbei ist. Schmunzelnd holt er das Wild aus dem Backofen, während ich das Gefühl, von ihm geküsst worden zu sein, noch immer genieße. Das Essen schmeckt hervorragend. Wie in einem teuren Restaurant. Wir sprechen ein wenig über Frank und über Holger und Martin. Die beiden organisieren nächste Woche eine Gay-and-Lesbian Fetisch-Party. Christopher fragt mich, ob wir hingehen wollen. Ich zucke mit den Schultern. „Ich habe keine Meinung. Von mir aus.“ „Vor mir aus“, imitiert er mich zunächst. „ist eine Meinung, Niko“, beendet er den Satz. Ich verziehe das Gesicht. Christopher schaut mich herausfordernd an. „Also gehen wir“, fasse ich zusammen, mehr fragend als feststellend. „Bingo“, kommt es von ihm. „Wer kommt noch?“, hake ich nach. „Kilian wird auf jeden Fall dort sein“, antwortet er und legt sein Besteck beiseite, wischt sich seinen schönen Mund mit der Serviette ab. „Karina und Ina wollten vielleicht auch kommen. Mit ihrer Frauenrunde.“ Ich verdrehe die Augen. „Ich weiß, dass du Miriam nicht magst. Aber das wirst du ertragen“, kommentiert er mein Tun. Miriam ist eine bisexuelle Frau Ende 30, gutaussehend, nicht fest liiert, witzig, gebildet – und sie findet meinen Freund äußerst attraktiv. Natürlich flirten sie nicht, Miriam schmeißt sich nicht an ihn ran; Christopher geht auf diese Weise auch nicht auf sie zu, schon allein, weil er mit Frauen absolut gar nichts anfangen kann – als potenzielle Partner. Er ist einfach nur ein Gentleman. Wie immer, auch ihr gegenüber: höflich, charmant, zuvorkommend. Auch wenn es keinen triftigen Anlass gibt, bringt mich Miriams Nähe zu ihm öfters aus dem Konzept. Sie mag mich zwar sehr und findet unsere Bindung spannend, aber ich empfinde eine simple Antipathie, die ich nicht genau erklären und definieren kann. Manchmal ist das einfach so. Ich denke, ihre Sympathie für Christopher ist einfach nur das I-Tüpfelchen dieser Empfindungen. „Soll ich abräumen?“, frage ich ihn also, auch um von Miriam abzulenken. „Nein“, meint er nur und steht auf. „Du gehst ins Arbeitszimmer, machst den Rechner an und öffnest schon mal deine angefangenen Bewerbungen, an denen wir gleich weiterarbeiten werden.“ „Okay. Danke fürs Essen“, entgegne ich und erhebe mich ebenfalls. Christopher lächelt. Ich komme nicht umhin, an ihn heranzutreten und ihm einen liebevollen, zarten Kuss auf die Wange zu hauchen. „Ab ins Arbeitszimmer…“, flüstert er verspielt-bedrohlich und sieht mich in eben dieser Art dabei an. Grinsend drehe ich mich um und tue, wie mir aufgetragen wurde. Christophers Arbeitszimmer ist groß, nicht so geräumig wie sein Büro und irgendwie auch viel gemütlicher eingerichtet, mit kuscheligem Teppich, dunkelbraunen Holzregalen, in denen Ordner und Bücher ruhen; einem großen Doppelfenster, das bis zum Boden reicht, weinroten Gardinen und schneeweißen Vorhängen. Ein riesiges Bild hängt an der Wand, dort, wo der tiefe Arbeitsschrank steht, auf dem Drucker, Fax und ein zweites Telefon verweilen, das WLAN-Modem. Eine winterliche Landschaft. Der massive, antik anmutende Schreibtisch aus Eichenholz gefertigt ist das Zentrum des Raumes. Ich rutsche in den breiten, pechschwarzen Ledersessel und schalte den Rechner ein, richte meinen Kopf nach links und betrachte den Bildschirm, der mir schon bald die Oberfläche von Windows zeigt. Meine Dateien habe ich auf meinem USB-Stick mitgebracht. Die kläglichen Versuche eines Anfangs. Die Word-Dokumente mit den Adressen und den Notizen aufrufend erkenne ich, dass sich so etwas wie Heißhunger auf Süßes in meinem Innern breit macht. Ich husche zurück in die Küche. Christopher ist noch mit dem Abwasch beschäftigt. „Gibt’s ein Problem?“, fragt er umgehend, den Blick auf mich richtend. Ich schüttele lediglich den Kopf und mache mich schon daran, einen gewissen Küchenschrank aufzumachen, in dem mein Freund Süßigkeiten aufbewahrt. Für sich selbst: Pralinen, dunkle Schokolade, so etwas wie Raffaello. Für mich: Kinderschokolade, Snickers- und Marsriegel, Schokobons. „Sauber“, murmele ich und will nach ihnen greifen. Ich schaffe es gerade noch, meine Hand wegzuziehen, als Christopher die Schranktür mit einem lauten Knall zuschlägt. Sein kalter Blick ruht auf mir, er steht mir so nahe, dass ich seinen Atem an meiner Haut spüren kann. „Niko“, haucht er gefährlich und langgezogen. „Was soll das werden?“, will er wissen. Verdammt. Mein Heißhunger hat die Kontrolle über mich ergriffen, ich hatte nicht nachgedacht. „Es tut mir leid, Christopher“, sage ich nun aufrichtig und senke den Blick etwas. „Ich habe mich vergessen.“ „Das will ich meinen, mein Freund“, entgegnet er spöttisch und schnaubt. „Darf ich mir etwas Süßes nehmen?“, frage ich ihn und sehe ihm nun in die Augen. Erlaubnis; ich bitte ihn um seine Erlaubnis. Er muss sie mir geben, dann darf ich mich bedienen. Wie am Tisch. Immer erst nach ihm auftun, auf sein kurzes Nicken warten, seine Erlaubnis bekommen. „Nein“, meint er schroff, die Hand noch immer an der Schranktür ruhend. „Später. Erst wirst du arbeiten. Verstanden?“ „Ja, Christopher“, entgegne ich. „Abmarsch“, ordert er und deutet streng mit seinem Finger auf die Küchentür. Ich verlasse den Raum, so wie er mich auffordert, setze mich vor den Rechner, warte. Nach wenigen Minuten betritt er das Arbeitszimmer und wirft mir etwas zu. Ich reagiere schnell, reflexartig. Ein einzelner Schokobon ruht in meiner Handfläche, die ich nun betrachte. Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. „Mehr gibt es, wenn du gute Arbeit leistet“, scherzt er und ich stehe auf, mache ihm Platz, packe die kleine Süßigkeit zwischen meine Lippen und laufe ins angrenzende Zimmer, um den etwas kleineren Drehstuhl dazuzuholen. Der Chefsessel gehört Christopher. Der andere ist für mich, der, den ich gerade neben ihn schiebe. Die Augen meines Freundes ruhen auf dem Bildschirm. In Gedanken, konzentriert, liest er, was ich fabriziert habe; schweigt. Dann dreht er mir seinen Kopf zu. Der schokoladige Geschmack verweilt noch immer auf meiner Zunge. Christophers Augen sind nicht so kalt wie sie es der Fall ist, wenn er mich bestrafen will. Sein Blick ist ernst, aber nicht gemein, nicht selbstgefällig oder arrogant. Einfach nur ernst. „Ist das alles, was du bis jetzt geschafft hast?“, fragt er mich entschieden. „Äh… Ja. Ich sagte ja, ich komme nicht richtig voran“, entgegne ich und starre den Bildschirm mit meinen Notizen an. „Aber ich hab schon Adressen rausgesucht.“ „Adressen rausgesucht, oder dich tatsächlich über die hier aufgelisteten Firmen informiert?“, hakt er direkt nach – etwas säuerlich. „Naja… rausgesucht.“ Er lehnt sich seufzend zurück und verschränkt die Arme vor seiner Brust, stiert mir regelrecht an. „Du hast noch nie wirklich Bewerbungen geschrieben“, bemerkt er trocken. „Nö, wieso denn auch“, gebe ich etwas patzig zurück. „Haben die euch das nicht an der Uni beigebracht?“ Ich denke an den freiwilligen Kurs zur Praktikums-Beratung mit integrierten Bewerbungsschreibkurs; den ich verpennt habe. „Nicht wirklich“, antworte ich deshalb – etwas zu unsicher. Christopher schnaubt. „Komisch Niko, in deinem Kursangebot steht aber deutlich geschrieben, dass ihr vor eurem Praxissemester von den Praktikumsbeauftragten eures Studiengangs beraten werdet…“, sagt er dann, etwas sarkastisch. Scheiße. Ich hab total vergessen, dass er sich alles, was mit mir zu tun hat, genau ansieht, dass er Bescheid weiß. Ich seufze laut. „Okay, ich hab den Termin verpennt!“, gebe ich zu und lasse die Schultern hängen. „Dann lüg mich nicht an“, entgegnet er knapp. „Sorry…“, murmele ich. „Ich sag dir jetzt was: du hängst dich an den Rechner und guckst dir genau an, welches Unternehmen dir mit welchem Bereich für die Zukunft nützlich wäre, ja? Dann machst du eine neue Liste, mit den genauen Ansprechpartnern fertig und wir setzen uns gemeinsam ans Werk, um darauf hin zu zielen, deine Bewerbungsschreiben zu formulieren“, schlägt er mir vor oder besser gesagt: befiehlt er. „Hast du schon Bewerbungsfotos machen lassen?“ „…scheiße, voll vergessen.“ Christopher seufzt genervt. „Das machst du dann morgen.“ „Gute Idee.“ Er sieht mich noch eine Weile nachdenklich an und ich frage mich, was ihm durch den Kopf geht. Sein Blick ist immer noch so ernst. Diese Seriosität macht mich irgendwie nervös. „Kann es sein, dass du überhaupt gar keinen Bock auf das Ganze hast?“, fragt er mich plötzlich, die Beine übereinander geschlagen, die Arme immer noch verschränkt. Er wirkt ein wenig wie ein Lehrer. Ein strenger Lehrer. Oder ein strenger Vater. Das Oberhaupt einer wichtigen Familie die für Disziplin und Ordnung steht und es dir reinprügeln wird, wenn du dich diesen Prinzipien nicht aus freiem Willen fügst. „Ehrlich gesagt: nein“, gestehe ich und schaue ihm dabei nicht in die Augen. „Dann rate ich dir jetzt einfach mal, deine Faulheit wegzusperren und dich ans Werk zu machen. Du wirst heute so lange hier sitzen, bis die Bewerbungen fertig sind“, schimpft er kalt und leicht erzürnt. Er fasst mich nicht an. Er zieht mich nicht an den Haaren, oder schubst mich an den Schreibtisch; er steht einfach auf, straft mich mit einem herabwürdigenden Blick, der irgendwie anders ist als sonst, im Spiel, und verlässt den Raum. Ich seufze laut, bleibe eine Weile einfach so sitzen und rutsche dann erst in den freigegebenen Chefsessel, beginne die aufgetragene Recherche – und scheitere kläglich. Weil ich schon auf der ersten Seite des ersten Unternehmens keine Konzentration aufbringen kann; weil ich Sätze von vorne lese und alle Buchstaben wie Hieroglyphen erscheinen. Weil ich weiß, dass diese Schreiben von hoher Wichtigkeit sind und die ersten wahren Schritte auf meinem beruflichen Weg sein werden. Genau vor jenem will ich mich drücken. Ich finde es erschreckend, dass mein Bachelor zu Ende geht, dass ich bald den ersten Abschluss in der Tasche haben werde. Dann bleiben mir noch zwei Jahre des Masterstudiums, bis es ernst wird. Und ich will nicht, dass es ernst wird. So, wie es jetzt ist, ist es perfekt, diese Routine, die Vorlesungen, die Hausaufgaben – und doch so viel Zeit. Zeit für Christopher und mich. Zeit für Horrorfilme. Zeit fürs Faulenzen. Wenn ich an das Praktikum denke, wird mir schlecht. Fünf Tage die Woche zur selben Zeit aufstehen, immer pünktlich sein, Anwesenheitspflicht, Tag für Tag acht Stunden ackern, sich dem Gebilde fügen, strebsam sein. Ich lande auf einer Seite, für die ich wahrscheinlich umgehend eine Ohrfeige von Christopher ernten würde; einem Sammelsurium an Browserspielen. Simplen, ablenkenden, bunten Tätigkeiten, die binnen Sekunden geladen haben; die einen einladen, nicht mehr auf seine Umwelt zu achten. Ich schrecke hoch, als die Tür sich plötzlich öffnet und Christopher hineinstolziert, direkt auf den Schreibtisch zugeht. In der ersten Sekunde bin ich so paralysiert, sodass ich nichts tun kann; in der nächsten mache ich mich panisch daran, diese Spielchen, von denen ich drei gleichzeitig offen habe, damit ich noch schneller zwischen ihnen wechseln kann, wegzuklicken – viel zu offensichtlich. Christopher steht schon hinter mir, die Augen auf den Bildschirm gerichtet. Ich kann ihn schnauben hören und betrachte, wie der Browser hängen bleibt. Ich möchte am liebsten meinen Kopf gegen die Tischplatte hauen, so beschämt bin ich. „Du willst Praktikum bei jetztspielen.de machen? Interessant“, sagt er in diesem fiesen, zynischen Ton. Ich rutsche etwas nervös auf dem Stuhl zurecht und räuspere mich. „Ich hab eben nur ne kleine Pause gemacht. Ich, äh, bin noch nicht fertig“, erkläre ich ihm, während ich mich ihm zuwende. Er sieht… ziemlich wütend aus. „Okay“, sagt er klar und hebt eine Hand, in drohender Geste. Dann: „Code Red.“ Deutlich und ruhig ausgesprochen. Eine bedeutungsvolle Pause zwischen den Äußerungen. Diese zwei englischen Wörter halten die Zeit an. Sie stoppen unseren Fluss. Sie lösen unser Verhältnis auf. Er steht über mir, Christopher, mein Freund, mein Geliebter – nicht als Master, nicht als Herr; nicht als Sklavenhalter. Einfach nur als mein Freund. „Code Red“ – unser Alltagspasswort, das unsere BDSM-Beziehung zu einer völlig normalen Beziehung transformiert, bis der, der es ausgesprochen hat, es – mit Einverständnis des Anderen – durch die Äußerung „Code Green“ wieder aufhebt. Wir benutzen es, wenn es um wichtige Diskussionen geht, wenn Christopher mir mit seiner Macht nicht den Mund verbieten will. Wenn wir Entscheidungen treffen wollen. Richtige Entscheidungen, gemeinsam getroffene Entscheidung. Oder wenn wir uns streiten… „Ich fühle mich ein wenig verarscht, Herr Klaas“, sagt er giftig und rührt sich nicht vom Fleck. „Ich stehe in der Küche, bekoche dich, arbeite mein Arbeits-Pensum ab, damit ich Zeit für dich und deine Bewerbung habe und du spielst hier mit irgendwelchen virtuellen Affen!“ Er deutet wütend auf den Bildschirm. Der Browser reagiert endlich wieder. Das von mir nicht angerührte Word-Dokument liegt wieder auf der Oberfläche. „Was soll das?!“, blafft er mich an. Ich fahre mit meinen Händen durchs Gesicht. „Ich bin einfach nicht bei der Sache“, sage ich dann. „Das haben wir ja jetzt schon festgestellt. Wo liegt das Problem? Du hast lang genug geschlafen, du hattest keinen langen Tag, du hast gut gegessen“, zählt er auf. „Ja, ich weiß!“, zische ich. „Also?“, verlangt er weiterhin eine Erklärung, die Augenbrauen angehoben, ein skeptischer und ziemlich von Wut gezeichneter Blick auf mir ruhend. „Mann!“, meine ich und stehe auf, der Stuhl rutscht nach hinten und prallt beinahe gegen Christopher. „Ich hab einfach keine Lust drauf.“ „Vielleicht solltest du aber Lust drauf haben!“, moniert er lauter. „Wir haben jetzt Mitte April, falls du es nicht realisiert hast. Deine Vorlesungen haben bereits angefangen. Du hättest jetzt schon längst deine Bewerbungen rausschicken müssen. Du weißt ganz genau, dass manche Firmen eine Frist von einem Jahre haben – die fehlt jetzt somit schon die Hälfte.“ „Paul und Markus haben auch noch nichts“, werfe ich ein und lehne mich gegen das Schreibtischblatt. „Unterbrich mich nicht, ja…?“, meint er dazu nur ruhig, seine Stimme jedoch bebend. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so… sauer gesehen. Wirklich sauer. Real sauer. Ungut sauer. „Dir ist scheinbar nicht bewusst, wie wichtig praktische Erfahrung heutzutage ist. Das Praxissemester ist nicht umsonst angelegt worden. Du solltest froh darüber sein, andere Studenten ersticken an der Theorie und sind später nicht fähig, zu arbeiten. Du bekommst die Chance, schon jetzt einen Blick in die Arbeitswelt zu werfen. Ich kann verstehen, dass dir das Angst macht. Man will für immer studieren, es nicht so ernst nehmen, viel Freizeit haben, lange Semesterferien; aber ich bezweifle, dass du vor hast, ein Langzeitstudent zu werden. Oder?“ Ich schüttele bedächtig den Kopf. Sein Blick durchdringt mich. Geht tief. Bis in die Knochen. Ich fühle mich wie ein Kind. In solchen Momenten wird mir unser Altersunterschied bewusst. Ich kaue auf meiner Unterlippe. „Ich finde es ätzend, dass du meine Zeit so dermaßen verschwendest“, fährt er nun mit aggressiveren Worten fort. „Ich finde es eine Frechheit, dass du meinen Befehl, der dir gut tut, so missachtest und dich querstellst. Wenn du nicht willst, dass ich dir helfe, dann sag es mir.“ Er schweigt, wartet auf eine Antwort. „…ich will ja, dass du mir hilfst“, stammele ich, aber ich weiß nicht, was ich weiter sagen soll. Ich bin ein beschämtes Kind. Eigentlich weiß ich es besser, weiß, dass er recht hat. Meine Faulheit steht mir im Weg. Es gilt, sie zu bekämpfen. „Dann mach das, was ich dir sage. Ich helfe dir jetzt auch gern beim Firmencheck“, meint er ruhiger. „Das wäre gut, ich brauche jemanden, der mir da derbe in den Arsch tritt…“, gebe ich zu und kratze mich immer noch peinlich berührt am Hinterkopf. Christopher grinst. „…darin bin ich recht gut“, sagt er dann etwas erheitert und ich muss leicht lachen, als unsere Augen sich treffen. „Tut mir leid“, meine ich. „Das hoffe ich“, entgegnet er daraufhin ernst. „Wollen wir?“ Ich nicke. Er setzt sich wieder in den Chefsessel, rutscht aber ein Stück weit weg, damit ich direkt an die Tastatur und Maus kann. „Code Green“, sagt er leicht und sieht mich dabei an. Ich muss bestätigen. Tief blicke ich ihm in die Augen. „Code Green“, wiederhole ich dann. „…gut“, kommt es dann wieder leicht arrogant von ihm, sein Blick an Härte gewonnen, sein Grinsen an Großspurigkeit, an der Christopherischen Süffisanz. Er ist wieder voll und ganz mein Herr, auf der alltäglichen Ebene. Ich muss in mich hineingrinsen, als wir uns ernsthaft an die Arbeit machen. Irgendwie ist diese Erkenntnis immer erstaunlich. Die Erkenntnis, dass wir solch eine funktionierende Routine haben nach zwei Jahren Beziehung. Auf solch extremen Ebenen. Und ich habe das Gefühl, dass wir immer krasser werden. Im positiven Sinne. Ich kann mir ehrlich gesagt, keine andere Bindung mehr vorstellen. Wieder muss ich an Kilians Worte denken; dass manche Menschen für BDSM einfach prädestiniert bin. Ich denke, ich gehöre dieser Kategorie Mensch an. Auch wenn zu Anfang nie gedacht hätte, dass ich irgendwann mal alleine von Peitschenhieben kommen könnte… Schon seltsam, wie verwirrt ich an jenem Geburtstagsabend vor zwei Jahren gewesen war, als ich ständig an den Gummimaskenmann gedacht hatte… Es war damals erst Nachmittag, als wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Mein Herz wollte sich einfach nicht beruhigen. Mit weit offenen Augen lag ich auf meinem Rücken und starrte die graue Decke meines kläglichen Schlafzimmers an. Erst vor wenigen Minuten hatte Christopher sich aus mir heraus gezogen; ich war noch immer geweitet und ließ die heißen und verdammt frischen Erinnerungen durch meinen Kopf gehen. Christophers von Verlangen dominiertes Gesicht, die Art, wie er sich auf die Unterlippe gebissen hatte, als er mich nahm, der Klang seines Stöhnens. „Hey…“, flüsterte er und ich erschrak. Das Bett gab ein Stück weit nach, als er sich wieder neben mich setzte. Vorsichtig legte sich seine linke Hand auf mein Knie und er spreizte mein Beine; ich hielt die Luft an, nur um zu erkennen, dass er mich säubern wollte. Das Tuch war weich und Christopher tat es mit so einer Selbstverständlichkeit, dass ich gar nicht protestierte. Er zauberte ein weiteres Tuch wie aus dem Nichts und wischte meinen Bauch ab – auf dem ich unverkennbare Spuren unseren Zusammenseins hinterlassen hatte. Er verschwand, kam in wenigen Sekunden schon wieder, noch immer splitterfasernackt. Ich konnte meine Augen nicht von ihm nehmen. „Was ist?“, hakte er sachte nach und lächelte dabei, als er sich wieder neben mich legt, die Decke über unsere Körper zog, mich wieder an sich drückte, an seine immer noch erhitzte, klar Haut. Ich sog seinen betörenden Duft ein, kuschelte mich an ihn. „Ich kann nicht glauben, dass ich mit dir geschlafen habe…“, murmelte ich gegen seine Halsbeuge. Er lachte kurz und seine Brust bewegte sich dabei rapide auf und ab. „War es schön für dich?“, erkundigte er sich mit milder Stimme. Ich nickte hastig, hob meinen Kopf an, sodass ich ihm direkt in die Augen blicken konnte. „Ja, war es… Christopher“, fügte ich an. Er lachte erneut leise und kurz. Dann strichen seine Finger über meine Wangen. Er hielt meinen Kopf fest und küsste mich. „Geht’s dir denn mittlerweile etwas besser?“, fragte er. „Das Aspirin scheint ein wenig geholfen zu haben“, meinte ich daraufhin. „Das ist gut. Und wie sieht es seelisch aus? Immer noch Angst vor dem Gummimaskenmann?“, scherzte er. „…ein bisschen“, meinte ich grinsend und er küsste meine Stirn. „Ich will nicht, dass du Angst hast“, bemerkte er leise. „Mhm…“, machte ich und nickte dabei. Momentan… verspürte ich sie auch nicht mehr. Seine Worte hatten mich beruhigt. Schon allein das Aussprechen meiner Ängste hatte befreiend gewirkt. Vergiss bitte diesen Gummimaskenmann. Wir beide werden nur das tun, wozu wir beide auch Lust haben. Er hatte gesagt, es ginge ihm um mein Einverständnis. Dass BDSM auf Freiwilligkeit aufbaute. Ich muss deine Vorlieben erst richtig kennenlernen, bevor ich ohne dein Wissen irgendetwas Neues in unsere Beziehung einbringe. Und momentan ist alles neu. Ich lag mit Christopher im Bett. Nackt, leicht verschwitzt vom Akt. Mit Christopher Lang. Dem Anwalt aus dem Park. „Ich steh auf Handschellen“, hörte mich nach einer Weile plötzlich plappern, in der wir einfach nur still dagelegen hatten. „…ja, das weiß ich doch…“, kam es ruhig und trotzdem interessiert von ihm, irgendwie auffordernd, leise. „Mhm…“, ich presste meinen Kopf weiter gegen seine Halsbeuge, spürte seine Arme um meinen Körper geschlungen und fuhr langsam fort: „Ich finde es geil, in diesem Moment, so ausgeliefert zu sein; wenn ich dann nicht fähig bin, in das Geschehen einzugreifen und einfach alles passieren lassen muss.“ „…erregt es dich, wenn du dich bewegen willst und es nicht funktioniert…?“ „…ja…“ „…törnt es dich an, wenn du dich winden und drehen kannst, wie du nur möchtest, und doch keine Befreiung findest?“, fragt er erneut mit einer tieferen Stimme, die mich erschaudern ließ. Die Zweifel, die mich die Nacht zuvor hatten zu tief ins Glas schauen lassen, waren weit, weit weg. Verdrängt. Dieses neue Gefühl zog mich wieder in den Bann. Die Erkenntnis, dass ich jetzt ein Sklave war. Ein Sex-Sklave. Was hatte Christopher genau gesagt? Ich fordere deinen absoluten Gehorsam, aber ich bin kein Sadist. Ich will nicht, dass du deine eigene Existenz aufgibst und nur noch das tust, was ich von dir verlange. Ich will dass du mein Sexsklave wirst, aber ich will dich nicht auf diese Position reduzieren. Ich will, dass du „nein“ sagen kannst. Safety ist mir wichtig, Vertrauen ist mir wichtig. Und… Ich will dir weh tun. Ich will dich auf den Knien vor mir sehen. Ich will dich fesseln, knebeln, schlagen und ficken. Eine Gänsehaut überkam mich. Mal wieder. Ein Moment, in dem mir abermals bewusst wurde, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. „…ja…“, beantwortete ich nun seine Frage. „Das freut mich sehr…“, wisperte er und sein Atem strich über meine Stirn. „Bleibst du heute Nacht?“, fragte ich ihn, irgendwie erwartungsvoll. „Ich kann nicht“, sagte er und in seiner Stimme schwang ehrliche Enttäuschung und so etwas wie Bedauern mit. „Ich muss noch einen wichtigen Fall für Montag vorbereiten“, fügte er hinzu und seufzte; ich schwieg. „Zudem würde ich dir eh gern ein bisschen Zeit lassen, um über alles alleine nachzudenken…“ Er setzte sich auf und so war auch ich gezwungen, von ihm abzulassen. An die Bettkante lehnend betrachtete er mich mit einem milden Lächeln. „Ich möchte, dass du noch mal in Ruhe über alles nachdenkst…“ „Ich mach keinen Rückzieher!“, fiel ich ihm ins Wort. „…ich weiß, Niko“, fuhr er darauf bezogen fort und grinste. „Dafür ist es auch längst zu spät, das wissen und fühlen wir doch beide…“, er nahm meine Hand und führte sie zu seinem Mund, hauchte mir einen Kuss auf meinen Handrücken. „Du bist bereits mein Sklave. Dein Training hat schon längst begonnen.“ „Ja, Christopher“, sagte ich und er lachte zufrieden. „Sehr, sehr gut, Niko“, stellte er genüsslich fest und strich mir durchs Haar. So zärtlich. So langsam. Belohnend. „Und dennoch“, setzte er wieder an und seine Berührung endete; mit ernster Miene begutachtete er mich. „Ich will, dass du diesen Abend erstmal sacken lässt und diese Vorstellung des Gummimaskenmannes aus deinen Gedanken verbannst.“ Er schaute mir sehr tief in die Augen und ich nickte einfach nur, wollte jenes tun, meinen Geist befreien. „Ich habe noch eine kleine Aufgabe für dich. Du bist ja ein recht guter Rechercheur, wir sich herausgestellt hat – auch wenn dich einige Dinge abgeschreckt haben mögen und dir eine etwas verquerte Vorstellung der Szene vermittelt haben. Ich will, dass du dir ein Blatt Papier nimmst und aufschreibst, was du dir auf keinen Fall vorstellen kannst, was du absolut nicht machen willst. Wenn du es schriftlich hast, wird es dir vielleicht ein wenig besser gehen – vor allem, da du mir dieses Blatt geben wirst, damit ich es auch noch mal vor Augen habe. Ja?“ „Gute Idee“, meinte ich daraufhin. „Und wie gesagt: wenn ich dir etwas aus dem BDSM-Bereich zeigen will, dann spreche ich das vorher mit dir ab, damit du dich mental darauf vorbereiten kannst oder wir das gegebenenfalls verschieben können. Also musst du dir keine Gedanken mehr machen bei unseren Treffen, ob ich jetzt etwas vorhabe mit dir, oder eben nicht. Und wenn ich eine Tasche mitbringe und vorher nichts mit dir abgesprochen habe, kannst du davon ausgehen, dass dort weder Handschellen noch irgendwelche anderen Sextoys drin sind, okay?“ Ich musste irgendwie beschämt lachen, als ich an die Reisetaschen-Aktion von vorhin dachte. „Ja, okay…“ „Gut“, sagte er nun eine Spur härter, ein Grinsen umspielte seine Lippen immer noch. Heute war Christopher nicht ganz so krass in seinem Emotionswechsel. Vermutlich, um mich zu beruhigen, weil ich immer noch gaga war vom Alkohol, weil er Rücksicht nahm. Ein schönes Gefühl waren diese Erkenntnisse… Ich beobachtete ihn, wie er sich gemächlich anzog, seine Tasche packte. „Bleib liegen“, meinte er zu mir, als ich aufstehen wollte, um ihn zur Tür zu begleiten. „Ich finde den Weg schon“, scherzte er etwas sarkastisch. „Ich will, dass du dich ausruhst, verstanden…?“ „…ja, Christopher.“ „Gut.“ Ein Nicken. Ein Grinsen. Dann beugte er sich herunter zu mir, schlang seine Arme um mich und drückte seine Lippen auf die meinigen. „Genieß die Zeit allein und ruf mich morgen nach dem Frühstück direkt an. Das… ist ein Befehl“, machte er auf lockere Art und Weise deutlich. „Okay, Christopher“, meinte ich nur und er nickte erneut zufrieden. Dann war alles still und ruhig und meine Gedanken zu schwach, um sie wirklich wahrzunehmen. Mein Hintern pochte noch ein wenig – ich hatte lange Zeit keinen Sex mehr gehabt. Da war er. Der warme Rotschimmer auf meinen Wangen. Ich wälzte mich auf meinem Bett und lachte, wie ein Verrückter; oder wie ein verliebtes Schulmädchen aus Hollywoodfilmen. Stereotypische, übertriebene Darstellungen von sozialen Gruppen. Ich hatte mit ihm geschlafen. Ohne Kondom. Er hatte mich mit seinem Saft gefüllt. Ich war sein Sklave. Was für eine seltsame, neue Welt… Ich dachte nach, führte mir Christophers Erscheinung vor die Augen, dachte an unser erstes Mal, an den Tag der letzten Woche, an dem er mir die ersten seiner Regeln vorgetragen hatte. Als ich nackt vor ihm kniete… Ich dachte an seine Bestrafung; die harten Klapse auf meinen Hintern… Mein Handy vibrierte. Es lag direkt neben dem Bett. Christopher schrieb mir, wahrscheinlich schon von zuhause aus. Seit seinem Abgang war bereits einige Zeit verstrichen, wie ich erst jetzt bemerkte. „Es war wunderschön mit Dir Niko… Ich vermisse Dich schon jetzt. Christopher“ …erneut wälzte ich mich auf dem Bett, mit klopfendem Herzen und tippte, als ich mich wieder beruhigt hatte, eilig zurück: „Ich fand es auch wundervoll. Ich hab so lange drauf gewartet… Bis Morgen, freue mich jetzt schon auf Deine Stimme! Niko“ Es dauerte nicht lang, da fiel ich wirklich in einen tiefen Schlaf. Ich hatte es nicht einmal geschafft, mir eine Schlafhose zu greifen; war einfach so, wie Christopher mich zurückgelassen hatte eingeschlafen. Am kommenden Morgen erwachte ich gegen 10 Uhr. Ich duschte, schlüpfte in frische Klamotten, frühstückte hastig und setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett. So etwas wie Aufregung hielt mich in ihrem Bann, als ich seine Nummer wählte, dem Freizeichen lauschte und erwartungsvoll auf seine wunderschöne Stimme wartete. Ich erreichte ihn nicht. Die mechanische Mailbox erklang am anderen Ende und ich hasste es, aufs Band zu sprechen. Ein Klick, das Handy lag beiseite. Ich kaute auf meiner Unterlippe und ließ mich mit dem Rücken auf die Matratze zurückplumpsen; im selben Moment klingelte das Mobiltelefon und ich wirbelte zur Seite – sein Name stand deutlich auf dem Display, umgehend nahm ich das Gespräch an. „Guten Morgen, Christopher!“, begrüßte ich ihn. Ein warmes, dezentes Lachen ertönte. Dann diese milde Stimme: „Guten Morgen, Niko. Hast du gut geschlafen?“ „Ja, ja das hab ich. Und du?“ „Ich auch, danke, dass du fragst. Geht es dir gut?“ „Ja, ich bin gut“, sagte ich irgendwie dümmlich. Er lachte wieder. „Ja, bis jetzt bist du ein braver Junge“, zog er mich – leicht verführerisch – auf. „Dein Kopf auch wieder OK?“ „Keine Kopfschmerzen und keine seltsamen Gedanken“, beantwortete ich seine doppeldeutige Frage. „Gut.“ Raue Samtigkeit in seiner Stimme; ich erschauderte leicht. „Ich hoffe, deine Party hat dir trotz dieser quälenden Fragen und Bedenken gefallen?“ Hatte ich mich überhaupt schon bei Christopher bedankt? Ich konnte mich nicht mehr erinnern, war mir nicht sicher. „Ganz, ganz herzlichen Dank dafür, Christopher. Es war wirklich schön und das mit Sarah fand ich ehrlich gesagt auch sehr lustig – im Nachhinein. Auch wenn mir Frank ganz schrecklich leid tut. Dem war das ziemlich peinlich…“ „Dem sollte seine unterbelichtete Freundin auch peinlich sein“, kam es im etwas hochnäsigen Ton vom Anwalt. „Aber freut mich, dass er dir dennoch gefallen hat. Deine wenigen Freunde scheinen wirklich nett zu sein.“ Krasser Fang. Mareikes Worte fielen mir ein. „Ja… Ich glaube auch, sie fanden dich nett.“ „Wie kann man mich nicht nett finden?“ Ich konnte mir sein aufgeblasenes, triumphierendes Grinsen bildlich vorstellen bei dieser Äußerung. „Ich finde dich sogar sehr nett“, meinte ich also glucksend. „Sehr nett? Aha“, schmunzelte er. „Sehr, sehr nett…“ „Ich werde aber nicht immer sehr, sehr nett zu dir sein…“ Etwas wundervoll-bedrohliches klang in seiner Stimme mit. Ein Prickeln auf meiner Haut. „Das will ich auch nicht…“ „Apropos wollen…“, meinte er dann. „Ich hoffe, du hast meine kleine Aufgabe nicht vergessen?“ „Nein.“ „Nein, Christopher“, sprach er mir abermals vor. „Nein, Christopher“, wiederholte ich unvorzüglich. „Gut.“ Gott, sein knappes ‚gut’ brachte mich immer wieder beinah um den Verstand. Ein einzelnes Wort – aber dieser Tonfall und diese Bedeutung dahinter…! „Dann mach dich an die Arbeit, lass dir aber Zeit. Ich will, dass du genau nachdenkst. Und ich möchte, dass du mich anrufst, wenn du meinst, du bist fertig. Einverstanden?“ „Ja, Christopher.“ „Wunderbar… Also. Bis später, Niko.“ „Ja, bis später.“ Ich holte den Laptop zu mir aufs Bett, loggte mich ein, öffnete ein neues Dokument; holte tief Luft, meine Fingerkuppen bereits über den Tastaturenblock streichend. Kurz schloss ich die Augen. Das war nicht einfach nur eine Liste, die ich anfertigen würde. Das war eine Entscheidung, die ich treffen würde; die Grenzlinie, dich ich ziehen durfte. Mein minimales Mitbestimmungsrecht auf unserem seltsamen Weg, den ich schon seit meiner ersten Wiederkehr in den Park eingeschlagen hatte. Ich drehte mich nicht mehr um, weil ich das Verlassene nicht mehr betrachten wollte. „Gummimaskenmann…“, murmelte und kicherte dümmlich. Jetzt, nach diesem klärenden Gespräch, nach den beruhigenden Worten, war ich in der Lage, selbst ein wenig über mich zu lachen, diese Ängste von meiner Seele wegzuschieben, sie zuzuordnen und sie mit einer gewissen Distanz zu betrachten. Und dieser Gedankenzug wurde zum ersten Punkt auf meiner Liste. Ich zückte den Kuli. - Stichwort Rubber: Ich will keine Gummimasken oder sonstigen Kopfbedeckungen tragen, die mir den Mund und die Augen zudecken - und keine Ganzkörperanzüge Der erste Punkt eines Papiers, das Wichtigkeit erreichen sollte. Ich stürzte mich erneut in die Recherche und gab Begrifflichkeiten ein, die mir schon bei meinem vorigen Stöbern aufgefallen und im Kopf geblieben waren. - Richtiges Bloodplay - Saliromanie bzw. Scat Nein, ich konnte mir keine Toilettenspielchen vorstellen. „Der Sklave wird als Toilette von seinem Herren / seiner Herrin benutzt.“ Vielleicht waren meine Vorstellungen von dem kommenden Sexleben mit Christopher bereits „verquert“ und für manche „seltsam“ – aber dass mich Kot oder Urin an Kleidung, Körper – oder im Mund – erregen könnte; nein. Ein widerlicher Schauer kroch meinen Rücken hinunter. Das wollte ich mir einfach nicht näher vorstellen. Ich bezweifelte zwar, dass Christopher darauf stand, aber ich sollte schließlich alles aufschreiben. Das war sein Befehl. Dass mein „Fleisch“ nicht zur sexuellen Befriedigung an andere Master „verliehen“ werden konnte, hatten wir bereits geklärt. Ich fordere absolute Loyalität von dir. Und ich kann dich auch versprechen, dass auch ich dir absolut treu sein werde, verstanden? Das hatte er mir im Bistro bei unserem ersten gemeinsamen Frühstück als Pärchen gesagt… Ich surfte weiter, dachte nach, schrieb. - Zwangsjacken - Klinikspiele - Branding - Messerspielchen, Cutting - degradierende Beleidigungen - öffentliche Vorführungen Und dann blieb ich auf einer besonderen Amateurseite hängen. Über verschiedene Bondage-Termini war ich zu ihre gelangt, musterte die kleinen Videobeispiele, die man kostenlos abrufen konnte, sich vor die Augen führte; lediglich ein paar Minuten, das Maximum: zehn. Ich schluckte. Der Sklave: ein junger Mann mit zarter Haut und ausgeprägten Bauchmuskeln, komplett rasiert; die Arme mit einem hellen, weißen Seil in komplizierten Knoten und Windungen über die Brust, Schultern, Oberarme, Hals hinter den Rücken gebunden. Die Beine: gespreizt, ein Seil jeweils die Unterschenkel an die Oberschenkel bindend, keine Möglichkeit, die Beine zu strecken. Ein schwarzer Lederriemen um seinen Hoden gebunden. Sein Geschlecht: hart wie ein Felsen. Und der Master? Er umfasste den Hodensack, drückte zu – und begann zu schlagen. Mit der bloßen Hand. Zuerst langsam, in großen Abständen, dann wiederum schneller, bis sein Sklave jaulte; wieder langsam, Streicheleinheiten. Zuckerbrot und Peitsche. Dieser Begriff wurde mir durch diese Zuwendungen so deutlich. Der Sklave empfand enorme Pein; er schrie, wimmerte, jaule. Aber er stöhnte auch, keuchte, seufzte. Er wand sich, bäumte sich auf, zitterte. Er kam. Allein vom Schmerz, die die schlagende Hand seines Masters, verursacht hatte. Video vorbei. Noch mal. CBT – Cock and Ball Torture. Ich weiß nicht, wie viel Zeit verging, wie viele kurze Clips dieser Art ich mir vor die Augen führte. Es war wie eine langsam erwachende Sucht, ein gieriges Verlangen, das ich zu stillen versuchte. Ich fasste mich an. Das war… es war phänomenal. Wieso war ich vorher nie auf solche Praktiken aufmerksam geworden? Weil ich nie den richtigen Partner hatte. Meine Augen fanden den Weg zur Uhrzeitanzeige. Ich erschrak. Es war beinahe 14 Uhr. Ich griff zum Telefon. „Hallo Niko“, grüßte mich Christopher, dieses Mal umgehend nach dem ersten Freizeichen. Hatte er meinem Anruf etwa entgegengefiebert? „Hi…“, murmelte ich etwas heiser und musste mich räuspern. „Ist deine Liste fertig?“, fragte er direkt. Ich nickte und mir fiel auf, dass er diese Geste doch gar nicht sehen konnte. „Nein. Äh. Doch! Ja. Ja, sie ist fertig.“ „Was denn jetzt?“, kam es etwas patzig. O Gott, dieser Emotionswechsel. Herrlich! „Sie ist fertig. Christopher.“ „Gut.“ Er wollte noch etwas hinzufügen, aber die Worte strömten einfach so aus meinem Mund: „Kommst du heute vorbei, um sie dir anzusehen?“ Klang ich flehend? Er schmunzelte. Eine Weile schwieg er. „Eigentlich wollte ich dir Zeit für dich allein geben, weil du ja doch etwas überfordert schienst von der ganzen Sache… Aber scheinbar habe ich das falsch eingeschätzt. „Ja, hast du!“ „Halt den Mund!“ Diese barsche Stimme. „Ich komme heute um 18 Uhr vorbei“, verkündete er dann schon etwas milder. Dieser Wechsel… „Falls du deine Meinung ändern solltest und doch lieber allein sein willst, sag mir einfach Bescheid. Ich bin dir dann auch nicht böse, wir können auch einfach erstmal nur miteinander telefonieren, okay?“ „Okay.“ Ich änderte meine Meinung nicht. Stattdessen verfasste ich eine andere Liste. Eine JA-Liste. Eine Liste mit Dingen, die mich fasziniert hatten auf meiner virtuellen Suche. Die Tatsache, dass ich jene Praktiken in Zukunft tatsächlich durchleben würde, wirkte plötzlich gar nicht mehr abschreckend, so wie sie es gestern sporadisch noch getan hatte; sie wirkte betörend, irgendwie… berauschend. - CBT - Spanking - Cum-Control - Bondage im Allgemeinen - Peitschen, Flogger, Rohrstocke, aufblasbare Knebel - Reizstrom - Pet-Play Ich starrte auf den Bildschirm. Die beiden Listen. Ich schwitze, obwohl ich mich nicht bewegt hatte. Ich war außer Atem, obschon ich nicht gerannt war. Es war halb sechs. Eine halbe Stunde. In einer halben Stunde würde er wieder hier sein. Mein fester Freund. Mein Herr. Mein Master. Christopher. Und unser Weg würde konkreter werden… „Was bitte lenkt dich jetzt schon wieder ab?!“, erklingt die barsche Stimme in der Gegenwart. Erst jetzt bemerke ich, dass ich in meinen Gedanken schon wieder viel zu weit abgedriftet bin, dass die Bewerbung noch nicht vollends steht, dass ich weiter tippen muss. Ich will antworten, da reißt Christopher meinen Kopf hinten, seine Finger in mein Haar vergraben. „Was?!“, blafft er, seine kalten Augen auf mir ruhend. „Ich hab mich an etwas erinnert!“, antworte ich gehorsam. „An was?“, hakt er langgezogen nach. „An meine Liste von No-Gos…“, meine ich kleinlaut. Er lässt ab von mir. Langsam richte ich meinen Kopf wieder nach vorne, den Augenkontakt nicht brechend. Christopher grinst. Eine Mischung aus Wärme und Arroganz. „Ahhh“, macht er. „Die Liste…“ Wir schmunzeln beide. „Du warst wirklich erpicht darauf, deinen Schwanz von mir verprügelt zu bekommen…“, raunt er und beginnt, mit einer Haarsträhne von mir zu spielen, sie zwischen seinen Fingern zu zwirbeln. „…das bin ich noch immer…“, wispere ich rau zurück und beuge mich vor, will unsere Münder kollidieren lassen, seinen Duft einsaugen, meine Zunge über seinen Muskel streichen lassen; dieser Welt für einen kurzen Moment entfliehen und mich meinen düsteren Gedankengängen völlig hingeben. Aber das lässt Herr Lang nicht zu. Unsanft pralle ich mit meinem Gesicht auf die Schreibtischplatte, seine Hand meinen Kopf brüsk dagegen drückend; sein Mund direkt an meinem Ohr flüstert er beängstigend: „Erst machst du diese verdammten Schreiben fertig… Dann, und nur wenn mir danach ist, werde ich mich deiner annehmen, Sklave. Kapiert, Niko?!“ „Ja, Christopher!“, wimmere ich. Meine Hose ist viel zu eng, das Kribbeln weitet sich aus. „Gut“, meint er knapp. Dann erhebt er sich. „Den Rest schaffst du allein.“ Er ist fort. Ich tippe. Und ich weiß: Später wird ihm danach sein… - - - Ich bedanke mich GAAAAAAAAAAAANZ herzlich für ALLE Kommentare :) Sorry, dass ich momentan nicht wirklich Zeit habe, auf alle persönlcih einzugehen, aber wisst: ich lese sie ALLE, manchmal sogar mehrfach *zugeb* :D Und ich nutze die wenige freie Zeit zum Tippen! Kapitel 19 ist schon begonnen. Alle Updates: http://twitter.com/#!/SummoningIsis Uuuuuuuund, ich hab euch CHRISTOPHER "gemalt": http://twitpic.com/3qx9uw ^^ Kapitel 19: 19 -------------- So schnelle Updates seid ihr gar nicht mehr gewöhnt, was? ;) Meine Beta Mondlilie liegt leider krank im Bett (wünscht ihr gute Besserung ^^), also ist meine liebe Freundin Death-by-Chocolate eingesprungen und hat den Text geprüft - damit ihr ihn so schnell wie möglich lesen konntet. Besten Dank, meine Liebe :) Und jetzt tipp endlich an Deiner Geschichte weiter, weil ICH DEIN Update kaum erwarten kann ;) Eigentlich sind es nur noch Details, die ich ändern muss; Firmennamen und Abteilungen umwandeln, die jeweiligen Namen der Ansprechpartner korrigieren, mich selbst je nach Adresse anders anpreisen – Christopher hat mir ein Musterbeispiel getippt. Mit dieser Vorlage ist es ganz simpel zu arbeiten. Dennoch: ich brauche fast 40 Minuten, um die garstige Aufgabe zu beenden. Während dieser Zeit betritt mein Freund das Arbeitszimmer nicht. Ich beginne meine abgespeicherten Dokumente zu drucken und scrolle mich erneut durch meinen Lebenslauf, den Christopher stilistisch aufpoliert hat. Er weiß sich auszudrücken. Morgen brauche ich nur noch neue Bewerbungsfotos von mir schießen zu lassen; wie mein Herr es mir aufgetragen hat. Bei diesem Gedanken erzittere ich minimal und kann mein Grinsen nicht unterdrücken. Wir sind zwei Jahre zusammen und alles ist immer noch so... betörend, mich voll und ganz einnehmend; es ist besonders. Ich kann es nur noch mal wiederholen: eine andere Art der Beziehung kann ich mir nicht mehr vorstellen. Vermutlich ist diese Tatsache nicht besonders gesund, betrachtete man sie aus einer gänzlich objektiven Perspektive. Vielleicht habe ich mich in eine sehr spezielle, psychische Abhängigkeit begeben: Christopher entscheidet über mich, er weist mich an, er führt mich; ich brauche seine Erlaubnis für gewisse Dinge, meine Rechte sind stückweise eingeschränkt, ich muss mich fügen, Befehlen gehorchen. Streichen wir das vorangegangene 'vielleicht'. Psychische Abhängigkeit, die Reduzierung von allgegenwärtigen Rechten, Erniedrigung, übermäßige sexuelle Reduzierung, physische Übergriffe, Überwachung. Weil ich es so will. Wenn dies meine Forderungen sind und Christopher meine Wünsche durch sein Dasein als mein Master erfüllt, kann man jene Sachen noch so ausdrücken, wie sie hier geschrieben sind? Gilt dann noch der übergreifende Kontext, die Interpretation der Wörter, die uns während der Sozialisation unbewusst in den Kopf gedrängt worden sind? Sklaverei... der Zustand, in dem Menschen als Eigentum anderer gehalten und behandelt werden. Meistens, um ihre Arbeitskraft ungeschoren auszunutzen, sie zum Arbeiten zu zwingen und sie ihrer Menschenrechte zu berauben. Die unfreie Klasse. Seit der Antike ein Teil menschlicher Geschichte. Doch während des Voranschreitens menschlicher Historie ändern sich Begriffe, ändern sich Einstellungen, ändern sich Zustände und Interpretationen. Offiziell wurde Sklaverei ab dem später 18. Jahrhundert etappenweise abgeschafft. Doch sie hat sich nur gewandelt und in die restriktiven Wände der Gesellschaft eingenistet. Ein-Euro-Jobber sind Sklaven, kleine Fische im großen Teich; der Angestellte einer riesigen Firma, die zwölf Stunden pro Tag ackern, damit sie nicht raus fliegen, sind Sklaven - der alten Interpretation. Sie hassen es, sie müssen sich fügen und sie sehen keinen Ausweg. Und es hat nichts mit physischer oder psychischer Genugtuung zu tun. Von dem immer noch bestehenden, illegalen Menschenhandel möchte ich gar nicht erst sprechen… Und Lustsklaven? Die gab es bereits im alten Rom... Ich bin Sklave eines etwas anderen Verständnisses. Vielleicht kann man mich auch als Lustsklaven beschreiben. Ja, es gibt einige Parallelen zwischen diesen verschiedenen Begriffswelten. Die da wären? Nun. Ich gehöre Christopher. Ich bin sein Besitz, sein Eigentum. Aber er zwingt mich nicht dazu. Es war meine Entscheidung; und um Entscheidungen zu treffen, muss man frei sein. Ich bin frei – in dem Ausmaß, das ich selbst für mich wähle. Somit besitze ich Rechte. Im Übrigen haben wir jene offiziell in einem Vertrag festgehalten, den nur wir beide kennen. Durch meine Behandlung als Christophers Sklave erlange ich Genugtuung und das nicht nur im eigentlichen Spiel, das meist auf Sex ausgelegt ist, auf sexuelle Befriedigung. Ich will dominiert werden, in all meinen Lebensbereichen. Ich kann die Beweggründe nicht genau definieren, zu schwer fällt es mir, meine Gefühlswelt in Worte zu fassen. Vielleicht muss ich das auch gar nicht? Wieso mögt ihr Schokoeis, und wieso hassen einige von euch es? Wieso schlaft ihr auf der rechten Seite und einige von euch auf der Linken? Ich denke, einige Empfindungen tauchen einfach auf und es bedarf keiner genauen Erklärung für ihre Existenz - noch für ihr Ausleben, das manchmal sogar unbewusst geschieht. Wenn etwas Spaß macht, analysiert man doch nicht, warum. Wenn etwas schmeckt, fragt man sich nicht, wieso die Geschmacksnerven so reagieren, wie es der Fall in jener Situation ist. Ich kann nur schemenhaft diese Entwicklung zurückverfolgen. Es war ja eigentlich nicht Christopher, der diese Gefühle erst in meine Seele einpflanzte. Er war es, der die Saat nur erntete, sie pflegte, sie erweiterte; mich überhaupt erst auf dieses bestellte Feld in meinem Geiste aufmerksam machte; meinen Kopf packte und mich zum Sehen zwang. Die Gefühle, die ich mit Christopher erkunde, die ich mit ihm real werden lassen kann, auslebe – sie schlummerten irgendwo in meinem Unterbewusstsein, warteten auf einen „Trigger“. Ja, es begann mit Handschellen. Vielleicht waren dies ja wirklich meine aller ersten, ziemlich unschuldigen Schritte in jene Richtung, die nun mein Wesen bestimmt. Schritte, die ich damals noch nicht zu deuten wusste. Der harte Sex, den ich der liebevollen Art vorzog – ich hatte nie darüber nachgedacht. Bis er kam. Ich stehe auf. Der Drucker hinter mir ist immer noch am arbeiten. Ich durchquere den Wohnzimmerbereich, in dem der große Holztisch mit sechs Stühlen steht, höre das Wasser in der Küche rauschen und luge in den Raum hinein. Still bleibe ich stehen und betrachte Christopher aus dieser kleinen Distanz; schaue zu, wie er einen Topf abspült, sich danach die Hände abtrocknet, wie er seufzt, das Radio etwas leiser stellt und dann den besonderen Schrank öffnet, in dem sie süßen Versuchungen ruhen – von denen er mir mehr versprochen hat. Als er sich umdreht, einen Marsriegel in der Hand, und sich mit dem Hintern gegen die Küchenzeile lehnt, genüsslich in diese Sünde beißt, muss ich lachen. Christopher schreckt auf. „Gott, hast du mich erschreckt!“, spricht er aus, nachdem er sich fast verschluckt hat, und verfällt dann ebenfalls in kurzes Gelächter, schüttelt den Kopf. Ich gehe auf ihn zu. „Ich dachte, die Marsriegel gehören mir?“, ziehe ich ihn auf, eine Spur lasziv. Das Meeresblau richtet sich auf mich, Christopher grinst subtil. „Hmmm…“, macht er verspielt und beißt erneut ab, lässt sich den zweiten Bissen sichtbar schmecken. Meine Hände streichen über seine Seiten, während er sich verführerisch über die Lippen leckt, die ich sogleich mit meinen beanspruchen muss. Christopher lässt mich gewähren, legt sogar einen Arm um mich, als ich mich nach oben beuge und unsere Münder kollidieren lasse. Er schmeckt nach dieser beliebten Süßigkeit, die ich nur allzu gerne verschlinge. Ich verschränke meine Arme hinter seinem Nacken, dränge meine Zunge noch weiter in seinen Mund – und er ist ganz und gar nicht um Widerstand bemüht. Er kommt mir mit einem Muskel enthusiastisch entgegen. Seine Hand schlängelt sich meinen Rücken entlang und er drückt mich weiter gegen sich. Sein Körper direkt am meinen fühlt sich unverschämt gut an. „Weißt du…“, haucht er gegen meine Lippen und zieht seinen Kopf spielerisch zurück, als ich versuche, unsere Münder wieder zu verschließen; sein Atem ist heiß. „wenn die Marsriegel dir gehören und du mir gehörst… dann gehören doch auch die Marsriegel automatisch mir… oder nicht?“ „Wahrscheinlich, Christopher…“, murmele ich und versuche, ihn ein weiteres Mal zu küssen, doch er verweigert mir diesen Kontakt, bringt unsere Münder zuerst nahe, und zieht im letzten Moment seinen Kopf doch noch zurück; einige Male wiederholt er diese neckende Prozedur. Dann, als ich schon wieder denke, er würde sich mir abermals entziehen, lässt er unsere Lippen brutal aufeinander prallen und beißt brüsk in meine Lippe, wonach er meinen Mund mit seiner heißen Zunge erforscht. Ein süßer, heißer, ruppiger Kuss. Sein Mund wandert dann über meine Wange, verteilt dort kleine Küsschen, landet letztendlich bei meinem Ohr. „Bist du fertig?“, raunt er. Ich nicke. Er schilt mich nicht, dass ich ihn nicht verbal geantwortet habe, sondern drückt mir den Rest des Marsriegels in die Hand und lässt von mir ab. „Dann lass uns mal die Endresultate begutachten, was?“, meint er flapsig und macht sich auf den kurzen Weg ins Arbeitszimmer. Natürlich folge ich ihm – den Schokoriegel naschend. Er sieht sich jedes einzelne Blatt an, nickt zustimmend, weist mich hier und da auf Rechtschreibfehler hin, die ich sofort behebe und eine neue Version ausdrucke. Insgesamt habe ich acht Bewerbungsschreiben. Christopher ist zufrieden. Er lächelt, schaltet den Drucker ab. „Super, Niko“, lobt er mich und streicht mir sanft durchs Haar. Ich erschaudere bei dieser belohnenden, zärtlichen Berührung. Ich liebe es, wenn er mich lobt... „Danke für deine Hilfe“, murmele ich, während ich seine längst verschwundene Hand noch immer an meinem Haupt fühlen kann. Ich schrecke leicht auf, als er plötzlich von hinten an mich tritt und seine Arme um meinen Oberkörper windet; sein Wange an meine gepresst, seine Brust an meinen Rücken gedrängt wispert er „Du weißt, ich bin immer für dich da…“ Er haucht mir einen Kuss auf die Wange und dann bleiben wir einfach so stehen, mitten im Raum. Meine Finger sind mittlerweile zu seinen warmen Händen gewandert, die auf meiner Brust ruhen; ich habe die Augen geschlossen, genieße diesen Moment der Zärtlichkeit, der meine Sinne einnimmt. Ich spüre sie. So sehr, so extrem – Christophers Liebe für mich. Seine Wange ist leicht kratzig; ich kann einige der minimalen, sich anbahnenden Bartstoppel spüren. „Du kratzt“, meine ich leise. „Ich kratze dich gern, das stimmt…“ Ein Schmunzeln. „Du schlägst mich auch gern…“, hauche ich. „Ja, das tue ich…“, gluckst er und drängt sich noch weiter gegen mich. „Weißt du, was ich am liebsten mit dir mache…?“, fragt er mich dann. „…was denn?“ Ich klinge heiser. „Dich bekochen!“ Wir lachen beide laut. „Ich hab ehrlich gesagt, wieder ein wenig Hunger“, gebe ich dann zu. „Soll ich uns ein kleines Abendbrot zaubern?“, hakt er nach und lässt widerwillig von mir ab. „Nur, wenn es dir nichts ausmacht“, gebe ich zurück. „Ich helfe gern“, biete ich mich an. „Nein“, meint er knapp und grinst wieder auf diese leicht selbstgefällige Art und Weise. „Du ruhst dich vor dem Fernseher aus, du hast genug getan heute“, meint er und deutet mit seinem Blick auf den kleinen Stapel Bewerbungen. „Okay, Christopher“, murmele ich versonnen, weil ich mal wieder in diesen blauen Augen versinke. Es dauert nicht lang, bis er mich ruft. Der Tisch ist gedeckt mit verschiedenen Käse- und Wurstsorten, es gibt sogar gekochte Eier und aufgebackene Brötchen, Tee, saftige Tomaten… Christopher und ich schlemmen eben gern. Während wir essen erzählt er mir von einer Radiosendung über Schach, die er heute im Radio gehört hat. „Ich sage ja“, meint er. „Das Spiel ist nicht totzukriegen.“ „Hat Martin jetzt eigentlich angefangen Schach zu spielen?“, hake ich nach, weil ich an Holger denken muss. „Nein. Deswegen spielen Holger und ich ja auch so oft.“ „Achso…“ Wir sprechen über Donnerstag. „Dass es Neuzuwachs gibt, hatte ich dir schon gesagt, oder?“, meint er und ich nicke, an meinem Tee nippend. „Hast du den Ring?“ Ich nicke erneut. „Gut.“ Dann: „Wann findet der Stammtisch statt?“ „18 Uhr.“ „…wow. Ich bin begeistert. Du hast es dir gemerkt“, scherzt er etwas verblüfft. Dass ich mir nur versprochen hatte, gebe ich nicht zu, grinse einfach nur etwas dümmlich. „Satt?“, erkundigt er sich. „O jaaa…“, meine ich nur nach zwei Brötchen. „Gut.“ „Ich räume ab!“, verkünde ich und springe umgehend auf, beginne mit der angekündigten Tätigkeit. Christopher beobachtet mich dabei, lehnt sich zurück in seinem Stuhl und genießt seinen Tee im Stillen. Ich bin zu hastig. Als ich die Teller zusammenstelle und sie samt Besteck und der Tee-Untertassen auf die Küchenzeile deponieren will, um sie dann in die Spülmaschine zu stellen, fällt eines der Messer geräuschvoll zu Boden. Christopher schnaubt. „Lass noch einmal etwas fallen, Niko...“, warnt er mich im gefährlichen Tonfall. Ich halte inne; meine, das eigene Herz in diesem seichten Rhythmus schlagen zu hören und spüre, wie sich eine Gänsehaut anbahnt. Seine plötzlich so kalten Augen ruhen auf mir. Er bewegt sich nicht, starrt mich einfach nur an. Ich kann nichts dagegen tun, dieser Gedankengang hat sich längst verfestigt, breitet sich aus wie ein Virus, nimmt alles auf wie ein Tornado, spiegelt sich wieder in diesem frechen, lasziven Grinsen, das auf mein Gesicht tritt. Natürlich entgeht Christopher nichts. In leichter Skepsis hebt sich seine Augenbraue ganz sachte, sein Blick wird intensiver; und ich? Ich nehme eine der simplen weißen Untertassen von dem kleinen Stapel, von denen Christopher sowieso genügend hat, von denen er sich hunderte leisten könnte, wenn er wollte. Demonstrativ halte ich sie in die Luft, direkt über den hübschen Fliesenboden, von dem ich gerade erst das Messer aufgehoben habe. Christopher schweigt. Ich schweige. Meine Finger lösen sich von dem Objekt. In der nächsten Sekunde zerschellt das Tellerchen laut auf dem Boden; die groben Teilchen fliegen in alle Richtungen, dann ist es vorbei. Mein Freund zuckt nicht einmal zusammen – und ich grinse weiterhin. Tick- Tack, Tick... Tack... Die Sekunden verstreichen. „...ups...“, meine ich ziemlich trocken und gemächlich und verlagere mein Gewicht auf mein linkes Bein, sodass meine rechte Hüfte etwas markanter absteht. Christopher betrachtet die Scherben auf dem Boden. Wie in Zeitlupe gleiten seine Augen dann bedächtig über meine Erscheinung, hoch zu meinem Gesicht. Blickkontakt. Kaltes, kaltes Eis; belustigtes, arktisches Grinsen, ein letzter Schluck Tee. Dann steht er auf. Er packt mich an den Hüften und drängt mich nach hinten, hebt mich leicht an, sodass ich auf der Küchenzeile zum sitzen komme; er spreizt meine Beine, sodass er sich komplett gegen mich drücken kann. Seine Finger fassen grob in meine Seiten; ich zucke leicht auf. Umgehend lässt er unsere Lippen aufeinander prallen, verlangt direkt nach Einlass – dem ich ihm gewähre, meine Hände in seinen Haaren vergrabend. Unser Kuss ist intensiv, meine Lippen feucht von seinem Speichel, vielleicht auch von meinem eigenen, einer Mischung aus beiden. Seine Hände gleiten unter den Stoff und streichen über meinen Rücken. „Das wirst du später sowas von aufräumen“, wispert er rau in mein Ohr und leckt direkt über meinen Hals. Ich komme nicht umhin zu seufzen. „...später?“, hake ich dann ein wenig kraftlos nach. „Ja. Später“, raunt er. „Wirst du mich jetzt bestrafen...?“, hake ich mit geschlossenen Augen nach und genieße diese zarte Liebkosung an meine Hals, die sich jedoch direkt nachdem ich diese Worte ausgesprochen habe, in ein harsches Beißen verwandelt, das meinem Mund einen Aufschrei entlockt. „Du verdienst es nicht anders“, lautet die süße Antwort. „Ja, Christopher...“, schaffe ich es noch zu murmeln, bevor er unsere Münder abermals mit einem eindringlichen Kuss verschließt und unsere Worte zum Verstummen bringt. Und während wir wie ausgehungerte Teenager in der Küche knutschen, wandern meine Gedanken zu einem ähnlichen Kuss zurück... Er war pünktlich an jenem Samstagabend. Genau um 18 Uhr öffnete sich die Tür – fast schon hatte ich vergessen, dass er doch bereits die Schlüssel zu meinem Heim besaß! Hatte ich jemals einem Freund solch einen Zugang gewährt? Andererseits: was kümmerten mich meine Verflossenen? Christopher trat direkt auf mich zu, seinen Mantel noch nicht einmal aufgeknöpft; seine etwas kalten Hände wanderten zu meinem Gesicht, er lächelte und ich tat es ihm gleich. Mein Puls war hoch. Ich umfasste seine Handgelenke, genoss seine Handflächen an meinen warmen Wangen. „Hi...“, hauchte er. „Hi...“, wisperte ich. Und dann waren seine Lippen schon wieder mit den meinigen vereint, in zarter, gar vorsichtiger Manier, so unschuldig. Ein süßer Kuss zur Begrüßung. Wie bei einem ganz normalen Pärchen. „Wie war dein Tag?“, fragte ich ihn, als er von mir abließ und seinen Mantel aufhing. Er trug eine schwarze, semi-elegante Herrenhose, dazu ein weißes Hemd, keine Krawatte; das graue Sakko nahm er direkt auch ab – schließlich hatte ich die Heizung aufgedreht, damit ich mich ihm in dem schulterlosen Tank-Top und der tief sitzenden, dunkelblauen Jeans präsentieren konnte. „Ganz in Ordnung“, meinte er und drehte sich mir wieder zu, ließ seine Augen nun forschend an mir auf und ab wandern. „Wow“, sagte er dann und klang dabei sogar wirklich etwas begeistert. Seine Augen richteten sich auf mich. „Du siehst wirklich gut aus.“ „Danke“, erwiderte ich spitzbübisch grinsend. Nur mein rasender Herzschlag verriet, dass mich sein Kompliment nervös gestimmt und glücklich gemacht hatte. „Möchtest du etwas trinken?“, fragte ich ihn umgehend. „Nein, danke. Ich bin wunschlos glücklich.“ „Okay...“ Er kam wieder auf mich zu, strich über meine entblößten Oberarme und lächelte dabei irgendwie versonnen. Unglaublich, dass dieser Mann so zart und liebevoll wirken konnte, wenn er dabei solch eine dunkle, fiese Seite besaß und seine Augen, die nun mit einem regen Leuchten meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, so arktisch kalt wirken konnte. Ich fragte mich, wann er wohl heute von einer Emotion in die andere wechseln würde... „Wollen wir uns setzen?“, fragte er und deutete aufs Sofa. „Nein“, entgegnete ich und nahm seine Hand. Er ließ es zu und ich musterte ihn noch einmal, bevor ich ihn sanft in mein Schlafzimmer zog. In dem wir gestern miteinander geschlafen hatten. Der Laptop stand noch immer auf dem Bett, ich hatte einen Internetsender mit Chill- und Loungemusik eingeschaltet. Die beruhigende Musik drang weiterhin aus den kleinen, integrierten Lautsprechern. Das Gerät stellte ich auf dem Nachtschränkchen ab, bevor ich selbst auf die Matratze krabbelte und Christopher mit mir zog, der vorher noch eilig aus seinen Schuhen schlüpfte. Dann lag er auf mir. Seine Lippen zu einem sanften Grinsen geformt. Seine Finger glitten sachte durch mein Haar. Er hauchte mir einen viel zu zarten Kuss auf die Wange und ich besaß nicht die Kraft, nach mehr zu fordern; lag einfach so da, meine Arme um ihn geschlungen, meine Gedanken wie benebelt, wahrscheinlich stupide grinsend. Er war mein Freund. Alles war noch so frisch. Ungewohnt und trotzdem wunderschön. „Was geht dir durch den Kopf?“, hörte ich ihn fragen. Sein Blick war musternd. „Wann haben wir uns im Park das erste Mal getroffen?“, fragte ich ihn, nachdenkend. „Ende September“, antwortete er nach einer kurzen Weile. „Ja... Stimmt...“, murmelte ich und starrte in das berauschende Blau. Christopher lächelte verspielt, strich mir erneut durchs Haar. „Du hast mich sechs Monate warten lassen“, murmelte ich dann unkontrolliert. Der Anwalt lachte kurz auf. „Ist das so?“, neckte er mich. „Hast du nicht eher mich warten lassen?“, gab er belustigst zurück. „Was?“, gluckste ich. „Ich war doch der Trottel, der jeden Tag in den Park gegangen ist, um dich wieder zu sehen!“ „Ja, ein kleiner, süßer Trottel. Ein unschuldiges Lamm...“, wisperte er und fuhr die Konturen meines Kieferknochens mit seinem Zeigefinger nach. Ich schluckte. „Und trotzdem“, sagte er standhaft und seine Hand hielt inne. „Nach unserem kleinen Gespräch im Café damals bist du erst ziemlich spät wieder aufgetaucht, wenn ich dich daran erinnern darf...“, meinte er neckend und lachte wieder. „Du hattest mich doch abgewiesen!“, erwiderte ich ebenfalls lachend. „Hattest du...?“, setzte ich an, doch brach meine sich formende Frage ab, weil ich plötzlich so etwas wie Angst vor der Antwort verspürte. „Hatte ich was?“, nahm er jedoch umgehend meine Worte auf und sah mich erwartungsvoll an. Ich schwieg, brach den Augenkontakt aber nicht ab. „Niko...“ Dieser wundervoll-bedrohlich wirkende Unterton in seiner Stimme schwang plötzlich wieder mit. Doch ich schwieg weiterhin, betrachtete ihn einfach nur. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, weiß ich genau wieso: weil ich wollte, dass er in diese düstere Emotion wechselte; ich wollte seine barsche Stimme hören – ich wollte, dass er mich zum antworten zwang. Und genau das machte er auch. Ich konnte genau beobachten, wie sich diese gewisse attraktive Kälte in sein Gesicht stahl; wie das leuchtende Blau zu Stahl wurde; wie das zärtliche Lächeln einem subtilen Grinsen wich. Eine flüssige Transformation. Eine seltsame und doch in ihrer Art faszinierende Veränderung. Der Schritt vom festen Freund zum Herren. „Niko...“, wiederholte er nun ganz in seiner Rolle mit tiefer, ins Knochenmark dringender Stimme. „Sprich deine Frage aus. Sofort...“ „Hattest du damals wirklich nicht mit mir schlafen wollen? ...Christopher?“, schoss es umgehend aus meinem Mund. Er lachte. In dieser Art, die mich verrückt machte; seiner eitlen Art. Er antwortete mir nicht umgehend; stattdessen begann er, kleine Küsse entlang meines Halses wandern zu lassen und strich mir dabei erneut vorsichtig über meine entblößte Oberarme; bis sein Mund sich direkt an meinem Ohr befand, in das er dann hinein flüsterte: „Am liebsten hätte ich dich sofort in ein Hotelzimmer geschleppt und dir die Seele aus dem Leib gefickt.“ Allein seine Worte, seine raue Stimme, die mein Ohr doch samtig kitzelte, brachte mich zum seichten Aufstöhnen. Eine leichte Welle der Erregung raste blitzartig durch meinen Körper. „Aber.... du hast mir so gefallen, dass ich es nicht zu einem One-Night-Stand mutieren lassen wollte“, fügte er dann hinzu und hob seinen Kopf wieder an, sodass er mir direkt ins Gesicht schauen konnte. Ich fragte mich, ob jene Aussage, wohl so etwas wie ein Kompliment, eine kleine Gefühlsbekundung sein sollte und grinste. „Ich hab die Liste gemacht“, führte ich leise an, nachdem wir uns schweigend eine Weile in die Augen geschaut hatten. „Ja, ich weiß“, kam es sanft zurück. „Möchtest du sie sehen?“ „Wenn du sie mir jetzt zeigen willst, gern. Ansonsten warte ich auch“, entgegnete er leise. „Ich will sie dir zeigen. Christopher.“ „Gut.“ Bedächtig erhob er sich und rutschte zur Seite, lehnte sich mit seinem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes, ein Kissen zwischen Hemd und Holz. Ich ergriff den Zettel. Die erste Liste. Die geforderten Notizen. Ich gab sie ihm. Unsere Hände berührten sich bei dieser symbolischen Übergabe. Es war aufregend, ihn beim Begutachten meiner aufgeschriebenen Punkte zu beobachten. Er sagte zunächst gar nichts. Ich konnte lediglich anhand der minimalen Bewegungen seiner Iriden erkennen, dass er sich die Stichpunkte durchlas. Dann plötzlich nickte er, lächelte und bedeutete mir, ihm wieder näher zu kommen. Und so tat ich es und Christopher legte seinen Arm um meine Schultern, zog mich direkt an die Seite seines Körpers. Eng umschlungen saßen wir nun da in meinem Bett, mein Kopf an seiner Halsbeuge lehnend, den Duft aus teurem Aftershave und seiner selbst einatmend. Mein Blick ruhte auf dem Papier, das Christopher noch immer in der Hand hielt. Ich hörte sein Herz klopfen. „Den ersten Punkt finde ich äußerst schade...“, erklärte er dann mit ruhiger Stimme. Rubber, Gummimasken, Ganzkörperanzüge. Kopfbedeckungen. Ach, du Schreck! „Wie? Du stehst drauf?“, hakte ich schwach nach. Hatte er mir nicht die Angst vorm Gummimaskenmann genommen? Hatte er nicht gesagt, ich sollte das vergessen?! „Ich will ehrlich zu dir sein: Ja, ich stehe drauf.“ Er rückte wieder etwas von mir ab, um mir ins Gesicht schauen zu können. „Aber du sagtest doch, ich soll diese Sachen vergessen!“, war mein Einwand. „Den Gummimaskenmann, der dir Angst gemacht hat, ja“, ging er direkt darauf ein. „Nichtsdestotrotz finde ich andere Masken, die dem Sklaven zum Beispiel Augen und Mund abdecken, sehr erregend und ich meine, du besitzt ein Recht, das zu erfahren. Ich will dich jetzt auch von Nichts überzeugen, ich akzeptiere dein Nein. Wenn du keine Lust auf Rubber hast – okay. Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich dir das Recht, Nein zu sagen, auf keinen Fall nehmen will. Und diese Liste hier werde ich zu hundert Prozent akzeptieren, Niko. Ich will einfach nur ehrlich mit dir sein.“ „Und wieso hast du mir dann von Anfang an nicht gesagt, dass du auf Gummimaskenmänner stehst?“, entfloh es meinem Mund. Christopher lachte kurz. „Könnten wir bitte aufhören den Begriff Gummimaskenmann zu benutzen?“ Er grinste und auch meine Mundwinkel zuckten minimal nach oben. „Niko, beruhige dich...“, sprach er dann beschwichtigend auf mich ein und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Als du so fertig warst, dass du dich total betrunken hast und nicht wusstest, was dich mit mir erwartete – hätte ich dir da wirklich sagen sollen 'eigentlich steh ich ja da drauf'?“ Ich dachte kurz nach, schwieg und er fuhr fort: „Rubber ist ein großes Stichwort. Du hast hier schon selbst einige Aspekte aufgelistet, aber du hältst vehement an diesem, ich sage das jetzt ein letztes Mal, Gummimaskenmann fest – hör auf damit. Und ja, vergiss die Sache. Du willst es nicht, wir werden es nicht machen. Okay?“ „Bist du dann sauer?“, fragte ich ihn etwas säuerlich. „Sage mal, hörst du mir überhaupt zu?“, meinte er und lachte leise. „Nochmal, Herr Klaas“, sagte er neckend und dabei so milde: „Ich habe dir gesagt, du sollst diese Liste machen, weil es wichtig für mich ist, deine ersten Grenzen zu erfahren, deine No-Gos. Du hast das Recht Nein zu sagen – und ich muss dein Nein akzeptieren. Nur so wird das ganze funktionieren. Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich zu nichts zwingen möchte. Stichwort Einverständnis – schon vergessen?“ Bedächtig schüttelte ich den Kopf. „Nein, ich hab's nicht vergessen.“ „Na, also. Punkt abgehakt? Kein Rubber.“ Er lächelte mich an und ich konnte nicht anders, als dieses wundervolle Lächeln zu erwidern. „Abgehakt“, willigte ich ein. „Was ist mit den anderen Punkten?“ „Immer mit der Ruhe“, meinte er und zog mich wieder an sich. „Ich finde Bloodplay abstoßend“, kommentierte er dann zufrieden und ich lächelte in sein Hemd hinein, kuschelte mich noch weiter an ihn. „Ebenso wie Scat. Ich kann das nicht nachvollziehen, also haben wir da schon mal etwas gemeinsam.“ „Gott sei Dank“, meinte ich kichernd und Christopher sprach weiter. „Die Faszination für Katheter, Nadelung, Spritzen und was sonst so mit Klinikspielen zu tun hat, ist mir ebenso unverständlich“, erklärte er. „Branding, Messerspielchen und Cutting ist auch nicht Meins. Das ist gut, dass das auf deiner Liste steht“, sagte er aufrichtig. „Und dass ich dich nicht an andere Master verleihen werde – das haben wir schon indirekt geklärt. Ein Fan von öffentlichen Vorführungen bin ich auch nicht... Ich will dich für mich alleine haben.“ Eine kleine Pause entstand. Dann fuhr er fort: „Und degradierende Beleidigungen... Hm. Ich werde dich degradieren, aber nicht auf diese vulgäre Art und Weise, wie man das aus billigen Pornos oder BDSM-Verarschungen kennt“, meinte er etwas abfällig und zugleich verheißungsvoll. „...wie wirst du mich denn degradieren....?“, hörte ich mich selbst flüstern. „Nun ja...“ Seine Stimme wurde tiefer und sein Griff um meine Schulter eine Spur fester. „...ich... werde dich benutzen.“ „...wie wirst du mich benutzen?“ „Du wirst mein Spielzeug sein. Ich werde deinen Mund zu meiner Befriedigung nutzen, deinen Hintern; ich werde dich an den Haaren ziehen und auf allen Vieren krabbeln lassen, während ich dich harsch an einer Leine ziehe; ich werde dir deinen Arsch bläulich prügeln, dich an gewisse Vorrichtungen ketten... dich vor mir knien lassen, dich spüren lassen, dass ich dein Herr bin – und dass du mein Sklave bist, dessen Ziel es ist, seinen Herren die Wünsche zu erfüllen.“ Ich hätte schwören können, dass ich zitterte. Vor Aufregung, vor Anspannung, vor Herzklopfen – vor Überreizung. Aber ich hörte mich nur laut die Luft einsaugen, bei diesen dunklen Worten, die sich in diesem Augenblick eher wie eine Liebesbekundung als Drohung anhörten. „Du wirst meine Stiefel ablecken und wenn ich dir sage, du sollst dich vor meinen Augen selbst befriedigen, dann wirst du es tun“, flüsterte er gegen meine Stirn und ich klammerte mich noch heftiger an ihn. Wir schwiegen. Ich brach die Stille. „Ich habe noch eine Liste gemacht“, verriet ich ihm leise. „...was für eine Liste?“, wollte er wissen. Ganz langsam löste ich mich von seinem Arm. Unsere Augen trafen sich. In seinem Blau konnte ich Interesse und Skepsis erkennen. Ich schluckte und dann gab ich ihm das kleine Stück Papier mit dem knappen Titel „Ja“, konnte abermals seine zuckenden Blick betrachten, mit dem er die einzelnen Punkte scannte und so meine Gedanken erfuhr. Schweigend legte er die Liste beiseite und wandte mir sein Gesicht zu, auch wenn er mich nicht direkt anschaute, seinen Blick scheinbar verloren über meine Gestalt und durch das Zimmer wandern ließ; hatte ich etwas falsch gemacht? „...ist.... ist etwas damit nicht in Ordnung?“, hakte ich beinahe heiser nach und musste mich räuspern. Erst dann trafen unsere Augen wieder aufeinander. Sein Blick war tief. Sein Mund stand leicht offen. „Nein... Alles bestens...“, murmelte er und kam mir bedächtig wieder näher. Wie eine Schlange glitt seine Hand in eleganter und langsamer Bewegung unter das Tank-Top, das meine Haut bedeckte; strich über meinen Bauch, während sein Mund schon wieder gefährlich nahe an meinem Ohr war. „Ich hatte nur keine bejahende Liste erwartet...“, hauchte er. Ein ziemlich erregender Schauer erfasste mich für diese Sekunden; vermutlich auch, weil Christopher direkt nach diesen Worten meine Ohrmuschel mit seiner Zunge auf diese sanfte Art traktierte und sein heißer Atem dabei über meine Haut strich. „Gefällt sie dir?“, erkundigte ich mich vorsichtig. „Ja“, raunte er in mein Ohr und biss in mein Ohrläppchen. „...was gefällt dir davon am meisten?“, wollte ich wissen. Ich weiß nicht, woher dieser neue Mut kam, der an diesem Tage mein Mundwerk steuerte. Vielleicht resultierte er aus dieser neu gefunden Akzeptanz und der abgelegten Angst vor... ich sollte das Wort nicht mehr aussprechen, auch nicht in meinen Gedanken. Vielleicht waren es auch die Erinnerungen an Christophers Worte. „Frag mich alles.“ „Hmmm...“, machte er und seine Lippen fuhren dabei hauchzart über meinen Hals, ohne ihn zu küssen, ohne daran zu saugen. Seine Hand hingegen wanderte währenddessen weiter nach oben, strich über meine Brust; und dann begann er, mit seinen Fingern über meine rechte, aufrecht stehende Warze zu streichen. Vorsichtig, neckend. Ich biss mir leicht auf die Unterlippe, horchte. „Ich steh auf Cock and Ball Torture... Ich steh verdammt drauf...“, raunte er. Seine Zunge leckte nun flott über meinen Hals, hoch zu meinem Ohr, wo er schon wieder mit seinem Mund verweilte. „Und wenn ich daran denke, wie es sein wird, dich zu fesseln, so richtig einzuschnüren, und dir deinen süßen Hintern mit meiner Lieblingspeitsche zu versohlen, dann wird mir vor Erregung fast schon schwarz vor Augen“, stöhnte er, mehr als dass er es hauchte. Und dann rutschte er direkt über mich, auf mich, und unsere Körper kollidierten miteinander; ich konnte seine Erregung an meinem Oberschenkel spüren, seine Hände nun beide unter meinem Tank-Top, unter mich gleitend, meinen Rücken betastend. Ich tat es ihm gleich, zog sein Hemd aus der Hose und ließ meine Handflächen endlich seine heiße Haut berühren, als er meinen Mund mit seinen Lippen beanspruchte und meine Zunge schon wieder zu einem Duell aufforderte. Er saugte an meinem Mund, biss leicht hinein, lies seinen Muskel über meine schon geschundenen Lippen wandern, nur um dann wieder mit ihm einzudringen, meine Zunge zu suchen, wieder über sie zu streichen. So feucht, so heiß, so flink. Mit einem schmatzenden Geräusch trennten sich unsere Münder und wir sahen uns in die Augen. Christophers Gesicht war voller Lust. Gezeichnet von Verlangen. Und dennoch... Dennoch ließ er bedächtig von mir ab und glitt zur Seite, seine Arme von meiner Haut ablassend. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und grinste. Ich konnte meinen Blick nicht aufhalten; er richtete sich auf seinen Schritt, ergötzte sich an dieser sich leicht abzeichnenden Beule. ...meine Jeans war schon längst viel zu eng. Ich leckte mir über die Lippen, schaute ihn wieder an. Er musterte mich interessiert. Im nächsten Moment stürzte ich mich schon auf ihn, schaffte es, ihn in diesem Überraschungsmoment auf seinen Rücken zu kippen und presste meine Lippen gierig auf die seinigen. Zwei Sekunden später schon schrie ich vor Schmerzen auf, denn meine Kopfhaut ziepte; an meinen Haaren zerrte Christopher mich zur Seite und drehte uns erneut um 180 Grad, sodass er es wieder war, der auf mir lag; sodass er es war, der unsere Münder unsanft aufeinander prallen ließ. „Was hatte ich dir wegen deiner Befriedigung beigebracht...?“, zischte er dann, als wir uns lösten, unsere Lungen mit Luft füllten. „...“ Ich konnte nichts tun, außer laut zu atmen, es zu genießen, dass Christophers Hände sich um meine Handgelenke gewunden hatten und diese hart gegen die Matratze drückten. „Wenn du Befriedigung willst, solltest du mich darum bitten“, sprach er die Worte, die er schon einst zu mir gesagt hatte. „...bitte...“, hörte ich mich umgehend murmeln. „Bitte was?“, hakte er übertrieben süß nach und grinste dabei ziemlich kalt. „...fick mich...“, seufzte ich in Erwartung. „Hm“, machte Christopher nur - und rührte sich keinen einzigen Millimeter. „...was... was ist?“, fragte ich leise und starrte ihn irritiert an. Er ließ von mir ab. Ganz langsam setze er sich auf, den Blick nicht von mir nehmend. Das Gewicht auf meinen Ellenbogen abstützend, hob ich meinen Oberkörper leicht, schaute ich ihn noch immer fragend an. Er griff nach der JA-Liste, ließ seinen Blick erneut über sie wandern, um mich dann wieder ins Visier zu nehmen. „Niko... möchtest du den harmlosesten Punkt heute mit mir abhaken?“, sprach er dann. Ich hielt die Luft an, ließ die einzelnen gelisteten Stichpunkte abermals durch mein Gedächtnis passieren. Der harmloseste Punkt...? Welcher war es? Christopher hielt mir die Liste vor der Nase, sein rechter Zeigefinger direkt auf dem bestimmten Punkt verweisend. Ich hielt die Luft an. Ich nickte. Da packte er mich grob am Kinn und drückte meinen Kopf harsch gegen die Bettkante. „Wie hast du mir zu antworten?“, fragte er tief, leise und verdammt bedrohlich. Verdammt erotisch. „Ja, Christopher!“, korrigierte ich mich schnell. „Gut.“ Er grinste, ließ mich los und legte nun die Liste wieder beiseite. Ozeanblau. Ein Flüstern. „Zieh dich aus.“ Wie eine Melodie. Ich erhob mich; das schwarze Oberteil glitt zu Boden. Bedächtig öffnete ich meine Hose, ließ auch sie herunter rutschen. Meine Boxershorts folgten ihr sogleich und ich stand nackt und hart und voller Erwartung vor… meinem Master; der sich ebenso langsam wie elegant vom Bett erhob und auf mich zutrat. Sein Gesicht näherte sich mir und ich schloss bereits die Augen, ein zarter Kuss in meiner Aussicht; mein Mund öffnete sich gemächlich, es kribbelte in meiner Magengegend. Doch sein Mund prallte nicht auf meine Lippen. Stattdessen packte Christopher meine Hände und drückte sie brüsk auf seine eigene Brust. Nach Luft schnappend sah ich ihn wieder an. Er legte seinen Kopf ein kleines Stück weit schief und funkelte mich auf diese besondere Weise an, irgendwie herausfordernd und trotzdem zart dabei. „Und jetzt zieh mich aus…“, instruierte er mich mit gedämpfter Stimme. Und diesen Befehl musste er nicht wiederholen. Ich erwachte aus dieser temporären Starre und machte mich daran, die Knöpfe seines feinen Hemds zu lösen. Der helle Stoff gab daraufhin seine wunderschöne Haut frei, gewährte mir den Blick auf die männliche Brust, den wohl geformten Bauch, die sich minimal abzeichnenden Muskeln dort. Geräuschlos segelte es zu Boden und ich nestelte an dem Verschluss seiner Hose. Hielt ich die Luft an, als ich sie nach unten gleiten ließ, als Christopher aus ihr hinausstieg und er nur noch in dieser unverschämt engen pechschwarzen Shorts vor mir stand? Gewiss. Meine Finger fassten unter den Gummibund, da legten sich seine Hände um meine Handgelenke und hinderten mich an der nächsten Bewegung. Ich richtete meinen irritierten Blick auf ihn. „Bis hierhin und nicht weiter“, sagte er rau und leise; dann zog er mich schon wieder aufs Bett. Bevor er sich wieder gegen das Kopfteil lehnen konnte, griff er in die Schublade meines Nachtschränkchens und entnahm ihr ein Gel, das definitiv nicht mir gehörte. Wann hatte er es hier deponiert? Er grinste vage, als sich unsere Blicke trafen. „Komm her zu mir“, kam es milde von ihm. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen seine Brust. Er zog mich so dicht an sich heran, dass ich meinte, jede einzelne Kerbung seiner Körpers an meiner Haut spüren zu können; ebenso wie seine Erregung. Er winkelte seine Beine an, sodass seine Knie fast meine Schultern berührten – was seine Beule nur noch weiter gegen meinen Rücken drängte. Dann lehnte er sich kurz vor und ich wurde durch diese Bewegung mit nach vorn gedrückt; er umfasste meine Fußgelenke und zog meine Beine zurück, drängte meine Fersen beinahe gegen meinen Hintern, sodass meine Fußsohlen direkt aneinander gedrückt wurden; fast so, als hätte ich eigentlich im Schneidersitz Platz nehmen wollen. Er stütze mich durch seine angewinkelten Beine und ließ sich langsam wieder gegen das Bettgestell sinken. „Lehn deinen Kopf zurück“, flüsterte er nun in mein Ohr und ich tat, was er verlangte, schloss dabei die Augen. Mein Hinterkopf fand seinen Weg auf Christophers linke Schulter; er hauchte mir einen zarten Kuss auf meine Schläfe. Dann nahm er meine Hände und legte sie jeweils auf einen seiner Oberschenkel. „Deine Hände bleiben genau dort, wo sie sind“, hauchte er nun endlich wieder in diesem bedrohlichen Ton. „Wenn auch nur eine Hand ihren Platz verlässt, höre ich mit allem, was ich tue, sofort auf“, warnte er mich. „Hast du das verstanden, Niko?“ „…ja… Christopher.“ „Wunderbar…“, raunte er tief und heiser und ein Schauer erfasste mich. „Du hältst die Augen geschlossen.“ „Ja, Christopher…“, meinte ich schwach, weil mich die Fantasie der nun auf mich zukommenden Dinge bereits eingenommen hatte. Dann hörte ich die Verschlusskappe des mir unbekannten Gels aufschnappen. „Nicht erschrecken“, warnte er milde. „…es wird gleich kurz kalt, aber… danach nur noch heiß…“ Ich schnappte nach Luft, als seine in der Tat kalten, nassen Hände den Weg zu meiner Brust fanden und diese glitschige Substanz, die plötzlich angenehm und nur ganz leicht nach Mango roch, dort verteilten; meine Brustwarzen damit umspielten, seine Finger unsichtbare Linien damit zeichneten, um dann wieder mit der gesamten Handfläche meine mittlerweile feuchte Haut zu erkunden; um wieder zu meinen Nippeln zu wandern und sie sachte zu umspielen. Mein Glied zuckte unmerklich bei diesen seichten Berührungen. Tatsächlich wurde mir warm. War es das Gel? Waren es Christophers Hände? War mir der Ursprung egal? Wollte ich mehr? Ja, mehr. Und ich sollte mehr bekommen. Gemächlich glitten seine Hände nun parallel meinen Bauch hinunter, strichen sachte über meinen Unterleib, streichelten zunächst die Innenseiten meiner Schenkel mit kreiselnden Bewegungen; kamen meinem Geschlecht so furchtbar nahe. Ich hörte mich leise seufzen und Christopher machte weiter, fasste mein Glied aber nicht an, sondern ließ seine Hände abermals über meinen Unterleib und Bauch zurück zu meinen Warzen gleiten. Sein Vorgehen wurde auch nicht forscher; sanft umspielte er die abstehenden Nippel, spielte mit ihnen, ließ mich leicht erzittern und fast unhörbar keuchen. Dann wanderte er wieder abwärts. Seine linke Hand ruhte dieses Mal weiterhin auf meinem Bauch, während seine Rechte der Spur der feinen Härchen folgte – und dann ohne auch nur ein einziges Mal zu stoppen, diesen Weg über meinen steifen Schwanz fortsetzte, ihn nach vorne drückte, meinen Schaft mit Spuren des Gels benetzte, mein Hoden kraulte - nur um dann wieder nach oben zu wandern, diese Berührung zu beenden. Meine Finger krallten sich leicht in Christophers Haut, ich stöhnte und dieser Schuft wiederholte die gesamte Prozedur. Elendig langsam. Er ließ seine Finger an meinem Unterleib hinab gleiten, streichelte meinen Schwanz, umfasste leicht meine Hoden und zog sich wieder zurück, glitt über meinen Unterleib. Ein intensiver Kontakt, den er immerzu abbrach; ein Kribbeln, das mich immerzu aufzucken ließ. Immer und immer wieder. Er trieb mich damit in den Wahnsinn. Mittlerweile stand mein Mund halb offen und ein sporadisches Seufzen entglitt mir, wann immer Christophers Hand mein Zentrum streifte. Nach einer Ewigkeit passierte es: Endlich, endlich intensivierte er seine Berührungen - minimal; seine rechte Hand verweilte an meinem Schwanz, die linke gesellte sich dazu, umfasste meine Hoden. Dann begann er mich zu pumpen - in so elendig langsamer Geschwindigkeit meinen Schaft auf und ab zu gleiten und ebenso bedächtig wie quälend über meine nasse Spitze zu streichen. Ich bäumte mich auf, ächzte, stöhnte und Christopher wurde einfach nicht schneller Immerzu bewegte er seine Hände wie in Zeitlupe. Er kraulte meine Hoden, so als hätte er Angst, sie zu zerdrücken; er holte mir einen runter, so als müsste ich mich erst an diese Art des intimen Umgangs gewöhnen. So würde ich niemals kommen können… Das war unmöglich... Diese Erkenntnis machte alles nur noch schlimmer - weil sie mich erregte. Christopher hatte die absolute Kontrolle über meinen Körper übernommen, über meinen Orgasmus; ich würde nur kommen, entschied er, den Kontakt zu intensivieren. Scheinbar hatte er es noch längst nicht vor… Und ich war in dieser Position gefangen! Eine ganze halbe Stunde streichelte er mich, unterbrach die Berührungen wieder, fuhr spielerisch über meine Brustwarzen, ignorierte meinen zuckenden Schwanz. Ich war schon wieder Wachs in seinen geübten Händen… Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn gebildet; ich biss mir auf die Unterlippe, stöhnte – wollte Erlösung, weil diese explosive Mischung in meinem Unterleib kaum mehr auszuhalten war. Meine Beine fühlten sich steif an, so als hätte ich Sport getrieben, mein Hals war trocken. „O Gott, bitte!“, schrie ich, als noch viel, viel langsamer als vorhin die gesamte Länge meines Gliedes mit einer erneuten Portion Gel entlang strich. Ich hatte mich dabei aufgebäumt – und meine Hände hatten ihren Ort verlassen. Umgehend ließ Christopher von meinem Geschlecht ab. Er packte meine Handgelenke, zerrte sie brüsk zurück an seine Schenkel, drückte sie dagegen und ich hielt die Luft an. „Sie mich an, Niko.“ Diese harte, kalte Stimme… Langsam drehte ich meinen Kopf seitlich nach oben, öffnete die Augen, nur um diesem arktischen Blick zu begegnen, der mich zum wohligen Erzittern brachte. Er sah so verflucht gut aus… „Erstens: Es wird nicht gebettelt“, sprach er leise, seine Stimme mit einem giftigem Unterton versehen. „Zweitens: Ich hatte dir gesagt, verlassen deine Hände ihren Ort, höre ich direkt auf. Dein Pech.“ „Nein…“, jammerte ich, da drückten seine Finger, die immer noch um meine Handgelenke gelegt waren, noch fester zu. „Halt den Mund!“, schnauzte er mich an und ich schloss die Augen wieder, versuchte mich zu beruhigen, die Erregung in den Hintergrund zu drängen – doch wie sollte das in solch einer Situation nur möglich sein? Plötzlich wurde der Druck um meine Handgelenke weniger. Seine Finger verschwanden gänzlich. Völlig unerwartet umfassten sie mein immer noch pochendes Glied. Seine linke Hand wand sich um meine Wurzel und hielt meinen Schwanz in Position; aufrecht stehend, wie ein Mast. Die Fingerkuppen der rechten fuhren zunächst zärtlich über meine Eichel. Und dann... Dann klatschte es; fast nicht hörbar, nur ganz leicht; ganz sachte holte er mit der Hand aus, mit der er mich eben noch so vorsichtig angefasst hatte, und gab mir einen Klaps – direkt auf meinen Schaft. Ein nicht in Worte zu fassender Schmerz durchfuhr mich, ich zuckte auf, mein Schrei erstickte und wandelte sich zu einem halben Stöhnen; meine Augen schlugen auf und ich erblickte die Decke meines eigenen Schlafzimmers, zitterte. Vor Schock, vor Erregung. Christopher sagte nichts, sondern begann, wieder zärtlich über meine Spitze zu streicheln. Und dann wieder: ein leichter Klaps, ein Schmerz, mein Stöhnen, gefolgt von einer Weile der Zärtlichkeit. Der nächste Klaps ging voll auf meine Hoden. Nannte... nannte man so etwas Lustschmerz, was ich verspürte? Ja. Christopher ging nicht weiter. Es schlug mich nicht weiter. Stattdessen begann er mich äußerst schnell zu pumpen... So schnell, so eindringlich, dass mir schwindelig wurde, dass ich lauthals stöhnte, als dieser Druck endlich abgebaut werden konnte, als ich endlich, endlich kommen konnte... die Augen zusammengepresst. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust, ich hyperventilierte beinahe, als ich meinen Saft verspritzte – und Christopher ihn gemächlich über meinen Unterleib verteilte. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Das war so... erotisch... Ich blinzelte und hörte ihn leise lachen. „Pardon...“, flüsterte er in mein Ohr. „Das waren wohl anderthalb Punkte...“ „Mhm...“, machte ich noch immer außer Atem. „Hat es dir denn trotzdem gefallen?“, neckte er mich – die Antwort hatte ich ihm schließlich geliefert. Dennoch nickte ich und fügte hinzu: „...ja, Christopher...“ „Gut. Das reicht für heute“, wisperte er. „Du kannst dich entspannen. Soll ich dich abduschen?“ Er blieb noch. Wir bestellten uns etwas zu essen. Sahen ein wenig fern. Und er versprach mir, jeden Abend kurz bei mir vorbei zu schauen. Wir verabschiedeten uns mit einem intensiven Kuss. Christopher war unglaublich... Dieses erste intensive Erlebnis fraß sich tief in meine Erinnerung. Ich finde immer noch, dass Christopher unglaublich ist. Auch wenn die Art dieses Spiels, das wir an jenem Abend erlebt hatten, bei weitem nicht mehr so harmlos ist... Ich blicke nun in seine kalten Augen, noch immer auf der Küchenzeile sitzend und er grinst. So hämisch, erwartungsvoll und ich weiß, dass ich gleich leiden werde. Ich kann es kaum erwarten. Kapitel 20: 20 -------------- „So, Niko.“ Christophers Stimme schneidet die Luft wie ein Schwert. Sein unterkühlter Blick treibt mich an den Rand des Wahnsinns in diesen Minuten, die mir wie Sekunden erscheinen. Ich zucke zusammen, als seine Finger sich in meine Oberschenkel bohren. Auch wenn der Stoff zwischen seinen Fingernägeln und meiner Haut liegt, spüre ich ein eindringliches Ziepen. „Du wirst jetzt ins Schlafzimmer gehen, dich komplett ausziehen, deine Sachen in den Schrank legen, das Latexbettlaken holen und das Bett damit bespannen. Verstanden?“ „Ja, Christopher“, hauche ich und versuche, mein Grinsen zu unterdrücken, das sich bedächtig in mein Gesicht schleicht - bei dem Gedanken an die möglichen Dinge, die gleich folgen könnten. Mit einem Mal greift er in mein Haar. Ich zische auf. „Du wagst es jetzt noch zu grinsen?“, zieht er mich spielerisch und irgendwie zufrieden auf. „Nein, Christopher!“, lüge ich. „Wäre der Boden hier nicht voller Scherben, hättest du dich genau jetzt auf ihm wiedergefunden“, erklärt er mit kalter, tiefer Stimmer. Dann fügt er eine Spur amüsierter hinzu: „Aber warte. Das haben wir gleich.“ Im nächsten Moment zerrt er mich schon an den Haaren aus der Küche. Meine Kopfhaut schmerzt, mein Rücken ist durchgebogen; ich stolpere. Dann schon schleudert mein Master mich zu Boden. Ich knalle auf meine rechte Seite. Ein Ziepen jagt durch meine Schulter, meinen Rücken; ich keuche auf und Christopher geht unmittelbar vor mir in die Hocke, streicht durch meine dunkle Strähnen. Ein zufriedenes Grinsen liegt auf seinen Lippen. „Wenn du das Bett bespannt hast, möchte ich, dass du dich in die Mitte des Bettes setzt, mit dem Rücken zur Wand hin. Verstanden?“, fügt er nun seelenruhig die nächsten Anweisungen hinzu. „Ja, Christopher“, antworte ich gehorsam, weil ich meine nahende Strafe kaum erwarten kann. Der ganze Tag war von diesen furchtbaren Bewerbungen dominiert. Jetzt will ich dominiert werden. Von Christopher. Jetzt schaffe ich es, mein Grinsen zu unterlassen. Jetzt gehorche ich ihm komplett, eile ins Schlafzimmer und schäle mich aus den störenden Klamotten, falte sie penibel zusammen, deponiere sie im vorgesehenen Fach des Schranks und schließe ihn. Splitterfasernackt betrete ich unser Spiel-Zimmer. Ich weiß genau, wo das Laken ist, öffne die dunkle Schublade und hole es heraus. Im Schlafzimmer räume ich die Bettwäsche beiseite und bespanne die weite Matratze damit. So, wie mein Herr es mit aufgetragen hat. Ich halte kurz inne und betrachte dieses funkelnde Schwarz, diese verlockende Glätte des Materials, dieses Verruchte, das von ihm auszugehen scheint. „Niko...“, erreicht mich Christophers Stimme von hinten. Ich wirbele herum. Er betrachtet mich mit seinen Armen vor seiner männlichen, nackten Brust verschränkt, sein Blick süßlich böse. Wann hat er seinen Pullover ausgezogen? Nein, das spielt keine Rolle. Was zählt, ist diese entblößte Haut, über die meine Augen nun wandern und alles auffressen, worüber mein Blick streicht. Ich kann es nicht kontrollieren, ebenso wenig, wie diese Wärme, die durch jede meiner Poren sickert. „Hatte ich nicht gesagt, du solltest dich aufs Bett setzen?“, hakt er nach, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. „...ja, Christopher“, entgegne ich, als unsere Blicke sich daraufhin treffen. „Wieso stehst du dann wie bestellt und nicht abgeholt davor?!“, tadelt er mich barsch und ich zucke bei dieser erbosten, geilen Stimme zusammen und hopse direkt auf die Matratze, die sich durch ihre neue Bedeckung so gänzlich anders anfühlt. Ich rutsche in die Mitte, sitze im Schneidersitz – so, dass Christopher alles von mir sehen kann. Sein Blick ist weiterhin tadelnd, doch er sagt nichts mehr und ich kann meine Augen nicht von seinem nackten Oberkörper abwenden, als er so stillschweigend durch sein Gemach stolziert, zufrieden mit sich selbst und sicherlich mit seinem Plan im Kopf, einem Plan, der nur uns betrifft. Beinahe halte ich die Luft an, als er ein knappes Kleidungsstück einer Schublade entnimmt und sich dann plötzlich die Hose aufknöpft. Auf meiner Unterlippe kauend betrachte ich diesen unheimlich intimen und aufreizenden Moment, in dem sich Christopher gänzlich entkleidet; in dem er alles von seinem Körper streift und vollkommen nackt nur wenige Schritte von mir entfernt seelenruhig, mit semihartem Schwanz, meinen Blick erwidert. Seine süßen Lippen formen sich zu einem fiesen Grinsen. Mit dem schwarzen Kleidungsstück in der Hand kommt er nun auf mich zu, bleibt dann direkt am Bett stehen. Jetzt erst kann ich es als seine kurze, verdammt enge, geile Latexshorts identifizieren... Doch er zieht sie nicht an. Stattdessen legt er sie auf das Bett. Sie hebt sich kaum ab vom Laken. „Komm her“, haucht er und streckt seine Hand nach mir aus. Begierig folge ich dieser Einladung und krabbele an den Bettrand; seine Finger finden auf zärtliche Weise in mein Haar, nur um dann ruppig an den Strähnen zu ziehen, meinen Kopf direkt an seine Scham zu drücken. Mein Mund ruht nun direkt an seinem Geschlecht. Ich atme diesen besonderen Geruch ein. Erregung rast durch meinen Körper und dieser Strom entlädt sich direkt im südlichen Zentrum. Ich bin steinhart und stöhne fast schon, als Christopher mit tiefer Stimme knapp befiehlt: „Lutsch.“ Diese Anweisung braucht er nicht zu wiederholen, er muss meinen Kopf nicht noch näher ziehen; meine nasse Zunge streicht unmittelbar nach dieser Aussage über seinen Schaft, und sein gesamter Schwanz zuckt bei dieser feuchten Berührung kurz auf – ein wundervoller Anblick. Über seine Länge leckend, richtet sie sich nun gänzlich auf. Christopher ist steinhart und ich höre ihn sogar ganz leise keuchen, während meine Zunge ihre Bewegungen immerzu wiederholt. Doch dann zerrt mein Master mich an meinen Haaren kurz zurück und drängt seine nasse Eichel direkt an meine schon leicht geschwollenen Lippen, drängt sein Geschlecht in meinen Mund. „Los.“ Göttlich. Ich genieße diese Momente, diese Bewegungen meines Kopfes, meines Körpers, die ganz automatisch ablaufen, ohne dass ich auch nur eine Art Befehl aussenden müsste. Es ist ganz so, als hätte Christopher tatsächlich die absolute Kontrolle über meinen Organismus erlangt, so, als würde er mein Atmen steuern, meinen Blick, jede meiner einzelnen Bewegungen, meine Stimme. Sein Schwanz rutscht tiefer in meinen Mund, näher an meinen Rachen; ich lasse meine Zunge wild um sein Fleisch wirbeln und sauge abwechselnd an seiner Spitze und der gesamten Länge, presse meine Lippen hart um sein Geschlecht, um dieses betörende Seufzen zu ernten. „...weißt du... Niko...“, keucht er und unterbricht mein Tun, indem er mit beiden Händen meinen Kopf umfasst und ihn nach hinten zieht. Sein nasser Schwanz rutscht aus meinem Mund und ich starre in diese blauen Augen, die momentan schon wieder mein gesamtes Denken einnehmen. „Ich dachte eigentlich, wir könnten uns gegenseitig mit diesen wunderbaren Ölen einschmieren und eine richtige Sauerei auf dem Laken veranstalten, in deren Verlauf ich dir den Arsch versohlen und dann hemmungslos ficken würde...“, erklärt er mir in dieser anmaßenden Stimme und ich spüre mein Herz plötzlich wilder schlagen. „Aber du musstest mir ja mit deiner Trödelei und Missachtung von Befehlen wieder einen Strich durch die Rechnung machen. Wie immer“, fügt er in einem giftigen Ton hinzu und zieht kräftiger an meinen Haaren, sodass ich aufzische. „Halt den Mund!“, tadelt er mich. „Weißt du, was ich jetzt stattdessen tun werde?“, zieht er mich auf und ein diabolisches Funkeln taucht in seinen Kristallen auf. „Ich werde mir jetzt schön einen von dir blasen lassen und dann werde ich dir ganz schön weh tun...“ Umgehend drängt er seinen Schwanz wieder direkt in meinen Mund. „Lutsch“, wiederholt er. Ich tue was er sagt und sauge an seinem aufgerichteten Geschlecht. Noch viel schneller und intensiver als zu vor. Ich stütze mich an seinen heißen Hüften ab und genieße dieses seichte Ziehen an meinen Haaren; noch immer ruhen beide seiner Hände auf meinem Kopf. Leicht presst er mich ihm entgegen und bewegt auch sein Becken. Er rutscht tief in meinen Mund; Tränen stehen mir schon in den Augen. Doch ich könnte gar nicht aufhören, selbst wenn ich es wollte. Christophers Keuchen erfüllt den Raum. Es ist viel schöner als jegliche Form der Musik. Seine Finger verhaken sich schmerzvoll in meinen Haaren, ich höre ihn stöhnen; er drückt mich so weit gegen sich, dass sein Glied direkt gegen meine Mandeln stößt und meine Nasenspitze bereits seine feinen Härchen dort unten berührt. Er kommt. Mit einem kurzen Grunzen, gefolgt von lautem Atem. Ich schmecke seinen Saft und verschlucke mich sogar an ihm. Mein Aufhusten endet jedoch schnell und ich kann nun beobachten, wie Christopher die restlichen Tropfen an seiner Spitze mit einem Taschentuch säubert. Zufrieden blickt er mich an. Doch dieser gar sanfte Blick ändert sich blitzartig. „Leg dich auf den Rücken“, befiehlt er leise. Wie immer leiste ich seinen Worten Folge. Erst jetzt schlüpft Christopher in die bereitgelegte, knappe Hose. Ich muss schlucken. Dann ist er fort – und lässt mich warten. Ich habe keine Ahnung, was er im Zimmer macht, ich höre nicht einmal etwas; die Zeit vergeht. Meine Erektion klingt ab, unbehaglich rutsche ich auf dem Laken herum. Und ich warte. Er testet meine Geduld. Und ich entscheide mich, strebsam zu sein. So verharre ich still, in einer neu gefundenen Position auf dem Rücken und schließe die Augen, denke an den Horrorfilm, den ich erst neulich gesehen habe, rufe einige der besten Szenen in mein Gedächtnis und wiederhole nochmals den Plot. Um mich abzulenken, damit die Zeit schneller vergeht. Sie fühlt sich dennoch wie eine Ewigkeit an. Nach dieser Ewigkeit, steht er plötzlich wieder am Bett. Die Matratze gibt ein Stück weit nach, als er sich auf sie setzt, zu mir rutscht, so dass sein Oberschenkel den meinen berührt. Bevor ich weiß, wie mir geschieht, sind seine Hände schon an meinem Schwanz, an meinen Hoden. Christopher legt mir diese dünnen Lederriemen um meine Hoden, wie auch um die Wurzel meines schlaffen Schwanzes, der unter seinen Berührungen nun wieder langsam zum Leben erwacht. Es macht Klick. Die Penisvorrichtung, eine Variante des Cockrings, sitzt. Und sie wird mir später das Leben zur Hölle - und gleichzeitig zum Paradies - machen, denn sobald ich hart bin, sitzen die Lederriemen richtig fest, und zum Höhepunkt zu kommen wird richtig schwer. Allein der Gedanke daran treibt Hitze in meinen Unterleib. Christopher schmunzelt, als er seelenruhig meinen Penis betrachtet, der nun schon wieder aufzuckt. Scheiße, er sieht so verdammt sexy in dieser knappen, engen Latexshorts aus. Unsere Blicke treffen aufeinander. „Na, gefällt dir, was du siehst?“, hakt er belustigt nach. Schon beugt er sich über mich. Ein wenig, wie eine Raubkatze. Ja, wie ein Panther. Er leckt über meine Brust und lässt seine Zunge kurz um meine abstehenden Brustwarzen kreisen, dann wandert er weiter, küsst meine Halsbeuge, verteilt diese Art der Schmetterlingsküsse weiter entlang meines Halses, nur um dann harsch in mein Ohr zu beißen. Ich keuche auf und seine Lippen sind direkt über meinen. Nur noch Millimeter trennen uns voneinander. Ich sauge seinen Atem ein und halte diese künstliche Distanz nicht mehr aus, hebe meinen Kopf an, um unsere Münder in einem Kuss zu vereinen. Doch Christopher lässt das nicht zu, zieht seine Lippen just in dem Moment des vorgesehenen Aufpralls zurück, verweigert mir diesen Kontakt. Immer wieder. Bis ich endlich aufgebe. Und selbst dann küsst er mich nicht. Er grinst einfach nur. In diesem Moment erkenne ich aus dem Augenwinkel, das irgendetwas neben mir auf dem Bett liegt. Schon im kommenden Augenblick erfahre ich, was es ist. An meinem Arm reißt Christopher mich hoch, sodass ich wieder auf dem Latexlaken sitze. Und dann schon greift mein Master nach dem nächsten Utensil, das er aus dem Zimmer geholt hat. Er blickt mir in die Augen. „Stell dir vor, dieser Punkt wäre tatsächlich auf deiner No-Go-Liste verblieben. Wie viel Spaß uns entgehen würde...“, murmelt er während er über den schwarzen Stoff in seiner Hand versonnen streicht. Ich muss grinsen. „Ja, Christopher... viel Spaß....“, hauche ich. „Gut. Dann sei jetzt ein braver Junge, verstanden?“ „Ja, Christopher...“ Er raubt mir die Sicht, als er hinter mich rutscht und mir die Maske anlegt. Zwei Klappen legen sich über meine Augen; es wird finster. Eine weitere Klappe, mit kleinen Löchern in der Textur, liegt über meinem Mund. Er kann meine Stimme hören, aber Wörter sind nur noch halb verständlich. Über den Rücken meiner Nase liegt ebenfalls der schwarze Stoff, doch die Löcher sind komplett frei. Christopher sichert die Schnallen hinter meinem Kopf und ich merke, wie sich jetzt schon meine Sinne schärfen. Beraubt des Lichts und der Sprache driftet meine Konzentration zu den Geräuschen um mich herum, den Berührungen. Mein Schwanz wächst langsam. In seinem kleinen Gefängnis. Sanft fasst Christopher meine Schultern an und zieht mich bedächtig nach hinten. Ich liege wieder auf meinem Rücken. „Winkel deine Beine an“, instruiert er mich. Dann spüre ich seine Hände an meinem linken Oberschenkel und an meinem Knöchel. Flink bindet er sie zusammen, sodass ich mein Bein nicht mehr strecken kann. Dann schon packt er meine linke Hand und zieht meinen Arm daran nach unten; bindet mein Handgelenk mit demselben Seil an mein bereits gefesseltes Bein. Dieselbe Prozedur wiederholt er mit meiner rechten Seite. Ich bin nun bewegungsunfähig. Weder das rechte noch das linke Bein kann ich strecken. Meine Scham ist ihm ausgeliefert, selbst wenn ich meine Knie zusammenführe – und das ist die einzige Bewegung, die ich irgendwie vollführen kann – sieht er alles. Mit gefesselten und gespreizten Beinen, der Sicht beraubt, lausche ich. Ich stöhne, als seine Finger, benässt durch irgendein Öl oder Gel, plötzlich meinen Schwanz streicheln. Gegen das Kribbeln, das dadurch verursacht wird, kann ich nichts unternehmen. Ich möchte es auch gar nicht. Es ist geil. Dieses Gefühl, von Christopher so intim berührt zu werden, in dieser krassen Situation, ist geil! Ganz langsam streichelt er mich, zieht meine Vorhaut zurück und lässt seine Finger elendig langsam über meine Eichel gleiten. Wieder muss ich stöhnen – und meine Stimme hört sich so seltsam an wegen dieser Maske. Ich weiß, dass Christopher das extrem scharf macht und muss grinsen. Wie gut, dass er das nicht sehen kann... Seine Beule ist in der Latexshorts mittlerweile sicherlich nicht mehr zu übersehen... auch wenn er vor einer kurzen Weile erst gekommen ist. Ich weiß, dass mein Anblick ihn extrem erregt. Christophers Finger werden... einfach... nicht schneller. Ich weiß nicht, wie viele Minuten vergehen, ich kann mit Sicherheit nur sagen: viele! Immer noch streichelt er mich so verdammt langsam. Wie damals... nach dem Begutachten der Listen. Immer so intensiv, dass ich es fast nicht mehr auszuhalten meine, um dann seine Bewegungen wieder abzuflachen, mich hart und erregt zu halten. Mir ist schon ganz heiß von dieser Behandlung. Mein Schwanz zuckt und in meinem Unterleib brodelt es. Dann plötzlich, nach dieser Ewigkeit, bewegen sich seine Hände entlang meines Unterleibes nach oben, fahren über meinen Bauch, machen sich an meiner Brust zu schaffen. Christopher rutscht nach oben, sitzt nun genau rechts neben mir, und seine Finger beginnen, mit meinen abstehenden Nippeln zu spielen; intensiv. Er zwirbelt sie zwischen Zeigefinger und Daumen und dieses Gefühl ist... unfassbar, vielleicht auch, weil mein Schwanz verdammt hart ist und die Lederbänder ihn auch in diesem Stadium mehr oder weniger gefangen halten, sodass diese Berührungen somit noch intensiver für mich sind. Ich stöhne und bäume mich auf – so weit es eben geht. Umgehend presst Christopher mich an meinen Hüften zurück gegen die Matratze. „Na, na, na!“, tadelt er mich spielerisch. „Ich dachte, du wolltest ein braver Junge sein, Niko.“ „Hmmmggghh...“, ist alles, was ich hervorbringen kann. „Was? Wie war das?“, neckt er mich und ich spüre wie er sich über mich beugt, ich kann seinen Atmen an meiner Brust spüren. Ich versuche ein 'Entschuldigung, Christopher' zu hauchen, man kann es sogar ein wenig verstehen. Ein wenig. Christopher lacht. „Scheiße, du bist so sexy...“, haucht er mir plötzlich ins Ohr und seine Zunge fährt verspielt über meine gesamte Muschel, taucht kurz in mein Ohr ein; dann leckt er mein Ohrläppchen ab, während seine Finger schon wieder meine Brustwarzen necken. Ich seufze und stöhne und versuche mich nicht aufzubäumen... Was mir nicht gelingt. „....Niko!“, schimpft er barsch und drückt mich wieder zurück. Dieses Mal verweilen seine Hände längere Zeit auf meinem Unterleib – und ich kann meinen Atem nicht beruhigen. Ich sehe nichts, doch ich kann seinen Blick trotzdem auf mir spüren. So, als würde er mich einfach anfassen. Ich bin mir ziemlich sicher: jetzt folgt der Teil, in dem Christopher mir „ganz schön weh tun“ wird. Er rutscht wieder zwischen meine gespreizten Beine. Ohne etwas zu sagen, beginnt er abermals meinen harten Schwanz verführerisch langsam zu streicheln. Mit einer Hand hält er meinen Schaft fest, die Vorhaut zurückgezogen; mit der anderen reibt er beständig – und trotzdem langsam – über meine nasse Eichel. Meine Finger krallen sich in die Luft, denn dort ist nichts, woran ich mich krallen könnte. Meine Beine fangen langsam an zu schmerzen und ich lasse sie noch weiter zur Seite kippen; spreize meine Beine umso mehr. Das tut gut... „Hm“, macht Christopher zufrieden. Dann passiert es. Eine seiner Hände umfasst meine bereits abgeschnürten Hoden. Er drückt nicht zu fest zu, nicht so sehr, als dass es mir wehtun würde. Aber fest genug, um mich diese Berührung deutlich spüren zu lassen. Und dann ist es plötzlich ganz still. Er hält inne. Ich rühre mich nicht einen Millimeter. Warte. Dann schon rast ein eindringlicher Schmerz durch meine Hoden, gepaart mit einem ziemlich lauten Klatschen. Dem Klatschen von Christophers Hand, deren Handfläche auf meine intime Stelle niedergesaust ist. Dieser harte Schlag wiederholt sich etwa fünf Sekunden später. Ich stöhne auf. Fünf Sekunden später kommt der nächste, direkt auf dieselbe Stelle. Ich zische. Fünf Sekunden Pause. Ein weiterer Schlag. Ich ächze. Er schlägt mich erneut. Und wieder. Abermals. Immer mit diesen fünf Sekunden Abstand dazwischen. Doch dann verringert er diesen. Aus fünf Sekunden werden vier, aus vier, werden drei, aus drei werde, zwei – bis er schließlich einen Schlag auf den anderen folgen lässt. Ohne Pause. Bis ich am Wimmern bin, weil der Schmerz eine bestimmte Grenze erreicht, in der die Erregung weit nach hinten geschoben wird. Als ich dieses krasse Ziehen nicht mehr aushalten kann, beginne ich, meinen Kopf eilig gegen die Matratze zu schlagen – ein weiterer Code; Christopher hört auf. Statt der Schläge, bekomme ich nun wieder Streicheleinheiten. Seine Finger massieren meine Länge. Er streichelt sie. Fährt abermals über meine Eichel. Bis ich schon wieder fast so weit bin. Dann hört er auf. In dem Moment fasst er meinen Schwanz an seiner Wurzel an und hält ihn aufrecht. Dann klatscht es wieder und dieser geile Schmerz rast durch mein Geschlecht, entlädt sich beinahe schon in meinem Unterleib. Nur dieses Mal, dieses Mal schlägt er nicht meine Hoden mit seiner bloßen Hand, sondern mein Glied. Mit der Innenseite seiner Hand; dann mit der äußeren. Er bewegt sie hin und her. Zuerst langsam, dann immer schneller. Bis meine nuschelnde Stimme wieder furchtbar laut ist und ich mich wie ein Verrückter auf dem Bett winde. Dann hört er auf und wechselt wieder in diese Zärtlichkeiten über. Streichelt mein geschwollenes Geschlecht, benetzt seine Finger erneut und treibt mich wieder an meine Grenze, bis diese Prozedur erneut beginnt. Schmerz, Zärtlichkeit, Schmerz, Zärtlichkeit. Zuckerbrot und Peitsche. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht. Wahrscheinlich eine ganze Stunde. Vielleicht auch mehr. Mein Körper ist voller Schweißperlen. Das Latex unter meinem Rücken fühlt sich heiß an. Meine Beine schmerzen; ich will sie strecken und ich kann nicht. Das Atmen fällt mir schwer. Mein Geschlecht lechzt. Ich kann an nichts anderes mehr denken, als an meinen Orgasmus. Doch mein Master lässt mich nicht kommen. Als ich beginne verzweifelt zu stöhnen, zu seufzen und ein schwer verständliches „bitte, bitte“ meinen Mund verlässt, hören sämtliche Berührungen auf. Christopher entzieht sich mir, so scheint es mir im ersten Moment. Ich spüre, wie die Matratze wieder ein Stück weit nach oben geht, dass ein Gewicht das Bett verlassen hat. Ich horche, doch mein eigener Atem ist so laut, dass ich nichts hören kann. Hinzu kommt noch das Rauschen meines Blutes scheinbar direkt in meinen Ohren... Mir ist schwindelig. „Ah!“, erschrecke ich, als ich plötzlich seine Finger an meinen Beinen spüre. Wann ist er wieder aufs Bett gekommen? Wahrscheinlich bin ich schon zu durcheinander, um auf meine Sinne zu achten. Der Tag war anstrengend. Und ich will einfach nur noch kommen... Christopher löst flink die Knoten. „Vorsichtig...“, ermahnt er mich, als er mir hilft, meine Beine zu strecken. Ich atme laut aus und stoße einen erlösenden Seufzer aus. Beide Beine streckend beruhige ich mich leicht. Leicht. Was die Erregung Christophers angeht, scheine ich richtig gelegen zu haben... Seine Hände fassen meine Knie an und er spreizt meine Beine schon wieder. In der nächsten Sekunde streichen seine erneut nassen Finger bereits meinen Muskelring. Ja, genau da...! Automatisch strecke ich meine Beine noch weiter zu den Seiten, auch wenn es in meinen Oberschenkeln noch immer leicht zieht; das ist mir vollkommen egal. Ich will ihn in mir spüren. Ich will Sex. Ich will gefickt werden. Ich will, dass Christopher sich genau so seine Befriedigung holt. Sein erster Finger durchbricht den Muskelring, dringt in mich hinein, streicht meine Innenwände entlang, erkundet meinen Eingang. Schon bald gesellt sich der zweite dazu. Der Dritte. Er beginnt, mich mit seinen Finger zu bearbeiten, stößt sie immer wieder hinein – und kommt immer tiefer. Ich wimmere schon wieder, weil ich es kaum noch aushalten kann... Diese Lederriemen... Sie machen alles nur noch schlimmer. Noch geiler... Plötzlich verlassen seine Finger mein Innerstes. Ruppig greift er unter mich und hebt mein Becken an. Ich spüre etwas Weiches an meinem Po; dann erst verstehe ich, dass er ein Kissen unter mich gelegt hat. Damit er besser in mich eindringen kann. Genau dieser Vorgang spielt sich schon in der kommenden Sekunde ab. Ich schreie auf, als er sich mit einem Ruck komplett in mich drückt. Schmerz vermischt mit Genugtuung und Geilheit. Er wartet nicht. Beginnt sofort in mich zu stoßen. Und ich genieße dieses harsche Verfahren in all seinen Zügen. Jede einzelne Bewegung. In dieser Dunkelheit sind seine Stöße noch viel intensiver. Der ganze Akt ist intensiver. Scheiße, er ist so steinhart... Als er seine Finger um mein Fleisch legt und mich gnadenlos pumpt – ist es vorbei. Endlich. Ich komme. Mein Schrei wird durch die Maske erstickt. Und Christopher stößt weiter in mich. Unbarmherzig. Ich höre ihn Stöhnen; er packt mein Becken und zieht mich so weit an sich heran, dass ich meine, sein Blut durch seine Adern strömen zu fühlen. Sein Saft schießt in mich hinein und ich spüre ihn zittern. Dann klappt er über mir zusammen. Sein Glied gleitet aus mir hinaus, ich lege meine Arme um ihn. Minuten vergehen. Dann erst bewegt er sich kurz. „Na komm...“, flüstert er und dreht meinen Kopf von sich weg, damit er die Lederriemen lösen kann. Langsam nimmt er mir die Maske ab, ich blinzele, muss mich erst wieder ans Licht gewöhnen. Er streicht mit durchs Haar und als ich mich auf die Seite drehe, um ihm ins Gesicht zu blicken, erkenne ich dieses zufriedene, glückliche Lächeln, das mich immer wieder freudig stimmt. Ich kuschele mich an ihn. An meinen ebenso wie ich durchgeschwitzten, nackten Freund, dessen Brust sich immer noch gar unrhythmisch bewegt. „Das reicht für heute...“, flüstert er. „Danke, Christopher“, entgegne ich ebenso leise. Dann schlafe ich fast ein. „Hey, nicht schlafen, du bist völlig eingesaut, wir müssen dich unter die Dusche bringen“, meint er lachend und stupst mich an. Ich öffne die Augen. Genau in diesem Moment kommt sein Gesicht näher und er küsst mich; hauchzart auf meine Lippen. „Na, los“, fordert er mich auf. „Ist das ein Befehl?“, nuschele ich. „Und wie“, meint er nur keck und ich seufze spielerisch. Dann stehe ich auf und er folgt mir. Im Bad drehe ich mich kurz um und lasse meinen Blick über seinen entblätterten Körper wandern. Ich erkenne Spuren von Sperma, vom Öl oder Gel und muss grinsen. „Du stehst drauf, wenn ich die Maske trage, oder?“ Das ist seine Lieblingsmaske. Christopher grinst und tritt auf mich zu, schlingt seine Arme um mich und küsst mich. Innig. Seine heiße Zunge dringt in meinen Mund und verwickelt meinen Muskel in einen heftigen Kampf. „....und wie...“, meint er abermals. „...das merkt man....“, flüstere ich ihm zu. „Komm, lass uns duschen“, wispert er zurück. Bevor wir schlafen gehen – räume ich die Küche auf.... In dieser Nacht schlafe ich gut. Der Mittwochmorgen beginnt ruhig, Christopher weckt mich erst, als er aus dem Haus will. „Wann bist du heute da?“, fragt er mich im Flüsterton und streicht mir sanft durchs Haar. „Mhhmmm... Ich denke so gegen vier oder so.“ „Okay, ich bin erst um acht da. Es ist noch Essen von gestern da, das kannst du dir warm machen, ja?“ „...okay“, wispere ich heiser. Dann schon döse ich wieder ein. Der Tag vergeht schleichend. Christophers Wohnung ist ruhig, als ich heimkomme. Ich esse, gucke Fernsehen und schlafe letztendlich auf dem Sofa ein. Das laute Zufallen der Haustür weckt mich; die Fernbedienung rasselt zu Boden. „Niko?“, hallt Christophers Stimme aus dem Flur. „Hier!“, rufe ich, während ich die Knipse wieder auf den Tisch befördere. Mein Freund sieht müde aus, erschöpft. Er schenkt mir ein kurzes Lächeln und ich folge ihm ins Schlafzimmer, wo er sich aus dem feinen Nadelstreifenanzug schält und in einen dunkelgrünen Pullover und eine blaue Jeans schlüpft. Ich lasse mich aufs Bett plumpsen und beobachte ihn, wie er den letzten Knopf der Hose zuknöpft. „Wie war dein Tag?“, fragt er mich dann. „Langweilig. Deiner?“ „Langweilig“, imitiert er mich und setzt sich zu mir. „Eine Runde kuscheln“, bestimmt er dann und ich muss fast lachen, weil es sich so verdammt anders anhört, wenn er diese Art von Befehlen gibt; wenn es nicht heißt „spreiz' deine Beine“ oder „lutsch“ oder auch „halt den Mund!“. Er schlingt seine Arme um mich und wir machen es uns auf dem Bett bequem – das Latexbettlaken ist schon längst gesäubert und wieder im Zimmer verstaut. Ich schließe die Augen und genieße seine Nähe. Bis sein Magen laut knurrt und mich zum lachen bringt. „Hunger?“, necke ich ihn. „So ziemlich. Hast du mir was übrig gelassen?“ „Klar.“ Heute spielen wir nicht. Wir schlafen nicht mal miteinander. Vielleicht auch, weil Christopher schon wieder ein bisschen sauer auf mich ist – die Bewerbungsfotos habe ich nämlich glanzvoll vergessen. Ich kann es selbst kaum glauben. Deswegen stehe ich auf am kommenden Tag an dem Hauptparkplatz der Uni im feinen Hemd und Sakko – Markus und Paul haben mich bereits reichlich ausgelacht – und beobachte den langsam heranrollenden BMW, der direkt vor mir stehen bleibt. Christopher hat darauf bestanden, mich selbst in der Mittagspause zum Fotografen zu kutschieren, damit diese Sache endlich erledigt ist. Ich begrüße ihn mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange. Meine Kommilitonen wissen nicht, dass ich schwul bin und das müssen sie auch nicht erfahren. Wahrscheinlich würden es manche sogar noch „cool“ finden und mich dann stundenlang zutexten wollen. „Wie geht’s dir?“, fragt mein Freund mich, als er den Wagen wieder zum rollen bringt und wir davon sausen. „Ich hasse Fotos“, gebe ich grimmig zurück. Doch Christopher lacht nur. „Ich will aber langsam ein neues Bild von dir fürs Portemonnaie haben“, meint er seelenruhig und grinst dabei leicht. Dieser Satz stimmt mich irgendwie... milde. Ich kann nicht bestreiten, dass dieser Wunsch Christophers mich glücklich macht. Dass er so an mir hängt. Und dass er daraus vor allem kein Geheimnis vor mir macht, nicht den Unnahbaren spielt, mir seine Liebe gesteht und einfach er selbst in meiner Gegenwart ist. Wachsam betrachtet er den Fotografen, der meine Bilder schießt. Wir wählen zusammen die besten aus. Er bezahlt. Dann fährt er mich wieder zur Uni. Selbst Flehen bringt nichts. „Du lässt heute nicht schon wieder eine Vorlesung ausfallen!“, ermahnt er mich mit strengem Ton. Er lässt mich wieder am Parkplatz raus. „Ich hole dich um 16 Uhr genau hier wieder ab, verstanden?“, sagt er. „Ja, Christopher“, antworte ich. Er lächelt. Dann ist er wieder fort und ich latsche zurück zu Paul und Markus, die schon wieder Witze über mein feines Outfit machen. Dabei laufen mehr als die Hälfte der BWLer genau so rum, wenn nicht sogar im Anzug. Nur Paul und Markus nicht. Und ich nicht. Normalerweise. Gruppenarbeit. Präsentation. Praktikumsdiskussion. Ich bin froh, als der Tag vorbei ist. Wenigstens konnte ich schon etwas vorweisen. Die Bewerbungen gehen morgen raus. Der Dozent war zufrieden. Paul und Markus – erstaunt. Und ich? Belustigt und glücklich. Ebenso stehe ich nun wieder am Parkplatz und warte auf meinen Freund. Er ist pünktlich und begrüßt mich mit einem Lächeln. „Hey. Schönen Tag gehabt?“, frage ich, als ich mich anschnalle. „Ja. Entspannend. Zur Abwechslung“, scherzt er. „Wie war die Uni?“ Ich erzähle ein wenig von meinem Tag, dem Snack beim Chinesen auf dem Campus und den Witzen meiner Kommilitonen. Christopher lacht; allerdings ist er den Rest der Fahrt seltsam ruhig. Schweigend gehen wir die Treppen hinauf, betreten die Wohnung und als die Tür ins Schloss fällt, greift er meine Handgelenke und pinnt mich ohne weiteren Kommentar mit dem Rücken gegen den großen Spiegel; sein Blick durchdringt mich und ich spüre, wie sich meine Nackenhärchen aufstellen. „...Niko...“ Ein raues Flüstern. Dann schon presst er sich vollkommen gegen mich, in seinem feinen, schwarzen Anzug, und küsst mich hungrig; seine Hände wandern über meine Seite zu meinem Hintern er kneift lasziv in meine Pobacken. In diesem Moment drängt er sein Becken weiter gegen mich – und ich spüre, wie erregt er eigentlich ist. Dafür spricht auch seine Zunge, die wild um meinen Muskel tanzt. Sein ganzes Tun bringt mich zum seichten Stöhnen. Ich habe noch nicht einmal meine Jacke aufgeknöpft und er attackiert mich schon. Dazu kommt noch, dass wir noch genau 45 Minuten haben, bevor wir zum Stammtischtreffen müssen... Mit einem lauten Schmatzen brechen wir den Kuss. Dann verlassen Christophers Hände kurzzeitig meinen Körper; er öffnet seine elegante Anzughose, zieht seine Shorts zur Seite und mein Blick richtet sich nun auf seinen harten, entblößten Schwanz. Im nächsten Moment greift er nach meiner Hand und führt eben diese an sein Geschlecht. „Mach's mir“, haucht er in mein Ohr und mein Nacken fühlt sich an, als würde eine ganze Kolonie Ameisen in einem irren Tempo dort entlang preschen... Ich schließe die Augen, als meine Finger sein Fleisch umfassen und er seine Arme um mich legt, seinen Stirn direkt an meine presst, die Augen geschlossen. Ich warte nicht. Umgehend fange ich an ihn zu pumpen, lasse meine freie Hand zu seinen Hoden gleiten und massiere sie – er keucht und seufzt dann, als ich schneller werde und den Druck meiner Finger noch vergrößere. Sein Mund gleitet direkt zu meinem Ohr; er stöhnt hinein. „Mhhmmm....“, höre ich seine Stimme so nah und erschaudere. Ich steigere die Geschwindigkeit meiner Bewegungen noch weiter. Christopher stöhnt. Dann setzt mein Gehirn einfach aus, so als hätte jemand einen Schalter spontan umgelegt. Sogar mein Freund erschreckt leicht, als ich vor ihm so plötzlich auf die Knie sinke; nur ein langgezogenes Seufzen entweicht seinem Mund, als meine Lippen sich um seine Spitze legen und ich genüsslich beginne an seinem Geschlecht zu saugen. Es dauert nicht lang. Sein Saft fließt in meinen Mund, fließt über mein Zunge; ich schlucke und Christopher ringt nach Atem, hat sich gegen die Wand gelehnt. Ohne ein Wort zu sprechen ziehe ich ihm die Shorts hoch und schließe seine Anzugshose. Sein Blick, der mich nun streift, ist voller Zufriedenheit. Absolute Genugtuung spiegelt sich in diesen blauen Kristallen wider. „....zieh dich um....“, dann der gehauchte Befehl, geschmückt mit einem vagen Grinsen meines Herren. „Ja, Christopher.“ 30 Minuten bis zur Abfahrt. Ich schlüpfe in die pechschwarze Lederhose, die sich eng um meine Beine windet, ähnlich wie die erste Latexhose, die ich von meinem Freund zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Dazu wähle ich das ebenso dunkle Hemd, das Christopher mir ebenfalls ausgesucht hat. Nun tritt er an mich heran und legt mir ein Halsband um, das etwas dünner ist als mein ganz Besonderes und Persönliches, das ich sonst in seiner Wohnung zu tragen pflege. Es ist ein etwas ein Zentimeter breites, schwarzes Lederband, mit einem kleinen Silberring in seiner Mitte. Unsere Augen treffen sich im Spiegel. „Du siehst gut aus“, meint er ruhig und betrachtet mein Ebenbild. Ich erschaudere. An Christophers Körper erblicke ich jenes Outfit von der Ausstellung in der alten Energieleitzentrale – unserem aller ersten Treffen; die elegante dunkle Hose, das pechschwarzes Hemd, das meinem ähnelt, die schneeweiße Krawatte, das düstere Jackett. „Du auch“, gebe ich ihm wider. Er quittiert meine Aussage mit einem Lächeln. „Wollen wir?“, hakt er dann nach. „Klar.“ Unser Stammtisch findet nicht, wie die meisten, wöchentlich statt. Dafür haben die meisten von uns keine Zeit. Unsere Treffen sind monatliche. Um vor allem um offen über bestimmte Themen diskutieren zu können, findet der Stammtisch immer in der kleineren SM-Bar statt – der Gerte. Ein Etablissement, das vornehmlich für Treffen solcher Art genutzt wird. Auf zwei Etagen gibt es Holzbänke, eine große Bar in der Unteren; in der hintersten Ecke der oberen Etage nur ein Andreaskreuz. In der Gerte finden keine Play-Parties statt. Hier kommt man eher her, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen, um mit Freunden etwas zu trinken, meist düsterer Musik zu lauschen und nur ab und an eine kleine Show, auf der Bühne im linken Außenbereich der unteren Ebene zu genießen, auf der im regulären Betrieb auch Bänke zu finden sind. Rosa und Lukas stehen qualmend vor dem Haupteingang, die Bar liegt in einer kleinen Seitengasse, versteckt vor all zu neugierigen Blicken. „Ach, hallo!“, begrüßt uns die etwas kräftigere Frau mit roten Haaren herzlich und nimmt uns freudig in den Arm. „Jetzt sind wir ja komplett!“, meint sie. „Hier, unsere Neuen sind auch schon da, etwas eingeschüchtert aber ganz knuffig!“, fügt sie lachend an und nimmt eine kräftigen Zug ihres Glimmstengels. Ihr Mann Lukas, ein hagerer Kerl von etwa 50 Jahren, begrüßt uns wie immer mit einem festen Handschlag und einem knappen „wie geht's“, was eher wie ein 'hallo' gemeint ist als, als Frage. „Du“, sagt er zu meinem Freund. „Der Andreas sieht Adrian irgendwie ähnlich. Adrian in jungen Jahren. Ich musste echt schmunzeln.“ „Ist das so...“, murmelt Christopher und lächelt leicht. Adrian... Dieser Name. Mir scheint, als hätte Christopher ihn in irgendwie schon mal erwähnt. Doch meine Hirnwendungen schaffen es nicht, den Namen in einen Kontext zu packen, weil kein Kontext in meiner Erinnerung zu verweilen scheint. „Was macht das Studium, Niko?“, fragt Rosa mich und ich rolle mit den Augen. „O, bitte...“, meine ich nur abweisend. Die drei lachen kopfschüttelnd. Und ich komme mir furchtbar jung vor. Adrian.... Nein, ich habe keinen blassen Schimmer. Lukas und Rosa werfen die mickrigen Überbleibsel ihrer Zigaretten fort. „Wollen wir?“, fragen sie. Christopher und ich nicken. Er legt seinen Arm um meine Schulter und geleitet mich hinein. Wir verschwinden hinter dem dicken roten Vorhang hinter der Eingangstür. Kapitel 21: 21 -------------- Wir betreten den unteren Bereich. Die Bar erstreckt sich an der gegenüberliegenden, dunkelrot gestrichenen Wand, an der in regelmäßigen Abständen gedimmtes Licht angebracht worden ist. Die Lampen sehen aus wie mittelalterliche Fackeln, auch wenn sie, wie alle herkömmlichen Lichter, mit Strom betrieben werden. Auf den einzelnen Tischen stehen dicke weiße Kerzen in massiven Glasbehältnissen. Genügend Licht, um einander betrachten zu können, spärlich genug, um nicht erkannt zu werden. Es scheint, als würde heute noch ein weiterer Stammtisch stattfinden, hetero only, ohne dass diese Leute uns gegenüber feindlich eingestellt wären. Ein kurzes, anonymes Nicken, als wir an ihrem Platz in der Nähe der Treppen vorbeigehen. Rosa eilt voraus und winkt Ina zu, so als hätte sie sie noch nicht gesehen. Die bereits sitzende, ziemlich dünne Frau hat ihr kurzes, blondes Haar mal wieder zu kleinen Spikes gestylt. Sie trägt ein enges Top und schwarze Lederhosen. Flachbrüstig, so nenne ich sie immer im Stillen. Die Frau neben ihr, Karina, ihre feste Partnerin, wirkt wie das Gegenteil von Ina: pechschwarzes, lockiges Haar, das ihr zu den Schultern reicht, dazu eine weiße Bluse mit tiefem Ausschnitt, das ihren prallen Busen zur Geltung bringt. Der Rest ihres kurvigen Körpers ist in einer blauen Jeans verpackt. Die beiden nicken mir lächelnd zu, als sie mich herankommen sehen. Auch Monas Augen legen sich auf mich. Mona, die Switcherin. Wie immer trägt sie auch heute ihr kastanienbraunes Haar zu einem langen Zopf gebunden. Blonde Strähnchen schimmern in ihrem Pony, ihre perfekten weißen Zähne treten hervor, als sie Christopher und mir ein Lächeln schenkt. Fast schon wie eine Königin sitzt sie am Tischende. Und dann ist da noch Kilian. Dr, Manscherow. Am Anfang war es schon ein seltsames Gefühl, den Arzt plötzlich in Lack- und Lederkluft auf besonderen Partys zu sehen. Mittlerweile ist er mehr ein guter Bekannter als Doktor in meinen Augen. Auch wenn ich seine Praxis aufsuche, wenn es mir schlecht geht. Ein Mann um die 40, mit dunkelblondem Haar und charismatischem Lächeln. Neben ihm sitzen die beiden Unbekannten. Interessierte Blicke erfassen mich da. Scheinbar blaue Augen, dunkelblondes, kurz geschorenes Haar, volle Lippen, glatte Haut – ich schätze den jungen Mann direkt neben Kilian auf Mitte 20. Er lächelt, als ich seinem Blick begegne; fast schon ein wenig schüchtern. Die Hand seines Freundes liegt auf der seinigen, direkt auf dem Tisch. Der Vergleich macht es deutlich: der Hautton seines Partners ist viel dunkler. Nicht braun, nur so, als hätte man ein bisschen Olive dazu gemischt. Ich sehe dunkelbraune Augen. Seine Haare sind fast schon schwarz, kurz gehalten, mit wenig Gel in Form gebracht. Seine Verwandtschaft stammt definitiv aus dem warmen Süden. „Guten Abend, die Herrschaften“, begrüßt mein Freund scherzhaft die Runde und klopft symbolisch auf den Tisch. Der einfachste Weg, eine große Runde zu begrüßen. Lediglich dem Neuzugang streckt er die Hand entgegen. „Christopher“, stellt er sich knapp vor und so erfahre ich auch, dass der blonde Mann Hendrik heißt. „Der mit dem dunkleren Hautton/ Dunkelhaarige ist also Andreas... Ich betrachte ihn ein weiteres Mal, als wir beide unsere Namen austauschen und Christopher und ich gegenüber von ihnen Platz nehmen. Mein Freund sitzt somit neben Karina. Kilian kann mir direkt in die Augen sehen. „Was macht das Studium, Niko?“, fragt er mich auch sogleich. „Kann ich erst mal ein Bier haben, bevor ich so etwas beantworte?“, scherze ich leicht genervt, da fühle ich schon den strengen Blick von meiner Rechten. Unmittelbar wende ich Christopher meinen Kopf zu. „Cola oder Mineralwasser. Entscheide dich“, sagt er knapp. Alkoholverbot. Von Christopher Lang höchstpersönlich aufgetragen. Und daran habe ich mich gefälligst zu halten. „Cola.“ „Gut.“ Während mein Freund sich wieder seiner Sitznachbarin zuwendet, gleiten meine Augen zurück zu Kilian, der mich mal wieder mit seinem typischen, leicht amüsierten Blick betrachtet. Er hat schon immer großes Interesse an der Beziehung von Christopher und mir gezeigt. Manchmal frage ich mich, ob er nicht heimlich darauf wartet, dass ich einen Befehl meines Herren vor seinen Augen missachte. Wenn Christopher und ich in Lokalen wie der Gerte unterwegs sind, auf Partys derselben Art, dann erteilt er mir auch vor den Augen unserer Mitmenschen Befehle. Nicht auf subtile Art und Weise, wie er es sonst im Alltag zu tun pflegt; so, dass es niemand mitbekommt, dass wir wie zwei normale Männer wirken. Hier sind wir unter uns. Hier spielen wir mit offenen Karten. Wir sind geoutet – im doppelten Sinne sozusagen. Hier sind wir nicht nur ein schwules Pärchen. Hier sind wir ein schwules Pärchen in einer 24/7-BDMS-Beziehung. In dieser Runde weiß jeder, dass Christopher mein Master ist und dass ich Sklave bin. Dass ich nicht viel zu sagen habe. Dass ich jenen Zustand genieße. „Ich starte bald meine Praxisphase“, erläutere ich unserem Doktor nun. „Schön, schön“, lautet dessen Kommentar. „Und freust du dich schon drauf?“ „...nicht wirklich“, gebe ich kleinlaut zu. Kilian lacht umso lauter und nimmt ein Schluck seines Bieres. Als die weibliche Bedienung – im Lackanzug – zu uns geschlendert kommt, ist es Christopher, der für uns beide bestellt. Für sich ein Ginger Ale. Für mich die 'gewünschte' Cola. „Hey, ihr seid doch nächste Woche auch bei Holger und Martins Party?“, wendet Ina sich an uns beide, als auch unsere Getränke auf dem Tisch stehen. Es ist wieder Christopher, der für uns antwortet. „Ja, wir werden auf jeden Fall vorbei schauen.“ „Miriam ist auch da“, meint nun Karina, explizit an mich gerichtet, ein freches Grinsen auf ihren rot geschminkten Lippen. Sie liebt es, mich damit aufzuziehen, weil sie weiß, dass Miriam mich auf die Palme bringt. „Fräulein Billig, jaja...“, meine ich nur scheinbar desinteressiert. In dem Moment, in dem Karina ihren Mund verzieht, greifen Christophers Finger leicht unter mein Kinn und drehen meinen Kopf in seine Richtung. In seinen Augen blitzt etwas Bedrohliches auf. „Niko... benimm' dich gefälligst.“ Tadelnde Worte. Dann lässt er mich los. Ich spüre den etwas überraschten, vielleicht sogar faszinierten Blick unserer Neuzugänge auf mir ruhen. Ich erwidere ihn mit einem kecken Grinsen und Hendrik lächelt schon wieder leicht verunsichert. „Wie schon gesagt, Christopher und Niko führen eine 24/7-Beziehung“, erläutert Kilian seinen Sitznachbarn nach dieser kleinen Tadelung meines Masters. „So ist es“, stimmt mein Freund mit ein und lächelt charmant. „Sind... Seid ihr die einzigen in der Runde?“, fragt Andreas nun, sein Blick zwischen allen Stammtischmitgliedern wechselnd. Mein Freund und Karina nicken gleichzeitig. „Beziehungen dieser Art sind nicht gerade Gang und Gebe in der Szene“, klärt Mona mit angenehm ruhiger Stimme auf und lächelt. „Und ihr?“, frage ich nun. „Naja“, setzt Andreas an. „Wir sind wirklich echt Neueinsteiger, wenn man denn so will. Wir haben vor zwei Monaten... so langsam angefangen mit Bondage.“ „Das hatten wir eigentlich schon immer ausprobieren wollen“, fügt Hendrik milde lächelnd hinzu. „Wie lange seid ihr zusammen?“, fragt Mona. „Fast vier Jahre“, entgegnet Hendrik. „Und wie kommt's, dass ihr Bondage erst so spät ausprobiert habt?“, hakt Mona direkt weiter. „Weißt du“, mischt Ina sich nun lachend ein. „Manche Leute entwickeln diese Neigungen erst mit der Zeit, für Bondage braucht man doch ein gewisses Vertrauen, ich bitte dich.“ Kilian grinst einfach nur und sieht die beiden Männer interessiert an. Ich weiß schon, was er denkt: Wenn das Gespräch heute gut läuft und sie sich auf der nächsten Party gut verstehen werden, wird er sie fragen, ob sie nicht zum auserwählten Kreis seiner nächsten Vorführung gehören wollen. Wie gesagt: Kilian liebt Publikum... Und vielleicht werden die beiden sogar einwilligen. Sein Angebot, vor langer Zeit ausgesprochen und des Öfteren erneuert, gilt auch für Christopher und mich. Doch bis jetzt haben wir keinen Gebrauch davon gemacht. Vermutlich werden wir es auch nicht tun. Shows gibt es eigentlich genug, sehr oft auf Partys. Professionell organisiert oder angeregt von Gästen auf Play-Partys. Hendrik und Andreas lachen und werfen sich einen leicht verspielten Blick zu. „Ich denke, wir hatten beide ein wenig Angst davor. Wir... kannten ja auch keinen, der das irgendwie machte...“, meint Andres und seine Augen wandern nun zu Kilian. „Bis ich mal ein paar nette Striemen untersucht habe...“, beendet er diese kleine Geschichte scheinbar und lacht. „Ich glaube, es ist immer schwer Zugang zu einem neuen Feld zu finden, wenn wirklich keiner der Partner Erfahrung hat“, kommentiert Karin und lächelt die beiden an. „Das stimmt wohl“, pflichtet Mona ihr nun bei. „Deswegen sind wir ja jetzt hier. Dank Kilian“, meint Hendrik nun eine Spur selbstbewusster. „Fühlt euch frei, uns alles zu fragen“, sagt nun mein Freund, mit dieser charmanten Stimme, die manchmal Schmetterlinge in meinem Bauch zum wilden Flattern bringt. „Wir sind hier, wie Kilian euch wahrscheinlich schon erklärt hat, sehr offen. Und wenn wir mal eine Frage nicht beantworten möchten, dann sagen wir das immer und jeder akzeptiert das.“ „Manche von uns sind dann aber doch offener als andere...“, scherzt Mona und linst zu Kilian herüber, der belustigt mit den Schultern zuckt. „Dass ich gerne Mädchen und Jungs foltere, ist kein Geheimnis. Auch nicht, dass ich gerne Leute dabei zuschauen lasse...“, hier legen sich seine Augen wieder auf die Männer direkt neben ihm. „Oh, echt?“, entfährt es Hendrik, der schon wieder diesen witzigen Rotschimmer auf seinen Wangen hat. Ich lache leise und Kilian nickt und beginnt zu erzählen, wie es dazu kam, damals, mit seiner festen Freundin, die irgendwie exhibitionistisch verlangt war und alles gern nach außen getragen hat und wie er da Stück für Stück offener wurde – bis er selbst absoluten Gefallen daran fand; und auch seine Vorliebe für Männer entdeckte. Andreas und Hendrik lauschen gebannt. Christophers Hand wandert währenddessen unter dem Tisch auf meine Oberschenkel. Ein schönes Gefühl, sie dort zu wissen, Körperkontakt zu haben. Kurz werfe ich ihm einen Blick zu und er zwinkert mir zu. „Äh, und ihr?“, wendet sich Andreas plötzlich an uns. „....macht ihr auch...?“ „Nein“, kommt es direkt von Christopher, der sein Ginger Ale nun beiseite stellt und direkt in die Augen des Neuzuganges blickt. „Was wir tun, bleibt unter uns.“ „Außer auf bestimmten Partys!“, meint Ina lachend. „Was nicht heißt, dass ich Niko öffentlich auspeitsche oder dass ich vor den Augen der anderen Partygäste Sex mit ihm habe. Oder ihm auf jegliche andere Art und Weise Befriedigung verschaffe“, beendet er ruhig seinen Satz, ohne den Augenkontakt mit Andreas zu brechen. „Wisst ihr, Niko ist mein Eigentum – und ich teile nicht.“ Ich kaue auf meiner Unterlippe. Ich liebe es, wenn er so etwas in diesem Ambiente sagt. Wenn er den anderen klarmacht, dass ich seine Nummer Eins bin – sein Besitz. Es kribbelt in meinem Bauch. Und ich spüre den Blick der beiden nunmehr wieder auf mir ruhen. „Wie ist denn das eigentlich...“, setzt Andreas nun an und wahre Neugier scheint in seiner Stimme mitzuschwingen. „Also. Eure Beziehung. Darfst du“, hier wendet er sich direkt an Christopher. „alles bestimmen? Oder darfst du“, hier sieht er mich an. „auch mal nein sagen?“ Ich schweige, denn Christopher wurde zuerst gefragt. Zudem sollte mein Master sowieso als erstes solch eine Frage beantworten. Seine Hand verlässt meinen Oberschenkel und wandert auf den Tisch. Er legt die Hände ineinander und überlegt kurz. „Es ist sehr schwer, unsere Beziehung in wenigen Sätzen zu beschreiben...“, setzt er an und lächelt. Und ich lächle mit, denn ich weiß genau, wovon er spricht. „Ich habe Niko von vorne rein klar gemacht, dass eine normale Bindung absolut nicht in Frage für mich kommt...“ Ich grinse, denke an unser Treffen im Park, an unseren Kinobesuch, an die Episoden die folgten... Ich kann meine Gedanken gar nicht mehr aufhalten, während Christopher weiter in vagen Sätzen unsere Anfangsgeschichte umschreibt. Erinnerungen werden in mir geweckt. Ich denke an die aller erste Woche, in der Christopher mich wie versprochen jeden Abend besuchte und mir immerzu etwas mitbrachte... Es war Montag – und eigentlich hatte ich die Vorlesung schwänzen wollen, bis Paul mich daran erinnerte, dass ich ein Referat zu halten hatte, das ich nun, aufgrund des turbulenten Wochenendes genau eine halbe Stunde vor Beginn kläglich zusammen suchen musste. Und es war mir egal. Es war mir sogar egal, als ich vorne stand und eine erbärmliche Performance ablieferte und mich diese Idioten alle begafften und der Professor mir eine 3 rein drückte. Es war mir egal, weil meine Gedanken sowieso die ganze Zeit nur um eine Person kreisten: Christopher. Weil ich immerzu diese Momente des Samstag und Sonntag erlebte, diese krassen Eindrücke, das Neue, die ersten Schritte, die wir zusammen als Master und Sklave unternommen hatten. Die erste SMS dieses Tages kam um Punkt 12 Uhr. „Schade, dass wir heute nicht zu zweit Mittag essen können. Ich könnte heute gegen 20 Uhr bei dir sein. Passt es dir? Christopher“ Ich bejahte. Die zweite SMS kam gegen 16 Uhr. „Noch vier Stunden, dann bin ich bei dir... Ich würde gern eine Kleinigkeit mitbringen. Ist das in Ordnung?“ Ich schluckte. Und bejahte ein weiteres Mal. Eine dritte folgte gegen halb acht. „Ich freue mich schon so sehr auf dich, mein lieber Niko...“ Beim Lesen konnte ich seine dunkle Stimme förmlich in meinem Kopf erklingen hören, so als wäre er direkt neben mir. Ein Schauer erfasste mich, als ich einen Blick in den Spiegel warf und mein Outfit für passabel quittierte. Dunkle Jeans, ein enger grauer Pullover. Ein Outfit, das sowieso unwichtig werden würde, weil Christopher es mir im Verlauf des Abends vom Leib zerren würde. Darauf hoffte ich jedenfalls. Es war kurz nach acht. Und wieder einmal erschrak ich, als die Tür aufging; erneut hatte ich für einen Moment die Tatsache vergessen, dass Christopher einen Schlüssel zu meiner Wohnung besaß und dass er ihn einsetzen würde, wann immer es ihm passte. Ich eilte zum Eingang und blieb direkt vor ihm stehen, vor diesem blonden Mann im eleganten Nadelstreifenanzug. „Hallo, Christopher...“, begrüßte ich ihn gehorsam und erntete ein zufriedenes Lächeln. Doch anstatt zu antworten, packte er mich an meinen Schultern und wirbelte mich um 90 Grad, sodass mein Rücken mit einem dumpfen Knall gegen die Eingangstür prallte. Dann küsste er mich. So intensiv, dass ich regelrecht weiche Knie bekam; seine Zunge erkundete meine gesamte Mundhöhle, er knabberte an meinen Lippen, saugte an ihnen. Bis uns beiden die Luft ausging und wir unsere Lungen mit ihm auffüllen mussten. Tief sah er mir in die Augen. Er lächelte. „Hallo, Niko.“ Seine Stimme mild und angenehm. Er lockerte seine Krawatte. „Willst du etwas trinken?“, fragte ich ihn. „Wasser“, hieß es knapp. Ich beeilte mich mit dem Einschenken. Zusammen setzten wir uns auf mein Sofa. Christopher leerte das Glas mit einem Mal. „Das hat gut getan“, meinte er dann grinsend und lehnte sich lässig zurück. „Ich hatte einen ziemlich harten Tag.“ Erst jetzt fiel mir das kleine schwarze Bündel auf, das er mitgebracht hatte und das jetzt genau zwischen uns lag. Ich schluckte. „Arbeitest du gerade an vielen Fällen?“, hakte ich nach. Er nickte. „Worum geht’s denn?“ Er schwieg und sein ruhiger Blick ruhte weiterhin auf mir. Seine Lippen formten ein sanftes Grinsen. Er beugte sich leicht zu mir. „Niko... erinnerst du dich eigentlich an die wenigen Regeln, die ich dir letztens beigebracht habe?“ Ich nickte. „Hm. Scheinbar nicht wirklich, denn so wüsstest du, dass ich nicht detailliert über Arbeit rede....“, zog er mich auf, sein Gesicht dem meinigen nun unmittelbar nahe. Ich konnte nichts sagen, mein Körper war wie erstarrt, selbst wenn mir bei seinen Worten unweigerlich warm wurde. Er deutete auf das Bündel. „Pack es aus.“ Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Meine Hände griffen zu dem schwarzen Stoff und friemelten ihn auseinander, bis ich das kleine, dunkle Instrument mit rauer Struktur an beiden Seiten in meinen Händen hielt und das fast so aussah, wie ein Ping-Pong-Schläger, wenn man einen abstrakten Blick darauf warf. Meine Hände umstrichen die breiteren, flachen Seite mit diesem harten Gummibezug. „Was ist das?“, fragte er mich, so als wäre dies ein kleiner Test. „Ein Paddel“, antwortete ich. „Das ist richtig“, sagte er zufrieden. „Und wofür benutzt man es?“ „...zur Züchtigung...“ „Zieh dich aus.“ Er beobachtete jede meiner Körperregungen, als ich mir alles, was meinen Leib bedeckte, unmittelbar vor seinen Augen abstreifte. Vollkommen nackt stand ich nun vor meinem Master. Wartend. „Schau mich nicht so an, du weißt doch wenigstens noch, was du jetzt tun solltest... Oder?“, sagte er spielerisch, mit diesem hämischen Unterton. Sklaven knien vor ihren Herren, Niko... Bedächtig ging ich in die Hocke, bis meine Knie den harten Boden berührten, spreizte die Beine etwas weiter. Gehorsam senkte ich dann meinen Blick und verharrte in dieser Position. Christopher ließ sich Zeit. Eine ganze Weile betrachtete er mich einfach nur. Seinen Blick konnte ich dabei regelrecht an meiner Haut fühlen; es war so, als würde sich überall dort, wo er mich mit seinen Augen streifte, ein kleiner Schauer bilden. Einige Härchen stellten sich auf, ich konnte meinen eigenen Atem hören, so still war es. Und ich traute mich nicht, ihn anzusehen. Er erhob sich, genau in dem Augenblick, in dem mir die leichte Kälte des Raumes bewusst wurde. Die Spitzen seiner eleganten dunklen Herrenschuhe tauchten vor meinen Augen auf. „Steh auf“, wies er mich an, seine Stimme ruhig und dennoch bestimmend und ich tat, was er von mir verlangte. Sein Zeigefinger wanderte direkt unter mein Kinn und er hob es an. „Sieh mich an.“ Die nächste kleine Instruktion, nach der sich dieses Mal meine Augen richteten. Sinnliches Blau mit einem besonders finsteren Stich darin. Seine Lippen halboffen. Unmittelbar formten sie sich zu einem suggestiven Grinsen. „Komm.“ Zärtlich ergriff er meine Hand und zog mich zurück zum Sofa. Er nahm erneut Platz. Mich hingegen manövrierte er direkt über seine Knie, so als wäre ich ein kleiner Junge, dem man den Hintern versohlen müsse; meine Scham rutschte zwischen seine Oberschenkel. Quer lag ich über dem Sofa, quer über seinen Beinen, mein Hintern in die Höhe erhoben. Behutsam strichen seine Hände nun darüber, streichelten meinen Rücken, die Innenseiten meiner Schenkel und kneteten dann wieder meine Pobacken. Bis Christopher sprach. „Rekapitulieren wir doch gemeinsam die Regeln, die ich dir beigebracht habe und die du – als gehorsamer Sklave – hättest auswendig lernen sollen, ja?“ Seine Stimme klang leicht spöttisch, irgendwie verheißungsvoll und dann schon spürte ich etwas gänzlich anderes an meinem Hintern, als seine heißen Finger. Etwas Raues, aber nicht all zu Hartes. Das Paddel. „Wenn es dir zu krass wird, sagst du 'rot' und ich höre sofort auf, verstanden?“, meinte er plötzlich sehr zärtlich und ich schaffte noch ein „Ja, Christopher“, zu antworten, da wurde seine Stimme wieder eisig und hart. „Regel Nummer Eins...“ Er holte mit dem Instrument aus. Im nächsten Augenblick klatschte es bereits. Erschrocken fuhr ich zusammen – ich fühlte leichten Schmerz, der ein kleines Zentrum hatte und der sich dann kurz auf meine gesamten Pobacken auszubreiten schien. Ein Kribbeln. Ich blinzelte. „Niko. Was war Regel Nummer Eins?“ Herzklopfen und Schmetterlinge in meinem Bauch. Plötzlich konnte ich Christophers Körper – seine Beine, seine Hände, seine Scham – direkt an meinem nackten Körper wahrnehmen, so als hätten sich meine Empfindungen irgendwie geschärft. Durch diesen Bruchteil einer Sekunde war alles irgendwie... intensiver. Nervosität vermischte sich nun auch mit langsam einsetzender Erregung, die ihren Angriff mit dem ersten Schlag des Paddels signalisiert hatte. Ich wusste die Antwort! „Ich... ich soll...“ Ich suchte nach den Worten - da folgte bereits der nächste Schlag, genau auf die gleiche Stelle und wieder passierte es: ein kurzer, ziepender Schmerz mit einem kleinen Höhepunkt durchfuhr mich. Es folgte diese wunderbare Ausbreitung auf meiner Haut; ein kleiner Ansturm des Kribbelns durch meinen Lendenbereich. „Zu langsam!“, monierte Christopher. „Regel Nummer eins!“, wiederholte er. „Ich soll immer nackt sein!“, schoss es nun aus meinem Mund wie aus einer Pistole. „Falsch.“ Ein dunkles Raunen gefolgt von einem weiteren Schlag. Ein Keuchen entwich dabei meinem Mund und dann spürte ich seine freie Hand an meinem nackten Hintern, wie sie die getroffene Stelle liebevoll streichelte. Völlig im Kontrast zu seiner kalten und dunklen Stimme, die mir Regel Nummer Eins vortrug: „Wenn ich sage, du sollst nackt sein, dann ziehst du deine Klamotten aus, und zwar ohne mit der Wimper zu zucken. Das ist Regel Nummer Eins. Wiederhol' sie.“ „Wenn du mir sagst, ich soll nackt sein, dann ziehe ich mich ohne mit der Wimper zu zucken aus“, sprach ich seine Worte nach. „Gut. Regel Nummer zwei...“ Dieses Mal gab er mir gleich zwei Schläge auf eine neue Stelle, auf die noch nicht bearbeitete Haut meines Hinterns. Ein aufregendes Gefühl. Mit meinem Stöhnen, und durch mein leichtes Aufbäumen, bemerkte ich, dass mein Schwanz immer härter wurde. „Regel Nummer zwei ist... dass du nicht über deine Arbeit sprichst!“, rief ich beinahe schon aus. Eilig genug, um nicht getadelt zu werden. Nein, dieses Mal sprach Christopher mir sogar ein Lob aus. „Sehr gut, Niko“, sagte er zufrieden und abermals strich seine Handfläche behutsam über meinen Po. Die Schmetterlinge in meinem Bauch waren nicht mehr als solche zu beschreiben. Dort formte sich langsam ein warmer Sturm. Ebenso wie in meiner Leistengegend. Das war... abgefahren. Und erst der Anfang. „Regel Nummer drei“, verlangte er als nächstes. Und Regel Nummer drei bekam ihre drei Schläge. Mein Körper zitterte und wieder bäumte ich mich bei diesen leichten Schmerzen auf. Die Vibration ihrer schien direkt in meinen Schritt zu wandern, so als wären es kleine Impulse, die sich dort entluden. Scheiße, was war Regel Nummer drei? Auf den Boden schauen? Knien? Waren diese Sachen nicht in einer Regel zusammen gefasst? Fast schon panisch durchspielte ich potenzielle Antworten in meinem Hirn. Ich hatte doch so oft daran gedacht, wieso hatte ich gerade jetzt, in dieser Situation, solche Probleme mit diesen heißen Erinnerungen? Zu spät. Erneut holte Christopher mit dem Paddel aus. Abermals traf die raue Fläche auf meine nackte Haut, die mittlerweile bestimmt schon leicht rötliche Flächen vorzeigte. Ja, die Stellen wurden zunehmend reizbarer, die Schläge damit schmerzhafter, intensiver. Aber genau das war es, was die Sache für mich noch befriedigender machte. „Regel Nummer drei...?“, wiederholte er seine Frage. „Ich soll vor dir knien, mein Platz ist auf dem Boden“, hauchte ich nun, hoffend, es sei die richtige Antwort. Und das war sie. „Gut, Niko...“, sagte Christopher und strich mit seinen erhitzten Händen über meinen Rücken. Eine ganze Weile lang. Ich schloss meine Augen und genoss diese Liebkosungen, konzentrierte mich auf ihn; auf seine Hände, seinen Körper – und mit einem Mal wurde mir klar, dass mein Freund, mein Master, steinhart war. Wild begann das Herz in meiner Brust zu pochen. Unbewusst bewegte ich mein Becken, rieb mich an seiner Scham – und erntete ein leises Keuchen seinerseits. Er war hart wegen mir. Wegen der Dinge, die er mit mir anstellte... Wenige Augenblicke später fand seine Hand knapp oberhalb meines Pos Halt, auf der Höhe meines Steißbeines, und er drückte mich nieder, hielt mich im Zaum und verhinderte weitere Bewegungen meines Beckens. Ich hielt inne, lauschte. „Regel Nummer vier, Niko?“ Sein Ton war neckend und rau. Vier Schläge verpasste er meinem Hintern. Vier mal ziepte es, vier mal kribbelte es – und diese krassen Nachwehen hielten dieses Mal länger an. Es begann richtig auf meiner geschundenen Haut zu prickeln, eine Mischung aus Hitze und einem schmerzhaften Ziehen. Und auch in meinem Unterleib kochte es mittlerweile. „Ich... ich soll den Boden anschauen, wenn du mir nichts anderes befiehlst.“ „Na bitte, geht doch...“, befand mein Freund amüsiert und fing an, meine Pobacken fest zu kneten – was mir zusätzlichen Schmerz verursachte. Ich ächzte und versuchte dann weitere Geräusche zurückzuhalten. „Nicht so schüchtern... lass es raus, wenn es weh tut...“, zog er mich nur auf und ich wimmerte leise, als er über die am heftigsten beanspruchte Stelle kratzte und dann tief in mein Fleisch kniff. Und genau dabei rieben unsere Geschlechter aneinander und ich hörte Christopher keuchen; und wenn mich meine Sinne nicht täuschten, dann hatte auch er sein Becken angehoben, um diese Kollision noch zu verdeutlichen, sie zu intensivieren. „Was war die letzte Regel, die ich dir beigebracht habe?“, wisperte er nun fast, während sein Zeigefinger nun in meine Spalte rutschte und direkt über meine Rosette strich. Nur um mir direkt im Anschluss fünf satte Schläge mit dem Paddel zu verpassen. Und bei jedem stöhne ich laut auf; aus Pein und aus schierer Erregung, die mich mittlerweile durchströmte. Konzentration, ermahnte ich mich selbst. Mein Atem langsam nur noch stoßweise kommend, meine Gedanken bereits benebelt - von Christophers Taten, von seinen Reaktionen... „Wenn du sagst 'das reicht für heute', dann... äh... dann war's das erstmal und das Spiel ist vorbei“, antwortete ich hastig. „...und was sagst du dann?“ „...dann bedanke ich mich...“ „Richtig“, raunte er. Für eine kurze Weile verweilte das Paddel regungslos auf meinem Hintern. Dann fuhr er fort: „Aber denk' ja nicht, dass wir heute schon so weit wären.“ Seine Worte entfachten ein regelrechtes Feuer in mir. Ich schluckte und schloss abermals die Augen. Ich wollte, dass er weitermachte. „Wir wiederholen das Ganze, damit du dir das auch ja einprägst, verstanden?!“, sagte er barsch. „Ja! Ja, Christopher“, entwich es meinem Mund ich bemerkte, dass ich heftig dabei nickte. Dann kam schon der erste Schlag. „Regel Nummer Eins“, zischte er. „Wenn du mir sagst, ich soll nackt sein, dann ziehe ich mich ohne mit der Wimper zu zucken aus.“ Zwei harte Schläge folgten. „ Regel Nummer Zwei“, fuhr er fort. „Du sprichst nicht über deine Arbeit!“ Er verpasste mir drei Schläge, in direkter Abfolge; von den zwei vorigen hatte ich mich gar nicht erst erholen können. Meine Haut brannte, mein Schwanz zuckte. Wieso hatte ich vorher eigentlich nie realisieren können, wie geil Schmerz sein konnte? Und: lohnte es sich überhaupt noch darüber zu sinnieren? „Regel Nummer drei“, meinte er harsch. „Ich soll vor dir knien, mein Platz ist auf dem Boden.“ Vier Schläge. Die ersten beiden schnell aufeinander folgend. Die letzten beiden in großem Abstand - dafür umso härter. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und schrie auf. Nein. Ich stöhnte. „Regel Nummer vier.“ „Ich schaue immer zu Boden, es sei denn, du sagst mir etwas Anderes!“, rief ich dieses Mal hinaus. Es folgten die fünf härtesten Schläge der gesamten Prozedur und ich wandte mich auf seinem Schoß, ich krallte mich in das Sofa, ich stöhnte kehlig und laut und ich meinte, bald zu explodieren. Ich war mehr als nur erregt. Ich war vollkommen geil; willig, alles mit mir geschehen zu lassen, was dieser Mann mit mir geplant hatte. „Sehr, sehr gut, Niko...“, raunte Christopher, als meine Stimme erstickt war, und strich erneut zärtlich über meine heiße und pochende Haut. Minutenlang. Mit seinen Fingern. Das Paddel scheinbar zur Seite gelegt und ich wagte es nicht, mich umzudrehen, um diese Annahme zu bestätigen. Aber es musste so sein, denn ich spüre beide Hände auf meinem Hintern, diese heißen Finger, die Druck ausübten und über jeden Zentimeter der freigelegten Haut fuhren. Mal mit den Kuppen, mal mit den Fingernägeln. Ich stöhnte leise, zuweilen seufzte ich, biss mir auf die Zunge. Der Schmerz war so tief in mich gedrungen, dass er mich gar nicht mehr loslassen wollte. Es prickelte und es kribbelte; überall. Und was mich am meisten antörnte an dieser eh schon wahrhaftig aufregenden Mischung, das war das Keuchen meines Masters, als er mich eben auf diese Weise liebkoste, als er sein Werk betrachtete und über die mittlerweile wohl purpurroten Striemen auf meiner Haut fuhr. Plötzlich ergriff er meinen Arm. „Setz dich auf mich“, wies er mich an und zog mich dabei hoch, bis ich rittlings auf seinem Schoß saß, meine Arme um seinen Rücken geschlungen, meine Stirn direkt an seine gepresst. Tief blickten wir uns in die Augen. Ich biss mir auf die Zunge, als er mich dann an meinen Hüften packte und im selben Moment, in dem er mich noch weiter gegen sich presste, sein Becken anhob. Schmerzhaft kamen seine Oberschenkel in Kontakt mit meinem gequälten Hintern – und unsere Geschlechter rieben aneinander. „Küss mich“ - die nächste Anweisung, die ich nur all zu gerne erfüllte. Seine Hände wanderten unter meinen Hintern, er drängte sein Becken gegen mich, rieb sich an mir und es prickelte und schmerzte gleichzeitig an meiner Haut, während unsere Münder miteinander verschmolzen und unsere Zungen sich umeinander wanden. So heiß und so nass und einfach nur von Gier nach dem Anderen gesteuert. Die pochende Erregung wurde immer intensiver, drängender; ich stöhnte in unseren Kuss hinein und er keuchte, als sich unsere Lippen trennten. Dieser Anblick: Wie sollte ich das Gesicht meines Masters in Worte fassen? Seine wunderschönen Lippen von meinem Speichel benetzt, leicht offen, seine Wangen in ein seichtes Rot getaucht, sein blondes Haar durch meine knetenden Finger etwas durcheinander gebracht, die Perfektion seiner Frisur dadurch gebrochen und dieses Blau – tief und mit einem besonderen Schimmern darin, gezeichnet von Lust und Zufriedenheit. So musste wohl ein gefallener Engel aussehen. Völlig unerwartet wanden sich seine Finger plötzlich um meine steinharte Länge, ich zuckte unmerklich auf, die Lust in einem Schwall durch meine Venen fließend, eine Aufwallung direkt in meinem Unterleib und er begann mich rabiat zu massieren, strich mit seinem Daumen über meine Eichel, hart und ungehalten. An seinen Schultern musste ich mich abstützen, während er mich pumpte. „Hat dir das gefallen...?“, murmelte er und ich spürte erneut die etwas rauere Struktur an meinem Hintern, ich nickte heftig, stöhnend, momentan gar nicht in der Lage, ihm auch nur irgendwie anders zu antworten. Umgehend bohrten sich seine Fingernägel in meine Vorhaut und ich schrie auf – im selben Moment kam das Instrument schmerzhaft, mit vollem Schwung auf meinen Hintern nieder. „Niko!“, ein barsches Tadeln. „Wie zum Teufel antwortest du mir?!“ Eine Melange aus Schmerz, Lust und Aufregung raste durch meinen Organismus. „Entschuldige... Ja... Christopher...!“ Als ich seinen Namen aussprach, holte mein Master erneut mit dem Paddel aus und ließ es klatschend auf meinen Po nieder sausen. Ich zischte auf und er fing diesen Laut mit seinem Mund auf, sog ihn mit einem innigen Kuss ein und ließ das Paddel abermals in schmerzlichen Kontakt mit meiner Hinterseite kommen. Immer und immer wieder. Ungehalten stöhnte ich in seinen Mund, völlig betört von dieser Mischung aus dem seichten Schmerz meiner Kehrseite und der krassen Erregung, die Christophers Hand direkt an meinem Schwanz verursachte. In meinem Unterleib entfachte ein Feuer. Es brodelte regelrecht. Heiß und ungehalten. Ich stöhnte. „O Gott, gleich...“, brachte ich noch heraus, da endete jeglicher Kontakt. Abrupt. Brutal. Ich konnte gar nicht realisieren, was passierte, spürte nur seine Hände plötzlich an meinen Schultern, seine Kraft – im nächsten Moment prallte ich mit meinem Rücken unsanft auf dem Boden auf. Christopher stand über mir. Sein Blick arktisch kalt, ein Stück weit tadelnd. „Wann und ob du kommst, bestimme immer noch ich, mein Freund“, sagte er dann und ging direkt neben mir in die Hocke. „Verstanden?“ „...ja, Christopher“, hauchte ich und rührte mich nicht. Ich senkte den Blick und genau in diesem Moment strich er mir sanft durchs Haar. „Sehr gut, Niko...“, murmelte er leise. Beflügelte mich dieses minimale Lob? Gewiss. Mein Herz begann ein wenig schneller zu pochen und eine angenehme Wärme breitete sich auf meinen Wangen aus. „Steh auf.“ Ich tat es, weiterhin den Fußboden betrachtend, respektvoll den Blick senkend vor meinem Master. Wow. Was für ein abgedrehtes Gefühl das war. Erst langsam verarbeitete mein Kopf das Geschehen. „Das reicht für heute“, sagte er dann plötzlich milde und seine Hand strich mir in ebenso zärtlicher Manier über die Wangen. Ich sah ihn an. Dann murmelte ich das von mir in diesem Moment Verlangte: „Danke, Christopher.“ Der kleine Ausflug in meine neue Welt war beendet, die leichte Tour, die ersten Schritte von vielen. „Zieh dich an“, meinte er dann und schlenderte langsam zu meiner Kochnische, um sich noch etwas Wasser zu holen. Die Zahnrädchen in meinem Kopf arbeiteten langsam, während ich auch in diesem Tempo meine Kleider aufsammelte und wieder in sie schlüpfte. Ich beobachtete meinen Freund, der sein Wasser dieses Mal langsam trank und dabei aus meinem Fenster sah, die Straße betrachtete. Natürlich rutschte mein Blick in südliche Richtung. Seine Erregung war scheinbar abgeklungen. Heute würde er mich wohl auch nicht kommen lassen. Fast so als hätte er meine Gedanken gehört, wandte er seinen Kopf in meine Richtung und lächelte. Letztendlich setzten wir uns wieder und Christopher legte seinen Arm um meine Schultern. „War es OK für dich?“, fragte er mich. Ich schenkte ihm ein Lächeln und antwortete ehrlich: „Ja.“ Denn es war aufregend gewesen, erregend, heiß, einfach total phänomenal! Mein Blick streifte das Paddel und ich spürte, wie sich meine Nackenhärchen schon wieder aufstellten. Durch die alleinigen Bilder meiner Fantasie, die die nahe Vergangenheit abspielten. Wir schliefen an diesem Tag nicht miteinander. Christopher verabschiedete sich schon früh – viel Arbeit erwartete ihn noch daheim. „Ich werde morgen wiederkommen. Also sei gefälligst Zuhause, gegen sieben. Ich melde mich noch und ich erwarte von dir, dass du dein Telefon im Blick hast. Kapiert?“, lauteten seine Worte, als wir vor meine Haustür standen und uns verabschiedeten. „Ja, Christopher. Mache ich“, antwortete ich gehorsam. Gehorsam. Ich - ein gehorsamer Sklave, der sich von seinem Master verabschiedete. Wieder schoss Röte gepaart mit Wärme in mein Gesicht. Ich war überrascht von mir selbst. Noch am Samstag hatte mich die Panik vor dem Gummimasken... - ich sollte es auch nicht mehr in meinen Gedanken aussprechen – fest im Griff und jetzt? Jetzt hatte ich diese völlig betörenden Gedanken und Empfindungen des Schmerzes umarmt, sie begrüßt – und ich sehnte mich nach mehr. Als ich ihm noch ein weiteres Mal in die Augen sah, hätte ich mich am liebsten wieder vor ihn gekniet und demütig den Blick gesenkt. Ja, genau das war es, was ich wollte. Ich wollte ihm meinen Respekt zeigen – und tun, was er von mir verlangte. Eine wundervolle erneute Erkenntnis. Ich hatte den richtigen Pfad betreten. Dessen war ich mir sicher. Voller Spannung wartete ich am kommenden Abend auf ihn. Er war pünktlich. Natürlich öffnete er sich die Tür auch heute selbst. Er brachte mit, was er mir am Telefon versprochen hatte: Zutaten für eine Pizza. Diese Wende war erstaunlich. Gestern noch hatte er mir in genau diesem Raum den Hintern mit dem Paddel verprügelt – heute alberten wir in meiner erbärmlichen Kochnische herum, wie zwei Gleichaltrige, und kredenzten eine wahrlich nahrhafte und völlig überladene Pizza, mit selbst gebackenen Teig – den ganz allein Christopher zubereitete - und mit der wir uns so den Magen voll schlugen, dass wir danach einfach nur regungslos vor dem Fernseher verweilten. Am Telefon hatte er mir außerdem mitgeteilt, dass er heute nichts Besonderes mitbringen würde. Auch daran hatte er sich gehalten. Und mit ihm einfach nur zu kuscheln war ebenso aufregend, wie mich von ihm herumkommandieren zu lassen. Wobei er mich auch an diesem Tag herumkommandierte, mir sagte, was ich zu tun hatte, wie ich ihn ansehen sollte, welches Programm ich anschalten sollte – letztendlich, dass ich ihn küssen sollte. An diesem Tag blieb er bis zehn. Am kommenden Morgen weckte mich eine SMS, die kurz vor meinem Handy-Alarm ertönte. Eine einzige Aussage, die umgehend Leben in mein Fleisch pumpte: „Heute will ich dich fesseln. Einverstanden?“ Ich schluckte und tippte umgehend ein einfaches, simples und doch so viel Versprechendes. „Einverstanden“ zurück. Dann starrte ich die Decke an und holte tief Luft. Ich konnte den Abend kaum erwarten. Kapitel 22: 22 -------------- Meine Freitagabende waren nie geprägt von irgendwelchen besonderen Ereignissen, geläufiger Mainstream-Partylaune, der Vorfreude auf eine Nacht voller Tanz und Hysterie, dem Nachhause-Spaziergang im hellen Sonnenlicht des nächsten Morgens. Ich hatte meinen Computer, das Chat-Programm, eine Pizza. Ab und an ging ich ein Bier trinken mit Paul und Markus, ins Kino mit Frank. Es passierte sogar schon einmal, dass ich die Einladung eines Kommilitonen für einen Cocktail annahm, aber diese Abende waren im Endeffekt die schlimmsten; ich bevorzugte meine privaten Horrorfilm-Sessions. Dieser Freitagabend jedoch versprach eine gänzlich andere Erfahrung... Eine einzelne SMS, die so viel bedeutete: „Heute will ich dich fesseln. Einverstanden?“ Ich putzte die Wohnung, ich schmiss sogar alte Dinge weg, Klamotten, die ich nicht mehr anziehen wollte, angesammelte Magazine, die ich nie wieder lesen würde, Zeitungen, Kleinigkeiten, die den Raum in meinen Schubladen stahlen. Aus dem Supermarkt besorgte ich Kerzen, warum auch immer, ich füllte den Kühlschrank und ich suchte sogar einen Wein aus, weil sich irgendwo in meinem Kopf diese vage Hoffnung breit gemacht hatte, Christopher überzeugen zu können, in dieser Nacht vielleicht bei mir zu bleiben. Schließlich war Wochenende. Schließlich waren wir zusammen. Da saß ich also, den Blick auf die Uhr gerichtet und ich hätte schwören können das Ticken jeder einzelnen verstreichenden Sekunde zu hören; beobachtete die Zeiger, die sich in scheinbarer Zeitlupe bewegten und mein Herz durchbrach beinahe meine Brust, als es acht Uhr wurde. Doch die Klingel ertönte nicht – und Christopher schloss auch nicht meine Wohnungtür auf, was er sowieso eher machen würde. Dieser Mensch klingelte nicht. Er stolzierte, seitdem er meine Schlüssel besaß, in diese Räume, als würden sie ihm gehören. Weil ich ihm gehörte. Von Anfang an. Weitere Minuten flossen dahin. Dann vibrierte mein Handy: ich bekam eine weitere Nachricht. Eine lange Nachricht. Eine dreckige Nachricht: „Entschuldige, ich verspäte mich – die Arbeit bringt mich um. Aber ich habe eine kleine Aufgabe für dich, die dir das Warten versüßen wird: ich will, dass du dich bis auf deine Unterhosen ausziehst, dich auf dein Sofa setzt und deiner Fantasie freien Lauf lässt. Denk an alles, was dich antörnt – und was du all zu gerne mit mir machen würdest. Aber: anfassen ist verboten! Deine kleinen Händchen bleiben auf dem Polster, verstanden? Du bleibst auf dem Sofa, bis ich da bin und wehe du bist nicht steinhart, wenn ich durch die Tür komme. Schreib zurück und bestätige meine Anweisungen.“ Sekundenlang starrte ich das Display an. Ich war der festen Überzeugung, dass ich noch nie so eine heiße SMS bekommen hatte. Zitterten meine Hände gar ein wenig, als ich mich zusammenriss und eingab „Verstanden, Christopher“? Gewiss. Sie zitterten auch, als ich meine Hose aufknöpfte und als ich mir den Pullover über den Kopf zog. Als ich, wie angewiesen, lediglich die enge, schwarze Shorts an meinem Körper ließ – und mein Schwanz zuckte bereits unmerklich auf, als ich mich in die Mitte meiner Couch setzte, mich anlehnte, die Arme auf die Lehne ausbreitete und die Augen schloss. Automatisch glitten meine Beine ein Stück weit auseinander. Meine Gedanken hatten sich längst auf Christopher fokussiert, vor meinem inneren Auge, labte ich mich bereits an seiner Erscheinung und durchlebte unser erstes Mal, spürte seine intensiven Blicke auf meiner Haut. In meiner Fantasie zog ich ihn erneut aus, durchlebte diese heftigen Impulse, die durch meinen Organismus jagten, wenn er mich grob an meinen Handgelenken packte, wenn er mich gegen die Tür drängte, gegen die Küchenzeile, wenn seine Fingernägel über meine Haut fuhren. Ich rief die Bilder von Montag in mein Gedächtnis: Dieses Gefühl von angenehmen Schmerz, der sich über mein Hinterteil verteilt hatte, erinnerte mich an dieses verflixte, wundervolle Paddel – an seine gebieterische Stimme, sein Keuchen, seine Erregung. Im letzten Moment konnte ich meine Hand aufhalten, die instinktiv zu meiner Mitte geglitten war. „Scheiße...“, flüsterte ich und starrte die Decke an. Mein Glied pochte und rief nach Aufmerksamkeit und alles was ich machen konnte, war mich selbst noch weiter zu quälen, indem ich meinen Strom an Gedanken freien Lauf ließ, einer Mischung aus Bildern und Geräuschen, die mein gesamtes Blut in den Süden pumpten. Schon allein das sanfte Reiben des Stoffes meiner Shorts ließ mich aufbäumen, denn ich begann unbewusst mein Becken zu bewegen. Still sitzen konnte ich nicht mehr. Zu sehr breitete sich diese Fantasie in meinem Kopf aus: Wir beide unter der Dusche – sein nackter schöner Körper, der sich an den meinigen schmiegte, seine weiche nasse Haut, über die ich meine Hände gleiten ließ unter dem auf uns niederprasselnden Wasser… In meiner Fantasie waren meine Finger schaumig und ich seifte jeden kleinsten Zentimeter von Christophers Haut ein. Wir küssten uns, er ließ seine Finger in mich gleiten und spielte mit meinem süßen Punkt. Mit dem Rascheln und dem unwiderlegbaren Geräusch des aufgehenden Schlosses, richtete ich meinen Blick automatisch gen Tür. Er trug einen teuren, dunkelblauen Anzug, seine Krawatte war schwarz und sein feines Hemd eine weite Spur heller als das Jackett. In seiner rechten Hand hielt er eine Reisetasche. Etwas größer als jene, die mir vor einer Woche noch so starke Angst eingejagt hatte. In der ich Unaussprechliches vermutet hatte. Dinge, die ich jetzt begrüßen würde. Er hatte Seile mitgebracht. Ja, dessen war ich mir sicher. Christopher grinste und er stellte die Tasche auf den Boden. Ich bewegte mich keinen Zentimeter, sondern starrte ihn regungslos an; gebannt, gespannt, wartend, aufgeregt – erregt. Er kam mir näher und knöpfte während seines eleganten kurzen Ganges sein Jackett auf, legte es über die Sofalehne und während er nun auch seine Krawatte lockerte, glitt er zu mir, setzte sich direkt neben mich; seine Augen streiften meine harte Männlichkeit, bevor sie sich wieder in meine bohrten. „Hallo, Niko“, raunte er und bevor ich antworten konnte, legten sich seine Lippen schon auf meine nieder, zärtlich und kurz. „Hi... Christopher“, brachte ich schließlich meine Begrüßung zustande und zog im nächsten Moment schon laut zischend die Luft ein, denn Christophers Hand glitt ohne jegliche Vorwarnung in meinen Schritt. Hart massierte er mein Fleisch durch den Stoff der Shorts hindurch, während er seinen freien Arm um meine Schulter legte und mich dicht an sich heranzog, mich festhielt. „Ich sehe, du warst brav... Sehr gut“, lobte er mich und platzierte einen keuschen Kuss auf meine Stirn. „Erzähl...“, sagte er dann in diesem spielerischen Ton und schaute mir tief in die Augen. „Woran hast du gedacht?“ „An dich...“, wisperte ich und er lachte leise auf. „Das war mir durchaus klar, Niko. Was... habe ich denn gemacht in deiner Fantasie?“ „Du... Ich meine wir haben geduscht.“ „Das war alles?“ Seine Hand ließ nur kurz ab von meinem Zentrum, nur um endlich unter den Stoff zu rutschen und seine Finger in direkten Kontakt mit meiner sensiblen Haut zu bringen. Seine Hand war heiß. Flink strich er mit seinem Daumen über meine mit Tröpfchen benetzte Eichel. Meinem Mund entwich ein leises Keuchen. „Nein. Wir haben uns gegenseitig eingeseift...“, antwortete ich meinem Master gehorsam und ein Kribbeln wallte auf in meiner Magengegend. Das hier war so unschuldig und doch so heiß... „Mhmmm...und dann?“, flüsterte er und raubte mir fast den Verstand, weil sein Mund meinem Ohr so nahe war und sein Atem mich kitzelte und ich die ganze Zeit über auf seine Zunge, seine Lippen oder gar seine Zähne an diesem empfindlichen Organ erwartete – doch solch eine Berührung blieb mir verwehrt. „Sag's mir, Niko...“ „Dann haben wir uns gegenseitig angefasst und du hast... mich... mich... ungh...“ Seine pumpende Hand hatte an Tempo gewonnen. „...und dich?“ Wieder kitzelte es an meinem Ohr und seine Stimme war so tief und erinnerte mich an ein gefährliches Raubtier. „Scheißeichkommgleich!“, stöhnte ich und Christophers Hand verließ umgehend meinen Schwanz. Eine Sekunde später erhob er sich schon und baute sich vor mir auf, die Arme vor seiner hübschen Brust verschränkt. Er grinste, eine Augenbraue leicht nach oben gezogen und dabei spiegelte sich Selbstsicherheit in seinem Gesicht, die ihn so attraktiv machte. Er sprach nicht, er öffnete schweigend sein Hemd und legte seine glatte Haut, diese makellose Brust, offen. Dem Hemd folgte die Anzugshose und ihr folgte auch der Rest der übrig gebliebenen Stoffe, die seinen Körper noch bedeckten; bis er gänzlich entblättert vor mir stand, seine Brustwarzen zu harten Kügelchen geformt, sein Geschlecht bereit für was auch immer ihm vorschwebte. Er streckte mir seine Hand entgegen. „Mitkommen“, lautete sein darauf folgender Befehl. Er zog mich hoch und zerrte mich diese wenigen Meter ins Bad, und ich konnte meine Augen nicht von seinem Hintern nehmen, diesen Pobacken, die sich graziös bei jedem seiner Schritte mitbewegten. Auch seine wohlgeformten Oberschenkel, diese so deutlichen Muskeln unter der Haut entgingen nicht meinem Blick. Christopher öffnete die kleine Duschkabine und drängte mich gegen die kalten Fliesen, raubte mir ein gequältes Stöhnen, als er das Wasser ohne Vorwarnung aufdrehte und sich seine Hände auf meine Seiten legten. Er presste mich gegen sich, als wir immer nasser wurden und ich aufgrund dieses Kontakts mit seiner mehr als feuchten nackten Haut, der Kollision unserer harten Geschlechter, erschauderte. Wieder sprach er nicht, er agierte bloß, begann mich zu küssen, vorsichtig und zärtlich in den ersten Sekunden, um dann abrupt zu einem harschen Zungenkampf überzugehen. Es war magisch. Meine Finger verfingen sich in seinem Haar und mir wurde schwindelig. Ich konnte wahrhaftig noch immer nicht glauben, dass das alles real war, dass ich mit dem Mann aus dem Park all diese Dinge tat – und tun würde. Ein eindringliches Kribbeln rieselte meine Wirbelsäule hinunter, als Christopher endlich hart in mein Ohrläppchen biss und seine Hände anfingen, langsam über meine Haut zu streichen. „Ich fand die Beschreibung deiner Fantasie alles andere als gelungen“, flüsterte er. „also wie wäre es, wenn du mir einfach zeigst, woran du gedacht hast?“ „Okay...“, willigte ich ein und in diesem Moment war es so, als legte sich ein Schalter in meinem Hirn um, als zapfte ich an irgendeiner Energiequelle, dessen Zugang bis eben noch gesperrt gewesen war. Ich ergriff Christophers Schultern und nutzte den Moment der Überraschung aus, die ihn für diese eine Sekunde befallen hatte, um unsere Leiber um 180 Grad zu drehen, sodass sein Rücken nun gegen die Fliesen prallte. Unmittelbar sank ich nieder auf meine Knie und meine Finger umfassten seine Hüften; ich verhielt mich nicht gerade spielerisch mit meiner Zunge, zu groß war diese Gier, die sich während meines Fantasierens aufgebaut hatte, mein Verlangen schier ungehalten. Ich nahm seine erigierte Scham unmittelbar in meinen Mund auf und mein Lendenbereich zuckte bei diesem süßen Stöhnen, das seinem Mund dabei entwich. Ich begann zu saugen und mein Schlund produzierte dabei unartige Geräusche. Es war einfach unbeschreiblich, Christophers großen Schwanz in meinem Mund zu spüren, während das Wasser unablässig unsere Körper befeuchtete. „Davon hattest du... nichts erwähnt...“, kam es gequält von oben und just mit dieser Äußerung begann Christopher sein Becken zu bewegen, leicht in meinen Mund zu stoßen. Meine Lippen schwollen an und meine Atemzufuhr verringerte sich mit jedem seiner heftiger werdenden Stöße; mittlerweile hielt er meinen Hinterkopf fest – fest in einem für ihn angenehmen Winkel. Doch irgendwie machte mich genau diese Tatsache extrem scharf. Dieses Gefühl, von Christopher benutzt zu werden. „Na... das reicht jetzt ja wohl...“, brachte er immer noch so gequält heraus, rutschte dabei allerdings aus meinem Mund heraus und zog mich an meinen Schultern herauf. „Schmecke ich gut?“, zog er mich auf und ich nickte hastig, meine Hände umgehend wieder zu seiner Haut wandernd. „Bei dem ganzen Wasser kannst du mich doch gar nicht schmecken...“, bemerkte er nur eine Spur belustigt und beugte seinen Kopf näher zu mir, sodass es ihm möglich war, über meine Lippen zu lecken. Ich grinste und sagte nichts, sondern griff nach dem Duschgel – wie in meiner Fantasie. Und so wie ich es mir vorgestellt hatte, verteilte ich das herb duftende Gemisch auf seiner nackten Haut: Ich begann mit seinem Oberkörper, streifte seine Schultern, ließ meine Handflächen dann wieder langsam über seine Brust wandern. Eine Weile hielt ich mich an seinen Brustwarzen auf, nur um dann weiter nach unten zu gleiten, mit meinen schaumigen Fingern über seinen Unterleib zu fahren und sein Geschlecht zu umfassen, ihn genau dort zu massieren und dabei in dieses wundervolle Blau zu blicken, das mich die ganze Zeit über nicht aus dem Fokus ließ. Ein seichtes Zittern rieselte über meinen Körper, als seine Hände begannen das etwas kühlere Gel plötzlich auf meiner Brust zu verteilen. Danach waren sie überall, glitten über meinen Rücken, meinen Po. Ich tat es ihm gleich und knetete seine runden, wohlgeformten, knackigen Pobacken eine ganze Weile. Wir küssten uns erneut und wuschen den Schaum von unseren Leibern, bis unsere Haut wieder komplett zu sehen war. Christopher grinste, dann schon drückte er mich ohne jegliche Vorwarnung brüsk mit meiner Brust gegen die nassen Kacheln und seine harte Stimme jagte einen intensiven Schauer über meinen Rücken. „Spreiz' deine Beine!“ Ich tat, wie er verlangte und erschrak, als er zunächst das Wasser abstellte und es seltsam still um uns wurde. Plötzlich spürte ich sanfte gehauchte Küsse auf meiner Haut – angefangen bei meinem Nacken, langsam hinuntergleitend entlang meiner Wirbelsäule, immer tiefer... Seine Hände legten sich auf meine Pobacken und er drückte sie auseinander, während er in die Hocke wechselte und sein Mund diesem unaussprechlichem Ziel immer näher kam. „Ah!“, stöhnte ich, als seine feuchte Zunge ungehalten und ohne jegliche Hemmungen über meinen Eingang strich, immer und immer wieder; als er begann mich dort zu lecken, als sein nasses, heißes Organ tatsächlich anfing meinen Muskelring zu umkreisen. „Ahhh!“, entfuhr es mir erneut, als sein Finger dazukam und er mich über diese zwei Wege massierte, streichelte, neckte. Ich schloss die Augen und genoss den Augenblick, in dem er seinen ersten Finger in mich schob, meine Innenwände betastete und ungehalten Druck auf meinen süßen Punkt ausübte; mit zwei Fingern unablässig über diesen strich. Ich zitterte, mein Schwanz zuckte und Christophers Lippen bestritten erneut den Weg, den sie zuvor gegangen waren, über meinen Rücken, hin zu meinem Nacken, während seine Finger in meinem Körper vergraben ihr forsches Tun nicht unterbrachen. „War es ungefähr so in deiner Fantasie?“, raunte er in mein Ohr und meine Antwort erwies sich als ein einzelnes Stöhnen, das ihn zu erregen schien. „Du wirst doch jetzt ein guter Junge sein und nicht kommen, oder?“, fuhr er verführerisch fort und seine freie Hand wanderte zu meinem Geschlecht, begann gnadenlos es zu pumpen, bis ich fast schon Sternchen sah – und es war so schwer, dieses intensive Kribbeln in meinem Lendenbereich unter Kontrolle zu halten. Er hatte mich schon eben auf dem Sofa an die Klippe gebracht. Nun tat er es erneut und ich fragte mich, ob er seine kleine Ankündigung über Bord geworfen hatte... ob er mich heute vielleicht doch nicht fesseln wollte, ob wir heute einfach nur... Sex haben würden, gleich direkt hier, unter der Dusche. Jetzt. „Nimm mich“, keuchte ich die Worte hinaus, die so plötzlich ausgesprochen ziemlich jämmerlich klangen. Christopher gluckste und hielt mit seinen Taten komplett inne. „Was wir heute machen, entscheide ich, Niko“, sagte er dann bestimmt und seine Finger glitten aus mir heraus. Er drehte mich zu sich herum und unsere Augen trafen aufeinander. „Ich habe dir bereits erlaubt, deine Fantasie zum größten Teil auszuleben, findest du nicht, dass ich heute gnädig genug war?“ Dieses Gebieterische, was aus jeder seiner Poren zu dringen schien, was von ihm ausging, betörte mich. Diese herrische Art, diese selbstgefällige Weise zu mir zu sprechen, mit mir umzuspringen. Master. „Ja, Christopher...“, lautete die einzig richtige Antwort. Er lächelte kalt und das steigerte meine Lust einfach nur noch mehr. „Guter Junge...“ Diese Stimme. Er fasste mich am Arm, manövrierte mich aus der Dusche. Stillschweigend trockneten wir uns gegenseitig ab und mein Herz konnte sich einfach nicht beruhigen. Nicht nur aufgrund dieses Anblicks seiner nackten Haut oder seiner noch nicht gänzlich abgeklungenen Erregung, denn die Beendigung unserer Taten konnte nur bedeuten, dass er seinen in der SMS angekündigten Plan, doch noch in die Tat umsetzen würde. „Komm.“ Christopher hielt meine Hand fest und geleitete mich ins Schlafzimmer. Das Handtuch entfernte er von meinen Hüften, seines verblieb an seiner Haut. „Setz dich und warte hier.“ Nackt und mit nassen Haaren, mit zitternden Händen und aufgewühltem Magen saß ich da und wartete auf ihn. Auf Christopher. Auf meinem Master. Und er ließ mich erstaunlicherweise gar nicht so lange warten. Mit der Reisetasche in seiner Hand – und in einer edlen, eng anliegenden, tiefschwarzen Lederhose gekleidet – kam er zurück. Sein Gepäck ließ er auf den Boden fallen. Die Tasche traf in dem Moment auf, in dem auch das Bündel von schwarzen Seilen auf die Bettdecke fiel. Meine Augen blieben an dem Knäuel haften: Es war ordentlich aufgewickelt. Es war sauber. Ich streckte meine Hand aus und meine Finger fuhren über die rau-weiche Struktur. Christopher setzte sich zu mir auf die Matratze. Ich erschreckte ein wenig, als unsere Finger sich berührten; mein Master löste den Knoten in der Mitte des Bündels mit einem einzigen Ziehen und legte mir das Seil in meine Hände. Still hielt ich es fest und betrachtete es, während Christopher zwei identische Seilbündel aus der schwarzen Tasche fischte und sie ebenfalls auf der Bettdecke platzierte. Ich kannte Seile von Segelschiffen und ich konnte nicht behaupten, jemals eines betreten zu haben. Ich kannte Seile von irgendwelchen sporadischen BDSM-Fotos im Internet. Ich kannte Seile aus Christophers einführenden Erzählungen. Nun hielt ich einen schwarzen Strick in meinen Händen mit dem Wissen, dass Christopher mich heute damit fesseln würde. Aber wie? Würde er meine Arme an die Pfosten des Bettes binden? Oder würde er das Seil in komplizierten Knoten über meine Brust und meinen Bauch knöpfen? Könnte er meine Arme an meine Oberschenkel binden? Oder würde er gar ein Ende des Seils um meine Hoden und mein Glied wickeln? Christophers Bewegung riss mich aus meinen Gedanken. Er beugte sich zu mir, über die Seile, die zwischen uns lagen. Vorsichtig legten sich seine Lippen auf meinen Mund und ich gewährte ihm umgehend Einlass, sodass ich seine heiße Zunge unmittelbar in meiner Mundhöhle spürte, seinen Speichel schmecken konnte. „Ich werde dich gleich mit diesen Seilen fesseln, nichts zu kompliziertes, nichts zu heftiges, Niko“, sagte er dann, als unsere Münder voneinander abließen und er mir tief in die Augen schaute. Abermals griff er in die Tasche und holte eine Art Küchenschere mit gebogenen Klingen. „Wenn du Panik bekommst, sagst du heute 'Orange'. Dann lockere ich das Seil und warte kurz ab, bis du mir mit 'Grün' das Zeichen zum Weitermachen gibst. Wenn du 'Rot' sagst, höre ich sofort auf mit meinem Tun und löse die Knoten langsam. Wenn du absolute Panik bekommen solltest und direkt befreit werden willst, sagst du 'Mayday', verstanden? Dann benutzte ich die hier“, er deutete auf die Schere und ließ die Klingen zwei Mal auf und zu schnappen. „und schneide dich sofort frei, okay?“ „Okay...“ „Wiederhol' unsere Codes“, wies er mich an und ich tat es. Zwei Mal. Dann strich Christopher über meine Wange und er lächelte. Dann nahm er das dunkle Seil aus meinen Händen und ich beobachtete, wie er es zunächst komplett auseinander zog und dann so wieder zusammenlegte, dass die zwei dünnen Stricke nun parallel zu einander lagen und ein neues, dickeres Seil formten, was er dann wiederum aufwickelte, bis das Ende, eine Schlaufe, in seiner rechten Hand lag. Einen Moment lang herrschte Stille. Dann erhob Christopher sich und automatisch stand auch ich auf. „Dreh dich um“, instruierte er mich – und ich tat es. „Erde an Niko!“, reißt Kilians laute Stimme mich aus meinen äußerst angenehmen und heißen Gedanken und ich muss blinzeln, erkennend, dass ich tatsächlich vollkommen in diesen intensiven Tagtraum abgedriftet bin. Just als sich diese Erkenntnis in mir breit macht, höre ich Kilian bereits weitersprechen: „Na, so gut ist dein Sklave wohl doch nicht erzogen, Herr Lang.“ Ich spüre diesen für Christopher typischen, eindringlichen Blick auf mir ruhen. Langsam wende ich meinen Kopf nach rechts. Christophers Augen sind eiskalt. „Sorry, ich... war gerade in Gedanken, hattest... du etwas gesagt?“, murmele ich und mein Freund schnalzt etwas genervt mit der Zunge. Anstatt mir zu antworten, wendet er sich wieder an die Neuzugänge unserer Gruppe. „Wie ihr seht“, sagt er, mit dieser charmanten Stimme eines Gentlemans, der er nun mal ist. „Das Master- und Slave-Verhältnis gilt zwar auch im Alltag, aber ich möchte Nikos Persönlichkeit auch nicht zu sehr unterdrücken und unser Leben nicht zu einem einzigen Spiel mutieren lassen.“ Dennoch greifen seine Finger unter dem Tisch schmerzhaft in meinen Oberschenkel und ich beiße mir auf die Zunge, damit kein Laut meinen Mund verlässt. „Bestrafst du Niko denn auch... im Alltag durch, ähm Alltägliches oder findet… das dann doch eher im Spielbereich statt?“, fragt Andreas meinen Freund und meine Augen legen sich auf die dunklere Haut des jungen Mannes, mit diesem besonderen Olive-Stich. Andreas' dunkle Augen wandern zwischen Christopher und mir. Ich muss grinsen. Es ist so offensichtlich, dass er der Dom in der Spielbeziehung ist, während Hendrik absolut den Sub gibt. Wobei die beiden, so wie ich das einschätzen kann von dem Wenigen, was sie bis jetzt preisgegeben haben und den Fragen, die sie stellen, noch sehr, sehr zurückhaltend sind. Wahrscheinlich würden sie viele von den Dingen, die Christopher und ich miteinander anstellen, noch schockieren. So wie es damals bei mir der Fall war; dieses fürchterliche Bild des Gummimaskenmannes, das ich nicht aus meinem Kopf radieren konnte. Bis Christopher mir diese Angst nahm und sie nicht wieder auftauchte. Andreas lächelt ganz vage, als ich ihn angrinse und ein Gedanke streift meinen Kopf. Wer war dieser Adrian...? Aber mir bleibt keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. „Wieso fragst du Niko das nicht einfach?“, gibt mein Freund jetzt auf Andreas' Frage zurück. Und dieser braucht seine Worte nicht zu wiederholen. Ich setze direkt an. „Es kommt immer darauf an, wie schwer mein Vergehen ist“, sage ich frech und grinse. Kilian schmunzelt unterdessen und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. „Sagen wir... für dein Abdriften ins Dream-Land eben und das Ignorieren von der Stimme deines Masters, was wird Christopher deswegen tun?“, fragt der Arzt dann anstatt Andreas, was mich ein wenig aus dem Konzept bringt. „Mein lieber Herr Doktor“, spricht Christopher anstatt meiner und beugt sich etwas über den Tisch, seine Hände ineinander verschränkt, seine Lippen zu einem leicht arroganten Lächeln geformt. „Ich schätze dein Interesse an meinen Angelegenheiten sehr, aber findest du nicht, dass es netter wäre, unseren neuen Freunden hier eher das Wort zu erstatten, anstatt es abzuschneiden?“ „Ich lenke die Konversation nur ein bisschen“, meint Kilian nur lässig und wendet sich Andreas zu. „Ist doch okay so, oder nicht?“ Andreas nickt etwas verunsichert und unsere Blicke treffen abermals aufeinander. Er öffnet den Mund, als wolle er etwas sagen, hält sich dann im letzten Moment doch zurück. „Nun“, spricht Christopher ruhig weiter und seine Haltung wirkt jetzt wieder entspannter. „Ich werde nichts deswegen tun, weil diese kleine Bloßstellung in unserer Runde Niko wahrscheinlich gereicht hat und er mit seinen Gedanken jetzt sicherlich bei uns bleiben wird. Nicht wahr?“ Tief schaut er mir in die Augen und ich könnte in diesem arktischen Blau versinken. Ich spüre auch die Augen von Hendrik, Andreas und Kilian auf mir ruhen. Mona schmunzelt nur und tauscht einige Blicke mit Ina und Karina aus. „Ja, Christopher“, sage ich dann mechanisch zu meinem Freund und er grinst leicht, wendet seinen Blick von mir ab. Irgendwie ist so ein Tadeln vor den Augen der anderen etwas ganz Anderes... Es bekommt noch ein bisschen mehr Gewicht; es ist intensiver. Auch wenn ich wirklich nie wollen würde, dass Christopher mich so richtig vor Publikum, vor fremden Augenpaaren, bestraft. Nennt es Schamgefühl. Auch ich habe meine Grenzen. „Was...“, setzt Hendrik wieder an und ich schenke ihm meine Aufmerksamkeit. „Wie sehen denn alltägliche Strafen aus?“ „Hmmm“, mache ich und gehe mein Repertoire an Erinnerungen durch. „Naja, Christopher lässt mich schon mal ne ganze Weile vor der Wohnungstür warten, wenn ich mich verspäte“, antworte ich schließlich. „Oder...“ Ich krame weiter in meinem Gedächtnis. „er lässt mich nicht im Bett schlafen oder bestellt sich etwas Leckeres zu essen und lässt mich den Horror aufessen, den ich kredenzt habe...“ Anderen von manchen Dingen zu erzählen, die mein Master mit mir macht, überschreitet mein Schamgefühl allerdings nicht, muss ich erneut feststellen. „Naja, daran arbeiten wir doch gerade...“, meint Christopher und Karina verfällt in schallendes Gelächter. „Du hast es immer noch nicht aufgegeben?“, wendet sie sich an mich und erklärt unserem Neuzugang unmittelbar: „Niko ist der wohl schlechteste Koch der Welt!“ „Hey, sei nicht so gemein!“, meine ich lachend und auch Christopher schmunzelt. „Wir haben ja jetzt einen Deal. Vielleicht wird ja etwas aus diesem Versuch“, meint er und zwinkert mir zu. „So, so, ein Deal. Ich höre?“, mischt sich Kilian unmittelbar wieder ein und hebt beide Augenbrauen in Erwartung. „Nein, mein Lieber“, meint mein Freund nur amüsiert und lehnt sich grinsend im Stuhl zurück. „Dieses Thema ist privat.“ Und das akzeptiert Kilian trotz seines Interesses. „Schade, schade“, meint er nur und erklärt Hendrik ein weiteres Mal, als wäre es zur Vorsicht: „Was privat ist, bleibt privat hier bei uns. Also müsst ihr auch nicht all unsere Fragen beantworten. Aber sagt mal: wer von euch übt denn welche Position aus?“ Täusche ich mich, oder läuft Hendrik tatsächlich ein kleines bisschen rot an bei diesen Worten? Kurz blickt er Andreas in die Augen, so als würden die beiden nonverbal festlegen wollen, wer letztendlich Antwort auf diese Frage geben sollte. Schließlich ist es Andreas, der das Wort ergreift. „Ich bin meistens der Dom.“ „Die gute alte Abwechslung“, kommentiert Mona und entblößt ihre perfekten Zähne in einem strahlenden Lächeln. „ein guter Weg, anzufangen.“ Ich grinse still in mich hinein. „Heißt das, irgendwann nimmt man automatisch eine der beiden Rollen fest an?“, will Andreas umgehend von ihr wissen und Mona schüttelt ihren Kopf. „Wisst ihr, das ist eine ganz persönliche Sache“, meint sie. „Ich bin absolute Switcherin. Manchmal ergreift mich das Bedürfnis, jemanden zu dominieren und dann mache ich es. Und dann gibt es Augenblicke in denen meine devote Ader an Bedeutung gewinnt und ich mich dominieren lassen will. Ich hatte aber auch schon mal feste Freunde, die eben ganz der Dom oder eben ganz der Sub waren und denen habe ich mich dann angepasst, das hat auch funktioniert. Eine Zeit lang. Ich muss aber ehrlich sagen, ich fühle mich befreiter, wenn ich switchen kann und mich ganz nach meinen eigenen Bedürfnissen richte.“ Ina nickt. „Ich sehe das genauso“, sagt sie. „Bei Karina und mir ist es genauso. Wobei ich ja zugeben muss, dass ich öfter der Sub bin. Die kleine, ungehorsame Sklavin meiner Herrin“, sie lacht und Karina grinst. Hendriks Augen fixieren mich bereits seit einer Weile. Er räuspert sich und ich gebe ihm mit einem freundlichen Lächeln das OK, mir seine Frage zu stellen. „Und bei euch?“, lauten seine Worte. „Ich meine, war das schon von Anfang an so, oder habt ihr zuerst auch, äh, rumexperimentiert, bis ihr eure festen Rollen gefunden habt?“ Ich weiß nicht, was es ist, aber irgend so ein Gefühl sagt mir, dass doch eher Christopher derjenige sein sollte, der diese Frage beantwortet; vielleicht ist es dieser Respekt, den ich für meinen Herren spüre? Ein Schauer rinnt über meine Haut. Ich blicke meinen Master an und er hebt seine Lippen zu einem subtilen Lächeln, nickt minimal, gibt mir somit scheinbar ein diskretes Lob, dass ich mich zurückhalte und ihm das Antworten überlasse. „Wir hatten von Anfang an feste Rollen“, sagt er ruhig. „Ich bin durch und durch Master. Und Niko“, hier sieht er mich mit diesem unwiderstehlichen Grinsen an. „ist durch und durch Sklave. Nicht wahr?“ „Jepp“, ich nicke – und Kilian schmunzelt. Ina erzählt von ihrer Ex-Freundin, die sich phasenweise als Sklavin, dann als Zofe, dann wieder als Herrin beschrieb, aber nie als Switcherin gelten wollte und sich letztendlich durch eine neue Partnerin an ihrer Seite gänzlich vom BDSM abgewendet hat. Andreas und Hendrik lauschen auch der Ausführung Monas über die Wichtigkeit von Consens, darüber, dass beide Partner stets mit dem gemeinsamen Handeln einverstanden sind, was auch das Einnehmen von Rollen betrifft, dass sie sich darüber im Klaren sind, dass sie ihre Eigenständigkeit für eine Weile aufgeben; dass sie bei Tunnelspielen den Verlauf des Spiels nicht mehr bestimmen können, wann es aufhört; dass sie ihrem Spielpartner vertrauen müssen. Tunnelspiel… Ein Spiel dass von Anfang an durchgespielt werden muss, wie eine Achterbahnfahrt: man setzt sich hinein und kann erst am Ende wieder raus. Es gibt keine Zwischenstopps. Wenn dein Master dir eine Wärmecreme aufträgt, dann kann er diesen Effekt nicht mehr beenden. Oder wie es bei uns doch letztens der Fall war mit diesem kleinen, fiesen Ingwerstück in meinem Hintern… Christopher spricht von Grenzen und von Respekt, aber auch der Überwindung der eigenen Vorlieben. Ich erzähle sogar meine Geschichte vom Gummimaskenmann und der Tatsache, dass bestimmte Masken von meiner No-Go-Liste zur definitiven JA-Liste gewechselt sind. Kilian wechselt zu den Verletzungsgefahren, die trotz Consens und Vertrauen immer noch bestehen und weist die beiden an, immer eine Schere in der Nähe zu haben, wenn es um Bondage geht und gibt ihnen den Tipp, erst noch ein wenig Erfahrung zu sammeln, bevor sie zu Spielchen wie der Atemkontrolle übergehen wollen, aber davon wollen Hendrik und Andreas noch gar nicht wissen. „Das ist so viel auf einmal“, meint Hendrik lachend. „Ich hoffe, wir haben euch nicht überfordert!“, sagt Karina aufrichtig. „Nein, nein, überhaupt nicht! Wir haben, würde ich mal sagen, sogar viel dazu gelernt, bitte mehr!“, entgegnet der Blonde energisch und Mona grinst zufrieden. Nur Andreas wirkt etwas nachdenklich. „Sagt mal…“, fängt er vorsichtig an. „Kann einem so ein, nennen wir es mal, Machtrausch nicht super zu Kopf steigen? Ich meine…“, er wendet sich zu Kilian. „Du hast uns ja schon von verschiedenen Verletzungen erzählt und diesen ganzen Gefahren. Macht euch das nicht manchmal Angst; also, dass ihr eurem Sub echt richtig weh tun könntet? Und zwar so, dass es ihm nicht mehr gefällt - und wenn das so ist, was dann? Kann man danach wieder normal spielen oder ist dann erstmal alles vorbei?“ „No risk, no fun“, meint Ina scherzend. „Nein, Spaß!“, fügt sie sofort hinzu, als Hendrik irgendwie leicht bleich wird. „Ich wollte damit nur sagen, dass jegliches Handeln irgendein Risiko birgt und ja, es kann ja zum Beispiel passieren, dass der Sub das Safeword vergisst – deswegen ist es ja auch so wichtig, Codes ständig zu wiederholen und am besten nicht zu wechseln. Und da ist es natürlich super, wenn man mit seinem Partner BDSM betreibt, nicht nur wegen des Vertrauens, sondern eben auch wegen der Routine.“ „Aber auch da kann natürlich einiges schief gehen“, meint Mona. „Ich war mit nem Kerl zusammen, der Dom war, und er hat einmal fast einen krassen Fehler gemacht, weil er mir Augen verbunden hat und den Mund zugeknebelt hat, während ich schon gefesselt war – wir hatten aber kein anderes Zeichen für STOPP ausgemacht und ich hab solange mit meinen Beinen und meinen Kopf aus Polster geschlagen, bis er den Knebel entfernt hat und wir das Spiel erstmal abgebrochen haben, um die Codes zu besprechen.“ „Oh“, sagt Hendrik und Andreas nickt immer noch nachdenklich. Ich spreche, bevor ich über meine eigenen Worte überhaupt nachdenken kann. „Christopher hat ein Mal die Kontrolle verloren, nach einem wichtigen Fall war sein Kopf irgendwie nicht frei und er hat mich ans Bett gefesselt, so dass ich mich nicht mehr bewegen konnte; dann hat er mich mit dem Flogger bearbeitet und….“ Unser eigentlich vereinbartes Safewort hat ihn am diesen Tag nicht erreicht; er hat einfach weitergeschlagen, bis mein Arsch komplett blutig war, bis ich geweint habe – erst dann ist er wieder in die Realität zurückgekehrt…. Aber das schaffe ich gar nicht zu erzählen, denn bei meinem letzten ‚und’, spüre ich eine warme Hand an meinem Hinterkopf und diese Hand drückt mein Gesicht durch einen einzigen Ruck schmerzhaft auf den harten Holztisch und ich beiße mir durch den Schrecken, durch diesen dumpfen Knall und leichten Schmerz, fast auf die Zunge. Meine linke Gesichthälfte wird immer noch durch Christophers Hand gegen die Tischlatte gedrückt, als Kilian in einem ruhigen Ton unseren Neuzugängen erklärt: „Christopher ist ein guter Master. Einer der besten, die mir über den Weg gelaufen sind. Auch wenn sein Sklave ihn gerade bloßgestellt hat, solltet ihr das wissen.“ Scheiße. Auch wenn sein Sklave ihn bloßgestellt hat. Kilian hat Recht: Ich habe meinen Herren bloßgestellt – auch wenn der Stammteil der heutigen Gesellschaft über diesen Vorfall Bescheid weiß, habe ich ihn erneut thematisiert, ausgegraben und vor allem vor zwei völlig Fremden offen gelegt. Ich habe Christopher blamiert. Über den Vorfall haben wir längst gesprochen, ihn längst verarbeitet und weder Andreas noch Hendrik kennen Christopher gut genug, um zu verstehen, dass er trotz dieses Fehltritts ein kompetenter, ein gütiger, ein hervorragender Master ist – sie kennen ihn doch erst seit heute! Vorsichtig richte ich meine Augen nach oben. Ein frostiger Blick begegnet mir. Dann schon zieht er mich an meinen Haaren zurück in die sitzende Position. Christopher drängt mich nicht von der Bank und er fordert mich auch nicht auf, die Gesellschaft für eine kurze Weile zu verlassen, um mir den Kopf zu waschen. Vor den Augen aller sagt er mit kalter Stimme zu mir: „Du öffnest deinen Mund jetzt nur noch, wenn ich es dir sage. Verstanden?“ „Ja, Christopher…“, murmele ich und mein Herz pump in einem unschönen, stakkatoartigen Rhythmus dabei. Mein Freund bedeutet mir mit seiner Hand, die Tischplatte direkt vor mir anzuvisieren. Die halbleere Cola rückt er von mir weg. „Das ist zum Beispiel eine alltägliche Bestrafung“, höre ich ihn dann in einem charmanten Ton sagen und ein leises Lachen geht durch die Runde, die Stimmung entspannt sich unmittelbar und Mona beginnt von ihrer schwarzen Katze zu erzählen, die eine Vorliebe für eine Peitsche entdeckt hat und mit der Mona jetzt immer mit ihr spielen muss, weil sie die graue Stoffmaus am Strang plötzlich nicht mehr als ihr Spielzeug ansieht. Eine ganze halbe Stunde vergeht, in der ich schweigend den Tisch betrachte. Irgendwann, als eine Diskussion über einen neuen Shop mit einem großen Latexsortiment im Gange ist, fragt Christopher mich, ob ich auf Toilette muss. Ich antworte mit einem knappen „nein, Christopher“ und das ist auch das einzige, was ich während des gesamten Stammtisch noch sage, denn scheinbar traut sich niemand mehr, mich zu fragen bzw. zieht es vor, jenes nicht zu tun und Christopher fordert mich auch nicht auf, etwas beizutragen. Ich frage mich, ob er wirklich sauer ist, ob er später noch etwas dazu sagen wird. Wie er mich bestrafen wird. Oder ob das alles in einer Grundsatzdiskussion endet. Ich tippe allerdings auf eine Bestrafung. Vielleicht eine, die mir nicht unbedingt gefallen wird… und die ich werde ertragen müssen. Es ist spät, als wir gehen, als Christopher mich mit den knappen Worten „Verabschiede dich“ anweist, jenes zu tun, als wir zu zweit zum Wagen gehen, in Stillschweigen gehüllt. Das Radio läuft leise im Hintergrund, der Motor rauscht monoton und mein Freund sagt kein einziges Wort. Dieses Schweigen ist beängstigend, es ist bedrückend und veranlasst mich, unruhig mit dem Saum meines Pullovers zu spielen. Ich räuspere mich und Christopher schenkt mir nicht einmal einen kurzen Seitenblick. Ich hätte jene Geschichte nicht erwähnen sollen. Alle anderen haben zwar offen gesprochen, aber keine Fehler der Anwesenden, ihrer Partner, erwähnt – natürlich nicht, denn es war zu früh; wer weiß, ob Hendrik und Andreas überhaupt wiederkommen, sie wissen nichts über uns, sie sind neu, vielleicht steigen sie so schnell wieder aus, wie sie in die Szene getreten sind. Wir können ihnen noch nicht trauen und ich stelle Christophers Masterqualitäten so bloß. „Ich, ähm, es tut mir leid!“, schießt es aus mir heraus. Christopher sagt kein Wort. Ich höre nur plötzlich den Blinker ticken und er hält an der Seitenstraße. Der Motor geht aus und er dreht sich zu mir um. Sein Blick ist streng. „Niko, wann habe ich dir erlaubt, etwas zu sagen?“, fragt er mich im gebieterischen Ton. „Verzeih mir“, murmele ich und senke gehorsam den Blick. Aber das reicht im Moment nicht aus, um Christopher zu beschwichtigen. Ich erschrecke, als er sich vorbeugt und als sein Arm meinen Oberkörper streift. Doch er will mich gar nicht berühren, denn er öffnet die Beifahrertür, ein kühlerer Wind weht hinein. „Bist du warm genug angezogen?“, fragt er mich plötzlich. „Ja, bin ich, Christopher“, entgegne ich ihm etwas verwirrt. „Gut, dann steig aus. Du läufst den Rest des Weges nach Hause“, sagt er und löst meinen Anschnallgurt. Ich protestiere nicht, ich bettele nicht, ich verlasse den Wagen, schließe die Tür und schaue zu, wie Christopher davon fährt. Zu seiner Wohnung sind es noch ca. 15 Minuten zu Fuß. An was erinnert mich das ganze hier? Ich muss schmunzeln und setze mich in Bewegung. Es ist nicht so kalt wie damals und ich werde mir sicherlich keine Erkältung holen. Aber ich bin mehr als nur überzeugt, dass Christopher noch eine Überraschung für mich parat haben wird, wenn ich am Ziel bin. Was es wohl sein wird? Unweigerlich wandern meine Gedanken zurück zu dem Tag, an dem er mich das erste Mal fesselte. Dieses schwarze Seil in seinen Händen… Kapitel 23: 23 -------------- Lang, lang ist's her und noch viel länger hat's gedauert, aber hier ist es und ich tippe hoffentlich auch schon sehr, sehr bald weiter ;) Steigen wir wieder ein in die fantastischen Abenteuer von Captain Christopher und seinem treuen Sklavenjungen! - Oder so ähnlich! Großes SORRY, dass ihr warten musstet - blödes Handgelenk und all das. Habe lange Zeit bei meinen Eltern gastiert und da kam einfach nicht diese besondere Stimmung auf, die ich brauche, um diese Geschichte zu schreiben. Nun wohne ich allein in einem kleinen Zimmerchen, in das ich mich am Wochenende auch mal verkriechen kann. Es wird, es wird! Großes THANK YOU and ToedlicheSchokolade aka Death-By-Chocolate fürs mega-schnelle Betan! Verneigt euch gefälligst! ;) Thank you for waiting! Danke für die Treue und Emails und sporadisch noch dagelassene Kommentare :) :) Over and out! - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 23 Es ist dunkel und die Lichter der Stadt erhellen nur an manchen Straßen spärlich meinen Weg. Autos rauschen an mir vorbei, Busse halten und ich muss den aussteigenden Passagieren ausweichen; rote Ampellichter verlängern meinen Weg. Ein berauschender Spaziergang in der frühen Nacht, allein mit meinen Gedanken, die unweigerlich zurück wandern zu dem Tag, an dem er mich das erste Mal fesselte. Dieses schwarze Seil in seinen Händen... „Dreh dich um“, instruierte er mich – und ich tat es. Mein Mund schien trocken und meine Stimme war bereits beim zweiten Wiederholen der Ampel-Codes heiser gewesen. Wahrscheinlich würde sie versagen, müsste ich gleich längere Sätze von mir geben. Aber ich sagte mir, dass Sprechen nur wenig mit dem Bevorstehenden gemein hatte... Christopher trat von hinten an mich heran. „Halt deine Arme hoch.“ Ich tat es und er legte mir das Seil in einer fließenden Bewegung um die Brust. Knapp unter meinen Brustwarzen fand der Strick den Weg auf meine Haut. Kurz erschrak ich, als Christopher das Seil hinter meinem Rücken scheinbar verknotete und sich der Strick enger zog, leicht in mein Fleisch schnitt, ohne Schmerzen zu verursachen. Er wiederholte diese Prozedur und eine weitere dunkle Linie zierte meine Brust. Ein seltsames Gefühl, als Christopher die Schnur nun von hinten über meine rechte Schulter zog und sie mit den Stricken an meiner Brust verband, das Seil dann über meine linke Schulter zurückführte – und richtig fest hinter meinem Rücken verknotete. Ich zitterte, als er mich dabei leicht nach hinten riss. Mein Körper wippte und ich wurde mir der auf meinen Körper leicht einpressenden Schnüre erst so langsam bewusst, als ich mich im Spiegel sah, als sich meine Augen auf dieses unscheinbare und doch so viel bedeutende kleine Kunstwerk legten, das mich nicht im Zaum halten könnte und doch meine Position verdeutlichte. Christophers Hände legten sich auf meine Hüften und seine Lippen glitten direkt an mein Ohr. „Mehr?“, flüsterte er und unsere Augen trafen sich im Spiegel. Kühlere Luft strich kurz über meinen entblößten Körper und mein Geschlecht zuckte ein wenig auf – von der Kälte, von der Aufregung, von kriechender Erregung und erotischer Anspannung, ich konnte es nicht definieren. Doch der Grund war völlig belanglos. Mein Körper und mein Geist schrieen nach mehr und deswegen hauchte ich „mehr!“ - und Christopher nickte, ein leicht anrüchiges Grinsen auf seinen weichen Lippen. Ein gefühlt elektrischer Impuls raste durch meinen Körper, ein Stoß aus Aufregung, als Christopher mich grob an der Seilkonstruktion am Rücken packte und mich problemlos mit sich zerrte, mich aufs Bett dirigierte und mein Oberkörper somit auf die glatt gestrichene Bettwäsche prallte. Sanft glitt eine von Christophers Händen in mein Haar und strich durch einzelne meiner Strähnen. Reflexartig drehte ich ihm meinen Kopf zu, sodass ich ihm direkt in sein hübsches Gesicht blicken konnte. Er saß neben mir, ein weiteres Bündel dunkler Schnur in seiner anderen Hand. Er lächelte. „Du wirst dich gleich nicht mehr bewegen können. Ist das in Ordnung?“, fragte er mich mit ruhiger Stimme. Ich schluckte. „Ja, Christopher“, entgegnete ich gehorsam und sein Lächeln gewann an Intensität. „Gut.“ Dann sagte er gar nichts mehr, sondern griff nach meinen Handgelenken und führte sie auf meinen Rücken, sodass sie aneinandergedrängt eine parallele Linie zu meinen Schulterblättern formten. Nur wenige Sekunden vergingen, dann schon begann er das Seil um meine Handgelenke zu wickeln, immer mehr, sodass mehr und mehr Schlaufen dort meine Haut bedeckten. Ich konnte nichts sehen, doch deutlich genug spüren, wie er meine eingeschnürten Arme dann zusammen knotete. Fest und hart. Ich spürte ebenso deutlich wie er sie an die bereits festgezogenen Stricke zwischen meinen Schulterblättern band, sodass die erste Konstruktion nun mit der zweiten verbunden war. So als wäre es zur Sicherheit, damit ich mich wirklich nicht mehr befreien könnte. Nur wenige Augenblicke vergingen bis Christopher sich an meinen Beinen zu schaffen machte und sie zusammendrückte. „Anwinkeln!“, herrschte er mich grob an und ich folgte seinem knappen Befehl umgehend. Um 90 Grad hob ich sie an, sodass meine Fußsohlen zur Decke zeigten. Ich hörte ein Rascheln, dann schon begann Christopher das Seil um meine Knöchel zu wickeln, sie zusammen zu binden, so wie er es mit meinen Handgelenken bereits getan hatte. Ich atmete ruhig und tief, während er meinen Körper immer weiter seiner Bewegungsfreiheit beraubte. Diese Situation erinnerte mich nur zu sehr an Christophers kleinen Streich mit den Handschellen, die so melodiös geklimpert hatten, als er mich genau hier auf meinem Bett, ans Bettgestell gekettet hat und mich hilflos zurückließ – für wenige Minuten. An dem Abend hatte er mich zum ersten Mal geküsst... Wohliges Schauern breitete sich auf meinem Rücken aus und das Gefühl, ihm abermals so hilflos ausgeliefert zu sein - nackt, unfähig mich zu rühren, vollkommen der Kontrolle beraubt - manifestierte sich in einer unsagbaren Erregung - die in jeden noch so winzigen Teil meines Leibes floss. Ich keuchte, als Christophers Hände leicht über meinen Hintern streichelten, ehe er meine eng aneinander gebundenen Beine langsam an diesen näher zog und dann tatsächlich die restliche Schnur erneut mit der Konstruktion an Brust und Rücken verknotete. Alles fand zueinander, die Stricke schlangen sich präzise umeinander, Christopher zog die Knoten fester zusammen – und ein dunkles Gewirr aus Baumwollseilen entstand. Mein Herz ähnelte einem Drumcomputer; der Takt schnell und beständig. Mein Mund war immer noch trocken. Ich leckte über meine Lippen und atmete aus, holte erneut Luft und spürte diesen leichten Druck, den die Seile auf meinen Körper ausübten. Das leichte Ziehen in meinen Beinen, die in dieser doch recht unnatürlichen Position verbogen waren, der Druck um meine Brust und meinen Rücken, der gerade durch meine Beine erzeugt wurde, die nach hinten gleiten wollten und es nicht konnten. Ich spürte den seichten Schmerz in Schultern und Oberarmen, die ebenfalls gefangen waren. Ich erschauderte, als Christophers Finger vorsichtig über meinen Hintern glitten, über meine Seiten streichelten und zu meinem Nacken gelangten. Er beugte sich vor, sodass sein Gesicht meinem ganz nahe war. Unsere Augen trafen aufeinander. „Wie fühlt es sich an?“, raunte er und ich musste schlucken. Einige Male, bevor ich ihm letztendlich antworten konnte. „Geil.“ Er grinste. Dann griff er ruppig in mein Haar und zog meinen Kopf ein Stück zurück. Ein Zischen entwich mir und der Druck der Seile wurde bei dieser harschen Bewegung für diesen kurzen Moment verdoppelt. Christopher lachte leise und zufrieden bevor er spielerisch über meine Lippen leckte, nur um mein Gesicht dann wieder ebenso ruppig ins Kissen zu drücken. „Weißt du“, fing er amüsiert an, mit diesem blasierten Unterton in seiner Stimme, der mir immer wieder Herzrasen bescherte, wie auch in jenem Augenblick. „Ich könnte mir wirklich vorstellen, dich jetzt eine sehr, sehr lange Zeit einfach hier so gefesselt liegen zu lassen. Irgendwann wären deine Arme bestimmt taub...“ Langsam strich er mir nun über die Schulter, hinunter über den Oberarm, hin zu meinen in Seilen gewickelten Handgelenken. „und dein Nacken würde schmerzen und durch deine Beine würde ein ziemlich krasses Ziepen fahren...“ Seine Hand wanderte hinunter über meine Seiten, um ein weiteres Mal über meine Pobacken zu streicheln, und dann zu den Innenseiten meiner Oberschenkel zu gleiten. Seine Worte und Berührungen lösten ein intensives Kribbeln auf meiner Haut aus, das sich über alle Hautpartien ausbreitete. Wahrscheinlich war es nur meine Fantasie, die mich glauben ließ, dass die Stricke plötzlich noch viel enger um meine Glieder gezogen waren. Dieser Druck steigerte sich magisch, als seine Worte verklangen und mein Hirn die Bedeutung ihrer verarbeitet hatte. „Aber das werde ich nicht tun“, fügte Christopher plötzlich mit dunkler Stimme an. Und ich wartete. Auf die verbale Fortsetzung, die Ankündigung dessen, was noch folgen sollte. Doch sie blieb aus. Christopher schwieg und mein Puls konnte sich bei dieser angespannten Stille nicht beruhigen. Ich schluckte erneut, ich räusperte mich, blinzelte – und noch immer hatte mein Freund nichts gesagt. Und ich wagte es nicht zu sprechen. Minuten vergingen. Christopher sprach nicht. Nur ab und an strich seine Hand über meine freiliegende Haut, auf der sich sporadisch Gänsehaut gebildet hatte. Nur ab und an hörte ich ihn genüsslich schnauben. Dann war es wieder ruhig und ich durfte dem Schlagen meines eigenen Herzens lauschen, das nun einen kleinen Sprung in meiner Brust vollführte, als Christopher plötzlich aufstand. Automatisch blickte ich ihn an und er verschränkte die Arme vor seiner hübschen Brust. „Hmmm...“, machte er erheitert. „oder doch?“, knüpfte er an seine letzte, schon länger zurückliegende Aussage an, die trotz verstrichener Zeit noch immer laut durch meinen Kopf hallte. Angenehmes, wildes Kribbeln entstand in meinem Lendenbereich. Mit diesem diabolischen Grinsen auf seinem Gesicht stolzierte Christopher nun beinahe schon im Zeitlupentempo um mein Bett herum und begutachtete mich; meine Augen folgten seinen Augen, die stets über meine Erscheinung glitten und jedes Detail aufzufressen versuchten, als wäre er ein hungriges Raubtier, das sich bereits seit Tagen auf Nahrungssuche befand. Eine kleine Ewigkeit umkreiste er mich und es war wunderbar. Aufregend und neu. Und diese Spannung – sie war zum greifen nahe. Ohne Vorwarnung knöpfte Christopher sich plötzlich eilig die Lederhose auf und bevor mein Hirn diesen Vorgang tatsächlich registrieren konnte, da wippte sein harter Schwanz schon beinahe direkt vor meinen Augen und das schwere Stück Leder landete mit einem dumpfen Knall auf meinem Fußboden. Ich konnte diesen Anblick jedoch nicht lange genießen, denn schon im nächsten Moment rutschte Christopher direkt zu mir aufs Bett und seine flinken Finger machten sich direkt an dem dicken Knoten zwischen meinen Schulterblättern zu schaffen – und lösten einen Teil der Fesseln. Meine Füße trafen wieder auf die Matratze und ein erheblicher Druck verließ meinen Körper. Doch Christopher ließ mir keine Zeit, diese Tatsache richtig zu genießen. Stattdessen packte er abermals meine Beine; allerdings nur, um meine Knöchel aus dem Baumwollstrick zu befreien. Seichter Schmerz raste durch meine Glieder, vor allem, als er mich an den befreiten Knöcheln packte und meine Beine auseinander spreizte, und als sie weit auseinander wieder auf der Bettdecke landeten, lagen Christophers Hände schon auf meinem Arsch und er drückte meine Pobacken brüsk auseinander. Harsch zog ich die Luft ein, als er sein verruchtes Tun von vorhin wieder aufnahm; als seine flinke heiße Zunge direkt über meinen Eingang strich; als seine Zungenspitze tatsächlich begann mein Loch zu umkreisen. Elendig langsam und quälend intensiv. Ein Keuchen verließ meinen Mund als Christophers Finger sich tiefer in meine Arschbacken bohrten und seine Zunge für einen kurzen Moment ganz leicht meinen Muskelring durchbrach, um ihn dann wieder so intensiv zu umkreisen. Mein Keuchen verwandelte sich in ein Stöhnen. Meine Hände waren noch immer hinter meinen Rücken gebunden und die Seile fraßen sich langsam in mein Fleisch, als ich mich aufbäumte, weil Christophers nasser, warmer Muskel diese krassen Impulse durch meinen Unterleib jagte. Ich konnte nicht fassen, dass Christopher Lang gerade meinen Arsch leckte! Was diese Praktik anbelangte, hatte ich ungefähr genauso viel Erfahrung wie mit Bondage. Marcel und ich hatten es nur sporadisch ausprobiert – aber mein Ex hatte nicht gerade Gefallen daran gefunden und mich noch nie so intensiv und genüsslich geleckt, wie Christopher es gerade tat. Mein Schwanz war steinhart. Es war diese Mischung aus Kontrollverlust durch die Fesselung und andererseits dieser irren Empfindungen, die Christopher mit seiner Zunge auslöste. Die mich jetzt schon wieder leicht penetrierte. Er gewann an Tempo und kitzelte mich mit seiner Zungenspitze. Immer mehr von seinem warmen Speichel sammelte sich dort und mir kam es vor, als würde er meine Pobacken noch weiter spreizen, um einen noch besseren Zugang zu bekommen. Mein kehliges, lautes Stöhnen erfüllte mein Schlafzimmer und mit ihm verließ Christophers Zunge plötzlich mein nasses Loch, nur um sie mit seinem aufrecht stehenden Schwanz zu ersetzen. Er sagte nichts. Er fragte nicht, ob es okay wäre, mich zu nehmen – er nahm mich einfach, so wie es ihm zustand und ich sah Sternchen, als er seinen harten Schwanz tief in meine Eingeweide stieß und mich rücksichtslos durchrammelte. Mein Orgasmus war... phänomenal. Und an diesem Abend blieb er tatsächlich über Nacht. Wir kuschelten, nachdem er meine Fesseln gelöst hatte. Wir küssten uns. Und am nächsten Tag, direkt nach dem Frühstück und einer hastigen Dusche, fesselte er mich noch einmal, band mich ans Bett, schnürte mich ein, sodass die kunstvollen Seilkonstruktionen meinen gesamten Körper bedeckten, ohne mich komplett bewegungsunfähig zu machen. Seine Augen betrachteten sein eigenes Werk stets in stiller Entzückung – und ich liebte es, das Objekt seiner so offensichtlichen Lust zu sein. Mein ganzer Körper befand sich in einer krassen Ekstase. Es kribbelt sogar jetzt, in der Gegenwart, weil diese Erinnerung so intensiv ist – aber ich darf mir nichts ansehen lassen. Passanten gehen an mir vorbei, ein älteres Pärchen, das sich lauthals über irgendetwas aufregt, eine Mutter mit ihrem Kind, zwei Jugendliche, die mir einen aggressiven Blick zuwerfen, den ich jedoch gekonnt reagiere. Ich sehe Christophers Wohnhaus bereits. Wenige Minuten später steige ich die Treppenstufen hinauf. Etwas mehr als 20 Minuten bin ich nun unterwegs gewesen, aufgehalten durch meine eigene Tagträumerei. Ob Christopher wohl zusätzlich wegen meines Trödelns verärgert sein wird? Mein Verhalten während des Stammtischs war unbedacht. Es war töricht und einfach falsch. Andreas und Hendrik zählen nicht zu unseren Freunden. Sie sind keine Vertraute gegenüber denen ich mich so offen äußern kann. Ich habe mich daneben benommen. Ich habe meinen Master in Verlegenheit gebracht. Ihn blamiert. Ich habe Christopher bloßgestellt. Tief hole ich Luft. Dann fische ich den Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche, entscheide mich in letzter Sekunde dann aber doch zu klingeln. Mein Freund lässt mich dieses Mal nicht im Hausflur verharren, sondern gewährt mir umgehend Zugang zu seiner Wohnung. Christopher ist barfuss, trägt eine dünne Stoffhose, dazu ein schwarzes T-Shirt - ein typisches Zuhauseoutfit. Doch sein Blick ist streng. Frostiges Blau, wie ich es liebe, wie ich es erwartet habe, begegnet mir. Angenehm verkrampft sich mein Magen und ich spüre so etwas wie ein seichtes Kribbeln, das sich über meine Glieder ausbreitet. In den Moment, in dem die Tür ins Schloss fällt, plumpst auch meine Tasche zu Boden; in der nächsten Sekunde sinke ich auf die Knie. Christophers sich anbahnende, wahrscheinlich tadelnde Worte bleiben unausgesprochen. Leichte Überraschung kennzeichnet sein Gesicht, kurz bevor ich meinen Blick abwende und mein Haupt senke; dann schon verbeuge ich mich komplett, wie ein Untertan demütig vor seinem König. Meine Stirn berührt beinahe den Boden. Ich lasse keine Zeit verstreichen: ich küsse seine Füße, ganz vorsichtig, zärtlich, demütig. Zuerst den rechten. Meine Lippen bewegen sich langsam von der zarten Hautschicht seiner Zehen und weiter nach oben über seinen Fußrücken. „Es tut mir leid, Christopher“, flüstere ich, bevor meine Lippen zu seinem linken Fuß wandern. „Mein Herr.“ Meine Lippen gleiten weiter über seinen Fuß. Es dauert einige Sekunden, bis er spricht. „Steh auf“, instruiert er und seine Stimme ist leise und ruhig. Das komplette Gegenteil von seinem normalen barschen Ton, wenn er mich tadeln will. Ich folge diesem sanften Befehl, auf den ein weiterer folgt: „Sieh mich an.“ Behutsam streicht er mir durchs Haar, mit einem Lächeln auf seinen Lippen. Dann schon schließt er mich in seine Arme. Es ist eine feste Umarmung und gleichzeitig ist sie so zärtlich. An meinem Arm zieht er mich ins Innere seiner Wohnung, hin zu dem großen Esstisch. Sanft drückt er mich in einen der Stühle und nimmt mir schräg gegenüber Platz. Eine ganze Weile lang sieht er mich einfach nur an. Dann schließlich lächelt er. Seine Fingerkuppen streichen behutsam über meine rechte Wange, er seufzt. „Niko“, setzt er an, „vielleicht sollten wir noch einmal über meinen damaligen Ausrutscher reden?“ Einige Sekunden lang weiß ich gar nicht, was ich entgegnen soll. Sein Blick ist ernst, er lächelt irgendwie traurig, so als hätte ihn das schlechte Gewissen von damals erneut überrollt, wie eine gewaltige Welle. Ich seufze. Haben wir nicht schon genügend darüber gesprochen, direkt nachdem es passiert ist? Saßen wir nicht stundenlang zusammen, hat er sich nicht oft genug entschuldigt, seine Termine neu strukturiert und ist er nicht für etliche Wochen kürzer getreten, hat weniger gearbeitet, um den Stress zu verarbeiten? „Wir haben alles geklärt“, sage ich also, doch das scheint Herrn Lang nicht zu überzeugen. „Wenn wir wirklich alles geklärt haben, wieso bringst du es dann plötzlich heute zur Sprache? Wolltest du mir damit nicht indirekt signalisieren, dass es dich noch beschäftigt?“, sagt er eindringlich und sieht mir dabei tief in die Augen. „Nein. Das wollte ich nicht“, entgegne ich fest und suche nach den richtigen Worten. „War das also reine Provokation?“, fragt er kalt. „Nein!“, herrsche ich ihn fast schon an und seufze laut. „Das war einfach dumm, es ist mir raus gerutscht, ich hab voll nicht nachgedacht. Ich wollte einfach etwas zum Thema sagen. Mich vielleicht auch ein bisschen vor den Neuen aufspielen...“, gebe ich letztendlich etwas kleinlaut zu. Christopher schweigt. „Belastet es dich immer noch?“, hakt er milder nach und in seiner Stimme schwingt dieses Zerbrechliche mit, das vielen verborgen bleibt; diese zarte Seite, die nur ich an Christopher kenne. Das Verletzliche, das Unsichere, das Mitfühlende, das er so gut zu verbergen weiß, Charakterzüge, die er nur mir offenbart. Ich stehe auf und rutsche ohne Vorwarnung auf seinen Schoß, schlinge meine Arme um seinen Nacken und spüre seine erwidernde, feste Umarmung. Ich küsse ihn und meine Finger streichen durch sein blondes Haar. „Nein“, antworte ich dann leise. „Nicht mehr.“ Denn die Angst, sie sich nach diesem Vorfall in meinem Innern eingenistet hatte, ist wirklich fort. Die ersten Tage und Wochen danach – da war diese Furcht intensiv und Christopher hatte selbst angeordnet, das Spielzimmer zunächst zu verschließen. Er kam mich danach stets besuchen, er kochte für mich, er sprach ein wenig mehr über die Arbeit; wir redeten über uns, er fasste mich nur an, wenn ich es anregte. Er hat mich wieder aufgefangen und nach drei Wochen, war ich es auch, der nach Bestrafung fragte. So wie jetzt. „Ich habe dich blamiert“, säusele ich gegen seine Lippen. „Ja, das hast du...“, sagt er, doch sein Ton ist ruhig und sanft. Ich küsse ihn, keusch auf die Lippen. Meine Finger umklammern dabei sein Gesicht. „Das hätte ich nicht tun dürfen“, rede ich weiter. „Deswegen musstest du auch laufen“, entgegnet Christopher. „Und meinst du, diese Strafe hat etwas gebracht?“, necke ich ihn und sehe ihm tief in die Augen. Da ist es wieder, dieses Grinsen, das mich verrückte Dinge denken lässt. „Deinem Benehmen von eben zufolge, denke ich schon, dass die Strafe etwas gebracht hat“, antwortet er schon etwas erheitert. „Ich bin aber ein sehr schlechter Schüler“, hauche ich und fahre meine Zunge aus, stupse Christophers Lippen an und dieser reagiert sofort auf diese reizende Geste; kommt mir mit seinem Muskel entgegen und zieht mich in einen zunehmend hungrig werdenden Kuss. Seine Hände kneten meinen Hintern. „Es tut mir so leid, Niko...“, haucht er dann jedoch plötzlich, als unsere Münder voneinander ablassen müssen. „Das hätte niemals passieren dürfen damals. Ich hätte es besser wissen müssen mit meiner Erfahrung, ich habe mich überschätzt und meinen Stress unterschätzt...“, spricht er. „Schhhh“, mache ich und schenke ihm ein Lächeln. „Ist schon in Ordnung. Ich habe dir doch schon längst verziehen.“ „Es wird nie wieder passieren, das verspreche ich dir“, wispert er und streicht über meine rechte Wange. Christopher lächelt. Und ich flüstere glücklich zurück: „Ich weiß.“ Wir küssen uns. Seine Zunge ist warm. Er schmeckt ganz leicht nach Vanille. Ob er wohl einen Tee getrunken hat, als er auf mich wartete? Christopher protestiert nicht, als ich ihm das schwarze T-Shirt über den Kopf ziehe und es einfach auf den Boden verfrachte, und dann beginne mit seinen Brustwarzen zu spielen, während meine Zunge zu seinem Hals wandert und dort nicht definierbare Muster zeichnet; sich zu seinem Ohr schlängelt und ihn dort ein wenig kitzelt. „Deine Masterqualitäten wurden heute mal wieder hoch gelobt“, brumme ich und schlabbere sein Ohr ab. Christopher lacht ganz leise und seine Hände rutschen unter meinen Pullover. „Ich weiß“, sagt er dann selbstgefällig. „Aber wenn die anderen jetzt sehen würden, dass du mich hier machen lässt, was mir gefällt, nachdem ich dich so blamiert habe, würden sie ihre Worte sicherlich wieder zurücknehmen.“ Ich weiß, dass ich mit Feuer spiele. Noch ist es eine kleine Flamme, die ich gemächlich zum Leben erwecke. Doch ich kann treibendes Öl eingießen, es zum knistern bringen. Unweigerlich muss ich bei diesem Gedankengang grinsen. „So, so, Niko. Meinst du?“, zieht er mich auf. „Mhm....“, schnurre ich und beiße forsch in seine Unterlippe. „ich habe dich total in der Hand,...“, sage ich frech und grinse triumphierend. „und dir gefällt das auch noch...“ Ich rutsche auf seinem Schoß zurecht, sodass ich rittlings auf ihm sitze und ich ihm nun direkt ins Gesicht schauen kann. Seine starken Arme ziehen mich weiter gegen seine Statur, sein Grinsen gewinnt an Tiefe. Ich reibe mein Becken ganz sachte an seinem Oberkörper. „Ich wette mit dir...“, setze ich spielerisch an, „wenn ich dir jetzt vorschlagen würde, dass ich dich heute auspeitsche, würdest du sogar ja sagen und mir die Füße küssen... Chris!“ Das Feuer lodert. Die Flammen beißen sich gen Himmel und spiegeln sich flackernd in seinen Augen wider. Ich stöhne regelrecht, als er mich plötzlich mit dem Rücken auf den Esstisch verfrachtet. Flink umfassen seine Hände meine Handgelenke und pressen sie gegen das stabile Holz. Die Tischdecke verrutscht, etwas fällt zu Boden. Wahrscheinlich der kleine Kerzenständer, aber das interessiert Christopher nicht. Gar ein wenig bedrohlich beugt er sich über mich, spreizt meine Beine mit seinem Körper, der sich Sekunden später zwischen sie drängt. Sein Gesicht schwebt direkt über meinem und seine Finger üben noch etwas mehr Druck aus, als er mit tiefer Stimme zischt: „Du kleiner Bengel erlaubst dir heute wirklich ganz schön viel!“ Erregung rast durch meinen Körper, ich betrachte seine entblätterte Brust, schaue in das intensive Meeresblau seiner Augen und schlucke. Die Flammen züngeln bereits wild, aber ich will mich so richtig verbrennen. „Und ich erlaube mir noch mehr!“, keuche ich und versuche mich aus seinem Griff zu winden, was nur dazu führt, dass seine Finger sich noch tiefer in meine Haut bohren und er mich noch fester mit seinem eigenen Körper gegen die Tischplatte drückt, um mich im Zaum zu halten – und genau das liebe ich, diese leichte Aggressivität, die nun von ihm ausgeht und dieses Gefährliche; sein Wille, mir meinen Willen nicht durchgehen zu lassen. „Achja?!“, zischt er giftig. „Ja, Chris!“, zische ich zurück und ernte dafür eine saftige, klatschende Ohrfeige. Der Schmerz rast von meiner Wange regelrecht durch meine Brust und entlädt sich in meiner Mitte. Gott, wie ich diese autoritäre Geste liebe! Diese harte Schule – Christopher der strenge Lehrer und ich der ungezogene Schüler, der Respekt auf die harte Tour lernen muss. Manche werden das nie verstehen, dieser Fakt ist mir jedoch mehr als egal! „Treib' es nicht zu weit, Niko“, warnt er mich mit diesem neckenden Unterton, der schon wieder ein Kribbeln in meiner Magengegend auslöst – und mich nur noch weiter anheizt. „Wieso?“, frage ich gespielt und muss kurz aufstöhnen, als seine Fingernägel tief in meine Handgelenke schneiden und er mich mit seinem Becken weiter gegen das Holz drückt. „hast du nicht den Arsch in der Hose, um mich angemessen zu bestrafen? An deiner Stelle würde ich den Flogger raus holen und den frechen Sklaven ans Bett fesseln und ihm den Hintern versohlen, bis er mir winselnd verspricht sich zu bessern und gehorsam seinem Herren zu folgen!“ Stille. Ja, ich fordere genau die Strafe, die damals eskaliert ist. Ich bitte um die Wiederholung genau jener Situation, die in einer kleinen Katastrophe geendet ist. Weil das scheinbar der einzige Weg ist, diese Geschichte komplett hinter uns zu lassen. Christopher schluckt. In seinen Augen erkenne ich eine Mischung aus Erregung, Irritation und Unsicherheit. Doch Letzteres verschwindet beinahe augenblicklich aus seinen wunderschönen Augen. Ja, es ist definitiv die Erregung, die Stückchenweise in den Vordergrund tritt und restliches aus diesem Blau und wahrscheinlich auch aus seinen Gedanken vertreibt. Er reißt mir meine Klamotten vom Leib, während er mich gleichzeitig durch seine Wohnung zerrt. Eine kleine Spur aus Stoffen entsteht. Als er mich aufs Bett schubst, bin ich bereits splitterfasernackt. Er packt meine Arme und drängt mich in die Mitte der Matratze. Er bindet mich fest, an diese versteckten Vorrichtungen, die elegant unter der Matratze verschwinden können, meine Arme in beide Richtungen gestreckt; sogar meine Beine macht er fest, sodass mein Körper ein zartes X formt und ich eigentlich nur noch meinen Hintern heben kann, mich knapp zur Seite bewegen kann. Er tut mir weh. Der Flogger saust auf meine sensible Haut und ich zucke. Mein Hintern wird warm. Es ziept. Mein Schwanz zuckt. „Was habe ich bei deiner Erziehung eigentlich falsch gemacht?“, raunt Christopher. Halb schreie ich, halb stöhne ich, als die zahlreichen Lederriemen wieder auf meinen Po sausen. „dass du auch immer wieder so aufmüpfig wirst, Niko!“, moniert er weiter und ich kann die Erregung in seiner tiefen Stimme allzu deutlich hören, dieses verführerische Timbre, das sich in meinen Gehörgang frisst. Ich riskiere einen Blick nach hinten. Verglichen mit anderen Kleidungsstücken ist die Stoffhose, die er gerade trägt zwar ziemlich weit, seine Erregung kann sie dennoch nicht verbergen. Christopher ist hart. „Ahhhhh!“, schreie ich – und er macht weiter. Weil ich es will. Seine Schläge werden härter. Wie damals. Aber dieses Mal erfasst mich kein seltsames Gefühl, mich erfasst keine Furcht und der Schmerz wird nicht unerträglich. Falsch. Der Schmerz ist unerträglich. Ich winde mich wie ein Irrer auf der Matratze und versuche der Peitsche zu entweichen. Vergeblich. Dass diese Versuche aussichtslos sind weiß ich. Trotzdem probiere ich es, weil gerade diese Zwecklosigkeit mich anmacht; die Tatsache, dass ich Christophers Strafe nicht entkommen kann, weil ich sie verdient habe. „Dein Arsch ist wundervoll rot“, brummt er, als er die Lederriemen erneut auf meine Haut aufkommen lässt; ich keuche und Christopher beginnt mich zärtlich mit ihnen zu streicheln. Es ist dieser Wechsel aus harten Schlägen und sanften Streicheleinheiten, der mich fast um den Verstand bringt. Ich kann mich nicht anfassen, weil meine Hände angekettet sind. Ich kann meinen Schwanz nicht einmal an der Matratze reiben, weil mein Körper bei jedem Schlag aufzuckt. Und trotzdem bahnt sich ein Orgasmus an; angetrieben allein von dem Schmerz, der Züchtigung, die Christopher mir auferlegt. Ungehalten stöhne ich meine Pein und meine Geilheit hinaus, während es immerzu heftiger in meiner Magengegend brodelt und mein Geschlecht wild zuckt. Beinahe scheint es so, als würden meine Schenkel so wie mein Hintern zucken, der schamlos malträtiert wird. „O Gott!“, stöhne ich – sogar der Windzug auf meiner Haut schmerzt und Christopher schlägt mich weiter. Ich kann nicht mehr; mir ist schwindlig, es kribbelt, es prickelt, die Fesseln an meinen Beinen und Armen fressen sich in mein Fleisch. „O Fuck...!“ Ich komme hart und mit einem lauten Stöhnen. Kaum verständlich lalle ich: „O Gott, Christopher! Ich werde mich bessern... nghn... ich...“ Schon wieder saust der Flogger auf meinen Hintern nieder. „AH! ICH VERSPRECHE ES!!!“ Mein Master hält inne; das Leder landet sanft auf meiner gereizten Haut und streicht bedächtig darüber. „Ich werde brav und gehorsam sein und auf jedes deiner Worte hören! Bitte!“ „Hast du genug, mein Kleiner?“, fragt er und ich spüre, wie das Bett ein Stückchen nachgibt, als er sich neben mich setzt und seine Fingerkuppen bedächtig über meinen Rücken nach oben gleiten. „Ja, Christopher!“, keuche ich und schließe meine Augen. Mein Herr löst daraufhin meine Fesselung, befreit mich. Ich erschaudere, als er meinen geschundenen Hintern so zärtlich eincremt und sich dann zu mir herunter beugt und amüsiert flüstert: „Du hast mein Bett eingesaut.“ Ich muss kichern. „Ich mach's gleich sauber.“ „Das will ich hoffen.“ Er grinst. Einige Stunden später liegen wir im frisch bezogenen Bett, aneinandergekuschelt, das Licht schon ausgeschaltet, bereit in einen Schlaf abzudriften. „Was meinst du, sehen wir Andreas und Hendrik wieder?“, murmele ich. „Ich weiß nicht. Aber ein Gefühl sagt mir, dass wir sie auf der Party von Holger und Martin treffen werden. Und ich schätze auch, dass sich dann entscheiden wird, ob sie sich unserem Stammtisch anschließen oder eben nicht“, antwortet mir mein Freund. „Hmmm“, mache ich. „Ich glaube Hendrik hat noch richtig Schiss vor der ganzen Sache.“ Christopher lacht leise und zieht mich dann auf: „So wie du am Anfang?“ „Ja, aber bei mir hat die Neugier von Anfang an die Oberhand gehabt!“ „...das stimmt wohl“, stimmt Christopher zufrieden zu und gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Und jetzt schlaf endlich, ich muss früh raus.“ „Ist das ein Befehl?“ „Klang es wie eine Bitte?!“ Ich grinse. „Nein, Christopher...“, flüstere ich. „Na, also.“ Die kommenden Tage vergehen wie im Flug. Ich habe so viel zu lesen für die Uni, dass ich sogar mit Paul und Markus am Samstag ein Bier trinken gehe. Christopher freut sich sogar richtig, dass ich etwas mit meinen Freunden unternehme. Natürlich gibt es einen Kontrollanruf gegen Mitternacht, mein Freund holt mich sogar vom Pub ab und schleppt mich ins Bett, vergeht sich an mir und ich genieße jede Minute davon. Es ist Donnerstag, als ich schon früh die Uni verlasse und schnurstracks zu Christopher fahre. Ich öffne die Wohnung mit meinem Schlüssel, schließlich ist mein Freund noch auf der Arbeit, geht wichtigen Fällen nach und wird erst spät hier eintreffen. Ich mache es mir vor dem Fernseher gemütlich und öffne eine Tüte dieser genialen, scharfen Kartoffelchips – nein, ich habe einfach keine Lust zu kochen. Und auch wenn ich an eine mögliche Belohnung denke, so kann ich mich heute einfach nicht aufraffen, an meinen Kochkünsten zu arbeiten. Gegen 18 Uhr klingelt das Telefon, eine halbe Stunde, nachdem Christopher mich angerufen hat, um zu erfahren, wo ich bin und was ich treibe. Ich soll auf ihn warten, er bringt etwas Warmes für ein Dinner mit. „Bei Lang?“, gehe ich ans Telefon. „Hallo, Niko!“, begrüßt Kilian mich. „Ah, hi! Was gibt’s? Schon Hendrik und Andreas ins Vorführschlafzimmer geschleppt?“, scherze ich grinsend und Kilian schnauft gespielt empört. „Hat Christopher dir heute etwa noch nicht genügend den Arsch versohlt, was?“, gibt er zurück. „Der ist noch arbeiten“, erkläre ich ihm ruhig und er lacht. „Na, das hätte ich mir ja auch irgendwie denken können. Hör mal, ich wollte euch fragen, ob ihr am Samstag nicht Lust habt, vor Holgers Party noch etwas in der Gerte zu trinken.“ „Ich leite das an Christopher weiter, aber ich denke schon, dass er zusagen wird.“ „Bestimmt, Miriam ist ja auch da“, fügt der Arzt amüsiert hinzu und ich verdrehe die Augen. Er liebt es einfach, mich aufzuziehen. „Falls du auf Drama hoffst, guck dir lieber eine Telenovela an“, antworte ich trocken. „Ich überleg's mir. Sag deinem Herren, er soll mich anrufen, ja?“ „Du hast mir gar nichts zu sagen“, scherze ich, füge dann aber beschwichtigend ein. „aber ich werde es ihm trotzdem auf jeden Fall ausrichten.“ „Wunderbar, ich wünsch' dir was! Bis übermorgen wohl dann!“ Christopher kommt erst gegen neun nach Hause und ich bin richtig stolz auf mich, dass ich ihm von Kilians Anruf beim Essen berichte und es mir nicht erst mitten in der Nacht wieder eingefallen ist. Mein Herr ruft den Arzt noch heute an und besiegelt unser Treffen. Spät gehen wir schlafen und ich bin selbst nach einer eiskalten Dusche am nächsten Morgen nicht ansprechbar. An der Uni penne ich alle Vorlesungen durch und die Dozenten interessiert es kein bisschen. Es ist gegen vier, als ich mich entschließe, bei Christopher im Büro vorbei zu schauen. Ein Spontanbesuch, ein kurzer Abstecher in Hoffnung, dass mein Freund für mich Zeit haben wird. Christophers Sekretärin Johanna nickt mir freundlich, so wie immer. „Setz' dich, ich sag ihm, dass du da bist.“ Eine Minute später legt sie den Hörer zurück in die Ladeschale. „Schätzchen“, sagt sie vorsichtig zu mir und lächelt milde. „Christopher sagt, du sollst nach Hause gehen. Er hat ja jetzt auch so viel zu tun, weißt du, ein wichtiger Kunde war heute da und der hat ganz schön viel Arbeit hinterlassen...“ „Okay, verstehe. Ich wünsche dir nen schönen Tag. Oh. Unten hat ein neuer Bäcker aufgemacht, soll ich dir eben was holen?“, biete ich an und Johannas Lächeln wird breiter. „Das ist ja lieb von dir! Ja gern, hier“, sie gibt mir etwas Geld. „Die Schokocroissants sind lecker, ich hätte gern eins, wenn noch welche da sind. Und, oh, nur so als Tipp: Christopher liebt die Blaubeermuffins.“ Sie zwinkert mir zu. „Alles klar.“ Der Fahrstuhl bringt mich nach unten. Tatsächlich ist nur noch eines der französischen Gebäcke übrig und zwei der erwähnten Muffins. Ich nehme beide. Ob Christopher mir wohl glauben würde, ich hätte sie gebacken? Auf diese Lüge sollte ich mich wohl erst gar nicht einlassen. Als ich fünf Minuten später wieder die Kanzlei betrete, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Vor Johannas enormen Schreibtisch steht Christopher und knöpft sich, während er hastig etwas mit seiner Sekretärin bespricht, den Mantel zu. Neben ihm steht eine hübsche Frau. Dunkles Haar, volle Lippen, lange Wimpern, hohe Schuhe, ein elegantes Kleid und ein ebenso feiner Mantel zieren ihren Körper. Ich kenne sie nicht. Eine Kundin? Er sagt irgendetwas zu ihr, dieses charmante Lächeln auf seinem glatten Gesicht und sie antwortet mit einem ebenso charmanten Lachen – und wie sie ihn dabei ansieht! Ja, diese Frau erinnert mich definitiv an Miriam und plötzlich bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob Kilian morgen wirklich kein Drama erleben wird; weil mir die Art, wie diese Unbekannte meinen Freund ansieht, einfach nicht gefällt. Natürlich – Christopher steht nicht auf Frauen. Er ist mir immer treu gewesen. Er ist Anwalt und kann seine Mandanten nicht wie Dreck behandeln, mit Ignoranz strafen, schließlich lebt er von ihrem Geld. Und trotzdem. Ich möchte nicht behaupten, ich sei eifersüchtig, denn das würde nur Sinn machen, wenn Christopher mit einem hübschen Kerl, einem potenziellen Sklaven, Nettigkeiten austauschen würde, flirten würde, doch das tut er nicht. Vielleicht bin ich in diesen Momenten einfach nur angenervt, dass er mir sagt, ich solle nach Hause gehen, weil er ja angeblich so viel zu tun habe und nun scheinbar mit dieser Frau sein Büro verlässt. Sie gehen Essen. Nun, da ich so nahe bin, kann ich es genau hören, den Namen des Restaurants, den Christopher ausspricht. Johannas Augen legen sich auf mich. „Hier, dein Croissant“, sage ich und gebe es ihr zusammen mit dem Wechselgeld. Kaltes Blau legt sich auf mich. „Hallo“, grüße ich meinen Freund kühl und nicke auch der Unbekannten kurz zu. „Hallo, Niko“, entgegnet mein Freund, dann schon wendet er sich wieder der Frau zu. „Ich muss noch etwas klären, warte doch unten auf mich, ja?“ Seine Stimme ist nett und freundlich. „Okay!“, ertönt die feine Stimme. „Wiedersehen!“, ruft sie Johanna und mir zu und wirft mir noch ein nettes Lächeln zu. So alt kann sie gar nicht sein. Wahrscheinlich Mitte 20? „In mein Büro“, ordert Christopher plötzlich und erst, als er sich schon in Bewegung setzt, erkenne ich, dass er mich meint. Ich folge ihm eilig und die Tüte vom Bäcker knistert in meinen Händen. Lautlos ziehe ich die Tür hinter mir zu. Christopher steht direkt vor mir, die Hände gegen seine Seiten gestemmt. Ich räuspere mich. „Ich... hab dir Blaubeermuffins mitgebracht“, murmele ich dann und strecke ihm die Tüte entgegen. Sein Blick bleibt an ihr haften und plötzlich weicht diese ernsthafte Miene von seinem Gesicht; er lächelt und nimmt das Gebäck entgegen. „Das ist sehr aufmerksam von dir. Auch, dass du Johanna noch etwas geholt hast“, sagt er. Ist das ein Lob? „Aber hatte ich dir nicht gesagt, du sollst nach Hause gehen?“ Scheinbar nur ein Halbes... „Ja, ich, ähm, ich weiß auch nicht, ich wollte einfach nett sein“ Natürlich war der Bäcker nur ein Vorwand, um etwas Zeit zu gewinnen, ihm vielleicht tatsächlich noch im Flur zu begegnen – ihm die Muffins kurz in sein Büro zu reichen. Ich bin etwas überrascht, als er plötzlich einen Schritt näher kommt und mir einen keuschen Kuss auf die Lippen drückt. „Du kleiner Lügner“, raunt er grinsend. „Und jetzt ab nach Hause, ich lade die junge Dame jetzt noch zum Essen ein und lasse mich von ihr anhimmeln.“ Mein Herz fängt an zu rasen und Christopher lacht. „Entspann dich, mein Kleiner“, fügt er sanft an. „Das ist die Tochter eines Bekannten meines Vaters, okay? Und sie ist frisch verheiratet und absolut nicht an mir interessiert. Niko, manchmal weiß ich wirklich nicht, was ich mit dir anstellen soll – du weißt doch, dass ich nur auf Schwänze stehe. Eigentlich nur auf deinen. Und deinen Arsch“, neckt er mich und kneift in meine rechte Pobacke. „Also zieh nicht immer so ein Gesicht, wenn mich jemand nett anguckt, klar?“ „Ja, ja, ist ja gut...“, murmele ich und lasse meinen Blick zu Boden wandern. „Oh, diese respektlose Antwort wird dir heute noch Leid tun...“ Und das tut sie dann auch... im positiven Sinne. Als ich am Samstag aufwache, tun mir noch alle Glieder weh von unserem Fesselspielchen. Mein Mund ist trocken und ich mache mich auf die Suche nach Wasser. Christopher steht bereits in der Küche, nur in einer knappen Boxershorts. „Guten Morgen!“, begrüßt er mich freudig und ich muss lächeln. „Hey...“ Wir frühstücken gemeinsam. Wir duschen sogar zusammen. Wir kaufen ein. Und um 21 Uhr machen wir uns langsam fertig. Christopher wählt ein Outfit für mich aus und ich betrachte mein Abbild neugierig im Spiegel. Eine Lackhose, enganliegend, ohne viel Schnick-Schnack. Nur der Reißverschluss fällt auf. Dieser lange silbern funkelnde Zipper, der mir bis unter die Hoden reicht – darunter lässt mein Freund mich nichts tragen. Eine hastige Bewegung, und alles würde offen liegen. Ich glaube genau deswegen hat Christopher sie mir gekauft. Deswegen lässt er sie mich heute tragen. Das langärmlige Hemd ist weder warm noch bedeckend, denn die Front besteht aus einem Netz aus dichten Karos und legt meine Brust vollkommen offen. Ich schlucke, als Christopher spielerisch über meine Nippel streicht. Er selbst trägt eine seiner hochwertigen Lederhosen, die seinen Knackarsch betonen. Die massive Gürtelschnalle ist eine fein gearbeitete Triskele. Auffallend auch wegen ihrer Größe. Dazu trägt er ein enganliegendes, pechschwarzes T-Shirt mit einem massiven V-Ausschnitt; schwarze Schnüre spannen sich über seine ansehnliche Brust und halten den Stoff zusammen. Ein echter Hingucker. Ich weiß schon, woran Miriams Augen heute Nacht kleben werden. „Wollen wir?“, fragt er mich und ich nicke, wir setzen und in Bewegung. Natürlich nimmt er den Wagen, er trinkt nicht viel. Wahrscheinlich wird er sich heute wieder nur ein Glas Rotwein genehmigen. Ob er mir wohl erlauben wird, etwas Härteres als Bier zu trinken? Wir werden sehen. Während der kurzen Fahrt zur Gerte läuft Jazz und ich betrachte den besonderen Ring an meiner rechten Hand. Natürlich tragen wir sie heute wieder. Heute weiß jeder um uns herum, in was für einer Beziehung wir uns befinden. Kein Versteckspiel, sondern offen gelegte Karten. Kilian ist bereits vor Ort. An seinem Tisch sitzen Ina und Karina; und natürlich Miriam. Miriam, die heute ein Lederkorsett trägt, das ihre schon von Natur aus wohl geformten Brüste noch praller erscheinen lässt. Ihr dunkles, violettes Augen-Make-Up passt zu dem Minirock in derselben Farbe. Sie lächelt breit, als Christopher auf sie zugeht und lacht charmant, als er ihr, ganz der Gentleman, einen Handkuss gibt und ihr danach tief in die Augen schaut. Die restlichen Damen unseres Tisches begrüßt er zwar mit derselben Geste, aber Miriam bildet sich sicherlich etwas darauf ein. „Hallo!“, begrüße ich der Einfachheit halber alle in der Runde und hebe meine Hand. Mein Freund rutscht neben Miriam und ich nehme natürlich an seiner Seite Platz und sitze schon wieder Kilian gegenüber, der mir mit einem breiten Grinsen zur Begrüßung zunickt. „Und?“, frage ich nach. „Haben sich Andreas und Hendrik bei dir gemeldet?“ „Du scheinst kein anderes Gesprächsthema mehr zu haben, was?“, neckt der Mediziner mich und ich zucke die Schultern. „Wir treffen die beiden gleich auf der Party“, erklärt Ina mir grinsend, als sie sich leicht über den Tisch in meine Richtung beugt. Christopher wendet mir daraufhin seinen Kopf zu und grinst, so als wolle er mir non-verbal mitteilen wollen: 'ich hab's dir doch gesagt.' „Allerdings glaube ich, dass es eher an euch beiden liegt, als an meinen Überredungskünsten“, redet Kilian weiter und Karina lacht. „Das denke ich allerdings auch!“, sagt sie. „Ist das so...?“, meint Christopher und Miriam kommentiert das Ganze mit: „Das würde mich wirklich nicht wundern...“ Mein Freund und Karina erzählen ihr ein wenig von den beiden, während meine Gedanken nur kurz zum Treffen vor rund einer Woche zurück wandern. Mir fallen Lukas' Worte ein. 'Der Andreas sieht Adrian irgendwie ähnlich. Adrian in jungen Jahren. Ich musste echt schmunzeln.' Richtig – ich habe vergessen Christopher danach zu fragen. Adrian... Wirklich, der Name kommt mir bekannt vor. Die Bedienung kommt auf uns zu. Christopher bestellt ein Bitter-Lemon für sich. Für mich gibt es eine Cola. Ob ich später wohl etwas Alkoholisches trinken darf? Wir bleiben nur eine halbe Stunde, trinken unsere Drinks leer. Wir betreiben Smalltalk, tauschen triviale Anekdoten aus. Dann endlich gehen wir los. Natürlich entscheidet sich Miriam dazu, mit Christopher und mir zu fahren. Oder besser gesagt: mein Freund bietet es ihr an, während der Rest der kleinen Truppe zu Karina ins Auto huscht. „Ab nach hinten!“, befiehlt Christopher mir, als wir uns seinem Wagen nähern. Ich beiße mir auf die Zunge. Sein Grinsen suggeriert mir, dass er mich einfach nur aufziehen will, aber natürlich gehorche ich ihm aufs Wort. Ich will seine Autorität ganz bestimmt nicht vor Miriam in Frage stellen! Es reicht, dass ich ihn letzte Woche schon so in der Gerte blamiert habe. Heute soll nicht noch einmal so etwas passieren. „Ich bin gespannt, was Holger Hübsches auf die Beine gestellt hat“, sagt Miriam, als Christopher den Wagen in Bewegung bringt. „Zwei Tanzflächen auf zwei Ebenen“, erwidert Christopher ruhig. „Oh, ja stimmt! Dieser neue Klub, den sie gemietet haben!“, ruft Miriam aus. „Etwas abseits.“ „Das ist doch immer besser so.“ „Das stimmt allerdings.“ Bei diesen Worten kommen immerzu die Erinnerungen an meinen Geburtstag in mir hoch... Mein Freund und Miriam unterhalten sich weiter über irgendwelche Partys, über den Verkehr und Wohnungspreise. Ich schweige und schaue aus dem Fenster, betrachte die halb im Schlaf versunken, halb zum Leben erwachte Stadt, durch die wir im Eiltempo fahren. Es wird dunkler um uns herum, nur von weitem sieht man das beleuchtete große Gebäude, das wie ein Warenhaus aussieht. Christopher parkt den Wagen nur einige Meter vom Eingang entfernt. Karina hält direkt neben uns. Ich steige aus, atme die Nachtluft ein. Die Jacken lassen wir im Wagen. Kühler Wind streicht über meine spärlich bedeckte Brust und mein Freund tritt an mich heran, hebt mein Kinn mit seinem Zeigefinger an und schaut mir in die Augen. Er sagt nichts, als er mir mein Lederhalsband umschnallt. Seine Beifahrerin steht lässig gegen den BMW gelehnt und betrachtet Christophers Tun aus direkter Nähe. Ich kann beinahe schon ihren warmen Atem an meiner Wange spüren, aber ich würdige sie keines Blickes. Stattdessen ruhen meine Augen auf Christopher, der mir gerade die Leine anlegt. Es klickt ganz kurz, als der Chromverschluss in den silbernen Ring einhakt. Brüsk zieht Christopher mich nun an seine Brust. Er grinst und ich höre Miriam amüsiert schnauben. Mein Master blickt mir direkt in die Augen. Dann küsst Christopher mich. Und es ist nicht der normale keusche Kuss, den wir sonst vor Bekannten austauschen, wenn überhaupt, sondern das ganze Programm; inklusive Zunge und leichtem Seufzen meinerseits, zuzüglich seiner Finger, die sich in meinem Haar verfangen. Miriam sagt etwas zu Karina und ich höre, wie sich die gesamte Gesellschaft schon langsam von uns entfernt. „Du benimmst dich heute, verstanden?“, sagt Christopher in ernstem Ton und ich versichere ihm, dass ich gehorsam sein werde. „Gut“, meint er daraufhin und hält mich weiterhin an der Leine fest; blickt mir noch immer tief in die Augen. „Du hörst auf jedes meiner Wörter, ich habe das Geld und entscheide, was du trinken wirst, oder nicht. Wenn du tanzen willst – frag mich. Wenn du auf Klo willst – frag mich. Wenn du ne Cola willst – frag mich. Ich sage dir, ob du dich setzten darfst, ansonsten bleibst du brav an meiner Seite stehen, bis ich dir etwas anderes sage, kapiert?“ „Ja, Christopher.“ „Noch irgendetwas zu klären?“ „Darf ich Alkohol trinken?“ „Darfst du. Ich entscheide wie viele Drinks, alles klar?“ „Ja, Christopher.“ „Gut, dann lass uns schnell reingehen, ich will nicht, dass du dich erkältest“, fügt er eine Spur milder an. Sein diabolisches Grinsen nimmt jedoch nicht ab. Harsch zerrt er mich an der Leine hinter sich her und ich folge ihm, meinem Herren. Kapitel 24: 24 -------------- Meine Lieben! Vielen, vielen Dank für all die Kommentare, dass ihr dranbleibt an dieser Story, dass ihr mitfiebert und diese Geschichte dadurch zu etwas Besonderem macht :) Dafür dieses schnelle Update - aber bitte nicht dran gewöhnen *lach* Ich kann euch allerdings versprechen, dass ich brav daran weiter tippen werde. Denn ja, es gibt noch so EINIGES zu klären und wir tasten uns da langsam ran. ;) Ein fetter Schmatzer an Death-by-Chocolate, die trotz mächtigem Arbeitsstress "mal eben" das Kapitel gebetat hat! Auf die Knie! ^^ *verneig* Autorengebrabbel ist doof - aber da ich keine Zeit für persönliche Antworten habe, dann eben so! Vielen Dank für JEDE Rückmeldung und alles und so, over and out ;) PS: Meine neue Lieblingsband: DIE FORM (ich empfehle "Nocturnal Emotions") - - - 24 Die Türsteher lassen uns die große Doppeltür aus Eisen passieren. Bekannte von Holger machen an diesem Abend die Kasse. Ein schlaksiges Mädchen im kurzen Gothic-Kleid, mit auffallenden Rüschen am Saum und knallroten, toupierten Haaren, nimmt die Geldscheine entgegen. Ein hagerer Kerl Mitte 50, mit Glatze und Sklavenring um den Hals, drückt uns vor dem Eintreten den Stempel auf den Handrücken. Dass es sich dabei um eine Triskele handelt, ist mal wieder sehr klischeehaft. Aber nimmt nicht gerade das Spiel mit Klischees so eine große Rolle in unserer Szene ein? Und macht es nicht auch Spaß, diese Stereotypen auszureizen? Christopher zahlt und zerrt mich ruppig an der Leine hinter sich her, während er sich mit Karina ruhig und gelassen unterhält. Er wirft mir einen kurzen ermahnenden Blick zu, als ich aus Versehen fast über meine eigenen Füße stolpere – wie klischeehaft. Kilian trägt einen kleinen Flogger an seinem Ledergürtel befestigt, um seinen Status zu demonstrieren – wie klischeehaft. Und als wir den breiten Flur passiert haben und den ersten großen Saal betreten, hämmern die dumpfen Beats der Musik bereits gegen meine Schläfen und eine männliche Stimme singt in tiefem, verführerischen Ton „küss mich, leck mich, schlag mich, peitsch mich aus!“ - wie klischeehaft; und herrlich. Der Raum ist riesig. Ja, hier waren wir schon mal. Ich bin mir sicher, als ich den langen Tresen an der linken, schwarzen Wand erblicke, mit dunkelgrünem Glas hinter den Regalen voller Flaschen. Dieses Grün findet sich überall wieder, auch in giftigeren Nuancen. Es zieht sich an den Säulen entlang, die eher dekorative als architektonische Zwecke erfüllen und auch die Tische und Stühle, die Bänke und die Sitzkissen in den kleinen Zimmerchen tragen diese Farbe. Unauffällig linse ich in diese Separees hinein, doch noch ist dort niemand wirklich zugange. Deswegen stehen die Türen auch offen. Mein kurz riskierter Blick entgeht meinem Herren natürlich nicht. Harsch zieht Christopher an der Leine und ich pralle gegen seine Seite. „Niko!“, knurrt er ermahnend und ich senke demütig mein Haupt. Ich höre ihn genervt mit der Zunge schnalzen, dann geht unsere kleine Reise durch den Klub weiter. Es gibt eine große Tanzfläche; eine ebenso große Play-Area mit kleiner Zuschauertribüne – wenn man denn so will. Abgetrennt durch ein dickes Seemannsseil. Wie klischeehaft. Wir nehmen an einem größeren runden Tisch unweit des Haupttresens Platz. Das heißt: die anderen setzen sich. Ich verharre direkt hinter Christophers Stuhllehne, starre den im Diskolicht seicht glitzernden Boden an und warte auf ein Signal meines Masters. Doch das bleibt aus. Statt des Befehls, mich auf den freien Platz neben ihn zu setzen, beginnt Christopher ein Gespräch mit Kilian und Ina, die irgendein rechtliches Problem haben; sie hatten es schon kurz in der Gerte angesprochen. Ein kaputt gegangener Autospiegel, irgendetwas Belangloses, Trivialitäten, die dennoch einmal rechtlich geprüft werden könnten. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, wie sich die Location langsam mit Seelen fühlt. Besonders der Kerl im Ganzkörper-Rubber-Anzug fällt mir auf. Der Gummimaskenmann. Ich muss grinsen. Demütig kniet er sich gerade vor dem Kerl mit breiten Schultern hin, der ihm seine klobigen, funkelnden Stiefel direkt vor sein Gesicht hält. Kontaktaufnahme auf eine ganz besondere Art. Ich kann gar nicht sagen, ob ich in solch einem Szenario jemals fähig wäre, so offen auf jemanden zuzugehen. Christopher hat mich in die Szene eingeführt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ohne seine Führung jemals in dieses Leben gefunden hätte, diese Seite an mir entdeckt hätte. Und wenn doch – dann weiß ich nicht, ob ich so selbstsicher devot sein könnte – wenn ihr versteht was ich meine. Ich weiß nicht, ob ich alleine auf Partys gehen könnte, um mir dort einen Herren zu suchen, ob ich mich trauen würde, jedermann einen Blick in mein Innerstes zu geben, denn für mich ist meine devote Ader nun mal mein Innerstes. Aber dieses was-wäre-wenn-Spielchen ist nicht von Bedeutung. Ich bin hier, das ist alles was zählt und ich genieße die Art, in der Christopher mich gerade vor unseren Freunden demütigt. Aus dem Augenwinkel betrachte ich ihn. Er sieht umwerfend aus. Dieser tiefe Blick auf seine Haut zwischen der dunklen Schnürung macht mich ganz kribbelig, ebenso wie der Anblick seiner Oberschenkel, gefangen in dem tiefschwarzen Leder. Seine blonden Haare, wieder mal penibel nach hinten gekämmt, stehen im heftigen Kontrast zu seiner düsteren Kluft. Ich lecke mir über meine trockenen Lippen und senke meinen Blick wieder gehorsam zu Boden. „Na, wen haben wir denn da?“, ertönt Holgers erheiterte Stimme plötzlich von der Seite, aber ich blicke ihn nicht an. Schließlich spricht er momentan auch nicht mit mir, sondern mit meinem Herren und dem Rest der Gesellschaft. „Hallo Holger!“, begrüßt mein Master ihn. Er steht sogar auf, um ihm die Hand zu schütteln, ihm freudig auf die Schulter zu klopfen. Die beiden verstehen sich wirklich gut. Holger ist eben ein netter Typ und ich schätze ihn wirklich sehr. Plötzlich ist da wieder diese Szene in meinem Kopf und dieses Gefühl, dieses Kribbeln – ich im Strappado im Spielzimmer; Holger und Christopher bei einer Schachpartie nur weniger Meter entfernt. „Begrüß' gefälligst den Gastgeber!“, reißt Christophers strenge Stimme mich zurück in die Realität und ich hebe instinktiv den Kopf. Holgers dunkle Augen begegnen mir, er lächelt. Ein wenig fies. So wie immer. Auch er trägt Leder. Lederschuhe, Lederhosen, sogar eine schwarze Lederweste über dem dunklen Hemd. Ich muss schmunzeln. Hat er sich mit Kilian abgesprochen? Ich sehe ein rotes Paddel an seiner Seite an einem ebenso roten Lederbändchen baumeln. „Na!“, begrüße ich ihn freundlich und lächel. Holger hingegen verzieht das Gesicht und wendet sich an Christopher. „Richtig hallo sagen kann dein Sklave immer noch nicht, was?“ Christopher brummt irgendetwas und wendet mir sein Gesicht zu. Wieder einmal hat er mich an seinen Stuhl gebunden, wie einen Hund, oder ein Kind, das nicht abhauen soll. Ich liebe das. Nun begutachtet er mich mit diesem eindringlichen, kalten, gar tadelnden Blick. „Entschuldige, Christopher. Und entschuldige, Holger“, sage ich nun und senke mein Haupt noch etwas tiefer. „Schon besser“, sagt mein Freund und ich weiß, dass Holger nickt. Ich schaue ihm nun wieder in die Augen. Kurz, nur für meine erneute Begrüßung. Keine Sekunde länger. Schließlich bin ich heute wirklich nur ein Sklave, nicht mehr. Ein Sklave, der den Mastern den ihnen zustehenden Respekt erweisen muss. „Guten Abend, Holger.“ „Wie geht’s dir?“, fragt er mich. Er muss meine Begrüßung nicht erwidern. „Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Wie geht es Martin?“ Holger lacht kurz und auch Christopher schmunzelt. „Sieh mal da hin, Niko“, sagt Holger nun und ich folge seinem ausgestreckten, zum Spielbereich deutendem Arm. Ich erblicke Martin erst auf den zweiten Blick. Ans Andreaskreuz gefesselt im knappen Sklavenoutfit. Daneben die Aufschrift: 'Angucken erlaubt – Anfassen wird bestraft'. Ich muss grinsen. Ja, die beiden stehen auf so etwas, auch wenn Holger, ebenso wie Christopher, sehr besitzergreifend ist. Deswegen dieses eigens dafür hergestellte Schildchen, die subtile Warnung, die andererseits auch spielerisch-provokant wirkt. Holger setzt sich. Er spricht mit Christopher, er tauscht sich mit Kilian aus, mit Miriam. Karina und Ina hingegen haben sich vom Tisch entfernt. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf in Richtung der Tanzfläche. Unter den mittlerweile zahlreichen Gästen in Lack, Leder und Latex kann ich sie schließlich ausmachen. Es ist immer wieder seltsam, die beiden bei ihrem Spielchen zu betrachten. Das Pärchen spielt nicht oft auf Partys. Heute scheint einer dieser Abende zu sein, in denen sie aber doch ein wenig in ihre Spielrolle abrutschen – und Karina ist definitiv die Leitende. Kurz wird mir flau im Magen, als Christopher an der Leine reißt und ich somit fast automatisch im freien Stuhl lande. Erst jetzt fällt mir auch auf, dass Holger abgezogen ist. „Was willst du trinken?“, fragt mein Freund mich, während er die Leine langsam von seiner Stuhllehne löst. „Captain Morgan mit Cola“, entgegne ich ruhig. Christopher lacht. „Okay“, sagt er schließlich und wendet sich mit derselben Frage an Miriam, die gerne einen Mojito hätte. „Hier“, sagt mein Freund plötzlich und legt mir einen 50 Euro Schein in die Hand. „Und für mich ein Ginger Ale. Aber dalli!“ Danach löst er den Chromverschluss des Strickes von meinem Halsband. Natürlich. Er lässt mich laufen, wieso sollte ein Herr auch seinen Sklaven bedienen? Dass ich gleichzeitig noch etwas für Miriam mitbringen muss, ist eine kleine Extra-Demütigung und Lektion. Eine leichte Provokation sozusagen. Was er wohl tun würde, brächte ich ihr das gewünschte Getränk einfach nicht? Nein. Das möchte ich gar nicht herausfinden. Das wäre vor allem Miriam gegenüber nicht fair. „Ich komme mal mit“, meldet Kilian sich grinsend zu Wort und erhebt sich fast gleichzeitig mit mir. „Und ich passe auf“, fügt er zwinkernd in Christophers Richtung an. Dann schlendert er tatsächlich mit mir durch die enger werden Menschenmenge zur Bar, an der auch immer regeres Treiben herrscht. Die Bedienung trägt ein Lackkleid, das fast bis zum Boden reicht. Sie nickt uns zu, signalisiert, dass sie uns gesehen hat. Wir warten. Ich mache keine neckenden Kommentare bezüglich Hendrik und Andreas und Kilian provoziert sie nicht. Wir werden bedient, bezahlen und entfernen uns wieder. Natürlich lasse ich Kilian wieder den Vortritt und marschiere hinter ihm her. An unserem Tisch erwartet uns dann eine kleine Überraschung, auch wenn sie eigentlich vorhersehbar war: unsere beiden Neuen sind da. Und Andreas, der sitzt nirgendwo anders als auf meinem Platz; direkt neben Christopher, dessen Augen sich nun auf mich legen. Er winkt mich heran, ohne das Gespräch mit dem jungen Mann zu unterbrechen, dessen Haut einen Olive-Stich hat und dessen Äußeres einen an den warmen Süden erinnert. Andreas' dunkle Augen erfassen nun meine Gestalt, während mein Master die Getränke entgegen nimmt. „Hallo, schön dich hier zu sehen“, begrüße ich den jungen Kerl, der sofort beginnt zu strahlen. „Hey, Niko! Wie geht’s?“, entgegnet er freudig. Sehe ich da leichte Irritation auf Andreas' Gesicht, als Christopher ohne ein Wort zu sagen die Leine wieder in meinen Ring einhakt und mich daran brutal zu Boden zerrt, direkt zwischen seine Beine manövriert, sodass ich fast schon unter dem Tisch sitze, die Oberschenkel meines Masters auf meiner Augenhöhe? Ja, definitiv: Irritation, gepaart mit sanfter Neugier – und Faszination. Genau denselben Blick fühle ich auch von meiner rechten kommen. Kurz sehe ich auf und Hendrik erschreckt sogar ein bisschen, als ich ihm in die Augen blicke; da habe ich ihn wohl beim Anstarren ertappt... Ich grinse, nicke ihm kurz zur Begrüßung zu und er hebt unsicher lächelnd flink die Hand. Dann schon redet Miriam einfach weiter mit ihm und ich? Ich starre den Boden an und muss fast schon darüber lachen, dass Christopher mich vollkommen übergangen und das Gespräch mit Andreas bereits wieder aufgenommen hat. So als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. Wo Ina und Karina wohl sind? Immer noch tanzen? Oder im Separee? An der Bar? Unweigerlich bekomme ich die Konversation zwischen meinem Freund und Andreas mit. Sie sprechen über das Studium des Jüngeren, das jedenfalls kristallisiert sich nach einigen Sätzen für mich heraus. Rechtswissenschaften. Welch Zufall. Sie reden über irgendwelche Paragraphen und Unikurse; Bücher. Fälle, die groß von der Presse aufgerollt wurden. Ich seufze und lehne meinen Kopf an Christophers linken Oberschenkel, schließe die Augen und muss plötzlich sanft lächeln, als ich seine Finger zärtlich durch mein Haar gleiten spüre; ich genieße es durch und durch, wie er mich so sanft streichelt, während er weiter mit Andreas spricht. Irgendwo nervt es mich aber doch etwas, dass die beiden ein gemeinsames, intensives Thema haben... mit mir wäre dieses Gespräch gar nicht erst möglich gewesen. Andererseits sind so viele andere Dinge mit mir möglich... Christopher beugt sich kurz vor und eine Sekunde später drückt er mir meine Mischung in die Hand. „Danke, Christopher“, schaffe ich es noch zu japsen, bevor er das Gespräch mit dem Mann neben ihm wieder aufgreift, aber ich höre nicht zu, lausche eher der Musik, dem eingängigen Rhythmus mit düsterem Nachhall und amüsiere mich über die sporadischen Blicke Hendriks, von denen er wahrscheinlich gar nicht möchte, dass sie mir auffallen. Ich nehme die ersten Schlücke; ich liebe dieses Zeug. Erst jetzt fällt mir auf, was für einen Durst ich eigentlich habe. Eifrig gedenke ich ihn zu stillen, schnell, Schluck für Schluck, doch Christopher reißt mir plötzlich das so hastig halb leer getrunkene Glas aus der Hand und stellt es mit einem lauten Knall auf den Tisch. Als ich ihn ansehe, ist sein Blick arktisch streng. Genervt schüttelt er kurz den Kopf. „Das ist kein Wasser!“, moniert er und ich murmele ein „Entschuldigung, Christopher“. Nach einer gefühlten Ewigkeit händigt er mir mein Glas wieder und ich trinke weiter. Gemächlich. Nebenbei bekomme ich nur einige Fetzen des pikanten Gesprächs von Miriam und Hendrik mit. Die Dame berichtet gerade von einer Session... und schon wieder schleicht sich dieses Grinsen auf meine Gesichtszüge, das ich einfach nicht weg radieren kann. Irgendwann ist mein Glas leer und irgendwann nimmt Christopher es mir aus der Hand, drückt mir erneut Geld in die Hand und schickt mich mit einem barschen Befehl los – und ich laufe. Dieses Mal soll ich nur uns beiden etwas bringen. Erleichterung auf der einen Seite, auf der anderen erwartet mich ein regelrechtes Meer an Menschen; Körper überall, viel Gelächter und Gemurmel, laute Musik, es ist stickig. Ich kämpfe mich durch die Massen, betrachte Szenen wie aus meiner eigenen devoten Fantasie, bis ich endlich an diese verflixte Bar gelange. Die scheinbar das Ziel nicht Weniger war; überall warten die Durstigen und ich bin nur einer unter ihnen... Die Zeit vergeht schleppend und ich verspüre schon ein kräftiges Glücksgefühl, als ich meine Hand endlich auf den Tresen legen kann, nachdem das Paar vor mir mit vollen Gläsern abgezogen ist. Doch die beiden Barkeeper bewegen sich weit entfernt von mir; ich weiß noch nicht einmal, ob sie mein Winken entdeckt haben. Ich kann nur hoffen. Minuten vergehen, ich winke nochmal, fast wie ein Irrer und endlich: die Bedienung im langen Latexkleid hebt die Hand, nickt eifrig und hastet dann auch schon direkt zu mir, damit ich endlich die Bestellung aufgeben kann. Während ich warte und die zahlreichen Flaschen hinterm Tresen betrachte, spüre ich es: diesen Blick intensiven Blick. Jemand beobachtet mich – und eigentlich wäre es nicht das erste Mal auf einer Party, dass ich jemandem gefalle. Dass jemand mit mir spielen will. Meine Mundwinkel gleiten kurz nach oben, ich grinse und es dauert einige Zeit, bis ich meine Miene wieder normalisieren kann und mich dann neugierig zur Seite drehe. Was für ein Kerl mich wohl heute in seiner Fantasie auspeitscht? Ich erstarre. Die Augen, die mich betrachten erscheinen im faden Licht fast gänzlich schwarz, so dunkel sind sie. Nein, solche Augen habe ich vorher noch nicht gesehen. Ob das wohl Kontaktlinsen sind? Ich kann es nicht sagen. Der unbekannte, hoch gewachsene Mann trägt eine tiefschwarze Militäruniform, mit passend hohen, klobigen Stiefeln, die ihm fast bis zu den Knien reichen. Ich schlucke und der Mann betrachtet mich weiter. Sein kräftiges Haar ist ebenso dunkel wie seine Augen, wahrscheinlich ein kräftiger Braunton. Er hat einen leichten Bartansatz und an seinem Kinn erkenne ich ein markantes Grübchen. Er grinst und sein Grinsen gewinnt an Tiefe, an Intensität und erst jetzt erkenne ich, dass ich diesen Fremden – der eindeutig ein Master ist, denn deutlicher kann es gar nicht sein – viel zu lange anstarre! Eilig senke ich den Blick, drehe mich zurück an den Tresen und erschrecke richtig, als sich nur wenige Augenblicke später zwei warme Finger unter mein Kinn legen und meinen Kopf zur Seite drehen So wie Christopher es immer macht. Ich kann mich nicht wehren und für einen kurzen Moment fühlt es sich so an, als würde mein Herz einfach stehen bleiben, als würde es für wenige Sekunden lang den Willen, mich am Leben zu halten, vergessen; weil ich so fasziniert von diesem Mann bin. Fasziniert von der rigorosen Autorität, die er ausstrahlt. Mit seinen ausdrucksstarken Augen, seinem kecken Grinsen, seinem Auftreten, dem Schlagstock, den er passend zu seiner fein gearbeiteten Uniform an seiner Seite wie einen Säbel trägt. Mit dem er seinen Subs teuflische Schmerzen bescheren kann. Es prickelt, direkt unter meinem Kinn. Dort, wo er mich unschuldig anfasst. Ein kurzer Kontakt, den der Unbekannte nun schon wieder abbricht. „Ein herrenloser Sklave, der so forsch seinem potenziellen Master in die Augen sieht? Eine nette Abwechslung“, spricht er mich mit samtig-tiefer Stimme an und lächelt breit. Irgendwie neckend. Provokant. So sehr mir sein Ton ins Mark und Bein geht – in diesem Moment prallen auch zwei Energien, zwei Gefühlsströme, in meinem Innern gegeneinander. Mein Herz schlägt schneller; Schweiß sammelt sich unmittelbar auf meiner Stirn, obschon Kälte in meine Brust kriecht. Angst. Schock. Schrecken. Alarm. Eine Prise Verwunderung. „Ich...“, sage ich und meine Augen wandern ziellos umher, streifen die Bar, die darauf stehenden Gläser, die die Frau in Latex mir zusammen mit dem Rückgeld serviert hat, die Gäste neben uns - bis sie wieder auf ihm landen; dem Fremden. Dem ich nun nicht mehr in die Augen sehen kann. „Ich bin nicht...“ Weiter komme ich gar nicht. Christopher steht neben mir. Direkt neben mir und lässt seine Augen zwischen mir und dem Unbekannten wandern. Wie soll ich nur seinen Blick beschreiben? Wütend? Unterkühlt? Seltsam belustigt? Aggressiv? Eine Mischung aus all dem? Ich schlucke und Christopher sagt nichts, sondern hakt meine Hundeleine lautlos ein. Im nächsten Moment stößt er mit seinem Bein von hinten in meine Kniekehle – und ich knicke automatisch ein, ich verliere den Halt, sinke auf den Boden. Christopher hilft sogar noch nach – fest drückt er mich an meinen Schultern nach unten. Somit sitze ich schon zum zweiten Mal während dieser Party auf dem Boden. Und was macht mein Freund? Ich wage es nicht, meinen Kopf zu heben, aber ich höre es wage: Er stellt sich vor und der Unbekannte lacht herzlich. Wahrscheinlich schütteln sie gerade die Hände. Mein Herz pocht so wild, dass es beinahe mein gesamtes Hörvermögen einnimmt. Ich versuche mich zu konzentrieren, halte die Luft kurz ein und bewege mich nicht. Nur kurz reißt Christopher wieder an meiner Leine, als er sich auf den freistehenden Barhocker setzt. Und der Unbekannte, so spüre ich hinter meinem Rücken, tut es ihm gleich! Mein Kopf bewegt sich nun doch vorsichtig nach oben und mein Master registriert meinen Blick beinahe umgehend. Und er missfällt ihm. Grob packt er mich an meinen Haaren und drückt meinen Kopf nach unten, sodass ich schnurstracks auf den Boden blicken muss. Wenn er dabei nichts sagt, wirkt es noch intensiver... Mein Mund ist trocken. Ich habe Durst und das Herz in meiner Brust will sich einfach nicht beruhigen. So etwas wie Schuld wächst in mir heran. Immer mehr dieser Schuldmoleküle sammeln sich und formen einem stetig größer werdenden Ballon in meinem Magen. Er drückt unangenehm. Christopher. Mein Master. Der Einzige. Was ist nur eben in mich gefahren? Wie konnte ich solch eine Faszination für einen anderen Master aufbringen? Ich will doch nur ihn, den Mann aus dem Park, der mich jeden Tag leiden lässt und der mir gleichzeitig täglich Freude beschert, bei dem ich mich geborgen fühle. Von dem ich mich auspeitschen lassen will, der mich fesseln, der mich schlagen und ficken soll. Kurz erscheinen diese Bilder mit dem Unbekannten anstatt meines blonden Teufels in meinem Kopf – und mir wird kalt. Mich erfasst sogar Schüttelfrost, so falsch ist diese Vorstellung von dem Unbekannten und mir im Spielzimmer. Ich klammere mich an Christophers linkes Bein. Ich kann nichts dagegen tun, instinktiv fahren meine Finger in das grobe Leder und verankern sich dort. Ich presse mein Gesicht gegen seinen Unterschenkel und atme den intensiven Geruch des Stoffes ein, der ihm so gut steht. Ich schließe die Augen und hoffe auf eine Geste. Grob oder zärtlich – mir ist beides Recht! „Ah!“, entweicht es meinem Mund, als Christopher plötzlich seinen rechten Fuß auf meiner rechten Schulter platziert und mich mit diesem Druck noch weiter gen Boden drückt. Meine Unterarme liegen nun ausgestreckt auf diesem harten Untergrund; Christopher benutzt mich als netten Untersatz, auf dem er lässig seinen Fuß abstützen kann. Er benutzt mich. Er degradiert mich. Und ich bin glücklich und sträube mich nicht. Er zeigt diesem Unbekannten gerade meinen Platz. Der nirgendwo anders ist, als unter ihm, unter Christopher Lang, meinem Herren. Minuten verstreichen, die Musik wechselt, ein reger Austausch an Körpern direkt bei der Bar hält an und Christopher spricht immer noch mit dem Fremden. Ab und an höre ich ihn lachen, amüsiert und herzhaft, dann geht das Gespräch rege weiter. Worüber sie wohl reden? Über mich? Über die Party? Über ihre Herkunft? Über die Musik? Über das Masterdasein? Nach einer gefühlten Ewigkeit verschwindet plötzlich dieser Druck von meiner rechten Schulter. Instinktiv gleitet mein Blick nach oben. Mit einer einzigen Handbewegung bedeutet mein Herr mir, aufzustehen und ich leiste seinem knappen Befehl unmittelbar folge. An meinen Schultern dreht er mich, sodass ich dem anderen Master nun wieder direkt ins Gesicht blicken kann. „Niko, das ist Dominik“, raunt Christopher mir direkt ins Ohr. Auf den Lippen des Vorgestellten taucht ein selbstgefälliges Grinsen auf, kurz nickt er mir zu. „Hallo“, gebe ich schwach von mir, weil ich absolut nicht weiß, was ich von dieser Situation halten soll, was Christopher vorhat, wenn er überhaupt etwas vorhat. Und ich weiß nicht, was in Dominiks Gedanken vorgeht, worüber die beiden sich unterhalten haben, wie sie zueinander stehen. Müsste Christopher nicht sauer sein, dass dieser fremde Master sein Eigentum berührt hat und davon ausgegangen ist, dass es „herrenlos“ ist? Wieso dann dieser freundliche Ton? Wieso das folgende: „Dominik und mir ist ein wenig nach Kino, also schlage ich einen kleinen Aufenthaltswechsel vor.“ Wieso folgt dieser Aussage ein kleiner Spaziergang durch den Club, auf dem Christopher auch noch Miriam aufgabelt und ich den drei hinterher trotte, bis wir den abgetrennten und ausgewiesenen Spielbereich erreichen und in dem „Zuschauerbereich“ Platz nehmen? Miriam nimmt in der Mitte der eben erst freigewordenen Bank Platz, Dominik zu ihrer Rechten, Christopher zu ihrer Linken. Mir bleiben genau zehn Sekunden, in denen ich auf beiden Beinen verbleiben darf, dann schon befiehlt Christopher mir harsch „runter!“ und ich sacke zunächst auf meine Knie, betrachte ihn eindringlich und erwarte die nächste Instruktion. Natürlich lässt diese nicht lang auf sich warten. „Niko, ich würde gern meine Beine hochlegen“, säuselt er regelrecht und seine Anweisung wird durch sein spielerisch-provokantes Lächeln delikat untermalt. Dieser arrogante Teufel. Meine Hände treffen auf den Boden. Auf allen Vieren krieche ich zurecht, sodass mein Master seine Beine ausstrecken, seine Füße auf meinen Rücken legen kann. Niko Klaas, die lebende Fußbank. Und während Miriam den eigentlich für mich vorgesehen Drink trinkt und sich gar köstlich mit Dominik und Christopher unterhält, betrachte ich den Boden und linse nur sporadisch zu den Spielenden. Denn viel zu sehr kribbelt es in meinem Innern, als dass ich mich auf diese visuellen Eindrücke konzentrieren könnte. Hat Christopher mich jemals so offensichtlich zum Möbelstück auf einer Party degradiert? Nein. Diese Art der Erniedrigung ist neu. Allerdings überschreitet sie nicht unsere selbst auferlegte Grenze. Es ist keine öffentliche Vorführung in dem Sinne, die mir Kopfschmerzen bereiten und mein Schamgefühl brechen würde. Christopher entkleidet mich nicht, er verschafft mir keinerlei Befriedigung, er stellt mich nicht zur Schau. Er benutzt mich auf eine, wie soll ich sagen... auf eine Weise, in der er meine Position zwar klarmacht, ohne mich dabei zu sehr zu entwürdigen. Ein seichtes Schamgefühl wallt in mir auf, diese Tatsache kann ich nicht abstreiten. Allerdings ist es mir nicht peinlich; es fühlt sich absonderlich gut an, Christopher so offen dienen zu können. Er markiert mich. Uns. Er festigt unser besonderes Zusammensein. Und irgendwo erregt mich der Fakt schon, dass alle das sehen können. Zudem bin ich mir sicher: Christopher wird unsere Grenze nicht überschreiten. Erst recht nicht nach unserem Gespräch über den Ausrutscher damals... Mein Herr führt mich oft an die Grenze heran, denke ich grinsend und rufe Bilder aus meinem Gedächtnis auf. Mir fällt ein, wie er mich einst auf einer Party gefesselt hat, nachdem ich zu lange Tanzen war, was ihm gegen den Strich ging; wie er grob meine Arme packte und sie hinter meinem Rücken fixierte, und dann auch noch meine Beine aneinander band, damit ich wirklich nicht mehr tanzen konnte... Ja, wir bewegen uns oft an der Grenze. Und das ist das Spannende daran. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht. Mein Rücken beginnt zu schmerzen und in meinen Armen zieht es schon. Christophers Beine werden schwer und das bewegungslose Ausharren mutiert zur Tortur. Hinzu kommt auch noch eine dringliche Angelegenheit... Ich räuspere mich und drehe meinen Kopf ganz langsam zu meinem Freund, der mit Miriam und mit Dominik erheitert über etwas diskutiert und dabei seinen Blick ab und an über die ihm gebotene Show wandern lässt. Bis seine Augen endlich mich streifen. „Christopher...?“, spreche ich ihn an und mit einem Mal verschwindet dieses Gewicht von meinem Rücken und mein Freund beugt sich zu mir herab. „Ja, bitte?“, fragt er im amüsierten Ton. „Darf ich zur Toilette?“, frage ich ihn. Er grinst. Dann antwortet er und seine Antwort ist ein fieses, knappes: „Nein.“ Und mit ihm finden auch seine schweren Stiefel zurück auf meinen Rücken und ich beiße mir auf die Zunge, fluche in meinem Innern und schließe die Augen. Dieser Mann macht mich wahnsinnig! Der Druck in meinem Unterleib wird heftiger mit jeder Minute die verstreicht und ich setze die ganze Kraft in das Zurückhalten dieses Anliegens, sodass meine Arme immer schwacher werden; beraubt der Konzentration und Stärke beginnen sie zu zittern. Nur noch ein kleines Bisschen, dann klappe ich zusammen! Verdammt, verdammt, verdammt! Ich versuche mich abzulenken, zähle die Sekunden und als ich bei 426 angelangt bin und bereits versuche meine Nägel in den steinharten Boden zu bohren, hebt Christopher seine Füße von meinem Rücken und beugt sich abermals zu mir herunter. Es sind erlösende Worte, die er spricht: „Jetzt darfst du gehen. Aber beeil' dich.“ Ich renne, stoße gegen einige Leute und entschuldige mich hastig. Fast stolpere ich ein weiteres Mal an diesem Abend über meine eigenen Gliedmaßen, stürme in das stille Örtchen und bin erneut dankbar für die Tatsache, dass dieser Zipper sich so einfach aufmachen lässt. Wie befreiend dieser simple Gang zur Toilette ist, kann ich gar nicht beschreiben! Ich lächle sogar dümmlich, als ich meine Klamotten wieder in Ordnung bringe. Der braunhaarige Sub in Rubber neben mir grinst mich breit an. Eilig bewege ich mich zurück zu meinem Herren – und laufe sogar an Karina und Ina vorbei, die mit irgendwelchen Frauen aus ihrer Weiberrunde quatschen. Ich halte nicht an, um sie zu begrüßen und sie beachten mich auch gar nicht. Meine Beine stellen ihre Bewegung erst ein, als Christopher unmittelbar vor meinen Augen auftaucht und erst dann fällt mir auch auf, dass er alleine auf der Bank verweilt, auf der noch eben dieser Dominik und meine geliebte Miriam gesessen haben. Wortlos winkt er mich heran. Geschmeidig fügt sich der Verschluss des Halsbands wieder in meinen Ring. Ein Zerren und ich lande schließlich auf Christophers Schoß. Sein Blick ist tadelnd. So streng. So kalt. Vollkommen einnehmend. Er schmunzelt und ich lausche, warte. „Schau noch einmal einen Mann so intensiv an wie heute und ich schwöre dir, du wirst es nie wieder vergessen...“, warnt er mich, mit dieser völlig im Kontrast zur Aussage stehenden, ruhigen Stimme; seine Mundwinkel gleiten in ein subtiles Grinsen und in seinen Augen lodert plötzlich etwas auf. Eine kleine Flamme, die das Eis gemächlich zum Schmelzen bringt. Er küsst mich. Harsch und brutal und ich kann nicht glauben, dass seine Hand tatsächlich in meinen Schritt rutscht; hier, direkt vor dieser Szenerie, vor der Fläche auf der verschiedene Geräte aufgebaut sind, auf der gerade ein Sklave ausgepeitscht wird, auf der gerade heißes Kerzenwachs auf einen schwitzigen Körper trifft. Seine freien Finger verwickeln sich schmerzhaft in mein Haar und meine Nägel bohren sich mechanisch in seine Oberarme. Christophers Hand liegt direkt auf meinem Schritt, er kneift hinein und ich ziehe harsch die Luft ein. Ich weiß nicht, ob uns jemand beobachtet; die Augen der um uns Sitzenden sind eher auf die spielende Gesellschaft gerichtet. Aus meinem Augenwinkel kann ich zudem ein Pärchen weiter hinten erkennen, das durch die Bilder angetörnt ebenfalls die Finger nicht voneinander lassen kann und völlig mit sich selbst beschäftigt zu sein scheint. Ich schlucke und lasse mich abermals von Christophers intensivem Blick verschlingen. Er sagt nichts, knetet mein Geschlecht schweigend durch den schwarzen Stoff; der Reißverschluss fühlt sich kalt an meinem Schwanz an. Mein Herz beginnt hastig Blut durch meinen Körper zu pumpen. ...und als Christopher plötzlich langsam beginnt, meinen Zipper zu öffnen, bin ich mir auf einmal gar nicht mehr so sicher, was das Überschreiten unserer Grenzen angeht. Unbewusst halte ich die Luft an und erstarre, als seine kalten Finger über mein minimal entblößtes Geschlecht streichen. Noch immer kann ich mich nicht von seinem Blick lossagen. Doch dann ist Christophers Mund plötzlich direkt an meinem Ohr. „Eigentlich sollte ich da vorne ans Andreaskreuz binden, damit dein blanker Arsch für jeden noch so dahergelaufenen Master zur Verfügung steht“, brummt er und kneift schmerzhaft in meine Vorhaut, sodass ich richtig aufschrecke und aufzische. „das ist es doch, was du willst, oder nicht?“, raunt er kalt und ich schüttel heftig den Kopf. „Nein, das will ich nicht, Christopher!“, versichere ich ihm im flehenden Ton und suche seinen Blick, der immer noch monierend ist, mit dieser sanften Prise Spott bestückt. „Achja...?“, zieht er mich auf und seine Hand unterbricht die schmerzhafte Prozedur an meinem Geschlecht. „das sah da vorhin an der Bar wirklich noch anders aus.“ „Nein!“, flüstere ich. „Nein, ich war nur fasziniert von den dunklen Augen und dem Outfit! Mehr nicht! Du bist mein Herr und mein Arsch gehört nur dir!“ Christopher grinst zufrieden und zieht den Zipper wieder hoch. Ich lecke über meine trockenen Lippen und prompt ist Christophers Gesicht meinem wieder unheimlich nahe; und auch seine Zunge streicht über meinen Mund. Wir küssen uns. Gierig. Als ob wir den anderen einfach verspeisen wollten. Christophers Hände streichen über meine Oberschenkel und ich spiele mit einzelnen Haarsträhnen. Unsere Münder vereinen sich erneut, unsere Zungen stupsen sich gegenseitig an und ich stöhne in seinen Mund, als er plötzlich mit seinem Zeigefinger über meine rechte Brustwarze fährt, sie leicht anstupst. Luft füllt meine Lungen. Und ich schlinge meine Arme um seinen Rücken; mein Kopf ruht an seiner Schulter und mein Atem kitzelt ihn sicher leicht am Hals. „Bitte verzeih mir, Christopher.“ Er lacht ganz leise und seine Hände streicheln über meinen Nacken. Dann hebt er meinen Kopf an, die Finger unter meinem Kinn und es fühlt sich viel, viel besser an, als die Berührung Dominiks. „Das wird leider nicht so leicht sein, Niko“, sagt er in einem spöttischen Sing-Sang und blickt mich dabei verführerisch an. „Ich werde alles ertragen“, entgegne ich seicht heiser. Weiter kommen wir nicht, denn urplötzlich stehen Hendrik und Andreas neben uns. „Wir wollten uns verabschieden“, eröffnet Andreas uns. „Hat es euch denn gefallen?“, fragt mein Freund nach, als wir uns beide erheben, um die Neulinge zu verabschieden. Die beiden nicken und grinsen etwas unsicher. „Ja, hat es“, gibt uns erneut Andreas zu verstehen. „Und? Sehen wir euch bald in der Gerte wieder?“, hakt mein Freund direkt nach und dieses Mal ist es Hendrik der antwortet. „Ganz sicher.“ Christopher lächelt charmant, als er beiden die Hand zum Abschied gibt. „Das freut mich“, sagt er dann. „Echt cool, ich freu mich“, sage auch ich den beiden. „Man sieht sich. Kommt gut nach Hause.“ Zum Abschied schenkt Hendrik mir noch ein herzliches Lächeln. Ich schrecke leicht auf, als Christopher mir in den Hintern kneift. Er lacht, als ich zusammen zucke. „Ich finde, wir gehen auch gleich“, sagt er dann und ich nicke. „Ja, Christopher.“ Wir genehmigen uns noch ein Getränk. Wir finden Kilian wieder, der uns noch kurz zuwinkt, bevor er mit einem jungen Mann im Separee verschwindet. Karina und Ina knutschen. Und Miriam? Miriam tanzt mit Dominik. Ich kann es nicht fassen! „Oh, bist du etwa eifersüchtig, Niko?“, zischt Christopher giftig in mein Ohr, als er meinen Blick entdeckt. „Was?! Nein!“, beharre ich vehement, aber mein Freund lacht nur kühl und erklärt mit dann: „Dominik steht eben nicht nur auf Jungs, mein Kleiner...“ Dann geht er auf die beiden zu und zieht mich einfach mit sich; er verabschiedet sich. Miriam bekommt ein Küsschen auf die Wange. Sie umarmt ihn und grinst mich dabei an und ich kann nichts dagegen tun, als auch sie mich kurz in ihre Arme schließt und mir ins Ohr nuschelt. „Ich wünsche dir noch eine wunderbare Zeit mit deinem Herren!“ Und dann muss ich mich von Dominik verabschieden, der sich schon wieder so kumpelhaft mit meinem Freund ausgetauscht hat. Ich schlucke. Ich will Christopher nicht verärgern, keine Faszination mehr für den halbwegs Unbekannten zeigen. Auch wenn dieses Outfit wirklich der Hammer ist... „Auf Wiedersehen“, verabschiede ich mich gehorsam, meide aber Dominiks Blick. „Auf Wiedersehen, Niko“, ertönt dessen dunkle Stimme, dann schon zerrt Christopher mich aus dem Club. Es ist fast 3 Uhr, als wir zuhause ankommen. Christopher schließt die Tür und ich bleibe zunächst im Flur stehen, denn es könnte sein, das mein Master direkt von mir verlangt, mich auszuziehen. Dass mich eine Strafe erwartet, bezweifle ich nicht. Allein die Frage wie er mich bestrafen wird, stellt sich in dieser Nacht. Mein Freund legt seine Jacke ab, rückt seine Schuhe zurecht. Er sagt nichts. Schweigend passiert er mich, lässt mich zurück. Ich schlucke. Er ist im Schlafzimmer. Eine Weile später höre ich die Dusche. Dann erreicht mich eine ganze Weile nichts. Er lässt mich warten. Schließlich, nach einer ganzen halben Stunde in der ich regungslos im Flur verharrt habe, kommt er wieder. Er ist nackt und mein Blick wandert unaufgehalten zu seiner südlichen, halb zum Leben erwachten Region. Er ist komplett rasiert, frisch. Erst gestern hat er meine Härchen getrimmt. Ich schlucke. Dann schon werde ich von dem Anwalt durch die Wohnung gezerrt, immer noch an meiner Hundeleine. Erst im Schlafzimmer entfernt er sie zusammen mit dem Halsband. Er nimmt meinen Ring ab und sagt mir barsch: „Zieh dich aus.“ Erst als ich nackt bin und meine Klamotten wieder in seinem Kleiderschrank verstaut habe, bemerke ich diese fiesen Manschetten in seinen Händen. Grob packt er mich an meinem Hinterkopf und zieht mich plötzlich auf die andere Seite des Bettes, unweit der Fenster. Mein Blick fällt auf den Boden. Auf die Decke, die dort achtlos hingeworfen worden ist, das kleine Kissen – und ich verstehe. Heute Nacht werde ich nicht in seinen Armen schlafen. Meine Knie treffen auf den weichen Teppich. Christopher schubst mich und dreht mich auf meinen Rücken. Er ist rücksichtslos und mein Geschlecht beginnt anzuschwellen, vor allem, als er in eben jener groben Manier die Manschetten an meinen Hand- und Fußgelenken montiert und diese dann jeweils mit einer Kette verbindet. Wenn ich wollte, könnte ich noch aufstehen und gehen, wenn auch nur kleine Schritte möglich wären. Und trotzdem bin ich gefangen. „Wenn du mich heute Nacht auch nur kurz aufweckst, prügel ich dich windelweich, kapiert?“ So lautet heute sein „Gute Nacht.“ Erregend. Das Licht erlischt. Die Nacht ist schrecklich. Der Boden trotz des Teppichs hart. Unangenehm kratzt er an meinem Rücken; ich bekomme kaum Schlaf. Ab 8 Uhr liege ich wach auf meiner Seite und überlege, ob ich nicht einfach aufstehen sollte. Aber wie Christopher wohl reagieren würde, fände er mich nicht gehorsam auf dem Boden liegend? Also bleibe ich liegen, doch irgendwann halte ich es nicht mehr aus: ich muss ins Badezimmer! Vorsichtig erhebe ich mich und schleiche aus dem Zimmer. Gerade, als ich mir die Hände wasche betritt mein Freund das Bad. Er grüßt mich nicht, sondern geht zielstrebig auf die Badewanne zu und dreht das Wasser auf. Dann erst wendet er sich an mich. Er ist immer noch nackt. „Geh und mach das Bett ordentlich“, befiehlt er mir und ich haste ins Schlafzimmer, so gut es mir mit der Fesselung eben gelingt, um genau jenes zu tun. Es dauert durch die Ketten zwar etwas länger, aber als ich ins Badezimmer zurückkehre, ist die Wanne trotzdem noch nicht voll gelaufen. Christopher sitzt auf ihrem Rand und schaut dem Wasser zu, betrachtet wie der weiße Schaum langsam heranwächst. Irgendwie wirkt er noch ein wenig verschlafen. Vorsichtig knie ich mich vor ihm hin. Gehorsam, mit gespreizten Schenkeln und gesenktem Blick und es fühlt sich wunderbar an, als er mir daraufhin zärtlich durchs Haar streicht. Eine sanfte Geste, die ich vollkommen genieße – die folgenden Minuten werde ich hingegen komplett ignoriert. Allein steigt Christopher in das wohlig duftende Bad und entspannt sich, wäscht sich, während ich weiter auf dem kalten Fliesenboden knie. Er lässt mich sogar noch eine ganze Weile im Bad allein. Erst nach einer Viertelstunde kommt er, nun völlig angezogen, wieder herein. „Frühstück ist fertig, komm mit.“ Ich darf mich nicht anziehen und auch die Fesselung bleibt an meinem Körper. Den ganzen Tag lang. Erst am Abend dieses Sonntags, nachdem wir einen Film geguckt haben – Christopher auf dem Sofa, ich auf dem Kissen zu seinen Füßen, nimmt er mir die Manschetten ab und schickt mich unter die Dusche. Wir haben nicht mehr über Dominik gesprochen und scheinbar hat Christopher das zunächst auch nicht vor. Er zieht lediglich seine Bestrafung rigoros durch. Ich darf nicht in seinem Bett schlafen und als ich mich am Montagmorgen von ihm verabschiede, kurz bevor er zur Arbeit und ich in die Uni muss, raunt er mir mit samtiger Stimme ins Ohr: „Diese Woche darfst du dich kein einziges Mal anfassen, hast du das verstanden?“ Die folgenden Tage sind die absolute Hölle. Christopher ruft mich jeden Tag an und erzählt mir dreckige Fantasien. Er kommt am Dienstag sogar vorbei und bringt einen harten BDSM-Porno mit; er benutzt meinen Mund für seine Befriedigung - und mein steinhartes Fleisch wird ignoriert. Ich schlafe am Mittwoch bei ihm. Erneut auf dem Boden und muss vorher noch gefesselt und geknebelt zusehen, wie mein Freund sich selbst befriedigt – ein unheimlich antörnendes Bild, seine Finger, die sonst mir wehtun um sein eigenes Fleisch gewickelt. Und dieses von Lust gefärbte Gesicht dabei, der verschleierte Blick... und der Geschmack seines Saftes, den er mich von seinem Bauch lecken lässt. Ich kann nicht schlafen – und dieses Mal liegt es nicht an dem harten Boden unter meinem Rücken. Am Freitag nach der Uni bin ich kurz vorm Durchdrehen. Mein Handy vibriert. „Cancel das Bier mit Frank und komm direkt zu mir“, steht da. Also rufe ich meinen alten Schulfreund an. Er nimmt es sportlich – wenn er auch ein bisschen genervt ist von dieser spontanen Absage meinerseits. Aber er hat ja jetzt eine Freundin und die ist sicherlich mehr als froh, dass sie ihn heute Abend für sich allein haben wird. So wie Christopher mich für sich allein haben wird. Seltsam, dass er heute schon so früh zuhause ist. Ich verpasse den Bus und muss warten. Als ich Christophers Wohnungstür erreiche, finde ich einen kleinen Zettel daran. „Du brauchst nicht Klingeln“, steht da. Eine Nachricht, die nur an mir gerichtet sein kann. Ich zücke die Schlüssel, betrete die Wohnung. „Hi! Ich bin da!“, rufe ich aus, doch es kommt keine Reaktion. Etwas irritiert lege ich meine Sachen ab und lausche erneut. Absolut nichts ist zu hören. ...habe ich mir wieder einmal zu viel Zeit gelassen und meinen Herren verärgert? Ist er einfach gegangen und lässt mich hier verharren? Es würde mich nicht wundern... „Christopher?“, rufe ich dennoch laut aus und schlendere ins Wohnzimmer. Es passiert so schnell, dass ich es kaum registrieren kann. Nur Adrenalin pumpt sofort durch meine Venen, als mich plötzlich jemand von hinten packt, und mir beinahe die Luft zum Atmen nimmt mit etwas Schwerem und Hartem, das schmerzhaft meinen Kehlkopf eindrückt und mich zum Husten und Röcheln bringt. Die erste Welle von krasser Panik erfasst mich, meine Finger umklammern diese kalte Metallstange, mit der mich mein Angreifer im Zaum hält. Seine harte Brust presst sich gegen meinen Rücken. Ich versuche zu schreien, es pocht an meinen Schläfen, bis ich plötzlich heißen Atem an meinem Ohr spüre und Christophers unmittelbar darauf folgende Stimme: „Hörst du wohl auf, dich zu wehren, du unartiger Bengel...!“ „Ngh!“, entweicht es meinem Mund knapp. Gott, diese Brutalität! Er schleudert mich zu Boden und meine Augen legen sich endlich auf ihn. Ich erstarre. Christopher trägt eine fein gearbeitete, tiefschwarze Uniform. Zwei Reihen silberner Knöpfe bedecken seinen Oberkörper, der Kragen ist breit; silbern funkeln auch die insgesamt drei klobigen Manschettenknöpfe. Die dunkle Militärhose steckt in hohen Springerstiefeln. In seiner rechten Hand ruht der Schlagstock, mit dem er mich eben in den Schwitzkasten genommen hat. Ich schlucke hart, als er sich über mir aufbaut und grinsend auf mich herab blickt, während er spielerisch am Schlagstock entlang streicht. „Heute werde ich dir richtige Manieren beibringen“, säuselt er. Und ich kann jetzt schon nicht mehr! Dieser Anblick ist purer Sex...! Kapitel 25: 25 -------------- Ladies and Gentlemen: I present you - pure smut ;) Und noch etwas! bscurcouleur hat Christopher und Niko gemalt!!! Anschauen :) :) :) http://www.animexx.de/fanart/1918603/ 25 Mein Mund ist trocken, wie die Sahara. Ich kann meine Augen nicht von seiner Statur nehmen, kann mich kaum bewegen. Keines meiner Körperteile will mir gehorchen: mein Herz schlägt viel zu schnell und hastig, mein Mund steht offen, meine Hände liegen schwer wie Steine auf dem Boden und mein Geschlecht zuckt ungewollt in meiner Hose. „Aufstehen!“, donnert Christophers Stimme durch meinen Gehörgang. Ich blinzel und bete, dass meine Glieder auf diesen Befehl reagieren. Doch scheinbar steckt der durchweg angenehme Schock des anheizenden Angriffs – dieses Anblicks – noch zu tief; verzieht sich bedächtig und nur widerwillig, lässt mich weiterhin gelähmt. Genervt schnalzt mein Herr mit der Zunge. Oh-Oh. Direkt packt Christopher meinen linken Arm und befördert mich mit einem einzigen groben Ruck auf die Beine. „Was hast du an Aufstehen nicht verstanden?!“, schnauzt er mich an. Der Schlagstock unter meinem Kinn, mit dem er dabei meinen Kopf anhebt und Augenkontakt forciert, fühlt sich kalt an; ich schlucke. Das ist so aufregend! Mein Master zieht den Schlagstock zurück. „Ah!“, schreie ich auf, als die Metallstange ohne Vorwarnung leicht auf meinen Rücken trifft und Christopher mich mit enormem Druck auf den Boden drückt, mich auf die Knie zwängt. Mein Oberkörper kommt dem Teppich entgegen, meine Hände verhindern einen Aufprall; auf allen Vieren verweile ich aber nur wenige Sekunden, denn Christopher wiederholt seinen Befehl. Noch strenger. Noch lauter. „Aufstehen!“, brüllt er regelrecht. Wie beim Militär. Und dieses Mal gehorchen meine Glieder. Unmittelbar springe ich auf, als wenn es um mein Leben ginge. Ich bin kurz davor zu salutieren, aber lasse es dann doch sein; stehe zu ihm gewandt mit gesenktem Haupt, die Hände vor Aufregung zu Fäusten geballt. „Hast du dich diese Woche angefasst?“, fragt er barsch. „Nein, Christopher“, antworte ich gehorsam, mein Blick immer noch am Boden haftend. Brutal packt er mein Gesicht und unsere Augen treffen aufeinander. Seine Finger bohren sich in meine Wange und sein Blick wird aggressiv. „Antworte lauter!“, schimpft er. „NEIN, SIR!“, entgleitet es automatisch meinem Mund. Sekunden vergehen und ich halte die Luft an. Ich nenne Christopher nie so. Christopher hasst diese Bezeichnung eigentlich. Aber... aber... sie erscheint mir in diesem abgedrehten Role-Play, das mein Freund gerade begonnen hat, irgendwie... passend... Und dann passiert es: Christopher grinst und nickt ganz kurz, sagt: „Gut, Niko. Für die nächsten Stunden adressierst du mich genau so, bis unser kleines Tête-à-tête vorbei ist, verstanden?“ „Ja, Sir!“, japse ich. Mir ist leicht schwindelig, so erregt bin ich mittlerweile. Diese Uniform an diesem hübschen Körper macht mich verrückt! Ich kann nicht glauben, dass Christopher sich diese dunkle, geile Kleidung besorgt hat. Nur wegen mir. Nur für mich. Für uns. Mein erstes Military-Play. Ich bin glücklich, durcheinander und gespannt – und der harte Klaps auf meinen Hintern holt mich zurück aus meinen Gedanken. „Ausziehen.“ Das braucht Sergeant Christopher mir nicht zwei Mal zu sagen. Eilig werde ich den störenden Stoff los, strampel aus den Hosen, ziehe den Pulli über den Kopf und bin dabei scheinbar zu eilig – und zu achtlos. Mein Freund packt meinen Nacken, und zwar nicht gerade zimperlich, und drückt mich ein weiteres Mal auf den Boden; geht dieses Mal dabei aber selbst mit in die Hocke – damit er mein Gesicht direkt in meine dahin geworfene Hose drücken kann. „Nennst du das Ordnung?!“, herrscht er mich an und ich muss den Kopf zur Seite drehen, um überhaupt antworten zu können, die Backe flach gegen den Stoff und den Teppich gepresst. „Nein, Sir!“ „Was soll der Scheiß dann, hm?!“ „Entschuldigung, Sir!“ Ich ernte einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. „Räum das auf. Ich erwarte dich in zwei Minuten im Bad!“ Ich gehorche ihm. Aufs Wort. Auf die Minute. Ich rutsche sogar beinahe auf dem kleinen Badezimmerteppich aus, als ich in den Raum haste. Und wieder lasse ich einen intensiven Blick über meinen Freund streifen, über diese Uniform, die seinen schlanken Körper umhüllt, als wäre sie genau für ihn geschaffen worden. Er stampft auf mich zu und packt mich an meinem Haar, zerrt mich in die kalte Duschkabine. „Du bist dreckig“, sagt er kalt zu mir. „wir müssen diesen ganzen Dreck von dir abwaschen!“ „Ahhhhh!“, schreie ich, als er das Wasser plötzlich aufdreht. Es ist eiskalt - und es wird nicht wärmer! Konstant bleibt es bei dieser arktischen Temperatur. Die Strahlen sind stark. Ich kann ihnen nicht entkommen, so sehr ich mich winde und strampel; schützend halte ich die Arme vor das Gesicht, in dem naiven Versuch das Wasser von mir fernzuhalten, aber das interessiert Christopher gar nicht. Ohne Rücksicht spritzt mich weiter damit ab. Gänsehaut. Überall erscheint Gänsehaut. „Ahhhh!“, johle ich weiter, als ich meine Glieder kurz vor dem Erstarren vermeine, randaliere regelrecht in diesem engen Raum. „Hör auf dich so zu bewegen!“, bellt Christopher daraufhin buchstäblich. „Steh endlich still, verdammt nochmal!“ Seine Stimme ist ein einziger Traum, so zorning-sexy. Atemberaubend. Und ich versuche auch still zu stehen – aber es klappt verdammt noch mal nicht! Und da ist wieder seine Hand, die brutal in mein nasses, kaltes Haar fährt, um mich an meinen Strähnen festzuhalten, während er mich weiter mit diesem frostigen Wasser „abduscht“. „O Gott, bitte, Sir, bitte...!“, flehe ich jaulend und beiße auf meine Lippe. Es ist so bitter-bitter-kalt. „Was bitte?“, kommt es barsch zurück. „Bitte hören Sie auf, Sir!“ Sie. Bitte hören Sie auf. Wow. Verrucht. Mit dem Aussprechen dieser Worte wird mir bewusst, wie sehr es mich antörnt, Christopher so anders anzusprechen. Weil Christopher momentan eigentlich jemand anderes ist. Er ist ein Sergeant, oder ein Offizier – er spielt gerade eine Rolle. Ein Spiel im Spiel sozusagen: Mein Freund ist immer noch mein Freund und Master, aber gleichzeitig auch eine abgefahrene, fiktive Persönlichkeit. Deswegen ist sein Ton noch harscher und aggressiver – normalerweise bellt er seine Befehle nicht so. Wir sind ja auch normalerweise nicht beim Militär... In unserem „normalen“ Spiel, unserem „normalen“ Tagesablauf, würde ich auch wahrscheinlich nie auf die Idee kommen, ihn mit irgendwelchen anderen Titeln anzusprechen. Ob er mir das Essen verbietet oder mir gerade den Arsch wund prügelt – Christopher ist „Christopher“. Aber momentan ist Christopher einfach mein „Sir.“. Und ich bin immer noch Christophers Sklave, der aber gerade in die Rolle eines Kadetten abgedriftet ist. Ob Kilian das kapieren würde, sollte mein Freund ihm davon berichten? „So, du hast genug, ja?“, zieht Christopher mich auf. „Ja! Bitte... Sir... ich!“ „Ich entscheide, wann hier irgendetwas aufhört, kapiert? Also hör auf zu jammern!“ „...Entschuldigung, Sir!“, winsele ich. Ob meine Lippen sich schon bläulich verfärbt haben? Genau nach diesem Gedanken kann ich ausatmen! Das Rauschen verklingt, das Wasser ist aus, die extreme Kälte überstanden. Zitternd hocke ich auf dem Boden der Dusche, schlinge meine Arme um meine nackte Haut und versuche mich zu beruhigen. Meine Zähne klappern. Die Gänsehaut ist immer noch so intensiv. Bibbernd bekomme ich gar nicht mit, wie Christopher den Schlauch vorbereitet. Erst, als er mich erneut mit kühler Stimme anweist, aufzustehen, erblicke ich diese minimalistische Vorrichtung, die nun auch mein Inneres reinigen soll. Dieses Mal ist das Wasser nicht eiskalt. Dieses Mal ist es genau richtig und Christopher für wenige Momente dann auch wirklich wieder „Christopher“ - immer noch unterkühlt und herrisch, aber mit ruhiger und samtiger Stimme, mit der er mich durch die Reinigungsprozedur leitet. Als er nach dem Handtuch greift und mich damit abtrocknet, ist er allerdings wieder 100% Sergeant. Der eigentlich weiche Stoff in seinen Händen fühlt sich an, als würde er jeden Moment meine Haut aufreißen können, so grob fasst Christopher mich an. Ein Zischen nach dem anderen entweicht meinem Mund, als er meinen Kopf trocken rubbelt und mir dabei zahlreiche Haare ausreißt. „Reiß dich zusammen!“, sind Dinge, die er mir zwischendurch herrisch ins Gesicht schleudert, bis er endlich fertig ist. „Auf die Knie!“, knurrt er dann und drückt mich schon in die gewünschte Richtung. So wie das Wasser zuvor, fühlt sich nun der Fliesenboden eisig kalt an meiner Haut an. Ich erschaudere. Und noch mehr, als Christopher hinter mich tritt. Ich horche – dann schon spüre ich die harte Sohle der klobigen Stiefel an meinem nackten Rücken; zielstrebig drängt Christopher meinen Oberkörper gen Boden, bis ich abermals auf allen Vieren vor ihm verweile. „Los, kriech ins Zimmer!“, fordert er mich auf und ich setze mich in Bewegung; komme mir dabei vor wie ein Tier. Mein Besitzer schlendert hinter mir her, der prüfende und aufpassende Blick sitzt direkt in meinem Nacken. Ich werde nervös, je näher wir unserem Paradies kommen, das wir heute in quasi neuen Rollen betreten. „In die Mitte“, befiehlt er und ich krabbele auf meine schwarze Warte-Matte, senke gehorsam mein Haupt und warte auf weitere Anweisungen meines Sergeants, der geradewegs an mir vorbeimarschiert. Einige Minuten verstreichen im Stillschweigen. „Herkommen“, erklingt seine Stimme dann. Es überrascht mich nicht, dass er auf dem Herrenstuhl Platz genommen hat und mich von dort aus mit strengem Blick begutachtet. In seiner Kluft passt er so gut auf diesen Thron; der Schlagstock ist sein Zepter und seine herrische Aura seine Krone. Wie eine Katze schleiche ich auf allen Vieren hoch zu ihm und halte dann zunächst inne. Kurz erschrecke ich, als er mir mit einer geschmeidigen Beinbewegung seinen rechten Stiefel vor die Nase knallt. Ein kurzer, kleiner dumpfer Aufprall ist das, gefolgt von einem ebenso knappen Kommando. „Ablecken.“ Was ist das nur für ein Kribbeln...? Noch viel intensiver als vor wenigen Tagen, als ich Christophers nackte Füße demütig geküsst habe, um ihm meine absolute Zugehörigkeit auszudrücken. Um ihm Respekt zu zollen. Nun streicht meine Zunge über das harte, glatte Schuhleder - das eigentlich nach gar nichts schmeckt und doch diesen leicht rauchigen Nachgeschmack zu hinterlassen scheint - und ich fühle mich trotzdem so, als würde ich die Haut seiner Füße direkt berühren. Seine Stiefel suggerieren seine Überlegenheit. Schon alleine, weil meine Füße von nichts bedeckt, seine aber geschützt sind. Sie sind wie Waffen – er kann mich mit ihnen treten, herum schubsen, mir Schmerzen zubereiten. Sklaven besitzen keine Kleidung. Diese Stiefel machen seine Autorität deutlich – sie sind eine zentrale Insignie seiner Macht über mich. „Au!“, schrecke ich auf, als es plötzlich klatscht und ein Ziepen durch meine linke Pobacke rast. „Ordentlicher!“, moniert Christopher mein Vorgehen – und dieses Etwas saust schon wieder schmerzvoll auf meine nackte Haut. Ich riskiere einen knappen Blick; es ist meine heißgeliebte Gerte mit Schlag. Eine Mischung aus Paddel und Fliegenklatsche. Und diese Mischung hat es in sich. Ich lecke seine Stiefel weiter ab und immer wieder trifft das breitere Lederstück am Ende der Gerte auf meinen Körper: auf meinen Hintern, meine Oberarme, meinen Rücken, meine Oberschenkel, meine Seiten. Immerzu zucke ich zusammen, zische ich auf, stöhne laut. Bis Christopher mir plötzlich seine Beine entzieht. Mechanisch hebe ich meinen Kopf an, nur um seinem zornigen und zugleich erheiterten Blick zu begegnen. Er steht auf und geht an mir vorbei. Ich kann nicht anders: ich muss ihm hinterher blicken. Kann meine Augen nicht stoppen, die magisch an seinem Hintern haften, seinen breiten Schultern. In dieser Uniform wirkt er noch viel maskuliner als sonst. Ein wahrer Mann, durch und durch. Ich muss schlucken und genau in diesem Moment dreht Christopher sich wieder zu mir um, stampft zurück und hält etwas in seinen Händen. Schon in der nächsten Sekunde kann ich mich davon überzeugen, dass ich richtig lag mit meiner Annahme: es ist mein Halsband, das er mir nun brutal umlegt. Wieder ertönt das barsche Kommando „Aufstehen!“ und ich leiste dem knappen Wort Folge. Mein steinharter Schwanz wippt dabei spielerisch auf. Abermals greift Christophers Hand in meinen Nacken und er schiebt mich buchstäblich durch das Zimmer, bis zur Wand, an der er mich fesseln kann, an die er mich ketten kann und genau jenes macht er dann auch. Helle Seile finden ihren Weg um meine Brust, aber auch um meine Handgelenke, die er dann an der Wand fixiert, meine Arme jeweils zur Seite ausgestreckt. Allerdings ist das noch nicht alles, denn Sergeant Christopher dreht sich plötzlich um holt noch etwas dazu. Zwei Klammern, verbunden durch eine glitzernde Kette. Sein Zeigefinger und Daumen kneifen in das Fleisch ober- und unterhalb meine Brustwarzen und ich schreie auf. „Bist du bereit, Kleiner?“, fragt er mich eine minimale Spur milder. In seiner freien Hand wartet bereits die grobe Klammer, ihr beißender Mund geöffnet. Ich nicke, auch wenn mein Herz wild gegen den Brustkasten hämmert. „Ja, Sir!“ „Guter Junge. Und jetzt halt still“, entgegnet Christopher daraufhin und die Klammer kommt näher. „Aaaaaaaaaaaahhhh!“, entweicht es ungehalten meinem Mund, als das Metall sich in mein Fleisch frisst. Sie zerquetscht meine Brustwarzen nicht, drückt aber qualvoll das ebenfalls sensible Fleisch drumherum zusammen. Und das ist noch nicht alles. Denn diese Pein wird verdoppelt, als Christopher die zweite Klammer auf dieselbe Weise links befestigt. „Schhhhh...“, macht er, als ich aufjaule. Er gibt mir Zeit, mich an diesen krassen Druck zu gewöhnen. „...ah!“ Seine Hand legt sich auf meinen Schritt. Ich spüre seine warmen Finger an meinem harten Schwanz, wie sie sich um ihn legen. Vorsichtig gleiten sie auf und ab. Er pumpt mich bedächtig und lässt dann noch seinen Daumen verführerisch über meine Eichel gleiten. „Besser?“, fragt er dann. Und ich nicke, sehe ihm in die Augen. „Ja, Sir.“ Dann taucht auch schon wieder dieses teuflische Grinsen auf seinem Gesicht auf. „Dann können wir ja weitermachen“, spricht er ruhig und in seiner Hand taucht plötzlich etwas Rundes auf. O Gott, das ist ein Gewicht; und genau jenes befestigt er nun an der Kette, die die beiden Klammern verbindet. Ein kehliger Schrei erfüllt unsere unmittelbare Umgebung und ich realisiere erst, als er verklungen ist, dass er von mir stammt. Meine Brustwarzen pochen, es zieht und es ziept. „Haaaa...!“ Ich kneife meine Augen zusammen und presse meine Lippen aufeinander. Christophers Hand streichelt währenddessen zärtlich über meinen entblößten Bauch. „Schhhh...“, macht er erneut. „Beruhig dich, atme...“ Mein Atem ist laut und ich meine, dass meine Brust zittert. Einatmen, ausatmen – einatmen, ausatmen... „So ist gut...“, spricht Christopher mir zu, dessen Hand erneut an mein Geschlecht gewandert ist und mich dort reizt und neckt und liebkost; mich aufs Neue die Verbindung von Schmerz und Geilheit und die Vermischung dieser extremen Empfindungen erfahren lässt. In jener Mischung verweile ich die nächste halbe Stunde – oder ist es eine ganze Stunde? Ich kann es nicht sagen, Zeit zählt nicht und mein Kopf ist gefüllt von so viel anderem. Er ist zu beschäftigt mit der Verarbeitung der Tortur, diesen Eindrücken, Christophers Uniform, seiner extrem strengen Stimme. Und seine Hand reibt mich in den Wahnsinn. „Willst du kommen?“, fragt er mit tiefer Stimme. „Ja, Sir!“, keuche ich. „Wie wär's, wenn du dann um Erlaubnis fragst?“, zieht er mich auf und seine Hand beschleunigt ihr unanständiges Tun. Mein Unterleib zieht sich zusammen und mit jeder zuckenden Bewegung, die meine Erregung vollführt, baumeln diese runden Gewichte an meiner Brust und intensivieren den extremen Schmerz um meine Nippel herum. Ich keuche, ich ächze. „Bitte erlauben Sie mir zu kommen, Sir!“, presse ich heiser hervor und dann... lässt Christopher meinen Schwanz unmittelbar vor meinem Höhepunkt los. „Fuck!“ Immer und immer wieder wiederholt er dieses Vorgehen. Mir ist schon ganz schwindelig von dieser Prozedur, diesen fiesen, leeren Versprechungen. Aus einem Gewicht werden zwei, dann drei, schließlich vier und es fühlt sich so an, als könnte mein Fleisch jede Minuten unter diesem Druck reißen. Zwischendurch verpasst Christopher mir dann noch immer wieder leichte Schläge auf meine Brust und meinen Bauch, sodass ich aufzucke – und die Gewichte an meiner Haut ziehen. „Ahhhhhhh, verdammt.... fuck!“, wimmere ich. Er packt mein Kinn. Seine Augen schimmern verführerisch in dem gedimmten Licht unserer Oase. Ich lecke über meine Lippen – Christopher küsst mich. Verlangend und oh so gierig. Seine Zunge nimmt meinen Mund ein, streicht über ihr Eigentum, neckt mich, während seine Finger über meinen Unterleib nach oben gleiten. Ich werfe den Kopf in den Nacken, als er die rechte Klammer löst und schreie. Erlösung und noch mehr Pein prallen im Kontrast aufeinander: Zum einen ist ein Teil meines Fleisches wieder frei, zum anderen lastet nun jedoch das Gewicht der vier Kugeln auf meiner linken Seite. „Ahhh...“, kehlige Laute verlassen meinen Mund und endlich – endlich – löst mein Master auch die verbleibende Klammer. „O Gott...“, stammel ich, gefangen in dieser Extase, am Rand des Wahnsinns, getrieben von Verlangen und Schmerz. „Guter Junge...“, lobt Christopher mich ein weiteres Mal. Doch nun ist die Erregung gar nicht mehr so gut in seiner tiefen Stimme kaschiert... Der Klang jener verursacht einen angenehmen Schauer, oder ist es die Gewissheit, dass auch er angetörnt ist von unserem Spiel? Er küsst mich schon wieder. Und ich schreie beinahe in seinen Mund. Denn Christophers Finger zwicken mich ohne Vorwarnung in das geschundene Fleisch um meine Brustwarzen; und dann fängt er auch noch an mit meinen Nippeln zu spielen, reizt den schon beanspruchten Bereich umso mehr. Ich winde mich, ich reiße an meinen Seilen, meine Zehen bohren sich in den Boden und Christopher beißt hart in meinen Hals. „Reiß dich zusammen. Ruhig!“, tadelt er mich dann und drängt mich mit meinem Rücken komplett gegen die Wand. Kurz hält er inne mit seinem Tun an meiner Brust. „Atme“, befiehlt er. Einatmen, ausatmen – einatmen, ausatmen... Ich versuche mich zu beruhigen. „Und jetzt bist du komplett still, verstanden?!“, herrscht mein Master mich im nächsten Augenblick schon wieder an; und er beginnt von vorn mit seiner Tortur, zwirbelt meine Brustwarzen, so schnell, so hastig, so rücksichtslos. Ich versuche die Klappe zu halten, atme wild durch die Nase. Mir ist schwindlig; meine Stirn ist verschwitzt, durch meine Venen scheint heißes Blut zu fließen. Es prickelt und kribbelt – und tut unheimlich weh. Alles auf einmal. Wild durcheinander. Wild. So geht es weiter. Christophers Hunger ist heute unbeschreiblich groß. Ich finde mich auf der Liege wieder, die sich eisig kalt an meinem Rücken anfühlt. Meine Arme und Unterschenkel sind fest zusammengebunden. Seile ziehen sie zur Seite und nach oben, sodass meine Beine ein großes „M“ formen. Ich bin vollkommen geöffnet für meinen Herren. Und dieser vergeht sich seit einer Ewigkeit an mir: Exzessiv und ausführlich weitet er mich, führt immer mehr Gel in meinen After ein, weitet meine Innenwände, massiert meine Prostata – pumpt mich. „Gefällt dir das?“, will er wissen. „Ja, Sir!“, keuche ich. „Ein bisschen mehr Enthusiasmus, verdammt!“, schimpft er und lässt seine Hand schmerzvoll auf meinen Schwanz niedersausen. Ich zucke auf und stöhne. „Ja, Sir, ich liebe es!“, schreie ich dann unmittelbar hinaus. Als wäre es zur Belohnung, schiebt Christopher mir dann Zentimeter für Zentimeter mein vermeintliches Lieblingsspielzeug ein: Der schwarze Riesendildo, das auf Websiten unter der Kategorie „Monster“ geführt wird, mit der nicht zu ignorierenden Warnung, dieses Instrument sei wirklich nur etwas für Erfahrene... und Geweitete... Mein Stöhnen wird lauter, je tiefer das Rubber-Toy in mich drückt, glitschig und weich ist es und doch übt es enormen Druck auf meine Innenwände, meinen süßen Punkt aus. Ich sehe Sternchen. Und das Ganze wird schlimmer, denn Christopher massiert mich – und lässt mich nicht kommen. Er quält mich, er schnauzt mich barsch an und plötzlich ruht eine Kerze in seiner Hand. Sind es Minuten, sind es Stunden, sind es Tage, die wir hier verbringen? Ich vermag, keine Antwort zu geben, kann nur die stechenden Schmerzen auf meiner Haut verfolgen, die Christopher mit dem heißen Kerzenwachs hervorruft, das er auf meine Glieder nieder tröpfeln lässt. Über meine Oberschenkel, hin zu meinem Hintern, über meine Brust und Nippel – letztendlich auf meine Hoden. Wäre ich nicht so eingeschnürt, hätte ich mich durch meine Randale wahrscheinlich schon längst selbst verletzt. Schlapp fallen meine Arme zur Seite, als Christopher sie aus den Fesseln befreit; ebenso wie meine Beine, aber der Sergeant lässt mir keine Zeit zum Verschnaufen. Er zerrt mich erneut vor den imposanten Herrenstuhl und obschon mein Körper sich nach Ruhe sehnt, kann ich meine Erregung kaum im Zaum halten, als Christopher seine Hose aufknöpft und sein harter, an der Spitze nasser Schwanz zum Vorschein kommt. Plötzlich hält er auch wieder den Schlagstock in seiner Hand. Jenen klemmt er hinter meinen Kopf und zieht mein Gesicht brutal in seinen Schoß. „Lutsch ihn!“, befiehlt er mir. Ich liebe diese Anweisung. Genieße es, an seinem Fleisch zu saugen, Christopher komplett in meinen Mund aufzunehmen, meine Zunge spielerisch über seinen Schaft auf Wanderschaft zu schicken. Mein Master stöhnt. Die Metallstange hinter meinem Kopf drückt gegen meinen Schädel. Christophers Becken bewegt sich. Er stößt immer tiefer in meinen Mund. Ich röchele, schmatzende Geräusche erfüllen den Raum und mir wird immer heißer, weil Christophers Stöße härter und sein Stöhnen immer lauter werden. Meine Brustwarzen schmerzen, jede Stelle, die immer noch vom trockenen Wachs bedeckt ist ziept, meine Beine pulsieren, malträtiert von den Seilen, meine Arme fühlen sich an, als hätte ich Schwergewichte geschleppt. Mein gesamter Unterleib brodelt, mit jeder einzelnen Bewegung regt sich dieses Monsterteil in mir und drängt gegen meinen süßen Punkt. Scheiße, ich will einfach nur kommen...! Aber es ist mein Herr der seinen Saft in meinen Rachen schießt, der sich ergießt und dabei so erotische Geräusche von sich gibt und so verführerisch dabei aussieht, wie er den Kopf in den Nacken wirft und wie sich seine Hände währenddessen in mein Haar krallen. Allein dieser Anblick reicht und ich meine, abermals kurz vorm eigenen Höhepunkt zu stehen. Langsam erschlafft sein Glied in meinem Mund. Erst dann zieht er es heraus und schaut auf mich nieder; knöpft sich bedächtig die Hose zu. Doch als er auf das dunkle Material seiner eigenen Uniform blickt, ändert sich seine Miene von zufrieden und befriedigt auf verärgert und finster. Er greift in meine Strähnen und schiebt meinen Kopf erneut in seinen Schoß, meine Nase direkt an die Stelle drückend, die ihm missfällt. Ein kleiner, weißer Fleck. „Das Sperma deines Vorgesetzten ist heilig, du undankbarer Bengel! Was soll das?!“, tadelt er wütend. „Entschuldigung, Sir!“, japse ich. „Das wollte ich nicht!“ „Und trotzdem wirst du dafür büßen!“, warnt er mich knurrend. Meine Glieder zucken. Das Kribbeln ist kaum mehr auszuhalten. Mein Geist will mehr, die Kraft meines Körpers aber bröckelt. Ich stolpere nur noch neben Christopher her, der mich wieder zurück in Richtung Liege zieht. Aber ich darf mich nicht hinlegen, darf mich nicht setzen. Ich stehe da wie ein Betrunkener, schwankend, versuche zu begreifen, was geschieht, als Christopher meine Arme packt und sie zusammenbindet, sie über meinen Kopf anhebt. Dann erst begreife ich, dass die Stricke an der Vorrichtung befestigt sind, die Christopher nun nach oben an die Decke zieht. So wie schon auf der Liege; so wie immer, wenn er mich ins Strappado bringt. Aber jenes hat er heute nicht vor. Ich sehe ihm in die Augen. Er sieht so verdammt gut aus. Kalt und gefährlich. Verspielt-erotisch. Er lässt die Lederriemen des Floggers bedächtig durch seine Finger gleiten, als er wieder auf mich zukommt, sich dann hinter mich stellt und zunächst zärtlich über meinen Rücken streichelt. Wohlig warm fühlen sich seine Finger an. Sein Atem streicht gleichzeitig sanft über meinen Nacken und ich will gerade die Augen schließen, als Christopher mit dem Flogger ausholt und die unbarmherzigen Riemen auf meinen Hintern rasen. Auf meine linke Pobacke, meine rechte. Meinen Rücken. Links, und rechts. Wieder auf meinen Hintern. Auf meine Oberschenkel. Schneller und härter mit jedem einzelnen Schlag. Mein stöhnendes Geschrei wandelt sich über qualvolles Stöhnen zu einem kläglichen Wimmern. Tränen steigen in meine Augen, mein Körper zuckt, ich versuche der Peitsche zu entkommen; halte mich automatisch fest an dem Seil, meine Füße verlassen kurz den Boden, kurz vor dem nächsten Schlag, der durch meinen Körper rast. Die Tränen kullern über meine Wangen. Nein, ich weine nicht, weil das Spiel zu weit gegangen ist. Nicht so wie damals. Die Tränen sind eine natürliche Reaktion meines Körpers: zu viel Schmerz musste er ertragen. Aber mein Geist ist hungrig und er ist stärker. Ich weiß das Safewort, ich könnte es beenden – aber ich will nicht. Ein weiterer Peitschenhieb; ich schreie und genau in diesem Moment tritt Christopher nah an mich heran, legt seine Arme um meinen Oberkörper und zieht meinen Rücken gegen seine uniformierte Brust. Ich stöhne schluchzend, als ich seine Lippen an meinem Ohr spüre, als ich fühle, wir er zärtlich über meine Brust streichelt. Seine Hand umfasst mein Kinn, sein Daumen streicht über meine gespreizten Lippen. „Ich liebe dich“, raunt er in mein Ohr und ich keuche, beiße mir auf die Zunge. Ich kann meinen momentanen Zustand gar nicht beschreiben. Hin und hergerissen bin ich zwischen Entzückung, Geilheit und Erschöpfung. Drifte ab, während ich eigentlich total präsent bin. Mein Freund dreht mich, sodass ich ihm ins Gesicht sehen muss. Er lächelt zärtlich. „Ich bin so stolz auf dich“, wispert er mir zu – und dieses Lob geht mir durch Mark und Bein. Wieder einmal bin ich Wachs in seinen Händen und fließe dahin. Ich lande in seinem Bett, meine Fesseln entfernt und darf beobachten, wie er sich langsam aus seiner Uniform schält. Mit jedem abfallenden Kleidungsstück verschwindet der Sergeant und als er dann endlich völlig nackt vor mir steht, ist Christopher wieder „Christopher“ – mein sadistischer Freund und strenger Herr. Aber nicht mehr der „Sir“. Er kommt näher und seine Haut berührt endlich die meinige. Vorsichtig gleitet er über mich und sein warmer Körper schmiegt sich nach und nach an meinen. Er schiebt seine Hand sanft unter meinen Kopf und als sich unsere Augen treffen, lächelt er. Dann vereinen sich unsere Lippen wieder. So sanft und zärtlich, irgendwie liebevoll. Vorsichtig gleitet Christophers Zunge in meinen Mund und meine Finger verfangen sich in seiner blonden Mähne, während unser Kuss nach und nach an Intensität gewinnt, während Christophers Zunge immer forscher und wilder wird und wir uns so leidenschaftlich küssen, als gäbe es kein Ende. Meine Lippen sind nach einer Weile voller Speichel; immer wieder leckt er über sie, lässt seine Zunge dann wieder probeweise in meinen Mund gleiten und ich komme ihr immerzu entgegen, lade sie ein, empfange sie euphorisch. Christopher knabbert an meinem Hals, leckt über die dünne Haut dort und schickt ein Prickeln auf Wanderschaft über meinen gesamten Körper. Ich stöhne seicht, als er leicht an meinem Ohrläppchen saugt und mir danach ins Ohr haucht: „Du machst mich so wahnsinnig...“ Doch dann ist er es, der mich wahnsinnig macht – wie so oft, so gekonnt, so unberechenbar, so vollkommen. Er verteilt kleine Küsse auf meiner Brust, kratzt das Wachs herunter, damit er kurz über meine malträtierten Warzen lecken kann, was mich zum aufschreien bringt; doch dann rutscht er schon tiefer und lässt seine Zunge gemächlich über meinen Bauch hinab wandern. Und dann gibt er mir den Blow-Job meines Lebens. Gierig saugt er an mir. Lässt seine Zunge unverblümt über meine Eichel streichen, so als wolle er jeden noch so kleinen Lusttropfen aufsammeln und bloß nichts verschwenden. Er leckt meine gesamte Länge ab, von der Wurzel bis zur Spitze, und zeichnet meine Adern mit seiner Zunge und seinen Lippen nach; er küsst meine Hoden, saugt an ihnen, massiert meine Schenkel und ich winde mich immer noch wie ein Volltrunkener auf den weichen Kissen. Der immer noch nachhallende Schmerz wird von der steigenden Erregung weit abgedrängt. Es existiert nur noch Christophers flinke Zunge. Und dieser Anblick... Mein Master zwischen meinen Beinen, mein harter Schwanz in seinem Mund. „O Gott...“, hauche ich. „d-darf... ich... kommen?“ Doch dann ist es eh schon zu spät und mein Saft fließt ungehalten in Christophers Mund, seinen Rachen hinab und mein Master seufzt dabei wohlig. Und schluckt alles, was ich zu bieten habe. Ein lang gezogenes, tiefes Stöhnen verlässt meinen Mund und mit ihm wird die Welt um mich herum schwarz. Komplett dunkel. Alles rückt weit, weit weg... Nur am Rande meines Bewusstseins bekomme ich mit, wie Christopher meinen Körper dreht und wie er kühlende Substanzen auf meine Haut aufträgt, die das Ziepen ungemein lindern. Dann wird es wieder wohlig-warm. Und als ich das nächste Mal die Augen öffne, erhellt nur die kleine Nachttischlampe das Schlafzimmer. Ich blinzel einige Male, erkennend, dass ich auf dem Rücken liege. Ich wende meinen Kopf nach rechts. Christopher liegt neben mir, ein aufgeschlagenes Buch in seinen Händen, doch als ich mich auf die Seite drehe, mich ihm zuwende, driftet sein Blick unmittelbar zu mir. Das Buch legt er beiseite und ich rutsche grinsend näher – direkt in seine Umarmung; kuschele mich an ihn und drücke ihm einen keuschen Kuss auf. „Wie hat es dir gefallen?“, fragt er sanft. „Du bist so ein heißer Sergeant...“, murmele ich und atme seinen Geruch ein. Er lacht ganz leicht. „Sehe ich also in der Uniform heißer aus als Dominik?“, neckt er mich und ich kann nicht anders, als zu kichern. Ich rutsche höher und presse meine Lippen wieder auf Christophers Mund, lasse meine Zunge unmittelbar in seinen warmen Mund gleiten und spiele mit seinem Muskel, während seine Hände meinen Rücken auf und ab wandern. Bis wir beide keine Luft mehr bekommen und gezwungen sind, voneinander abzulassen. Dann schaue ich ihm tief in die Augen und sage ihm die Wahrheit. „Du siehst heißer aus als jeder andere Mann, der mir je über den Weg gelaufen ist und mir über den Weg laufen wird...“ Christopher antwortet nichts. Sein zufriedenes, zärtliches Lächeln sagt alles. Und seine Geste: die in mein Haar greifende Hand, die mich zurück in einen innigen Kuss zieht. „Niko...“, haucht er dann, als ich komplett auf ihn gerutscht bin und meine Arme auf seiner Brust abstütze. „Hm?“, mache ich und schenke ihm ein Lächeln. Seine Finger streichen zärtlich über meine Oberarme, als er mich so intensiv betrachtet. „Niko“, setzt er ein weiteres Mal an. „könntest du dir vorstellen, mit mir zusammen zu leben?“ Mein Herz beginnt einen stakkatoartigen Rhythmus zu klopfen. „W-Was? Ja. Also, klar, ich meine, ich bin so oft hier, ich weiß ja quasi, wie das wäre mit dir zusammen zu wohnen. Also, äh, ich stell mir das ganz entspannt vor, ich meine...“ Meine Stimme bricht ab, weil ich mich mitten im Satz frage: Hat Christopher mir gerade vorgeschlagen, zu ihm zu ziehen? Oder war es wirklich nur eine kleine Zukunftsversion, getrieben von unserem intimen Moment? Christopher lacht und streicht mir eine Strähne hinters Ohr. „Niko, willst du mit mir zusammenziehen?“, konkretisiert er nun. „...also so... jetzt?“, japse ich beinahe unhörbar. „Ja.“ Einige Sekunden lang kann ich nichts sagen, blicke nur in dieses strahlende Blau. Und dann, nach kurzer Überlegung, antworte ich endlich. „...okay. Ich hasse meine Wohnung eh.“ Christopher lacht laut und herzlich und schlingt seine Arme um mich. „Danke“, haucht er gegen mein Ohr und drückt mir einen leichten Kuss auf die Wange und ich bin einfach nur perplex. Perplex und glücklich. Ich kann nicht glauben, dass Christopher und ich unsere Beziehung eine Stufe weiter führen, sie festigen werden. Dass dies auch bald schon mein Heim sein wird. „Hey, oh!“, rufe ich enthusiastisch aus und blicke in ein etwas verwirrtes Gesicht. „Kann ich das Gästezimmer in meinen PC-Raum umbauen? Dann kann auch mein altes Sofa mit, zwecks Horrorfilme gucken und dabei essen und betrinken, dann saue ich nicht die Wohnzimmer-Garnitur ein. Und, oh!“ Mein Kopf arbeitet auf Hochtouren. „Diese Mietverträge haben ja immer so ne zwei bis drei Monate Frist, aber vielleicht finde ich jemanden vorher. Ich meine – darf ich schon vorher hier einziehen, oder warten wir jetzt noch diese drei Monate?“ Christopher gluckst und schüttelt amüsiert den Kopf. „Beruhig dich, es ist fast zwei Uhr morgens. Wir klären das Morgen nach dem Frühstück, okay?“ Ich muss selbst über mich lachen. „Okay. Okay, du hast Recht. Aber...“ „Bist du denn gar nicht mehr erschöpft von unserer Session?“, fragt er mich erheitert und wie auf Kommando muss ich gähnen, was meinen Freund noch mehr amüsiert. Und als das Licht erlischt und ich mich an Christophers heiße Brust kuschel flüstert der noch gegen mein Haar. „Wir können all deine Sachen schon morgen herholen und deine Wohnung leer räumen, wenn es nach mir geht...“ Mir ist schwindelig. Und wenn mein Körper nicht so geschunden wäre, würde ich diese Nacht wohl gar keinen Schlaf bekommen. - - - ...und bald geht es mit unseren Süßen weiter ;) Ich setze mich GLEICH schonmal an die Planung! DANKE für alle Reviews und Mails und Favoreinträge! Und DANKE an Death-by-Chocolate fürs Zuhören und betan :) Kapitel 26: 26 -------------- Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich im Traumland gewandert bin, aber als ich die Augen öffne, scheint das helle Tageslicht bereits durch den Spalt der Gardinen und legt sich sanft auf mein Gesicht; ich muss blinzeln und gähnen, ich strecke mich und zucke zusammen. „Au... verdammt...“, höre ich mich selbst murmeln, als dieser ziepende Schmerz, ähnlich eines Muskelkaters, durch meine Glieder fährt. Ich kann spüren, wo mich gestern heißes Kerzenwachs berührt hat, wo die Lederriemen auf meine Haut gesaust sind und auch der Bereich um meine Brustwarzen kribbelt immer noch ein wenig. Diese teuflischen Klammern. Ich wende meinen Kopf. Das Bett ist leer, der Platz neben mir schon längst erkaltet. Wo Christopher sich wohl gerade herumtreibt? Ob er schon gefrühstückt hat, ob er schon einkaufen war? Ob er mich gleich begrüßen wird? Die Gedanken an meinen Freund bringen Erinnerungen des vergangenen Tages zurück. Diese eine besondere Erinnerung, die nicht unbedingt viel mit der extrem harten, Military-Session zu tun hat. Und dann wiederum doch mit ihr zusammenhängt. „Niko, willst du mit mir zusammenziehen?“ Seine Stimme in meinem Kopf verursacht ein angenehmes, warmes Kribbeln in meinem Magen. Das sind die Worte, die er gestern tatsächlich von sich gegeben hat; auf die ich mit einem Ja geantwortet habe. Worte, die alles verändert haben. Werde ich rot? Wahrscheinlich. Das dümmliche Grinsen kann ich jedenfalls nicht ohne weiteres aus meinem Gesicht radieren. Ich streiche durch meine Haare, setze mich auf und lasse meinen Blick durchs Schlafzimmer wandern. Ist das nicht verrückt? Christopher und ich in einer Wohnung. Ist das nicht normal? Christopher und ich in einer Wohnung. Mein Freund und ich – 24/7, nun wahrscheinlich erst recht... Das Telefon klingelt und ich zucke zusammen. Es klingelt ein weiteres Mal. Nach dem dritten Klingeln springe ich endlich auf und haste zum Apparat. Doch es ist nur eine nette Dame, die mich gern zu meinem Radioverhalten befragen würde. Ich lege auf. Dann fällt mir auf, dass es so still im Wohnzimmer ist, ebenso wie in der Küche. Ich linse ins Arbeitszimmer, aber auch dort finde ich Christopher nicht. Eine Notiz über seinen Verbleib hat er mir nicht hinterlassen. Vielleicht ist er wirklich kurz einkaufen gefahren, fürs Frühstück... Ich erschrecke regelrecht, als ich ins Bad gehe und meinen Freund umgeben von knisterndem Schaum vorfinde, mit einem Glas Rotwein in der Hand. „Hey... guten Morgen“, grüßt er mich und lächelt. „Äh, hi...“, antworte ich und schlendere auf ihn zu, bis ich am Wannenrand angelangt bin. „Wein am Morgen? Alles OK bei dir?“, frage ich grinsend und doch etwas unsicher. „Es ist 14 Uhr“, antwortet er gelassen und nimmt einen weiteren Schluck. „Oh.“ Somit hat sich unser angekündigtes Gespräch „nach dem Frühstück“ wohl nach hinten verschoben. „Warst du schon einkaufen?“, frage ich dämlich. „Ja“, entgegnet er knapp. Dann herrscht Stille und mich beschleicht ein seltsames Gefühl, weil diese Situation einfach etwas seltsam ist. Christopher badet meistens abends. Ausnahmen sind früher beendete Sessions, Erkältungsbäder oder geplante Chill-Sonntage, aber selbst dann steigt er erst gegen 16 Uhr in die Badewanne. „Ist wirklich alles in Ordnung?“, hake ich nach und merke, wie meine Kehle langsam trocken wird; ein Zeichen leichter Nervosität. Denkt er über gestern Abend nach? Ist seine Frage vielleicht doch nur aus einer Laune entstanden? Bereut er es jetzt? Christopher stellt das Glas beiseite und seufzt. Sein Blick ist warm. Er streckt seine nasse, von Schaum benetzte Hand nach mir aus. „Kommst du rein?“, fragt er zärtlich und ich nicke, ergreife die mir gebotene Stütze und lasse mich von ihm in das warme Wasser ziehen. Mein Rücken trifft auf seine Brust und er legt seine Arme um mich, lehnt seinen Kopf an meiner rechten Schulter an und seufzt erst mal genüsslich. Mein Freund hat immerzu durchblicken lassen, dass er sich eine Zukunft mit mir vorstellt, die eine gemeinsame Wohnung natürlich involviert. Und allein diese Andeutungen und das Wissen, dass Christopher sich solch ein Leben mit mir vorstellt, hat mich glücklich gestimmt. Eigentlich wusste ich, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er mich fragen würde. Letztendlich verbringen wir sowieso viel mehr Zeit hier zusammen, als voneinander getrennt. Theoretisch wohne ich hier schon. Theoretisch. „Ziehst du deine Uniform auch mal an, wenn wir Party machen gehen?“, frage ich und streichle zärtlich über seinen nassen Unterarm. „Würde dir das gefallen?“ „Mhhmmm... dann würde ich ganz bestimmt nur dich anschauen... Sir...“, witzele ich und Christopher gluckst leise. „Aber nur wenn du mich nicht so nennst...“, meint er dann. „...aber gestern war's doch OK, oder nicht?“ „Na klar. Sonst hätte ich es dir schon gesagt...“ „Okay“, hauche ich und lehne mich noch ein bisschen weiter zurück gegen seine warme Brust. Christopher haucht mir einen Kuss auf die Wange und ich lächel. Dann umfassen seine Finger ganz vorsichtig mein Kinn und er dreht meinen Kopf langsam zu sich; seine Lippen sinken auf meinen Mund. Zunächst nur ganz vorsichtig und keusch. Doch dann schiebt Herr Lang seine Zunge in meinen Mund und will mehr. Und ich gebe es ihm – eine leidenschaftliche Knutscherei. Natürlich schmeckt er nach Wein. Tief blickt er mir nach diesem Kuss in die Augen. Es ist mein tiefes Magenknurren, das diesen wunderschönen Moment unterbricht. Oder sollte ich sagen: zerstört? Christopher grinst und ich seufze genervt. „Sorry“, murmel ich und spüre, wie das Hungergefühl die Oberhand meiner Empfindungen gewinnt. „Nein, das ist meine Schuld“, sagt er zaghaft. „ich hab dich gestern gar nicht zum Essen kommen lassen.“ „...ja, du hast mich in deinen Mund kommen lassen...“, sage ich grinsend und Christopher seufzt amüsiert. Aber wo bleibt seine kleine Warnung? Ein „treib es nicht zu weit, Niko“ oder ein neckendes „gewöhn' dich ja nicht dran, wenn hier jemand in den Mund des anderen kommt, dann bin ich es in deinem“ oder ein „muss ich dich daran erinnern, wo dein Platz ist, Sklave?“ Es kommt keiner dieser Kommentare, die mich anheizen und die ich so gerne höre. Stattdessen sagt Christopher: „Ich hab frische Brötchen geholt, ich mach dir direkt Frühstück, ja?“ Und dann verlässt sein Körper mich; er steht auf und trocknet sich ab, während ich alleine in der Badewanne hocke und nicht weiß, was ich sagen könnte. Er wird seine Frage zurückziehen. Er wird mir sagen, dass es noch zu früh ist. Er bereut es. Das Wasser ist angenehm warm und trotzdem wird mir kalt. Ich betrachte das zurückgelassene Weinglas. Es ist fast leer. Ungefähr genauso fühle ich mich plötzlich. Ich kaue konstant auf meiner Unterlippe herum, während ich mich abtrockne und zurück ins Schlafzimmer watschel, um mir irgendwelche Klamotten überzuziehen. Die graue Jeans und den schwarzen Pullover. Witzig, denke ich mir, als ich mich kurz im Spiegel betrachte, genau diese Klamotten spiegeln meine jetzige Laune wider. Es riecht nach Kaffee. Auf meinem Teller landet Rührei, ich setze mich. Christopher betrachtet mich, er isst nichts, schaut mich nur an. Eine seltsame Spannung herrscht zwischen uns und ich bin sicher, dass dies nicht nur meiner Einbildung entspringt. Sie ist zum Greifen nahe. Ich beiße ab von meinem Brötchen. Mit Nutella. Das Rührei, das Herr Lang für mich gemacht hat, ignoriere ich. Ich ignoriere ihn. „Niko, was ist los?“, will er von mir wissen, seine Stimme endlich ein wenig strenger, aber das hilft nun auch nicht mehr. Ich weiß, dass etwas mit ihm nicht stimmt. „Dasselbe könnte ich dich fragen!“, gebe ich bissig zurück und lege mein Brötchen beiseite. Christopher schweigt. „Achja: Code Red!“, pfeffere ich ihm noch ins Gesicht. Seine Miene wird ernst. „Okay, ich habe ein Problem“, gibt er letztendlich zu und faltet die Hände zusammen. „Niko, willst du wirklich mit mir zusammenziehen?“ Bevor ich antworten kann, hebt er ermahnend die Hand, signalisiert, ich solle ihn zunächst ausreden lassen. „Eigentlich hatte ich das anders geplant. Ich wollte das in Ruhe mit dir klären, weil es ein großer Schritt für uns beide ist, oder wäre... so etwas sollte man normalerweise an einem gewählten Zeitpunkt besprechen und nicht unbedingt... nach einer extremen Session wie gestern, kurz vorm Einschlafen und völlig aufgewühlt.“ „Also nimmst du es gar nicht zurück?“, schießt es aus mir wie aus einer Pistole, als Christopher Luft für einen weiteren Satz holt. Er hält kurz inne und ich meine, leichte Verwirrung in seinen Augen lesen zu können. „Was sollte ich zurücknehmen?“, fragt er mich dann automatisch. „Die Frage, ob ich bei dir einziehe!“ „Was? Natürlich nehme ich es nicht zurück! Wie kommst du denn darauf?!“ Nur wenige Sekunden später seufzt er und fügt an kleinlaut: „okay... ich kann's mir schon denken.“ „Aber wenn das nicht das Problem ist, was dann? Ich will doch mit dir zusammenziehen!“, werfe ich ein. „...und ich habe dich ganz sicher nicht damit überrumpelt? Ich will dich zu nichts zwingen, Niko und wenn du noch nicht bereit dazu bist, dann warte ich, bis du so weit bist“, sagt er ruhig und lässt mich nicht aus den Augen. Ich presse meine Lippen aufeinander und suche nach den richtigen Worten. Ich bin aufgewühlt. Auch unglaublich glücklich, aber aufgewühlt und immer noch ein bisschen durcheinander wegen der Gesamtsituation. „Ich bin aber so weit!“, versichere ich ihm also. „Ich meine... das war doch echt nur noch ne Frage der Zeit, oder nicht? Dass du mich fragst.“ „Ich habe in der Tat schon sehr lange darüber nachgedacht“, gibt er nun milde lächelnd zu. „...echt?“, flüstere ich, obwohl mich das eigentlich nicht überraschen sollte, vor allem nicht nach meiner letzten Aussage. Aber irgendwie... möchte ich mehr davon hören. Christophers Lächeln wird intensiver. „Schon seit einigen Monaten“, redet er weiter und schaut mir in die Augen. „du bist so oft hier und doch nicht oft genug - so jedenfalls geht’s mir. Und dann gibt’s noch die praktischeren Gründe: wann immer ich dich sehen will, müsste ich nur deinen Namen rufen und nicht noch 20 Minuten mit dem Auto durch die Stadt fahren. Und wir müssten uns nicht ständig verabreden, sondern würden uns täglich bei uns zu Hause begegnen und könnten... direkt loslegen...“, gibt er eine Spur lasziver hinzu. Ich grinse mittlerweile wahrscheinlich wie ein Honigkuchenpferd. „Dir geht es also nur im schnellen Sex...“, feixe ich grinsend und beuge mich etwas über den Tisch. Das Glücksgefühl in meiner Brust wächst zu einem großen Ballon an. „Ja, mir geht es nur um den Sex, weil ich sonst keine anderen Gefühle für dich habe und du nur mein Betthäschen bist“, sagt er sarkastisch und schüttelt ungläubig den Kopf. Ich lache. Christopher ergreift meine Hand und drückt sie liebevoll. „Mal im Ernst, Niko“, setzt er an. „ich will, dass du zu mir ziehst, auch wenn ich total nervös bin.“ „...du bist nervös?“, hauche ich kaum hörbar, weil mich seine Bemerkung überrascht. „Ja“, gibt er milde lächelnd zu. „Wieso...?“ Ich krame erneut in meinem Gedächtnis, das mir wie so oft keine genaue Antwort geben kann; wenn ich mich allerdings nicht täusche, dann hat er zumindest schon ein Mal mit einem Mann die Wohnung geteilt damals; vor langer Zeit, die mich eigentlich nichts angeht. Vor allem, weil dieser Gedanke mir ziemlich missfällt und ich eigentlich nichts Weiteres darüber wissen will. „Das wäre doch nicht das erste Mal, dass du mit jemanden zusammenziehst“, füge ich gleichgültig an, aber meine Stimme zittert und ich lasse meine Augen über den späten Frühstückstisch wandern. „Niko...“, sagt Christopher beschwichtigend. „Sie mich an. Bitte.“ Ich blicke in angenehmes Blau. „Ich habe bis jetzt nur ein Mal mit einem meiner Exfreunde diesen Schritt gewagt – und es ist schief gegangen. Mittlerweile ist es okay, Adrian war mein erster Freund, das ist zig Jahre her.“ „Ich... ich weiß.“ Adrian! Adrian war sein allererster Freund! Es macht Pling! in meinem Kopf; deswegen kam mir der Name so bekannt vor als Lukas ihn vor der Gerte erwähnte. Doch mir bleibt keine Zeit, weiter darüber zu sinnieren. „Aber ich möchte, dass das mit uns beiden funktioniert!“, fährt Christopher mit Nachdruck fort und drückt meine Hand automatisch fester. „weil du mich am glücklichsten von allen gemacht hast und ich mir in meinem Leben keinen anderen vorstellen kann“, beendet er seinen Satz und ich bin die ersten Sekunden danach zu beschäftigt, die Schmetterlingshorde in meiner Magengegend zu kontrollieren, um direkt zu antworten. Aber das ist in Ordnung, denn Christopher spricht anstatt meiner einfach weiter. „Ich weiß, dass das kompliziert wird und wir uns auch als Pärchen dann quasi noch mal neu finden müssen - und ein paar neue Regeln brauchen.“ „Na, klar!“, falle ich ihm ins Wort, weil meine Gedanken Achterbahn fahren. Tief schaue ich ihm in die Augen. Seine Wohnung - sein Königreich. Und jetzt? Mein Mund wird trocken, ich nehme einen Schluck Kaffee. Es hilft nicht, meine Hände werden binnen Sekunden schwitzig. Jetzt erst wird mir so richtig klar: Das Zusammenziehen ist für viele Pärchen ein großer Schritt, aber bei uns beiden bedeutet dieser Schritt noch so viel mehr. Ich will nicht nur mit meinem Freund zusammenziehen, sondern auch mit meinem Master. Ich beziehe seine Räume, in denen er doch absolute Gewalt über mich hat. Sein Königreich. Unruhig rutsche ich auf dem Stuhl zurecht. Sollten mir diese Gedanken keine Angst machen? Sollten sie nicht gewisse Zweifel in mir hervorrufen? Sollte nicht irgendwo ein kleines Licht aufleuchten und ein Stimmchen zu mir wispern: „geht das nicht zu weit?“ Ich weiß nicht, ob ich blind bin, oder ob ich langsam schwerhörig werde. Ich weiß nur, dass ich momentan weder das Licht sehen, noch dieses Stimmchen hören kann – ich spüre nur diese seltsame Horde Schmetterlinge in meinem Bauch, die ich nicht mehr im Zaum halten kann. Der Gedanke an den totalen Kontrollverlust regt keine Furcht in mir; er schickt einfach nur ein extremes Kribbeln über meine Haut. Ich lecke über meine Lippen und schaue Christopher an, der mich mit einem vorsichtigen Lächeln weiterhin intensiv betrachtet. Noch immer ruht meine Hand in der seinigen und sein Daumen streichelt leicht über meinen Handrücken. Schon seltsam, wenn man dieses Vorgehen kurz objektiv betrachtet: Mit der Hand, mit der er mich normalerweise schlägt, streichelt er mich nun. Es ist eine beruhigende Geste. Eine herrliche Erkenntnis. Unsere Art eine Beziehung zu führen. Ich schlucke. Mir ist warm. „Das heißt...“, setze ich dann langsam an. „ich ziehe in dein Reich und... ordne mich komplett unter?“ Christopher holt tief Luft. „Ich fand deinen Vorschlag bezüglich des Gästezimmers nicht schlecht. Ich würde dir den Raum gern zur Verfügung stellen. Du kannst darin tun und lassen was du willst. Das wäre dann dein Reich.“ Ich nicke nachdenklich. „Aber sonst bleibt alles beim Alten, mehr oder weniger?“, hake ich mit zitternder Stimme nach. Mein Freund seufzt. „Mehr oder weniger, ja...“, sagt er dann. „Wie stellst du dir das vor?“, hauche ich, meine Stimme so, als wäre ich fiebrig. Christopher lässt meine Hand los. „Wie wär's, wenn wir uns ins Wohnzimmer begeben, mit Stift und Papier, und ein neues Regelwerk ausdiskutieren und festhalten, hm? Willst du erst aufessen?“, schlägt er vor und deutet auf mein Brötchen, doch da bin ich schon längst aufgestanden. „Ne, ich esse es später.“ Der krasse Hunger ist wie verflogen, ich springe regelrecht ins Wohnzimmer und Christopher schlendert grinsend hinterher. Nur kurz verschwindet er im Arbeitszimmer, um den erwähnten Block und Stift zu holen. Dann setzen wir uns zusammen aufs Sofa, seine Hand ruht auf meinem Oberschenkel, als er mir erneut in die Augen sieht. „Also“, sagt er. „Wir ziehen das durch? Du ziehst zu mir?“ „Davon kannst du ausgehen. So schnell wie möglich. Können wir nicht schon heute einige meiner Sachen herholen und das Gästezimmer umräumen?“, fließt es aus meinem Mund, schneller als ich überhaupt denken kann. „Langsam, langsam“, lacht Christopher. „Was nicht heißen soll, dass wir es nicht machen – aber das klären wir gleich. Zuerst will ich die Regeln klarstellen, die Basis. Dann kommt die Umsetzung, okay?“ Ich nicke. „Einverstanden.“ „Bevor ich dir meine bevorzugten Regeln vortrage, zu denen ich dein Einverständnis haben will, würde ich gern von dir wissen, was du dir auf keinen Fall vorstellen könntest“, fährt er ruhig fort. Ich verziehe den Mund. Die Rädchen in meinem Kopf beginnen zu Arbeiten. „Ähh...“, mache ich und mein Freund sagt: „Lass dir Zeit. Denk nach. Wenn du willst, hole ich dir wenigstens deinen Kaffee her?“ „Okay.“ Ich grüble, denke an meine einstigen Ängste und grinse dümmlich. Diese Frage ist schwer. Ich liebe unsere Beziehung, ich finde die Art, in der Christopher mich im Alltag bisher gedemütigt hat wunderbar; das Kissen am Fernseher, das Bettverbot bei schlechtem Benehmen, das demütige Warten auf meinen Herren im Flur, die Tatsache, dass ich mich selbst am Tisch erst nach meinem Freund bedienen darf. All diese „Kleinigkeiten“ die das große Ganze formen. Und das große Ganze ist fantastisch! Schweigend verweilt derweil mein Freund neben mir und schenkt mir ein aufmerksames Lächeln, als ich ihn mit meinem Blick streife. „Okay, ich glaube, ich hab was“, meine ich schließlich. „Schieß los.“ „Ich glaube... ich würde es nicht so toll finden, wenn du mir wirklich jedes Treffen mit Frank oder Paul und Markus verbieten würdest.“ „Als wenn ich das machen würde...“, sagt Christopher augenrollend. „Was?! Du hast gefragt, ich habe geantwortet.“ „Mir ging es eher ums Häusliche. Sachen wie dein Fernseh-Kissen zum Beispiel“, moniert er mich, allerdings ziemlich amüsiert. „Mein Platz ist auf dem Boden und das soll auch so bleiben“, antworte ich ihm und mein Freund beugt sich näher zu mir. „Jetzt kommen wir der Sache schon näher.“ „Ach, sag mir einfach, was in deinem Kopf ist und ich sage ja oder nein, bitte?“, flehe ich Christopher an. Er nickt. „Okay.“ Und ich fühle mich in der Zeit versetzt. Gott, ich habe die Art, wie er mir seine Regeln beigebracht hat, geliebt... Diese Situation ist mindestens genauso spannend, trotz der mittlerweile gesammelten Erfahrung auf diesem Feld: das hier ist trotzdem neu. Neu und spannend und faszinierend. „Gut“, setzt mein Freund an und schlägt die Beine übereinander, glättet mit beiden Händen seinen blauen Pullover, der wunderbar zu seinen Augen passt und schaut mir dann wieder in die Augen. „wie schon erwähnt, möchte ich, dass du das Gästezimmer bekommst. Darin kannst du machen was du willst – solange du das Zimmer nicht gänzlich demolierst“, fügt er mit Augenzwinkern an. „Allerdings kann ich dich jederzeit aus diesem Zimmer herausholen, verstanden? Meine Gewalt über dich gilt für die gesamte Wohnung, so wie sie auch für deine momentanen Vier Wände gilt, nur dass wir dort eben keine Praktiken durchführen. Dass soll auch in deinem neuen Zimmer so sein. Und wenn du mal wirklich keine Lust oder Kraft hast generell – du kennst das Safeword. Das ändert sich nicht.“ Jenes, das ich bisher nur sehr wenige Male benutzt habe, als sich Magenbeschwerden breit gemacht haben und als ich so sauer auf meinen Vater war, das ich erst mal einige Momente für mich allein brauchte; und für ein Killerspiel, um all diese Aggressionen los zu werden. Aber: es existiert und es funktioniert. Ich nicke Christophers Vorschlag ab, sage: „Okay.“ „Wenn du Privatsphäre willst, dann frag mich vorher, meld dich ab bei mir, frag mich, ob du kurz allein sein darfst und ich werde dir diesen Wunsch gewähren. Aber du musst mich fragen.“ „Ja, Christopher“, hauche ich und klebe förmlich an seinen Lippen. „Du musst dich ebenfalls bei mir abmelden, wenn du das Haus verlassen willst. Ob's nun Einkaufen oder ein Besuch bei einem Freund ist, oder ein Lerntreffen für die Uni. Und du brauchst meine Erlaubnis, um das Haus zu verlassen.“ „Ja, verstanden, Christopher.“ Theoretisch läuft das so schon die ganze Zeit... Christopher weiß, wo ich bin, mit wem ich unterwegs bin und ich frage ihn auch immerzu, bevor ich mich mit jemanden treffe... ich agiere nur nach seiner Erlaubnis. „Du schläfst weiterhin nackt in unserem Bett. Zudem entscheide ich, ob du mit im Bett schlafen darfst – denn das kommt ganz auf dein Benehmen an.“ Ich schlucke. „Du wartest jeden Abend nackt und gehorsam auf deinen Knien auf mich, so wie vorher. Vielleicht habe ich ja direkt Lust auf dich, in Feierabendlaune. Also sei bereit.“ Ich presse meine Lippen zusammen und nicke. Seine Worte bescheren mir eine leichte Gänsehaut. „Wenn ich zuhause bin, bleibt dein Rechner generell aus. Es sei denn, ich erlaube es dir anders.“ „...okay, Christopher.“ „Ich suche deine Klamotten aus. Du hast einfach keinen Geschmack und ich kann dieses erbärmliche Pyjamaoberteil, das du als Haus-Outfit bei dir benutzt nicht mehr sehen und ich werde es in unserer Wohnung nicht tolerieren!“ Mein Lachen kann ich mir nicht verkneifen. Ich besitze wirklich hässliche Sachen. Ein weiterer Punkt für Christopher. „Einverstanden.“ Und wenn ich daran denke, dass er streng meine Garderobe durchforstet und für mich aussucht, was ich anziehen soll, dann intensiviert sich diese Gänsehaut umso mehr. Ich kann seinen taxierenden Blick förmlich an meiner Haut spüren. Eigentlich ist das ein Vorgang, der ziemlich von der Erotik losgebunden ist – aber vielleicht berührt es mich gerade so sehr, weil er sich auf psychischer Ebene abspielt. Christopher kontrolliert mich. Und er will noch mehr von dieser Kontrolle. Und ich liebe es. ...wobei er mich natürlich auch sehr knappe Sachen anziehen lassen könnte. Die Latexshorts. Oder die durchsichtigen Netzhemden. So, wie er es schon für Partys macht. Wobei ich mir schwer vorstellen kann, dass mein Freund mich so zur Uni gehen lässt. „Du zahlst keine Miete, aber dafür... putzt du die Wohnung.“ Ich verschlucke mich fast. „Keine Miete?“ Christopher schüttelt den Kopf. „Ich will dich auf den Knien den Boden schrubben sehen, und nicht als Name auf dem Kontoauszug.“ „Aber-“ „Wenn du irgendwann arbeitest, können wir darüber gerne noch mal reden, aber so lange du studierst, bist du hier einfach nur mein Freund, mein Sex-Sklave und meine verruchte Putzfrau, klar?“ „...okay, Christopher“, sage ich grinsend und es kribbelt schon wieder. „Gut. Des Weiteren ist es als guter Sklave deine erste Aufgabe am Morgen mir einen Blow-Job zu geben. Und ich meine jeden Morgen…“ Christopher macht eine bedeutsame Pause und blickt mich eindringlich an, dann: „Kriegst du das hin?“ „Ja, Christopher“, entgegne ich schneller als schnell. „Ab dem Tag, an dem du hier einziehst, herrscht für dich übrigens striktes Masturbationsverbot.“ „...was?!“, japse ich und mein blödes, pumpendes Herz verrät meine Aufregung – und meine Geilheit, die Christopher durch all diese Worte auszulöst. „Ja, du hast richtig gehört: du darfst dich nicht anfassen, wenn ich nicht da bin und wenn ich es dir nicht explizit befehle. Ich möchte dich ein wenig keusch halten – und dein Bestes für meine Bespaßung aufsparen. Das verstehst du doch, oder?“, neckt er mich in einem verspielten Sing-Sang. Dieser süße Schuft! „So Niko, was sagst du?“, fragt er letztendlich etwas ernster und rückt wieder ein Stückchen von mir ab. „Du entscheidest was ich trage, mit wem ich mich treffe, ähm, und auch wann ich zuhause bin?“ „Möchtest du genaue Zuhause-Sein-Zeiten von mir bekommen?“, fragt er mich. Es kribbelt, als ich „manchmal“ sage. Ganz leise. „Kein Problem...“, entgegnet er mild. „Und...“, spreche ich weiter. „wie ist das mit Telefonaten?“ „Ruf an, wen immer du möchtest. Wenn ich daheim bin, sag mir vorher Bescheid, mit wem du telefonierst. Und wenn ich deine Dienste brauche – legst du auf, egal mit wem du da gerade sprichst und egal worum es geht.“ „Okay, Christopher.“ Eine Weile schweige ich und spiele die Worte meines Masters in meinem Kopf erneut ab. „Hast du noch irgendwelche Fragen – oder gefällt dir irgendeine Regel nicht?“, hakt er nach. „Ich... mag die Regeln“, sage ich stupide und bringe Christopher mit meiner kindlichen Aussagen zum lachen. Dann schon zieht er mich plötzlich auf seinen Schoß und ich kann nicht anders: Als sein Gesicht meinem so nahe kommt, muss ich ihn küssen! Ich drücke meine Lippen einfach auf seine und er protestiert nicht, sondern umklammert mich; eine Hand streicht über meine Wange, als ich meinen Mund öffne und seine Zunge sich hinein schlängelt, die meine sucht und sie dann sachte umtänzelt. Sachte knabbert Christopher an meiner Unterlippe. „Also“, haucht er gegen meine Lippen und hält mich zurück, als ich ihn weiter küssen will. „ich möchte deine endgültige Antwort haben. Bist du bereit hier mit mir unter diesen Regeln zu leben?“ „Ja, bin ich“, antworte ich. „Christopher.“ „Wow...“, haucht er dann plötzlich. „Du hast mich gerade zum glücklichsten Mann der Welt gemacht“, meint er und meine Mundwinkel gleiten in ein breites, zufriedenes und glückliches Lächeln. Diese Schmetterlinge in meinem Magen haben sich scheinbar in meinem gesamten Organismus ausgebreitet: überall prickelt und kitzelt es auf diese besondere Weise. „Code Green...?“, schlage ich vor. „Code Green“, bestätigt er – dann küssen wir uns. Stürmischer als vorher. Christophers Zunge schiebt sich brutal in meinen Mund, so als wäre es ihm egal, ob ich diesen Kuss überhaupt wollte. Er krallt seine Fingernägel in meinen Nacken und ich kann nicht aufhören, unablässig durch sein hübsches Haar zu streichen; es durcheinander zu bringen. Ich presse meinen Körper weiter gegen ihn, kann nicht fassen, dass wir bald wirklich zusammen wohnen werden, dass... „Mein Name wird doch an der Klingel zu lesen sein, oder?“, unterbreche ich unseren Kuss abrupt und rücke etwas von ihm ab; Christopher knurrt mich daraufhin regelrecht an, zerrt mich an meinem Haar zurück in einen harschen Kuss und beißt dann schmerzvoll in meine Lippe. „Ah!“ „Zieh deine Klamotten in einer Minute aus, und du bekommst vielleicht eine Antwort“, sagt er dann mit blasiertem Unterton. Nicht eine Sekunde vergeht, da bin ich bereits aufgesprungen und mache mich an den Stoffen zu schaffen, die meinen Körper umhüllen. Ein Teil nach dem anderen landet auf dem Fußboden, bis ich mit semi-harten Schwanz vor meinem Freund stehe. „Nicht schnell genug“, moniert er bloß und ergreift meine Hand, zieht mich zurück zu ihm aufs Sofa. Rittlings sitze ich auf ihm, stütze mich an der Sofalehne ab und blicke in seine Augen, in denen ich dunkles Verlangen lesen kann. Langsam streichelt er mein Glied. Seine Finger gleiten über die sensible Vorhaut, nur ganz leicht; streichen vorsichtig über meine Hoden. Er lässt mich nicht aus den Augen, keine Sekunde. Auch nicht, während seine Hand allmählich schneller wird und seine Finger endlich Druck auf mein Fleisch ausüben; als er beginnt mich zu pumpen. Und als ich meine Augen schließe, befiehlt er mir mit tiefer, leicht heiserer Stimme: „Sieh mich an, Niko.“ So starre ich in das magische Blau, während meine Mitte zuckt und Erregung durch meinen Körper braust. Christophers zweite Hand auf meinem Oberschenkel fühlt sich heiß an. An meinem Hintern kann ich mittlerweile mehr als deutlich seine Härte spüren. Ich merke gar nicht, wie sich mein Becken anfängt zu bewegen, wie ich meine Pobacken gegen sein Geschlecht reibe und dabei seicht beginne zu stöhnen, weil die Hand meines Freundes mich zudem intensiver reibt. „Hey, Niko...“, raunt er in einem solch verführerischen Ton, dass mir die Haare zu Berge stehen. „Wo soll ich dich heute flachlegen? Hier auf dem Sofa? Im Flur, oder auf dem Küchentisch? Was hatten wir noch nicht?“ Bedächtig umkreisen seine Finger dabei meine enthüllte Eichel und ich kann kaum klar denken; vor allem, weil Christopher mich so unheimlich intensiv betrachtet, mich völlig einnimmt mit seinen Augen. „Mhhhhhh..... ähhhm...“, mache ich und gehe die verschiedenen Erinnerungen wie Karteikarten durch, die durch das Eiltempo so verschwommen wirken und nicht zu erfassen sind. Ein blitzartiger Schmerz durchzuckt meinen Körper; Christophers Fingernägel bohren sich in meine Eichel. Mein Schrei bleibt mir in der Kehle stecken. „Sag was!“, zischt er. Mir fällt nur der große Tisch im Wohnzimmer ein, der an dem mein Freund Schach spielt, an dem wir Dinge bereden, an dem wir manchmal opulente Mahlzeiten mit Freunden einnehmen. „Der große Wohnzimmertisch!!!“ , keuche ich also. Abrupt packt er wieder meine Haare und schleudert mich von sich. Ich kippe zur Seite und starre gebannt auf Christopher, der sich seinen Pullover hastig über den Kopf zieht, der seine Hose aufknöpft und sie ebenfalls ohne groß darüber nachzudenken abstreift, auf den Sessel schleudert und dann ungeniert aus seiner teuren Unterhose schlüpft. Sein Schwanz ist hart, die Spitze nass. „Denkst du darüber nach, ihn in den Mund zu nehmen, mein Kleiner?“, säuselt mein Herr und ich nicke, weil mir scheinbar jemand die Sprache geraubt hat. Wahrscheinlich ist es einfach der Anblick dieses Fleisches, direkt vor mir, unmittelbar nahe. Finger in meinen Haaren ziehen meinen Kopf direkt zwischen seine Beine. Er reibt seine Eichel an meinem Mund, den ich begierig öffne. Ich strecke meine Zunge aus und höre Christopher ein „oh, ja...“, seufzen, als seine Spitze eben diese nasse Fläche streift. Bis er genug von dieser Neckerei hat und sein Teil komplett in meinen Mund schiebt. Würzig schmeckt er. Ich lasse meine Zunge kreisen, sauge, schlecke, bewege meinen Kopf so schnell es geht. Bis mein Anwalt genug hat und mich quer durchs Zimmer zum großen Tisch schleift. Ich erschrecke regelrecht, als er die Tischdecke achtlos beiseite schiebt, sodass diese tatsächlich geräuschlos zu Boden gleitet. Wenige Sekunden später pralle ich mit meinem Rücken gegen das massive Holz. Christopher pinnt meine Arme über meinem Kopf fest, er leckt über mein Gesicht. „Ich werde dich so hart ficken, dass du morgen nicht mehr laufen kannst...“, wispert er bedrohlich in mein Ohr und beginnt, es abzulecken; lässt seine Zähne die Muschel entlang gleiten, spielt mit meinem Ohrläppchen. Seine Hände gleiten unter meinen Rücken, immer tiefer hinab, bis sie endlich in meine Pobacken kneifen können. Er küsst mich stürmisch. Sein Gewicht ruht auf mir. Seine Haut ist so warm... Seine Finger gleiten in meine Spalte und dann... klingelt das Telefon. Wir schrecken beide auf und verharren still. Erneut dudelt es laut und unpassend. Christopher schaut mir in die Augen. „Der AB ist an“, sagt er trocken und schiebt seine Zunge brüsk zurück in meinen Mund. Ich grinse in den Kuss hinein und die Maschine mit Christophers Stimme springt an. ...ob wir sie wohl zusammen neu besprechen werden? In den Moment, in dem Christopher meine Beine spreizt und seine Finger auf meinen Muskelring legt, ertönt der Piepton des Anrufbeantworters und eine aufgeregte Frauenstimme aus dem Lautsprecher ruft: „Chris, bist du da??? Ich bin's, Stella!“ Das ist Christophers Schwester! Mein Freund erstarrt komplett und horcht. „Sind... Bist du da? Weißt du wo Emilie ist? Ich... sie war gestern auf Party und ist nicht nach Hause gekommen und ich dachte, vielleicht weißt du da etwas?“ Christophers Nichte! Mein Freund springt unmittelbar auf und hastet zum Telefon. „Stella?“, geht er ran. „Ja, ich bin's... Nein, ich habe keine Ahnung, wo Emilie ist – ich habe vor zwei Monaten das letzte Mal mit ihr telefoniert...“ Er läuft umher und hüllt sich in einen Bademantel, seine Miene ist ernst, er ist aufgebracht. Nach fünf Minuten der Diskussion, wo Emilie sein könnte, beginnen die beiden Geschwister sich am Telefon anzukeifen. Christopher kritisiert Stellas Erziehung - und ich will gar nicht wissen, was Stella jetzt an Christophers gesamten Lebensstil kritisiert... Eigentlich bringt wirklich nur Stella Christopher so auf die Palme... Vorsichtig schleiche ich mich an meinem Freund vorbei und fische meinen Laptop aus meiner Tasche, die er ins Arbeitszimmer verfrachtet hat. Ich fahre ihn hoch, und logge mich auf einer gewissen Website, einem Browser-basierten Chat-Programm, mit einem geheimen Namen an und muss genervt seufzen. Emilie ist online. Ich schreibe sie an. Anstatt eines netten 'Hallos' gibt es ein „Verdammt noch mal, wo steckst du, deine Mutter ruft hier gerade panisch an!“ Sie antwortet nicht. Jedenfalls nicht in den nächsten fünf Minuten, in denen ich Christopher mit aufgebrachter, lauter Stimme Dinge sagen höre wie „ich habe deinen Töchtern keine Flausen in den Kopf gesetzt, als sie hier waren!“ oder auch „Stella, jetzt mach mal bitte Halblang und lass meinen Freund aus der ganzen Sache, oder ich rede nie wieder ein Wort mit dir, hör dir doch mal selbst zu, du bist eine hysterische Furie, kein Wunder, dass deine Tochter Angst hat, nach Hause zu kommen!“. Das ist nicht gut. Und dann blinkt endlich das Chatfenster. „Waaaaaas?!“, schreibt mir Emilie. „Die Alte spinnt!“ „Ruf sie einfach an, okay? Christopher und sie zoffen sich gerade am Telefon wegen dir...“ „SORRY!“ „Wo bist du überhaupt?!“ „Hab bei meinem FREUND übernachtet, weil ich den letzten Nachtbus verpasst hab und wir haben schweinische Dinge gemacht :P SPASS, ich bin bei meiner freundin, weil meine mutter mich in den wahnsinn treibt, sorry, ich ruf jetzt an“ Dann ist sie offline und ich massiere meine Schläfen. Es ist nicht gerade ein berauschendes Gefühl von der 16-Jährigen Nichte seines Freundes so etwas zu hören. Gott sei Dank war es gelogen! Wenige Augenblicke später stoppt Christophers genervte Stimme plötzlich mitten im Satz. Ich schleiche mich näher und betrachte ihn von der Tür aus, wie er am großen Esstisch sitzt, auf dem es fast zu phänomenalen Sex zwischen uns gekommen wäre, und in den Hörer spricht: „Ach sieh an, sie ruft dich gerade auf dem Handy an...ich sagte doch, sie ist nicht verschollen, sondern einfach nur genervt von dir. ...ja... dir auch. Wiedersehen.“ Er knallt den Hörer auf den Tisch und streicht sich fahrig durchs Gesicht. „Diese Frau...“, murmelt er und schüttelt den Kopf. Vorsichtig gehe ich auf ihn zu und lege behutsam meine Hände auf seine breiten Schultern, beginne ihn zu massieren. Ich hauche ihm einen Kuss auf seine Stirn und er schenkt mir ein mildes Lächeln. „Sorry, Kleiner...“, murmelt er. „Ich weiß“, sage ich einfach nur beschwichtigend. Ich hatte das Vergnügen mit Stella zwar nur ein Mal, aber das allein hat mir gereicht. „Ich muss wohl wirklich noch mal mit Emilie reden“, meint er dann nachdenklich. „Mhmm“, mache ich. Ich schlucke und linse ins Arbeitszimmer. Der Laptop ist noch an. Und mein Freund weiß überhaupt nicht, dass ich in Kontakt mit Emilie stehe. Dieses kleine Biest hat mich dazu gezwungen, hinter dem Rücken ihres Onkels. Wofür ich heute wirklich dankbar bin. „Dieses dumme Kind!“, schimpft er leise weiter und seufzt. „Dass sie nicht einmal Bescheid sagt, wo sie steckt! Ich kann Stella ja verstehen. Sie verliert Emilie langsam. Und deswegen kann ich Emilies Provokationen auch verstehen...“ Er seufzt erneut und ergreift meine Hand, streichelt über meinen Handrücken, während er weiterhin versucht seine Gedanken zu ordnen. „Ich habe langsam nur wirklich Angst, dass Emilie aus ihrer Frustration irgendetwas Dummes anstellt und an die falschen Leute gerät...“ Mir wird ganz kalt. Wieso muss ich überhaupt wissen, wo Emilie war... „Stella sagte etwas von einem heimlichen Freund“, fährt er fort und ich spüre wie sich Schweiß auf meiner Stirn sammelt. „Oh“, mache ich deswegen nur. „Naja, sie ist ja auch schon 16...“ „Ja, das problematische Alter“, sagt Christopher seufzend und ich setze mich auf seinen Schoß. „Das wird schon“, sage ich. „Ich will einfach nicht, dass sie sich bei irgendwelchen Typen rumtreibt! Mädchen machen so viel dummes Zeug, ich will nicht, dass sie es später bereut...“ Energisch greift er nach dem Telefonhörer. „Ich ruf Stella noch mal an, ich will wissen, wo ihre Tochter ist.“ „Nein!“, rufe ich laut aus und will nach dem Telefonhörer greifen, schlage ihn allerdings aus Versehen aus Christophers Hand. Er landet auf dem Fußboden. Das Batteriefach springt auf und die beiden Akkus schießen in verschiedene Richtungen. „Scheiße! Sorry!“, rufe ich aus und rutsche eilig von Christophers Schoß, suche das Fach und die Batterien zusammen. Eines dieser verflixten Dinger ist unter die Kommode gerutscht. Ich ächze und strecke meine Hand, versuche dieses verfluchte Ding zu ertasten, während mein Freund an mir vorbeirauscht. „Gott!“, stöhne ich, als ich den Akku endlich in meiner Hand halte. Hastig stecke ich alles wieder zusammen und packe den Hörer in die Ladeschale. Es piept ganz kurz und als ich mich umdrehe, steht mein Freund vor mir. Sein Blick ist streng. „Niko...!“ Seine tiefe Stimme schneidet die Luft wie ein Schwert. „Niko, du hast einen geheimen Chatnamen, unter dem du mit meiner Nichte chattest?“ „Das war nicht meine Idee! Emilie hat mich dazu gezwungen und auch, dir davon nichts zu sagen! Ich meine – ist doch gut gelaufen heute damit, weil...“, versuche ich mich zu erklären, aber seine Miene bleibt finster. Brüsk drückt er mich an meinen Schultern auf meine Knie. „Ich checke jede Woche deinen PC und du kleiner Bengel ziehst so eine Show ab...“, knurrt er. „Und das Wort meiner Nichte steht also über meinem, ja? So, so...“, säuselt er weiter. „Niko: du sollst keine Geheimnisse vor mir haben, habe ich mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt?“ „Entschuldige, Christopher... Ich...“ Plötzlich lacht mein Freund ungehalten. „Ich kann nicht fassen, dass sie Kontakt zu dir hält...“, prustet er. „Äh...“ „Für die nächsten zwei Wochen kontrolliere ich deine Arbeit am Laptop noch viel mehr. Du zeigst mir deine Aufgaben und sagst mir genau, welche Programme und Websiten du dafür benutzen wirst, ist das klar?!“, fährt er streng fort, so als hätte es dieses Lachen eben gar nicht gegeben. „Ja, Christopher“, keuche ich. „Gut.“ Er seufzt. „Aufstehen“, instruiert er dann knapp. Wir blicken uns in die Augen. Ja, ich bin mir sicher, dass er denselben Film in seinem Kopf fährt, so wie er jetzt seufzt und schief grinst. „Denkst du auch gerade an den letzten Besuch von Emilie und Marie?“, frage ich leise. „Leider ja“, meint er dann. „Schon allein deswegen wanderst du jetzt in deine heißgeliebte Sklavenbox, um noch mal alles zu überdenken. Inklusive deines bescheuerten Geheim-Accounts, mein Lieber...“ Dunkelheit umgibt mich stundenlang. Und ich komme zu der Erkenntnis: Christopher liebt seine Nichten über alles, aber die Art, wie ich Emilie und Maria kennen gelernt habe war nicht unbedingt... die beste. - - - Nochmals vieeeeeelen Dank für all eure Kommentare :) :) :) Kapitel 27: 27 -------------- 27 Christopher und ich waren damals etwa acht Monate zusammen. So wie jetzt bewegte ich mich auch da schon frei in seiner Wohnung, verbrachte die meiste Zeit mit ihm in jenen vier Wänden; wenn wir nicht gerade auswärts essen waren, oder uns auf einer Party herumtrieben, einen Kurztrip irgendwo hin unternahmen, oder wir einfach durch die Stadt schlenderten. Das Telefon klingelte, es muss gegen Mittag gewesen sein, und die strenge Stimme meines Freundes ertönte am anderen Ende der Leitung. Wie immer war es ein kurzer Kontrollanruf. „Was treibst du schönes, Niko?“ „Ich habe gelernt“, entgegnete ich mit fester Stimme und linste unauffällig auf den Bildschirm meines Laptops, auf dem das pausierte Player-Fenster wie ein düsteres Mahnmal prangte; ich hatte den Streifen in einer doch recht finsteren Szene angehalten. „Sicher?“, hakte Christopher streng nach. „Na gut, ich hab ne Pause gemacht und gucke gerade nen neuen Film!“, gab ich zu und ließ mich auf das Sofa sinken. „Das habe ich mir fast gedacht“, sagte er und schnaubte. „Entschuldige, Christopher...“ „Ich hoffe, du lässt das langsam, mich anzulügen. Das funktioniert nicht.“ „Sorry, Christopher, kommt nicht mehr vor.“ „Du machst jetzt den Film aus und machst dich an deine Hausaufgaben, oder was auch immer du für die Uni zu tun hast, verstanden?“, sagte er barsch und noch bevor ich antworten konnte, hatte ich das Browser-Fenster bereits geschlossen und die Excel-Tabelle offen gelegt, die ich bearbeiten sollte. „Schon geschehen, ich halte mich ran.“ „Sehr gut. Ich rufe in einer Stunde noch mal an.“ Damit legte er auf und ich seufzte grinsend, begann zu arbeiten und es war in der Tat befreiend, diese lästige Aufgabe endlich zu erledigen. Wissend, dass vor mir nun ein freies Wochenende lag, klappte ich den Laptop zu und stellte ihn beiseite. Ich streckte mich, drehte die Musik etwas lauter und tapste ins Badezimmer. Es war Freitag und Christopher hatte versprochen, seinen Feierabend heute etwas früher zu beginnen, schließlich wollten wir noch ins Kino. Ich musste lachen und war mir sicher, jegliche unserer Kinobesuche stets mit den Erinnerungen an den allerersten zu verbinden… Auch wenn ich mir sicher war, dass Christopher jene Lektion nicht wiederholen würde. Es sei denn, ich legte es darauf an. Aber danach war mir heute ganz sicherlich nicht. An diesem Tag wollte ich einfach nur entspannen. Ich streckte mich und war drauf und dran, mir was zu Essen zu machen, als plötzlich dieses Schellen meine Aufmerksamkeit auf sich zog – jemand stand vor der Tür. Natürlich zielte mein erster Gedanke gar unbewusst in Richtung Christopher, der mich vielleicht überraschen wollte; persönlich nachprüfen wollte, ob ich auch wirklich meine Aufgaben erledigt hatte. Doch schon nach wenigen Sekunden wurde mir klar, dass das gar nicht sein konnte – Christopher hatte zu tun und noch wichtiger: er klingelte nie an seiner eigenen Haustür. Ich hatte zu klingeln, wenn er es mir nicht anders befahl, er aber war der Hausherr. Er kam und ging wann immer es ihm passte. Also war es wahrscheinlich irgendein Paket – der Postbote wurde oft von den anderen Mietern ins Haus gelassen und klingelte sich dann von Haustür zu Haustür. Doch anstatt des aufgeweckten Mannes in Gelb, blickte ich in seltsam bekannte blaue Augen. Vor mir standen zwei sehr junge Mädchen, wahrscheinlich Schwestern – denn trotz der verschiedenen Frisuren konnte man die Verwandtschaft deutlich an ihren Gesichtern ablesen. Die Größere warf ihr hellbraunes, leicht gelocktes Haar nach hinten und musterte mich irritiert. „Wie kann ich euch helfen?“, fragte ich sie also und blickte sie wahrscheinlich ebenso verwirrt an. „Hier wohnt doch Christopher Lang, oder nicht?“, fragte sie mich nun, anstatt mir direkt zu antworten. „Äh. Ja. Der ist aber momentan nicht da – ist noch in der Kanzlei.“ „Ich hab dir doch gesagt, dass Onkel Chris arbeitet!“, zischte die Kleinere von der Seite, die ihr ebenfalls hellbraunes Haar kinnlang trug. Onkel Chris. Die Bezeichnung schlug ein, wie eine Bombe. Natürlich – diese Gesichter hatte ich auf sporadischen Fotos bereits erblickt. Noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, sprach die größere Schwester schon wieder mit mir: „Bist du hier der Haushälter oder so?“ „...was?!“, blaffte ich sie an, vermutlich so laut und verärgert, weil der Schock, Christophers Nichten vor seiner Tür zu finden, ohne jedwede Ankündigung oder Vorwarnung, momentan sehr tief saß. „Ich bin Christophers Freund!“ Nach dieser Aussage herrschte einen langen Moment Stille. Die beiden blickten mich mit weit aufgerissenen Augen an, so als müssten sie die eben durch mich geäußerten Worte zunächst in ihre eigene Sprache übersetzen, ehe sie aneinander anstarrten und beide im selben Augenblick eine Art hysterischen, aber kurzen Lach-Schrei entließen. In jenem Moment raste ein eiskalter Schauer meinen Rücken hinunter. Plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob Marie und Emilie von mir wussten, kapierten, dass ihr Onkel wirklich schwul war. Doch die Aussage der Größeren, Emilie, raubte mir diese aufgekeimten Zweifel umgehend: „Aber du bist so jung! Onkel Chris ist doch schon 40!“ „Onkel Chris ist 34“, meinte ich trocken und musste innerlich mit den Augen rollen. Wenigstens hatte sie nicht so etwas wie 'alter Sack' gesagt... „Dann fast 40“, entgegnete sie zickig und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Wie wäre es, wenn ihr euch dann vorstellt?“, zog ich die beiden grinsend auf, um vom Thema abzulenken. „Christopher Lang ist unser Onkel, das macht uns zu seinen Nichten und unsere Namen wird er dir sicherlich schon verraten haben, wie oft denn noch!“, zickte die Größere zurück. Im selben Moment klingelte das Telefon. Marie, Emilie und ich starrten einander an. „Das ist bestimmt Christopher“, sagte ich trocken und sah, wie sich die blauen Augen der beiden Mädchen erneut weiter wurden. So etwas wie Hoffnung, gepaart mit seichtem Schrecken, spiegelte sich in den Augenpaaren wieder. „...wieso kommt ihr nicht rein, dann können wir ihm gleich Bescheid sagen, dass ihr hier seid?“ „Ich mach das!“, schrie Emilie mich plötzlich an, ließ ihre kleine Reisetasche direkt vor meine Füße fallen und stürmte an mir vorbei; ihre kleine Schwester mit einem „nein, ich mach das“ direkt hinterher. Alles passierte so schnell, dass ich gar nicht darauf reagieren konnte. Als ich mich umdrehte, hörte ich Emilie bereits lauthals „Hallo, Onkel Christopher!“ ins Telefon brüllen. Ich schluckte. Ich war verwirrt. Ich konnte mich gerade noch dazu ermahnen, die beiden achtlos zu Boden geworfenen Taschen aufzuheben und sie in die Wohnung zu tragen, bevor ich die Tür mit dem Fuß ins Schloss trat. Mein Herz pochte wild. Auf dieses Treffen war ich einfach nicht vorbereitet. Ich wusste, dass Christopher seine Nichten liebte – und dass er immense Probleme mit deren Mutter hatte, seiner geliebten Schwester. Dass die beiden hier waren, ohne meinen Freund davon in Kenntnis gesetzt zu haben, konnte nichts Gutes verheißen. Hatte Christopher mir nicht einst erzählt, seine Nichten dürften ihn gar nicht besuchen und wenn, dann nur für einige Stunden, wenn ihre Eltern anwesend waren? Wenn sie überhaupt in der Stadt gastierten? Ein unheilvolles Gefühl beschlich mich bei diesen Gedanken, die sich in meinem Kopf breit machten und all den Platz dort einnahmen. Emilie hatte den Hörer in der Hand und hatte es sich zusammen mit ihrer Schwester auf dem Sofa bequem gemacht. „Ja... ja, ich weiß... aber.... Jetzt hör mir doch mal zu, Onkel Chris!“ Urplötzlich sprang sie auf und begann im Wohnzimmer auf und ab zu gehen. Durch die Musik, die immer noch lief, erreichten mich nur Satzfetzen, ich konnte nur genau betrachten, wie sie wild mit den Armen gestikulierte, zuweilen wütend dreinschaute und sich dann wieder Traurigkeit in ihren Blick schlich. Marie saß währenddessen still auf ihren Platz. Als ich sie ansah, blickte auch sie mich stillschweigend an. „Ich bin übrigens Niko“, sagte ich, um diese seltsame Stille zwischen uns zu brechen. „Ich heiße Marie“, entgegnete sie höflich und senkte ihren Blick zu Boden. „Wie alt bist du, wenn ich fragen darf?“, versuchte ich den Small-Talk am Leben zu erhalten. „Zwölf“, sagte sie und hob ihren Blick wieder. „Du?“ „Ich bin 21.“ Die Kleine wollte etwas sagen, doch ihre Worte blieben unausgesprochen, stattdessen zierte ihr kindliches Gesicht wieder dieser Ausdruck, wie schon vor wenigen Minuten an der Haustür; die großen Augen und der leicht geöffnete Mund. Wahrscheinlich versuchte sie gerade auszurechnen, wie viele Jahre älter Onkel Chris war. Ich Idiot. „Was macht ihr hier? Ihr wohnt doch in Wien, oder nicht?“, versuchte ich deswegen erneut das Thema abzulenken. Doch Marie sagte nichts und das brauchte sie auch nicht, denn ihre ältere Schwester hielt mir gerade den Hörer buchstäblich unter die Nase. „Er will dich sprechen“, sagte sie und suchte bereits den Augenkontakt zu ihrer Schwester und als ich den Hörer entgegnen nahm und mich vom Sofa entfernte, hörte ich die beiden bereits aufgeregt miteinander flüstern. „Hey...“, murmelte ich in den Hörer und schloss die Tür des Arbeitszimmers leise hinter mir. „Das ist mal eine Überraschung, was?“, murmelte Christopher ins Telefon und seufzt. „Allerdings“, meinte ich und biss mir auf die Lippe. „Ich dachte, das wäre der Postbote oder so...“ Mein Freund lachte. „Das hätte ich wohl auch eher erwartet. Alles andere als das.“ „Ist irgendwas passiert, oder...?“ „Nicht wirklich“, schnitt Christopher mir das Wort ab und ich hörte ihn abermals seufzen, aber seine müde Stimme gewann nun wieder an diesem dunklen Timbre, das ich so liebte. „Meine liebe Emilie hatte einen eskalierenden Streit mit der Mama“, erklärte er mir und ich hörte eine gute Prise Sarkasmus in seiner Stimme mitschwingen. „Worum ging's denn?“, fragte ich und lasse mich auf den Schreibtischstuhl niedersinken. „Lappalien. Wie immer. Stella möchte, dass Emilie weiterhin Klavierstunden nimmt, aber Emilie will lieber Volleyball spielen – doch meine Schwester hält nichts von Sport und terrorisiert ihre Tochter deswegen.“ „Und deswegen hat sie sich ne Tasche und ihre Schwester geschnappt und ist in einen Flieger gestiegen?“ „Niko, ich habe auch keine Ahnung, wie die beiden auf diese Idee gekommen sind – Emilie will Stella wahrscheinlich provozieren und das geht natürlich wunderbar, wenn sie, ohne ihr was zu sagen, zu ihrem schwulen Onkel fährt. Marie macht bei sowas natürlich direkt mit.“ „Oh... das ist ja nicht so geil?“ „Richtig, nicht so geil, Niko“, er lachte. „Ich... ich versuche jetzt in den nächsten Stunden nach Hause zu kommen, ich hab Emilie versprochen, dass wir Stella gemeinsam anrufen und das muss sehr bald geschehen, die flippt bestimmt aus, wenn sie merkt, dass ihre Töchter nicht mehr da sind – und wahrscheinlich umso mehr, wenn sie merkt, dass sie bei mir sind...“ „Oh-oh...“, bemerkte ich und musste lachen. Vermutlich, weil ich so nervös war. „Niko, ich will, dass du dich um die beiden so lange kümmerst. Bestell' bitte was zu essen, die beiden haben Hunger – und du sicherlich auch. Aber davor“, seine Stimme wurde strenger und ernster. „guckst du bitte unauffällig nach, ob irgendetwas im Schlafzimmer herum liegt, oder sonst wo, was uns unangenehm verraten könnte. Und schließ' jetzt sofort das Zimmer ab, verstanden?“ Mein Herz klopfte unstetig in meiner Brust und meine Beine bewegten sich schon, bevor ich bewusst einen Befehl an meine Glieder schicken konnte. Ein Blick, um mir Bestätigung zu verschaffen – die beiden Mädchen saßen immer noch auf dem Sofa und redeten aufgebracht miteinander. Ungesehen huschte ich weiter. „Ich bin jetzt im Schlafzimmer“, informierte ich Christopher, nachdem ich leise die Tür hinter mir geschlossen hatte und meinen Blick über meine Umgebung schweifen ließ und die Tür zu unserem Spielparadies anvisierte. Ich holte den Schlüssel aus der obersten Schublade heraus. Das Schloss knackte. „Abgeschlossen.“ „Gut. Pass gut auf den Schlüssel auf. Wenn ich da bin, gibst du ihn mir.“ „Okay. Was ist mit den Gummis und dem Gleitgel und so?“, fragte ich ihn, während ich den weiteren Inhalt der obersten Schublade betrachtete. „Pack sie irgendwo weit unten in die Kommode. Ich glaube zwar nicht, dass Emilie und Marie hier auf Schatzsuche gehen würden, aber ich möchte einfach nur sicher gehen. Das ist das erste Mal, dass die beiden hier alleine sind, ohne Terror-Mami, die sie nicht eine Sekunde aus den Augen lässt....“ „Deine Schwester scheint ja wirklich ein netter Mensch zu sein!“, sagte ich nur zynisch und mein Freund lachte. „Du hast ihr Wesen erfasst, mein Kleiner. Und nun ab, kümmer' dich um meine Lieblingsnichten.“ „Das sind doch deine einzigen Nichten!“, meinte ich verwirrt und mein Freund schnaubte am anderen Ende der Leitung. „Das ist der Witz, Niko...“, sagte er spöttisch und ich war mir sicher, dass er gerade erheitert den Kopf schüttelte. „Na, los, ab. Bis dann!“ Er legte auf und ich holte noch einmal tief Luft, bevor ich die Tür öffnete und mich zurück ins Wohnzimmer bewegte. Die beiden stoppten ihre Gespräche, als ich ihnen näher kam und die Musik leiser drehte. „Ähm, habt ihr Hunger? Soll ich uns vielleicht was bestellen?“ „Das wäre toll!“, rief Marie aus. Wir einigten uns auf Lasagne. Und während wir auf die Lieferung warteten, ließ ich meinen Blick über die beiden wandern. Emilie war 15, aber sie kleidete sich wie eine 18- oder 20-Jährige, mit engen Röhrenjeans und einem dunklen Top, dass bestimmt zu viel ihres Dekolletees entblößte als es für so ein junges Mädchen „anständig“ wäre; und an ihren Ohren baumelten auffällig große, silberne Kreolen. Ihr Gesicht schien viel zu jung für das Make-Up, das sie aufgetragen hatte: dicke schwarze Ringe um ihre Augen und Rouge auf ihren Wangen. Auch Marie, die noch jünger war, hatte pinkes Lip-Gloss aufgetragen und versucht, ihre Wimpern mit Mascara hervorzuheben. Sie trug einen Minirock aus Jeansstoff und einen grauen Pullover – der Gott sei Dank einen hohen Kragen hatte. „Was starrst du uns so an?“, fragte Emilie mich plötzlich und riss mich mit ihren Worten aus meinen Gedanken. Wir saßen uns am großen Esstisch gegenüber. „Äh, was?“, murmelte ich und Emilie zuckte mit den Schulter und strich ihr Top glatt. Marie hingegen betrachtete mich weiterhin eingehend. „Ist was?“, fragte ich sie und versuchte zu lächeln, da sah das Mädchen leicht verlegen weg. Wie ich hier ein Gespräch zum Laufen bekommen sollte, war mir schleierhaft. Und warum diese beiden aufgetakelten Teenager eigentlich Christophers geliebte Nichten waren, konnte ich ebenfalls noch nicht so richtig nachvollziehen. Wir aßen die Lasagne im Stillschweigen. Die beiden sprachen nur ab und an untereinander – über irgendwelche Freunde, einige Jungennamen fielen, dann zickte Emilie ihre jüngere Schwester wegen irgendetwas an. Der Satz „mach mich nicht immer nach!“, fiel. Ich linste aufs Handy, doch mich erwartete keine Nachricht meines Freundes, kein erlösendes 'ich bin gleich da'. „Habt ihr Süßkram da?“, fragte Emilie mich, als ich die Teller in die Spülmaschine räumte. „Klar.“ Erneut futterten wir in Stillschweigen auf der Couch, beim plärrenden Fernseher, der Konversationen sowieso fast unmöglich machte. Immerzu wanderten meine Augen zu Christophers Nichten – und ihre Blicke wanderten zu mir. Ich fragte mich, ob es vielleicht wirklich ein Schock für die beiden gewesen war, den festen Freund ihres Onkels kennenzulernen, der so viel jünger war. Verdammt, war ich nicht in dem Alter der Typen, in die sich solche Teenies wie Emilie normalerweise verknallten, weil sie meinten, die Jungs in ihrem Alter seien ja alle so infantil? Am Telefon hatte ich durch meinen eigenen Schrecken Christopher gar nicht fragen können, inwieweit seine Nichten im Bilde waren; ob sie nur wussten, dass ihr Onkel schwul ist, oder ob sie es selbst schon gesehen hatten – einen Mann an der Seite des Bruders, den Stella so verteufelte. Wahrscheinlich nicht – wenn Stella hier mehr oder minder die Anstandsdame spielte. Durch diese ganzen Überlegungen wurde mir mulmig zumute und meine eigene Welt der wirren Gedanken hatte mich so in Beschlag genommen, dass ich gar aufsprang, als urplötzlich die Tür ins Schloss krachte. Emilie und Marie sahen auf; und mit einem Mal stürzten sie in Richtung der Haustür. „Onkel Christopher!“, riefen sie beinahe zeitgleich aus und als ich mich umdrehte, da lagen die beiden schon in den starken Armen meines Freundes und Christopher strahlte regelrecht und verteilte kleine Küsschen auf den Wangen seiner lachenden Nichten. „Meine Güte, seid ihr schon wieder groß geworden!“, sagte er lachend. „Lasst mich euch ansehen!“, verlangte er und die beiden machten einen Schritt zurück, um sich in einer lässigen, amateurhaften Modelpose hinzustellen. „Wunderschön seht ihr beiden aus, aus euch werden ja langsam richtige junge Frauen!“ „Ich bin schon eine Frau!“, kam es entzückt-empört von Emilie und ich konnte die Augenbraue meines Freundes regelrecht in Zeitlupe in diese skeptische Hochlage rutschen. „Ach ja…“, sagte er und dieses typische, teuflisch-charmante Lächeln trat auf eine Lippen. „Richtige Frauen brauchen nicht so viel Schminke, das ist doch Teenie-Kram, also wisch' dir mal den Eyeliner gleich im Bad ab.“ „Onkel Chris!“, schimpfte sie, und ihre Stimme nahm diesen fast schon hysterischen Tonfall an. Doch Christopher lachte nur. „Schon gut, schon gut, Emilie. Ich bin nicht deine Mutter. Nimm' es nur als guten Rat an: weniger ist oft mehr“, zwinkerte er ihr zu und sie schnaubte, konnte aber nicht verhindern, dass sie sein Lächeln doch erwiderte und er drückte sie nochmal und sagte zu ihr: „Du siehst toll aus, Kleines. Ihr seht beide toll aus.“ Wie kann man die Gesichter dieser beiden Mädchen beschreiben: knallrot wie eine Tomate mit einem atemberaubenden, ehrlichen Strahlen, das man wirklich nur von sehr jungen Menschen – Kindern - kennt, wenn sie noch so unschuldig und gar naiv sind? „Hätte ich gewusst, dass ihr kommt, hätte ich auch mehr Zeit gehabt, mir Gedanken über ein adäquates Geschenk zu machen. Jetzt müsst ihr euch halt hiermit zufrieden geben“, und damit schnappte er sich seine Aktentasche und zauberte zwei kleine Päckchen daraus – in denen sich jeweils ein Fläschchen Parfüm befand. „Oah, cool!“, rief Marie direkt. „Danke, Onkel Christopher!“, flötete auch Emilie und fiel meinem Freund erneut um den Hals, gefolgt von Marie. Ich kann gar nicht sagen, was für Gefühle dieses kleine Familientreffen in mir auslöste, das sich direkt vor meinen Augen abspielte. Ich kannte Christophers zärtliche Seite bereits sehr gut, aber das hier war nochmal eine gänzlich andere Geschichte jener; eine andere Nuance. Er war so liebevoll und sah den beiden direkt in die Augen, während sie ihm gerade stürmisch und durcheinander aufgeregt etwas erzählten, was völlig an mir abprallte, weil ich nicht meine Augen von seinem weich gezeichnetem Gesicht nehmen konnte, das so viel Liebe und Sorge widerspiegelte, dass es kaum zu fassen war und mich auf diese angenehme Weise durcheinander brachte; und als ich das Trio weiter so stillschweigend beobachtete, richteten sich Christophers Augen endlich auf mich. Auch mir schenkte er ein Lächeln. „Hat euch Niko denn gut umsorgt?“, fragte er danach seine Nichten. „Wir haben Lasagne gegessen“, entgegnete Marie und grinste, Emilie sagt gar nichts, ließ ihren Blick zwischen mir und ihrem Onkel wandern und Letzterer kam plötzlich auf mich zu, bis er direkt von mir stand. Christopher hielt inne und wir beide konnten die intensiven Blicke seiner Nichten, die jetzt nur wenige Schritte von uns entfernt standen, deutlich spüren. Taxierende, abwartende Blicke. Neugierige Blicke. „Hey…“, murmelte er etwas leiser. „Hi…“, entgegnete ich und die Stimmung, die uns in diesen Augenblicken umgab war seltsam, irgendwie beklemmend und leicht beschämend. Hier standen wir direkt vor seinen Nichten und keiner von uns wusste so richtig, wie er sich zu verhalten hatte. Ich wandte meinen Blick ab und presste meine Lippen aufeinander. Ich wollte nichts Dummes tun, nichts Blödes sagen – ich wusste, wie viel Christopher seine Nichten bedeuteten, aber ich wusste noch nicht, wie weit ich gehen durfte, wie weit ich gehen sollte. Dieser Besuch war so spontan, dass mein Freund und ich gar keine Chance gehabt hatten, uns auf jenen vorzubereiten. Unerwartet entglitt meinem Master ein Seufzen. Mechanisch richtete sich mein Blick auf ihn und ich hörte ihn dann noch murmeln: „Ach, was soll’s“ – dann schon lagen seine Lippen kurz, vielleicht eine Sekunde lang, auf meinen; er küsste mich keusch und rasch, aber er küsste mich. „Hallo, Niko“, begrüßte er mich ein weiteres Mal. Offiziell. So wie immer. Wenn ich nicht gerade nackt auf dem Boden kniete und seine Heimkehr erwartete. „Hallo, Christopher“, entgegnete ich, ein wenig in diesem Gedankengang verloren. Er legte seinen Arm um meine Schulter und drehte uns beide so, sodass wir seinen Nichten nun direkt ins Gesicht blicken konnten. Er strahlte. „Na, wie gefällt euch Niko?“, fragte er dann frech und mir stockte der Atem. Christopher war so direkt und dabei irgendwie total flapsig. Irgendwie… Wie ein cooler Onkel eben. Emilie und Marie fingen an zu kichern. Ich hatte starre, schockierte Gesichter erwartet, einen Moment der beklemmenden Stille, aber die beiden Mädchen kicherten und ihre Gesichtsfarbe war immer noch von diesem krebsigen Rot geprägt; und wie sie einander sporadisch ansahen, so erheitert. „Niko ist ja ganz süß, ne…!“, meine Emilie plötzlich ebenso frech und flapsig, ohne einem von uns in die Augen zu sehen, und musste unmittelbar über ihre eigene Aussage so laut lachen, dass sie sich die Hände vor dem Mund hielt und die Flucht aus unserem Blickwinkel in Richtung der Sofaecke ansetzte; und auch Maries Kichern wurde intensiver und sie wieherte beinahe wie ein kleines Pferd. Ob sie wohl noch die Wendy las? Höchstwahrscheinlich nicht. „Find' ich auch“, hörte ich meinen Freund sagen, dann schon zwickte er mich kurz in die Seite und ich jauchzte auf, was die beiden Mädchen, die sich nun beide wieder auf dem Sofa lümmelten, eine weitere Lach-Attacke bescherte. Christopher hingegen grinste einfach nur, als er mir einen Blick zuwarf, bevor auch wir uns zu den beiden setzten. „So, meine Lieben, kommen wir zum geschäftlichen Teil“, setzte er nun etwas ernster an und Emilie und Marie verstummten. Seine Worte richtete mein Freund an die Ältere. „Wie abgemacht, lasse ich euch nur hier bleiben, wenn ihr eurer Mutter Bescheid sagt. Und wie abgemacht habe ich euch bis jetzt Zeit gegeben – Niko, hol doch bitte das Telefon her.“ Während der kurzen Zeit, die ich brauchte, um das geforderte Gerät herzutragen, hörte ich ein Maulen und Meckern und Nörgeln und Zischen, all das aus Emilies Mund. „Kannst du das nicht lieber ganz allein machen, Onkel Chris?“ „Hast du mir nicht eben gesagt, du seist so erwachsen? Erwachsene Menschen stehen zu den Konsequenzen ihres Handelns, mein Schatz“, erwiderte er lässig und unsere Finger streiften sich, als ich ihm das Telefon übergab. Kurz streiften sich dabei auch unsere Blicke. Seine Miene war gelassen, doch mittlerweile hatte sich auch ein kleiner Prozentsatz der Strenge und Ernsthaftigkeit eingeschlichen, die Christopher perfekt beherrschte. Emilie seufzte laut und genervt und rollte mit den Augen. „Aber du sagst wenigstens am Anfang was!“ „Wie versprochen“, lenkte mein Freund lächelnd ein und seine Nichte seufzte erneut und kaute danach auf ihrer Unterlippe herum, krallte sich ins Sofa und schloss für wenige Augenblicke die Augen, wonach sie ihren Onkel direkt in die Augen sah und sagte: „Bringen wir's hinter uns – und sag ihr, dass wir noch hier bleiben wollen, sonst reden wir nie wieder ein Wort mit ihr!“ „Das musst du ihr schon selbst sagen“, meinte er nur und wählte bereits eine Nummer, die er nicht oft anrief. Es dauerte nicht lang, da hatte er seine Schwester bereits an der Strippe. „Hallo Stella. Du fragst dich bestimmt, wo Emilie und Marie bleiben. Sei beruhigt, sie sind wohlauf und bei mir.“ Dann sagte er eine Weile lang nichts, sondern lächelte nur ruhig – und bitter – und hörte sich den Wortfluss aus dem Hörer an. Dann sprach er wieder, seine Stimme trocken und emotionslos, so völlig im Kontrast mit seinem heutigen Gesamtauftreten. „Nein, deine wunderbaren Töchter und ich stecken nicht unter einer Decke. Ich hätte ihnen nie erlaubt, einfach so ins Flugzeug zu steigen und zu mir zu fliegen, ohne dein Einverständnis und das weißt du, selbst wenn du mich gern als regelbrechenden Egoisten darstellen willst, der alles tut, um dich in Rage zu bringen, aber das tut nichts zur Sache. Ich gebe dir Emilie nur, wenn du dich jetzt beruhigst, klar?“ Emilie war alles andere als emotionslos am Telefon. Als sie anfing zu weinen und sich mit ihrer Mutter stritt, zog ich es vor, mich zu entfernen. „Ähm“, flüsterte ich zu Christopher, der zu mir aufsah. „Soll ich eben schon mal das Bett im Gästezimmer vorbereiten?“ Er nickte, dann legten sich seine Augen wieder auf seine älteste Nichte, die gerade wieder vorbildlich mit den Augen rollte und ich danach flehend ansah. Ich weiß nicht, was Emilie ihrer Mutter noch sagte, oder was Christopher seiner Schwester gegen den Kopf warf, als ich die Betten machte. Aber als ich wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, war die Stimmung entspannt und Christophers Nichten grinsten beide und warfen sich diese zufriedenen, glücklichen Blicke zu. „Unsere beiden hübschen Gäste bleiben noch bis Sonntag“, erklärte mein Freund mir, ehe ich mich wieder neben ihn setzen konnte. „Oh. Das ist ja toll“, entgegnete ich und ließ mich auf den Platz neben meinem Freund gleiten. „Und am Sonntag lernst du dann noch meine Schwester kennen – sie lässt es sich nicht nehmen, ihre Töchter selbst abzuholen“, fügte Christopher leicht sarkastisch hinzu. „Die Alte spinnt!“, fauchte Emilie, grinste aber umgehend. „Na, na, na!“, monierte Christopher. „So redest du aber nicht über deine Mutter.“ „Du magst sie doch eh nicht. Und sie dich auch nicht!“, mischte sich nun plötzlich Marie ein und ihr große Schwester nickte nahezu anerkennend. Onkel Chris seufzte nur. „Ich habe aber immer noch Respekt vor ihr und den solltet ihr auch haben. Sie ist eure Mutter und ihr geht es nur um euer Wohl. Selbst wenn sie manchmal nicht so richtig weiß, wie sie das zu Stande bringen soll und ihre Methoden, so wie ihre Einstellungen, oft fraglich sind“, sagte er nur. Dann: „Und damit beenden wir das leidige Thema und gehen ins Kino, was haltet ihr alle davon?“ Natürlich waren die Mädchen begeistert. So begeistert und scheinbar beeinflusst von Christophers Worten, dass sie sich ohne Aufforderung vor unserer Abfahrt frisch machten und das angeprangerte Make-Up entfernten, oder wenigstens minimierten, sodass Emilie nicht mehr aussah wie Kleopatra, sondern wie eine 15-Jährige, die ihre Augen nur ein wenig betonen wollte und Marie wie eine glückliche 12-Jährige, die noch wusste, dass sie ein Kind war und das auch genießen wollte. Dass ich im Wagen hinten sitzen musste, weil Emilie darauf bestand „neben Onkel Chris“ zu sitzen, machte mir nichts aus. Auch nicht, dass wir uns anstatt des Sci-Fi-Streifens den Christopher mir versprochen hatte, einen animierten Pixar-Film reinzogen. Ich war nur ein wenig enttäuscht, oder sollte man vielleicht sagen neidisch, dass Emilie rechts von meinem Freund und Marie links von ihm saßen und ich mich wie das fünfte Rad am Wagen fühlte, als ich zwischen der 12-Jährigen und einem noch kleineren Kind zu meiner Linken eingequetscht war und versuchte, mich auf die Handlung der bunten Figuren zu konzentrieren. Mein einziger Trost war die riesige Tüte Popcorn, die ich ganz für mich allein hatte, während Christopher die zweite Jumbo-Tüte auf seinem Schoß hielt und seine Nichten von beiden Seiten wild hineingriffen. „Alter, du hast ne ganze Ladung allein gefre- äh, gegessen?“, lachte Emilie und schaute die leere, zerknüllte, braune Papptüte ungläubig an, die ich gerade wegschmeißen wollte. „Äh. Ja“, sagte ich nur und sie fing an lauthals zu lachen. „Niko ist manchmal ein kleiner Nimmersatt“, kommentierte Christopher und warf mir einen wissenden Blick zu. Er meinte so viel mehr. Wir fuhren noch in die Stadt. Es war früher Abend. Wir spazierten ein wenig am Fluss entlang, einige Läden hatten noch geöffnet. Christopher fragte seine Nichten über die Schule aus, über die Turnvereine, über Lieblingsfilme, Freunde, Ferientrips und sogar ein wenig über Jungs. Doch beim letzteren Thema kicherten die beiden nur und Emilie ließ lediglich durchblicken, dass sie in einen etwas älteren Schüler verknallt war – mit dem sie sogar schon ein Eis gegessen hatte und mit dem sie gern zusammen wäre, aber das wahrscheinlich unmöglich war, aufgrund verschiedener Faktoren, die sie nicht ausführte. Christopher bohrte nicht nach. Stattdessen bummelten wir weiter durch die Stadt, Christopher und die beiden vorneweg, schnatternd und lachend, ich hinterher, mit einem breiten Grinsen auf meinem Gesicht. Mein Freund war als Onkel einfach unheimlich süß. Wie seine Augen leuchteten, als Emilie ein rotes, wallendes Kleid anprobierte, das sie ein wenig aussehen ließ, wie eine Prinzessin aus einem Grimmschen Märchen. Oder wie schallend er lachte, als Marie Unsinn trieb und Hüte bestimmt für die etwas ältere Generation anprobierte und eben diese ältere Generation mit Gehstock authentisch imitierte. Die Mädchen rissen uns mit – und sogar ich blödelte mit Marie herum, die mir irgendwelche hässlichen Sonnenbrillen aufsetzte. Wir streiften weiter durchs Kaufhaus. „Hey, brauchtest du nicht neue Schuhe fürs Studio?“, fragte Christopher mich plötzlich und deutete auf die Sportabteilung zu unserer Rechten. „Ach, heute habe ich keine Lust zu gucken“, entgegnete ich und zog ihn ganz leicht an seinem Arm weiter. „Heute sind Emilie und Marie die Stars“, fügte ich lächelnd hinzu – und hätte Christopher am liebsten in die nächste Umkleidekabine gezogen. Einfach nur, um ihn abzuknutschen, weil er so sehr bei meiner Aussage strahlte. „Danke“, sagte er knapp. „Wofür?“ „Dass du das hier mitmachst.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ist doch selbstverständlich.“ „Eben nicht“, sagte er, immer noch lächelnd. Dann schon rief Marie nach uns – wir hatten die Schuhabteilung erreicht. Wir stopften die vollen Einkaufstüten in den Wagen, gingen noch etwas essen, Christopher und ich tranken ein Bier und als mein Freund kurz zu den Waschräumen verschwand, schnappte sich die Größere plötzlich mein Bierglas und nahm einen kräftigen Schluck. „Sag mal, spinnst du?!“, zischte ich und riss ihr den Trank aus der Hand. „Du bist erst 15!“ „Nawww“, machte sie nur gespielt. „als hättest du mit 15 noch nicht getrunken!“ „Habe ich n... Habe ich nicht!“ Natürlich war ich mit 15 schon besoffen. Aber das hier war Christophers geliebte Nichte. Ein kleines Mädchen. Und um ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen sagte ich trocken: „Aber junge besoffene Weiber sind wahrscheinlich auch der Grund gewesen, warum ich schwul geworden bin.“ Für einen Moment lang sagte sie dann auch wirklich gar nichts. Nur Marie lachte sich schlapp. Emilie schnaubte. „Ich trinke nie zu viel“, sagte sie dann etwas leiser. „Na, das ist doch gut.“ „Ha, ha, guter Witz, Emi!“, meinte Marie plötzlich amüsiert und wandte sich umgehend direkt an mich. „Letztes Wochenende mussten sie drei Schulkameraden von so nem Lagerfeuer wegtragen und Lucia hatte Mama noch angelogen, dass die alle etwas Schlechtes gegessen hätten und ihnen deswegen schlecht war und Emi deswegen so kacke aussah! Bacardi, nicht wahr, Emi?“ „Halt deine dämliche Klappe!“, zischte ihre Schwester nur. „Du hast ne dämliche Klappe!“, schoss Marie zurück. Das Gefecht begann und milde Beleidigungen wechselten die Seite wie ein Ping-Pong-Ball, während ich nicht einmal zum Schiedsrichter mutierte, sondern stiller Betrachter der befremdlichen Szenerie wurde und versuchte, ungerührt an meinem Bier zu nippen. „Was ist denn hier los?“, ertönte die Stimme von Onkel Chris, der sich wieder an seinen Platz setzte. „Nichts“, meinte Emilie nur und schaute genervt weg, ebenso wie ihre Schwester. Fragend betrachtete Christopher mich. „Ich glaube, es ging um Pferde – oder Nagellack. Oder beides“, sagte ich schulternzuckend und konnte aus dem Augenwinkel betrachten, wie Emilie ein Lachen unterdrückte. „Ah, ja...“, meinte Christopher und grinste. Ja, es war ein schöner Abend, dieser Freitag, wenn auch seltsam, denn zum aller ersten Mal waren Christopher und ich nicht allein in seiner Wohnung, als die Uhr Mitternacht anzeigte und ich das erste Mal gähnte und sich abzeichnete, dass wir gleich alle ins Bett gehen würden. Emilie und Marie machten sich gerade im Bad fertig und mein Freund setzte sich mit einem Gläschen Wein plötzlich neben mich auf die Couch. Er legte seinen Arm um mich und zog mich an sich. Unsere Blicke trafen sich und Christopher lächelte. Er sagte nichts, sondern küsste mich, zunächst nur zaghaft, keusch auf die Lippen – und dann so richtig. Seine Zunge schmeckte nach Wein, als sie sich um meine wand, wie in einem feurigen Tanz. Frech leckte er mir nochmal über die Lippen. „Hattest du Spaß heute?“, wollte er im Flüsterton wissen. „Mhmmm...“, bejahte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Die Mädchen wünschten uns eine gute Nacht. An ihrem Lächeln konnte ich ablesen, dass sie den Tag genossen hatten und so langsam, ja so langsam konnte ich verstehen, warum Christopher sie so gerne mochte – und warum sie Christopher gern hatten. Hinter der Teenager-Fassade steckte mehr. Bestimmt. Wir schlüpften ins Schlafzimmer. Diese Nacht ließ Christopher mich eine Schlafhose tragen, aus milden „Sicherheitsgründen“, wie er grinsend murmelte. Wir schliefen ruhig, ich träumte absolut nichts. Es war herrlich. Und ich wünschte, der Besuch der Nichten wäre so milde geendet und dass sie am nächsten Morgen einfach wieder abgereist wären. Doch natürlich passierte nie das, was man sich wünschte. Der Samstag begann bereits katastrophal. Christopher weckte mich unsaft und als ich meine Augen öffnete, stand er bereits komplett bekleidet im Mantel über mir. „Die Kanzlei steht unter Wasser, ich muss sofort hin“, informierte er mich, ehe er mir einen hastigen Kuss auf die Stirn drückte. „Wenn Emilie und Marie wach sind, gehst du los und besorgst ihnen zum Frühstück was auch immer sie wollen, ich lege die Geld bereit in der Küche. Falls sie mit dir irgendwo hin wollen und ich noch nicht zuhause bin, rufst du mich an und holst dir erst mal meine Erlaubnis, klar?“ „Klar, Christopher...“, murmelte ich immer noch verschlafen und versuchte mich aufzusetzen. „Okay, ich melde mich. Bis dann.“ Ich war schon wieder in den Schlaf gedriftet, da war die Haustür wahrscheinlich noch gar nicht ins Schloss gefallen. Erst einige Stunden später weckte mich ein zaghaftes Klopfen an der Schlafzimmertür und das ebenso zarte Stimmchen, das vorsichtig rief: „Onkel Christopher?“ Ich rieb den Schlaf aus meinen Augen und zog mir eilig noch ein T-Shirt über den Kopf, bevor ich die Tür öffnete und Marie gegenüber trat. „Morgen“, grüßte ich sie heiser. „Christopher musste in die Kanzlei, da ist wohl n Wasserschaden oder so“, klärte ich sie auf. „Oh, achso...“ „Ich dusche eben schnell und dann besorge ich uns frisches Gebäck fürs Frühstück, wie wär's?“, schlug ich vor und sie lächelte leicht. „Okay!“ Das Wasser tat gut und dennoch ließ ich mir nicht viel Zeit. Ich schlüpfte noch im Bad in meine Klamotten und als ich das Wohnzimmer betrat, steckten die beiden Mädchen am großen Esstisch die Köpfe zusammen und tuschelten angeregt. Erst als ich näher an sie herantrat, erkannte ich das Zentrum der Aufmerksamkeit – meinen aufgeklappten Laptop. „Nanu, was macht ihr denn?“, schreckte ich die beiden auf. „Wir wollten nicht an den Rechner von Onkel Chris... An den von Mama dürfen wir auch nie wegen wichtiger Sachen... Wir wollten nur Mails checken und so, aber wir hatten dich nicht wecken wollen!“, ratterte Emilie eine Art Entschuldigung herunter und ich musste fast lachen, so erschrocken wirkte sie dabei. „Ist schon okay“, beruhigte ich sie. „Ich geh jetzt los, Brötchen holen, was darf's sein?“ Sie lächelte und atmete beruhigt aus. Ich schlenderte durch die Gegend, die Mädels wollten eh noch in Ruhe duschen, wie sie es mir mitgeteilt hatten - ich hatte also Zeit. Die Novemberkälte strich über mein Gesicht und ich steckte die Hände in die Jackentaschen. In den nächsten Tagen sollte ich mir wirklich eine Mütze besorgen. Ich kaufte Hörnchen, Croissants und dunkle Brötchen. Christopher rief mich an, als ich gerade aus der Bäckerei trat. Der Schaden sei nicht so riesig, er müsse aber noch viele Dokumente retten und noch ein wenig mit anpacken. „Noch eine Stunde, dann bin ich wieder da, okay?“ Als ich die Wohnung betrat, hingen die beiden Mädchen immer noch vor dem Rechner. Ungeduscht und weiterhin in den Bademänteln, in denen ich sie schon vor gut einer halben Stunde verlassen hatte. „Internetsüchtig, was?“, zog ich die beiden auf, die abermals beim Ertönen meiner Stimme zusammenzuckten. Für einen Augenblick sagten sie rein gar nichts und starrten mich an, dann sprach Emilie. „Oh! Du bist ja schon wieder da!“ „Ja, also... wollt ihr denn direkt frühstücken oder macht ihr euch erst mal fertig?“ „Wir... duschen fix. Kannst ja schon mal den Tisch decken. Wenn du magst!“ „Klar.“ Trotzdem wartete ich etwa 20 Minuten allein am gedeckten Frühstückstisch in der Küche und betrachtete gelangweilt die weiche Butter, bis die Mädchen endlich zu mir kamen, mit frisch gewaschenem Haar und nach dem neuen Parfüm duftend, das ihnen ihr Onkel gestern erst geschenkt hatte. Ich lächelte sie an und auch sie blickten mich freundlich an - und doch war dieses Frühstück recht seltsam, weil diese Teenager sich ständig irgendwelche Blicke zuwarfen, die ich partout nicht deuten konnten, ohne jegliche Vorwarnung und ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen losprusteten, und auf meine fragende Blicke, ebenso wie mein fast schon erbärmliches „ist was“ absolut nicht reagierten. Mit der Zeit rückte die Frage in den Vordergrund, ob die beiden sich nicht die ganze Zeit über mich lustig machten. „Sollen wir dir beim Abräumen helfen?“, fragte Marie. „Ne, lass mal, macht... was auch immer, ich kümmere mich um die Küche.“ Das brauchte ich den beiden scheinbar nicht zwei Mal zu sagen, so eilig stürmten sie davon. Wahrscheinlich wieder an den Laptop. Um mit irgendwelchen Jungs aus der Klasse zu chatten, peinliche Bilder ihrer Freundinnen bei SchülerVZ oder was auch immer zu bewerten, Bilder von ihren Lieblingsstars zu googeln – oder was auch immer man als junges Mädchen im Netz eben so tat. Ob die beiden wohl auf Horrorfilme abfuhren? Ich schlenderte an ihnen vorbei und erblickte nur das Web-ICQ-Fenster, in das die beiden gerade kichernd etwas eintippten und sich erneut erschrocken umdrehten, als sie mich in der Nähe spürten. Teenager und ihre „Geheimnisse“, dachte ich mir nur und ließ mich aufs Sofa fallen, knipste den Fernseher an und ließ mich sinnlos beschallen. Nach einer Weile dann war ich es, der aufschreckte, als die beiden sich auf die Polster plumpsen ließen und mich ziemlich neugierig anblickten. „Ist Onkel Christopher eigentlich dein erster Freund?“, fragte Emilie mich plötzlich und ich hätte schwören können, dass mir augenblicklich heiß wurde, in einem sehr negativen Kontext. „....nein...“, antwortete ich deswegen zögerlich und ließ meine Augen zurück auf den Bildschirm wandern. „Hattest du eigentlich schon mal ne Freundin?“ „....nein....“ Stille. „Und wie lang seid ihr schon zusammen?“ „Knapp acht Monate.“ „Wo hast du Onkel Chris kennengelernt?“, fragte sie weiter. „Im Park, beim Spazierengehen, an einem Sonntag. Wird das hier ein Verhör?“, lachte ich. „Ich bin nur neugierig“, sagte sie schulterzuckend. „Sehr neugierig....“, unterstrich sie, wobei sie ihrer Schwester in die Augen sah. Die beiden überkam ein erneuter Lachanfall. „Achso...“, sagte ich nicht gerade überzeugt und ziemlich in Alarmbereitschaft versetzt. „Bist du das, naja, Mädchen in der Beziehung, oder eher Onkel Chris?“ „W-Was??!!“, japste ich nur und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Emilie öffnete gerade ihren Mund, wahrscheinlich um diese völlig unangebrachte und so ungraziös formulierte Frage aus der BRAVO zu erläutern, doch genau in dem Moment rettete mich das wohlbekannte Kratzen im Schloss. „Christopher ist da!“, rief ich völlig überflüssig aus und stürmte mehr als ich ging zur Wohnungstür, um meinen Freund zu empfangen. „Hey“, begrüßte er mich grinsend und seufzte erst einmal laut, als er aus seinen Schuhen schlüpfte. „Hast du noch Kaffee da?“ Hastig drückte ich ihm einen Kuss auf den Mund, doch ich schaffte es nicht, ihn vor diesem seltsamen Kreuzverhör zu warnen, denn Emilie stand bereits hinter mir und begrüßte ihren Onkel mit einem freudigen. „Hallo, Onkel Chris!“ „Na, Emi – wie geht’s?“ Er nahm Platz auf dem Sofa und gab den beiden ein kleines Update bezüglich der Situation im Büro, während ich neuen Kaffee aufsetzte und erst mit den zwei gefüllten Tassen zurück zu der Gesellschaft stieß. Ich ging auf meinen Freund zu und unsere Hände streiften sich bei der vorsichtigen Übergabe der Kaffeetasse. Ich blickte Christopher tief in die Augen. Ob er meine kleine Warnung erkannt hatte, das wusste ich allerdings nicht. Ich setzte mich neben ihn, ganz nah, sodass sich unsere Oberschenkel berührten und nippte vorsichtig an dem viel zu heißen Kaffee, verbrühte mir die Zunge und fluchte, während Christopher nur den Kopf schüttelte. „Hattet ihr denn bis jetzt einen schönen Tag?“, fragte er seine Nichten. „Wir haben ganz toll geschlafen!“, meinte Marie. „Bei uns ist ja Samstag immer Putztag, da weckt Mama uns schon immer gegen neun.“ „Schweinerei“, bekundete ich und Marie musste grinsen. „Putztag...“, wiederholte Christopher nachdenklich. „Interessant. Ich dachte immer, Stella würde eine Putzfrau einstellen.“ „Hat sie ja auch, aber die macht nur die Wäsche und das Untergeschoss, für unsere Zimmer und den Flur und das Bad und so sind wir ja verantwortlich!“, schimpfte Marie weiter. „Ja, das nervt total“, pflichtete Emilie ihrer Schwester bei. „Aber es hat seinen Sinn“, schnitt Christopher ihr die weiteren Mecker-Triaden an und lächelte ruhig. „Nur durch Aufräumen könnt ihr Ordnung lernen und je früher, desto besser.“ „Boah, bist du jetzt schon wieder auf ihrer Seite?“, fauchte Emilie und verdrehte die Augen. „Ich bin auf niemandes Seite“, sagte mein Freund ruhig. „ich äußere hier nur meine Meinung.“ „Aber du findest doch auch, dass Mama total übertreibt, oder?“ „In sehr, sehr vielen Punkten.“ Die drei grinsten breit, „Ich finde das übrigens sehr cool, dass du dazu stehst, dass du schwul bist“, sagte die Ältere dann plötzlich. „Das durfte ich dir ja bis jetzt nie so richtig sagen.“ Fast schon hatte ich geglaubt, dass die Fragen von vorhin unter den Tisch gekehrt worden waren, wo sie ohne jegliche Beachtung einfach verpuffen würden; dass ich das Kreuzverhör nie erwähnen müsste. Christopher nahm gerade seinen ersten Schluck Kaffee zu sich, als Emilie plötzlich weiter sprach: „Stehst du eigentlich auch offen dazu, dass du deinen Freund gerne auspeitscht?“ Wie eine kleine Fontäne spritzte der Kaffee aus Christophers Lippen und verteilte sich tröpfelnd auf dem Teppich und ich saß da wie schockgefrostet. Es dauerte einen Moment, ehe Christopher wieder sprach. „Emilie! Was soll der Unsinn? Ich darf doch bitten! Jetzt habe ich wegen dir so eine Sauerei veranstaltet, wie kommst du auf solche absurden Ideen?!“ Ungläubig und immer noch ein wenig schockiert schüttelte er den Kopf und wischte sich den Mund mit einem Taschentuch ab. „Wir haben da ein paar witzigen Peitschen gefunden und die sind ganz sicher nicht fürs Reiten – du findest Pferde doof“, erklärte die 15-Jährige ihrem Onkel mit trockener Stimme und warf ihrer Schwester einen wissenden Blick zu. „Und außerdem sind uns auf Nikos PC genügend SM-Videos entgegen gesprungen“, nahm sie meinem Freund grinsend den Wind aus den Segeln, der gerade etwas erwidern wollte. Oh-Oh. In meinem eigenen Heimkino inmitten meines Kopfes sprangen Erinnerungen an gewisse Ordner auf, die ich vielleicht nicht so gut in den Wirren meiner Festplatten versteckt hatte, ein Sammelsurium an verschiedenen Clips, mit Notizen im jeweiligen Ordner versehen, wie zum Beispiel: „sollten wir mal probieren“ oder „könnte Chris mal mit mir im Hotel machen“ oder einfach nur „für die Zukunft“. Wunschlisten mit Bildern von bestimmten Spielzeugen – zum Teil ebenfalls mit Notizen bespickt. Großartig. Ich Volldepp. Ich hätte die Mädchen nie an meinen Laptop ran lassen sollen. Aber... woher kamen die Peitschen?! Ich wagte es nicht, Christopher anzusehen und starrte deswegen den Teppichboden an. Er räusperte sich und seine Stimme klang endlich wieder gefasst – damit hatte er ja auch eigentlich Erfahrung; sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, unantastbar zu wirken, sich nicht beeindruckt zeigen. „Was für Peitschen habt ihr bitte wo gefunden?“ Nur langsam richteten sich meine Augen auf die schwarzen, handlichen Flogger und das ebenso dunkle Paddel, das Emilie demonstrativ auf den tiefen Tisch vor uns platziert hatte. Jetzt fiel mir auch wieder der Moment ein, in dem ich eben diese Dinge ins Gästezimmer gebracht hatte – um sie zu verstecken; um Christopher einen dämlichen Streich zu spielen, damit er mir den Arsch versohlt. Oh-Oh. „Hm“, machte Onkel Chris und ich richtete meinen Blick im Zeitlupentempo auf ihn. Er hatte die Beine übereinander geschlagen und seine Arme vor seiner Brust verschränkt. Christopher schaute mir direkt in die Augen, doch was genau sich in diesem Blau dieses Mal widerspiegelte, das konnte ich dieses Mal nicht ansatzweise dechiffrieren. „Hm“, wiederholte er ein weiteres Mal und seine Augen wanderten zurück zu seinen Nichten. Dann schlich sich plötzlich dieses markante Grinsen auf sein hübsches Gesicht. „Erwischt.“ Das war alles, was er sagte! Und dieses verschmitzte Lächeln, das sein Grinsen dabei ablöste! Ungläubig starrte ich meinen Freund an. Hatte ich erwartet, dass er weiter alles abstreiten würde, dass er eine große Szene daraus machen würde, dass er den Fund mir in die Schuhe schieben und vor seinen Nichten so tun würde, als wüsste er nicht von diesen grotesken Spielzeugen in seiner Wohnung? Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, auf jeden Fall war es kein simples „erwischt“. Und auch Emilie und Marie hatten scheinbar mit einer gänzlich anderen Reaktion seitens ihres Onkels gerechnet, denn sie starrten ihn ebenso verdattert an, wie ich es tat. Christopher jedenfalls beugte sich nun etwas vor und stützte seine Arme lässig an seinen Beinen ab. „Aber das ist ein Geheimnis. Und ihr könnt doch ein Geheimnis für euch behalten, oder? Wenn eure Mutter davon erfährt, tja, dann sehen wir uns wahrscheinlich nie wieder“, flötete er fast schon und sah zunächst Marie und dann Emilie tief in die Augen. Erwischt. „Okay“, war alles, was Emilie ausdruckslos und wahrscheinlich immer noch ziemlich verwirrt dazu sagte. Als sie sich wieder etwas gefasst hatte - minimal - und ihr Blick wieder an einer gewissen provokativen Selbstsicherheit gewann, die so typisch für rebellierende Teenager war, sprach Christopher weiter. „Ich frage mich jetzt aber auch natürlich, wie ihr eigentlich auf die Idee gekommen seid, in Nikos privaten Dateien herumzuschnüffeln. Das gefällt mir ganz und gar nicht!“ „Die waren halt da!“, versuchte Emilie sich und ihre Schwester zu verteidigen. „Keine Dateien sind einfach halt da, erst recht nicht solche Filmchen, für die ihr beide noch viel zu jung seid“, sagte er trocken und blickte seine älteste Nichte weiterhin mit einem strengen Erwachsenenblick an. „Jahaaa...“, meinte sie etwas genervt. Vielleicht auch, weil der Plan, Onkel Chris irgendwie aus der Ruhe zu bringen, gescheitert war. Warum auch immer sie das vorgehabt hatten. Emilie suchte nach den richtigen Worten und ließ die Schultern hängen. Marie schwieg unterdessen weiter und schaute gar etwas peinlich benommen den Boden an. Ihr Schwester seufzte. „Die waren halt nicht richtig gut versteckt.“ „Immer noch kein Grund, persönliche Ordner zu durchforsten.“ „Jahaaaaa... ich weiß.“ „Aber?“ „Ja, nix aber!“ Sie verschränkte die Arme vor ihrem Körper. „Du, oder besser gesagt, ihr“, Marie zuckte bei diesem Wort auf, „habt es trotzdem getan.“ „Wir waren halt neugierig!“, blaffte Emilie und seufzte erneut. Auch ihr war die Lage mittlerweile etwas peinlich. So jedenfalls erschien es mir. „Hachja, diese heimtückische Neugier“, meinte Christopher und lehnte sich zurück. „Vielleicht entschuldigt ihr euch bei Niko, dass ihr seine Privatsachen durchgesehen habt, hm? Würdest du das schön finden, wenn, sagen wir mal deine Mutter, dein Tagebuch liest und dich plötzlich mit der verbotenen Schwärmerei für deinen Lehrer, die scheinbar viel zu weit geht, konfrontiert?“ „Marie, du solltest doch nichts sagen!“, schrie Emilie ihr Schwester erschüttert an. Marie schaute sie an wie... ein Auto und Christopher lachte kalt. „Liebes – du hast mir gestern den ganzen Abend lang so viele indirekte Details verraten. Ich kann eins und eins zusammenzählen, ich bin Anwalt – ich werde ständig angelogen. Direkt oder indirekt. Ich rieche so etwas und ich puzzle gern Gesprächsfetzen zusammen. In deinem Fall war die Interpretation sehr einfach“, meinte er und Emilie presste die Lippen aufeinander, sodass sie einen dünnen Strich formten. „Siehst du – es ist nicht schön, wenn man sich in sehr private Angelegenheiten mischt, oder?“ Bedächtig nickte sie, ohne einen von uns anzusehen. Dann murmelte sie beinahe geistesabwesend: „Tschuldigung.“ „Ja, tut mir auch leid!“, gab Marie eifrig hinzu und sah mich dabei sogar kurz an. „...ist schon gut“, murmelte ich, als auch Christopher mich auffordern anblickte. Mir war heiß und kalt zugleich. Erneut war ich maßlos überfordert mit der Situation, in der ich mich überplötzlich befand – und für die dich dieses Mal sogar selbst verantwortlich war. Erwischt. „Mir tut es auch leid, dass ihr so etwas über mich erfahren musstet“, fuhr Christopher plötzlich in einem sehr, sehr milden Ton fort und brachte die Mädchen dazu, ihn endlich wieder direkt anzusehen. Er lächelte ganz leicht. „Ich hoffe, unser Verhältnis ändert sich dadurch nicht. Ich hab euch beide furchtbar lieb, wisst ihr das? Und ich hoffe, ihr denkt jetzt nicht anders über mich.“ „Tun wir nicht, echt nicht!“, entglitt Emilie umgehend und sie schüttelte eifrig den Kopf, so als wolle sie ihre Aussage nochmals physisch unterstreichen – und auch Marie schüttelte ebenso heftig ihr Köpfchen und starrte ihren Onkel gar ein wenig erschrocken an. „Na... dann ist ja gut“, sagte dieser erleichtert und intensivierte sein Lächeln. „Trotzdem würde ich euch nun bitten, die Finger von Nikos und auch meinen Privatsachen zu lassen, das macht man nicht, verstanden?“ Die Mädchen nickten und schauten ihren Onkel weiterhin an. Ihre Blicke hätte man als eine Mischung aus seichter Bewunderung, leichter Angst mit einer Prise Neugier beschreiben können. Christopher seufzte. „Wenn ihr Fragen habt, dann ist jetzt die erste und auch die letzte Gelegenheit dazu; danach sprechen wir nicht mehr darüber, einverstanden?“ Eine Pause entstand und Emilie und Marie blickten sich etwas unsicher von der Seite an. Es war natürlich wieder die Ältere, die sich als erste räusperte und dann vorsichtig fragte: „Ist... macht ihr das oft?“ „Ja“, entgegnete mein Freund. Erneut wurde es still. „Noch etwas?“, hakte er nach – Emilie schüttelte den Kopf und ich fragte mich immer noch, was diese ganze Aktion eigentlich sollte. „Gut, dann hätten wir das ja geklärt. Ihr haltet brav euren Mund – eure Mutter wird eh schon ausflippen, wenn sie Niko kennenlernt und mich dann als Kinderficker deklariert.“ Nach einem weiteren Augenblick der Stille, in dem es mir die Kehle zuschnürte, fingen Emilie und Marie an zu lachen. „Das wird sie auf jeden Fall tun!“, prustete die Ältere. „Das glaub ich auch!“, pflichtete die Jüngere ihr bei. War ich immer noch verwirrt? Mehr als das. War mir die Situation unangenehm? Mehr als das. Hatte ich Angst vor dem nächsten privaten Gespräch mit Christopher? Verdammt. Erst langsam, nachdem Christopher den Fernseher eingeschaltet hatte und den Mädchen einen weiteren Ausflug in die Stadt zum Bowling und zum Essen versprach, beschlich mich langsam die Realität und mir dämmerte, was so eben passiert war. Ich erwachte bedächtig aus meiner Schockstarre, die mir erlaubt hatte, während der Konfrontation mit Christophers Nichten nicht zu explodieren und durchzudrehen. Ich betrachtete mein Spiegelbild im Badezimmer. Ich hatte uns soeben verraten. Und das nicht vor Frank oder vor Markus und Paul, oder irgendwelchen Arbeitskollegen oder Mandanten von Christopher, sondern vor Christophers minderjährigen Nichten. Ich musste mit ihm sprechen; allein und sofort. Ich tapste in die Küche und fand Christopher dort allerdings nicht vor. Auch im Arbeitszimmer verweilte er nicht. Im Schlafzimmer stieß ich endlich auf ihn. Ruhig lag er mit dem Rücken auf dem großen Bett, die Hände über sein hübsches Gesicht geschlagen. Er reagierte gar nicht, als ich mich vorsichtig neben ihn setzte. Eine ganze Weile starrte ich ihn einfach nur an. Ich war unsicher, was ich meinem Freund sagen sollte, wie ich diesen desaströsen „Fauxpas“ erklären konnte, wie ich mich dafür entschuldigen könnte. Langsam dann glitten Christophers Hände von seinem Kopf, den er mir ebenso langsam zuwandte; sein Blick ruhte auf mir. Dann sagte er mit eisiger Stimme: „Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst die Wohnung checken und alles gut verstecken, was uns verraten könnte?“ Abermals war ich wie gelähmt und nicht in der Lage, ihm zu antworten; starrte nur in seine betörenden Kristalle und atmete ein und aus. Das war alles, wozu ich fähig war. Mein Freund setzte sich auf und drehte sich mir noch weiter zu, ohne den Blickkontakt dabei zu brechen. „Was hast du daran nicht verstanden?“, monierte er. Ich schluckte. „Ich... hatte die Dinger total vergessen.“ „A – gerade deswegen sagte ich: check das Schlafzimmer und den Rest. B – was hatten diese Sachen dort eigentlich zu suchen?“ Erwischt. „Ich wollte dich ärgern, damit du mir den Arsch versohlst“, antwortete ich ehrlich und mein Mund fühlte sich dabei unheimlich trocken an. Christopher schnaubte. „Glaub mir, ich werde dir deinen süßen Hintern noch gerne öfters versohlen, aber nicht für diese Aktion.“ Bedrohlich starrte er mich an. „Nein, mein lieber Niko, für diese Aktion kannst du mit etwas völlig anderem rechnen. Ab jetzt will deinen Rechner jede Woche zur Kontrolle haben: Wenn meine Nichten an deine pikante Videosammlung kommen, dann können es auch deine Kommilitonen oder Freunde, bei denen du deinen Laptop ja gerne einfach mal so offen stehen lässt und wer weiß was für Scheißkram du sonst noch da drauf hast. Und noch etwas: Internet ist für dich ab sofort tabu, das heißt: einen Monat lang keine Horrorfilme im sowieso illegalen Stream und kein dämliches Chatten noch sonst etwas; du wirst einen Monat lang das World Wide Web nur für Uni-Zwecke nutzen, ist das klar?!“ „Ja, Christopher“, flüsterte ich. „Und außerdem hast du jetzt für diese Zeit ebenfalls eine Weggehsperre. Keine Partys und keine Shoppingtrips oder sonstiges Vergnügen, verstanden?“ „...ja, Christopher.“ „Gut. Und du verbringst die meiste Zeit bei mir, damit ich das auch alles kontrollieren kann. „Ja, Christopher.“ Die Horrorfilme trafen mich am meisten. Doch ja, ich hatte es verdient. Mehr als verdient. Christopher seufzte und ließ sich wieder nach hinten mit dem Rücken auf die Matratze fallen. Wir schwiegen. Dann räusperte ich mich. „Das tut mir echt total leid“, bekundete ich leise. „Wirklich.“ „Ich weiß...“, sagte er ebenso leise, ohne mich dabei anzusehen. Dann lachte er plötzlich und schüttelte den Kopf, strich sich mit beiden Händen erneut über sein nun müde wirkendes Gesicht. „Ich kann einfach nicht glauben, was gerade passiert ist...“, murmelte er. „Heilige Scheiße.“ „...du hast aber echt gut reagiert.“ „Glaub mir“, sagte er lachend und wandte mir erneut seinen Kopf zu. „mir ist der Arsch auf Grundeis gegangen.“ „...was?! Das hat man dir aber so gar nicht angemerkt!“ Mein Freund grinste. „Haben mir die ganzen Jahre als Jurist doch was gebracht.“ „In der Tat...“ Ich kaute auf meiner Unterlippe herum, während Christopher mich die ganze Zeit weiter betrachtete. „Was... Wieso... Ähm. Was sollte das eigentlich von Emilie? Ich meine – was war der Sinn der Aktion? Ich dachte sie mag dich, wieso macht sie dann sowas?“ Christopher lachte und setzte sich erneut auf. „Niko, Emilie ist ein Teenager der unter recht konservativem, völlig übertriebenem Druck zuhause leben muss und gerade in ihrer absoluten Rebellionsphase steckt. Da gehören solche derben Provokation eben dazu – ein wenig herumstochern, Erwachsene auf die Palme treiben, sie denkt da nicht nach und irgendwie kann ich das auch nachvollziehen. Ich hatte auch mal so ne Phase.“ „Du?!“, schrie ich fast schon. „Ja, ich“, meinte er daraufhin nur gelassen. „Du bist doch mega behütet aufgewachsen mit Kindermädchen und so ner kacke und hast von Anfang an in der Kanzlei von Daddy geschuftet!“ „Gerade deswegen“, meinte er nur und grinste leicht. Immer noch recht fassungslos starrte ich in seine Augen und konnte mir Onkel Chris partout nicht als rebellierenden Teenie vorstellen. Das war... ziemlich unsexy. „Hast du nicht rebelliert und Unsinn getrieben, mein Kleiner? Du steckst doch selbst noch mitten in der Spät-Pubertät – wenn du schon Sextoys versteckst, nur um deinen Freund wütend zu machen...“ „Ja, ähm...“ „Emilie hat meinen wunden Punkt, mein tiefstes Geheimnis entdeckt – ist doch klar, dass sie ohne darüber nachzudenken agiert hat. Dass diese Aktion keinen tieferen Sinn hatte, hat man doch direkt gemerkt, als ich es zugegeben hatte. Auch, dass sie eigentlich keine Details darüber wissen möchte – seien wir ehrlich: willst du etwas vom Sexleben deines Onkels oder deiner Tante erfahren?“ „Bloß nicht!“ „Siehst du. Emilie wollte mich zur Weißglut bringen, oder mich mit hochrotem Kopf erleben. Einfach nur so.“ „Ich dachte, sie will dich erpressen oder so...“, nuschelte ich, doch Christopher lachte nur. „Sie kriegt doch eh alles von mir, was sie will“, bemerkte er dann nur grinsend. Dass das wirklich so war, das bestätigte unser Ausflug am Nachmittag nur: noch mehr Klamotten, teures Essen, Bowling, DVDs, Bücher. Ich muss sogar zugeben, dass die Stimmung durch diese doch recht unangenehme Konfrontation nicht getrübt war. Vielleicht, weil wirklich alle so taten, als wäre nichts passiert. Ich jedenfalls hatte definitiv vor, diese Schiene weiter zu fahren. Der Abend gipfelte in einem DVD-Abend mit selbst gemachtem Schoko-Fondue. Die Mädchen waren im siebten Himmel. Und dieser Tag wäre fast komplett unschuldig geendet, hätte Emilie mir nicht, nachdem sie aus dem Bad kam und ich jenes betreten wollte ein „gute Nacht, du Masochist“ gewünscht – mit einem teuflischen Grinsen auf ihrem Gesicht. Onkel Christopher hatte recht. Dreckspubertät. Ich sagte ihm nichts davon, als ich sein Schlafzimmer betrat. „Weißt du“, flüsterte er mir ins Ohr, als ich mich an ihn kuschelte und das Licht bereits gelöscht war. „Wenn die beiden nicht hier wären, würde ich dich für die Nacht in die Sklavenbox stecken. Oder dich auf dem Boden schlafen lassen. Also genieß' diese Nacht noch – morgen wird es schon ganz anders für dich aussehen.“ Seine physischen Zärtlichkeiten, die Lippen die ganz sachte an meinem Ohrläppchen nippten und seine heißen Hände, die sich auf meinen Hintern legten, standen im krassen Kontrast zu seinen eben geäußerten, harschen Worten. Christopher war der Wahnsinn. „Ich liebe dich“, flüsterte ich nur und hörte ihn leise lachen. „Und ich könnte dir immer noch den Kopf abreißen“, meinte er – schob mein Kinn mit seinem Zeigefinger aber an und küsste mich leidenschaftlich, sodass ich mir wünschte, nie in den Schlaf abzudriften. Doch genau jenes geschah, weil es in der Natur des menschlichen Organismus lag, zu schlafen. Das Sonntagsfrühstück war die Hölle. Noch bevor Christopher sich Kaffee eingießen konnte, klingelte das Haustelefon: Stella stieg bereits in ein Taxi und war auf dem Weg hierher. Emilie und Marie, beide unausgeschlafen, stöhnten genervt und ihnen verging der Appetit. „Niko“, wies Christopher mich im milden Ton an. „Zieh dich um.“ So wechselte ich unter seinem wachsamen Auge aus der ausgewaschenen Jeans und dem etwas weiteren Pullover in eine elegantere Hose und ein schwarzes, kurzärmliges Hemd. Christopher trug einen schwarzen Anzug, so als würde er gleich zur Arbeit fahren. „Damit sie wenigstens bezüglich des Outfits die Klappe hält“, murmelte er und zwinkerte mir zu. Dass er alles andere als erheitert über den Besuch seiner Schwester war, das konnte ich ihm an jedem Zentimeter seines Gesichts ablesen. Die Türglocke schellte und unmittelbar folgte ein langgezogenes „O Gott...“ von Emilie, die dazu auch noch demonstrativ die Augen verdrehte und nur wenige Sekunden später trat eine hochgewachsene blonde Frau zu uns ins Wohnzimmer. Keine Frage: Stella war eine attraktive Frau in den 40ern, die viel Wert auf ihr Äußeres legte, ohne dabei billig zu wirken und dem Trend der künstlichen Jugend zu folgen, wie man sie von Botox-Schlampen aus dem Fernsehen erkennen konnte. Ihr Haar war lang und ihre Augen ebenso blau wie die von Christopher ich schluckte, noch mehr, als mein Freund hinter ihr auftauchte und mir diesen 'na los!'-Blick zuwarf. „Stella, das ist Niko“, sagte er und wies mit der Hand auf mich. Automatisch reichte ich seiner Schwester die Hand, die sie beinahe sofort ergriff. „Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte ich und war dankbar, dass ich sie nicht aus Versehen geduzt hatte. Christopher hatte mich schließlich gewarnt. „...hallo....“, murmelte Stella und starrte mich seltsam lange an. Dann räusperte sie sich und ihre Stimme war fester und kühler als sie wieder sprach. „Ich bin Stella Weinert, ich habe schon von Ihnen gehört. Nett, Sie mal kennenzulernen. Christopher kommt uns ja kaum besuchen“, fügte sie noch kälter an und ich sagte einfach mal gar nichts dazu sondern lächelte debil. Dann schon existierte ich für Stella gar nicht mehr, denn sie warf sich auf ihre Töchter, wie eine Löwin. „Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?! Weißt du, was alles hätte passieren können? Weißt du, was für Sorgen dein Vater und ich uns gemacht haben, Fräulein?“, begannen die sozial vertretbaren Tiraden der blonden Frau, die Christopher so ähnlich sah und doch nicht unterschiedlicher hätte sein können. Die sozial nicht mehr vertretbaren Antworten ihrer Tochter waren durchaus lauter. Benommen stand ich da und starrte das streitende Paar an. Natürlich war es Christopher, der dazwischen trat und versuchte beide Parteien zu beruhigen – doch nichts half. Stella bellte ihn an, sie beschimpfte ihn als „beschissenes Beispiel“ für ihre Töchter und warf ihm vor, Emilie und Marie gegen sie aufzuhetzen, wogegen Emilie und Marie aber so vehement protestierten, dass es wirklich nur eine Frage der Zeit war, bis die ersten Tränen der Mädchen flossen und sie eben in jener Verfassung, wütend und aufgebracht, in ihr Zimmer stampften, um ihre „scheiß Koffer“ zu holen. Christopher nickte mir zu, ihnen zu folgen und ich tat es. Emilie fluchte unter ihrer Nase, als ich das Zimmer betrat. „Braucht ihr Hilfe?“ Sie sah mich an mit ihren rötlichen Augen und zog die Nase hoch. „Sie ist furchtbar. Oder?“ Ich überlegte kurz. Dann nickte ich. „Ja. Ich bemitleide dich.“ Wir lachten, alle drei. Und genau dann steckte mir Emilie einen kleinen Zettel zu. „Adde mich mal bei ICQ, aber sag Christopher nix davon!“ „Ähm?“ „Tu was ich sage, oder du wirst es bereuen!“ Ich glaubte Emilie aufs Wort. „Okay, okay...“, beruhigte ich sie und steckte den Zettel ein. Der Abschied war furchtbar. Die beiden umarmten ihren Onkel beinahe minutenlang und ich hörte Emilie immerzu „tut mir leid“ murmeln. Ob sie die Sache mit den Peitschen meinte oder die Gesamtsituation mit ihrer Mutter, ich weiß es nicht. Stella jedenfalls war eisig, als sie sich von ihrem Bruder verabschiedete, der die ganze Zeit über ruhig geblieben war. Mir gab sie nicht einmal die Hand. Und dann, dann fiel die Tür laut ins Schloss und die zankenden Stimmen im Hausflur wurden immer leiser. Erst dann seufzte Christopher laut und massierte seine Schläfen. „Gott, meine Schwester ist eine Idiotin“, sagte er dann und ließ sich aufs Sofa fallen. „Soll... ich dir vielleicht ein Bad einlassen?“, fragte ich vorsichtig. „Und mach mir nen Rotwein auf.“ Das Bad half ihm, er entspannte sich; ich schrubbte seinen Rücken, ich massierte seinen Kopf, ich trocknete ihn ab und als er im Schlafzimmer nackt vor mir stand, war plötzlich wieder dieses fieses Grinsen auf seinem Gesicht. „Niko“, sagte er. „Ich werde dich jetzt so hart ficken, dass du danach nicht mal mehr deinen eigenen Namen weißt.“ Und er tat es. Weil es ihn beruhigte und weil er all diese Wut, die sich angestaut hatte, in seinen harten Stößen loswerden konnte. Ich zitterte danach. Vollkommen befriedigt lag ich auf dem völlig zerwühlten Bett, von dem Christopher mich ohne jegliche Vorwarnung stieß. „Autsch!“, zischte ich, als ich auf den Boden plumpste. Wieder begegneten mir diese eiskalten Augen und das süffisante Grinsen. Für die nächsten Tage blieb der Boden mein fester Platz in seiner Wohnung. Rigoros zog er seine Bestrafung durch – und ich liebte es. Ja, jetzt, wo ich mir all das wieder ins Gedächtnis rufe, muss ich immer noch sagen: dieses Familientreffen war wirklich eines der Seltsamsten. - - - Mondlilie ist ne Blitzbeta :) Euch allen: Danke fürs Warten. Und somit auch: Sorry, dass ich euch so lange habe warten lassen. Mein Leben ist momentan Chaos, die Zukunft ein schwarzes Loch. Ergo: es nicht leicht, Zeit zu finden - aber ich gebe mein Bestes, weil Schreiben auch irgendwie dabei hilft, zu entspannen ;) Kapitel 28: Sommerspecial ------------------------- Christopher und Ich Sommerspecial Mit diesem kleinen Oneshot möchte ich mich bei allen Lesern bedanken. Dass ihr hier immer noch vorbeischaut, dass ihr mir immer noch Feedback gebt und dass ihr geduldig bleibt. Das hier ist auch alles andere als ein schreiberischer Abschied von der Story, und ich werde auch nicht fortfahren, in dem ich nur noch solche Oneshorts produziere – die Hauptstory ist in meinem Kopf und ich werde sie noch auf „Papier“ bannen und hier natürlich veröffentlichen. Im Moment ist mein Leben noch stressiger als erwartet und ich versuche, einen Weg zu finden, nicht komplett durchzudrehen und Stabilität zu erlangen ;-) Ich finde aber, ihr habt ein Wiedersehen mit den beiden Schnuckels verdient – und ich auch! Deswegen diese kleine Sidestory, die mir auch schon seit mehreren Monaten im Kopf herumgeistert. Hiermit verabschiede ich mich auch in den Urlaub, in dem ich an der Hauptstory weiterarbeiten will – und an meinen anderen Geschichten, die ich gedenke dann auch wirklich mal als Buch zu veröffentlichen. Eure Isis Sonne Der Sommer lässt auf sich warten. Nur kurz lugt die schrill gelbe Sonne hinter den aufgeplusterten Wolken hervor und lässt den Eisverkäufer im Viertel auf steigende Verkaufszahlen hoffen, die Kinder lachen und den, der Urlaub genommen hat, aufatmen. Doch im nächsten Moment, nur drei oder vier Minuten später schon, endet es, und eine dunkle Wand schiebt sich vor die lichtspendene Scheibe. Der Wind zieht auf, es regnet. Ich seufze und Christopher schaltet das Autoradio lauter, weil es Punkt 9 Uhr ist und er den Nachrichten lauschen will. Genau deswegen schweige ich und schaue nach draußen. Eigentlich wollten wir heute in den Wald, einen langen Spaziergang machen, in einem Dorfrestaurant erst kurz zuvor erlegtes Wild essen, doch jetzt wo es donnert und blitzt, dort hinten am Ende der Stadt, weiß ich, dass mein Freund richtig entschieden hat, als er die Pläne heute Morgen spontan umgeworfen hat. Und eigentlich, denke ich mir, während mein Blick wieder zum blonden Adonis neben mir wandert, finde ich unser neues Ziel vielleicht sogar ein bisschen besser als den dunklen Wald. Christopher wirkt konzentriert, oder eher nachdenklich. Die sonore Reporterstimme informiert uns gerade über den Organspendeskandal in der Republik, der eigentlich gar nicht so neu ist, aber scheinbar gibt es nichts anderes Berichtenswertes. Bis auf das blöde Wetter, doch dafür findet sich kein Platz in den Nachrichten. Er seufzt und schaltet noch vor dem Sport zurück auf die CD. Nick Cave and the Bad Seeds. Akzeptabel. Schließlich bemerkt Christopher meinen Blick, der nun schon seit einiger Zeit auf ihm ruht. „Was ist?“, will mein Freund von mir wissen. „Nichts“, antworte ich ihm und fahre dennoch fort, „ich erfreue mich einfach nur an deinem Anblick.“ „Ist das so?“ Er grinst. „Das ist in der Tat so, Herr Lang“, meine ich ebenfalls grinsend. Mein Freund hat sich einige Tage frei genommen. Um zu entspannen. Um einen klaren Kopf zu bekommen. Um Zeit mit mir zu verbringen. Noch mehr Zeit. Schon ein Jahr wohnen wir zusammen. Zu Beginn war es ein seltsames Gefühl, plötzlich ein kompletter Teil von Christophers Leben zu sein und seine Wohnung, auch als mein eigenes Heim zu bezeichnen. Jetzt ist es... normal. Was alles andere bedeutet als... langweilig. Ich grinse, und Christopher wirft mir erneut einen fragenden Seitenblick zu. „Was heckst du da schon wieder aus, Niko?“ „Nichts“, entgegne ich unschuldig und schaue wieder nach draußen. Doch das ist eine Lüge. Mein Freund schnaubt amüsiert. Natürlich glaubt er mir nicht. Aber das ist wohl eines unserer Spielchen. Denn natürlich könnte er mir befehlen, meine wahren Gedanken offen zu legen. Doch er macht es nicht; er will sich überraschen lassen. Das gefällt mir. Ich grinse immer noch leicht, als Christopher auf den noch ziemlich leergefegten Parkplatz fährt. „Schön“, findet er, als er den Motor abstellt. „Direkt vorm Eingang, so mag ich das.“ „So faul, Herr Lang?“, necke ich ihn und er wirft mir einen ermahnenden Blick zu. Dann steigt er aus. Der Geruch von Chlor steigt mir unmittelbar in die Nase, als die großen, verglasten Türen hinter und geräuschlos schließen. Es ist warm hier, unheimlich warm; so viel heißer als draußen. Gedämpfte Kinderschreie und plätscherndes Wasser, das Dumpfe Grollen des vibrierenden Springbetts direkt nach einem Sprung erreichen meinen Gehörgang, während wir uns der Kasse nähern. Wir sind die einzigen Neuankömmlinge und als Christopher unsere Eintrittskarten für die kleine Schwimmoase bezahlt, starre ich durch eine riesige Glaswand hinein in eben jenes künstliche Paradies. Ganz hinten, abgeschirmt von solchen neugierigen Blicken wie dem meinigen, liegt der Bereich, den mein Freund gleich anstreben wird; ich erhasche nur einen kleinen Blick auf die zwei großen Palmen, die wie Wachtürme gen Decke ragen. „Komm“, sagt Christopher und tippt ganz kurz meine Schulter an, „lass uns reingehen.“ Er lächelt und ich folge ihm. Der Umkleidebereich ist riesig und verwinkelt und ich bin mir fast sicher, dass ich mich hier allein sicherlich verlaufen würde. Es ist ruhig, bis auf die zuweilen anstrengend und wild plappernden Kinderstimmen, die aus der Ferne ertönen. „Na“, spreche ich meinen Freund an und blicke ihm in die Augen, „wollen wir in eine der Gruppenkabinen gehen? Da waren doch immer diese tollen Bänke in der Mitte, wenn ich mich recht entsinne. Da könntest du mich wundervoll dran festbinden und mir dann die Seele aus dem Leib ficken...“ „Niko!“, zischt er direkt in mein Ohr, nachdem er mich an meinem Kragen gepackt hat. Kurz lässt er seinen Blick zu beiden Seiten wandern. „Weißt du“, fährt er dann fort in seinem leisen Ton, „auch wenn hier gerade nicht so viel los ist, solltest du trotzdem deine Zunge hüten, hier laufen genug kleine Kinder rum. Verstanden?“ „Ja, Christopher, ich schweige.“ „Du sollst nicht schweigen“, entgegnet er ruhig und lächelt irgendwie kalt. „Du sollst nur deine perversen Gedanken, die wir später gerne alle in die Tat umsetzen können, erst mal bei dir behalten“, fügt er hinzu und geht einfach weiter. Als ich mit ihm in die Kabine treten will, hält er mich auf und begutachtet mich mit einem skeptischen Blick. Ja, Christopher macht zwar keinen Hehl daraus, dass er schwul ist, aber manchmal möchte er dann doch lieber diskret bleiben. Vor allem wenn, wie er schon selbst sagte, Kinder involviert sind. Was sagte er einst? Er wolle seine Zeit nicht mit aufgelösten und empörten Elternteilen verschwenden, die eine riesige Affäre aus einer Lappalie machen könnten, weil sie ihr Kind vor dem realen Leben schützen wollten, vor dem sie selbst immer noch wegliefen und es fürchteten. Oder so ähnlich. Ich seufze und ziehe mich in der angrenzenden Kabine um. Schließlich ist das ja auch ein Befehl meines Masters. Und ich befolge jede seiner Anweisungen; das brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen. Doch als ich hinaustrete und mit meinem peinlichen pinken Handtuch mit Herzchen, das Christopher mir als kleine Strafe eingepackt hat – schließlich hatte ich getrödelt und war launisch am Morgen – muss ich schlucken. Denn da steht er: ein wahrhaftiger Adonis. Die pechschwarze Badeshorts, die etwas seiner strammen Oberschenkel bedeckt, und gleichzeitig so viel Haut offenbart, sitzt wie angegossen. Seine männliche Beule fällt mir natürlich sofort ins Auge, auch wenn sie eigentlich gut maskiert ist durch den Stoff; und als er sich umdreht und den ersten Schritt in Richtung der Duschen unternimmt, da fallen mir beinahe die Augen aus dem Kopf; anders kann man es nicht sagen. Sein Hintern ist ein einziges Gemälde in dieser Badehose, das man stundenlang betrachten will – weil es die eigene Fantasie ungemein anregt. „Niko!“, ermahnt mich seine strenge Stimme und mir fällt erst jetzt auf, dass er stehengeblieben ist und sich mir zugedreht hat. „Komm jetzt, ich will endlich ins Wasser!“ Das kurze Abduschen in dieser riesigen Kabine ist eine Tortur, aber ich bleibe stark und blicke die hellen Fliesen unter meinen Füßen an, anstatt seine feuchte Haut zu betrachten. Es funktioniert und selbst, als wir am Schwimmbecken entlanggehen und ich meinen Freund von der Seite ansehe, kann ich mich irgendwie unter Kontrolle halten. Trotz Ferienzeit ist nicht viel los. Vielleicht auch gerade deswegen; weil viele der Familien ihrem Heim in dieser Zeit entfliehen wollten. Und weil es noch ungemein früh am Morgen ist und der, der ausschlafen kann, diese Möglichkeit auch nutzen will. Nur wir nicht. Wir wollen die freien Liegen ergattern, direkt unter den Palmen im kleinen Beach-Bereich, der auch ohne echten Sand irgendwie tropisch wirkt, mit den aufgestellten Sonnenschirmen und Felsenkonstruktionen; und durch das helle Licht, das die lang ersehnte Sonne imitieren soll. Vor uns liegt weiter Pool. Einige Meter lang ist das Becken lediglich 1,20 Meter tief; hier kann man Ball spielen, im Wasser herumspringen und letztendlich über eine kleine Felswand klettern und direkt ins Hauptbecken springen – wenn der Bademeister gerade von etwas abgelenkt ist, einer Bikinischönheit zum Beispiel. Oder von solch einem knackigen Männerarsch, wie ihn mein Freund besitzt. Wir breiten unsere Handtücher aus und stellen unsere Rucksäcke ab. Christopher streckt sich. Er sieht fantastisch aus. Unsere Blicke treffen sich. „Schwimmen?“ Er nickt in Richtung des blauen Wassers. „Deswegen sind wir doch hier, Herr Lang, oder wollten sie lieber Schlittschuhlaufen?“, entgegne ich und stolziere an ihm vorbei. Ich muss lachen, als er mir daraufhin einen leichten Klaps auf den Hinterkopf verpasst. Das Wasser erscheint kalt, als wir die breiten Treppenstufen hinabsteigen. Meine Haare stellen sich auf. „Kalt, kalt, kalt, kalt!“, murmele ich, während ich einfach weitergehe und irgendwann die Augen zusammenkneife und mich in die Hocke fallen lasse, sodass das Wasser mein Kinn berührt. Ich zittere kurz und Christopher lacht. „Konsequent“, quittiert er mein Tun, während er selbst mit seinen Händen Wasser schöpft und seinen viel zu hübschen Oberkörper damit benässt. Zunächst die Arme, dann seine Brust; und dann gleitet sein Körper graziös ins Wasser und zwei Sekunden später ist er direkt bei mir. Unsere Arme berühren sich ungesehen unter der Oberfläche und ich kann mich gerade noch so zurückhalten, mich gänzlich gegen ihn zu pressen, meine Arme um ihn zu schlingen und ihn ungehalten zu küssen. Also stoße ich mich vom Beckenboden ab und gleite auf dem Rücken durchs Wasser, weg von ihm. Ich schließe die Augen und bringe meinen Körper mithilfe meiner Beine und Arme weiter ruhig voran. Doch als ich nach einer kurzen Weile die Augen wieder öffne und meinen Körper in eine Senkrechte Position bringe, da streifen meine Arme schon wieder seinen Körper und er grinst mich an. Dieses Mal versuche ich es mit Brustschwimmen, doch als ich nach dem weiteren Fluchtversuch meinen Kopf drehe, ist er schon wieder direkt bei mir und grinst mich an; dieses Mal streifen seine Beine die meinigen und ich erschaudere. „Na, warte“, murmele ich unter meiner Nase, hole Luft und gleite hinab ins kühle Nass. Die Augen unter Wasser geöffnet zu halten ist kein Problem, doch als ich gerade zu meinem Zug ansetze, packt Christopher, der scheinbar im selben Moment zum Tauchen angesetzt hat wie ich, meinen Arm. Harsch zieht er mich unter Wasser in seine Richtung und im nächsten Moment prallen unsere Lippen auch schon aufeinander. Unser erster Unter-Wasser-Kuss. Er ist herrlich. Allerdings auch herrlich kurz. Wir tauchen auf, schauen uns kurz in die Augen - und ich will mehr. Doch ausgerechnet in diesem Moment ertönt auch schon das Kindergeschrei am Beckenrand und ich kann beobachten, wie eine Mutter mit zwei Kindern die Liegen am Rande in Beschlag nimmt und ihre Sprössling wild durch die Gegend springen. Ich seufze. „Komm“, meint Christopher. „Lass uns in das Hauptbecken gehen. Ich will ein paar Bahnen schwimmen.“ So ziehen wir von dannen und überlassen den kleineren Pool eben den Kleineren. Christophers Hintern bewegt sich viel zu lasziv vor meinen Augen. Ob andere ihn wohl auch so sehen? Ob das Großmütterchen, das dort hinten im heißen Wellness-Becken ihre Zeit genießt und uns Vorbeiziehende ansieht, sich jetzt denkt: „Wenn ich doch nur 20 Jahre jünger wäre...!“, und ob die zwei jungen Mädchen, die am Beckenrand bei dem Auffangpool der großen blaue Rutsche tratschen und ihre Blicke über den halbnackten Körper meines Freundes beiläufig wandern lassen, in ihren Gedanken schimpfen: „Wieso kann mein Freund nicht so aussehen?!“; ist das so? Und denkt vielleicht der ebenfalls ziemlich gut durch trainierte Gigolo am Fuße des Springbretts: „Den würde ich wirklich nicht von der Bettkante stoßen...“? Ich frage mich... Mein Master ist ein hervorragender Schwimmer. Während ich im Nass verschieden Schwimmarten wahllos vermische, um mich über, oder eben unter, Wasser zu halten, zieht er seine exakten Bahnen im Kraulstil durch. Irgendwann mache ich Halt am Ende des Beckens, direkt an der Felskonstruktion, hinter der unser kleines Strandparadies liegt. Einige der Felsen ragen ein bisschen weiter hinaus und bilden ein kleines Dach über mir. Mit dem Rücken lehne ich mich an die Beckenwand und starre meinen Freund an. Je länger ich ihn bei seinen Aktivitäten im Wasser betrachte, desto mehr verstehe ich diese Faszination für die Olympischen Spiele. Meinte Kilian nicht erst kürzlich, dass er nur die Schwimmwettkämpfe angesehen hat, aufgrund der heißen Schwimmer in knappen Hosen? Diesem Schwimmer hier könnte ich wirklich stundenlang zusehen. Auch wenn ich momentan nicht all zu viel von diesem himmlischen Körper erblicken kann – meine Fantasie läuft aber auf Hochtouren; wie so oft. Während ich sein nasses blondes Haar betrachte und seine gut geformten Arme, die aus dem Wasser ragten, mir in die Augen stechen, kribbelt es plötzlich überall. Kein Wunder. Wir hatten gestern keinen Sex, keine Session. Der Plan war fit zu sein für die Wanderung. Christopher verbat mir, Hand an mich selbst zu legen. Wie schon die Tage zuvor, an denen er noch so viele Dinge zu erledigen hatte, um Raum für unsere Zweisamkeit zu schaffen, und an denen er zu müde für gewisse Dinge war – und auch mir die Befriedigung verweigerte; weil es ihm so gefiel, mich aufgelöst und geil zu sehen. Aufgelöst und geil werde ich auch langsam hier in diesem Becken. Und das passt mir gar nicht. Weil ich Christopher nicht schamlos anfassen kann, weil ich mich nicht an seinen nackten Körper in der Dusche pressen kann, weil, weil, weil! Ich lasse meinen Blick wandern, will meine Gedanken abkühlen lassen. Der Gigolo und seine laut lachenden Freunde rennen nach draußen; obwohl es gerade nieselt, springen sie jauchzend in das freiliegende Becken. Wahrscheinlich, weil es komplett leer ist. Noch eher, um die jungen Schülerinnen zu beeindrucken, die nun die Jungs tatsächlich von ihrer Bank aus beobachten und dämlich kichern. Aber eines muss ich wohl zugeben: auch wenn die Visagen dieser Möchtegern-Partymacher auf absolute Hirnlosigkeit schließen lassen, so haben die vier da doch ungemein gut trainierte Körper. Ich seufze. Mein Sixpack lässt auf sich warten, aber solange Christopher meine angedeuteten Muskeln attraktiv findet, ist das, schätze ich, wohl okay. Der zweite Bademeister, der nun mit dem alten Kauz von Kollegen redet, zieht allerdings wohl auch gleich die Blicke der Schicksen auf sich. Er ist jung und tätowiert und hat Arme wie ein... sie sind einfach enorm riesig, sodass ich auf der Stelle beschließe, definitiv nicht ins Becken zu springen, von dort aus, wo es verboten ist. Ärger mit dem Kerl möchte ich mich wirklich nicht einhandeln. Lautes Kindergeschrei dröhnt plötzlich in meinen Ohren. Ich schaue zur Seite. Ein junger Vater versucht gerade sein Kleinkind zu beruhigen und wiegt es auf den Armen hin und her; Mutti macht derweil ein Urlaubsfoto von den beiden. Die oder der Kleine, ich kann und will das Geschlecht einfach nicht bestimmen, wird in einigen Jahren sicherlich sagen: „Papa, warst du damals aber gutaussehend!“ - und wahrscheinlich über den dann existierenden Bierbauch herziehen; von dem jetzt allerdings noch gar nichts zu erkennen ist. „Ah!“, japse ich, als unangekündigt Herr Lang plötzlich unmittelbar vor mir aus dem Wasser auftaucht. Er reibt sich die Augen und im nächsten Moment schon pinnt er mich gegen die Beckenwand und ich halte die Luft an. Von diesem ultimativen Körperkontakt bin ich so überrascht, dass ich gar nichts sagen kann. Christophers Brust an meiner, sein Bein zwischen meinen Beinen, seine Beule direkt an meinem immer noch harten Fleisch – die noch hier anwesenden Menschen plötzlich gänzlich egal. „Was fällt dir eigentlich ein, anderen Männer so lustvoll anzustarren?“, knurrt er mir ins Gesicht und für einen kurzen Moment glaube ich wirklich, dass er ernsthaft wütend ist. Doch dann gleiten seine Mundwinkel in ein minimales, hämisches Grinsen und er wispert: „Das wird Konsequenzen haben, Herr Klaas...“, und driftet graziös auf seinem Rücken davon. Derweil pocht mein Herz unentwegt und wild in meiner Brust und ich würde ihm am liebsten sofort hinterher stürzen. Aber ich lasse es und klammere mich stattdessen an den Beckenrand, schließe die Augen und atme den Chlorduft ein. Ich weiß nicht, wie lange ich so verweile. Ich weiß nur, dass mir irgendwann kalt wird und als ich darüber nachdenke, aus dem Wasser zu steigen, befiehlt Christopher es mir bereits. Er steht am Beckenrand, die Hände gegen die Hüften gestemmt und wartet auf mich; er hilft mir aus dem Wasser. Er lächelt. Und er gedenkt, mich noch ein bisschen weiter zu quälen. Wir trocknen uns ab und legen uns eine Weile auf die Liegen. Es wird wohlig warm und diese pseudo-hawaiianische Musik wirkt irgendwann fast schon beruhigend auf mich. Fast schlafe ich sogar ein, doch mein Hunger gewinnt diesen Kampf; mein Magengrummeln ist so laut, dass selbst Christopher es hört und kurz von seinem Buch ablässt, um mir ins Gesicht zu blicken und zu lachen. „Worauf hast du Lust?“, fragt er. „Auf dich“, entgegne ich, „aber auch auf Pommes.“ Christopher lacht. „Sehr romantisch. Und hoch erotisch“, meint er nur und legt seinen Roman beiseite. „Ich verspüre aber auch ein leichtes Hungergefühl. Auf dich – aber noch mehr auf Pommes“, sagt er zwinkernd. Wir essen, wir sprechen über die seltsame Komödie, die wir gestern im Fernsehen gesehen haben. Ich erzähle Christopher vom Ende des Films, schließlich hat er jenen nicht mehr mitbekommen, hatte schon längst geschlummert. Wir schlendern zurück zu unseren Liegen; dann schlafe ich wirklich ein. Mein Master weckt mich einige Zeit später; ganz vorsichtig streichelt er über meine nackte Schulter. „Hm?“, mache ich und drehe mich um. „Ich wollte ein wenig in den Wellness-Pool steigen“, sagt er ruhig. „Kommst du mit?“ Natürlich begleite ich ihn. Wir sitzen im herrlich warmen Wasser, mit ein paar Rentnern uns gegenüber, das Kindergeschrei weit weg, und blubberndes Wasser rund um uns herum. Als Christopher unter Wasser plötzlich meine Hand greift und mich dann so charmant anlächelt, wird mir noch wärmer. Ich grinse die Greisin an, die mich gerade ansieht und dann auch lächelt. Auch Christopher schenkt sie ein kurzes Lächeln und ich drücke seine Hand noch ein wenig fester. Wenn die alte Frau nur wüsste, was diese scheinbar netten jungen Männer, die sie soeben angelächelt hat, eigentlich miteinander treiben... es würde ihre kühnsten Vorstellungen übertreffen. Ich weiß nicht, wie ich es schaffe, aber Christopher geht tatsächlich noch mit mir rutschen. Und er hat sogar Spaß dabei. Er zieht noch ein paar Bahnen und dann machen wir sogar fast noch eine richtige Wasserschlacht. Es ist 17 Uhr, als wir unsere Sachen packen. Der Duschraum ist heiß. Dampf steigt auf, und als ich mein Shampoo aus der Tasche hole, stellt Christopher sich splitterfasernackt unter den festinstallierten Duschkopf neben mir. Er beachtet mich nicht, als er das Wasser anstellt und beginnt sich einzuseifen. In den ersten Minuten kann ich mich nicht bewegen, ich schlucke und erst, als ein weiterer Schwimmbadbesucher den Raum betritt, besinne ich mich und schalte auch mein Wasser ein. „Zieh dich lieber ganz aus“, ertönt plötzlich Christophers Stimme neben mir, die mir einen Schauer über den Rücken jagt. Aber ich will meine herrlich aufgeplusterte, mir fast zu den Knien reichende Schwimmshorts nicht loswerden. Nicht jetzt. Nicht in diesem Stadium. „Lieber nicht...“, meine ich deswegen so leise es bei diesem Rauschen geht. Kurz hebt Christopher seine rechte Augenbraue fragend an, und dann streicht Erkenntnis durch sein Gesicht. Er grinst und lässt ab von mir. Ich versuche mich zu beruhigen. Als noch zwei weitere Männer den Duschraum betreten und sich entkleiden, funktioniert es auch. Denn diese Exemplare sind alles andere als attraktiv und dieser Anblick hilft meiner Gefühlslage ungemein. Als wir durch diese verwinkelten Korridore des Männerbereiches schlendern, ist es alles andere als ruhig. Die angebauten Föne rauschen und rattern, irgendwo knallen Spinttüren und hier und da ertönen Konversationen; auch wenn wir auf den Fluren nur zwei Personen begegnen. Wir holen unserer Kleidung aus den Hauptspints, Christopher sagt „bis gleich“, und kurz bevor er seine Kabinentür zuzieht, reagiere ich. Mit einem Satz stehe ich direkt vor ihm und schiebe im selben Moment schon den Riegel vor die Tür. Wir sind eingesperrt. In einem Raum, der lediglich so groß ist wie ein kleiner Schrank. Christophers Gesichtsausdruck könnte man als überrascht bezeichnen, und ich gebe ihm auch keine Zeit, diesen zu ändern. Ein halber Schritt und ich presse seinen Rücken gegen die Kabinenwand. Ich schnappe mir seine Handgelenke und dränge sie ebenfalls gegen das grün gestrichene Holz; und Christopher lässt all das zu. Gar ein wenig fasziniert betrachtet er mir und schweigt. Ich küsse ihn. Ganz leicht lecke ich über seine Lippen, nur um meine Zunge dann gänzlich in seinen Mund zu schieben. Den ganzen Tag habe ich auf diesen Moment gewartet und nun ist er endlich da; und ich möchte ihn so richtig auskosten. Christopher küsst mich erstaunlicherweise leidenschaftlich zurück, er übernimmt sogar die Führung – obwohl mich das eher weniger überrascht. Seine Zunge streicht langsam über die meinige, als meine Finger sich von seinen Handgelenken lösen und über seine nackte Brust fahren, um dann kurz über seine harten Knospen zu streichen. Doch als ich meine Hände weiter nach unten wandern lassen und meine Fingerkuppen das Handtuch berühren, das um seine Hüfte gewickelt ist, bricht mein Freund den Kuss. Grob packt er meine Arme und schiebt sie weg von seinem Körper. Schade nur, dass ich es dank meiner gekrümmten Finger schaffe, ihm dabei zufällig das Handtuch vom Leib zu reißen. Und was meine Augen da sehen, gefällt mir zum einen; und zum anderen ist es ein klarer Nachweis meines Erfolges: Christopher ist steinhart. Er schnaubt und hebt das Handtuch auf. „Niko“, wispert er bedrohlich, als ich wieder auf ihn zukomme. „Nur ein bisschen, bitte...“, hauche ich. Und ernte eine seichte Ohrfeige. „Es wird nicht gebettelt!“, scheltet mein Master mich im Flüsterton, während er das Handtuch scheinbar schützend vor seine Scham hält. Ich will etwas entgegnen, doch im selbem Moment hören wir schon, wie sich ein Vater mit seinen Kindern nähert; es wird laut und die Kids schreien nach Eis, der Vater versucht zu beruhigen und Christopher mustert mich derweilen mit einem scharfen Blick. Erst, als sich die Stimmen weit entfernt haben, bewegt er sich wieder. „Nicht hier“, ist alles, was er zu mir sagt. Dann schmeißt er mich aus der Kabine. Wir sehen uns erst in dem großen, verspiegelten Bereich wieder, in dem sich der Gigolo von vorhin gerade seine Haare stylt. Er geht Gott sei Dank, als ich näher komme. Christopher reicht mir eine Bürste und ich kämme mein zerzaustes Haar. „Wir müssen dich bald zum Frisör bringen“, sagt mein Freund, als er mich so von der Seite begutachtet. „Eher zu einem Sexualtherpeuthen, wenn du mich nicht bald nagelst“, entgegne ich, viel lauter als geplant. Ich beiße mir selbst auf die Zunge und kann wohl von Glück sprechen, dass niemand meine Worte mitbekommen hat. Christopher schnalzt genervt mit der Zunge – und ich bekomme einen weiteren Schlag auf den Hinterkopf. „Wenn du weiter machst, lasse ich dich noch eine ganze Weile weiter zappeln, mein Lieber. Und jetzt fön' deine Haare“, ist alles, was er dazu sagt. Dann legt er in Ruhe sein Haar zurecht, während ich meine dunklen Strähnen wild durcheinander puste. Als ich fertig bin und den Trockner abschalte, tritt mein Freund näher an mich heran. Ich schenke ihm einen eher säuerlichen Blick und er grinst nur. „So trotzig“, wispert es belustigt und bedeutet mir mit einer kurzen Handbewegung ihm zum Auto zu folgen. Erst als er den Motor anstellt und wir vom Parkplatz rollen spricht er wieder mit mir. „Öffne deine Hose.“ Ich tue es. „Ich will, dass du dich berührst“, sagt er gelassen, während er die Kurve nimmt. Sachte gleitet meine Hand unter den Bund meiner nun leicht entblößten Boxershorts. Ich beiße mir auf die Unterlippe, als ich mich selbst berühre und beginne, meine Hand in einem sehr langsamen Rhythmus zu bewegen. Damit es nicht so auffällt; schließlich fahren wir durch die Innenstadt. …ist das Grund, warum ich so aufgeregt bin? „Niko…“, säuselt Christopher amüsiert und fügt dann kalt an: „Ich weiß, wie du dir einen runterholst und das, was da gerade tust, ist lächerliche Spielerei.“ „…du hast nicht gesagt, ich soll mir einen runterholen. Du sagtest: Fass’ dich an“, bemerke ich flüsternd und ernte eine deftige Ohrfeige, die mein Herz zum Rasen bringt, meine Haut zum kribbeln und meinen Schwanz zum pulsieren. „Da kümmere ich mich ein paar Tage nicht intensiv um dich und du wirst gleich so frech, du Lausebengel!“, schimpft er. „Jetzt holst du dir einen runter, oder ich schmeiße dich gleich raus. Und zwar ohne deine dämliche Hose, verstanden?“, droht er mir und Gott, ich holemir einen runter; und wie. Ich kann mein Stöhnen nicht zurückhalten. Vor allem, da Christopher seinen Blick, wann immer er kann, auf mich richtet und sich seine Augen dann auch so intensiv in die meinigen bohren. Selbst als wir an einer Ampel halten, die zweiten in der Reihe, mache ich weiter. Weil er es mir nicht anders befiehlt. Ich spüre seine Lust, ich betrachte seinen Körper. Die straffen Oberschenkel, das glattrasierte Gesicht, die arktischen Augen, das blonde Haar. An der zweiten Ampel komme ich. „Hm“, macht Christopher. Irgendwie zufrieden. Er grinst. Und ich versuche mich zu beruhigen. „Hast du… ein Taschentuch?“, frage ich ihn. Sein Grinsen wird breiter. „Nein“, entgegnet er dann, noch zufriedener. Letztendlich wische ich meinen eigenen Saft an meiner frischen Boxershorts ab. Kaum, dass wir zuhause sind, muss ich mich schon wieder umziehen und leicht abduschen. Als ich aus der Kabine trete, sind meine bereitgelegten Sachen jedoch verschwunden. Ich grinse. Christopher lehnt lässig am Türrahmen. „Komm her…“, lockt er mich verspielt. Und ich komme. Er küsst mich. „Deine Aufmüpfigkeit gefällt mir ganz und gar nicht…“, murmelt er in mein Ohr, nachdem er spielerisch mit seiner Zunge darüber gestrichen ist. „Deswegen gehst du jetzt auf dein Zimmer“, fügt er hinzu. „Und denkst ein bisschen darüber nach.“ …was? Schon wieder keine Session? Doch ich protestiere nicht. Komplett nackt lege ich mich ins Bett. Ich höre die Uhr ticken. Christopher hat mir meinen Laptop weggenommen. Ich kann nicht mal einen Film schauen. Aus dem Wohnzimmer höre ich den Fernseher. Nach einer Stunde klingelt jemand. Ich höre Schritte, dann die Stimme von Holger; dann klassische Musik. Sie spielen Schach. Das ist also meine Strafe. Ich kneife die Augen zusammen. Es ist 22 Uhr, als es ruhig wird in der Wohnung und denn geht endlich die Tür auf. Christopher mustert mich mit einem klaren Blick. „Und?“, fragt er. „Genug nachgedacht?“ Ich stehe auf und gehe einige Schritte auf ihn zu. „Ja“, sage ich und sinke im nächsten Moment schon auf die Knie. Demütig senke ich mein Haupt. „Ja, Christopher“, wiederhole ich. „Entschuldige.“ Er verzeiht mir. Fasziniert betrachte ich, wie er das dunkle, kurzärmelige Hemd aufknöpft. Fast schon in Zeitlupe; und wie es dann ebenso langsam zu Boden driftet. Christopher zieht den Zipper seine Hose hinunter. Jedes einzelne Kleidungsstück streift er sich gemächlich vom Leib, bis er ebenso nackt ist wie ich. Erst dann kommt er auf mich zu, ich bin nicht imstande, den Blick von ihm zu nehmen. Vorsichtig ziehe ich die Bettdecke zur Seite und mein Freund gleitet auf die weiche Matratze. Seine Haut ist erhitzt und sein Blick verspielt. Meine Nackenhärchen stellen sich auf, als seine Arme meinen Körper umschließen und ich es ihm gleich tue; als er seine Brust an die meinige presst und auch unsere Geschlechter einen leichten Kontakt genießen. Seine Finger streichen durch meine dunklen Strähnchen und seine Zunge zeichnet eine nicht sichtbare Linie entlang meines Halses; sie streicht über meinen Kehlkopf, Christopher leckt über mein Kinn, bis er zu meinen Lippen gelangt und sie mit seinen vereint. Genüsslich stöhnen wir beide in den Kuss und ich spüre, wie Christophers Geschlecht zuckt. Mein Master will heute keine Session abhalten. Er will sich einfach nur mit mir lieben. Und ich gehorche – weil ich mich ebenso nach ihm sehne. Gierig ringen unsere Zungen in ihrem heißen Kampf und Christopher schiebt seinen straffen Körper weiter auf mich; bis er sich direkt zwischen meinen Beinen positioniert hat, sein harter Schwanz direkt an meinem. Er stöhnt, als ich mein Becken leicht anhebe und den Kontakt so noch etwas intensiviere. „Ich will dich“, haucht er irgendwie doch rau in mein Ohr. Dann schon greift er nach dem Gleitgel, das stets bereit neben meinem Bett liegt, welches eigentlich nie so oft benutzt wird. Ehrlich gesagt kommt es nur selten vor, dass wir hier übereinander herfallen. Schließlich ist das Bett im Hauptschlafzimmer auch viel größer und bequemer. Aber scheinbar hat mein Freund gerade keine Lust auf einen Raumwechsel. Er will mich hier und jetzt und ich will mich ihm hingeben. Hier und jetzt. Seine glitschigen Finger streicheln mich an meiner intensivsten Stelle. Er küsst mich und wir dabei immer wilder. Speichel benetzt unsere Lippen und schon bald habe ich meine Stimme gar nicht mehr unter Kontrolle, ich fange an zu schwitzen; Christopher presst die Lippen zusammen. Er stöhnt, als er sich in mich schiebt. Aus einem anfänglich spielerischen Akt, wird lustvolles Treiben. Er nimmt mich hart. Und schnell. Und rücksichtslos. Und ich liebe es. …am nächsten Morgen, als ich in sein wunderschönes Gesicht blicke und mich frage, was wir heute wohl unternehmen werden, scheint die Sonne. Kapitel 29: 29 -------------- Liebe Leser, vielen Dank für die Arschtritte, von denen ich in den letzten Monaten / im letzten Jahr zahlreiche erhalten habe. Auf manche ist es mir gelungen zu antworten, an alle, die keine Antwort von mir bekommen haben: ich werde es in meinem Stress verpeilt haben und entschuldige mich; und wenn ich euch etwas unbeantwortet gelassen habe: Schreibt mir doch einfach nochmal! Auf jeden Fall geht es jetzt weiter und ich habe mir vorgenommen, nicht mehr nach einem strengen Plan meine Projekte zu bearbeiten. Sprich nach dem Motto: Erst XY und dann erst YX. Ich schreibe, wenn die Muse mich küsst und dem Stress zeige ich den Steinbrück'schen Mittelfinger. Ich habe nämlich in den letzten Tagen, an denen ich an diesem Kapitel geschrieben habe gemerkt: DAS HIER ist der BESTE Weg diesen enormen Druck der auf mir lastet und den damit verbundenen Stress LOSZUWERDEN: Darauf ein: HALLELUJA! Den Mittelfinger zeige ich auch meinem Perfektionismus und schreibe einfach. Das nimmt mir den Druck. Dieses Kapitel ist übrigens von keiner Beta geprüft worden, Fehler ignorieren haha. Und nochmal an alle: Diese Story wird, auch wenn sie länger nicht aktualisiert worden ist, NICHT abgebrochen, denn ich habe ja ein Ende, auf das ich zusteuer. Bis dahin aber noch eine Menge zu erzählen ;) Isis is leaving the building! 29 Eine Woche ist bereits vergangen seitdem Christopher mir die alles verändernde Frage gestellt und so mein Leben in eine komplett andere Bahn gelenkt hat. Wie er es schon einst getan hat, als er damals meine Hand ergriff und mich aus meinem tristen Alltag in eine völlig neue, mich so erfüllende Welt riss. „Niko, könntest du dir vorstellen, mit mir zusammen zu leben?“ Es herrscht Chaos in meiner Bruchbude. Kartons machen einen Gang durch das ehemalige Wohnzimmer fast unmöglich. Große, kleine, mittlere stehen da, sortiert nach Bestimmungsort, und trotzdem irgendwie durcheinander. Da ist zum Beispiel diese eine Kiste mit alten Klamotten von mir. Ein Teil wird schon sehr bald in der Altkleidersammlung landen. Das betrifft auch das alte Pyjamaoberteil, das ich so oft im Haus getragen habe. Christopher hat bestimmt, welche Klamotten wir wegschmeißen und welche wir behalten werden; ich hatte kein Recht mich einzumischen. Denn die Kleidung hat er nicht als mein Freund bestimmt, sondern als mein Master. Mit dem ich ab jetzt ein Dach über dem Kopf teilen werde. „Du bist bekloppt“, hatte Paul gesagt und mir noch einmal den Vogel gezeigt, um seiner Äußerung zu unterstreichen, als ich ihm von meinem spontanen Umzug erzählte. „Dein Alter wird dich umbringen.“ „Mein Alter ist mir egal“, hatte ich Schultern zuckend darauf geantwortet, auch wenn mir bei dem Gedanken an meinen Vater und der Tatsache, dass ich ihm von meinem Umzug irgendwie mitteilen müsste, sehr, sehr mulmig zumute wurde. Auch Markus schien erstaunt über meine Entscheidung. „Wow“, sagte er nur, „ging ja fix.“ „Fix? Wir sind zwei Jahre zusammen!“, zischte ich. „Ja, aber zusammenziehen ist doch krass. Macht man das nicht erst, wenn man irgendwie schon… was weiß ich? Ne halbe Ewigkeit zusammen ist? Fast verheiratet?“ „…entweder bist du plötzlich super konservativ und im 19. Jahrhundert gelandet, oder du brauchst einfach dringend Erfahrung. Geh’ und such dir endlich ne Frau.“ „Such du dir ne Frau! Ha ha!“ Markus lachte dreckig und ich rollte grinsend mit den Augen. Sein letzter, gewitzelter Kommentar hatte es dann aber doch in sich: „Christopher hat dich echt in der Hand. Pass auf, dass er nicht komplett die Kontrolle über dich ergreift.“ …ich musste grinsen und fast hätte ich auch laut losgelacht. Wenn Markus nur wüsste! Der Gedanke an Kilians Kommentar zaubert mir ebenfalls ein Grinsen auf die Lippen. „Endlich habt ihr kapiert, dass es sinnvoller ist zusammenzuziehen“, hatte der Arzt gar ein wenig ernst gesagt, als wir ihm und den anderen bei einem spontan einberufenen Treffen in der Gerte von unseren Plänen erzählten. „Fast schon… süß“, hatte er dann mit einem minimalen Grinsen angefügt und mir dabei tief in die Augen geschaut. Auch der Rest unserer kleinen Truppe freut sich für uns. Mona hat sogar schon Ideen für unsere Einweihungsparty gesammelt. Denn, „selbst wenn es keine neue Wohnung ist, es ist ein neues Heim für euch beide - und eine tolle, neue Lebenssituation sollte man feiern!“. „Mal sehen“, hatte Christopher nur gesagt, doch an seinen Augen konnte ich ablesen, dass er genau das tun würde. Neues Heim… Ich wische mir den Schweiß von der Stirn. Wir sind jetzt schon seit gut einer Stunde am Schuften, schleppen Kartons in den geliehenen Transporter, laufen die Treppen auf und ab - und endlich, endlich ist das Ende in Sicht. Der letzte dunkelbraune Karton im Flur ist schwer, dennoch komme ich nicht umhin, kurz stehen zu bleiben und einen langen Blick durch meine Wohnung schweifen zu lassen, die plötzlich nackt und wie ein abgetrennter Körperteil erscheint. Stille umhüllt mich. Zwei Zimmer liegen vor mir, zu denen ich plötzlich keinerlei Verbindung mehr spüre – all meine Möbel sind fort. Bis auf die Couch, die jetzt in meinem kleinen Zimmer 20 Minuten Autofahrt von hier steht, haben wir alles weggeworfen. Den Tisch, das quietschende Bett, die abgefuckte Kommode, alles. Die Wände erstrahlen in einem Weiß, das ich in dieser kläglichen Entschuldigung für ein Zuhause nie erwartet hätte; wir haben sie mit Kilian und Holger zusammen gestrichen. Nichts hier erinnert mehr an mein Leben – und doch ist hier so viel passiert. Mein Unterbewusstsein bombardiert mich mit all diesen Erinnerungen; an meine einsamen Nächte vor dem Rechner, an die wenig bemerkenswerten Momente mit Fremden, an Marcels Gesichtsausdruck, als ich ihm mitteilte, es sei vorbei; an Christophers aller ersten Besuch und die vielen Weiteren. Unsere Geschichte begann im Park. Aber so richtig hat sie doch erst hier angefangen, in diesen zwei Zimmern, die ich jetzt verlassen werde. „Wird da jemand etwa sentimental?“, wispert Christopher plötzlich in mein Ohr und erschreckt mich leicht. Auch er trägt einen Karton, den wirklich allerletzten voll mit meinen Sachen, mit Klamotten, Schuhen, Kleinkram. „Ein wenig…“ Sachte küsst er mich auf die Lippen und lächelt danach. „War ja auch deine erste eigene Wohnung. Und die letzte.“ Jetzt zwinkert er mir zu und mein Herz macht einen kleinen Sprung. Einige Sekunden später muss ich allerdings schon wieder schlucken. Ein Schritt in die gemeinsame Wohnung birgt viele Risiken. Auch Frank habe ich von diesem Vorhaben erzählt. Mein guter Freund hat mich daraufhin regelrecht zugetextet, mich vor dem Einzug des Alltags gewarnt und mir von seinem Cousin berichtet. „Der ist mit seiner Freundin nach drei Jahren Beziehung zusammengezogen, hat sie sogar geheiratet und jetzt tobt da ein wahnsinniger Krieg, weil die sich plötzlich total hassen. Und vorher waren die das totale Vorzeigepärchen!“ Ich seufze und versuche diese Gedanken wieder zu verdrängen. Ich will das hier. Ich weiß, dass es richtig ist und dass Christopher und ich zusammengehören. „Kommst du?“, fordert mein Freund mich nun auf und dreht sich zu mir um. Ich seufze und werfe den vorerst letzten Blick in dieses klein Reich, dessen König ich nicht mehr bin. Dann gehen wir, und als sich die Tür schließt, wird mir klar, dass ein wichtiges Kapitel meines Lebens damit soeben zu Ende gegangen ist und nun tatsächlich ein neues beginnt. Ein seltsam aufregendes, ebenso wie beängstigendes Gefühl ist das. Doch als wir die letzten Kartons in Christophers ehemaliges Gästezimmer bringen und ich mein in den wenigen Tagen hastig vollbrachtes Werk in meinem neuen Territorium betrachte, spüre ich nur noch pure Freude, die es überall auf diese ganz besondere Art kribbeln lässt. Christopher streckt sich und gähnt. „Erschöpft?“, ziehe ich ihn auf. „Und wie“, meint er nur und greift nach meinem Arm. Wir liegen auf der weichen Matratze des Bettes, das ich wohl kaum als zukünftigen Schlafplatz klassifizieren kann, das sich aber durchaus als angenehmer Ort zum Horror-Streamen und Ausruhen im Allgemeinen eignet; mein privater Ort, an dem ich ein wenig abschalten kann, so wie es mir passt. Ich gähne leicht – die Anstrengung vom Renovieren macht sich auch bei mir bemerkbar. Langsam lasse ich meinen Blick über den frisch hergestellten Raum wandern. Aus dem ziemlich minimalistischen Gästezimmer – kaum genutzt – ist eine kleine Oase ganz nach meinem Geschmack entstanden. Die Wände sind dunkelgrün und ich habe mir eine gruselige Ecke eingerichtet: Auf zwei schwarzen Regale verteilt stehen dort meine originalen und legal erworbenen Horrorfilme, meine wenigen Figuren aus verschiedenen Streifen und an der Wand daneben habe ich die die Plakate von Ju-On und Silent Hill angebracht. Ein keines Paradies in meinen Augen. Je länger ich über den Originalzustand dieses Zimmers nachdenke, desto mehr drängt sich mir eine ganz bestimmte Frage auf: Haben Christopher und ich eigentlich jemals diesen Ort irgendwie zusammen genutzt? „Hey…“, sage ich im Gedanken versunken, mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, „hier haben wir noch nie gevögelt, oder?“ Christophers Atem streicht über meinen Hals. Doch mein Freund reagiert gar nicht auf meine direkte und recht pikante Aussage. Nach einigen Sekunden des intensiven Lauschens, für das ich sogar extra die Luft anhalte, weiß ich wieso: Christopher schläft. Sein Atem geht ruhig und gleichmäßig und nach einer Weile zuckt er dann und wann auf. Was er wohl gerade träumt? Vielleicht, wie er sich genau hier an mir vergeht, wie seine Hände über meine nackte Haut streicheln und er meine Mitte massiert, wie er in mich eindringt und ich ihn begierig empfange; wie er ungehalten in mich stößt und mich kratzt und beißt und ableckt und wie meine Stimme immer lauter wird, weil ich meine Lust hinausschreien muss? Meine Hand streichelt durch sein Haar und ich hauche ihm einen sanften Kuss auf die Stirn, ohne ihn aufzuwecken. Durch meine expliziten Gedanken werde ich mir seines Körpergewichts plötzlich sehr bewusst, seiner Arme, die er um mich geschlungen hat, seines Beines, das er quer über meines gelegt hat, als wolle er mich davon abhalten, aufzustehen; seiner Mitte, die gegen die Seite meines Oberschenkels drückt. Sein Duft, gepaart mit dem leichten Geruch von Farbe steigt in meine Nase. Meine Lippen fühlen sich plötzlich trocken an und ich lecke flink mit meiner Zunge drüber; und genau bei jenem Zug werde ich mir meiner eigenen Erregung bewusst, die sich zentnerschwer auf meinen Körper gelegt hat, und die Christophers Schwere nur noch zu intensivieren scheint. Aber ich darf mich nicht rühren! Ich will ihm diesen süßen Schlaf, den er so dringend braucht, nicht rauben. Die letzten Tage hat mein Freund nach der Arbeit meine Sachen mit mir gepackt, Möbel auseinandergebaut und Papierkram erledigt. Nun ist er erledigt und seine Erschöpfung hat Kontrolle über seinen Organismus erlangt, zieht ihn hinab in die unerklärte Welt der Träume. Ja, er träumt ganz sicherlich. Vielleicht sogar tatsächlich von den Dingen, die mir so im Kopfe herum schwirren? Fünf Minuten vergehen, zehn. In den Wirrungen meines Hirns lege ich mir einen kleinen Plan zusammen und stelle mir die nahende Vorgehensweise in ihrem kleinsten Detail vor: Wie ich Christopher vorsichtig auf den Rücken drehen werde, ohne in dabei zu wecken, wie ich ebenso bedächtig hinabrutschen werde, um ihm den Bund seiner Hose zu öffnen, wie meine Augen sich dann an seinem allmählich sichtbar werdenden Fleisch laben werden – und wie ich langsam seine Männlichkeit mit meiner nassen Zunge traktieren und seine Erregung herbei beschwören und seinen Geist erwecken werde. Ja, genau das werde ich gleich tun…. Gleich… Gleich. „…Niko…“, murmelt eine mir sehr bekannte Stimme aus dem Off und ich runzle die Stirn. Es ist komplett dunkel um mich herum und meine Glieder fühlen sich seltsam schwer an, ich kann meine Augen gar nicht öffnen. „Niko“, wiederholt die Stimme meinen Namen nun etwas lauter und mir steigt ein seltsam bekannter Geruch in die Nase; mein Bauch knurrt, im selben Moment öffne ich die Augen. Christopher steht über mir. „Komm’ ich hab gekocht“, sagt er lächelnd. „Fuck…!“, wispere ich, während ich mich strecke und mein Freund mich belustigt ansieht. „Eigentlich hatte ich vor, dich zu vernaschen.“ „Ich denke da wird sich noch die eine oder andere Gelegenheit ergeben“, entgegnet er zufrieden grinsend. Wir essen zu Abend und eigentlich ist alles so wie immer. Wir beide sitzen am massiven Küchentisch, ich warte bis mein Meister sich bedient hat, dann die leise Musik, die aus dem Radio dringt, untermalt vom leichten Geklirre des Bestecks auf unseren Tellern, diese entspannte Atmosphäre am Ende eines Tages, die Geborgenheit. Und doch ist alles anders. Es ist unser erster Abend in der gemeinsamen Wohnung. Ich bin kein Gast mehr hier. Das hier sind ab heute auch meine vier Wände. Es wird keine Fahrten mehr „nach Hause“ geben. Keine Absprachen mehr, wann wir uns wo treffen. Kein nerviges Packen von Reisetaschen für ein paar Tage. Ich habe alles hier. Alles. Christopher gießt den Wein ein. „Auf uns Niko“, sagte er und die dünnen Ränder der Gläser berühren sich gar zärtlich, als wir uns in die Augen sehen und auf unser künftiges Zusammenleben anstoßen. Er will, dass ich mit im Mietvertrag stehe. „Das regeln wir am besten gleich schon morgen, dann haben wir es hinter uns. Und denk’ dran, dich danach rechtzeitig umzumelden, hörst du?“ Nickend nehme ich noch einen Schluck Wein, der gar nicht mal so schlecht schmeckt. „Vergiss auch nicht, deine Adressänderung der Uni mitzuteilen und der Krankenkasse. Und vor allem deinen Eltern.“ Plötzlich verliert das Getränk seinen Pepp. Ich seufze. „Ich schreib’ meiner Mutter und meinem Vater ne kurze Mail morgen oder so.“ Christopher legt sein Messer beiseite. „Das meinst du doch jetzt nicht ernst, oder?“ Ich sehe auf. „Doch.“ Die Miene auf seinem Gesicht wird bitter. Er schüttelt den Kopf. „Nein. Vor allem deinem Vater wirst du keine Mail schreiben, er hat es dir bis jetzt ermöglicht, eine eigene Wohnung zu halten und ohne Nebenjob deinem Studium nachzugehen, vergiss das nicht.“ „Dann schreibe ich ihm einen Brief“, witzele ich giftig und Christopher verdreht die Augen. „Nein, Niko. Das wirst du nicht tun. Du wirst das face-to-face mit ihm klären.“ „Wieso sollte ich?“ „Ist das wirklich dein ernst?“ Sein Blick ist streng. Ich lecke über meine Lippen. „Du weißt, dass Reden mit meinem Vater nicht gerade leicht ist.“ „Da du in den vergangenen zwei Jahren so gut wie gar nicht mit ihm geredet hast, bis auf Smalltalk dann und wann, könnte es gut sein, dass sich das geändert hat.“ Im ersten Moment bin ich so wütend, dass ich gar nicht weiß, was ich sagen soll. Bis ich ihm ins Gesicht ein „Code Red!“ pfeffere. „Okay… Code Red“, zischt Christopher und runzelt verärgert die Stirn. „Ich glaube, es ist immer noch meine Angelegenheit, wie ich meinen Vater über meine neuen Lebensumstände informiere“, sage ich so ruhig es geht. Wenn es um das Thema Familie geht, bin ich eben sehr leicht reizbar. Aber Christopher doch auch. Eigentlich müsste er mich verstehen. Wahrscheinlich würde er seinem Vater einfach eine SMS schicken, lebte er noch und wäre Herr Lang in meiner Situation. „Das sehe ich anders“, meint der Anwalt aber nur. „Erleuchte mich“, fordere ich ihn etwas provozierend heraus und verschränke die Arme vor der Brust. „In allererster Linie will ich nicht, dass du den wenigen Kontakt, den du mit deinem Vater hast, komplett aufs Spiel setzt. Weißt du wie verarscht und hintergangen er sich fühlen wird, wenn du ihm das so unpersönlich mitteilst? Denn nein, egal was du jetzt sagst, dein Leben interessiert ihn eben doch. Er kann es dir nicht immer zeigen, aber ganz ehrlich: Du hast bis jetzt immer nur an dessen Geburtstag das Telefon ergriffen. Dein Vater aber ruft dich mindestens alle zwei Monate an und fragt dich, wie es dir geht. Dass daraus kein intensives Gespräch entsteht, wundert mich gar nicht. Du kriegst ja nicht mal einen zusammenhängenden Satz über die Lippen und klingst unheimlich gelangweilt und distanziert. Ich glaube, es ist durchaus meine Angelegenheit, weil ich der einzige bin, der dich darauf mal hinweisen kann“, fasst er zusammen. „Du… Du gibst mir jetzt wirklich die Schuld an dem beschissenen Verhältnis das mein Alter und ich haben?!“ Meine Stimme zittert und Christopher verdreht schon wieder die Augen. In diesem Moment erscheint jenes Blau irgendwie nicht so betörend wie sonst. „Das sage ich doch gar nicht“, meint er beschwichtigend. „Doch, tust du…!“ „Nein, Niko, habe ich nicht und jetzt lass diese infantilen Streitereien!“, wirft er energisch ein und seufzt dann. „Wieso?“, meine ich spöttisch. „Du machst ja offenbar gerne mit.“ Christophers Miene ist finster. Unser Essen wird kalt. „Hör zu“, setzt er dann erneut an, „ich will einfach nur, dass unser Zusammenziehen nicht zu einem weiteren, riesigen Streitpunkt zwischen deinem Vater und dir wird. Sieh es doch einmal so: Du stellst ihn ja schon vor vollbrachte Tatsachen, das allein wird ihn höchstwahrscheinlich schon etwas auf die Palme bringen und du hast deine spätpubertäre Provokation. Aber gleichzeitig gibst du ihm zu verstehen, dass es wichtig für dich ist, ihn darüber in Kenntnis zu setzen und ich bin mir sicher, dass es das irgendwo auch für dich so ist. Und du kannst ihm, ich sag’s noch einmal, danken, dass er dir bis jetzt hat ermöglichen können zu Studieren und eine eigene Bude zu haben, wie gesagt. Nimm’ das nicht als selbstverständlich hin.“ „Spätpubertäre Provokation…“, murmele ich leise aber voll geladen unter meiner Nase. „Pff!“ Über den Rest kann ich momentan gar nicht nachdenken. Christopher seufzt. „Okay, das war vielleicht nicht gerade das richtige Wort.“ „Allerdings, Herr Lang. Schließlich weißt du von allen am besten, was zwischen meinen Eltern und mir gelaufen ist. Schade, dass du das so schnell vergessen hast.“ Meine Kehle schnürt sich zu. Unser erster Abend in der gemeinsamen Wohnung und dann so was. Sofort sind wir das zankende Pärchen, das sich zu sehr auf der Pelle hockt, wie von Markus prophezeit. ...und von meinen aggressiven Worten gegenüber Christopher bin ich auch ein wenig überrascht. „Ach, Mensch, Niko. Ich will nicht, dass wir uns am ersten Abend in der gemeinsamen Wohnung streiten“, kommt es dann mild von meinem Freund, als würde er in meinen Gedanken lesen. „Dann lass’ das Thema einfach sein“, entgegne ich patzig und ernte ein weiteres, tiefes Seufzen. „Ich versuche doch nur dir zur helfen…“ „Vielleicht will ich mir ja gar nicht helfen lassen…?!“ Wir blicken einander an. Keiner sagt etwas. Dann klingelt auch noch das Telefon. „Ich geh schon…“, meint Christopher leise und erhebt sich. Ich kann nicht hören, was er sagt, und ich weiß somit auch nicht, wer da am anderen Ende der Leitung ist, und eigentlich ist es mir auch egal. Unsere abgebrochene Konversation liegt mir schwer im Magen, schwerer als das Essen. Mein Kopf raucht. Alles ist scheiße. Ich stochere in den mittlerweile wirklich kalten Nudeln herum. Einige Minuten sind vergangen, seitdem mein Freund zum Telefon geeilt ist. Wenn ich mich nicht irre, hat er sich mit dem Ding ins Arbeitszimmer verzogen. Langsam könnte er wirklich wiederkommen, damit wir wenigstens noch den Rest des Abends zu retten versuchen. Ich warte; weitere fünf Minuten vergehen. Ich grinse kalt. Wahrscheinlich telefoniert er gar nicht mehr, und lässt mich warten, wie er es schon immer getan hat, damit ich über meine Worte noch einmal nachdenken kann. Ein beruhigendes Gefühl. Ein Stückchen unserer wirren Normalität scheint zurückzukehren und ermöglicht es mir, etwas zu entspannen. Nach weiteren fünf Minuten erhebe ich mich und schlendere langsam zum Arbeitszimmer. Als ich vor der Tür innehalte, muss ich jedoch erkennen, dass ich falsch lag. Christopher unterhält sich noch immer und seiner Tonart nach zu urteilen mit jemandem, den er gut kennt. Fast schon amüsiert ist Herr Lang und die Erkenntnis bringt mich beinahe wieder direkt auf die Palme. Laut klopfe ich gegen die Tür; man kann es schon fast als Hämmern bezeichnen und das „herein“ von Christopher interessiert mich in diesem Augenblick auch ziemlich wenig, ich wäre wahrscheinlich auch ohne dessen Reaktion ins Zimmer gestürmt. Aufmerksam blickt er mich an und ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, aber ich weiß nicht was. Eben noch habe ich ihn am liebsten anschreien wollen, jetzt scheint meine Stimme plötzlich kraftlos, als ich ihn so ansehe. Gefühlschaos, eine Achterbahnfahrt. Seltsam das Ganze. So hatte ich mir unseren ersten Abend nicht vorgestellt. „Du, ich muss dich jetzt wirklich abwürgen, ich will den Abend mit Niko verbringen, das verstehst du sicherlich“, spricht Christopher in den Hörer, ohne dabei den Blick von mir abzuwenden. „…mhm… ja, ich melde mich wieder. Tschüß!“ Dann ertönt der Piepton, als Christophers Daumen die rote Taste streift, die das Gespräch beendet. „Danke“, murmele ich, da steht Herr Lang schon auf und blickt mir tief in die Augen, lächelt beschwichtigend und meine Knie werden mal wieder weich. Ich bin so schwach, wenn es um Christopher geht. „Es tut mir Leid, Niko“, säuselt er in mein Ohr, als er mich endlich umarmt und mir dann auch direkt einen Kuss auf die Wange drückt. „Ich wollte dich nicht verärgern… Ich mein’s echt nur gut.“ „Ist schon okay…“, nuschele ich, seinen Geruch einatmend. „Wer war das?“, hake ich dann nach, einfach um eine Art normaler Konversation voranzutreiben, in der Hoffnung, das Thema mein Vater sei wenigstens für heute Abend abgehakt. „…das war Adrian“, antwortet mein Freund mir schließlich und ich versteife mich. Kann dieser Abend eigentlich noch beschissener werden? Nicht nur, dass wir uns wegen meiner Familienkiste in die Haare kriegen, nein, jetzt ruft auch noch der erste Verflossene meines Partners an, mit dem das Zusammenwohnen nicht geklappt hat. Ein böses Omen? „Ich, ähm… soll dich grüßen“, meint mein Freund vorsichtig und streicht mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Danke“, antworte ich etwas säuerlich. „Hat Adrian dich noch einmal erinnert, was bei eurer gemeinsamen Wohnung alles schief gegangen ist? Hast dir noch schnell Tipps geholt, was du jetzt besser machen kannst?“ Kaum dass ich es gesagt habe, bereue ich meine patzigen Worte auch schon wieder. Anstatt den Abend zu retten, mache ich ihn nur schlimmer. Das sagt mir auch Christophers tiefes Seufzen, nach dem er sich mit beiden Händen durchs Gesicht fährt. Wirklich, was zur Hölle ist los mit mir? Ich will Christopher nicht widersprechen, oder ihm bissige Dinge entgegen zischen. „Sorry…“, murmele ich. „Ist schon gut…“, meint er nur und zieht mich erneut in eine Umarmung. „Weißt du…“, sagt er dann, „wir sind beide extrem müde und aufgewühlt und aufgeregt und deswegen sollten wir vielleicht einfach ins Bett gehen, hm? Wir schlafen aus, frühstücken morgen in Ruhe und dann klären wir alles, was wir zu klären haben. In Ruhe und mit klarem Kopf.“ „Musst du nicht morgen den ganzen Tag arbeiten?“ „Ich hab nur einen Termin und den sage ich ab.“ „…cool“, meine ich nur und lächel und dann lächelt auch Christopher. In seinem großen Bett zu liegen ist nichts Neues, selbst das Muster der Bettwäsche kenne ich in und auswendig. Die Geräusche sind mir vertraut, der gesamte Raum. Mich in kompletter Dunkelheit zurecht zu finden wäre kein Problem. Dennoch ist alles anders in dieser Nacht. Weil es die erste Nacht in meinem neuen Heim ist. Christopher kuschelt sich an mich. Sein nackter Oberkörper fühlt sich heiß an meinem Rücken an. Er knabbert an meinem Ohrläppchen, seine Hände auf meinem Bauch und meiner Brust. „…Christopher…“, flüstere ich. „…hm?...“ „Code Green?“ „…Code Green… du ungezogener Bengel“, wispert er und dabei kratzt er ganz leicht über meine Brustwarzen. Ich kichere und dann dreht Christopher mich auch an meinen Handgelenken um 180 Grad zu sich um; ich kann seinen Atem an meinen Lippen spüren und in der nächtlichen Dunkelheit gerade so die Konturen seines wunderschönen Gesichts ausmachen. Christopher fasst mein Kinn an und küsst mich, ich kann, und ich will mich nicht dagegen wehren. Die Finger seiner anderen Hand fahren spielerisch über meine Seite, es kitzelt leicht. Ja, dieser Moment ist schön, vor allem als seine Zunge in meinen Mund dringt und er mich enger an seinen Körper zieht, sodass sich seine Wärme intensiviert, ebenso wie sein Geruch. Meine Hände legen sich auf seine breiten Schultern, die Haut dort ist heiß und geschmeidig. Ich spüre seine langsam hart werdende Mitte und stöhne leicht, als er mit seiner Zunge meine Halsbeuge erkundet und seine Hände meinen entblößten Pobacken kneten. ...ja, so hatte ich mir diesen ersten Abend in der gemeinsamen Wohnung schon eher vorgestellt... Christopher verteilt sachte Küsse entlang meiner Brust. Hier und da beißt leicht er hinein. Seine Fingernägel hinterlassen sicherlich sachte Striemen auf meiner hellen Haut. Christophers Berührungen sind so angenehm, so wohltuend... so schön und... Ich drifte ab. Als ich meine Augen wieder öffne, dringen Sonnenstrahlen durch den Spalt zwischen den Gardinen. Ich blinzele. Und als ich meinen Kopf zur Seite drehe, blicke ich in zwei verschlafene blaue Augen. „Hey...“, murmelt mein Freund und gähnt, was furchtbar süß aussieht. Sein blondes Haar ist vollkommen durcheinander, so als hätte er sich die Haare gerauft. Was ich ihm nach unserem gestrigen Fehlstart, wenn man denn so will, gar nicht mal so übel nehmen könnte. „Guten Morgen, Christopher“, entgegne ich nun und rutsche ein wenig näher, sodass unsere Körper sich berühren. „Entschuldige bitte, dass ich gestern einfach eingeschlafen bin.“ „Wir waren beide müde, Niko.“ Christopher schlingt seine Arme um mich, seine Stimme ist mild. „Mhm“, mache ich. „Es tut mir trotzdem leid. Und auch, dass ich dir gegenüber so patzig und... aufmüpfig war.“ „Hm. Ein einsichtiger und reumütiger Sklave, so gefällst du mir“, meint er zufrieden und streicht mir durchs Haar. Unsere Blicke treffen sich und dann fällt mir plötzlich etwas wieder ein. Eine der vielen Regeln, über die Christopher und ich gesprochen haben. „Was ist?“, hakt mein Freund nach, als ich ihn so mit offenem Mund anstarre. „...ich... Gilt die Regel mit dem morgendlichen Blow-Job eigentlich schon ab heute...?“ Christopher überlegt kurz. „Nicht, dass ich jetzt etwas gegen deine Dienste hätte, aber bis jetzt gilt eigentlich noch keine unserer Regeln, weil wir sie noch nicht in einem Vertrag festgehalten haben...“ „Könnten wir doch heute tun?“ „Das werden wir“, stimmt er zu und im selben Moment zieht er meinen Kopf an meinen dunklen Strähnen harsch zurück; so wie ich es liebe. Härte umspielt seine Gesichtszüge, die eben noch so sanft gewesen sind. „Aber zuerst stehst du auf, holst frische Brötchen, kochst Kaffee und bereitest das Frühstück für deinen Herren vor, verstanden? Und danach räumst du natürlich alles weg und machst den Abwasch.“ Ein Grinsen macht sich nun auf meinem Gesicht breit und es kribbelt in meiner Magengegend. „Ich dachte…“, setze ich verspielt an, „dass noch gar keine von unseren Regeln gilt…?“ Christopher lässt mich los und setzt sich auf, lehnt sich gegen das Kopfteil. Fragend blicke ich meinen Master an. Oder sagen wir eher: erwartungsvoll. Ich werde nicht enttäuscht. Schon eine Sekunde später packt er mich grob am Nacken und schiebt mich in Richtung Bettkante. „Hol das Paddel“, ist alles, was er sagt, mit dieser faszinierend tiefen Stimme. Unweigerlich driften meine Erinnerungen an seine damalige Regelabfrage mit eben jenem Instrument an die Oberfläche und überschwämmen mich. Als ich mich nicht sofort rühre tritt Christopher nach mir, sein Fuß trifft meinen Oberschenkel und ich rutsche mit einem Satz vom Bett, krache mit dem Po auf den Boden. „Autsch!“ „Hol das Paddel!“, blafft Christopher und dieses Mal husche ich direkt ins Zimmer. Mein Freund legt mich übers Knie. „Denk’ ja nicht, dass du jetzt frech werden darfst, nur weil du kein Gast mehr hier bist“, ermahnt er mich, ehe er das Spielzeug wieder ungehalten auf meine sensible und schon geschundene Haut niedersausen lässt. „…entschuldige, Christopher“, wimmere ich und kralle mich im Laken fest, und er setzt seine kleine aber ach so fiese Züchtigung fort. Mein Stöhnen und Winseln erfüllt den Raum, mein Hintern ziept und mit jedem seiner Schläge wird es unausstehlicher. Aber ich flehe meinen Herren nicht an, es zu beenden, denn schließlich will ich ihn zufrieden stimmen und ihm deutlich machen, dass ich ein gehorsamer Sklave sein kann und dass ich gewillt bin, seinen Worten Folge zu leisten, ebenso wie seine mit gutem Recht angewandten Strafen zu ertragen. „Wirst du jetzt brav sein?“, fragt er mich plötzlich und fährt ganz vorsichtig mit seinen Fingern über meine glühende Haut. Selbst diese vorsichtige und sanfte Berührung zwickt grauenvoll in diesem Moment, ich zittere. „…ja, Christopher“, hauche ich. „Gut.“ Ich bin steinhart. Aber das ignoriert Christopher, als er mir hilft, mich einzucremen und mich dann trotz der Schmerzen in meine etwas engere Jeanshose hüpfen und zum Bäcker abziehen lässt. Er liegt noch im Bett, als ich wiederkomme und umgehend den Kaffee aufsetze. Ja, ich kenne mich aus in seiner Küche, in der ich schon sehr bald meine eigenen Kreationen zubereiten werde. Das Kochbuch, welches Christopher mir geschenkt hat, liegt auf dem Fensterbrett und wartet nur darauf, benutzt zu werden. Als ich die Kaffeetassen aus dem Schrank holen will, bin ich im ersten Moment etwas irritiert, als ich die fünf Becher aus meinem kläglichen Besitz plötzlich hier erblicke. Dann fällt es mir wieder ein: Ich wohne doch jetzt hier. Ein seltsames Gefühl… Alles so vertraut. Und doch so anders. Vorsichtig schleiche ich mich ins Schlafzimmer. Christopher ist tatsächlich wieder eingedöst, sein Mund halboffen und die Bettdecke nur halb über seinen Körper gezogen. Vorsichtig nähere ich mich ihm und lasse meine Lippen auf seine Wange sinken, er wird wach und blinzelt. „Frühstück ist fertig“, informiere ich ihn flüsternd. Er lächelt. Und als er aufsteht gibt er mir tatsächlich einen harten Klaps auf den Hintern; ich jaule auf als der Schmerz in seiner geballten Laden durch meinen Organismus zieht. Christopher lacht. „Setz dich an den Küchentisch, ich bin gleich da.“ Ich starre die frischen Cherrytomaten an, die ich in einer Schüssel drapiert habe. Die Butter, die wir gestern gekauft haben. Die Eier, die schon erkaltet sind. Den Kaffee in der Kanne, der so verführerisch gut riecht. Die braunen, körnigen Brötchen, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Christopher duscht. Ausgiebig. Er rasiert sich, ich höre das Geräusch der kleinen Maschine. Er fönt sich die Haare. Vielleicht legt er sich sogar noch eine Gesichtsmaske auf, geht seinen Kleiderschrank durch oder liest sich einen Artikel auf seinem Smartphone durch. Er lässt mich warten. Und ich sitze still. Ärgere mich nur, dass ich nicht das Radio eingeschaltet habe, doch das übernimmt mein Freund, der nun endlich in die Küche stolziert kommt. „Das sieht aber lecker aus“, meint er zum gut gedeckten Tisch. Ich beobachte ihn dabei, wie er sich eines der gut ausgebackenen Brötchen nimmt, wie er sich Kaffee eingießt, wie er genüsslich von dem knusprigen Gebäck, nun mit Kräuterquark belegt, abbeißt und mich dann ansieht. Erst dann greife auch ich nach der Kaffeekanne. Christopher grinst leicht. „Unser erstes gemeinsames Frühstück in der gemeinsamen Wohnung“, sagt er dann und es kribbelt wieder so extrem in meinem Bauch. Hoffentlich wird es nur besser als das erste gemeinsame Abendessen… „Hast du gut geschlafen?“, will er wissen. „Ja, und du, Christopher?“ „Ich auch.“ Er lächelt und ich tue es ihm gleich. Und plötzlich ist Markus’ Prophezeiung weit, weit weg und erscheint schlichtweg unrealistisch. Auch wenn wir den neuen Vertrag noch nicht aufgesetzt haben, räume ich ab und erledige den Abwasch. Christopher betrachtet mich dabei und als ich fertig bin, zieht er mich auf seinen Schoß - was gleichermaßen schön wie auch schmerzhaft ist, mein Hintern pocht noch immer, bei jeder Berührung. Es ist herrlich. „Wollen wir das mit dem Mietvertrag nun regeln?“ Damit geht es los. Mit Christophers Vermieter war schon alles abgesprochen, ich brauche nur noch meine Unterschrift zu setzen. Ein historischer Moment wenn man so will. Als ich den Stift beiseite lege, bin ich immer noch so aufgeregt wie ein Kind, das zum ersten Mal Achterbahn gefahren ist. Meinen Vermieter rufen wir auch noch an, er und ich haben schon Anzeigen geschaltet für meine Bude und verabreden einen Besichtigungstermin für übermorgen, weil sich schon so viele Interessenten angekündigt haben. Die dreimonatige Kündigungsfrist interessiert den Typen Gott sei Dank nicht, weswegen dieser schnelle Umzug überhaupt möglich ist. Wobei, Christopher wäre es auch egal, wenn er noch drei Monate meine Wohnung mitbezahlen müsste. Das behauptet er jedenfalls. Ich denke an meine Wohnung, die so, wie sie in meinen Erinnerungen ist, gar nicht mehr existiert. Ich kann nicht fassen, dass in diesen mir so bekannten Wänden schon bald jemand anderes sein Unwesen treiben wird. Überhaupt ist alles gerade so… seltsam. Ich habe mir dieses Zusammenziehen ja schon öfters vorgestellt. Jetzt, wo es Realität geworden ist, weiß ich gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich glaube ich raffe einfach noch nicht, dass es wirklich passiert. „Niko?“, reißt Christopher mich aus meinen Gedanken. „Ja?“ Er sitzt auf seinem Schreibtisch, die Arme vor der Brust verschränkt und blickt streng auf mich hinab. Sein Schreibtischstuhl ist echt gemütlich… „Bevor wir zum netten Teil des Tages kommen, müssen wir noch etwas klären“, sagt er dann ernsthaft. Ich schweige und schaue ihn weiterhin an. Eigentlich weiß ich, was kommt. Erst recht, als er mir das Telefon vor die Nase hält. „Kompromiss: Du teilst unser Zusammenziehen deinem Vater auf diesem Weg mit. Das ist immer noch besser als nur einen Brief zu schreiben. Hm?“ Ich seufze. Ich will nicht streiten. Aber ich hasse es, dass das Thema wahrscheinlich auch unseren ersten gemeinsamen Nachmittag ruinieren wird. „Niko…“, raunt Christopher meinen Namen und etwas Bedrohliches schleicht sich in seine Stimme. „Wir werden heute kein Streitgespräch führen wie gestern und wir werden jetzt auch nicht in den Code Red gehen“, sagt er und mein Herz fängt wild in meiner Brust an zu pochen. Das ist in der Tat neu… Dass er ankündigt, unser Master-und-Slave-Verhältnis nicht für eine wichtige Diskussion aussetzen zu wollen. Eigentlich sollte mir das Angst machen, aber im Moment erweckt es einfach nur meine Neugier und macht mich hellhörig. „Wenn ich schon bestimmen soll, was du anziehst, und entscheiden darf, ob du mit Markus oder Paul telefonierst, oder dich mit einem von ihnen oder sonst wem zum Kaffee triffst, und dir die Erlaubnis erteile, aus dem Haus zu gehen, dann kann ich dir ja wohl auch befehlen, deinen Vater anzurufen. Oder siehst du das anders?“ Seine Worte hallen wie ein Echo durch meinen Kopf. Die kleinen Rädchen dort setzen sich in Bewegung. „Wenn ich sage, du sollst Brötchen holen, tust du es. Wenn ich sage ‚zieh dich aus’, dann reißt du dir sofort deine Klamotten vom Leib. Wenn ich dich anweise, auf Partys nett zu Miriam zu sein, dann bist du das“, spricht er weiter. „Wenn ich dich auf den Boden drücke, dann bleibst du unten, und wenn ich dich anrufe und sage, du sollst sofort herkommen, lässt du alles links liegen und eilst zu mir herbei, weil ich deine Priorität bin, ein Gebot, dem du aus freiem Willen zugestimmt hast, wenn ich dich daran erinnern darf.“ Er beugt sich zu mir herunter und sein Gesicht ist meinem jetzt so nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berühren. „Niko, korrigier mich, aber ich bin dein Herr, oder nicht?“ „Ja, Christopher, das bist du“, bringe ich nur flüsternd heraus. „Und wir waren uns doch immer einig, dass dein Gehorsam absolut ist, oder?“ „…ja, Christopher.“ Von Anfang an. „Wir sind uns auch einig darüber gewesen, dass du nein sagen darfst…“ „…ja…, aber?“ „Aber wir sind eigentlich auch darüber einig, dass ich recht habe, was die Art der Mitteilung an deinen Vater angeht, oder nicht?“ Ich schweige. Es ist… so hart, es zuzugeben. Selbst Christopher gegenüber. „Niko, willst du deinen Master zufrieden stellen?“ Ich nicke. Bedächtig, die Lippen zusammengepresst. Er kritisiert mich dieses Mal nicht, dass ich ihm nicht auf korrekte Weise geantwortet habe, sondern sagt: „Dann wirst du jetzt das Telefon nehmen und es deinem Vater sagen. Sofort.“ Mein Herz schlägt wild in meiner Brust als ich den schwarzen Hörer entgegennehme und die Nummer, die ich tatsächlich auswendig kann, einfach eintippe. Ohne zu protestieren. Warum auch immer. Ich habe plötzlich gar kein Bedürfnis, mich gegen Christopher zu stellen, der nicht von meiner Seite weicht, mich genau betrachtet, während ich dem Freizeichen lausche. Als ich schon bereit bin es aufzugeben, erklingt die Stimme meines Vaters. „Hey, Niko! Wie geht’s dir? Ich hab’ ja echt schon lange nichts mehr von dir gehört!“, brüllt er regelrecht hinein, scheinbar gut gelaunt. Ich bin gespannt, was er gleich sagen wird, wenn ich ihm die Nachricht überbringe. Mein Vater hat Christopher bis jetzt nur ein Mal gesehen, wir haben uns auf einen Kaffee getroffen bzw. sind ihm in der Stadt über den Weg gelaufen, als er mit seiner „happy family“ auf Shoppingtour war. Was haben die Christopher angestarrt und freundlich sind die auch nicht gerade gewesen und dann kam ja noch die Höhe, als mein Vater mich dann nen Tag später anrief und so etwas von sich gab wie „Junge, der ist doch ein bisschen alt für dich“, in diesem belehrenden Ton. Mich nervt die Tatsache, dass er sich hat plötzlich in mein Leben einmischen wollen, nachdem er jahrelang einfach nur zugesehen und lediglich Geld auf mein Konto überwiesen hat, wahrscheinlich froh, dass ich ihn nicht zu irgendwelchen regelmäßigen Treffen zwang. „Hey Papa. Ich, äh… Mir geht’s gut“, fange ich an, nach den richtigen Worten suchend, die ich offensichtlich nicht in Christophers Augen finden kann. „Ich, ähm, es ist was passiert.“ „…was? Ist wirklich alles okay bei?“ Er macht eine kurze Pause. Dann klingt er aufgebrachter. „Hast du wieder was angestellt?“ Wahrscheinlich bezieht sich mein alter Herr auf meine beschissene Autofahrt mit der roten Ampel. „Nein“, beruhige ich ihn. „Ich gehe auch nicht ins Gefängnis oder werde Vater, da muss ich dich enttäuschen. Ha, ha, ha.“ Mein Vater seufzt. „Also?“ „Ich bin umgezogen.“ „Wie jetzt?“ „Ich bin mit Christopher zusammengezogen“, korrigiere ich meine Aussage und mein Freund ergreift meine Hand und drückt sie ganz leicht, er lächelt und irgendwie tut das meiner Seele gerade sehr gut. Ich schwitze, meine Kehle ist trocken und ich habe einfach eine Scheißangst vor dem, was mein Vater jetzt alles sagen könnte. So viel zu „mein Alter ist mir egal“… „Oh!“, macht der nun. Seine Emotionen dahinter kann ich nicht deuten. „Wann denn das?“ „Jetzt erst. Also: Heute ist quasi unser erster gemeinsamer Tag in der gemeinsamen Wohnung. Und mach dir keine Sorgen wegen der alten Bude, es gibt schon zahlreiche Interessenten, also müssen wir jetzt nicht noch extra drei Monate oder so für ne leerstehende Wohnung zahlen“, kläre ich ihn auf und klinge unheimlich nervös dabei. „Na, das klingt doch gut“, meint er und lacht unsicher. „Achja: wo wohnst du denn jetzt?“ Wir reden tatsächlich kurz über das Viertel und ich verspreche ihm auch die neue Adresse zu mailen. Mittlerweile sitzt Christopher auch wieder auf dem Schreibtischstuhl und ich auf seinem Schoß. „Was zahlst du denn jetzt an Miete?“, wird mein Alter dann konkreter. „…äh, eigentlich… gar nichts“, unsicher schaue ich Christopher an, der mir dann plötzlich bedeutet, ihm das Telefon zu geben. „Wie nichts?“, fragt mein Vater erstaunt. „Warte, ich geb’ dir eben Christopher.“ Mein Freund hält kurz die Hand über den Mikrofonschlitz und gibt mir wispernd den Befehl, das Zimmer zu verlassen. Dem verleiht er mit einer energischen Handbewegung und einem genervten Gesichtsausdruck Nachdruck, als ich ihn zunächst verdutzt anglotze; dann husche ich hinaus. Erst als die Tür hinter mir geschlossen ist, fällt ein wenig der Anspannung von mir ab und ich hole tief Luft. Gerade ist so viel auf einmal passiert, ich weiß gar nicht, wohin mit den ganzen Emotionen. Ich habe Christopher gerade erlaubt, mein Veto in dieser Sache zu übergehen. Mehr oder weniger. Aber ich fühle mich nicht schlecht dabei. Er hat ja Recht: Er befiehlt mir doch eh schon… fast alles? Wobei… Eigentlich beziehen sich seine Befehle auf all die Sachen, zu denen ich theoretisch ja gezwungen werden möchte. …und meinen Vater anzurufen, dazu habe ich mich selbst noch nie wirklich durchringen können. Einen Arschtritt habe ich gebraucht. Oder eben eine Ausrede, es zu tun. „Weil Christopher es will“ eben. Dieser Befehl hatte nicht Betörendes an sich, wie die Anweisung das Paddel zu holen, mit dem er meinen Arsch versohlt hat. Aber… Christopher hat so auch einfach noch mehr Macht über mich ergriffen. Auf der psychischen Ebene, oder wie auch immer ich das jetzt schubladisieren kann. Wir haben uns gestern wegen der Sache so in die Haare bekommen, weil ich mich stur gestellt hab. Mit einem Befehl ist jetzt auf einmal alles gelöst und ich fühle mich freier, weil ich es hinter mich gebracht habe. Der Kommentar mit der spätpubertären Provokation war natürlich daneben – aber dafür hat Christopher sich ja bereits entschuldigt. Er ist nicht immer perfekt, auch dem Anwalt rutschen dann und wann unpassende Kommentare raus. Aber die Sache ist jetzt vom Tisch. Freude breitet sich in mir aus. Ich freue mich auch jetzt schon darauf, Christopher in Zukunft nach der Erlaubnis, das Haus zu verlassen, fragen zu müssen. Oder eben, ob ich jemanden anrufen darf. Ich finde sogar den Gedanken spannend, mir meine Einkaufsliste von ihm absegnen zu lassen. Diese… trivialen Dinge, die plötzlich eine ganz andere Bedeutung bekommen. Ich will das. Doch je länger ich allein im Wohnzimmer rumhocke, desto geringer wird meine plötzliche Euphorie. Ich schlucke. Dass Christopher mit meinem Vater spricht, habe ich gerade irgendwie total verdrängt. Aber: Noch höre ich meinen Freund nicht herumbrüllen. Trotzdem mache ich mir Sorgen. Ich will gerade aufstehen und vorsichtig an der Zimmertür klopfen, da betritt Christopher den Raum. Er lächelt. Schwach, aber er lächelt. „Habt ihr über das Finanzielle geredet?“, frage ich ihn und er nickt. „Und über andere Dinge. Zum Beispiel, dass ich es ernst mit dir meine und eine Zukunft mit dir haben will“, erklärt er dann. „Und dass du nicht mir spielst und mich ausnutzen willst?“, hake ich nach und versuche dabei wie mein Vater zu klingen. Christopher grinst. „So in etwa“, meint er. „Dein Vater wird dir weiterhin etwas Geld überweisen, weil du ja kein BAföG bekommst. Er hat mir gesagt, er besteht darauf, dass du etwas zur Miete beiträgst. Also sag ihm einfach, dass du es tust. Aber mach es nicht, verstanden?“ „Ja, Christopher. Wenn es wirklich okay ist?“ „Ich glaube was das betrifft, habe ich mich mehr als deutlich ausgedrückt, oder nicht?“ „Ja, Christopher.“ „…gut.“ Er lächelt. „Außerdem sagt dein Vater deiner Mutter Bescheid und…“, fügt er dann noch an und lässt seinen Blick etwas unsicher durch den Raum streifen, „kommt uns nächste Woche besuchen. Zum Essen. Mit deiner Stiefmutter und deinen Stiefgeschwistern. Und nein, das war wirklich nicht meine Idee, er hat sich selbst eingeladen, und ich habe ja wohl schlecht nein sagen können, oder?“ Ich schlage die Hände über meinem Kopf zusammen. „Vielleicht hätte ich doch deinen Befehl missachten sollen…“, witzele ich schwach, da zieht Christopher mich an meinen Handgelenken auf die Beine, sodass meine Brust die seinige berührt. Sein Blick ist intensiv, durchdringend. Ich schlucke. „Nein, Niko“, haucht er. „Das darfst du niemals.“ Seine Stimme verursacht Gänsehaut. Ich ziehe die Luft ein, ehe er mich küsst. „Und jetzt“, fährt er dann fort und zieht mich hinter sich her, „werden wir den neuen Sklavenvertrag unterschreiben.“ …ob Christopher der Einkaufslisten-Zusatz wohl gefallen wird? Die Gefühlsachterbahn fährt wieder los. So vieles zum Verarbeiten… Kapitel 30: 30 -------------- Der Weg zu meiner alten Wohnung ist so vertraut. Am Hauptbahnhof rein in den Bus der Linie 26, zehn Haltestellen lang aus dem Fenster starren und die urbane Szenerie bewundern, ein Mal die Straße überqueren, nach einigen Metern links abbiegen, und: voilá. Ich würde den Weg zu meinem Zuhause blind finden. Aber das ist nicht mehr mein Zuhause. Das wird mir bewusst, als ich aufschließe und der Geruch von frischer Farbe unmittelbar in meine Nase steigt, und als sich meine Augen dann auf dieses helle, neue Weiß an den Wänden legen; und als ich mitten in einem leeren Raum, dem ehemaligen Wohnzimmer stehe. Hier ist nichts mehr. Nach etwa fünf Minuten klingelt es an der Tür. Die Besichtigung beginnt. Von den zehn Angekündigten sind letztlich nur fünf Personen gekommen, die mit zum Teil übertriebener Gründlichkeit alle Ecken der zwei kleinen Zimmer inspizieren und im engen, dunklen Bad die Nase rümpfen. Die einzige, die so etwas wie Begeisterung für die Wohnung aufbringen kann, ist das kleingewachsene Anime-Mädchen. Jedenfalls lassen ihre pink-violett-schwarzen Haare, der Kapuzenpulli mit den abstehenden, spitzen Katzenohren, die schwarz-weiß gestreifte Strumpfhose unter dem dunklen Tüllrock und ihre mit zahlreichen Anime- und Mangafiguren bestickte Umhängetasche darauf schließen, dass sie auf eben jene japanischen Zeichnungen steht… Die junge Frau ist mir auf Anhieb sympathisch. Auch, weil sie ihren Quasi-Konkurrenten Angst macht, wann immer sie sie mit ihren komplett schwarz geschminkten Augen ansieht; die roten Kontaktlinsen lassen sie noch um einiges interessanter bzw. furchteinflößender wirken. Außer ihr trägt am Ende nur der kleine schüchterne Nerd-Boy seine Kontaktdaten auf dem dafür vorgesehenen Papier ein und lächelt dabei dümmlich. Die Anime-Dame geht die Räume ein zweites Mal durch, als der Rest schon verschwunden ist. „Ich kann sofort einziehen, ja?“, hakt sie nach und ich nicke. „Wie du siehst, bin ich schon raus hier. Wenn der Vermieter zustimmt, kannst du schon morgen hier rein, wenn du magst.“ „Klasse!“ Grinsend bleibt sie vor mir stehen. „Du wirst mich ihm doch sicherlich wärmsten empfehlen, oder?“ Sie klimpert mit den künstlichen Wimpern, geplant übertrieben. „Davon kannst du ausgehen.“ „Klasseee!“ Ihr Name ist Eilin. Aber ich soll sie Chiyo nennen. Und an der Uni direkt einen Kaffee mit ihr trinken; das jedenfalls schlägt sie vor und als die Zahnrädchen in meinem Kopf rattern, während ich versuche nette Worte zu finden, um ihr klarzumachen, dass ich vergeben bin, fügt sie schon salopp an: „Keine Sorge, ich will nichts von dir. Du bist schwul, ich weiß.“ „…aha?“ Wahrscheinlich sehe ich gerade aus, wie eine Eule. Gefroren in meiner Bewegung, die Augen weit aufgerissen. „Und woher?“ „Schatz“, meint sie bloß frech, „mein Gaydar hat noch nie versagt!“ Ich sage ja: Ich finde sie wirklich nett. Richtig begeistert bin ich, als wir uns bei unserem zweiten Getränk schon über asiatische Horrorfilme unterhalten. Chiyo gehört ebenso wie ich der Kategorie „Connoisseur“ an. Wir steigern uns richtig rein und lachen gemeinsam über die vereinzelten Kommentare unserer Umwelt, über die Leute, die uns als „Freaks“ bezeichnen. Wahrscheinlich sind wir das auch, zwei Freaks die viel zu süßen Kaffee mit seltsamem Aroma trinken, die zufälligerweise komplett schwarz gekleidet sind, und sich exotische Namen an den Kopf werfen, und von abgetrennten Körperteilen und Geistererscheinungen schwärmen. Chiyo ist 21 Jahr alt und will endlich aus dem Haus ihrer Mutter ausziehen. Sie studiert, wer hätte das gedacht, Japanologie, will danach noch Medien und Kommunikationswissenschaften nachlegen und optimalerweise irgendwann als Dolmetscherin und Korrespondentin in Tokio leben. Ein hoch angesetzter Plan. Ich denke an mein schon bald beginnendes Praktikum. Letztendlich hat es nur eine Zusage gegeben; aber eine ist besser als keine, das hat auch Christopher gesagt und mir dabei lobend durchs Haar gestreichelt. In wenigen Monaten geht’s schon los, direkt im Oktober und dann heißt es drei Monate lang nicht zur Uni pilgern sondern zur Stegna GmbH. Einem großen Fachbetrieb für Rollos und Jalousien, ebenso wie Sonnen- und Einbruchschutz. Mein Einsatzort: Abteilungen Controlling und Personal. Eigentlich hatte ich ja zu Daimler gewollt, in die Marketingabteilung, aber meine Noten in dem Fach sind wohl nicht ausreichend gewesen… Was soll’s. Richtig Lust aufs Praktikum habe ich sowieso nicht, das erzähle ich auch Chiyo, die kichert und mich als Faulpelz beschimpft, im selben Atemzug aber versichert, dass sie auch am liebsten für immer studieren würde. Wir schätzen die freien Tage, die freien Wochenenden, die individuelle Zeiteinteilung beim Lernen. So sehr, dass ich an diesem Tag tatsächlich meine Vorlesungen „verpassen“ werde, weil das Gespräch mit Chiyo einfach spannender und es sowieso nicht schlimm ist, dass ich nicht hingehe: Ich texte Markus und Paul und die beiden versprechen, für mich zu unterschreiben und mir nachher ihre Notizen vorbeizubringen. Ich habe das Handy noch gar nicht weggelegt, da fängt es schon wieder an zu vibrieren; Christopher ruft an. Der alltägliche Kontrollanruf in seinen ruhigen fünf Minuten, wenn er seinen zweiten Kaffee trinkt und höchstwahrscheinlich einen Blaubeermuffin verputzt; wahrscheinlich ebenfalls seinen zweiten. Christopher ist wirklich verrückt nach diesen kleinen Küchlein. „Wie ist es gelaufen?“, will er wissen und ich erzähle ihm, dass ich eine nette Nachmieterin gefunden habe, die die Schlüsselübergabe kaum abwarten kann und dass ich mit eben dieser netten Dame gerade im Café sitze. „Aha“, meint mein Freund daraufhin trocken, „du hast doch in zehn Minuten Vorlesung, oder nicht?“ „…ja und nein…“, meine ich und grinse Chiyo an, die amüsiert die Augenbrauen hebt und das letzte Stück ihres Käsekuchens verspeist. „Oh nein, Niko“, sagt Christopher mit fester Stimme, „du wirst nicht schwänzen um mit Chiyo weiter Kaffeekränzchen zu halten, du wirst jetzt deinen Arsch bewegen und gefälligst zur Vorlesung gehen, hast du gehört?“ Er lässt mich nicht zu Wort kommen, legt einfach auf, was seinen Befehl nur noch unterstreicht. Ich kaue auf meiner Unterlippe herum. „Ähm, ich glaube, ich muss doch zur Vorlesung…“ „Macht Schatzi Stress?“, hakt sie frech nach. „Und wie“, entgegne ich vage grinsend. „Ist wahrscheinlich auch besser so…“, meint sie und streckt sich. „Ich sollte ja auch lieber hingehen.“ Sie lacht. „Aber vorher zeigst du mir noch ein Foto von Mr. Schatzi, ja?“ „Klar.“ Ich zeige ihr das was ich vor einigen Wochen mit meinem Handy in Christophers Büro gemacht habe; er trägt einen dunkelblauen Anzug, dazu eine schwarze Krawatte, ein weißes Hemd. Er grinst frech, hält einen Kaffeebecher in der Hand. „Sugoi!“, ruft sie aus. „Soll heißen: Toll!“ „Ich weiß…“ „Und wie heißt dein Göttergatte?“ „…Christopher.“ „Süß, wie du dir das so auf der Zunge zergehen lässt.“ Ich gebe ihr nun auch meine Handynummer und verspreche, noch heute meinen Vermieter zu kontaktieren und ihre Daten weiterzugeben, was dann alles hoffentlich zu einem superschnellen Mietvertrag führen wird. Markus und Paul schauen mich etwas verwirrt an, als ich plötzlich den leeren Stuhl neben ihnen in Beschlag nehme. „Ich hab’s mir anders überlegt“, meine ich bloß und die beiden zucken gelangweilt mit den Schultern. Herrliche männliche Konversation! Als der Unterricht beginnt, entgleisen meine Gedanken und ich verabschiede mich von der ohnehin schon gestörten Konzentration. Ich denk an nachher. Wenn ich nachhause komme. In dieses neu-alte Reich. Einige Stunden bevor mein Master seine Arbeit beenden wird. Ich werde mich sputen müssen: Heute stehen noch das Saubermachen des Badezimmers sowie das Zubereiten meiner ersten Mahlzeit – von der Christopher nichts weiß - auf dem Programm. Ich will ihn überraschen. Aber irgendwie macht mir das Ganze auch Sorgen. Klar, es ist ein Anfängerkochbuch und ich denke, Christopher wird es gut gewählt haben. Bilder zeigen mir jeden Schritt, der dazu auch noch mit einfachen, verständlichen Worten beschrieben ist. Was sollte da schon schiefgehen? Und Kartoffelgratin – das macht doch selbst Frank total oft und er ist auch nicht gerade ein Meisterkoch. Ich denke an die neuen Regeln. Erst gestern haben wir sie festgelegt und gemeinsam den Vertrag unterzeichnet. „Vielleicht ist das nicht die Endversion“, hat Christopher gesagt. „Wenn etwas nicht funktioniert, dann müssen wir sofort darüber reden und schauen, ob wir es nicht ändern wollen.“ Schließlich ist es auch das erste Mal für meinen Master, dass er so etwas macht. Mit seinem Sklaven zusammenwohnen, in einem 24/7-Verhältnis. Ob Adrian auch von Anfang an Christophers Sklave gewesen ist? Ob es wohl Streit gegeben hat, weil Christopher 24/7 sein wollte und dieser Typ nicht? Ist es daran zerbrochen? Warum denke ich eigentlich plötzlich an Adrian? Ich bin zwei Jahre mit Christopher zusammen und erst jetzt mache ich mir tatsächlich Gedanken über seinen Verflossenen? Will ich mich eigentlich selbst verarschen? Seufzend versuche ich mich auf die Stimme des Dozenten zu konzentrieren, aber es klappt nicht. Es sind nicht nur diese seltsamen Gedanken an den mysteriösen Exfreund, der mich vorher nicht einen feuchten Dreck interessiert hat. Es ist diese neue Lebenssituation, die mich total aufwühlt; sie bringt mich durcheinander, so sehr ich sie auch begrüße. Der Wecker hat heute um 6 Uhr geklingelt. So verdammt früh… Meine Augen sind noch verklebt gewesen, meine Glieder noch nicht gänzlich erwacht, noch in Schlafstarre gefangen, da hat mein Freund, nein, mein Master, mich bereits am Nacken gepackt und meinen Kopf unter die Decke gedrängt; direkt zwischen seine Beine. Mein Mund direkt an seinem warmen Schwanz, seine Fingernägel schmerzhaft in meinen Hals gebohrt. „Niko…“, hat er gemurmelt. „Deine Pflichten.“ Und ich bin ihnen nachgekommen, habe ihn geleckt, an ihm gesaugt, eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich in meinen Mund ergossen hat. Und als Christopher dann unter die Dusche gegangen ist, hat alles in meinem Innern nach einer weiteren Runde schlaf geschrien; doch mein Nacken war zu starr, meine Augen bereits von der Helligkeit des Lichts gereizt und mein Geist zu unstet, um wieder der Realität zu entfliehen. Ja, es war geil direkt nach dem Aufwachen so ruppig von ihm behandelt und zu dieser Tat regelrecht gezwungen zu werden. Aber ich bin mir einfach unsicher, ob… es jeden Morgen so geil wird? Das ist wahrscheinlich ein Gedanke, den ich in mein neues Tagebuch eintragen sollte. Eine neue Regel. „Der Sklave führt täglich ein Tagebuch, in dem er seine Gedanken und Wünsche, niederschreibt, und seine durchlebten Aufgaben wie auch Verfehlungen und eventuelle Bestrafungen reflektiert. Am Ende der Woche, am Sonntagabend, legt er es dem Master zum Lesen vor und ist dazu verpflichtet, die Inhalte mit seinem Herren im Anschluss zu diskutieren ggf. einige Punkte zu erläutern.“ Als Zusatz steht da noch: „Wird das Pflegen des Tagebuches vernachlässigt, erfolgt eine vom Master gewählte Bestrafung physischer oder psychischer Natur.“ Am liebsten würde ich direkt jetzt schon mit meinem heutigen Beitrag beginnen, aber meine Kommilitonen hocken mir so dicht auf der Pelle, dass sie wahrscheinlich jedes Wort mitlesen könnten; und das würde Christopher ganz sicher nicht gefallen. Er ruft an, direkt nach der Vorlesung. „Bist du hingegangen?“ Ich bejahe. „Gut. Hast du den Vermieter schon angerufen und ihm die Daten von… wie hieß sie noch gleich… Chiyo mitgeteilt?“ Ich verneine. „Dann mach das jetzt, du hast bis zur nächsten Vorlesung schließlich noch eine halbe Stunde.“ Und wieder legt er einfach auf. Hastig wähle ich die Nummer, die ich mir am Rande meines Schreibblocks zur Sicherheit notiert habe, Herr Brasch ist begeistert. Ihm ist offenbar scheißegal, wer da wohnt, er sagt mir nur, dass er sich sofort bei der Dame melden wird, um den Mietvertrag aufzusetzen und mir dann einfach mitteilen wird, wann ich zur Schlüsselübergabe erscheinen soll. Der Sack freut sich einfach nur, dass ich alles für ihn übernommen habe und dass er keine Anzeige mehr hat schalten müssen. Dafür ist er wahrscheinlich einfach zu alt, für den Stress. Ich hole Luft. Die Vorlesung ist vorbei. Ich gehe los. Rein in die Bahn, in den Bus, einkaufen, wieder in den Bus, auspacken, umziehen, Putzsachen schnappen, schrubben, wischen, abtrocknen, ab in die Küche, Buch aufschlagen, schnibbeln, mischen, schichten, Ofen vorheizen, sich über das Chaos ärgern, wischen, schrubben, abwaschen, abtrocknen. Schweißperlen zieren meine Stirn, die Uhr tickt. Ich rutsche aus und lege mich beinahe auf die Schnauze, als ich ins Schlafzimmer haste, um mich aus meinen Arbeitsklamotten zu schälen; ich höre schon das Kratzen im Schloss. Fuck! Ich schaffe es nicht! Christopher schließt schon die Tür hinter sich, als ich herbeieile und auf die Knie gehe, die Beine spreize und mein Haupt senke. „Niko…“, knurrt er bedrohlich und nähert sich mit festen Schritten. Er hat seine Schuhe noch nicht ausgezogen und seine Jacke ist er offenbar auch noch nicht losgeworden. Christopher beugt sich zu mir herunter und seine Finger greifen nicht gerade zimperlich in mein Haar. Ja, er liebt es einfach, meinen Kopf auf diese Weise nach hinten zu ziehen und den Augenkontakt so zu forcieren. „Ich lasse dir das heute noch einmal durchgehen, aber in Zukunft erwarte ich ein besseres Time-Management von dir, das gehört doch auch zu deinem zukünftigen Job, oder passt du gar nicht mehr in der Uni auf?“ „Doch, Christopher, das tue ich; es tut mir leid.“ Er lässt mich los und ich senke wieder gehorsam den Blick. Jetzt erst zieht er seine Schuhe aus, hängt die Jacke auf und verfrachtet seine Tasche ins Arbeitszimmer, zieht sich um und kommt wieder zu mir. Die Eieruhr in der Küche beginnt schrill zu schellen, mein Freund ist irritiert. „Hast du etwas in der Mikrowelle?“, fragt er und schaut den Flur hinab. „Ich habe etwas im Ofen“, antworte ich ihm gehorsam. „….oh?“, kommt es interessiert von meinem Master. „Dann… solltest du es wohl jetzt herausholen, was?“ „Darf ich?“, frage ich sicherheitshalber nach, bevor ich mich erhebe. „Aber dalli.“ Mein Freund nimmt am gedeckten Esstisch im Wohnzimmer Platz. Ich habe Kerzen angezündet, das feine Besteck herausgeholt. „Wow, du hast dir ja richtig Mühe gegeben“, bemerkt er, mit dieser total milden Stimme, die meine Knie dann und wann zu Pudding werden lässt. Er lächelt, als ich eine Portion des Gratins auf seinen Teller balanciere und mein Herz klopf wie wild, denn: es riecht wirklich gut! Und das Gericht sieht auch wirklich gut aus. Meine Gabel in der Hand betrachte ich gespannt meinen Freund, der den ersten Bissen zu seinem Mund führt. „Riecht wirklich lecker“, merkt er noch an, bevor er das Gemisch aus den dünn geschnittenen Kartoffeln, Lauch, Schinken, Sahne und Käse schließlich probiert. „…und?“, hake ich mit zittriger Stimme nach, als er kaut. Es vergehen fünf Sekunden. Sechs. Sieben. Mein Freund schluckt und verzieht ungemein das Gesicht. „Oh Mann…“, murmelt er und kann sein Lachen nicht zurückhalten. „Probier selbst“, fordert er mich daraufhin auf und deutet mit seiner Gabel auf meinen gut bestückten Teller. Ich schiebe mir ein großes Stück Kartoffel in den Mund, beiße hinein und muss, nachdem ich in der ersten Sekunde gedacht habe, es schmeckt herrlich, in der kommenden schon wieder feststellen, dass es grauenhaft ist. Denn ich habe das Gefühl, dass ich in einen Salzstreuer beißen würde, der einen leichten Nachgeschmack einer Käse-Sahne-Sauce hat. Ich schaffe es nicht einmal zu schlucken, sondern spucke es aus. „Niko, das macht man nicht!“, moniert Christopher, kann sein Kichern aber nicht unterdrücken. „Es tut mir leid, Christopher…“, murmele ich. Ich bin wirklich sauer. Auf mich selbst. Wie habe ich das eigentlich schon wieder vermasseln können? „Ach, Niko...“, meint er nur freundlich und erhebt sich. „Die Geste zählt. Und: wie wäre es, wenn wir es jetzt einfach noch einmal kochen, hm? Das geht doch schnell und wenn ich mich nicht irre, haben wir alles was wir brauchen noch da, hm? Ich helfe dir. Es ist meistens einfacher zu zweit zu kochen, der Lerneffekt ist größer.“ Wir kommen schnell voran. Dieses Mal packe ich auch nicht zu viel Salz in den Kochtopf und in die Auflaufform. Esslöffel mit Teelöffel zu verwechseln und dann auf Gefühl noch etwas nachzuschütten ist nicht gerade… optimal, der erste Lerneffekt. Das Gratin ist im Ofen, die Eieruhr neu gestellt und Christopher hat sich ein Glas Wein eingeschenkt. Lässig gegen die Küchenzeile gelehnt steht er da und blickt mich an. „…die Kochschürze kannst du jetzt ablegen“, äußert er seine Gedanken und ich tue, was er von mir verlangt. Sein Blick wandert über meinen nackten Körper. „Komm mal her zu mir“, spricht er weiter, stellt das Weinglas beiseite und streckt seine Hand nach mir aus, die unmittelbar zu meinem Hintern wandert, als ich mich an ihn schmiege. Er küsst mich ganz keusch und zart auf die Lippen. Dann umfasst er plötzlich meine Schultern und drängt mich einen Schritt zurück. Unsere Augen treffen sich. Er begutachtet mich ein weiteres Mal. Dann schlägt er zu. „Aaah!“, zische ich, als ich die erste Backpfeife kassiere und gegen den Instinkt ankämpfe, meine Hand schützend über meine pulsierende Wange zu halten. „Das war für das vermasselte Essen“, kommt es kalt-amüsiert von Christopher, woraufhin er ein zweites Mal ausholt und mir noch eine verpasst. „Das, mein lieber Niko, war für deine Faulheit. Wenn du dieses Semester auch noch eine einzige Vorlesung schwänzen willst, dann kannst du davon ausgehen, dass du keinen einzigen Horrorfilm mehr in diesem Haus mehr finden wirst, habe ich mich klar ausgedrückt?“ „Ja, Christopher!“ Ich nicke hastig und Gänsehaut bildet sich auf meinen Oberarmen. „Und das, Niko…“, fährt mein Freund fort, während er die Schnalle seines dicken, schwarzen Ledergürtels löst und eben jenen aus den Schlaufen seiner Hosen zieht, „ist für deinen Verstoß gegen unserer neuen Regeln.“ Christopher packt meinen Arm und drängt mich auf alle Viere, manövriert meinen Körper zwischen seine Beine und presst seine Unterschenkel gegen meine Seiten, um mich zu fixieren; ich spüre seinen Blick an meinem Hintern, auf den nun ohne weitere Vorwarnung der zusammengelegte, schwere Gürtel niedersaust. Die Kacheln unter meinen Händen und Knien sind kalt, mein Kopf drückt gegen das Holz des unteren Küchenschrankes und Christopher prügelt weiter auf mich ein; mein Wimmern und Zischen hallt durch den gesamten Raum. Sein Tadeln kommt gestückelt, mit jedem einzelnen Schlag. „Hab… ich… dir… nicht… gesagt… du… sollst… mich… immer… um… Erlaubnis… bitten… bevor… du… dich… mit… jemandem… triffst?!“ Chiyo. Ich atme laut, mein Mund halboffen, die Augen vor Schmerz zusammengepresst, die Hände zu Fäusten geballt. „Entschuldige, Christopher!“ Meine Stimme ist ein einziges Jammern. Mein Hintern pocht und meine Schläfen pulsieren. Gott, dieser Kerl macht mich Verrückt! Christopher zieht mich ebenso ruppig wie er mich nach unten gedrängt hat wieder hoch, sodass ich ihm erneut gegenüberstehe. Er streicht einige der Haarsträhnen, die mir ins Gesicht gefallen sind, hinter mein Ohr. Ich liebe es, wenn er einer harschen Tat, solch eine milde Geste folgen lässt. Dieses Hin- und Herschalten zwischen barsch und warmherzig; er hat es so drauf. Wir essen. Dieses Mal schmeckt es. „Denk aber ja nicht, dass das hier zählt“, ermahnt mein Freund mich mittendrin. „Deine Belohnung bekommst du erst, wenn du etwas selbst zubereitest, ohne jedwede Hilfe. Und: Ich erwarte dann auch etwas Anspruchsvolleres als Kartoffel-Gratin, verstanden?“ „Ja, Christopher.“ Nachdem ich den Abwasch erledigt habe führt Christopher seine allererste Inspektion durch. Während ich auf dem Boden knie kontrolliert er penibel das Badezimmer, schaut in alle Ecken, fährt Oberflächen mit seinem Finger nach. Natürlich ist er nicht zufrieden. Seiner Meinung nach habe ich die Dusche nicht gründlich genug geputzt, einige Schlieren auf dem Spiegel stören ihn, ich habe nicht alle Kosmetika-Fläschchen abgestaubt und er kritisiert, dass ich die Handtücher nicht gewaschen habe. „Musst du heute noch etwas für die Uni tun?“, informiert er sich und als ich verneine, darf ich das Bad erneut putzen. „Komplett von vorn.“ Erst gegen 23 Uhr bin ich fertig und Christopher nickt zufrieden. „Schon besser“, ist allerdings alles, was ich zu hören bekomme. Herrlich. Mein Schlaf ist tief in dieser Nacht. Ich träume von nichts. Und wieder schellt der Wecker um 6 Uhr morgens. Dieses Mal muss Christopher mich nicht zwischen seine Beine zwängen, ich rutsche selbst hinab. Weil ich mich so über mein vermasseltes Abendessen, ebenso wie die meinen Master nicht zufrieden stellende Putzarbeit schäme, dass ich alles daran setze, es wieder gut zu machen. Christopher stöhnt und seine Finger fahren durch meine Haarsträhnen; ich nehme ihn tiefer auf. Bis er kommt. Hätte mir jemand vor zwei Jahren gesagt, dass mein normaler Tagesablauf irgendwann so aussehen wird, hätte ich ihn ausgelacht. …vielleicht wird das doch nicht so hart mit den täglichen Blow-Jobs? Die Sonne scheint und endlich kann man den Frühling wieder riechen. Chiyo hat den Mietvertrag unterschrieben, seit unserem Treffen sind nur zwei Tage vergangen und jetzt stehe ich schon wieder in meiner alten Wohnung und schaue meinem verrunzelten Vermieter zu, wie er wie ein aufgescheuchtes Huhn herumläuft und Zählerstände auf seinem Zettel notiert und mir von der Erdbeertorte seiner verstorbenen Frau erzählt, während Chiyo mit einem Zollstock in der Hand ebenfalls wie ein aufgescheuchtes Huhn herumläuft und Höhen und Längen der Wände, Türen und Fenster ausmisst. Ich weiß noch, wie ich hier eingezogen bin. Auch ich bin rumgelaufen wie ein aufgescheuchtes Huhn, weil auch ich endlich von meinen Eltern losgekommen bin, von meinem Vater. Alle waren froh. Endlich allein, allein. …schon seltsam, dass sich solch ein freiheitsliebender Mensch wie ich freiwillig hat versklaven lassen. Als meine Eltern mein Leben lenken wollten, bin ich ausgetickt. Aus Gruppenzwang habe ich noch nie etwas gemacht. Ich habe Ratschläge von anderen nie wirklich ernst genommen, weil ich stets das tat, was ich und nur ich für richtig hielt. Und jetzt? Jetzt will ich, dass Christopher mir vorschreibt, welche Klamotten ich zu tragen und wann ich zuhause zu sein habe. Ich will, dass er mir den Mund verbietet, dass er über mich verfügt, wie es ihm gefällt. Schon verrückt. „Na, los, Niko! Gib mir die Schlüssel!“, fordert Chiyo mich auf. Ein historischer Moment ist das, als ich die beiden Ausführungen in Chiyos Hand wandern lasse. Mein Paar und das von Christopher. Jetzt ist es endgültig. Natürlich war es vorher schon besiegelt, mein Auszug vollbracht, meine Unterschrift unter die neuen Verträge gesetzt. Aber jetzt ist es gefühlsmäßig für mich endgültig. Weil das hier nun offiziell nicht mehr meine Wohnung ist. Ein seltsames Gefühl. Chiyo und ich verabreden uns für nächste Woche zum Kaffeetrinken. Dieses Mal denke daran und schreibe Christopher eine Nachricht, in der ich um Erlaubnis für jenes Treffen bitte. Sie wird mir erteilt. Ja, es ist endgültig. Wir wohnen jetzt zusammen. Mein Herz klopft wild in meiner Brust, als ich an diesem Abend gehorsam auf meinen Herren warte und er ist zufrieden mit mir, geht in die Hocke und streicht sanft durch mein Haar, über meine Wangen; sein Daumen fährt über meine Lippen. „Ich hab Lust, dich so richtig fest einzuschnüren…“, murmelt er und ich kann mein Grinsen nicht zurückhalten. Er küsst mich, zärtlich und langsam, nur um mich im nächsten Moment an meinem Arm durch die Wohnung zu zerren, in unser kleines Paradies. Auf der Matte in der Mitte des Zimmers kniend, während mein Master die Seile aus der Kommode holt, seufze ich zufrieden und lächel dümmlich. Ja, es ist endgültig. Das hier ist jetzt mein Leben. Dieses Zimmer, ich werde es wahrscheinlich täglich sehen, nicht nur an den Tagen, an denen Christopher mich hierher bestellt. Ich wohne jetzt hier. So richtig. Wer hätte gedacht, dass ich jemals bei Christopher einziehen würde? Ich muss an den Tag denken, als ich diese Wohnung zum ersten Mal betreten habe. * Es waren rund zweieinhalb Monate vergangen seit meinem Geburtstag und dieser ganz besonderen Party, zu der Christopher mich mitgenommen hatte; seitdem er mir klar gemach hatte, was er von mir erwartete und ich seiner Einladung in diese dunkle Welt gefolgt war. Wir waren ein Paar, und nach unserem ersten Mal und den ersten Lektionen der ganz besonderen Art, war Christopher, wann immer er konnte, mich besuchen gekommen, um mir noch mehr zu offenbaren beziehungsweise mehr mit mir anzustellen. Mein Freund hatte mich oft gefesselt. Das Paddel nannte ich bereits meinen besten Freund. Und eines Abends machte er mich mit dem Flogger bekannt, umspielte zärtlich meinen Körper, ließ die dicken Lederriemen vorsichtig und behutsam über meinen nackten Rücken, meine Seiten, meine Beine, Füße, über meinen Hintern und über mein Geschlechtsteil wandern, um mich dann schrittweise an die härtere Gangart dieser Kuschelpeitsche zu gewöhnen. Ich liebte es. Auch die Art, wie er schon damals mit mir umging. Sanft und zärtlich, wenn wir auf meinem Sofa verweilten und einen Film ansahen. Hart und streng, wenn er mir im Schlafzimmer meinen Status klarmachte. Alles war so aufregend und selbst wenn ich mich allmählich an Christopher Lang an meiner Seite zu gewöhnen begann, waren meine Hände dennoch bei jedem Telefonat schwitzig, denn ich wusste nie, was er mich Neues lehren wollen oder was für Spielzeuge er für unser nächstes Treffen vorschlagen würde, welche Befehle ich befolgen sollte. Befehle. Nein, so ganz hatte ich mich an das Sklavendasein dann doch noch nicht gewöhnt. Manchmal kamen Zweifel an meinem Tun auf, wenn ich alleine in meiner Wohnung saß und intensiv über unser Verhältnis nachdachte, über meine eigentliche Art auf niemanden zu hören. Doch wann immer Christopher sich dann meldete und ich seine Stimme wahrnahm oder ihn sah, waren jene Gedanken wie durch einen Sturm weggefegt. Ich wollte das. Das Gesamtpaket. Auch wenn vieles mir noch Angst machte. Zum Beispiel die Ankündigung, dass ich irgendwann mit zu seinem Stammtisch kommen würde. Der Gedanke, dass ich dann an einem Tisch mit fremden Leuten sitzen würde, die offen über BDSM und ihr Praktizieren dessen reden würden, und über die Beziehung zwischen Christopher und mir genauestens Bescheid wüssten, verursachte noch leichte Bauchschmerzen. „Ich will dich aber nicht überfordern“, sagte Christopher stets mit diesem milden Lächeln. Und es war ja auch so, dass er mich immerzu fragte, bevor wir einen Schritt weitergingen, etwas Neues ausprobierten. So wie an jenem Abend, als wir wieder einmal in einem Restaurant zu Abend gegessen hatten – italienisch dieses Mal – und mein Freund mich nach Hause brachte. „Niko…“, setzte er an, nachdem er noch mit hochgekommen war, um mir einen Gutenachtkuss zu geben. „Was hältst du davon, wenn wir das nächste Wochenende bei mir verbringen?“ Ich wusste, was es bedeutete. Das war der nächste bedeutsame Schritt in unserer Beziehung. Was hatte Christopher noch gesagt? Seine Wohnung würde sein Königreich sein, in dem ich ihm absolut gehorchen müsste. Eine noch extreme Unterwerfung als bis jetzt. War ich bereit dafür? „Ja, Christopher.“ Meine Antwort. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Von einem urigen Verlies in einem verwinkelten Teil des Kellers ging ich nicht aus, auch wenn ich verdammt viele Geschichten jener Art im Netz gelesen hatte – ich versuchte aber nicht an jene zu denken. Ich wusste, dass mein Freund in einer Wohnung lebte. In einer ziemlich großen Wohnung. Ich malte mir aus, dass sie modern eingerichtet war und dass… Christopher die vielen Peitschen, Schnüre und sonstigen Spielzeuge in einer dunklen Kiste in seinem Kleiderschrank lagerte. Oder in einer Kommode. Vielleicht auch unter dem Bett. Vielleicht, so dachte ich mir, ging es Christopher auch gar nicht so sehr um unser Spielen, wie es ihm darum ging, dass er mich einfach in sein Heim ließ. Dass er die Tür aufhielt und ich mit dem Betreten seiner Wohnung endgültig den Platz an seiner Seite, als sein Freund und sein Sklave einnehmen würde. Ein ehrenhafter Moment. Deswegen das Warten. Und deswegen war ich auch so schrecklich aufgeregt, als es endlich soweit war und Christopher mich am Freitagabend abholte. Es begann alles so harmlos. „Hattest du einen schönen Tag?“, fragte er mich und ich runzelte die Stirn. „Geht so“, antwortete ich ihm ehrlich. Die Uni hatte wieder angefangen und der Lernstress fühlte sich bereits so an, als wäre es das Semesterende. „Die Vorlesungen waren anstrengend. Lang. Sehr lang.“ „Hm, ich hoffe du lernst fleißig?“ „Ich tue soviel wie es eben geht.“ Wir fuhren durch die Stadt, es war noch relativ hell, draußen roch es nach Frühling, so wie es das jetzt tut. „Ich hab nen guten Wein besorgt, für nachher“, erläuterte Christopher. „Cool…“ Nachher. Das bedeutete wohl, dass wir vorher noch etwas machen würden. Oder nicht? Und wenn ja, dann: was? Christopher lenkte den Wagen nun in Richtung Westen und wir passierten einige große Einkaufsmeilen, einen weiteren kleinen Park, der Erinnerungen an unsere ersten Treffen entfachte, bis wir schließlich vor der Einfahrt der Tiefgarage der ziemlich neuwertigen Wohnanlage ankamen. Ich weiß noch, dass meine Knie zitterten, als wir den Aufzug nahmen. Noch mehr, als wir vor der massiven Holztür stehenblieben, die in sein Reich führte. Mein Freund blickte mich an, bevor er die Tür aufschloss. Den Vortritt ließ er mir nicht, aber solch einer Behandlung war ich als Sklave nicht würdig, nicht wahr? Blut pulsierte in meinen Adern. Ich setzte mich in Bewegung, folgte ihm und erschrak, als Christopher die Tür ins Schloss stieß; es machte einen lauten Knall und im nächsten Moment schon funkelte er mich gefährlich an. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. „Niko… Da du eingewilligt hast, mich hier her zu begleiten und das Wochenende in meinen vier Wänden zu verbringen, gehe ich davon aus, dass du bereit bist, dich mir komplett zu unterwerfen. Das hier ist mein Königreich, das habe ich dir bereits mehr als deutlich gemacht und dich langsam an alles herangeführt. Es geht natürlich auch langsam weiter…“, er machte eine bedeutungsvolle Pause und kam mir einen Schritt näher. „Aber ich will, dass wir jetzt einen weiteren Schritt machen. Ab jetzt, wenn du nun Ja sagst, werden wir nicht mehr in deiner Wohnung spielen. Das wird ab sofort dein Zufluchtsort sein. Ab jetzt, werde ich dich hier weiter erziehen. Einverstanden?“ Ich nickte, nur um mich eine Sekunde später selbst zu korrigieren: „Ja, Christopher!“, rief ich eilig, damit mein Freund – mein Master – sich nicht aufregen konnte. „Gut.“ Gott, dieses simple und doch so viel für mich bedeutende ‚gut’ brachte mich in diesem Moment fast aus dem Häuschen. „Jetzt zieh’ dich aus.“ Zitterten meine Hände, als ich zunächst die Jacke aufknöpfte um nach und nach aus meinen Klamotten zu steigen, bis ich splitterfasernackt vor ihm stand? Und wie. „Falt deine Sachen gefälligst ordentlich zusammen“, befahl er. Befahl er…! Ich gehorchte und Christopher nahm mit den Stapel ab. „In Zukunft wirst du dir hier direkt nach deinem Ankommen unaufgefordert deine Sachen ausziehen, sie ebenso zusammenfalten und mir übergeben, und dich dann hinknien, so wie ich es dir beigebracht habe. Bis ich dich auffordere aufzustehen, kapiert?“ „Ja, Christopher“, hauchte ich. Christopher hatte mir zwar schon zu Anfang gesagt, dass ich mich daran gewöhnen müsste, die meiste Zeit die wir zusammen verbringen würden nackt zu sein, doch das hier war eine neue Dimension. In meiner Bude hat er mich auch oft nackt rumlaufen lassen, allerdings um direkt etwas mit mir anzustellen. Und irgendwas sagte mir, dass das nun nicht der Fall sein würde. Gehorsam sank ich nun auf die Knie und spreizte meine Beine, sodass mein Freund volle Sicht auf mein Geschlechtsteil hatte, platzierte meine Handflächen direkt vor meinen Knien und senkte den Kopf. Christopher entfernte sich und kam erst nach einigen Minuten wieder. Ich hatte mich nicht einen Millimeter bewegt. „Steh auf.“ Ich tat es und blickte meinen Freund nun wieder an. Er lächelte. „Niko“, sprach er dann mit ruhiger Stimme weiter, „wenn dir das alles zu viel wird, du weißt: der Ampelcode? Okay?“ „Ja… Ja, Christopher.“ „Okay. Dann… zeige ich dir jetzt mal mein Reich, was? Folg mir einfach.“ Seine Wohnung fand ich wirklich groß, wobei so gut wie alles groß im Vergleich mit meiner Bruchbude wirkte. Der Flur weit und hell, das Badezimmer glitzernd und glänzend, mit Dusche und damals noch kleiner Badewanne, das Wohnzimmer zwar modern und doch einladend, die Küche sauber und gut bestückt, das Gästezimmer unbenutzt, das Arbeitszimmer penibel geordnet und schließlich, oder sollte ich sagen, endlich, zeigte er mir das Schlafzimmer. Zum ersten Mal legten sich meine Augen auf das massive Bett und ich musste schlucken. Zugegeben: das Bett an sich hatte gar nicht so eine heftige Wirkung auf mich. Es ging mir eher um die Sachen, die Christopher darauf gedachte mit mir zu tun und klammheimlich ließ ich meine Augen über die Kommoden, die Nachtschränkchen und den riesigen Kleiderschrank mit den drei Schiebetüren wandern und fragte mich: wo…? Wo lagen die Folterinstrumente? Wo versteckte er sie? Würde er sie gleich hervorholen? Ich erzitterte, als Christophers Hand sich auf meine Schulter legte. Als er mich intensiv ansah, wurde ich mir meiner Nacktheit wieder bewusst. Ein abgefahrenes Gefühl, ich fühlte mich ausgeliefert. Ich wollte gerade sagen, dass mir seine Wohnung sehr gefällt, als sich meine Augen auf die Tür legten, durch die wir noch nicht gegangen waren. Hatte Christopher Lang etwas so viele Klamotten, dass er zusätzlich zu seinem Monster-Schrank noch einen begehbaren Kleiderschrank brauchte? Er sprach nicht, als er jene Tür öffnete. Er sah mich nur an und bedeutete mir einzutreten. Ja, dieses Mal ließ er mir den Vortritt. Und ich hielt die Luft an. Das erste, was ich erblickte, war das dicke, schwarze Andreaskreuz, von dem ich so viel gelesen hatte und das ich in so vielen kurzen Sequenzen in den Weiten des World Wide Webs gesehen hatte. Meine Augen labten sich an den Manschetten, an denen Christopher mich an jene Vorrichtung ketten könnte und Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen. Meine Härchen stellten sich auf, als meine Augen ihre Wanderung fortsetzten und ich einen Ständer entdeckte, an dem zahlreiche Peitschen befestigt waren und nur darauf warteten, von meinem Meister in die Hand genommen zu werden. Ich erkannte das Paddel, das Christopher so oft mitgebracht hatte; und den Flogger, mit dem ich ebenfalls schon Bekanntschaft geschlossen hatte. Doch da hingen noch viele mehr und einige von ihnen sahen wirklich gefährlich aus. Wenn Christopher mich damit bearbeiten würde… wäre mein Arsch sicherlich blutverschmiert sein. Panik vermischt mit Erregung durchfloss mich. „…du kannst dir alles ansehen und alles anfassen, was immer du willst…“, drang Christophers Stimme leise zu mir, so als würde er aus dem Off zu mir sprechen. Dennoch setzte ich mich daraufhin in Bewegung. Meine Finger strichen vorsichtig über den Rohrstock, über eine Schlaginstrument das aussah wie ein einzelnes, dickes Seil, über eine Gerte, über die vielen fransigen Lederriemen der zwei weiteren Flogger, die drei verschiedenen Paddel. Dann ging ich weiter, zu der schwarzen Kommode in der linken Ecke. Ich öffnete sie und holte tief Luft. Dildos und Vibratoren. Meine Hand legte sich auf das größte Spielzeug dieser Art; ich konnte ihn mit beiden Händen umfassen. Ein Monsterdildo. Heilige Scheiße, dachte ich mir, wie um alles in der Welt wollte Christopher dieses Ding in mich zwängen? Ich konnte gar nicht mehr klar denken. Und dabei war das Spielzimmer damals noch gar nicht so voll, wie es jetzt ist. Es standen dort zwar kein Sklaven- und kein Herrenstuhl und auch die Fickmaschine war nicht vorhanden. Aber ich sah mir ein Reizstromgerät an, Christophers Arsenal an Seilen, Ketten, Handschellen und schließlich die Vorrichtungen die wie Sportgeräte wirkten. Und eine dunkles Möbelstück. Dank meiner Recherchen wusste ich sofort, was das ist. Die Sklavenbox. Eingesperrt in kompletter Dunkelheit. Ich musste schlucken und etwas revidieren: Christopher hatte zwar kein Verlies, aber er hatte ein Folterzimmer. Ich fühlte mich, als wäre ich aus der realen Welt in eine der Geschichten gestürzt, von denen ich mir so viele zu Gemüte geführt hatte. Das war alles so abgefahren… „Wow…“, murmelte ich schließlich und drehte mich zu Christopher um, der mich die ganze Zeit über schweigend betrachtet hatte. „Das ist… krass?“ Er lächelte, vielleicht etwas peinlich berührt und wusste nicht so ganz, wohin mit seinen Händen. Ein sehr… seltenes Bild. Wo war der überhebliche, arrogante, ach so selbstsichere Anwalt hin? „Ich… habe den Raum schon sehr lange nicht mehr benutzt…“, meinte er nur. „Ich hab viele der Sachen dann und wann wohin mitgenommen, aber eigentlich hat das alles hier auf… dich gewartet. Ich hab dich nur finden müssen“, fügte er an. Eine Liebeserklärung der anderen Art. „Ich… bin ein wenig überwältigt“, gab ich zu. „Hast du Angst?“, fragte er mich und kam auf mich zu. Die sonstige Selbstsicherheit hatte den Weg zurück in seine gesamte Erscheinung gefunden, auch wenn er milde lächelte. „…ein wenig… glaub ich…“ Ich leckte über meine trockenen Lippen. Ja, da war Angst. Aber da war noch etwas anderes: Verlangen. Mein Blick wanderte zu dem Ständer mit den Schlagvorrichtungen. „Möchtest du raus?“, hakte Christopher nach und… ich war mir nicht sicher. Er stand jetzt direkt vor mir und ich sah zu ihm hinauf. „Oder…“, fuhr er fort und seine Augen wanderten jetzt ebenfalls zu den Schlaginstrumenten, „möchtest du, dass ich die Lederklatsche da vorne nehme und deine Hoden damit… ein wenig verwöhne…?“ Ein Schauer kroch über meinen Rücken. Unsere Augen trafen sich. Meine Fingerspitzen kribbelten ganz seltsam und ich fühlte mich nicken. Christopher schimpfte nicht mit mir, dass ich ihm nicht rechtmäßig geantwortet hatte; wahrscheinlich nahm er Rücksicht. „Komm“, flüsterte er und führte mich zu der dunklen Liege die mitten im Raum stand. „Leg dich hin.“ Mein Herz pochte so laut, dass meine Ohren schmerzten. Mir war heiß und kalt zugleich. Ich zuckte zusammen, als Christophers Hände sich auf meine Oberschenkel legten und sie spreizten. Ich war nervös. Unfassbar nervös, und sein herzliches Lächeln half gerade auch nicht wirklich. „Beruhig dich, Niko“, sprach er leise auf mich ein, aber… ich konnte nicht. Mein Blick irrte im Zimmer herum. In der Folterkammer. Dem Dungeon. Dem düsteren Verlies. Ein Teil von mir sehnte mich nach der Bestrafung, die mir bevorstand. Ein anderer Teil von mir war gerade von allem einfach nur überfordert. Und als Christopher das Paddel sachte an meinem Hodensack platzierte, gewann eben der andere Teil Überhand. Panik überfiel mich. „Rot!“, rief ich, noch bevor Christopher zum ersten Schlag hat überhaupt hat ausholen können. Er ließ sofort von mir ab. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, stürze aus dem Zimmer und wusste nicht wohin. „Niko!“, rief er alarmiert und rannte mir nach. Weit hatte er nicht gehen müssen. Paralysiert war ich im Schlafzimmer stehengeblieben. Ich suchte nach Worten, wollte mich entschuldigen, ihm erklären, was vorgefallen war, da wickelte er mich plötzlich in eine Decke und zog mich aufs Bett. Seine Umarmung war fest und er drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Es tut mir leid, Niko. Das war dumm von mir“, redete er leise auf mich ein. „Ich habe dich überfordert, ich hätte dir einfach nur das Zimmer zeigen und nicht gleich direkt loslegen sollen. Und…“ Seine Stimme versagte. Und ich musste plötzlich lachen. Wahrscheinlich, weil ich immer noch durcheinander war. Und ein viel zu schnell vor sich hin plappernder Christopher einfach furchtbar… süß war. „Sorry…“, murmelte ich und sah ihm in die Augen. „Ich… Ja, das hat mich alles ein wenig überfordert und ich entschuldige mich, dass ich dich nicht habe zufrieden stellen können“, beendete ich meinen Satz. Das war ja schließlich mein Ziel: Meinen Master zu befriedigen, auf verschiedene Art und Weise. Und das wollte ich ja auch tun. Aber… „Das ist alles noch so neu. Ich meine, ich habe mich ja an den Gedanken dein Sklave zu sein schon gewöhnt und deine Züchtigung ja auch bis jetzt genossen… Aber dieser Raum ist einfach noch… zu heavy? Weißt du, was ich meine?“ Christopher nickte. „Willst du deine Klamotten wiederhaben? Sollen wir es heute lieber super, super langsam angehen?“ „Ich…“, setzte ich an und meine Gedanken machten Purzelbäume. „Ich glaube, ich will einfach nur nicht in dieses Zimmer. Noch nicht…“, fügte ich leicht lächelnd an. „Aber… ich will den ganzen Rest… ähm, du weißt, was ich meine…“ Mein Freund nickte abermals. „Wie wäre es, wenn ich uns jetzt erst einmal etwas koche, hm?“ Ihm in der Küche zuzusehen, hatte etwas Beruhigendes. Aus dem Radio drang leise Musik, Christopher erzählte mir ein wenig von seinen Freunden, von Holger und Martin, während er das Mahl zubereitete. Gekonnt balancierte er schließlich die Nudeln mit Sauce auf den Tisch und als wir uns gegenübersaßen sah er mir in die Augen. Man konnte diese ganz besondere Spannung zwischen uns beinahe anfassen. „Solltest du mir nicht auftun, Niko?“ An diesem Tag lernte ich, dass ich mich stets nach meinem Master auftun sollte. Und als er den Wein öffnete und wir es uns vor dem großen Flachbildfernseher bequem machen wollten, bekam ich mein spezielles Kissen zugeteilt. „Dein Platz an meiner Seite ist auf dem Boden“, wiederholte er eine unserer Regeln. Und ich genoss dieses Gefühl der… Degradierung. Wir schauten zwei Filme, bis es weit nach Mitternacht war. Und als wir ins Bett gingen, beschlich mich ein sehr bedrückendes Gefühl. Trotz des warmen Körpers neben mir und der Liebkosungen kurz vorm Einschlafen, fühlte ich mich irgendwie seltsam. Ich konnte nicht entspannen. An Schlaf war nicht zu denken. Zu aufgewühlt war ich. Mein Master hatte mich mit keinem weiteren Detail unserer Beziehung konfrontiert, hatte nichts mehr mit mir angestellt, keine neuen Regeln eingeführt, mir gezeigt, wo mein Platz war. Eigentlich hätte ich, nach diesem Folterkammer-Schock, glücklich darüber sein müssen, dass er Rücksicht auf mich genommen hatte. Aber… da war sie wieder, meine zweigeteilte Persönlichkeit, die durch das Treffen mit Christopher Leben eingehaucht bekommen hatte. Hatte ich mir einfach mehr von diesem Schritt in Christophers Wohnung erhofft? War mein Freund zurückgeschreckt, nachdem ich in diesem Zimmer in Panik geraten war? War ich unzufrieden, dass er sich nicht dominanter mir gegenüber verhalten hatte? Wollte ich mehr und war einfach nicht imstande diesen Wunsch zu äußern? Es war gegen 2 Uhr morgens, als ich das Schlafen gänzlich aufgab. Ich tapste in die Küche, trank einen Tee, schaute ein wenig fern. Doch ich konnte meine Gedanken nicht beruhigen. Ich wanderte auf und ab, surfte im Internet, holte Luft auf dem Balkon, trank eine Whiskey-Cola-Mischung, hörte Musik, zählte imaginäre Schafe. Und gegen 3 Uhr morgens, öffnete ich die Tür zu diesem speziellen Zimmer und trat ein… --------------------- PS: Ich habe mich mal entschieden, auf die Reviews des vergangenen Kapitels später persönlich einzugehen und den komplett freien Tag lieber für ein NEUES Kapitel zu nutzen. Ich hoffe, das war auch in Eurem Sinn so! Auf jeden Fall DANKE dass ihr so lange gewartet habt, bis ich mein Leben wieder (halbwegs) in den Griff bekommen habe und nun endlich wieder die Kraft habe, weiter zu schreiben :) Kapitel 31: 31 -------------- Schummriges Licht. Absolute Stille. Bis auf das Schlagen meines Herzens. Unentschlossen stand ich mitten in dem Zimmer, das mich faszinierte und mir gleichermaßen eine Heidenangst einjagte. Ein Teil von mir wollte sofort umkehren und abermals fliehen, doch es war ein anderer Teil der siegte. „Okay…“, wisperte ich, nicht einmal an mich selbst gerichtet, holte tief Luft und begann meine, wie sollte ich es wohl am besten nennen… erneute Inspektion. Ohne die wachsamen Augen meines Freundes, meines Masters, auf meinem Leib zu spüren. Ohne den Druck, irgendetwas sagen oder auf irgendetwas reagieren zu müssen. Ganz allein, wie schon an den vielen Abenden der vergangenen Wochen, unserer Anfangszeit, die ich vor meinem Rechner mit bestimmten Recherchen verbracht hatte. Dies hier war auch eine Art Recherche. Ein Feldausflug, wenn man so wollte, sagte ich mir; und seltsamerweise halfen diese Gedankengänge. Ein Teil von mir entspannte sich. Und gab dem anderen Teil meiner Seele den Freiraum, dieser Neugier und dem Verlangen nachzugehen. Abermals zog es mich als erstes zu dem Ständer mit all diesen fiesen, hübschen Schlagvorrichtungen. Ja, ich liebte die Paddel. Gemein in jeder Ausführung, jedoch nicht zu unangenehm auf der Haut. Hart und weich zugleich, je nach Christophers Laune, des Weitreichens meines Vergehens. Ich strich über die Flogger, für die auch jenes galt; das jedenfalls hatte ich bis jetzt gelernt. Ich hielt kurz inne, als sich meine Augen auf die Peitschen legten, die Christopher bis jetzt noch nicht mitgebracht hatte. Neugier und Angst vermischten sich wiederholt mit seichter Erregung und ich griff nach einem Exemplar, das schon vorhin meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Die Peitsche sah ein wenig aus wie einige der Flogger, die mein Master mir bereits gezeigt und mit denen er mich schon bestraft hatte. Aber sie war um so vieles schwerer. Die acht runden Riemen, die Tails wie man sie nennt, waren dick und geflochten, gute Arbeit, gar keine Frage; und am Ende jedes Tails war eine kleine, aber fiese spitze Niete befestigt. Ein Schauer erfasste mich. Ein wenig kam ich mir schon dumm vor, lächerlich, gar kindisch, als ich die dicken Riemen vorsichtig über meine Haut streifte, ein kleines bisschen ausholte und sie dann auf meinen Hintern sausen ließ. Sachte zu Anfang und dann plötzlich so heftig, dass ich einen Aufschrei zurückhalten musste. „Heftig!“, stieß ich atemlos aus und schaute das tiefschwarze Züchtigungsinstrument genauer an. Ich stellte mir vor, wie es wohl in Christophers Hand aussehen würde. Erst nach einer Minute hängte ich das Ding zurück an seinen Platz. Meine Finger fuhren als nächstes über die harte Struktur eines dünnen Rohrstockes. „Ungezogener Schüler“, murmelte ich kaum hörbar unter meiner Nase und kurz tauchte da so eine ganz bestimmte Szene auf: Christopher und ich in einem verlassenen Klassenzimmer, Strenge in seinem Blick und ich mit heruntergezogenen Hosen über eines der hölzernen Pulte gebeugt. Irgendwie… anregend. So anregend, dass ich mich über einen der aufgestellten, gepolsterten Böcke beugte, und mir auch mit dem Stock eine verpasste, um einen Teil der Szene auch in der Realität zu fühlen. Hart zog ich die Luft ein und ein Zischlaut entstand; das war auch echt fies! Ich verfiel in eine Art Trance. Ich fasste alles an. Jeden Flogger, jedes Paddel, jede noch so fiese Peitsche, Gerte. Strich über hartes Leder, weiches Latex, über Holz, geflochtene Stricke und einzelne Schlagriemen aus Material, das ich nicht klassifizieren konnte. Tief Luft holend trat ich schließlich auf das Andreaskreuz zu. Ich betrachtete es lange und meine Fantasie ging wieder mit mir durch: Ich durchlebte Szenen der verschiedenen Filme, die ich mir angesehen hatte. Nur dass eben in meiner Fantasie die Protagonisten Christopher und ich waren, und dass eben Christopher mich an die Vorrichtung kettete und meinen Arsch wund und weich prügelte; mit all diesen Instrumenten, die ich soeben angefasst hatte. Meine Hand berührte das schwarz lackierte Holz des Kreuzes. Ich stellte mich ein Mal mit dem Rücken daran, dann ein Mal genau anders rum. Ich war ruhig, gleichzeitig aufgewühlt. Noch einmal ließ ich meinen Blick durch das gesamte Zimmer wandern. Scheiße, das war wirklich abgefahren. So abgefahren, dass ich einfach weitermachen musste. Schließlich hatte Christopher ja auch gesagt, ich dürfte alles anfassen und mir alles ansehen, was ich nur wollte. Genau das tat ich nun in dieser himmlischen Ruhe. Ich öffnete jetzt die Schubladen, die ich vorhin im Beisein meines Masters noch nicht aufgezogen hatte. Ich fand Gleitmittel, jenes, das er immer zu unseren Treffen mitbrachte. Und dann noch verschieden Massageöls, Wärmegels. Ein Gagball, ein Cockring, und unterschiedliche Bänder zum unanständigen abbinden. Einfach nur… geil. Bei der untersten und letzten gefror mir dann allerdings der Atem. Vorsichtig entnahm ich eine schwarze Latexmaske, die lediglich zwei Löcher für die Augen besaß… Konnte man in dem Ding überhaupt atmen?! Mein Herzschlag beschleunigte sich merklich und mein Blick wanderte zum kleinen Spiegel in der hinteren Ecke des Zimmers, direkt beim auffälligen Medizinschrank. Mechanisch setzten sich meine Beine in Bewegung, bis ich mein eigenes Spiegelbild betrachten konnte. Minutenlang starrte ich mir in die eigenen Augen, betrachtete mein Haar, meine Lippen, die Wangen, meine Stirn. Dann stülpte ich mir die Maske über. Sie war eng, drückte leicht auf meine Kopfhaut. Ich spürte einen Druck um meine Augen herum; man kam sich in diesem Ding irgendwie ein wenig abgeschirmt von der Realität vor. Ich betrachtete mich. Sekunden vergingen. Nein, so hatte ich mich wirklich noch nie gesehen. Ich fand mich nicht gerade hübsch in dem Ding, andererseits verfiel ich auch nicht in Panik. Dennoch verfrachtete ich die Maske wieder zurück in die Schublade und schloss sie. Christopher hatte gesagt, es sei nicht schlimm, wenn ich keine Masken mögen würde. Also würde er sie sicherlich auch nicht rausholen und mich zum Tragen zwingen wollen. So viel vertraute ich ihm da schon. Ich ließ die Luft aus meinen Lungen. In meinem Bauch kribbelte es. Ich befand mich immer noch in einem Rausch, den selbst die Maske nicht zu stoppen vermochte. Meine Augen legten sich auf die wenigen Bücher, die unweit des Medizinschrankes auf einem einzigen, an der Wand befestigten Regalbrett drapiert worden waren. Ich blätterte sie alle durch. Fesseltechniken, Anleitungen zum Auspeitschen, Auflistungen von Spielzeugen. Ein Kapitel in einer dieser Ratgeber hatte besonders mein Interesse geweckt. Meine Knie waren mittlerweile so weich von dem ganzen hier, dass ich nicht mehr stehen konnte, also tapste ich rüber zu der Liege, von der ich vor nur wenigen Stunden panisch geflohen war. Aber daran dachte in ich diesem Moment gar nicht. Viel zu beschäftigt war ich mit den detaillierten Beschreibungen einer möglichen Vorgehensweise im Bereich des „Cock and Ball Torture“, des Zusammenspiels aus zärtlichen Berührungen und brutalen Schlägen im intimsten Bereich, als dass ich auch noch auf irgendetwas anderes hätte achten können. Ich verlor mich darin, in diesen sachlichen Beschreibungen mit Safety-Anweisung, die trotzdem diese Hitze in mir hervorriefen. Weil ich mir ausmalte, wie Christopher diese Dinge tat. Einige hatte er mir bereits „angetan“. Andere standen noch aus… Natürlich. Ich weiß nicht, ob es diese einzige Whiskey-Mischung war, oder meine Erregung, die dieses Schwindelgefühl auslöste. Vielleicht war es auch einfach die reine Tatsache, dass ich durch all diese visuellen und mentalen Reize die Kontrolle über meinen Körper verlor und mich voll und ganz der regen Fantasie hingab. Und da war noch etwas. Eine Erkenntnis, die mein Überschreiten der Grenzen befürwortete. Das hier war vielleicht ein Folterzimmer, aber kein öffentliches. Das war kein SM-Studio, das man für Geld buchen und zu dem jeder Zugang erlangen konnte. Das hier war ein privates, kleines, geheimes Paradies, in dem es nur Christopher und mich geben würde. In dem all meine Fantasien Wirklichkeit werden würden. Ein Stöhnen verließ meinen Mund, als ich mich berührte, dort, wo es so intensiv war. Schweißperlen benetzten meine Stirn, als ich mich aufbäumte, weil meine Hand an meinem steifen Geschlecht immer schneller wurde. Ich wand mich unter vermeintlichen Berührungen meines Masters, denn der Film in meinem Kopf lief einfach immer weiter und lieferte explizite Szenen, die so real wirkten in dieser Umgebung, dass es kaum auszuhalten war. Noch nie war Selbstbefriedigung so intensiv gewesen wie an diesem frühen Morgen. Ich sah Sternchen, während ich kam und mein Atem ging immer noch so schwer, als ich mir viele Augenblicke danach im Stillen sagte, ich würde mich nur einen Moment lang ausruhen und das Zimmer dann still und heimlich verlassen und… Ich weiß nicht, wie spät es war, als ich die Augen letztendlich wieder öffnete, in den ersten Sekunden meines Wachseins irritiert, weil ich unter einer weichen Bettdecke lag, mein Kopf auf einem großen Kissen drapiert war und ich eine unbekannte Zimmerdecke anstarrte. Noch einige Sekunden später erkannte ich, dass ich nicht in Christophers Schlafzimmer lag, sondern immer noch in dessen privater Folterkammer. Ich schreckte auf. Spuren meiner selbst auf meiner Brust zeugten von meinen nächtlichen Aktivitäten, denen mein Freund offenbar auf die Schlichte gekommen war. Immer noch nackt schlich ich ins Schlafzimmer. Das große Bett war leer, die Decke auf der einen Seite glatt zusammengefaltet, und als ich aufhorchte, konnte ich das Klirren von Geschirr aus einem der Räume vernehmen, ebenso wie gedämpfte Klänge einer mir unbekannten, ruhigen Musik. Christopher war gerade dabei Kaffee zu kochen, als ich in die Küche lugte, und er erschrak leicht, als er sich umdrehte und mich im Türrahmen stehen sah. „Oh, guten Morgen!“, stieß er aus und lächelte leicht. „Ich hatte nicht so früh mit dir gerechnet.“ Seine Augen blieben an meinem Oberkörper hängen. Einige Sekunden schwiegen wir. „Du solltest duschen“, meinte mein Freund dann, und kurz war da wieder dieses fiese, diabolische Grinsen, mit dem er mich von Anfang an um den Finger gewickelt hatte. „Ja, Christopher“, entgegnete ich heiser und fügte eilig noch ein „guten Morgen“ hinzu, bevor ich ins Badezimmer stapfte. Meine Gedanken fuhren Achterbahn. Was hatte mein Freund von meinem nächtlichen Besuch in dem besonderen Zimmer genau mitbekommen? Das Resultat – offenbar. Aber war da noch mehr? Würde er mich ansprechen? Was würde er sagen? Würde er mich einfach danach fragen und wenn ja, wie sähe dann meine Antwort aus? Schließlich war ich panisch geflüchtet, als er mich dorthin gebracht hatte; und plötzlich hole ich mir da einfach so einen runter, ohne seine Anwesenheit. Könnte er das vielleicht falsch verstehen? Als eine Art Ablehnung? Und wenn ja, wie würde er reagieren? Und da war noch etwas: Ich kannte Christopher zwar noch nicht lange, aber ich wunderte mich, warum er schon wieder, eben in der Küche, so… freundlich und milde mit mir umgegangen war. Ich erinnerte mich an gar nicht so weit zurückliegende Momente in meiner Wohnung, in der er mich mit voller Wucht gegen die Küchenzeile gedrängt und mich fest an den Haaren gezogen hatte, nur weil ich anstatt Sprudelwasser Stilles gekauft und ihm serviert hatte. Oder als ich mich noch vor dem Frühstück untenrum komplett frei über meine Sofalehne habe beugen müssen und Christopher meinen Arsch mit seiner bloßen Hand wund geprügelt hat, nur weil ich vergessen hatte, ihm vom Bäcker einen Muffin mitzubringen. Klar, nach meiner Reaktion gestern hatte er zurückgefahren und wollte es „noch langsamer angehen“. Aber ich hatte ihm doch gesagt, dass ich einfach noch nicht in das Zimmer wollte, aber den ganzen Rest. Und der ganze Rest war doch nicht ernsthaft das Sitzkissen am Sofa und die Tatsache, dass ich mich erst nach meinem Master bedienen durfte, oder?! Bei mir zuhause war er viel ruppiger mit mir umgegangen. Genau das wollte ich. Ich trocknete meinen Körper ab und insgeheim wartete ich darauf, dass mein Freund ins Badezimmer treten würde. Wie er es schon so oft getan hatte. Ich wartete darauf, dass er herkommen, mich an meinem Kopf oder Nacken packen und mir erstmal ein paar Takte zu meinem beschissenen Benehmen, oder zu was auch immer, erzählen und mir letztendlich wehtun, oder mich auf irgendeine andere Weise degradieren würde. Doch nichts dergleichen geschah. Entrüstet und auch ein wenig sauer über den Verlauf des Morgens ging ich zurück in die Küche. Meine Kleidung trug ich dabei nicht; schließlich hatte Christopher mir doch immerzu eingetrichtert, ich solle in seiner Gegenwart so oft es nur ging nackt sein. Vielleicht wollte ich ihn provozieren, doch genau als dieser Gedanke meinen Kopf streifte, war da wieder diese aufwallende Panik, die ich schon am Vortag gespürt hatte. Was, wenn ich ihn tatsächlich provozieren könnte und er mich dann, wie ich es eigentlich wollte, packen und ins Zimmer schleifen würde. Ich meine… was würde er dann tun? Würde er, wie gestern angedroht, das Paddel nehmen und, wie er es so schön gesagt hatte, meine Hoden damit verwöhnen? Oder würde er etwas gänzlich anderes mit mir anstellen und wenn ja: War ich dann wirklich bereit dafür? Ich war durcheinander. Einen Teil zog es nach meiner nächtlichen Erfahrung ungemein in diese Folterkammer. Der andere Teil, nunmehr neugierig, war aber immer noch dominiert von einer undefinierbaren Angst. Denn ja, es gab Dinge, die ich durchaus sofort erfahren wollte, aber das völlig Unbekannte, der so unheimlich Neue, jagte mir immer noch eine Heidenangst ein. So wie ganz zu Anfang der Gummimaskenmann. Vor dem ich zu diesem Zeitpunkt auch immer noch so etwas wie Angst verspürte. …gestern in meiner Fantasie hatte alles noch gestimmt. Aber jetzt, zurück in der Realität, war ich mir einfach nicht sicher, was ich mir im Moment wirklich wünschte. Christopher hatte bereits angefangen, an seinem Brötchen zu knabbern und als ich mich setzte, schenkte er mir Kaffee ein. Wir schwiegen eine Weile. Das helle Gebäck war noch warm, als ich hinein biss. Christopher hatte ein Glas Nutella extra für mich gekauft. Das jedenfalls erzählte er mir. Er sprach auch von den beiden Filmen, die wir gestern geschaut hatten, und von der langen Schlange im Supermarkt heute Morgen. Er redete auch von den Dingen, wie wir heute unternehmen könnten: Kino, eine neue Komödie war gerade angelaufen. Ich verneinte. Ein langer Spaziergang durch den Park mit einem Besuch im Café, um den neuen Käsekuchen mit Kirschen zu probieren. Ich verneinte. Ein Ausflug ins Theater, irgendein modernes Drama mit guter Musik genießen. Ich verneinte. „…worauf hast du dann Lust?“, fragte er mich schließlich und ich umklammerte meinen Kaffeebecher. Lang und intensiv starrte mein Freund mich an und ich antwortete ihm nicht, sondern erhob mich und verließ die Küche. Ich wusste, dass er mir folgen würde, lautlos, wie ein Raubtier. Vielleicht sogar ein wenig besorgt. Ich setzte mich aufs Bett und als Christopher davor stehe blieb, spreizte ich meine Beine, sodass er einen genauen Blick auf meinen halbsteifen Schwanz werfen konnte. Eine ganze Weile betrachtete er mich einfach nur und ich entschied mich, die Dinge noch ein wenig anzuheizen, in dem ich meine Finger, einen nach dem anderen, langsam um mein zum Leben erwachtes Geschlecht legte und anfing, mich zu pumpen. Christopher verschränkte die Arme vor seiner hübschen Brust und grinste leicht, beobachtete mein Handeln aber weiterhin schweigend. Daraufhin ließ ich meinen Oberkörper zurückfallen und schob mich, nun auf dem Rücken liegend, in die Mitte des Bettes, ohne mein Tun zu unterbrechen. Ich intensivierte es sogar. Und dann musste ich auch nicht mehr lang auf Herrn Lang warten. Er stieg auf das Bett und sein Schatten legte sich langsam dabei auf meinen Leib. Auf allen Vieren über mir betrachtete er mich erstmal nur, und als ich stöhnte, packte er mich an beiden Handgelenken und drückte sie direkt über meinem Kopf tief in die Matratze. Nur langsam beugte er sich zu mir herunter und seine Lippen kamen meinen näher; ich schloss die Augen in feuriger Erwartung. Doch Christopher küsste mich nicht. Ich blinzelte und blickte dann in dieses seltsame Blau. Immer noch stillschweigend begutachtete Christopher mich. „…was ist…?“, wisperte ich und hörte mich dabei unheimlich verzweifelt an. „Das frage ich dich, Niko“, kam es nur ruhig zurück und daraufhin verringerte sich der Druck auf meine Handgelenke. Christopher ließ von mir ab, setzte sich auf und schaute mich ernsthaft an. Ich seufzte. „Willst du… über heute Nacht reden? Über gestern?“, hakte er milde nach und ich fühlte mich selbst nicken. Auch wenn mir eigentlich keinerlei Worte auf der Zunge lagen. Aber Christopher war gut wenn es darum ging Konversationen zu steuern. Das hatte er in unserem Fall schließlich von Anfang an getan und mich in den vergangenen Wochen immer dazu gebracht, meine Bedürfnisse letztendlich zu äußern, ebenso wie meine simplen Gedanken, Evaluationen bestimmter durchlebter Situationen mit meinem Master. Deswegen war ich wahrscheinlich im ersten Moment etwas durcheinander, als ich Christopher nun dabei beobachtete, wie er seinen Mund öffnete, im ersten Moment aber keinen einzigen Ton herausbekam, und dann nur so etwas wie „Also… ähm… Niko, ich…“ stotterte. Es war noch extremer als gestern, als er mir zum ersten Mal das besondere Zimmer gezeigt hatte. Und dann noch dieses nervöse Glucksen, untermalt von einem unsicheren Kopfkratzen. Es war wirklich sonderbar ihn so zu erleben. Klar, ich kannte den liebevollen, ruhigen und zärtlichen Christopher schon ziemlich gut. Aber das hier war… einfach anders. Irgendwie… niedlich. Und irgendwie… total entspannend. Ich musste kichern und das irritierte wiederum Christopher, der mich nun fragend ansah. „Du bist süß“, meinte ich erklärend und er lächelte. Dann schon zog er mich in seine Arme und gab mir einen Kuss auf meine Stirn. Der Damm schien gebrochen. „Tut mir leid wegen gestern…“, murmelte er schließlich gegen mein Haar und seine Finger strichen ganz vorsichtig über meine nackten Schultern. „Ich weiß, dass ich dich überfordert habe und glaub mir, das war nicht meine Absicht.“ „Ich weiß…“ „Und… weißt du, ähm…“, er schluckte und hielt kurz inne, wonach er nur ein wenig von mir abrückte, sodass er wieder in meine Augen blicken konnte, „das hier ist auch neu für mich und ich hab’ im Moment einfach keine Ahnung, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Weil ich dich einfach nicht schon wieder überfordern und dadurch abschrecken will, weißt du? Am besten… am besten wäre es, wenn du mir jetzt einfach noch mal erklärst, was gestern aus deiner Sicht schief gelaufen ist und dann…. Hm?“ „Mhhhmm…“, machte ich und überlegte kurz. „Wie gesagt: Ich war überfordert und ja, es wäre besser gewesen, wenn du mir das Zimmer einfach nur gezeigt hättest.“ Er nickte und ich fuhr fort. „Du hast mich jetzt zwar schon gut in diese… sagen wir mal Welt eingeführt, aber das hatte ich nicht erwartet. Eine Vorwarnung, eine kleine Erzählung oder dergleichen wären vielleicht besser gewesen. „Verstehe… Sorry.“ „Und ich hab mich dann halt auch ein bisschen unter Druck gesetzt gefühlt, als du direkt loslegen wolltest“, fügte ich hinzu und starrte Christophers Brust an. „Und dann fand ich es total scheiße, dass du quasi total zurückgeschreckt bist, nachdem ich dir gesagt hatte, dass ich einfach noch nicht in das Zimmer will, für alles andere aber bereit bin.“ Stille entstand. „…ich hab einfach Schiss gehabt“, gab mein Freund dann zu und seufzte schwer. Unsere Blicke trafen sich. „Ich hab Angst gehabt, dass der Schock vielleicht zu tief sitzt und jetzt alle, sagen wir mal, intensiveren Handlungen, ähnliche Gefühle auslösen könnten, verstehst du?“ Ich nickte, denn so war es; ich verstand ihn. „Du…“, setzte Christopher nach einer Weile vorsichtig an, „warst in der Nacht dann aber noch mal im besagten Zimmer…“ „Ja…“, flüsterte ich und ich fühlte leichte Aufregung in meinem Innern aufkeimen, weil diese Bilder, die mich am frühen Morgen schon beflügelt hatten, erneut vor meinem inneren Auge auftauchten. „Ganz in Ruhe. Allein. Und hab mir alles angesehen.“ „Mhmmm…“, brummte Christopher und seine Finger fuhren durch mein Haar. „Du hast nicht nur geguckt, oder…?“, zog er mich spielerisch auf und seine Stimme nahm dieses Tiefe Timbre an, was mich verrückt machte. „Nein“, hauchte ich. „Willst du wissen, was ich gemacht habe?“ Christopher nickte. „Ich hab einige der Peitschen an meinem Hintern ausprobiert, und all dein Spielzeug erneut angefasst und genauer inspiziert. Und ich hab in deinen Büchern gestöbert und mir dann die ganze Zeit vorgestellt, wie es wäre, wenn du meine Hoden tatsächlich auf brutale Art und Weise verwöhnen würdest… und dabei bin ich so geil geworden, dass ich mich angefasst hab. Bis ich gekommen bin. Aber das weißt du ja sicherlich…“ Ich weiß nicht, woher diese plötzliche Selbstsicherheit bei mir kam, vielleicht dauerte mein Rausch ja immer noch an? Jedenfalls fragte ich Christopher in einem lasziven und spielerischen Ton umgehend: „Macht dich das an?“ Er antwortete nicht verbal. Stattdessen ergriff er meine Hand und führte sie zu seinem Schritt. Seinem durchaus belebten Schritt. Er war semi-hart, so jedenfalls fühlte sich sein Geschlecht durch die dünne, blaue Jeans an. Ich grinste zufrieden. Dass eine so kurze Erzählung von mir ihn heiß machte, war nichts anderes als ein Kompliment. Endlich küsste er mich. Seine nasse Zunge trug den Geschmack von Kaffee mit sich und Christophers hitzige Hände strichen über meinen Rücken. Als unsere Lippen sich trennten, entstand ein kurzes Schmatzen. Sein Atem strich über meine Wange. „Wie geht’s denn jetzt weiter?“, hauchte er dann gegen meine Lippen und es überraschte mich, dass er mich fragte und nicht, wie sonst, einen Weg vorschlug, den ich sicherlich abnicken würde. „Hm? Ich mach’ alles was du willst…“ Ein Kichern entkam meinem Mund, den Christopher sofort mit seinem verschloss. Sein Körper legte sich auf den meinigen und ich schlang meine Arme um ihn, nur um dann frech zu sagen: „Ich dachte, ich sei den Sklave und nicht umgekehrt…“ Mein Freund biss hart in meinen Hals und ich schrie auf. Genau so…! Er zeigte mir meinen Platz. „Niko, beantworte meine Frage…“, wiederholte er nun etwas strenger und in meinem Nacken kribbelte es. „Ich will, dass wir ins Zimmer gehen“, entgegnete ich nun heiser. „…und dann?“ Christopher hielt inne. „Dann machst du wirklich nur das, was ich sage. Beziehungsweise um was ich dich bitte. Denn nur ich nehme Befehle an. Von dir.“ „Guter Junge…“, hauchte er in mein Ohr und ich seufzte ganz leicht auf, als einer seiner Hände plötzlich in südliche Richtung verschwand und sich auf mein Geschlecht legte. „Wir machen nur das, worauf du Lust hast, Niko. Versprochen.“ „…und wir machen alles langsam.“ „Langsam, versprochen, Niko.“ „Und wenn wir außerhalb des Zimmer sind, mach’ was auch immer du eigentlich mit mir vorhattest, okay?“ „Okay…“ „Weil…“, begann ich und suchte nach den richtigen Worten. „Weil?“ „Weil ich voll und ganz dein Sklave sein will. Und alles so gut wie es nur geht, zu deiner vollsten Zufriedenheit erledigen möchte. Und ich will, dass du mich auch wie einen Sklaven behandelst, so wie du es für richtig hältst, Christopher“, sagte ich schließlich bestimmend und presste meine Lippen zusammen. Wirklich? Woher nahm ich all diese Kraft? Seine Hände umrahmten mein Gesicht und Christophers Lippen waren gezeichnet von einem strahlenden Lächeln. „Das werde ich, Niko“, murmelte er versonnen, „das werde ich.“ Christopher hakte noch einige Male nach, ob es wirklich in Ordnung war, dass wir doch schon so schnell in sein kleines Paradies gingen. Er erinnerte mich mehrere Male daran, dass ich mit nur einem einzigen Wort, alles unterbrechen könnte, dass er voll und ganz auf mich hören würde. Dass er wollte, dass es mir gefiel, dass es mit gut ging. Er wiederholte sein Safety- und Vertrauensvorträge, die er mir in den vergangenen Wochen schon so oft geliefert hatte. „Hey…“, flüsterte ich und unterbrach damit seinen erneuten, zärtlichen Wortfluss. „Ich will das, okay? Und ich werde dir schon sagen, wie ich es will, hm?“ Und dann drehte ich beinahe vollkommen durch. Wir gingen an diesem Tag wirklich nicht mehr ins Kino, oder ins Theater. Nicht in den Park, oder ins Museum. Wir gingen, wie ich es mir gewünscht hatte, ins Zimmer und ich bettelte Christopher an, meinen Arsch mit dem Paddel, und dann mit dem Flogger zu versohlen. Ich ließ mich von ihm ans Andreaskreuz binden, beugte mich über Böcke, ließ mich fesseln und schließlich eine Tortur aus Zuckerbrot und Peitsche über mich ergehen, in die mein Schwanz und meine Hoden involviert waren. Christopher nahm mich hart, zum ersten Mal auf dem großen Bett und dann gleich mehrmals – und ließ mich im Anschluss, als er genug hatte, mutterseelenallein alles aufräumen; auch das besagte Zimmer. Jeder meiner Muskeln tat mir weh. Sitzen konnte ich nicht mehr ohne Schmerzen. Und Christophers Augen, seine blauen Augen waren so kühl und betörend. Ich genoss jedes einzelne Detail. Mein Freund bekochte mich noch an diesem Abend und er ließ mich sogar auf dem Sofa Platz nehmen. Ich kuschelte mich an ihn. „Hey, Niko…“, flüsterte er. „…hm?“ „Ich liebe dich.“ * Es ist Sonntag und die Sonne scheint, die Temperaturen sind mild. Christopher und ich machen einen langen Spaziergang durch den Park in dem unsere Geschichte begonnen hat. Mein Freund holt noch einige Dokumente aus der Kanzlei. Wir gehen einen Kaffee trinken. Wir reden. Über Nichtigkeiten wie eben den Fakt, dass die Sonne scheint. Christopher kocht. Er liebt das. Wenn er keine Termine hat, wenn er Zeit hat, muss er sich einfach in der Küche austoben. Er öffnet eine Flasche Rotwein. Die dunkelgraue Schürze steht ihm wirklich gut. Ich helfe ihm ein bisschen, schneide Gemüse, wasche alles, was er nicht mehr braucht direkt ab, schaue ihm ein wenig über die Schulter und lasse mir erklären, was er da macht. Roastbeef aus dem Ofen mit Frühlingskartoffeln auf gegartem Gemüse. Ein Gericht, das ich bestimmt niemals hinbekommen werde. Jedenfalls nicht so, wie Christopher es zubereitet. Das Fleisch zergeht mir beinahe auf der Zunge, alles ist genau aufeinander abgestimmt. Wirklich: In ein Restaurant zu gehen lohnt sich eigentlich nicht, wenn man so einen Meisterkoch zuhause hat. Die erste Woche unseres Zusammenlebens geht mit diesem Mahl quasi vorbei. „Kommt mir vor wie ein Tag“, meine ich und Christopher lächelt still. Als wir es uns mit einem Kaffee auf dem Sofa gemütlich machen, bin ich ziemlich aufgeregt. Es ist das erste Mal, dass mein Master sich mein Sklaventagebuch durchlesen wird. Einiges wird ihm gefallen, ganz sicher. Eine Sache wird definitiv für Gespräch sorgen. Wie er wohl reagieren wird? Christopher schlägt das Buch auf und blättert zunächst alle beschriebenen Seiten durch. Er schnalzt mit der Zunge. „Das schreibst du nachher alles noch einmal ab“, sagt er abfällig. „In Schönschreibschrift, verstanden? Das geht ja gar nicht, mal sehen, ob ich das überhaupt lesen kann.“ „…okay, Christopher“, antworte ich schwach. Dann ist es für eine ganze Weile einfach nur still. Spannung liegt in der Luft. Ich weiß nicht, welchen Teil mein Freund gerade liest. Ob es wohl die Stelle ist, in der ich schildere, wie glücklich ich bin, dass ich ihm nun jeden Tag dienen kann? Oder der Teil, in dem ich darüber spreche, wie sehr es gekribbelt hat, als ich ihn um Erlaubnis bitten musste, mich mit Frank zu einem DVD-Austausch nach der Uni zu treffen? Oder der Abschnitt, in dem ich mich frage, ob unser Sexleben auch weiterhin so spannend bleiben wird, jetzt wo wir das Zimmer eigentlich immer betreten können und uns jeden Tag sehen. Vielleicht lässt Christopher seine Augen aber auch über die Stelle wandern, die sich mit unserer Konversation bezüglich meines Vaters befasst; vielleicht liest er gerade, dass ich es aufregend und richtig fand, dass er mir befohlen hat, meinen Vater zu kontaktieren. Dass er unser Master-und-Slave-Verhältnis bei einer Diskussion nicht ausgesetzt hat. Auch wenn mir das Resultat, das Treffen nächste Woche, immer noch heftige Bauchschmerzen beschert. Vermutlich aber ist er gerade beim Absatz über den Blow-Job am Morgen angekommen… Jedenfalls runzelt er die Stirn und atmet laut aus, scheint nachzudenken. …das macht mir auch Bauchschmerzen. Ich weiß, wir wohnen erst eine Woche zusammen, aber schon jetzt kann ich sagen: Ich schaffe das nicht jeden Morgen. In dieser Woche hat es durchaus drei Tage gegeben, an denen ich Christopher mit größter Freude morgens um 6 Uhr oder sogar noch früher mit meinem Mund verwöhnt habe. Die restlichen aber… sind anstrengend gewesen. Ich sage ja nicht, dass all meine Aufgaben angenehm sein müssen. Der Sinn einer Session ist ja auch nicht, dass Christopher mich mit Samthandschuhen anfasst und wir Vanilla-Sex im dunklen Raum haben. Ich finde es auch anstrengend, einen ganzen Film über auf dem Kissen zu sitzen, oder während einer Party auf dem Boden zu hocken, in der Sklavenbox still auszuharren oder den halben Tag an irgendeinen Gegenstand gefesselt zu sein. Aber das ist, wie soll ich das am besten erklären… Das ist ein positives Gefühl der unangenehmen Art. Es erschöpft mich, aber es befriedigt mich auch. Der Blow-Job am Morgen ist… in bestimmten Situationen einfach nur anstrengend; als ich an dem einen besagten Tag von Christopher geweckt worden war, haben mir noch alle Muskeln wehgetan, weil er mich am Abend so unheimlich hart gefickt hat; außerdem lag ein äußerst anstrengender Unitag hinter und vor mir. Ich bin ausgelaugt gewesen, davor. Noch mehr danach. Und diese Erschöpfung, dieser viel zu frühe Weckruf, hat den gesamten Tag Nachwirkungen gehabt. Ich habe mich schlecht konzentrieren können, bin nicht wirklich wach geworden. Dinge wie diese. Christopher seufzt lang, er klappt das Buch zusammen. „Danke für deine Ehrlichkeit“, meint er dann, als ich das Werk wieder an mich nehme. „Das ist meine Pflicht“, bestätige ich und senke meinen Kopf gehorsam. „Okay…“, sagt Christopher und trinkt seinen Kaffee aus. „Ich mache mir im Übrigen keine Sorgen, dass unser Sexleben irgendwie langweilig werden sollte“, sagt er grinsend und zwinkert mir zu. Ich will gerade etwas antworten, aber mein Freund fährt fort: „Ich verstehe aber deine Bedenken, was deine morgendlichen Dienste angeht.“ Mein Herz pocht laut in meinem Brustkorb. „Ich würde nur ungern auf sie verzichten, das verstehst du sicherlich… Was hältst du von einem Kompromiss?“. Christopher schlägt die Beine übereinander und glättet seine Hose. „Wir versuchen es noch die nächste Woche über und sollte sich deine Einstellung nicht geändert haben, also solltest du es immer noch genau so empfinden, limitieren wir diese morgendliche Aufgabe auf die Wochenenden. Wenn du keine Vorlesungen und Termine hast.“ „Klingt gut“, sage ich, nachdem ich mir seine Worte habe durch den Kopf gehen lassen. „Dann darfst du dich aber nicht mehr beschweren“, fährt Christopher in seinem typischen blasierten Master-Tonfall weiter, „schließlich sollten deine Wochenenden sowieso immer für mich reserviert sein. Ich bin wichtiger als irgendein Besäufnis. Und solltest du dich besaufen mit Frank oder wem auch immer, dann gibst du mir trotzdem am kommenden Morgen einen unvergesslichen Blow-Job. Ich bin deine Priorität, Niko. Vergiss das nicht.“ „Natürlich nicht, Christopher!“, pflichte ich ihm bei und senke brav meinen Blick, um meine Demut zu unterstreichen. „Gut“, kommt es etwas langgezogen und gefährlich anmutend von meinem Master, der mir daraufhin leicht durchs Haar streicht. „Und jetzt räumst du bitte unsere Kaffeetassen weg und machst Klarschiff in der Küche.“ „Ja, Christopher.“ Und so geht es also weiter mit unserem Zusammenleben… Mit den Schlägen, der Folter, den zärtlichen Berührungen und dieser ganz speziellen Dienstleistung am Morgen, die mein Master an manchen Tagen auch noch einmal nach der Arbeit einfordert. Wenige Tage später sitze ich mit Paul und Markus in der Mensa und kriege keinen Bissen hinunter. Ich bin erschöpft. Noch zwei ellenlange Vorlesungen liegen vor mir, dann steht der Wocheneinkauf mit Christopher auf dem Programm. Ein besonderer. Denn morgen ist es soweit. Mein Vater kommt. Mit seiner Ehefrau. Und den insgesamt nun drei Kindern. Das Jüngste habe ich noch nie gesehen. Außer auf Bildern, die mein Erzeuger mir per Email hat zukommen lassen. Wahrscheinlich ein süßes Kind. Ich kann so etwas nicht beurteilen. Kinder sind nervige kleine Menschen. Ein bisschen wie Aliens. Ich verstehe sie nicht und sie machen mir Angst. Gut, dass Christophers Nichten schon etwas älter sind. Auch wenn sie mir ebenfalls Angst machen. Aber eben auf eine andere Art und Weise. Nein, mit Kindern kann ich einfach nichts anfangen. Wenn mein Vater oder seine komische Christine versuchen sollten, mir ihr kleines Balg auf den Schoß zu schieben, oder mich dazu zu kriegen mit dem Kind zu spielen, kotze ich denen einfach vor die Füße. Ja! „Das große Dinner?“, fragt Paul mich, als ich während der letzten Minuten unseres Unterrichts die ellenlange Einkaufsliste durchgehe, die Christopher mir gemailt hat. Ich nicke. „Nervös?“, hakt nun auch Markus nach, dem ich auch von diesem bevorstehenden Besuch erzählt habe. „Alter, du glaubst gar nicht wie!“, zische ich. Etwas zu laut, denn der Dozent rastet aus und schmeißt mich aus dem Raum. Fünf Minuten vor Schluss. Wirklich sinnvoll. Beschließend, Christopher nichts von diesem Vorfall zu erzählen, laufe ich die langen Korridore entlang und fliehe nach Draußen. Mein Freund wartet bereits auf mich, redet mit irgendwem übers Handy. Ich rutsche auf den Beifahrersitz und warte gehorsam, bis er das Gespräch beendet hat. „Ja, danke. Richte ich aus. Mhm. Nein, habe ich nicht. Nein, werde ich nicht, Mutter… Mutter. Ich lege jetzt auf.“ Christopher seufzt genervt. Ein böses Omen? „Hey, Niko“, grüßt er mich dann und ich beuge mich über die Ablage, um ihm einen Begrüßungskuss, keusch und flink, auf die Lippen zu hauchen. „Deine Mutter, hm?“ „Blitzmerker“, zischt Christopher und startet den Wagen. „Ich soll dich ganz lieb grüßen.“ „Wie nett. Danke.“ „Nett am Arsch.“ Christopher braust los und ich beiße mir auf die Zunge. Ja, dieses Gespräch ist offenbar nicht so gut verlaufen… „Hast du die Liste bekommen?“, wechselt mein Freund das Thema. „Ja, habe ich.“ „Ist dir noch irgendetwas eingefallen, was fehlt?“ „Ähm… Nein. Bis auf Schokolade.“ „Also ja, oder nein?“ Christopher klingt genervt. „Ja, Schokolade.“ „Kriegst du nicht“, meint er nur patzig, grinst dabei aber ganz leicht, die Augen auf den Verkehr gerichtet. „…warum nicht?“, hake ich vorsichtig nach. Doch mein Freund antwortet mir nicht. Erst als ihn eine rote Ampel dazu zwingt anzuhalten, packt er mein Kinn mit seiner rechten Hand und reißt mich so in seine Richtung. Ich blicke wie so oft in dieses arktische Blau und meine Fingerspitzen kribbeln. Noch mehr, als er gefährlich knurrt: „Weil ich es dir gottverdammt sage, Niko! Verstanden?“ „…ja, Christopher.“ Der Wagen setzt sich wieder in Bewegung und ich entlasse die Luft leise aus meinen Lungen. Ich liebe diesen Alltagswahnsinn! Ja, es sind nur Kleinigkeiten, aber er macht mir immer wieder deutlich, wer hier die Hosen anhat. So geht es auch im Supermarkt weiter. Christopher schiebt nicht einmal den Wagen, sondern geht lässig nebenher. Die ganze Zeit über liest er lediglich die einzelnen Zutaten von der Liste seines Tablets ab, und schickt mich gefühlt in jeden Gang. Ich bin es auch, der alles auf das Kassierband legt und in die Tüten räumt, um jene ins Auto zu befördern und dann auch noch in Christophers Wohnung. Nein. In unsere Wohnung. Wirklich, so richtig habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt. Ich bin vor ein paar Tagen sogar in den falschen Bus gestiegen, hätte fast Chiyo besucht. Nachdem ich nun die ganzen Lebensmittel verstaut habe, taucht Christopher in der Küche auf. „Es geht los, Niko“, meint er nur und ich starre ihn irritiert an. „Wir haben einiges vorzubereiten, mein Freund.“ „…okay… Auch wenn ich immer noch nicht verstehe, warum du dich so ins Zeug legst.“ Christopher seufzt. „Ich lege mich so ins Zeug, weil ich deiner Familie einen netten Abend bereiten will. Weil mir viel daran liegt, dass sich der Kontakt zwischen dir und deinem Vater verbessert.“ „Ich will das aber nicht. Mir liegt nichts daran!“, protestiere ich. Allerdings völlig umsonst. „Du hältst jetzt deinen Mund, Niko, und machst genau das, was ich dir sage!“, blafft mein Master; und somit ist die Konversation beendet. Ich schnibbel, wasche, schaue bei Vorgängen zu, die ich nicht verstehe, heize den Backofen vor, packe irgendwas rein, hole Küchlein wieder raus, verstaue wieder alles, nur um einige andere Sachen hervorzuholen. Ja. Christopher legt sich wirklich ins Zeug. …vielleicht will er meinen Vater auch einfach überzeugen, dass ich bei ihm nicht verhungere? Und dass er Klasse hat, wenn er so ein kompliziertes Dinner auftischt? Vielleicht will er einfach angeben? Ich äußere meine Gedanken nicht. Es ist spät, als Christopher unsere Vorbereitungen für abgeschlossen erklärt. Noch später, als ich auch die Reste unseres Kochens und Backens beseitigt habe und mein Master die Küche abnimmt. Dieses Mal meckert er nicht. Sonst tut er das jeden Tag. Ich dusche ausgiebig. Christopher liegt schon im Bett und liest ein Buch, als ich unser Schlafzimmer betrete. Unsicher bleibe ich stehen und nach einer Weile legen sich Christophers Augen endlich auf mich. „Was ist?“, will er wissen und ich gehe auf die Knie, spreize meine Beine, senke den Kopf. So, wie er es mag. Wie er es von mir verlangt. „Ich habe Mist gebaut“, fange ich an und höre, wie Christopher das Buch zuschlägt. „So?“ Seine Stimme ist streng. „Als du nicht geguckt hast, hab ich Schokolade in den Einkaufskorb getan.“ Ich höre, wie Christopher scharf die Luft einzieht. Ich will das jetzt. Ich kann an nichts anderes denken. Nein. Ich will an nichts anderes denken. Ich brauche das jetzt. Ich will noch nur etwas ganz bestimmtes fühlen. Weil ich so ein furchtbar dummes Gefühl wegen morgen habe, dass es mich von Innen beinahe auffrisst. „Ich habe eine Bestrafung verdient… Christopher.“ Mein Freund steht auf. „…allerdings“, säuselt er. Dann packt er mich am Arm und zerrt mich in das Zimmer. ------------------- Ich danke Euch für den Support! :-) Makes me happy EVERY DAY! Kapitel 32: 32 -------------- Der Ton des digitalen Weckers fast direkt an meinem Ohr ist grässlich. Er mischt sich in meine skurrile dunkle Traumwelt. Es ist eine Angst einflößende Sirene, ein schrilles und aus dem Nichts auftauchendes Warnsignal, symbolisiert durch ein tiefrotes, blinkendes Licht, das meine Umgebung ändert, je lauter und greller es wird. Fast so wie in Silent Hill.   Ich höre Christopher neben mir schwer aufseufzen und sich auf die Seite drehen. Mein Bewusstsein braucht einige Sekunden, um in der Realität anzukommen. Erst dann, und als mein Freund ein verschlafenes, gleichermaßen aber auch verärgertes, „Niko, mach den Scheiß aus“ brummt, hole ich aus und verpasse dem Gerät den Todesstoß. Doch es fühlt sich eher so an, als hätte nicht das sowieso schon tote Ding einen mächtigen Hieb erhalten, sondern ich. Denn ich bin es, dem vor durch meine Venen rasenden Schmerz beinahe schwarz vor Augen wird. Ich bin es, der aufjauchzt und in seiner Bewegung gefriert, um die Schockwelle des Ziepens und Stechens abzuwarten.   Christopher setzt sich auf. „…alles okay?“, erkundigt er sich heiser.   „…mhmmm…“, mache ich, selbst nicht wissend, ob ich damit eigentlich bejahe oder verneine.   „Lass mal sehen“, meint mein Freund und steht auf. Er zieht die Gardinen auf, dann setzt er sich zu mir und begutachtet meinen Rücken. Ich zische auf, als seine Fingerkuppen ganz vorsichtig über meine geschundene Haut fahren.   „Scheiße“, flüstert Christopher. Im nächsten Moment eilt er schon in den angrenzenden Raum und kommt mit Tüchern und Salben wieder. „Ich hab’s gestern echt übertrieben.“ Er seufzt. Dann macht er sich ans Werk. „Vorsicht, das ziept jetzt vielleicht ein bisschen, ich will das Ganze noch mal desinfizieren, okay?“   Vielleicht hat mein Freund gar nicht so unrecht. Er hat übertrieben. Wir haben es übertrieben. Ich habe es übertrieben. Mit allem. Ich denke an die gestrige Session: An das Reizstromgerät, die Atemkontrolle, das Kerzenwachs, letztendlich diese besondere Kontakt mit dem Andreaskreuz, mein nacktes Fleisch an das schwarz lackierte Holz gepresst, meine lauten Schreie, die das Zimmer erfüllten.   Ja, ich hätte Stopp sagen können, als Christophers Schläge an Härte gewannen und als der Schmerz schneidender wurde, extremer, so gut wie unerträglich; als jeder Zentimeter meiner Haut zu brennen schien und das Ziepen der Stelle, an der mein Master mich mit der Peitsche traf – jener mit den acht geflochtenen, dicken Tails, gespickt mit diesen verführerisch glänzenden Nieten - sich über meinen gesamten Leib wie ein Fegefeuer verbreitete.   Aber das habe ich nicht getan.   Weil es genau diese Art von Schmerz gewesen ist, den ich zu fühlen gebraucht habe. Und weil es genau jene Bestrafung war, die Christopher zu vollziehen benötigt hat.   Wir haben geschwitzt danach, nach Atem gerungen, uns im Bett gewälzt. Christophers Fingernägel haben sich in meine Arme, meine Seiten gebohrt, über die Striemen auf meinem Gesäß und Rücken gekratzt.   Er hat sich in mich geschoben. Ruppig, rücksichtslos, einfach brutal. Christopher hat mich an den Haaren gezogen, mir die Luft abermals mit seinen bloßen Händen abgeschnürt, mich angeblafft, ich solle die Beine gefälligst weiter spreizen und nicht so laut sein. Er hat mich geschlagen und am Ende dann seinen heißen Saft tief in mir verteilt, mich markiert.   Wir sind so bei der Sache gewesen, dass wir erst nach dem Akt bemerkt haben, dass ich an einigen Stellen ein wenig am bluten gewesen bin und das Bett stellenweise versaut habe. Aber ganz ehrlich: das war sogar Christopher egal. Er hat nicht geschimpft, sondern mir stillschweigend, immer noch auf der Welle seines Höhepunktes surfend geholfen, alles neu zu beziehen. Nachdem er mich das erste Mal verarztet hatte.   „Geht es?“, fragt er mich nun, nachdem er gefühlte Tonnen der Salbe vorsichtig auf meinem Rücken verteilt hat.   „Ja. Danke.“   „Das mit dem Blowjob lassen wir heute, wir haben eh keine Zeit“, bestimmt Christopher. „Wir müssen noch viel vorbereiten.“   „Haben wir das nicht gestern Abend schon gemacht?“   Mein Freund sieht auf mich herab. „Ach, Niko…“, seufzt er und tätschelt meinen Kopf.   Beim Frühstück, dieses mal nicht so opulent wie sonst an einem Wochenende, sondern eher improvisiert und schnell, sage ich es ihm: „Du. Ich hab dich gestern angelogen.“ Christopher nimmt einen Schluck Kaffee und bedeutet mir, weiter zu sprechen. „Ich hab gar keine Schokolade in den Einkaufskorb getan.“   Mein Freund lacht. Gehässig und herablassend. Sein Blick mit dem er mich fixiert ist fies. „Denkst du wirklich, das wüsste ich nicht?“, fängt er an, „denkst du allen ernstes, ich hätte dir nicht genau auf die Finger im Supermarkt geguckt und darauf geachtet, was abkassiert wird?“   Ja. Wir haben diese Session einfach gebraucht. Wir beide. Denn auch Christopher ist nervös vor diesem Treffen. Er legt sich mächtig ins Zeug und somit verbringe ich weitere Stunden in der Küche als seine Aushilfe. Und Putzfrau.   Ich decke den Tisch, ganz nach seiner Anleitung und als mein Master meine Arbeit abnehmen will, rückt er Gläser und Teller und was da sonst noch so liegt so penibel zurecht, dass man fast glauben könnte, er sei ein Kellner in einem noblen Restaurant, das mindestens vier Sterne hat. Er hat das beste Porzellan herausgeholt, das Silberbesteck. Spießiger geht es einfach nicht.   „Was zur Hölle?!“, rufe ich aus, als ich das Schlafzimmer betrete und noch mehr dieser gutbürgerlichen Spießigkeit entdecke. Christopher hat mir mein Outfit für diesen ganz besonderen Abend bereitgelegt. Eine der etwas eleganteren tiefschwarzen Jeans, die er mir gekauft hat, dazu ein lila Hemd und die Krawatte in Anthrazit. „Ist das dein Ernst?!“, zische ich verärgert, ernte dafür allerdings nur einen Schlag auf den Hinterkopf; was so viel bedeutet wie „ja, das ist mein voller Ernst, also halt die Klappe und zieh’ dich gefälligst um“.   Mein Freund trägt ein ähnliches Outfit an diesem Abend. Keinen Anzug, denn ein Anzug wäre seinen Worten nach „too much“. Ein T-Shirt und eine stinknormale Hose dementsprechend dann wohl „not enough“.   Christopher geht zum gefühlt sechzehnten Mal mit mir das Menü durch, schließlich werde ich ihm beim Servieren helfen müssen, er rückt zum gefühlt zweiundzwanzigsten Mal die Gabeln zurecht und er schaut sich viel zu oft im Spiegel an, wonach er sich zum gefühlt zweihundertsten Mal durchs zurückgekämmte Haar fährt. Als würde wir hier gleich Staatsbesuch empfangen. Angela Merkel. Queen Elizabeth. Barack Obama.   Dabei ist es nur meine gottverdammte Halb-Familie!   Das alles macht mich so sauer, dass ich meine eigene Nervosität total vergesse. Bis es an der Tür klingelt.   Christopher und ich blicken einander an. Ich seufze.   „Wir werden nett sein, egal was sie auch sagen werden, okay?“, erinnert mich mein Freund zum gefühlt zehnten Mal und ich nicke bloß; er moniert die fehlende, verbale Adressierung nicht.   Die Tür geht auf und da steht er: Mein Vater. Hat sich äußerlich gar nicht so sehr verändert, der Udo Klaas. Er ist Ende 40, nicht zu fett, nicht zu schlank, hat ein paar Falten im Gesicht, ein paar graue Strähnen auf dem Kopf, ansonsten sieht er ziemlich frisch aus; lediglich seine Augen suggerieren leichte Müdigkeit. Oder ist es Verunsicherung?   Neben ihm steht seine dämliche Christine mit ihren blondgefärbten Haaren, die ein wenig an ein Vogelnest erinnern und ihren spargeldünnen Beinen, die auch zu einem Storch gehören könnten. Man sieht, dass sie jünger ist als mein Vater. Dahinter meine Stiefgeschwister: Der hochgewachsene Björn, der aussieht wie jeder zweite Kerl an der Uni: Vielleicht nicht beschissen, aber eben auch nicht besonders, als dass man ihn irgendwie in Erinnerung behalten könnte. Seine Schwester Maike lächelt irgendwie gequält, so als würde sie an einer Miss-Wahl teilnehmen und ununterbrochen Freundlichkeit suggerieren müssen, während sie eigentlich nur genervt ist; andererseits sieht sie mit ihren kurzen braunen Haaren und dem doch etwas punkigeren Kleidungsstil nicht aus wie jemand, der an einer solch oberflächlichen und hirntoten Wahl teilnehmen würde.   …und ich trage eine Krawatte; ich bin so sauer.   „Guten Abend“, begrüßt Christopher die Meute und viel zu viele „Hallos“ und „Guten Abends“, kommen uns entgegen, als dass ich sagen könnte, wer was von sich gegeben hat. Nur zwei Dinge sind sicher: Die Blicke, die Christopher von den in unsere Privatsphäre eindringenden Individuen erntet, sind eine Mischung aus Unsicherheit, Interesse und leichter Ablehnung. Und: Klein Leander lerne ich auch an diesem Abend nicht kennen, mein winziger Halbbruder ist nämlich nicht anwesend. Ich finde es auch nicht schlimm und sogar eklig, dass so alte Menschen wie mein Vater jetzt noch mal neuen Nachwuchs produzieren…   „Nette hohe Decken“, sagt mein Vater, als Christopher die Meute den Flur entlang zum Wohnzimmer und damit auch zum Essbereich führt. Neugierig lassen alle ihre Blicke über die Wände und Möbel, die wenigen Fotos von Christopher und mir und seinen Nichten wandern.   „Ihre Kinder?“, fragt Christine hohl, als sie auf das Bild von Emilie und Marie zeigt.   „Ja“, zische ich, „denn Christopher ist ganz offensichtlich mit einer Frau zusammen.“   „Mein Nichten“, antwortet mein Freund, meine patzige Antwort komplett ignorierend. „Sie wohnen in Wien, leider. Ich würde sie gern öfter sehen, wirklich ganz tolle Mädchen. Wenn auch ein wenig wild, aber das hat die nahende, beziehungsweise bei der Älteren schon eingesetzte Pubertät ja bekannterweise so an sich.“   Christine lacht schrill und faselt etwas im Stil von „hach, Sie haben ja so Recht, und wenn ich daran denke, dass ich das alles in einigen Jahren noch einmal durchmachen muss, wird mir schlecht, bla bla bla.“ Als Christopher den Begrüßungschampagner eingießt, redet sie immer noch, darüber wie froh sie ist, dass der Kontakt mit Maike und Björn ja mittlerweile – nach dieser schrecklichen Pubertät – so toll ist, und wie oft die beiden zu Besuch bei ihr und meinem Vater sind, dass sie bald alle zusammen in den Urlaub fahren.   Ein in viel zu freundliche Worte verpackter Seitenhieb?   Diese aufdringlichen, auf mich gerichteten Blicke, die meine Stiefgeschwister versuchen zu kaschieren, entgehen mir jedenfalls nicht. Auch nicht die nervös von Seite zu Seite wandernden Augen meines Vaters, der mir genau gegenübersitzt.   Wir stoßen an und Udo ergreift das Wort.   „Mensch, das sieht ja richtig schön hier bei euch aus.“   „Hattest du etwas anderes erwartet?“ Ich lege den Kopf schief und erwidere seinen Blick. Einige Sekunden lang herrscht Stille und der neben mir, am Tischende sitzende Christopher seufzt beinahe unhörbar. Ich bin froh, dass aus der Anlage leise Blues dudelt, sonst wäre die Atmosphäre noch steifer und noch befremdlicher als sie es eh schon ist.   Mein Vater räuspert sich, fährt aber freundlich fort: „Das habe ich damit nicht sagen wollen, ich freu mich einfach nur, dass du jetzt eine schönere Wohnung hast. Mh. Hast du deine Möbel eigentlich mitgenommen?“   „Ich habe alles verbrannt.“   Maike, die zu meiner Linken sitzt, lacht kurz auf, besinnt sich dann aber eines Besseren und nimmt einen Schluck Champagner. „Lecker“, sagt sie, als Christine ihr einen ermahnenden Blick zuwirft, und es ist mal wieder mein Freund, der das Wort ergreift.   „Wir haben tatsächlich das meiste entsorgt, weil viele der Möbel fast auseinandergefallen sind. Die Couch steht aber in Nikos Zimmer.“   „Nikos Zimmer?“, schnappt mein Vater interessiert auf.   Und noch bevor Christopher darauf antworten kann, sage ich: „Ich muss dich aber enttäuschen, Christopher und ich schlafen schon zusammen im Schlafzimmer, wir sind schließlich keine Mitbewohner im klassischen Sinn.“   Wieder zwei, drei Sekunden Stille, bis Christopher, ruhig wie vorher, eine Erklärung abgibt. „Das ist quasi Nikos Rückzugsort, wo er tun und lassen kann, was er will. Zum Beispiel Horrorfilme in Dauerschleife abspielen.“   Mein Vater lacht. Nervös, und seine bescheuerte Ehefrau tut es ihm gleich und klingt dabei wie eine Ziege.   „Warum holen wir beide nicht einfach den ersten Gang, hm“, spricht Christopher nun mich an und erhebt sich; ich trotte hinter ihm her und als wir in der Küche ankommen, in der die Salate mit grünem Spargel und Himbeer-Dressing bereits fertig drapiert auf dem Tisch stehen, wirbelt mein Freund herum und zischt mir leise ins Gesicht: „Ich würde dir gerade am liebsten so richtig eine scheuern. Reiß dich zusammen, Niko! Du benimmst dich gerade echt wie ein Teenager; du machst Emilie große Konkurrenz und das ist wirklich einfach nur peinlich! Gib’ dem ganzen doch eine Chance, ändern kannst du die Situation auch nicht.“   Wütend stoße ich die Luft aus. Christophers Blick ist eindringlich. „Hast du mich verstanden, Niko? Benimm’ dich. Das ist ein Befehl.“ Er drückt mir drei der kleinen Salatteller in die Hände und ich schlucke.   Mein Innerstes ist aufgewühlt, in der Tat. Ich kann nicht einmal wirklich sagen, was mich aufregt; oder auf gut Deutsch gesagt ankotzt. Ich weiß auch nicht, wie ich mich in der Gegenwart dieser… Leute verhalten soll. Die einzige Person die ich mehr oder weniger kenne ist mein Vater. Aber auch der hat sich in den letzten Jahren innerlich verändert, ist jemand Fremdes geworden. Sein Lieblingsessen, seine Lieblingsserie, selbst seine Lieblingsfarbe kann ich nicht benennen. Unsere Entfremdung hat auch eigentlich schon vor der Scheidung meiner Eltern begonnen. Dann war er endgültig weg und es kam mir vor, dass sich unsere Wege nicht nur, wie man so schön sagt, getrennt hätten – es hat sich angefühlt, und es fühlt sich immer noch so an, als würden sie durch zwei verschiedene Galaxien führen.   „Lecker, wirklich lecker“, lobt mein Vater den Salat, den sonst alle in Stille mümmeln; Björn und Nina werfen mir und Christopher während des ersten Gangs wieder diese vermeintlich verstohlenen Blicke zu, aber sie sagen nichts. Was in ihren Köpfen vorgeht, kann ich nicht sagen; denn ich weiß schließlich auch nicht, was mein Vater ihnen erzählt hat.   Vielleicht, dass Christopher ja „ein bisschen alt“ für mich ist? Vielleicht, dass ich ja gar nicht wirklich weiß, ob ich wirklich schwul bin, weil ich es ja noch nie wirklich mit einer Frau probiert habe – das Argument hat er geliebt, nach meinem Coming-Out, während der lauten Familiengespräche, die zu dieser Zeit stattgefunden haben. Vielleicht hat er ihnen auch einfach gar nichts gesagt, was Christopher und mich angeht.   Dennoch ist es seltsam. Wir sehen uns eigentlich nicht das erste Mal, aber genauso fühlt es sich an. Wahrscheinlich, weil es das erste Mal ist, dass wir ein längeres und vor allem etwas intimeres Zusammentreffen erleben; und dann auch noch in meiner Wohnung.   Ja. Meine Wohnung.   „Wirklich sehr lecker“, sagt mein Vater, doch der Salat mit dem selbstgebackenen Baguette ist ja nur der Anfang heute!   Es folgt die Suppe – und bei diesem Gang fragt mein Vater meinen Freund aus. Woher er kommt, wo er studiert hat, was seine Eltern so machen, vor allem was Christopher beruflich macht, wo die Kanzlei ist, was sein schwierigster Fall gewesen ist. Doch im Grunde speist mein Freund ihn mit den Argumenten ab, dass sein Job gar nicht so spannend ist, wie man nach bestimmten Hollywoodstreifen denken mag, und er die meiste Zeit einfach nur Mahnungen, Erinnerungen und Aufforderung schreibt, in einem Papierchaos versinkt und sich unglaublich langweilige Geschichten über völlig absurde Nachbarschaftsstreitigkeiten von seinen Klienten anhören muss. So, so…   Sie reden über Autos, über Reisziele, über Sparkonten und Versicherungen – und wir alle hören ihnen zu und kippen noch mehr Champagner und noch mehr Wein runter, der laut Christopher eigentlich nicht zur Suppe passt; was uns Banausen aber offensichtlich egal ist.   Wenigstens etwas, das wir gemeinsam haben.   Maike grinst mich unsicher an, wann immer ich sie ansehe. Björn wendet seinen Blick ab, wenn ich meinen Kopf zu ihm drehe und Christine lächelt dümmlich; einfach die ganze, verfickte Zeit. Dabei kann jeder sehen, dass diese Gesichtszüge einfach aufgesetzt ist und sie nicht weiß, wie sie sich gegenüber Christopher oder auch mir verhalten soll; und erst recht nicht, wie sie damit klarkommen soll, dass wir zusammen sind.   Als Christopher den Hauptgang serviert – Filet Welligton oder so - werden ihre Augen plötzlich ganz groß. Noch größer, als sie ein Stückchen des zarten Fleisches im Teigmantel abschneidet und davon probiert; die Frau ist beinahe kreidebleich. „Das ist ja perfekt!“, flüstert sie, so als hätte sie das komplette Gegenteil erwartet.   „Das nehme ich als Kompliment“, sagt mein Freund einfach nur und lächelt, als ich ihn ansehe. Er legt seine Hand auf mein Knie und tätschelt mich dort kurz. Irgendwie ist das sehr beruhigend. Vor allem, weil mein Vater mich im nächsten Moment fragt, was die Uni denn so macht und ob denn nicht bald mein Praktikum ansteht. Natürlich klinge ich gelangweilt, während ich ihm die Kurzfassung erzähle. Weil ich auf das Thema auch einfach überhaupt keinen Bock habe. Vor allem aber, weil er es mich auch erst kürzlich während unseres phänomenalen Fünf-Minuten-Telefonates danach gefragt hat und den aktuellen Stand damit schon kennt.   „Mhmmm…“, macht Udo, nimmt einen Schluck Wein und weiß nicht mehr weiter.   „Was machen Sie denn beruflich, Christine?“, lenkt Christopher die Konversation weiter. Und dass weder mein Vater, noch dieser komische Storch, meinem Freund mittlerweile das Du angeboten haben, macht mich wieder so wütend, dass ich am liebsten irgendjemanden meinen Teller ins Gesicht knallen würde; obwohl das von meinem Freund zubereitete Essen wirklich köstlich ist.   Meine Stiefmutter ist Bürokauffrau und arbeitet beim örtlichen Stromversorger und erzählt eine so saudumme und saulangweilige Geschichte ihres „ach so stressigen Alltags“, dass ich einfach nicht zuhören kann. Christopher tut interessiert und das gelingt ihm wirklich prächtig, während Björn und Maike und sogar mein Vater ihn dabei angaffen. Langsam will ich gar nicht wissen, was in ihren Köpfen abgeht.   Abermals entsteht zähe Stille, alles was man hört sind die über das Porzellan kratzenden Gabeln und Messer; und die Musik aus der Anlage.   Ja, alles sehr befremdlich.   Dieses Mal ist es mein Vater, der versucht eine Konversation ins Rollen zu bringen. „Björn hatte ja auch kurzzeitig überlegt, Jura zu studieren“, setzt er an. Doch sein Stiefsohn fällt ihm etwas patzig ins Wort: „Nein, hab ich nicht, du und Mama wolltet, dass ich das mache!“ Er seufzt genervt und ich kann ein kurzes Kichern nicht unterdrücken.   …das kommt mir so bekannt vor.   „Nun gut, wie dem auch sei, du hast dich dann ja anders entschieden“, erwidert mein Vater.   Es dauert einige Sekunden, bis Björn begreift, dass diese Äußerung gleichzeitig eine Aufforderung gewesen ist, etwas von seinem Studium zu erzählen. Er nimmt einen Schluck Wasser und räuspert sich. „Ja, also, ich… studiere jetzt Maschinenbau.“   „Maschinenbau, konkretes Fach. Ein wenig kompliziert, oder?“, hakt Christopher nach und Björn zuckt mit seinen Schultern.   „Joa, ist ein bisschen schwierig. Aber… macht Spaß“, das ist alles, was aus Björn rauszubekommen ist.   „Maike wird Lehrerin“, preist Christine ihre Tochter an und lächelt völlig übertrieben.   „Ja, Sport und Deutsch“, erwidert Maike prompt und schenkt Christopher und mir ein kurzes, vielleicht etwas nervöses Lächeln.   „Ich glaube, ich wäre auch Lehrer geworden, hätte mein Vater mir nicht die Justiz quasi in den Schoß gelegt“, sagt Christopher und ich muss ein Grinsen zurückhalten. Weil ich mir mal wieder vorstellen muss, wie mein Freund den Rohrstock in der Hand hält.   Christine labert irgendwas wegen einer neuen Bahnlinie, die zur Uni führen soll, während Björn Maike irgendwas auf seinem blöden Handy zeigt und mein Vater zur Abwechslung mal Wasser trinkt. Dann kommt natürlich irgendwann der langersehnte Moment, in dem auch Frau Storch zu ihrem Smartphone greift, um uns „süße Babyfotos“ zu zeigen, nur dass dieses „Baby“ einfach kein Baby mehr ist – Leander ist schließlich auch rund zwei Jahre alt. Quasi so alt wie die Beziehung von Christopher und mir.   Christopher faselt irgendwas im Stile von „das ist aber ein sehr niedliches Kind“ und lässt die Show über sich ergehen; ich bin nach fünf Fotos einfach nur noch genervt. Ich verstehe es nicht, wie Bilder eines halbnackten kleinen Menschen in der Badewanne, oder total verdreckt im Sandkasten eine solche Begeisterung auslösen können. Leander sitzt einfach nur da und kann noch nicht einmal einen vollständigen Satz von sich geben – trotzdem hat Christiane auch noch tausend Videos auf ihrem Telefon, auf denen das kleine Wesen „baba“ und „Mama“ und „Papa“ brabbelt und dabei mit Klopapier spielt und das ist laut Christopher auch noch „total niedlich“? Hat mein Freund den Verstand verloren?   …und dann ist da auch noch dieser total bescheuerte Ausdruck auf dem Gesicht meines Vaters. Der stolze Hahn. Den Arm um die Schultern seiner zu ihm gebeugten Frau gelegt, den Rücken gerade, die Augen auf das Abbild seines Sohnemannes Nummer zwei oder drei gerichtet, je nachdem ob man Björn dazuzählen mag oder nicht, und auf den Lippen ein selbstzufriedenes Lächeln.   Warum erwarten Eltern eigentlich immer, dass man ihnen zu ihren Kindern gratuliert, wenn diese noch rein gar nichts erbracht haben? Nach dem Motto: Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt es geschafft, ohne Verhütungsmittel zu poppen und es ist das Natürlichste auf der Welt passiert!   „Ich räume dann schon mal ab…“, murmele ich, weil ich somit dieser elendigen „gugu-gaga“-Show entfliehen kann und schnappe mir die ersten Teller.   Es ist so wunderschön ruhig in der Küche; ich atme aus, genieße diesen Moment der Stille. Doch jener ist nur von kurzer Dauer, denn nicht einmal fünf Minuten nach meinem Betreten des abgetrennten Raumes, erscheint Christine mit einem weiteren Stapel Teller in der Tür und lächelt mich an; und hinter ihr betritt auch schon mein Freund den Raum.   „Wir räumen ab“, erklärt Christine und stellt das Porzellan auf dem Küchentisch ab. Ihr Lächeln mit dem sie rasch auf mich zutritt hat etwas von Mutter Theresa. „Udo würde unheimlich gern mal dein Zimmer, und auch den Rest deiner Wohnung sehen… magst du ihm die vielleicht mal zeigen, hm?“ Sie spricht mit mir als wäre ich fünf Jahre alt. Oder eben zwei. Wie Leander. Ich will ihr diesen Punkt gerade unfreundlich mitteilen, doch Christopher kommt mir zuvor.   „Das ist eine klasse Idee“, sagt er und blickt mir tief in die Augen. Ich kenne diesen Blick. Ich habe keine andere Wahl. Es ist ein Befehl.   Kaum dass ich den Raum betreten habe, dreht mein Vater sich auch zu mir um. „Ähm, soll ich dir die Wohnung zeigen?“, frage ich und Udo erhebt sich so abrupt, dass er sein Wasserglas umstößt. Maike schreit kurz auf und lacht dann, Björn ist das alles offenbar superpeinlich, er schaut konzentriert auf sein Smartphone. Christopher eilt herbei, versichert meinem Vater gemeinsam mit Christine, dass alles in Ordnung sei und sie dich darum kümmern sollen und wir doch bitte einfach „weitermachen“ sollen mit unserer „kleinen Vater-Sohn-Tour“.   Ich könnte kotzen. Alles an diesem Abend ist aufgesetzt und gespielt. Einfach falsch. Alles.   Ich zeige meinem Erzeuger also das Bad, Christophers Arbeitszimmer, den Balkon unser Schlafzimmer mit dem „begehbaren Kleiderschrank, den ich jetzt nicht aufmachen werde“, freue mich, dass er nicht weiter nachhakt, und öffne schließlich die Tür zu meinem kleinen, privaten Zimmer.   „Erinnert mich tatsächlich ein wenig an dein altes Kinderzimmer“, meint mein Vater, während er seine Augen über all die Filme und Bücher in den Regalen wandern lässt.   „Hm“, mache ich, weil ich nicht weiß, was ich sagen soll und weil ich ungern an mein altes Kinderzimmer denke, und weil ich auch nicht denke, dass mein jetziges kleines Paradies hier mit Christopher auch nur ansatzweise an jenes kleine Gefängnis erinnert.   „Nett hast du’s dir hier eingerichtet.“   „Jopp.“   Er betrachtet das Bett, den Teppich, die Poster, lässt sich schließlich auf den kleinen Sessel neben meinem Laptop nieder.   „Ich finde die Wohnung sehr schön“.   „Ja, das hast du jetzt oft genug gesagt, ich hab’s kapiert.“   Mein Vater seufzt und fährt sich mit beiden Händen durchs Haar. Ein Schauer eilt über meinen Rücken. Die Geste habe ich in der Vergangenheit so oft gesehen, diese bedrückte Stimmung zu oft gespürt. Plötzlich bin ich wieder der pubertierende Teenager und mein Vater das besorgte und wütende Familienoberhaupt. Fehlt nur noch meine Mutter, die sich hysterisch kreischend dazugesellt…   „Niko, hör endlich auf damit“, sagt er.   „Womit denn, ich mach doch gar nichts“, witzele ich und das bringt meinen Alten auf die Palme.   „Genau das meine ich!“, zischt er und es fällt ihm dabei schwer, sich zu beherrschen; er will nicht, dass seine Stimme sich überschlägt, dass er zu laut ist, dass uns die anderen hören, aber er ist echt aufgewühlt.   Mein Herz klopft wild in meiner Brust.   „Junge, wir sind deine Gäste, wir sind hier, weil uns dein Leben interessiert, und weil wir ein Teil davon sein wollen. Aber alles was du machst, ist uns verbal einen vor den Kopf zu stoßen.“   „Ihr seid meine Gäste, weil ihr euch selbst eingeladen habt und ich glaube nicht, dass mein Leben Björn oder Maike ansatzweise interessiert und bei Christine bin ich mir auch nicht so sicher, also lass dieses solidarische wir-als-eine-Familie stecken“, antworte ich und verschränke die Arme vor der Brust.   „Siehst du das wirklich so?“, hakt mein Vater vorsichtig nach.   „Hätte ich es sonst gesagt?“, erwidere ich und gebe mir besonders Mühe besonders gelangweilt zu klingen.   Mein Vater seufzt. „Das finde ich wirklich sehr schade.“   Ich zucke mit den Schultern und starre die Wand an.   „Weißt du, warum wir uns eingeladen haben?“, sagt er nach einer Weile.   „Na los, überrasch mich…“   „Weil du all unsere Einladungen bisher ausgeschlagen hast.“   „Pffff, was denn für Einladungen…?!“   „Allein all die zum Grillen, Abendessen oder Kaffeetrinken, um endlich mal deinen Bruder kennenzulernen!“   „Halb-Bruder…“, korrigiere ich ihn - und mein Alter flippt aus, wie schon damals, so viele, elendige Male zuvor…   „Niko, verdammte scheiße! Immer wieder dasselbe Theater mit dir! Du bist so verbittert, so depressiv und aggressiv, man kommt überhaupt nicht ran an dich. Egal was man dir sagt, du blockst immer ab. Immer! Ich werde einfach nicht schlau aus dir! Jetzt kommen wir hier zu euch, auch wenn deine Beziehung zu Christopher mir persönlich immer noch die größten Bauchschmerzen der Welt verursacht, und wir wollen trotzdem einen schönen Abend mit euch verbringen und du behandelst uns von Anfang an von oben herab, zeigst uns nur die kalte Schulter und bist total desinteressiert. Mensch, das ist scheiße!“   „Weißt du, warum ich desinteressiert wirke?“, zische ich und meine Stimme ist zittrig, als ich fortfahre, weil ich meine Wut kaum mehr bändigen kann, „weil ich desinteressiert bin!“   Mein Vater schnauft.   „Mich interessiert deine neue Familie null. Warum? Weil es fremde Menschen sind, die für immer fremde Menschen für mich bleiben werden, weil uns nichts, aber auch wirklich absolut nichts miteinander verbindet. Und stell’ es doch bitte nicht so dar, als würdest du mich jede Woche anbetteln, mit euch Kaffee zu saufen. Deine Einladungen kommen vielleicht etwas öfter als der Weihnachtsmann. Und weiß du auch wieso? Weil du im Grunde genommen auch froh darüber bist, dass ich nicht mehr konstanter Teil deines Lebens bin, weil ich ja, wie du es so schön gesagt hast, ständig nur depressiv und aggressiv bin und immer nur alles abblocke und nie das tue, was du mir sagst, weil du ja derjenige bist, der weiß, was das beste für mich ist.“   Mein Vater stöhnt genervt und schüttelt den Kopf. „Du bist so stur und naiv wie deine Mutter.“   Ich weiß nicht genau, was es ist, was mich an dieser Aussage stört, aber Fakt ist: sie stört mich. Gewaltig. Und ich versuche jetzt auch gar nicht mehr, meine Wut zu bändigen.   „Arschloch.“ Das ist alles, was ich meinem Vater noch zu sagen habe. Und nachdem ich dieses eine Wort ausgesprochen habe, entsteht eine so bedrückende Stille, wie ich sie noch nie in meinem Leben erlebt habe. Wahrscheinlich vergeht eine ganze Minute, in der Udo mich völlig ausdruckslos anstarrt und ich die Wand mit meinem Blick fixiere und mich keinen einzigen Zentimeter bewege.   „Kommt ihr beiden Hübschen wieder?“, ertönt die schrille Stimme seiner Ehefrau schließlich und führt dazu, dass mein Vater sich mechanisch erhebt und ihr folgt.   Ich hingegen brauche noch ein paar Sekunden, um mich zu erholen. Ich habe schon viele Menschen als Arschloch bezeichnet, oftmals im Scherz, mehrfach, weil mir nichts anderes eingefallen ist. Im Grunde genommen sehe ich dieses Wort nicht wirklich als üble Beleidigung an. Und doch ist es eben genau so bei meinem Vater angekommen – und war meinerseits genauso gemeint.   …auch wenn ich immer noch wütend bin, mischt sich so etwas wie Reue in meine bescheuerte Gefühlswelt.   Christine und Christopher plaudern munter über Nichtigkeiten weiter, während wir uns alle die verschiedenen Küchlein mit dem selbstgemachten Vanilleeis reinstopfen; ich schaffe es sogar, ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit Björn und Maike aufzubauen – wir reden über die versifften, alten Gebäude der Uni und der Angst, irgendwann mal einen Teil der Fassade gegen den Kopf zu bekommen und auf dem Weg zum Seminar einen qualvollen Tod zu sterben. Sogar Björn wird lockerer während des Gesprächs, mag aber auch am Cognac liegen, den es zum Kaffee gibt und den Björn offensichtlich mag. Maike erzählt noch etwas von überfüllten Vorlesungen und wir beide lobpreisen die Aufnahmen der Veranstaltungen, die es im Internet gibt und die das Schwänzen leichter machen.   Nur mein Vater schweigt und würdigt mich keines Blickes.   Und irgendwann gehen mir und meinen Stiefgeschwistern einfach die Gesprächsthemen aus, sodass wir gezwungen sind, der nun ebenfalls mühevoll am Leben gehaltenen Konversation von Christopher und Christine zu lauschen.   „Also, Niko“, spricht Frau Storch mich dann an und lässt ihren Blick nervös zwischen mir und meinem Vater wechseln, dessen Gesicht nunmehr eine einzige, bösartige Fratze ist, „ich sagte schon zu Christopher: Ihr müsst uns demnächst unbedingt mal besuchen kommen, wird Zeit, dass ihr Leander kennenlernt.“   Ich will sie gerade wieder vertrösten, da meldet sich doch tatsächlich Udo wieder zu Wort.   „Ich glaube nicht, dass Niko daran Interesse hat“, sagt er patzig, ohne mich dabei anzusehen.   Am besten wäre es, einfach den Mund zu halten, schließlich habe ich ihm ja genau das eben auch verklickert, aber ich kann einfach nicht anders und zicke ihn an. „Du kannst es immer noch nicht lassen, das Wort für mich zu ergreifen, was?“   „Niko…“, spricht Christopher beruhigend auf mich ein, aber das hat momentan leider keine Wirkung.   Als hätte unser kleines Gespräch in meinem Zimmerchen nicht schon gereicht, nein, ich Vollpfosten steigere mich wieder so richtig hinein.   „Naja“, meint mein Vater schnippisch, „genau das hast du mir doch eben gesagt, oder hab ich dich falsch verstanden?“   „Ist doch mega scheißegal was ich dir eben gesagt habe!“, blaffe ich ihn an. „Es gibt dir noch lange nicht das Recht, das hier vor allen auszupacken und die beleidigte Leberwurst zu spielen und den Abend zu ruinieren!“   „Den Abend hast du ruiniert, noch bevor er überhaupt angefangen hat!“, motzt nun Udo zurück und klingt dabei sehr aggressiv.   Und dann werfen wir einander nur noch Sachen an den Kopf.   Ich: Dass Udo total spießig und homophob ist und gar nicht vorhat, die Beziehung von Christopher und mir zu akzeptieren, dass er froh ist, mich und meine Mutter los zu sein und dass er Respekt und Verständnis verlangt, ohne etwas dafür zu tun. Udo: Dass ich ein Egoist bin und dazu auch noch ein sturer Bock mit Scheuklappen auf den Augen, dass ich ihm und allen anderen auch nie eine Chance gebe und stets beleidigt bin und nach Mitleid heuchele, und von ihm Respekt und Verständnis verlange, ohne etwas dafür zu tun.   Das drücken wir beide aber mit sehr unschönen, lauten Worten aus.   Maike und Björn starren uns mit offenem Mund an, Christine ist die Gabel aus der Hand gefallen und ihre Unterlippe zittert, so als würde sie gleich losplärren, und Christopher – und das überrascht mich am meisten – ist so schockiert, dass er in den ersten Minuten gar nichts sagen kann. Bis sein Geduldsfaden endlich reißt und er in dem Moment, in dem ich meinen Vater ins Gesicht schreie, dass der „Drecksack seine scheiß Sippe einpacken und sich verpissen soll“, sich urplötzlich erhebt, mit seiner Faust auf den Tisch haut und mich ebenso laut anfährt: „Jetzt halt endlich den Mund, Niko!“   Daraufhin gelingt es auch Christine sich aus ihrer Schockstarre zu lösen. Die Frau steht auf, mit bleichem Gesicht, ihre Mundwinkel zu einem unruhigen Lächeln verzogen. „Wir gehen jetzt lieber. Vielen Dank für das vorzügliche Essen, Herr Lang. Komm, Udo.“   Sie zerrt ihn regelrecht an seinem Oberarm vom Tisch weg. Christopher straft mich mit einem flüchtigen, eisigen Blick, mit dem er mich gleichzeitig auffordert, mich nicht von der Stelle zu rühren und eskortiert die traurige Gesellschaft bis zur Haustür. Udo sagt nichts, der Rest der Gäste verabschiedet sich flüsternd von Christopher; dann schlägt die Haustür zu.   Einige Sekunden vergehen dann stampft mein Freund zurück durch den Flur und wenn Blicke töten könnten, wäre ich gewiss ein lebloser Haufen Fleisch geschmückt mit einer Krawatte. Er sagt nichts, sieht mich einfach nur bitter-böse an. Dann fängt er an abzuräumen, und ignoriert mich. Er stapelt die Teller zusammen, sammelt das Besteck ein, bringt alles in die Küche. Ich kann genau hören, wie er die Sachen in die Spülmaschine einräumt, anfängt den Rest abzuwaschen.   Während er all das tut sitze ich einfach nur so da auf meinen Platz, allein an diesem nun viel zu groß erscheinenden Tisch und starre die Tischdecke an. Noch immer klopft mein Herz so heftig in meiner Brust, noch immer zieht es sich so schmerzlich dort zusammen; und der Kloß in meinem Hals wird großer, das Brennen hinter meinen Augenlidern schlimmer.   Ich kann gar nicht beziffern, wie viele Wunden gerade aufgerissen worden sind und was für Unmengen Salz eigentlich in sie hineingestreut worden sind. Ich kann gar nicht beschreiben, was genau für Gefühle in mir ausgelöst worden sind, als ich diese ach so toll funktionierende Patchwork-Familie mit all ihren gemeinsamen Plänen und geteilten Insidern und einstudierten, vertrauten Blicken präsentiert bekommen habe.   Hätte mein Vater nicht einfach allein herkommen können?! Hätte er zuvor bei all den Einladungen nicht einmal so etwas vorschlagen können wie einen gemeinsamen Kinobesuch, einen Shopping-Ausflug oder von mir aus auch ein behämmertes Fußballspiel, so als Vater-Sohn-Unternehmung? Warum zur Hölle müssen die anderen immer dabei sein, immer eine Rolle spielen, immer irgendwie involviert sein?!   Diese vertraute Art zwischen Björn und ihm, als wäre er sein Vater – und nicht meiner. Diese stolzen Blicke, wenn es um Leander ging. Dieses väterliche Lächeln, das Maike galt.   Und ich: der missratene, schwule Sohn, in dessen Leben einfach alles schief läuft. Von wegen nach Mitleid heucheln – ich will sein Mitleid, dass er mir bezüglich an den Tag legt, nicht haben. Weil ich nicht zu bemitleiden bin, verdammt noch mal!   Ich klatsche mir eiskaltes Wasser ins Gesicht. Immer und immer wieder. Bis ich mich halbwegs beruhigt habe. Doch meine Hände zittern noch immer, als ich Christopher gegenübertrete. Er ist immer noch mit Abwasch beschäftigt, pausiert jedoch, als ich die Küche betrete und ihn ansehe.   „Geht’s dir besser?“, will er kühl von mir wissen. Er klingt vorwurfsvoll. Und ich raste schon wieder aus, schmettere ihm ein „Code fucking Red“, ins Gesicht und schreie jetzt ihn an. Was er sich dabei gedacht hat, so ein verficktes Gourmet-Dinner aufzutischen für diese Menschen, die so eine schlechte Meinung von ihm haben, wie er es wagen kann, mir den Mund zu verbieten, wenn ich die ganze Zeit über herabwürdigende Blicke und Seitenhiebe geerntet habe – wieso er sich hat überhaupt von meinem Vater hat zu diesem dummen Treffen überreden lassen.   „Du bist doch sonst nicht auf den Mund gefallen, du quasselst jeden an die Wand, ist doch dein verfickter Beruf, oder nicht, Mr. Super-Anwalt?! Wie kommt es dann, dass du einen Udo Klaas, diesen Loser, nicht davon abhalten kannst, sich auf diese widerliche Weise in unser Privatleben einzumischen und dann auch noch Publikum mitzubringen?! Und dann stellst du dich auch noch auf dessen Seite und sagst mir, ich soll den Mund halten und funkelst mich so böse an, anstatt mich vor ihm zu verteidigen!“   Als diese schrillen Worte meinen Mund verlassen haben, merke ich, dass meine Wangen ganz nass von meinen Tränen sind, die weiterhin unkontrolliert aus meinen Augen tropfen; und dass Christophers Blick nun gar nicht mehr streng, oder verärgert ist, sondern mild und irgendwie traurig.   „Ach, Niko…“, murmelt er und ist in weniger als drei Sekunden auch schon bei mir, legt seine Arme um mich, presst mich an seinen Körper – und ich klammere mich an ihn, verzweifelt, so als gäbe es keinen Morgen; mein Hals tut schrecklich weh und dennoch kann ich mein Schluchzen nicht zurückhalten, ebenso wie als diese Tränen, die ungehindert über meine Augen kullern und von Christophers Hemd aufgesogen werden. „Es tut mir leid…“, murmelt er gegen mein Haar, während er unablässig über meinen Rücken streichelt und mich an sich drückt; seine Umarmung fest und herzlich.   Eine halbe Ewigkeit stehen wir einfach nur so da, einander festhaltend in der immer noch halbwegs verdreckten Küche, und während die Spülmaschine ihre ächzenden und gluggernden Geräusche von sich gibt, heule ich wie Schlosshund. Bis einfach keine Tränen mehr übrig sind.   Mit dem Handrücken streiche ich mir den kläglichen Rest aus den Augen und Christopher gibt mir einen Kuss auf die Stirn, sucht den Augenkontakt mit mir, den ich ihm gewähre, unschön die Nase hochziehend. Seine Hände umfassen mein Gesicht. Mit seinen Daumen streicht er das Nass von meinen Wangen. „Es tut mir leid, okay?“, wiederholt er beinahe flüsternd und ich nicke, einen weiteren Kloß runterschluckend.   „Komm“, murmelt er und zieht mich aus der Küche zurück ins Wohnzimmer, drängt mich auf die Couch, umklammert mich, streichelt mich, fährt mir seinen Fingern über mein Haar, meinen Rücken. „Rede mit mir…“, bittet er mich mit ruhiger Stimme. „Hm?“ Abermals ziehe ich die Nase hoch und Christopher reicht mir ein Taschentuch. „Was ist da eben passiert, Niko?“   Es ist schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen. Ich schildere ihm all diese Emotionen, die der Besuch eben bei mir ausgelöst hat; und erzähle ihm noch viel mehr. Ich spreche von den Erinnerungen, von denen ich mich gelöst glaubte. Doch offenbar liege ich da falsch. So falsch.   „Weißt du…“, setze ich an und starre den ausgeschalteten Fernseher an, „das war schon hart, als meine Eltern noch zusammen waren…“   Dass ich schwul bin haben Udo und Jutta rausgefunden, als ich 14 Jahre alt war und einige dieser sehr offensichtlichen Heftchen ganz hinten im Schrank versteckt hatte. Meine Mutter war und ist sicherlich noch eine Pedantin, und obwohl ich mir immer Mühe gegeben habe, sie zufrieden zu stellen, reichte ihr mein Empfinden von Sauberkeit nie aus und an irgendeinem dieser Tage war sie wohl total ausgeflippt und hatte alles aus meinem Kleiderschrank geworfen, um es „ordentlich zu sortieren“. Mit den vielen Bildern nackter Männer hatte sie wohl nicht gerechnet, auch nicht, dass ihr Sohnemann Tagebuch führte und dort beschrieb, in welche Jungs aus der Klasse er sich verknallt hatte – und was er alles Unanständige mal mit ihnen tun wollte.   Ganz schlimm war aber der Eintrag über den 16-jährigen Tom aus einer anderen Schule, den ich mal im Freizeitheim kennengelernt hatte und der mir meinen ersten Kuss geraubt hat.   „Sie ist total ausgerastet und mein Vater auch“, erzähle ich Christopher, der diesen Teil der Geschichte bereits kennt. Den folgenden allerdings nicht, weil ich die Details ihres und meines Ausrastens immer gekonnt umgangen bin.   Wie ich immer wieder ungewollt lauschender Zeuge ihrer Gespräche geworden bin und Sachen aus dem Mund meines Vaters kamen wie „was haben wir nur falsch mit ihm gemacht“, oder „vielleicht sollten wir ihn zum Psychiater schicken, normal ist an dem Jungen ja sowieso nichts“ oder auch „das darf deine Schwester auf keinen Fall erfahren“ und andere Dinge, die mir damals richtig zugesetzt haben.   Dazu zählten auch die diversen Zickereien, während der sich Udo und Jutta versuchten, gegenseitig die Schuld für mein verkorkstes Dasein in die Schuhe zu schieben. Ich war nicht nur ein Loser, der keine richtigen Freunde hatte, der nicht gern nach draußen ging und sich lieber verstörende Bücher von Stephen King reinzog, als heimlich mit seinen Kumpels Alkohol zu trinken; ein Teenager dem es egal war, was für Klamotten er trug und der nicht scharf war auf Markenklamotten, nein, jetzt war ich auch noch schwul – schlimmer konnte es ja nicht mehr werden.   Und dann diese endlosen Gespräche mit mir, ob ich denn sicher sei, meine rumheulende Mutter, die sich so benahm, als hätte ich jemanden umgebracht und müsste lebenslang hinter Gitter – und letztendlich das ausbleibende Interesse; die komplette Abschottung von mir.   Vielleicht sind meine Ausraster damals wirklich nur ein Schrei nach Aufmerksamkeit gewesen – das meint jedenfalls Christopher, als ich ihm davon erzähle, wie ich mich mit 15 mit dem schlimmsten Idioten an der Schule geprügelt habe und meine Eltern unangenehme Fragen des Direktors haben beantworten müssen, oder als ich mir ungefragt das Mofa meines Vaters geliehen und absichtlich mit steckendem Schlüssel abgestellt habe, damit es geklaut wird. Rumschreien und Sachen durch die Gegend werfen stand eh an der Tagesordnung.   „Wann haben sich deine Eltern noch mal getrennt?“, hakt mein Freund nach.   Als ich Ende 16 war. Meine Mutter hatte die Scheidung eingereicht. Der schwule Sohn war einfach nur das i-Tüpfelchen einer misslungenen Ehe gewesen. Es war kaum ein Tag vergangenen, an dem Jutta ihren Udo nicht kritisiert hätte. Mal war es der beschissene Haarschnitt, dann die Art wie er Würstchen aß, manchmal die ihrer Meinung nach unangebrachten Sachen, die er zu irgendwelchen Festivitäten trug, oft sein „debiler Humor“ und „schrecklicher Musikgeschmack“, an anderen Tagen das in ihren Augen magere Gehalt – mit dem er sie, die Hausfrau, und den Sohn durchbrachte, ohne das wir in Armut leben mussten… Aber der Mann ihrer Schwester war nun mal irgendein hohes Tier bei einem großen Konzern und das konnte Udo als „stinknormaler Ingenieur“ nicht toppen.   Er entsprach einfach nicht ihrer Wunschvorstellung, die irgendwelchen Groschenromanen entstammte; am liebsten hätte sie einen Chefarzt geheiratet und eine schar von intelligenten, braven, gehorsamen und strebsamen Kinderchen großgezogen. Doch nach mir hat’s mit dem Kinderkriegen nicht mehr geklappt. Und ich war in ihren Augen eine Enttäuschung.   Die Zeit, in der Udo auf der Couch schlief und sie sich die Seele aus dem Leib im Schlafzimmer ausheulte, war die Hölle. Beide waren aggressiv – und ich bekam das ab. Letztendlich zog sie zu einer guten Freundin und ich blieb mit Udo zurück. Viel von meinem Vater sah ich allerdings nicht. Er hat gearbeitet, danach im Wohnzimmer Fernsehen geguckt und am Wochenende unternahmen wir nichts gemeinsam; ich traf mich mit irgendwelchen Jungs, ging auf die Piste und den Rest meiner Zeit verbrachte ich eingeschlossen in meinem Zimmerchen mit meinem Rechner und den besonderen Heftchen.   Als ich 18 wurde und mein Vater und ich uns nur noch stritten, wenn wir uns dann mal fünf Minuten in der Küche trafen, schlug er vor, mit eine Wohnung zu suchen – die, die nun Chiyo gehört.   Ich war so glücklich… vor allem als der Kontakt mit meinem alten dann endlich abbrach. „Erst als er Christine geheiratet hat, hat er angefangen sich wieder bei mir zu melden, abgesehen von den monatlichen Kontozahlungen.“   Christopher schweigt nach meiner Erzählung. Nachdenklich starrt er in die Ferne. Er seufzt.   „Sorry, dass ich mich heute nicht zurückhalten konnte…“, entschuldige ich mich doch mein Freund winkt ab.   „Das ist schon okay… ich kann dich verstehen…“ Er rückt wieder näher und nimmt mich abermals in den Arm. „Ich muss mich entschuldigen“, meint er dann ernsthaft. „Ich… hab’ offensichtlich den Fehler gemacht. Ich wollte echt nur, dass euer Verhältnis besser wird, aber ich hab die ganze Geschichte nicht gekannt und ich ärgere und schäme mich so, dass ich nie wirklich nachgehakt habe…“   Nun seufze ich. „Naja, hast du schon… aber ich bin dir gekonnt ausgewichen…“ Ich grinse leicht und Christopher erwidert das.   „Scheiße…“, murmelt er dann und schüttelt etwas benommen den Kopf. „Der Abend war echt eine Katastrophe… Ich hätte deinem Vater echt eine Absage erteilen sollen, aber…“   „Ich weiß“, unterbreche ich ihn mild. „Du wolltest nur das Beste, ist schon okay; ich dachte auch, dass ich mich zusammenreißen kann, aber… Sorry, dass ich ausgerastet bin.“   Christopher streicht wieder zärtlich durch mein Haar. „Ist schon okay, das sagte ich doch schon… Du bist immer noch verletzt, ich kann das verstehen, Niko… Und es tut mir leid, dass du so leiden musstest.“   Ich schließe die Augen und genieße seine innige Umarmung, diese angenehme Stille die sich um uns legt, das Gefühl all diesen Mist endlich mal komplett losgeworden zu sein…   „Hey, Niko…“, flüsterte Christopher plötzlich in mein Ohr. „…hm?“ „Ich liebe dich.“   …und er klingt dabei tatsächlich so wie damals, als er mir das zum allerersten Mal genau hier auf diesem Sofa gesagt hat.       Kapitel 33: 33 -------------- Als er damals diese drei magischen Worte das erste Mal ausgesprochen hatte, nach diesen intensiven Taten des Tages, die ich noch immer in all meinen Knochen spürte, die immer noch dieses bestimmte Prickeln auf meiner Haut verursachten und Schmetterlinge in meinem Bauch herumwirbelten, war ich im ersten Moment einfach nur baff.   Christopher Lang, der unerreichbar scheinende Mann aus dem Park, der mich mit herablassenden Blicken strafte, mich an meinen Haaren durch die Wohnung zerrte, meine Manieren wann immer nur möglich kritisierte, mich fesselte, mich auspeitschte, der Mann, den ich vergötterte, den ich zufrieden stellen, dem ich gefallen wollte, was auch immer für Taten und Herausforderungen das mit sich brachte; Christopher Lang, der so viele verlangende Blicke auf sich zog, von einprägsamen Persönlichkeiten geschätzt und verehrt wurde, sagte mir, Niko Klaas, dem armen, faulen Studenten, dem Horror-Freak und seinem Sex-Sklaven und Diener, dass er ihn liebte.   Den milden und zärtlichen, herzlichen und rücksichtsvollen Christopher hatte ich zwar durchaus schon kennenlernen können. Ich wusste, dass er es ernst mit mir meinte – andernfalls wären wir auch nicht hier bei ihm, hätten nicht in seinem Zimmer gespielt, das, seinen Worten zu folge, ja nur auf mich gewartet hatte. Mir war bewusst, dass unser Band ein sehr bedeutendes, sehr einzigartiges und intensives war. Ich konnte nicht negieren, dass wir tiefe Gefühle für den anderen entwickelt hatten – schließlich war unser Zusammensein sein sehr besonderes, das ohne bedingungsloses Vertrauen, bedingungslose Offenheit und bedingungslose Hingabe nicht möglich wäre.   Dennoch war das Aussprechen dieser Worte, deren Bedeutung wir bereits in unserem Innern lebten, etwas ganz anderes; etwas neues, etwas so wundervolles, das mich so glücklich machte, dass mein Gehirn diese Freude erst einmal verarbeiten musste.   Im Grunde genommen hatte ich nur auf diese Worte gewartet – und mich schon öfter selbst gefragt, wann es angebracht wäre, sie meinem Herrn zu sagen, denn ich war stets davon ausgegangen, dass ich es sein würde, der sie in Ergebenheit das erste Mal an meinen Master richten und er sie daraufhin erwidern würde.   Doch jetzt war es genau andersrum und hier saß ich, und realisierte erst nachdem mehrere Sekunden  - oder waren es Minuten – in Stille verstrichen waren, weil die Formulierung und Realisierung all jener Gedanken nun mal eben dauerte, dass ich Christopher mit leicht offenem Mund und weit aufgerissenen Augen anstarrten; das Gesicht von Herrn Lang wiederum war kreidebleich und bevor ich, erwacht aus meiner Schockstarre, endlich einen Ton von mir geben konnte, sagte Christopher bereits mit arg nervöser Stimme:   „Entschuldige bitte, Niko – jetzt überfordere ich dich schon wieder, dabei müsste ich es nach gestern besser wissen, sorry, wir wollten es langsam gehen, ja ich weiß, und jetzt falle ich schon wieder mit der Tür ins Haus…“ Er redete so schnell, dass er fast stotterte und es schwer war, seinem Wortschwall zu folgen. „Du musst nichts darauf sagen“, fuhr er fort und strich sich eilig durchs Haar. „Ich will nichts forcieren.“   Nach einem nervösen Lächeln lenkte er die Konversation daraufhin direkt in eine andere Richtung. „Hat es… hat es dir denn heute gefallen?“, wollte er wissen und ich schluckte meine eigentlich Antwort erstmal hinunter und antwortete gehorsam.   „Ja, total.“   „Was hat dir am meisten gefallen?“   „Ähm…“, ich überlegte kurz und musste meine Gedanken wieder ein bisschen ordnen und mein super laut pochendes Herz ignorieren. „Ich mochte den Flogger sehr“, meinte ich schließlich und Christopher lächelte zufrieden, wenn auch immer noch mit einem Hauch Nervosität versehen. „Das ist gut…“, murmelte er. „Ich mag den Flogger auch, vor allem die Geräusche, die er auf deiner Haut verursacht hat und auch die Striemen, die er hinterlassen hat… Sie sind wunderschön…“   „…macht es dich an, sie nach dem Spiel noch auf meiner Haut zu sehen?“, hörte ich mich selber flüstern.   „Total… wie… findest du das Andreaskreuz?“   „Ähm…“ Ich dachte an all die dreckigen Filme, die ich mir reingezogen hatte, in denen eben dieses Gerät auftauchte, die Geschichten die ich gelesen hatte, in denen es involviert war und sagte schließlich: „Es war noch viel, viel geiler als ich es mir vorgestellt habe.“   Erneut versuchte ich den Mund zu öffnen und die Worte zu äußern, die ich vor diesem kleinen Verhör hatte sagen wollen, aber mein Freund unterbrach mich wieder und fragte mich, ob ich den CBT-Teil genossen hatte; wie er sich mit dem Paddel um meinen Schwanz und meine Hoden gekümmert hatte.   „Der wahrscheinlich geilste Teil“, erklärte ich ehrlich – und Christopher fing an davon zu sprechen, wie glücklich er war, dass dieser Punkt auf meiner JA-Liste gelandet war, weil er es als Master auch total genoss; als er zu einem weiteren Punkt wechseln wollte, unterbrach ich ihn schließlich.   „Christopher“, sagte ich bestimmt und legte meine Hand auf seine Brust, „sei mal bitte still, okay?“   Und weil mein Freund offenbar dachte, er hätte mich schon wieder überfordert, tat er was ich ihm sagte und presste die Lippen aufeinander, sodass ein dünner Strich entstand. Dabei sah er einfach so ulkig und gleichermaßen süß aus, dass ich erstmal lachen musste. „Ich glaube ja gar nicht, wie niedlich sein kannst“, säuselte ich dann, riss mich dann aber schnell wieder zusammen. Schließlich war das hier auf mein Master, mit dem ich sprach.   Master… Kribbeln auf meiner Haut.   Dann sah ich ihm in die Augen und sagte laut und deutlich: „Ich liebe dich auch.“ Christopher atmete deutlich hörbar aus – und dann lachten wir beide los.   „Und du glaubst gar nicht, wie erleichtert und glücklich ich gerade bin“, sagte er noch, ehe er mich in einen tiefen Kuss zog.   Ich war erschöpft – zufrieden - aber definitiv erschöpft als wir ins Bett fielen; dennoch kriegte ich kein Auge zu. Während Christophers Atem schon nach wenigen Minuten gleichmäßig ging und seine Glieder im Traum begangnen zu zucken, lag ich splitternackt in seinen starken Armen und starrte in die Dunkelheit; ich war beinahe so rastlos wie in der Nacht zuvor.   Dieses Mal nicht, weil mir etwas missfallen oder ich überfordert war, dieses Mal hielt mich eher das Gegenteil wach. Ich war so aufgeregt wie ein Kind vor dem Weihnachtsmorgen. Ich konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, was geschehen war. Was wir in dem Zimmer gemacht hatten, wie plötzlich noch mehr Träume wahr geworden waren. In was für einer Realität wir jetzt lebten, in was für einer Beziehung, die mit dem Betreten dieser Wohnung einfach noch mal an Bedeutung und Intensität gewonnen hatte. Das ließ mich einfach nicht los.   Ich war zwar schon seit rund zwei Monaten Christophers offizieller Sklave – aber irgendwie hatte all die Zeit davor, die kleinen Spielchen und Anweisungen bei mir, plötzlich so etwas von einer Art Ausbildung. Als sei die ganze Zeit vor diesem Moment ein Vorbereitungskurs gewesen – auf das, was jetzt begann.   Es dauerte Stunden, ehe der Sandmann mir einen Besuch abstattete, der nur von kurzer Dauer war. Ich erwachte viel zu früh für einen Sonntagmorgen, Christopher schlief noch und nachdem ich ihn eine Weile einfach nur so betrachtet hatte, kroch ich geräuschlos aus dem Bett und schlich mich ebenso aus dem Schlafzimmer.   Wunderbare Ruhe umarmte mich, als ich vorsichtig durch die Wohnung tapste und mir alles noch einmal genau ansah, die Zimmer, sie seit mehr als 24 Stunden nun kein mehr Mysterium waren. Ich hatte mir oft seine Wohnung vorgestellt – und die Realität entsprach meiner Fantasie schon ein wenig; die Aufgeräumtheit auf jeden Fall, der etwas modernere Einrichtungsstil – bis auf den etwas antik wirkenden Schreibtisch, der aber sicherlich seine Dienste tat.   Ich musste kurz innehalten, denn Schmerz schoss kurz durch meine Glieder, meinen Hintern, tauchte ebenso an einigen Stellen meiner Arme und Beine auf…   …ja, das besondere Zimmer hatte ich nicht erwartet… aber nachdem wie dort einen Neustart hingelegt hatten, war ich sicher, dass unser kleines Spielparadies mir gefallen würde. Den ersten Schock hatte ich mit unbeschreiblicher Geilheit und daran gebundener Freiheit überwunden; zusammen mit Christopher.   Ja, ich wollte umso mehr, dass er mich führte.   Und irgendwie besessen von diesem Gedanken, das neue Kapitel meines Lebens freudig aufschlagend, machte ich mich daran, nach einer schnellen Dusche ein Frühstück für meinen Meister vorzubereiten. Ich fand Aufbackbrötchen, Marmelade und den Camembert, den Christopher mochte. Nach einer Weile, in der ich mich durch die Küchenschränke gewühlt hatte, kramte ich noch ein silbernes Tablett hervor, auf dem ich alle drapierte und dann mit seichter Aufregung das Schlafzimmer ansteuerte.   Die Tatsache, dass ich das Essen nackt zubereitet hatte und ebenso wie Gott mich schuf meinem Herrn auftischen würde, erregte mich.   Vorsichtig stellte ich das Tablett auf dem Nachttischen ab, ehe ich mich auf die Matratze setzte und Christopher einen leichten Kuss auf die Stirn hauchte, sein Gesicht streichelte und zusah, wie er langsam die Augen öffnete. „Mhmmm…“, machte er, als er mich erblickte und den dampfenden Kaffee, den ich ihm entgegenhielt.   „Frühstück am Bett…“, murmelte er, sich gegen das Kopfteil lehnend, „das gefällt mir.“ Doch als er einen Schluck des Getränks zu sich nahm, verzog sich meine Miene. „Das ist ja… ich steh’ zwar auf starken Kaffee, Niko, aber deiner könnte Tote wecken“, sagte er dann und schüttelte sich.   Ich gluckste; dann jedoch hielt ich mein Lachen zurück und sah ihn an. Ich – sein Sklave – hatte einen Fehler gemacht. Und ein Fehler bedeutete Konsequenz. Und Konsequenz bedeutete Bestrafung.   Christopher und ich starrten einander an und sein belustigtes Lächeln wich langsam einem fiesen Grinsen. Es war, als würden wir beide dasselbe denken; schließlich hatte ich ihn gestern auch explizit gebeten, mich meinem Status gerecht zu behandeln, hatte ihm klargemacht, dass er mich damit nicht überfordern würde…   „Dass du nicht kochen kannst, war mir ja klar, aber dass du jetzt plötzlich nicht einmal mehr im Stande bist, einen einfachen Kaffee zu kochen, überrascht selbst mich. War das Absicht?!“   „Nein, Christopher!“, versicherte ich ihm eilig, betört von diesen arktischen Kristallen, mit denen er mich böse anfunkelte.   „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?!“   „Nein, Christopher!“, wiederholte ich, da hatte mein Master den Kaffeebecher bereits zur Seite gestellt und packt mich am Kinn.   „Wie wär’s mit einer Entschuldigung, hm?“, fuhr er mich kalt an und schubste mich einfach vom Bett herunter.   Wie aufregend! Ja! Genau so!   „Entschuldigung!“, rief ich aus und kniete mich bei der Äußerung unmittelbar vor ihn hin; so wie er es von mir wollte, verlangte. „Entschuldigung, Christopher. Ich komme mit deiner Kaffeemaschine wohl nicht klar, es war nicht meine Absicht, ich schwöre.“   Er stand auf, dann packte er mich unliebsam an meinen Haaren und zerrte mich auf diese Weise durch die Wohnung bis wir in der Küche waren. „Ich zeige es dir jetzt ein Mal – und wenn du danach noch einmal solch einen Kaffee kochst, dann werde ich dich eine Woche lang zwingen, nur Dinge zu trinken und Essen die du hasst, verstanden?!“   Ich nickte hastig und bestätigte gleichzeitig: „Ja, Christopher! Verstanden!“   „Gut.“   Seine Dosierung stimmte, jedenfalls machte er einen zufriedenen Eindruck, als er seinen Becher leerte; mir wurde an diesem Morgen der Kaffee verweigert. Auch die Nutella blieb im Schrank. Ich durfte nur ein Brot mit Butter essen und dazu Wasser trinken, als „kleine Strafe für dein Missgeschick“, sagte Christopher.   Und trotzdem war es das geilste Frühstück seit langem. Auch, weil Christopher mich während des Frühstücks, das er nun nicht am Bett sondern am Tisch aß, ignorierte, in der Zeitung blätterte und irgendwas auf seinem Handy tippte. Kurz bevor er Richtung Dusche verschwand warf er mir noch ein unfreundliches „räum das auf“ ins Gesicht; dann war er weg und ich atmete dümmlich grinsend auf – und machte mich an die mir aufgetragene Arbeit.   Genau so hatte ich mir den Aufenthalt hier vorgestellt, ausgemalt, erträumt.   Mein Freund kam wieder, just in dem Moment in dem ich fertig wurde mit am Abräumen; er umarmte mich von hinten. „Gefällt es dir hier bei mir?“, hauchte in mein Ohr und ich lächelte versonnen.   „Ja, Christopher“, antwortete ich ihm gehorsam.   „Das freut mich.“   Wir gingen spazieren, weil sie Sonne an diesem Tag schien. Wir aßen in einem Restaurant am See zu Mittag, wir liehen uns eine DVD aus und hatten vor, den Abend ruhig ausklingen zu lassen.   Doch es kam ganz anders. Denn als wir wieder in Christophers Wohnung ankamen, da klingelte sein Telefon. Ich saß auf dem Sofa und beobachtete ihn, wie er ein wenig planlos hin- und herlief, während er die Fragen des Individuums an der anderen Seiten beantwortete.   „Ah, hallo Kilian… Nein, wusste ich nicht… Dann habe ich es wohl einfach verplant… Mhm… Heute?“ Er blieb kurz stehen und sah mich an und mein Hirn begann in diesem Moment zu rattern. Kilian war der Arzt, bei dem wir uns haben testen lassen – und Christopher hatte mir erzählt, dass er auch zu seinem BDSM-Stammtisch gehörte. Ob es wohl darum ging? Meine Handflächen wurden schwitzig und zunehmende Nervosität stieg in mir auf. Ich hatte mich zwar wieder ein Stück weit geöffnet und war zusammen mit Christopher weitere Schritte gegangen – aber so weit war ich dann doch noch nicht.   „Nein…“, sagte Christopher wieder in den Hörer und begann abermals herumzulaufen. „Mein Freund ist hier… Niko, ja… Richte ich gleich aus… Mhm…  Ja, ähm, ja das ist es wohl…  Deswegen, nein, heute nicht – aber ich gebe was dazu, egal was ihr aussucht, okay? Ja, grüß die anderen, bis dann!“   Er legte auf und rutschte neben mich aufs Polster. „Schöne Grüße von Kilian, Dr. Manscherow…“   „Danke“, entgegnete ich und schaute ihn an. „Ist heute Stammtisch?“, fragte ich ihn das mit dünner Stimme, aber Christopher schüttelte den Kopf.   „Neee“, sagte er langgezogen und grinste leicht, „aber einige der Stammtischler treffen sich heute eben in unserem Lokal. Holger – den kennst du ja auch von der Party im März“, ich lächele ihn an, als er kurz pausiert, „der hat nun bald Geburtstag und die anderen wollen heute besprechen, was wir ihm genau schenken.“   „Achso…“, sagte ich und die Rädchen in meinem Gehirn ratterten fleißig weiter. „Das heißt… es ist quasi wie das Stammtischstreffen in euerem Stammlokal, nur dass es kein offizielles Stammtischtreffen ist?“   „Äh, ja“, meinte Christopher, „und nicht alle sind da.“   „Achso…“ Ich überlegte eine Weile und witterte eine gute Gelegenheit. „Du…“, fing ich an und hatte sofort seine Aufmerksamkeit. „Aber… eigentlich wäre mir das ganz lieb, wenn ich die Leute von deinem Stammtisch erstmal außerhalb vom Stammtisch kennenlerne, weißt du was ich mein? Ich meine… ich bin echt noch nicht so weit, mit anderen Leuten über… uns zu sprechen, oder halt über mich, was ich so toll finde und so, aber… das sind ja deine Freunde und du willst ja, dass ich irgendwann Teil des Stammtisches bin also – wäre heute doch ne gute Lösung, einfach hinzugehen, ich stell mir kurz vor, schau mir die Leute so an, ihr redet über das Geschenk, und dann gehen wir wieder?“   Christopher dachte über meine Worte nach. „Ich verstehe, was du meinst“, entgegneter er, als er meinen erwartungsvollen Blick erhaschte. „Aber dir ist schon klar, dass das Treffen in unserer Stamm-SM-Kneipe ist? Also… so vollkommen unbefangen wird das Kennenlernen dann nicht.“   „Das ist okay“, quittierte ich und dachte an die eben erst erwähnte SM-Party zu meinem Geburtstag. Da war ich schließlich auch nicht überfordert, Holger kennenzulernen, der ja nur zu Anfang einen Kommentar abgelassen und sich dann umgehend zurückgezogen hatte. „Ich glaube… das würde mich sogar sehr interessieren, also, wie die Kneipe aussieht.“   „Sicher?“, hakte Christopher milde nach. „Du weißt“, fügte er lächelnd an, „ich will dich nicht überfordern.“   „Ja, ich weiß – und deswegen werden wir heute Abend auch gehen, wenn es mir zu viel wird, oder…?“   „Na, sicher. Machen wir’s doch so“, schlug er vor. „Du trinkst ja eh gern Long-Island-Ice-Tea und an nicht alkoholischen Sachen Cola – wenn du mich bittest, dir ein Wasser zu bestellen, ist das der Code für ich möchte jetzt gehen, ohne dass du das so deutlich aussprechen musst, hm?“   Ich fand, dass es eine gute Idee war. Gut war auch, dass Christopher mich heute nicht in das von ihm geschenkte Outfit steckte; ich stieg in meinen ganz normalen Klamotten in seinen Wagen, nachdem er ein weiteres Mal mit Kilian telefoniert hatte, um unser Erscheinen anzukündigen.   „Sag mal…“, sprach ich ihn an, als er das Auto durch die Straßen lenkte, „deine Stammtisch-Freunde wissen ja, dass wir zusammen sind… wissen die denn… alles?“   „…dass wir 24/7 sind?“, hakte er nach, ohne die Augen von der Straße zu nehmen.   „Ja und die Sachen, die so zwischen uns vorgefallen sind… so am Anfang, der Park, und wie du mich vor dem Kino hast stehen lassen, und… so?“   Christopher räusperte sich. „Naja, ich hab bei den Treffen schon von Anfang an von dir berichtet. Als ich dich das erste Mal getroffen habe, hatte ich schon angemerkt, dass ich gerne einen Sklaven hätte, der so geil aussieht wie du; und natürlich hab ich dann immer die Updates durchgegeben, als ich dich immer wieder im Park gesehen und dich getestet habe, weißt du?“   „…und weiter?“   „…naja, ich hab ihnen natürlich nicht alles erzählt. Ich sagte dir ja: Was zwischen uns geschieht geht auch nur uns an. Aber klar hab ich dann zum Beispiel erzählt, dass wir zusammen sind, dann dass wir Fesseln ausprobiert haben, den Flogger – aber natürlich nicht detailliert; ich hab denen nur gesagt, dass es gut läuft. Wir tauschen uns halt aus, verstehst du?“   Mir wurde heiß und kalt und auch ein wenig schlecht. Und Christopher wurde nervös. Immer wieder wanderten seine Augen zu mir. „Du… bist mir doch jetzt nicht böse, oder? Du hast doch sicherlich auch mit irgendwem über mich geredet, oder nicht?“   „Naja, aber nicht, dass du mich fesselst, oder mir den Arsch versohlst, oder mich mitten im nirgendwo als disziplinäre Maßnahme irgendwo abstellst…“   „Hmm… aber ich denke, hättest du Freunde, die auch BDSM praktizieren, hättest du ihnen das auch alles erzählt, ohne, ich wiederhole es gerne noch ein mal für dich, Details zu nennen. Alles, was du mir sagst, bleibt auch bei mir, Niko. Ich würde niemals irgendwelche persönlichen Erzählungen weiterleiten; ich schätze unsere Intimsphäre auch, okay?“   „…okay…“, meinte ich kleinlaut und dachte über seine Worte nach. Wahrscheinlich hatte er Recht. Wahrscheinlich hätte ich diese Umstände unseres Zusammenkommens schon jemanden erzählt, der etwas mit BDSM anfangen konnte.   Christopher parkte den Wagen, seufzte und schaute mich erneut an. „Wir müssen da nicht hin“, sagte er. „Ich kann immer noch absagen.“   „Ach, Quatsch…“, antwortete ich und winkte ab. „Ich bin einfach nur nervös.“   „Das musst du nicht sein“, säuselte Christopher und beugte sich wie so oft über die Mittelkonsole, um mir einen keuschen Kuss auf die Lippen zu drücken. „Ich bin da und beschütze dich“, scherzte er. „Denk einfach an unseren abgemachten Code, okay?“   Nickend stieg ich aus. Von der Hauptstraße bogen wir in eine Seitenstraße ab, dort noch einmal in eine Gasse, dann erblickte ich das erste Mal das spärlich beleuchtete Schild der Gerte.   Mein Herzschlag beschleunigte sich spürbar, als Christopher die massive Holztür öffnete, den roten Vorhang beiseite schob und wir eintraten. Meine Augen legten auf die kleine Bar der ersten Etage und die spärlich besetzten Holzbänke, auf das Andreaskreuz in der Ecke; doch daneben gab es keine weiteren Spielzeuge.   Die Wände waren düster, Kerzen standen auf den Tischen, leise, düstere Musik drang aus den Lautsprechern und Christopher führte mich eine Treppe hinab zur unteren Etage, wo sich eine weitere, noch viel größere Bar erstreckte und noch mehr der massiven Holzbänke, abgeschirmt voneinander, aufgebaut worden waren. Mein Blick wanderte über die Besucher, von denen auch hier an diesem Sonntag nicht viele anwesend waren. Viele von ihnen trugen schwarz, waren allerdings nicht so aufgestylt wie bei der Ausstellung in der alten Energiezentrale, zu der Christopher mich damals eingeladen hatte, oder auf der Party zu meinem Geburtstag… Aber hier saßen auch ganz normale Leute in blauen Jeans und weißem Hemd, die sich herzlich lachend mit anderen mit einem Getränk in der Hand über Gott und die Welt unterhielten.   Ich atmete aus, vor allem, als ich das schon bekannte Gesicht Kilians erblickte, dieser sich erhob und mir herzlich die Hand drückte. Ihn in schwarzen Bondage-Klamotten zu sehen war dann allerdings schon komisch, kannte ich ihn doch nur in seinem weißen Arztkittel.   „Mensch, schön dich wiederzusehen“, grüßte er mich.   Ich hatte kaum Zeit zu antworten, da traten schon die drei Frauen der Runde an mich heran und stellten sich als Mona, Ina und Karina vor. Dass die beiden letzteren Frauen ein Paar waren, begriff ich schnell. Wir setzten uns und ich war froh, dass die Vorstellungsrunde so herzlich abgelaufen war.   „Ich muss ja zugeben“, sagte Mona und fuhr sich grinsend durch ihr kastanienbraunes Haar, „du siehst noch süßer aus als auf den Fotos, die Christopher und gezeigt hat.“   „Äh, danke“, sagte ich und grinste unsicher. Christopher legte seine Hand auf mein Knie und zwinkerte mir zu, ehe er ein Ginger Ale für sich und den Long-Drink für mich bestellte.   Obschon wir in einem „SM-Laden“ saßen, unterhielten wir uns, wie sagt man so schön, über Gott und die Welt. Ich wurde über mein Studium ausgefragt, die Damen und Herren der Runde lachten, als ich ihnen von den Kommilitonen erzählte, die die Vorlesungen aufzeichneten und der Allgemeinheit zur Verfügung stellten. Ina und Karina erzählten von ihrem letzten Urlaub in Schweden. Kilian sprach von einem neuen Griechen, der in der Innenstadt seine Pforten geöffnet hatte, und Christopher erzählte von einem Kino, das bald in seiner Nähe gebaut werden sollte.   „Da können wir dann auch immer deine komischen Horrorfilme gucken“, meinte er zu mir und lächelte.   Kurz hielt ich die Luft an, dachte an eben jede Episode nach der Vorstellung im Cinemaxx und erwartete irgendeinen Kommentar der Runde, stattdessen sagte Mona an Christopher und mich gerichtet: „Hach, ihr passt ja echt zusammen wie die Faust aufs Auge!“   Kilian lachte auf. „Was für ein Wortwitz!“   Und dann kicherten alle kurz, sogar ich, als sich mir die Pointe erschloss. Doch mein Kichern war eher nervöser Natur.   Ina, mit ihren wilden Spikes auf dem Kopf, beugte sich daraufhin zu mir vor: „Also, nur so als Entwarnung, mit der Faust aufs Auge schlagen – das tut echt so gut wie niemand im Spiel, okay?“   „Ja, außerdem steht nicht jeder darauf, seinen Sub mit der bloßen Hand zu schlagen“, pflichtete Karina ihr bei.   „…erst recht nicht ins Gesicht“, ergänzte Ina.   „Tja“, mischte Kilian sich wieder in die Konversation ein. „Das sehen Christopher und ich ein wenig anders, oder Herr Lang?“, bezog er sich auf die letzten beiden Sätze.   Abermals hielt ich die Luft an – Christopher schien meine Anspannung zu merken. Deswegen antwortete er nur knapp mit „so ist es“ und fuhr dann fort: „Wie wäre es aber, wenn wir uns jetzt mal auf das fokussieren, was wir uns eigentlich vorgenommen haben.“   Ich schenkte ihm ein warmes Lächeln und die Runde nahm ihre Beratungen auf, während ich mein Getränk langsam leerte. Da ich mit Holger eigentlich noch nichts zu tun hatte, klinkte ich mich nicht nur verbal, sondern auch gedanklich aus dem Gespräch aus. Mental wanderte ich zurück zu der bloßen Hand Christophers. Mit der er mir bereits öfter den Hintern versohlt hatte. Mit der er schon so oft grob mein Kinn umfasst hatte. Mit der er mich immerzu an meinen Haaren zerrte und am Arm packte, mich winseln ließ.   …aber ins Gesicht geschlagen hatte er mir damit noch nie.   Wieder einmal spielten sich in meinem Kopf Szenen eines Pornofilmchens ab, als der haarige Dom seinem Sub, der ihm nicht richtig antwortete, leicht mit der Handfläche gegen die Wange geklascht hatte; so als würde man jemanden der weggetreten war wecken wollen, ohne ihm Schmerzen zuzufügen.   Ging es Christopher darum?   Oder doch eher um andere Szenen, die ich aus Geschichten kannte, in denen der Dom so richtig ausholte und seinen Sklaven eine schallende Ohrfeige gab, weil dieser nicht nach seiner Pfeife tanzte; oder eben im Bett, während er ihn beleidigte und für Missgeschicke bestrafte.   …ging es ihm darum?   Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn, weil wieder eine Welle der Panik meine Brust überflutete. Aber da war noch was… etwas, das mich mal wieder überraschte.   Ich benutzte unseren Code nicht. Die Gruppe einigte sich schnell auf etwas Selbstgemachtes. Mona, die Hobbykünstlerin, würde eine schwarze Box mit einer Triskele anfertigen und darin würden alle Geld deponieren, weil Holger eh vorhatte, sich ein neues, schickes Fahrrad zu kaufen.   Nach dieser Einigung schlug Christopher zu gehen. Die anderen blieben noch, aber das war ihm egal. Im Auto sagte er, er wolle lieber Zeit mit mir verbringen; schließlich sei ich seine Priorität. Das gefiel mir.   „Und… das war nicht zu viel für dich, ja?“, erkundigte er sich während der Heimfahrt.   „Nein, alles gut. Ich fand alle sehr nett.“   „Freut mich.“   Wir schwiegen eine Weile.   „D-darf… ich dich was fragen?“, richtete ich dann irgendwie heiser das Wort an ihn.   „Klar.“   „Das mit dem Schlagen… was Kilian da gesagt hat, ähm… Ich meine, ins Gesicht schlagen. Dass du das magst. Bezieht sich das… nur auf Bettsituationen, und Spielsituationen…?“   Christopher dachte kurz nach, wahrscheinlich suchte er nach den richtigen Worten, um mich nicht schon wieder zu verschrecken. „Ja und nein“, meinte er schließlich und sah mich kurz an, als es die Verkehrssituation erlaubte. „Also: Im Bett finde es großartig, im Spiel umso mehr… aber irgendwann würde ich dich glaube ich auch gern in unseren Alltagssituationen schlagen. Aber… das hat noch Zeit und das würde ich auch nur machen, wenn wir das vorher genau besprechen und du überhaupt dazu JA sagst. Auch zu den Schlägen im Bett. Du weißt: Ich mache nur das, was du auch willst und werde dich so absolut nichts überreden und dich erst recht nicht zwingen. Okay?“   „...okay…“, hauchte ich und meine Unterlippe zitterte.   Sie zitterte auch immer noch, als Christopher sich zu mir umdrehte, nachdem er die Haustür zugezogen hatte und abermals meine Klamotten von mir verlangte. Gehorsam befolgte ich seinen Befehl, übergab ihm die Kleidung, genau gefaltet und verweilte in kniender Position, die Rückkehr meines Masters erwartend; und als er zurück zu mir kam, gefiel ihm offensichtlich was er sah.   Nicht nur, dass ich genau so auf ihn wartete, wie er es von mir verlangte, ich war dazu auch noch steinhart.   Er packte mich an meinem Arm und beförderte mich auf die Beine; unsere Blicke trafen sich. „An was denken wir denn da gerade?“, wisperte er gegen meine Lippen und meinte hundertprozentig meine Erektion.   Ich grinste, als ich ihm die schon so oft gegebene Antwort hab: „An Sex mit dir…“   Seine Hände fuhren über die vielen kleinen Wunden, die er gestern hinterlassen hatte und ich zischte auf, als er meinen Kopf an meinen Strähnen nach hinten riss, um in meine zitternde Unterlippe zu beißen.   „Dann lass uns das mal in die Tat umsetzen, was?“ Seine Stimme war Rau – seine Küsse hingegen warm und weich, seine Zunge heiß und feucht.   Mein Unterleib zitterte, als er nach einem langen Vorspiel in mich eindrang und sich seine Fingernägel schmerzhaft in meine Haut bohrten, weil er meine Arme in die Matratze drückte. Christopher ließ sich Zeit, bewegte sich langsam; irgendwann legten sich seine Finger um mein hartes Fleisch und er begann mich in eben diesem Tempo seines Beckens zu pumpen.   Ich stöhnte – da bohrten sich seine Fingernägel in meine Vorhaut und ich schrie auf.   „Ich will, dass du keinen Ton von dir gibst verstanden?!“, zischte er in mein Ohr und öffnete mir dadurch – wahrscheinlich absichtlich – die Tür, die ich gesucht hatte. Verschwitzt blickte ich ihn an, mit offenem Mund und verträumten Augen.   Er hielt inne und betrachtete mich.   Dann sagte ich es, flüsternd, beinahe unhörbar: „…verpasst du mir sonst eine?“ Christophers Gesicht kam meinem näher, er grinste fies und nickte; und ich leckte in heißer Erwartung über meine Lippen.   Seitdem ich in der Nacht zu gestern die neu aufgekeimte Scheu, den Schreck abgelegt hatte, wurde ich wieder richtig experimentierfreudig. Ja, diese ganze besondere Seite an mir gewann die Überhand…   Christophers Bewegungen nahmen an Intensität an, ich biss mir auf die Zunge, als seine harte Spitze meinen ganz besonderen Punkt im Innern traf; immer und immer wieder. Sein Atem beschleunigte sich, er begann wohlig zu seufzen, meine Finger bohrten sich in das Kissen unter meinem Kopf. In meinen Lenden brodelte es so sehr, dass ich es kaum mehr aushielt… und dann ließ ich es einfach raus, dieses laute, intensive Aufstöhnen und als mein Freund ausholte und mir eine schallende, pfeffernde Ohrfeige verpasste, nach der er mich auch noch aggressiv anblaffte: „Ich hab gesagt, du sollst deinen Mund halten!“ – ergoss ich mich.   Gott, war das abgefahren!           *         Einen Tag nach dem Familiendesaster zeugt in unserer Wohnung nichts mehr von diesem katastrophalen Besuch. Christopher und ich haben noch am Abend zusammen den Rest aufgeräumt, die Stühle wieder zurecht gerückt und sind nach unserem intensiven Gespräch auch total erschöpft ins Bett gefallen.   Eine traumlose Nacht liegt hinter mir, vielleicht liegt das auch an dem pflanzlichen Schlafmittel, das mein Freund mir verabreicht hat. Ich bin dankbar. Denn weitere Momente meiner familiären Vergangenheit, auch noch in verzerrter Form zu erleben, hätte ich wahrscheinlich nicht ertragen.   Die Sonne scheint, als ich barfuß durch den Flur in die Küche laufe und Kaffee koche; mittlerweile kenne ich diese Maschine in und auswendig und habe die perfekte Dosierung rausgefunden. Ich decke den Frühstückstisch und gerade als ich ins Schlafzimmer gehen und Christopher wecken will, schlurft dieser total verpennt mit strubbeligem Haar durch die Tür. Er kommt direkt auf mich zu, murmelt „guten Morgen“ – oder was auch immer – und gibt mir einen langen, aber unschuldigen Kuss auf den Mund. Ich muss ein Kichern unterdrücken. Er sieht einfach nur niedlich aus, dieser Chris.   Ja, während ich warte, dass er sein Brötchen geschmiert hat und ihn so betrachte, wird mir bewusst, wie ruhig ich eigentlich wieder bin, wie diese gestrige Abspannung komplett von mir abgefallen ist. Es war eine gute Idee, ihm endlich alles zu erzählen. Ich glaube, das ist sogar das erste Mal, dass ich diesen Mist überhaupt losgeworden bin, ihn mir von der Seele geredet habe, wie man so schön sagt. Ich seufze.   „Alles okay?“, will Christopher sofort von mir wissen und ich schenke ihm ein Lächeln.   „Ja, mir geht es wieder gut.“   Mein Freund erwidert mein Lächeln. „Das ist schön.“   Beim Abräumen beteuert der süße Chris, dass er mir wirklich nur hat helfen wollen und dass es ihm leid tut, dass dieser Besuch in dieser Form überhaupt zu Stande gekommen ist und sagt, dass er nie wieder einem Familienbesuch zusagen wird, wenn nicht meine vollkommene Zustimmung vorliegt. Außerdem sagt er, dass er es nun völlig in Ordnung findet, wenn ich meiner Mutter schriftlich mitteile, dass ich mit ihm zusammengezogen bin. „Aber schick ihr bitte einen Brief, das ist persönlicher als eine E-mail, dann kann sie nicht rumzicken, okay? Und noch einmal: Es tut mir leid, wie das gestern gelaufen ist.“   Ich umarme ihn, gebe ihm einen Kuss auf die Stirn und wispere: „Ist, okay, wirklich…“ Und dann will ich nicht mehr darüber reden. Nicht, weil ich schon wieder gewisse Dinge verdrängen will. Nein. Ich will jetzt einfach unser Zusammenleben genießen, mich auf das Wichtige konzentrieren. Auf uns; und unsere Regeln. Ich will zu unserer neuen Normalität wechseln.   Deswegen lege ich ihm nach dem Frühstück, als er es sich gerade mit der Zeitung auf dem Sofa gemütlich machen will, mein Sklaventagebuch hin. Er nimmt es nickend entgegen und erlaubt es mir, für die Zeit des Lesens in mein Zimmer zu gehen. „Mach was immer du auch willst, bis ich dich rufe“, sagt er.   Er braucht einige Zeit. Schließlich war ich diese Woche wirklich kreativ. Habe beschrieben, wie es sich so anfühlt in den Räumen meines Masters zu hausen, dass ich es genieße, wenn er meine Klamotten für mich aussucht, dass mir besonders seine an Häufigkeit zunehmenden Kontrollanrufe gefallen – und wie er mit mir schimpft, wenn ich mal wieder etwas nicht nach seinem Gusto aufgeräumt habe.   Sicherlich lächelt er zufrieden.   Bis er zu dem erneuten Unterpunkt „Blowjob am Morgen“ kommt. Denn: Egal wie man es dreht und wendet, ich schaffe das nicht jeden Tag; und an den meisten Tagen vor der Arbeit war es einfach so anstrengend, dass ich mir gewünscht hatte, wir hätten diesen Punkt niemals in unsere Regeln mit aufgenommen. Mit Christophers Vorschlag, unserem Kompromiss, diese Regelung nur noch am Wochenende durchzuziehen bin ich natürlich einverstanden.   Nach ungefähr einer Viertelstunde ruft er mich zu sich.   „Ich freue mich, dass du dir dieses Mal mit der Schrift mehr Mühe gegeben hast, ebenso wie mit der Rechtschreibung“, sagt er und lässt ganz den strengen Lehrer raushängen. Ich senke gehorsam meinen Kopf und lausche seinen Worten konzentriert weiter. „Mir macht es im Übrigen auch Spaß, deine Klamotten für dich zu bestimmen. Wir sollten dich auch bald zum Frisör schleppen.“ Er macht eine Pause und lässt die Luft geräuschvoll aus seinen Lungen. „Was ich nicht so toll finde ist natürlich die Sache mit dem Blowjob. Ich glaube, ich muss dir nicht sagen, dass ich das am Morgen sehr genieße und es auch gern in Zukunft tun würde. Hmmm…“   Christopher schlägt die Beine übereinander und starrt die Decke an.   „Naja, wir haben ja gesagt, wenn das diese Woche nicht funktioniert, dann halt eben an den Wochenenden. Oder nicht?“   Mein Freund macht ein langgezogenes „jaaaaaa“ und dem folgt natürlich ein „aber“ und zwar in dieser Form: „Aber wie wäre es, wenn wir das noch weiter probieren, und du mir nicht jede Woche jeden Tag einen Blowjob gibst, sondern nur jede zweite Woche an allen fünf Wochentagen? Vielleicht funktioniert das ja besser, hm?“   „Christopher…“, fange ich entrüstet und auch ein wenig verwirrt an. Dass mein Freund plötzlich von seinem Wort abweicht kenne ich gar nicht wirklich von ihm.   „Oder“, fährt dieser fort, „wie wäre es einfach jeden zweiten Tag, hm?“   Er handelt wie auf einem türkischen Basar.   „Weißt du eigentlich wie anstrengend das ist? Ich meine – klar, ich blase dir echt gerne ein, aber direkt nach dem Aufstehen, vor der Uni, meistens noch nach einer harten abendlichen Session, total im Stress, mit Schlaf in den Augen, das geht einfach nicht! Am Wochenende ist ne ganz andere Sache – zu der ich ja auch bereits zugesagt habe.“   Christopher sieht nicht zufrieden aus  und vor allem nicht überzeugt; was mich ehrlich gesagt ziemlich wütend stimmt. Und da rutscht es mir schon raus, dieses patzige, genervte: „Wenn du mir nicht glaubst, gib’ du mir doch mal die ganze Woche einen morgendlichen Blowjob!“   Ich halte die Luft an – auch wenn wir uns bei der Besprechung des Tagebuches im eigentlichen Code Red befinden.   Christopher mustert mich und dann schleicht sich ein vages Grinsen auf seine Lippen, über die er im nächsten Moment schon leckt. Dann sagt er: „Okay. Das machen wir. Aber“, hier macht er eine bedeutungsvolle Pause, „wenn ich es ohne Probleme schaffe und deine Auffassung des Ganzen nicht bestätigen kann, dann einigen wir uns darauf, dass du mir zwei Mal unter der Woche und am Wochenende einen Blowjob zum Aufstehen gibst. Deal?“   Wirklich, wie auf einem türkischen Basar…   „Deal“, willige ich schließlich ein und wir schütteln formal die Hand und ich dazu noch ungläubig den Kopf.   Am nächsten Morgen, als der Wecker um 6 Uhr klingelt und ein tief seufzender Christopher lethargisch unter die Bettdecke rutscht und ich seine heiße Zunge an meinem langsam durch dessen Traktierung zum Leben erwachenden Fleisch spüre, bin ich allerdings sehr zufrieden mit unserem Deal…   Kapitel 34: 34 --------------   An diesem Mittwochmorgen klingelt der Wecker wie so oft viel zu früh. Verschlafen haue ich auf dessen große Taste und betätige damit automatisch die Schlaffunktion. Zehn Minuten später ertönt das digitale Signal erneut; so schrill und grässlich, und ich taste wieder nach dem Ding aus der Hölle. Christopher dreht sich neben mir ächzend zur Seite und schläft dann auch sofort wieder ein. Als der Wecker zum dritten Mal klingelt, und da ist es schon nach halb sieben, schalte ich ihn komplett aus und setze mich gähnend auf, reibe mir den Schlaf aus den Augen und blicke meinen Freund an.   Christopher liegt mittlerweile wieder zu mir gewandt, hat die Decke über seinen Kopf gezogen, stöhnt genervt, als ich ihn anticke. Noch mehr, als ich nun die Decke vorsichtig zurückziehe und sein verwuschelter Kopf zum Vorschein kommt. Ich muss grinsen, streiche ihm eine seiner Strähnen hinters Ohr; dann schon legen sich seine Augen auf mein Gesicht, wandern nach einer kurzen Weile weiter hinab. In dem Moment ziehe ich dann auch die Decke von meinem Körper, damit sein Blick meine enorme Morgenlatte erfassen kann…   Mein Freund blinzelt, wirft dann einen kurzen Blick auf den Wecker, seufzt tief und setzt sich schließlich in Bewegung.   „Guten Morgen…“, murmele ich, als mein Master zwischen meine Schenkel rutscht und irgendetwas brummend mein Fleisch in seinen Mund aufnimmt.   Vielleicht ist es die Müdigkeit, vielleicht hat es aber auch gar keinen Grund, aber: Ich brauche an diesem Morgen wirklich lang, bis ich mich ergieße und mein heißer Saft Christophers Lippen benetzt, sein Kinn leicht hinuntertröpfelt. Er wischt ihn mit dem Handrücken ab, setzt sich auf, streckt sich, ächzt und stöhnt und stolpert dann regelrecht aus dem Schlafzimmer. Ich höre, wie er das Radio in der Küche einschaltet – dann die Dusche.   Ich schließe noch für einen kurzen Moment die Augen, will diese Minuten nach meinem Orgasmus noch genießen und…   „Niko!“, reißt mich eine verärgerte Stimme aus meinem plötzlichen Traum. „Niko!“ Ich schrecke auf, Christopher steht über mir und funkelt mich mit verschränkten Armen vor der Brust böse an. Sein Haar ist frisch gewaschen und bereits geföhnt, er steckt auch schon in seiner Anzugshose. „Steh’ gefälligst auf und mach mir Frühstück“, schnauzt er mich barsch an. Mein Hirn braucht genau drei Sekunden, um die Tatsache zu verarbeiten, dass ich wieder eingedöst bin, Christopher gleich zur Arbeit muss und ich noch nicht einmal Kaffee aufgesetzt habe, was aber mein Job ist, wenn ich zur späteren Stunde zur Uni muss.   Deswegen springe ich hastig auf und eile in die Küche. Meinem Freund bleibt wirklich nicht mehr viel Zeit, er kippt sich nur den Kaffee rein, isst ein einziges Brot mit Käse, dann schnappt er sich schon seine Tasche, drückt mir einen eiligen Kuss auf die Stirn und verschwindet.   …und ich lege mich noch einmal hin. Dummerweise vergesse ich aber den Wecker neu zu stellen und als ich nach meinem kleinen zweiten Schläfchen aufwache, ist es schon 13 Uhr. Meine Vorlesung ist schon im Gange und mir läuft es eiskalt den Rücken runter. Ich verzichte auf die Dusche, verzichte auf Frühstück, springe einfach nur in die blaue Jeans und den schwarzen Pullover, den mir Christopher bereitgelegt hat und laufe los. Die zweite Vorlesung schaffe ich; nach ihr ruft mein Freund auch an.   „Wie läuft’s heute?“, will er wissen und ich stoße langgezogen den Atem aus.   „Ich hab’ meine erste Vorlesung verpennt“, beichte ich.   „Wie bitte?“   „Als du weg warst hab ich mich noch mal hingelegt und dann einfach vergessen, den Wecker zu stellen…“   „Niko…!“, schimpft er.   „Es tut mir leid…“   „Ja, ja, das hab ich schon zu oft gehört.“ Er ist wütend. „Wie war das? Heute Abend wolltest du was mit Frank machen?“   „…ein Bier trinken.“   „Das ist jetzt gestrichen. Du wirst dich heute Abend auf deinen Arsch setzen und lernen, kapiert?“   „Ja, Christopher“. Dann legt er auf und ich seufze; grinsend.   Den Kaffee mit Chiyo verbietet Christopher mir allerdings nicht. Das mag aber auch daran liegen, dass wir uns zwischen den Vorlesungen direkt auf dem Campus treffen. Wir plaudern mal wieder über Filme und sie erzählt mir von einem Typen, mit dem sie seit einigen Monaten chattet, zeigt mir Bilder von ihm auf ihrem Laptop. Ich finde ihn schon ziemlich heiß, nicht so heiß wie Christopher. Aber wäre ich Single, würde ich ihn sicherlich nicht von der Bettkante stoßen. Deswegen wünsche ich ihr auch viel Glück mit ihm.   „Wir sollten bald mal einen Videoabend machen, was sagst du?“, schlägt sie vor, kurz bevor wir uns voneinander verabschieden.   „Na, klar, super Idee!“, willige ich ein, dann trennen sich unsere Wege.   Ich bin am Bügeln, als Christopher – früher als geplant – nach Hause kommt. Ich erschrecke, als er unangekündigt das Schlafzimmer betritt. „Oh!“, mache ich und stelle das Bügeleisen beiseite. „Was machst du denn schon hier?“   Christopher spricht nicht mit mir, sondern geht auf das Bett zu, auf dem ich die schon fertig geglätteten Sachen liegen. Er nimmt eines der Hemden und betrachtet es skeptisch. Dann wirft er es wieder in den Wäschekorb, in dem die anderen, noch zerknitterten Sachen liegen. Das macht er auch mit Hemd Nummer zwei und drei, ehe er sich mir zudreht, mit seiner rechten Hand ausholt und mir eine leichte Backpfeife verpasst.   „Habe ich dir nicht erst letzte Woche beigebracht, wie man Hemden vernünftig bügelt?“, fragt er mich im monierenden Ton.   „Ja, Christopher“, antworte ich mechanisch und ernte die zweite, schon etwas härtere Ohrfeige.   „Und was soll das dann?!“, wütend deutet er auf den Wäschekorb und als ich nichts sage, ernte ich den dritten, so harten Schlag, dass ich einen Schritt zurückstolpere. „Das machst du noch einmal von vorn, los“, bestimmt er und fährt mir – im Kontrast zu seinem Tun eben – zärtlich durchs Haar.   Und ich? Ich mache mich ans Werk; dieses Mal konzentrierter. Gebe mir besonders viel Mühe mit dem Kragen, den Manschetten und der Knopfleiste; auch die Ärmel bekommen ihre gewünschte Falte. Ich rufe meinen Master, damit er mein Werk begutachten kann und er nickt zufrieden. Mir allerdings wirft er ein kaltes „warum nicht gleich so?“ ins Gesicht.   Er ist nicht sauer, dass ich nicht wie sonst von ihm verlangt auf ihn warte – schließlich hat er nicht angekündigt, dass er früher kommt. Trotzdem fordert er mich nach dem Bügeln auf, meine Klamotten auszuziehen. Außerdem noch, dass ich meine Lernutensilien hole und meinen Unikram im Wohnzimmer erledige, weil er mich kontrollieren will.   „Hast du alles?“, fragt er mich, als ich mich gerade an den großen Esstisch setzen will.   „Ja, hab’ ich.“   „Dann schnapp dir deinen Laptop“, meint er noch, bevor er sich die drei Bücher und den großen Block nimmt und zum Sofa trägt und dort demonstrativ auf den Boden knallt; direkt vor meinem speziellen Fernsehkissen, das wir nicht abgeschafft haben. „Da ich es mir mit meinem Roman auf dem Polster hier gemütlich machen will“, erklärt er, „wirst du auch genau hier lernen.“   Den Laptop muss ich so platzieren, dass er ohne Probleme auf den Bildschirm schauen kann. Gott, dieser Kerl ist echt der Wahnsinn. Vor allem als er ohne jegliche Skrupel an mein Handy geht, als es klingelt, weil er mir verboten hat, mich mit dem Ding abzulenken. Er telefoniert mit Frank, erzählt meinem Freund, ich könne gerade nicht ans Telefon kommen – obwohl ich direkt neben ihm sitze auf meinem Kissen – und meint dann auch noch tatsächlich zuckersüß und scherzend: „Tut mir Leid, dass Niko immer was dazwischen kommt bei euren Treffen, ich weiß auch nicht, wo ihm der Kopf steht – ich werde ihm den aber mal waschen, keine Sorge…“   Während Herr Lang also seinen literarischen Eskapismus betreibt, arbeite ich die verpasste Vorlesung auf und noch ein Extra-Kapitel im Buch ab. Zwischenzeitlich erkundigt sich Christopher kurz und leise, ob mir kalt sei, und ob vielleicht mein Rücken weh tue, doch beides verneine ich. Nach eineinhalb Stunden bin ich endlich durch mit dem Stoff, fertig und sowieso nicht mehr in der Lage mich zu konzentrieren.   „Hunger?“, fragt Christopher mich und ich nicke heftig.   „Und wie!“   Doch mein Master grinst nur kühl, ohne sein Buch zuzuklappen. „Dann mach uns mal Abendbrot“, befiehlt er im belustigten Ton und ich gehe zähneknirschend in die Küche.   Als wir einige Stunden später im Bett liegen und mein Freund kurz davor ist einzuschlafen, frage ich ihn: „Wie kommst du mit den morgendlichen Blowjobs klar?“   „…ich möchte noch kein Fazit ziehen. Das waren erst drei Tage“, sagt er schroff und ich grinse in mich hinein; und kann den kommenden Morgen kaum erwarten. Den Morgen, an dem Christophers Zunge wieder über mein hartes Fleisch streicht und er an mir saugt, meine Hoden mit den Fingerspitzen massiert. Direkt an bzw. um meinen Schwanz aber legt er seine Finger nicht. Schließlich darf ich das auch nicht tun, wenn ich ihm einen Blowjob gebe, darf nur meinen Mund benutzen, darauf besteht Christopher; deswegen muss er sich nun selbst an seine Regeln halten.   Meine Finger vergraben sich in seinem blonden Haar seines sich so verführerisch bewegenden Kopfes. Ich kämpfe gegen den Instinkt an, hemmungslos meine Hüften zu bewegen und seinen Mund zu ficken; das darf schließlich nur er mit mir tun. „Ungh…!“, stöhne ich und bäume mich auf, als diese heiße Enge um mein Geschlecht nicht mehr auszuhalten ist… und wieder benetzt mein Sperma Christophers Mund auf diese wunderschöne, betörende Art und Weise.   Mein Atem geht schwer und ich bleibe erst einmal liegen, wische den seichten Schweiß von meinem Gesicht, werde in der nächsten Sekunde allerdings schon unliebsam von meinem Master and den Armen hochgerissen. „Oh nein, Niko…“, zischt Christopher giftig, „du legst dich jetzt nicht noch einmal auf die faule Haut, du stehst jetzt auf und wanderst direkt unter die Dusche und dann bewegst du deinen faulen Hintern zur Uni, haben wir uns verstanden?!“   Ich bin unmittelbar wach und befolge seine morgendlichen Befehle. Christopher fährt mich an diesem Morgen sogar zum Campus, weil er seiner eigenen Aussage zufolge sicherstellen will, dass ich zu meinen Vorlesungen gehe und meint, dass er mich nun jedes Mal wenn es passt hinkutschieren wird; er ermahnt mich ein weiteres Mal was das Schwänzen angeht, ich hingegen versichere ihm, dass ich es nie wieder absichtlich tun werde und dass es gestern einfach nur ein Missgeschick gewesen ist.   Ja, wir sind so mit unserem neuen Alltag beschäftigt, dass ich gar keine Zeit mehr habe, an meinen Vater, oder meine Mutter zu denken und das ist einfach nur wundervoll.   …und dass Christophers Domizil nun auch mein Zuhause ist, scheint immer mehr durchzusickern in den Wirrungen meines Hirns.   Vielleicht liegt das ja auch daran, dass mittlerweile überall meine Sachen verteilt sind. Meine Klamotten sind nun fest in Christophers Schrank deponiert, meine Bücher habe ich jetzt auch im großen Regal im Wohnzimmer zum Teil einsortiert. Die Horror-Kracher lagern natürlich in meinem kleinen Paradies. Einige meiner Handtücher hängen im Bad, nachdem wir sie gewaschen und gebügelt haben. Ich war sogar schon nach der Uni Deko shoppen, hab ein paar schwarze Kerzen gekauft und sie auf dem Esstisch drapiert, wie ich es für richtig hielt – und Christopher fand’s auch schön. Ein paar von ihnen sind natürlich auch in unserem Spielzimmer gelandet…   Außerdem hat Christopher mich die weinroten Kissen aussuchen lassen, die jetzt das Sofa zieren, weil wir beide fanden, dass es noch gemütlicher werden musste; und als ich ihm gesagt habe, dass ich den Teppich unter dem Esstisch hässlich finde, hat er mir gleich zwei Kataloge vor die Nase geknallt und zusammen mit mir einen neuen ausgesucht, ganz demokratisch.   Es ist also nicht nur mein Zimmerchen, in dem ich mich austoben kann, sondern die gesamte Wohnung. Und das ist großartig.   „Morgen geh ich zu Holger, ne Runde Pokern“, erinnert mich mein Freund, als wir an diesem Freitag zusammen zu Abend essen.   „Nachmittags, ja?“ Christopher nickt. „Darf ich dann zu Chiyo?“   „...deinen Drang nach Horrorfilmen und Fast-Food ausleben?“, kommt es belustigt von Christopher.   „Sei froh, dass ich dich nicht dazu zwinge, die ganzen Titel zu gucken!“   Mein Freund lacht. „Als wenn du mich zwingen könntest, Niko…“ Ich grinse.   Wir gehen an diesem Abend nicht ins Zimmer, weil uns einfach nicht danach ist. Christopher ist müde von der Arbeit, will sich einfach nur wieder aufs Sofa schmeißen und seinen Roman weiterlesen. Mir erlaubt er es, mich in meinen Raum zu verkrümeln und ein bisschen im Web zu surfen.   Ja, an diesen Umstand muss ich mich auch noch gewöhnen; dass wir beide nicht die ganze Zeit was zusammen machen, weil der Umstand eines Besuches einfach nicht mehr gegeben ist, und wir uns zwar in einer Wohnung aufhalten, aber eben zeitweise auch in verschiedenen Zimmern, um verschiedenen Dingen nachzugehen. Vorher ist es ja immer so gewesen: Wenn Christopher zu Besuch war, habe ich ihm all meine Aufmerksamkeit geschenkt. Und wenn ich bei Christopher zu Besuch war, hat er mir all seine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich habe meine Filme geguckt, wenn er nicht da war und er hat seine Bücher gelesen wenn ich nicht da war; nun aber sind wir beide immer da. Schon ein Unterschied… Aber wie gesagt: Ich freunde mich langsam damit an, komme darauf klar, dass es jetzt unsere Realität ist...   Zu der zählt auch immer noch der Umstand, an einem Samstagmorgen nicht von dem irren Ton eines Weckers geweckt zu werden, sondern von dem Sing-Sang der Vögel da draußen und der vorsichtig reinlugenden Sonne. Ich strecke mich, drehe mich in Slow-Motion zu meiner Rechten und blicke in das mir so bekannte Paar blauer Augen. „Na, gut geschlafen?“, erkundigt Christopher sich und ich nicke, rutsche näher an ihn heran und er legt seinen Arm um mich; ich atme seinen Geruch ein, streichele über seine wunderschöne Brust. „Und du?“, hake ich nach und ernte ein zufriedenes Brummen.   Wir kuscheln, eine gefühlte Ewigkeit, bis Christophers Magen plötzlich unheimlich laut und lange knurrt und ich lachen muss. „Soll ich gleich Frühstück machen?“, frage ich deshalb amüsiert nach und mein Freund nickt grinsend. Doch kurz bevor ich mich erhebe, fällt mir etwas ein und ich halte inne. „…also, ich mache Frühstück, nachdem du mir einen geblasen hast…“, wende ich mich dann wieder an meinen Master, der kurz so aussieht, als würde er mir am liebsten eine reinhauen, sich dann jedoch in Bewegung setzt und langsam zwischen meine Beine rutscht. Er legt aber nicht sofort los.   „Nachdem ich dir einen geblasen habe, werde ich dir erstmal eine Tracht Prügeln verpassen, weil du dir einen ganz schön frechen Ton angewöhnt hast diese Woche…“, zischt er, bevor seine Zunge über die gesamte Länge meiner Härte fährt und meine Eichel zwischen seinen Lippen verschwindet.   …und diese Aussage, diese Androhung, ist so verdammt heiß, dass ich an diesem Morgen nicht wirklich lang brauche, um zu meinem Höhepunkt geleckt und gesaugt zu werden. Mit einem letzten, lauten Stöhnen lasse ich alles raus; und Christopher schluckt. Ich öffne die Augen und mein Herr straft mich bereits mit einem bitter-kalten Blick, ehe er sich erhebt und regelrecht ins angrenzende Zimmerchen stampft, nur um mit dem kleinen aber so fiesen Holzpaddel zurückzukommen. Er setzt sich auf das Bett, packt mich am Oberarm und zieht mich harsch über seinen Schoß; mein noch von seinem Speichel nasses Geschlechtsteil rutscht zwischen seine Oberschenkel und schon im nächsten Moment trifft die harte Oberfläche des Züchtigungsinstrumentes auf meinen nackten Hintern und ich zische auf vor Schmerz.   Nein, Christopher nimmt an diesem Morgen keine Rücksicht, holt mächtig aus, um so hart zuzuschlagen, dass mir Tränen in die Augen steigen. Zwischendurch werden seine Hiebe etwas sanfter; danach fährt er ganz vorsichtig mit dem Paddel über meine geschundene Haut, streichelt die mit Sicherheit schon roten Stellen mit den Fingerkuppen seiner freien Hand, wispert „…shhh, Niko…“, nur um in dem Moment, in dem ich mich wieder halbwegs beruhigt habe, abermals auszuholen und mir im schnellen Tempo aufeinanderfolgende harte und feste Schläge zu verpassen.   Wärme strömt durch meinen gesamten Körper und meine Finger verfangen sich im Bettlaken. Speichel rinnt mein Kinn hinunter und es brodelt in meinem gesamten Innern. Ja, ich verdiene diese Bestrafung… Mein Ton war wirklich frech, so sollte ich nicht mit meinem Herrn reden; das darf ich nicht – und ich genieße es, auf welche Weise Christopher mir das gerade eintrichtert.   Ein harter, unbarmherziger Schlag auf meine linke Arschbacke, der mich Sternchen sehen lässt und bei dem ich meinen Kopf stöhnen zurückwerfe, beendet das Ganze; Christopher schiebt mich zur Seite und kommt nach einer kurzen Weile wieder zurück ins Schlafzimmer. Ich zittere, als er die mitgebrachte Salbe vorsichtig auf meinem Hintern verteilt; und auch wenn ich die kühlende Wirkung in ein paar Minuten genießen werde ist das Auftragen, trotz des sanften Vorgehens meines Masters, eine weitere kleine Tortur.   „Ich hoffe, du achtest jetzt wieder auf deinen Ton“, setzt Christopher amüsiert noch einen drauf.   „Ja, Christopher, das werde ich“, antworte ich ihm gehorsam und denke noch den gesamten Tag an seine Worte, ebenfalls wie an seine spontane Bestrafung – denn Sitzen ist an diesem Samstag für mich einfach fast unmöglich.   Ich bin heilfroh, dass Chiyo ein riesiges Sofa hat und wir uns beide hinlegen, um auf ihrem überdimensional großen Gaming-Laptop unseren Horror-Film-Marathon zu starten. So muss ich den Schmerz wenigstens nur aushalten, wenn ich mal aufstehe, um zur Toilette zur gehen, oder etwas aus der Kochnische herzubringen; und das habe ich mittlerweile offenbar so gut drauf, dass Chiyo davon rein gar nichts mitbekommt.   Schon abgefahren, denke ich mir, als ich die Augen durch ihre, durch meine alte Wohnung wandern lasse und feststellen muss, dass hier rein gar nichts mehr an mich erinnert; selbst die Kochnische sieht anders aus, denn meine neue Freundin hat die hässlichen Fronten mit bunter Klebefolie aufgepeppt, alles sieht aus wie neu. Meine ehemalige Bude existiert tatsächlich nur noch in meinen Erinnerungen; und auf alten Fotos, von denen es kaum welche gibt.   …ein paar der bekannten Gefühle, die mich kurz in die Vergangenheit befördern, steigen allerdings auf, als es klingelt und diese mir noch gut bekannte Melodie ertönt. Als Christopher spät an diesem Abend dann die Treppen hinaufsteigt, durch die Tür stolziert und mir einen Begrüßungskuss gibt. So wie früher halt, und dieses früher liegt auch nur ein paar Wochen zurück…   Er wendet sich an Chiyo. „Schön dich kennenzulernen“, sagt er, „ich bin Christopher. Niko hat mir schon viel von dir erzählt.“   „Oh, und mir von dir…“, meint Chiyo und lächelt ein wenig frech, was mein Freund mit einem Zwinkern quittiert. Christopher lässt seinen Blick durch die Wohnung wandern, während ich meine wenigen mitgebrachten DVDs und andere Kleinigkeiten einsammele. „Mann“, meint er dann, „wüsste ich nicht, dass ich in Nikos alter Wohnung stehe, würde ich es nicht glauben…“ Wir lachen. „Hat er dich nicht auch nicht zu sehr genervt?“, erkundigt er sich denn bei der jungen hübschen Frau, die sich heute zwar nicht aufgebrezelt hat, seine Aufmerksamkeit dennoch mit ihren pink-violett-schwarzen Haare auf sich zieht.   „Ach, wir hatten einen ganz vorzüglich, gruseligen, geilen Abend…“, antwortet sie nur grinsend. „Und du? Gut gepokert?“   „…leider nicht so gut wie meine Freunde.“   „Und jetzt kannst du Niko nicht mehr ins teure Restaurant einladen, weil du so viel verspielt hast?“, neckt sie meinen Freund.   „So schlimm ist es nun auch wieder nicht“, entgegnet er grinsend.   Wir verabschieden uns und als wir schon ein paar Minuten mit dem Wagen unterwegs sind, sagt Christopher: „Sie ist nett. Ich mag sie.“ Und ich muss kichern.   „Das heißt, ich darf mich weiter mit ihr treffen?“   „Ja, aber nur wenn das nicht mit meinen Plänen kollidiert.“   „Na, klar.“   Mein Freund erzählt mir noch kurz, was es neues bei Holger und Martin gibt, wir trinken einen Tee, knutschen kurz auf dem Sofa - dann schon fallen wir ins Bett und Ich schlafe wie ein Baby.   Als ich am Sonntag aufwache, ist es schon fast Mittag und wirklich überrascht bin ich auch nicht, als ich Christopher in der großen Eck-Badewanne vorfinde. „Auch schon wach, Schlafmütze?“, neckt er mich, als ich mich auf den Wannenrand setze und mir den Schlaf aus den Augen reibe.   „…halbwegs…“   „Baden hilft beim Wachwerden“, säuselt er und unsere Augen treffen sich. Ich weiß, was er von mir will und so steige ich bedächtig zu ihm ins warme Wasser. Mein Freund legt auch sogleich die Arme um mich und mein Rücken trifft auf seine wunderschöne Brust; sein steinhartes Geschlecht dagegen drückt gegen meinen Hintern und während seine Hände auf Wanderschaft gehen, um sich letztendlich um mein Fleisch zu legen, fährt er mit seiner Zuge über meinen Hals. Bis sein Mund an meinem Ohr ist und er hineinflüstert: „Ich will dich…“   Ich grinse. Herr Lang muss furchtbar schweinische Gedanken gehegt haben, als er hier so mutterseelenallein im Badewasser gehockt hat…   Ich will mich umdrehen und ihn küssen, entscheide mich dann aber anders und verwirre meinen Master, in dem ich mich aus seiner Umarmung befreie, die Shampoos, Duschgels und Badesalze in gekonnter Bewegung von der größeren Ablage zur Seite befördere, um mich dann selbst dort zu platzieren; lasziv mit gespreizten Beinen, mein hartes Fleisch auf das Gesicht meines Freundes gerichtet. Auch verbal erinnere ich ihn an seine „Pflicht“, unseren Deal, nicht frech aber fordernd: „Heute ist Blowjob-Tag sieben, Christopher…“   Er zögert nicht. Das Wasser schwappt sogar fast über, als er sich auf mich stürzt, als seine nassen Hände sich auf meine Oberschenkel legen und er mein Fleisch in seinen Mund aufnimmt, beginnt daran zu saugen. Verruchte, schmatzende Laute entstehen in unserem Badezimmer, vermischen sich mit meinem Stöhnen. Christophers Zunge ist einfach so verdammt heiß und flink, und als ich dann auch noch betrachten kann, wie sich seine rechte Hand um seinen eigenen Schwanz legt, um sich selbst zu pumpen, während er mir einen bläst, verliere ich fast den Verstand – und komme hart und schnell, sodass mir dabei fast schon ein wenig schwindelig wird…   Zeit um wieder zu mir zu kommen, habe ich allerdings nicht, denn schon im nächsten Moment packt Christopher mich am Arm, zieht mich herab ins Wasser, nur damit er nun meinen Platz auf der erhöhten Ablage nehmen und mich zwischen seine Schenkel drücken kann. Und auch ich zögere nicht, mache mich sofort ans Werk.   Christophers Schwanz ist hart wie Stein. Warm von dem Wasser.   Seine Finger packen meine Haarsträhnen, er lenkt meine Kopfbewegungen und sein Fleisch rutscht tief in meine Kehle. Ich kriege kaum noch Luft, und als Christopher anfängt dazu auch noch sein Becken zu bewegen, wird eines bewusst: Ich gebe hier eigentlich gar keinen Blowjob, Christopher fickt meinen Mund aufs brutalste - und macht damit genau das, was ihm zusteht.   Sein Stöhnen ist betörend, als er seinen heißen Saft in meinen Rachen spritzt und meinen Kopf dabei so hart gegen seine Mitte gepresst hält, dass kein einziger Tropfen seines Spermas vergeudet werden kann.   Sein Atem geht schwer, er ring nach Luft. Ein paar Minuten lang. Dann lässt er sich wieder langsam ins Wasser zu mir gleiten; ich grinse ihn leicht an und er erwidert es, presst seinen Körper an mich; einige Minuten verweilen wir einfach so, bis Christopher anmerkt, dass das Wasser abkühlt. Er macht mir Frühstück, er liest Zeitung, ich räume auf, wir gucken zusammen Fernsehen, ich erledige etwas für die Uni. Eigentlich ist es ein ganz normaler Sonntag. Wäre da nicht noch dieses ganze besondere Gespräch, das vor uns liegt…   Christopher liest mein Tagebuch und dieses Mal schaue ich ihm dabei zu. Er ist konzentriert, so viel kann ich erkennen und als er es zuklappt, weiß ich dass nun das „Blowjob-Urteil“ fallen wird.   „Also“, fängt Christopher an und macht dann eine Pause, seufzt und gibt dann kleinlaut zu, „du hattest Recht.“   „Womit?“, hake ich unschuldig nach, obschon ich weiß, worauf er sich bezieht.   „Ich… blase dir zwar unheimlich gern einen, aber am Morgen vor der Arbeit, jeden Tag, das war… puh! Hätte ich nicht gedacht, dass das einen den ganzen Tag lang schlauchen kann.“   Ich nicke. Zufrieden und auch irgendwie erleichtert. Ja, für mich war diese Woche ganz großes Kino, wenn man sich so ausdrücken will; deshalb kann ich auch verstehen, dass Christopher diesen Wunsch überhaupt erst geäußert hat. Und so sehr ich ihn auch zufrieden stellen möchte: es gibt einfach Dinge die kann selbst ein Niko Klaas als Vorbildsklave nicht durchsetzen.   „…also nur am Wochenende?“, will ich wissen und mein Freund nickt.   „Ja. Nur am Wochenende. Das ändern wir dann gleich im Vertrag, ja?“   Kein türkischer Basar mehr, sondern geregelte Fakten, so wie der Anwalt es normalerweise mag. Und das Beste: Wir sind beide zufrieden mit dieser Lösung. So zufrieden, dass wir an diesem Abend noch ein paar ganz wundervolle Stunden in dem Zimmer verbringen und die Seile, mit denen Christopher mich fesselt, ganz wunderschöne Streifen auf meiner Haut hinterlassen…   Weil mein Freund mich am Montagmorgen ein weiters Mal ermahnt, wie ein braver Schuljunge zur Uni zu gehen, tue ich das auch, lerne jeden Tag, arbeite in den Büchern schon vor, mache mich noch einmal über die Firma schlau, bei der ich ja bald mein verhasstes Praktikum machen werde.   „Yo, was geht am Wochenende, Niko?“, will Markus wissen, als wir Freitag zusammen in der Mensa essen und ich zucke mit den Schultern.   „Ich glaube, Christopher wollte ins Kino mit mir. Oder Schwimmen, weiß ich nicht mehr.“   „Und abends?“   „Wahrscheinlich haben wir dann ultraharten Sex.“   „Boah, Niko, ich will nicht wissen wo du und Christopher euch was reinsteckt und vor allem nicht wie…!“   Ich lache und Markus schüttelt bloß den Kopf.   „Paul, ich und ein paar andere wollten nachher vielleicht in den Pub. Vielleicht kommste ja mit?“   „Ich lasse es dich wissen“, verspreche ich ihm und schreibe während der nächsten Vorlesung, die auch das Ende meines Unitages einläutet, meinem Master, bitte ihn um Erlaubnis.   Doch die bekomme ich nicht.   Stattdessen trägt Christopher mir auf, nach der Uni direkt nach Hause zu fahren. Er hätte da einige Dinge, die ich für ihn erledigen müsste; Details würde ich vor Ort erfahren.   Meine Neugier wächst. So stark, dass ich es kaum erwarten kann, nach Hause zu gelangen.   „Christopher?“, rufe ich aus, sofort nachdem ich meine Schuhe und Jacke losgeworden bin. Stille. „Chris?“, hake ich etwas frecher nach, denn ich will seine Instruktionen jetzt sofort haben. Doch er ist noch gar nicht da, jedenfalls antwortet er mir nicht und ich es hört sich auch nicht so an, als wäre jemand außer mir in der Wohnung.   Ich wandere ins Schlafzimmer, um in ein bequemeres Hausoutfit schlüpfen. Die bereitgelegten Klamotten auf dem gemachten Bett fallen mir sofort ins Auge und ich weiß, dass Christopher sie heute Morgen nicht dorthin gelegt hat, was wiederum bedeutet, dass er zwischendurch zuhause gewesen sein muss.   Es sind alte Sachen von mir, von denen ich dachte, dass wir sie eigentlich weggeschmissen hätten. Nicht das klägliche Pyjama-Oberteil, das Christopher so unheimlich missfallen hat, allerdings die alte verwaschene Jeans, die ich seit Jahren nicht mehr angezogen habe, ebenso wie ein uralter brauner Pullover – ein Outfit, dass Herr Lang ganz sicherlich als „nicht sexy“ bezeichnet hätte; daneben ein Zettel, handgeschrieben. Und diese schnörkelige, penible Schrift erkenne ich sofort: Es ist Christophers. Nicht verwunderlich, aber – so oft hinterlässt er mir dann doch keine Notizen.   Christopher schreibt mir eher Nachrichten übers Handy, Mails, oder ruft mich an, konfrontiert mich mit einem Befehl von Angesicht zu Angesicht.   Ich hebe das Blatt hoch, beginne zu lesen und…   „Heilige Scheiße…!“, stoße ich aus und mein Innerstes wird überflutet von einer riesigen Welle der Aufregung, Freude, Nervosität und einer Extra-Portion sich anbahnender Geilheit, die sich durch ein leichtes Kribbeln im Unterleib und Prickeln in der Brust bemerkbar macht.   Achtlos werfe ich meine Sachen zu Boden und eile zur Dusche, erledige damit den ersten Punkt der mir in dem kleinen Briefchen mitgeteilten Schritte des Abends. Ich führe eine Spülung durch, rasiere mich, bis kein einziges Härchen mehr meinen Körper bedeckt und nachdem ich mir im Eiltempo die Haare geföhnt und einigermaßen zu Christophers wahrscheinlicher Zufriedenheit gestylt habe, betrete ich unser Spielzimmer.   Ich greife nach dem Gleitgel und benetze damit meine Finger. Schade eigentlich, denke ich mir dann, dass Christopher nicht hier ist; er liebt es zuzusehen, wenn ich meinen Eingang selbst vorbereite und sagt, mein leicht gequälter Gesichtsausdruck dabei sei unheimlich schön und höchst erregend. Die Lippen aufeinander gepresst mache ich mich ans Werk, weite mich, schiebe die Finger vorsichtig hinein, spreize sie und führe mir nach einigen Minuten, wie in dem Stück Papier ebenfalls angewiesen, den schwarzen großen Buttplug ein.   Dann erst ziehe ich mir die bereitgelegten Klamotten über. Dann erst packe ich das Schriftstück in meine Tasche und verlasse unsere Wohnung wieder.   Es ist ein aufregendes Gefühl sich mit dem Toy in meinem Hintern in der Öffentlichkeit zu bewegen. Ich grüße die nette Nachbarin von Christopher bzw. uns und plaudere auch einige Minuten mit der älteren, etwas schwerhörigen Frau, steige mit einer Masse anderer Menschen in den Bus, schlängele mich damit durch den Hauptbahnhof, stehe in der Schlange an, um mir noch schnell ein völlig überteuertes belegten Brötchen zu kaufen, sitze im nächsten Bus neben Schuljungen, die sich über den „mega harten Unterricht“ von Herrn sowieso aufregen und steige erst an der Endhaltestelle aus, als die Szenerie schon richtig ländlich geworden ist.   Ich habe Glück, habe Empfang, tippe die Koordinaten ein, die Christopher mir mitgeteilt hat. Ich verlasse das Wohngebiet als es schon beginnt zu dämmern, gehe an Weiden voller Kühe vorbei, hinein in ein kleines Stückchen Wald und erblicke mein Ziel: Wie versprochen steht da eine einzelne alte Parkbank unter einen riesigen Eiche.   Wie instruiert informiere meinen Master per SMS, dass ich angekommen bin am vereinbarten Ort, nachdem ich auf dem alten Holz voller Graffitis und Einkerbungen Platz genommen habe.   Die Blätter der hohen Bäume rascheln im Wind und ich atme den angenehmen Duft von Mutter Natur ein, schließe die Augen und kann dieses sich auf mein Gesicht stehlende Grinsen nicht aufhalten.   Es ist soweit. Christopher und ich haben schon öfters darüber gesprochen… über dieses pikante, nicht ganz risikofreie Entführungsszenario, das nun in die Tat umgesetzt werden soll. Ich habe es in meinem jüngsten Tagebucheintrag wieder zur Sprache gebracht, Christopher offiziell grünes Licht gegeben, gesagt, dass wir es jetzt, wo wir endlich zusammen wohnen, doch mal umsetzen könnten.   Ich hätte zwar nicht gedacht, dass Christopher es so schnell realisieren würde, aber offenbar ist Herr Lang auch sehr scharf auf dieses Rollenspiel.   …ob es wohl genauso sein wird, wie wir es uns ausgemalt haben? Ich bin gespannt.   Und auch furchtbar nervös.   Schließlich habe ich meinem Freund auch das GO gegeben, Martin und Holger, oder von mir aus auch Kilian zu involvieren. Zu einem gewissen Punkt. Denn: Alleine hätte Christopher es schwer mich zu „kidnappen…“   Ich höre es hinter mir rascheln, einzelnes Holz knackt, dürre Äste, jemand nähert sich… oder bilde ich es mir ein? Ich wage es nicht, mich umzudrehen, halte die Luft an; doch nichts passiert. Ich zähle langsam bis 30 in meinem Kopf und atme aus.   Nein, da war niemand, meine Fantasie hat mir bloß einen Streich gespielt… Belustigt über meine aufkeimende Paranoia, wenn man so will, drehe ich mich schließlich doch um – und genau während dieser Bewegung stülpt mir plötzlich jemand einen Sack über den Kopf; gleichzeitig werde ich an beiden meiner Arme gepackt, von der Bank gezogen und auf meine Beine verfrachtet.   Instinktiv versuche ich den Stoff der meinen Kopf verhüllt runter zu reißen, aber der Druck der männlichen Finger um meine Ober- und Unterarme verstärkt sich; im nächsten Moment werden meine Arme schon hinter meinen Rücken gerissen und jemand fixiert sie, bindet sie mit irgendeinem Utensil zusammen.   Seile? Kabelbinder? Ketten?   Ich kämpfe, versuche mich loszureißen, aber meine Angreifer sind zu stark. Ich schreie. „Lasst mich los!“ Lasst mich los, lasst mich los, lasst mich los…! Ich winde mich von Seite zu Seite, versuche nach den Unbekannten zu treten und kurz, wirklich nur ganz kurz, bekomme ich es mit der Angst zu tun, als ich einen mittelschweren Schlag in die Magenkuhle verpasst kriege, der meine Versuche mich aus der Umklammerung der Attackierenden zu befreien zu einem jähen Ende bringt.   Schmerz strömt durch meinen Körper und ich kriege kurzzeitig keine Luft, meine Glieder erschlaffen.   In dem Moment, in dem die Panik in meiner Brust aufwallt und die Frage auftaucht, ob das auch wirklich Christopher und unsere Freunde sind, die mich hier fesseln und verschleppen wollen, ertönt die Stimme meines Freundes, dessen Hände sich auf meine Hüften legen und dessen Mund direkt an mein abgedecktes Ohr wandert: „Hör auf dich zu wehren… sonst wirst du’s bereuen…!“   So eiskalt, grausam, betörend…   Und nun bin ich mir auch ziemlich sicher, dass er es war, der mir den Schlag verpasst hat… Doch ich kann meinen sich nunmehr tatsächlich beruhigenden Gedanken gar nicht mehr folgen:   Christophers Hand wandert unter den Sack und drückt mir irgendetwas gegen den Mund; ein weiches Tuch, ein Stück Papier - ich kann es nicht benennen. Nur eines ist sicher: Der Geruch ist seltsam und ich kann nicht atmen, und das löst abermals leichte Panik in mir aus, und es ist diese Panik, die mir neue Kraft verleiht. Ich strampele, ich schwanke von Seite zu Seite, ich kriege meinen Mund frei, Christophers Hand verschwindet und dann… dann wird mir schwindelig und diese aufgewallte Kraft ist wie von Geisterhand weggefegt, meine Glieder erschlaffen erneut, mir wird schwindlig und meine Knie geben nach.   …und dann umhüllt mich absolute Dunkelheit.   Mein Schädel fühlt sich schwer an, als ich weiß Gott wie viele Stunden oder Tage danach, zu mir komme. Meine Augenlider erscheinen wie aus Blei, so hart ist es, sie zu öffnen. Ich brauche eine Weile, bis sich meine Augen an das schummrige Licht in dem unbekannten Raum gewöhnen. Ich will mich bewegen, aber ich kann nicht - und mit jeder verstreichenden Sekunde werde ich mir mehr und mehr meiner Realität bewusst.   Ich liege noch komplett angezogen auf einer Matratze. Meine Hände sind mit einem dicken Seil mit aufwendigen Knoten über meinem Kopf gefesselt und an der Heizung fixiert. Ich kann nicht sprechen, weil mein Mund mit einem fiesen Streifen Klebeband verschlossen ist. Und meine Beine werden in gespreizter Position durch eine dicke Stange gehalten, die an meinen Knöcheln befestigt ist.   Das Zimmer in dem ich gefangen gehalten werde ist mir völlig fremd und kahl. Bis auf die Matratze auf der ich liege steht nur die kleine Lampe in der Ecke; das Fenster ist mit Pappe abgeklebt, der Boden mit neuen, abgeschliffenen Dielen ausgelegt; und dann ist da noch dieser uralte schwarze Ledersessel, der direkt gegenüber der Matratze steht – und das Fläschchen Gleitgel zu meiner Rechten.   Wo ist Christopher?!   Ich lausche, doch ich kann nichts hören. Nicht einmal irgendwelche vorbeifahrende Autos, oder Stimmen von Menschen auf der Straße, Fernsehgeräusche.   Scheiße, das ist fast genau so, wie ich mir das immer ausgemalt habe…! Brutal angegriffen, ins Ungewisse verschleppt, gefesselt, ohne zu wissen, was mit einem geschieht…   Und weil ich mich in meiner Fantasie versucht habe zu befreien, tue ich es auch jetzt im Spiel. Ich zerre an den Fesseln, wie ein Verrückter, mit all meiner Kraft, versuche die Verschlüsse der Spreizstange an meinen Knöcheln zu lösen; jedoch nur mit dem Erfolg, dass sich plötzlich die Tür öffnet und Christopher hineinstolziert.   Augenblicklich gefriere ich in meiner Bewegung. Mein Master sieht einfach nur fantastisch aus. Er trägt ein pechschwarzes Hemd, dessen erste drei Knöpfe geöffnet sind, keine Krawatte; seine schwarze Lederhose, klobige Stiefel. Seine Augen erscheinen blauer als sonst – aber vielleicht ist das auch schon wieder eine Fantasie, die mit mir durchgeht.   Christopher – beziehungsweise der unbekannte Mann, mein Kidnapper, der brutale Entführer – sieht mich mit kalter Miene an und erst in dem Moment erkenne ich, dass er ein Messer in der Hand hält. Ich versteife mich und gleichzeitig fühle ich eine Art der Erregung, die ich bis dato gar nicht gekannt habe.   Langsam kommt er näher, geht in die Hocke und legt seine freie Hand schließlich auf meine Brust. Der Blick mit dem er mich mustert, ist bedrohlich und ebenso klingt auch seine Stimme als er sagt: „Halt still, oder es wird verdammt weh tun.“   Ich zucke auf, als er dann nach meinem Pullover greift und denn Stoff vom Kragen runter bis zum Saum aufschneidet; er zerrt an dem Stoff, legt das Messer auch an meinen Armen an und ich halte still, als er auch dort das Material von meinem Körper entfernt. So herzlos, ohne Rücksicht auf Verluste. Genauso geht er auch bei meinen Jeans vor, knöpft sie nicht einmal auf, sondern zerfetzt sie mit der scharfen Klinge, reißt sie mir vom Leib, bis ich splitterfasernackt vor ihm liege.   Erst jetzt werde ich mir auch wieder des Buttplugs in meinem Hintern bewusst, als Christopher, ich meine – der Entführer – das Messer beiseite legt und seine Hose aufknöpft. Meine Augen legen sich auf seinen harten Schwanz, den er ans Tageslicht befördert, und seine Hände greifen zwischen meine Schenkel.   Er schaut mir nicht in die Augen, als er das Sextoy aus meinem Innern herauszieht. Auch nicht, als er seinen Schwanz mit Gleitgel einschmiert. Erst, als seine Spitze meinen Eingang berührt blickt er mich an und grinst so diabolisch, dass mein Geschlecht unmittelbar hart wird. Ich schließe meine Augen, als er sich in mich schiebt. Schmerz jagt durch meinen Körper, denn auch wenn der Buttplug dafür gesorgt hat, dass ich im Grunde genommen geweitet bin, versteife ich mich eben doch ein wenig, denn Christophers sonst so zärtlichen Finger in meinem Eingang, die mich auf sein Fleisch vorbereiten, haben einfach gefehlt.   Mein Master nimmt keine Rücksicht. Stößt hart in mich, fokussiert seine eigenen Bedürfnisse, bedient sich an mir, als wäre ich ein eigens für ihn kreiertes Büffet; und im Grunde genommen bin ich das ja auch als sein Sklave.   Christophers seichtes Stöhnen geht mir durch Mark und Bein, seine Bewegungen werden schneller. Ich weiß, dass er kurz vor seinem Höhepunkt steht und behalte Recht: Keine Minute nach diesem Gedankengang wirft er den Kopf leicht in den Nacken und füllt mich mit seinem dickflüssigen Saft. Ich atme tief und schwer, wie es mein Master tut, mein mit Ignoranz bestrafter Schwanz prickelt. Christopher hat ihn kein einziges Mal angefasst – und ich bin mir ziemlich sicher, dass er das jetzt auch nicht nachholen wird.   Auch in diesem Punkt behalte ich Recht.   Mein Herr zieht sich aus mir heraus, schaut mir nur ganz kurz in die Augen, dann schon richtet er sich auf, knöpft seine Hose zu und verlässt ohne auch nur ein einziges Wort mit mir gewechselt haben das Zimmer.   Ich schließe die Augen und entlasse die Luft aus meinen Lungen. Es dauert eine kleine Ewigkeit, bis meine Geilheit endlich abklingt; eine kleine Tortur. Lauschend bleibe ich also in meiner gezwungenen Position liegen, doch es gibt nichts zu hören. Müdigkeit schleicht sich in meine Glieder; ich schließe die Augen und drifte ab.   Abermals habe ich keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, als das Aufschwingen der Holztür mich aus meinem leichten Schlaf reißt. Meine Arme, sowie mein Rücken schmerzen. Mir ist leicht schwindelig und ich habe extremen Durst. Und Christopher, so als hätte er meine Gedanken gelesen, hält eine Flasche Wasser in seiner Hand. Unsere Augen treffen sich.   Mein Entführer geht in die Hocke und mustert mich mit finsterer Miene. „Sklave“, spricht er mich an und macht mit diesem simplen Wort erneut deutlich, dass wir uns gerade in seinem Spiel befinden, „ich werde dir gleich das Klebeband entfernen, und wenn du hier irgendwann unversehrt rauskommen willst, wirst du nicht schreien und alles tun, was ich von dir verlange. Verstanden?“   Ich nicke hastig und als er mir den Streifen mit einem einzigen kurzen Ruck abreißt und es kurzzeitig schmerzt, mache ich keinen Mucks.   „Ich werde jetzt deine Fesseln lösen und du wirst dich langsam aufsetzen und trinken, kapiert?“, kündigt er seinen nächsten Schritt an und ich nicke ein weiteres Mal, setze noch flink ein „ja, Herr“, dahinter und bestätige mit eben diesem Wort auch irgendwie, dass unser Rollenspiel weitergeht.   Christopher lässt sich Zeit, windet das Seil vorsichtig auseinander, bis meine Arme frei sind – und das ist einfach eine wahrhaftig wundervolle Genugtuung. Ich massiere meine schmerzenden Handgelenke, schüttele beide Arme mehrmals aus, strecke sie und seufze genüsslich, während Christopher die Manschetten an meinen Beinen löst, die die fiese Spreizstange in Position halten.   Er legt sie beiseite und in diesem Moment ergreift mich ein schelmischer Gedanke, den ich auch sofort in die Tat umsetze. Ich nehme all meinen Mut und meine Kraft zusammen und stürze mich nach vorn, direkt auf Christopher, der durch die Wucht meines Aufsprungs auf seinem Hintern landet. Sein Gesichtsausdruck ist überwältigend – große Überraschung vermischt mit Zorn. Doch mir bleibt keine Zeit übrig, mich daran zu ergötzen. Ich verpasse ihm einen Schubs und er fällt, da er noch immer überrascht ist, in diesen wenigen Sekunden meiner Attacke zur Seite – ich dagegen richte mich auf, will Richtung Tür hasten - und lande direkt auf meiner Nase; weil meine Beine steif sind, weil meine Fußsolen den Boden gar nicht spüren können, weil ich schwach bin.   Wie bei einem aufgescheuchten Tier versetzt die aufwallende Panik meinem Fluchtinstinkt einen weiteren Schub. Nur mit meinem immer noch schmerzenden Armen versuche ich mich am Boden entlang zu ziehen, zur Tür zu robben. Doch meine Rechnung habe ich ohne Christopher gemacht, der natürlich schon längst wieder auf den Beinen ist.   „Du kleines Biest!“, schimpft er und seine wütende Stimme überschlägt sich dabei schon fast. Im nächsten Moment schreie ich auf, weil er meine Beine packt; seine kalten Hände umfassen grob meine Knöchel und mit einem Ruck zieht er mich, oder besser gesagt schleift mich zur Matratze zurück, worauf sein Knie unschön in meinen Rücken drückt, kurz über meinem Hintern. Ich schreie auf, als er dazu auch noch meine Arme packt und sie nach hinten drückt.   Mit dem eben erst von ihnen entfernten Seil fesselt er sie nun wieder hinter meinem Rücken. Ich wimmere vor Schmerzen.   Egal wie sehr ich meinen Gliedern befehle sich zu bewegen, ich komme gegen die Kraft meines Masters nicht an, dessen gesamtes Gewicht auf meinen Körper drängt.   „Dein Wasser und dein Abendessen hast du dir jetzt verspielt, Sklave“, zischt er giftig, aber nun schon ruhiger als eben in mein Ohr. Dann lässt der Schmerz nach, weil er sich erhebt. Ich sehe ihm nach, wie er durch das Zimmer stampft und mich wieder einmal alleine lässt. Dieses Mal macht er vorher sogar das Licht aus und ich bleibe allein im Dunkeln zurück.   „Scheiße“, murmele ich und lache. Meine Zunge fühlt sich wie Pappe an – der Durst wird unerträglich. Ich wälze mich von Seite zu Seite und schaffe es schließlich, mich aufzusetzen. Aufstehen klappt einfach noch nicht, also harre ich im Schneidersitz aus und denke über das Geschehen nach.   Mein Entführer meint es ernst. Durch meine kleine Revolte habe ich mir nicht nur das Wasser, sondern auch das Essen für heute verspielt… Christopher ist unbarmherzig konsequent… oder? Ich grübele weiter. Wir haben nicht explizit abgesprochen, wie lange wir hier bleiben werden. Wo auch immer dieses hier überhaupt ist. Werden wir heute Abend schon wieder zuhause sein? Oder zieht mein Master das noch bis morgen durch? Würde er doch, wenn er konsequent ist… oder?   Meine Gedanken fahren Achterbahn. Aber diese interessante Fahrt wird ziemlich in den Hintergrund gedrängt durch meine Blase, die sich mit jedem verstreichenden Moment bemerkbarer macht.   Auch ohne die Zeit richtig einschätzen zu können, weiß ich, dass ich bald wirklich dringend ein Badezimmer aufsuchen muss. Doch: Wo steckt Christopher?!   Ich warte noch einen Moment. Vielleicht zwei. Doch mein Entführer kommt nicht wieder.   Tief einatmend rappele ich mich schließlich auf und laufe auf wackeligen Beinen vorsichtig durch den kleinen Raum. Ich stoße gegen die Wand und taste mich an ihr mit meiner Schulter weiter voran, bis ich endlich auf die geschlossene Tür stoße.   „Herr?“, rufe ich aus – doch ich bekomme keine Reaktion. „Christopher?“, versuche ich es noch mal, aber wieder geschieht nichts. Mit dem Fuß schlage ich ein paar Mal gegen das Holz, weil ich sichergehen will, dass mein Master mich hört, egal wo er sich gerade aufhält. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich allzu weit entfernt hat. Schließlich sagt Christopher immer: Safety first.   Doch im Moment bin ich allein und an dieser Tatsache ändert sich nichts; der Druck auf meiner Blase dagegen wächst weiter.   „Fuck…“, wispere ich und endlich – endlich – öffnet sich die Tür, Licht strömt herein und mein Entführer kommt direkt auf mich zu. Seine Hand legt sich auf meine Brust und er schiebt mich quer durch den Raum zurück zu meiner bescheuerten Matratze. Mit beiden Händen drückt er mich zurück auf den Boden.   „Bleib“, instruiert er mich – wie einen Hund. Und ich gehorche.   Er entfernt sich dieses Mal nur für einen kurzen Moment, nur um die Lampe anzuknipsen und die Zimmertür erneut zu schließen. Dann macht er es sich auf dem Sessel bequem, schlägt die Beine übereinander und schaut mich ein bisschen amüsiert an. Er sagt nichts und ich beiße mir auf die Unterlippe. Wir schweigen, bis ich schließlich den Mut fasse und ihn anspreche.   „…Herr…?“   „Ja, Sklave?“   „…ich muss ganz dringend… auf… Toilette…“   „Aha…“, macht er bloß und betrachtet mich eindringlich.   Das war dann wohl ein Nein.   „Warum sollte ich dich aus dem Zimmer lassen?“, fragt er mich dann und zieht die Augenbraue hoch. „Du bist ungehorsam. Wie kann ich da sicher sein, dass du nicht schon wieder versuchen wirst, abzuhauen, hm?“   „Das werde ich nicht, ich verspreche es Euch, Herr… bitte…“, flehe ich.   „Hm“, macht Christopher und setzt sich breitbeinig auf. „Komm her zu mir…“, ordnet er an und ich versuche aufzustehen. Sein Kommando „auf allen Vieren“, stoppt mich jedoch dabei und ich leiste seinen Worten Folge, krabbele in seine Richtung, bis ich direkt vor ihm sitze.   Seine Finger streichen durch mein Haar. Er lächelt kalt.   „Dreh dich um“, sagt er und ich folge meinem Versprechen, von nun an gehorsam zu sein und tue somit, was er sagt. Er löst meine Fesseln, wonach er sich wieder auf dem Sessel niederlässt. Vorsichtig wende ich mich ihm wieder zu, und als unsere Blicke sich treffen, befiehlt er: „Knöpf meine Hose auf.“ Ich ignoriere meine Blase und leiste seinen Worten abermals Folge. „Du wirst mir jetzt einen blasen“, spricht Christopher weiter, „und erst wenn ich gekommen bin, eskortiere ich dich zur Toilette, verstanden?“   Ich nicke, „Ja, Herr.“   Christophers Schwanz ist bereits hart, als ich den Reißverschluss seiner dicken Lederhose öffne; er springt mir regelrecht entgegen. Ich befeuchte ihn komplett, lecke die gesamte Länge gründlich ab, bevor ich sein Fleisch in meinen Mund aufnehme. Und während ich anfange, meinen Kopf zu bewegen und sein hartes Geschlecht mit meinen Lippen und meiner Zunge zu traktieren, wird der Druck in meinem Unterleib immer schlimmer…   Nahezu unerträglich wird er, als Christopher rau „schneller“ wispert und ich diese Anweisung natürlich befolge.   Ich muss mich zusammenreißen. Ich halte das aus. Ich schaffe das! – Wiederhole ich in meinem Innern, presse die Augen zusammen und bete innerlich, dass mein Master endlich seinen Höhepunkt erfährt.   Mein Kiefer schmerzt und ich versuche nicht zu Würgen, als ich ihn tief in meine Kehle aufnehme und er aufstöhnt. Ich intensiviere den Druck meiner Lippen, mein Tempo, die Bewegungen mit meiner Zunge. Die lauten Schmatzgeräusche die ich erzeuge ignoriere ich.   …doch dieses Ziehen, dieses unangenehme Prickeln, diesen gottverdammten Druck da unten kann ich nicht ignorieren.   Nein, nein, nein, bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht…!   Ich winde mich, ich versuche stark zu sein, zu kämpfen, doch als Christopher sich endlich mit einem tiefen Stöhnen in meinen Mund ergießt – ergieße auch ich mich; auf eine ungenehme, andere Art und Weise…   Deutlich kann ich spüren wie mein Kopf knallrot wird, als die warme, nicht gerade toll riechende Flüssigkeit sich über meine Oberschenkel verteilt. Ich weiß gar nicht, wo ich hinsehen soll, als Christophers Schwanz aus meinem Mund rutscht und ich in meinem eigenen Urin so auf dem Boden sitze. Sekunden vergehen – oder sind es Minuten, in denen ich wie in Schockstarre die Wand starre. Dann schnalzt Christopher genervt der Zunge, packt mich an meinen Haare und schleift mich tatsächlich aus dem Zimmer.   Wir passieren einen Flur, der ebenfalls mit Holzdielen ausgelegt ist und betreten das nur drei Türen weiter gelegene kleine Bad, in dem keinerlei Zahn- oder Haarbürsten, Parfüms oder andere Utensilien liegen. Es wirkt sehr neu, einfach noch unbewohnt – oder einfach saniert und verlassen? Ich habe keine Ahnung und auch keine Zeit, mich damit weiter zu beschäftigten. Christopher schubst mich unter die Dusche und befiehlt mir: „Wasch dich!“   Ich brauche einige Sekunden Zeit, um seine Worte zu schnallen. Dann drehe ich hastig das Wasser auf, um die beschämende Subtanz auf meinen Beinen loszuwerden. Ich erschrecke, als mein Master mir eine Tube Duschgel barsch gegen die nackte Brust drückt, schaffe es aber noch mich verbal bei meinem Herrn zu bedanken, ehe ich die Verschlusskappe öffne und mich einseife.   Zunächst merke ich gar nicht, dass Christopher den Raum kurz verlässt, so vertieft bin ich in meine Reinemachaktion – erst als ich das Wasser abschalte, bemerke ich, dass er gar nicht da ist. Dann dauert es aber auch nur ein paar Sekunden, bis er das kleine Bad wieder betritt. Ein Handtuch in seiner rechten Hand, das er mir jetzt zuwirft. In seiner linken: Ein Putzeimer inklusive Waschlappen.   Ich starre ihn an während ich mich abtrockne und er starrt amüsiert zurück. Als ich fertig bin, reißt mein Master mir das grüne Stück Stoff aus der Hand und drückt mir stattdessen die Putzutensilien in die Hand.   „Du hast eine regelrechte Spur hinterlassen“, sagt er kalt-belustigt. „Fang an zu putzen“, befiehlt er dann – und ich mache es, mit hochrotem Kopf und einem sehr, sehr intensiven Kribbeln im Bauch. Ich wische zunächst die Tröpfchen im Bad auf, arbeite mich durch den Flur – Christopher direkt an meiner Seite. Mit vor der Brust verschränkten Armen betrachtet er jede Bewegung, die ich mache, kontrolliert mich, beobachtet; stellt sicher, dass ich nicht versuchen werde zu entfliehen.   Das Herz in meiner Brust schlägt schneller und das Kribbeln wird intensiviert durch ein zusätzliches Prickeln auf meiner Haut. Erst als ich an dem größten Fleck der Schande angelangt bin, direkt von dem Sessel auf dem mein Herr zuvor Platz genommen hatte, erkenne ich, was dieses Gefühl ist, das mich erfasst hat.   Erst dann, als ich den Lappen abermals ausdrücke und der seichte Geruch meines eigenen Urins mir in die Nase steigt, realisiere ich, dass ich diese Demütigung, diese Scham die mich überkommen hat, diese unfassbare Bloßstellung überaus genieße.   Ich muss beinahe lachen, als sich diese Erkenntnis in meinem Kopf einnistet.   Ja, Christopher hatte Recht. Nur weil wir zusammenwohnen heißt das nicht, dass unser Liebesleben einschlafen wird. Dafür ist mein Master einfach viel zu kreativ. Dafür sind wir zu kreativ. Dafür gibt es noch viel zu viel, das wir ausprobieren müssen.   Und während dieses Entführungsszenarios probieren wir so einiges aus. Christopher lässt mich zum Beispiel den gesamten Boden meines kleinen Gefängnisses putzen – mit einem fiesen Vibrator in meinem Hintern, der durch zwei dicke Stücke Klebeband in Position gehalten wird. Er fesselt, knebelt mich und er verbindet mir die Augen – und lässt mich stundenlang einfach so auf dem Boden liegen, während er nur wenige Zentimeter von mir entfernt ein Buch liest. Er fickt mich hart, ohne mich auch nur ein einziges Mal kommen zu lassen.   …und er ist konsequent. Er zieht meine Entführung gnadenlos bis Sonntag durch.   Er schläft auf einem Klappbett, das ich zum ersten Mal in meinem Leben sehe. Ich verbringe die beiden Nächte auf dem Boden, mit Handschellen an eben jenes Aufstellbett gekettet. Zu Essen gibt es für mich nur Brot. Zu Trinken nur Wasser. Und das auch nur, wenn Christopher danach ist, mir welches zu geben.   Mein Master peitscht mich aus. Mit dem Flogger. Dem Paddel. Seinem Gürtel. Bis mein gesamter Hintern rot wie eine Tomate ist, mein Rücken voller Striemen, meine Arme übersät mit blauen Flecken, dort wo er mich harsch gepackt hat.   Ich bin erschöpft als Christopher mich das erste Mal an diesem Wochenende wirklich anlächelt, mich das erste Mal küsst und dann mit sanfter Stimme sagt: „Das reicht für heute, Niko.“ Und mit diesen Worten endet unser Rollenspiel. Kraftlos sinke ich in seine Arme und mein Freund – jetzt nicht mehr Entführer – trägt mich ins Bad, seift mich vorsichtig ein, trocknet mich ab und hilft mir in frische Klamotten zu schlüpfen.   Nach fast drei Tagen Nacktheit fühlt es sich beinahe schon seltsam an, wieder Kleidung zu tragen.   Erst an diesem Sonntag erfahre ich, wo wir uns die ganze Zeit aufgehalten habe, als ich den schicken Neubau komplett inspiziere. Es ist das Haus von Holgers Cousin – der allerdings gerade im Ausland ist und eh erst im kommenden Monat einziehen wird.   „Holger hat ihm gesagt, wir wollen hier das ganze Wochenende Pokern“, erklärt Christopher und grinst frech.   Ich lache. „Oh Mann, wenn der wüsste, was wir hier wirklich getrieben haben…“   „Nun, das wird er nie erfahren“, meint mein Freund und zwinkert mir zu.   Wir steigen ins Auto ein und Christopher lässt den Motor an. Doch ehe er losfährt wendet er sich mir zu und fragt: „Hat es dir gefallen?“   Ich nicke. Ich lächele. Ich nehme seine Hand und küsse sie. „Sehr. Dir?“   „…und wie…!“, entgegnet er strahlend.   Auf dem Weg erzählt er mir dann, dass es auch Holger und Martin gewesen sind, die bei der Entführung geholfen haben, dass der Schlag in meine Magenkuhle wirklich von ihm stammte, dass er total aufgeregt gewesen ist bei der ganzen Sache. Dann hält er noch bei unserem Lieblingschinesen und holt uns zwei riesige Portionen Ente süß-sauer raus, damit wir sie zuhause verspeisen können.   Ich kann mein erstes richtiges Essen an diesem Wochenende kaum erwarten!   Deswegen eile ich auch direkt in die Küche, hole Teller und Besteck raus, decke den Tisch und setze mich ungeduldig hin.   „Chrissie, wo bleibst du?!“, rufe ich neckend, als mein Freund nicht auftaucht. „…Chris?“   „Sorry…!“, ruft der aus, als er mit einem Batzen Briefe endlich die Küche betritt. „Hab noch die Post geholt, bin da Freitag selbst gar nicht mehr zu gekommen…“, erklärt er, während er sich setzt und dabei die ganzen Schreiben durchgeht. Bei einem hält er inne, dreht den Umschlag um – und sieht dann mich an.   „Der… ist für dich“, sagt er und überreicht mit den Umschlag mit einem vorsichtigen Lächeln, „…von deiner Mutter.“   Und es nicht die Stiefmutti, die mir geschrieben hat – es ist meine richtige Mutter.   Kapitel 35: 35 -------------- 35   Fast eine Woche ist seit unserem heftigen Entführungsspielchen vergangen und seit fast einer Woche liegt der Brief meiner Mutter ungeöffnet in Christophers, nein, unserer Wohnung. Mal auf meinem Schreibtisch, mal auf seinem. Mal im Wohnzimmer, mal in der Küche. Ich habe ihn sogar schon zur Uni mitgeschleppt und auch dort nicht geöffnet. Der Umschlag ist mittlerweile dreckig, zerknittert und die Ecken sind leicht abgewetzt. Mehrmals hatte ich ihn schlicht zerreißen und entsorgen wollen, habe mich aber immer in letzter Sekunde dagegen entschieden. Warum, das weiß ich immer noch nicht so genau.   Christopher schweigt. Es hat zwar mehrere Momente gegeben, in denen er mir bezüglich des Briefes etwas sagen wollte, seine Augen auf jenes noch nicht aus seiner Ummantelung gezogene Schriftstück gerichtet, doch auch er hat sich im letzten Moment stets gegen einen Kommentar entschieden. Der Grund hierfür liegt allerdings wohl auf der Hand: Herr Lang hatte das Treffen mit meinem Vater mehr oder minder forciert, und wir wissen ja alle, wie das ausgegangen ist…   Ich weiß nicht, was meine Mutter mir alles an den Kopf werfen will: Das Schreiben fühlt sich dick an und ich vermute mindestens drei oder vier Seiten. Ich hatte ihr lediglich in fünf Sätzen mitgeteilt, dass ich nun mit meinem Master zusammengezogen bin; auch wenn ich ihn natürlich in meinem Brief nicht so genannt habe.   Ob mein Vater sie wohl auch angerufen und von seiner Erfahrung berichtet hat?   Ja, ein wenig Neugierig bin ich schon. Doch es ist die Angst, die überwiegt.   Wenn ich an das Treffen mit Udo und seinen Anhängseln denke, wird mir einfach nur schlecht. Ich brauche jetzt nicht noch meine Mutter, die quasi nach tritt und gerade erst wieder verheilte Wunden aufpult und mit weiteren Geschichten unseres misslungenen Familienlebens auffüllt.   Christopher hält sich diese Woche zurück. Heißt konkret: Es ist Freitagabend und wir sind noch nicht ein Mal im Spielzimmer gewesen. Er fasst mich auch nicht an, oder fordert irgendwelche sexuellen Zuwendungen meinerseits. Natürlich könnte das auch an der Tatsache liegen, dass wir uns beide am vergangenen Wochenende nahezu verausgabt haben. Wahrscheinlicher ist aber, dass er Rücksicht nimmt. Weil ich immerzu diesen Brief anstarre und versuche, Herr meines emotionalen Chaos zu werden.   Diese Kontrollversuche resultieren allerdings darin, dass ich in unserem Master-Slave-Alltag unkonzentriert bin. Ich vermassele das Putzen total: Ich vergesse die Badewanne zu schrubben, ich verpeile Christophers Hemden zu bügeln, ich schaffe es an zwei Abenden nicht pünktlich nackt und auf Knien auf meinen Herren zu warten, obschon ich seit mehreren Stunden zuhause bin. Das Schlimmste jedoch ist: Ich kann keine unserer Routine-Bestrafungen richtig genießen… Nicht das Hocken auf meinem Fernsehkissen, nicht die Laptop-Kontrolle gepaart mit einem Schlag auf den Hinterkopf, weil ich mir zu viele Horrorfilme runtergeladen habe, und auch nicht den Abendessen-Entzug, weil ich beim Ausflug in den Supermarkt die Milch vergessen habe.   Das wiederum führt dazu, dass ich furchtbar wütend bin auf meine Mutter, obwohl ich noch nicht einmal weiß, was sie genau von mir will. Allein die Tatsache, dass sie mir geschrieben hat, zerstört gerade mein Leben; wenn ich mal die Drama-Queen raushängen lassen will.   „Niko, ich haben eben mit Holger telefoniert“, reißt mich die Stimme meines Freundes aus meinen pessimistischen Gedanken. Ich hab gar nicht mitbekommen, wie er die Tür meines kleinen privaten Gemachs geöffnet hat. „Ich treffe mich jetzt mit ihm auf ein Bier.“   „Oh…“, mache ich. Denn der eigentliche Abendplan hatte gelautet: Wir sehen uns gemeinsam auf der Couch einen Film an.   Natürlich ist es das gute Recht meines Masters, seine Pläne so zu gestalten, wie er es für richtig hält, und mich abzuservieren als eine Art der Strafe, mir so eins auszuwischen. Aber das damit Hand-in-Hand gehende süffisante Grinsen meines Anwalts bleibt aus. Christopher schaut mir nicht einmal richtig in die Augen und wenn ich ihn näher betrachte, muss ich feststellen, dass er sogar ziemlich genervt aussieht und auch so klingt. Meine Augen wandern zu diesem teuflischen Brief, der unweit meiner auf der Maus ruhenden Hand liegt.   Ja, das ist ganz sicherlich der Grund für diese ganz und gar nicht erregende Erzürnung meines Freundes… Weil ich heute den ganzen Tag schon Trübsal geblasen habe wegen der unbekannten Zeilen, gemischt mit den ungewollten Erinnerungen an meine Mutter.   „Du kannst ja was für die Uni tun, oder von mir aus Horrorfilme gucken“, meint er emotionslos und dann noch: „Oder was auch immer…“   Ob er damit wohl meint, ich könnte endlich den Brief lesen?   Ich erschrecke, als Christopher mir einen viel zu schnellen und viel zu leichten Kuss auf mein Haupt haucht und sich dann mit einem recht kalten „bis später“ verabschiedet. Wenige Sekunden später höre ich bereits die Eingangstür ins Schloss knallen.   Ein weiterer beschissener Abend aufgrund meiner familiären Geschichten in unserem gemeinsamen Heim.   Ähnlich genervt wie Christopher klappe ich den Laptop zu, schnappe mir den Brief, und… lege ihn wieder weg, stapfe ins Wohnzimmer, reiße eine Tüte ungesunder Kartoffelchips auf und starte den Film, den mein Freund eigentlich mit mir schauen wollte.   Der Thriller ist langweilig, die Chipstüte viel zu schnell leer. Ich schaue auf mein Handy, scrolle durch belanglose Social-Media-Kanäle und bekomme keinen Kontrollanruf von Christopher und auch keine nachforschende Nachricht; auch nicht, als der Film bereits zu Ende ist und ich vollkommen energielos zwischen zwei Blockbustern hin- und herschalte, ohne auch nur einen davon ansatzweise zu verstehen.   Es wird zehn, dann elf und Christopher ist noch immer nicht zuhause. Um Mitternacht beschließe ich, ins Bett zu gehen. Sauer, mittlerweile auch etwas besorgt um meinen Freund, und immer noch genervt. In dem Moment, in dem ich mich ächzend vom Sofa erhebe, höre ich das mir vertraute Kratzen im Schloss. Im nächsten Moment die Stimme meines Freundes.   „Niko?“ Christopher klingt jetzt gar nicht mehr genervt. Seine Stimme ist eher zaghaft.   „Bin noch wach“, informiere ich ihn und trete hinaus in den Flur. Christopher marschiert schnurstracks auf mich zu. Im nächsten Moment liege ich schon in seinen Armen, mit denen er mich fest umschlingt. Er hat keine Fahne und er wirkt auch nicht angetrunken; wahrscheinlich haben die Männer wie immer nur ein Bier getrunken, sind danach auf nichtalkoholische Getränke umgestiegen und haben sich einfach mal wieder stundenlang unterhalten. Sicherlich auch über mich. Bingo.   „Es tut mir leid“, murmelt Christopher leise und drückt mich im diesem Moment noch einmal fest an seinen Körper, um diese Aussage wohl noch einmal zu unterstreichen. Dann sieht er mir in die Augen. „Ich will dich wegen des Briefes nicht unter Druck setzen“, sagt er milde, „aber genau das habe ich Idiot mit der Aktion jetzt gemacht und es tut mir leid, Niko, wirklich.“ Mein Herz macht Freudensprünge in meiner Brust und Christopher fährt fort: „Ich werde dir nicht befehlen, den Brief zu lesen, und ich werde dir auch nicht befehlen, ihn zu vernichten. Es liegt in deiner Hand allein, okay?“ Ich nicke schwach. „Und egal, wie lange es dir deswegen schlecht geht: Ich werde das ertragen, also wenn ich das nächste Mal so einen Trotz-Moment habe, stopp mich einfach mit einem Code Red, okay? Das ist ein Befehl.“ Er grinst ganz leicht und ich komme nicht umhin, ihn zu imitieren.   „Danke, Christopher…“, murmele ich. „Kommst du… mit ins Bett?“   Er nickt und wenige Augenblicke später liegen wir eng aneinandergekuschelt in unserem Schlafzimmer. Ich würde ihm gern noch so viel sagen, wie dankbar ich bin für seine Worte, aber der Schlaf übermannt mich.   Die roten Ziffern des Weckers auf dem Nachttisch informieren mich, dass es sieben Uhr morgens ist, als ich aufwache und nicht mehr einschlafen kann, während mein Freund noch seelenruhig in der Traumwelt zu wandeln scheint. Es ist Samstag. Samstag… Mein Hirn ruft eine wichtige, vertragliche Information ab: Der Sklave ist dazu verpflichtet, seinem Herren jeweils am Samstag- und Sonntagmorgen einen Blow-Job zu geben.   Kaum keimt diese spezielle Vorfreude in mir auf, erinnert mich mein Hirn sogleich an diesen verfickten, immer noch ungelesenen Brief; und jegliche Art der erregenden Erwartung ist futsch. Ich seufze, leise genug, um Christopher nicht zu wecken und frage mich, ob das wirklich so toll ist, dass er mir die, nennen wir es mal, Kontrolle in dem Brief-Fall überlässt.   Die roten Ziffern sagen, dass es kurz nach acht Uhr ist, als ich mich so vorsichtig es nur geht, vom Bett gleiten lassen und in mein Zimmerchen schleiche.   Ich habe mir, uns, die gesamte Woche versaut. Ich habe keine Lust mehr, ständig diese dunklen Wolken über mir zu ertragen; ich will endlich weitermachen mit der Erkundung unseres 24/7-Alltagslebens, erst recht nach dieser extremen Session vergangenes Wochenende. Ich will mehr, verdammt! Aber dafür brauche ich einen klaren Kopf und dafür eben klare Verhältnisse, die ich nur durch das Lesen dieses Briefes erhalten kann.   Dieses Mal überlege ich nicht mehr. Dieses Mal reiße ich dieses beschissene Stück Papier einfach auf, falte die insgesamt sechs Blätter auseinander und beginne zu lesen… und mir bleibt fast das Herz stehen. Ich bin verwirrt. Allein wie dieser Brief beginnt:   „Liebster Niko, es schreibt dir die Königin der Rabenmütter, die sich nicht einmal sicher ist, ob du diese Zeilen überhaupt lesen wirst – ich würde es dir, nein, ich könnte es dir nicht einmal übel nehmen…“   „Was zur Hölle….“, murmele ich und erkenne meine Erzeugerin in diesen ersten, doch sehr pathetischen Sätzen überhaupt nicht wieder. In der Mitte des Schreibens, bin ich mir wirklich nicht sicher, ob meiner Mutter mich verarschen will, ob sie Drogen genommen hat, ob jemand anderes das ganze geschrieben hat – oder ob sie es wirklich ernst meint mit dieser mehrseitigen Entschuldigung. Ja, es ist eine Entschuldigung. Für… im Grunde genommen alles, vor allem aber, wie sie mit meinem Coming-Out umgegangen ist. Sogar für das jüngste Verhalten ihres Ex-Mannes entschuldigt sie sich, und schreibt am Ende:   „Ich weiß, ich kann all meine Fehler nicht ausmerzen, aber eins kann ich dir versprechen: Gibst du mir noch eine einzige Chance, Teil deines Lebens zu sein, werde ich alles Erdenkliche tun, dir eine gute Mutter zu sein.“   Ich muss einige Male blinzeln und ich muss den Brief mehrere Male lesen und selbst dann verbleibe ich skeptisch – weil ich viel zu ängstlich bin, irgendwelche Hoffnung zu entwickeln. Vollkommen verwirrt, und insbesondere aufgebracht, laufe ich zu dem Mann, der alles für mich bedeutet.   „Christopher… Christopher“, murmele ich eindringlich und streichele seinen Oberarm, um ihn zu wecken. Mittlerweile ist es nach neun, für meinen Freund aber noch zu früh. Genervt schaut er auf die Uhr, dann auf mich, runzelt die Stirn und meckert: „Was fällt dir ein, mich nicht ausschlafen zu lassen?“ Doch er verstummt unmittelbar, als ich ihm den geöffneten Brief unter die Nase halte. Eindringlich blickt er mich an.   „…du hast ihn gelesen?“, hakt er vorsichtig nach.   Ich nicke hastig.   „…und?“, haucht er.   „Ich, äh…. Ähm… Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich will, dass es wahr ist aber…“   „Aber was?“ Mein Freund hat sich mittlerweile aufgesetzt und gegen das Kopfteil gelehnt, streicht sich den Schlaf aus seinen blauen Augen.   „Das klingt alles total… seltsam und irgendwie… dämlich“, fasse ich letztendlich zusammen. „Unglaubwürdig… Weißt du?“   „Was genau meinst du damit?“   Ich antworte nicht, sondern drücke ihm die Seiten in die Hand.   „Sicher, dass ich den lesen soll?“, fragt er und ich nicke abermals.   Ich beobachte ihn dabei. Wie er mal anerkennend nickt, dann wieder die Stirn runzelt, mir mal behutsam über den Handrücken streichelt, die Augen zusammenkneift, dann mal den Kopf schüttelt, die Augenbraue hebt und am Ende ein langgezogenes „hmmmmm….“ macht.   „Was denkst du?“, will ich umgehend wissen, als er das Papier runter nimmt.   „Hmmmmm…“, macht er wieder und schaut mich an. „Es ist schwierig für mich, zu beurteilen, ob das die Wahrheit ist, oder nicht, weil ich deine Mutter weder kenne, noch viel von ihr weiß; weil du, verständlicher Weise, nicht viel von ihr berichtest.“   „Ja, aber… So ganz rational: So radikal die Meinung zu ändern, durch irgendwelche komische Esoterik- beziehungsweise Yoga-Kurse und einen neuen Mann an ihrer Seite, und plötzlich all die Fehler einzugestehen und mir quasi zu sagen: Schwul ist cool?! Das stinkt doch… Oder?“   „Naja, deine Mutter schreibt ja, dass sie ihren Lebensgefährten vor zwei Jahren kennengelernt hat und mit seiner Hilfe zu sich selbst gefunden hat. Also so eine radikale Meinungsänderung ist es dann ja nicht, wenn man bedenkt, dass es ein längerer Prozess war“, fasst Herr Lang nachdenklich zusammen. „Und natürlich kann man sich durch einen Partner grundlegend ändern, oder eben gewisse Seiten an sich entdecken, die man vorher nichtexistent glaubte. Schau doch einfach mal in den Spiegel, Niko…“ Ich schlucke. „Nur durch unsere Bekanntschaft bist du Teil der BDSM-Szene geworden, oder nicht, Niko?“ Ich nicke.   „Aber“, macht Christopher und sieht mir tief in die Augen. „Skepsis ist immer gut. Denn natürlich kann das alles eine Lügengeschichte sein. Die Frage wäre nur: Was würde sie deiner Mutter bringen?“   Ich überlege und ich habe keine Ahnung.   „Die Frage ist jetzt also: Wie überprüfst du, ob deine Mutter das mit einer zweiten Chance ernst meint?“   Ich lasse mir Christophers Worte durch den Kopf gehen, starre den Brief an, starre auf die Kontaktdaten meiner Mutter auf der letzten Seite. Ich denke an das total in den Sand gesetzte Treffen mit meinem Vater und werde furchtbar nervös.   „Hey…“, raunt mein Freund. „Du musst diese Frage nicht sofort beantworten… okay?“ Christopher lächelt mild und seine Hand ruht wieder auf der meinigen, ich entspanne mich – und dann fasse ich einen Entschluss.   „Doch, muss ich“, sage ich fest. „Ich will das hinter mich bringen, diesen Familienscheiß, damit ich mich endlich wieder auf mein Sklavendasein konzentrieren kann. Ich muss das klären. Jetzt. Verstehst du?“   Christopher nickt bedächtig. „Was willst du also tun?“   „Mich mit ihr treffen. Wir werden uns mit ihr treffen, aber nicht hier bei uns zuhause, wo wir keine Fluchtmöglichkeit haben. Wir besuchen sie und ihren Freund. Und zwar noch heute.“   Mein Master ist sehr überrascht von meinen resoluten Worten. „Bist du dir da ganz sicher, Niko? Willst du nicht einfach erstmal ein wenig mit ihr telefonieren, oder chatten, oder…?“   „Nein“, falle ich ihm ins Wort. „Du sagst doch selbst immer, dass man sich in schriftlichen Gesprächen sehr gut verstellen kann. Face-to-face können das aber nur die wenigen, oder nicht?“   „Ja, schon, aber…“   „Aber was?!“, fahre ich ihn gar giftig an, denn trotz, oder gerade wegen meiner Entschlossenheit bin ich auch unheimlich nervös.   „Ich will einfach nur sichergehen, dass du das wirklich willst. Ich will dich zu nichts zwingen, wirklich nicht“, wiederholt Christopher ruhig, ohne mich für meinen frechen Ton zu monieren.   Aber das vermisse ich so.   Wir sind die ganze Zeit im Code Red ohne es so benannt zu haben – und das nervt mich.   „Ich will das“, versichere ich ihm deswegen, schreibe meiner Mutter eine Nachricht und bekomme innerhalb nur einer Minute eine scheinbar begeisterte Bestätigung unseres Treffens, das in nur sechs Stunden stattfinden soll.     ~~~   Je näher wir dem Dorf kommen, in dem meine Mutter lebt, eine zweistündige Autofahrt von uns entfernt, desto nervöser werde ich. Da hilft auch Christophers schwere Hand auf meinem Oberschenkel nicht. Auch nicht seine aufbauenden Worte, seine keuschen Küsse, oder dass er mich, als wir schon vor der Haustür des großen Bauernhauses aus rotem Backstein stehen, noch einmal fest drückt und mir ein „das wird schon“ ins Ohr raunt.   Ich erschrecke beim Ertönen der überlauten Klingel, als ich sie betätige, noch einmal tief Luft holend; jetzt gibt es kein Zurück mehr. Als ich höre, wie sich jemand der Eingangstür eilig nähert, wird mir ganz kalt. Drei Sekunden später stehe ich meiner Mutter gegenüber – und erkenne sie kaum wieder. Sie trägt kaum Make-Up, nur einen knallroten Lippenstift hat sie aufgetragen. Ihr Haar, so dunkel wie meins, ist von einigen grauen Strähnchen durchzogen. Sie trägt eine rote Tunika, schwarze Leggins, übergroße Creolen-Ohrringe. Falten haben sich in ihr Gesicht geschlichen, aber seltsamerweise steht ihr das. Sowieso erscheint sie mir trotz ihres vorangeschrittenen Alters frischer als das letzte Mal, als ich sie gesehen habe.   Sie lächelt. Und dann im nächsten Moment zittern ihre Lippen und verziehen sich zu einer unschönen Grimasse; ich brauche ein paar Momente, um zu begreifen, dass sie weint. Sie hält sich die Hände vor den roten Mund und murmelt schluchzend Sätze wie: „Ich kann es kaum glauben, dass du jetzt wirklich vor mir stehst! Wie du dich verändert hast, was für ein gutaussehender junger Mann du doch bist! Wie wundervoll, dass du hier bist!“   Ein Mann in den 50ern erscheint neben ihr, ganz lässig gekleidet mit einer älteren Cordhose und einem viel zu weiten Hemd. Er lächelt, legt seine Hand beruhigend auf die Schulter meiner doch sehr aufgelösten Mutter und schlägt mit milder Stimme vor, dass sie uns doch erstmal ins Haus lassen soll.   „Ja, aber natürlich, entschuldigt, bitte“, stammelt meine Mutter und wischt sich nun lachend die Tränen aus den Augen. „Kommt rein. Bitte. Und: Hallo.“   Christopher gibt ihr und ihrem Freund Manfred höflich die Hand. Und ich? Ich weiß nicht, was ich tun soll. Und meine Mutter weiß es auch nicht besser: Sie streckt die Hand nach mir aus, schreckt zurück, presst die Lippen aufeinander, startet einen erneuten Versuch; und nach gefühlten Ewigkeiten, in denen ich still dastehe wie eine Salzsäule und die Luft anhalte, legt sich ihre Hand auf meine Schulter, drückt liebevoll zu und sie lächelt in dem Moment.   „Hallo, Mama…“, bringe ich endlich eine Begrüßung zustande und ihr Lächeln wird noch breiter.   Das Haus überrascht mich. Die Wände sind bunt, überall stehen irgendwelche Dekorationen herum. Eine Buddha-Statue, Elefanten, aber auch Figürchen aus Kinder-Überraschungseiern, unterschiedlich große Pflanzen, und an den Wänden hängen Landschaftsbilder. Es ist ganz ordentlich, aber eben auch nicht wirklich aufgeräumt. Ein in Schuss gehaltenes, überschaubares Chaos? Ein Ort, an dem auch mal Staub herumwirbeln darf.   Früher wäre meine Mutter ausgerastet, hätte mich und meinen Vater angeschrien. Sie hatte täglich irgendetwas geputzt. Und jetzt?   Wir sitzen an einem alten Holztisch, meine Mutter tut uns selbstgemachte Blaubeer-Tarte auf und sie hat weiße Schokomousse gemacht. Nach der bin ich als Kind verrückt gewesen; das hat sie sich gemerkt.   „Vorzüglich“, lobt Christopher. Manfred und er halten die Konversation im Gange, betreiben den leichten Smalltalk, sprechen über die Gegend, das Wetter, Manfreds Tochter, die Landwirtin ist und in deren Hofladen meine Mutter aushilft, während sie und ich uns nur anschauen und einander vorsichtig zulächeln.   Ich kann nicht fassen, dass sie mir gegenübersitzt und nicht… meckert. Ich kann nicht glauben, dass sie Christopher zulächelt und über seine Witze lacht. Ich kann nicht begreifen, was hier gerade abläuft und ob das alles nur ein Traum ist.   Manfred bittet Christopher plötzlich, ihm im Obergeschoss zu helfen: Er muss eine schwere Kommode verschieben und will ausnutzen „dass ein so starker Mann im Hause ist“. Natürlich ist das nur ein Vorwand. Es geht einzig und allein darum, dass meine Mutter und ich uns ungestört unterhalten können.   Christopher legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich schaue ihn an. „Ich bin gleich wieder da… okay?“, fragte er vorsichtig und ich nicke, gebe ihm das Signal, dass ich damit einverstanden bin, dass er weggeht und mich mit ihr alleine lässt.   Meine Mutter räuspert sich, als die Stimmen von Manfred und Christopher kaum mehr zu hören sind.   „Mein Brief hat dich sicherlich überrascht…“, beginnt sie.   „Allerdings“, meine ich und verschränke die Arme vor der Brust, fokussiere sie, lausche, will ihre Erklärungen jetzt persönlich von ihr hören; und eine Stimme in meinem Hinterkopf fragt immer noch: Meint sie das wirklich ernst?   „Ich hatte ehrlich gesagt schon viel, viel länger überlegt, dir zu schreiben… Aber mir fehlte der Mut“, gesteht sie und seufzt. Ihre Hände zittern leicht und sie versucht ihre so offensichtliche Nervosität mit einem Lächeln zu überspielen.   „…und woher kommt der Mut jetzt?“, höre ich mich fragen und klinge dabei extrem skeptisch.   „Ehrlich gesagt, war es dein Vater.“   „…er hat dir gesagt, du sollst mir schreiben?!“   „Nein! Nein, nein… Also, irgendwie doch… Naja, er hat mich furchtbar wütend gemacht, hat mich angerufen, von eurem Treffen erzählt und gedroht, dir das Geld zu kappen, wenn ich dir nicht endlich ins Gewissen rede.“   …ich frage mich, ob jetzt der Moment kommt, in dem diese idyllische Seifenblase zerplatzt und sie genau das startet, was mein Vater von ihr verlangt: Eine Intervention. War der Brief fingiert und etwa doch nur ein Köder? Mein Herz hämmert wild in meiner Brust, da überrascht mich meine Mutter ein weiteres Mal. „Dein Vater ist ein furchtbarer Mensch“, sagt sie, dann stockt sie kurz und lacht kalt. „Naja, ich habe jetzt vielleicht nicht das Recht, so über ihn zu reden – ich war jahrelang noch viel, viel schlimmer als er. Aber ich mich geändert, Niko, und ich habe Udo gesagt, dass er sich sein Geld in den Arsch stecken kann und habe direkt aufgelegt.“   Ich weiß gar nicht, wie ich darauf reagieren soll.   „Sein Geschrei am Telefon war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat, kann man es so sagen, und ich hab mich direkt hingesetzt und dir, naja, eben geschrieben. Endlich.“ Sie wiederholt ihre Entschuldigungen aus dem Brief und es tut verdammt gut, das „tut mir leid“ aus ihrem Mund zu hören, wirklich zu hören.   Sie weint dabei, und schluchzt und erzählt von ihren Eltern, die ständig Druck auf sie ausgeübt haben, ihre Leben planen wollten. Das ganze kommt mir furchtbar bekannt vor…   Sie sagt, sie habe sich dazu verpflichtet gefühlt, meinen Vater zu heiraten. „Auch wenn ich ihn nie wirklich geliebt habe, dachte ich, es sei die einzige Möglichkeit, eine Familie zu gründen und den Vorstellungen meiner Eltern zu entsprechen, ich fand mich nicht besonders hübsch, nicht besonders intelligent oder witzig“, meint sie traurig. Sie schwört, sie habe versucht, Udo zu lieben, habe sich letztendlich eingeredet, alles sei perfekt. „Was zu meiner Besessenheit geführt hat.“ Ja, meine Mutter war tatsächlich besessen von Perfektion. „Ich habe nicht verstanden, dass ich die Realität versucht habe, umzuformen, sie verbogen und gebrochen habe, weil ich aus ihr eine Traumwelt schaffen wollte.“   Die Traumwelt einer perfekten Familie.   Mit den Erzählungen meiner Mutter kommen die furchtbaren Besuche meiner Großeltern in meinen Erinnerungen zurück; wie meine Mutter mich als kleinen Jungen schon in irgendwelche Kleider gezwängt hat, die gezwickt haben, zu eng waren, wie ich geweint habe, wie sie außer sich deswegen war…   „Selbst nach ihrem Tod habe ich einfach weitergemacht und habe all meine Frustrationen an dir ausgelebt und dir die Schuld gegeben, dass alles am Ende doch zerbrochen ist – weil ich mir nicht eingestehen wollte, dass das ganze einfach ein Fehler war, den ich verursacht hatte. Ich habe so viele Fehler gemacht…“   Den Job als Bürokauffrau in einer großen Firma hat sie geschmissen. Der Grund: Sie hatte ein Burnout, kurz nach unserem letzten Treffen, hat sich dann in Therapie begeben, hat nach Wegen der Entspannung gesucht, und ist letztendlich beim Yoga und so bei Manfred gelandet: Er hatte den Kurs geleitet, den sie sich ausgesucht hatte. Sie sagte, dass es war zwar nicht Liebe auf den ersten Blick gewesen war, aber eben das: Liebe. „Pure, echte Liebe.“   Sie hat sich nach und nach geöffnet, viel mit Manfred über ihre Vergangenheit gesprochen. Sie sind viel gereist, haben viele Menschen kennengelernt. „Und weißt du, zu sehen, was für ein liebevolles Verhältnis er mit seiner Tochter hat, die übrigens mit einer Frau verheiratet ist, hat mir noch mal so richtig vor Augen geführt, was für einen Schmerz ich dir all die Jahre zugefügt habe…“   Wir schweigen, als sie fertig mit ihren Erzählungen ist. Es ist verdammt schwer, die Tränen, die sich da in meinen Augen geformt haben, zurückzuhalten. Ich starre die Tischdecke an, spiele mit der Kuchengabel, ein dicker Kloß in meinem Hals. Ich bin froh, dass sie wieder das Wort ergreift.   „Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst. Ich weiß, dass ich dich da um sehr viel bitte… Ich würde… mich einfach sehr freuen, wenn wir jetzt erstmal den Kontakt nicht abbrechen lassen und uns ab und zu sehen können. Wir haben viel nachzuholen. Ich habe viel nachzuholen… Ich will dich auch keineswegs unter Druck setzen.“   Sie sagt mir, dass sie mit meinem Vater noch einmal in Ruhe über meine Finanzierung reden wird. Dann spricht sie über Christopher. „Er ist so ein charmanter Mann und wie er dich ansieht… Ich bin so froh, dass du jemanden gefunden hast, der dich so sehr liebt.“   Mir wird ganz warm ums Herz und wie auf Kommando höre ich das Lachen von Herrn Lang; die Männer steigen die Treppe wieder hinab. Mein Freund richtet seinen Blick auf mich und schaut ein wenig besorgt; wahrscheinlich wegen meiner roten Augen. Ich gebe ihm schnell mit einem Lächeln Entwarnung. Er legt den Arm um mich, als er sich wieder setzt, und meint: „Es wird spät… Wir sollten bald los.“   „Aber vorher packe ich euch noch den Rest der Schokomousse und der Tarte ein!“, wirft meine Mutter enthusiastisch ein, springt hoch und eilt in die Küche. Manfred nickt mir freundlich zu und folgt ihr.   „…alles okay?“, flüstert Christopher und ich wende ihm meinen Kopf zu, nicke einfach nur, weil ich gerade nichts sagen kann und nichts sagen will.   Es ist mein Freund, der die Tüte mit den Tupperdosen in Empfang nimmt. Manfred und meine Mutter verabschieden sich herzlich von ihm; mein Freund ist zwar ein wenig überrumpelt, als meine Mutter ihn fix umarmt, aber er lächelt. Dann stehen wir uns gegenüber.   Vorsichtig hält sie mir die Hand hin und lächelt etwas unsicher. Ich seufze, gehe einen Schritt auf sie zu und nehme sie flüchtig in den Arm. „Danke…“, flüstert sie kaum hörbar. Manfred lächelt.     ~~~     „Glaubst du ihr?“, fragt Christopher mich, als wir die Bundesstraße Richtung Autobahn entlang fahren. Seine Hand ruht auf meinem Oberschenkel, seine Finger massieren mich leicht.   „Glaubst du ihr denn?“   Mein Freund überlegt und ich werde nervös, denn eines muss ich mir eingestehen: Ich will das glauben. Ich möchte so gerne, dass sie sich geändert hat…!   Christopher seufzt, schaut mir kurz in die Augen, ehe er seinen Blick wieder auf die Straße richtet. „Also, ich finde sie sehr authentisch… Menschen können sich ändern, Niko.“   „Ja…“, wispere ich eher als das ich es sage. „Ich werde das einfach… mit Vorsicht genießen. Ihr noch nicht alles erzählen, ein paar weitere Treffen abwarten, und dann weiter sehen.“   Wir lächeln beide.   „Das ist eine sehr gute Idee“, sagt mein Freund und fährt auf die Autobahn auf. „Genau das hatte dir vorschlagen wollen…“     ~~~     Je mehr ich mir das Treffen durch den Kopf gehen lasse, desto entspannter werde ich. Das Wiedersehen war… schön. Insbesondere nach dem Desaster mit meinem Vater. Die Fronten sind geklärt, meine Mutter wohl irgendwie wieder Teil meines Lebens… Und…   Wahnsinn, wie viel sich in letzter Zeit verändert…   Veränderungen.   Ich starre die wenigen Lkw an, die wir überholen. Es ist nicht viel los auf der Autobahn, auf der wir mindestens noch eine halbe Stunde lang unterwegs sein werden.   Veränderungen.   Ein breites Lächeln schleicht sich in mein Gesicht, weil ich merke, wie mein Kopf mit jedem gefahrenen Kilometer immer freier wird; wie sich diese dunklen Wolken immer weiter zurückziehen und meine Lebensgeister zurückkehren.   Veränderungen.   Ich denke plötzlich ganz automatisch an unseren geänderten Sklavenvertrag und mir wird schlagartig bewusst, dass ich heute gegen ihn verstoßen habe.   Mein Blick wandert über Christophers Körper, über seine pechschwarze, enganliegende Jeans und das dunkelblaue Hemd, das sich wunderbar seinem Oberkörper anpasst. Ein Gedanke manifestiert sich in meinem Kopf und nimmt innerhalb weniger Sekunden alles andere ein.   Ohne etwas zu sagen strecke ich meine linke Hand nach meinem Master aus. Christopher schreckt sogar kurz auf, als meine Handfläche sich auf seinen Oberschenkel senkt, so konzentriert hat er bis eben auf die Straße geschaut. Unsere Blicke treffen sich und er lächelt mir kurz zu, ehe er wieder nach vorn sieht.   Ich beginne sein Tun von vorhin nachzuahmen; beginne ganz sachte über seinen Schenkel zu streichen. Ganz unschuldig zunächst in Richtung seines Knies und wieder zurück. Immer und immer wieder. Dann intensiviere ich zunächst den Druck, den meine Finger ausüben, und streiche etwas fester in selbige Richtung. Christopher zuckt dabei nur leicht zusammen – mehr, als sich meine Hand zur Innenseite seines Oberschenkels bewegt, und richtig, als ich sie unverhohlen in seinen Schritt schiebe.   Seine Augen wandern nur für eine Sekunde zu mir. Er sagt nichts, was ich als Genehmigung sehe, weiterzumachen.   Meine Finger fahren bedächtig über seinen vom Jeanstoff eingesperrten Schwanz, der, je mehr und je fester ich ihn reibe, immer mehr zum Leben erwacht. Als der Verkehrsfunk vorbei ist und wieder belanglose Musik aus den Autolautsprechern erklingt, ist Christopher vollends hart.   Meine Hand verlässt sein Geschlecht und ich meine, das mein Freund in diesem Moment hörbar den Atem aus seinen Lungen entlässt, nur um ihn in nächster Sekunde wieder scharf einzuziehen. Denn mein Tun beginnt eigentlich erst jetzt: Gekonnt löse ich nur mit den Fingern meiner linken Hand erst seine Gürtelschnalle, dann den Knopf direkt am Anfang des Hosenbundes; den Hosenstall zu öffnen ist nach diesen Handlungen das reinste Kinderspiel.   Spielerisch wandern meine Finger jetzt über den dünnen Stoff der pechschwarzen engen Shorts, streichen ganz leicht über das harte Fleisch darunter. Ich lasse mir Zeit, fahre die gesamte Länge des Schaftes auf und ab, von allen mir zugänglichen Seiten, greife tiefer und tätschele Christophers Hoden.   Schon wieder zieht mein Freund die Luft hörbar ein, und zwar in dem Moment, in dem meine Hand ohne Vorwarnung kurz zum Bund seiner Unterwäsche wandert und dann unter den dunklen Stoff rutscht; sein Schwanz ist heiß, die Eichel nass. Er seufzt verhalten, als ich mit meinem Daumen über den feinen Schlitz streiche und seine Nässe verteile.   Ich beginne ganz vorsichtig, ihn zu pumpen. Langsam. Ich baue kein stetiges Tempo auf, fahre die Geschwindigkeit zuweilen ganz auf null hinunter, um dann einfach nur seine Eichel mit meinen Fingerkuppen zu liebkosen.   „Christopher…“, schnurre ich irgendwann und ernte ein wundervolles, benebeltes „…hmmm?“ als Antwort, ohne dass er mich ansieht. „Dein Wagen hat doch einen Tempomaten, oder…?“, frage ich.   „…Ja… Wieso?“, raunt er und sieht mich nun doch wieder kurz an.   „Ich… würde mich sehr freuen, wenn du langsamer wirst und ihn benutzt…“, hauche ich.   Es vergehen einige Sekunden, in denen die kleinen Rädchen in Christophers Hirn scheinbar beginnen sich zu drehen. Wir überholen einen Lkw, der nächste ist noch gar nicht am Horizont zu erkennen. Christoper setzt den Blinker und zieht rüber auf die rechte Spur; der Wagen wird langsamer. Die Geschwindigkeit fällt von 150 Stundenkilometern auf gerade mal Tempo 100.   Draußen ist es mittlerweile stockfinster und die Cockpitbeleuchtung ist spärlich. Sprich: Niemand könnte uns wirklich sehen, wenn er uns überholen würde.   Christophers Schenkel entspannen sich, weil er seinen Fuß jetzt vom Gaspedal nehmen kann; der Wagen hält die von meinem Freund eingestellte Geschwindigkeit, ohne dass Christopher irgendetwas tun muss.   In Stillschweigen lehne ich mich so weit es nur geht über die Mittelkonsole, manövriere mich unter Christophers auf dem Lenkrad ruhenden rechten Arm hindurch, bis mein Mund auf seine nasse Eichel trifft. Mein Master stöhnt, als meine Zunge meine Fingerkuppen ersetzt und spielerisch über diese sensible Stelle streicht; noch mehr, als sein Schwanz noch tiefer in meinen Mund gleitet, so weit es in dieser Position eben geht.   Der Gurt frisst sich leicht in meine Schulter, aber das ignoriere ich, ebenso wie die Konsole, die sich in meinen Magen bohrt. Ich bewege meinen Kopf auf und ab, sauge, lecke, küsse und genieße das Seufzen meines Masters, das sich schnell in tiefes Stöhnen verwandelt; Christopher ist seit fast genau einer Woche nicht gekommen, heute braucht er also nicht lang, um sich zu ergießen.   Dass er soweit ist, merke ich sofort: Seine rechte Hand packt meine Haare und drückt meinen Kopf fest in seinen Schoß; im nächsten Moment füllt er bereits meinen Mund mit seinem heißen Sperma und stöhnt kehlig.   Sein Atem hat sich noch nicht gänzlich beruhigt, als ich, nun beide Hände benutzend, seine Hose wieder richte und sie zuknöpfe. Ich sage nichts und auch Christopher schweigt. Dann übernimmt er die Kontrolle über seinen Wagen wieder, beschleunigt. Wir sind fast zuhause.   „Danke, Christopher“, hauche ich, als wir die Abfahrt nehmen.   „Wofür?“   „Dass ich dir einen blasen durfte.“   Mein Freund lacht so wundervoll kalt auf.   „Du weißt eigentlich, dass das deine Pflicht ist...“   „Ja, Christopher. Und eben weil ich es heute Morgen wegen des Treffens nicht gemacht habe, wollte ich es jetzt…“   Mein Freund unterbricht mich mit einem so unfassbar teuflischen Lachen. „Du wolltest es nachholen?“, hakt er mit sarkastischem Unterton nach. Ich schweige. „Antworte mir gefälligst.“   Wir halten an einer roten Ampel und ich spüre Christophers Augen auf mir ruhen. Als ich ihm den Kopf zuwende, ist sein Blick arktisch und geht mir direkt unter die Haut; es kribbelt überall.   „Entschuldige… Ja… Ich wollte es nachholen… War das falsch?“   Wieder dieses blasierte Lachen. Gott, das hat mir die vergangenen Tage so gefehlt!   „Niko…“, raunt er und setzt den Wagen wieder in Bewegung. „In unserem Vertrag steht, dass du mir jeden Samstagmorgen einen blasen musst. Schau auf die Uhr. Ist es morgens?“   „Nein… Christopher.“   „Und sag mir Niko, haben wir eine Zusatzklausel, in der wir vereinbart haben, dass du diesen Blow-Job nachholen kannst, wenn der Ausfall dieses Blow-Jobs auf dein Konto geht?“   Ich überlege kurz und muss dann antworten: „Nein. Wir haben… Wir haben nur vereinbart, dass du den Blow-Job verschieben kannst, per Befehl.“   „Und habe ich das heute getan, Niko?“   „…nein.“   Am Morgen nach dem Lesen des Briefes war einfach alles so hektisch gewesen, dass wir uns direkt fertig gemacht und eiligst gefrühstückt hatten, um nachzusehen, wo wir überhaupt hinmüssen. Wir waren einkaufen, haben den Wagen getankt, ich habe die Küche aufgeräumt und…   Und Christopher hat den Blow-Job mit keinem einzigen Wort verschoben.   „Aha. Weißt du, was das heißt?“, fährt mein Freund im süffisanten Ton fort.   „Was?“, hauche ich.   „Dass du eine Vertragsverletzung begangen hast.“ Er macht eine kurze Pause, in der er den Wagen in die Tiefgarage unseres Wohnhauses lenkt. Christopher schaltet den Motor ab und dreht sich zu mir. „Weißt du, was das heißt?“   „…was?“   „Dass ich dich verklagen kann“, meint er hämisch grinsend. „Aber… wir können vielleicht einen Vergleich erzielen. Weißt du, was das in deinem Fall heißt?“   „…nein.“   Christopher löst seinen Anschnallgurt, beugt sich bedrohlich über die Mittelkonsole und haucht mir dann gegen die Lippen: „Dass ich dich bestrafen werde. Und es wird dir nicht gefallen… Oder vielleicht… doch?“               Kapitel 36: 36 -------------- 36   Auf dem Weg in die Wohnung schweigen Christopher und Ich. Oder eher gesagt: Er schweigt und ich wage es nicht, zu sprechen. Dass meine Bestrafung schon jetzt begonnen hat, muss mein Master mir nicht erklären. Diese Spannung, die zwischen uns liegt, fühlt sich endlich wieder herrlich an, weil ich mich endlich wieder komplett auf sie einlassen kann, auf unser Spiel, unser Machtgefüge.   Erst als die schwere Holztür in ihr Schloss fällt, dreht mein Freund sich zu mir um. Seine Augen sind betörend kalte Kristalle, die mich eindringlich mustern. Christophers Hand streicht im Gegensatz dazu sanft durch mein Haar und seine Stimme ist mild, als er mich fragt: „Geht es dir wirklich gut? ...hast du noch Gesprächsbedarf?“   Für eine Millisekunde bin ich genervt, weil wir schon so verdammt viel über das Treffen mit meiner Mutter im Auto geredet haben; ich habe Christopher jedes Detail der Unterhaltung mit meiner Erzeugerin offenbart und sehr deutlich gemacht, wie ich mich derzeit fühle: Dass ich happy bin, auch wenn mit Vorbehalt. Dass ich mich langsam auf sie einlassen möchte. Dass es mir jetzt viel besser geht. Dass ich nach vorne schauen kann. Doch schnell erkenne ich, dass ich mich aufgrund seiner Äußerung eigentlich eher glücklich schätzen kann: Christopher will sich einfach nur ganz sicher sein, dass ich in einer guten emotionalen Verfassung bin, ehe er seine Macht über mich weiter einfordert.   Unweigerlich denke ich an seine Worte im frühen Stadium unseres Zusammenseins zurück:   Ich bin ein harter Master, aber ich bin ein guter Master.   „Alles in bester Ordnung“, antworte ich also gehorsam und senke mein Haupt dabei auch ein wenig, um meinem Master Respekt zu zeigen und ihm damit unmissverständlich klarzumachen: Ich bin bereit.   „Gut“, entgegnet er und macht mir damit unmissverständlich klar: Es geht nun weiter. Die große Frage lautet nun: Wie? Ich kann die Antwort darauf kaum erwarten, werde allerdings im ersten Moment etwas von meinem Dom enttäuscht. Denn: Wo bleibt der Befehl, dass ich mich ausziehen soll? Wo bleibt seine in mein Haar greifend Hand? Warum hebt er nicht wenigstens mein Kinn an, um Augenkontakt zu forcieren, sondern dreht sich um und spaziert seelenruhig den Flur hinunter?   Etwas verdutzt und unsicher, was er von mir verlangt, einen Befehl hat er mir ja schließlich noch nicht erteilt, bleibe ich also erstmal in der Diele stehen und beobachte ihn. Kurz bevor Christopher im Schlafzimmer verschwindet, wendet er mir seinen Kopf kurz zu und grinst; und dieses Grinsen ist so seltsam, dass ich es nicht wirklich interpretieren kann. Es nicht nett, es ist aber auch nicht süffisant oder fies, es ist nicht wirklich erheitert. Es ist... Ja, was ist es eigentlich?   Christopher lässt mich, wie so oft, warten. Ich versuche mich auf die Geräusche zu konzentrieren, die er möglicherweise produzieren könnte, bei was auch immer er dort, oder in unserem Spielzimmer macht, aber: Ich höre absolut nichts.   Minuten vergehen, ich kann nicht einmal sagen, wie viele. Bis ich auf die Idee komme, mein Handy aus der Tasche zu zücken, um die Uhr ab sofort im Blick zu behalten. Ich habe drei Nachrichten erhalten. Eine ist von Chiyo, die fragt, ob wir uns nicht den neuen Film vom Horror-Master Guillermo del Toro im Kino ansehen wollen. Frank will sich gern auf ein Bier mit mir treffen und die dritte Nachricht ist von Paul, der mir ein dämliches Bild von einer nackten Angela Merkel geschickt hat. Ich seufze vage grinsend und in dem Moment ernte ich eine so harte Backpfeife, dass ich das Gleichgewicht verliere, gegen die Wand stolpere, mir das Handy aus der Hand fliegt und mit einem lauten Knall auf dem Boden landet; das Case ist abgefallen und der Akku unter die Kommode gerutscht, auf der unser Festnetztelefon steht. Mein Herz pocht, ebenso wie meine rechte Backe; Christopher hat sich angeschlichen wie eine verdammte Katze, ich habe keinen einzigen seiner Schritte gehört! Als sich meine Augen auf meinen Master richten, weiten sie sich umgehend und ich ziehe die Luft ein: Christopher ist splitterfasernackt und sein wunderschöner großer Schwanz hart wie Stein.   Dieses Mal grinst er nicht. Dieses Mal funkelt er mich bitterböse an. Er stemmt die Hände gegen die Hüften. „Du wagst es, dein Mobiltelefon in die Hand zu nehmen, während ich dich bestrafe?“, lautet seine eisige Frage, die eigentlich eher so etwas wie eine Feststellung ist.   „Entschuldige, Christopher“, murmele ich und senke meinen Blick gen Boden; ich kann aber nicht verhindern, dass meine Augen vorher über das harte Fleisch meines Masters wandern und ich mich daran ergötze.   Christopher seufzt. Laut und theatralisch. Aber er fasst mich auch jetzt nicht an. „Mitkommen!“, blafft er und dreht sich abermals um, um das Schlafzimmer anzusteuern.   Während ich ihm folge, ruhen meine Augen auf seinem knackigen Hintern. Schon seltsam, denke ich mir, während ich unser nächtliches Gemach betrete; normalerweise ist es andersrum: ich bin nackt und Christopher noch komplett angezogen. Der aktuelle Zustand ist also irgendwie neu, und was mein Master damit bezwecken will, weiß ich auch noch nicht. Nur eines: Ich werde langsam ziemlich geil.   Mein Master schiebt seinen wundervollen nackten Körper auf unser Bett, legt sich verführerisch auf die Seite und bedeutet mir mit einer simplen Handbewegung, mich neben ihn zu legen. Vorsichtig komme ich dieser unausgesprochenen Bitte nach, oder eher gesagt diesem zaghaften Befehl, der sich nicht wirklich wie einer anfühlt.   Dann endlich berührt Christopher mich: Als ich mich auf den Rücken gelegt habe und ihn fragend ansehe, wandert seine Hand spielerisch unter meinen Pullover und streicht zärtlich hoch bis zu meiner Brust. Seine Finger beginnen damit, gemächlich über meine Brustwarzen zu fahren, bis sie hart sind; seine Hand pendelt zwischen linker und rechter hin und her, und während dieser konstanten Bewegung rutscht Christopher näher an mich heran, drängt seinen nackten Körper gegen meinen, legt sein Bein über meinen Schenkel und sein harter Schwanz kommt meiner Mitte dadurch gefährlich nahe. Im nächsten Augenblick schon spüre ich seine heiße Zunge an meinem Hals und muss unweigerlich die Augen schließen. Mal leckt er meine sensible Haut dort, mal beißt er ganz leicht hinein, um die Stelle eine Sekunde später mit Schmetterlingshaften Küssen zu bedecken, und schickt dann abermals seine Zunge entlang meines Halses auf Wanderschaft.   Ich versuche diese Art der Zuwendung zu genießen, weil sie im Grunde genommen wundervoll ist... Aber in der Situation, in der wir uns gerade befinden, traue ich dem Braten nicht, kann mich nicht vollends entspannt diesen Liebkosungen hingeben, denn schließlich hat mein Master vor, mich zu bestrafen - und das bedeutet, dass Christopher seine sachte Verwöhnung schon sehr bald beenden wird. Nur wann das sein wird, das weiß nur er, und diese Ungewissheit, diese ganz spezielle Art des Wartens, macht mich ganz kirre.   Seine Zunge wandert jetzt zu meinem Ohrläppchen und er beißt auch dort ganz leicht hinein, während er beginnt, sein Becken, seinen Schwanz, ganz leicht an meinem Oberschenkel zu reiben. Ich öffne meine Augen und lasse meinen Blick zu jenem Treiben wandern, das so verrucht ist, dass auch mein Fleisch unter der Hose beginnt sich unweigerlich zu regen. Mein Master intensiviert seine Beckenbewegungen zunehmend und stöhnt mir dabei ganz leicht ins Ohr; und ich kann die Augen gar nicht mehr von seiner Männlichkeit nehmen. Die Lusttröpfchen auf seiner Spitze scheinen zu glitzern und seine feuchte Zunge, die gerade die Kontur meiner Ohrmuschel nachzeichnet, und seine Finger, die gerade wieder über meine Brustwarze wandern, machen es mir beinahe unmöglich, mich nicht zu bewegen.   Aber... Christopher hat mir ja nicht befohlen, still liegenzubleiben... oder?   In dem Moment, in dem ich meinen Körper ganz leicht zur Seite drehe, schreie ich auf, weil Christopher mir heftig in die Brustwarze kneift. Er zieht an ihr, seine Fingernägel bohren sich unschön hinein; er zwirbelt sie so gnadenlos, dass ich mich kurz frage, ob er sie mir nicht tatsächlich abreißen will. Direkt danach schreie ich ein zweites Mal auf, weil er mir ebenso heftig in den Hals beißt: Die kommenden Tage werde ich ein Tuch umbinden müssen, wenn ich peinlichen Fragen aus dem Weg gehen will... Ich schreie ein drittes Mal, als Christopher meinen Schritt so grob packt, dass man eigentlich schon sagen könnte, er hätte mich in die Eier geboxt.   Endlich! Endlich, endlich, endlich!   ...und dann ist es wieder vorbei.   Christophers Mund verlässt meinen Hals, seine Hand zieht sich von meinem bedeckten Glied zurück und auch der Kontakt meines Schenkels mit seinem wunderschönen Schwanz bricht ab.   Machtlos betrachte ich, wie mein Freund fast einen Meter von mir wegrutscht, sich auf den Rücken legt, die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und seufzend die Decke betrachtet; sein Geschlecht immer noch steinhart.   „Zieh dich aus“, befiehlt er letztendlich trocken, ohne mich auch nur mit einem einzigen Blick zu würdigen.   Natürlich komme ich dieser Weisung umgehend nach. Es dauert eigentlich nur wenige Sekunden, bis auch ich endlich vollkommen entkleidet bin und mit ebenso steifem Fleisch zurück aufs Bett klettere. Ich knie mich neben meinen Herren und warte. Und warte, und warte.   Christopher hat mir beim Ausziehen nicht zugesehen und jetzt hat er die Augen geschlossen, ignoriert mich - und ich wage es nicht, zu sprechen, noch mich zu bewegen. Ich harre aus und betrachte seine nackte Erscheinung. Mir fallen tausend Dinge ein, die ich jetzt am liebsten mit diesem Körper anstellen würde; oder er mit mir anstellen könnte. Doch es geschieht: vorerst nichts.   Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnet Herr Lang wieder seine Augen und dreht ganz langsam wieder den Kopf in meine Richtung. Sein Blick ist... gelangweilt, als sein Augen von meinem Gesicht runter zu meinem Schritt wandern. Mein Master runzelt die Stirn, während er meinen Schwanz betrachtet, der leicht aufzuckt, weil ich es kaum erwarten kann, wieder von Christopher angefasst oder geschlagen zu werden.   „Hm“, macht er unzufrieden und dreht seinen Kopf wieder so, dass sein Gesicht erneut zur Zimmerdecke zeigt, „du bist hart“, stellt er fest.   „...ja...“, murmele ich, überlegend, worauf er da hinaus will.   „Hm“, macht er erneut unzufrieden und seine nächsten Worte, so simpel und im Grunde genommen unschuldig wie sie auch sind, haben es in sich: „Das gefällt mir nicht.“   Mir bleibt die Antwort darauf im Hals stecken. „...w-was?“, höre ich mich dann japsen, da richtet mein Freund sich auf, packt mich mit beiden Händen am Hals, kippt mich zur Seite und drückt mich dann mit meinem Rücken gegen die Matratze. Seine Finger umklammern mich fest, drücken schmerzhaft gegen meinen Kehlkopf, schnüren mir die Luft ab; instinktiv umklammern meine Hände seine Handgelenke und versuchen ihn aufzuhalten; aber natürlich gelingt mir das nicht; auch, weil ich es eigentlich gar nicht will. Ein erbärmliches Wimmern dringt aus meinem Mund, als Christopher mir sein Knie in meine Mitte rammt und mich dann anbellt: „Ich sagte, das gefällt mir nicht, was ist daran nicht zu verstehen?!“   Dann lässt er mich wieder los und ich schnappe laut nach Luft. „Entschuldige, Christopher“, keuche ich.   Mein Master straft mich mit einem abwertenden Blick.   „Du wirst jetzt an unschöne Dinge denken, bis dein Schwanz wieder mickrig ist, hast du verstanden? Ich will, dass er weich wie Butter ist“, weist er mich mit bedrohlicher, tiefer Stimme an.   Ich nicke hastig und füge dem eiligst ein „Ja, Christopher“ hinzu.   „Ruf mich, wenn es soweit ist“, meint er noch, dann erhebt er sich und wandert wie Gott ihn schuf rüber ins Spielzimmer.   Ich starre die Decke an und versuche mich zu beruhigen. Langsam fügen sich die Puzzleteilchen in meinem Kopf zusammen und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich einem Abend elendiger langer Tortur entgegen blicke, an dem Christopher mich immer wieder aufs Neue heiß machen wird, nur um jedes Mal an einem gewissen Punkt plötzlich komplett von mir abzulassen; bis er mich dann irgendwann, wenn ich es kaum mehr aushalte, endlich kommen lassen wird.   Oder auch nicht...   Ich schlucke, schließe die Augen und versuche seine Instruktionen umzusetzen, denke an fürchterliche Dinge. Dicke Männer im Rubber-Kostüm, stinkende Fischgräten, Christopher, der einen anderen Mann auspeitscht. Eiskalt läuft ein Schauer meinen Rücken hinunter und ich schüttele mich beim letzten Gedankengang sogar ein wenig; mein Schwanz ist, wie von meinem Master gewollt, wieder schlaff.   „Christopher“, rufe ich vorsichtig, „ich bin soweit.“   ...natürlich lässt er mich wieder warten, aber immerhin nicht ganz so lang wie am Anfang dieser Session; wenn man sie als solche bezeichnen will.   Als mein Herr das Schlafzimmer wieder betritt, ist er nicht mehr ganz nackt. Er trägt jetzt diese oberscharfe knappe Latexshorts, die ich so sehr an ihm liebe. Das ist echt fies. Noch fieser ist, dass er mich ohne etwas zu sagen an meinen Knöcheln packt und zum Rand des Bettes zieht. „Setz dich auf“, weist er mich barsch an und ich tue es. Meine Füße berühren jetzt den Boden und Christophers Hände legen sich auf meine Knie, während er vor mir in die Hocke geht; im nächsten Moment drückt er meine Beine so auseinander. Sein Kopf ist jetzt direkt auf der Höhe meines mickrigen Schwanzes, wie Herr Lang ihn vorhin so eloquent umschrieben hat.   Ich denke an Senfgurken, damit mein Körper ja nicht auf die Idee kommt, wieder Blut in südliche Richtung zu pumpen.   Er sieht mir in die Augen, sein Hände immer noch auf meinen Knien ruhend. Er schweigt und seine Fingernägel bohren sich unschön in meine Haut; ich zische leicht auf. „Niko“, knurrt er dann, „eine Vertragsverletzung ist keine Bagatelle. Ich möchte, dass du das verstehst... Also: Verstehst du das?“   „Ja, Christopher“, bestätige ich gehorsam.   „Sicher?“, hakt er kalt-belustigt nach.   „...ja...“   „Hm“, macht er wieder unzufrieden und packt meine Hoden mit seiner rechten Hand; so grob, dass ich abermals an diesem Abend vor Schmerz aufschreie. „Niko... Du musst mir jetzt die Wahrheit sagen. Hast du auch gegen unser vereinbartes Masturbationsverbot verstoßen?“   Ich zucke auf bei dieser Frage und mein Herz macht einen verräterischen Sprung. Christopher sieht mich eindringlich an und seine Finger um meine Hoden drücken noch fester zu. Ich jaule auf. Und dann gestehe ich: „Ja, habe ich, Christopher...“ Seine Finger verlassen meine Mitte, aber Zeit zum Aufatmen habe ich nicht wirklich, weil Herr Lang ausholt und mir eine noch stärkere Ohrfeige verpasst als vorhin in der Diele; meine Wange scheint zu glühen.   „Wie viele Male?“, will er wissen.   „Nur ein Mal...“ Ich ernte einen erneuten Schlag, dieses Mal erwischt es die andere Wange und Tränen schießen in meine Augen.   „Wann?“, setzt mein Freund sein frostiges Verhör fort.   „Kurz vorm Besuch meines Vaters. Aber nur, weil...“ Eine dritte Backpfeife hindert mich an dem Beenden meines Satzes.   „Aber nur, weil was?!“, schimpft mein Master.   „...nur weil du so viel zu tun hattest und ich so verdammt geil war und dich nicht belästigen wollte...“, murmele ich und erwarte einen fünften Schlag, aber er bleibt aus.   Christopher erhebt sich bedächtig, baut sich vor mir auf, verschränkt die Arme vor der Brust und blickt unheimlich wütend auf mich herab.   Ich denke an Miriam und ekele mich ein wenig vor mir selbst; aber alles ist mir recht, denn ich muss meine Erregung killen, ehe sie mich ergreift und sich ausbreitet.   Mein Master schüttelt enttäuscht den Kopf. Er seufzt. „Holger hat Recht“, meint er dann irgendwie resigniert. „Ich bin nicht streng genug zu dir.“   Ich halte die Luft an, als er die erste Schublade des kleinen Nachttisches öffnet und etwas herauszieht, das ich in der nächsten Sekunde schon als Keuschheitsgürtel identifizieren kann. Dieses Exemplar ist aus Edelstahl gefertigt. Christopher spricht nicht, als er die Vorrichtung öffnet und mir zunächst den harten Ring über meinen schlaffen Schwanz und über meine Hoden zieht; ich konzentrier mich, damit ich auf keinen Fall hart werde, was ziemlich schwer ist, wenn die Finger meines Masters mein Fleisch berühren, wenn er dabei so wütend auf mich ist. Wenige Sekunden später stülpt er den passenden kleinen Käfig über mein weiches Glied; am Ende legt er das passende Minischloss um und befestigt somit den spiralförmigen Käfig mit seiner gitterartigen Spitze am Ring. Dann blickt er mir wieder in die Augen.   „Ich lasse dich einfach zu oft kommen, Niko“, erklärt er, als würde er mir offenbaren, er trinke zu viel Kaffee oder esse ein bisschen zu viel Kuchen. „Das steigt dir wohl irgendwie zu Kopf. Du erlaubst dir zu viel. Das enttäuscht mich.“   Ich senke den Kopf und murmele eine Entschuldigung, die meinen Freund aber herzlich wenig interessiert.   „Steh auf“, befiehlt er und ich erhebe mich. Er packt mich am Arm und zerrt mich in die Mitte unseres Spielzimmers. Das kleine Schloss an der Keuschheitsvorrichtung klimpert dabei ganz leise vor sich hin und macht mir deutlich, in was für einer prekären Lage ich mich befinde: Egal was passiert, egal was mein Master gleich mit mir vorhat, fängt mein Schwanz an zu wachsen, wird es sehr unangenehm für mich… Und natürlich drängt sich mir die Frage auf, wie lange ich den Peniskäfig eigentlich tragen muss. Das letzte Mal, was tatsächlich einige Zeit zurückliegt, hatte er mich eine Woche lang unter Verschluss gehalten. Ob es dieses Mal ebenso lang dauern wird? Damals haben wir noch nicht zusammengelebt…   Christophers Hand legt sich auf meinen Rücken und er instruiert mich, die Knie leicht anzuwinkeln und mich so weit es geht nach vorn zu beugen, meine eigenen Knöchel zu umfassen; vorher drückt er noch meine Füße etwas weiter auseinander. In dieser unnatürlichen Stellung ist mein Hintern, mit meinen leicht gespreizten Backen, meinem Master verdammt gut zugänglich und ich spüre schon jetzt ganz leicht, wie das Blut sich beginnt, in Richtung meines Kopfes zu strömen.   Mein Freund tritt hinter mich, mein verdrehter Blick fällt auf seine nackten Beine; die Welt steht für mich im wahrsten Sinne des Wortes Kopf. Im nächsten Moment legt Christopher mir eine warme Hand auf meine rechte Pobacke, die andere wandert an mein Steißbein. Er kneift nicht in meinen Hintern hinein, er beginnt auch nicht, mich dort zu streicheln; seine Hände ruhen regungslos auf meinem Körper. Es ist sein Mund, der sich bewegt und mein Verhalten entrüstet moniert.   „Deine Orgasmen unterliegen meiner Kontrolle. Ich bestimmte, ob und wann du kommst, und auch wie. Dass du das noch immer nicht verstanden hast, ist fast schon eine Beleidigung…!“   „…entschuldige, Christopher“, sage ich und spüre, wie die Hand meines Masters meine Arschbacke verlässt und eine Sekunde später auf sie niedersaust; es ist ein semi-harter Klaps, den ich mit einem Ächzen quittiere.   „Es ist außerdem eine Frechheit, dass du deinen Verstoß gegen das Masturbationsverbot ausgerechnet mir in die Schuhe schiebst…“ Er verpasst mich einen zweiten Klaps, und ich stöhne: „Entschuldigung!“   „Du bist aufmüpfig und undankbar“, kritisiert er mit aufgebrachter Stimme weiter und fängt jetzt an, auch meine linke Pobacke mit seiner Hand zu traktieren.   Meine Haut fängt an zu prickeln und die Stellen, mit denen seine Hand in Kontakt gekommen ist, beginnen leicht zu ziehen. Seine tiefe Stimme verpasst mir nicht nur eine Gänsehaut, gepaart mit diesen fiesen Schlägen seiner Hand auf meinen blanken Arsch, verursacht sie auch dieses verräterische Ziehen in meinem Unterleib und ich merke, wie mein Schwanz beginnt gemächlich zu wachsen.   …das ist nicht gut…   Ich versuche mir erneut, ekelhafte Gedanken zu machen, aber als Christophers Hände nach gefühlten zehn Minuten, in denen sein Spanking fester, doller, schmerzhafter geworden ist, meinen Körper plötzlich verlassen und er seine schlagende Hand mit einem harten, langen, dünnen Gegenstand ersetzt und mich anweist, endlich brav zu sein und die Schläge des Rohrstocks laut mitzuzählen, ist mein Hirn wie benebelt, und ablenkende Gedanken sind überhaupt nicht mehr möglich.   „Fuck!“, entweicht es meiner Kehle, als Christopher das erste Mal mit dem Stock zuschlägt; das Erziehungsinstrument erzeugt dieses verführerische Zischen, dieses entzückende präzise Klatschen auf meiner Haut, produziert diesen ziependen scharfen Schmerz. „Eins!“, korrigiere ich mich eiligst und mein Master seufzt genervt, wonach er mir nach nur sehr kurzer Zeit den zweiten Schlag erteilt, den ich mit einem lauten „zwei“ entgegen nehme; und ja, der zweite Schlag ist ein bisschen härter als sein Vorgänger…   Mit Härte habe ich auch zwischen meinen Beinen zu kämpfen: Der nur spärlich durchlöcherte Tresor aus Edelstahl beginnt, in mein erwachendes sensibles Fleisch zu schneiden. Ich zähle laut „drei… vier… fünf…!“   Mein gesamter Hintern pocht jetzt und fühlt sich an, als hätte ich mich für eine ganze Minute auf glühende Kohlen gesetzt, und Christopher schlägt weiter zu, verringert irgendwann sogar den Abstand zwischen seinen Hieben. „Zehn…! Elf… zwölf! Dreizehn, vierzehnfünfzehnsechszehnahhh!“, keuche ich, dann verlangsamt mein Master das Tempo wieder, schlägt dafür aber härter zu…   Ich kann meine Balance kaum halten und Christophers Hand wandert wieder an mein Steißbein; er will mich so in Position halten, herrscht mich an, ich solle mich gefälligst nicht bewegen und ich entschuldige mich für das Zucken meines Körpers und strenge mich wirklich an, mich nicht mehr zu rühren.   Aber das ist so verdammt, verdammt, verdammt schwer…!   Tränchen haben sich in meinen Augen gebildet. Der Peniskäfig ist verdammt eng. Schweißperlchen bilden sich auf meinen Schläfen – und Christopher prügelt weiter auf meinen bereits wunden und sicherlich extrem roten Arsch ein.   „…fünfundzwanzig, sechsundzwanzig, siebenundzwanzig“, zähle ich, meine Stimme mit jedem Mal schwacher, nur beim letzten Schlag, dem 40. wird sie plötzlich unheimlich laut, denn als der Rohrstock auf meinen Hintern niedersaust, fühle ich, wie meine Haut aufplatzt. Erst dann hört Christopher auf.   Mein Atem geht wild, mein Herz pocht laut und der stechende Schmerz an meinem Gesäß ist kaum auszuhalten.   „Ahhhh!“, zische ich auf, als Christophers Fingerkuppen über sein Werk streichen.   „Schhhhh…“, macht er und entfernt sich von mir, geht hinüber zum Medizinschrank. Als er das Fläschchen seiner Begierde in der Hand hält, sagt er mir, ich solle mich ins Schlafzimmer bewegen.   Meine Glieder schmerzen, als ich mich aufrichte. Gehen fällt mir schwer. Normalerweise würde mein Master mich jetzt stützen, mir helfen; aber er tut es nicht, bleibt hinter mir, ergötzt sich höchstwahrscheinlich an dem Anblick meines geschundenen Hinterteils.   „Leg dich auf den Bauch“, befiehlt er und ich mach es.   Ich zische auf, als es furchtbar ziept, weil Christopher einige Stellen meiner aufgeplatzten Haut mir einem feuchten Tuch abtupft; sicherlich Desinfektionsmittel. Danach seufze ich genüsslich, weil mein Freund vorsichtig kühlendes Gel aufträgt. „Bleib so“, sagt er und entfernt sich wieder.   Mein Hintern pocht noch immer und die gesamte kommende Woche wird eine einzige Tortur werden, das weiß ich jetzt schon. Ich habe keinen blassen Schimmer, wie ich es sitzend in meinen Seminaren sitzen soll. Wollte Christopher sich eigentlich nicht zurückhalten, was das angeht? Offensichtlich hat er diesen Gedanken verworfen, und ich bin heilfroh deswegen… Ich frage mich allerdings auch, wie ich die kommenden Tage in Keuschheit aushalten soll: Auch ich hatte seit einer Woche keinen Orgasmus…   Christopher rutscht wieder neben mich, unsere Augen treffen sich; er grinst fies. Anstatt zu sagen „das reicht für heute, Niko…“, packt er mich grob an meinen Oberarmen und zieht mich zwischen seine Beine. Ich zische auf, weil jede Art der Bewegung momentan den Schmerz von meinem Hintern in alle Körperteile schießen lässt; erst als mein Gesicht direkt vor dem harten Schwanz meines Freundes ist, begreife ich, dass er seine Latexshorts schon wieder losgeworden ist und Blow-Job Nummer zwei einfordert.   Seine Finger greifen in meine Haare, so hält er meinen Kopf still, um ungehindert mit seinem harten Fleisch abermals in meine Mundhöhle einzudringen. Meine Hände umklammern seine Schenkel, als er beginnt, sein Becken zu bewegen und damit, ich kann es nicht anders ausdrücken, meinen Mund zu ficken. Ohne Rücksicht, ohne Gnade zieht er meinen Kopf seinen Lenden bei jedem seiner immer schneller und heftiger werdenden Stöße entgegen. Seine Eichel streift meine Mandeln und ich unterdrücke den kurz aufsteigenden Würgereiz, mit seinen Fingern zieht er so doll an meinem Haar, dass er mir einige Strähnen ausreißt, und als er kommt, drückt er mein Gesicht so fest an seine Scham, dass mir die Luft für die Zeit seines von lautem Stöhnen begleiteten Orgasmus komplett geraubt wird.   Ich habe Probleme seinen Saft zu schlucken und einiges läuft über mein Kinn, ich beginne zu husten und durch diese ungewollten Bewegungen meines Körpers tut es überall ganz schrecklich weh.   „Niko!“, schimpft mein Master etwas atemlos, aber immer noch verdammt wütend. „Du hast die Bettdecke eingesaut, verdammt noch mal!“ Er rutscht vom Bett. Dann packt er mich erneut an meinen Oberarmen und zieht mich ebenfalls von der Matratze, ruppig. Ich schreie auf, als mein Arsch in Kontakt mit der eigentlich weichen Bettdecke kommt, die sich momentan aber für mich wie Schmirgelpapier anfühlt.   Christopher schnalzt genervt mit der Zunge und herrscht mich an: „Mach das sauber!“ Gemeint ist die Bettdecke, auf der einige Tröpfchen seines Spermas gelangt sind. Ich gehorche, während mein Master duschen geht.   Es ist weit, weit nach Mitternacht, als Christopher mich ein zweites Mal eincremt und ich das zitternd auf dem Bauch liegen über mich ergehen lasse. Erst dann sagt er: „Das reicht für heute, Niko.“   „…danke…“, hauche ich schwach gegen das Kissen, auf dem mein Kopf schief ruht.   Christopher schlüpft unter seine Bettdecke und lässt seinen Blick noch einmal ungeniert über meinen blanken, und von roten Striemen bedeckten Hintern wandern. Er nickt zufrieden, grinst mich dann leicht triumphierend an und in dem Moment werde ich mir des Peniskäfigs noch einmal so richtig bewusst, spüre den metallischen Käfig an meiner Männlichkeit. Ich lecke mir über die Lippen.   „Du…“, wispere ich und ernte ein ebenso leises „hm?“   „Wie lange… muss ich denn eigentlich keusch bleiben?“   „So lange ich will“, antwortet er salopp und grinst dabei.   Ich schlucke. „…und wie lang wird das sein?“   Etwas Bedrohliches mischt sich jetzt in seinen Blick. „So lange ich will“, wiederholt er fest und betont dabei jedes einzelne Wort scharf.   Ich schlucke erneut, dann senke ich den Blick und starre das Kissen an. „Tut mir echt Leid mit dem Verstoß gegen das Masturbationsverbot…“   „Hm“, macht mein Freund, dieses Mal eher belustigt als unzufrieden. „Zu spät, Niko. Du hast dagegen verstoßen, es gibt Konsequenzen. Da hilft auch keine Entschuldigung mehr.“   „Ich weiß…“, gebe ich kleinlaut zu und zeichne das Muster der Bettwäsche mit meinem Finger nach. Es entsteht eine kurze Pause und obwohl ich weiß, dass ich nicht noch ein drittes Mal fragen sollte, überwiegt diese freche Neugier eben doch mal wieder und ich höre mich selbst fragen: „…kannst du denn einschätzen, wie lange du mich keusch halten wirst…?“   Diese Frage war ein Fehler.   Ein großer Fehler, den ich unmittelbar bereue, weil Christopher ausholt und mir einen so harten Klaps auf meinen malträtierten Hintern verpasst, dass ich, obschon ins Kissen schreiend, für mein Empfinden so laut bin, dass ich mich dieses Mal tatsächlich frage, ob nicht einer der Nachbarn gleich die Polizei ruft.   Christopher knurrt und sein Gesicht kommt meinem gefährlich nah. Er reißt meinen Kopf zurück und zischt: „Niko, ich habe dir eine genaue Antwort klar negiert. Wie kannst du es wagen, ein drittes Mal nachzuhaken? Sprichst du kein Deutsch? Verstehst du meine Antworten einfach nicht? Soll ich doch noch mal zur Grundschule schicken?“ Danach drückt er mein Gesicht grob gegen das Kissen; abermals wird mir die Luft abgeschnürt und als Panik beginnt, sich in meinem Körper breitzumachen, lässt er los und ich schnappe gierig nach Luft.   Als ich meinen Freund wieder ansehe, ist auf seinem Gesicht keine Verärgerung mehr zu erkennen; da ist nur dieses zärtliche Lächeln und in eben dieser Manier streicht er mir dann durch mein durcheinander gebrachtes Haar.   Das ist der typische Christopher-Lang-Kontrast, mit dem mein Master mich ganz kirre macht…   Er küsst mich, lässt seine Zunge für einen kurzen Moment über meine Lippen streichen und lacht leise auf; in diesem Lachen meine ich aber wieder einen fiesen Unterton aufzuschnappen, und fies ist auch tatsächlich die nächste Äußerung meines Freundes:   „Ich verrate dir so viel, Niko: Du solltest dich an die Keuschhaltung gewöhnen, denn sie ist ab sofort ein fester Bestandteil deines Sklavendaseins.“   Ich schlucke. Und ich frage kein viertes Mal nach. Denn ich spreche Deutsch, ich kann auch zwischen den Zeilen lesen und weiß, dass mein Schwanz dieses Mal definitiv länger als eine Woche weggesperrt bleibt.   …ich behalte so was von Recht…   Was ich noch nicht ahne, ist das eigentliche Ausmaß dieser Tortur.   ~~~   Diese Nacht schlafe ich kaum, wache fast jede Stunde auf. Mal ist es mein Hintern, der ungewollt mit der Decke oder der Matratze kollidiert und der damit verbundene, stechende Schmerz, der durch meine Glieder rast und mich aus der Traumwelt reißt. Mal ist es das Ziehen in meinem Schritt, weil mein Körper ungewollt Blut in den Süden pumpt und mein Glied erfolglos versucht, sich zu versteifen und die Streben seines Gefängnisses sich somit ins Fleisch drücken. Es ist sowieso komisch, mit der Vorrichtung an meinem Schwanz zu schlafen und ein paar Mal versuche ich sogar im Halbschlag, sie zu entfernen; was natürlich nicht klappt und nur in einem Aufzischen und Aufschrecken resultiert.   Als Christopher sich gegen zehn Uhr morgens neben mir genüsslich streckt und niedlich gähnt, bin ich schon eine ganze Weile wach.   „Hey, guten Morgen…“, nuschelt er und lächelt, woraufhin sein Blick sofort zu meinem Hintern wandert. Er setzt sich auf, um ihn besser betrachten zu können. Christopher fängt an zu grinsen. „Sieht fantastisch aus“, meint er dann fies und fährt mit seinem Fingerkuppen über meine Wunden, sodass ich zusammenzucke und scharf die Luft einziehe. „Ich würde vorschlagen, du duschst gleich und dann desinfizieren wir deinen Arsch noch mal, okay?“   „…okay…“   „Aber vorher…“, sagt er, lehnt sich zufrieden zurück und zieht die Bettdecke, die ihn bis eben noch bedeckt hat, zur Seite, um mir freie Sicht auf seine enorme Morgenlatte zu offenbaren, „…vorher bist du brav und kommst deiner Pflicht nach. Und dass dir alles weh tut, ist kein Argument für eine Absage, verstanden?“   Ich nicke und rutsche im nächsten Augenblick gehorsam mit schmerzverzerrtem Gesicht zwischen seine Schenkel.   Ich bin mir sicher, dass ihn meine Miene anmacht.   Es dauert so verdammt lang, bis Christopher seinen morgendlichen Höhepunkt erreicht. Er bewegt sein Becken nicht, hält meinen Kopf nicht in Position, überlässt die ganze Arbeit mir allein.   Ich bin ganz außer Atem danach und brauche fast eine Viertelstunde, ehe ich mich vom Akt erholt habe, der mit Schmerzen am Hinterteil und zwischen meinen Beinen verbunden gewesen ist. Ich denke an Sigmar Gabriel, der nackt Bananen frisst, um meine Latte zu bekämpfen und es wirkt sogar.   Das Auftragen der Wundsalbe nach dem doch sehr schmerzhaften Duschen inklusive Abtrocknen tut so gut… Aber das bleibt dann vorerst auch die einzige Freundlichkeit, die Christopher mir an diesem Sonntag entgegenbringt.   Am Frühstückstisch würde er mir normalerweise ein Kissen unter den Hintern schieben, damit Sitzen nicht so schmerzt. Aber an diesem Morgen tut er das nicht. Er macht sich sogar einen Spaß daraus, mir mehrfach zu befehlen, aufzustehen, und dann, mich wieder hinzusetzen; ja, mein schmerzverzerrtes Gesicht ist wohl so etwas wie ein Live-Porno für meinen Master. Er zwingt mich auch zu einem Spaziergang am Fluss und besteht darauf, dass wir uns ständig auf irgendwelche harten Holzbänke setzen, um angeblich die frische Luft und den Ausblick zu genießen. Es ist sehr schwer, den Schmerz der dabei entsteht in der Öffentlichkeit zu kaschieren; aber darum geht es Christopher wohl ausschließlich. Meinen Uni-Kram muss ich außerdem am Esstisch erledigen, darf mich nicht bäuchlings aufs Sofa legen und meinen Hintern schonen.   Richtig schlimm wird es aber erst am Abend, als Christopher und ich uns fertig für die Nacht machen.   Ich liege auf der Seite und mein Freund schmiegt sich plötzlich von hinten an mich an, drückt seinen semi-harten, entblößten Schwanz gegen meinen verletzten Hintern und entlockt mir damit ein verzweifeltes „Au!“ Mein Master quittiert das mit einem zufriedenen Brummen und schlingt seine Arme um mich. Ich spüre seinen Atem an meiner Halsbeuge, seine warme Brust an meinem Rücken.   Seine Finger wandern verspielt über meine Oberarme, und legen sich dann auf meine Brust. Wie am Vortag beginnt er mit meinen Brustwarzen zu spielen, umkreist sie langsam, verwandelt sie in abstehende kleine Knospen und beginnt dann, mit seinen Fingernägeln darüber zu fahren, zwirbelt sie zwischen Daumen und Zeigefinger, zieht an ihnen. Erst langsam, dann immer schneller; selbe Veränderung gilt auch für meinen Atem.   Christopher beginnt erneut, Küsse entlang meines Halses zu verteilen und dort unbestimmte Muster mit einer Zunge zu zeichnen, während seine Finger von meinen Brustwarzen ablassen und beinahe in Zeitlupe über meinen Bauch zu meinem Unterleib wandern.   O Gott… Nein…!   Es ist schon jetzt hart für mich, meine Erregung zu bekämpfen, es wird ein Ding der Unmöglichkeit, wenn seine Hände sich erstmal an meinem eingesperrten Schwanz zu schaffen machen…!   Instinktiv schnappe ich seine Handgelenke und stoppe sein Tun tatsächlich. Eine Sekunde vergeht, dann die zweite… „Niko…!“, knurrt Christopher so bedrohlich in mein Ohr, dass ich es sogar ein bisschen mit der Angst zu tun bekomme; und auch jetzt bin ich in der Lage, quasi zwischen den Zeilen zu lesen. Ich lasse seine Handgelenke unmittelbar los und murmele eine kaum verständliche Entschuldigung.   Christophers Hände wandern weiter südwärts und legen sich, wie erwartet, um mein weggesperrtes Geschlecht. Ganz vorsichtig beginnt er, meine Hoden zu massieren. Sachte streichen seine Fingerkuppen über den sensiblen Bereich, während er an meinen Ohrläppchen anfängt zu knabbern. Er zieht ganz leicht an ihnen und ich presse meine Lippen zusammen und versuche, diesen Schub in meinem Unterleib aufzuhalten.   Vergebens.   Ich werde langsam geil. Nur ist kein Platz für den Ausdruck dieser Geilheit.   Ich halte die Luft an, als Christophers Hand zur Spitze des Käfigs wandert: Die kleinen Streben dort sind so geformt, dass er ohne Probleme mit seinen Fingern durch sie hindurch greifen und meine Eichel berühren kann; und genau das macht dieser Schuft jetzt auch. Streichelt meine Spitze, stupst sie an, reibt sie und ich wimmere, weil mein Fleisch mittlerweile minimal angewachsen ist und schon in diesem Zustand das Gefängnis komplett ausfüllt – und Christopher macht immer weiter. Neckt mich, lässt mich dieser fiesen Liebkosung nicht entkommen. Ich drehe und winde mich und sorge damit gleichzeitig auch noch dafür, dass mein Hintern weiter am Schwanz und an den Schenkeln meines Masters reibt, was mir noch mehr geiler Pein beschert.   Ich jammere, ich seufze, ächze, stöhne und Christopher lacht leise und fies vor sich hin, quält mich weiter mit seinen Liebkosungen und das Versprechen des ausbleibenden Orgasmus ist teuflisch.   Teuflisch geil. Ich bin verzweifelt.   Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt mein Freund plötzlich von mir ab, packt mich an den Schultern und drückt mich mit dem Rücken gegen das Bett. Ich zische auf, weil so auf mein Arsch wieder in Berührung mit der Matratze kommt.   Im nächsten Augenblick besteigt Christopher mich, positioniert seine Knie an meiner jeweiligen Schulter, sein knackiger Hintern berührt meine Brust und sein harter Schwanz wippt so direkt vor mein Gesicht und ich halte die Luft an. Mein Master legt seine rechte an sein hartes Fleisch und beginnt, sich unmittelbar vor meinen Augen und quasi direkt an meinem Mund einen runterzuholen, und ich bin so unheimlich neidisch, als ich komplett gebannt auf seinen harten, nassen Schwanz zwischen seinen flinken Fingern starre und seinem immer intensiver werdendem Atem lausche, in den sich mit jeder weiteren Handbewegung ein tiefes Seufzen mischt – und dann kommt er das zweite Mal an diesem verflixten Tag.   Sein heißes Sperma schießt aus ihm heraus. Einiges davon landet in meinem leicht geöffneten Mund, einige dicke Tropfen auf meiner Nase, Wange, sogar auf der Stirn.   Und der Peniskäfig drückt so unfassbar hart in mein Fleisch… Ja, ich bin verzweifelt…   Christopher erhebt sich wortlos. Ich höre ihn ins Badezimmer gehen und als er wenigen Augenblicke später zurückkommt, wirft er mir einen kleinen feuchten Waschlappen zu, mit dem ich mir das Gesicht abwischen kann.   Mein Freund schlüpft in seine Schlafhose, rutscht unter die Decke und schaltet die Nachttischlampe aus.   In vollkommener Dunkelheit wünscht er mir keine gute Nacht, sondern säuselt: „Das war erst der Anfang, Niko…“   Dann schläft er. Und ich? Ich starre die Decke an und kämpfe zum wiederholten Mal gegen meine Erregung.   ___________________________________________________ Ihr Lieben! Ich habe jedes einzelne eurer Reviews mit einem groooooßen Lächeln im Gesicht gelesen und werde mein bestes geben, euch im Laufe der Tage auch persönlich zu antworten - heute habe ich meine Zeit für dieses Kapitel genutzt; ich gehe einfach mal optimistisch davon aus, dass ihr mir DAS verzeiht ;) It feels good to be back! Bis ganz bald! Kapitel 37: 37 -------------- 37   Der Wecker am Montagmorgen erscheint mir schriller als sonst. Die zweite Nacht habe ich zwar ein Stückchen weit besser schlafen können, aber wirklich ausgeruht bin ich nicht. Christopher drückt den Snooze-Knopf und murmelt etwas unverständliches unter der Nase, was wohl so viel heißen soll wie, „ich will noch nicht aufstehen.“   Mit dem Plan im Kopf, Kaffee für meinen Anwalt aufzusetzen, rutsche ich vorsichtig vom Bett und gebe mir Mühe, nicht zu laut aufzuzischen, als mein geschundener Hintern mal wieder in Kontakt mit der Matratze kommt. Meine Glieder schmerzen immer noch ein bisschen und ich strecke mich ein wenig, nachdem ich den Knopf an der Kaffeemaschine betätigt habe und diese jetzt wundervolle Laute von sich gibt.   Im Flur höre ich dann, wie der Wecker meines Masters ein zweites Mal klingelt, und wie Christopher ihn ausschaltet und danach laut und genervt seufzt. Er wird jetzt vermutlich noch ein kleines Weilchen liegenbleiben und sich vielleicht sogar bemitleiden, dass die neue Woche scheinbar so abrupt beginnt. Ich husche ins Bad, in die Dusche und fummele an der Brause herum, um den Wasserstrahl zu regulieren, damit er nicht so stark ist. Es ziept dennoch, als das lauwarme Wasser letztendlich über meinen Hintern läuft.   Ich starre an meinem Körper herab und mein Blick legt sich auf dieses fieses Keuschheitsinstrument, das mein Freund mir umgelegt hat. Ich muss unweigerlich grinsen und die Erinnerungen der zwei vergangenen Tage fließen durch meinen Kopf. Dieses seltsam-wundervolle Wiedersehen mit meiner Mutter, das gleichzeitig das Ende unserer Spielpause eingeläutet hat, der Blow-Job im Wagen und Christophers fiese, wunderschöne, heiße Bestrafung, die seinen eigenen Worten zufolge erst begonnen hat...   Ich erschrecke, als die Kabinentür plötzlich geöffnet wird und Christopher das Wasser abdreht. Er hält ein großes blaues Handtuch in der Hand und ein Blick wandert direkt zu meinem Hintern. Er streckt mir seine Hand entgegen, hilft mir aus der Duschwanne zu treten, haucht mir einen seichten Kuss auf die Stirn, ehe er beginnt mich vorsichtig abzutrocknen. Insbesondere bei meinem Hinterteil geht Herr Lang behutsam vor und tupft es sachte trocken.   „Ich werde dich am besten jetzt noch einmal eincremen, mein Morgen-Termin ist ausgefallen und ich habe schon Bescheid gegeben, dass ich etwas später reinkomme“, erklärt er mir, seine Stimme ruhig und warm. „Komm.“ Behutsam schiebt Christopher mich zurück ins Schlafzimmer und drängt mich ebenso zärtlich bäuchlings aufs zerwühlte Bett. Dann verschwindet er kurz in unserem Zimmer, um die gewollte Tube zu holen. Ich höre sie wenige Augenblicke später aufschnappen und seufze zufrieden, als mein Freund die kühlende Flüssigkeit auf meinen wunden Stellen vorsichtig verteilt. „Tut es sehr weh?“, fragt er mich während dieser Prozedur. Ich verneine brummend und Christopher macht weiter. „Ich hoffe, du wirst heute trotz deiner Sitzprobleme den Vorlesungen mit äußerster Konzentration lauschen...“, säuselt er dann und ich grinse.   Im Grunde genommen ist das ein weiterer Befehl, den mein Master mir da gibt und so seltsam es für manche klingen mag: Ich freue mich auf den anhaltenden Schmerz beim Sitzen, denn er wird mich die ganze Woche an diese heiße Bestrafung erinnern und an meine Fehler, die ich in Zukunft nicht mehr machen will. Nein: Nicht mehr machen werde.   All das werde ich heute Abend auch in mein Sklaventagebuch eintragen. Gestern hat Christopher diesen Punkt ausgelassen, weil ich in dieser vergangenen verflixten Woche im Grunde nichts hineingeschrieben habe; aufgrund meines emotionalen Tiefs. Das versteht mein Master, sieht es nicht als Regelverstoß an und bestraft mich seinen eigenen Worten zufolge deshalb auch nicht dafür. Vielleicht ist es auch eine kleine Wiedergutmachung für seinen zickigen Moment vor wenigen Tagen, als er so plötzlich aus dem Haus gestürmt war, um sich mit Holger zu treffen und mich mehr oder weniger versetzt hat. Ob Holger ihm wohl ein bisschen den Kopf gewaschen hat? Bezüglich seiner angeblich nicht vorhandenen Strenge mir gegenüber scheint der Freund meines Masters das ja schließlich erreicht zu haben...   Bei diesem Gedankengang werde ich mir der Keuschheitsvorrichtung an meinem Geschlecht wieder richtig bewusst und hoffe, dass mein Master mir keine zu engen Hosen für die kommenden Tagen raussuchen wird.   „Geht es dir gut?“, erkundigt sich Christopher, nachdem er die Tube wieder verschlossen hat und wir nun darauf warten, dass die Creme eingezogen ist. Ich schenke meinem Freund ein Lächeln und bejahe.   Zärtlich streicht er mir daraufhin mit seinen frisch gewaschenen Fingern durchs Haar und legt sich neben mich auf die Seite, betrachtet mich innig. „Ich hab's dir zwar schon gesagt, aber: Ich freue mich sehr, dass das Treffen mit deiner Mutter so gut gelaufen ist“, sagt er plötzlich mit ernster Stimme, „und ich will dass du weißt, dass ich immer für dich da bin und dich unterstützen werde.“ Mein Lächeln wird breiter und mein Freund beugt sich etwas weiter zu mir vor, um mir einen keuschen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Diese sanfte Seite Christophers ist ebenso wundervoll wie seine gebieterisches Ich, an das er mich im kommenden Moment auch wieder erinnert. „Trotzdem muss ich dich für deine Vergehen bestrafen. Das verstehst du doch, oder?“   „Ja, Christopher“, antworte ich gehorsam. Zum einen, weil ich so antworten muss, zum anderen, weil ich es tatsächlich verstehe und als Sklave auch einfordere.   „Ich habe deine Kleidung für heute eben rausgelegt. Wenn die Salbe komplett eingezogen ist, möchte ich, dass du dich anziehst und zu mir in die Küche kommst.“   „Verstanden, Christopher.“   „Gut.“   Noch ein weiteres Mal fährt mein Master mir sanft durchs Haar, dann erhebt er sich und schlendert gemächlich zum Frühstückstisch. Ich hingegen bleibe noch einige Minuten liegen und schließe die Augen, drifte beinahe ab in den Schlaf, schaffe es in letzter Minute aber doch noch, mich an der Realität festzukrallen, in der mein Hintern bereits trocken ist und in der ich mich wie aufgetragen nun schnellsten Anziehen sollte.   Christopher darf und kann mich warten lassen, umgekehrt geht das natürlich nicht.   Vorsichtig rutsche ich vom Bett und gehe auf den kleinen schwarzen Sitzhocker zu, auf dem Christopher mir stets einen Stapel von ihm ausgesuchter Kleidung hinterlässt. Als ich ihn mit nur wenigen Schritte erreiche, bleibe ich vollkommen verdutzt stehen und runzele die Stirn. Wie immer liegt ganz oben die Unterwäsche, die ich tragen soll. Doch dieses Stück habe ich vorher noch nie gesehen und mein Hirn braucht auch eine kleine Weile, um zu verstehen, um was es sich dabei überhaupt handelt: Es ist keine meiner knappen Boxershorts. Es ist auch eigentlich keine Unterhose, sondern ein Höschen, das mit eindeutiger Sicherheit geschaffen wurde, um die Scham einer Frau zu bedecken.   Ich schlucke.   Frauenunterwäsche? Ich soll Frauenunterwäsche tragen?   Das ist... neu. Und ich weiß nicht, ob mir das gefällt. ...und gleichzeitig ist es genau dieser Gedankengang, der plötzlich diese ganz spezielle Aufregung in mir auslöst, die wahrscheinlich nur wenige nachvollziehen können...   Das Höschen aus schwarzer Spitze, das im Grunde genommen nichts wirklich verhüllt, sieht knapp aus und ich frage mich, ob ich ich da überhaupt hineinpasse. Der Stoff fühlt sich irgendwie kalt an, als ich das filigrane Kleidungsstück in die Hände nehme und prüfe, inwieweit ich den Bund überhaupt auseinander ziehen kann. Genau in dem Moment ertönt das mir so bekannte, leicht genervte Schnalzen mit der Zunge zu meiner Rechten und als ich instinktiv den Kopf zur Quelle dieses Tons drehe, steht dort natürlich niemand sonst als mein Master, der die Arme vor seiner Brust verschränkt hat und mich mit scharfen Blick betrachtet.   „Das ist ein Frauenhöschen“, entweicht es meinem Mund, ehe mein Master mich verbal tadeln kann.   „Ja. Und?“, antwortet er trocken.   Darauf weiß ich keine Antwort und Christopher seufzt genervt.   „Ich sagte, du sollst die Kleidung anziehen und nicht angaffen. Bist du sicher, dass Deutsch verstehst, Niko?“, zieht er mich kalt auf und ich schlucke, starre die schwarze Spitze mit elastischem Bund in meinen Händen an und frage mich, seit wann Christopher eigentlich auf Frauenkleidung steht; und ob ich auch bald in Strapsen und High-Heels rumlaufen muss. Ob er mir morgen vielleicht schon den passenden BH rauslegt und ich den gesamten Uni-Tag über Angst haben werde, dass man seine Konturen durch mein T-Shirt erahnen könnte.   „Niko!“, reißt mich die barsche Stimme meines Masters aus diesen Gedanken und ich starre ihn wahrscheinlich daraufhin wie ein erschrockenes Kaninchen an, das nicht so recht weiß, ob es weglaufen oder sich tot stellen soll. „Meine Güte!“, herrscht Christopher mich an, packt mich direkt an meinen Schultern und drängt mich die wenigen Schritte zurück zum Bett. Er zwingt mich, mich hinzusetzen und ich zische auf, als mein Hintern brüsk auf die Matratze niedergedrückt wird. Christopher interessiert das allerdings herzlich wenig. Er packt mich zunächst am linken Knöchel und manövriert meinen Fuß dann durch das vorgesehene Loch im Slip. Selbiges Vorgehen wendet er auf meiner rechten Seite an, zieht dann zunächst das Höschen hoch bis zu meinen Kniekehlen, packt mich dann an meinem Armen und zieht mich zurück in eine aufrechte Position. Im nächsten Augenblick zieht er den Slip hoch und über meine Hüften und ich bin im ersten Moment einfach nur erstaunt, dass mir das Damenhöschen tatsächlich passt. Mehr oder weniger.   Christophers Hände legen sich auf meine Schultern und er führt mich schweigend und nicht mehr ganz so ruppig zum großen Spiegelschrank zurück. Er legt den Kopf etwas schief, betrachtet meine reflektierte Mitte und grinst zufrieden. Und ich? Ich kann im ersten Moment gar nichts sagen.   Der knappe, im Grunde genommen durchsichtige Stoff fühlt sich seltsam an meiner Haut an. Und der durch eben diesen im Grunde genommenen durchsichtigen Stoff durchscheinend Peniskäfig gibt ein enorm verruchtes Bild ab... der Slip ist vorne außerdem nicht weit bzw. breit genug, sodass er leicht in meine Hoden schneidet, und sie drohen herauszurutschen.   Christopher macht einen Schritt nach hinten und ich kann im Spiegel betrachten, wie seine Augen sich auf meinen Hintern legen und sein Grinsen breiter wird. Unsere Blicke treffen sich plötzlich im Spiegel und in der nächsten Sekunde wirbelt mein Freund mich schon um 180 Grad herum, sodass ich jetzt mit meinem Rücken gewandt zum Schrank stehe. „Schau“, wispert er rau in mein Ohr und ich drehe den Kopf so weit es geht nach hinten, um meine Rückseite in Augenschein zu nehmen.   Ich schlucke ein weiteres Mal. Das Höschen bedeckt nur die Hälfte meiner Pobacken und offenbart so einen ganz großen Teil von Christohers Werk. Die roten Striemen auf meinem Hintern konstrastieren extrem mit dem schwarz des Damenslips.   Christopher lässt plötzlich ab von mir, geht einige Schritte rückwärts und setzt sich aufs Bett, ohne den Blick von mir in diesem Spitzen-Höschen zu nehmen. Mein Blick wandert daraufhin erneut zum Spiegel und ich schaue mich von allen Seiten genauestens an.   Mein Master spricht nicht, interveniert nicht, ermahnt mich nicht, auch die restlichen Klamotten anzuziehen, betrachtet mich einfach nur zufrieden und mir wird klar, worum es hier eigentlich geht und warum es mir gefällt, obschon ich Damenhöschen nicht wirklich erregend finde: Christopher erniedrigt mich mit diesem knappen Kleidungsstückchen. Es geht zum Beispiel darum, dass er mir damit meine Männlichkeit abspricht. Er erniedrigt mich, indem er mich zwingt, diesen schwarzen Slip zur Uni zu tragen: Ihn anzuhaben ist beschämend für mich. Ich werde den ganzen Tag daran denken. Egal was ich tue, da wird immer dieses dünne Stimmchen sein, das mir zuflüstert: Du trägst Frauenunterwäsche. Wenn ich auf Toilette gehen muss, werde ich gezwungen sein, eine der Kabinen zu betreten, mich zu verstecken, damit niemand diesen Damenslip sehen kann – und natürlich auch nicht den Peniskäfig. Und jedes Mal, bei jedem einzelnen Gedanken an diese schwarze Spitze an meiner Haut, sowie das Keuschheitsinstrument darunter, werde ich an ihren Ursprung denken: Christopher. An seine Bestrafung, und ihren Grund, mein Vergehen.   Schweigend ziehe ich den Rest der bereitgelegten Klamotten an und mein Freund grinst zufrieden.   „Ich will, dass du mir zwischen all deinen Vorlesungen ein Foto schickst“, sagt er, als ich in die etwas weitere Jeans schlüpfe.   „Foto?“   „Von deinem hübschen Höschen“, sagt er und erklärt mir, dass er von mir verlangt, in der Toilettenkabine die Hose herunterzulassen und ein Bild von meinem gefangenen Geschlecht unter dem schwarzen Stoff zu schicken. „Damit ich sichergehen kann, dass du deine neue Unterwäsche auch wirklich den ganzen Tag trägst.“   Ich schlucke.   Auch das ist neu. Fotos. Nackt-Fotos. Mehr oder weniger...   „Ist das nicht gefährlich, wenn ich dir solche pikanten Bilder während deiner Arbeitszeit zukommen lasse?“   Christopher zuckt belustigt mit den Schultern. „Wenn Mitmenschen im Raum sind, hole ich mein Privathandy sowieso nicht raus. Nur, wenn ich alleine bin. Von daher... Und: No risk, no fun, oder wie war das?“   Es kribbelt überall bei diesen Worten. Denn, verdammt, das gefällt mir alles... Es ist ja nicht so, als würde Christopher mich vorführen und die Bilder wildfremden Leuten zeigen. Sie sind nur für ihn, meinen Master, und man wird nicht einmal mein Gesicht sehen. Nur mein Geschlecht. ...das gefällt mir echt. Und würde mir das nicht gefallen, hätte ich unser Spiel mit unserem Safeword unterbrechen können, oder dem Code Red. Doch das tue ich nicht, denn wie schon gesagt: Niko Klaas findet diese neuen Entwicklungen ziemlich geil.   „So, ich muss jetzt los“, erklärt mein Herr dann und drückt mir einen zarten Kuss auf die Lippen – danach gibt er mir so einen heftigen Klaps auf den Hintern, dass ich laut aufschreie und sich meine Beine für einen kurzen Moment so anfühlen, als wären sie aus Watte, und könnten einfach unter meinem Gewicht wegknicken. Christopher lacht süffisant und lässt mich im nächsten Augenblick allein in unserem Schlafzimmer zurück. Mein Hintern pocht immer noch extrem, als ich wenige Sekunden später die Haustür ins Schloss fallen höre.   „Fuck...“, wispere ich, schlendere in die Küche, trinke den restlichen Kaffee aus, packe meine Tasche und verlasse schließlich auch unser Domizil.   Eigentlich ist an dem Weg zur Uni heute nichts anders als sonst: Ich treffe niemanden im Treppenhaus. Die massive Eingangstür quietscht beim Öffnen. Der Bus kommt zu spät und ich kriege keinen Sitzplatz, weil er so voll ist. Mein Hintern pocht, weil die von Christopher verrusachten Wunden dann und wann an der Jeanshose reiben, und ich frage mich, inwieweit man eigentlich den Penistresor darunter erahnen kann. Dennoch ist alles anders, einzig und allein wegen dieses kleinen Stofffetzens, der als sexy Unterwäsche verkauft wird und der derzeitig meinen eingesperrten Schwanz und geschundenen Arsch mehr oder weniger bedeckt.   Die Prophezeiung erfüllt sich: Ich kann wirklich an fast nichts anderes denken als an diesen bescheuerten Damenslip, durch den ich mich total bescheuert fühle, beschämt, auch wenn ihn niemand sehen kann. Es reicht, dass ich weiß, dass er da ist, dass ich ihn trage. Die alleinige Vorstellung, was meine Mitmenschen sagen, wie wohl ihre Gesichter aussehen könnten, würden sie mich in dem Ding sehen, genügt, um mich in Verlegenheit zu bringen.   Ich spreche kurz mit Paul über sein Wochenende und kann an nichts anderes als an diesen Slip an meiner Haut denken. Der Professor erläutert ein neues Leasing-Modell und ich kann an nichts anderes als an diesen verdammten Slip an meiner Haut denken. Der neben mit sitzende Kommilitone fragt mich, ob ich ihm einen Stift leihen könnte - und ich kann an nichts anderes als an diesen gottverdammten Slip denken, der sich an meine Haut frisst. Als ich nach dem Seminar Chio auf dem Campus-Gelände regelrecht in die Arme laufe, kann ich an nichts anderes als an das Höschen denken, das sich so verrucht über den Peniskäfig spannt; und ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Kopf so rot wie eine reife Sommertomate ist, als ich während des kurzen Gesprächs mit meiner Freundin eine knappe Nachricht von meinem Master bekomme.   Ich möchte mein erstes Foto haben. Du hast zehn Minuten Zeit.   Ich schlucke und Chio hört abrupt auf, sich über ihre Kommilitonin Julia auszukotzen und fragt erstaunt: „Was ist?“   Eilig stecke ich das Handy weg und versuche zu grinsen. „Äh, nichts. Sorry! Ich würde dir gern noch zuhören, aber ich muss jetzt echt los... zur nächsten Vorlesung. Ich schreib dir nachher, ok?“   „Vergiss unser Kino-Date nicht: Das steht noch aus!“   „Klar“, ich nicke ihr zum Abschied zu und sprinte beinahe zur nächstgelegenen Männertoilette, auf der reges Treiben herrscht. Nur eine der drei Kabinen ist noch frei, die allerletze in der Reihe direkt neben der Wand. Ich husche hinein und verriegle die Holztür. Ein beißender Gestank von Urin und exotischem Putzzeug steigt mir in die Nase und am liebsten würde mich am liebsten sofort wieder umdrehen und aus diesem Raum fliehen; aber das geht ja nicht... Ich schlucke.   Überall um mich herum sind Menschen. Ich höre sie reden, sich bewegen. Ich meine sogar, sie atmen hören zu können. Ich höre das Rauschen der diversen Wasserhähne, das tiefe Dröhnen der Handtrockner, die immer wieder aufgehende und sich schließenden Eingangstür, und als die Spülung in der Kabine neben mir ertönt, schrecke ich sogar ein bisschen auf. Der Unbekannte verlässt die Toilette wenige Sekunden später, doch sie wird unmittelbar von einem anderen Mann in Beschlag genommen; ich sehe, wie sich sein langgezogener Schatten auf dem Boden unter meinen Füßen bewegt. Ich schlucke ein weiteres Mal und ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich nur noch fünf Minuten habe, Christophers Befehl auszuführen.   „Fuck...“, wispere ich, als ich den Knopf meiner Jeans löse, den Reißverschluss aufziehe und sie dann bis zu meinen Kniekehlen herunterschiebe. Die Geräusche meines Umfelds scheinen plötzlich noch lauter zu sein als eben und in meinem Kopf spielen sich tausend Szenarien ab.   Wie einer der Anwesenden einfach den Kopf unter der Tür durchsteckt, um einen Blick auf mich zu erhaschen. Oder sich der Typ in der Kabine neben mir einfach auf die Toilette stellt und von oben in meine Kabine linst. Kurz ist da sogar der panische Gedanke, dass ich die Tür nicht richtig verriegelt habe und ein Unbekannter gleich einfach hineinplatzt. Im Grunde genommen weiß ich, dass alle Szenarien unrealistisch sind – sie waren schon damals, als Christopher mir das erste Mal einen Peniskäfig angelegt hatte, nicht in der Realität geschehen - trotzdem spielen sie sich jetzt erneut wie ein Teufelskreis immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Weil es durch diesen Damenslip eben eine neue Situation für mich ist.   Mit beinahe zitternden Fingern entriegele ich das Handydisplay und schalte die Frontkamera ein; im selben Moment klopft es laut an meiner Tür und mir fällt vor Schreck das Telefon fast aus der Hand.   „Sorry, bist du gleich fertig...?“, erkundigt sich eine tiefe angespannte Männerstimme hinter dem Holz.   „...e-einen Moment noch!“, antworte ich hastig und mit heftig pochendem Herz. Als mein Blick wieder aufs Display fällt, und meine Augen meine erbärmliche Erscheinung in diesem Damenhöschen erfassen, versinke ich fast vor Scham.   Auch wenn das für viele sicherlich kaum verständlich ist: Im selben Moment bin ich extrem erregt.   Es ist keine körperlich Erregung: Ich habe keine Latte, und es zieht sich auch nicht in meinem Unterleib zusammen, oder so... Diese Erregung findet auf mentaler Ebene statt: Auch wenn Christopher in diesen Minuten nicht bei mir ist, spüre ich seine Macht über mich, als ob er mir gerade eine ordentliche Backpfeife verpasst, oder mich mit seinen männlichen Händen an meinen Schultern auf die Knie gestoßen hätte. Er kann das alles hier mit mir machen, weil er mich besitzt, weil er über mich bestimmt, weil er mich kontrolliert.   Weil er mich bestraft.   Der schwarze Spitzenstoff ist so knapp, dass einer meiner Hoden jetzt tatsächlich herausgerutscht ist, und das Edelstahl des fiesen Keuschheitsinstruments blitzt durch ihn hindurch und reflektiert das Licht der hässlichen Deckenlampe ein wenig.   Ich drücke endlich auf den Auslöser.   Dann ziehe ich eiligst die Hose hoch, spüle alibimäßig und eile an dem vor der Kabinentür wartenden Mann vorbei, ohne ihn anzusehen, raus in den ebenso reich bevölkerten Uniflur – und dort bleibt mein Herz fast stehen, dann mir wird schlagartig klar: Ich habe das Bild noch gar nicht abgeschickt, und hier sind so viele Leute, die einen neugierigen Blick auf mein Display werfen könnten, dass ich das Foto auf keinen Fall einfach so hier inmitten der Massen abschicken könnte.   Mir bleiben nur noch drei Minuten.   Panisch schaue ich mich um und haste los, die nächstgelegenen Treppen hinunter. Ich weiche Studenten und Mitarbeitern aus, lege mich mehrere Male fast auf die Schnauze, stoße letztendlich mit einem Unbekannten zusammen, dessen Bücher und Akten sich mit einem lauten Klatschen auf dem Boden verteilen und der mich daraufhin anschreit und mich unter anderem einen Volldeppen nennt.   Mein Herz schlägt heftig und ich bin total aus der Puste, als ich endlich in der Tiefgarage ankomme. In der wunderbaren, menschenleeren Tiefgarage. Sofort aktiviere ich das Handy wieder und schicke das Bild ab. In dem Moment, in dem ich aufatmen will, merke ich allerdings, dass ich hier unten gar keinen Empfang habe... Ich bin so frustriert, dass ich am liebsten laut losschreien würde. Stattdessen drehe ich um und haste jene verfluchten Treppen wieder hoch, das Handy in der Hand, die den Empfang symbolisierenden Balken im Blick. Nach zwei Etagen erscheinen sie endlich wieder und das Bild wird abgeschickt. Ich checke die Uhrzeit und atme dann endlich aus: Ich habe es gerade noch rechtzeitig geschafft!   Christopher antwortet beinahe sofort. „Wundervoll“, schreibt er, und mir wird erst in diesem Moment bewusst, dass mein Hintern ziemlich schmerzt: Durch meinen ungewollten Mini-Marathon hat der Jeansstoff hart an meiner Haut gerieben, und ich befürchte, meine Wunden könnten wieder aufgegangen sein... Schnell, aber nicht so eilig wie eben, mache ich mich auf den Weg zurück zur Männertoilette, warte gefühlte Ewigkeiten, bis eine der Kabinen endlich wieder frei ist, husche hinein, stelle nunmehr drei Mal sicher, dass ich wirklich abgeschlossen habe, und sehe dann erst nach.   „Fuck...“, flüstere ich lautlos und würde vor Frust am liebsten wieder laut losschreien, denn ich habe ich recht: An einigen Stellen meines Hinterns ist Blut. Nicht dramatisch viel, wie sich nach einem einen weiteren, vorsichtigen Abtasten herausstellt. Es sind eher mehrere kleine Tupfer hier und da, und sie sind nicht stark genug, um durch den Jeansstoff zu dringen, der zudem auch noch schwarz ist und auf dem man deswegen Blut sowieso nicht wirklich erkennen könnte. Um sicherzugehen, reiße ich ein paar Stücke Toilettenpapier ab und verteile sie vorsichtig über meinen gesamten Hintern, wie eine Art Bandage, ehe ich die Jeanshose wieder hochziehe. Es ziept ein bisschen und ich verfluche mich, dass ich vergessen habe, Wundgel mitzunehmen.   Zum nächsten Seminar komme ich wegen meiner amateurhaften Verarztung jedenfalls etwas zu spät und der Prof ist heute so schlecht drauf, dass er mich sofort wieder rauswirft. Paul und Markus teilen mir in einer Chatnachricht mit, dass sie mir ihre Notizen kopieren werden und dass der besagte Prof ein Wichser ist und laut Campus-Gerüchteküche von seiner Frau für einen heißen Italiener verlassen wurde.   Ich schlendere ziellos durch den Uniflur und surfe dabei ebenso orientierungslos auf Facebook. Wenige Sekunden, nachdem ich ein Posting von Holger über das letzte Schachspiel mit meinem Master geliked habe, schreibt dieser mich an.   „Ich dachte, ich hätte dir befohlen, dich auf deine Vorlesungen zu konzentrieren? Stattdessen surfst du auf Facebook rum? Erklär mir das.“   Ich presse die Lippen zusammen. Dann antworte ich: „Ich bin ein paar Sekunden zu spät zur Vorlesung gekommen und der Prof hat mich nicht mehr reingelassen...“   Just nach dem Abschicken dieser Nachricht ruft Christopher mich an.   „Niko...“, knurrt er ins Telefon und ich tue etwas, was ich nicht sehr oft mache: ich unterbreche ihn.   „Christopher, bevor du irgendetwas sagst: Daran bist irgendwie du Schuld...“   „Ich?“, japst mein Freund erzürnt-erstaunt.   „Ja. Das Foto, das ich dir schicken sollte!?“   „Wie bitte...?“   „Pass es auf, es war so...“, fange ich an und höre sofort wieder auf, als eine Gruppe von drei jungen Frauen an mir vorbei geht.   „Was?!“   „Ich...“, setze ich erneut an, aber es kommen schon wieder irgendwelche Studenten vorbei. „Fuck, ich kann grad nicht reden, ich schreibe es dir sofort, ok?“   Ich warte nicht auf seine Antwort, sondern lege auf und beginne sofort mit der Nachricht, in der ich Christopher alles erzähle. Wie voll die Toiletten waren, wie mich meine ganzen panischen Gedanken vom eigentlichen Foto aufgehalten haben, wie ich in der Hektik vergessen hatte das Bild abzuschicken, von meinem Treppen-Marathon und den leicht aufgeplatzten Wunden inklusive meiner bedürftigen Verarztung.   Christopher antwortet mir erst nach einer Weile. „Tut es sehr weh?“   „Nein.“   Ich sehe, wie er sofort wieder anfängt zu tippen. „Sicher, dass du deinen Hintern nicht besser verarzten solltest?“   „Es geht, wirklich.“   „Hm. Okay. Ich schaue mir das später an, ich hole dich nach deiner letzten Vorlesung ab.“   „Okay.“   Ob das jetzt ein Schuldeingeständnis war oder eine Entschuldigung vermag ich nicht zu sagen. Ich weiß nur eines: Ich bekomme keine weitere Foto-Aufforderung.   Es ist fast halb fünf am Nachmittag, als ich zum Parkplatz am Westende des Campus laufe und den Wagen meines Freundes erblicke. Christopher führt ein Telefongespräch, als ich die Beifahrertür öffne und vorsichtig auf den Sitz rutsche. Als ich mich anschnalle, beendet er es und stopft sein Handy in die Innentasche seines Sakkos. Dann legt sich sein Blick auf mich.   „Wie geht es dir?“, will er wissen.   „Gut... Sorry wegen des Seminars.“   Christopher sagt nichts, sondern startet den Motor und lenkt den Wagen in den fürchtlerlichen Feierabendverkehr. Das Stop-and-Go auf den zentralen Adern der Stadt verlängert unseren Nachhauseweg um fast 15 Minuten und Christopher sagt die ganze Fahrt über nichts, und das macht mich furchtbar nervös. Ich schaue immer wieder kurz zu ihm herüber, aber Herr Lang würdigt mich keines Blickes, hat die Augen stur nach vorn gerichtet, lauscht vermeintlich der Radio-Nachrichtensendung, dann der Musik. Selbst als er in der Tiefgarage unseres Wohnhauses parkt, sagt er nichts, jedenfalls nicht verbal. Er packt mich nur hart am Arm und drängt mich so in den Fahrstuhl. Der Druck den seine Finger ausüben ist heftig und ich fühle mich unmittelbar wie ein kleines Kind, das auf gut Deutsch Mist gebaut hat und gleich getadelt werden soll. Ein herrlich aufregendes Gefühl.   Christopher schubst mich regelrecht in unsere Wohnung und schlägt die Haustür so heftig zu, dass ich, wie vorhin schon in der Toilettenkabine, kurz aufschrecke. Sein Blick ist wundervoll arktisch kalt und er packt mich erneut hart an meinem Oberarm an, forciert mich, ihn anzusehen, zerrt regelrecht an mir, als seine beißenden Worte seinen hübschen Mund verlassen.   „Wie kannst du es wagen, dein Versagen mir in die Schuhe zu schieben?!“, herrscht er mich an. „Ich hatte dir klipp und klar gesagt, dass du mir zwischen all deinen Vorlesungen Fotos schicken sollst, also hättest du dich eigentlich auch schon vor meiner SMS auf den Weg zur Toilette machen sollen, oder? Dann wärst du auch längst vor Ablauf meiner dann gesetzen und sehr großzügigen Frist fertig damit gewesen, oder nicht? Und dann wäre alles andere nicht passiert, oder?“   Ich schlucke und merke, dass ich wieder extrem rot werde. Weil ich mich ertappt fühle, wie ein kleines Kind. Christopher hat recht. Das waren seine Worte: Ich will, dass du mir zwischen all deinen Vorlesungen ein Foto schickst. Das war ein glasklarer Befehl. Wie konnte ich nur so dämlich sein? Warum habe ich plötzlich gedacht, ich müsse erst auf Anweisungen warten? Seine Nachricht war keine Aufforderung – sie war einer Erinnerung. Mein Master hatte mir damit lediglich helfen wollen, meine Befehle zu befolgen; und ich hab alles gegen die Wand gefahren.   „Es tut mir leid, Christopher. Ich habe einen Denk-Fehler gemacht. Sorry“, murmele ich, mein Haupt gehorsam senkend, aber das beschwichtigt meinen Master nicht wirklich.   „Sorry, sorry...!, äfft er mich genervt nach. „Deine ewigen Entschuldigungen helfen dir langsam auch nicht mehr weiter, du ungehorsamer Bengel! Du stehst nicht zu deinem Versagen, du unterbrichst mich und dann würgst du mich auch noch einfach so am Telefon ab. Ich sollte dir den Arsch dafür windelweich prügeln. Ach, Moment!“, posaunt er dann theatralisch. „Das habe ich doch bereits getan...! Und was hat es gebracht!? Nichts!“ Christopher schreit mich mittlerweile an und ich presse die Lippen hart zusammen, weil ich mich unfassbar schäme. Noch mehr als in der Fantasie, in der mich jeder in diesem verfluchten Höschen sehen könnte.   Ich schäme mich, weil ich meinen Master so unheimlich enttäuscht habe.   „Wenn ich könnte, würde ich den Tag sofort ungeschehen machen...“, bringe ich schwach heraus und beiße mir dann auf die Zunge, weil Christopher mich weiter anschreit und seine Finger sich jetzt noch heftiger um meinen Oberarm winden.   „Das kannst du aber nicht, Niko, du bist schließlich nicht Harry Potter! Mein Gott! Was soll ich nur mit dir machen?!“   Immer noch extrem erzürnt zieht mein Master mich durch den gesamten Flur bis ins Spielzimmer.   „Zieh dich aus!“, blafft er mich an und macht sich am Medizinschrank zu schaffen, während ich diesem Befehl unmittelbar nachgehe und mich aus dem Klamotten schäle. Den Pullover reiße ich mir regelrecht vom Leib, bei der Hose gehe ich allerdings sachte vor; ebenso beim Höschen.   Ich erschrecke mich, als Christopher mich von hintem am Nacken packt und auf die Liege zuschiebt. Seine Hand wandert hinab auf meinen Rücken und er drückt meinen Oberkörper hinab auf das Polster. Mit seinem Fuß tritt eine meine Beine auseinander und hat jetzt den besten Zugang zu meinen Hintern. Er schnalzt genervt mit der Zunge und beginnt, das Papier von meinem Hintern abzuziehen; was zuweilen unheimlich unangenehm ist und an manchen Stellen extrem ziept. Ich kann mein Aufzischen nicht unterdrücken.   „Das wird so nichts“, erklärt mein Master plötzlich genervt und wandert hinüber zum Waschbecken. Ich höre, wie er den Wasserhahn auf und dann wieder zu dreht und dann wieder an mich heran tritt. Er warnt mich nicht vor dem nassen Waschlappen in seiner Hand, und ich schrecke erneut auf, als mich der kühle Stoff unangekündigt an den verletzten Stellen berührt. Christopher beginnt, das verklebte Toilettenpapier abzurubbeln und geht dabei extrem vorsichtig vor. Dennoch ziept es und ich zische immer wieder auf. Als er fertig ist, tupft er meinen Hintern mit einem Handtuch ebenso behutsam trocken und cremt mich dann mit einem Gel ein.   „Bleib so“, instruiert er mich und verschwindet für eine gefühlte Ewigkeit. Er ist immer noch wütend auf mich, als er dann wieder auftaucht und mich dieses Mal an meinen Haaren packt und ruppig hinter sich herzieht. Direkt zur bereits geöffneten Sklavenbox. „Los“, befiehlt er knapp und braucht seinen Befehl gar nicht weiter zu erläutern: Ich krieche in die dunkle Kiste und erschrecke abermals, als Christopher mir etwas auf den Hintern legt. Erst im zweiten Moment erkenne ich, dass es etwas wundervoll kühlendes ist. Ein großes, von Tüchern umwickeltes Kühlpad. In dem Moment, in dem ich wohlig aufseufze, schließt Christopher die Türen der Box, ohne etwas zu sagen und lässt mich in der Dunkelheit zurück.   Am Anfang versuche ich noch, die Sekunden zu zählen und die sich daraus ergebenden Minuten und Stunden. Nach der ersten werde ich aber nachlässig. Nach gefühlt zwei Stunden meine ich, sich nähernde Schritte zu hören. Aber Christopher kommt nicht ins Zimmer. Irgendwann verliere ich das Zeitgefühl komplett. Irgendwann ist das Kühlpad nicht mehr kalt. Da ist nur noch dieses nasse Tuch auf meinem Hintern. Irgendwann beginnen meine Beine zu schmerzen und mein Rücken, und Positionswechsel sind mit meinem geschundenen Hintern auch kein Kinderspiel. Irgendwann wird der Druck auf meine Blase so stark, dass ich beinahe durchdrehe.   „Christopher?“, rufe ich vorsichtig in die Dunkelheit hinaus, doch nichts geschieht. „...Christopher?“, probiere ich es ein weiteres Mal, lauter. Doch: Wieder nichts. Ich lausche nun konzentrierter, kann aber nur das Schlagen meines Herzens hören. „Christopher?“, rufe ich ein drittes Mal aus, doch auch darauf reagiert mein Freund nicht. Das ist der Moment, in dem ich es mit leichter Panik zu tun bekomme.   „Christopher!“, schreie ich jetzt ins Dunkle hinaus. „Christopher, kannst du mich hören? Bitte! Bitte lass mich raus, ich... Ich muss ganz dringend auf die Toilette, bitte...! Bitte! Christopher?“   Meine Stimme wird immer schriller. Auch, weil ich plötzlich Angst habe, dass meinem Freund vielleicht etwas zugestoßen sein könnte. Was, wenn er bewusstlos im Wohnzimmer liegt, oder in der Dusche ausgerutscht ist, oder...?   Meine wilde Gedankenachterbahn und mein Ruf-Konzert werden abrupt vom einbrechenden Licht unterbrochen, als mein Master die Box öffnet, seine Hand nach mir austreckt und mich ein abermals brüsk am Oberarm packt und aus meinem dunkeln Gefägnis zerrt. Meine Beine geben nach und ich falle beinahe zu Boden, mein Master muss mich stützen und geht dabei nicht gerade zärtlich mit mir um, schnauzt mich an, ich solle mir mehr Mühe geben, schleift mich an meinem Arm durch den Flur und schleudert mich auf den Fußboden unseres Bades. Ich schreie auf, weil Schmerz durch meinen Hintern zieht und sich für eine Sekunde auf meinem gesamten Körper zu verbreiten scheint.   „Beeil dich“, befiehlt Christopher und ich rappele mich so schnell es geht wieder auf, die Zähne zusammenbeißend.   „Ja, Christopher“, bringe ich angestrengt hervor.   Es ist schon seltsam mit dem Edelstahl um meinen Schwanz zu pinkeln. Vor allem, weil ich dabei auch noch den Blick meines Masters auf mir spüre, der mein Fleisch in dieses Gefängnis gezwängt hat und sein Werk jetzt wahrscheinlich betrachtet. Der Gedanke, dass ich tagelang nicht kommen werde schleicht sich an die Oberfläche und mit ihm die Realisation, dass ich meine eh schon begonnenen Bestrafung mit den heutigen Aktionen wahrscheinlich noch um Welten verschlechtert habe... Ich schlucke. Dann spüle ich und wasche mir die Hände. Keine Sekunde später packt Christopher mich wieder am Arm und zerrt mich den ganzen Weg zurück. Erst im Zimmer lässt er mich los und marschiert dann zielstrebig auf den edlen Herrenstuhl zu. Ehe er sich setzt, knöpft er seine Hose auf und meine Augen legen sich auf seinen hübschen, noch nicht ganz zum Leben erwachten Schwanz.   Er winkt mich zu sich her, ohne auch nur ein Wort zu sagen, und ich folge dieser Geste. Als ich vor ihm auf die Knie gehe, packen seine Hände mein Gesicht es und er manövriert es zwischen seine Beine.   „Wenn du es innerhalb von zehn Minuten nicht schaffst, mich zum Orgasmus zu lutschen, verbringst du die Nacht in der Sklavenbox“, lautet seine kalt gesäuselte Androhung.   Zehn Minuten. Die Frist von vorhin. Ich schlucke. Und dann öffne ich meinen Mund und beginne zunächst, meine Zunge über sein Fleisch wandern zu lassen, von der Spitze bis zur Wurzel. Ich verteile Küsse entlang des Schafts, lecke Christophers Schwanz mal schneller, mal langsamer, ziehe irgendwann seine Vorhaut zurück und drücke meine nassen und schon leicht geschwollenen Lippen auf die nasse Eichel meines Freundes und ernte ein entzückendes, leises Keuchen, als ich meine Zunge um sie kreiseln lasse; muss aber feststellen, dass Christopher heute fürs Hartwerden viel länger braucht als sonst. Und das macht mich mal wieder ultra-nervös. Ich sauge an Christophers Spitze, nehme seinen Schwanz komplett in meinem Mund auf, presse meine Lippen fester zusammen und bewege meinen Kopf schneller. Christophers Hände wandern irgendwann in mein Haar und streicheln mich ganz leicht dort und ich werde immer nervöser, weil er noch immer nicht gekommen ist... dann streift ein Gedanke mein Zentrum: Könnte es sein, dass mein Freund vorhin Hand an sich selbst gelegt hat, damit der nun von meiner Zunge angestrebte Orgasmus geplant herausgezögert wird, und ich somit die Zehn-Minuten-Blowjob-Frist nicht einhalten kann? Es wäre ein fieser und durchaus möglischer Schachzug meines Masters...   Christophers Atem geht endlich schneller und ich höre ihn tief und zufrieden stöhnen. Der Druck seiner Finger auf mein Haupt wird endlich stärker und er beginnt jetzt auch, ganz leicht meinen Kopf zu lenken. Sein Becken bewegt sich und er kommt meinem Gesicht mit sachten Stößen entgegen, die dann endlich heftiger werden.   „...fuck... ja..!“, stöhnt er heiser und in diesem Augenblick bohren sich seine Fingernägel in meinen Kopf und sein Saft schießt in meine Kehle. Christophers langgezogenes Stöhnen, als alles in mich hineinfließt, geht mir unter die Haut und in meinem Bauch kribbelt es verräterisch; und in dem Moment, in dem eben dieses Kribbeln tiefer wandert, werde ich mir meiner frustrierenden Gefangenschaft erneut bewusst.   Ich werde heute ganz sicher nicht kommen. Ich behalte recht.   Christopher schubst mich von sich weg, steht auf und knöpft sich die Hose wieder zu. Dann schaut er mich triumphierend grinsend an.   „Zu spät“, meint er dann salopp und deutet dann mit seinem Zeigefinger auf die Sklavenbox. „Ab!“, befiehlt er dann, als sei ich ein Hund. Also verhalte ich mich auch wie einer und krieche auf allen Vieren zurück zu diesem fiesen dunklen Ort.   Immerhin ist mein Master nett genug, mir ein kleines Kissen zu bringen und ein neues Kühlpad, streicht mir sogar kurz sachte übers Haupt, ehe er mir barsch eine gute Nacht wünscht und die Box erneut verschließt.   Ich höre ihn eine Weile fernsehen. Dann telefoniert er kurz mit Holger. Ich höre, wie er ins Bett steigt. Wahrscheinlich liest er noch eine Weile. Dann höre ich den distinktiven Klick der Nachttischlampe. Und dann eigentlich gar nichts mehr.   Ich kann nicht schlafen. Jedenfalls nicht wirklich. Ich wache immer wieder auf. Der Boden der Box ist viel zu hart. Manchmal drehe ich mich im Schlaf und werde dann durch den Schmerz an meinem Hintern wach, weil er mit einer der Wände der Box in Berührung gekommen ist. Manchmal liege ich einfach so da und starre in die Dunkelheit und zähle nicht vorhandene schwarze Schäfchen. Manchmal denke ich einfach über das nach, was passiert ist... und schäme mich.   Ich will mich bessern. Ich will, dass Christopher stolz auf mich ist. Ich muss ihm besser zuhören. Ich muss gehorsam sein. Ich muss...   Kaum bin ich in einen tiefen Schlaf abgedriftet, reißt Christopher die Box auf. Grelles Licht blendet mich und meine Glieder schmerzen, als mein Master mir hilft, aus diesem kleinen Ding zu kriechen, mich danach aufzurichten.   „Geht es?“, hakt er mit milder Stimme nach und ich nicke hastig. Auch wenn das nicht ganz die Wahrheit ist.   „Danke, Christopher“, bringe ich heraus.   „Komm“, sagt er und führt mit langsam zum Bad, wo es nach Kokosnuss riecht und wo irgendetwas leicht knistert. Erst als wir direkt davor stehen, bemerke ich, dass Christopher mir eine Wanne eingelassen hat. „Dein Hintern wird vielleicht etwas brennen, aber deinem Rücken und deinen Gliedern tut das warme Wasser sicherlich gut“, erklärt er.   „...musst du jetzt nicht zur Arbeit? Und ich zur Uni?“, frage ich völlig irritiert und mein Freund lächelt.   „Es ist erst 6 Uhr, Niko“. Er ist also früher aufgestanden. Extra für mich... „Jetzt komm, rein mit dir ins Wasser!“   Mein Master hilft mir in die Wanne und es kommt, wie er es angekündigt hat: Die Striemen an meinem Hintern brennen kurz, aber nach einer Weile ist das vergessen und es zählt nur noch diese wundervolle Wärme, die sich um meinen gesamten Körper legt und durch jede einzelne meiner Poren in mich hinein zu fließen scheint. Noch besser wird es, als Christopher plötzlich seine Hände auf meine Schultern legt und beginnt, sie zu kneten. Vorsichtig und sachte am Anfang und dann, angeleitet von meinen zufriedenen Seufzern, immer fester. Seine Finger wandern schließlich hoch zu meinem Nacken und lösen dann dort langsam die Verspannung und irgendwann, so schwöre ich, schnurre ich wie eine Katze und schlafe sogar beinahe bei dieser herrlichen Behandlung ein; bis Christophers Hände von meinem Nacken ablassen und verspielt über meine Brust wandern.   Ich schrecke und zische auf, als er unvermittelt in meine Warzen kneift und dann beginnt, sie zwischen Zeigefinger und Daumen zu zwirbeln. Schmerzhaft. Als ich vor Pein aufstöhne, lässt er ab von ihnen und seine rechte Hand wandert plötzlich noch tiefer, direkt zwischen meine Beine. Ich halte die Luft an, während seine Finger sich um meinen gefangenen Schwanz legen und dann gemächlich durch den Käfig hindurchfassen. Mit seinen Fingerkuppen streichelt mein Freund mich, massiert mich und ich kann an noch so vieles unerotisches denken, wie ich will, es hilft nichts: Als Christophers Zeigefinger beginnt, meine seinem Treiben hilflos ausgelieferte Eichel zu streicheln, pumpt mein Herz Blut gen Süden und mein Fleisch beginnt sich zu versteifen, zu wachsen und gegen die Streben aus Stahl zu drücken, was verdammt nochmal schmerzhaft ist.   Ich keuche und Christopher fragt mich kalt-erheitert: „Auf einer Skala von eins bis zehn – wie sehr willst du heute kommen?“   „...zwölf...?“, japse ich und presse die Lippen aufeinander. Meine Hände umklammern den Rand der Wanne und ich drehe mein Becken ganz automatisch zur Seite, versuche Christophers Berührungen zu entkommen. Vergeblich. In dieser Wanne, mag sie noch so groß erscheinen, gibt es kein Entkommen.   Christopher lacht leise wegen meiner Antwort, und im nächsten Moment schreie ich auf, weil er seinen Fingernagel hart in meine sensible Spitze bohrt. „Auf einer Skala von eins bis zehn“, fährt er dann belustigt fort, „wie realistisch ist es, dass du heute kommst?“ Der Druck seines Nagels lässt nach und ich atme laut aus, woraufhin ich in mein geliebtes, kaltes Blau sehe und vorsichtig murmele: „...minus zwölf?“   Mein Master lacht laut auf und täschelt mir dann den Kopf. „Richtig, Niko. Richtig“, meint er zufrieden, lässt komplett von mir ab und erhebt sich. „Ich bin immer noch sauer auf dich. Wegen gestern und weil du gegen das Masturbationsverbot verstoßen hat. Eigentlich sollte ich dich bis zum Ende des Jahres keusch halten...“   Ich erstarre wegen dieser Aussage und mein Schock scheint mir ins Gesicht gepinselt zu sein, weil Christopher nach einem Blick in meine Auge erneut anfängt zu lachen.   „Keine Sorge, mein Kleiner...“, säuselt er dann und beugt sich doch noch ein weiteres Mal zu mir herunter. „So streng ich bin dann doch nicht... Oder doch...?“ Er zieht verheißungsvoll die Augenbrauen nach oben, grinsend – und verlässt dann das Badezimmer und ich bleibe erschüttert zurück.   Das... das meint er doch nicht ernst, oder? Das... das wäre doch ungesunde. Oder nicht? Das... das macht er nicht. Oder doch?   „Niko, komm jetzt aus der Wanne raus, der Kaffee ist fertig!“, ruft mein Master mir aus der Küche zu und ich rutsche beim Herauskrabbeln aus dem warmen Wasser beinahe aus.   Eilig rubbel ich mich trocken, jedenfalls die Stellen, die keine Wunden haben. Bei meinem Hintern gehe ich behutsamer vor. Danach tapse ich ins Schlafzimmer und... erstarre erneut.   „Das ist nicht dein ernst...“, murmele ich unter der Nase, als ich zu meinem heutigen Stapel Klamotten gehe und nach dem pinken Damenhöschen greife, das da ganz oben liegt. Ich seufze und schüttel grinsend den Kopf, als ich in das Ding hineinschlüpfe und mich im Spiegel betrachte. Das ist der Gipfel der Anti-Männlichkeit. Ich hasse es. Und gleichzeitig liebe ich es.   Christopher liest irgendetwas auf seinem Tablet, als ich die Küche betrete.   Ich schenke mir Kaffee ein, schmiere mir ein Brötchen mit Käse, beiße hinein und mein Freund erinnert mich: „Denk an die Fotos. Du hast heute nur drei Vorlesungen – das macht zwei Bilder dazwischen. Kapiert?“   „Ja, Christopher.“   „Und noch was“, sagt mein Freund und nimmt einen genüsslichen Schluck Kaffee, ehe er weiterspricht, „ich will, dass du heute mit geweitetem Arsch im Schlafzimmer auf mich wartest. Ich will dich direkt nach der Arbeit ficken, verstanden?“   „...verstanden, Christopher.“   Ich schlucke mein Essen hinunter und das Brötchen bleibt mir fast im Hals stecken.   Christopher wird den Penistresor vor dem Sex doch sicherlich entfernen... oder?   Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie wahrscheinlich ist das?   Ich atme tief ein. Kapitel 38: 38 -------------- 38   Der Unitag ist schrecklich langweilig, was mir heute aber irgendwie ganz recht ist: So kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und habe auch entsprechend viel Zeit zwischen den Vorlesungen, um die von Christopher gewünschten Bilder in der Toilettenkabine zu knipsen. Ich muss nicht irgendwo hinrennen, die Wunden an meinem Hintern scheuern nicht auf und ich kann die durch das pinke Höschen unter meiner Jeans hervorgerufene Erniedrigung tatsächlich in Ruhe genießen, diese Gedankenachterbahn, in der ich mal wieder sitze, und in der Loopings aus nervenaufreibenden Fragen bestehen; zum Beispiel was wohl meine Kommilitonen sagen würden, könnten sie den Stofffetzen, der nicht wirklich viel von meiner Scham und dem fiesen tresor verdeckt, an meinem Leib wohl erblicken.   Ich liebe diese Macht, die Christopher über mich hat und in diesem Moment einfordert und ausübt, obschon er einige Kilometer von mir entfernt ist. Mein Herz macht Freudensprünge, als er mich lobt nach Erhalten meiner perversen Fotos – denn eben das sind sie. Unter pittoresken Landschaftsbildern verstehe ich jedenfalls etwas gänzlich anderes, und selbst ästhetischer Aktfotografie kommen diese amateurhaften Aufnahmen im schlechten Licht und vor hässlicher Kulisse nicht ansatzweise nahe. Aber der Gedanke daran, das ich durch sie einen Befehl zu Christophers Zufriedenheit ausführe, macht mich einfach tierisch glücklich. ...dass mein Master davon geil wird, gefällt mir natürlich auch. Ich versuche nur nicht zu sehr an jenen Punkt zu denken, denn dann laufe ich Gefahr, dass ich selbst geil werde; und mit dem Penistresor an meinem Fleisch ist das wirklich keine gute Idee. Damit fährt die Gedankenachterbahn in ihren nächsten Abschnitt, eine steile Kurve.   Ich denke an Christophers Befehl unseren heutigen gemeinsamen Abend betreffend und weiß eigentlich schon, dass die Antwort auf meine Frage, ob er mich für den Akt aus meinem Käfig befreien wird, ein eiskaltes, glasklares Nein sein wird; und ich muss schlucken. Zum einen, weil ich beinahe durchdrehe bei der Vorstellung, während der Penetration nicht hart werden und mich nicht anfassen zu können – und vor allem nicht zu kommen. Zum anderen, weil mich gerade das alles anmacht. Bin ich ein Freak? Wahrhaftig. Aber Freaks sind entzückend, oder nicht?   „Ey, kommst du heute mit zu Mareikes Party?“, fragt Paul mich, als wir nach der letzten Vorlesung unsere Sachen zusammenpacken.   „Ne, kann nicht.“   „Warum nicht?“, hakt mein Kommilitone fast schon etwas genervt nach.   „Bin verabredet.“   „Jetzt sag aber nicht, mit Christopher...“   „...doch.“   Paul rollt mit den Augen. „Mann, ihr wohnt jetzt zusammen!“, wendet er ein. „Ihr seht euch jeden Tag. Da kannst du doch mal wenigstens einen Abend außer Haus verbringen, oder ist Christopher eifersüchtig, wenn du mit jungen knackigen Studenten Party machst?“   Ich runzel die Stirn und bin genervt von seiner Aussage. „Was soll das denn jetzt heißen?“   Markus legt die Hand beschwichtigend auf meine Schulter. „Ignorier ihn einfach“, meint er dann milde zu mir und deutet auf Paul. „Mareike hat nen Neuen und Paul will ihm am liebsten die Augen auskratzen und braucht heute Abend männliche Unterstützung, damit er a, nichts dummes macht, und b, sich irgendwie besser fühlt.“   „Mann, das stimmt überhaupt nicht!“, bestreitet Paul vehement und tritt gegen seinen nun leeren Stuhl, der daraufhin mit einem dumpfen Knall umkippt; was für mich ein deutliches Zeichen dafür ist, dass Markus den Nagel, wie man so schön sagt, auf den Kopf getroffen hat.   „Das tut mir leid mit Mareike“, sage ich zu Paul und er zuckt wie ein bockiger Teenie einfach mit den Schultern und stiert erzürnt in die Ferne. „Ich kann trotzdem nicht, weil ich Christopher schon etwas versprochen habe. Wir können aber gerne dieses Wochenende oder so ein Bier trinken gehen.“   „Mareikes Party ist aber heute!“, schnauzt er mich an und Markus seufzt genervt.   „Verdammt, ich gehe doch da schon mit dir hin, und Malte und Jannis aus deinem dämlichen Zockerclan kommen auch schon. Reicht das nicht langsam an Unterstützung?“, wendet er sich dann an Paul, der erneut genervt mit den Schultern zuckt.   „Ich gehe jetzt“, kündige ich bestimmt an, nicke den beiden zu und wünsche ihnen trotz unseres dummen Gesprächs eine tolle Party. „Vielleicht hast du ja Glück und der Neue von Mareike ist ein hässlicher Wicht. Dann geht es dir bestimmt besser.“   „Ja, ja...“, meint Paul und winkt meine Worte mit einer simplen Handbewegung ab. Markus dagegen hebt grinsend seine Hand zum Abschied, und dann trennen sich unsere Wege und ich denke gar nicht mehr über das Mareike-Fiasko nach, sondern über Pauls zuvor geäußerten Worte.   „...oder ist Christopher eifersüchtig, wenn du mit jungen knackigen Studenten Party machst?“   Den Kommentar unseren Altersunterschied betreffend ignoriere ich gekonnt, es geht mir eher um die andere Aussage.   Hm. Ist Christopher manchmal eifersüchtig?   Ich denke an die Begegnung mit Dominik bei der SM-Party zurück. Da war Christopher sicherlich kurz etwas eifersüchtig gewesen; doch wie er damit umgegangen ist, war einfach nur phänomenal. Der Gedanke an seinen Körper in dieser heißen Uniform schickt ein intensives Kribbeln auf Wanderschaft über meine Haut, und ich bereue jene Bilder vor meinem geistigen Auge unmittelbar, als meine Mitte sich bemerkbar macht. Eiligst zwinge ich mich, an etwas anderes zu denken und allein der Anblick eines moppeligen Professors, der beim ungeschickten Hot-Dog-Essen seinen offenbar aus den 50ern stammenden kackbraunen Anzug mit Senf bekleckert, reicht, um mich wieder zu beruhigen.   Aber... Das Gedankenkarrussel kehrt an seinen Ausgangspunkt zurück: Ist Christopher manchmal eifersüchtig, wenn ich mit den Jungs losziehe?   Irgendwie kann ich mir das gar nicht vorstellen. Schon allein, weil ich nicht wirklich auf irgendwelche großen Partys mit Paul, Markus oder Frank gehe, wo auch nur ansatzweise gutaussehende schwule Männer auftauchen und mich anmachen könnten. Unsere Abende bestehen aus Kneipen- oder Kinobesuchen, oder eben einer Privatparty, zu der nicht wirklich viele Leute kommen, und selbst wenn: Ich glaube, Christopher weiß, dass ich sowieso nicht auf irgendwelche Avancen eingehen würde, um zum Beispiel einfach mal mein Ego aufzupolieren oder, wie Holger und Martin das manchmal so sagen, sich eine Bestätigung abzuholen, dass ich auf dem Singlemarkt noch immer eine Chance hätte. Scheiß auf den Singlemarkt und meinen hypothetischen Wert dort; mein Arsch gehört Christopher, und der weiß das ganz genau.   ...werde ich manchmal eifersüchtig?   Ich muss am Miriam denken und fast laut auflachen. Das mit Miriam ist eine besondere Sache. Christopher ärgert mich gern mit seinem Interesse an Gesprächen mit der Frau, das Hand in Hand mit dem zeitgleichen Ignorieren meiner Wenigkeit auf Partys geht. Aber Miriam ist eben eine Frau und Christopher ist nicht hetero und auch nicht bi, sondern schwul. Ich glaube allerdings auch nicht, dass Christopher jemals mit einem schwulen, gutaussehenden Mann offenkundig flirten würde, um mich auf diese Weise zu bestrafen; denn das würde mir tatsächlich weh tun. Auch wenn ich auf physischen und von Christopher verursachten Schmerz stehe – emotionale Verletzungen gehören zu unserer speziellen Beziehung nicht dazu.   Natürlich zwingt mein Master mich manchmal zu Dingen, die ich vielleicht nicht mag. Wie jüngst zum Tragen dieser grässlichen Frauenunterwäsche. Allerdings nur, weil ich mich dazu zwingen lassen möchte. Weil ich es liebe, von ihm degradiert und beschämt zu werden. Er verweist mich auf diese Weise auf meinen Platz: zu seinen Füßen. Das ist ein Teil der psychischen Folter, die ich einfordere. Fremd-Flirten, wenn wir es so nennen wollen, ist ein anderes paar Schuhe, das sich somit auch jemand anders anziehen kann; auch wenn viele da draußen diesen Vergleich wahrscheinlich nicht verstehen würden.   Ich könnte mir auch nicht vorstellen, dass mein Master den Wunsch äußert, einen weiteren Sklaven zu halten. Christopher und ich, so pervers wie wir beide sind – und das sind wir und das ist auch gut so – sind im Gegensatz zu vielen Paaren, innerhalb der BDSM-Szene, aber auch außerhalb, extrem konservativ: Denn wir sind zu 100% monogam.   Ich weiß, dass es viele Doms gibt, die ihre Subs gern verleihen, und mit dem allergrößten Vergnügen zuschauen, wie ein anderer Mann oder eine andere Frau diese züchtigen. Kilian profitiert davon. Wie gesagt: Der Mann liebt Publikum. Christopher würde das niemals tun, weil er es niemals wollen würde. Er hat es mir so oft klar gemacht und es steht schwarz auf weiß in unserem Vertrag: Unser Verhältnis hat keine Schlupflöcher. Er ist der einzige Master, ich bin der einzige Sklave. Niemand kommt zwischen uns oder dazu. Und auch das ist gut so.   Hm. Ich und eifersüchtig...   In der Gerte und auch bei diversen Partys habe ich sicherlich schon mal den ein oder anderen, auf meinem Freund ruhenden, interessierten Blick eines Fremden erhascht, aber so wirklich aufmerksam bin ich was das angeht auch nicht. Denn wenn wir solchen Events beiwohnen, liegt unser Fokus trotzdem immer auf dem anderen; schließlich spielen wir bei diesen Treffen bis zu einem gewissen Grad. ...und zugegebenermaßen lande ich dabei so oft auf dem Boden, oder muss die Tischplatte anstarren, oder darf ich der Ecke hocken, dass ich die anderen Menschen um uns herum gar nicht diesbezüglich mustern kann; auch das ist gut so.   Ich mache mir keine Sorgen, dass irgendein anderer Sub Christophers Aufmerksamkeit erlangen könnte. Wenn, dann vielleicht nur während einer Bestrafung und dann auch nur, weil mein Freund an der Art dieser interessiert wäre und überlegen würde, ob er sie nicht auch mal an mir anwendet. Eine Art der Live-Inspiration. Dass ein anderer Sklave meinen Platz einnehmen könnte, daran denke ich nicht einmal. Selbst einige Bekannte, die seit Jahren der Szene angehören, sagen uns, dass sie unsere 24/7-Beziehung als zu extrem empfinden. Viele sind beeindruckt und gleichzeitig irgendwie auch entsetzt. Wie oft habe ich schon von einigen Subs sagen hören: „Das wäre mir viel zu krass.“ Na und? Dann bin ich eben krass. Christopher ist krass. Wir sind krass. Und der springende Punkt ist: Wir lieben uns. Und ohne diese Liebe würde unsere spezielle Beziehung gar nicht funktionieren können.   Nein, ich bin nicht eifersüchtig, sage ich mir zufrieden, doch just in diesem Moment hallt ein Name durch meine mentalen Irrgänge: Adrian. Und ich verziehe das Gesicht etwas mürrisch.   Eigentlich hat mich dieser Verflossene von Christopher ganze zwei Jahre lang nicht die Bohne interessiert, aber seitdem Lukas ihn vor einiger Zeit beim Stammtisch erwähnt hat und Christophers Ex dann auch noch ausgerechnet an unserem allerersten Abend als Paar in der gemeinsamen Wohnung angerufen hat, macht sich der Name dieses mir unbekannten Mannes in meinem Bewusstsein immer häufiger für eine kurze Weile bemerkbar; so wie jetzt.   Eigentlich ist es so, dass mich Christophers Vergangenheit nicht wirklich interessiert; jedenfalls nicht die Details, die mit seinen einstigen Subs zu tun haben. Seine persönliche Geschichte: natürlich. Damit verbunden die Historie und derzeitigen Gegebenheiten seiner Familie und Freunde, auch Bekannten, klar. Der Stammtisch zum Beispiel ist auch mir enorm wichtig geworden und all die daran teilnehmenden Menschen eben. Aber... Ich muss zugeben: Ich will einfach gar nicht wissen, wie dieser Adrian aussieht, oder welche innigen Beziehungen Christopher vor der Beziehung zu diesem Kerl gehabt hat, oder danach; was er alles so getrieben hat, als er auf der Suche nach jemandem wie mir war. Ich möchte keine weiteren Namen wissen und erst recht keine dazugehörigen Gesichter kennen, weil ich keine Lust habe, in eines davon auf Partys zu blicken und mir dann unweigerlich vorzustellen, wie Christopher es mit jenem Typen in der Vergangenheit getrieben hat...   Ich presse die Lippen zusammen und muss zähneknirschend eingestehen: Ich bin doch eifersüchtig.   Die Tatsache, dass Christopher dann und wann so herzlich mit diesem Adrian telefoniert wurmt mich ein bisschen. Okay? Ich gebe auch das zu. Aber eigentlich tut es das nur dann, wenn ich es mitbekomme. Ich denke danach nicht lange darüber nach und führe mir immerzu vor Augen, dass ich meinem Freund deswegen auch keine Vorwürfe machen kann. Ich weiß nicht, was die beiden Männer genau verbindet, ich weiß nur, dass eine tiefe Freundschaft auch nach einer Beziehung möglich ist; es ist eher die Ausnahme, aber diese Bindungen existieren. Wer weiß, was die beiden zusammen erlebt haben, welche Erlebnisse, auch außerhalb der Beziehung, sie zusammengeschweißt haben? Und es ist ja auch nicht so, als ob Adrian hier in der Nähe wohnen und ständig zu Besuch kommen würde. Ich glaube, damit hätte ich vielleicht irgendwann doch ein größeres Problem...   Nein, ich will jetzt wirklich nicht weiter über Adrian sinnieren. Warum denke ich überhaupt an ihn?!   Ich gehe nach der Uni noch einkaufen und hake die kurze Liste ab, die Christopher mir vorhin geschickt hat. Sein Kontrollanruf bleibt heute seltsamerweise aus und ich schiebe das auf Arbeitsstress. Die Kanzlei wird vergrößert: Christopher hat sich mit zwei guten Kollegen zusammengetan und ihnen den Platz angeboten, den beide dankend angenommen haben. Einer davon ist sein ehemaliger Kommilitone, den er mir vorstellen will, wenn die Quasi-Fusion vollzogen ist, die einer Menge Papierkram bedarf.   Es ist 18 Uhr, als ich frisch geduscht und komplett nackt und allein im Spielzimmer stehe und das Gleitgel in meiner Hand anstarre. Ich habe kein Problem, mich selbst zu weiten; Christopher erwartet das oft von mir, dass ich die gesamte Vorarbeit leiste und er direkt in mich eindringen und seinen Stress wegvögeln kann. Allerdings fasse ich dabei normalerweise stets meinen Schwanz an, weil es diese spezielle Vorbereitung einfacher, angenehmer, und ja, geiler macht. Problem: Heute komme ich nicht an ihn heran. Und noch eine Frage drängt sich mir auf: Würde ich damit nicht eigentlich schon wieder gegen das Masturbationsverbot verstoßen? Ich muss das dringend mit Christopher klären.   Seufzend und gleichzeitig grinsend greife ich nach einem der kleineren Dildos und schmiere ihn ordentlich mit dem dickflüssigen Gel ein, führe ihn an meinen Eingang und beginne mit meinem Tun, während ich mich an dem Sklavenstuhl abstütze. Es dauert eine kleine Ewigkeit, bis ich ihn komplett eingeführt habe und ihn in kreisförmigen Bewegungen drehe und beginne, mich leicht damit zu ficken. Als der Kopf der Spielzeugs meine Prostata streift, erschaudere ich kurz, und ziehe es vor, das Ding aus meinem Innern zu entfernen und gegen ein größeres Toy auszutauschen.   Gegen 18.30 Uhr bin ich soweit, dass ich nach insgesamt vier Dildos in unterschiedlichen Größen, meinen Eingang mit einem der dunklen Buttplugs verschließe und mich unbefriedigt auf dem Bett niederlasse, die Tube Gleitmittel in Reichweite: Sobald ich das Kratzen im Schloss höre, werde ich den Plug entfernen und eine große Portion des Gels in meinen geweiteten Eingang einführen und dann auf allen Vieren auf Christopher warten, der in den kommenden Minuten heimkommen sollte.   Doch es wird 19 Uhr und nichts geschieht. Es wird 19.15 Uhr und nichts geschieht. Um 19.30 Uhr ist immer noch nichts passiert und ich bin mir mittlerweile mehr als sicher, dass dieser Verspätung zu Christophers Spielchen gehört. Immerhin liebt es es, mich auf sich warten zu lassen. Als er um 20 Uhr immer noch nicht zuhause ist, macht sich allerdings langsam ein mulmiges Gefühl in meinem Innern breit. Ich checke, ob mein Freund nicht zufällig bei Facebook aktiv ist und ich ihn auf diesem Wege anschreiben könnte, wenn ich das Handy eh schon in der Hand habe, aber ich erblicke kein grünes Symbol bei seinem hübschen Foto, das mir genau das bestätigen würde. Ich lasse ihm auf anderem virtuellen Weg eine Nachricht zukommen, erhalte innerhalb von zehn Minuten allerdings keine Reaktion, was mich dazu führt, ihn jetzt anzurufen. Als ich unmittelbar weiter an seine Mailbox geleitet werde, werde ich wütend; und auch ein bisschen besorgt.   Ich verlasse das Schlafzimmer und hülle meinen Körper erst mal in einen flauschigen blauen Bademantel, und trete dann auf den Balkon, um auf die Straße hinabblicken zu können. Ich weiß auch nicht, was ich mir davon erhoffe, aber irgendwie scheine ich darauf zu bauen, sein Auto direkt erblicken zu können. Nach einer kurzen Weile jedoch wird mir kalt und ich tapse zurück ins Innere der Wohnung, steuere den Flur an und greife nach dem Festnetztelefon, rufe per Schnellwahltaste in der Kanzlei an; vielleicht ist dort noch jemand? Aber dort geht nur der automatische Anrufbeantworter an, der mich informiert, dass ich außerhalb der Bürozeiten anrufe und jetzt meine Nachricht hinterlassen kann.   Im selben Moment höre ich allerdings laute Schritte durchs Treppenhaus hallen und im nächsten Augenblick erklingt auch das von mir so sehr herbeigesehnte Kratzen im Schloss. Ein Schalter legt sich in meinem Hirn um und ich haste den Flur hinab, zurück ins Schlafzimmer, schmeiße den Bademantel in die Ecke und setze meinen ursprünglichen Plan in die Tat um, die Hände zitternd, weil ich Angst habe, es nicht rechtzeitig zu schaffen. Ich ziehe den Plug heraus, platziere die Spitze der Gleitgeltube an meinem Eingang und zische auf, weil das Mittel im wahrsten Sinne des Wortes arschkalt ist. Aber: Ich habe es geschafft. Ich höre, wie Christopher die den Flur herunter stapft und ich erwarte ihn so, wie er es von mir verlangt hat: Auf allen Vieren, mein Arsch für ihn geweitet und direkt zugänglich.   „Niko?“, erreicht mich seine Stimme und ich höre, wie er in der Tür stehen bleibt, und wundere mich, weil er ein bisschen seltsam klingt. „Ach, Scheiße...!“, stößt er aus und stapft nun zu mir rüber. Ich spüre seine kalte Hand auf meinem Rücken, mit der er mich sachte auf die Seite dreht und „sorry“, murmelt. „Ich wollte dir Bescheid sagen, dass ich später komme, das ist momentan so ein derbes Chaos bei uns, und dann musste ich schnell noch Jessica nach Hause fahren“, erklärt er. Jessica ist eine der neuen Gehilfinnen. „Ihr Wagen ist nicht angesprungen und in der Wohnung ihrer Mutter hat es einen Wasserschaden gegeben und sie musste da schnell hin um zu helfen, und dann wollte Henning, du weißt, mein Kommilitone, noch eben was ausdiskutieren und mein Handy war leer und das Ladekabel im Auto ist offenbar schrott, und ich hab auch gar nicht mehr auf die Zeit geachtet, und echt, ach, sorry – ich hätte dir echt irgendwie Bescheid geben sollen und hab's total vergeigt“, entschuldigt er sich und streichelt meine entblößte Seite und mir wird endlich klar, dass in seiner Stimme Erschöpfung mitschwingt. „Hast du... hast du lange so auf mich gewartet?“, fragt er mich dann und ich setze mich seufzend auf.   Zum einen bin ich einfach nur froh, dass es ihm gut geht und ihm nichts passiert ist. Zum anderen bin ich richtig stinkig, weil ich mehr als eine Stunde mit Rumgammeln verschwendet habe, in der ich auch hätte was sinnvolles tun können. Mir die neuste Folge meiner Lieblingshorrorserie reinziehen zum Beispiel – oder eben doch zu Mareikes Party gehen, denn mein Master sieht nicht so aus, als würde er sich wenigen Minuten auf mich stürzen wollen; ich bin mir sogar ziemlich sicher, wenn ich so in seine müden Augen blicke, dass er schon sehr bald schlafen gehen wird.   „Geht so“, beantworte ich ihm seine Frage. „Bin zwischenzeitlich leicht panisch durch die Wohnung gerannt, hab nach dir Ausschau gehalten und auch mehrfach versucht, dich zu erreichen.“   Christopher presst die Lippen etwas peinlich berührt zusammen. „Sorry“, wiederholt er dann, beugt sich leicht vor und platziert einen keuschen Kuss auf meiner Wange.   „...was ist jetzt mit deinem Befehl?“, will ich wissen und sein langes Seufzen signalisiert mir, dass ich wohl goldrichtig mit meiner vorigen Annahme liege.   „Ich bin viel zu fertig für Sex“, erklärt Christopher. „Sorry.“   „Hm...“, mache ich und Christopher wiederholt: „Tut mir wirklich leid... Der ganze Kanzlei-Zuwachs wächst mir gerade ein bisschen über den Kopf...“   Unmittelbar schwappt etwas, das sich schlechtes Gewissen nennt an die Oberfläche in meinem Innern: Ich bin sauer, weil ich eine bescheuerte Party verpasse, während mein Master hier fast schon während des Redens einpennt, weil ihn die Arbeit zu sehr mitnimmt. Nicht cool, Niko, sagt eine Stimme in meinem Kopf.   „Soll ich dir ein Bad einlassen?“, frage ich Christopher und das zaubert ihm ein leichtes Lächeln ins Gesicht.   „...gern... Danke.“   Ich schleppe mich ins Badezimmer und lasse das Wasser an, gebe ein wenig von dem neuen Badesalz hinzu, das Christopher letztens angeschleppt hat, checke die Temperatur und erhebe mich dann, um meinem Master Bescheid zu sagen, dass er jetzt in seine heißgeliebte Wanne steigen kann. Die Worte bleiben mir jedoch in meinem Hals stecken: Als ich das Schlafzimmer betrete, liegt Christopher immer noch im Anzug rücklings auf dem Bett, den Arm schützend über seine Augen gelegt und schläft. Er schnarcht sogar ein bisschen.   Ich überlege, ob ich ihn einfach so liegen lassen sollte, aber darüber wäre er am nächsten Morgen sicherlich nicht glücklich.   „Christopher... Chris... Chrissie...“, murmele ich seinen Namen, während ich meine Hand auf seine Schulter lege und dort leicht zudrücke. Letztendlich bleibt mir allerdings nichts anderes übrig, als ihn regelrecht wach zu rütteln, während ich ihn fast schon anbrülle. „Christopher, dein Bad ist fertig! Wach auf!“   Mein Freund ist vollkommen durcheinander, als er wild die Augen aufreißt und er sie dann vollkommen desorientiert durch den Raum wandern lässt. „Fuck“, murmelt er und streicht sich mit beiden Händen durchs Gesicht. Dann schweigt er, setzt seinen Körper aber endlich in Bewegung und schält sich aus seinem Anzug. Die einzelnen Kleiderteile landen achtlos auf dem Boden und mein Master trottet wie Gott ihn schuf durch den Flur ins Badezimmer, während ich ihm ebenfalls stillschweigend und nackig folge.   Er ächzt zufrieden, als er sich ins warme Wasser gleiten lässt und ich lasse mich auf die Badewannenkante nieder, betrachte ihn. Christopher hat die Augen wieder geschlossen und ich höre ihn gleichmäßig atmen. Ich wühle mich durch meine Gedanken.   Am liebsten würde ich mich jetzt direkt anziehen und zu Paul und Markus stoßen, denn wir haben wirklich schon lange nichts mehr zusammen unternommen. Aber Christopher kann ich in seinem Zustand auf gar keinen Fall alleine in der Badewanne lassen: Mein Freund ist ja schon innerhalb der ersten Minuten beinahe wieder eingepennt. Soll er mir bewusstlos unter Wasser gleiten und ertrinken? Ganz sicher nicht! Also sitze ich eine ganze Viertelstunde so da, beobachte ihn beim Schlafen in der Wanne, und wecke ihn, ehe das Wasser gänzlich abgekühlt ist.   Er ist schon wieder total verdattert und wirkt dadurch irgendwie total niedlich. Ich helfe ihm beim Abtrocknen und ungelogen: Christopher pennt auch dabei wieder fast ein.   „Du...“, spreche ich ihn dann an, als wir wieder ins Schlafzimmer zurück waten und er in seine Pyjamahose steigt und dabei fast das Gleichgewicht verliert.   „Hm?“   Ein Blick auf den Wecker verrät mir, dass es noch nicht einmal halb zehn ist. Die Feier ist sicherlich noch im Gange. „Paul hatte mich heute eigentlich zu einer Party eingeladen... Und da du jetzt eh schlafen gehst... Kann ich da hin?“   Mein Freund runzelt die Stirn und wirkt alles andere als begeistert. „Eine Party?“, wiederholt er skeptisch.   Ich nicke. „Ja, Mareike, die kennst du ja auch, feiert. Ich glaube, einfach nur so.“   „Mitten in der Woche?“, kommt es kalt von Christopher, der mich mit seinen müden und nun verengten Augen weiterhin fixiert.   „Ja... Weißt doch: Studenten. Wochenende beginnt am Mittwoch...“   „Nicht für dich, mein Freund“, meint er nur spöttisch und schlüpft unter die Bettdecke.   „...also nein?“   „Natürlich nicht!“, blafft er jetzt mit dem Rest seiner Energie. „Geh' und lies ein Buch, oder schau dir von mir aus noch nen Film an, aber dann bewegst du deinen Arsch gefälligst auch ins Bett. Verstanden?“   „...ja, Christopher“.   „Gut. Mach das Licht aus. Gute Nacht.“   Christopher dreht sich auf die Seite und schließt die Augen, und ich? Ich tue, was mein Master mir aufgetragen hat und lese eines der Fantasy-Bücher, das Chiyo mir ausgeliehen hat, und merke nach einer halben Stunde, dass auch ich plötzlich extrem müde werde. Eine weiter halbe Stunde später schlafe auch ich schon tief und fest neben meinem Freund.   Ich schaffe es allerdings einige Stunden später, als die Sonne langsam wieder den Himmel erklimmt und der Wecker schrill klingelt, meine Augen sofort zu öffnen und aus dem Bett zu springen. Christopher hingegen stöhnt gequält und zieht sich die Bettdecke über den Kopf. In dem Moment, in dem ich das plärrende Ding aus der Hölle mit Zeitanzeige ausstelle und es wieder still im Raum wird, muss mein Freund niesen. Erst ein Mal, dann ein zweites Mal, dann ein drittes Mal. Und dann höre ich ihn, immer noch unter der Bettdecke verweilend, erneut laut stöhnen.   Damit er nicht erstickt, hebe ich die Bettdecke ein Stückchen an. Christopher stöhnt erneut und als ich einen Blick auf ihn werfe, gefällt mir nicht, was ich sehe: Seine Haarspitzen sind klatschnass und mehrere Strähnchen kleben an seiner ebenso feuchten Stirn, seine Augen, mit denen er mich nun betrachtet, nicht gänzlich geöffnet, sind glasig und sein Gesicht blass. Instinktiv strecke ich meine Hand aus und lege sie auf seine Stirn. Sie ist nicht nur von seinen Schweißtropfen benetzt, sondern auch ziemlich warm.   „Ich befürchte, du hast Fieber“, meine ich zu ihm und bekomme ein wiederholtes lautes Stöhnen als Antwort. Dann schlägt mein Freund die Bettdecke gänzlich zurück und setzt sich auf, nur um im nächsten Moment die Augen zuzukneifen und laut „ah, verdammt“ zu zischen, das Gesicht in beiden Händen vergrabend.   „Was ist?“, frage ich und klinge genauso besorgt wie ich es in dem Moment auch bin. „Kopfschmerzen?“ Ich bekomme ein zustimmendes „mhhmmm“ als Antwort und entgegne: „Oje...“   „Ich kann jetzt nicht krank werden. Nicht jetzt...!“, murmelt mein Freund frustriert mit nasaler Stimme.   „Ähm...“, mache ich und setze mich zu ihm aufs Bett. „Ich befürchte, du bist schon krank...“   „Ach, ne, du Schlaumeier...!“, pampt er mich an, sein Gesicht immer noch in seinen Handflächen ruhend.   „Christopher...“, rede ich im beruhigenden Ton auf ihn ein. „Leg dich wieder hin, ich rufe für dich in der Kanzlei an, okay?“   „Nein...“, protestiert er langgezogen und seufzt. „Wir haben gerade so viel um die Ohren...“   „Ja, aber das müssen deine Kollegen dann halt ohne dich schaffen!“   Er stöhnt genervt auf, so als wären ihm die passenden Gegenworte ausgegangen. Im Grund genommen weiß mein Freund auch, dass ich recht habe, schließlich ist er ein vernünftiger Mann. „Scheiße...!“, flucht er und ich bin froh, dass er nicht stur ist, sondern mal ausnahmsweise meinen Instruktionen folgt und sich wieder hinlegt. „Ich hab derbe Kopf- und Halsschmerzen“, klagt er er dann mit brüchiger Stimme und ich streiche ihm die feuchten Haarsträhnchen aus der Stirn. „Rufst du Kilian an?“   „Klar.“ Unser Doktor macht in unserem Fall immer gerne einen Hausbesuch.   „Und sag meinen Kollegen bitte, dass ich mich nachher auf jeden Fall telefonisch bei Ihnen melde, okay?“   „Klar.“   Ich erledige zunächst das Gespräch mit der Kanzlei und Johanna klingt besorgt und trägt mir auf, Christopher ganz lieb zu grüßen. Kilian nimmt auch sofort ab und verspricht, gegen 16 Uhr vorbei zu kommen, was wunderbar passt, denn das ist die Zeit, in der ich von meinen Vorlesungen nach Hause komme. „Mach deinem Mann jetzt erst einmal Frühstück, mach ihm nen Tee mit Honig, gib ihm eine Ibuprofen und sag ihm, er soll erst mal ne Runde weiter schlafen. Okay?“   „Klar.“   Ich tue, wie unser Doc mir aufgetragen hat, aber Christopher hat keinen Hunger. Ich muss ihn regelrecht zwingen, wenigstens ein Mal vom Brot abzubeißen. Dann würgt er sich die Tablette rein und schließt genervt die Augen.   „Kommst du denn jetzt erst einmal selbst zurecht?“, erkundige ich mich vorsichtig bei meinem Master und er brummt etwas, das nach einer Zustimmung klingt. Aber wirklich gut geht es mir bei der Vorstellung, ihn jetzt allein zu lassen, nicht. Seufzend überlege ich, ob ich ihm vorschlagen sollte, meine Vorlesungen heute ausfallen zu lassen, aber im nächsten Moment wird mir klar, dass Christopher niemals damit einverstanden wäre. „Meld dich mal zwischendurch bei mir, wenn du wach bist, okay?“ Christopher brummt wieder etwas und ich seufze ein weiteres Mal und mache mich fertig für die Uni.   Da mein Freund mir heute keine Klamotten ausgewählt hat, tue ich das ausnahmsweise allein und es fühlt sich fast schon komisch an, wieder in eine normale Boxershorts zu schlüpfen und nicht in eines dieser kleinen bunten Höschen. Mit einem mulmigen Gefühl verlasse ich Christophers, nein, unsere Wohnung und mache mich auf den Weg zur Uni und muss sagen: Ich habe mich schon fast an den Tresor an meinem Schwanz gewöhnt.   Paul wirkt niedergeschlagen, oder auch einfach nur verkatert, wie er da wie ein Tröpfchen Elend, ähnlich wie Christopher, mit halb geschlossenen Augen im Stuhl hängt und versucht geradeaus zu gucken. „Wie war es gestern?“, frage ich deshalb lieber leise Markus, der sich auf den Platz neben mich plumpsen lässt.   „Alter, frag lieber nicht...“   Die Kurzversion: Der Neue von Mareike ist ein heißer Feger. Paul hat sich so volllaufen lassen, dass er Mareike auf die Füße gekotzt hat und der heiße Feger namens Sven ihn rausgeworfen hat.   „Autsch“, kommentiere ich und bin plötzlich irgendwie richtig froh, dass ich nicht dabei sein musste. Andererseits wäre das sicherlich auch irgendwie amüsant gewesen...   Ich versuche mich auf die Seminare zu konzentrieren, aber meine Gedanken wandern stets zu meinem kranken Anwalt zurück. Christopher ist zwar nicht das erste Mal krank seitdem wir zusammen sind, aber es ist das erste Mal, dass ich das so, wie soll ich das formulieren... hautnah mitbekomme. Als wir noch nicht zusammengewohnt haben, hat er mir per Textnachricht oder Anruf mitgeteilt, dass er krank sei und wir uns ein paar Tage nicht sehen würden. Meine Vorschläge, sich um ihn zu kümmern, hatte er stets zuckersüß verneint und gemeint, er wolle nicht, dass ich mich anstecke. Ich habe ihn persönlich höchstens mal mit einem Restschnupfen getroffen; aber ich war noch nie anwesend, wenn er wirklich krank war, hatte noch keine Chance, ihn zu betüdeln, ihm zu helfen. Und dass das jetzt anders ist, freut mich sogar ein wenig – auch wenn ich es natürlich nicht toll finde, dass mein Freund krank ist und das ausgerechnet auch noch in so einer wichtigen Phase auf der Arbeit.   Es ist schon 13 Uhr, aber Christopher hat immer noch kein Lebenszeichen von sich gegeben; und das regt mich auf, vor allem nach dem gestrigen Verspätungsvorfall. Auch, als ich die Uni verlasse, habe ich keine Nachricht von meinem Freund bekommen und beruhige mich, in dem ich mir vor Augen führe, dass Christopher wahrscheinlich den ganzen Tag über gepennt hat.   „Christopher?“, rufe ich, als ich die Wohnung gegen viertel vor vier am Nachmittag betrete und aus meinen Schuhen schlüpfe.   „...Wohnzimmer...“, krächzt mein Freund und ich folge dieser unschönen Stimme.   Christopher liegt unter seiner dicken Bettdecke auf dem Sofa, sein Tablet in der Hand und sieht einfach fürchterlich aus. „Ich wollte mich gerade bei dir melden...“, meint er heiser.   „Ist schon okay, habe mir schon gedacht, dass du die ganze Zeit über schläfst. Wie geht es dir?“   Christopher stöhnt gequält. „Scheiße.“   „Kilian sollte gleich da sein. Kann ich dir irgendetwas bringen? Hast du schon was gegessen?“   „Kannst du... mir nen Tee machen?“   „Klar. Mit Honig?“ Er nickt. „Soll ich dir was zu essen machen?“   „...bestell uns später einfach ne Pizza.“   „Sollte... ich nicht lieber Hühnerbrühe kochen, oder so?“   Christopher lacht auf, und muss dann sofort niesen und sich die Nase putzen. „Damit ich mich daran vergifte?“, scherzt er, als er sich wieder gefangen hat. „Du kannst später fertige beim Feinkostladen um die Ecke holen, aber bitte koch mir nichts.“ Ich muss ein wenig schief grinsen, fühle mich in diesem Moment aber auch einfach nutzlos. Ich wünschte, ich könnte kochen und ihm das zaubern, was er jetzt braucht.   Das Klingeln der Türglocke reißt mich aus meinen Gedanken: Kilian ist angekommen und ich lasse unseren Arzt des Vertrauens herein. Er trägt eine etwas klobige und alt aussehende Ledertasche mit sich, in der er offenbar all seine Utensilien wie das Stethoskop und was weiß ich alles aufbewahrt und mit sich herumschleppt.   „Na“, grüßt er mich grinsend. „Was macht der Patient?“   „Auf dem Sofa vegetieren...“ Kilian lacht und zieht seine Schuhe aus.   „Dann wollen wir mal.“   Ich verziehe mich in die Küche, um wie von Christopher verlangt Tee aufzusetzen. Ich höre nicht viel von der Konversation beziehungsweise Untersuchung im Wohnzimmer und gehe auch erst dorthin, als Kilian nach mir ruft.   „Herr Lang hat einen grippalen Infekt“, erklärt er mir und mein Freund seufzt theatralisch. „Ich habe ihn jetzt zu langer Bettruhe verdonnert und würde dich bitten, diese auch zu überwachen, sonst verschleppt unser Anwalt das. Er muss viel trinken und seine Stimme schonen. Wenn ihr Halstabletten habt, wunderbar, ansonsten reicht auch lauwarmes Wasser oder Tee mit Honig. Aspirin oder Ibuprofen gegen die Kopfschmerzen. Viel Vitamin C , Inhalationen und Nasenduschen helfen auch. Alles klar?“   „...okay!“, entgegne ich und wiederhole alles in in meinem Kopf noch einmal.   „Wir haben kein Nasenspray mehr“, krächzt Christopher und sieht mich wehleidig an.   „Ich laufe gleich los und hole welches“, entgegne ich, „und Obst kauf ich auch. Noch was?“   „...ich will was Süßes.“   „Ist Niko nicht süß genug?“, zieht Kilian meinen Freund auf, seine Tasche zusammenpackend, und Christopher stöhnt genervt und rollt mit den Augen.   „Was Süßes. Kein Problem“, meine ich nur und verlasse zusammen mit Kilian wenige Minuten später die Wohnung.   Der Arzt schmunzelt, als sich die Aufzugtüren schließen und ich schaue ihn fragend an. „Christopher ist immer unheimlich anstrengend, wenn er krank ist...“, erklärt er dann und ich muss ein wenig grinsen und frage mich, was für Episoden ich als Schwester Niko wohl erleben werde... „Halt mich doch auf dem Laufenden, wie es deinem Mann ergeht, ja? Und wenn er wieder gesund ist: Meldet euch. Ich würde euch gerne mal zum Essen einladen, meine neue Küche ist diese Woche gekommen und ich finde, die muss eingeweiht werden.“   „Das klingt super, Kilian“, pflichte ich ihm bei.   „Hey, soll ich dich eben schnell zum Supermarkt fahren?“, schlägt er dann vor.   „...wenn dir das keine großen Umstände macht! Musst du nicht noch irgendeinen Patienten besuchen, oder so?“   „Ja, aber der kann warten, das ist nicht so schlimm.“   Letztendlich geht Kilian sogar zusammen mit mir shoppen und fährt mich samt Einkäufen auch wieder zur Wohnung zurück; ich bin ihm unheimlich dankbar. Ohne diese Offerte hätte ich wahrscheinlich drei Mal zum Markt laufen müssen, um das alles einzukaufen und heile nach Hause zu bringen.   Christopher schläft, als ich nach Hause komme; und das ist auch irgendwie gut so. Denn: Obwohl er mir aufgetragen hat, nichts für ihn zu kochen, möchte ich es dennoch probieren und habe mir dafür extra von Kilian erklären lassen, wie ich Hühnersuppe zubereite. Ehrlicherweise klingt das nicht gerade kompliziert; allerdings, so rufe ich mir etwas niedergeschlagen in Erinnerung, habe ich es auch schon geschafft, Kartoffelgratin in den Sand zu setzen... Ich atme durch und beginne mein Werk in der Küche.   Ich telefoniere zwischenzeitlich noch einmal mit dem Arzt, um sicher zu gehen, dass ich mir die einzelnen Schritte in der richtigen Reihenfolge gemerkt habe und er schickt mir auch noch zusätzlich einen Link zu dem klassischen Rezept, damit ich immer nochmal nachsehen kann, aber ganz ehrlich: Im Grunde genommen muss ich einfach nur alles kochen. Ich bin auch vorsichtig mit dem Salz, und nachdem ich das Fleisch vom Suppenhuhn zerkleinert und in die Brühe gegeben habe und dann koste – bin ich überrascht. Denn: Es schmeckt wirklich gut!   Fast zeitgleich erreicht mich ein gequältes „...Niko...!“ aus dem Wohnzimmer und ich folge diesem Laut. Christopher ist wach, oder zumindest in einem ähnlichen Zustand. Das blonde, nasse und zum Teil fettige Haar steht in alle Richtungen ab, als hätte er in eine Steckdose gefasst und ich muss mich dazu zwingen, nicht einfach loszulachen.   Ja. Mein Master sieht nicht in jeder Sekunde seines Daseins top aus. Ich habe ihn bereits tausendfach direkt nach dem Aufstehen betrachten können, Schlaf in den Augen, Abdrücke vom Kissen im Gesicht, aber jetzt erst durch unser Zusammenleben ermöglichen sich Blicke auf, sagen wir mal, extremere Zustände. Jetzt kann Herr Lang sind nicht extravagant aufstylen zu unseren Treffen, denn sie sind ja nicht terminiert; wir wohnen zusammen und begegnen uns quasi andauernd. Jetzt zeigt er mir sein wahres Gesicht, so wie ich ihm meines zeige; und das ist wunderschön, selbst in den hässlichen Momenten. Wäre Christopher mir so, wie er da nun auf unserem Sofa sitzt, an jenem Tag in Park begegnet, klar: ich wäre panisch weggerannt. Aber: In einer Beziehung geht es nicht nur um das Äußere, sondern vor allem um das, was in unserem Innern schlummert. Also grinse ich schief und Christopher mault: „Ich hab Hunger... Pizza?“   „Ich habe etwas viel besseres für dich“, verkünde ich immer noch grinsend. „Zieh mal an den Esstisch um, dann serviere ich es dir.“   „...O Gott, du hast aber nicht gekocht, oder? Bitte sag mir, dass du nicht gekocht hast!“, kommt es genervt-verzweifelt von ihm und ich bin in der ersten Sekunde wirklich angefressen von seinen Worten, spreche mir aber selbst beruhigend zu, dass Christopher nach all meinen misslungenen Kochversuchen das gute Recht hat, Angst vor meinen Kreationen zu bekommen, und rufe mir außerdem Kilians Worte zurück ins Gedächtnis: Christopher ist anstrengend, wenn er krank ist...   „Ich bringe es dir einfach und du probierst, und ich verspreche dir: Du wirst nicht davon sterben...“ Christopher seufzt etwas pathetisch und laut auf und ich schlucke einen weiteren kleinen Funken Wut herunter, fülle eine Schüssel für meinen Master, balanciere sie zum Esstisch und tische ihm dazu auch noch frisches, knackiges Baguette auf.   Mein Freund blinzelt einige Male und starrt zunächst stillschweigend und ohne sich auch nur einen Millimeter zu rühren auf seine Suppenschüssel. Dann starrt er mich ungläubig an. „Das hast du gekocht?“ Ich nicke, und Christopher seufzt, murmelt etwas, das sich so anhört wie „na gut“ unter seiner Nase und probiert endlich meine Suppe. Sein Blick spricht für sich: Er ist erstaunt. Überrascht sieht er mich an, probiert einen weiteren Löffel und verkündet mir im nächsten Augenblick erstaunt: „Das ist wirklich gut!“   ...dann löffelt er die Suppe im Eiltempo aus, kleckert die Tischdecke voll und schlürft ab und zu wie ein Chinese und ich frage mich: Wer ist dieser Mann da eigentlich? Ein verwilderter Doppelgänger meines Masters?   „Krieg ich noch mehr?“, fragt er mich dann, unschön die Nase hochziehend und mir die leere Suppenschüssel hinhaltend.   „Klar...“ Ich hole ihm, was er verlangt und bringe ihm auch eine neue Box Taschentücher mit.   Als er fertig ist schließt er die Augen und atmet durch. „Das war echt gut...“, wiederholt er und ich muss gestehen: Ich bin mächtig stolz. Christopher öffnet seine Augen wieder und er sieht mich an. „Denk jetzt aber nicht, dass du deine Belohnung dafür einkassieren kannst. Du machst echt Fortschritte und ich bin stolz auf dich, aber wie gesagt: Deinen Preis bekommst du erst, wenn du mir was aufwendigeres gekocht hast, verstanden?“   „Ja, Christopher“, antworte ich gehorsam und bin irgendwie froh, dass wenigstens noch ein bisschen Master aus diesem kranken Haufen Elend spricht. Im selben Moment muss Christopher fürchterlich niesen und sich die Nase putzen.   Ich lasse ihm ein Erkältungsbad ein und fühle mich ein wenig, als wäre ich Krankenpfleger, als ich ihm beim Ausziehen helfe und ihn in die Wanne manövriere. Ich wasche seine Haare und er schläft schon wieder im Wasser ein. Er bewegt sich wie eine Schnecke und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis er es endlich wieder ins Schlafzimmer geschafft hat. Wir einigen uns darauf, dass ich die kommenden Nächte in meinem Zimmer schlafen werden, weil Christopher unter anderem nicht will, dass ich mich anstecke; ich möchte das auch nicht.   Die kommenden Tage bis zum Wochenende beweist mein Freund mir weiter, dass Kilian mit seinem Kommentar wirklich recht hatte: Er mault wegen Kleinigkeiten herum, frisst sich aus Frust so sehr mit Süßigkeiten voll, dass ihm schlecht wird, und auch darüber mault er. Ihm schmeckt der Käse nicht, den ich gekauft habe, und er nutzt jede Gelegenheit, die sich ihm bietet, um mir mitzuteilen, wie schlecht es ihm eigentlich geht und wie ungelegen ihm diese Krankheit kommt und moniert, dass ich netter zu ihm sein könnte, obschon ich das wirklich, wirklich bin und so viele Kommentare einfach herunterschlucke.   Eine Szene im Bad regt mich aber doch auf.   Ich betrete es, um die Handtücher auszutauschen und erblicke Christopher am Waschbecken stehend. Er stützt sich mit einer Hand daran ab, mit der der anderen hält er die Nasendusche an sein rechtes Nasenloch und ich kann sehen, wie Wasser aus seinem linken Nasenloch läuft. Nasenduschen sind irgendwie fies, aber sie helfen, denke ich mir, als ich an meinem Freund vorbeigehe – der daraufhin beinahe ausrastet.   „Niko, raus!“, pampt er mich an. So, als hätte ich das Bad betreten, und er gerade auf dem Klo sitzen würde, oder was ich weiß tun würde. Wirklich: Was soll das?   Ich bin so entgeistert, dass ich perplex stehen bleibe und ihn ungläubig anstarre, was Christopher noch weiter aufregt. „Mann, raus habe ich gesagt! Ich will nicht, dass du mich so siehst!“, schreit er jetzt und ich lasse den Wäschekorb mit den frischen Handtücher demonstrativ laut auf den Boden fallen und stampfe hinaus. Ich erwarte ihn auf dem Flur und kann in diesem Moment wirklich mal keine Rücksicht darauf nehmen, dass mein Master krank ist. Als er aus dem Bad kommt, pfeffere ich ihm direkt ins Gesicht: „Code Red!“   Christopher bleibt genervt stehen und bestätigt die Auszeit mit einem verärgerten „Ja...!“   „Ich weiß, du bist krank, dir geht’s scheiße und bla, bla...!“, fange ich an, „aber dir ist schon klar, dass du mir seitdem wir zusammen sind, regelmäßig eine Darmspülung verpasst, oder? Und ich darf nicht hinsehen, wenn du eine verfickte Nasendusche machst? Wie dämlich ist das denn bitte?“   Christopher öffnet den Mund, will etwas sagen, doch die Worte scheinen in seiner Kehle stecken zu bleiben. Er presst die Lippen wieder aufeinander und lässt den Blick kurz über die Wände wandern, seufzt letztendlich.   „Ich...“, fängt er dann an. „Ich finde es gerade eh schon extrem unangenehm, dass du mich so... verdreckt und verschnieft und, naja, einfach eklig erlebst. Kranksein ist eklig und ich will nicht, dass du mich eklig findest. Ich... Ich bin dein Master, wie sollst du mich denn so noch ernst nehmen? Mit diesen hässlichen Bildern im Kopf...?“, stottert er dann und kann mich dabei nicht einmal ansehen.   Irgendwie... ist das niedlich.   „Dir ist aber schon klar, dass das nun mal so ist, wenn man zusammenwohnt? Dass man den anderen in all möglichen Situationen und Zuständen erlebt?“, entgegne ich ruhig. „Und ganz ehrlich: Ja, krank sein ist scheiße und man sieht dabei scheiße aus, aber ich würde dich niemals eklig finden. Okay? Du bist auch in deinem jetzigen Zustand mein Herr und ich habe den vollsten Respekt vor dir und keine komischen Hintergedanken. Ehrlich gesagt, hab ich das bis jetzt eigentlich als Privileg empfunden, dich so... ungeschminkt zu erleben, ohne eine Maske. Wir sind zusammen, du bist mein Partner – du brauchst dich nicht vor mir zu schämen. Das sagst du mir doch auch immer, oder nicht?“   „...ja...“, nuschelt mein Freund und stiert den Boden an, auf dem er irgendetwas mit seinem großen Zeh nachzuzeichnen scheint. Dann seufzt er und schaut mir endlich wieder in die Augen. „Du hast ja recht, Niko, und es tut mir leid. Wenn ich krank bin, bin ich echt...“   „...anstrengend?“, vollende ich frech seinen Satz, und Christopher grinst vage und nickt.   „Ja. Ich bin scheiße anstrengend, impulsiv und eklig.“   „Du bist nicht eklig, mein Gott! Naja... vielleicht ein bisschen. Aber das ist jeder, wenn er krank ist. Bitte mach dir keine Gedanken, okay? Schwester Niko ist hartgesotten.“   Mein Freund lächelt vage. „Danke“, haucht er dann und Schwester Niko schickt ihn ins Bett, nachdem wir den Code Green bestätigt haben.   Auch wenn die Wogen wieder geglättet sind, bin ich fast schon erleichtert, als Christopher mir vorschlägt, mich am Wochenende doch lieber mit meinen Freunden zu treffen, als mit ihm in der von Bazillen verseuchten Bude zu hocken. Versteht mich nicht falsch: Mich um Christopher zu kümmern erfüllt mich mit Freude. Aber es geht mir auch irgendwie echt an die Nieren und ich brauche eine Pause. Hinzu kommt, dass mein eingesperrter Schwanz mich weiterhin ganz schön frustriert. Die vergangenen Nächte habe ich fast nur mit meiner Geilheit gekämpft und bin bei diversen Fantasien beinahe durchgedreht, als mein Fleisch gegen die Wände seines kleinen Gefängnisses gedrückt wurde und mich dazu zwang, von den Fantasien schleunigst wieder abzulassen.   Scheiße, Christopher muss gesund werden und sich dann mal endlich um meine fast explodierenden Eier kümmern...! Ich brauche dringend Ablenkung. Paul und Markus sind meine Rettung. Ich schaue Freitag nach der Uni noch kurz nach Christopher, der sich irgendwelche dämlichen Dokumentationen über Hitler reinzieht und dabei entweder döst oder sich die Nase putzt, ehe ich mich mit meinen Kommilitonen treffe.   „Wo gehst du denn eigentlich hin?“, erkundigt er sich, als ich schon fast in voller Montur vor ihm stehe, um mich zu verabschieden und vielleicht noch eine Kleinigkeit vorher für ihn zu erledigen. Er klingt immer noch total nasal.   „Ich geh mit Paul und Markus in den neuen Irish Pub in der Nähe des Hauptbahnhofes“, erkläre ich ihm.   „Aha. Okay. Ich ruf dich später an. Trink nicht so viel.“   „Okay. Bis dann.“   Die Luft ist wundervoll frisch und es ist auch nicht wirklich kalt. Der Frühling gefällt mir. Meine Kommilitonen sitzen bereits an ihrem ersten Bier, als ich den Laden betrete und erkenne, dass sich noch eine dritte Person zu ihnen gesellt hat. Erst bei der Begrüßung am Tisch erkenne ich, um wen es sich dabei handelt: Es ist ein weiterer Kommilitone von uns, der stille Ron, wie ihn alle nennen, ein Außenseiter, der also wundervoll bei uns aufgehoben ist und ich frage mich, warum wir nicht schon viel eher was mit ihm unternommen haben. Der stille Ron ist nämlich gar nicht so still, sondern hat verdammt viele dämlich Witze drauf und – das ist mein Highlight – er steht total auf asiatische Horrorfilme. Unsere Unterhaltung macht richtig Spaß und ich erzähle ihm von Chiyo und witzele herum, dass ich die beiden verkuppeln sollte; was im Nachhinein vielleicht gar keine so blöde Idee ist, denke ich mir.   Wir sprechen gerade über einen koreanischen Regisseur, als Paul plötzlich laut und gar panisch aufschreit: „Scheiße!“ Wir folgen seinem gen Eingang gerichteten Blick und meine Augen legen sich beinahe unmittelbar auf Mareike, die sich mit aufgeknöpfter Jacke im Pub umsieht, und dabei natürlich ausgerechnet meinen Blick auffängt. Sie lächelt erfreut, hebt die Hand, winkt und weist ihre zwei Begleiter an, sich in unsere Richtung zu bewegen. Ich kenne beide nicht, weiß aber nur, dass einer von ihnen ganz sicherlich der Neue, Sven, sein muss; da beide den Begriff heißer Feger verdient haben, kann ich nur nicht direkt sagen, welcher von den beiden Pauls neuer Erzfeind ist.   „Ne... Die kommen jetzt echt nicht hier her, oder? Ne! Bah!“, echauffiert sich Paul und man kann ihm ansehen, dass ihm die gesamte Situation echt unangenehm ist.   „Hi, Jungs!“, grüßt Mareike uns viel zu aufgedreht und stellt den Mann zu ihrer linken, die hochgewachsene, muskelbepackte Sportskanone mit aschblondem Haar und glattem, männlichen Gesicht, als Sven vor. Der Mann zu ihrer rechten ist der Mitbewohner ihres neuen Freundes, heißt Max, hat dunkelbraunes Haar, das auch schwarz sein könnte – so richtig kann ich das im gedimmten Publicht einfach nicht erkennen – ist fast so groß und muskelbepackt wie sein Freund, hat ein kantiges Gesicht und grinst keck, als ich ihn ansehe und hallo sage. „Dürfen wir uns zu euch setzen?“, fragt Mareike uns. „Alle anderen Plätze sind belegt“, fügt sie entschuldigend hinzu.   „Klar, kein Problem“, antwortet Markus, denn der Rest von uns ist immer noch damit beschäftigt, die Neuankömmlinge anzustarren.   Ich rutsche auf die Bank, direkt neben Markus und Max übernimmt meinen Stuhl.   „Kotz mir aber dieses Mal nicht auf meine Schuhe, die sind neu, okay?“, meint Mareike zu Paul und lacht. Alle lachen. Nur Paul nicht. Die Atmosphäre am Tisch ist plötzlich seltsam und mein Horrorfilm-Gesprächspartner sitzt nun viel zu weit weg, als dass wir unsere Konversation jetzt fortführen könnten. „Niko ist übrigens auch schwul“, höre ich Mareike plötzlich laut sagen und erkenne, dass sie das meinem neuen Sitznachbarn erklärt hat, der mit einem fröhlichen „ah“ antwortet.   Na klar. Die Schwulen werden immer zusammengesetzt. Als würde allein unsere Sexualität ausreichen, damit wir uns gut verstehen, denke ich, lächele nach außen aber. Vielleicht ist dieser Max ja auch ganz nett. Er beginnt jedenfalls sogleich ein Gespräch mit mir, erzählt mir, während ich an dem frisch gezapften Bier nippe, dass er noch relativ neu in der Stadt ist, ursprünglich aus München kommt und hier wegen eines Jobs hergekommen ist: Er ist im Marketing tätig. „Wie ist denn so die schwule Szene hier? Wo kann man gut weggehen?“, fragt er mich und ich... habe eigentlich gar keine Ahnung.   Christopher und ich gehen ja nicht in die typischen Szenekneipen. Wenn wir weggehen, hat das entweder etwas mit BDSM zu tun, oder aber wir treffen uns mit unseren Freunden und Bekannten in irgendwelchen Restaurants oder Kneipen, die nicht eindeutig oder sogar gar nicht der Schwulen- oder Lesbenszene zugerechnet werden können. Dass ich mal auf der Gay-Party war, das liegt Jahre zurück; das war bevor ich Christopher getroffen hatte und ab und an mal auf der Suche nach nem One-Night-Stand war. Aber wie erzähle ich Max das?   „Ähm“, mache ich und sortiere all diese Gedanken in meinem Innern. „Ich... Ich weiß das nicht so genau, mein Freund und ich sind nicht so die Clubgänger, weißt du? Uns ist das eigentlich egal, wo wir unser Bier trinken und wir stehen eher auf Hauspartys.“ Klingt plausibel, oder?   „Ach so, schade“, meint Max etwas niedergeschlagen.   „Du könntest mal das Roxys versuchen, da war ich allerdings das letzte Mal vor mehr als zwei Jahren, also keine Ahnung, ob es da nur gut ist...“   „Ich bin für jeden Tipp dankbar“, entgegnet Max und lächelt charmant.   Dann erzählt er mir, dass er jahrelang im Schwimmverein war, jetzt aber absoluter Kickboxing-Fan ist und dass er hofft, hier ein gutes „Gym“ zu finden, denn das Fitnessstudio, in dem er gerade einen Probemonat absolviert bringt es nicht, meint er, und ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil ich mein Studio seit Monaten nicht mehr besucht habe...   „Machst du auch Sport?“, fragt er und nimmt einen Schluck seines Whiskys.   „Ja“, sage ich und frage mich, was diese Lüge eigentlich soll.   „Cool, was denn so?“   „Ach, nicht viel. Ab und zu ein bisschen Hanteltraining und Ausdauer“. Fesselspielchen, nackt die Wohnung meines Masters putzen, morgendliche Blow-Jobs, stundenlanges Ausharren in einer Position, Strappado...   Max labert übers Joggen. Ich hasse Joggen. Ich bin froh, dass der Anruf meines Masters diese einseitige Unterhaltung unterbricht. „Sorry, ich muss da ran“, entschuldige ich mich und schnappe mir meine Jacke. In dem Pub ist es mittlerweile so laut, dass ich gar keine Chance hätte, auch nur ein Wort meines Freundes am Mobiltelefon zu verstehen, weswegen ich es vorziehe, kurz vor die Tür zu gehen. „Hey“, grüße ich ihn, als ich den Bürgersteig erreicht habe.   „Na, wie läuft's?“, fragte Christopher mich mit brüchiger Stimme.   „Okay. Bier schmeckt, ist nur ein bisschen laut drinnen.“   „Wollt ihr noch irgendwo weiter?“   „Ich habe keinen blassen Schimmer“, entgegne ich.   „Hm.“   „Wie geht es dir denn?“, hake ich dann nach und bekomme, ohne überrascht zu sein, ein dramatischen Stöhnen zur Antwort.   „Total beschissen“, meint Christopher. „Ich glaube, ich gehe jetzt einfach schlafen.“   „Okay, mach das. Schlaf ist die beste Medizin“, entgegne ich und frage ihn dann: „Wann soll ich denn eigentlich zuhause sein?“   „Hm“, mein Freund überlegt kurz. „2 Uhr“, sagt er dann.   „Okay, gute Nacht.“   „Nacht.“   Ich beende das Gespräch und stecke das Hand in meine Hosentasche. Im jenen Moment erklingt ein höhnendes kurzes Lachen neben mir: Max steht dort, lässig an der Wand gelehnt, zündet sich eine Zigarette an, bläst den weißlichen Rauch in meine Richtung.   „Wann soll ich denn eigentlich zuhause sein?“, äfft er meine Stimme verspottend nach. „Ist das dein ernst?“   Macker, du hast keine Ahnung, denke ich mir, sage aber: „Krieg ich ne Kippe ab?“ Max hält mir daraufhin die Schachtel vor die Nase und zündet mir die erschnorrte Zigarette auch an.   Ich weiß auch nicht, aber manchmal, selten, überkommt mich so ein Verlangen beim Saufen, eine zu Rauchen. So ein Moment ist genau heute.   Stillschweigend an unseren Kippen ziehend betrachten wir die Autos, die in der Nacht an uns vorbeiziehen. Bis Max laut seufzt. „Okay“, sagt er und baut sich vor mir auf. „Pass auf, ich bin ein direkter Typ. Also: Was hältst du davon, wenn wir uns von hier verpissen, irgendwo nen Cocktail trinken gehen und vögeln?“   Ich kippe beinahe um, als er die Worte sagt, und mein Hirn registriert, dass Max sie tatsächlich auch noch ernst meint. „...was?“, stammele ich währenddessen noch.   „Ach, komm. Du findest mich heiß, ich finde dich heiß. Warum also nicht?“   „Weil ich einen Freund habe?“, schleudere ich ihm entgegen und lache ungläubig. Und so heißt ist er auch nicht. Mit Christopher verglichen ist er eine... null.   Max macht allerdings einen weiteren Schritt auf mich zu, ein selbstsicheres Grinsen auf seinem Gesicht. „Und ist der hier? Nein. Muss er davon erfahren? Nein. Also was ist das Problem?“   Wut strömt durch jede Faser meines Körpers und mir wird bewusst, was ich eigentlich so abstoßend an diesem heißen Feger finde: Seinen Charakter. Er ist ein aufgeblasener, egozentrischer, selbstverliebter Flachwichser, der meint, er könnte alles haben, einfach nur, weil er gut aussieht und viel Sport macht.   „Du bist das Problem“, antworte ich deshalb und grinse nun ebenfalls. Kalt und auch ein bisschen süffisant; ich habe das bei Christopher so oft beobachtet, ich habe das mittlerweile auch drauf.   „Ich?“, hakt Max amüsiert nach.   „Ja, du. Ich glaube, selbst wenn ich Single wäre und auf dich stehen würde, könntest du es mir nicht ansatzweise besorgen. Ich glaube sogar, ich würde dabei einschlafen.“   „Aha, und was lässt dich das glauben?“, fragt er und ich beuge mich zu ihm vor, was er als ein Signal der Annäherung zu verstehen scheint; jedenfalls gewinnt sein Grinsen an Intensität und so eine gewisse Selbstzufriedenheit steigt in seine Gesichtszüge.   „Weil ich auf knallharten BDSM stehe“, erkläre ich ihm raunend. „Schläge bis das Blut fließt... Und du... Du wirkst nicht wie jemand, der mich dominieren könnte. Du wirkst schwach. Das ist abtörnend.“   Ich wünschte, ich konnte das Gesicht von Max adäquat beschreiben. Seine Augen weit aufgerissen, das Grinsen wie weggefegt, der Teint plötzlich irgendwie bleich; vielleicht ist es auch das Licht der Straßenlaterne, ist mir auch egal. Dem Mistkerl hat es jedenfalls die Sprache verschlagen. Ich schnippe die halb aufgerauchte Kippe zu Boden, mache auf dem Absatz kehrt und stoße die Tür ins Pub-Innere auf und lasse Max draußen stehen.   Mein Herz pocht wie bekloppt und erst, als ich an der Theke entlang zurück zu unserem Platz marschiere, wallt Panik in meiner Brust auf: Was habe ich da eben bitte getan?   Alles gefriert in mir. Ich kann doch nicht einfach einem wildfremden Menschen, noch dazu so einem selbstverliebten Idioten, der irgendwie mit meinem Bekanntenkreis verwoben ist, erzählen, dass ich auf BDSM stehe...! Bin ich jetzt völlig übergeschnappt? Warum habe ich ausgerechnet das gesagt? Hätte ich nicht einfach „Fick dich!“ in sein Gesicht spucken können? Warum zur Hölle habe ich das nicht getan? Mir wird schlecht.   „Ich hab dir noch ein weiteres Bier bestellt“, erklärt Markus mir und deutet auf das volle Glas, das na meinem Platz steht. Ich schnappe es und leere es direkt bis zur Hälfte leer. „Wow... Was ist denn mit dir passiert?“, murmelt Markus und starrt mich misstrauisch an.   Ich beuge mich weiter vor zu ihm, sodass niemand meine nächsten Worte mitbekommen kann. „Max hat mir gerade vorgeschlagen, dass wir abziehen und ficken...“   „...was?!“, zischt Markus. „Dein ernst?!“ Ich nicke und mein Kommilitone fängt an zu lachen und schüttelt dabei den Kopf.   Ich bin heidenfroh, als Ron sich plötzlich auf den leeren Stuhl neben mir schiebt und Max wenige Minuten später so gezwungen ist, am anderen Ende des Tisches Platz zu nehmen. Ich ignoriere ihn und unterhalte mich weiter über Horrorfilme. In meinem Innern herrscht allerdings immer noch Chaos und ich versuche, mich zu beruhigen.   Falls Max es weitererzählen sollte, werde ich es negieren. Oder noch besser: Ich werde behaupten, dass ich das einfach nur gesagt habe, dass er verdattert den Mund hält und Abstand von mir nimmt. Und je mehr ich mir diese Ausrede vor Augen halte, desto plausibler erscheint sie mir auch. Dennoch bin ich froh, als sich Mareike und ihre beiden Begleiter kurz danach erheben und verkünden, sie würden die Fliege machen, weil sie noch irgendwo Tanzen gehen wollen. Ich würdige Max keines Blickes, als er sich von uns verabschiedet und Markus ist so nett, dass er von dem Vorfall zwischen mir und dem idioten nichts erzählt, als wir endlich wieder in unserer kleinen Vierer-Runde unser Bierchen trinken.   Paul kotzt sich über Sven aus und Markus macht ihn darauf aufmerksam, dass er das letzte Mal vielleicht einfach nicht hätte Schluss mit Mareike machen sollen. Paul seufzt – und besäuft sich auch heute so richtig. Wir schieben ihn zu dritt ins Taxi und Markus steigt mit ein, um ihn sicher zuhause abzuliefern. Ron und ich reden noch eine Weile, tauschen Nummern aus und verabschieden uns dann auch irgendwann.   Ich komme eine ganze halbe Stunde vor meiner von Christopher bestimmten Deadline zuhause an und bin ein wenig erstaunt, dass ich den Fernseher laufen höre. Vielleicht hat Christopher ja vergessen ihn auszumachen? Ich liege falsch. Mein Freund ist wach, trinkt gerade noch einen Tee und begrüßt mich mit einem schwachen Lächeln.   „Warum schläft du nicht?“, frage ich ihn.   „Keine Ahnung...“   „Was machen die Kopfschmerzen?“   „Immer noch da“, entgegnet er und seufzt.   Ich lasse mich auf den Sessel nieder und betrachte ihn aus dieser kurzen Distanz. Die Ringe unter seinen Augen stechen immer noch deutlich hervor und sein zwar frisch gewaschenes Haar steht wieder in verschiedene Richtungen ab; seine Haut ist an manchen Stellen gerötet und an anderen kreidebleich.   „Wie war's?“, will er wissen und dieses Mal seufze ich.   „Seltsam.“   „Soll heißen?“   Ich erzähle ihm von Ron, wie Mareike dazu kam und das ganze Paul total unangenehm war und wie scheiße einer der Begleiter eigentlich ist.   „Inwiefern scheiße?“, erkundigt sich Christopher und nimmt einen weiteren Schluck Tee. „War er nicht nett zu dir?“   „Ich weiß nicht, ob man das so beschreiben könnte...“, meine ich und grinse kalt. „Er ist ein selbstverliebtes Arschloch, das sich für unwiderstehlich hält und er hat mich direkt nach unserem Telefonat ungeniert gefragt, ob wir nicht abziehen wollen, um zu vögeln.“ Christopher verschluckt sich an seinem Tee, und als er sich wieder fängt, hat sich ein Schatten über sein Gesicht gelegt und seine Augen sind zu engen Schlitzen geformt.   „Wie bitte?“, hakt er eisig nach.   „Ja, so ein Spinner. Vor allem: Der wusste, dass ich einen Freund habe und was meint er zu mir? So etwas von wegen: Der ist ja nicht hier, der muss es nicht erfahren, bla, bla, bla. Was für ein Penner!“   „Ja...“, sagt Christopher knapp und bitter und ich muss sagen, dass mir seine Reaktionen gefallen. Christopher kann eben auch eifersüchtig sein...   „Was hast du ihm denn gesagt?“, fragt er. Da vergeht mir das Grinsen allerdings wieder.   „Ich war ein bisschen baff... Und, ähm...“ Ich wiederhole meine geäußerten Worte und Christopher blinzelt, und fängt dann an zu lachen und verfällt währenddessen in einen abscheulichen Hustenanfall. Seine Stimme klingt danach fürchterlich, als er sagt: „Naja... du bist eben ehrlich.“   Ich bin ein wenig überrascht, dass er nicht wütend auf mich ist, dass ich so unverhohlen offenbart habe, BDSMler zu sein. „Ach, Niko...“, meint er darauf ruhig. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Kommentare, und dazu auch noch in solch einer Situation geäußert, von den Normalos wirklich als nicht erst gemeint wahrgenommen werden. Mach dir da keinen Kopf. Ich glaube nicht einmal, dass dieser Esel von dieser Abfuhr berichten wird. Und wenn doch: Dein Wort gegen seines. Und wem glauben deine Freunde wohl eher? Richtig. Dir.“   „Du hast wahrscheinlich recht...“, sage ich und lächel.   Wir schweigen kurz und starren beide den Fernseher an.   „Ähm“, mache ich dann, weil sich auf dem Heimweg ein Gedanke in mein Hirn eingenistet hat, den ich nicht mehr loswerde.   „Was?“   „Ich weiß, dass das jetzt vielleicht nicht der beste Zeitpunkt ist aber...“   „Aber was?“   „...meine Eier explodieren fast...“, gebe ich kleinlaut zu. Und mein Master grinst fies.   „Gut“, sagt er dann und klingt zufrieden. Heiser und brüchig, aber auch zufrieden.   „Ähm...“   „Keine Sorge“, unterbricht er mich und schaut mir tief in die Augen. „Morgen oder übermorgen wird es mir sicherlich etwas besser gehen. Und dann melke ich dich ab.“   „...o...kay?“   Wir gehen schlafen und ich wälze mich stundenlang auf der Matratze in meinem kleinen Zimmerchen.   Christophers Worte gehen mir nicht mehr aus dem Sinn.     Kapitel 39: 39 -------------- 39   Am nächsten Tag setzt bei Herrn Lang in der Tat so etwas wie ein Genesungsprozess ein. Vielleicht liegt es ja daran, dass er schließlich doch noch beinahe zwölf Stunden am Stück durchgeschlafen und direkt nach meiner Heimkehr noch inhaliert hat wie ein Irrer? Christopher bewegt sich nach dem Aufstehen gegen Mittag jedenfalls nicht mehr ganz so lethargisch durch die Wohnung und das Thermometer informiert uns, dass sein Fieber sich verzogen hat. Natürlich läuft seine Nase noch und er fühlt sich schlapp, winkt den morgendlichen Wochenend-Blow-Job hustend ab; aber da ist ein kleines Licht am Horizont angegangen – und mit ihm wurde die Hoffnung geboren, dass mein Freund jetzt nicht mehr ganz so anstrengend sein wird.   Christopher frühstückt ausgiebig, zieht sich danach irgendeinen Film rein, während ich die Wohnung auf Vordermann bringe. Über den Vorfall im Pub reden wir nicht, sprechen stattdessen über Kilian und seine Einladung, die wir definitiv annehmen wollen. Christopher telefoniert sogar kurz mit unserem Arzt und bringt ihn auf den neusten Stand, was seine Gesundheit angeht. Ich höre sie dann noch irgendetwas über einen Wein sprechen, den Kilian entdeckt haben will und nun meinem Master schönredet, dann wird Christopher das Telefonieren zu anstrengend und er zieht es vor, auf dem Sofa zu dösen, während ich als letztes unser Bad in Angriff nehme.   Als ich zufrieden den von Schlieren befreiten Badezimmerspiegel ansehe, betritt mein Freund den Raum, lächelt mir kurz zu und lässt sich dann Wasser in die Wanne ein. „Erkältungsbad?“, hake ich nach und er nickt.   Während Christopher ins warme Wasser taucht, verziehe ich mich in mein Zimmer und lese eines der Kapitel, das ich bis Montag durch haben muss. Später finde ich meinen Freund abermals auf Sofa wieder, den rechten Arm schützend über seine Augen gelegt. Ich setze mich zu ihm und lege meine Hand auf seine Brust, streichele ihn ganz leicht dort.   „Kann ich irgendwas für dich tun?“, frage ich meinen Master und gebe mir Mühe, besonders liebevoll zu klingen.   Mein Freund antwortet zunächst nicht. Dann höre ich ihn ganz sachte seufzen. Ohne seinen Arm von seinem Gesicht zu nehmen und mich anzusehen äußert er schließlich gar hauchend seinen Wunsch. „…kannst du mir bitte einen runterholen… Ich… Bin irgendwie geil, aber… zu schwach, das selbst…“   Ehe er seinen Satz zu Ende gesprochen hat, ist meine Hand schon unter die Wolldecke und seine Shorts gewandert und meine Finger umfassen Christophers tatsächlich hartes Fleisch, während ich mich im Innern leicht über seinen zaghaften, sogar ziemlich süßen „Befehl“ amüsiere: Er hat bitte zu mir gesagt – zu seinem Sklaven. Ob ihm das überhaupt bewusst ist? Und allein, dass er andeutet, dass er es sich selbst besorgen müsste: Dafür hat er doch mich...   Langsam frage ich mich, ob Herr Lang vielleicht nicht doch noch Fieber und damit Hand in Hand gehende, seltsame Fantasien hat…   Christophers Körper zuckt so entzückend, während sich meine bewegenden Finger fester um sein Glied wickeln. Sein Mund ist nun etwas geöffnet, und als ich meinen Daumen über seine nunmehr feuchte Spitze streichen lasse, zieht er so hinreißend scharf und laut die Luft ein, nur um sie dann in der nächsten Sekunde in Form eines tiefen Stöhnens wieder zu entlassen, das mich dazu animiert, seine Eichel mit etwas mehr Druck zu umkreisen – und so seinem Mund weitere, hübsche und zum Teil auch angestrengte Laute zu entlocken. Gleichzeitig beobachte ich, wie er sich dabei mit seiner linken Hand fest in eines der dekorativen Kissen krallt.   So wunderschön das Konzert und diese Szenen sind, haben sie auch einen beträchtlichen Haken: Das alles geht mir unter die Haut und verursacht ein gefährliches Kribbeln im Bereich meiner Lenden, das langsam beginnt, in meinen Schwanz zu fließen, der immer noch auf diese fiese Art und Weise gefangen und damit daran gehindert ist, jene Gefühle komplett zu empfangen und sie entsprechend zu verarbeiten. Fuck.   Ich erhöhe die Schnelligkeit meiner Hand und setze darauf, dass Christophers gesundheitlicher Zustand dazu führen wird, dass sich mein Master heute schneller ergießt als sonst; also ehe ich ernsthafte Platzprobleme da unten bekomme. Und ich behalte Recht: Christopher bäumt sich nach nur wenigen Sekunden kurz auf, entlässt einen weiteren erotisch-verzweifelten Laut und meine Hand wird nass, als er diesen letzten Ton haltend abspritzt. Kurz darauf entspannt sich sein verkrampfter Körper wieder und als ich nach den eh schon auf dem Tisch platzierten Taschentüchern greife und die Spuren dieses Hand-Jobs von meinen Fingern und seinem Bauch behutsam entferne, kann ich lauschen, wie Christophers Atem sich langsam wieder beruhigt.   Wenige Augenblicke später ist er in den Schlaf entglitten und ich erhebe mich lautlos und schleiche ins Bad, um die Taschentücher im dortigen Mülleimer zu entsorgen – und zitternd eine fixe, eiskalte Dusche zu nehmen, um all die aufgekeimte Geilheit sofort wieder aus meinen Gliedern zu verbannen…   Unweigerlich denke ich an Christophers gestrige Worte beziehungsweise an ein konkretes: Abmelken. Damit schleicht sich allerdings auch wieder etwas Frustration ein. Zum einen, weil ich befürchte, dass das heute nicht geschehen wird, denn mein Freund ist einfach noch zu schwach dafür, zum anderen, weil ich nicht genau weiß, was genau mein Master damit eigentlich meint. Es gibt verschiedene Arten, seinen Sub abzumelken… Welche er wohl wählen wird? Diese Frage treibt mich beinahe in den Wahnsinn – und auch fast erneut unter die kalte Dusche.   Ich schleiche durch die Wohnung und nehme letztendlich mit dem Laptop auf meinem Schoß auf dem Sessel Platz, schaue mir die Kopfhörer benutzend einen Horrorfilm an und chatte währenddessen mit Chiyo; ich erzähle ihr unter anderem von Ron und sie scheint interessiert, weil es mit ihrem Internet-Flirt wohl doch nicht so rosig war.   Bei diesen Aktivitäten behalte ich meinen Master aber stets im Auge, denn eigentlich hocke ich genau hier, weil ich ihm sofort wieder zur Hand gehen will, wenn er erwacht. Damit meine ich keinen weiteren Hand-Job – es sei denn, er fordert ihn ein – sondern generell die Tatsache, dass ich ihm zur Verfügung stehen will. Sei es nur, um die Fernsehsender umzuschalten, oder ihm einen Tee zu bringen, oder stundenlang auf seinen Befehl nackt in der Ecke zu hocken. Ehrlich gesagt bin ich deswegen sogar ganz froh, dass mich heute niemand mehr gefragt hat, ob ich etwas unternehmen wollen würde, denn das will ich nicht. Im Gegensatz zum gestrigen Abend, will ich heute hier bei Christopher bleiben und ihm dienen, egal wie.   Ich schlucke. Diese intensiven Gedanken, dieses starke Bedürfnis… Entstammen sie meinem aufgekeimten schlechten Gewissen, weil ich ihn gestern Abend allein gelassen habe? …oder sind sie Resultate der Keuschhaltung?   Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Christopher sich bewegt; im nächsten Augenblick setzt er sich vorsichtig auf und streicht sich die verwuschelten Haare glatt. Ich stelle umgehend den Laptop beiseite.   „Wie geht es dir?“, will ich wissen und Christopher zuckt mit den Schultern.   „Ein bisschen besser, aber wirklich fit bin ich noch nicht.“   „Schade…“, murmele ich und mein Freund zieht die Brauen zusammen.   „Sagst du das jetzt, weil es hier tatsächlich um mein Wohlbefinden geht, oder du darauf gehofft hast, dass ich dich heute schon abmelke?“   Dieser Schuft kann mich lesen wie ein offenes Buch! „Beides“, antworte ich gehorsam, und das ist sogar die Wahrheit.   „So, so…“, kommt es leicht erheitert und tadelnd von ihm und ich bin hoch erfreut, dass er tatsächlich langsam wieder so klingt wie… mein Master. Allerdings säuselt dieser anschließend keinen wirklichen Befehl oder sagt irgendetwas Perverses zu mir, sondern fragt: „Kannst du mir die Suppe warmmachen?“   „Natürlich.“   Zugegeben: Ich bin schon ein wenig enttäuscht, halte mir aber unmittelbar vor Augen, dass Christopher schließlich noch krank ist. Ergo muss ich geduldig sein. Das erwartet mein Herr ja schließlich auch von mir; und will ich zufrieden stellen, oder nicht? Ich will. Sowas von.   Als die Suppe langsam anfängt zu dampfen und ich nach der passenden Schale greife, betritt Christopher mit seinem Tablet in der Hand die Küche und rutscht auf die mit Kissen bedeckte Sitzbank. Er sagt nichts, wischt mit seinem Finger auf dem Touchscreen herum und schaut dabei extrem konzentriert. „Achtung“, warne ich ihn, als ich mit dem gefüllten Suppenteller näher an den Tisch komme und er hebt das Tablet an, macht mir auf diese Weise Platz, sodass ich das dampfende Essen sicher vor ihm abstellen kann.   Immerhin bedankt er sich jetzt nicht, sondern weist mich mit einem knappen „setz dich“ an, auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz zu nehmen. Als ich das tue, legt er das Tablet vor mich. Ich schaue hinab auf das schwarze Display mit dem roten Play-Icon in der Mitte und runzele die Stirn, dann werfe ich einen leicht verunsicherten Blick auf meinen Master. „Soll ich drauf drücken?“, hake ich vorsichtig nach, weil er nichts sagt, sondern mich einfach nur anstarrt. „Ja“, kommt es knapp von ihm und ich tue es.   Es ist kein lustiges oder süßes Katzenvideo, oder eine Familienaufnahme, oder irgendwelche bewegten Urlaubsgrüße unserer Freunde: Es ist ein knallharter BDSM-Porno, der da umgehend abgespielt wird.   Christopher beginnt, in Ruhe die Suppe zu essen – heute schlürft er dabei Gott sei Dank nicht – und ich? Ich starre den gefesselten und geknebelten, verdammt gut gebauten nackten Sklaven mit knallhartem Schwanz an, der von einem im knappen Lederoutfit, hochgewachsenen, gut trainierten Master – mit einem ebenfalls ansehnlichen erigierten Penis – mit einem Paddel bearbeitet wird, und schlucke laut.   „Du wirst nicht einmal aufschauen“, höre ich meinen Master seine bedrohliche Instruktion äußern und freue mich fast wie ein kleines Kind, das zugleich einen Panikanfall bekommt: Der schmutzige Film geht eine ganze halbe Stunde lang. Wie soll ich das aushalten? Die Antwort lautet: Mit sehr, sehr, sehr viel Frustration.   Mein Schwanz fängt an zu wachsen und drückt anfänglich etwas schmerzhaft gegen die Streben seines Gefängnisses. Mit jeder verstreichenden Minute und jedem schweinischen Tun auf dem Bildschirm wird es schlimmer. Heiße Wellen schießen durch meine Lenden. Meine Eier pochen. Ich spüre Christophers Blick auf mir ruhen, weiß, dass er mich genau beobachtet.   Ich presse die Lippen zusammen und versuche, trotz geöffneter Augen, die gerade aufsaugen, wie der Dom die mit wunderschönem weißen Seil abgeschnürten Hoden des Subs jetzt mit der blanken Hand verprügelt, an etwas gänzlich anderes zu denken, um mich zu beruhigen; es klappt nicht. Vor allem, weil Christopher mir plötzlich seinen Fuß zwischen die Beine schiebt. Ein gequältes Stöhnen, oder ist ein Aufschrei, entweicht meinem Mund in diesem Moment. Christopher beginnt mich mit seinem Fuß zu massieren: Der Druck intensiviert den Schmerz und meine damit verbundene Geilheit nur noch weiter.   Klägliche Laute verlassen meinen Mund, weil ich so verzweifelt bin und merke, wie nötig ich es mittlerweile einfach habe, und wie aussichtslos dieser Gedanke eigentlich ist, weil mein Master mich heute sicherlich nicht kommen lassen wird. Ich glaube, erst jetzt realisiere ich so wirklich, wie abhängig ich momentan von Christopher, seinen Launen, seinen Wünschen, seinen Vorstellungen bin. Er hat Gewalt über meinen Körper, mein Verlangen, und ich weiß, dass der einzige Weg zum Orgasmus, der des Gehorsams ist; und das macht mich wahnsinnig an.   Meine Finger umklammern irgendwann den Tisch und ich bin so, so kurz davor, durchzudrehen – da endet der Film und Christophers Fuß verlässt meine Mitte. Er erhebt sich, greift nach seinem Tablet und verlässt wortlos den Raum. Ich brauche ganze zehn Minuten, um mich von der süßen Tortur zu erholen, erst dann bin ich im Stande, überhaupt aufzustehen. Ins Wohnzimmer tappend frage ich mich, ob es das für heute war? Oder ob Christopher nun plötzlich doch die Energie gefunden hat, mich heute abzumelken. Vielleicht will er mir ja weiter mit irgendwelchen Pornos oder gar Berührungen seinerseits quälen?   Diese schiere Ungewissheit erregt mich unheimlich.   Mein Master sitzt auf dem Sofa und schaut sich erneut irgendeinen Film an. Ich bleibe zunächst unsicher kurz vor der Couch stehen. Christopher hat längst registriert, dass ich den Raum betreten habe und nur noch wenige Schritte von ihm entfernt stehe, aber er reagiert nicht. Auch das macht mich an: Diese Gleichgültigkeit, die er mir damit gegenüber zum Ausdruck bringt. Ich bin schließlich nur ein notgeiler Sklave. Sein notgeiler Sklave.   Meinem Status entsprechend schnappe ich mir unaufgefordert mein spezielles Kissen und lasse mich zu seinen Füßen nieder. Wenige Augenblicke später spüre ich seine warme Hand auf meinen Haaren. Er tätschelt meinen Kopf und brummt: „So gefällst du mir.“ Worte können nicht ausdrücken, wie stolz und zufrieden – und erregt – ich in diesem Augenblick eigentlich bin.   Ich habe keine Ahnung, worum es da in dem Film geht, es ist irgendein Krimi. Ich weiß nur, dass Christopher ihn schweigend bis zum Ende sieht, dann den Fernseher ausknipst und Richtung Schlafzimmer abzieht. Ich bleibe zunächst etwas verdutzt sitzen, entschließe mich dann aber, ihm zu folgen. Als ich unser Schlafgemach betrete, hat Christopher sich bereits seine Schlafhose angezogen, sein Oberkörper ist frei und ich schwöre, allein der Anblick seiner hübschen Brust und Arme wäre genug, um mich über die Klippe zu bringen – wäre da nicht dieser Käfig. Christopher drückt mir eine Tube in die Hand: eine dämliche Erkältungssalbe.   „Krem mich ein“, weist er mich an und beobachtet mich dann mit seinen blauen Augen, wie ich den Verschluss abschraube und die nach Eukalyptus riechende Salbe vorsichtig auf meinen Fingern verteile und dann seine Brust damit einreibe. Seine Brustwarzen werden hart und ich muss schlucken, weil dieser Anblick schon wieder viel zu viel für mich ist, gepaart mit dem Gefühl seiner warmen Haut unter meinen Fingern. Christopher dreht mir schweigend seinen Rücken zu und auch dort verteile ich die intensiv riechende Salbe. Und: Das war’s. Er nimmt die wieder verschlossene Tube an sich, befördert sie auf den Nachttisch und klettert ins Bett.   „Gehst du jetzt schlafen?“, hake ich vorsichtig nach.   „Nein, ich grabe jetzt den Garten um…“, scherzt er trocken und rollt mit den Augen und ich beiße mir auf die Zunge.   „…darf ich heute Nacht wieder bei dir schlafen?“, frage ich ihn, weil momentan jede Faser meines Daseins nach Körperkontakt schreit, auch wenn mein Master immer noch ein laufende Nase zu beklagen hat, seine Haare durcheinander und leicht verklebt sind und sein Gesicht blässlich ist.   „Nein“, lautet seine knappe Antwort. Autsch. „Gute Nacht, Niko. Ich bin echt fertig, lass mich bitte in Ruhe.“   „Okay, Christopher. Schlaf schön.“   „Du auch.“   Mein Freund macht die Augen zu und ich schließe frustriert die Tür zum Schlafzimmer. Aber was hatte ich auch erwartet? Tunnelspiele mit Bronchoforton?   Ich versuche mich mit weiteren Filmen abzulenken, aber meine Gedanken wandern immer wieder zurück zu Christophers hoch erotischem, zuckenden Körper auf dem Sofa, seinem harten Fleisch, seiner nackten Brust; und mein Schwanz schmerzt; und so wälze ich mich später mit diesen dreckigen Gedanken weiterhin in meinem Hirn verankert im Bett von Seite zu Seite und brauche sicherlich einige Stunden, um endlich unter diesem Pochen und Kribbeln einzuschlafen.   Ich werde unliebsam aus dem Schlaf gerissen, als Christopher ohne Vorwarnung meine Tür aufreißt und das Rollo hochzieht und die Sonnenstrahlen mich direkt blenden. Ich will mich gerade schon innerlich darüber beschweren, da greift mein Master schon nach Bettdecke, hebt sie kurz an und klettert tatsächlich zu mir ins Bett, kuschelt sich an meinen Rücken und ich schreie beinahe auf vor Freude bei diesem Körperkontakt, halte mich an seinen Armen fest, die er um mich geschlungen hat. Ich spüre seinen Atem an meinem Nacken und die Härchen dort stellen sich auf.   „Niko…“, murmelt er liebevoll meinen Namen.   „…hm?“, mache ich, völlig entspannt durch die Wärme, die sein Körper ausstrahlt, und diese Umarmung, die für mich absolute Geborgenheit bedeutet.   „Ähm… Ich weiß nicht, ob das vorgestern eigentlich richtig rüber gekommen ist“, nuschelt er dann und seine Finger streicheln zärtlich über meine Brust. „Ich wollte mich noch mal ganz herzlich bei dir für die Suppe bedanken. Die ist dir wirklich echt gut gelungen. Ich war wirklich beeindruckt... und bin sehr stolz auf dich.“ Nach diesen Worten haucht er mir einen sanften Kuss auf meine Schulter und ein angenehmer Schauer zeichnet meine Wirbelsäule nach.   „Danke“, hauche ich und in meinem Magen tobt eine Schmetterlingshorde.   „…ich hoffe, ich stecke dich jetzt nicht an…“, murmelt er dann.   „Ach, Quatsch. Und wenn, ist auch egal“, entgegne ich und Christopher seufzt. Danach schweigt er wieder und wir dösen faul eine ganze Stunde lang, bis der Magen meines Master knurrt und ich ihm anbiete, aufzustehen und Frühstück zu machen.   Ich betrachte ihn beim Brötchenschmieren und stelle fest, dass er heute wieder ein Stückchen besser aussieht. Ich teile ihm das mit und er schenkt mir ein Lächeln.   „Mir geht es auch wieder ein Stück weit besser“, meint er – und Hoffnung keimt abermals in mir auf, dass er mich heute endlich abmelken wird. Ich presse die Lippen zusammen und versuche, nicht mehr so intensiv daran zu denken, räume in Ruhe alles ab, während Christopher schon längst wieder aufs Sofa gezogen ist und es sich dort unter seiner Decke bequem gemacht hat, Tee und Kekse in der Hand.   „Kann ich noch etwas für dich tun, bevor ich unter die Dusche steige?“, erkundige ich mich bei meinem Master, der den Kopf schüttelt.   Ich hauche ihm einen vorsichtigen Kuss auf sein Haupt, ehe ich den Flur entlang zu unserem Badezimmer schlendere, mich aus meinen Klamotten schäle und die durchsichtige Kabinentür öffne. Ehe meine nackten Füße die Duschwanne berühren, ertönt plötzlich ein scharfes „Halt!“ hinter mir, das mich umgehend in meiner Bewegung gefrieren lässt. Christophers Stimme klingt zugegebenermaßen immer noch etwas nasal, aber endlich wieder auch strikt. Ich schlucke und drehe mich dann ganz langsam um.   Mein Freund winkt mich zu sich heran und ich gehorche. Leicht verdutzt bin ich in den Moment, in dem er plötzlich kurz in die Hocke vor mir geht; im nächsten Augenblick bin ich einfach nur furchtbar aufgeregt. Denn: Die Hände von meinem Master wandern unmittelbar zu meiner Mitte und machen sich an meinem Gefängnis zu schaffen, öffnen das kleine Schloss mit dem ebenso filigranen Schlüssel, ziehen den Käfig von meinem schlaffen Schwanz und lösen dann den Ring um meine Hoden. Ich bin frei.   „Wasch dich ordentlich“, befiehlt mein Herr und verschränkt die Arme vor der Brust, sein durchdringender Blick auf meiner nackten Haut ruhend.   „Ja, Christopher“, bestätige ich fast schon überflüssig seinen Befehl und steige endlich in die Duschkabine. Als ich die Tür zuziehen will, stoße ich allerdings auf Widerstand; Christopher hält sie geöffnet und stiert mich zornig-amüsiert an.   „Ich will alles sehen und sichergehen, dass du dich wirklich nur wäschst und nicht anfasst...“, erklärt er mir säuselnd, und ich muss abermals schlucken. Dass mein Schwanz in diesem Moment aufzuckt, kann ich gar nicht verhindern. So viele Gedanken rauschen durch mein Hirn, als das Wasser auf mich niederprasselt, und ich Christopher dabei beobachte, wie er mich beobachtet. Diese betörend kühlen blauen Augen machen mich ganz kirre und ich kann nichts dagegen tun, dass mein Fleisch wächst, als ich es eigentlich ganz unschuldig berühre, um Christophers Befehl auszuführen. Eilig lasse ich von meinem Schwanz ab und schaue meinem Freund wieder in die Augen, der mich zufrieden angrinst.   Jede Faser meines Körper dürstet danach, von ihm berührt zu werden. Dieses Verlangen zerfrisst mich beinahe von innen. Ich hoffe so sehr darauf, dass er seine Beherrschung verlieren, sich die Kleider vom Leib reißen, zu mir in die Dusche steigen und mir das Hirn unter dem warmen Wasserstrahlen rausvögeln wird.   Doch das geschieht nicht.   Stattdessen befiehlt er mir, das Wasser abzustellen und schaut mir seelenruhig dabei zu, wie ich mich abtrockne. Mein Schwanz ist semi-hart, als ich damit fertig bin und meinen Master, weitere Instruktionen erwartend ansehe. Christophers Blick ruht auf meinem Geschlecht. Er seufzt gelangweilt. Dann bohren sich seine Augen abermals in die meinigen. Er starrt mich eine ganze Weile einfach nur an und mir wird dabei ganz mulmig zumute.   Als die aufkeimende Erregung komplett aus meinem Glied geflossen ist, macht Christopher einen Schritt auf mich zu, geht abermals in die Hocke und... Legt mir den Penistresor wieder an; und ich würde in diesem Moment am liebsten frustriert aufschreien und ihn anflehen, mir endlich Erlösung zu verschaffen. Doch ich schweige. Warum? Weil ich ein gehorsamer Sklave bin und mein Herr das von mir verlangt: Alles, was er mit mir anstellt, zu erdulden, nicht an seinen Entscheidungen zu zweifeln, seinen Anweisungen zu folgen.   „Zieh dich wieder an“, weist Christopher mich an und macht selbst das komplette Gegenteil. Als ich nach meinem Pullover greife und ihn mir über den Kopf stülpe, streift er seinen ab. Als ich meine Jeans aufhebe, und zunächst in meine frischen Boxershorts steige, streift er seine Hose und die darunterliegende dunkle Unterwäsche ab. Bis er splitterfasernackt und ich vollständig angezogen bin.   Ich werde mir mal wieder meines engen Gefängnisses bewusst, als ich den nackten Körper meines Master anstarre und es sich verräterisch in meiner Mitte bewegt. Christopher verringert die Distanz zwischen uns und ehe ich auch nur einen Gedanken formulieren kann, packt er mich mit seiner rechten Hand an meinem Nacken und zwingt mich in die Knie, umfasst mit seiner linken seinen leicht harten Schwanz – und platziert ihn an meinen Lippen.   „Du schuldest mit noch zwei Blow-Jobs“, raunt er in dem Moment, in dem ich meinen Mund schon längst geöffnet habe und sein Schwanz bereits Kontakt mit meiner Zunge hat. Christopher fügt seinem Satz ein seichtes Stöhnen an – und nur wenige Sekunden später ist er komplett steif und seine Finger ziehen brüsk an meinen Haarsträhnen, während ich an ihm lecke, und sauge, und ihn so tief in mir aufnehme, dass ich fast würgen muss. Christopher keucht und meine Finger streichen unablässig über seinen knackigen geilen Hintern, während er beginnt, sein Becken an die Bewegungen meines Kopfes anzupassen und meinem Mund somit mit jedem Stoß synchronisiert entgegenkommt.   Sein Atem wird wilder, seine Bewegungen verlieren an Flüssigkeit, seine Finger ziehen noch kräftiger an meinem Haar – und dann zieht er meinen Kopf heftig an seine Mitte heran, dass ich kaum noch Luft bekomme, weil sein Schwanz zum einen so unfassbar tief in meinen Hals rutscht, und zum anderen meine Nase gegen seinen Unterleib regelrecht plattgedrückt wird. Christopher stöhnt laut und kehlig, als er kommt, und sein dickflüssiger Sperma in meine Kehle pumpt – was meine Luftzufuhr noch einmal deutlich erschwert.   Als er mich loslässt, schnappe ich panisch nach Luft, verschlucke mich an seinem Saft und fange an zu husten. Und Christopher? Seine Beine geben nach und er stolpert einige Schritte nach hinten, lässt sich auf den breiten Rand der Badewanne sinken und schnappt ebenfalls nach Luft, sein Kopf beinahe knallrot.   „...alles okay...?“, bringe ich heiser heraus, immer noch leicht hustend.   Er nickt. „...mein Kreislauf macht das noch nicht so mit...“, erklärt er und ich wische mir sein restliches Sperma von meinen Lippen und meinem Kinn. „Bei dir auch alles okay...?“   Ich grinse. „Ach, bis auf die Tatsache, dass du mich gerade mit deinem Schwanz und Sperma fast erstickt hast...“   Christopher erwidert mein Grinsen. „Darauf stehst du doch.“   Ich nicke. „Und wie...“   Ich stehe auf noch so vieles mehr und meine Fantasie geht jetzt wieder völlig mit mir durch. Der Tresor um mein Fleisch schmerzt und ich versuche mich, wie so oft in den letzten Tagen, mit ekelhaften Vorstellungen abzulenken, während ich dabei zuschaue, wie Christopher wieder in seine Klamotten steigt und sich dann erst mal ausgiebig die Nase putzt.   Fuck... Selbst das Bild erscheint mir plötzlich höchst erotisch.   „Was ist?“, hakt mein Master auch schon nach, weil er wohl gemerkt hat, dass ich ihn anstarre, als wäre er ein Picasso.   „Nichts...“, hauche ich und verfluche mich auch schon im nächsten Moment für diese Lüge. Mein Freund sieht mich mit hochgezogenen Brauen an. Auch er ahnt, dass ich ihn angelogen habe. Beschämt senke ich mein Haupt und gehe vor ihm auf die Knie. „Ich bin einfach nur total scharf auf dich...“, korrigiere ich meine Aussage, die mein Herr mit einem amüsierten Schnauben quittiert.   „Wie schön für dich, Niko“, meint er dann in seinem typisch blasierten Ton. „Und was soll ich jetzt damit anfangen?“   Ich presse meine Lippen zusammen. Ich darf ihn nicht anbetteln. Christopher mag es nicht, es sei denn, er trägt es mir auf, nach Dingen zu flehen; doch das hat er in diesem Fall nicht getan. „Ich wollte es dir nur mitteilen.“   „Aha. Danke“, entgegnet er kalt, schnaubt erneut amüsiert und verlässt das Badezimmer.   Und ich drehe beinahe durch.   Den Rest des Tages verfolge ich ihn, als wäre ich sein Schatten. Ich verweile zu seinen Füßen, als er fernsieht, ich serviere ihm Snacks, bringe ihm Wasser, sitze schweigend am Küchentisch, während er Tee trinkt und irgendwas auf seinem Tablet liest, hocke neben ihm auf dem Boden, als er sich an den PC im Arbeitszimmer setzt, um irgendetwas für die Kanzlei zu erledigen und folge ihm dann wieder zurück ins Wohnzimmer.   Ich muss beinahe laut über mich selbst lachen, als erkenne, dass ich mich wie ein Haustier verhalte, dass nach der Aufmerksamkeit seines Herrchens giert. Irgendwie... Ist das ja auch tatsächlich so...   „Wann gedenkst du mir denn dein Sklaventagebuch zu übergeben?“, fragt Christopher mich plötzlich, seinen Roman beiseite legend.   „Wenn du möchtest, hole ich es sofort her“, antworte ich und mein Freund nickt. Natürlich habe ich es gewissenhaft gepflegt, habe darin notiert, wie sehr es mich glücklich macht, für Christopher zu sorgen, während er krank ist – auch wenn er dem Klischee entsprechend durch eine Erkältung zu einer Nervensäge mutiert. Ob ich mir für diesen Vermerk wohl ein paar Schläge verdient habe? Wer weiß...   Ich verbleibe auf meinem speziellen Kissen zu den Füßen meines Herren, während er meine schriftlichen Ergüsse der vergangenen Woche konzentriert liest, und lehne meinen Kopf gegen sein Bein, schließe die Augen und genieße die zärtlichen Berührungen seiner freien Hand, mit der er durch mein Haar und auch über meine Wange streichelt. Ab und zu muss er diese Prozedur unterbrechen, nämlich dann, wenn er zu den Taschentüchern greifen muss, um seine Nase zu putzen. Aber das stört mich nicht.   Nachdem er erneut eine Seite umgeschlagen hat und seine Hand erneut in mein Haar wandert, steigt meine Nervosität, denn ich weiß, dass er nun am jüngsten Eintrag angekommen ist, dem heutigen, in dem ich festgehalten habe, wie unendlich geil ich bin und dass ich an fast nichts anderes mehr als an Sex denken kann, an Christophers harten Schwanz, seine Finger in meinem Innern, und dass ich so sehr hoffe, dass er mich heute abmelken wird und er damit gemeint hat, dass er mir einen runterholt – am besten mehrmals.   Die Hand meines Masters verlässt mein Haupt, er klappt das Buch zu, klopft kurz auf die freie Fläche neben ihm auf dem Sofa und fordert mich dabei spitzt auf: „Komm mal her zu mir...“ Ich folge dieser Anweisung und rutsche eine Etage höher, schaue ihm in die Augen und fange sein Grinsen auf. „Wie sehr möchtest du kommen?“, fragt er mich dann mit samtiger Stimme, die mir sofort durch Mark und Bein geht und sich wie ein Vulkanausbruch in meiner Mitte niederschlägt. „Auf einer Skala von eins bis zehn. Hm?“   „Einhundert“, entgegne ich atemlos und halte dem durchdringenden Blick meines Masters stand.   „Aha...“, macht er dann und legt den Kopf schief. „Dann... Zieh dich aus.“   ...diesen Befehl braucht Christopher mir nicht zwei Mal zu sagen. Eilig springe ich auf und habe mich in Nullkommanichts aus meiner Kleidung geschält, stehe abermals vollkommen nackt vor meinem Master, der mich spitzbübisch grinsend von oben bis unten mit seinen Augen auffrisst.   Christopher sagt nichts, steht stillschweigend auf, und packt mich in der nächsten Sekunde an fest an meinen Hoden, sodass meinem Mund ein leicht erschrockenes Zischen entweicht. Er zieht mich an ihnen aus dem Wohnzimmer, durch unseren Flur und lässt sie erst los, als wir in unserem Schlafzimmer angekommen sind. Ich schnappe nach Luft, während der pulsierende Schmerz nur langsam nachlässt.   „Setz dich“, weist er mich knapp an und ich lasse mich an der Bettkante nieder, meine Beine automatisch spreizend. Mein Freund geht erneut vor mir in die Hocke und wiederholt die Prozedur aus dem Badezimmer, befreit meinen Schwanz aus seinem Gefängnis. „Leg dich auf den Rücken in die Mitte“, lautet seine folgende Weisung, der ich umgehend nachkomme. Mein Master verschwindet derweil in unserem Spielzimmer und ich höre, wie er irgendwelche Schubladen öffnet und darin herumkramt – und ich bin so gespannt, mit was für Spielzeugen er zurückkehren wird.   Zunächst kommt Christopher mit Handschellen wieder, greift wortlos nach meinen Handgelenken und befestigt beide am Kopfteil unseres Bettes. Dann kommt er mit zwei Seilen wieder, rutscht zwischen meine eh schon angewinkelten und natürlich gespreizten Beine und greift zunächst nach meinem rechten Knöchel, schiebt ihn noch weiter an meinen Körper heran, sodass sich die Innenseite meines Unterschenkels und mein Innenschenkel berühren und mein Fußballen beinahe auf meinen plattgedrückten Hintern trifft. Er bindet meinen Fuß an meinen Oberschenkel zusammen und wiederholt folgendes auch auf der anderen Seite; ich zische auf, als er den Knoten festzieht.   Christopher hält inne und sieht mich wachsam an. „Geht es?“, fragt er mich dann und ich nicke und kann ein kurzes Lächeln nicht aufhalten, das über meine Lippen huscht, weil Christopher auch mitten im Spiel so zärtlich zu mir ist und sich vergewissert, dass es mir gut geht.   Er ist ein harter Master – aber auch ein liebevoller.   „Gut“, brummt Christopher, erhebt sich und verschwindet ein drittes Mal in Spielzimmer. Als er wieder zu mir zurückkehrt, hat er zwei Dinge in der Hand: Ein Paar weißer Latexhandschuhe und eine große Tube seines Lieblingsgleitgels. Schweigend rutscht er wieder zwischen meine Beine und ich beobachte regungslos, wie er sich zunächst diese klinischen Handschuhe überstülpt, die dabei diese unschönen quietschenden Geräusche produzieren, und wie Christopher dann die Kappe der Tube aufschnappen lässt und eine ordentliche Menge des transparenten Gels in seine linke Hand drückt. Dann legt er die Tube beiseite und verteilt das Gel auf beide seiner Handflächen, die Hände langsam aneinander reibend, der Blick auf mich fokussiert.   Ich schlucke, weil ich jetzt ahne, was Christopher mit Abmelken gemeint hat: Ich befürchte, dass er meinen Schwanz nicht einmal anfassen wird und mich durch eine lange und intensive Prostata-Massage zum abspritzen zwingen wird... Wobei Abspritzen in diesem Fall das falsche Wort wäre. Er wird das Herausfließen meines Spermas erzwingen. Und das hat nichts mit einem wundervollen Orgasmus zu tun...   Mein Herz klopft wild in meiner Brust, und ich bin vollkommen überrascht, als Christophers Hände plötzlich zielstrebig in Richtung meines Schwanzes wandern, und ihn letztendlich tatsächlich berühren. Ein verzweifeltes Stöhnen verlässt meinen Mund, als die Finger meines Herren sich um mein erwachtes Fleisch winden und er sachte zudrückt. Seine linke Hand wandert im nächsten Augenblick gar zärtlich zu meinen Hoden, während seine rechte meine Vorhaut spielerisch zurückzieht und er dann mit dem Daumen dieser Hand beinahe in Zeitlupe über meine Eichel fährt. Ich keuche auf und Christopher grinst zufrieden.   Elendig langsam streichen seine glitschigen und in dünnen Latexstoff verpackten Finger über meine Länge, während die anderen ebenso gemäßigt über meine Hoden fahren und in unregelmäßigen Abständen kurz zudrücken, an ihnen ziehen. Christophers Daumen gleitet immer wieder über meine Spitze und als sich seine restlichen Finger dazugesellen und er in einem etwas schnelleren Tempo mit ihnen allen meine Eichel umkreist, fängt es richtig an zu brodeln in meinem Innern.   Das Klimpern der Handschellen erregt mich unbeschreiblich. Das und das Gefühl, das sie und die Seile an meinen Beinen mit sich bringen; ich kann nicht entkommen, ich kann nicht intervenieren, bin Christopher komplett ausgeliefert, kann mich nicht wehren.   „O Gott...“, entweicht es meinem Mund und ich bäume mich auf, als Christopher nach dieser Ewigkeit beginnt, meinen Schwanz hart zu pumpen. Meine Augenlider flattern, ich stöhne, ziehe zischend die Luft ein.   Gleich, gleich...!   Ich drehe fast durch, habe diesem Moment so lange entgegengefiebert, mich so nach ihm gesehnt... „Ah...!“, stöhne ich, wissend, dass mein Höhepunkt nahe kommt und dann, und dann...!   Dann verlassen Christopher Finger mich komplett und ich öffne erschrocken die Augen.   Mein Master grinst mich zufrieden an und dann beobachte ich entsetzt, wie er die Handschuhe auszieht und sie in den Mülleimer neben dem Bett verfrachtet und wie er nach der Tube greift und den Verschluss zuschnappen lässt; wie er sich danach erhebt, um sie zurück in ihren Platz zu bringen.   Ich entlasse laut die Luft aus meinen Lungen; mein ganzer Leib zittert noch. Ich stand so, so kurz davor zu kommen... „Fuck...!“, zische ich frustriert und schlage meinen Kopf genervt gegen das Kissen. Mein Schwanz pocht immer noch, braucht nur noch ein zwei Berührungen, um abzuspritzen. „Verdammt...!“, keuche ich und winde mich verzweifelt auf der Matratze, doch es gelingt mir nicht, meinen Schwanz mir ihr in Berührung zu bringen.   „Na, na, na...“, tadelt Christopher mich und setzt sich wieder zu mir aufs Bett, legt seine Hand gebieterisch auf meinen Unterleib und drückt meinen Rücken so fest gegen die Matratze. Unsere Augen treffen sich und mein Master scheint sich über meinen flehenden Blick köstlich zu amüsieren.   „Was?“, zieht er mich kalt lachend auf. „Dachtest du wirklich, ich lasse dich so einfach kommen?“ Ich schlucke und spüre, wie Röte sich in mein Gesicht schleicht, während das Blut langsam beginnt, als meinem Geschlecht zu fließen. „Du wirst dich jetzt beruhigen und zusehen, dass dein Schwanz ganz schnell wieder schlaff ist, damit wir dich wieder wegsperren können, ja?“ Er lächelt gespielt zuckersüß – dieser Schuft!   Es dauert wieder eine gefühlte Ewigkeit, bis meine Erregung vollends abgeklungen ist, was wohl auch daran liegt, dass Christophers Hand weiter auf meinem Unterleib verbleibt, so dicht an meinem Schwanz, was mich hoffen und gleichzeitig verzweifeln lässt.   Als mein Geschlecht wie von meinem Herrn gewünscht wieder schlaff ist, erhebt er sich, und kommt mit diesem furchtbaren Käfig wieder. Ich schaue zu, wie er ihn mir wieder anlegt. Erst dann löst er die Seile, ebenso wie die Handschellen und lässt mich dann auch noch beides zurück ins Spielzimmer bringen.   Er ist so herrlich gemein – und freue mich, dass es ihm jetzt endlich etwas besser geht.   Christopher hat sich wieder aufs Sofa verzogen und ich setze mich neben ihn, lehne meinen Kopf gegen seine Schulter und er legt seinen Arm um mich, haucht mir einen Kuss auf meine Stirn.   „Ich finde, die Früchte deiner Keuschhaltung kommen jetzt erst so richtig zur Geltung – selbiges hast du ja ähnlich in deinem Tagebuch formuliert“, sagt er und deutet dabei auf jenes Schriftstück. „Deshalb bin ich zum Schluss gekommen, dass es noch zu früh ist, dich abzumelken“, erklärt er mir dann nüchtern und ich presse die Lippen hart aufeinander und versuche, meine Frustration herunter zu schlucken. „Und übrigens, Niko. Dir ist schon klar, dass deine Hoden nicht explodieren können – oder? Wenn nicht, solltest du vielleicht anstelle eines Horrorfilms mal lieber ein Biologie-Handbuch studieren, hm?“, zieht er mich auf und ich muss säuerlich grinsen.   „Ja, Christopher“, presse ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und mein Freund gluckst zufrieden, während ich seufze.   Ich setze mich auf und schaue meinem Master direkt ins Gesicht. Sein Blick ist fragend.   „Können wir wenigstens rumknutschen?“, frage ich ihn dann zaghaft. „Ich habe dich das letzte Mal vor einem gefühlten Jahr geküsst.“   Seine Miene verfinstert sich. „Niko... Ich bin immer noch krank, ich will dich doch nicht anstecken.“   „Ach, komm“, meine ich und klettere auf seinen Schoß, was Christopher etwas verdutzt zulässt. „Wenn ich mich hätte anstecken sollen, wäre das doch schon längst passiert.“   „Nicht unbedingt“, meint er, legt seine Hände auf meine Hüften und will mich wieder von sich drängen, allerdings klammere ich mich regelrecht an ihm fest, dränge meinen Körper gegen seinen und erwische genau diese eine Sekunde, in der Christopher überrascht ist und überlegt, was er als nächstes tun sollte: In jener Sekunde drücke ich meine Lippen gegen die seinen. In der nächsten lande ich allerdings schon unschön auf meinem Arsch auf dem Boden, weil Christopher mich mit aller Kraft von sich geschubst hat und aufgesprungen ist. „Spinnst du?!“, herrscht er mich erzürnt an. „Sag mal: Legst du es plötzlich darauf an, krank zu werden, damit du nicht zur Uni musst oder so?!“   „Äh... Nein!“, stammele ich und das entspricht sogar der Wahrheit. „Ich... Ich wollte dich einfach nur küssen“, erkläre ich und ziehe einen Schmollmund. Christopher entspannt sich, seufzt sich und lässt sich wieder auf das Polster nieder.   „Niko, das möchte ich nicht...“   „Das ist gemein.“   „Nein, ist es nicht: Das, was du willst, ist einfach dumm“, entgegnet er schnippisch und seufzt erneut, während ich den Boden anstarre. „Lass uns einfach kuscheln, okay? Und wenn mein Schnupfen weg ist, können wir von mir aus nen ganzen Tag rumknutschen, okay?“   „Okay...“, willige ich etwas enttäuscht ein und klettere zu Christopher aufs Sofa.   Der Körperkontakt tut mir unheimlich gut. Christophers streichelt meinen Rücken, während wir uns eine komische Dokumentation über Adler ansehen, der keiner von uns beiden mit vollster Aufmerksamkeit folgt.   „Sag mal...“, beginne ich zögerlich unsere Unterhaltung. „Holst du dir eigentlich oft einen runter?“   „...wie bitte?“, kommt er überrascht von meinem Freund.   In dem Moment, in dem ich meinen Mund öffne, um meine Frage zu präzisieren, klingelt das Telefon. Ich seufze, stehe auf und laufe in den Flur zur Kommode, um das Gespräch entgegen zu nehmen – und möchte am liebsten kotzen, als mich das Display informiert, dass es ausgerechnet Adrian ist, der anruft.   Ich überlege kurz, ob ich überhaupt ran gehen sollte. Täte ich das nicht, würde automatisch der Anrufbeantworter anspringen, den Adrian mit Sicherheit besprechen würde. Ich könnte das Telefon auch direkt Christopher in die Hand drücken, aber irgendetwas in mir spricht sich dagegen aus. Ich zögere. Dann nehme ich den drahtlosen Hörer in die Hand und drücke auf den grünen Hörer, der das Gespräch annimmt.   „Hallo?“   „....Hi. Hi, hier ist Adrian“, grüßt mich eine tiefe männliche und zu meinem Missfallen angenehme Stimme. „Ist das Christopher Langs Anschluss?“   „Jepp...“   Wir schweigen und dann scheint es Klick in Adrians Hirn zu machen. „Ah!“, macht er. „Du bist Niko, oder?“   „Jepp...“   Wir schweigen erneut und ich umklammere das Telefon.   „Wie schön, dass wir uns quasi auch mal kennenlernen“, meint Christophers Ex und klingt erfreut; und ich will immer noch kotzen, und weil das so ist, will ich noch viel mehr kotzen. Wirklich: Warum tangiert mich das plötzlich so sehr?!   „Ja...“, sage ich und würde mir am liebsten eine reinhauen, weil mir nichts Besseres einfällt.   „Hast du dich schon gut eingelebt?“, fragt Adrian und ich hasse es, dass er so klingt, als würden wir hier ein vertrauensvolles Gespräch unter Freunden führen und dass er über Christophers Leben so gut informiert ist.   „Ja. Ich... Ich war ja schon vorher fast täglich hier. So eine große Veränderung ist das also gar nicht“, entgegne ich und bin erstaunt, dass ich dabei so verärgert klinge.   „Ja, stimmt. Das ist doch toll“, entgegnet Adrian und schweigt dann wieder. „Mh... Ist Christopher in der Nähe?“, erkundigt er sich dann und ich halte die Luft an.   „Ähm, ist er, aber er ist krank, schläft gerade. Er ruft dich zurück, okay?“, sage ich, ehe ich meine Antwort überdenken kann.   „Oh. Okay. Richte ihm gute Besserung von mir aus. Es ist nichts Schlimmes, oder?“   „Nein, nur eine fiese Erkältung.“   Adrian lacht. „Oje... Im Fall von Chris ist das tatsächlich natürlich richtig schlimm...“, scherzt er, wahrscheinlich darauf anspielend, dass Chris anstrengend ist, wenn er krank ist, weil Adrian das natürlich weiß, weil er ja so lange mit ihm zusammen war und mir das jetzt natürlich unter die Nase reiben muss... Oder bilde ich mir das nur ein?   Wirklich: Was soll das, Niko?! Aber: Was bildet der sich eigentlich ein, meinen Freund so vertrauensvoll mit Chris zu betiteln?!   „Ich muss jetzt auflegen“, antworte ich knapp und Adrian wünscht mir noch einen schönen Abend. Dann ist das Telefon stumm und ich kehre auf wackeligen Knien zurück ins Wohnzimmer.   „Wer war das?“, will Christopher natürlich sofort von mir wissen und das macht alles nur noch schlimmer.   Ich könnte natürlich sagen, dass es niemand war. Aber früher oder später wird er ja mit Adrian wieder telefonieren, und wenn dann rauskommt, dass ich meinem Freund nicht Bescheid gesagt habe, dass sein Verflossener angerufen hat, dann wird das eine Katastrophe. Zum einen, weil ich meinen Master angelogen habe und zum anderen, weil Adrian dann denkt, dass ich eifersüchtig auf ihn bin. Was ja auch irgendwo stimmt. Auch wenn das überhaupt gar keinen Sinn macht, verdammt!   „Ähm. Das war Adrian. Er ruft zurück“, erkläre ich kurz und knapp und setze mich dann wieder zu Christopher aufs Sofa.   „...warum hast du mir nicht das Telefon gegeben?“, erkundigt sich mein Freund etwas verwirrt.   „Weil du mit mir kuscheln und nicht mit deinem Ex telefonieren sollst!“, entgegne ich pampig und Christopher lacht.   „Niko... Bist du eifersüchtig?“, hakt er dann nach und ich presse die Lippen zusammen. Christopher beugt sich zu mir vor. „Sieh mich an“, weist er mich an und ich tue, was er sagt. Sein Blick ist milde und er lächelt. „Ich liebe dich, nur dich, okay?“, haucht er dann und überrumpelt mich, indem er mich in einen tiefen Kuss zieht. Seine Zunge ist feucht, seine Lippen warm und seine Finger in meinem Nacken so zärtlich.   „...ich dachte, dass es dumm sei, dich zu küssen?“, wispere ich gegen seinen Mund, als wir uns voneinander lösen, um nach Luft schnappen.   „Ist es auch“, entgegnet er und grinst dümmlich. „Aber ich musste dir meine Aussage deutlich machen, oder nicht?“   Ich nicke stumm, beuge mich wieder vor und hole mir einen weiteren tiefen Kuss von meinem Master, meinem Freund ab, und Adrian, der Schwachmat, ist ganz, ganz, ganz weit weg...   Ich weiß nicht, wie lange wir rumknutschen – inklusive Nasenputz-Pausen wahrscheinlich ganze zehn Minuten. Dann gähnt Christopher und macht sich auf den Weg ins Schlafzimmer. Ich bin beinahe aufgeregt wie ein kleines Kind am Weihnachtsabend, als er mir mitteilt, ich dürfe heute wieder zusammen mit ihm im Bett schlafen.   „Nach dem Rumgeknutsche ist es jetzt auch egal...“, meint er seufzend und ich grinse dümmlich. Doch diese dämliche Grinsen vergeht mir am nächsten Morgen, oder eher gesagt mitten in der Nacht, als ich mit einem dröhnenden Kopf aufwache und einige Stunden später, als der Wecker klingelt, kaum ein Wort herausbekomme, weil ich so heftige Halsschmerzen habe.   Christopher seufzt laut und legt seine Hand auf meine Stirn. „Du hast Fieber“, informiert er mich. „Ich rufe Kilian an, okay?“ Ich nicke und mein Freund lächelt gequält. Kapitel 40: ------------ 40   Mein Schlaf ist tief, aber nicht erholsam. Ich habe schreckliche Alpträume, die keinen Sinn ergeben und bin fast schon ein wenig froh, als Christophers Stimme, gepaart mit seiner Hand, die vorsichtig durch mein Haar streicht, mich aufschreckt und zurück in die Realität befördert. In der allerdings bekomme ich kaum Luft, weil meine Nase dicht ist. Außerdem tut mein Hals schrecklich weh.   Mein Freund hilft mir, mich aufzusetzen und ich lehne mich, ähnlich wie es Christopher vor wenigen Tagen getan hat, stöhnend gegen das Kopfteil unseres Bettes und realisiere erst dann, dass auch Kilian im Raum steht. „Na, Krankenschwester Niko“, grüßt er mich scherzhaft und tritt an das Bett heran, von dem mein Freund sich bereits entfernt hat, und setzt sich zu mir auf die Matratze. Kilian drückt die etwas kühle Muschel seines Stethoskops auf meine bereits entblößte Brust.   Mir ist so egal, dass ich nackt bin und die Bettdecke meine gefangene Scham nur knapp bedeckt; sie müsste nur rund zwei Zentimeter nach unten rutschen, dann wäre ich entblößt. Aber Kilian ist ja schließlich Arzt, Scham wäre also unangebracht. Selbst mit dem Tresor an meinem Schwanz. Keuschhaltung ist ihm ja schließlich nicht fremd. Ich weiß zwar nicht, ob er seine Professionalität in diesem Moment aufrecht erhalten könnte, oder ihm vielleicht doch ein amüsierter Kommentar über die Lippen huschen würde. Aber: Auch das ist mir egal. Doch die Bettdecke bleibt während Kilians Untersuchung an ihrem Platz.   Er klopft meine Nebenhöhlen ab, schaut mir in den Rachen und runzelt dann seufzend die Stirn. „Oje. Deine Mandeln sind rot wie ein Arsch nach einem ordentlichen Spanking, mein lieber Niko“, erklärt er, während er mit dem kleinen hölzernen Stäbchen weiter tief in meinem Mund auf meiner Zunge herumdrückt, bis ich fast würgen muss. Erst dann zieht er das kleine Instrument heraus und befördert es in den Mülleimer und ich frage mich, ob er das mit Absicht getan hat, während Christopher leicht amüsiert den Kopf über Kilians Vergleich schüttelt.   „Deine Mandeln sind schon wieder entzündet“, fasst Kilian unzufrieden zusammen. „Wenn du wieder gesund bist, möchte ich, dass du endlich zu einem HNO gehst und mit ihm besprichst, ob eine Mandelentfernung nicht sinnvoll wäre. Okay?“ Er klingt ein bisschen so wie Christopher, denke ich mir, als ich nicke und Kilian mir daraufhin erklärt, dass er mich die ganze Woche krankschreiben wird und ich ein Antibiotikum nehmen muss. Er greift in seine Tasche und holt irgendeinen Papierkrams heraus. Die ausgefüllten Formulare übergibt er Christopher. „Gib ihm bitte Paracetamol gegen das Fieber, ja?“, sagt der Arzt zu meinem Freund.   „Klar...“, antwortet dieser und streift mich mit einem nun wieder leicht besorgten Blick. „Ähm... Kilian. Niko und ich haben uns dummerweise gestern geküsst. Mehrmals. Daran... So schnell kann er sich doch nicht angesteckt haben, oder?“   Unser Arzt schüttelt leicht amüsiert den Kopf. Eigentlich weiß mein Freund, dass diese Frage dumm ist; dennoch ist es irgendwie süß, dass er auf diese Art und Weise seine Sorgen äußert. „Nein, er muss das schon einige Tage vorher aufgeschnappt haben und nicht einmal zwangsläufig von dir“, entgegnet Kilian ihm ruhig. „Weil seine Mandeln durch die häufigen Entzündungen ziemlich vernarbt sind, sammeln sich da Keime: Ein kleiner Hauch reicht dann und die Entzündung ist erneut entfacht“, erklärt er. „Trotzdem ist es natürlich dumm zu knutschen, wenn einer von euch beiden krank ist...“, fügt er mit einem spitzbübischen Grinsen hinzu und ich meine, dass mein Freund dabei leicht rot wird, als er den Kopf abwendet und murmelt: „...ja... ich weiß....“   Erst jetzt realisiere ich, dass Christopher heute doch eigentlich gar nicht zu Hause sein sollte. „Wolltest... du nicht heute zurück zur Arbeit?“, frage ich ihn und klinge furchtbar heiser.   Christopher macht den Mund auf, allerdings ist es Kilian, der mich tadelt: „Schon bitte deine Stimme, Niko!“, fährt er mich etwas empört-besorgt an – und mein Freund grinst leicht. Dann antwortet er mir.   „Ich arbeite heute von zu Hause aus und fahre morgen wieder in die Kanzlei, das ist alles schon geregelt. Ich wollte dich heute nicht allein lassen.“ Ich nicke stumm, und Kilian tadelt nun Christopher.   „Herr Lang, Sie sollten doch eigentlich Ihre Erkältung erst richtig auskurieren, bevor Sie sich wieder in den Anwalts-Wahnsinn stürzen“, zieht er ihn gespielt pikiert auf, „und für meinen Geschmack klingen Sie noch etwas zu verschnupft.“   Christopher verdreht genervt die Augen und ich grinse. Eigentlich passt das ja gar nicht zusammen: Zum einen ist mein Freund so super wehleidig die vergangenen Tage gewesen – und auf der anderen Seite will er jetzt so schnell wie möglich wieder zurück ins Büro. Ich seufze innerlich und erinnere mich an den Stress, den er derzeit in der Kanzlei hat; wahrscheinlich zermürbt ihn das schlechte Gewissen, dass er während dieser wichtigen Fusion sein Team hängen lässt. Christopher ist ja so schrecklich pflichtbewusst... Ich wünschte, er würde auf Kilian hören und noch einige Tage zu Hause bleiben. Aber mein Master ist stur.   „Ach, Kilian, das ist bis morgen oder übermorgen sicherlich auch vorbei. Das Schlimmste habe ich doch schon längst überstanden“, gibt er zurück und unser Arzt hebt skeptisch die Brauen.   „Na gut...“, murmelt er kapitulierend. „Achte darauf, dass Niko seine Medizin nimmt und viel trinkt, ja? Du im übrigen auch.“   „Natürlich.“   „...und ihr habt bis auf Weiteres Knutsch-Verbot.“   Christopher verdreht die Augen, während Kilian mich dämlich angrinst. Dann verabschiedet er sich und ich schließe meine Augen. Nur noch halbwegs bekomme ich mit, wie Christopher mir mitteilt, dass er einkaufen und zur Apotheke fährt, und wie die Haustür dann irgendwann zuschlägt. Dann schon drifte ich zurück in diesen tiefen und erneut nicht gerade erholsamen Schlaf und werde geplagt von Alpträumen, an die ich mich dieses Mal leider Gottes sogar teilweise erinnern kann. Als die Schlafzimmertür nach wer weiß wie langer Zeit aufgeht und ich dadurch aufwache, ist die Erinnerung an den Adrian aus meinen Träumen – Super-Model aus einer Calvin-Klein- oder Hugo-Boss-Werbung mit Adonis-Körper – den Christopher mir als seinen Zweit-Sklaven vorgestellt hat, noch so frisch, dass mein Herz im Takte eines wilden Techno-Liedes klopft. Christopher setzt sich zu mir aufs Bett und ich starre ihn wahrscheinlich wie ein panisches Kaninchen an.   „Wie geht es dir?“, erkundigt er sich und klingt besorgt.   „Ich hatte einen Alptraum...“   „Du solltest jetzt was essen und dann dein Antibiotikum nehmen“, entgegnet er, meinen schlechten Traum gnädigerweise nicht ansprechend. „Fühlst du dich in der Lage, in die Küche zu kommen, oder soll ich dir das Essen ans Bett bringen?“   Ich weiß, wie sehr Christopher Krümel im Schlafzimmer eigentlich hasst, also entscheide ich mich für die erste Option, mache nach einer Weile, als mein Freud mich ruft, einen Zwischenstopp im Bad und wasche mir wenigstens das Gesicht. In meinen Bademantel gehüllt schleppe ich mich dann in die Küche, wo auf dem Tisch schon frische Brötchen, Rührei und eine ganze Kanne Tee auf mich warten, und eigentlich habe ich extrem Hunger – aber irgendwie keinen Appetit. Schlucken fällt mir schwer. Vor allem die große Penicillin-Tablette ist grässlich.   „Geh wieder ins Bett“, weist Christopher mich an und eskortiert mich bis zu diesem. „Ich werde so leise wie möglich sein, damit du in Ruhe schlafen kannst. Ich wecke dich spätestens, wenn du die nächste Tablette nehmen musst“, verspricht er, stellt sicher, dass die Vorhänge dicht verschlossen sind und zieht dann die Tür hinter sich zu. Wenige Augenblicke später bin ich auch schon wieder eingeschlafen.   ~~~   Im Grunde genommen ist Schlafen in den kommenden Tagen meine Hauptbeschäftigung. Ich verlasse das Schlafzimmer nur, um ins Bad zu gehen und in der Küche bin ich eigentlich immer nur dann, wenn Christopher mir was zu essen macht. Frühstück hinterlässt er mir – und darüber bin ich extrem erstaunt – am Bett, hat das Telefon auf meinem Nachttisch platziert und ruft mich an, um mich daran zu erinnern, meine Tabletten zu nehmen und Wasser zu trinken. Am frühen Nachmittag kommt er sogar kurz nach Hause, kocht mir Tee, bringt mir was zum Mittag mit und fährt danach wieder in die Kanzlei. Abends schaut er nun mir zu, wie ich einem Zombie ähnelnd, kaum bei Bewusstsein, im nach Eukalyptus und Thymian riechenden Badewasser liege und dieses Mal ist er es, der aus unserem Schlafzimmer gezogen ist und die Nächte wahlweise auf dem Sofa und dem Bett in meinem kleinen Horror-Paradies verbringt.   Meinen Laptop hat er mir mir ans Bett gebracht, damit ich mir Filme und Serien angucken kann, ohne das Schlafzimmer zu verlassen. Doch das Gerät bleibt fast durchgehend ausgeschaltet, denn der helle Bildschirm ist zu viel für meine Augen und ich kann mich nicht auf den Plot fokussieren, nicke sowieso alle drei Minuten wieder weg, bin eigentlich nur genervt von meinem fertigen Zustand, dem Schmerz, der Müdigkeit, der Trägheit.   An Tag vier lässt meine Mandel-Tortur endlich ein bisschen nach. Was wahrscheinlich daran liegt, dass das Antibiotikum angefangen hat zu wirken; mein Fieber ist auch runtergegangen und ich spüre endlich mal wieder das vorsichtige Verlangen, etwas anderes zu tun, als nur zu pennen. Als ich das Schlafzimmer noch auf wackeligen Beinen und mit einem leichten Schleier vor Augen verlasse, um mal mit einem Snack aufs Sofa umzuziehen, und ich zum ersten Mal seit vier Tagen durch den Rest der Wohnung stapfe, bin ich allerdings einfach nur entsetzt – und frage mich, ob ich nicht schon wieder in einem Alptraum gefangen bin.   Im Flur ist die Kommode voller Werbeprospekte. Einige sind auf den Boden gefallen und wurden schon von irgendwelchen Schuhen achtlos bedeckt. Das Ganze ist eine kleine Einstimmung auf das Wohnzimmer: Dort hängt die Tischdecke auf dem Esstisch schief und ist mit irgendeiner gelblichen Soße bekleckert, vielleicht Curry? Über den Stuhllehnen hängen irgendwelche Klamotten, ob dreckig oder nicht, vermag ich nicht zu sagen. Auf dem Sofa liegt Christophers zerwühlte Bettwäsche, die Couch-Kissen sind auf dem Boden sowie dem Wohnzimmertisch verteilt, auf dem sich außerdem noch leere Essensverpackungen und Wasserflaschen sowie Krümel jeglicher Art sammeln. Und die Küche....? Die gleicht plötzlich einem Schlachtfeld. Die Spülmaschine ist vollgestellt mit dreckigem Geschirr und mehr davon stapelt sich jetzt im Spülbecken. Der Küchentisch ist ebenfalls prachtvoll bedeckt mit offenen Brötchentüten, irgendwelchen Dosen und Zeitungsresten, seltsam drapiert auf zwei unserer Serviertabletts.   Ich habe Hunger, aber ich habe keine Ahnung, wie ich mir in diesem Raum etwas zu Essen zubereiten soll. Wie hat Christopher das heute Morgen hinbekommen?! Und vor allem: Wie hat er es geschafft, die Wohnung so dermaßen schmutzig zu machen? Ich könnte schwören, als ich gestern kurz in der Küche war, um Suppe zu löffeln, die er mir gekocht hat, sah es hier noch nicht so aus. Oder...? Wirklich darauf geachtet habe ich offensichtlich nicht.   Oder?   Ich lasse mich auf die Sitzbank nieder und starre fassungslos das Chaos an.   Klar: Sein persönlicher Putzmann – ich – ist gerade außer Gefecht gesetzt, und es ist auch tatsächlich so, dass ich unsere Wohnung täglich ein kleines wenig putze, damit solch ein Chaos erst gar nicht entstehen kann. Dieses Vorgehen ist aufgrund meines Ausfalls nun also weggefallen.   Mein Hirn analysiert plötzlich die ersten Wochen unseres Zusammenlebens und Momentaufnahmen schwappen an die Oberfläche, die mir jetzt zu denken geben.   Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass Herr Lang es des Öfteren nicht geschafft hat, die Zahnpastatube nach der Benutzung zuzuschrauben und sie zurück in einen an der Wand angebrachten Becher zu packen, oder die Wasserspritzer von der Duschkabinentür mit dem dafür vorgesehenen Wischer abzuziehen. Mir fallen die achtlos auf den Boden fallengelassenen Kleidungsstücke ein: Socken, Boxershorts, Shirts. Die dreckigen Teller in der Spüle, die man in wenigen Sekunden auch hätte in den Geschirrspüler verfrachten können, die Kaffeedose samt Filterpackung, die ich beinahe täglich zurück in den Schrank direkt über der Maschine packen muss, die achtlos in die Ecke gepfefferten Schuhe.   Bisher hatte ich mich mit meiner eigens kreierten Erklärung zufrieden gegeben: Dass Christopher das alles extra macht. Warum? Na, damit ich wirklich täglich etwas zu tun habe und meiner Pflicht des Wohnungsputzes nachkomme. Eine Art alltägliche Strafe, wenn man so will. Und jetzt? Jetzt kann ich mir das ganze so gar nicht erklären. Ich kann mir nämlich nicht so richtig vorstellen, dass mein Master in diesen Tagen die Wohnung absichtlich hat so verkommen lassen, damit ich das Ganze in meinem Zustand aufräumen soll. Christophers Strafen sind zuweilen grausam und werden auch von unseren Stammtischlern als „extrem fies“ beschrieben – aber das hier wäre sogar für meinen Master eine Spur zu... kaltblütig. Sadistisch?   ...oder täusche ich mich?   Nein, das kann nicht sein, tadele ich mich umgehend selbst. Christopher macht sich ernsthafte Sorgen um mich und will, dass ich schnell wieder gesund werde. Warum sollte er also eine Situation herbeiführen, die das genaue Gegenteil bewirken könnte? Wenn ich in meinem jetzigen Zustand anfange durch die Wohnung zu wüten, würde ich alles nur noch schlimmer machen und mir wer weiß noch was einfangen beziehungsweise die Krankheit verschleppen, und ich soll mich doch an die verschriebene Bettruhe halten – darauf besteht ja vor allem Herr Lang.   Mir ist schon bewusst, dass mein Freund gerade extrem unter Stress steht: Der Ausbau der Kanzlei, gepaart mit einigen aktuellen Fällen, die er sicherlich noch nebenbei erledigen muss, und das Pflegen seines kranken Subs – all das kostet Nerven und frisst vor allem Zeit. Allerdings weiß ich auch, dass Christopher stressresistent ist und seine vier Wände auch schon in den Zeiten, in denen wir noch nicht zusammengewohnt haben, immer extrem aufgeräumt waren. Eben auch in Zeiten, in denen er in Arbeit unterging und sich um gefühlt tausend Dinge gleichzeitig kümmern musste, inklusive meiner Wenigkeit. Christopher liebt Ordnung und Sauberkeit. Also: Was ist plötzlich geschehen?   Hat sich Herr Lang möglicherweise innerhalb dieser wenigen Wochen unseres Zusammenlebens schlichtweg daran gewöhnt, dass ich ihm stets hinterherlaufe und alles aufsammele und seinen Vorlieben nach wieder einordne? Ist der derzeitige Stress anders als alles, was er bisher kannte – und einfach zu viel für ihn? Hat er sich übernommen? Hatte er nicht letztens selbst gesagt, dass ihm das ganze über den Kopf wächst? Und hat er etwa seine Krankheit verschleppt und schlichtweg keine Kraft deswegen, nach der Arbeit hier auch noch sauber zu machen?   Die letzteren Annahmen lassen mich unliebsam erschaudern, weil sie nämlich extrem realistisch sind – ich kann trotzdem meine Frustration über den derzeitigen Zustand der Wohnung nicht abschalten; und das beschert mir ein enorm schlechtes Gewissen Christopher gegenüber, der sich wirklich extrem viel Mühe gibt, mich zu umsorgen.   In dem Moment, in dem ich mich erhebe, um wenigstens ein bisschen des Drecks wegzuräumen, damit ich mir ein Brot schmieren kann, höre ich, wie die Eingangstür aufgeschlossen wird. Dem folgen gemächliche Schritte durch den Flur, die meinen Freund direkt zu mir in die Küche führen. Als Christopher mich erblickt, bleibt er überrascht stehen. „Oh“, entweicht es seinem Mund und er starrt mich an. „Du bist ja auf den Beinen!“ ...und mir wird schlagartig bewusst, dass er putzmunter, hellwach und vor allem kerngesund ist; was diese eigentlich plausiblen Erklärungen von eben förmlich ausradiert – und das scheint einen Schalter in meinem Hirn umzulegen und die Welt steht plötzlich Kopf.   „Christopher“, zische ich seinen Namen mit schneidender, heiserer, dunkler Stimme, „warum sieht die Bude so scheiße aus?!“ Mein Freund presst die Lippen zusammen, sodass ein dünner Strich entsteht und weicht meinem Blick plötzlich aus. „Code Red“, füge ich beinahe überflüssig und grimmig hinzu, was Christopher dazu veranlasst, genervt zu schnauben – was mich wiederum fast auf die Palme bringt.   Dafür ist unser kleines Passwort schließlich da: Um Dinge im Alltag außerhalb unseres Master-Slave-Verhältnisses zu klären. Warum schnaubt er also jetzt so blöd, als würde es ihn nerven, dass ich eben jene Relation auflöse, um etwas mit ihm zu besprechen?! Der Alltagscode war schließlich seine Idee!   „Ja, ja, Code Red...“, bestätigt mein Freund dann auch noch leicht säuerlich und deponiert die mitgebrachte Plastiktüte mit zwei mittelgroßen Pappboxen auf dem Tisch, direkt auf einem Stapel Zeitungen. Der Geruch vom Chinesischen Essen steigt mir in die Nase. „Ich hab uns was zum Mittag besorgt“, erklärt er, ohne mich dabei anzusehen.   „Das ist mir scheißegal!“, schreie ich und meine Stimme überschlägt sich dabei und ich beende den Satz mit einem wütenden Krächzen. Wahrscheinlich auch, weil ich seine letzte Aussage als Ablenkungsmanöver auffasse. Was denkt er sich denn auch? Dass er mich mit Essen, das er nicht einmal selbst zubereitet hat, schnell wieder um den Finger wickelt, und ich direkt wieder als sein Sub angesprochen werden möchte?   Ich bin derjenige, der diese Bude derzeit nicht verlassen kann. Bin an Bett und Sofa gefesselt. Krank zu sein ist eh schon mega ätzend, aber dann noch in so einem Saustall zu lungern?! Das geht einfach nicht, hallt es unentwegt durch meine Kopf.   Christophers Augen legen sich endlich wieder auf mich, halb besorgt, halb verärgert. „Niko, schrei nicht so“, sagt er ruhig, aber auch mit einem gewissen dunklen Unterton. „Du musst deine Stimme schonen. Bitte.“   Diesmal bin ich es, der genervt schnaubt. „Okay“, presse ich leiser hervor. Auch, weil mein Hals tatsächlich durch mein Schreien gereizt worden ist und ich wütend bin, dass mein Freund mit seiner Aussage irgendwo recht hat, und mal wieder ach so erwachsen ist. „Ich will trotzdem wissen, ob du dieses Chaos extra hinterlassen hast“, entweicht es dann schon meinem Mund, ehe ich über mein weiteres Vorgehen überhaupt nachdenken kann; und ein Stimmchen in meinem Innern fragt sich im selben Moment, was diese Frage eigentlich soll, weil ich sie mir doch schon mehr oder weniger selbst beantwortet habe.   Christopher blinzelt. „Extra?“   „Ja, damit deinem kranken Sklaven nicht langweilig wird und er sich endlich wieder nützlich machen kann“, sprudelt es gehässig aus mir heraus. Das Stimmchen in meinem Innern zieht schockiert die Luft ein und weiß nun gar nicht mehr, was es dazu sagen soll.   Einige Sekunden verstreichen, in denen Christopher nichts sagt. Dann schaut mich erbost an und stemmt die Hände gegen die Hüften. „Du suggerierst, dass ich dieses Chaos – denn ja, es ist Chaos, das ist mir bewusst – dass ich... dass ich diese Unordnung absichtlich verursacht habe, damit du während deiner Krankschreibung hier was zum Aufräumen hast? Spinnst du?! Das wäre grob fahrlässig!“ Christophers Stimme klingt eisig. Spitz – aber auch irgendwie ungläubig und... verletzt; und mir wird unmittelbar mulmig zumute. Doch anstatt ruhig darauf zu antworten und ihm meine Sicht der Dinge sachlich zu schildern, mir seine Erklärungen anzuhören, reagiere ich, wie von einer Tarantel gestochen. Weiß der verdammte Teufel, warum. Das Stimmchen in meinem Innern seufzt und ich bereue schon im nächsten Augenblick, was ich meinem Freund an den Kopf schmettere.   „Ob ich spinne?“, zische ich nämlich giftig. „Bin ich hier durchgewütet wie ein Kleinkind auf Speed? Alter, Chris, die Wohnung sieht aus, als würden die Flodders hier leben! Wie zur Hölle soll ich mir nen Tee kochen, wenn hier überall irgendwelche Scheiße rumliegt?! Alles ist zugemüllt, wie soll ich mich hier entspannt aufs Sofa legen und ausruhen, das ist doch kein menschenwürdiger Zustand, wie kriegt man so was überhaupt hin? Seit wir uns kennen liegst du mir ständig in den Ohren, dass ich gefälligst ordentlicher sein soll und meckerst über meine Putzresultate, und jetzt lässt du Arsch mich in diesem Müllhalde hier sitzen, was zur Hölle soll das?!“   Es ist raus. Als ich diese Worte ausspeie, bin ich einfach nur geschockt über meine Aussage. Ich wünschte, ich könnte sie zurücknehmen. Doch das geht nicht. Und ich frage mich: Was zum Teufel hat mich da geritten? Warum beschimpfe ich ihn? Warum bin ich überhaupt so wütend? Ich kann mir nach seiner Reaktion nun wirklich gar nicht mehr vorstellen, dass er das mit Absicht getan hat. Also was zur Hölle mache ich hier?!   Es ist ein bisschen so, als wäre ich aus meiner eigenen Haut gefahren und würde meinem von einer fremden Macht gesteuerten Körper beim Agieren zusehen.   Unangenehme Stille umhüllt uns. Christophers Augen weiten sich. Sein Mund öffnet sich leicht, doch es kommt kein Ton heraus. Er nimmt den Blick von mir, lässt ihn schweigend über die Arbeitsfläche zum chinesischen Take-Away auf dem Küchentisch wandern, über den Boden gleiten, und es dauert eine Weile, bis er mich wieder anschaut. In meiner Brust zieht es sich schmerzhaft zusammen.   Christophers Blick ist nicht voller Zorn oder Spott oder Kälte. Mein Freund betrachtet mich einfach nur ungläubig, schüttelt in selbiger Manier den Kopf und entlässt dann laut die Luft aus seinen Lungen. „Wow...“, murmelt er betrübt und ich beiße mir auf die Lippe und frage mich, warum ich nicht im Stande bin, mich umgehend bei ihm für meinen seltsamen Wutausbruch zu entschuldigen. Dann wird seine Stimme plötzlich hart und kalt. „Weißt du was, Niko? Das ist mir jetzt zu blöd. Komm, iss dein Hähnchen süß-sauer, wirf alles was auf dem Sofa ist einfach auf den Boden und ignorier den Rest – ich mach heute schon noch alles sauber, keine Sorge... Hatte ich ehrlich gesagt genau jetzt vor, weil ich tatsächlich früher Feierabend machen konnte, weil ich um 6 Uhr schon im Büro war, eben um heute endlich richtig aufzuräumen. Aber weißt du was? Jetzt verschwinde ich erst mal, weil ich mir deinen Scheiß echt nicht geben muss.“ Ich schlucke und mein Freund macht auf dem Absatz kehrt und stampft regelrecht durch den Flur. Die Haustür fliegt so laut ins Schloss, dass ich zusammenzucke.   Mein Herz klopft verräterisch laut in meiner Brust und ich brauche einige Zeit, bis sich mein Atem beruhigt hat.   ...was ist hier gerade passiert...?   Ich bin so frustriert und sauer und angefressen und... schäme mich, fühle mich schuldig und bin irgendwie entsetzt über... über eigentlich alles gerade.   Der Penistresor fühlt sich plötzlich so extrem deplatziert und falsch an, und das... das erschreckt mich.   Unweigerlich denke ich an die mahnende Worte meiner Freunde vor unserem Zusammenzug, an Franks Erzählung von seinem Cousin und dessen Krieg mit seiner nunmehr Ex-Frau verursacht durchs geteilte Heim. Ich mag diese Gedanken nicht und vor allem nicht dieses flaue Gefühl in meinem Magen, die sie auslösen.   Wir wohnen erst seit einigen Wochen zusammen, und dennoch haben Christopher und ich uns öfter angezickt, als während des gesamten letzten Halbjahres. Ich muss an den allerersten Abend in diesen gemeinsamen vier Wänden denken, als wir uns wegen meines Vaters in die Haare gekriegt haben, zu was für einem beschissenen Familienbesuch das alles geführt hat, und wie auch noch ausgerechnet dieser verschissene Adrian hier an jenem Tag angerufen hat. An Christophers patzige Reaktion während der Woche, in der ich ich mich nicht getraut habe, den Brief meiner Mutter zu lesen, an weitere bedeutungslose Zickereien, deren Grund ich nicht einmal mehr zusammen bekomme.   Ich muss schlucken und dieses Ziehen in meinem Hals wird immer heftiger. Ich presse die Lippen hart aufeinander und drücke meine Fingernägel fest ins Fleisch meiner Handflächen, um diesem plötzlichen Brennen hinter meinen Augenlidern entgegen zu wirken.   Das China-Essen ist schon kalt, als ich es mir irgendwann reinwürge und letztendlich bin ich extrem froh, als ich nach der Einnahme meines Antibiotikums tatsächlich wieder müde werde, mich ins Bett schleppe, die Decke über meinen Kopf ziehe und frustriert über die Gesamtsituation einschlafe.   ~~~   Es ist draußen schon stockfinster, als ich wieder aufwache und ich brauche auch einige Zeit, um das brummende Geräusch, das sich bereits in meine Träume eingeschlichen und nun auch zu meinem Wachsein geführt hat, seiner Quelle zuzuordnen: Es ist der Staubsauger. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass unsere Nachbarn sicherlich nicht begeistert über seine Benutzung sind: Es ist 20.30 Uhr.   Unmittelbar wird es in meinem Magen wieder flau. Ich habe irgendwie echt Schiss, aufzustehen und Christopher gegenüberzutreten. Ganze zehn Minuten lausche ich dem Staubsauger deswegen und erhoffe mir dadurch wohl irgendwie Mut oder Erleuchtung. Dann wird es plötzlich ganz still in der Wohnung; und wenige Augenblicke später betritt mein Freund unangekündigt das Schlafzimmer.   Ich drehe mich schleunigst auf die Seite, sodass ich Christopher meinen Rücken zuwende. Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll und bin mir nicht sicher, ob ich seinem Blick jetzt standhalten könnte. Dann spüre ich plötzlich, wie die Matratze ein Stück weit nachgibt, und im nächsten Moment legt mein Freund schon behutsam seine Hand auf meine Schulter. Ich halte die Luft an. Nichts geschieht. Außer, dass sich mein schlechtes Gewissen zu so einem riesigen Klumpen in meinem Innern geformt habe, dass ich es nicht doch nicht länger aushalte, mir alles egal ist und mit zusammengepressten Augen, kläglich keuche: „Es tut mir leid...!“   Christopher seufzt, aber es ist kein genervtes oder kaltes Seufzen; eher sanft. „Mir auch, Niko...“, entgegnet er leise, und ich gebe mir einen Ruck und drehe mich doch zu ihm um.   „Ich weiß nicht, warum ich dich so angefahren habe...! Das habe ich alles nicht so gemeint!“, rede ich weiter und meine Stimme klingt kläglich.   „...du bist krank, Niko“, entgegnet Christopher mit einem mildem Lächeln auf seinen Lippen und einer ebenso sanften Stimme. „Wenn man krank ist, ist man schlecht drauf, leicht gereizt und... du hast die letzten Tage schon so viel Energie verbraucht, als du dich um mich gekümmert hast – das ist auch Stress, von dem du dich jetzt nicht einmal erholen konntest. Das spielt da auch mit rein. Ich bin dir nicht mehr böse, okay?“   „...okay“, entgegne ich schwach und schaffe es nun ebenfalls zu lächeln. Wahrscheinlich hat Christopher recht mit allem, was er sagt. Das war nicht wirklich ich, der da vorhin gesprochen hat.   „Die Wohnung ist jetzt übrigens wieder sauber“, merkt mein Freund an und lächelt leicht. Dann schweigen wir eine ganze Weile. Denn meine unschön geäußerte Frage nach der Unordnung in unseren vier Wänden ist weiterhin unbeantwortet und ich finde keine richtigen Worte, um mich erneut danach zu erkundigen. Denn auch wenn ich definitiv überreagiert habe, ist jene Erkundigung immer noch irgendwie gerecht und aktuell.   Christopher scheint das zu wittern und mir wird wieder mulmig zumute, als das Lächeln meines Freundes plötzlich unsicher wird. Er seufzt ein weiteres Mal und ich kann hören, wie er danach schluckt. „Um dir das Chaos in unserer Wohnung zu erklären, muss ich dir was beichten“, sagt er dann schließlich und lässt den Kopf hängen. Ich richte mich ächzend im Bett auf und betrachte meinen Freund aufmerksam, der nun so ausschaut, als hätte man ein kleines Kind beim Stehlen von verbotenen Süßigkeiten erwischt. Es dauert eine ganze Weile, bis er mir endlich wieder in die Augen sieht und weiterspricht. „Ich liebe Ordnung, das weißt du. Aber.... ich bin einfach scheiße im Aufräumen. Ich krieg's manchmal einfach nicht hin, meine Wohnung sauber zu halten, gerade wenn ich gestresst bin. Ich produziere dann schieres Chaos und dann weiß ich nicht, wo ich anfangen soll, um es zu beseitigen und schiebe es – bis es halt gar nicht mehr geht – vor mir her, und dann...“   Er seufzt tief.   „Die letzten Tage habe ich die ganzen liegengebliebenen Sachen einfach von Raum zu Raum geschoben: Wenn ich dir zum Beispiel was zu Essen gemacht habe, habe ich das Chaos aus der Küche kurzerhand ins Wohnzimmer verfrachtet, um erstens Raum zu schaffen und zweitens, damit du's nicht siehst, ich meine... Du hast bis jetzt praktisch nur im Schlafzimmer gelebt und ich... Ich hatte gehofft, dass ich es heute noch pünktlich schaffe, komplett aufzuräumen, bevor du wieder richtig aufstehst und dich im Rest der Bude umsiehst. Die letzten Tage hatte ich erst keine Lust, dann keine Kraft, dann wurde es immer mehr und wuchs mir vollständig über den Kopf und ich hab's ignoriert und, wie gesagt – eben auf heute verschoben, und... Ach!“, erklärt Christopher und wirft frustriert die Hände in die Luft. „Ich habe es jedenfalls nicht absichtlich verursacht, damit du es aufräumst. Ich bin einfach nur furchtbar unordentlich. Okay?“   Auch wenn ich durch Christophers Ausführung jetzt verstehe, warum ich die vorigen Tage nichts von dem Dreck mitbekommen habe, liefern seine Worte dennoch keine richtige Erklärung für das große Ganze, deswegen entweicht automatisch ein verwirrtes „Hä?!“ meinen Mund. Denn ich kenne diese Wohnung seit mehr als zwei Jahren nur in einem Zustand: „Deine Bude ist, seitdem ich dich kenne, immer penibel aufgeräumt. Also... Was erzählst du mir hier plötzlich, dass du unordentlich bist...? Wie... Was... Hä?!“   Christopher räuspert sich und ein Blinder mit einem Krückstock könnte erkennen, wie unangenehm ihm dieses Gespräch gerade ist und dass... er sich schämt.   „Ja, also...“, kommt es unsicher und langgezogen von Christopher und er fängt an, das Muster der Bettwäsche mit seinem rechten Zeigefinger nachzuzeichnen und auf seiner Unterlippe zu kauen. Fasziniert und irgendwie auch ein wenig fassungslos betrachte ich meinen Master, der gerade wie keiner wirkt. „Meine Wohnung war immer so sauber, weil... ich eine Putzfrau hatte“, rückt er dann endlich mit der Sprache raus.   Ich brauche einige Sekunden, um diese Information aufzunehmen.   „...ähm... okay...“, entgegne ich dann langgezogen und weiß im ersten Moment nicht so richtig, was ich mit dieser Beichte anfangen soll, und was sie eigentlich gerade in mir auslöst. Momentan kann ich eigentlich nur einen klaren Gedanken richtig zu fassen kriegen, der dann ungehalten meinen Mund verlässt: „Ich ersetze eine richtige Putzfrau?!“   „Du ersetzt überhaupt nichts!“, antwortet Christopher barsch. „Hör auf mit dem Schwachsinn!“   „Wer war sie?“, höre ich mich unmittelbar fragen, seine letzte Äußerung ignorierend.   Christopher seufzt. „Brigitte.“   Die Rädchen in meinem Hirn fangen an zu Arbeiten. „Brigitte? Die Brigitte? Kanzlei-Brigitte? Die nette pummelige Mutti mit grauenhafter Dauerwelle, die dein Büro putzt?“   „Ja.“   „Okay... Und... Scheiße, hast du sie auch das Spielzimmer putzen lassen?!“   „Quatsch, natürlich nicht! Der Raum war immer abgeschlossen, sie hat keine Fragen gestellt und den Rest der Wohnung immer gewissenhaft geputzt. Zwei Mal in der Woche.“   „...und wie kann das sein, dass ich sie über zwei Jahre lang nicht ein einziges Mal in deiner Bude gesehen habe?!“   „...ich habe die Termine immer so mit ihr gelegt, dass ihr euch nicht über den Weg lauft...“   „...und damit du dann so tun kannst, als hättest du selbst die Wohnung geputzt, um mich dann was Sauberkeit angeht zu belehren, ja?“, beende ich etwas überspitzt seinen Satz und Christopher errötet, während ich mich abermals frage, woher diese ganzen Worte überhaupt kommen.   „...ja...“, gibt mein Freund dann in leicht genervtem Ton zu.   Mein Herz macht einen unschönen Sprung in meiner Brust. Ich erwidere knapp mit einem „aha“ und weiß dann wieder nicht mehr, was ich dazu sagen soll.   „Ich hab sie eingestellt, als das mit uns beiden losging“, fährt Christopher mit seiner Beichte fort.   „...und sie hat hier gearbeitet bis wir zusammengezogen sind?“   „Ja.“   „Aha. Okay... Und warum hast du sie überhaupt gefeuert?“   Christopher mustert mich und scheint abzuwägen, mit welchen Worten er es mir wohl am besten erklären kann, ohne dass es so klingt, als würde ich seine Reinigungskraft tatsächlich nüchtern ersetzen.   „Zum einen natürlich, weil ich nicht zugeben wollte, dass ich eine Putzfrau habe. Mit dir hier fest in der Wohnung wäre es zu kompliziert geworden, Termine zu finden, sodass ihr zwei euch nicht über den Weg lauft“, gibt er reumütig zu und seufzt dann tief. „Zum anderen, weil, damit verbunden... ich einfach nicht will, dass hier eine fremde Person putzt, weil. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber... Seitdem du mit mir zusammenwohnst ist das nochmal eine ganz andere Privat- beziehungsweise Intimsphäre für mich geworden. Noch intensiver, weißt du? Das ist halt... unser Nest. Und...“, er zuckt mit den Schultern und ich frage mich, ob er seine Plädoyers auch in diesem Stil hält. Denn wenn ja, ist er ein furchtbarer Anwalt. „Ich will, dass diese Wohnung unser geschlossener Bereich ist, wo niemand seine Nase reinzustecken hat, verstehst du? Eine Art geschützter Raum, wo es nur uns beide gibt.“ Ich nicke und warte immer noch auf eine weitere Erklärung, und als er sie mir nicht gibt, lege ich ihm die Worte halt wieder selbst in seinen Mund.   „Und weil ich jetzt kostenlos Brigittes Arbeiten übernehme.“   Christopher schnaubt und schüttelt erneut etwas genervt mit dem Kopf. „Wenn du das so formulierst, hört sich das natürlich scheiße an“, meckert er, „aber Niko: Wir hatten einen Deal. Du zahlst keine Miete, dafür putzt du die Wohnung – als mein Sklave, nicht als meine Reinigungskraft!“ Er macht eine kurze Pause, in der er mich intensiv mustert und ich mein emotionales Chaos gar nicht mehr ordnen kann. „Weißt du eigentlich, wie sehr mich das anmacht, dir beim Putzen zuzusehen?“, fragt er mich dann mit milder Stimme, die mir sofort unter die Haut geht. „Ich liebe deinen Gesichtsausdruck, wenn ich deine Arbeit kritisiere und du nochmal von vorne anfangen musst. Ich liebe es, dich auf diese Weise im eigentlich super langweiligen Alltag zu dominieren und gewissermaßen zu bestrafen. Und es ist doch mein gutes Recht als Herr, meinen Sklaven auf jede erdenkliche Weise auszunutzen. Oder nicht? Und du hast doch selbst schon so oft gesagt, dass du diesen Teil deines Sklavenlebens genießt.“   Ich nicke automatisch. Denn: Mein Master hat ja wieder recht mit dem, was er da sagt.   „Ob du jetzt meine Fußbank bist, mein Hündchen, das ich stolz auf Partys an der Leine vorführe, oder eben meine Putze – du machst das alles nicht als anonymer Dienstleister, sondern als mein Sub. Oder nicht?“   Ich nicke abermals, auch wenn seine jetzigen Erklärungen diesen seltsamen Zorn nicht gänzlich hinfort fegen.   „Dich als meinen festen Freund würde ich niemals ausnutzen. Nie“, beteuert er und ich muss schlucken und kann nichts darauf antworten. „Niko...“, setzt Christopher mit durchdringender Stimme wieder an. „Ich will in allererster Linie mit dir zusammenwohnen, weil ich dich liebe. Ist dir das denn plötzlich überhaupt nicht mehr bewusst?“   Ich beiße mir auf die Zunge und fühle mich für einen kurzen Moment selbst wie ein Kind. Ein anstrengendes, das ohne wahren Grund rumschreit und nörgelt und meckert und mit allem unzufrieden ist und dann nicht weiß, wie es aus dieser Situation wieder rauskommt. „Doch...“, nuschel ich, und kann ihm dabei trotzdem nur kurz in die Augen sehen.   „Und ich kann dir nicht oft genug sagen, wie glücklich ich bin, dass ich mit dir diese ganz besondere Art der Beziehung führen kann“, fährt er besonnen fort.   Ein Teil von mir möchte lächeln und ihm antworten, dass es mir genauso geht und diese dämliche Auseinandersetzung endlich beenden. Es gibt da nur ein Problem: Diesen emotionalen Zwist.   Da wäre zum einen der amüsante Aspekt: Dass dieser ach so feine Herr, der seine Nase rümpft, wenn er nach meinen Haushaltspflichten irgendwo noch ein Körnchen Staub findet, in Wirklichkeit ein kleiner Drecksspatz ist. Dem gegenüber steht allerdings der nicht ganz so wohlschmeckende Teil: Die Erkenntnis, dass Christopher mir gewissermaßen etwas vorgemacht hat, indem er etwas verschwiegen hat; und damit verbunden noch ein Gedanke, den ich fieberhaft versuche, in den Hintergrund zu drängen. Doch dieser Bastard will nicht weichen, kämpft sich immer wieder in den Vordergrund. Bis er sich dort festsetzt.   Das Bild meines harten und süffisanten Masters hat einen kleinen Riss erlitten.   Herr und Dreckspatz – das passt doch nicht, flüstert eine kryptische Stimme in meinem Innern und macht mich darauf aufmerksam, dass das hier ist eine ganz andere Sache ist als Christophers schwachen und unschönen Momente während seines Krankseins. Eben weil sein Dasein als Dreckspatz nichts mit einer Ausnahmesituation zu tun hat, sondern alltäglich und fest verankert in seinem Charakter ist. Und das gefällt mir nicht.   Außerdem hat Christophers Erzählung weitere Fragen mit sich gebracht, und obschon ich weiß, dass jetzt eigentlich der beste Zeitpunkt wäre, dieses Gespräch erst einmal zu unterbrechen und mir selbst Zeit zu geben, das alles zu verdauen, und vor allem gesund zu werden, öffne ich meinen Mund.   „...warum hast du Brigitte erst eingestellt, als das mit uns beiden losging?“   Christopher holt Luft und starrt den Nachttisch an, während er mir mit angestrengter Stimme antwortet. „Mir ist das unheimlich peinlich, dass ich so unordentlich bin und es... passt halt nicht so wirklich ins Bild, das ich dich habe von mir von Anfang an zeichnen lassen. Ich meine... Ich wollte keine Schwäche zeigen... und... Weißt du, ich sehe doch gerade, wie du mich jetzt plötzlich ansiehst...“, sagt er bitter und lässt dabei kurz seinen Blick zu mir huschen; seine betrübten Augen versetzen mir einen Stich ins Herz. Ich fühle mich ertappt; mir war gar nicht bewusst, wie sehr mir meine Emotionen ins Gesicht geschrieben stehen.   Im Grund genommen weiß ich, wie dämlich das mit dem „Riss“ in seinem herrischen Bild ist. Ich betone doch immer selbst, dass Christopher zwar ein harter Master ist – aber eben auch nur ein Mensch; mit guten, aber eben auch schlechten Seiten. Er ist mein Dom, aber eben auch mein Partner. Und vor wenigen Tagen habe ich ihm selbst mehr oder minder vom geteilten Alltag ohne jegliche Masken gepredigt und mich drüber gefreut, die ungeschminkte Wahrheit zu erblicken. Warum kann ich meiner eigenen Vernunft nicht heute Platz machen und sie die Kontrolle übernehmen lassen? Warum nur bricht die Wut heute so dermaßen durch mit mir? Ich verstehe es nicht, agiere einfach instinktiv.   „Davor“, unterbreche ich und bin selbst ein wenig überrascht, wie frostig ich eigentlich klinge. „Hast du einfach in einem Saustall gelebt – oder wie soll ich mir das vorstellen?“   Wie war es, als du mit Adrian zusammengewohnt hast? War er auch deine Putze?   Ich schlucke und Christopher seufzt tief, fährt sich mit beiden Händen durch sein Gesicht.   „Niko... Ich glaube, das ist genug Gerede für heute, wir sollten...“   „Sag es mir!“, schreie ich ihn an und unterbreche ihn.   Mein Freund sieht mich leicht erschrocken an. Dann wendet er schon wieder den Blick von mir ab und starrt dieses Mal einfach in die Ferne. „...ich weiß nicht, ob du das hören willst...“, bringt er schließlich über die Lippen und das Blut rauscht in meinen Ohren.   „...sag es mir...“, wiederhole ich meine Worte, dieses mal etwas leiser und mit heiserer Stimme; obschon ich mir jetzt wirklich nicht mehr so sicher bin, ob ich das wirklich hören will.   Mein Freund seufzt und sieht mich auch nicht an. „Ich hatte Putzsklaven.“   Es vergehen einige Sekunden, in denen niemand von uns etwas sagt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Gefühle fahren jetzt in einer überdimensional großen Achterbahn mit Dauerlooping und null Sicherheitsvorkehrungen.   Was zur Hölle, Niko Klaas – schimpfe ich innerlich mit mir selbst.   Mir ist doch eigentlich klar, dass Christopher ein Leben vor mir hatte. Eines, das BDSM involvierte. Für mich sind die Tore dieser Welt erst durch ihn geöffnet worden. Aber er hat dort schon jahrelang vor mir verweilt und Dinge ausprobiert, ausgelebt; mit anderen Männern.   Mit Adrian zum Beispiel.   Warum bin ich plötzlich so schockiert? Ich merke gar nicht, dass ich kalt auflache.   „Da lief nichts, Niko. Ich habe sie nicht einmal richtig angerührt, wir hatten keinen Sex, geschweige denn eine Beziehung“, wirft Christopher umgehend im aufgewühlten Ton ein und ich frage mich, warum ich zulasse, dass mein Freund sich plötzlich beginnt für Dinge zu rechtfertigen, für die er sich gar nicht rechtfertigen muss, da sie in der Vergangenheit liegen, in der er noch nicht einmal einen blassen Schimmer von meiner Existenz hatte; warum ich das Gespräch nicht abbreche, sondern ihm weitere Fragen stelle. Warum mich das alles plötzlich doch so brennend interessiert, obschon ich vor wenigen Tagen noch das Gegenteil behauptet hatte.   „Sie? Wie viele waren es denn?“, hake ich mit gepresster Stimme nach und stiere unsere Kommode an.   „Zuletzt zwei“, antwortet Christopher sachte, „haben jeweils ein Mal die Woche hier sauber gemacht.“   „...nackt?“   Mein Freund seufzt. „...manchmal... Oft auch in Lack- und Latexoutfits... Sicher, dass du das alles hören willst?“ Christopher klingt besorgt und ich frage mich, ob ich gerade so eine Art Selbsttortur betreibe. Denn eigentlich will ich doch genau nichts davon hören – und gleichzeitig einfach alles erfahren. Woher kommt das nur plötzlich?!   „...und die sind also nur hierher gekommen, um zu putzen, oder was?“, hake ich nach.   „Ja. Es ging wirklich nur darum.“   „...das heißt, du hast sie dabei beobachtet?“   „Ja.“   „Und dann wie bei mir eine Endabnahme gemacht?“   „...ja...“   Ich schlucke.   „Und was genau meinst du mit nicht einmal richtig angerührt?“, höre ich mich schon als nächstes fragen und weise mein Herz an, endlich mit diesem nervigen Radau aufzuhören. Schade nur, dass ich so wenig Durchsetzungsvermögen besitze: Es hört nämlich nicht auf mich.   „...ich habe sie natürlich bestraft, wenn ich nicht zufrieden mit dem Resultat war...“   „...im Zimmer...?“, hake ich nach und meine Stimme ist kaum mehr als ein angestrengtes Hauchen, weil sich meine Kehle zuschnürt.   „Nein“, antwortet Christopher bestimmt und mir fällt ein kleiner Stein vom Herzen, weil der Gedanke daran, dass mein Freund sich dort mit seinen Putzsklaven amüsiert hat, die ihm offenbar nichts bedeuteten, mir einen ganz schön heftigen Stich versetzt hat. „Ich hab's dir ja schon öfter gesagt: Dieser Raum hat eigentlich nur auf dich gewartet...“   Seine Worte klingen ehrlich und ich weiß, dass er es auch so meint. Dennoch stimmen sie mich im Augenblick nicht wirklich zufrieden.   „Und wie hast du sie bestraft, ohne sie wirklich anzufassen?“   „...ich habe nie meine blanke Hand benutzt, sondern stets ein Schlaginstrument, wenn es überhaupt so weit gekommen ist. Einer von ihnen wollte fast nur verbal bestraft werden oder hat Freude daraus gezogen, wenn er als Strafe beispielsweise eine ganze Stunde nackt im Raum auf dem kalten Boden knien musste. Ein anderer wollte tatsächlich nur Putzen, in gewissen Outfits, und von mir dabei betrachtet sowie angewiesen werden, nichts weiteres. Zu... sexuellen Handlungen ist es mit keinem einzigen gekommen. Auch zu keiner weiteren persönlichen Beziehung: Es ging wirklich nur um das Putzen.“   „...und es hat dich angemacht?“   Christopher schluckt. Dann bringt er ein leises und leicht heiseres „ja“ zustande und ich würde am liebsten etwas zerstören.   Ich kann diese Bilder von fremden nackten Männern, die mein Bad, mein Wohnzimmer, mein kleines Horror-Paradies, meine Küche putzen nicht aufhalten: Sie durchfluten mein Hirn und machen mich... furchtbar wütend; obschon ein großer Teil meiner weiß, dass das Schwachsinn ist.   Warum zur Hölle bin ich plötzlich so scheiße eifersüchtig?   Ein eiskalter Schauer läuft meinen Rücken hinab, als meine Gedanken zurück zu Brigitte kehren.   „...du sagtest, du hast Brigitte eingestellt, als das mit uns beiden losging... Welchen Zeitpunkt genau... meinst du damit? Als wir uns kennengelernt haben, oder erst... als wir zusammengekommen sind?“   Christopher seufzt und alles zieht sich in mir zusammen. „Ich habe diese Relationen an dem Abend beendet, als du mich wegen dieses... Scheiße, wie hieß der nochmal... Ach ja: Georg. Als du mich wegen Georg versucht hattest abzuservieren beziehungsweise zu provozieren, und ich dein kleines Date unterbrochen habe. Erinnerst du dich...?“ Natürlich erinnere ich mich. „Ich hatte dich an jenem Abend gefragt, ob du mehr wolltest; und mit deinem Ja war für mich absolut klar, dass es nur noch dich für mich geben würde.“   Eigentlich sollte diese Bemerkung Wärme in meinem Innern auslösen. Doch da ist nur Frost.   Mir hatte Christopher damals quasi einen Vorwurf aus der Sache mit Georg gemacht. „Ich dulde keine Nebenbuhler“, hatte er gesagt – während er selbst zu diesem Zeitpunkt zwei Putzsklaven unter seinem Kommando hatte. Und auch wenn diese Männer nicht seine Partner waren, sind sie ja doch irgendwie Teil seines Lebens gewesen, während ich mich tatsächlich nur auf ihn fokussiert hatte. Georg war nichts anderes als eine Provokation gewesen, wie Christopher es ja schon selbst formuliert hat.   Mir wird irgendwie furchtbar schlecht, als ich an die allerersten Zusammentreffen mit Christopher bis zu jenem Abend denke und mir vor Augen halten muss, dass während all dieser Events diese zwei Putzsklaven Teil seines Umfelds waren. Und mit der Übelkeit steigt auch meine Wut, die wiederum meinen Willen zur Selbstzerstörung zu befeuern scheint.   „War Adrian auch dein Putzsklave?“, spucke ich meinem Freund regelrecht giftig ins Gesicht, das dieser nun verzieht.   „....du willst jetzt nicht ernsthaft mit mir über Adrian sprechen...“, entgegnet mein Freund viel zu patzig; und genau das löst bei mir einen Vulkanausbruch aus.   „Ich will über nichts von dieser Scheiße sprechen!“, brülle ich ihn an und ignoriere dieses fürchterliche Ziehen in Hals und Brust. „Du hast doch mit diesem ganzen Mist angefangen, was beschwerst du dich jetzt?!“   Christopher presst die Kiefer aufeinander und starrt mich finster an.   „Was?“, zische ich nach einer Weile. „Sagst du jetzt gar nichts mehr, oder was?!“   Christopher sagt wirklich nichts mehr. Kopfschüttelnd steht er auf und hebt dazu auch noch die Arme in einer kapitulierenden Geste in die Höhe, als würde er mir sagen wollen: An dir ist Hopfen und Malz verloren. Dann verlässt er tatsächlich das Schlafzimmer und ich kann mich nicht daran hindern, ihm hinterher zu schreie: „Dann hau doch ab!“   In dem Moment, in dem er die Schlafzimmertür zuknallt, kann ich meine dämlichen Tränen nicht mehr zurück halten. Ich zittere am ganzen Leib und bin unheimlich wütend – aber vor allem verwirrt, komplett durcheinander, irgendwie verloren, kann meine Gedanken und Gefühle nicht ordnen.   Der Penistresor fühlt sich erneut so unfassbar deplatziert an und eine erneute Welle der Wut spült über mich. Ich springe auf, reiße die Schublade auf und greife nach dem Notfallschlüssel für den Käfig, will das Ding abreißen und Christopher am liebsten ins Gesicht schleudern; dann stocke ich und schlucke, und Tränen sammeln sich erneut in meinen Augen. Ich starre den mittlerweile verschwommenen Schlüssel in meiner Hand an und es zieht sich schmerzhaft in meiner Brust zusammen.   Ich kann das nicht tun. Ich werde das nicht tun. Denn ich habe plötzlich das Gefühl, dass ich mit diesem Schritt dieses besondere Band zwischen Christopher und mir vollkommen zerstöre würde – und ich kann mir im Moment ja nicht einmal erklären, warum ich eben so explodiert bin und warum ich mich fühle, wie ich mich derzeit nunmal fühle.   Ich lege den Schlüssel zurück in die Schublade und die Tränen fließen unkontrolliert meine Wangen hinab und ich erschrecke wegen meines eigenen lauten Schluchzens.   ~~~   Ich habe keine Ahnung, wie lange ich heule, wie viel Zeit vergangen ist, bis meine Augen endlich wieder trocken sind und sich mein Organismus beruhigt, weil ihm schlichtweg die Kraft fehlt, weitere Tränen zu produzieren, mein Hals von dem ganzen Geheule schmerzt und die Müdigkeit aufgrund meiner wirren Gedanken mich übermannt; irgendwann drifte ich einfach ab und leide Höllenqualen in einer ganzen Reihe von Alpträumen, in denen irgendwelchen fremden Männer auftauchen und Christopher mir erklärt, das seien seine neuen Partner, und in denen Kilian und Martin und Holger und der ganze Rest des Stammtisches mich plötzlich hassen und mir den Rücken zukehren. Grässliche fiktive Realitäten, in denen ich komplett allein zurückgelassen werde.   Als ich am nächsten Tag mit dröhnenden Kopfschmerzen erwache und die Reste dieser nicht realen Szenarien sich noch in meinen Gedanken abspielen, wie die Erinnerungen an einen Film, den man erst kürzlich im Kino oder Fernsehen gesehen hat, ergibt das in der Nacht durchlebte langsam einen Sinn. Ebenso wie meine dämlichen Reaktionen, meine Vorwürfe, meine wüsten Beschimpfungen, meine Eifersucht.   Nach einer Dusche, einem Frühstück in einer wirklich extrem sauberen Küche und einem großen Becher Kaffee sieht die Welt ganz anders aus. Und ich schäme mich.   Dass ich so wütend auf Christopher geworden bin – das war ein dämliches Resultat meiner Krankheit. Mein Freund hatte absolut recht mit seiner gestrigen Aussage: Ich war ausgelaugt und deswegen unheimlich gereizt, wütend, und habe das einfach an ihm ausgelassen. Die Details über die Männer in seiner Vergangenheit gepaart mit seiner Beichte haben mich nur noch wütender werden lassen – und erst jetzt wird mir bewusst, warum eigentlich.   Weil ich noch nie einen Mann so sehr geliebt habe wie Christopher. Nein, falsch. Weil Christopher der erste Mann ist, den ich liebe.   Die Beziehungen davor waren oberflächlich und die spärlich ausgetauschten Liebesbekundungen nicht wirklich ernst gemeint; ich hatte das obligatorische „ich liebe dich auch“ nur gemurmelt, weil ich es eben als Verpflichtung empfunden hatte und ich keine Kompliktionen wollte. Wie zum Beispiel mit Marcel, den ich nach dem Aufeinandertreffen mit Christopher weggeworfen hatte wie ein benutztes Taschentuch. So viel zur vermeintlichen Liebe zu diesem Mann.   Bei Christopher ist es ganz anders. Wenn ich ihm diese Worte sage, dann meine ich es absolut ernst. Jede Faser meiners Körper sehnt sich nach ihm. Ein Leben ohne ihn kann und möchte ich mir nicht vorstellen – und genau das ist der Knackpunkt. Mit unserem Zusammenziehen sind wir einen so wichtigen Schritt Richtung gemeinsamer Zukunft gegangen und ich glaube, dass ich das erst jetzt so wirklich kapiere, was das bedeutet, und was das auch für Risiken birgt. Christophers Verflossene machen mir deutlich, dass die Beziehung zu ihm ein Ende haben könnte – eben weil Beziehugen zu ihm in der Vergangenheit gescheitert sind. Vor allem die Partnerschaft mit diesem Adrian, mit dem Christopher auch zusammengewohnt hatte.   Vor unserem Zusammenzug habe ich unsere Beziehung zwar auch als extrem intensiv empfunden, aber im Vergleich zum gemeinsamen Heim ist sie in meinem Kopf irgendwie... harmloser gewesen. Ich habe nicht einen einzigen Gedanken an die Ex-Freunde und Ex-Sklaven von Christopher verschwendet, doch jetzt ist das plötzlich anders. Weil mir erst jetzt bewusst geworden ist, wie emotional und in gewisser Weise auch finanziell ich abhängig von ihm bin. Einfach ausgedrückt: Seit dem wir zusammenwohnen und diesen durchaus ab und an grauen und von Zickereien gespickten Alltag teilen, ist die Angst, ihn irgendwann zu verlieren, größer geworden. Und natürlich auch der Drang, alles über sein Leben zu erfahren; wozu nunmal auch die verflossenen Liebschaften gehören. Und das beides zusammen, plus die Gereizheit wegen des Krankseins, ist – wie von mir kläglich bewiesen – eine explosive Mischung.   Ich frage mich, was all die Beziehungen davor hat scheitern lassen – weil ich nicht denselben Fehler machen will. Weil ich unter anderem nicht möchte, dass er sich irgendwann gelangweilt von mir fühlt. Noch ist alles neu: Schließlich bin ich der erste Mann, mit dem er eine 24/7-Beziehung führt, noch dazu in einer gemeinsamen Wohnung. Aber wenn ich der erste bin... bin ich dann einfach nur Nummer 1 in einer Reihe von Versuchen, die noch kommen werden? So wie Adrian die Nummer 1 in der Reihe „Zusammenwohnen“ gewesen ist?   Ich seufze laut und streiche die wenigen Tränen weg, die sich wieder in meinen Augen gesammelt haben. Um mich kurz von diesen Gedanken abzulenken, greife ich zu meinem Handy und möchte es am liebsten gegen die Wand schleudern. Christopher hat mir keine einzige Nachricht zukommen lassen und es ist schon Nachmittag. Eigentlich sollte die Tatsache, dass mein Freund mich nach meinem Verhalten ignoriert, nicht wundern. Doch es schmerzt trotzdem. Nicht einmal nach der Einname meiner Tabletten hat er sich erkundigt.   Ungefähr vier Mal beginne ich, eine Nachricht an ihn zu verfassen, doch alles, was ich schreibe, hört sich irgendwie lächerlich an und im Grunde genommen weiß ich gar nicht, womit ich anfangen soll und frage mich, ob es nicht eh klüger wäre, mit ihm persönlich zu sprechen.   So vergehen Stunden, in denen ich Tee trinke und mich immer wieder in meinen Gedanken verliere, die ich versuche, in meinem Sklavenbuch irgendwie festzuhalten. Ich erschrecke richtig, als ich plötzlich unsere Haustür ins Schloss fallen und Christopher durch den Flur in die Küche gehen höre.   Ich erhebe mich und will direkt zu ihm eilen, doch meine Glieder gefrieren in ihren Bewegungen und mir fällt auf, wie sehr mein Herz klopft, wie nervös und ängstlich ich plötzlich bin; wie mein Organismus alles blockiert. Ich schlucke und lasse mich langsam wieder aufs Sofa nieder, lausche, warte, höre die Uhr ticken, Christopher in der Besteckschublade wühlen. Minuten fühlen sich an wie Stunden und meine Kehle wird ganz trocken.   Ich halte die Luft an, als Christopher nach dieser gefühlten Ewigkeit mit unserem größten Serviertablett bewaffnet das Wohnzimmer betritt. Der Duft der mitgebrachten Pizza steigt mir sofort in die Nase.   „Salami für dich, Pepperoni für mich“, lautet Christophers nüchternes Hallo, als er das Tablett auf dem Wohnzimmertisch abstellt und mir dann den Teller mit meiner italienischen Köstlichkeit vor die Nase schiebt, die heute tatsächlich nicht verlockend auf mich wirkt. Mein Freund schaut mich nicht einmal direkt an, knipst den Fernseher an und nimmt einen großen Schluck Rotwein.   Das Schweigen zwischen uns erdrückt mich fast nach einer Weile und ich kriege keinen einzigen Bissen runter, während mein Freund seine Pizza beinahe im Rekordtempo vertilgt. Der Film, ein deutscher Thriller der mich zu sehr an eine schlechte Tatort-Folge erinnert, ist grässlich.   Christopher schenkt sich das zweite Glas Wein ein und wir haben immer noch kein einziges Wort gewechselt und mir wird bewusst, dass ich hier eigentlich die ganze Zeit nur darauf warte, dass er die Konversation beginnt. Denn das tut er meistens und ich reagiere nur. Doch heute muss es wohl anders laufen; nur weiß ich immer noch nicht, wie ich das anstellen soll, was ich sagen soll, um dieses frostige Eis zwischen uns endlich wieder zu brechen. Also greife ich nach dem Sklaventagebuch, das noch immer neben mir liegt und reiche es Christopher. Das ist auch der erste Moment dieses Abends, in dem mein Freund mir in die Augen sieht. Sein Blick wandert zum Buch in meiner Hand und er hebt fragend die Augenbraue.   „Ich weiß, es ist noch nicht Sonntag, aber...“, sage ich und finde keine Kraft, den Satz zu beenden.   Christopher reagiert nicht. Jedenfalls nicht verbal. Mein Freund stellt sein Weinglas beiseite, wischt sich die Hände mit einer Serviette ab und nimmt das Buch entgegen, lehnt sich zurück, schlägt es auf und beginnt zu lesen.   In den ersten Zeilen teile ich ihm mit, wie sehr ich mich für mein Verhalten ihm gegenüber schäme, und wie leid es mir tut, dass ich eine Grenze überschritten habe, die ich nicht hätte überschreiten sollen. Dass ich mir nicht erklären kann, wie ich ihn beschimpfen konnte. Ich offenbare ihm all diese Gedanken bezüglich seiner Ex-Partner und Ex-Subs, unseres Zusammenzugs, meiner damit verbundenen Ängste, und je länger Christopher liest, desto weicher werden seine Gesichtszüge. Als er das Buch zuklappt ist seine Miene fast schon etwas traurig. Er lächelt milde, als er mir seinen Kopf zuwendet.   „Darf ich dich in den Arm nehmen?“, fragt er mich dann mit zärtlicher Stimme und ich nicke. Einige Sekunden später finde ich mich in seiner starken Umarmung wieder und klammere mich regelrecht an ihn.   „...es tut mir leid...“, wispere ich heiser und genieße die Wärme seines Körpers an meinem.   Christopher haucht mir einen Kuss auf die Stirn und wischt die Minitränen, die schon wieder über meinen Augenrand getreten sind mit seinem Daumen weg. „Niko...“, raunt er dann und ein Teil von mir hat ein wenig Angst vor dem, was gleich kommt. Denn in meinem Eintrag habe ich ihm eine simple, aber für mich doch so wichtige Frage gestellt, die mich nach all der Grübelei nicht mehr verlassen wollte. Ich möchte wissen, warum er mich liebt.   Ich habe stets mein devotes Ich in den Mittelpunkt gestellt, wenn es darum ging, dass ich mir seiner Liebe sicher bin; die Tatsache, dass er mit mir diese extreme Form von BDSM ausleben kann. Und auch wenn das ein sehr großer Teil unseres Lebens ist, so ist meine Dasein als williger Sklave nicht alles – kann nicht alles sein, denn sonst... wäre ich austauschbar; und das wäre eine fürchterliche Erkenntnis, mit der ich nicht umzugehen wüsste. Genau das habe ich auch ins Buch geschrieben.   Ich spiele kein Schach, ich mag seine Musik nicht, ich kann mit Christophers Lieblingsbüchern nichts anfangen und ein wirklich intellektuelles Gespräch, so wie er sie oft mit Kilian oder Holger führt, haben wir eigentlich auch noch nie richtig gehabt... Also: Was sieht Christopher wirklich in mir? Seit unserem Zusammenzug hat diese Frage schon in meinem Unterbewusstsein Chaos gestiftet, in mir gebrodelt und ist letztendlich an die Oberfläche gedrungen.   „Warum machst du dir nur solche bescheuerten Gedanken?“, fragt mein Freund jetzt und lächelt leicht. „Hm?“ Ich presse die Lippen aufeinander und Christopher seufzt. „Es ist schwierig für mich, dir zu sagen, warum ich dich liebe. Es ist einfach so, weißt du?“, erklärt er dann und eine kleine Pause entsteht, in der er den mittlerweile ausgeschalteten Fernseher anstarrt und weit weg mit seinen Gedanken zu sein scheint. „Was mir von Anfang an imponiert hat, ist die Tatsache, dass du dein Ding durchziehst, egal was andere sagen oder machen; du schwimmst nicht mit dem Strom, auch nicht unbedingt dagegen – manchmal suchst du dir einfach andere Gewässer, oder du gehst über eine Brücke, völlig unberührt von den Massen“, sagt Christopher dann und sieht mir in die Augen. „Das kann nicht jeder, weißt du? Viele sagen, es sei ihnen egal, was andere Leute über sie denken, aber in vielen Fällen ist das einfach nur gelogen. Dir ist es wirklich egal. Und das ist eine bemerkenswerte Eigenschaft, die viel Kraft erfordert.“   Christophers legt seine Hand auf meinen Oberschenkel und er beginnt mich behutsam dort zu streicheln. „Ich mag es, dass du keine falschen Freundschaften schließt und keinen Wert auf einen breiten Bekanntenkreis legst, sondern wahre Freunde als wichtig erachtest, auch wenn es nur ein paar sind. Ich finde dein Faible für Horrorfilme niedlich und dass du niemals zugeben würdest, dass du nach den Streifen Angst allein im Dunkeln hast.“ Christopher kichert und ich laufe rot an, weil ich mir sicher war, das auch vor ihm ganz gut versteckt zu haben. Offenbar lag ich falsch. „Du bist eine ehrliche Haut und nimmst kein Blatt vor den Mund, du sorgst dich um mich, und natürlich siehst du verdammt gut aus“, fügt mein Freund amüsiert hinzu. „Ich liebe dich einfach, Niko. Wenn ich dich nicht lieben würde, denkst du das ganze 24/7-Konzept würde dann überhaupt funktionieren? Ich nicht.“   Diesen Gedankengang habe ich erst vor wenigen Tagen selbst ausgeführt. Seine Worte, eine Art der Bestätigung, bescheren mir deshalb eine angenehme Gänsehaut und lösen auch eine schöne Art von Herzklopfen aus. Eines, das nichts mit Nervosität oder Angst zu tun hat, sondern wie ein bekanntes und beruhigendes Lied auf mich wirkt; mir wird ganz warm und ich bin überzeugt, dass ich dümmlich lächele. Ich will Christopher gerade sagen, dass ich ihn auch liebe, aber mein Freund ist offensichtlich noch nicht fertig mit seiner Antwort.   „Falls es dich irgendwie beruhigt...“, fährt er vorsichtig fort und lächelt mich dabei sachte an, „der Gedanke daran, dass du in er Vergangenheit mit anderen Männern geschlafen, gekuschelt und sonst was gemacht hast, bringt mich auch dann und wann um – und wie du weiß auch ich, dass das vollkommen absurd ist.“ Christophers Hand verlässt meinen Oberschenkel und er verschränkt seine Arme vor der Brust, starrt wieder den Fernseher an und seine Miene verfinstert sich kurz. „Diesem Max aus der Bar würde ich am liebsten auch reinhauen.“   Mir gelingt es nicht, ein Glucksen zu unterdrücken und auch Christopher grinst mich kurz an, seine Gesichtszüge etwas entspannter. Doch dann seufzt er wieder und starrt nunmehr nachdenklich die langsam kalt werdende Pizza auf dem Tisch an. „Weißt du Niko...“, meint er, ohne mich anzusehen und klingt dabei irgendwie leicht gequält. „Die Wahrheit ist: Ich mache mir dann und wann auch ähnliche bescheuerte Gedanken wie du. Ich meine... Ich bin der allererste Mensch, mit dem du BDSM praktizierst, dein allererster Master: Du kennst nichts anderes. Ich frage mich, ob dir das nicht irgendwann langweilig wird mit mir, oder du dich einfach fragst, ob es auch anders geht, und du einen Drang wegen fehlender Vergleichsmöglichkeiten nach Abwechslung verspürst. So wie Leute, die schon mit Anfang 20 oder so geheiratet haben und sich nicht austoben konnten und das irgendwann nachholen wollen, weißt du...“ Christopher sieht mir wieder in die Augen. „Deine Reaktion auf Dominik war so ein Moment, in dem ich mich das gefragt habe.“   „Das war nur wegen der Uniform, Christopher!“, schießt es aus mir wie aus einer Pistole, weil es die Wahrheit ist und auch, weil ich irgendwie total überrascht bin von seinen gedanklichen Offenbarungen, seinen Sorgen, und dass er tatsächlich mit Dominik irgendwelch komischen Ängste verbindet.   „Und was, wenn es das nächste Mal anders ist?“, entgegnet Christopher ruhig. Ich kann nichts darauf antworten und mein Freund fügt dem hinzu: „Vielleicht auch, weil du mich plötzlich als zu schwach erachtest, aufgrund so einer Sache wie mit meiner Unordentlichkeit...?“   Ich beiße mir auf die Zunge und weiß nicht, was zu antworten ist. Auch meine Gedanken bezüglich des Risses habe ich ins Sklaventagebuch geschrieben, auf die mein Freund hier nun offenkundig Bezug nimmt.   „Ich bin zwar vorrangig dein Herr, aber das ganze ist eben eines: Ein Spiel“, fährt er ernst fort. „Das ist meine Rolle, die ich als Mensch spiele. Mir gefällt das auch nicht, wenn du meine Schwächen siehst, weil ich zum einen diese Rolle konsisten spielen möchte und zum anderen schon länger die Befürchtung hatte, dass einiges viellecht nicht gut bei dir ankommt. Eben weil ich dich, wie schon gestern erwähnt, ein explizit strenges, ja fast perfektes Bild von mir als Master habe zeichnen lassen. Nur bringt das Zusammenziehen eben mit sich – wie du ja vor ein paar Tagen eigentlich selbst gesagt hattest – dass du mich in Situationen erlebst, die mit meiner herrischen Rolle so gar nicht zusammen passen. Weil ich eben nicht perfekt bin und eben nicht nur dein Master. Aber gerade deshalb möchte ich ja, dass wir uns weiter entwickeln und unsere Beziehung auf die nächste Stufe bringen, die eben das Zusammenwohnen darstellt.“   Christopher macht eine Pause und Stille ümhüllt uns für diesen Moment. Ich weiß, dass er recht hat, sehe es doch eigentlich genauso. Ich wusste schon gestern, dass das ganze mit dem Riss ein großer Haufen Bullshit ist. Dennoch nagt es immer noch ein kleines bisschen an mir und ich hasse mich dafür.   „Erlaube mir, deine Frage jetzt an dich zu richten“, sagt er und schaut mir dabei tief in die Augen. „Was liebst du eigentlich an mir? Neben der Tatsache, dass ich dich dominiere?“   Ich blinzele und merke, wie schwer es tatsächlich ist, so eine simple Frage zu beantworten. Denn es ist wie Christopher schon zuvor gesagt hat: Es ist einfach so. Ich liebe ihn. Gefühle existieren oder sie existieren nicht. Dennoch bin ich ihm eine Antwort schuldig, denn auch er hat es schließlich geschafft, eine zu formulieren.   Meine Stille verunsichert ihn offenbar. Ich betrachte, wie er die Lippen zusammenpresst und seinen Blick dann von mir abwendet. „Unser Altersunterschied macht mir manchmal auch mehr Sorgen, als ich eigentlich zugeben will“, murmelt er plötzlich. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich nicht immer ganz mit dir mithalten kann. Wenn ich dich beispielsweise mit Frank oder Chiyo zusammen sehe oder du von Treffen mit ihr erzählst und eurer geteilten Passion für diese ganzen Horrorfilme und Games, die ich nicht verstehe, frage ich mich manchmal schon, ob ich mit einem Kerl mithalten könnte, der eben diese Hobbys auch teilt und ein Dom ist... Weißt du...“   Christophers Äußerungen hauen mich regelrecht um, und gleichzeitig erfüllt mich die eigentlich eher traurige Erkenntnis, dass auch er Ängste hat, mich zu verlieren, mit unheimlicher Freude. Weil das alles mir zusätzlich offenbart, dass ihm viel mir an liegt und dass es ihm ähnlich geht wie mir. Dass wir zwei verliebte Trottel sind, die sich bescheuerte Gedanken machen. Mein Freund sieht mich durcheinander an, als ich laut auflache, weil mich diese Erkenntnis trifft.   „Entschuldige“, meine ich und schenke ihm ein herzliches Lächeln. „Ich, ähm... Ich finde es nur irgendwie ein bisschen witzig, dass wir beide uns so sehr lieben und trotzdem irgendwie Angst haben, den anderen zu verlieren...“ Christopher erwidert mein Lächeln daraufhin vorsichtig und ich beuge mich vor und drücke ihm einen zarten Kuss auf seine Wange. „Ich liebe dich, weil...“, hole ich dann aus und baue mir meine Antwort aus dem zusammen, was einfach spontan Einzug in mein Hirn erhält. „Du einer der liebevollsten Menschen bist, die mir jemals begegnet sind. Du setzt dich für diejenigen, die dir nahe stehen, vor allem mich, mit allem ein, was du hast. Du... bist super zärtlich und aufmerksam. Du bist intelligent, einfühlsam und hast einen tollen Humor. Du denkst, du könntest nicht mit mir mithalten – aber ich glaube, dass du der einzige Mensch auf diesem Planeten bist, der mich eigentlich wirklich versteht. Faible für Horrorfilme hin oder her: Bei dir kann ich sein, wer ich wirklich bin, ohne dafür verächtliche Blicke zu ernten, und das bedeutet mir viel.“   Christopher lächelt mich mittlerweile versonnen an und dieser Anblick erfüllt mich mit purer Freude. „Ich glaube auch nicht, dass irgendwann so nen Andrang von 'ich hab voll was verpasst' haben werde, nur weil ich vor dir noch keinen anderen Master hatte, ehrlich nicht. Weil ich nämlich nicht daran glaube, dass jemand so abgefahren ist wie du. Und selbst wenn: Das werde ich eh nicht mitbekommen, weil ich sowieso nur dir meine Aufmerksamkeit schenke. Und das mit Dominik... Das war wirklich nur die Uniform. Klar sieht der Typ toll aus und so, aber... Niemand kommt an dich ran. Und egal was ich da so alles auf Partys oder im Netz sehe, ich denke eh immer nur daran, wie du das mit mir machst, oder wie du in solchen Klamotten aussehen würdest, verstehst du?“   Mein Freund nickt. „Mir geht es da genauso wie dir, Niko“, bestätigt er. „Ich glaube übrigens auch nicht, dass du mir langweilig wirst. Nein, ich bin sogar fest davon überzeugt, dass es nicht so sein wird. Ich war noch nie so fasziniert von jemanden, wie ich es von dir bin.“   Ich lächele, kann mich aber nicht davon abhalten, eine existenzielle Frage zu stellen: „...auch nicht von Adrian?“   Christopher seufzt, aber er lächelt dabei milde. „Ich war damals fasziniert von Adrian, ja, aber nicht ansatzweise so sehr wie von dir, okay?“ Ich nicke und mein Freund blickt mir lange in die Augen. „Wenn dich die Sache mit Adrian so sehr beschäftigt, kann ich dir alles über ihn erzählen...“   Nach diese Aussage bin ich nun wieder an der Reihe mit dem Seufzen und ein nervöses Kribbeln erfasst mich. „Das wäre wahrscheinlich besser“, teile ich meinem Freund mit und kann mir immer noch nicht so recht die Frage beantworten, ob ich das wirklich hören will.   „...weil du immer noch krank bist kriegst du heute von mir nur die kurze Version und du kannst später, wenn du wieder gesund bist, entscheiden, ob du die lange hören möchtest, okay?“ Ich nicke und muss schlucken, will Christopher nicht in die Augen blicken, wenn er von seinem Ex-Freund spricht, starre stattdessen sein Rotweinglas an. „Adrian war der erste Mann, mit dem ich BDSM praktiziert habe. Ich habe ihn kennengelernt, als ich gerade 18 geworden und noch ein dummer Teenager war, gegen meinen Vater rebelliert und mich ständig heftigst mit meiner Schwester und der Frau Mutter gestritten hab. Adrian hat mir geholfen, runterzukommen und viele Dinge zu verarbeiten. Wir waren zunächst nur Freunde. Dann irgendwann haben wir uns verliebt, er hat mir diese neue Welt gezeigt und wir sind letztendlich direkt zusammengezogen, als ich mit der Uni angefangen hab. Er hat mir geholfen, diesem toxischen Familienleben zu entfliehen - und das war verdammt gut und wichtig damals. Und warum das dann doch alls schief gegangen ist... Nun... Vor allem, weil unsere BDSM-Vorlieben irgendwann nicht mehr... kompatibel waren.“   „...was heißt das?“, hake ich heiser nach.   „Naja, Niko... 24/7...?“   „Oh...“, entgegne ich und muss ein wenig grinsen; weil ich mich Adrian überlegen fühle. Was natürlich wieder so ein dämlicher Schwachsinn ist, aber hey: Was soll's! Ich kann Christopher das geben, was er ihm nicht geben konnte, ha!   „Wir haben uns aber im Guten getrennt. Weißt du... Wir haben besonders in der Anfangszeit viel zusammen erlebt und das hat uns zusammengeschweißt. Deswegen haben wir immer noch Kontakt. Wir ticken ähnlich, weißt du...“, erzählt er mir und bestätigt damit meine zuvor geäußerten Annahmen über die Bindung zu Adrian.   „Ist Adrian... so alt wie du?“   „Er ist drei Jahr älter.“   „Er wohnt aber nicht in unserer Stadt, oder?“   „Nein.“   „Ah...“, mache ich etwas erleichtert und weiß dann erstmal wieder nicht, was ich dazu sagen soll.   „Ich hoffe...“, setzt Christopher dann wieder an und räuspert sich. „Ich hoffe, du denkst nicht irgendwie, dass da noch was zwischen Adrian und mir läuft oder laufen könnte. Wir sind wirklich nur Freunde. Unsere Beziehung liegt so lang zurück, dass er sich nicht einmal mehr wie ein Ex-Freund anfühlt. Okay? Ich will nur dich.“   Ich nicke und riskiere einen Blick in das Gesicht meines Freundes, der mich ganz zärtlich lächelt.   „...und was die Putzsklaven angeht... Es tut mir leid, dass ich dir das nicht vorher erzählt habe. Ich kann irgendwo verstehen, dass du dich betrogen fühlst. Aber zu meiner Verteidigung wiederhole ich nochmal: Sobald du mir versichert hattest, dass du mehr von mir wolltest, war ich dir gegenüber absolut loyal und habe andere Kerle nicht einmal angesehen, und das wird auch so bleiben.“   „Ach, Christopher!“, winke ich ab. „Ich hab's schon ins Buch geschrieben: Ich... Ich will nicht, dass du dich für etwas rechtfertigst, was vor meiner Zeit lag und... Da waren halt noch nicht zusammen. Ist schon irgendw okay. Blöd, aber okay. Ich kann dir keinen Vorwurf machen. Aber... Aber eine Sache ist da doch noch.“   „Was denn?“   „...kenne ich diese Kerle?“   Mein Freund schüttelt den Kopf. „Nein.“ „...und die sind mir auch noch nie bei den Partys oder in der Gerte über den Weg gelaufen?“   Christopher zögert und mein Herz fängt wieder an wild in meiner Brust zu klopfen. „Naja... Über den Weg gelaufen ist der falsche Begriff. Einer von ihnen taucht ab und zu auf den Partys auf. Aber wir grüßen uns mit einem netten Kopfnicken und das war's.“   „...okay...“, sage ich und bin nicht gerade glücklich über die Tatsache. Ich weiß auch noch nicht so wirklich, ob mir Christophers im Grunde nur spärlich skizzierte Erzählung über seine Vergangenheit mit Adrian reicht.   „Redet ihr viel über damals?“, frage ich meinen Freund.   „Äh, ich rede nicht mit meinem Ex-Putzsklaven, wir nicken uns wirklich nur zu, und...“   „Nein, ich meine Adrian“, unterbreche ich den etwas verdutzt klingenden Christopher.   „Oh. Achso. Nein. Eigentlich nicht. Wir halten uns über das Leben des anderen auf dem Laufenden und führen eher so was wie Grundsatzdiskussionen oder halt Smalltalk. Ich erzähle ihm halt natürlich auch, was bei Stella und Co so los ist.“   „Die Leute vom Stammtisch kennen Adrian.“   „Ja. Ich kenne die Truppe auch schon sehr lang und ich habe ihnen mal, als wir uns über unsere Anfänge in der Szene gesprochen haben, die Geschichte von Adrian und mir erzählt. Und...“, Christopher stockt kurz. „Sie haben ihn auch kennengelernt.“   Ich blinzele. „Hat er dich besucht?“ Mein Freund nickt und mir wird wieder ein bisschen schlecht. „Besucht... ihr euch öfter?“, hake ich nach.   „Ähm. Nein. Nicht so oft.“   Diese unpräzise Antwort gefällt mir nicht und eine neue Angst wird in mir geboren. „Wie oft..“, fange ich an und meine Stimme bricht mir weg, ich muss mich räuspern und noch einmal neu ansetzen. „Wie oft... Nein, wann habt ihr euch das letzte Mal gesehen?“   Christopher zögert und ich spüre abermals ein Brodeln in mir, das mich zu sehr an das gestrigen erinnert. Aber meine Neugier ist zu riesig: Ich kann sie nicht bändigen. „Vor so... eineinhalbe Jahren.“   „Was?!“, japse ich. „Ihr... Ihr habt euch... hinter meinem Rücken getroffen?!“   „Ja... Und das tut mir leid, ich hätte es dir sagen sollen!“, entgegnet Christopher hastig. „Adrian hatte einen Geschäftstermin und wir haben uns auf einen Kaffee getroffen.“ Ich fühle mich unheimlich hintergangen. „Ich wollte nicht, dass du dir irgendwelche Gedanken machst, wir waren da ja gerade mal in halbes Jahr zusammen und alles war noch so zerbrechlich und... Adrian... Adrian war bis dahin nie ein Thema zwischen uns gewesen. Ich... Ich hatte ja ein paar mal Äußerungen in die Richtung von Ex-Beziehungen gemacht, aber du hast immer so abweisend reagiert, dass ich mir sicher war, du willst das nicht hören oder, dass... es dich einfach nicht interessiert.“ Ich presse die Lippen aufeinander und fluche innerlich. Denn: Mein Freund hat ja auch damit recht. „Also habe ich geschwiegen“, fährt Christopher fort. „Ich meine: Ich weiß ja, wie das rüberkommen muss. Hättest du einen Ex, mit dem du noch befreundet wärst, und hättest mir das am Anfang unserer Beziehung erzählt mit dem netten Vermerk 'ich treffe mich übrigens nächste Woche mit ihm', ich... ich wäre wahrscheinlich ausgetickt, und hätte dem nicht hundertprozentig Vertrauen schenken können; und ich wollte mir das nicht mit dir versauen, verstehst du?“   Ich seufze, schlucke erfolgreich meine Wut hinunter und nicke. Denn es ist die Wahrheit: Ich verstehe das echt. „Begeistert bin ich aber nicht davon“, füge ich hinzu und Christopher fährt sich unsicher durch sein blondes Haar.   „Verstehe ich ja“, meint er. „Tut mir wirklich leid.“   „...wenn er das nächste Mal in der Stadt sein sollte...“   „Werde ich es dir sagen“, beteuert Christopher eilig.   „Und ich werde mitkommen“, meine ich spitz und mein Freund nickt.   „Kein Problem“, meint er und irgendwie... beruhigt mich das. Obschon ich mir ehrlicherweise wünsche, dass es nicht zu dieser Situation kommt. Als ich sie mir gerade vorstelle, fällt mir auf, dass Adrian für mich immer noch ein Mann ohne Gesicht ist. Ich weiß gar nicht, wie er aussieht; und wieder fragt mich eine Stimme in meinem Innern, ob ich das wirklich wissen will. Offenbar schon, denn ich höre mich im nächsten Moment schon Christopher fragen:   „Hast du ein Foto von Adrian?“ Mein Freund greift nach seinem Handy und in mir steigt die Wut schon wieder explosionsartig hoch, sodass ein erneuter Vulkanausbruch droht. „Du hast nicht ernsthaft ein Foto von deinem Ex-Freund auf deinem Telefon...?!“, zische ich und Chrsistopher verdreht seufzend die Augen.   „Nein, habe ich nicht. Aber ich habe so eine App, die sich Facebook nennt, und auf diesem Facebook hat Adrian ein Profil. Und weißt du, was er da hat? Bilder von sich“, antwortet er etwas finster und ich fühle mich unheimlich blöd für einen Moment. Im nächsten, als mein Freund mir das Display vor die Nase hält, bin ich einfach nur baff. Und fühle mich richtig, richtig mies.   Adrian sieht tatsächlich so etwas aus wie unser Stammtisch-Neuzugang Andreas. Nur ist er natürlich älter und zu meinem Entsetzen deutlich... gutaussehender. Christophers Ex-Freund besitzt eine leicht schokoladigfarbene Haut, die einen vielleicht auch an Cappuccino denken lassen könnte. Seine braunen Augen erinnern an süßen Kakao und sein dichtes, leicht lockiges Haar ist beinahe schwarz. Kurzum: Ein heißer, maskuliner Italiener in einem sehr schicken Anzug Mitte 30. Ich möchte kotzen.   „Alles okay?“, fragte Christopher mich mit unsicherer Stimme und ich winke ungläubig den Kopf schüttelnd ab.   „Ich hasse Adrian“, entweicht es mir und mein Freund lacht kurz milde auf.   „Niko...“, raunt er dann.   „Du stehst auf Italiener?!“, schleudere ich ihm entsetzt ins Gesicht und mein Freund legt das Handy beiseite.   „Ich stehe auf dich“, sagt er dann lächelnd und mir in die Augen blicken.   „Adrian ist voll der eklige Prollo!“, lamentiere ich und Christopher lacht und schüttelt den Kopf.   „Wie gut, dass ich nicht mehr mit ihm zusammen bin, oder?“, kontert mein Freund und zieht mich im nächsten Augenblick wieder in seine Arme. Ich lasse das geschehen und lehne meinen Kopf gegen seine Schultern und klammere mich abermals an ihm fest. Christophers Hände streicheln mich behutsam. Seine Finger fahren zärtlich über meinen Nacken und haucht mir einen Kuss auf mein Haupt. Ich schließe die Augen.   „Das mit Adrian ist sehr lange her, Niko“, wiederholt er. „Du hast wirklich keinen Grund, eifersüchtig zu sein, okay? Ich liebe dich, wie ich auch noch nie jemanden zuvor geliebt habe. Wirklich.“   „...ich weiß...“, nuschele ich gegen seinen Hals und seufze.   Irgendwie bin ich ein wenig erleichert, dass ich jetzt mehr über diesen Adrian weiß. Auch wenn mir die Tatsache, dass ich jetzt dieses leider Gottes hübsche Gesicht – für das ich ihn abgrundtief verabscheue – vor Augen habe nicht unbedingt gefällt. Ich bin auch jetzt um ein weitere Erkenntnis reichen: Wie Christophers Putzsklaven hießen und wie sie aussehen will ich wirklich nicht wissen.   Mein Freund seufzt und drückt mich fest an seinen Körper.   „Weißt du...“, setzt er dann wieder an. „Der Weg zu unserem heutigen Gespräch war wirklich kein schöner. Aber offenbar war das mal bitter nötig, dass wir über unsere Gefühle und Ängste sprechen, findest du nicht?“ Ich nicke und hauche ihm einen kurzen Kuss auf seinen Kieferknochen. Christopher hält kurz inne. „Du bereust hoffentlich nicht, dass wir zusammengezogen sind... Oder?“, kommt es dann von ihm, als hätte dieses eben noch von ihm gepriesene Gespräch gar nicht stattgefunden, und ich möchte im ersten Moment laut auflachen. Doch als ich mich aufrichte und in Christophers Gesicht blicke, merke ich, wie zerbrechlich er eigentlich gerade aussieht und das bringt sein Herz fast zum Zerspringen und verwandelt meine Beine gleichzeitig zu Pudding, weil ich mich in diesem Moment einfach so geliebt und geborgen fühle.   Im selben Moment wird mir auch bewusst, dass dieser bescheuerte und vor allem vermeintliche Riss in Christophers herrischem Bild sich wieder fast gänzlich geschlossen hat. Denn mir wird klar, wie dämlich dieser Gedankengang eigentlich ist: Ich habe es Christopher ja eben selbst gesagt: Ich schätze es so sehr, dass mein Freund so zärtlich ist – und das ist auch im Dasein als mein Master ein so wichtiges Attribut. Dass er sich nach dem Spiel so hingebungsvoll um mich kümmert, mich wieder runterholt, mich auffängt. Ohne diese sanfte Seite, ohne seine Fürsorge, seinen weichen Kern, wäre er einfach nur ein kalter Sadist. Und das wäre grauenvoll.   „Ich bereue nichts“, antworte ich ihm deswegen. „Naja, außer all dem, was sich gestern abgespielt hat...“   „Naja, das haben wir ja jetzt geklärt, hm?“ Ich nicke und wir lächeln einander an. „Vielleicht sollten wir das öfter tun.“   „Was?“   „Reden. Über uns. Ich meine... Wir führen wirklich eine komplizierte Beziehung, Niko, und vielleicht sollten wir uns nicht nur so auf den Spielbereich konzentrieren. Du schreibst in dein Sklaventagebuch zwar auch zwagsläufig Triviales auf, aber wir haben uns lange nicht mehr hingesetzt und im Code Red halt über das gesprochen, was uns auf der emotionalen Schiene belastet.“   „Stimmt.“   „Dann reden wir jetzt mal öfter?“   „Gern.“   „Okay. Freut mich. Ich will, dass es dir gut geht.“   „Dito.“   „...was macht denn überhaupt deine Gesundheit?“   Ich seufze. „Ich fühle mich immer noch ziemlich schlapp.“   „Erkältungsbad?“, schlägt Christopher vor und ich nicke.   Mein Freund und ich reden nicht mehr viel an diesem Abend. Christopher hilft mir, mich bettfertig zu machen, lüftet unser Schlafzimmer und zieht in eben jenes für die Nacht wieder ein. Wir kuscheln lang und seine Umarmungen sind überdurschnittlich stark. Er streichelt meinen Nacken, meine Schultern, fährt mit seinen Händen meinen nackten Rücken entlang. Wispert in mein Ohr, wie sehr er mich liebt – und ich genieße jede Sekunde seiner Berührungen und keuschen Liebkosungen.   Ich habe eigentlich kaum noch Kraft und mein Bewusstsein ist auch schon mehrere Male halbwegs ins Traumland abgedriftet, aber eine einzige Sache liegt mir noch auf dem Herzen.   „Christopher...“, wispere ich, die Augen bleischwer und längst geschlossen.   „...hm...?“, kommt es ebenso leise von ihm.   „Code Green...?“   Er drückt sein Lippen auf meine Stirn und flüstert seine Bestätigung gegen diese. „Code Green.“   Dann schlafe ich ein. Kapitel 41: 41 -------------- Liebe Leser,   ich bin auferstanden von den Internettoten und entschuldige mich abermals für das lange Warten und dass ich euch jetzt mit so einem Monsterkapitel erschlage. Sagen wir mal so: Ich wollte eigentlich eine bestimmte Szene aus der Vergangenheit erzählen – und es ist eskaliert. Manchmal machen sich Protagonisten einfach selbstständig.   Aufgrund der Länge habe ich die Episode aus der Vergangenheit mit „~~~“ gegliedert bzw. aufgespalten, sodass man sie quasi als Lesezeichen benutzen kann, wenn man eine Pause machen und dann nicht ellenlang nach der zuletzt gelesenen Stelle suchen will ;-)   Genug Autorengelaber. Vorhang auf für Christopher und Niko.   Ich hab sie vermisst.   Eure Katrina   41   Die Sonne scheint durch einen kleinen Spalt zwischen den Vorhängen ins Zimmer, als ich erwache und zu meiner Freude feststellen muss, dass mein Hals gar nicht mehr schmerzt und auch meine Kopfschmerzen sich nun vollends verabschiedet haben. Ich strecke mich vorsichtig, drehe mich auf die Seite und lasse meinen Blick über Christophers Körper wandern.   Er liegt auf dem Rücken, die Augen geschlossen, sein hübscher Mund leicht geöffnet. Seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig und meine Augen wandern tiefer: Die Bettdecke ist leicht verrutscht und offenbart mir jetzt nicht nur den Blick auf seine Brust, sondern auch auf große Teile seines flachen Bauches sowie Unterleibs, und seiner darauf ruhenden Morgenlatte; ein Teil seines harten Schwanzes lugt aus seiner ebenso wie die Bettdecke leicht herabgerutschten Schlafhose hervor – und das sieht unfassbar heiß aus.   Ich kann nicht anders, strecke meine Hand gar automatisch aus und ziehe Christophers Schlafhose noch ein Stückchen weiter runter, rutsche die Matratze hinab, beuge mich vor und greife sachte nach seiner Männlichkeit, ziehe die Vorhaut vorsichtig zurück und umkreise seine warme Eichel dann mit meiner Zunge. Mein Freund zieht laut die Luft ein und sein Körper zuckt kurz zusammen. Er seufzt und ich küsse seine Spitze und schaue dabei zu ihm hoch. Unsere Augen treffen sich, und in dem Moment lecke ich über einen feuchten Schlitz und ernte einen überraschten Seufzer. Ich grinse und nehme Christophers Schwanz komplett in meinem Mund auf.   Dann ziehe ich überrascht die Luft ein, weil mein Master mich plötzlich an meinen Oberarmen packt und von seinem Geschlechtsteil regelrecht wegzerrt. Er presst mich stattdessen an seine Brust und drückt mir wie so oft einen behutsamen Kuss auf meine Stirn. Ich spüre seinen harten Schwanz nunmehr an meinem Oberschenkel und bin etwas verwirrt.   „...du willst deinen morgendlichen Wochenend-Blowjob nicht?“, hauche ich gegen seine Brust und meine Finger fahren sanft über seine harten Warzen. Christopher erschaudert leicht und seine Hände streichen bedächtig über meinen nackten Rücken.   „Ich möchte ihn schon...“, schnurrt er dann und drückte seine harte Männlichkeit im selben Zuge noch einmal stärker an meinen Schenkel, so als ob er seine Aussage damit unterstreichen wollen würde, „am liebsten jeden Tag, das weißt du. Aber nicht, wenn du noch krank bist.“   „Mir geht es aber schon viel besser“, protestiere ich schwach, aber Christopher will davon nichts wissen.   „Gestern sahst du noch sehr blass aus. Ich möchte nicht, dass du dich sofort wieder übernimmst und es wieder schlimmer wird“, entgegnet er und seine Finger streichen zärtlich durch mein Haar.   „...aber ich will dich zufriedenstellen...“   „Und das machst du am besten, wenn du das tust, was ich dir sage“, raunt Christopher und kratzt dabei leicht über meine Schulterblätter. „Also halt heute den Ball flach, verstanden?“   „Ja, Christopher“, hauche ich gehorsam und schmiege mich noch weiter gegen den Körper meines Masters.   Mein in den Tresor eingesperrtes Geschlecht drückt nun fest gegen seinen Oberschenkel und ich meine sogar, das Schloss leicht dabei klimpern zu hören. Ein kalter Schauer erfasst mich, weil sich die Erinnerung an meine Wut von vorgestern in mein Hirn einschleicht; an den Moment, in dem ich die von meinem Herren angebrachte Keuschheitsvorrichtung beinahe unautorisiert abgenommen hätte. Eine Welle des schlechten Gewissens schwappt über mich und ich löse mich aus Christophers Umarmung, um mich aufzusetzen. Mein Freund mustert mich etwas perplex.   „Ist alles in Ordnung?“, erkundigt er sich.   Ich nicke und schenke ihm ein vages Lächeln. Dann wird es Zeit für meine kleine Beichte. „Ich war vorgestern so wütend auf dich, dass ich den Tresor beinahe abgenommen hätte, als du das Schlafzimmer verlassen hast“, gestehe ich. „Ich hatte sogar schon den Schlüssel in der Hand, aber... Ich konnte es dann einfach nicht durchziehen.“   Mein Freund schweigt im ersten Moment. Dann schließlich seufzt er. „Tut mir leid, dass ich einfach so abgezogen bin“, sagt er. „Ich konnte mit der Situation in dem Moment einfach nicht mehr umgehen... Das war scheiße.“   „Wir waren im Code Red, ist schon okay“, murmele ich, aber Christopher schüttelt den Kopf und setzt sich nun ebenfalls auf.   „Wir hätten dieses Gespräch viel eher führen sollen“, meint er, „und... Ich hätte dir den Tresor abnehmen sollen, als du krank geworden bist.“   „Du konntest doch nicht ahnen, dass ich so durchdrehe.“   „Trotzdem. Krank ist krank. Und ein guter Grund, gewisse Bestandteile unseres Spiels auszusetzen. Ich weiß auch nicht, warum ich das nicht getan habe. Tut mir leid. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Das war falsch.“   Ich schweige. Einerseits verstehe ich seine Argumente. Andererseits finde ich es fast schon ein wenig übertrieben. Ich bin nun mal 24 Stunden am Tag sein Sklave, egal ob gut gelaunt oder nicht, müde oder wach, gesund oder eben krank. Dass ich so durchgedreht bin, hängt zwar schon irgendwie mit meinem Gesundheitsstatus zusammen, denke ich – allerdings nur in Verbindung mit Christophers Beichte beziehungsweise Offenbarung, mit der ich in eben jenem Zustand nicht umzugehen wusste. Eine Mischung aus beidem sozusagen.   Also ja, Herr Lang hat wohl recht: Wir hätten früher reden müssen. Hätten wir das getan, dann wäre es auch nicht schlimm gewesen, mir den Tresor nicht abzunehmen. Genau das teile ich ihm mit und mein Freund lächelt milde und streichelt mir zärtlich durchs Haar. „Was hältst du davon, wenn wir uns jetzt häufiger hinsetzen, um zu reden? Am besten jeden Sonntag. Zuerst gehe ich dein Sklaventagebuch durch – dann reden wir über uns als Pärchen“, schlägt er konkret vor.   „Einverstanden. Aber jetzt hören wir erstmal auf zu reden, okay?“, äußere ich einen aktuellen, sehr großen Wunsch von mir. Denn jetzt will, nein brauche ich vor allem eines: „Gib mir stattdessen lieber einen Befehl. Ja?“   Ich habe genug vom Reden, auch wenn ich die glorreichen Früchte unserer Konversation nicht negieren will. Ich habe allerdings genug vom Analysieren. Ich will zurück in unseren abgefahrenen Alltag. Ich will nicht denken, ich will Anweisungen ausführen. Den Kopf ausschalten und mich von Christopher anleiten lassen.   Mein Freund grinst nun leicht, beugt sich vor, platziert einen weiteren Kuss auf meiner Stirn und haucht dann gegen diese: „Gut. Dann steh jetzt auf und spring unter die Dusche.“   Ich tue, was er mir so zärtlich aufträgt und genieße die warmen Wasserstrahlen auf meiner Haut, entspanne mich – und lasse letztendlich doch wieder meine Gedanken wandern. Und diese führen mich natürlich über einige Umwege zurück zu unserem gestrigen Gespräch, das ich analytisch überfliege, obschon ich das eigentlich lassen wollte.   Ich stelle allerdings zu meiner Zufriedenheit folgende Dinge fest: Ich fühle mich definitiv besser was die Causa Adrian angeht. Er beziehungsweise Christophers Beziehung mit ihm ist jetzt nicht mehr diese große Unbekannte. Das Ganze ist ein bisschen greifbarer für mich geworden, hat einen realistischen Rahmen bekommen – und dadurch können meine Gedanken jetzt nicht mehr so extrem Amok laufen und sich in wer weiß was für abstruse Fantasien verstricken.   Mir gefällt natürlich nicht, dass dieser Mistkerl so gut aussieht. Die Tatsache, dass Christopher sich mit ihm getroffen hat, als wir schon zusammen waren, beschert mir auch irgendwie immer noch Bauchschmerzen. Aber jetzt reden Christopher und ich immerhin darüber – und das ist ein bedeutender Unterschied. Irgendwann werde ich meinen Freund sicherlich noch um mehr Details bitten. Aber erstmal möchte ich am besten gar nichts mehr über Adrian hören.   ...das Wichtigste für mich ist, dass Christopher mehr für mich empfindet, als er es in der Vergangenheit für Adrian getan hat, und dass ich ihm diese vollkommene Unterwerfung geben kann, die sein Verflossener ihm nicht bieten konnte – und was letztendlich zum Ende dieser dummen Lovestory mit dem verkackten Italo-Macho geführt hat. Ha!   Nachdem ich mich angezogen habe, vibriert mein Handy. Es ist eine Nachricht meiner Mutter. Sie hat mir ein Bild von unfassbar lecker aussehenden Blaubeermuffins geschickt. Wir haben uns in den vergangenen Tagen dann und wann geschrieben und ich habe erfahren, dass sie gerne backt und sie mehr oder weniger damit beauftragt, das perfekte Blaubeermuffinrezept für mich zu finden – damit ich Christopher mit seiner Lieblingssüßigkeit überraschen kann. Ihr heutiges Foto ist das Resultat ihrer Recherche und als ich weiter runter scrolle, entdecke ich auch die dazugehörigen Mengenangaben und Instruktionen, die wirklich einfach klingen. Ein breites Lächeln stiehlt sich in mein Gesicht und ich bedanke mich bei ihr.   Irgendwie ist es immer noch total seltsam, Kontakt mit meiner Mutter zu haben, und ich traue diesem Braten auch immer noch nicht so ganz, vor allem, da sie wie ein ganz anderer Mensch wirkt. Aber... es ist auch irgendwie total schön und ich möchte das genießen. Insbesondere, da mein Vater weiterhin schweigt. Aber ich möchte jetzt nicht auch noch über Udo nachdenken. Ich möchte gar nicht mehr nachdenken, deswegen beeile ich mich mit meiner Morgenhygiene.   Christopher hat seinen ersten Becher Kaffee bereits fast ausgetrunken, als ich die Küche im hier und jetzt betrete und mich zu ihm an den Tisch setze, der mal wieder mit Frühstücksköstlichkeiten bedeckt ist. Die Brötchen sehen verlockend aus und ich würde mir am liebsten sofort eines davon schnappen und verdrücken, weil ich so unfassbar Hunger habe, aber... Ich möchte mich nicht vor meinem Master bedienen und warte gehorsam, bis dieser sein Tablet beiseite gelegt, sich Kaffee nachgeschenkt und als erster von uns beiden den Teller gefüllt hat. Erst dann greife ich nach dem Gebäck und belege es. Christopher grinst ganz leicht und registriere ein ganz besonderes, leichtes Brodeln in meinem Innern.   Mir wird bewusst, dass ich nach meiner emotionalen Explosion und meinem unmöglichen Verhalten Christopher gegenüber jetzt nur noch mehr darauf bedacht bin, ihn in meiner Position als Vollzeitsklave glücklich und stolz zu machen.   Als er sich nach dem Frühstück daran machen will, aufzuräumen, stoppe ich ihn behutsam und bitte meinen Master darum, mich allein darum kümmern zu dürfen, ihm tausendfach versichernd, dass es mir dazu schon gut genug geht, was definitiv keine Lüge ist. Er lässt mich und macht es sich nach einer schnellen Dusche im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich, während ich den Geschirrspüler füttere und den Küchentisch wische und mir explizit und mantraartig vor Augen halte, dass ich meine tägliche Strafe – meine Putzaufgaben – tatsächlich mag, und ich wirklich nicht Brigitte als Reinigungskraft ersetze, sondern einzig und allein meinem Herren damit gehorsam diene. Und das erfüllt mich auf so vielen Ebenen.   ...der Gedanke an die Putzsklaven taucht kurz auf und bringt ein leichtes Ziehen in meiner Brust mit ich, doch glücklicherweise kann ich es schnell wieder abschütteln. Ich will nicht mehr denken.   Christopher legt sein Tablet beiseite, als ich mich zu ihm aufs Sofa schiebe. Mit meinen Fingern fahre ich sanft durch sein immer noch feuchtes blondes Haar und er lächelt. „Wie geht es dir?“, will er wissen.   „Besser. Ich bin fast wieder vollständig fit“, entgegne ich und verspüre durch seinen liebevollen Blick nun plötzlich doch noch das Bedürfnis, eine allerletzte Sache bezüglich unseres ernsten Gesprächs loszuwerden. „Weißt du...“, sage ich, „ich hab seit vorgestern nochmal lange drüber nachgedacht und finde es eigentlich total okay, dass wir uns auch wegen unserer, naja, BDSM-Attribute lieben. Ich meine... Wenn ich nicht devot wäre und du nicht dominant... dann hätte das doch wirklich nie zwischen uns geklappt. Und wenn doch, dann wäre es vielleicht nur etwas Belangloses gewesen und vielleicht sogar schon vorbei. Und das wäre furchtbar.“   Christopher stimmt dem mit einem freundlichen Nicken zu und obwohl ich es nicht möchte, machen sich meine Gedanken ein weiteres Mal selbstständig und wandern kurz zu einer echt unangenehmen Fantasie. Denn nachdem ich das alles ausgesprochen habe, erscheint da plötzlich unweigerlich dieses Bild eines Rollentausches und ich sehe für einige wenigen Sekunden meinen Master vor mir auf dem Boden knien, gefesselt und geknebelt mit diesem flehenden Blick, der sonst nur mir im Gesicht steht – und das ist so abtörnend und gleichzeitig verstörend, dass ich mich in der Realität richtig schütteln muss.   Nein, wäre Christopher devot, dann würde das zwischen uns nicht klappen.   „Hm?“, kommt es von meinem Freund, der mich jetzt mit hochgezogener Braue mustert. „Was ist?“   „Nichts, ich, äh“, entgegne ich. „Ach, ich hab mir gerade dich als Sklaven vorgestellt und das ist echt... Bah, nee, das geht gar nicht!“ Ich lache und muss mich wieder ein bisschen schütteln. Mein Master grinst leicht und ich dränge diese etwas abstoßende Vorstellung eines devoten Christophers schnell wieder in den Hintergrund, weil dann nämlich schon ein viel dringenderes Bedürfnis an die Oberfläche meines Daseins dringt. Ich will nicht mehr nachdenken.   Ich schaue meinen Freund an, dessen prüfender und eindringlicher Blick auf mir liegt. Bedächtig sinke ich vor ihm auf die Knie und senke ehrfürchtig meinen Kopf, ehe ich weiterspreche und um meinen großen Gefallen bete. „Christopher“, fange ich an und versuche dabei so unterwürfig zu klingen, wie nur möglich. „Ich möchte mich noch einmal in Ruhe bei dir für mein aufmüpfiges und vollkommen unangebrachtes Verhalten entschuldigen. Ich schäme mich wirklich abgrundtief und hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.“   Christophers Hand wandert in mein Haar und er tätschelt meinen Kopf. „Ich habe dir doch schon längst verziehen... Sklave.“   Ich schlucke. Dass er mich so anspricht, macht mich unheimlich an und intensiviert die Stimmung ungemein. „Danke, Herr“, antworte ich entsprechend.   Wir reden uns zwar eigentlich nicht so an. Aber ab und an gibt es eben doch besondere Situationen, in denen es gar automatisch geschieht. So wie jetzt. Und ich genieße das; weil er mir damit unser Machtverhältnis unmissverständlich klar macht – und darum geht es mir ja.   „Also...“, säuselt Christopher und zieht seine Hand wieder zurück. Schlägt seine Beine übereinander und verschränkt die Arme vor der Brust. „Was möchtest du von mir?“ Seine Stimme klingt verspielt, aber auch ein bisschen eisig. Ich liebe das.   „Ich würde mich sehr freuen, wenn du ab jetzt eine... Eine ganze Weile noch härter zu mir bist“, offenbare ich ihm meinen Wunsch und stiere dabei seine Beine an. „Ich möchte durch und durch spüren, dass du mein Master bist. Ich möchte, dass du richtig fies zu mir bist. Ich verdiene eine harte Strafe...“   Christopher schweigt, und nach einer Weile steigt dir Sorge in mir hoch, dass mein Freund vielleicht doch unangebrachte Rücksicht nach unserem emotionalen Gespräch nehmen möchte und mir diesen Wunsch nicht gewähren und stattdessen lieber auf eine Spielauszeit setzen will – doch als ich den Kopf anhebe und Christophers intensivem Blick und dem dazugehörigen dämonischen Grinsen begegne, bin ich beruhigt. Denn das sagt mir, dass es auf keinen Fall so ist.   „So, so, Niko... Du unterstellst mir also, dass ich in den vergangenen Wochen ein schlechter Master gewesen bin?“, zieht er mich dann schon auf und ich senke unmittelbar wieder gehorsam meinen Blick, unheimlich glücklich, dass dieses Spielchen zwischen uns nun richtig begonnen hat.   „Nein! Ganz sicher nicht!“, versichere ich ihm.   „Oh, ich glaube doch, dass du das tust, und allein deswegen werde ich dir den Arsch versohlen“, entgegnet mein Herr kalt-amüsiert. „Aber weil ich so ein netter Mensch bin, höre ich mir jetzt gnädigerweise erstmal gerne deine persönliche Wunschliste an, mein lieber Niko. Also bitte: Was schwebt dir denn alles so vor? Wie soll ich noch härter zu dir sein, hm?“   Ich schlucke laut und kämpfe gegen das sich in meinem Süden sammelnde Blut an.   „Ich will, dass du mich weiter keusch hältst und mich... weiter quälst und reizt und geil machst und mich dann wieder kalt abblitzen lässt und mir meinen Orgasmus verwehrst.“   Mein Master lacht kalt auf. „Noch irgend etwas anderes?“   „...ich will, dass du mich noch häufiger schlägst. Ins Gesicht. Aber ich möchte auch noch öfter von dir meinen Hintern versohlt bekommen. So wie mit dem Rohrsock. Das... das war unheimlich geil.“   „Okay“, kommt es knapp von Christopher.   „...und ich will, dass du noch ruppiger mit mir umgehst. Vor allem im Alltag...“   „...und das heißt genau...?“   „Schubs mich, pack mich grob an meinen Armen an, zieh an meinen Haaren. Was auch immer dir vorschwebt – tu es.“   „Okay“, bestätigt mein Master erneut kurz etwas heiser und wartet auf weitere Ausführungen meinerseits.   „Ich will auch... dass du mir noch mehr Dinge, Kleinigkeiten im Alltag verbietest. Wie... Keine Ahnung, dass ich nur eine Tasse Kaffee trinken darf, oder so... Mach mehr Kontrollanrufe, gib mir strenge Weggehzeiten und so. Und, ähm. Das war's eigentlich schon.“   „Okay“, kommt es das dritte Mal von meinem Freud, der sich danach räuspert. „Das kriegen wir hin“, meint er, „und wenn dir noch etwas einfällt, dann darfst du mich gerne darum bitten – und nicht einfach nach Dingen verlangen, wie ein ungezogener Bengel mit deinem frechen ich will“, moniert er mich barsch im selben Zuge und ich bin einfach nur total happy über seine Attitüde.   „Es tut mir leid, Christopher“, entschuldige ich mich und senke mein Haupt noch etwas tiefer.   „Bevor es richtig losgeht, musst du aber erstmal wieder richtig gesund werden“, fügt mein Freund etwas freundlicher hinzu und ich seufze leicht, auch wenn ich ihn natürlich verstehen kann. Safety geht ja nunmal vor... „Es gibt da allerdings ein paar Maßnahmen, die ich schon jetzt in die Tat umsetzen könnte, ganz bequem vom Sofa aus, und die mir eh schon seit längerer Zeit im Kopf herumschwirren...“, beendet er seinen Gedankengang und ich bin unmittelbar aufgeregt wie ein kleines Kind. „Sei so lieb und bring mir unsere Handys, ja?“, trägt mein Master mir auf und ich eile zu der Kommode, wo die beiden Telefone gerade noch aufladen.   Ich händige sie meinem Master aus und er befielt mir, mich aufs Sofa zu setzen, mich in die Wolldecke einzumümmeln und mich zu entspannen; ich gehorche, ihn dabei betrachtend, wie er mal auf meinem, mal auf seinem Handydisplay herumtippt und offenbar zufrieden mit dem ist, was er da tut.   „...was machst du denn da?“, hake ich sachte nach, ernte aber nur ein schroffes „halt den Mund, Niko“. Und genau das mache ich dann auch. Bis Christopher die Telefone weglegt und mir dann mit einem engelhaften, unschuldigen Lächeln offenbart, dass er meinen Standort nun jederzeit Dank einer besonderen App per GPS tracken kann.   „Ich weiß jetzt jederzeit, wo du bist“, meint er fies-süßlich grinsend und mein Herz pocht. „Eine zusätzliche Maßnahme zu meinen Kontrollanrufen“, fügt er keck hinzu und ich liebe die Tatsache, dass er mich jetzt vollständig überwachen kann. Christopher geht aber noch einen großen Schritt weiter was die Elektronik angeht.   Meinen Laptop muss ich ihm ja bereits seit diesem chaotische Besuch seiner Nichten ein mal pro Woche vorzeigen, damit er meine Aktivitäten und abgespeicherten Dateien genau überprüfen kann; den Browserverlauf darf ich beispielsweise auch nicht löschen. Jetzt lässt mein Master sich all meine Passwörter und Zugangsdaten von mir verraten. Zu meinen Mailaccounts, all meinen Social-Media-Kanälen und Foren, in denen ich aktiv bin. Damit er auch dort zu jeder Zeit die Möglichkeit hat, mich zu kontrollieren – und ich liebe es. Diesen Daten-Striptease. Dass er mir jegliche Privatsphäre im Netz nimmt.   „Ist das Ordnung, Niko?“, fragt er mich und natürlich könnte ich jetzt ernsthaft protestieren, ein Veto einlegen, den Code Red ausrufen und meinem Master eine Grenze aufzeigen. Aber das tue ich es nicht. Warum? Weil mir das unheimlich gefällt und mein Körper beinahe überall beginnt wohlig zu kribbeln.   „Ja, Christopher“, antworte ich also gehorsam und bin irre glücklich, als mein Master mir daraufhin erneut zufrieden den Kopf tätschelt und mich auf diese Weise lobt.   „Der Rest folgt dann, wenn du wieder gesund bist“, verkündet Christopher und lächelt. Dann wird sein Gesichtsausdruck aber plötzlich wieder ernst. „Ähm, eine Sache noch, Niko“, setzt er an und macht eine kleine Pause, meinen Blick suchend. „Ich möchte, dass du aufhörst, dich für das, was zwischen uns passiert ist, zu entschuldigen. Deinen Ausraster, oder wie auch immer wir das jetzt bezeichnen wollen. Das ist auch nicht der Grund für deine Bestrafung. Okay? Das ist mir wichtig.“   „Ja, Christopher...“, murmele ich und kann nicht verhindern, dass sich ein versonnenes Lächeln in mein Gesicht stiehlt. Auch wenn ein Teil von mir die Sache nicht unbedingt so sieht wie mein Master, finde ich es nach einiger Überlegung doch recht angenehm, dass Christopher Verständnis für meine Lage hat und in dem Fall strikt Spiel von Alltag trennen möchte, und seiner zärtlichen Seite wie so oft den Vortritt lässt. Vielleicht hat er ja sogar recht mit dem was er da sagt. Und eigentlich ist es mir egal, wofür er mich bestraft – Hauptsache, er macht es. Lässt mich jetzt ganz genau spüren, wer der Herr im Hause ist. Ich brauche das jetzt.   Wahrscheinlich, weil ich will, dass sich dieser kleine Riss in seiner herrischen Fassade dadurch wieder vollkommen schließt.   Christopher will noch etwas sagen, aber da habe ich meine Lippen bereits auf die seinigen gepresst und mein Freund versinkt wie ich in diesem Kuss. Wir knutschen bestimmt ganze fünf Minuten. Bis wir keine Luft mehr kriegen. Und am liebsten würde ich mir die Klamotten vom Leib reißen und mich von meinem Master ordentlich durchnehmen lassen. Aber Christopher hat andere Pläne.   Mein Freund zwingt mich zu einem kleinen Spaziergang, der mir tatsächlich sehr gut tut. Wir essen zum wiederholten Mal Hühnersuppe – von der ich zugeben muss, dass auch sie mir gut tut. Wir schauen einen Film, bei dem ich noch einmal eindöse. Christopher fährt einkaufen und bringt mir sogar ein paar meiner Lieblingssüßigkeiten mit. Ab und an verzieht er sich ins Arbeitszimmer, um kurz mit seinen Kollegen in der Kanzlei zu sprechen. Ich schlage vor, dass er etwas mit jemandem unternimmt, aber meinem Freund ist nicht danach. Er meint, er würde es vorziehen, mit mir auf dem Sofa zu lungern – und so liest er ein Buch und trinkt dabei ein Glas Rotwein und ich daddel ein bisschen auf meinem Laptop herum, bis ich wieder einmal müde bin und mein Freund mich fast ins Bett tragen muss.   Am Sonntagmorgen geht es mir eigentlich schon wieder hundertprozentig gut, dennoch weist Christopher mich an, den morgendlichen Blowjob erneut ausfallen zu lassen beziehungsweise zu verschieben. Ich bin fast schon ein bisschen enttäuscht, aber da ist auch irgendetwas in der Luft, das mich auf Zuwendung anderer Art hoffen lasst. Ich weiß nicht, ob es an Christophers Blicken liegt, oder seiner Stimme, oder daran, dass er mich mit einem gewissen Druck berührt, und eigentlich ist es mir auch egal. Ich spüre einfach eine gewisse Atmosphäre zwischen uns und lasse mir deshalb unter der Dusche enorm viel Zeit, säubere mich gründlich, rasiere mich und möchte mich vorbereiten für das, was möglicherweise – oder eher gesagt hoffentlich – noch auf mich zukommt.   Als ich mir die Utensilien für die Spülung bereitlege, muss ich zum einen kurz an meinen Wutausbruch diesbezüglich während Christophers Krankheit denken, und zum anderen an den Tag, an dem mein Master zum ersten Mal diese Säuberung bei mir vorgenommen hat.                                                                                            *         Es war das insgesamt dritte Wochenende, dass ich in seiner Wohnung verbringen würde, also genau zwei Wochen nachdem ich diese heiligen vier Wände das erste Mal betreten und dann auch schon die Mehrheit des Stammtisches aus der Gerte kennengelernt hatte. Zwei Wochen, in denen ich ununterbrochen an dieses ganz besondere Zimmer gedacht und mich wie ein Protagonist einer der zahlreichen Geschichten aus dem World Wide Web gefühlt hatte.   Der anfängliche Schock war mittlerweile gänzlich verklungen und als ich am Freitagnachmittag von der Uni nach Hause fuhr, um mich fertig zu machen und meine Klamotten für die nächsten zwei Tage zusammenzupacken, war da eigentlich nur wundervolle pulsierende Aufregung, die ich bei der Vorstellung an das Folterparadies meines Masters verspürte. Ich erschauderte bei diesem Gedankengang, als ich mir abermals vor Augen führte, dass Christopher nicht nur mein Freund, sondern auch mein Herr war. Das Zimmer und meine Behandlung darin, eigentlich in der gesamten Wohnung des blonden Mannes, hatten es mir jetzt noch einmal richtig verdeutlicht, in was für einer Beziehung Christopher und ich standen, welcher Position, welcher Realität ich durch die Bindung zu ihm zugestimmt hatte.   Als ich die Tür zu meiner Wohnung öffnete, war ich im ersten Moment irritiert, denn der Fernseher lief. Im zweiten Moment war ich erschrocken, weil ich plötzlich ein Rascheln vernahm. Und dann machte es Klick in meinem Kopf und meine Augen legten sich auf Christopher, der mich vom Sofa aus leicht angrinste. Eigentlich hätte ich mich ja längst daran gewöhnen sollen, dass der Anwalt hier ein- und ausging, wie es ihm passte. Dennoch war ich überrascht, ihn hier zu sehen, weil wir doch erst gestern beim Telefonieren vor dem Schlafengehen abgemacht hatten, uns heute um 20 Uhr bei ihm zuhause zu treffen, weil Christopher doch angeblich so viel zu tun hatte. Was machte er also hier?   „Na“, grüßte er mich ein wenig frech, als ich aus meinen Schuhen schlüpfte.   „Hey...“, entgegnete ich, schmiss meine Unitasche in die Ecke, rutschte zu ihm aufs Sofa und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Was machst du denn hier?“   Christopher legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. „Ich konnte viel früher Feierabend machen und dachte, ich hole dich ab. Ist das schlimm?“   „Nein, natürlich nicht.“   „Wie war die Uni?“   „Anstrengend. Gott sei Dank ist Freitag.“   „Hm. Das Wochenende wird aber sicherlich auch... anstrengend... für dich werden“, schnurrte er und platzierte einen Kuss auf meinen Hals und es kribbelte dabei überall, weil mein Freund – mein Master – damit unmissverständlich seine für die kommenden Stunden beziehungsweise Tage geplanten Sessions in dem SM-Raum meinte.   Ich schluckte laut. „Das ist aber die Art von Anstrengung... die ich mag“, meinte ich und fragte mich, ob sich mein Gesicht mal wieder rötlich färbte. Ich war so gespannt auf das, was er dieses Mal mit mir vorhatte. Meine Bestrafungen, meine Belohnungen, den Schmerz und die Geilheit.   „Na, komm. Pack deine Sachen und wir fahren“, riss Christophers Stimme mich wieder zurück in die Realität.   „Ähm“, entwich es meinem Mund und eine leichte Welle der Panik erfasste mich plötzlich. Denn auch wenn Christopher es mit seiner Aktion gut meinte, so hatte er mich doch komplett damit überrumpelt und meinen Plan durcheinandergebracht. Auf meiner To-Do-Liste stand ein ausgiebiges Beauty-Programm mit einer langen Dusche, Haarkur, Komplettrasur und... eben auch einer Darmspülung.   „Hm...?“, hakte mein Freund nach.   „Ich... Ähm...“ So richtig wusste ich nicht, wie ich darauf antworten sollte. „Ich wollte eigentlich noch erst duschen...“   „Das kannst du doch auch bei mir machen“, bemerkte Christopher und ich biss mir auf die Zunge, weil er ja eigentlich damit recht hatte. Eigentlich.   „Ähm... Ja, schon, aber...“   „Aber was, Niko?“, kam es nun etwas kälter von Christopher, nun ganz der Master. Er legte seinen Finger unter mein Kinn und hob meinen Kopf an, forcierte Augenkontakt. „Was Niko?“, wiederholte er streng seine Frage, als ich immer noch keine genaue Antwort formuliert hatte.   „Naja...“, setzte ich nervös an und suchte nach den richtigen Worten, um meine Situation zu erklären, ließ meine Augen ziellos im Raum umherwandern. „Ich wollte mich eigentlich heute ausgiebig... reinigen... Ähm, verstehst du? Da unten...?“   „Du wolltest eine Darmspülung machen?“, hakte Christopher etwas amüsiert nach.   „Ähm, ja...“, antwortete ich und unsere Blicke trafen wieder aufeinander. Mein Freund lächelte leicht.   „Warum ist dir das denn so peinlich?“, fragte er, seine Hand zärtlich durch mein Haar streichelnd. „Denkst du, ich weiß nicht, dass du das machst? Hältst du mich für einen Analsex-Anfänger?“, zog er mich mit zuckersüßer Stimme auf und ich lachte nervös.   „Nein“, meinte ich und seufzte. „Mir wäre es nur unangenehm nachher loszulegen, wenn ich die Spülung heute nicht mache“, begann ich meine Erklärung. „Jetzt bist du aber aufgetaucht und hast mir einen Strich durch die Rechnung gemacht...“   „Wieso denn? Du kannst sie doch noch machen“, entgegnete mein Freund erheitert. „Was spricht denn dagegen?“   „Ähm, naja, dass du hier bist...?!“   Christopher runzelte die Stirn, lächelte dann aber wieder zärtlich. „Ach, Süßer“, raunte er. „Das muss dir doch echt nicht unangenehm sein, dass ich dabei irgendwie anwesend bin. Das ist doch total normal. Das gehört dazu, Niko...“   Ich seufzte. „Ja, ich weiß, aber... Ich will ehrlich gesagt nicht, dass du das mitkriegst.“ „Und ich möchte nicht, dass du das als etwas Unaussprechliches erachtest, das nur im Verbotenen geschehen soll“, sagte Christopher.   „Aber es ist ja irgendwie ein bisschen eklig und...“   Mein Freund lachte. „Ach, aber wenn ich dich da unten lecke oder fingere oder dir Dildos und meinen Schwanz reinschiebe, ist es das nicht? Was ist das denn für eine Logik?“   „Analstimulation und -reinigung sind zwei Paar Schuhe!“, entgegnete ich und war erstaunt, wie laut und patzig ich dabei klang, biss mir sofort auf die Zunge.   Mein Master monierte meinen kleines Ausbrechen aber nicht, seufzte und lächelte dann zärtlich, ging nicht auf meine Aussage ein. „Wenn du magst, kannst du die Spülung heute auch bei mir machen. Da habe ich dann eh zu tun, weil ich uns noch Abendessen kochen will. Du hast das Bad dann ganz für dich allein und kannst dir so viel Zeit nehmen, wie du möchtest. Wie klingt das?“   Ich dachte über Christophers Worte nach. Würde ich darauf bestehen, es hier bei mir zu tun, müsste ich die ganze Zeit über nur daran denken, dass er nur wenige Meter entfernt auf dem mickrigen Sofa saß und auf mich wartete. Die Wohnung meines Freundes war viel größer und somit gab es dort auch mehr Rückzugsmöglichkeiten; und natürlich konnte Christopher, wie er es ja schon selbst gesagt hatte, sich dort mit etwas beschäftigen und würde nicht ungewollt lauschend vor dem Badezimmer rumhängen.   „Also gut“, willigte ich kapitulierend ein und mein Master lächelte. Eine gute halbe Stunde später parkte er den Wagen schon in der Tiefgarage seines Wohnhauses und wir stiegen aus. Eine enorme Welle der Nervosität erfasste mich, als die Wohnungstür hinter uns ins Schloss fiel und Christopher mich erwartungsvoll betrachtete. Ich tat, was er von mir verlangte, ohne dass er es aussprechen musste.   Das Abstreifen meiner Klamotten, um dann komplett nackt in einer völlig unerotischen Alltagssituation vor meinem Master zu stehen, war immer noch ein abgefahrenes und so neues Gefühl für mich. Mein Herz klopfte, als ich ihm den Kleidungsstapel übergab und mich dann hinkniete, um auf weitere Instruktionen zu warten.   Mein Freund ließ sich wie immer Zeit, meine Sachen zu verstauen, kam erst nach einer kleinen Ewigkeit wieder. „Steh auf“, befahl er und ich tat es. „Ich werde mich jetzt in die Küche zurückziehen“, erklärte er, „und du wirst ins Bad gehen, eine ausgiebige Dusche nehmen, dich anständig rasieren und ebenso ordentlich deinen Arsch für deinen Herren säubern. Verstanden, Niko?“   Ich schluckte und mein Herz begann in diesem ganz besonderen Takt zu klopfen. Christopher hatte mit seinen Worten die Tätigkeit, die mir eigentlich unangenehm in seiner Gegenwart war, zu einem Befehl, einer seiner Forderung gemacht; und ich konnte in diesem Moment noch nicht so richtig sagen, was das für Gefühle in mir auslöste. Ich konnte nur mit Sicherheit festhalten: Ich wollte gehorsam sein.   „Verstanden, Christopher“, entgegnete ich also und starrte wie es von mir verlangt wurde den Boden ab.   „Gut. Dann ab mit dir. Und die Badezimmer lässt du unverschlossen.“   Seine letzte Anweisung bescherte mir eine unangenehme Gänsehaut. Es war zwar nicht unbedingt neu, dass ich die Tür nicht abschließen sollte, beispielsweise während einer Dusche – selbst als wir noch kein Paar waren, war Herr Lang ja einfach so ins Zimmer stolziert und hatte mich aus dem Wasser gezogen – aber mit der Gewissheit, dass ich eine Spülung durchführen würde, wurde dieser Punkt doch zu einer etwas anderen Angelegenheit. Denn ich fragte mich wirklich, ob mein Master nicht doch vorhatte, das Bad während dieser Prozedur zu betreten und mir dabei zuzusehen.   Und diese Vorstellung war mir zu diesem Zeitpunkt zuwider.   Es kribbelte unangenehm auf meiner Haut und meine Hände zitterten regelrecht, als ich das mitgebrachte Klistier mit lauwarmen Wasser füllte. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich Schritte hörte und mein Master offenkundig am Badezimmer vorbeiging – und wenige Minuten später den Rückweg hinter sich brachte. Doch er betrat den Raum nicht und ich atmete erleichtert aus.   Ich dachte an unsere Spielliste. Diese gewisse Aufzählung meiner No-Gos, an unser daran knüpfendes Gespräch. Christopher hatte deutlich gemacht, dass er nicht auf Fäkalspielchen stand. Und mir bei einer Spülung zuzusehen hatte ja auch nicht zwangsläufig damit zu tun. Oder...?   Plötzlich macht ich mir Sorgen, er hätte an jenem Tag gelogen, um mir die Angst zu nehmen, und die Anwesenheit bei der Reinigungsprozedur könnte bloß der Anfang sein für Kaviarspielchen. Ich schüttelte mich bei dieser Vorstellung. Andererseits – so dachte ich mir im selben Zuge – hatte Christopher mir an jenem Tag doch trotz meiner Aversionen gestanden, dass er auf Masken und dergleichen stand; trotz des ominösen Gummimaskenmannes, der mich hatte am Abend meiner Geburtstagsfeier durchdrehen lassen. Warum hätte er dann also bezüglich des anderen Punktes lügen sollen?   ...weil die Masken harmloser waren...?   Ich schimpfe innerlich mit mir, wollte das Gedankenkarussell verlassen, instruiert meinen Körper, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch es war so schwer.   Ich war so verkrampft, dass die Prozedur eine Ewigkeit dauerte. Immer wieder schaute ich zur Badezimmertür und hatte Angst – ja, schlichtweg Angst – dass mein Freund durch sie hindurch treten und mich beobachten würde. Doch Christopher kam nicht. Er sah auch nicht nach mir, als ich mir nach der Spülung eine extrem lange Dusche gönnte, mir Zeit mit der Intimrasur nahm, in Ruhe meine Haare wusch und später kämmte.   Als ich das Badezimmer abgetrocknet endlich verließ, war mein Freund noch immer, oder vielleicht schon wieder, in der Küche, und als ich diesen Raum betrat – natürlich splitterfasernackt – ließ Christopher seinen Blick ungeniert über meinen Leib wandern und nickte anerkennend. Als würde er wie eine Art Bauleiter ein großes Projekt offiziell abnehmen. „Setz dich, das Essen ist fertig“, sagte er mild und deutete auf die mit Sitzkissen ausgestattete Bank am Küchentisch.   Wir tranken Rotwein, Christopher fragte mich ein wenig über meinen Unitag aus, erzählte mir von seinen Shoppingplänen für die kommende Woche – er brauchte einen neuen Anzug – und nach dem Essen zogen wir aufs Sofa um. Über die Spülung sprachen wir nicht. Und dennoch konnte ich irgendwie an nichts anderes denken. Ebenso fragte ich mich, wann mein Master mich eigentlich an den Haaren, oder am Arm packen und endlich in sein Folterparadies zerren würde. Das hatte er doch sicherlich vor. Oder erwartete mich eine andere Lektion? Und wenn ja, was für eine? Nervosität machte sich in meinem Innern breit, die ich nicht loswerden konnte.   Christopher zündete ein paar Kerzen an, schaltete Musik ein, schenkte mir ein Lächeln, das ich erwiderte und just in dem Moment, in dem ich ihn vorsichtig fragen wollte, was er mit mir vorhatte, streifte er sich den dünnen schwarzen Pullover vom Leib. Dem folgten seine Jeans, Socken und letztendlich auch seine Boxershorts. Komplett nackt grinste er mich an, und ich schluckte, merkte, dass ich schon fast völlig instinktiv auf seinen Befehl wartete.   Mein Master streckte seine Hand nach mir aus. „Komm her, Niko“, säuselte er und ich bewegte mich umgehend auf ihn zu. Als ich ihm gegenüber stand, umfasste er mit beiden Händen mein Gesicht und zog mich in einen leidenschaftlichen Kuss, im Zuge dessen er seine zum Leben erwachende Männlichkeit gegen meinen Körper presste.   Seine Haut unter meinen Fingern fühlte sich heiß an, fast so heißt wie seine Zunge in meinem Mund. Christophers Hände streichelten über meinen Rücken, kniffen in meine Pobacken. Im selben Moment lösten sich seine Lippen von meinen und ich öffnete automatisch die Augen, um in dieses betörende, arktische Blau zu blicken. Ich erhaschte dann noch dieses süffisante Grinsen auf Christophers Lippen, das mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hatte, ehe mein Freund seine Hände auf meine Schultern legte, mich nach unten drückte und mit voller Wucht in die Knie zwang.   Christophers linke Hand wanderte zu meinem Hinterkopf und seine Finger griffen schmerzhaft in mein Haar. Mit seiner rechten Hand führte er seinen nun vollends harten Schwanz an meinen Mund, den ich gehorsam öffnete und das steife Fleisch empfing. Mein Master seufzte genüsslich, als ich begann, an ihm zu saugen und er unterstützte meine Kopfbewegungen mit seinem Becken und seiner in meinen Strähnen verfangenen Hand.   „Mhm... Fuck...!“, hörte ich ihn kehlig stöhnen, während sein Schwanz immer schneller und tiefer in meine Kehle stieß und mir Tränen in die Augen trieb und das Atmen schwerer für mich machte. Ich liebte es, die Tatsache, dass Christopher meinen Mund benutzte, wie ein Spielzeug. Ohne Rücksicht auf Verluste. Das machte mich damals schon total kirre.   Als der Druck seiner Finger noch einmal fester wurde und seine Nägel über meine Kopfhaut kratzten, wusste ich, dass er soweit war; das machten auch seine ruckartigen Stöße deutlich sowie das herrliche, melodiöse, laute Stöhnen, das seinem Mund entwich. Ich erwartete seinen dickflüssigen Saft, den er mit hohem Druck in meine Kehle spritzen würde – doch genau das blieb aus. Denn anstatt sich in meinem Mund zu entladen, riss Christopher seinen Schwanz förmlich in der letzten Sekunde aus diesem heraus und kam mit einem zufriedenen Grunzen über mein komplettes Gesicht.   Sein Sperma traf meine Stirn, floss über meine geschlossenen Augenlider hinab auf meine Wangen und Christopher rieb seinen immer noch zuckenden und pulsieren Schwanz über meine Nase, Wangen und meine leicht geöffneten Lippen, ließ die letzten Tropfen seines Saftes auf meine Zunge laufen und verteilte sie auf meinem Mund.   „Gott, das war gut...“, hauchte er und strich die Flüssigkeit mit beiden Daumen vorsichtig von meinen Lidern, sodass ich blinzelnd wieder die Augen öffnen konnte. Christopher grinste und fuhr nun mit seinem Zeigefinger über die Spuren seines Höhepunktes, verteilte das dickflüssige Ejakulat noch weiter auf meinem Gesicht, fast so, als wäre er fasziniert von einem wunderschönen Gemälde und würde versuchen, die Pinselführung des verantwortlichen Künstlers nachzuzeichnen, um die Gesamtheit des Bildes zu erfassen.   Und so schön und befriedigend das Ganze eigentlich auch war, so drängte sich mir in diesem Moment, urplötzlich, ein sehr verstörender Gedanke beziehungsweise eine sehr verstörende Frage auf, als Christopher versonnen durch sein auf meinem Gesicht verteiltes Sperma strich: Was, wenn er dasselbe eben doch mit Fäkalien machen wollte? Weil die Spülung tatsächlich nur der Anfang war und er eben doch ein Faible für das Spiel mit Exkrementen hatte?   Alles in meinem Innern gefror und mein Herz begann extrem laut und heftig in meiner Brust zu klopfen und Christophers Sperma fühlte sich plötzlich nicht mehr wundervoll und warm auf meiner sensiblen Haut an, sondern eiskalt und wie ein Fremdkörper. Etwas, das dort nicht hingehörte.   Christophers Blick veränderte sich und sein Grinsen verschwand. „...alles in Ordnung, Niko?“, fragte er, und ich war nicht in der Lage, ihm zu antworten. Mein Freund griff zu den Servietten, die auf dem Wohnzimmertisch lagen und begann damit, seine Spuren von meinem Gesicht zu wischen, seine Stirn sorgenvoll gerunzelt. „Ich hole mal eben ein feuchtes Handtuch, warte hier“, meinte er, eilte ins Bad und tauchte nach nur wenigen Sekunden wieder auf, putzte den Rest vorsichtig von meinem Gesicht und reichte mir dann eine weitere Serviette, damit ich mich abtrocknen konnte. Er selbst eilte wieder ins Bad, wahrscheinlich, um das Handtuch zu säubern.   Ich seufzte und ließ mich aufs Sofa sinken, starrte den Boden an. Wenige Augenblicke später rutschte Christopher neben mich aufs Polster und bedeckte unsere Leiber mit einer dunklen Wolldecke. Er legte seine Hand auf meinen Oberschenkel und ich sah ihn an. „Was ist los, Niko?“, erkundigte er sich im einfühlsamen Ton. „Habe ich etwas falsch gemacht...?“   Umgehend schüttelte ich den Kopf. „Nein“, beruhigte ich ihn dann zusätzlich verbal. „Hast du nicht, Christopher.“   „Was ist denn dann los? Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt... Sag es mir.“ Ich seufzte, suchte nach den richtigen Worten – und mein Freund streichelte mich dabei bedächtig. „Du kannst mir vertrauen, Niko...“, murmelte er, und als ich ihm kurz in die Augen sah, schenkte Christopher mir ein warmes Lächeln, das mich etwas auftauen ließ.   „...ich mache mir halt Gedanken wegen der Darmspülung...“, rückte ich mit der Sprache raus.   „War es denn so schlimm für dich, sie hier durchzuführen?“   „Ähm...“, setzte ich an und kramte erneut in meinem mentalen Verzeichnis nach den richtigen Worten. „Ich... hatte halt Angst, dass du... Dass du während der Spülung reinkommst...“, gab ich dann peinlich berührt hinzu und ließ meine Augen ziellos im Raum umherwandern.   „...und warum wäre das so schlimm? Ich meine... Ich bin dein Freund und dazu auch noch dein Master... Dir muss dich doch nicht schämen...“   „...das würde ich aber... Und...“   „...und was?“, hakte Christopher sachte nach, als ich eine ganze Weile einfach nur schwieg.   Ich seufzte erneut. „Du... Du hast doch gesagt, als wir die Liste mit meinen No-Gos besprochen haben, dass du... Dass du nicht auf Kaviar, Fäkalspielchen, wie auch immer, stehst...“, brachte ich letztendlich über die Lippen und zupfte dabei nervös Fussel von der Decke.   „Ja...“   „Naja... Hast du das ehrlich gemeint? Oder hast du gelogen?“, fragte ich ihn und sah ihm dabei wieder in die Augen.   „...wie kommst du denn darauf, dass dich in so einer Angelegenheit belügen würde?“, hakte mein Freund überrascht an. „Ich stehe wirklich nicht drauf. Und...“   „Okay...“, hauchte ich und unterbrach ihn damit, was er abermals nicht kritisierte. „...und auch nicht auf diese Klinikspielchen, also mit... Einläufen und so?“, hakte ich dann noch nach – und mein Freund seufzte. Seine Hand verließ meinen Oberschenkel und in mir zog sich alles zusammen, ich verkrampfte mich erneut.   „Ich will dich wirklich nicht überfordern, Niko“, fing er an, „aber ich will auch absolut ehrlich zu dir sein, denn nur so wird das mit uns beiden funktionieren. Für die Zukunft würde ich mir schon wünschen, dass ich dabei bin, wenn du eine Darmspülung machst – beziehungsweise sogar, dass ich die Spülung bei dir selbst vornehme, und zwar nicht, weil ich auf irgendeine Art von Klinikspielchen stehe und erst recht nicht auf das Hantieren mit Kot. Das eine hat mir dem anderen auch wirklich überhaupt nichts zu tun, Niko. Ich würde dich niemals anlügen, was meine Vorlieben angeht. Ich spiele von Anfang an mit sehr offenen Karten mit dir und du kannst dich auf all meine Angaben verlassen“, Christopher machte eine kurze Pause und suchte meinen Blick, den ich ihm zögernd gewährte. „Natürlich spielt deine Demütigung bei der Spülung auch eine Rolle, wie bei allem, was ich so mit dir anstelle – aber vor allem geht es mir darum, dass du mir absolut vertraust und dich mir öffnest. Im wahrsten Sinne des Wortes“, fügte er leicht amüsiert hinzu.   Ich wusste nicht, was zu sagen war, und war verdammt froh, dass mein Freund weitersprach.   „Ich habe dir von Anfang an klargemacht, dass ich in jeden Teil deines Lebens als Freund, aber eben auch als Master involviert sein möchte und dich führen will. Ich möchte somit auch irgendwann aktiver Teil deiner Sex-Vorbereitungen sein. Das ist auch nicht etwas, dem du sofort zustimmen musst. Oder nächste Woche. Oder nächsten Monat. Wir haben alle Zeit der Welt. Ich möchte nur, dass du es dir langfristig durch den Kopf gehen lässt. Okay? Das ist alles, was ich momentan von dir verlange. Und ich verspreche dir: solange du mir nicht grünes Licht gibst, werde ich das Bad, wenn du eine Spülung vornimmst, auch nicht betreten. Ich werde nichts forcieren, Niko. Ich mache wirklich nur Dinge mit dir, die du auch willst. Und wenn Nein sagt, auch in einem halben Jahr, oder was weiß ich, dann ist das so – dann muss ich das akzeptieren und das werde ich. Klar wäre das schade – aber das ist dann halt so, das würde nichts zischen uns ändern. Also mach dir deswegen keine Sorgen, okay?“   Ich spürte mich nicken. Ein Teil von mir war extrem erleichtert aufgrund von Christophers Aussagen, insbesondere der Bekräftigung unserer No-Gos und der Tatsache, dass ich nicht allem zustimmen musste. Dennoch brachte mich dieser eigentliche Zukunftstraum meines Masters durcheinander. Und in dem Moment – an diesem Abend, nackt unter Decke direkt neben Christopher auf seiner Couch – konnte ich mir bei besten Willen nicht vorstellen, ihm jemals zu erlauben, mir eine Spülung oder einen Einlauf zu verpassen. Alles in mir sträubte sich. Meine Nackenhärchen stellten sich auf und ich schluckte laut, wollte einfach nicht daran denken.   Und das klappte an dem restlichen Wochenende dann auch ganz gut.   Christopher säuselte mir wundervolle Dinge ins Ohr, betörend Dinge, wies mich an, das Thema ruhen zu lassen, führte mich ins Zimmer, fesselte mich, ließ mich die Peitsche wählen, mit der er meinen Hintern traktierte, raubte mir regelrecht den Verstand, als er sich in mich schob und mich wie ein Irrer vögelte, meine Hände gefesselt, und mein Mund verschlossen durch einen Gagball.   Es war ein wirklich schönes Wochenende. Mein Freund führte mich noch aus ins Restaurant und Kino aus. Am Sonntag frühstückten wir lang, ich nahm ein Bad mit ihm, wir hatten erneut wunderbaren Sex und im Zuge unserer Vereinigung merkte ich, wie sehr ich eigentlich darauf abfuhr, wenn er mir ins Gesicht schlug – und dann verabschiedete ich mich, fuhr nach Hause und versank abermals in einem emotionalen Chaos.   Denn Fakt war, dass mein Master mir eine Aufgabe gegeben hatte. Ich sollte mich mit seinem Zukunftswunsch auseinandersetzen. Und ich wollte ihn nicht enttäuschen. Also befragte ich meinen einzigen „Bekannten“ in dieser Sacher: das Internet.   ...und jenes lieferte wirklich tonnenweise entsprechenden Content.   Demnach dienten Spülung sowie Einlauf auch im BDSM natürlich hauptsächlich der Vorbereitung für den Analverkehr oder andere sexuelle Handlungen in dieser Region, waren aber auch ein gängiges Element der Klinikspiele. Ich fand zahlreiche Artikel zu diesen Doktorspielchen und las davon, wie der Patienten alias Sklave von seinem Arzt alias Master untersucht und eben auch behandelt wurde – unter anderem mit einem Klistier – und der vermeintliche Mediziner währenddessen „sexuelle Handlungen vornahm“. Das Ganze las sich ein bisschen wie eine trockene Polizeimitteilung.   Ich stellte mir kurz Christopher als sexy Doktor vor, fand an dieser Vorstellung allerdings nicht wirklich Gefallen, weil sie nämlich unwillkürlich Bilder von Spritzen und Skalpellen mit sich brachte. Und diesen Teil von BDSM fand ich tatsächlich nicht ansprechend. Ich wollte, dass Christopher mir weh tat – aber nicht mit irgendwelchen spitzen Nadeln und Messern, sondern mit seiner eigenen Hand oder aber einer Peitsche, Paddel, Rohrstock und ähnlichem Schlaginstrument.   ...und ich wollte auch nicht, dass er während einer Darmreinigung meinen Schwanz anfasste.   Ich scrollte weiter, las von dem bereits von Christopher angedeutete Aspekt, dass Spülungen vor allem der Demütigung beziehungsweise Erniedrigung des Sklaven galten. Oft wurde in diesem Zusammenhang das Zuführen von großen Mengen an Wasser als Bestrafung aufgenommen, aufgrund des durchaus unangenehmen Gefühls für die Subs. Das konnte noch extrem verstärkt werden, wenn diese keine Möglichkeit hatten, das Wasser aus dem Körper wieder herauszupressen, beispielsweise durch die Benutzung eines Plugs oder aber eines sogenannten Ballondarmrohrs. Wie der Name schon verrät, ist bei dieser Variante ein kleiner Ballon involviert, der am Rohr sitzt und nach dem Einführen quasi aufgepumpt wird – dieser wirkt dann quasi wie ein Stöpsel und verhindert ein vorzeitiges Ablassen der Füllung.   Doms konnten ihre Sklaven natürlich auch einfach so zwingen, die Flüssigkeit so lange wie möglich im Körper zu behalten – sollte auch nur ein Tropfen vor dem grünen Licht des Masters den Schließmuskel verlassen, drohten harte Konsequenzen.   Ich schluckte. War das auch etwas, was Christopher vorschwebte? Irgendwann? Ein Strafklistier?   Viele Quellen sprachen außerdem davon, dass insbesondere Männer die Anwendung eines Einlaufs als sexuell sehr erregend wegen des Drucks auf die Prostata empfanden. Ich runzelte die Stirn. Die Tatsache, dass die Stimulation der Prostata eine äußert angenehme Sache war, konnte und wollte ich nicht negieren. Aber... das ging doch auch mit Fingern, und Dildos und vor allem Christophers Schwanz – nach der reinigenden Prozedur... Ich konnte mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass ich jemals von so einer Behandlung geil werde könnte.   Nach der allgemeinen Kategorisierung der Anal- beziehungsweise Klinikspiele landete ich schließlich auf Dutzenden Webseiten mit genauen Anleitungen, die eigentlich nichts Neues für mich waren, im BDSM-Kontext jedoch an weiterer Bedeutung dazugewannen. Und bei manchen dieser Beschreibungen zog es sich unschön in mir zusammen.   „Zu Beginn kann es für den Bottom durchaus schwierig sein, den Einlauf länger als fünf Minuten zu halten. Durch den mechanischen Reiz kommt es zu einer Erhöhung der Darmtätigkeit und wenn es kommt, dann mit Wucht“.   ...und wenn es mit Wucht kam, wollte ich wirklich nicht, dass Christopher in der Nähe, geschweige denn dabei war. Zwar ging es bei Spülungen deutlich weniger wuchtig zu, was auch einfach an der geringeren Menge Flüssigkeit lag die eingeführt wurde, dennoch war es eine unschöne Vorstellung, von meinem Freund dabei beobachtet zu werden, wie das Wasser zusammen mit Darmausscheidungen aus meinem Hintern floss. Das war einfach zu... Ja, zu was? Zu intim? Wahrscheinlich. Zu unangenehm, zu peinlich. Selbst für mich, auch wenn ich in den vergangenen Wochen so manche meiner vermeintlichen Tabugrenzen regelrecht durchschossen hatte.   Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich mit meiner Darmrecherche letztendlich verbrachte. Am Ende war einfach nur total fertig, weil mal wieder zwei Seiten in meinem Innern gegeneinander kämpften. Ich wollte Christopher zufriedenstellen und ein gehorsamer Sklave sein – aber ich konnte mir einfach nicht vorstellen, in diesem Punkt nachzugeben und seinen Wunsch zu erfüllen.   Tief seufzend schloss ich den Laptop und rief mir seine Worte ins Gedächtnis, dass ich alle Zeit der Welt hatte, mich in diesem Punkt zu entscheiden – dafür oder dagegen. Und das bedeutete, dass ich die ganze Causa Darmspülung erst einmal vergessen könnte und würde, und genau das tat ich dann auch. Christopher half auch dabei, wenn auch wahrscheinlich unwissend, indem er viel Zeit mit mir verbrachte und auf unterschiedliche Weise unterhielt und ablenkte.   Wir sahen uns so gut wie jeden Tag. Er kam oft zu mir nach der Arbeit, wir aßen zusammen zu Abend, schauten uns Filme an, kuschelten, knutschten, hatten Sex, und die Hoffnung auf ein Wochenende voller Spiele in dem besonderen Zimmer in Christophers Wohnung erfüllte mich mit purer Freude.   „Morgen ist ja die Geburtstagsparty von Holger“, erinnerte mich mein Freund dann plötzlich am Donnerstagabend, als wir schon eng aneinander gekuschelt in meinem Bett lagen. Das Happening hatte ich in der Tat komplett vergessen und fühlte mich schäbig aufgrund dessen. „Ich würde gern hingehen“, sprach Christopher weiter, während er sachte meinen entblößten Rücken streichelte. „Und ich würde dich sehr gern mitnehmen“, fuhr er mit ruhiger Stimme fort. „Die meisten Gäste werden sicherlich Szenezugehörige sein: Die ganze Meute vom Stammtisch ist auf jeden Fall da. Auch diejenigen, die du noch nicht kennengelernt hast, und andere Leute, die Holger und Martin durch ihre ganzen Events kennen. Es ist aber keine explizite BDSM-Party und sie findet ja auch bei den beiden zuhause statt“, erklärte Christopher und mir fielen jene Detail wieder ein, die er mir vor einigen Tagen bereits mitgeteilt hatte. „Also...“, setzte Christopher nach einer Weile wieder an, in der wir unseren Gedanken nachgegangen waren. „Ich würde vorschlagen, dass ich dich nach der Uni abhole, wir einen kurzen Zwischenstopp bei mir machen und dann zu Holger und Martin weiterfahren.“ „Klar“, willigte ich ein, obschon ich ein wenig enttäuscht war von der Tatsache, dass wir nicht direkt am Freitag loslegen würden in Christophers Wohnung, im besagten Folterzimmer. Andererseits freute ich mich, die Leute vom Stammtisch wiederzusehen und den Rest kennenzulernen – ebenfalls „außerhalb“ des eigentlichen Stammtischtreffens. Wobei Christophers Worten nach zu urteilen dieses mal BDSM wohl tatsächlich eher im Mittelpunkt stehen könnte, und eben nicht das Brainstorming zu einem potenziellen Geburtstagsgeschenk. Dennoch schien mir eine Privatparty immer noch ein „neutralerer“ Ort zu sein als eben der Kneipentisch in der Gerte. Da würde laute Musik laufen, Leute würden tanzen, da würden sich Grüppchen formen, die sich über unterschiedliche Dinge unterhielten – es gab Ausweichmöglichkeiten. Wege, Konversationen elegant zu entfliehen, sollten sie mir nicht zusagen.   „Sollte es dir aus irgendeinem Grund auf der Party zu viel werden, musst du mir einfach nur Bescheid geben – dann fahren wir wieder nach Hause“, fuhr Christopher fort, so als hätte er meine Gedanken gewittert, und mir gefiel, dass er so besorgt war um mein Wohlergehen.   „Einverstanden, Christopher“, antwortete ich und hauchte ihm einen zarten Kuss auf die Brust.   Irgendwie war ich ja auch total neugierig, Holger wiederzusehen. Das erste Mal in einem privaten Rahmen. Und vor allem Martin kennenzulernen, Holgers langjährigen Partner und Sub. Das Ganze machte mich aber auch irgendwie nervös, und zwar nicht nur, weil dort der BDSM-Szene angehörige Menschen sein würden. Es ging hier vor allem um Christophers Freundeskreis, in den ich nun langsam integriert wurde, integriert werden wollte. Das bedeutete aber auch, dass ich einen guten Eindruck auf die Beteiligten machen musste – und genau das machte mir Angst. Wenn etwas mir nicht lag, dann war das soziale Interaktion in einer größeren Gruppe Unbekannter. Und der Gedanke daran, dass der gesamte Stammtisch plus noch weitere Bekannte und Freunde von Christopher da sein würden, schnürte mir auch irgendwie die Luft ab. ...zudem schwappten durch meine nervöse Grundstimmung auch schon wieder die Gedanken an die Causa Spülung an die Oberfläche.   Während mein Freund an diesem Abend irgendwann in seinen seelenruhigen Schlaf abglitt, lag ich stundenlang regungslos da und starrte die Decke an. Am folgenden Tag sah ich dementsprechend aus: wie ein gottverdammter Zombie mit bleicher Haut und dunklen Ringen unter den Augen. Wie ich diesen Unitag überlebt habe, weiß ich bis heute nicht, kann mich nur daran erinnern, wie erschrocken Christopher mich angeblickt hat, als wir aufstanden, und als ich dann abends in seinen Wagen mit meiner kleinen Reisetasche schlüpfte.   „Du siehst ja immer noch aus wie ein Geist“, kommentierte er, und es wunderte mich kaum, dass er bei einem Coffeeshop hielt, um mich mit einem Wachmacher zu versorgen. Der Cappuccino mit doppeltem Espresso und etwas Vanillesirup schmeckte vorzüglich.   „Danke, Christopher“, hauchte ich nach den ersten drei Schlücken und mein Freund ergriff meine freie Hand und führte sie zu seinen Lippen, um mir einen Kuss auf meine Knöchel zu hauchen.   „Ich kann doch nicht zulassen, dass du mir auf der Party einschläfst...“, schnurrte er regelrecht. „Außerdem möchte ich dich danach vielleicht ja noch flachlegen...“ Bei seiner letzten Äußerung zog es sich angenehm in meinem Magen zusammen und ich konnte mir ein freudiges Grinsen nicht verkneifen.   Mein Freund hatte sich vorbereitet für diese Party und ein Nein meinerseits offenbar von vorneherein ausgeschlossen, denn er hatte mir in der Tat extra für diesen Abend neue Klamotten besorgt. Es handelte sich dieses Mal um kein Fetisch-Outfit, und dennoch fand ich es furchtbar aufregend, vor seinen Augen in die schlichte, aber hochwertige pechschwarze Jeanshose zu schlüpfen und es Christopher zu überlassen, die Knöpfe des ebenfalls dunklen Hemdes von ebenso hoher Qualität festzumachen. Er ließ sich dabei Zeit, und als er fertig war, trat er einen großen Schritt zurück und musterte meine gesamte Erscheinung mit strengen Blick, wonach sich ein zufriedenes Grinsen in sein Gesicht stahl.   „Dreh dich um“, instruierte er und ich setzte meinen Körper umgehend in Bewegung, spürt seinen Blick auf meinem Hintern ruhen. „Perfekt“, raunte Christopher, „du hast nen Megaknackarsch in der Hose. Genau so hatte ich mir das vorgestellt...“ Bei dieser Aussage packte er mich grob am besagten Megaknackarsch und drückte einmal fest zu. Meinem Mund entwich dabei ein überraschter, hoher Schrei, der uns beide zum lachen brachte.   ...und diese kurz aufgekeimten Gedanken bezüglich der Darmreinigung spülte ich im wahrsten Sinne des Wortes sofort wieder fort...   Die Tatsache, dass Christopher sich nun vor meinen Augen aus seinem Anzug schälte, gestaltete diesen Vorgang sehr einfach. Zu fasziniert war ich von diesem wunderschönen Körper, von dem immer mehr zu sehen war, und noch mehr beeindruckt, als mein Master in sein Partyoutfit stieg, das eine Kopie meiner Erscheinung war: Eine pechschwarze Jeans sowie ein pechschwarzes Hemd.   Erst jetzt wurde mich bewusst, was das hier war: ein Partnerlook.   Bis zu diesem Zeitpunkt war ich eigentlich felsenfest überzeugt gewesen, ich würde diesen ganzen Pärchenkram verabscheuen. Dieses kitschige Zurschaustellen der Zusammengehörigkeit, das in meinen Augen bis dato immer ein erbärmlicher Versuch war, der Öffentlichkeit eine Beziehung unter die Nase zu reiben, so als hätte man es nötig, sein Glück allen anderen zu beweisen – was im Grunde genommen nur ein Akt war, seine ganzen Unsicherheiten zu kaschieren. Aber in diesem Moment, als Christopher neben mich trat und ich unser beider Abbild im Spiegel betrachtete, und mein Master dann auch noch meine Hand ergriff und zufrieden lächelte, da war alles anders, und mein Herz klopfte verräterisch in meiner Brust.   Christopher markierte mich. Als einen Teil seiner selbst. Seinen Freund, seinen Sklaven, sein Eigentum – und dennoch auf derselben Höhe wie er. Er wollte seinen Freunden und Bekannten auf der Party auf einen einzigen Blick offenbaren, wie es um uns stand. Dass er vergeben war, dass ich nun an seiner Seite weilte. So jedenfalls empfand ich das – und es war wunderschön.   Ich war ein wenig erstaunt, dass Christopher uns dieses Mal nicht zur Party kutschierte, sondern ein Taxi rief, fand es aber auch ein bisschen cool, als er mir erklärte, dass Holger ihn köpfen würde, bliebe er auf dessen Party komplett nüchtern. Tatsächlich hatte ich Christopher bis dato nur nach ein paar Gläsern Wein erlebt, die er meist auch noch zum Essen getrunken und die daher wenig bis gar keinen Effekt auf ihn gehabt hatten. Be- oder auch nur angetrunken hatte ich meinen Freund noch nicht kennengelernt – und ich war wirklich neugierig, in wie fern er dann agieren würde...   Kurz bevor wir die Wohnung verlassen wollten, wurde Christophers Stimme noch einmal ernst. „Ich möchte, dass wir für die Party unser Master-Slave-Verhältnis aussetzen. Kein Spiel, keine Befehle. Du machst, was du möchtest, du sagst, was du möchtest, und ich bin einfach nur dein Freund, der eine schöne Zeit mit dir erleben möchte. Selbst wenn wir mit anderen über BDSM reden sollten, machen wir das heute nicht aktiv in unseren Rollen. Einverstanden?“   „Ja, Christopher“, antwortete ich gehorsam – denn noch agierte ich als sein Sklave.   Christopher lächelte, drückte mir einen sachten Kuss auf die Stirn und beendete das Ganze dann mit einem milden: „Dann war es das für heute, Niko.“   ~~~   Auf der relativ kurzen Fahrt unterhielt sich Christopher mit dem Taxifahrer über die neuen Beförderungstarife sowie Konkurrenz in Form von privaten Anbietern nach dem in den USA angesagten Uber-Format, während ich aus dem Fenster starrte und mir eingestehen musste, dass ich ich mit jedem Meter, den wir hinter uns brachten, nervöser wurde.   Holger und Martin wohnten in einer sauberen, dicht bebauten Gegend nahe der Innenstadt in einem Reihenendhaus, das höchstwahrscheinlich aus den 60ern stammte, und als unser Taxi davonfuhr, hielt direkt ein zweites direkt vor unserer Nase, aus dem eine mir bekannte Person versuchte auszusteigen. „Huhu, ihr zwei Turteltäubchen!“, grüßte uns die vollbusige Frau mit kastanienbraunem Haar flötend und ich brauchte ein paar Sekunden, um zu schnallen, dass es Mona vom Stammtisch war. Sie trug ein bodenlanges Gothickleid mit eingearbeitetem Korsett und ebenso düster war auch ihr Make-up ausgefallen.   „Grüß dich, meine Liebe“, entgegnete Christopher fröhlich und nahm ihr die große schwarze Box aus den Händen, die ihr das Aussteigen aus dem Wagen erschwert hatte. Es war das Geschenk, auf die sich die Stammtischler beim Treffen in der Gerte geeinigt hatten. Die schneeweiße große Triskele auf dem dunkel lackierten Holz war fein gearbeitet worden und stach sofort ins Auge. „Wow, das sieht toll aus, Mona!“, lobte Christopher, das Kunstwerk von allen Seiten betrachtend.   „Schau mal rein“, meinte Mona stolz zu meinem Freund, dann wandte sie sich mir zu und schenkte mir ein breites Lächeln. Zuerst wollte sie mir die Hand zur Begrüßung ausstrecken, verwarf dann aber diesen Gedanken schnell mit einem lauten „ach, komm“ und zog mich direkt in eine kameradschaftliche Umarmung. „Schön, dich so schnell wiederzusehen, Niko.“   „Hey, Mona...“   „Na los, mach sie endlich auf!“, forderte sie schon im nächsten Moment meinen Freund auf, der daraufhin die Box öffnete. Das Innere war ausgelegt mit bordeauxrotem Samt. Aus gefalteten 100-Euroscheinen hatte die Künstlerin der Truppe außerdem ein kleines Fahrrad gebastelt und es auf einer Postkarte mit dem Abdruck einer hübschen Berglandschaft befestigt.   „Ich wusste, dass du etwas Wunderbares erschaffen würdest“, bestätigte Christopher, seine Stimme voller Anerkennung und Mona lächelte zufrieden.   „Das ist wirklich toll“, pflichtete ich ihm bei. „Respekt! Du hast echt Talent.“   „Vielen dank, ihr beiden“, entgegnete sie strahlend und fischte die Postkarte mit dem Geldfahrrad heraus. Aus ihrer schwarzen kleinen Handtasche zauberte sie noch einen Stift und hielt es mir unter die Nase. „Du musst noch unterschreiben, Niko“, forderte sie mich auf und ich sah sie etwas perplex an.   „Ich...?“, hakte ich verwundert nach, schließlich hatte ich rein gar nichts mit diesem Geschenk zu tun gehabt. Und in dem Moment traf mich das hart: In meiner ganzen Aufregung hatte ich nicht einmal darüber nachgedacht, dass ich auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty war – ohne Geburtstagsgeschenk. Fuck.   Bevor ich in schiere Panik ausbrechen konnte, mischte sich mein Freund ein. „Ich habe für uns beide bezahlt. Das Geschenk ist also auch von dir. Also sei so lieb und unterschreib einfach die Karte, ja?“ Er klang zärtlich und lächelte mich aufmunternd an, als ich in seine Augen blickte und den Stift letztendlich in die Hand nahm.   „Du süßer Sugar Daddy, du“, zog Mona meinen Freund in dem Moment auf und zwinkerte Christopher dabei grinsend zu. Und während dieser gluckste, hätte ich den Kugelschreiber beinahe fallen gelassen und lief höchstwahrscheinlich so rot an wie eine Tomate, als ich meinen Namen in kleinen Buchstaben zu den ganzen anderen setzte und mich fragte, ob mein Freund tatsächlich so etwas wie mein Sugar Daddy war.   Er war ein älterer Mann, der mich in seinem fetten Wagen herumfuhr und öfter für mich einkaufte, hatte mir erst heute ein ganzen neues Outfit geschenkt, führte mich in Restaurants aus, zahlte für meine Drinks... aber nicht im Austausch gegen sexuelle Leistungen. Denn die würde er ja auch ohne das ganze bekommen. Oh ja...   Mona nahm Christopher die Box wieder ab. „Ich hab sie hergestellt, also übergebe ich sie auch“, erklärte sie keck.   „Natürlich“, willigte mein Quasi-Sugar-Daddy ein und ich musste bei diesem Gedanken kurz auflachen. Mein Freund hob amüsiert die Augenbraue, dann schon setzten wir uns in Bewegung.   Ein schlaksiger Mittdreißiger mit dunkelblondem kurzem Haar in einem roten Latex T-Shirt öffnete uns die Tür und strahlte regelrecht, als er uns erblickte. „Wie schön, dass ihr da seid!“, rief er aus, umarmte erst Mona, ebenfalls das erstklassige Geschenk lobend, dann Christopher und kurzerhand auch mich. „O mein Gott, du musst Niko sein! Ich bin Martin, schön dich kennenzulernen“, stellte er sich gar ein wenig euphorisch vor – und ich fand ihn auf Anhieb sympathisch. Warum, das konnte ich bei bestem Willen nicht sagen, aber manchmal war es einfach so, dass die Chemie zwischen zwei Menschen einfach stimmte, auch was rein platonische Verbindungen betraf.   Die Tür war bereits hinter uns ins Schloss gefallen, als Martin angeregt weiterredete. „Christopher hat mir ja schon soooo viel über dich erzählt! Ich kann dir gar nicht sagen, wie happy ich bin, dass ihr tatsächlich zusammengekommen seid. Wie abgefahren ist diese 'Treffen-im-Park'-Geschichte bitte? Und dann dieses ewige Umeinander Herumschleichen und das gegenseitige Quasi-Stalking – ich muss dir ja sagen, ich hatte nicht gedacht, dass das ein Happy-End wird, umso erstaunter und begeisterter bin ich, dass es jetzt doch so ist. Wie Chris uns auch immer vollgeheult hat, dass er sooooo verknallt in dich ist und nichts falsch machen will und sich in Geduld üben muss und soooo sehr hofft, dass du wirklich devot bist!“   Mona lachte herzlich. Und Christopher?   Der war dezent rot angelaufen und versuchte, einen verbalen Stopp bei Martin auszulösen, räusperte sich, grinste peinlich berührt, wich meinen Blicken aus redete behutsam auf den Partner des Gastgebers ein, dass es jetzt langsam reiche und er uns doch bitte lieber zu Holger führen sollte. Doch Martin winkte ab. „Ach, das Geburtstagskind führt gerade eine brisante politische Diskussion mit Klaus, und du weißt doch, das das dauert und eskaliert, Chris. Dir muss das Ganze doch auch gar nicht peinlich sein, mein Lieber. Dein Niko darf doch wissen, wie sehr du dich die ganze Zeit nach ihm verzehrt hast.“ Christopher lachte gequält und fuhr sich etwas unsicher durchs Haar, grinste irgendwie entschuldigend, als sich unsere Augen letztendlich trafen.   Vielleicht hatte er Angst, Martin überfordere mich, weil mir vor wenigen Tagen noch mulmig geworden war, als ich erfahren hatte, dass Christopher dem Stammtisch von unseren Begegnungen berichtet hatte, wenn auch nicht im genauen Detail. Ich war selbst ein wenig verwundert, dass es nicht so wahr, dass ich diese kleine Begrüßungsszene sogar regelrecht genoss – weil ich jetzt Informationen über meinen Master geliefert bekam, die mir vorher nicht zugänglich gewesen waren, und das nicht nur lustig, sondern auch unfassbar süß und schön war. Dass er das Ganze ebenfalls so emotional durchlebt hatte wie ich.   „Der hatte etliche feuchte Träume von dir, das kannste mir glauben“, fuhr Martin erheitert fort und entlockte Mona ein weiteres Lachen und mir ein wahrscheinlich sehr debiles Grinsen. Christopher verdreht theatralisch die Augen, grinste mich danach allerdings breit an. Er ergriff meine Hand, sagte Martin spielerisch, dass er sich ins Knie ficken solle – was dieser mit einem dreckigen Lachen quittierte und ich mit belustigter Verwunderung über diese vulgäre Ausdrucksweise meines Masters – und zog mich den Flur hinab weiter ins Innere des Hauses, während Mona uns kichernd folgte.   Das großzügig geschnittene Wohnzimmer mit offener Küche war durch mehrere Deckenlampen gemütlich beleuchtet. Auf einem langen Tisch hatten die Gastgeber ein opulentes Buffet aus kalten sowie warmen Speisen aufgebaut. Die große Schiebetür, die nach Außen führte, war geöffnet und ebnete den Weg auf die Terrasse, die von den extra für diese Party aufgestellten Pavillons überdacht war. Mehrere Heizstrahler sorgten für eine angenehme Temperatur und luden zum Verweilen ein an den aufgestellten Biertischgarnituren sowie Stehtischen. Sowohl innen als auch außen waren viele kleine Teelichter in diversen schicken Haltern aus Glas aufgestellt worden. Martin drückte Mona ein Glas Sekt, Christopher ein Glas Wein und mir ein Pils in die Hand. Christopher hauchte mir einen keuschen Kuss auf die Lippen, ehe wir alle zusammen anstießen und den ersten Schluck zu uns nahmen.   Die Gesellschaft zählte insgesamt rund 20 Gäste und einige von ihnen waren tatsächlich in Szene-Kluft erschienen. Ich erblickte Bondage-Hosen, Lederanzüge, Latexröcke. Aber einige Gäste waren auch ganz normal gekleidet, waren so wie wir in Jeans und Hemd, T-Shirt oder Pullover gekommen. Die dominierende Farbe aller Kleidungen war dabei schwarz – Christopher und ich passten also hervorragend hier rein. Und erstaunlicherweise fühlte ich mich auch so in diesem Raum voller Fremder: irgendwie akzeptiert. Es gab keine blöden Blicke, kein Getuschel, kein auf manchen Studentenpartys typische „Abchecken“.   Christopher begrüßte hier und da ein paar Menschen mit einem freundlichen Handschlag oder einer herzlichen Umarmung, stellte mich umgehend als seinen festen Partner vor, erntete hier und da freudige Glückwünsche – und jedes Mal hielt mein Freund diesen beruhigenden und ermutigenden Körperkontakt zu mir. Man verschränkte er seine Finger mit den meinigen, mal platzierte er seine schwere Hand auf meine Schulter, während er belanglosen „Begrüßungssmalltalk“ mit den anderen Gästen hielt. Mal legte er seinen Arm um meine Schulter, mal schob er seine Hand frech in die hintere, enge Tasche meiner Jeans und kniff spielerisch in meinen Pobacke oder tätschelte sie.   Ich hörte in nur wenigen Minuten viele neue Namen, die ich mir nicht merken konnte, wurde kurz über mein Studium ausgefragt. Christopher berichtete in wenigen Sekunden, seit wann wir zusammen waren – und schon ging es weiter zum nächsten Gast. Irgendwann tauchten Ina, Karina und Kilian neben uns auf, die zusammen hergefahren waren, umarmten mich ebenso herzlich wie es die Stammtischler davor getan hatten, bewunderten ebenfalls das handgefertigte Geburtstagsgeschenk und machten sich schließlich mit uns zusammen auf die Suche nach der Hauptperson des Abends: Holger.   Die kurze Exkursion führte uns in den Außenbereich, und Martin war extrem froh, dass wir die seiner Meinung nach viel zu lang dauernde und ätzende politische Debatte zwischen dem Geburtstagskind und seinem Bekannten Klaus mit unserem Auftauchen unterbrachen. Holger erhob sich von der Bierbank, und ich war mir sicher, dass ich ihn nicht erkannt hätte, wüsste ich nicht, dass es sich um ihn handelte. Ohne die weißen Kontaktlinsen sah der breitschultrige Mann mit schwarzen Haaren wirklich anders aus.   Mona überreichte ihm feierlich die Box über der sich der Mann deutlich freute. Er drückte alle Stammtischler, und am Ende auch mich, mit einem „hey, schön dich wiederzusehen, Niko.“ Ich gratulierte ihm zum Geburtstag und er lachte. „Ich darf dann ja jetzt auch mal offiziell gratulieren“, meinte er dann plötzlich und sah Christopher an. „Dir gratuliere ich zu deinem Sklaven, und dir, Niko, zu deinem hervorragenden Master.“ Holger zwinkerte mir zu und ich errötete leicht bei dieser Aussage.   Aber sie war mir nicht unangenehm.   Im Gegenteil. Ich war regelrecht stolz, und die Tatsache, dass die Stammtischler um uns herum standen und das mitbekommen hatten, uns anlächelten, tat mir erstaunlicherweise richtig gut. Abermals fühlte ich mich akzeptiert. Ja, es war tatsächlich beruhigend zu wissen, dass es Menschen in meiner unmittelbaren Nähe gab, die das Ganze Zeug verstanden. Die kapierten, dass man stolz sein konnte, ein Sklave zu sein und es geil zu finden, sich auspeitschen zu lassen. Diese Gedanken wirkten wie ein Energydrink auf mich.   Holger scheuchte uns zum Buffet und Christopher schaufelte uns verschiedene Köstlichkeiten auf die Teller, mit denen wir uns dann wieder unter den Pavillon verzogen. Ina, Karina und Kilian gesellten sich wieder zu uns. Die Konversation, der ich die meiste Zeit über einfach nur neugierig lauschte, drehte sich erneut um Gott und die Welt.   Kilian wurde geplagt von seinen neuen Nachbarn, die einen riesigen Hund besaßen, der den halben Tag nur kläffte. Inas Kollegin nervte sie mit ihrer Diäten-Obsession. Karina berichtete der Runde von einem neuen Gewürzladen, dessen Adresse Christopher sich direkt notierte. Irgendwann kam auch Holger dazu und schimpfte mit uns, dass wir zu wenig trinken würden, was in einer neuen Runde Getränke endete. Dann schwärmte uns das Geburtstagskind von dem Rennrad vor, das es sich kaufen wollte. Kurz schauten Lukas und Rosa vorbei – das nette Ehepaar stellte sich bei mir vor und Rosa fragt mich ein wenig über Horrorfilme aus, weil sie mit ihren Nichten unbedingt mal „ein paar Gruselstunden“ einlegen wollte; Lukas lachte nur und meinte, seine Liebste würde nicht einmal fünf Minuten eines Geisterfilmes schaffen und sich unterm Wohnzimmertisch verkriechen.   Als die beiden sich zum Buffet aufmachten, ließ Martin sich plötzlich neben mich auf die Bank nieder, stellte mir ein neues Bier vor die Nase, stieß grinsend mit mir an und fragte dann unverblümt: „Und, Niko? Wie gefällt dir eigentlich Christophers kleine Folterkammer?“   Eigentlich hätte es mich überhaupt nicht wundern sollen, dass die Stammtischler von Christophers Spielzimmer wussten – doch im ersten Moment, weil diese Frage auch einfach so aus dem Nichts kam, war ich einfach nur perplex und vollkommen überrumpelt.   Holger stöhnte laut auf. „Mit der Tür ins Haus fallen – das ist mein Mann“, bemerkte er sarkastisch und schüttelt dabei den Kopf.   „Was? Das ist doch eine noch sehr harmlose Frage, oder nicht?“, gab Martin gespielt-patzig zurück. „Ist ja nicht so, als würde ich Niko direkt über seine ganzen Fetische ausquetschen und nach Größe seines Lieblingsdildos fragen.“   „Auf diese Fragen würde er dir auch keine Antworten geben“, mischte sich Christopher kalt-amüsiert ein und legte dabei seinen Arm schützend um meine Schulter. „Und auf deine eigentliches Nachhaken bezüglich der Folterkammer muss er dir auch nicht antworten“, fügte er hinzu, obschon dieser mild geäußert Kommentar eher in meine Richtung ging.   Ich lächelte versonnen. Christopher machte mir alles so einfach, war bis jetzt nicht einmal von meiner Seite gewichen, setzte sich für mich ein, stellte sicher, dass es ein angenehmer Abend für mich war. Das alles war unheimlich süß und ließ mein Herz höher schlagen. Ich musste in diesem Moment aber auch noch etwas anderes realisieren: Dass ich mich in dieser Gruppe mit jeder verstreichenden Minute immer wohler fühlte – der kleine Schock über Martins direkte Frage war schon längst vergangen, und bei mir sickerte offenbar immer mehr durch, dass ich mich hier für meine ganzen neuen Gefühle für Christopher, meine Vorlieben und unsere Praktiken nicht schämen musste. Das war befreiend und gleichzeitig unfassbar aufregend.   „Die Folterkammer ist der Hammer“, sagte ich also und klang dabei tatsächlich ziemlich selbstbewusst. Der Alkohol tat wohl auch seiniges dazu.   Martin lachte erfreut auf und prostete mir abermals zu. Als ich Christopher daraufhin anblickte, erhaschte ich noch kurz seinen überraschten Blick, ehe seine Lippen ein glückliches Lächeln formtn. Er zog mich an eng an seinen Körper und presste seinen Mund zärtlich auf meinen, wonach er „du bist fantastisch“ in mein Ohr wispere und ein angenehmer Schauer durch mein Innerstes jagte.   Martin und ich begannen uns zu unterhalten. Der Freund des Gastgebers lenkte das Gespräch, wofür ich sehr dankbar war. Es ging auch gar nicht mehr um BDSM, jedenfalls nicht wirklich. Martin wollte die „Park-Geschichte“ aus meiner Perspektive erfahren, von unserem ersten Zusammentreffen, und was ich mir eigentlich dabei gedacht hatte, ständig zurückzukehren und auf den „blonden Adonis“ zu warten. Ich erzählte ihm davon, während Christophers Hand dabei zärtlich meinen Nacken kraulte. Erst, als ich fertig war, merkte ich, dass mir auch der Rest unserer kleinen Truppe aufmerksam zugehört hatte und mich nun anlächelte. Und irgendwie... fand ich das gar nicht schlimm.   „Vielen Dank, dass du das mit uns geteilt hast“, sagte Martin und klang dabei aufrichtig. Dann erzählte er mir, wie er Holger kennengelernt hatte, vor mehr als 13 Jahren, ganz unromantisch auf einer SM-Party, auf der sie ein bisschen gespielt hatten; und wie sich beide zunächst gar nicht eingestehen wollten, dass sie Gefühle füreinander entwickelt hatten und das Ganze eben doch mehr als nur eine Spielbeziehung war. „Holger und ich waren damals nicht auf der Suche nach einem Partner und wollten uns echt nicht an irgendwen binden, unsere Freiheit genießen und einfach auch, ja, sexuelle Abenteuer erleben.“ Aber irgendwann waren die Gefühle doch zu stark. „Und seitdem erleben wir Abenteuer gemeinsam“, schloss Martin die Erzählung ab, hob sein Bier und wir tranken alle auf Holgers Gesundheit. Als Christopher sein leeres Glas abstellte, trafen sich unsere Blicke. Er lächelte und zog mich abermals dicht an seinen Körper, hauchte einen Kuss auf meine Schläfe.   Ob er sich in jenem Moment wohl auch so sehr wie ich wünschte, dass wir beide so etwas auch in 13 Jahren sagen würden? Ich hoffte es sehr.                                                                                       ~~~   Obschon die Party wirklich gut lief und ich mich prächtig mit den Stammtischlern und ein paar anderen Gästen unterhielt – wahrscheinlich auch, weil und mein Pegel stieg – und ich mich sogar absolut nicht schämte, zusammen mit Ina, Mona, Martin und ein paar anderen, gegen Mitternacht Macarena zu tanzen – zur Belustigung von Holger und Christopher, die uns anfeuerten – lieferte dieser Abend doch eine kleine Enttäuschung: Mir wurde bewusst, dass ich Christopher wohl doch noch nicht betrunken erleben dürfte.   Er hatte bisher nur ein oder zwei Gläser Rotwein getrunken. Und als nur noch sehr wenig Gäste übrig waren, der harte Kern sozusagen, hatte er es sich zusammen mit Holger am Esstisch zum Schach spielen bequem gemacht. Die Männer hatten sich zwar ein Glas Whiskey eingeschenkt, aber ich wusste, dass mein Freund jenes nicht so schnell austrinken und nachfüllen würde. Christopher genoss guten Whiskey – er trank wenig davon und wenn, dann eben nur langsam, für den reinen Geschmack, Genuss, wie er oft betonte.   Martin und ich hatten gerade die Reste des Buffets geplündert, und eigentlich war es mein Vorhaben gewesen, mich zu meinem Freund zu gesellen und ihm ein wenig beim Spielen gegen das Geburtstagskind über die Schulter zu schauen. Aber Martin durchkreuzte diese Pläne, zauberte uns beiden einen Wodka-O-Saft-Mix, drückte mir ein Glas davon in die Hand und forderte mich mit knappen „komm mit“ auf, ihm zu folgen. Natürlich tapste ich ihm daraufhin hinterher.   Wir hatten zusammen so einige Bierchen gekippt, wie man das so schön sagte, und in meinem Kopf drehte es sich mittlerweile ganz angenehm. Dass wir in den Keller hinabstiegen, wurde mir eigentlich erst auf der Treppe dorthin bewusst und aus irgendeinem Grund fand ich das ziemlich witzig und musste kichern.   „Ich will dir etwas zeigen“, sagte Martin und schloss eine relativ neu aussehend Holztür auf. Als er das Licht in dem sich dahinter verborgenem Raum anknipste, und ich so etwas wie einen Kicker- oder Billardtisch erwartet hatte, verschlug es mir im ersten Moment die Sprache, ehe ein langgezogenes „wow“ mein Mund verließ – denn ich hatte absolut falsch in meiner Annahme gelegen.   Martin grinste und positionierte sich neben dem Andreaskreuz, das dasselbe Fabrikat zu sein schien, wie jenes in Christophers Folterkammer, während ich meinen Blick über einige Glasvitrinen wandern ließ, in denen Analplugs, Dildos, Peitschen und andere Toys gar künstlerisch ausgestellt waren. Martin setzte sich auf die kleine dunkle Liege in der hinteren Ecke des Raumes, der fast doppelt so groß war wie Christophers Spielparadies und auch fast doppelt so viele BDSM-Möbel sowie Vorrichtungen beherbergte.   Jetzt machte Martins Bemerkung über Christophers kleine Folterkammer erst richtig Sinn.   „Ist schon ganz geil, oder?“, hakte dieser nach, während er einen Schluck seines Mischgetränks zu sich nahm, was ich ihm umgehend nachahmte. Der Alkohol brannte stark in meiner Kehle.   „Alter, was ist das denn für eine Mische? Der O-Saft ist auch nur da drin, um dem Drink eine Farbe zu geben, oder?“, schoss es aus mir wie aus einer Pistole und Martin lachte laut.   „Sorry, das war so nicht geplant!“   Ich grinste, und sah mich weiter im Zimmer um. Erblickte etliche Seile und Handschellen, Regale voller Bücher, wie bei Christopher.   War ich überrascht? Ein wenig. War ich überfordert? Vielleicht auch ein wenig. Aber da war noch eine andere Gefühlsregung...   „Dein Mann hat uns geholfen, das hier zu erbauen“, setzte Martin plötzlich an. „Hat ganz schön lang gedauert, weil wir die Kellerräume sowieso erst mal sanieren und ausbauen mussten. Hat sich aber gelohnt, und über die Jahre haben wir uns ganz gut ausgestattet. Was natürlich auch daran liegt, das wir ja den Sexshop führen“, fuhr er fort und ich nippte erneut an meinem Drink, ehe ich mich einfach neben Martin auf die Liege setzte. Er stieß mit mir an, und ich wusste in dem Moment nicht, was zu sagen war.   „Das ist ein Traum viele BDSMler“, erzählte Martin unbeirrt weiter. „So ein Zimmer. Wir haben echt Glück, dass wir dieses Haus Holgers Tante für wenig Geld abgekauft haben und das diesen netten Keller hat. Christopher hat wiederum Glück, dass er das Ankleidezimmer umgestalten konnte.“   Ich schluckte. „...habt ihr ihm dann eigentlich dabei geholfen?“   „Jepp.“   Ich schluckte abermals. Irgendwie war es ein komisches Gefühl zu wissen, dass Holger und Martin diesen ganz besonderen Raum mitgestaltet hatten. Andererseits war mir von vorneherein klar gewesen, dass Christopher die Folterkammer nicht allein errichtet hatte. Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr freundete ich mich mit dem Gedanken an, dass es zwei seiner offenbar besten Freunde gewesen waren, die ihm zur Hand gegangen waren, und nicht irgendein anonymer Dienstleister, jemand Fremdes von Außen.   „...äh, wenn dir irgendetwas unangenehm ist, kannst du mir das direkt mitteilen“, merkte Martin plötzlich an und lächelte, als ich ihn anblickte. „Ich bin jetzt schon so viel Jahre in dieser Szene, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr merke, dass ich über Dinge spreche, die Anfängern vielleicht noch etwas... unangenehm oder befremdlich sind.“   „Für mich ist vieles einfach noch so... neu. Und du bist irgendwie jetzt die erste Person, mit der ich über BDSM spreche – also, außer Christopher, aber...“   „Es ist was anderes, mit jemandem zu sprechen, mit dem man nicht zusammen ist, ja“, beendete Martin grinsend meinen Satz. „Was meinst du, warum so viele SMler zu einem Stammtisch gehen?“, fügte er grinsend hinzu. Ich erwiderte sein Grinsen.   „...also ist Christopher wirklich dein allererster Partner, mit dem du praktizierst? ...wenn ich fragen darf?“   „...ja“, entgegnete ich und war ein weiteres Mal erstaunt über mich selbst, weil ich tatsächlich das Bedürfnis verspürte, mit Martin über BDSM, über Christopher und mich zu sprechen, und mal nicht einseitig Kommunikation beziehungsweise Informationsaufnahme über das World Wide Web zu betreiben.   „Krass. Und dann gleich 24/7. Respekt.“   „...das heißt dann wohl, dass ihr es nicht seid...?“   „Neee“, Martin lachte auf. „Total-Power-Exchange ist mir einfach zu heftig. Dafür bin ich viel zu stur und freiheitsliebend. Holger und ich spielen zwar so oft es geht – unser Laden nimmt halt sehr viel Zeit in Anspruch und die Partyplanung ist auch nicht ohne, macht aber natürlich Spaß – aber unsere Dom- und Subrolle beschränkt sich explizit auf die Spielzeiten. Hier, in diesem Raum, oder eben auch auf Partys oder im Schlafzimmer.“   „...und bist du immer der Sub?“   Martin nickte. „Da ticken wir dann schon wieder so wie ihr. Ich bin halt eine devote Schlampe – es ist wie es ist.“ Wir lachten und tranken wieder einen Schluck der Killermischung.   Dann erzählt Martin mir, wie er mit zarten 17 Jahren gemerkt hat, dass er voll auf BDSM steht. „Es waren hardcore Schwulenpornos“. Ich lachte, und Holgers Sub berichtete mir von seinen ersten szeneaffinen Dates, die er in allgemeinen Schwulenkneipen kennengelernt hatte und dann seinen ersten Ausflügen auf explizite Partys, von denen es damals noch viel zu wenige gab. Das wollten Holger und er, als sie zusammenkamen, ändern – und das hatten sie auch.   „Wie hast du denn gemerkt, dass du auf BDSM stehst?“, fragte Martin mich dann plötzlich.   „Tatsächlich erst wirklich durch Christopher...“   Martin lächelte. „Der Chris ist ein echt guter Master. Und ein toller Mann. Du hast echt Glück mit ihm. Und von dem, was er so bis jetzt preisgegeben hat, führt er dich ja auch echt gut in die Szene ein. “, sagt er und ich nickte zustimmend, lief wie so oft rot an, als ich an meinen Master dachte und die Dinge, die er so mit mir anstellte, die in dem Folterzimmer, in dem wir jetzt saßen, sich nur noch intensiver in meinem Kopf abspielten und anfühlten. „...auch wenn das 24/7 Ding dann ja schon irgendwie von 0 auf 100 für dich ist“, fügte Martin etwas nachdenklich an.   „...ich war, oder eher gesagt bin manchmal auch etwas... durcheinander. Ist halt echt... ein wenig kompliziert.“   „Aber du magst es, ja?“   „...absolut.“   Martin schenkte mir ein Lächeln. „Dann ist es doch okay, auch wenn's kompliziert ist. Das wichtigste ist und bleibt Konsens.“   „...was... Worauf steht ihr beide denn... besonders?“, brachte ich endlich eine weitere persönlihere Frage zustande.   „Also ich bin ja echt ein großer Fan des Bloßstellens in der Öffentlichkeit, auf unseren Partys zum Beispiel, wenn Holger mich dann halbnackt irgendwo anbindet in einer unangenehmen Position oder mich mit einer Beschriftung degradiert, das ist total geil – letztens hat er mir ein Schild um den Hals gebunden, auf dem Cum Slut stand“, berichtete er und grinste breit. „Dann spüre ich richtig, dass er die Hosen anhat.“ Mir lief es dabei allerdings kalt den Rücken runter, als ich mir vorstellte, dass Christopher das mit mir machen würde.   „...das wäre nicht so mein Ding...“, teilte ich schwach grinsend mit.   „Ist ja auch völlig OK. Jedem das seine. Ich stehe auch total auf alles, was mit Bondage zu tun hat. Ob mit Seilen oder Tape – damit mich Holger bewegungslos und glücklich,“ meinte Martin freudig. „...und du? Wenn ich fragen darf...?“   Ich räusperte mich und wusste nicht so ganz, wie ich auf diese Frage antworten sollte. Alles war, wie ich es Martin selbst zu Anfang gesagt hatte, noch so neu, und ich hatte wahrscheinlich erst einen Bruchteil kennengelernt, meinen Horizont wahrscheinlich noch nicht so sehr erweitert, als dass ich ein definitives Urteil abgeben könnte. Ich konnte nur eines mit Sicherheit sagen:   „...ich mag es, wenn er mir wehtut... und total ruppig mit mir umgeht. Vor ein paar Tagen hat er mich das erste Mal so richtig heftig... beim Sex ins Gesicht geschlagen und, ähm... das war schon ziemlich geil.“ Als ich es ausgesprochen hatte, fühlte ich mich irgendwie... befreit. Weil es so toll war, diese Erfahrung und die damit verbundene Emotionen laut auszusprechen und sie mit jemandem zu teilen, der das nachvollziehen konnte.   Martin nickte lächelnd. „Ja... Christopher kann glaub ich ziemlich brutal sein – aber wenn du genau darauf stehst, dann passt das ja wie Arsch auf Eimer.“   Martin hastete nach oben und machte uns ein zweite Killermischung, ich erzählte ihm auf Nachfrage von dem Abend, an dem Christopher mich ins Kino ausgeführt, mir das Popcorn entnommen und mich dann in der Kälte zurückgelassen hatte. „Wirklich abgefahren!“, kommentierte Martin, einen kräftigen Schluck des Wodkas mit dem erbärmlichen Schuss O-Saft zu sich nehmend.   Unsere Gläser war fast leer, als ich einen ganz bestimmten Gedanken, den ich wohl aufgrund des geschmeidigen Redeflusses und dem Verlangen nach mehr von dieser befreienden und spannenden Konversation nicht mehr zurückhalten konnte, nicht mehr aufhalten konnte.   „Sag mal...“, setzte ich an, und wusste im ersten Moment dann doch nicht, wie ich es ansprechen sollte.   „Was?“, krächzte Martin, der so wie ich schon ziemlich einen sitzen hatte, wenn nicht sogar schon ziemlich betrunken war.   „Also, ähm... Ihr... Holger und du, ihr... Also auf... Hier, wie heißt da noch gleich, also...“, druckste ich herum und Martin begann zu lachen.   „Jetzt sag's doch endlich!“   Ich holte tief Luft und versuchte, meine Gefühle sowie meine Sprache wieder unter Kontrolle zu bringen. „Also... Ähm. Stehtihraufkaviar...?“, murmelte ich schließlich hastig, sodass es sich wie ein einziges Wort aus meinem Mun anhörte.   „Neeee“, entgegnete Martin umgehend. „Ich hatte zwar mal vor langer, langer Zeit mit nem Kerl, der das unbedingt mit mir ausprobieren wollte, aber das ist einfach nicht meins, und ich hab Holger auch von Anfang an klargemacht, dass ich zwar offen für vieles bin, aber nicht dafür. Christopher... Christopher findet das aber auch ziemlich beschissen“, sagte er dann und nahm einen weiteren Schluck seines Getränks, an dem er sich dann fast verschluckte, weil er anfangen musste zu lachen. „Beschissen – im wahrsten Sinne des Wortes“, amüsierte er sich über seinen eigenen Wortwitz und ich hätte auch beinahe losgelacht, wäre ich plötzlich nicht so angespannt gewesen. „Wieso eigentlich? Willste das mal ausprobieren?“, hakte Martin nach.   „Nein!“, kläffte ich beinahe schon und brachte meinen Gesprächspartner schon wieder zum Lachen.   „Eindeutige Antwort...“, kommentierte Martin glucksend.   „Und... Äh... Klinikspiele?“   „In wie weit?“   „Ähm....“, ich zupfte an meiner Jeans herum und suchte nach den richtigen Worten, und als ich sie nicht finden konnte, fragte ich Martin einfach direkt, eine ähnlich negative Antwort erwartend. „Führt Holger manchmal bei dir eine Darmspülung oder nen Einlauf durch?“   Martins freudiges und sofort erklingendes „ja“ überraschte mich.   „Oh...“   „Das ist ziemlich geil“, meinte er.   Ich presste die Lippen zusammen. „...und was genau ist daran... geil?“   „Das ist voll die Demütigung, ohne dass es zu eklig ist – wie diese ganze Kaviargeschichte... wir verstehen uns“, entgegnete er enthusiastisch. „Also, wir haben jetzt keinen Enema-Fetisch oder so“, fuhr er lachend fort, „aber ab und an ist gerade ein Einlauf ne mega geile Strafe. Vor allem, wenn es nicht nur Wasser ist, das Holger mir da einflößt, sondern ne Mischung, die es echt in sich hat, wie zum Beispiel Kamillentee oder was weißich. Und dann kriegst du den Befehl, das zu drin zu behalten – meine Fresse, das ist soooo schwer, und wenn's dir dann doch rausläuft, und dein Master dich dann dafür niedermacht... Alter, das ist dann eine doppelt so große Schande beim Versagen, echt.“   „Äh... Okay...“, meinte ich. „Und das ist.. Äh... Das iss dir nicht irgendwie peinlich... dass... naja, wegen Darmausscheidungen und so...?“, hakte ich mit schwacher Stimme nach und musste mich räuspern.   „Neee“, kam es abermals von Martin. „Also, okay – war natürlich nicht von Anfang an so. Ich meine, du fängst nicht mit BDSM an und findest sofort alles geil und voll in Ordnung, ich meine... du hast halt deine Grenzen, ne? Aber... Irgendwann haste die ja halt nicht mehr, jedenfalls nicht mehr alle. Das ist, ach, das ist so ein Selbstläufer. Du probierst manche Dinge halt aus und dann merkste... Entweder findest du das geil oder halt nicht. Und so war das halt mit den Einläufen. Holger und ich haben das auch nicht von Anfang an gemacht, aber als wir immer mehr zusammen gespielt haben und länger zusammen waren, haben wir es dann halt einfach mal gemacht, weißte? Ich kann dem ja vertrauen und die Schamgrenze war nicht mehr so hoch und, naja, mal Tacheles geredet: Dass einem Sub Dinge unangenehm oder peinlich sind, das gehört ja iiiirgendwie dazu, ne? Stichwort Demütigung, Erniedrigung... Ne?“ Martin grinste und ich lächelte schief.   In meinem Kopf drehte sich alles und dem veränderten Gesprächsfluss meines neuen Bekannten nach zu urteilen ging es ihm nicht sehr viel anders. Stichwort: Killermischung. Dennoch hatte ich kapiert, was er mir vermitteln wollte, und im Grunde genommen waren seine Schilderungen nicht viel mehr als eine Wiederholung meiner Onlinelektüre gewesen – dennoch war es etwas komplett anderes, einen theoretischen Abschnitt über jenes Thema im Internet zu lesen und es aus dem Mund von jemandem zu hören, der es wirklich praktizierte, und der einem dazu auch noch sympathisch war.   Martins Einblicke hatten zwar keine magische Überzeugungsarbeit geleistet. Dennoch fühlte ich mich irgendwie besser, denn dadurch erschien mir das Ganze nicht mehr ganz so abstrakt und krass – es war zwar immer noch heftig und ich wusste nicht, ob ich mich jemals dazu überwinden könnte, selbst wenn Christopher dieses Element nicht als Strafe einsetzen wollte. Aber... wie kann ich das am besten in Worte fassen? Dadurch, dass Martin von seinen Erfahrungen berichtet hatte, erschien mit die Prozedur realer und dadurch irgendwie ein bisschen harmloser.   „Hier seid ihr also!“, erreichte mich plötzlich diese Stimme, die mich immer so kirre machte, und als ich ihr meinen Kopf zudrehte, blickte ich in die blauen Augen meines Freundes, der an uns herantrat und mich mit einem seichten Grinsen musterte. „Alles klar bei dir, Niko?“, fragte er. Doch es war Martin, der nach dem letzten Schluck seines Getränks statt meiner antwortete.   „Wir haben uns ganz nett unterhalten“, sagte er, während er aufstand und dabei fast das Gleichgewicht verlor. „Ich brauch nen neuen Drink, wir sehen uns oben. Und falls ihr euch austoben wollt – ich hab erst gestern hier sauber gemacht“, fügte er dreckig grinsend hinzu, schenkte mir einen letzten Blick und ging. Ich hielt die Luft an, als Martin die Tür hinter sich zu zog.   Christopher und ich waren allein, das erste Mal während dieser Party, und dann auch noch in diesem Raum. Das vorangegangene Gespräch mit Martin, die körperlich Anwesenheit meines Masters, die Folterinstrumente um uns herum – das alles vermischte sich in meinem Zustand zu einer betörenden und auch leicht explosiven Mischung.   Mein Herz klopfte wild, als mein Freud sich neben mich setzte und seine Hand auf meinen Oberschenkel nieder ließ. „Ist alles in Ordnung bei dir, Niko?“, hakte er erneut nach, und dieses Mal schwang eine satte Portion Besorgnis in seiner Stimme mit.   „Ja!“, stieß ich hervor, um seine Sorgen im Keim zu ersticken.   „Ich, äh...“, murmelte Christopher, während seine Finger begangen meinen Schenkel leicht zu kneten. „Ich hatte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass Martin dir heute das Spielzimmer zeigt, und, mh... Frage mich, ob ich dir nicht davon einfach hätte erzählen sollen. Vor der Party, um so eine Überraschung zu verhindern. Tut mir leid. Ich hatte echt nicht damit gerechnet.“   „Ist schon okay. Ist ja jetzt nicht unbedingt etwas... superneues für mich...“, bemerkte ich, auf Christophers kleine Folterkammer anspielend und er lächelte entschuldigend.   „Martin und du... ihr versteht euch gut, oder?“ Ich nickte. „Schön. Das freut mich. Martin ist echt ein guter Freund. Ist nur manchmal sehr direkt – daran muss man sich vielleicht erst einmal gewöhnen.“ Wir schwiegen kurz und während dieser Stiller leerte auch ich mein Glas.   „Und er mixt furchtbare Drinks“, ergänzte ich das Gesicht verziehend an und mein Freund lachte.   „Ich hoffe, dass er dich durch irgendwelche Erzählungen oder Bemerkungen... verunsichert hat...?“   Ich schüttelte bedächtig den Kopf, an den verbalen Austausch mit Martin denkend, der mir – das musste ich mir abermals eingestehen – wirklich gut getan hatte. „Er hat mir von Holger und sich erzählt. Und ich... Ich hab ihm ein bisschen von dir und mir erzählt und... Wir haben darüber gesprochen, dass du mich letztens beim Sex hart ins Gesicht geschlagen hast und mir... und mir das gefallen hat. Ist das... Ist das schlimm, dass ich ihm das erzählt habe?“   Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich genau das getan hatte, wofür ich Christopher vor wenigen Tagen noch mehr oder weniger Vorwürfe gemacht hatte: Ich hatte jemandem vom Stammtisch von unseren sexuellen Aktivitäten berichtet. Doch Christopher gluckste nur und ließ seine Hand dann in meinen Nacken wandern.   „Natürlich ist das in Ordnung“, säuselte er und zog mich in einen tiefen Kuss. Als seine Zunge auf meine traf, krallte ich mich regelrecht in seinem Hemd fest und presste mich so gut es ging gegen ihn. Unsere Lippen lösten sich mit einem schmatzenden Geräusch und ich blickte wie so oft in diese wunderschönen blauen Kristalle, die mir in diesem Moment etwas glasig erschienen. „Ich freue mich, dass es dir gefallen hat...“, raunte Christopher und biss verspielt in meinen Hals, entlockte mir einen leichten Seufzer – und es war, als hätte er damit in meinem Innern eine Barriere durchbrochen. Lust strömte durch den freigewordenen Durchgang und überfluteten den ganzen Rest.   Ich bis mir auf die Unterlippe und blickte Christopher tief in die Augen und hätte schwören können, dass es in den wenigen Sekunden, in denen wir nichts sagten, laut zwischen uns knisterte.   „Bring mich nach Hause und tu mir weh“, verlangte ich heiser und Christophers Blick verfinsterte sich auf diese betörende Art und Weise, die mir stets einen Schauer über den Rücken jagte.   „...seit wann gibt du mir denn Befehle...?“, entgegnete mein Freund mit leiser, aber tiefer, amüsierter Stimme, die mir eine Gänsehaut verpasste. Ich schluckte und korrigierte meine Aussage.   „...bring mich nach Hause und tu mir weh... bitte.“                                                                                     ~~~   Die Tatsache, dass Christopher während der Taxifahrt hemmungslos mit mir knutschte und auch nicht im Hausflur und Aufzug damit aufhörte, ließ mich wundern, ob der Alkohol nicht vielleicht doch leichten Einfluss auf Herrn Lang ausgeübt hatte. Direkt vor der Haustür musste er zwangsläufig von mir ablassen, um die Wohnungsschlüssel aus seiner Jacke zu fischen und die Tür aufzuschließen. Bevor er sie aufdrückte, legte sich jedoch sein verschleierter Blick auf mich und er beugte sich bedrohlich zu mir herunter.   „Wenn du über diese Schwelle trittst, bist du wieder mein Sklave. Hast du das verstanden, Niko?“, knurrte er regelrecht – und ich stöhnte beinahe auf bei dieser Aussage, weil allein seine Worte und die damit implizierte Realität, die mich sogleich erwartete, mich unheimlich erregten.   „...ja, Christopher.“ Mir gelang nur ein raues Wispern, doch meine Antwort erreichte meinen Master, der sie mit einem strengen Blick auf seinem Gesicht nickend bestätigte und dann die Tür zu seinem Reich aufstieß.   „Nach dir, Niko...“, hauchte er im gefährlichen Ton direkt in mein Ohr und ich erzitterte. Mein Körper setzte sich wie von allein in Bewegung. Christopher folgte mir wie ein Schatten und ich meinte sogar, seinen warmen Atem in meinem Nacken zu spüren.   Ich zuckte zusammen, als die Tür ins Schloss fiel und Christopher mich in der nächsten Sekunde am Arm packte und mit meinem Rücken hart gegen das dicke Holz presste, um meine Lippen erneut mit den seinigen zu versiegeln. Seine Finger machten sich unmittelbar an den vielen kleinen Knöpfen meines Hemds zu schaffen, das er mir nach nur wenigen Sekunden, in denen unsere Zungen wild umeinander gekreist waren, ungeduldig vom Leib riss und achtlos zu Boden verfrachtete. Selbiges machte er mit meinem Unterhemd, und während er mich abermals ungestüm küsste, knöpfte er meine Jeanshose auf und griff unverblümt direkt in meine Boxershorts.   Ich stöhnte laut in unseren ungezügelten Kuss hinein, als die Finger meines Masters sich um mein hartes Fleisch wanden, und spürte, wie Christophers Lippen sich dabei zu einem Grinsen verzogen. Er löste daraufhin den Kuss und beobachtete mich mit dem konzentrierten Blick eines Raubtiers, wie ich mit offenem Mund gegen die Tür gedrückt da stand und erregt keuchte, weil er ungeniert mit meiner Männlichkeit spielte.   Als er meine Vorhaut zurückschob und mit seinem Daumen über meine nasse Eichel strich und mir ein lautes Zischen entlockte, beugte Christopher sich vor und seine Lippen kamen meinem rechten Ohr so nahe, dass ich dieses Mal sicher war, seinen heißen Atem dort an meiner Haut zu spüren. „Ich bin so stolz auf dich“, murmelte er verführerisch und leckte spielerisch über mein Ohrläppchen. Eine Welle der Erregung wallte bei diesem Lob meines Masters auf und floss durch meinen gesamten Organismus. „Die Partygäste waren begeistert von dir“, sprach er wispernd weiter „Das hast du toll gemacht.“ Bei seinen letzten Worten drückte er fest mit seinen Fingern zu und ein abgefahrener Schmerz raste durch meinen Schwanz und strahlte in meinen Unterleib aus. Ich stöhnte laut auf und Christopher grinste zufrieden – ließ im nächsten Moment aber komplett von mir ab.   Er machte drei Schritt zurück, verschränkte die Hände vor seiner Brust und musterte mich mit seinem perfekt einstudierten blasierten Blick, den ich so sehr liebte. „Zieh den Rest deiner Klamotten aus“, lautete sein nächster Befehl, dem ich umgehend nachkam und mich dabei fast auf die Schnauze legte, weil die Welt sich noch immer so angenehm drehte. Christopher schnalzte genervt mit der Zunge, als ich es endlich geschafft hatte, aus den Hosen zu strampeln und nackt vor ihm stand. Er packte mich an meinen Haaren und zog mich ruppig daran ins Schlafzimmer, schleuderte mich aufs Bett und bedeckte meinen entblößten Körper mit seiner noch vollkommen bekleideten Statur.   Er biss mir in den Hals, genau in dem Moment, in der er sein Knie anwinkelte und es in Kontakt mit meinem steifen Fleisch kommen ließ. Als ich seine Oberarme instinktiv umklammerte, packte er beide meiner Handgelenke und pinnte sie über meinem Kopf auf der Matratze fest und biss erneut in meinen Hals – dieses Mal jedoch viel fester, sodass ich lustvoll aufschrie und sich mein gesamter Oberkörper dabei aufbäumte. Christophers Knie drückte dabei brutal gegen meine Männlichkeit und mein Schreien ging in ein intensives Stöhnen über.   „Deine Hände bleiben, wo sie sind“, wies mein Master mich kalt an und ich nickte heftig.   „Ja, Christopher...“, seufzte ich, und mein Freund schickte dann seine Hände sowie seinen Mund auf Wanderschaft.   Er biss in meine Ohrläppchen, zeichnete die Kontur der Muscheln mit seiner Zunge nach, ließ seine Zähne über meine Brust, meine abstehenden Warzen gleiten, während seine Fingernägel sich in meine Seiten bohrten und mich dort kratzten. Als sein heißer Mund wieder an meinem Hals war, legten sich die Finger seiner rechten Hand abermals um meinen Schwanz und begannen mich zu pumpen. Ich schrie auf, als er ein weiteres Mal seine Zähne in meine sensible Haut bohrte und dann auch noch begann, hart daran zu saugen. Er wiederholte diese Prozedur an meiner Brust, meinem Bauch, meinem Unterleib, der dünnen Haut meiner Innenschenkel – und brachte mich zum Wimmern, Schreien, Stöhnen.   Mir war schwindelig, und Christopher kratzte über meinen Oberschenkel. Ich zog harsch die Luft ein, und Christopher leckte über meinen Unterleib. Mir wurde kurz schwarz vor Augen, und Christopher leckte über meinen Adamsapfel Ich seufzte laut, und Christopher biss in die Haut neben meinem Bauchnabel. Ich bäumte mich auf, und Christopher nahm meinen Schwanz in den Mund.   ...und dann kam ich.                                                                                       ~~~   Als ich am nächsten Morgen mit seichten Kopfschmerzen erwachte, schaffte ich es zunächst gar nicht aus dem Schlafzimmer heraus. Zu fasziniert war ich von meinem eigenen Spiegelbild, von meinem nackten Körper, den Christopher von oben bis unten geschunden und markiert hatte. Ich betrachtete die blau-violetten Flecken an meinem Hals, meiner Brust, Unterleib und Schenkeln, zeichnete die rosigen Kratzspuren entlang meiner Seiten, Oberarme und meines Bauches nach.   „Du siehst unfassbar heiß aus“, ertönte Christophers Stimme hinter mir und ich drehte mich zu um herum. Er lächelte mich an und ich gab mein Vorhaben, das Schlafzimmer zu verlassen, um Kaffee aufzusetzen, erst einmal vollkommen auf und schlüpfte zu ihm unter die Decke. Ich war absolut begeistert von dem, was mein Master vergangene Nacht mit mir angestellt hatte. „Das war abgefahren“, teilte ich ihm mit und strich dabei über eine weitere Kratzspur. Christopher tat es mir nach.   „...freut mich, dass du das so siehst...“, wisperte er zufrieden und ich zischte auf, als er ohne Vorwarnung hart in meine Brustwarze kniff.   Das war so abgefahren...!   Mein Master kam meiner Bitte, mir weh zu tun, an dem restlichen Wochenende weiter nach. Traktierte mein Fleisch mit dem Paddel, mit der blanken Hand, zog an meinen Haaren – und schlug mich während unserer heißen Vereinigung am Sonntagabend, sodass ich mich zitternd, wimmernd und stöhnend ergoss.   ...und die nächsten Wochen waren einfach nur der Hammer.   Das Beiwohnen der Geburtstagsparty hatte auf erstaunliche Weise mein Selbstbewusstsein gestärkt, was BDSM anging und ich hatte plötzlich nicht mehr ganz so sehr das Gefühl, ein kompletter Anfänger zu sein, was mich dazu veranlasste noch mehr von meinem Master zu fordern – Bestrafung, Schmerz, Erniedrigung – und den Wunsch, gehorsam und unterwürfig zu sein, zementierte.   Martin und ich hatten außerdem Telefonnummern und E-Mailadressen getauscht und Holgers Sub versorgte mich mit reichlich Material aus seiner persönlichen Sammlung. Beispielsweise mit sehr interessanten Forumsbeiträgen, Erfahrungsberichten und Anleitungen, auf die ich sonst wahrscheinlich nur nach mehrstündiger Recherche gestoßen wäre.   Ich verschlang das alles, als hätte ich ein Jahr lang nichts gegessen, und meine Gedanken kehrten oft zurück zu unserem Gespräch im opulenten Spielzimmer. Insbesondere zu einer Bemerkung Martins, die ich nicht mehr aus dem Kopf kriegen konnte.   „Dass einem Sub Dinge unangenehm oder peinlich sind, das gehört ja irgendwie dazu.“   Es war ein Freitagabend, als ich wie verabredet um 19 Uhr bei Christopher mit meinen Schlafsachen aufkreuzte. Er begrüßte mich mit einem umwerfend charmanten Lächeln, einem tiefen Kuss und einem knappen, harschen Befehl.   „Zieh dich aus.“   Mein Herz klopfte lauter und schneller als sonst. Eigentlich hatte ich mich mittlerweile schon an unsere Routine in der Wohnung meines Masters gewöhnt, verbrachte ich doch jedes Wochenende hier. Aber heute war... Heute war alles anders, und als meine Gedanken zu meinem Vorhaben wanderten, da erzitterte ich regelrecht vor Aufregung.   Mein Master kam nach einer gefühlten Ewigkeit zurück zu mir in den Flur und ging vor mir in die Hocke. Ich wagte es nicht, ihn anzusehen, hielt die Luft sogar an, weil ich so angespannt war. Christophers Finger fuhren durch mein dunklen Strähnen und er brummte unzufrieden. „Dein Haar ist fettig. Was soll das?“, monierte er – hatte ich doch frisch geduscht, rasiert und geweitet hier antanzen sollen.   „...ich habe gegen deinen Befehl verstoßen“, gab ich gehorsam hinzu.   Christopher schnalzte genervt mit der Zunge und schnurrte dann süß-gefährlich: „Und verrätst du mir auch, wieso?“ Seinen Finger unter mein Kinn legend, zwang er mich, den Kopf zu heben und ihn anzusehen.   „...ja“, hauchte ich.   „...also?“   „Weil ich mich freuen würde, wenn du...“, ich suchte nach den richtigen Worten und schluckte. Christopher ließ mir die Zeit, mich wieder zu finden, sagte nichts, starrte mich nur erwartungsvoll an. „Ich würde mich freuen, wenn du heute meine Spülung durchführst“, brachte ich schließlich hervor.   ...und dann schluckte Christopher, leckte sich über die Lippen und hauchte mit leicht zitternder Stimme: „...sehr gern, Niko.“     Kapitel 42: 42 -------------- 42   Christophers Lächeln war intensiv und einfach bezaubernd, als er mir seine Hand anbot und wie ein Gentleman galant wieder auf die Beine half – auch wenn alles, was vor uns lag, wohl das komplette Gegenteil dessen war, was des Verhaltens eines solchen Ehrenmannes würdig wäre. „Komm“, hauchte er, verschränkte unsere Finger miteinander und führte mich gemächlich ins Badezimmer, wo er mir mit sanfter Stimme befahl, mich hinzuknien. Die Fliesen fühlten sich kälter an also sonst; aber wahrscheinlich lag diese Empfindung daran, dass mir so warm war von der ganzen Anspannung, die Besitz von meinem Körper ergriffen hatte.   Mein Master strich zärtlich durch mein Haar, ehe er sich über die große Eckbadewanne beugte und den Hahn aufdrehte. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass er dem langsam hineinfließenden Wasser etwas hinzufügte, und schon wenige Sekunden später stieg mir der angenehme Duft von Lavendel in die Nase. „Pass auf, dass das Wasser nicht überläuft“, instruierte Christopher, ehe er mit selbstsicheren Schritten das Bad verließ und ich im Unklaren zurückblieb. Aber daran war ich mittlerweile schon fast gewöhnt. Daran, dass ich nicht immer hundertprozentig wusste, was auf mich zukam, was genau Herr Lang mit mir vorhatte.   Dass mein Freund damit begonnen hatte, sich oder mir – oder uns – ein Bad einzulassen, verwirrte mich einfach ein wenig, aber ich hatte nicht das Recht, seine Vorgehensweise infrage zu stellen, also tat ich es nicht. Wartete stattdessen stillschweigend.   Christopher kam nach einer sehr kurzen Zeit wieder, das Wasser hatte die Wanne noch nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Er hatte etwas auf einem Küchentablett mitgebracht, was er nun auf dem breiten Wannenrand direkt an der Wand deponierte. Was genau es war, entzog sich meinem Blick. Dann schon machte er sich an der Kommode zu schaffen, wühlte darin kurz herum und zog letztendlich ein kleines lilafarbenes Fläschchen heraus. Mein Master verließ das Bad ein weiteres Mal und kam erst in dem Moment wieder, in dem ich aufstehen und den Hahn zudrehen wollte, weil die Wanne beinahe vollgelaufen war.   „Steh auf“, befahl er, nachdem er das kleine Internetradio auf dem Badezimmerschrank angeschaltet hatte und nun beruhigende Klänge klassischer Instrumente leise den Raum erfüllten. Ich gehorchte und sah meinen Master erwartungsvoll an, der in seine Hosentasche griff und ein Feuerzeug herauszog. Mein Blick folgte ihm und ich mein Herz begann verräterisch in meiner Brust zu klopfen.   Zum einen standen da eine Flasche Sekt in einem kleinen Kübel voller Eiswürfel sowie zwei hübsche entsprechende filigrane Gläser. Zum anderen beobachtete ich, wie Christopher mehrere schwarze Kerzen anzündete und dann das Deckenlicht dämmte, damit ihr Schein den Raum in ein angenehmes Licht hüllte. Der Schaum knisterte ganz sachte, als mein Freund endlich wieder an mich herantrat und mir lächelnd in die Augen blickte.   „Ich möchte, dass du dich jetzt erst einmal entspannst“, sagte er sanft, ergriff meine Hand und half mir, ins warme Wasser zu steigen. Ich wollte mich gerade für diese Fürsorge bedanken, aber meine Worte blieben unausgesprochen, denn mein Hirn fokussierte sich stattdessen auf meinen Master, der sich Stück für Stück aus seinen Klamotten schälte und binnen einer Minute – oder sogar nur weniger Sekunden, wer weiß das schon – vollkommen nackt im Raum stand. Mein Blick blieb an seinem schlaffen, aber dennoch wunderschönen Geschlecht hängen, das leicht zwischen seinen Beinen hin und her baumelte, als er die wenigen Schritte zur Wanne zurücklegte. „Na, gefällt dir, was du siehst?“, neckte er mich und stieg zu mir in Wasser.   „...und wie, Christopher“, entgegnete ich heiser und mein Master schlang seine Arme um mich und presste seine Brust an meinen Rücken; seine weiche Männlichkeit drückte gegen mein Steißbein. Er hauchte mir einen Kuss auf meine Schläfe und griff dann zunächst nach der Sektflasche, füllte die beiden Gläser und reichte mir eines davon. „Trink und entspann dich, mein Kleiner...“   Ich tat, was er von mir so liebevoll verlangte. Der Alkohol prickelte herrlich auf meiner Zunge und ich schloss die Augen, als ich Christophers Lippen an meinem Ohrläppchen spürte, die dann langsam über meinen Hals glitten. Er verteilte Schmetterlingsküsse entlang meiner Halsbeuge und Schulter und ließ sich dabei ausgiebig Zeit, nur um dann den Weg ebenso langsam küssend wieder zurückzulegen, während seine Fingerkuppen behutsam über meine Oberarme glitten.   Als er wieder an seinem Anfangspunkt angekommen war, und ich plötzlich seine Zunge anstatt seiner Lippen an meinem Ohrläppchen spürte, zog ich hörbar die Luft ein, weil eine Welle der Erregung durch meine Mitte raste. Auch, als Christophers nasser Muskel nun den vorigen Weg der seichten Küsse nachzeichnete, und vor allem, als er neckend seine Zähne in das zarte Fleisch meiner Halsbeuge bohrte und meinem Mund ein Stöhnen entlockte.   „Trink, Niko“, wiederholte er dann mit seiner rauen Stimme. Sein heißer Atem strich dabei über meine nasse Haut und ich kippte den Rest des Sektglases in einem Zug herunter. Der prozentehaltige Trank kribbelte angenehm in meinem Magen und intensivierte die Wärme, die sich bereits dank des Schaumbades angenehm durch meine Glieder fraß. „So ist es gut“, hauchte mein Master in meinen Gehörgang, und seine Stimme klang dabei einfach unfassbar sexy – tief, männlich und dominant. Als seine Zuge wie so oft daraufhin über die Kontur meiner Ohrmuschel strich, erfasste ein wohltuender Schauer meinen Körper.   Christophers Lippen wanderten erneut meinen Hals hinab und liebkosten meinen Nacken; seine Hände ließ er dieses Mal über meinen Rücken hinab wandern, strich über meine Seiten, rüber zu meinem Unterleib, wanderte meinen Bauch und Brust hinauf, und ich seufzte, als seine Finger dabei kurz über meine mittlerweile leicht verhärteten Warzen strichen – in dem Moment ließ mein Master von mir ab; allerdings nur, um mein Sektglas zur Hälfte wieder aufzufüllen und nach der mysteriösen lilafarbenen Flasche zu greifen.   Ich erhaschte einen Blick auf die Flüssigkeit, die dieselbe Farbe hatte wie ihre Verpackung, und die Christopher nun in seine Handfläche drückte. Wenige Sekunden später verteilte er sie mit beiden Händen auf meinen Schultern und Nacken, und als er begann, mich zu massieren und ein noch intensiverer Geruch von Lavendel in meine Nase stiegt, begriff ich, dass es sich dabei um Massageöl oder -gel handeln musste.   Ein zufriedenes Stöhnen verließ unkontrolliert meinen Mund, als mein Freund seine geschickten Finger in meine steinharten Rückenmuskeln presste und begann, mit kreisenden Druckbewegungen die ersten Knoten zu lösen. Ich nahm einen weiteren Schluck Sekt und Christophers Hände wanderten wie in Zeitlupe über meine Wirbelsäule hoch zu meinem Nacken; seine Daumen bohrten sich angenehm in die Muskeln, die direkt unten am Schädel ansetzen, und mir entwich ein genüssliches Seufzen. Ich schnurrte nach einer Weile dieser punktuellen Behandlung regelrecht und Christopher quittierte das mit einem angenehmen leisen Lachen.   Seine Finger bewegten sich sachte über den Rest meines Nackens hinab, glitten zwischen meine Schulterblätter, um sich sich dann auf meine rechte Seite zu konzentrieren. Mit festen Bewegungen lockerte mein Master besonders verkrampft Stellen und ließ sich abermals Zeit mit der Bearbeitung meiner. Dieselbe Prozedur wiederholte Christopher schließlich an meiner linken Schulter und brachte mir Erleichterung, indem er die verschiedenen Muskelstränge und Sehnen mit sanftem Druck seiner Finger nachzeichnete. Als dieser irgendwann nachließ und mein Freund behutsam mit seinen Fingerspitzen über meinen Nacken, Rücken und Schultern strich, war mein Glas Sekt leer und ich komplett entspannt.   „War das gut?“, fragte Christopher leise, während er mit einem angenehm warmen Waschlappen die Reste der nach Lavendel duftenden Flüssigkeit von meiner Haut wischte.   „O Gott, ja..“, erwiderte ich, meine Stimme nicht mehr als ein genüssliches Wispern.   Christopher gluckse zufrieden und schlang im nächsten Moment schon wieder seine Arme um meinen Körper. Seine mittlerweile semi-harte Männlichkeit spürte ich nun deutlich an meinen Unterrücken gepresst. Ich erschauderte, als seine linke Hand flink über meinen Oberkörper fuhr und ohne weitere Vorwarnung meinen Schwanz umfasste, der daraufhin zuckte und aus seinem Standby-Zustand erwachte, während seine rechte Hand nach meinem Kinn griff und meinen Kopf zur Seite drehte, sodass sich unsere Lippen treffen konnten.   Es war kein zärtlicher Kuss. Im Kontrast zu seiner vorsichtigen sowie kalkulierten Massage war er schieres Chaos: Unsere Zungen wanden sich unkontrolliert umeinander, Zähne kollidierten mit Zähnen, geschwollene Lippen saugten an geschwollenen Lippen und unser sich vermischender Speichel verwandelte ihn zu etwas Obszönem, das nur durch die Notwendigkeit nach Luft zu schnappen für wenigen Sekunden unterbrochen wurde, um dann wieder von vorn zu beginnen. Ich spürte, wie Christophers Schwanz bei diesem Mundkampf anschwoll und stöhnte in diese nasse Unruhe hinein. Mein Master hatte mein Geschlecht längst mit seiner fiesen, massierenden, pumpenden linken Hand zur vollkommener Härte gebracht – und noch viel weiter. Ich wusste in diesem Moment nicht, wie lange ich meinen Orgasmus noch zurückhalten könnte.   Die Spülung, unser eigentlicher Anlass für den Aufenthalt im Badezimmer, war längst an den Rand meines Verstandes gerückt, und genau das war wahrscheinlich auch das Ziel des Christopherischen Verwöhnungsprogramms gewesen – das mit extrem unromantischen Worten endete.   „Ich kann es kaum erwarten, meinen harten Schwanz nachher in deinen Arsch zu schieben“, knurrte mein Master regelrecht gegen meine geschundenen Lippen, und ein seichter Schauer jagte meine Wirbelsäule hinab, wo Christophers Hände noch vor wenigen Minuten für anregende Wärme gesorgt hatten. Er biss hart in meine Unterlippe und drückte in diesem Augenblick mit seiner um meinen Schwanz gewundenen Hand ebenso fest zu; sein Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in mein Geschlecht und Hoden und ich schrie durch diese doppelte Pein lauthals auf, was Christopher ein zufriedenes und irgendwie auch erheitertes Lachen entlockte. Dann erhob er sich.   Sich abtrocknend betrachtete er mir stillschweigend und ich kam nicht umhin, nervös auf meiner Unterlippe zu kauen. Ohne jegliche Mitteilung verließ er das Badezimmer ein weiteres Mal und ich verweilte regungslos in der Badewanne, die Arme um mein angewinkelten Beine geschlungen, den Kopf erwartungsvoll zur Tür gerichtet.   Als Christopher in den Raum zurückkehrte, sog ich leicht panisch die Luft ein: Mein Master – nun gekleidet in knapper, tiefschwarzer, enganliegender sexy Shorts, die keinen Raum für Interpretationen ließ – war mit speziellem Equipment zurückgekehrt, das er nun erstmal am Waschbecken deponierte und das den eigentlichen Grund unseres jetzigen Beisammenseins wieder ins Zentrum meiner Gedanken drängte. Ich erhaschte einen Blick auf das rote Klistier, sah einen Schlauch, ein Tube und weitere Dinge, die ich auf die Schnelle gar nicht katalogisieren konnte. Meinem Hirn blieb auch keine Zeit für Rätselraten.   Christopher öffnete die Duschkabine und wandte mir seinen Blick zu. Das Grinsen aus seinem Gesicht wich einem beruhigenden Lächeln. Er trat zu mir an die Wanne heran und ging in die Hocke, sodass er mir direkt ins Gesicht blicken konnte. Behutsam legte er seine Hand auf mein Knie und strich verspielt über meine nasse Haut, während er mich ansah.   „Ist alles in Ordnung, Niko? Konntest du dich ein wenig entspannen?“, erkundigte er sich im milden Ton und ich spürte mich nicken, denn es war ja kein Lüge: Ich hatte mich entspannt während dieser wunderbaren Massage und unseres Rumknutschens im herrlich knisternden Schaum. Nur jetzt, da der Moment der Spülung näherrückte, und das Szenario, das ich mir in den letzten Wochen ausgemalt und irgendwo auch schöngeredet hatte, real werden sollte, überschwemmte mich leichte Beklommenheit und ich schluckte laut.   Christophers Hand wanderte zu meinem Gesicht und er strich mir versonnen eine Haarsträhne hinters Ohr. „Alles wird gut“, redete er mit warmer Stimme auf mich ein. Dass ich ihm nicht gehorsam verbal geantwortet hatte, monierte mein Master nicht. Stattdessen strichen seine Finger zärtlich über meine Wange. „Du musst keine Angst haben“, sprach er weiter. „Und wenn du das doch noch nicht willst, dann lassen wir das jetzt, und machen uns trotzdem einen schönen Abend, okay?“   Fast wäre ich auf sein Angebot eingegangen. Fast hätte ich einen Rückzieher gemacht. Fast. Denn der Teil von mir, der gehorsam sein, der sich unterwerfen, der erniedrigt werden und seinen Master zufrieden stimmen, glücklich machen wollte, gewann dieses kurzen internen Konflikt – beinahe unmittelbar.   Nur zwei Sekunden brauchte ich, um mich wieder zu fangen, und die aufgekeimte Angst zu umarmen und in etwas Positives zu verwandeln, dachte das wahrscheinlich hundertste Mal an Martins ermutigende Aussage.   Dass einem Sub Dinge unangenehm oder peinlich sind, gehört ja irgendwie dazu.   „Ich will das“, bekräftigte ich meine Entscheidung Christopher gegenüber und wurde umgehend von meinem Master belohnt. Zum einen mit einem umwerfenden Lächeln, zum anderen mit einem phänomenalen Kuss, der mir nur noch verdeutlichte, wie glücklich mein Freund war, diese Prozedur an mir vornehmen zu dürfen.   „So“, setzte er gut gelaunt an, erhob sich und half mir dann wieder in seinem Gentleman-Modus aus der Wanne. Christopher trocknete mich ab, legte sein Hand dann in meinen Nacken und schob mich langsam, aber bestimmt in die Duschkabine. „Dreh dich zu mir um“, orderte er, und als ich diesem Befehl nachkam, hielt er unter anderem das Klistier in der Hand, das ich schon erblickt hatte. „Ich habe zwei Optionen für dich“, erklärte er seelenruhig, als würde er mir unterschiedliche Teesorten anbieten wollen. „Das Klistier kennst du auf jeden Fall. Ich weiß, dass du es regelmäßig anwendest.“ Ich nickte, war weiterhin zu angespannt, um verbal zu reagieren. Mein Master schimpfte erneut nicht mit mir. „Variante zwei ist dieser Duschkopfaufsatz“, fuhr er fort und mein Blick richtete sich auf seine linke Hand, in der das genannte Objekt lag. Der Aufsatz aus Edelstahl, den man einfach auf das Duschrohr schrauben konnte, sah auf den ersten Blick aus wie ein Dildo im Miniformat, den man allerdings nicht nur anhand seiner Größe vom besagten Original unterscheiden konnte, sondern auch aufgrund der vier Mini-Löcher an seiner Spitze.   Der Löcher, durch die das Wasser in meinen Darm fließen würde.   Ich schluckte.   Ich kannte diese Art von Aufsätzen von Sexshops und hatte in den vergangenen Wochen viel über diese Art der Analdusche gelesen. Ausprobiert hatte ich diese Variante noch nicht.   „Welche Methode wäre dir lieber?“, fragte Christopher voller Geduld.   Mein Blick wanderte zwischen dem Klistier und Aufsatz hin und her und mein Herz klopfte so wild in meiner Brust, dass mich das ganz aus dem Konzept des Denkens brachte. Ich schluckte erneut, ehe ich versuchte zu antworten. „Ich... Ich weiß es nicht. Das mit dem Aufsatz... hab ich noch nie probiert. Was... Was wäre dir denn lieber, Christopher?“   „Soll ich wirklich die Entscheidung für dich treffen?“   Kurz blieb die Welt für mich stehen.   Eigentlich war es nur eine simple Frage. Und dennoch bedeutete in diesem Augenblick so viel mehr für mich, weil Christopher im Grunde genommen so etwas wie eine Bestätigung unseres kompletten Daseins als Paar einforderte. Ich war sein Sklave, 24 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr. Ich hatte zugestimmt, mich in allen Bereichen von ihm führen und leiten zu lassen, seine Befehle – ohne sie zu hinterfragen – auszuführen. Ich hatte eingewilligt, dass mein Master über mich und mein Leben verfügte und mir vorschrieb, was ich zu tun hatte.   Mein Mund war trocken von dieser plötzlichen angenehmen Aufregung, die mich bei diesen Gedankengängen erfasst hatte, und ich war endlich imstande zu antworten, wie es mein Master von mir verlangte. „Ja, Christopher.“   „Gut. Dann soll es der Aufsatz sein – weil ich es liebe, neue Dinge mit dir auszuprobieren, und weil dies sowieso mein Favorit ist“, entgegnete er und grinste dabei leicht.   Fasziniert betrachtete ich, wie mein Master das Klistier beiseite legte und dann umgehend den Duschkopf abschraubte, stattdessen den dildoartigen Ansatz befestigte. Er drehte den einhändigen Hahn vorsichtig und langsam auf und ich betrachtete, wie Wasser gemächlich aus den vier Löchern sickerte. Christopher testete die Temperatur an seiner Hand und griff dann nach meiner, hielt sie an die herausströmende Flüssigkeit. „Siehst du“, führte er weiter aus, „das Wasser hat kaum Druck, ich kann das mit dem Hahn sehr gut regulieren. Auch, wie viel Wasser ich dir einführe.“ Er hielt kurz inne und suchte meinen Blick, den ich ihm natürlich gewährte. „Wenn es dir an irgendeinem Punkt zu schnell geht oder es dir zu viel wird, musst du mir sofort Bescheid sagen, okay? Dann legen wir eine Pause ein.“   „Okay Christopher.“   „Mit unserem Safeword breche ich sofort alles ab. Wiederhol es.“   „Brokkoli.“   „Brokkoli“, bestätigte Christopher – und wir fingen beide an zu kichern, was mich kurzzeitig wieder entspannt.   Viele Paare benutzen das klassische Mayday oder Gnade als ihr Abbruchpasswort. Doch Christopher wollte, dass ich einen eindeutigeren sowie mir eher zugänglichen Code wähle. Einen Begriff, der wirklich rein gar nichts mit BDSM zu tun hat, nicht einmal mit Sex; der sofort die Stimmung killt. Das erste, was mir einfiel, war das besagte Gemüse – weil ich Brokkoli einfach hasse. Christopher hatte laut losgelacht und die Entscheidung war damit gefallen.   „Gut“, sagte er nun. „Dann legen wir jetzt los, okay?“   „Okay, Christopher“, erwidert ich und in meinem Magen zog es sich leicht zusammen. Ich spürte ein leichtes Kribbeln über meine gesamte Haut wandern, als mein Freund das Wasser zunächst wieder abstellte und den Schlauch mit dem Aufsatz beiseite hängte.   Er griff nach einer Schachtel, die er ebenfalls ins Bad mitgebracht hatte und ich beobachtete, wie er daraus ein Paar Latexhandschuhe herausholte und sie über seine Hände stülpte. Kurz schwappt das Wort Klinikspiele an die Oberfläche meines Bewusstseins, verschwand dann aber ebenso schnell wieder in seinen Tiefen, und ich betrachtete, wie mein Master nach einer größeren Dose griff und seinen Zeigefinger der rechten Hand großzügig in die enthaltene Vaseline tunkte.   Sein Blick legte sich wieder auf mich. „Ich möchte, dass du mir jetzt deinen Rücken zudrehst, dich breitbeinig hinkniest und dann so weit es geht nach vorne beugst, sodass du mir deinen Arsch hübsch entgegenstreckst, verstanden?“   „...ja, Christopher“, antwortete ich schwach und führte seine Anweisungen aus.   Es war total seltsam, als meine Unterarme den nassen Boden der Duschkabine berührten und ich meinen Kopf auf meinen Handflächen ruhen ließ. Ich erschrak, als Christopher seine linke Hand auf meinen Po legte und ganz sachte über meine gespreizten Backen streichelte.   „Ein wunderschöner Anblick...“, kommentierte er und mir wurde heißt und kalt zugleich.   Dass ich mich ihm präsentierte war an sich nichts Neues. Es war auch nichts Neues, als Christopher mit seinem mit Vaseline eingeschmierten Finger durch meine Spalte fuhr und meine Rosette einschmierte, begann, mit ihr zu spielen, und schließlich den Muskelring behutsam durchbrach, mir seinen Finger reinschob. Ich zuckte dabei kurz zusammen, als Schmerz und Geilheit aufeinanderprallten. „Entspann dich“, flüsterte Christopher mir aufmunternd zu und ich atmete tief ein und aus, während mein Master mich mit seinem Zeigefinger weiter penetrierte, und sich schon bald ein zweiter dazugesellte, um meinen Eingang zu weiten und mit der glitschigen Creme einzuschmieren.   Ein Keuchen entwich meinem Mund, als Christopher mit beiden Fingern tiefer rutschte und Druck auf meine Prostata ausübte. „Das gefällt dir, was...?“, murmelte mein Master amüsiert und massierte meinen süßen Punkt noch heftiger, was bei mir zwangsläufig eine energische Reaktion in Form eines tiefen Stöhnens auslöste, in dessen Zuge sich auch mein Schwanz wieder vollkommen aufrichtete. Doch ich wusste, dass diese wundervolle Massage sehr bald aufhören würde – und ich behielt recht. Christophers Finger verließen meinen Hintereingang nach nur wenigen Sekunden und er gab mir einen spielerischen Klaps auf meine rechte Pobacke.   „Steh jetzt wieder auf“, befahl er, und als ich mich wie angewiesen aufgerichtet hatte, griff er nach meinen Handgelenken und fixierte sie brüsk über meinem Kopf gegen die Wandfliesen. „Deine Hände bleiben so, verstanden?“   „Ja, Christopher“, hauchte ich, die Anspannung nun wieder in all meine Glieder fließend, als ich das Wasser in der Leitung rauschen hörte. Es plätscherte gemächlich auf den Duschwannenboden und spritzte meine Füße nass. Wahrscheinlich prüfte Christopher gerade noch Druck und Temperatur, sodass es weder zu heiß noch zu kalt war – Safety first.   Ich zuckte leicht zusammen, als Christophers in Latex verpackten Finger meine Arschbacken auseinander drückten und er den durchlöcherten Kopf des Duschdildos an mein Loch presste; lauwarmes Wasser umspielte meinen Muskelring und rann durch meine Spalte, meine Beine hinab. „Ich führe ihn dir jetzt ein, einverstanden?“   Ich schluckte, schloss die Augen und antwortete brav: „Ja, Christopher.“   „Entspann dich...“ Mit diesen Worte drückte mein Master den Aufsatz langsam in mich hinein. Es war ein seltsames Gefühl, Christophers Hand auf meinem Bauch zu spüren, als das Wasser bedächtig begann, meinen Darm zu füllen. Die instinktive Reaktion meines Körpers, dagegen zu pressen, war unangenehm, und sie half natürlich auch nicht – immer mehr Flüssigkit füllte mich, und mein Herz begann immer lauter in meiner Brust zu hämmern, weil ich mich fragte, wie viel Wasser mir mein Master denn nun eigentlich einführen wollte. Eine größere Menge bedeutete eine tiefere Reinigung, und das wiederum bedeutete, dass ich mehr ausscheiden müsste. Vor Christophers Augen. Ich schluckte – und in dem Moment stellte mein Master das Wasser ab.   „Gut gemacht, Niko...“, säuselte er bedächtig und zog den Analduschaufsatz vorsichtig aus mir heraus. Ein wenig der in mir gesammelten Flüssigkeit lief dabei heraus und ich spürte, wie das Wasser abermals über meine Spalte floss und dann meine Beine benässte. „Jetzt möchte ich, dass du Wasser so lange wie möglich in dir behältst, verstanden?“   „...ja, Christopher“, entgegnete ich heiser und spannte meinen Schließmuskel an.   Tausend Dinge gingen mir durch Kopf, weil ich wahrscheinlich unbewusst versuchte, mich von dem immer stärker werdenden Druck auf meinen Darm abzulenken, dem Gefühl, groß zu müssen, das mich in einer normalen Situation dazu veranlasst hätte, dem Beisammensein mit Christopher umgehend zu entfliehen, mich auf Toilette einzusperren und mein Geschäft im Privaten zu verrichten; doch genau das würde nicht passieren, und das war in diesem Moment einfach nur erschreckend.   Mein Hirn begann, wie auf Hochtouren zu arbeiten. Ich versuchte, mir all diese positiven Gedankengänge vorzuhalten, die ich in den vergangenen Wochen getroffen hatte, die mich dazu veranlasst hatten, Christopher das grüne Licht für all das hier zu geben. Doch je stärker der Druck des Wassers auf meine Innenwände wurde, das wieder raus aus meinem Körper drängen wollte, desto weiter weg rückten all meine Schlussfolgerungen und Vorhaben und...   „Dreh dich um, Niko“, schreckte Christophers milde Stimme mich aus meinem Gedankenkarussell auf. Aber... Aber ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich wollte nicht, dass Christopher meine jetzige Miene sah, dieses angestrengte Zurückhalten der unangenehmen Darmaktivitäten, und... „Dreh. Dich. Gefälligst. Um, Sklave!“, donnerte die erboste Stimme meines Masters durch das Badezimmer und fuhr mir durch Mark und Bein – und in jenem Augenblick schien es so, als würde jemand mein Hirn einfach abschalten.   Meine Glieder gehorchten mir nicht mehr. Sie gehorchten Christopher, und als ich ihm mein Gesicht sowie meinen Körper zuwandte, blickte ich in dieses arktische Blau, dem ich seit Tag eins verfallen war, und Erregung raste durch meinen Körper. Mein Master packte mich an meinen Handgelenken und drückte sie harsch an seine Brust, presste seine Stirn an meine Stirn und funkelte mich erzürnt an.   „...Entschuldigung, Christopher“, brachte ich mit zittriger Stimme heraus, und es war so schwer, seinem kalten Blick standzuhalten, während der Druck in meinem Körper immer heftiger wurde.   Mein Master schnaubte wütend – und dann presste er brüsk sein Lippen auf die meinigen. Der Kuss war ähnlich chaotisch wie der, den wir in der Badewanne geteilt hatten. Speichel rann mein Kinn hinunter und ich schrie leicht auf, den Kuss dabei lösend, als ich merkte, dass ich das Wasser nicht mehr in meinem Innern halten konnte; ein erster Schwall schwappte laut auf den Boden der Duschwanne und Christopher manövrierte mich, meine Handgelenke weiterhin fest umklammernd, zurück auf meine Knie, während er selbst in die Hocke ging.   Röte stieg in mein Gesicht, als ich instinktiv meinen Schließmuskel wieder anspannte, und ich wollte meinen Kopf von ihm abwenden, doch mein Master ließ das nicht zu, verwickelte mich schnell in einen neuen, wilden Kuss, dem ich mich nicht entziehen konnte. Als sich unsere nassen Münder trennten, weil wir nach Luft schnappen mussten, zischte er gegen meine leicht geschwollenen Lippen: „Lass es raus. Alles.“   ...und ich gehorchte.   Ich kann nicht genau beschreiben, was es für ein Gefühl war, als ich das Wasser in mehreren Schüben aus meinem Körper drängte und es auf den Boden der Dusche traf, sich seinen Weg zwischen meinen Beinen hindurch zum Abflussrohr bahnte. Es waren so unterschiedliche Elemente, die hier aufeinandertrafen, die eines gemeinsam hatten: absolute Erniedrigung.   Ich hatte die Augen zugekniffen und meine Stirn ruhte auf Christophers starker Schulter. Die Finger meines Masters waren noch immer fest um meine Handgelenke gewunden und seine Nägel fraßen sich dort schmerzhaft in mein sensibles Fleisch – und das aus meinem Anus herauspressende Wasser, das sich zwangsläufig mit Luft vermischt hatte, verursachte plötzlich und kurz die typischen, unschönen und mit dem Toilettengang verbundenen Geräusche, für die man sich in Grund und Boden schämte.   In diesem Moment erwartete ich sogar, dass mein Master genervt mit der Zunge schnalzen oder von mir ablassen würde, weil ihm das alles zu eklig wurde, doch Christopher reagierte ganz anders. Der Druck seiner Finger ließ nach, und seine Daumen begannen, in zärtlichen, zirkulierenden Bewegungen über meine Pulsadern zu streichen, er hauchte mir einen Kuss auf mein Haupt und murmelte mit leiser, angenehmer Stimme: „Das machst du fantastisch, Niko...“   ...und wie sein harscher Befehl zuvor, schienen auch diese mild geäußerten Worte wie ein magischer Spruch auf mich zu wirken und lösten die letzte Barriere.   Meine in den vergangenen Wochen betriebenen Nachforschungen mein eigenes Wesen betreffend flossen wieder unverschlüsselt in mein Bewusstsein, weil ich jetzt genau das fühlte, was ich mir zuvor im Sklavenkontext ausgemalt hatte. Scham vermischte sich mit einer ganz besonderen Form der Erregung, die nichts mit dem physischen Status meines Körpers zu tun hatte.   Ich war Christopher komplett ausgeliefert. Er degradierte mich mit dieser Spülung. Ich fühlte mich einfach nur verdammt klein in seiner Gegenwart. Er behandelte mich nicht wie ein Individuum auf seiner geistigen Höhe, sondern wie Vieh. Oder eher gesagt: wie ein Objekt. Und im Grunde genommen war ich das ja auch. Ich war Christophers Besitz, mit dem er tun und lassen konnte, was er verfickt noch einmal wollte. Ich war seine Fußbank, sein Hündchen, und allem voran sein Sextoy, sein Fucktoy – und wenn mein Master seinen glorreichen Schwanz in etwas stecken wollte, dann hatte dieser Gegenstand gefälligst sauber und rein zu sein.   Alles für meinen Master – und stets nur das Beste.   Ein Keuchen entfuhr meinem Mund, als all diese Gedanken durch meine mentalen Gänge rasten und ich die letzten Tropfen des Wassers aus meinem Darm herauspresste.   „...sehr gut“, kam es heiser von Christopher. „Das hast du sehr gut gemacht...“   Er ließ meine Handgelenke durch und erhob sich. Ich hörte, wie er den Aufsatz wieder vom Duschrohr abschraubte, und kurz darauf rauschte das Wasser wieder in der Leitung, dieses Mal jedoch lauter, und als die lauwarme Flüssigkeit im großen Schwall über den Duschwannenboden floss, wurde mir bewusst, dass Christopher die Reste der Spülung damit weg wusch und auch meine Beine säuberte.   „Steh auf“, erklang seine Stimme wieder, der ich unmittelbar Folge leistete. „Dreh dich wieder um. Hände über deinem Kopf an die Fliesen, so wie eben.“ Ich gehorchte und presste die Lippen zusammen, während Christopher den Aufsatz wieder zurück auf das Rohr schraubte. „Ich werde die Prozedur wiederholen“, kündigte er an und ich schluckte. „Bist du damit einverstanden?“   Dieses Mal brauchte ich nicht einmal zwei Sekunden, um zu antworten, entgegnete unmittelbar. „Ja, Christopher...“   Nachdem mein Master drei Spülgänge vollzogen hatte – der letzte war dabei der kürzeste mit einer sehr geringen Wassermenge – und ich keuchend, mein Gesicht wahrscheinlich rot wie eine Tomate, meine Stirn gegen die Fliesen gepresst da stand, schraubte er den normalen Duschkopf wieder auf das Rohr.   Seine Hand fuhr zärtlich über meinen Rücken und ich erschauderte. „Sieh mich an, Niko“, forderte er mit leiser Stimme von mir und ich drehte mich umgehend zu ihm um. Er lächelte und dieses strahlende Lächeln löste die Netze, die diese ganzen verflixten Schmetterlingshorden in meinem Innern im Zaum hielten. Jetzt flatterten die hübschen Biester unkontrolliert durch die Gegend und mir wurde ganze warm. „Du warst wundervoll“, lobte er mich und zog mich an meinem Oberarm an sich, um mich abermals zu küssen. Dieses Mal war es kein feucht-perverses Spektakel, sondern lief keusch und vorsichtig ab; und auch das war wundervoll. „Du kannst dich jetzt noch einmal in Ruhe abduschen und deine Haare waschen, während ich die Utensilien säubere, okay?“   „...okay, Christopher“, hauchte ich – und machte mich ans Werk.   Ich drehte das Wasser auf und ließ es über meinen nackten Körper fließen, konnte dennoch aber genau hören, wie Christopher die Spülungsutensilien am Waschbecken sauber machte, und ein unerklärlicher Schauer erfasste mich. Ich starrte auf meine Füße, betrachtete die Duschbodenwanne und dachte an die Flüssigkeit, die wenige Minuten zuvor aus meinem Körper geflossen war. Vor den Augen meines Herren – und das war im Nachhinein ein so abgefahrenes Gefühl, das durch meine Venen bei diesem Gedanken raste.   Hätte mir vor einem halben Jahr jemand gesagt, dass es mich erregen würde, von einem Mann so dermaßen degradiert zu werden, hätte ich es nicht geglaubt und einfach nur kopfschüttelnd laut losgelacht. Aber in den letzten Wochen hatte sich mein Leben genau in diese Richtung entwickelt, und ich war froh drum. Dass ich jetzt in einer so völlig anderen Realität lebte.   Ich seifte mich ein und massierte das leicht nach Minze riechende Shampoo in mein Haar ein, und als ich das Wasser wieder aufdrehte und alles abwusch, wurde die Kabinentür aufgezogen und Christopher gesellte sich zu mir. Ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf seinen großen, harten Schwanz, dann schon drückte mein Master seine Lippen ein weiteres Mal ungestüm auf meine meine – und er stöhnte zu verführerisch in meinen Mund, als ich nach seiner steifen Männlichkeit griff und meine Finger seine massierenden Bewegungen aus dem Schaumbad imitierten.   Ich weiß nicht mehr, wie wir es küssend, leckend, streichelnd, neckend aus dem Bad ins Schlafzimmer geschafft haben. Weiß nur, dass Christopher mich irgendwann aufs Bett schleuderte und quasi unmittelbar danach seine mit Gleitgel benetzten Finger in meinen Hintern schob – und dann das umsetzte, was er so ordinär am Ende seiner Badewannenmassage angekündigt hatte.   Während seiner langsamen aber extrem harten Stöße stöhnte er tief und angestrengt in mein Ohr: „Du hast ja... Mhm... O Gott... Keine Ahnung... Ah! ...wie... Fuck...! Wahnsinnig du mich machst...“   Mein Orgasmus war phänomenal, und ich krallte mich regelrecht in Christophers Rücken, als ich meinen Saft zwischen uns verteilte und er seine Ladung in mich spritzte und dabei so wundervoll keuchte und stöhnte und seufzte. Immer noch schwer atmend und beeinflusst vom Orgasmus-Hoch und einander betrachtend auf der Seite liegend, streichelte mir mein Master zärtlich durchs Haar und lächelte versonnen. Ich legte meine Hand auf seine nackte Brust und fühlte seinen Herzschlag.   „...war es in Ordnung für dich?“   „Ich glaube, ich habe noch nie so laut beim Sex gestöhnt, wie eben“, entgegnete ich und Christopher lachte.   „Doch, hast du“, feixte mein Freund und strich mit seinem Daumen über meine Unterlippe. „Aber ich meinte eigentlich die Spülung...“   Ein angenehmer Schauer jagte über meine Wirbelsäule. „Es war... seltsam... Und wie erwartet unangenehm und.... ich habe mich total geschämt... aber irgendwie war genau das auch... naja, gut“, formulierte ich mein Antwort und leckte mir dann über meine trockenen Lippen. „Wie.... Ähm... War es wirklich nicht eklig für dich?“, floss es dann schließlich aus mir heraus. Wie das Wasser es aus meinem Hintern getan hatte.   Christophers Lächeln intensivierte sich und er verringerte die Distanz zwischen uns, schlag seine Arme um mich, presste seinen Schenkel gegen mein schlaffes Geschlecht und küsste mich zärtlich. „Niko, daran war absolut nichts eklig“, sagte er im sanften Ton, und seine Finger fuhren ein weiteres Mal durch meine dunkle Strähnen. „Es hat mich ehrlich gesagt total angemacht, dass du dich mir so ergeben hast...“, sagte er schließlich, und es zog sich angenehm in meinem Magen zusammen. Wärme strömte von dort aus durch meinen ganzen Körper. „Ich danke dir dafür, Niko.“   Diesmal war ich es, der in sein Haar griff und meinen Master in einen weiteren Kuss zog. „Ich liebe dich“, wisperte ich und zauberte ihm damit ein Lächeln ins Gesicht.   „...ich dich auch.“ Einen Moment lang schauten wir einander tief in die Augen. „Darf ich... darf ich jetzt öfter eine Spülung bei dir durchführen?“, fragte er schließlich ernster.   Ich schluckte. „...ja.“   „Gut.“       *       Als ich in der Gegenwart den Duschaufsatz und die Vaseline in meiner Hand blicke und all diese Erinnerungen in mein Inneres strömen, erfasst mich eine angenehme Wärme. Und wäre da nicht dieser fiese Tresor um mein Geschlecht, hätte dieses sich bestimmt dabei aufgerichtet.   In dem Moment, in dem ich mich zur Dusche drehen möchte, geht die Badezimmertür auf und mein Master steht mir plötzlich gegenüber. Christopher scheint in seiner Bewegung eingefroren, bewegt sich überhaupt nicht, starrt mit einem bedrohlichen Blick auf die Utensilien in meiner Hand. Auch ich bewege mich nicht, fühle mich ertappt, wie ein Tier, das gerade überlegt, ob es angreifen oder abhauen soll. Nur kommen beide Optionen in meiner Situation nicht infrage.   „Was machst du da?“, fragt mein Master, obwohl es ja eigentlich eindeutig ist. Es gibt da nur ein Problem, auf das Christopher auch direkt hinweist, als ich nicht in der Lage bin, ihm eine Antwort zu geben. „Warst du gerade dabei, eine von mir nicht autorisiere Spülung durchzuführen?“, hakt er streng nach.   Meine Reinigung führt seit dem besagten Tag ausschließlich Christopher durch. Es sei denn, er trägt es mir explizit auf – was er in diesem Fall aber nicht getan hat. „...tut mir leid, Christopher“, antworte ich also und protestiere nicht, als er mir die Utensilien aus der Hand nimmt, und dabei genervt schnaubt.   „Erklär's mir“, fordert er.   „...ich habe mich in eine Fantasie reingesteigert und einfach nicht mehr nachgedacht.“   „Aha“, kommt es trocken von meinem Master. „Und was war das für eine Fantasie?“   „Ich hatte gehofft, dass... Dass du heute etwas mit mir anstellst.“   „Dass ich etwas mit dir anstelle...?“   „Ja... Dass du mich heute... vielleicht fickst.“   Mein Freund lacht kalt und dreht sich von mir weg, verstaut Aufsatz und Vaseline wieder im Badezimmerschrank. „Ich werde dich heute auf keinen Fall ficken, Niko“, erklärt er mir dann in diesem wundervoll süffisanten Ton, der mich schon bei unserem Kennenlernen so angemacht hat. „Das hast du dir mit dieser Aktion selbst versaut. Ich werde dich heute auch nicht abmelken – auch das hast du dir verbockt.“   „Entschuldigung, Christopher“, murmele ich und schaue zu Boden. Mein Master holt aus und verpasst mir eine schallende Ohrfeige; es brennt wunderbar auf meiner Haut und Aufregung rast durch mein System. Ich könnte springen vor Freude, dass mein Freund direkt loslegt mit dem Erfüllen meiner Wünsche.   „Komm mit“, befiehlt er barsch und marschiert voraus. Ich folge ihm ins Wohnzimmer, wo er sich aufs Sofa setzt und mich dann wieder mit diesen wunderbar kalten Augen in den Fokus nimmt. „Wenn du der Ansicht bist, dass du wirklich wieder fit für bestimmte Aktivitäten bist, dann hol gefälligst einen deiner ausgefallenen Blowjobs nach.“   Das brauchte Christopher mir nicht zweimal zu sagen. Ich rutschte unmittelbar zwischen seine Schenkel, öffnete seine Hose, packe seinen langsam steif werdenden Schwanz aus und beginne, seine fleischige Länge abzulecken. Mein Master ist nach nur wenigen Sekunden steinhart, und ich protestiere nicht, als er mich an meinem Hinterkopf packt und sein Geschlecht tief in meinen Mund zwängt. Er stößt laut die Luft aus, als ich beginne, an ihm zu saugen, und je intensiver meine Kopfbewegungen werden, desto eindringlicher wird auch sein Stöhnen; bis er sich, seine Schenkel gar ein wenig dabei zitternd, ergießt und mein Mund mit seinem bitteren Sperma füllt.   Er hat die Augen noch geschlossen und ringt nach Luft, als ich seine Shorts wieder hochziehe und die ältere Jeanshose zuknöpfe. Als ich fertig bin, legen sich seine Augen auf mich und er grinst. „Komm her“, fordert er, seine Stimme samtig, und ich krabbele zu ihm aufs Sofa, auf dem er sich nun genüsslich streckt. Mein Kopf ruht auf seiner Brust und ich streichele zärtlich über seinen Bauch. Eine ganze Weile liegen wir einfach so stillschweigend da.   Ich will gerade etwas sagen, da merke ich, dass mein Master eingeschlafen ist. Unweigerlich muss ich grinsen und notiere mir, ihn irgendwann damit aufzuziehen, dass er wie ein alter Mann nach seinem Höhepunkt sofort weggepennt ist. Im Grund genommen weiß ich natürlich, dass er derzeit einfach generell von seinem Alltag erschöpft ist: Unsere Krankheiten, die Kanzleivergrößerung, unser Gespräch – all das hat meinen Freund viel Kraft gekostet. Sein Organismus schreit nach Ruhe.   ...und selbstverständlich auch den ganzen sexuellen Höhepunkten, die ihm aufgrund all dieser Zustände in den vergangenen Tagen entgangen sind.   Da ich ihn nicht wecken will, rege ich mich nicht, schließe meine Auge und versuche ebenfalls wegzudösen. Doch es klappt nicht. Und dann beginnt auch noch Christophers dämliches Handy auf dem Wohnzimmertisch zu vibrieren, weil irgendein Idiot ausgerechnet jetzt anrufen muss. Mein Freund stöhnt schwer, macht aber keine Anstalten, das Gespräch anzunehmen, sondern dreht sich zur Seite und vergräbt sein Gesicht im Sofakissen.   Ich schalte schnell: rutsche vom Polster, schnappe mir das Ding und will den Anruf abweisen. Doch beim Blick aufs Display bleibt mein Herz fast stehen. Ich lese Adrians Namen – und will einfach nur kotzen.   Es ist Christophers genervtes Grunzen, das mich daran erinnert, dass das dämliche Ding noch vibriert, und mein Daumen fährt endlich über den roten Button des Touchscreens. Das Display wird schwarz und ich stehe ein paar Sekunden unschlüssig neben dem Wohnzimmertisch. Dann vibriert das Ding erneut und ich renne raus aus dem Flur, damit mein Master nicht schon wieder davon gestört wird.   Dieses Mal dauert die Vibration allerdings nicht so lang, weil Adrian es nicht ein zweites Mal mit einem Anruf versucht, sondern meinem Freund eine Textnachricht geschickt hat, die ich trotz des gesperrten Bildschirms lesen kann; jedenfalls den Anfang davon, der meinen Plan, nicht mehr nachzudenken, extrem durchkreuzt.   „Hey Chrissie, hab gerade versucht, dich anzurufen. Meld dich doch bei mir, wenn du das hier liest, ich...“   Ist. Das. Sein. Ernst. ...Chrissie?!   Ich bin so wütend, dass ich gar nicht darüber nachdenke, was ich tue. Ich entsperre das Handy dank des Codes, den ich Christopher schon so oft habe eintippen sehen – mein Geburtsdatum – und ziehe mir den Rest dieser nervigen Nachricht rein.   „...wollte nur mal kurz mit dir über etwas Wichtiges quatschen.“   Etwas Wichtiges. Aha. Was könnte denn so wichtig sein? Und warum ruft er auf dem Handy an und nicht auf dem Festnetz? Weil ich vielleicht rangehen könnte...?   Meine Emotionen fahren schon wieder Achterbahn, und die Wut, die ich in mir verspüre, dieses Ziehen in der Brust und das mulmige Gefühl in meiner Magengegend gepaart mit einem unschön klopfendem Herzen, machen mich wahnsinnig.   Ich bin furchtbar eifersüchtig – und ich hasse es abgrundtief. Und es ist wahrscheinlich diese bescheuerter Eifersucht, die mich dazu bringt, etwas unfassbar Dummes zu tun. Ich weiß, dass es falsch ist, und die Signale, die mir mein Körper gibt – die schwitzigen Hände, die sich zusammenschnürende Kehle, die sich aufstellenden Nackenhärchen – sprechen alle dafür, es zu lassen.   Aber ich bin ein Idiot und tue es trotzdem, scrolle mich durch den Chatverlauf, lese die spärlichen Text-Konversationen der vergangenen Wochen und Monate nach und kaue dabei nervös auf meiner Unterlippe. Es sind auf den ersten Blick belanglose Nachrichten, Smalltalk, wie Chrissie es selbst sagte. Doch diese kurzen, scheinbar harmlosen Unterhaltungen suggerieren eine tiefe Vertrautheit, ebenso wie diese dämliche, vermeintlich niedliche Anrede; und das tut irgendwie verdammt weh.   Adrian: Wie geht es dir? Christopher: Gut, Niko lebt sich hier langsam ein. Und selbst? Adrian: Ich fahre Montag doch wie geplant in den Urlaub – ich habe das Projekt heute wider Erwarten abschließen können. Christopher: Toll! Dann steht dem Ausprobieren der neuen Wanderschuhe ja nichts im Wege, freut mich für dich. Adrian: Ja, freue mich auch tierisch. Christopher: Auch wenn ich noch immer überrascht bin, dass du Schweden den Rücken kehrst... Adrian: Man ist nie zu alt, was Neues zu probieren ;-) Und Norwegen ist ja nicht so weit weg. Christopher: Hab Spaß und pass auf dich auf. Adrian: Mache ich, vielleicht schicke ich dir sogar eine Karte.   ...und wenn Adrian tatsächlich eine geschickt hat, dann habe ich sie nicht zu Gesicht bekommen. Hat Christopher sie vor mir versteckt? Muss er sie mir überhaupt zeigen?   Adrian: Wie hieß nochmal das hiesige Lieblingsrestaurant deiner Mutter? Es war doch irgendwas mit Hirsch, oder? Christopher: Platzhirsch, ja. Wieso? Adrian: Weil meine Mutter mich bald besuchen kommt, und du weißt, dass die Damen einen ähnlichen Geschmack haben... Christopher: Was hast du angestellt, dass sie sich auf den weiten Weg zu dir macht? Adrian: Ich denke, nach der Hochzeit von meinem Bruder will sie mir ins Gewissen reden, dass ich auch bald unter die Haube komme... Christopher: Das wird sicherlich ein toller Restaurantausflug ;-) Adrian: Ich ruf dich danach an und berichte. Christopher: Ok. Halte durch. Bin gespannt.   Mehrere Nachrichten sind eher Aufforderungen, mal kurz zurückzurufen oder Links zu irgendwelchen Rezepten, was mich ebenfalls wurmt, denn offenbar kann auch der Italo-Macho gut kochen, während ich weiterhin einfach nur erbärmlich im kulinarischen Bereich bin und meinem Freund auf dieser Ebene nicht imponieren kann. Und dann sind da noch Fotos.   Adrian: Neuer Haarschnitt. Wie gefällt er dir? Der drei Wochen alten Nachricht ist ein entsprechendes Bild angehängt. Der Ex-Freund meines Masters lächelt verschmitzt in die Kamera, seine dunklen kurzen Strähnen getrimmt und frisch gestylt. Das Ganze sieht ein wenig aus wie eine Shampoowerbung. Fehlt nur noch die heiße Frau, die ihm sexy anlächelnd durchs Haar streift – oder in Adrians Fall eben ein gutaussehender Mann. Ein Typ wie Christopher.   Der Gedanke an meinen Freund an Adrians Seite bereitet mir beinahe Magenkrämpfe. Vor allem, als ich seine Antwort auf die Fotonachricht lese. Christopher: Steht dir. Mach das Nachtleben unsicher ;-)   ...findet er Adrian immer noch attraktiv? Mir wird ganz mulmig bei diesem Gedanke, weil... Weil Adrian einfach so viel besser aussieht als ich und...   „Was machst du da?“, reißt Christophers Stimme mich aus diesen düsteren Gedanken – und schiere Panik überkommt mich: Ich schrecke so dermaßen auf, dass ich wie ein Kaninchen auf Alarmstufe rot hochspringe und im selben Moment versuche, die Messenger-App zu schließen, was allerdings nur darin resultiert, dass mir das verflixte Mobiltelefon aus der Hand gleitet und mit einem so dermaßen lauten Knall auf dem Parkettboden landet, dass ich schon wieder aufschrecke.   „Scheiße!“, zische ich, als mir dann noch bewusst wird, dass das Handy mit der Bildschirmseite aufgeprallt ist. Eilig hebe ich es hoch – und möchte am liebsten einfach losheulen. Das Display ist schrott. Sowas von schrott. Überall sind Risse, verteilt wie in einem abstrakten modernen Gemälde, das nur aus chaotischen Streifen besteht. Fuck.   Christopher reißt mir das Ding aus der Hand und betrachtet es. Sein Blick ist finster, als er mich wieder ansieht. „Mitkommen“, blafft er und führt mich zurück ins Wohnzimmer, bedeutet mir, mich an den Esstisch zu setzen. Mein Leib zittert, als mein Master sich mir gegenüber platziert und beginnt, mit seinem Finger auf dem zerstörten Bildschirm zu wischen.   „...funktioniert es noch?“, wispere ich mehr als dass ich es ausspreche.   „Sei still, Niko!“   Christopher klingt kalt, und da das Display leuchtet und mein Freund sich durch irgendetwas zu scrollen scheint, denke ich, dass meine Frage damit beantwortet ist und das Gerät noch funktioniert. Was allerdings auch bedeutet, dass Christopher nun genau nachvollziehen kann, was ich da soeben getan habe, denn schließlich war die App noch auf, als mir das Handy aus der Hand gerutscht ist.   Ich beiße vor Anspannung auf meine Zunge. Die Stille zwischen ist furchtbar. Ich studiere Christophers Gesicht. Er runzelt gerade erbost die Stirn, seufzt genervt und sieht mir dann in die Augen; und ich schwöre, ich zucke schon wieder extrem zusammen, als ich in dieses arktische Blau blicke.   „Code Red“, zischt er, und ich bestätige das Codewort mit schwacher Stimme, starre die Tischplatte an, weil ich Angst habe vor dem, was gleich kommt. Aber Christopher schweigt. Erst, als ich es wage, ihn wieder anzusehen, spricht er – sein Ton erzürnt und anklagend. „Nur weil ich vollen Zugang zu deinem Mobiltelefon und Daten habe, heißt das nicht, das Gleiches auch für dich gilt, Freundchen. Da sind auch vertrauliche E-Mails und Nachrichten meiner Kollegen sowie Mandanten gespeichert. Inhalte, die dich verdammt noch einmal nichts anzugehen haben. Kapierst du das?“ Ich nicke und presse die Lippen aufeinander, fühle mich wie ein kleines Kind, das eine ordentliche Standpauke bekommt; und im Grunde genommen ist das ja auch so. „Ich verstehe ja, dass dich die Sache mit Adrian immer noch beschäftigt, das hast du mir sehr deutlich gemacht“, fährt er etwas milder fort, „aber das rechtfertigt dein Vorgehen in keiner Weise.“   „...ich weiß...“, krächze ich und meine Finger krallen sich dabei in meine Oberschenkel.   „Was ist da passiert, Niko?“, hakt er nun ruhiger nach und ich hole tief Luft, genervt von mir selbst. Verdammt Scheiße, ich wollte doch eigentlich echt nicht mehr reden...! Aber dank meiner Superaktion habe ich jetzt keine keine andere Wahl...   „Bei mir sind die Sicherungen durchgebrannt, als ich gesehen habe, dass er dich mit Chrissie angesprochen hat...“   Christopher lacht kalt auf. „Das soll der Grund sein, warum du meine private Korrespondenz durchforstest – ohne meine Erlaubnis?“   „Mann, das...!“ Ich seufze genervt. „Er spricht so unfassbar vertraut mit dir, als hättet ihr beiden das totaaaaal enge Verhältnis, und als... als wäre da noch was zwischen euch...! Deswegen bin ich durchgedreht und...“   „...und wolltest überprüfen, ob ich tatsächlich die Wahrheit gesagt habe, als ich meinte, da würde nichts mehr zwischen uns laufen?“ Ich schweige. Ich will Christopher nicht unterstellen, dass er ein Lügner ist – und dennoch habe ich das durch mein Verhalten irgendwie getan. Fuck. Mein Freund seufzt tief. „Ich wiederhole das jetzt nochmal für dich: Wir sind nur noch Freunde. Dass wir vertraut miteinander sprechen und umgehen, bringt nun mal die Tatsache mit sich, dass ich Adrian seit meinem 18. Lebensjahr kenne, Niko. Das ist eine verdammt lange Zeit... Es ist aber auch nicht so, als würden wir uns jede Woche sehen. Selbst wenn er in der Nähe wohnen würde, wäre das sicherlich nicht so, und wir telefonieren auch nicht täglich. Aber darum geht es im Grunde genommen auch nicht.“   „...es tut mir leid, echt...“, wiederhole ich schwach und Christophers Entgegnung trifft mich wie ein harter Steinbrocken.   „Ich bin einfach echt enttäuscht von dir, Niko“, sagt er nämlich. „Wir haben erst vorgestern darüber gesprochen und ich habe dir gesagt, dass du mir nur Bescheid geben musst, um mehr über meine Vergangenheit mit Adrian zu erfahren. Stattdessen schnappst du dir mein Handy und wühlst in meinen Nachrichten rum.“   Ich fahre mir mit beiden Händen durch mein Gesicht und möchte am liebsten nur noch heulen. „...tut mir leid...“   Wieder herrscht Stille zwischen uns. Und dann nimmt Christopher sein Handy in die Hand, wischt auf dem kaputten Display herum – und plötzlich ertönt ein lauter Hörton. Ich raffe erst, dass Christopher jemanden auf Lautsprecher anruft, als die männliche, und mir durchaus bekannte Stimme ertönt.   „Hey, na?“ Es ist Adrian.   „Hallo. Sorry, dass ich vorhin nicht ans Telefon gegangen bin. Hab ein Nickerchen gemacht. Was gibt’s denn?“, begrüßt mein Freund ihn, mir dabei in die Augen sehend. Dass er den Anruf laut gestellt hat und dass ich zuhöre, erwähnt er nicht.   „Nickerchen?“, hakt Adrian belustigt nach. „Und ich dachte, du bist im Namen der Kanzleifusion den ganzen Tag unterwegs.“ ...was wahrscheinlich erklärt, warum Adrian nicht auf dem Festnetz angerufen hat.   „Heute ausnahmsweise mal nicht“, sagt Christopher.   „Ruhe muss sein, sehr gut“, entgegnet Adrian. „Ich will dich auch nicht lange stören. Meine Nichte wird nächste Woche 14 und ich bin nun spontan zur großen Geburtstagsparty eingeladen worden. Hast du eine Idee, was ich ihr schenken kann? Du bist doch der Superonkel...“   „Vierzehn? So alt ist sie schon?“   „Ja.“ Adrian lacht. „Die Zeit rennt viel zu schnell. Eben war sie noch fünf...“   Christopher grinst. „Ja, davon kann ich auch ein Lied singen... Hmm... Mit Spielzeug wirst du nicht weit kommen.“   „...befürchte ich auch. Aber was um Himmels Willen schenkt man einer 14-Jährigen?“   „Ich würde folgendes vorschlagen: Geld, Gutschein oder Make-up. Was besser zu deiner Nichte passt musst du allerdings entscheiden.“   „...ich glaube, André würde mir den Hals umdrehen, wenn ich ihr Schminke schenke...“, sinniert Adrian.   „Aber deine Nichte würde dich dafür vergöttern. Ja, ich kenne diesen Konflikt.“ Die beiden lachen kurz. Dann fährt Christopher fort: „Schenk ihr beides: Geld beziehungsweise Gutschein als offizielles Geschenk – und das Make-up kriegt sie dann hinter dem Rücken von André und Maria.“   „Das klingt nach einem Plan. Danke.“   „Immer gern.“   „...wie geht es Niko?“ Bei der Erwähnung meines Namens zucke ich kurz zusammen.   „Alles beim alten. Wir sind gerade noch dabei, eine funktionierende Dynamik in unserem gemeinsamen Heim auf die Beine zu stellen, sowas dauert einfach“, antwortet mein Freund, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.   „Ja, klar“, mein Adrian und schmunzelt. „Grüß ihn lieb von mir. Ich entlasse dich dann jetzt auch mal, muss eh gleich mal Kochen.   „Was zauberst du denn Leckeres?“   „Ich hab noch ein Stückchen Lamm hier rumfliegen.“   „Mhm, lecker.“   „Oh ja. Genieß den Rest des Abends.“   „Danke, mach ich. Viel Spaß schon mal bei der Geburtstagsparty.“   „Ich werde berichten.“   „Freu mich drauf, und grüß alle lieb von mir. Bis dann.“   „Tschüß, Chris.“ Und dann ist das Gespräch beendet.   „Das, mein lieber Niko, war ein typisches Telefonat mit meinem Ex“, richtet Christopher das Wort wieder an mich. Dann streckt er seine Hand nach mir aus und ergreift eines meiner Handgelenke. „Komm mal her zu mir“. Mit diesen sanft geäußerten Worten zieht er mich auf seinen Schoß, schlingt seine Arme um mich und platziert einen Kuss auf meiner Wange. „Ich... Ich tue mich ein wenig schwer damit, dass du plötzlich so eifersüchtig bist. Ich verstehe das ehrlich gesagt nicht so ganz. Ich meine... Wir sind doch nicht erst seit gestern zusammen. Woher kommt das plötzlich?“   Meine Hände streicheln bedächtig über Christophers Rücken, als ich nach den richtigen Worten suche, froh, dass mein Master mir diesen beruhigenden Körperkontakt gestattet, dass er mich nach dieser Scheiße, die ich abgezogen haben, wieder so schnell an sich heranlässt.   „Ich glaube“, hole ich aus und versuche mein emotionales Chaos erneut in geschickte Worte zu verpacken, „das hat irgendwie mit unserem Zusammenziehen zu tun. Jetzt ist es... so erst zwischen uns. Nicht, dass ich das vorher nicht so empfunden habe, aber... Eine gemeinsame Wohnung: Das ist schon ein krasser Schritt für ein Pärchen, oder nicht?“ Christopher nickt verständnisvoll. „Und... Mir ist klar geworden, dass... Mir ist einfach nochmal so richtig bewusst geworden, was ich für dich empfinde. Dass du der erste Mann bist, den ich wirklich liebe. Und... dass ich Angst habe, dich irgendwann zu verlieren. Zum Beispiel an so einen Typen wie Adrian... oder eben Adrian“, füge ich kleinlaut hinzu und Christophers Umarmung gewinnt an Stärke.   „Ach, Süßer...“, seufzt er und drückt mir einen weiteren Kuss auf die Wange. „Sieh mich an“, wispert er, und als ich es tue, lächelt er. „Ich liebe dich abgöttisch, Niko. Verstehst du das denn nicht?“   „Doch...“ Ich schließe die Augen, lehne meinen Kopf gegen Christophers und atme seinen Geruch ein. Ich bin froh, dass er mich das Telefonat hat mithören lassen. Das war zwar nicht besonders schön, aber beruhigend. Weil... Weil Adrian wirklich nur belangloses Zeug geredet und sich sogar nach mir erkundigt und nicht irgendwie über die Vergangenheit gesprochen hat. Selbst nicht, als es ums Zusammenleben ging. Natürlich weiß ich nicht, ob jedes Gespräch so abläuft wie jenes. Aber... Es beruhigt mich trotzdem. Und im Kern bin ich mir der Tatsache, dass Christopher nichts mehr für Adrian empfindet und nur mich libet auch bewusst. „Ich bin halt nur manchmal ein Riesenidiot...“   „Das stimmt“, meint Christopher leicht amüsiert. Nach einer Weile, in der keiner von uns etwas sagt, ergreift er wieder das Wort. „Möchtest du jetzt die lange Version über Adrian und mich hören?“   Ein kalter Schauer jagt über meinen Rücken. „Nein“, antworte ich bestimmt.   „Sicher?“, hakt mein Freund nach.   „Ja“, entgegne ich bestimmt und rutsche von seinem Schoß. „Das reicht mir erstmal wieder. Ich... Ich will einfach nicht mehr nachdenken und reden, verstehst du? Alles schön und gut, aber eigentlich wollte ich das jetzt erstmal hinter mir lassen...“   „...versprichst du mir denn, dass du so eine Aktion wie heute nie wieder abziehst?“   Ich werde rot und starre das zerstörte Display an. „Ja, versprochen.“   „Gut. Mein Handy ist für dich tabu, es sei denn, ich gebe dir einen anderslautenden Befehl. Verstanden?“   „Ja.“   „Gut.“   „...du kannst es reparieren lassen, oder?“   „Ja. Das wird ein wenig teuer, vor allem aber nervig.“   Ich senke automatisch mein Haupt. „Tut mir echt leid... Ich... Ich kann das bezahlen, kein Problem.“   „Nein, wirst du nicht. Jedenfalls nicht mit Geld“, entgegnet Christopher barsch und unsere Blicke treffen sich. „Code Green?“, fragt er nach einer kurzen Pause.   „Code Green“, bestätige ich. Die neue Adrian-Episode hat mich erneut so aufgewühlt, dass ich jetzt dringend besondere Ablenkung brauche – und diese wird mein Dom mir offenbar gewähren.   „Zieh dich aus“, befiehlt Christopher mit eisiger Stimme. „Du hast dir eine ordentliche Tracht Prügel verdient, Niko.“ Kapitel 43: 43 -------------- 43   Christophers Worte lösen eine ungemeine Aufregung in mir aus. Ich brauche das, diese ordentliche Tracht Prügel, die er mit seiner eisernen Stimme ankündigt und mich dann, sobald ich meine Kleidung abgestreift habe, brüsk am Oberarm packt, wie ich es mag, und mich in unser Spielzimmer zerrt, auf den Boden drängt, damit ich in demütiger Wartestellung über meine Vergehen nachdenken kann.   Mein Master ist sauer – und das völlig zu Recht. Ich habe nicht nur sein Vertrauen missbraucht und seine Privatsphäre infiltriert, sondern auch noch sein Eigentum zerstört. Eigentlich hätte mein Freund mich dafür umgehend ohrfeigen sollen…Ich weiß nicht, warum er das nicht getan hat. Vielleicht, weil ihm sofort aufgefallen ist, dass ich emotional aufgewühlt war, und Schläge in einer solchen Situation seiner Meinung nach die Grenze zur häuslichen Gewalt überschreiten würden. Vermutlich stimmt das sogar.   Christopher ist ein guter Master, und mittlerweile kennt er mich wie seine eigene Westentasche, kann meine Gefühlsregungen anhand meiner Mimik und Gestik lesen, orientiert sich nicht nur an irgendwelchen Codes, die wir abgemacht haben, sondern studiert mich stets aufmerksam, wägt seine Schritte genau ab, ehe er sie geht. Deshalb freue ich mich, dass er nun folgerichtig zum Schluss gekommen ist, dass diese emotionale Situation vorbei ist, und ich bereit für seine schlagende Hand bin, sie brauche.   „Steh auf.“ Seine Stimme klingt immer noch eisig, und als ich mich erhebe, mustert er mich mit einem ebenso kalten Blick. Insgesamt vier schwarze, innen gepolsterte Manschetten aus Leder mit silberfarbenen Ösen und kurzen Ketten mit jeweils einem kleinen Karabiner, ähnlich wie am Ende einer Schlüsselbundkette oder meiner Hundeleine, ruhen in seinen Händen. Zwei davon befestigt er an meinen Handgelenken, die verbleibenden beiden drückt er mir die Hand. „Mach sie an deinen Fußgelenken fest“, lautet sein Befehl, den ich unmittelbar zu seiner Zufriedenheit ausführe. Dann zwängt mein Master mich wieder in die Knie.   Ich halte die Luft an, als er mir als nächstes mein dickes Halsband anlegt und mich damit unmissverständlich als seinen Sklaven markiert. Natürlich befestigt er auch die Hundeleine, zu der meine Gedanken soeben gewandert sind, an dem wunderschönen Ring meines passenden Schmuckstückes und zerrt mich daran zurück in eine stehende Position. Das eh schon eng geschnürte Leder des Halsbandes frisst sich dabei wundervoll in meinen Hals und mir entweicht ein kurzes, angestrengtes Keuchen. Der Beginn einer süßen Melodie für meinen Peiniger, der mich zielgerichtet zum Strafbock führt.   Er erinnert vage an das Turngerät, das viele vermutlich noch aus ihrer Schulzeit kennen, sieht ein bisschen aus wie ein länglicher Hocker. Nur dass er zum einen komplett schwarz ist und an seinen verstellbaren Beinen mehrere Metallösen prangen. Unter der gepolsterten Fläche versteckt sich zudem eine kaum sichtbare Öffnung, die Platz für eine spezielle Schiene bietet, auf der beispielsweise die Fickmaschine befestigt werden kann. Den vorigen Worten meines Masters zufolge wird diese heute allerdings wohl nicht zum Einsatz kommen…   Bei dem Gedanken an die mechanische Penetration durchfährt mich ein leichtes Kribbeln, und der Käfig um mein Fleisch frisst sich schon jetzt leicht in jenes. Weil ich mich heute so furchtbar daneben benommen, und Christopher ja auch selbst darum gebeten habe, mich weiterhin keusch zu halten, weiß ich, dass mich im Verlauf noch Schlimmeres erwartet – weil der Tresor an seinem Platz bleiben wird.   Der Strafbock steht quer vor mir und mein Master beugt mich über diesen, ähnlich wie Polizisten in diversen Filmen auf der Straße aufgelesene Straftäter brüsk gegen die Motorhaube ihres Wagens drücken, um ihnen Handschellen anzulegen. Zu diesen greift Christopher zwar nicht, drängt mich, seine Hand in meinem Nacken, aber noch fester gegen den Bock. Mein Bauch ruht fest auf dem dunklen Polster, meine Oberschenkel pressen dagegen und mein Kopf hängt vorne über. Dann folgt die Fixierung an den klobigen und aus Holz gefertigten Beinen des düsteren Möbelstücks. Dazu hakt Christopher die Karabiner in die Ösen ein. Das leise Klickgeräusch klingt fantastisch.   Meine Beine durch ihre Befestigung gespreizt, scheint es mir, als würde eine leichte Brise über meinen Eingang streichen und ich schlucke, nun vollkommen der Tatsache bewusst, dass ich meinem Master wehrlos ausgeliefert bin. Den Kopf zu heben, um zu beobachten, was Christopher macht, welches Schlaginstrument er auswählt, ist kaum zu realisieren, ihm zu entkommen unmöglich – und das allein macht mich schon unheimlich an.   …der Käfig um mein Geschlecht kommt mir jetzt noch ein bisschen enger vor.   Ich halte unbewusst die Luft an, als mein Master nach der Tätigung seiner bedeutsamen Objektauswahl langsam an mich herantritt und dann beginnt, meinen gefangenen Körper ebenfalls bedächtig zu umkreisen, wahrscheinlich abwägend, wo er mit seiner süßen Tortur anfangen soll, aber auch mich triezend, auf die wortwörtliche Folter spannend. Jederzeit könnte mein Herr anfangen, mich zu schlagen, jederzeit ausholen, und was auch immer in seiner Hand ruht, auf meine nackte Haut klatschen lassen. Dass ich nicht weiß, wann dieser Zeitpunkt sein wird, macht das Ganze so aufregend.   Etwas verdutzt bin ich, als Christopher direkt vor mir stehen bleibt, und zunächst in die Hocke geht. Es gelingt mir, einen kurzen Blick auf sein hübsches Gesicht zu erhaschen, und dieses Bild bringt meinen Körper zum Erbeben. Mein Master grinst – und dann legt er mir eine dunkle Augenbinde um. Es ziept wundervoll an meiner Kopfhaut, als er die elastischen Riemen um meinen Kopf festmacht und dabei mal wieder alles andere als zimperlich mit mir umgeht. Ich presse die Lippen aufeinander und kann mir ein kleines Grinsen ebenfalls nicht verkneifen.   Ich mag es, wenn er mir die Augen verbindet, und mir auf diese Weise jegliche Möglichkeit nimmt, ihn bei seinem Treiben zu beobachten. Verbundene Augen in Kombination mit angeketteten Gliedern rauben einem wunderbar die Kontrolle.   Gebannt konzentriere ich mich nun auf die Geräusche, die meine Ohren erreichen, kann vernehmen, wie mein Master sich wieder von mir entfernt, eine der Schubladen öffnet. Ob er vielleicht ein Gleitgel herausholt? Ein Spielzeug, das er mir einführen möchte? Oder…   Als ich höre, dass er wieder auf mich zukommt, halte ich regelrecht die Luft an, und erschrecke, als ich seine Hand unerwartet in meinem Nacken spüre. Christopher packt mich dort grob an, hält mich so fest, dass ich meinen Kopf nicht bewegen kann und… stopft mir etwas in beide Ohren. Stöpsel… Das sind Ohrtöpsel! Jene aus ekelhaftem Wachs, die man in der Apotheke oder Drogerie für wenig Geld bekommen kann, und die normalerweise fürs Schwimmen, Konzertbesuche oder ein mögliches Schlafen bei einem schnarchenden Partner genutzt werden, und die jetzt ihrer eigentlichen Funktion so wunderbar beraubt werden.   Es ist ein seltsames Gefühl, als ich zunächst auf dem rechten Ohr fast nichts mehr hören kann, und dann auch mein linker Gehörgang gefüllt wird. Aber das ist Christopher noch nicht genug. Dann kaum sind die Stöpsel an ihrem Platz, streift er mir einen weiteren, vermeintlichen Gehörschutz über, der auf den ersten Blick ein bisschen an Ohrenwärmer oder Kopfhörer erinnert: Die dicken runden Polster auf dem quer über meinem Kopf gespannten Riemen isolieren nun gänzlich den Schall und lassen mich in eine stille Finsternis versinken.   Ich sehe: absolut nichts. Ich höre: absolut nichts.   …und dafür werde ich umso mehr spüren, denn durch diesen Entzug werden die verbleibenden Sinne massiv konzentriert. Insbesondere die Sensibilität meiner Haut wird für Berührungen jeglicher Art stark erhöht sein – genau das ist Christophers Absicht, und ich kann seine Schläge nun kaum noch erwarten, bin so aufgeregt wie ein Teenager vor seinem ersten verruchten Mal.   Es ist diese besondere Mischung aus Geilheit und Nervosität, ein hochemotionaler Drogencocktail mit ekstatischer Wirkung, der meinen gesamten Organismus in Beschlag nimmt und mich alles andere – Adrian, das kaputte Handydisplay, den Streit mit Christopher der vergangenen Tage, das Studium, den Konflikt mit meinem Vater – einfach komplett vergessen lässt.   Ich schlucke und dies ist das einzige Geräusch, das ich so seltsam verzerrt durch den Schallschutz an meinen Ohren wahrnehme. Ich habe keinen blassen Schimmer, wo Christopher ist. Ob er seine erhabenen Finger noch über die Schlaginstrumente an den Vorrichtungen wandern lässt, ob er nach etwas in den Kommoden sucht, ob er mich abermals gefährlich umkreist, ob er an meiner Seite steht oder vielleicht sogar gänzlich den Raum verlassen hat. Ich kann nicht einschätzen, wie lange er mich im Unklaren lässt, gefangen in dieser abstrusen Dunkelheit, vollkommen ahnungslos und ausgeliefert, kann nicht sagen, wie lange er mich nicht berührt. Sind es nur wenige Sekunden oder schon mehrere Minuten? Ich weiß es nicht, kann nur festhalten, dass der Rhythmus, in dem mein Herz klopft, ein deutlich gesteigerter ist.   Ich presse meine Lippen fest zusammen in abgefahrener Erwartung, kann nicht ansatzweise bestimmen, wo mein Master nun endlich seinen ersten Hieb platzieren wird – und zucke enorm zusammen, als mich plötzlich etwas vorsichtig an meiner Wange berührt. Im ersten Moment fühlt es sich an, als wäre es das schnallenlose Ende eines Gürtels. Doch als es so zärtlich über meine Wange streift, merke ich, dass das Material definitiv kein Leder ist. Es ist härter, und als Christopher weiter damit sanft über mein Gesicht fährt, wird mir klar, dass es Ähnlichkeit mit einem Paddel hat. Das Ende des eindeutigen Schlaginstruments gleitet nun langsam zu meinem Mund. Dann schiebt mein Master es vorsichtig über meine Lippen, und lässt es dort verweilen.   Ich kenne Christopher lang genug, um seinen nonverbalen Befehl zu verstehen, öffne gehorsam meinen Schlund und lecke über das geschmacklose Material, erkunde es weiter mit meiner Zunge. Die Schlagoberfläche ist nicht besonders riesig, in der Breite sind es geschätzt fünf Zentimeter, in der Länge… vielleicht zehn? Und es ist mehrere Millimeter dick, eben wir ein Gürtel. Aber mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass es keiner ist, bin meinen mentalen Katalog unseres Spanking-Equipments durchgegangen und meiner Meinung nach fündig geworden: Es muss sich um eine von Christophers Gerten handeln, die mit einer Klatsche beziehungsweise einer Schlagfläche am Ende des biegsamen Stockes ausgestattet ist, der nun in der männlichen Hand meines Doms ruht; der es nicht für nötig hält, meine Haut mit einem Flogger aufzuwärmen, sondern sofort aufs Ganze geht. Und ich liebe es.   Ich habe das verdient.   Immerhin ist Christopher so gütig, und bereitet mich mental auf die durch dieses Instrument verursachten Schläge vor, indem er es mich mit meiner Zunge ertasten lässt und mir so mitteilt, was für ein Mittel er sich für meine Bestrafung ausgesucht hat. Dennoch kommt der allererste, auch wenn noch so vorsichtige Schlag, überraschend, und lässt mich extrem zusammenzucken: Die Schlagoberfläche, die meinen Mund soeben verlassen hat, saust auf meine Wange nieder, und ich rüste mich umgehend für einen weiteren, härteren Hieb. Allerdings bleibt dieser aus. Stattdessen streichelt Christopher mit der biegsamen Klatsche nun wieder elendig langsam über mein Gesicht – und als diese meine Haut wieder verlässt und ich mich dann auf den eben ausgelassenen zweiten Schlag auf meine Wange wappne, spüre ich plötzlich, wie mein Master das Gertenende nun behutsam auf meinem rechten Schulterblatt platziert und es dann in eben diesen Manier über meinen Rücken bis zu meinem Po wandern lässt.   Dort schlägt er dann endlich einmal hart zu, bringt mich zum Aufkeuchen, und lässt das Minipaddel dann wieder liebevoll über meinen Rücken hochwandern, dieses Mal zu meinem linken Schulterblatt – nur um dann wieder quälend langsam nach unten zu gleiten. Ich halte die Luft an, als die Gerte meinen Körper wieder verlässt und frage mich, ob Christopher die Paddeloberfläche gleich zärtlich auf einer anderen Partie meines Körpers platzieren wird – auf meinem Schenkel, meinen Oberarmen, Fußsohlen, vielleicht wieder auf meinem Gesicht? – oder sie mit Schmackes auf eine davon niedersausen lässt.   Er tut Letzteres.   Ich schreie laut auf, als die Schlagoberfläche hart auf meinen blanken Arsch trifft, was sich schon wieder so seltsam für mich durch meine verstopften Ohren anhört. Insgesamt zwei Mal schlägt Christopher einfach unheimlich brutal zu, und es ist ein kleiner Segen und Fluch zugleich, als er das paddelartige Ende der Gerte dann plötzlich einfach nur auf die beanspruchte Stelle legt und zärtlich drüber streichelt – und mir dann wieder einen harten Schlag verpasst, der in meinem Innern absonderlich dumpf klingt.   Christopher geht kalkuliert vor, baut einen Rhythmus auf: Zwei harte Schläge auf meinen Arsch, dann kommt ein leichter, dem eine Streicheleinheit folgt. Doch kaum habe ich eben dieses Vorgehen dechiffriert, wechselt mein Master die Reihenfolge seiner Hiebe. Drei harte Schläge, zwei leichte, eine Streicheleinheit – und als sich dieses Muster in mein Hirn gefressen hat, folgt schon wieder eine gänzlich andere Abfolge, bis ich gar keine mehr erkennen kann.   Mein Master malträtiert meinen Hintern, meinen oberen Rücken, meine Schenkel sowie Oberarme. Nie weiß ich, wo mich der nächste Hieb treffen wird, und ob Christopher hart, sehr hart oder leicht zuschlagen wird. Zwischendurch streichelt mich mein Dom mit dem Schlaginstrument, und das ist wundervoll, zumal es mich auch ganz durcheinander bringt und nervös macht, weil ich weiß, dass das nur ein Intermezzo ist und dem mit Sicherheit ein richtig fieser Hieb folgen wird. Wundervoll gemein ist, wenn er ausholt, und das Schlaginstrument mehrere Male einfach nur eine Stelle vorsichtig berührt, ehe es auf diese so brutal niedersaust, dass ich regelrecht quieke für Überraschung und Schmerz.   Christopher spielt mit mir, und ich genieße jeden einzelnen Teil dieser Partie. Jedes Ziehen, jedes Brennen, jedes Pochen. Auch, als er plötzlich mit seiner freien Hand nach meinem eingesperrten und zwischen Bauch und Bockoberfläche eingeklemmten Schwanz greift und ihn nach hinten zieht, sodass er nun zu meinen Zehenspitzen zeigend flach ausgestreckt auf dem dunklen Polster ruht, den Blicken sowie dem Schlaginstrument meines Masters ausgeliefert ist. Ich weiß was kommt – dennoch schreie ich, als mein Herr die Klatsche auf meine Hoden niedersausen lässt.   Der Lustschmerz, den ich verspüre, ist phänomenal, und in meinem intimen Gefängnis wird es kurzzeitig sehr eng. Weitere Tränen sammeln sich in meinen Augen, und mein Dom konzentriert sich nun vorrangig auf meinen Hintern, schlägt immer wieder enorm hart zu und mein Körper bebt, auch, während er die geschundenen Stellen dann und wann mit dem kleinen Gertenpaddel zärtlich nachzeichnet.   Instinktiv versuche ich, dem Folterinstrument zu entfliehen. Was aufgrund meiner Fixierung auf dem Strafbock natürlich kaum möglich ist. Mein Winden bringt überhaupt nichts, die Klatsche trifft immer dort, wo Christopher mich treffen möchte. Mein Arsch fühlt sich irgendwann richtig wund an, und die Schläge, obschon sie nicht mit mehr Kraft ausgeführt werden, spüre ich dadurch noch intensiver. Die Augenbinde ist durchweicht von meinen Tränen, und sie beginnen, langsam meine Wangen hinunter zu fließen – eine natürliche Reaktion meines Körpers auf diesen geilen Schmerz.   Ein Schluchzen und Jammern mischt sich unter das unanständige Stöhnen und Schreien, und Christopher stoppt sein Tun mit einem Mal komplett. Ich erschrecke, als seine Hand nach wenigen Sekunden, in denen rein gar nichts passiert ist, plötzlich meine Wange berührt und zärtlich darüber streicht. Ich zittere und habe gar nicht mitbekommen, dass ich noch immer leicht wimmere. Dabei schreit meine Haut – mein Geist – nach weiteren Schlägen.   Christopher zieht mir das ovale Polster vom rechten Ohr und entfernt den Stöpsel. „Mehr?“, fragt er dann mit tiefer Stimme.   …und ich muss gar nicht erst überlegen. „Mehr…!“ Ich klinge verzweifelt.   „Sollst du kriegen“, entgegnet mein Master rau, verstopft meinen Gehörgang erneut mit Wachs und dem schallisolierenden Stoff, und setzt seine Ankündigung erfolgreich in die Tat um. Die Gerte trifft erneut auf meinen Rücken. Meine Oberarme schmerzen. Die Haut auf meinen Schenkeln brennt. Und mein Hintern pocht, weil er wieder im süßen Fokus meines Herren liegt…   Irgendwann, nach zahllosen Hieben und Schlägen, wird der Schmerz heftiger und beinahe unerträglich – aber ich will noch durchhalten! Ich beiße mir auf die Zunge – und kann dennoch die kläglichen Laute, die meine Kehle verlassen, nicht aufhalten, die salzigen Tränen nicht vom Fließen stoppen. Das Stöhnen wird zum Schreien und irgendwann zum verzweifelten Schluchzen und Jaulen – und dann ist es vorbei.   Christopher legt eine extrem lange Pause ein, in der ich registriere, wie sehr mein Körper eigentlich zittert, wie schnell mein Herz pocht, wie sehr meine Haut eigentlich brennt und wie schwer und laut mein Atem geht.   „…ah!“, entfernt es mir erneut, als mein Freund plötzlich mit seinen Fingerkuppen über meine mit Sicherheit krebsroten Po wandern lässt. Das Ziehen, das diese eigentlich so sanfte Berührung verursacht, ist heftig und konsistent, und ich wimmere schon wieder. Wenige Sekunden später, spüre ich Christophers Hände an meinem Nacken. Er streichelt mich zärtlich und zieht mir dann den Gehörschutz vom Kopf, entfernt Stöpsel sowie Augenbinde. Ich blinzele automatisch, kämpfe gegen die vermeintliche Grelligkeit des Lichtes an und angestaute Tränen treten über meinen Augenrand.   „Du bist wunderschön“, säuselt Christopher und fährt mit seinen Fingern bedächtig durch meine dunklen Haarsträhnen. „Das hast du wundervoll gemacht“, lobt er mich und streicht über meine Wange. Dann geht er vor mir in die Hocke. „Sieh mich an.“ Vorsichtig hebe ich meinen Kopf und blicke in seine wunderschönen blauen Kristalle. Christophers Hand ruht auf meiner Kieferlinie, und dann sagt er etwas so Schönes, dass schon wieder eine Schmetterlingshorde in meinem Magen ihr chaotisches Unwesen treibt:   „Ich bin so stolz auf dich.“   „…danke, Christopher“, gelingt es mir zu wispern und er lächelt. Dann beginnt mein Master, die Karabiner zu lösen, einen nach dem anderen, und erst jetzt wird mir eigentlich bewusst, dass auch meine Arme und Beine durch die Fixierung etwas schmerzen. Ich bewege mich jedoch erst, als Christopher es mir befiehlt. Er hilft mir, mich zu erheben, stützt mich. „Ich hab dich“, redet er mit beruhigender Stimme auf mich ein, während er mich zur Liege führt, und mir momentan noch jede Bewegung auf ihre eigene Art und Weise weh tut. „Leg dich auf den Bauch, mein Kleiner, ja?“   Es ist ein so wunderbarer Moment, als Christopher mich mit seinen frisch gewaschenen Händen mit einer wunderbar beruhigenden Salbe einreibt. Natürlich verspüre ich bei seinen eigentlich so zärtlichen Berührungen immer noch ein extremes Ziepen, das mich zum Aufzischen bringt, überall dort, wo die Schlagfläche mich fies getroffen hat – aber dem folgt schon kurz darauf eine angenehme Kühle, die intensiver zu werden scheint, je länger das Mittel auf meiner Haut verweilt.   Ich halte die Augen geschlossen, bleibe bäuchlings auf der gepolsterten Fläche liegen, wie mein Herr es von mir verlangt und lausche seinem Treiben. Christopher räumt auf, desinfiziert Spielzeug und Möbelstück, hängt die Gerte an ihren Platz, wäscht sich abermals die Hände und lässt sich dabei Zeit.   „Kannst du dich aufsetzen?“, erkundigt er sich plötzlich in meiner unmittelbaren Nähe und ich öffne meine Augen wieder, versuche es. Meine Glieder gehorchen mir zwar, aber jede Regung scheint meine Haut anzuspannen, und das wiederum ruft dieses schmerzhafte Ziehen hervor, für das die kühlende Salbe ganz offensichtlich keine gänzliche Heilung leistet. Ich beiße die Zähne zusammen und gebe mir einen letzten Ruck, doch es nützt nichts: Als meine Oberschenkel und Hintern von meinem Gewicht in die Liegefläche gedrückt werden, durchfährt mich ein so beißender Schmerz, dass erneut Klagelaute meiner Kehle entweichen.   Liebevoll fahren Christophers Finge über meine Wange und er versucht mich mit geflüsterten Komplimenten zu beruhigen, beugt sich zu mir herab, küsst mich sachte, murmelt aufbauende Worte gegen meine Lippen, und irgendwann schaffe ich es, mich halbwegs an das Ziepen gewöhnen und mich etwas zu entspannen. „Gut, Niko, sehr gut… Du machst das fantastisch“, strömen weitere aufbauende Sätze meines Masters aus seinem hübschen Mund, den er nun wieder auf den meinigen drückt.   „Ich möchte, dass du den Rest des Tages nackt bleibst“, eröffnet er mir schließlich, nachdem wir uns eine ganze Weile zärtlich geküsst haben. „Deine Strafe ist noch nicht vorbei“, fügt er hinzu und kann es sich nicht verkneifen, dabei ein wenig zu grinsen, während es sich seltsam in meinem Magen bei seinen Worten zusammenzieht – eine Mischung aus Nervosität und ekstatischer Freude.   Christopher zieht mich an meinem Arm vorsichtig ins Wohnzimmer. Meine Haut prickelt immer noch nach seiner besonderen Behandlung, als er mich bäuchlings auf mein spezielles Kissen am Sofa drückt. „Bleib so und halt den Mund“, instruiert er mich, und ich gehorche.   Mein Freund genehmigt sich ein Glas Rotwein. Er hat eine unfassbare ekelhafte Jazzplatte aufgelegt, künstlerisches Pianogeplänkel, das nicht zu mir durchdringt, aber ich ertrage es stillschweigend, habe die Augen geschlossen und genieße das Ziepen meiner Haut. Christopher liest, ebenfalls stillschweigend, ein Buch, oder eine Zeitung, oder irgendwas auf seinem Tablet, ist mir auch egal. Hauptsache, er kann sich entspannen und zur Ruhe gekommen. Er braucht das momentan. Und ich offenbar auch: ich döse tatsächlich irgendwann weg und beginne sogar, etwas Abstruses zu träumen. Bis mein Master mich ruppig an meinen Armen aus jener Traumwelt auf die Beine in der Realität zieht. Ich bin noch ein wenig verdattert, als sich unsere Augen treffen. Er wirkt kalt. Und von seiner Zärtlichkeit direkt nach dem Spanking scheint nun nichts mehr übrig zu sein. Herrlich.   Mein Master schiebt mich in die Küche, greift zielsicher nach der schwarzen Kochschürze und bindet mir diese stillschweigend um. Ich zucke zusammen und laute Zischlaute entweichen erneut meinem Mund, als er den Knoten etwas fester als nötig zieht und sich der dünne Stoff in meine Haut bohrt – so jedenfalls fühlt es sich für mich an. Und dann schreie ich richtig auf, weil Christopher mir einen Klaps auf meinen Allerwertesten gibt, der es echt in sich hat.   Er lacht und ich versuche mich zu beruhigen, was in Anbetracht der Tatsache, dass ich erahnen kann, was nun kommt, nicht so einfach ist… Leider Gottes behalte ich Recht: Christopher knallt mir eines der mittlerweile drei Kochbücher, die er für mich gekauft hat,  aufgeschlagen vor die Nase, und meine Knie werden weich, als er mir seelenruhig erklärt: „Heute kochst du mal für mich, mein Schatz.“ Ich betrachte das Rezept und mir wird schlecht. Und Christopher sagt: „Jamie Oliver schreibt wirklich so, dass ein Kind das verstehen kann.“   Und das setzt mich verdammt unter Druck.   Mein Master trägt mir die Details meines Auftrags vor. „Du findest alles, was du brauchst im Kühlschrank oder in der Vorratskammer. Für Fragen stehe ich dir in diesem Fall nicht zur Verfügung. Ich verziehe mich jetzt ins Arbeitszimmer und möchte bei der Papierarbeit auf keinen Fall gestört werden. Du kommst erst zu mir, wenn das Essen servierfertig ist. Verstanden?“   „Ja, Christopher…“, bringe ich kaum hörbar heraus, meinen Blick gebannt auf das mehrteilige Rezept gerichtet, das ich bisher gekonnt weggeblättert habe – weil das Menü, das angeblich nur 30 Minuten Zubereitungszeit benötigt, mich einfach nur schon aus Prinzip überfordert hat.   „Gut. Dann viel Spaß“, meint mein Master und klingt dabei… einfach nur unheimlich fies.   Ente und Salat mit Riesencroutons alias Brot aus dem Ofen mit Knobi und Öl, und Milchreis mit Pflaumen-Kompott. Ich schlucke und frage mich, was daran so einfach sein soll, dass selbst ein Kind das verstehen sollte, muss gleichzeitig aber auch ein wenig grinsen.   Das eigentliche Kochen ist tatsächlich eine Strafe für mich, mein Master kennt mich gut, denke ich mir im Stillen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes Pikante an der ganzen Sachen ist, dass diese Strafe eine Weitere hinter sich ziehen wird, sollte mir das Gericht nicht gelingen… Das ist irgendwie aufregend – und ziemlich gemein –, denke ich mir, als ich mich immer noch grinsend ans Werk mache.   Allein, um die ganzen Zutaten zu suchen und sie mir bereitzulegen brauche ich fast eine Viertelstunde. Wahrscheinlich, weil ich einfach so unsicher bin – und weil die Baumwollschnürchen der Schürze bei jeder Bewegung über meinen Rücken gleiten und dieser Kontakt alles andere als angenehm ist.   Dann lese ich mir die einzelnen Beschreibungen durch und bin sogar etwas beruhigt. Jeder einzelne Schritt ist tatsächlich mit einfachen Sätzen beschrieben und ich muss mir nicht einmal Gedanken über die Koordination der einzelnen Bestandteile des Menüs zu machen, dann auch diese ist schwarz auf weiß nachzulesen.   „Ich schaffe das“, spreche ich mir selbst Mut zu und… …schaffe es nicht.   Ich denke an meine Belohnung – Sex auf einer öffentlichen Toilette –, und wie dieses Szenario weiterhin nur eines in meiner Fantasie bleiben wird. Denn das Essen, das ich meinem Master am Ende serviere, sieht nicht einmal ansatzweise so lecker aus wie auf dem Bild. Christopher verzieht skeptisch den Mund, als er auf seinen Teller blickt. Er testet es – und seine Miene wird nicht besser. „Probier“, weist er mich knapp an, und ich tue es.   Das Fleisch ist mal wieder zäh, weil ich vergessen hatte, mir einen Timer beim Braten zu stellen und dann abschätzen musste, wie lange es in der Pfanne gebrutzelt hat. Es schmeckt außerdem streng. …wahrscheinlich, weil ich beim Würzen aus Sicherheitsgründen noch einmal fix nachlesen wollte, wie viel von diesem komischen Pulver eigentlich auf die Entenbrust sollte, und mir die Tüte beim Linsen ins Kochbuch aus der Hand gerutscht ist. Außerdem ist die Haut nicht knusprig, sondern… weich. Ein gummiartiger, nasser Fettlappen. Das Brot hab ich leider auch ein bis zwei – verdammt vielleicht auch zehn, zwanzig oder hundert – Sekunden zu lang im Ofen gelassen, sodass die Ränder – ziemlich – angeschwärzt sind. Und was soll ich erst zum Milchreis sagen? Er hat viel zu lang gekocht, ist eher Matschepampe als alles andere, und das Kompott viel zu sauer.   Autsch. …im wahrsten Sinne des Wortes.   Christopher schüttelt den Kopf und lacht. Und dieses Geräusch hat nichts mit Freude zu tun, was es so bedrohlich macht. „Unglaublich“, spuckt er dann regelrecht raus, was er sicherlich auch gern mit dem von mir verbrochenen Essen gemacht hätte. „Selbst das verkackst du…!“   Mein Freund erniedrigt mich nie mit direkten Beschimpfungen. Christopher würde mich – auch beim animalischen Sex – beispielsweise niemals als Fickstück oder männliche Hure bezeichnen, oder mich in solch einer Situation, in der wir uns gerade befinden, als elendigen Versager betiteln; selbst wenn ich mich gerade wie einer fühle und dies mein angenehmes Kribbeln im Unterleib steigert, weil mir das mal wieder deutlich macht, dass mein Herr weit über mir steht. Seine verbale Demütigung meiner ist nicht extrem vulgär und piesackend. Dennoch kann Christopher fies sein und mir vor Augen führen, was für ein wertloser Sklave ich doch bin, ohne diese genauen Worte direkt auszusprechen – und ich liebe das.   Er befiehlt es mir zwar nicht, doch ich spüre das Bedürfnis und gebe diesem Gefühl nach, verlasse den mit einem Kissen ausgestatteten Küchenstuhl, der das Sitzen eben etwas erleichtert hat, und gehe vor meinem Master auf die Knie. Auch das zwiebelt ein bisschen, aber ich ertrage es, habe keine Zeit zum Jammern, weil ich etwas viel Wichtigeres machen muss: mich bei meinem Herrn entschuldigen. „Es tut mir unheimlich leid, Christopher“, tue ich umgehend kund und schaue ihm dabei in die Augen.   „Für diese Scheiße habe ich meine Arbeit unterbrochen, unfassbar…“, knurrt er wütend und macht dann etwas, das mich im ersten Moment total erschreckt, und im nächsten dazu veranlasst, innerlich vor Freunde und Aufregung Purzelbäume der Extraklasse zu schlagen. Christopher holt aus und fegt in einer schnellen, flüssigen Bewegung seinen Teller samt Inhalt vom Tisch. Das Porzellan fliegt dicht an meiner Nase vorbei und zerscheppert laut auf dem Boden, klägliche Essensreste verteilen sich auf den Fliesen – und mein Master steht energisch auf. Atemlos betrachte ich sein wunderschönes erzürntes Gesicht.   „…es tut mir wirklich leid, Herr…“, wiederhole ich dann, doch natürlich bringt das nichts. Warum sollte Christopher denn auch einfach so meine Entschuldigung annehmen, ganz nach dem Motto Schwamm drüber, wenn ich ihn so dermaßen enttäuscht und wütend gemacht habe?   Christopher schnaubt empört und blafft: „Steh auf!“ Und als ich es tue, holt er ein weiteres Mal aus und verpasst dieses Mal mir eine so schallende Backpfeife, dass ich mich frage, ob das in alle Teile zerfliegende Geschirr eben lauter war oder doch eher dieser Schlag. Ich finde keine Antwort, und Christopher holt ein weiteres Mal aus und pfeffert mir erneut eine. Meine Wange pocht und ich senke beschämt den Blick.   „Ich mache es dir so einfach, Niko“, beschwert er sich. „Ich kaufe dir Kochbücher, gebe dir Tipps, schicke dir Links zu Tutorials, lasse dich über meine Schulter gucken – und dann bekommst du nicht einmal diese Schritt-für-Schritt-, ach, was sage ich da, Wort-für-Wort-Anleitung hin? Kannst du vielleicht wirklich nicht lesen?“, zieht er mich auf, und spielt dabei auf seine neckenden Worte von vor einigen Tagen an.   „…doch… aber…“   Mein Master schlägt noch einmal zu. Dieses Mal mit der anderen Hand, auf meine linke Wange, und süße Tränen schießen mir in die Augen, für die ich noch eine geklatscht bekomme. In meinem Unterleib zieht es sich bedrohlich zusammen und meine Hände kribbeln.   Christopher führt meine Wünsche aus – und das bedeutet mir so viel. Heute spüre ich durch und durch, dass er der harte, kalte Master aus dem Park ist – und das macht mich glücklich.   „Ich glaube langsam, dass du es nicht kannst, Niko, und versuche nicht, dich hier irgendwie rauszureden!“, zischt er und ich entschuldige mich ein drittes Mal bei ihm, doch darauf geht er auch dieses Mal nicht ein, packt mich stattdessen an meinen Haaren und zieht mich brutal daran durch den Flur zurück ins Wohnzimmer, wo er mich abermals unliebsam bäuchlings auf mein Kissen niederdrückt und mich ankeift, ich solle für die nächste Stunde gefälligst wieder meinen frechen Mund halten.   Mein Master bestellt sich eine Pizza, und als sie geliefert wird, muss ich mich aufsetzen – was selbst auf dem Kissen weh tut – und zusehen, wie Christopher sie genüsslich verspeist.   „Hast du Hunger?“, zieht er mich auf, als mein Magen laut grummelt.   „…ja, Christopher.“   Er grinst hämisch. „Du hast dir leider keinen Bissen verdient“, informiert er mich dann, und damit ist das Thema, im wahrsten Sinne des Wortes, gegessen. Mein Master lässt kein einziges Stück über und drückt mir den leeren Karton brüsk gegen die Brust, trägt mir auf, ihn zu entsorgen. Die Küche soll ich natürlich auch putzen. „Erst, wenn alles sauber ist, darfst du den Rest, den du verbockt hast, aufessen. Was anderes gibt es heute für dich nicht.“   Natürlich nicht. Auch das habe ich verdient…   Während ich einige Zeit später die Sauerei vom Küchenboden entferne, lasse ich meine Gedanken ein wenig wandern – und jene sind einfach nur schön. Das ordentliche Spanking und die Erniedrigung in eben diesem Raum, in dem ich gerade stehe, wirken wie ein emotionaler Reset auf mich. Dass mein Herr sich als unordentlich entpuppt hat, spielt plötzlich keine große Rolle mehr für mich. Was zählt, ist das, was er von mir verlangt – vollkommen unabhängig davon, ob er es selbst leisten kann. Ich bin sein Sklave, ich muss springen, wenn er mit der Hand schnippt und ihm jeden Wunsch erfüllen; darum geht es. Das hat er mich heute bis zu meinen Knochen spüren lassen, tut er immer noch, denke ich mir dankbar, während ich das verbockte Essen betrachte, das ich mir gleich erst aufwärmen darf; wenn der ganze Dreck beseitigt ist.   Es schmeckt vielleicht nicht unbedingt grässlich, aber auch nicht unbedingt toll. Ich habe definitiv schon Schlimmeres gegessen. Aber eben auch um Welten Besseres. Und um Christopher zufriedenzustellen, brauche ich eine deutliche Verbesserung. Der Ehrgeiz packt mich – ich denke an das Blaubeermuffinrezept, das meine Mutter mir geschickt hat und beschließe, sie in der kommenden Woche für meinen Master als Wiedergutmachung zu backen. Unabhängig davon, ob er mir dafür meine versprochene Belohnung gibt oder nicht. Es geht nur um ihn. Meinen Master, Dom, meinen Peiniger, meinen Freund und Liebhaber.   Eine Sache wurmt mich allerdings noch und lässt mich nicht los, auch als wir einige Stunden später schon im Schlafzimmer verweilen und Christopher mich das insgesamt dritte Mal eingecremt hat. Ich liege bäuchlings auf der Matratze und warte, dass die Salbe vollständig einzieht. Christopher liest stillschweigend ein Buch direkt neben mir, als sein Handy vibriert und er es vom Nachttisch nimmt, um die erhaltene Nachricht zu lesen. Beim Anblick des zersprungenen Displays zieht es sich unangenehm in meiner Brust zusammen, und ich kann diesen einen Gedanken nicht mehr für mich behalten.   „Das mit deinem Bildschirm tut mir wirklich sehr leid“, sage ich und Christopher schaut mich sachte seufzend an. „…bist du noch sehr sauer auf mich?“, schaffe ich es schließlich, meine Frage zu formulieren.   „Natürlich bin ich sauer!“, kommt es leicht patzig von meinem Freund, und im Grunde genommen wundert mich das nicht. Dass er seine Wut nicht umgehend nach dem Malheur an mir ausgelassen hat, ist zurückzuführen auf sein eigentlich so zärtliches Wesen, das mich nach meinem bescheuerten Eifersuchtsanfall zunächst auffangen wollte. „Gerade jetzt, wo wir die Kanzlei vergrößern, habe ich dafür einfach überhaupt gar keine Zeit, aber ich sehe ja kaum noch was auf diesem Ding“, fährt er im genervten Ton fort. „Jetzt muss ich morgen einen Umweg fahren, ein bis zwei Stunden ohne Handy auskommen und dann auch noch knapp hundert Euro für die Reparatur hinblättern. Das ist alles andere als geil, Niko.“   Ich senke meinen Blick, und weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll. Christopher legt das Buch zur Seite und dreht sich mir jetzt komplett zu. Wahrscheinlich kommt jetzt erst die richtige Schelte, die mir zusteht.   „Mir geht es, wie ich dir schon vorhin gesagt habe, aber nicht hauptsächlich um das kaputte Handy. Ich bin eher besorgt, dass dir deine dämliche Eifersucht so zu Kopf steigt, dass du gar nicht mehr weißt, wie du ihn benutzen sollst. Ich verstehe das ja ein bisschen und Eifersucht in kleinen Portionen soll ja auch gesund für jede Beziehung sein – ich bin ja auch dann und wann ein bisschen eifersüchtig, darüber haben wir ja schon gesprochen – aber du kannst nicht einfach an mein Mobiltelefon gehen und in die Privatsphäre anderer Leute ohne deren Einverständnis eindringen. Ich meine… Stell dir vor, du vertraust mir irgendetwas sehr Persönliches von dir in einer Textnachricht an, beispielsweise über deine Eltern – und das liest dann eine dritte Person, die dich nicht einmal wirklich kennt. Das würde dir sicherlich nicht gefallen, oder?“   „…nein.“   „Und deswegen haben wir ja auch vereinbart, dass du mich vorwarnst, sollten deine Freunde dir übers Internet irgendwelche sehr persönlichen Dinge gesagt haben, sodass ich diese Chatverläufe dann bei meinen Kontrollen nicht checke, richtig?“   „Richtig.“ Auch wenn ich mit meinen wenigen Freunden über solche Dinge eh kaum spreche und wenn, dann nur im Real Life. Aber es geht ums Prinzip, ich verstehe das schon…   „Dann bringe denselben Respekt für meine Freunde und Bekannten auf, und lass das in Zukunft gefälligst sein.“   „…habe ich dir doch schon versprochen.“   „Wiederhol das Versprechen.“   „Ich… Ich werde nie wieder so eine Aktion abziehen, und… Dein Handy ist für mich tabu… es sei denn, du… du gibst mir einen anderslautenden Befehl“, murmele ich, das Kopfkissen vor mir anstarrend, weil ich mich einfach ziemlich mickrig fühle. Keine Sekunde später hebt Christopher mein Kinn mit seinem Zeigefinger an und zwingt mich so zum Augenkontakt.   „Und jetzt wiederholst du das ein weiteres Mal, und zwar so, dass ich dir wirklich abkaufen kann, dass du es ernst meinst, und siehst mich dabei gefälligst auch an“, trägt er mit strenger Stimme auf.   „Ich werde nie wieder so eine Aktion abziehen. Dein Handy ist für mich tabu, es sei denn, du gibst mir einen anderslautenden Befehl“, sage ich die beiden Sätze gehorsam auf und schäme mich, dass ich das nicht schon beim ersten Mal so ausgeführt habe.   „Gut“, quittiert Christopher – und dann wird sein Blick weicher. „Und jetzt musst du mir sagen, wie ich dir helfen kann, diese seltsame Eifersucht bezüglich Adrian zu bekämpfen…“, fügt er milder an und lächelt leicht.   Da ist sie wieder: Diese zarte Seite meines Masters. Ich seufze und fühle mich… einfach nur geliebt. „…danke, dass du mich beim Gespräch mithören lassen hast. Das hat echt schon ein bisschen geholfen.“   „Das hätte ich übrigens sofort abgebrochen, hätte Adrian mit etwas sehr Persönlichem angefangen…“, wirft er ein und ich nicke.   „Ich weiß, hab ich mir schon gedacht. Was…“, ich schlucke und merke, dass ich in diesem Moment leider schon wieder etwas eifersüchtig bin, weil mir diese Aussage signalisiert, dass natürlicherweise nicht jedes einzelne Gespräch so abläuft wie jenes, das ich miterlebt habe. „Redet ihr denn sehr viel über Persönliches?“   „Ich habe dir eigentlich schon gesagt, dass sich unsere Gespräche eher über Trivialitäten drehen und wir uns generell über unser Leben auf dem Laufenden halten – so wie vorhin am Telefon. Natürlich sprechen wir ab und auch über BDSM und die Szene, weil sie ja einfach ein großer Teil unseres Lebens ist. Ich habe Adrian beispielsweise von Anfang an von dir erzählt und wie du selbst gehört hast, fragt er auch regelmäßig nach dir.“   Ich nicke. „Du… erzählst ihm aber nichts von unseren Problemen, oder…?“   „Sagen wir es mal so: Ich würde mich niemals bei ihm auskotzen wegen dir, weil er nicht der richtige Ansprechpartner dafür ist – auch wenn ich ihn nicht mehr wirklich als Ex-Freund wahrnehme, ist er es natürlich, und wird es immer sein. Und deswegen finde ich das irgendwie… unangebracht. Außerdem kennt er dich nicht, kennt uns nicht zusammen. Ich kotze mich stattdessen bei Holger aus“, gibt er offen zu, und irgendwie kann ich ihm das echt nicht übel nehmen, zumal sein Kumpel ihm bei solchen Gesprächen auch schon oft den Kopf gewaschen haben muss, so oft wie Christopher wütend zu Holger abgehauen und dann total reumütig wieder nach Hause gekommen ist. Wie beispielsweise während dieser fürchterlichen Zeit, in der ich den Brief meiner Mutter nicht geöffnet habe.   „Und was hast du Adrian jetzt alles so über mich erzählt?“   „Zum Beispiel, wie scharf ich auf dich war, seit dem ersten Moment, in dem ich dich erblickt habe, und wie glücklich, als du mir immer mehr von deinem devoten Wesen offenbart hast, und wie wir dann letztendlich wirklich zusammengekommen sind, und dass ich dich in die BDSM-Szene eingeführt habe – ohne dabei jetzt in jedem, kleinen Detail auf unsere vielen netten Sessions einzugehen. Du weißt: Was wir machen bleibt zum größten Teil unter uns. Aber… dass du beispielsweise auf Spanking stehst… das weiß Adrian. Ebenso wie die Stammtischler es wissen. Als dein Herr habe ich aber auch das Recht, auf respektvolle Art und Weise, im Allgemeinen über deine Sklavendienste zu reden, findest du nicht?“   „Finde ich schon“, sage ich kaum hörbar und bin erstaunt, dass ich es im Fall von Adrian sogar begrüßen würde, dass Christopher ihm von all den versauten Dingen berichtet, die wir so anstellen, und wie gehorsam ich bin, wie glücklich ich ihn auf Knien mache – und das nicht nur bei Blowjobs – und wie er mich im Alltag dominiert. Weil das nämlich noch ein größerer Schlag ins Gesicht dieses Ex-Freunds wäre, der meinem Christopher dieses 24/7-Leben schließlich nicht ermöglichen konnte. „…was weiß der Typ denn noch so über… meine… beziehungsweise unsere Vorlieben?“, frage ich vorsichtig.   „Zum Beispiel, dass du der erste Mann in meinem Leben bist, der Schläge von mir ins Gesicht so dermaßen genießt, dass ich beinahe durchdrehe“, antwortet mein Freund passend zu meinem Gedankengang und beugt sich etwas weiter zu mir vor.   „…und… was noch…?“   „Dass ich mit dir so brutal umgehen kann, wie noch nie zuvor mit jemanden, und dass mich das extrem erfüllt.“   Ich schwebe auf Wolke Sieben. Zu wissen, was Christopher Adrian alles erzählt hat, macht… das alles tatsächlich leichter, und diese Welle der Eifersucht, die eben wieder durch meinen Organismus geströmt ist, ebbt sogleich wieder ab. Mein Freund macht seinem Ex seit mehr als zwei Jahren klar, was er an mir hat, dass er glücklich mit mir ist – das ist einfach so beruhigend, dass er… naja, regelrecht von mir schwärmt. Dass ihm im romantischen Sinne noch etwas an Adrian liegen könnte, ist plötzlich ganz klar nur eines: absurd.   Christopher verringert noch weiter diese eh schon kleine Distanz zwischen uns und drückt seine weichen Lippen keusch auf meine. „Ich liebe dich. Sehr“, wispert er dann gegen meinen Mund und küsst mich ein weiteres Mal. Dann schaut er in meine Augen und sagt schon wieder etwas so Schönes, das einen angenehmen Schauer auf Wanderschaft durch mein Innerstes schickt und meine Gedanken von eben noch verfestigt. „Du bist meine Welt, Niko. Versteh das endlich.“   …und ich kann nur strahlend nicken, fühle genauso. Christopher ist eben meine Welt.   „Ich möchte, dass du jetzt erstmal nicht mehr an Adrian denkst“, sagt er dann etwas ernster.   „…ist das ein Befehl?“   Mein Master nickt. „Darauf kannst du Gift nehmen.“   „…ich nehme lieber dein Sperma“, scherze ich dämlich und ein Grinsen umspielt Christophers Mundwinkel.   „Ich habe nichts einzuwenden gegen einen zweiten Blowjob, schließlich hast du ja noch diesbezüglich Schulden zu begleichen…“, entgegnet er mit rauer Stimme, und zieht sich im nächsten Moment schon die Schlafhose in einem Rutsch aus. Ich schreie auf, als er mich dann unmittelbar an meinem Haar packt und zwischen seine nackten Schenkel zieht, weil meine vom Spanking gereizte Haut in diesem Moment herrlich ziept. Aber ich habe jetzt nicht mehr die Zeit, mich auf meinen Schmerz zu konzentrieren, weil Christophers weiches Geschlecht direkt vor meiner Nase darauf wartet, in meinem Mund zum harten Schwanz zu mutieren – und jener Schritt geschieht sehr schnell. Und aus einem Blowjob wird ebenso schnell ein Face-Fucking, weil Christopher sich einfach nimmt, was er verlangt, und meinen Kopf mit beiden Händen festhält, meinen Mund mit seinem steinharten Fleisch brutal fickt und ihn dabei so tief in meiner Kehle zwängt, dass ich glaube, fast an seinem Penis zu ersticken, und dann so heftig abspritzt, dass ich meine, Sternchen hinter meinen Augenlidern zu sehen.   Sein Atem geht immer noch schwer, als er mir ein paar Tropfen seines Saftes von meinem Kinn mit dem Daumen wischt und diesen dann in meinen Mund drückt, damit ich auch den kleinsten Rest schlucke. „…das war… sehr gut… Niko…“, haucht er etwas angestrengt und lächelt, und zwischen meinen Beinen ist es mittlerweile so unfassbar eng. „Möchtest du... auch… kommen?“, hakt mein Master plötzlich unerwartet nach und mein Herz bleibt dabei vor wunderbarer Anspannung fast stehen.   „…O Gott, ja…! Bitte, bitte, bitte!“, flehe ich regelrecht.   „Ja? Willst du… dass ich dich mit einem süßen Spielzeug… ficke, und dabei deinen Schwanz massiere…? Oder soll ich dir auch einen blasen… Na? Was willst du…?“, neckt er mich verspielt und dabei immer noch etwas atemlos und streicht dabei zärtlich über meine Wange, sein nasses und mittlerweile wieder weiches Geschlechtsteil immer noch direkt vor meinen Augen.   „…ich will, das was du willst…“, presse ich demütig hervor und stöhne fast schon dabei, weil Erregung in meine Mitte rast und physisch an ihrer Entladung gehindert wird. Christopher lacht – und auch dieses Mal hat das Geräusch nichts mit Freude zu tun, ist gemein, triezend, schier diabolisch.   „Sehr gut, Niko“, lobt er mich und verpasst mir eine harte Ohrfeige. Ich zische auf und denke mir, dass ich damit eigentlich hätte rechnen sollen. „Ich erinnere dich an deine eigenen Worte: Ich möchte, dass du mich weiter keusch hältst und mich weiter quälst und reizt und geil machst und mich dann wieder kalt abblitzen lässt und mir meinen Orgasmus verwehrst“, äfft er mich übertrieben nach und lacht dabei. Dann schubst er mich zur Seite und ich zische auf vor Schmerz, der durch den Kontakt meines hinteren Körpers und der Matratze hervorgerufen wird, während Christopher wieder in seine Schlafhose steigt. „Und genau das, mein Schatz, will ich und werde ich tun“, beendet er seinen Satz und grinst mich triumphierend an.   Ich schlafe diese Nacht mal wieder kaum. Aber nicht, weil ich düstere Gedanken hege, sondern weil ich immer wieder durch die Schmerzen an meinem Hintern und Rücken aufwache – und weil ich so viele erotische Träume habe, die darin resultieren, dass sich mein Schwanz aufrichten möchte und natürlicherweise daran gehindert wird.   Am nächsten Morgen bin ich somit vor dem Wecker klingeln wach und möchte meinem Freund einen angenehmen Wochenstart bereiten, der trotz seiner diversen Ankündigungen, mich am Sonntag nicht mehr so hart ranzunehmen, genau das zu meiner übergroßen Freude getan hat. Offensichtlich hat er sich meine Worte doch zu Herzen genommen. Diejenigen, mit denen ich ihn jüngst um einen härteren Umgang gebeten habe, und diejenigen, mit denen ich schon davor geäußert hatte, dass ich es schlichtweg genieße, in der Uni nach einem harten Spanking nicht ohne Pein sitzen zu können – weil ich so den ganzen Tag über, auch wenn wir voneinander räumlich getrennt sind, seine Macht über mich spüren kann und das mittlerweile auch einfach für mein Wohlergehen brauche.   Die warmen Wasserstrahlen der Dusche sind eine kleine Tortur, aber die Salbe gleicht es etwas aus. Während diese einzieht, bereite ich meinem Master sein Frühstück vor, und als dieser aus dem Bad kommt, ist alles bereits fertig. Er setzt sich nach einer knappen Begrüßung mit seinem Tablet an den Frühstückstisch und ich gieße ihm seinen heißgeliebten Kaffee ein.   Ich muss erst später zur Uni, daher setze ich mich nicht zu ihm, um ebenfalls zu frühstücken, sondern knie mich neben seinem Stuhl hin, die Schürze längst wieder abgelegt und mein Leib komplett entkleidet. Einige Momente später findet sich deine Hand in meinem Haar wieder, und er beginnt, mir zärtlich übers Haupt zu fahren, während er höchstwahrscheinlich seine E-Mails liest. Er redet nicht mit mir. Muss er auch nicht. Er muss sich auch nicht fürs Frühstück bedanken. Wenn überhaupt, müsste ich mich bei ihm bedanken – dass ich ihm die erste Mahlzeit des Tages zubereiten darf.   Bei diesem Gedanken strömt angenehme Wärme durch meinen Körper, und ich frage mich kurzzeitig, wie ich überhaupt behaupten konnte, dass seine herrische Fassade einen Riss bekommen hätte. Ich sehe Christopher nach wie vor als meinen knallharten Master an, dem ich dienen darf. Das spricht mich auf extrem vielen Ebenen an und stimmt mich glücklich.   „Ich habe dir deine Klamotten für heute rausgelegt“, erklärt er mir nach dem Essen nüchtern und erhebt sich.   „Danke, Christopher.“   „Nach deinem kleinen Treffen mit Frank heute, erwarte ich dich um spätestens 19 zu Hause. Unabhängig davon, ob ich dann bereits hier bin. Denk dran: Ich kann das jetzt jederzeit ganz leicht überprüfen“, erinnert er mich und in seiner Stimme schwingt etwas Zufriedenes mit. Ich grinse ganz leicht. Dieser GPS-Kram ist einfach so abgefahren.   „Ja, Christopher“, bestätige ich.   …und als ich dann, nachdem ich meinem Herrn einen Abschiedskuss gegeben habe, ins Schlafzimmer gehe, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. „…das ist nicht dein Ernst…“, murmele ich und schaue die Unterwäsche für den heutigen Tag an, die mein Master für mich gewählt hat. Dass sie für Frauen ist, überrascht mich im Zuge meiner harten Bestrafung nicht mehr. Dass dieses Mal Strapse dabei sind – schon. „Was zur Hölle…“ Ich muss lachen.   Und dann ziehe ich das fremdbestimmte Outfit an. Kapitel 44: 44 -------------- 44 Frank schleppt mich nach der Uni in den neuen Cocktailladen in der Nähe des Hauptbahnhofes und ich bin froh, dass Christopher meine Wangen gestern ausreichend mit abschwellender Salbe behandelt hat. Weder meine Kommilitonen noch mein alter Schulfreund können heute auch nur erahnen, dass mein Freund mich am Vortag so heftig ins Gesicht geschlagen hat – und somit kann dieses Treffen, dem ich regelrecht entgegengefiebert habe, auch stattfinden: Frank will mir heute endlich seine neue Freundin vorstellen und ich kann das kaum erwarten.   Im Gegensatz zu seiner damaligen unterbelichteten Partnerin Sarah ist seine neue Flamme pünktlich. Die Bedienung hat es noch nicht einmal geschafft, uns nach der herzlichen Begrüßung die Karte mit den Drinks zu bringen, da steht Lisa schon an unserem Tisch und Frank springt begeistert auf, nimmt sie mit einem schüchternen Kuss auf den Mund in Empfang und ich schwöre: beide laufen dabei ein wenig rot an.   Ob Christopher und ich auf andere in unserer Anfangszeit auch so verknallt gewirkt haben?   „Hi, ich bin Lisa, Franks Freundin“, stellt sich die junge Frau gar stolz vor und ihr Handschlag ist fest. Sie hat schulterlanges, naturrotes Haar und ihr Gesicht ist voller Sommersprossen, die kein Makel sind, sondern ihre Schönheit unterstreichen. Sie trägt kein Make-up, hat sich offensichtlich nur die Wimpern etwas getuscht, aber mehr braucht sie meiner Meinung auch nicht. Sie ist schlank, oder eher gesagt sportlich, und hat ein ansteckendes, natürliches Lachen. Sie ist furchtbar nett, ohne aufgesetzt zu wirken und erscheint mir gebildet, ohne sich darauf etwas einzubilden.   Wir trinken einen Mai Tai und sprechen über die hässlichen Räumlichkeiten der Uni – Lisa studiert Deutsch und Englisch auf Lehramt – und den seltsamen Flashmob, den der Asta vergangene Woche organisiert hat, der aussah wie eine Mischung aus Yoga und Ausdruckstanz zu seltsamen indischen Klängen und dessen Hintergrund wir noch immer nicht so ganz kapiert haben. „Lisa steht übrigens auch auf Horrorfilme“, verrät Frank plötzlich – und dann sind wir nicht mehr zu bremsen. Es ist ein schönes, lockeres Gespräch, das wir hier führen. Ich bin sofort warm geworden mit Lisa und sie offenbar auch mit mir. Doch eine Sache bringt mich bei unserem netten Plausch fast um den Verstand – und sie hat nicht direkt mit der Herzdame von Frank zu tun.   So angenehm unsere Konversation auch ist, bin ich doch die ganze Zeit etwas angespannt. Zum einen, weil Sitzen mir immer noch nicht wirklich leicht fällt und ich mein Gewicht ständig von einer Seite auf die andere Seite verlagern muss, um es wirklich auszuhalten, und zum anderen, weil ich bei jeder dieser Bewegungen die Strapse unter meiner Hose spüre, die leicht verrutschen, sowie die dünnen knielangen Strümpfe, die von ihnen in Position gehalten werden und sich seltsam an meiner Haut anfühlen.   Der Gedanke daran, dass ich diese peinliche Unterwäsche in einem öffentlichen Raum trage – und dann noch in Begleitung von Menschen, die ich kenne – ist furchtbar aufregend und macht mich ziemlich nervös. Insbesondere, als ich zur Toilette gehe und Dank des Automatismus meines Körpers oder Hirns zunächst das Pissoir ansteuere, um mich dann sofort auszubremsen und in eine der Kabinen zu huschen.   Ich frage mich, was wohl Franks Reaktion wäre, würde er mich in den Strapsen sehen. Kaum habe ich diesen Gedanken in meinem Inneren formuliert, läuft es mir eiskalt den Rücken runter und etwas zieht sich unschön in meiner Brust zusammen. Ich bin sicher, dass ich nun rot anlaufe.   Das wäre so unheimlich peinlich… Das darf einfach niemals passieren.   Als ich zum Tisch zurückkehre sammelt die Bedienung unsere leeren Gläser ein und wir bestellen eine weitere Runde. Lisa erzählt etwas von ihrer Katze Ruby, als mein Handy vibriert. „Sind die Cocktails in der Lemon Lounge wirklich so gut wie die Google-Bewertungen suggerieren?“, fragt mich mein Freund in einer Textnachricht, und ich bin im ersten Moment perplex, dass er weiß, wo wir sind. Den Namen der Bar hatte ich ihm nämlich noch gar nicht genannt, weil Frank mich mit dem Besuch ja überrascht hat und ich noch gar nicht dazu gekommen bin, Christopher meinen Aufenthaltsort mitzuteilen; und dann fällt es mir wieder ein: die GPS-Überwachung.   Ich muss grinsen und antworte gehorsam, dass der Mai Tai hervorragend schmeckt. Dann kribbelt es regelrecht in meinen Fingern, als ich meinen Herren frage: „Wie viele Cocktails darf ich heute eigentlich trinken?“   Christopher braucht nicht lange, um mir zu antworten. „Einen, Niko.“   Mein Herz beschleunigt sein Klopfen. „…hab aber gerade schon den zweiten bestellt…“   „Dann stornierst du diese Bestellung, überlässt ihn Frank oder lässt den Drink unangerührt stehen.“   Diese Situation, in die mein Master mich manövriert hat, ist eine etwas Heikle, denn natürlich werden Frank und Lisa irritiert sein, egal, welche dieser Optionen ich wähle. Schließlich habe ich das weitere Getränk eben euphorisch geordert. Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera, die Christopher mir lässt – und das weiß er. Allerdings hätte ich ihn ja auch vor dem Ausflug in die Bar fragen können, wie viele Drinks ich mir genehmigen darf. Und habe ich das getan? Nein. Jetzt habe ich also den Salat…   Mit was für einer Erklärung kann ich überhaupt um die Ecke kommen, frage ich mich, als ich zum Tresen blicke und erkennen kann, dass unsere Getränke bereits in der Mache sind. Option eins ist somit vom Tisch. Höchstwahrscheinlich hätte ich mich aber sowieso nicht für jene Variante entschieden, weil sie zu viel Aufmerksamkeit auf sich zieht und mich umgehend in Erklärungsnot bringen würde.   Mein alter Schulfreund erzählt etwas von seinem Studium, und ich wäge meine weiteren Möglichkeiten ab. Die unausgesprochene Option wäre, meinen beiden Abendkameraden wahrheitsgemäß zu erklären, dass mein Freund mir den zweiten Cocktail verboten hat. Aber was wäre wohl die Reaktion darauf? Empörung, Unglaube und Wut auf Christopher? Ohne weit auszuholen und die Natur unseres Zusammenseins zu erklären – wahrscheinlich. Und dies zu tun steht nun mal außer Frage. Die Drinks wandern auf unseren Tisch und die Bedienung füllt die kleine Snackschüssel mit neuen Erdnüssen. Die Strapse fühlen sich seltsam an meiner Haut an und ich frage mich, ob man mir ansieht, wie unangenehm mir das Ganze momentan ist.   Während unserer folgenden Konversationen nippe ich nur ein paar Mal an meinem Getränk, sodass es nicht sofort auffällt, dass ich nicht mehr weitertrinken will, und lasse es dann irgendwann einfach unkommentiert auf dem Tisch stehen. Frank und Lisa haben ihren Cocktail fast leer, als mein Schulfreund mich schließlich etwas irritiert fragt, ob etwas mit meinem nicht stimme. Schließlich ist mein Glas im Grunde genommen noch voll. Ich zucke mit den Schultern. „Irgendwie macht mein Magen das plötzlich nicht mehr mit“, lüge ich, und das Konstrukt wird von den beiden angenommen. Frank schnappt sich mein Glas, um es zu letztendlich statt meiner zu leeren.   Als ich mich dann zeitnah verabschiede, ist das Power-Pärchen ziemlich enttäuscht. Aber sie wissen ja auch nicht, dass mein Master mir eine Deadline gesetzt hat, und dass es beim Nichteinhalten unangenehme Konsequenzen für mich geben würde…   Ich spüre beinahe schon einen Schub Euphorie, als ich auf die Minute genau die Tür aufschließe und unsere Wohnung betrete. Christopher wartet bereits auf mich, hat wahrscheinlich per App meinen Nachhausweg verfolgt, lehnt lässig an der Wand im Flur, die Arme vor der Brust verschränkt. Hält den Kopf schief und beobachtet mich, während ich mich meiner ganzen Kleidung entledige. Als ich die Strapse lösen will, hält mein Master mich auf. „Die behältst du erstmal brav an“, instruiert er, und ich spüre schon wieder, wie sich ein dezenter Rotschimmer auf meine Wangen legt.   Vielleicht mögen diese Dinger ja an Frauen toll aussehen, ich kann das nicht so gut beurteilen, weiß nur eines: Ich sehe in Strapsen einfach nur dämlich aus; gepaart mit dem knappen Damenhöschen, aus dem meine Hoden rausrutschen, einfach nur furchtbar lächerlich. Ein bisschen wie eine super schlecht gemachte Anfänger Drag-Queen, die es einfach noch nicht draufhat und die ersten Frauenklamotten anprobiert, ohne den Rest ihres Auftretens anzupassen.   Ein kleiner, tröstlicher Gedanke streift jedoch mein Hirn, während ich in diesem halbnackten Aufzug auf Knien darauf warte, dass mein Master aus dem Schlafzimmer wieder zu mir kommt, wo er gerade meine abgestreiften Klamotten deponiert: Immerhin zwingt Christopher mir nicht dazu, High Heels zu tragen.   …im nächsten Augenblick frage ich mich allerdings, ob mein Freund meine Gedanken wohl lesen kann, denn als Herr Lang sich wieder vor mir aufbaut, lässt er etwas Schweres direkt vor mir auf den Boden fallen. Der dumpfe Knall erschreckt mich, und als sich meine Augen automatisch auf das betreffende Objekt richten, fallen sie mir fast aus dem Kopf: Christopher hat mir tatsächlich ein Paar dunkler Damenhalbschuhe mit einem Zehnzentimeter-Absatz vor die Nase geknallt.   …das ist doch nicht sein Ernst…?!   Ist es doch.   „Anziehen.“   Christophers Stimme ist so unheimlich dunkel und streng, und ich kann diesem Klang einfach nicht widerstehen. Er könnte mir in diesem besonderen Tonfall befehlen, meine Schnürsenkel zu essen oder den Mensaboden abzulecken oder von mir aus auch, mir einen Kerzenständer reinzuschieben – und ich würde es automatisch tun. Und so gehorche ich auch jetzt.   Allein in die Schuhe zu steigen, die sich meiner Meinung nach Pumps schimpfen, ist ein regelrechter Drahtseilakt und ich benötige die Hilfe des Schuhlöffels und muss mich an der Wand abstützen. Christophers prüfenden Blick dabei auf mir zu spüren, macht die Sache nicht leichter, steigert nur meine Nervosität sowie mein Schamgefühl. Die Dinger quetschen meine Zehen unbarmherzig zusammen und mein Fußballen beginnt fast sofort zu schmerzen durch diese seltsame Streckung dank der hohen Absätze. Ich bin noch nicht einmal einen Schritt gelaufen und fühle mich schon so, als würde ich mich gleich auf die Fresse legen. Ich kann kaum mein Gleichgewicht halten, meine Beine wackeln regelrecht, als wäre ich ein Anfänger auf Stelzen.   „Komm her, Schätzchen“, zieht mein Freund mich mit gespielt zuckersüßer Stimme auf und streckt die Hand nach mir aus.   Ich hole tief Luft, ehe ich den ersten Schritt mache – und sehe dabei wahrscheinlich wie ein Storch aus, der sich seinen Bauch nicht mit Kröten, sondern fermentierten Früchten vollgeschlagen hat und nun nicht mehr weiß, wo unten und oben ist, und besoffen durch die Gegend auf seinen viel zu langen Beinen mit seinem viel zu langen Schnabel taumelt. Ich versuche die Balance zu halten mit weit ausgestreckten Armen, die mich aussehen lassen, als würde ein Kleinkind ein Flugzeug imitieren, doch es gelingt mir nicht. Nach zwei, drei, vier Schritten, gibt mein Körper einfach auf, schwingt von nach links und rechts, wie eine Boje auf unruhiger See. Meine Arme wirbeln in alle Richtung, und dann verliere ich vollends das Gleichgewicht. Ehe ich auf dem Boden aufprallen kann, ist Christopher mit einem Satz bei mir und fängt mich auf. Instinktiv klammere ich mich an ihn, als er mich mit seinen starken Armen wieder auf meine Beine manövriert und… sich dabei totlacht. „Ungefähr so hatte ich mir das vorgestellt…“, gesteht er fies.   „Ich dachte, das soll sexy sein…!“, zicke ich ihn in meiner Frustration über das Beinahe-Hinfallen regelrecht an, und frage mich im nächsten Moment, inwieweit Christopher diesen verbalen Ausbruch wohl bestrafen wird, mir auf die Zunge beißend.   Sein Lachanfall ist mittlerweile verebbt, aber auf seinen Lippen hängt noch immer ein seichtes Grinsen nach. „Das soll nicht sexy sein, Niko“, korrigiert er mit dunkler Stimme, in der auf jeden Fall Erheiterung mitschwingt – und etwas Düsteres. „Das soll degradierend sein. Und das ist es, oder nicht…?“   „…ja, Christopher“, antworte ich wieder gehorsam und schlucke. Christopher scheuert er mir eine – und muss mich abermals harsch am Arm packen, damit ich von diesem heftigen Hieb nicht erneut fast umkippe. „Entschuldigung, Christopher“, murmele ich und starre den Boden an.   „Hast du wirklich nur einen Cocktail getrunken?“, erkundigt er sich dann, gar nicht mehr auf meinen Fast-Sturz oder Kommentar eingehend.   „Ja, Christopher.“   „Gut. Wie bist du den zweiten losgeworden?“   „Ich habe nur ein paar Schlücke davon genommen und ihn dann einfach auf dem Tisch stehen lassen mit der Ausrede, der Alkohol würde meinem Magen nicht guttun. Irgendwann hat Frank sich ihn geschnappt.“   Christopher schweigt, und je länger er das tut, desto nervöser werde ich, weil das ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass etwas nicht stimmt und Herr Lang unzufrieden ist. „Sieh mich an“, fordert er mit strenger Stimme und ich hebe meinen Blick, wenig überrascht, in erzürnte Augen zu blicken. „Das heißt, du hast mich eben angelogen, Niko“, stellt er nüchtern fest.   „…was? Nein! …Christopher“, kommt es schwach von mir. Im nächsten Augenblick zische ich schon laut auf, weil er mir forsch ins Haar greift und meinen Kopf an meinen Strähnen schmerzhaft nach hinten zieht. Er schließt die minimale Distanz zwischen uns durch einen einzigen Schritt, und mein fast gänzlich entkleideter Leib kollidiert mit seinem. Instinktiv kralle ich mich auf meinen wackeligen Beinen erneut an seinem weißen Hemd fest und blicke in das arktische Meer, das so oft meine Sinne betört.   „Du wagst es tatsächlich, mir zu widersprechen…“, entgegnet er, seine Worte ein gefährlicher Sing-Sang, der meine Kehle beinahe unmittelbar austrocknen lässt. „Niko, sagtest du nicht eben, du hättest nur einen Cocktail getrunken?“   „…ja, Christopher“, hauche ich angestrengt, weil seine Finger noch immer an meinen Haaren ziehen.   „Und hast du danach nicht direkt zugegeben, du hättest dann noch vom zweiten Cocktail getrunken…?“   „…das waren aber nur ein paar kleine Schlücke“, wende ich schwach ein.   „Und wie viele genau?“   Ich krame panisch in meinem Gedächtnis. „Zwei… oder drei?“   „Denk nach…“ Seine Fingernägel der linken Hand bohren sich jetzt zusätzlich in meine Seite.   „Drei!“, schreie ich beinahe schon und der Druck auf meine Seite gibt nach.   Ich kann Christophers heißen Atem an meinen Lippen spüren. Durch den Absatz der Höllenschuhe muss er sich dafür kaum zu mir herunterbeugen. „Und seit wann ist drei gleich null?“, zieht er mich auf – und ich verstehe. „Brauchst du jetzt auch noch Nachhilfeunterricht in Mathe…?“   „Nein, Christopher. Entschuldige, dass ich nicht präzise war.“   Christopher gibt einen genervten Zischlaut von sich und stiert mich giftig an. „Ich habe dir gesagt: einen Cocktail und dir sogar mehrere Wege aufgezeigt, den zweiten wieder loszuwerden. Aber du ignorierst meinen Befehl und bedienst dich schamlos an einem weiteren Drink – und lügst mich auch noch an“, trägt er mir meine Vergehen im belehrenden Ton vor.   „Entschuldige, Christopher. Das war nicht richtig.“   „Für Reue ist es jetzt ein bisschen zu spät.“   „…ich weiß…“   „Wenn du das weißt, warum hast du dann überhaupt gegen meine Anweisungen verstoßen?“   „…weil ich ungehorsam bin…“   „Und was macht man mit ungehorsamen Bengeln?“   „…sie bestrafen…“   „Bingo. Ergo wirst du in den nächsten zwei Monaten nur Alkohol trinken, wenn ich dabei bin, und auch dann nur, wenn ich es dir ausdrücklich erlaube. Hast du das verstanden?“, haucht er bedrohlich gegen meine Lippen   „Ja, Christopher!“   …die ganzen anstehenden Sommertreffen mit Markus, Paul und Co werden hart. Aber: Ich habe es nicht anders verdient.   „Gut. Und jetzt komm mit in die Küche. Aber zieh vorher lieber die Schuhe aus“, fügt er leicht amüsiert hinzu. „Ich will nicht, dass du dich aus Versehen noch umbringst.“ Christopher ist ein harter Master, aber eben auch ein guter: Wenn etwas zu unsicher wird, bricht er es ohne zu Murren ab. Egal, ob ihm das gefällt oder nicht. „...ist alles okay, oder tut irgendetwas weh?“, erkundigt er sich dann noch.   Ich schüttel den Kopf. „Nein, alles okay, Christopher.“ Er nickt.   Mit hochrotem Kopf steige ich also aus den Höllenpumps, ein wenig enttäuscht, dass ich es nicht hinbekommen habe, in ihnen zu laufen, und folge meinem gnädigen Herrn in die Küche, wo schon die nächste, höchst unangenehme Überraschung auf mich wartet. Ich muss dieses Mal zwar nicht kochen, dafür hat Christopher mir etwas so Horrendes kredenzt, dass sich mein Magen nur beim Anblick und Geruch zusammenzieht. Die grüne Pampe im Suppenteller ist genau das, was ich befürchte: Brokkoli-Creme-Suppe.   Brokkoli. Eine Anspielung auf unser beklopptes Safeword. Das Gemüse, das ich am meisten hasse.   Ich lache beinahe auf, als Christopher mir einen guten Appetit wünscht und erinnere mich an seine Worte aus unserer Anfangszeit: „Ja, ich bin dein Master, aber ich bin dadurch ja kein Unmensch, der dich zu irgendwelchen Sachen zwingen wird. Weder, dass du deinen Spinatauflauf aufisst, noch, dass du dich in einen Ganzkörperlatexanzug zwängst.“   Spinat hasse ich in der Tat noch immer. Ganzkörperlatexanzüge dagegen nicht. Und diese anfängliche softe Behandlung meiner haben wir Gott sei Dank auch schon längst hinter uns gelassen, bereits etliche Grenzen gemeinsam durchbrochen. Mein Master zwingt mich mittlerweile zu Dingen, die mir nicht gefallen – weil ich es will. So wie jetzt.   Die Suppe ist in der Tat grässlich. Aber ich befolge seinen Befehl, den ganzen Teller gefälligst aufzuessen, zwinge mir mein verhasstes Lebensmittel mit versuchter stoischer Miene rein. Auch, weil ich heute Abend nichts anderes zu essen bekommen werde – so lautet eine weitere Androhung Christophers, die er definitiv in die Tat umsetzen wird – und weil mein Herr mir eine Nacht in der Box angedroht hat, sollte ich sein mit so viel Liebe zubereitetes Gericht verschmähen.   Ins Bett lässt er mich diese Nacht dennoch nicht: Eine Strafe fürs Anzicken nach meinem Beinahe-Sturz, wie er sagt, die ich stillschweigend und ohne jeglichen Protest ertrage. Der Schlafzimmerboden ist zwar hart und der Schlaf darauf alles andere als erholsam, aber es ist ja auch nicht so, als würde ich zum allerersten Mal auf ihm nächtigen – und verdient habe ich diese Behandlung.   ~~~   Als ich am kommenden Tag durch das Weckerklingeln erwache, überkommt mich eine große Welle freudiger Aufregung, wie damals als Kind am Weihnachtsmorgen, als alles noch einigermaßen in Ordnung war innerhalb unserer keinen Familie, die schon längst keine mehr ist. Doch die Gedanken an meinen Vater, der weiterhin schweigt, schiebe ich ganz schnell wieder beiseite und fokussiere mich stattdessen auf den Ursprung meiner morgendlichen Emotionen. Christopher scheint meine Wünsche nach einer insgesamt härteren Behandlung rigoros durchzuziehen, und so frage ich mich natürlich: Was hat mein Master als Nächstes mit seinem frechen Sklaven vor?   Die Antwort lautet: So einiges.   Zum einen bestückt er meinen nackten Oberkörper nach unserer schnellen gemeinsamen Dusche, die dieses Mal tatsächlich einzig und allein der Körperhygiene dient, mit einer wunderschönen Seilkonstellation. Die schwarze Schnur, die einen herrlichen Kontrast zu meiner hellen Haut bildet, windet sich um meine Schultern und mehrfach um meine Brust, samt ästhetischer Knoten. Sie schränkt mich in keiner Weise in meiner Bewegung ein, ist einfach nur besondere Zierde – und soll mich, versteckt unter einem weiten T-Shirt, den ganzen Tag daran erinnern, wer ich bin: Christophers Sklave.   Als ich mich im großen Spiegel in unserem Flur kurz vor unserem gemeinsamen Start in den Uni- und Arbeitsalltag betrachte, frage ich mich, ob meine Kommilitonen die Seilkonstruktion unter meiner Kleidung erahnen können. Doch selbst ohne die dünne Strickjacke, die ich später bei angekündigten 25 Grad ablegen werde – den ersten, fast schon verzweifelt erwarteten sommerlichen Temperaturen des Jahres – muss man schon ganz genau hinsehen und das Shirt auch dementsprechend über meine Haut spannen, um die Abdrücke der Schnur zu erkennen, finde ich.   Christopher tritt von hinten an mich heran und unsere Blicke treffen sich im Spiegel. Seine Lippen formen ein verheißungsvolles Grinsen, ehe er seine Hände auf meine Hüften legt und dann ohne Vorwarnung in meinen Hals beißt. „Ahhh…!“, zische ich auf, und mein Master beginnt an der sensiblen Haut zwischen seinen Zähnen zu saugen. Sein Mund löst sich erst nach einer gefühlten Ewigkeit mit einem schmatzenden Geräusch, und erst dann begreife ich so richtig, was er soeben getan hat: Christopher hat mich markiert – mit einem während der nächsten Minuten und Stunden wachsenden Knutschfleck.   „Wir müssen los“, bestimmt er und schiebt mich, seine Hand schwer in meinem Nacken ruhend, einfach aus der Wohnung.   …ein dämliches Frauenhöschen trage ich natürlich auch heute. Einen blauen Tanga aus Spitze, der sich fies in meine Ritze frisst und mein noch immer verpacktes Geschlecht eher schlecht als recht im Zaum hält. Aber ich ertrage das, will Christopher mit Stolz erfüllen, protestiere nicht, zicke nicht rum. Es reicht, dass ich ihm am Vortag so schamlos wegen der Cocktails angelogen habe, anstatt den Drink, wie vorgeschlagen, einfach unangerührt stehen zu lassen. Das war falsch und meine Strafe ist angemessen.   Christopher setzt mich an der Uni ab, und als er beim Anhalten auf sein Mobiltelefon schaut, erkenne ich, dass das Display keine Risse mehr hat. „Dein Handy ist ja wieder heile“, kommentiere ich, und mein Freund streift mich mit einem kurzen, eher desinteressierten Blick, ehe er ihn wieder auf den intakten Bildschirm richtet. „…war es sehr teuer?“   „Knapp 200 Euro“, entgegnet mein Master blasiert und ohne mich anzusehen.   „Mist…“ Doppelt so viel wie erwartet. Ich möchte mich am liebsten selbst ohrfeigen dafür. „Tut mir leid…“   „Ich weiß. Und jetzt beweg deinen Arsch zur Vorlesung, du undankbarer Bengel!“, schimpft er und löst demonstrativ meinen Anschnallgurt. Seine Augen strahlen absolute Kälte aus, was sich unmittelbar in meiner Mitte entlädt, und ich fliehe regelrecht aus dem BMW, bevor ich ernsthafte Probleme zwischen meinen Beinen bekomme.   ~~~   Die erste Vorlesung zieht sich wie Kaugummi und Paul scheint schon wieder Frustsaufen wegen Mareike betrieben zu haben, pennt tatsächlich ein und wird vom Prof vor die Tür gesetzt. Als Markus – der mich natürlich wegen der deutlichen Markierung an meinem Hals aufzieht und fragt, ob Christopher und ich dämliche Teenager seien – mit mir zum nächsten Seminar schlendert, brechen wir am Ende vor Freude fast in Tränen aus: es ist gecancelt, weil besagter Prof krank ist. Und weil wir auch die nachfolgenden Veranstaltungen mit ihm gehabt hätten, bedeutet dieser Umstand, dass wir den Rest des Tages frei und somit enorm viel Zeit zur Verfügung haben.   Markus fragt mich, ob wir was unternehmen wollen, doch ich verneine. Denn ich möchte die freigewordenen Stunden für meinen Herren nutzen, meinen verkackten Kochversuch wiedergutmachen. Das Handy in der Hand und darum betend, dass Christopher meinen Standort nicht checkt und sich damit meine geplante Überraschung für ihn selbst versaut, steuere ich den Supermarkt unweit unseres Wohnhauses an und freue mich wie blöde, als ich zwei Schalen frischer Blaubeeren ergattere, die herrlich duften.   Eine halbe Stunde später lege ich alle benötigten Zutaten sowie Backutensilien bereit und gehe noch einmal das Rezept durch. Im Grunde genommen ist es sehr einfach und alles ist einleuchtend. Es klingt jedenfalls deutlich einfacher als der ganze Jamie-Oliver-Kram und ich muss hier auch nur einen Timer stellen. Meine Mutter hat mir gesagt: Halt dich genau ans Rezept und die Backzeit, und es wird nichts schief gehen – und ich glaube ihr.   Zwei Stunden später mache ich mich mit den Öffis auf den Weg, bewaffnet mit zwei riesigen Tupperware-Behältern die mein Backwerk enthalten: Blaubeermuffins mit Streuseln. Ich möchte mich ja nicht selbst in den Himmel loben, aber ich musste gleich zwei davon selbst verspeisen, weil sie nicht nur göttlich riechen, sondern auch genauso schmecken. Ich bin aufgeregt wie vor einer Fahrt mit der weltgrößten Achterbahn, je näher ich Christophers Büro komme.   Glück habe ich auch, denn mein Master hat weder einen Kontrollanruf getätigt noch über meinen Standort gemeckert. Höchstwahrscheinlich hat Herr Lang heute zu viel um die Ohren. Die Bestätigung dieser Theorie hole ich mir wenige Augenblicke später in der Kanzlei ab, die momentan einer Baustelle gleicht. Überall stehen Umzugskartons herum. Irgendwelche Menschen im Blaumann tragen Leitern durch die Gegend, Leute in Anzügen Akten und Elektronik, und ich checke schnell, dass die Anwälte die Räume nebenan dazu gemietet haben, wo vorher noch eine Versicherung ihr Unwesen getrieben hat.   Johanna beendet gerade ein Telefonat mit angestrengtem Seufzen und schreit dann eine junge blonde Frau an, dass sie den falschen Monitor in den Händen hält, und der zu Hans und nicht zu Henning ins Büro soll, ehe sich ihre müden Augen auf mich legen und ihr Blick umgehend weicher wird. Als ich vor ihr stehe, lächelt sie schon herzlich. „Mensch, Niko! Was für eine Überraschung! Ich habe dich gefühlte Ewigkeiten nicht mehr gesehen“, begrüßt sie mich. Ich sehe, wie ihr Blick zu meinem Hals wandert. Ein Kommentar folgt dem allerdings nicht.   „Ich dachte, ich schaue mal, was bei euch so geht. Ich habe auch Nervennahrung mitgebracht.“   Ich lasse sie in meine Tasche blicken und ernste ein entzücktes: „Wie lieb von dir!“ Die Dame sichert sich umgehend zwei der Muffins und weist mich an, den Rest gleich in der Küche zu deponieren. „Das ist der einzige Raum, in dem momentan kein Chaos herrscht…“, bemerkt sie mit einem schweren Seufzen. „Ich mache drei Kreuze, wenn das alles hier vorbei ist!“   Sie stellt das Telefon ab und nimmt es sich raus, kurz mit mir zu schnacken, informiert mich, was genau hier passiert, weil Herr Lang ja kaum ein Wort darüber verliert, und Johanna unheimlich gerne tratscht. In der Tat sind die angrenzenden Räumlichkeiten hinzugemietet worden. Die Steuerberater, von denen es nun zwei gibt, ziehen dort samt ihrer Angestellten ein. Die nunmehr vier Anwälte, erweitert durch Christophers Kommilitonen Henning, teilen sich die alten Räume neu auf. „Dein Mann behält natürlich sein Büro, aber der Pausenraum wird jetzt zum Konferenzzimmer und die Azubis ziehen um, weil Henning sich da jetzt einrichtet. Das ist vielleicht ein arroganter Schnösel! Und so herrschsüchtig. Ich weiß gar nicht, wie das sein kann, dass sich Christopher so gut mit ihm versteht. Nun ja. Ich muss ihn ja nicht mögen. Dafür ist die Gehilfin, die er mitgebracht hat eine ganz Liebe. Jedenfalls: Alles ist in Bewegung und nimmt einfach kein Ende. Und dann noch der ganze Papierkram, fürchterlich!“, meckert sie und futtert bereits ihren zweiten Muffin, den sie mit warmen Worten lobt und mich bittet, doch öfter mit solchen Leckereien vorbeizukommen.   Am Ende legen sich Johannas Augen erneut auf Christophers Hinterlassenschaft, und dieses Mal kann sie einfach nicht den Mund halten. „Hier, mein Süßer“, sagt sie und kramt etwas aus ihrer Schublade heraus. „Ich glaube nicht, dass Christopher unbedingt will, dass die Meute dich mit… diesem Ding an deinem Hals sieht…“ Sie bindet mir tatsächlich ein dünnes schwarzes Tuch um – und ich lasse das einfach mal so geschehen. Denn zugegebenermaßen hat Christopher mir diesen Knutschfleck mit der Absicht verpasst, dass ich so an der Uni rumlaufe, nicht aber in seinem Büro. Und auch wenn mein Master keinen Hehl daraus macht, dass er schwul und fest mit einem deutlich jüngeren Mann liiert ist, so hat er doch gewisse Grenzen, wenn es ums Berufliche geht.   Irgendwie fühle ich mich ein schlecht, dass ich nicht selbst daran gedacht habe…   Auf dem Weg in die Küche treffe ich auf einige bekannte Gesichter, und die dort schon beim Kaffeeautomaten versammelte Mannschaft stürzt sich direkt auf die mitgebrachten Muffins. Drei davon – die größten – bugsiere ich auf einen kleinen, für meinen Master vorgesehenen Teller und steuere, nachdem sich mir gleich zwei Fremde vorgestellt haben, deren Namen ich sofort wieder vergessen habe, endlich Christophers Büro an. Ich klopfe laut und es dauert zwei Sekunden, ehe das harte und zum Teil auch extrem genervte „Herein“ ertönt.   Als Christopher mich erblickt, blinzelt er und schleudert mir ein „…was machst du denn hier?!“ entgegen. Er klingt nicht gerade erfreut, mich zu sehen – aber auch nicht gerade erbost. Ich schiebe diese seltsame Tonlage einfach mal auf seinen aktuellen Stresspegel, den ich in diesem Umzugs- und Umbauchaos wohl auch hätte.   „Dich überraschen“, entgegne ich und Christopher blinzelt erneut.   „…hast du etwa die Uni geschwänzt, Freundchen?!“, faucht er und ich verziehe das Gesicht.   „Nein, habe ich nicht!“ Ich klinge zu patzig und bereue den Klang meiner Stimme unmittelbar, senke den Blick und füge eine ernsthafte Entschuldigung an. „Meine Vorlesungen sind ausgefallen, und da dachte ich mir, dass ich die Zeit nutzen und dir den Tag im wahrsten Sinne des Wortes versüßen könnte…“, erkläre ich, gehe zu seinem Schreibtisch, schiebe ihm dann den Teller mit den Muffins vor die Nase und wage es im selben Zuge, meinen Master wieder anzusehen.   Christopher beäugt das Gebäck und seine Gesichtszüge entspannen sich wieder. „Sorry“, murmelt er, „ich wollte dich nicht so anfahren.“   „Das ist dein gutes Recht“, entgegne ich und schenke ihm ein kleines Lächeln, das er auf der Stelle erwidert.   „Komm her“, weist er mich milde an, rutscht mit seinem Stuhl ein Stückchen vom Schreibtisch weg und deutet auf seinen Schoß, auf den ich mich nur wenige Sekunden später niederlasse und meine Arme um meinen Freund lege. Christopher tut es mir gleich und zieht mich gleichzeitig in einen zaghaften Kuss. Seine Augen bleiben an meinem Hals haften. „Ist das nicht Johannas Tuch?“, fragt er und ich nicke. „Hm…“, macht er nachdenklich. „Hat sie was Bestimmtes zum Knutschfleck gesagt?“   „Nur, dass du wahrscheinlich nicht möchtest, dass mich deine Kollegen damit sehen.“   Er seufzt. „Das stimmt wohl… Die Gute denkt einfach an alles“, murmelt er dann und sein Blick wandert irgendwann wieder zurück zu den Muffins. „Die sehen übrigens wirklich toll aus…“, kommentiert er. „Warte erst, bis du sie gekostet hast…!“ Ich greife nach einer der süßen Sünden und halte sie Christopher vors Gesicht, der nicht eine Sekunde zögert und direkt abbeißt. Ich muss dümmlich grinsen, weil das… Weil das einfach so total niedlich ist, wie sich mein Master hier von mir füttern lässt, und wie seine Augen strahlen, als er anfängt zu kauen.   „O Gott…!“, stöhnt er dann genüsslich, als er den ersten Bissen runtergeschluckt hat. „Woher hast du die?! Die sind… der absolute Hammer! Sind die von Borcherts?“ Er meint den Bäcker unten am Gebäude.   „Nein“, entgegne ich, lasse ihn ein weiteres Mal von meiner Kreation abbeißen und grinse dann triumphierend, als Christopher sogar die Augen beim Kauen schließt und total zufriedene Schnurrgeräusche von sich gibt, die mich zum lachen bringen.   „Jetzt sag schon. Woher hast du sie?“, fordert er mich auf, als er auch den zweiten Bissen vertilgt hat.   „Rate.“   Genieße ich diesen Moment gerade und möchte ihn deshalb in die Länge ziehen? Absolut.   Christophers Hirn rattert, ich kann das regelrecht sehen. „Hm“, macht er. „Irgendein neuer Bäcker in der Nähe des Campus?“   „Nein.“   „Hmmm… Konditorei Stehnmanns in der Innenstadt?“   „Nein.“   „Feinkostladen?“   „Nein.“   „…hat irgendeiner deiner Kommilitonen gebacken?“   „Nein. Aber… du bist schon mal auf dem richtigen Weg.“   Mein Freund runzelt die Stirn und ich kann mein dämliches Grinsen nun wirklich nicht mehr aus meinem Gesicht radieren. Plötzlich ist er ganz still. Die Puzzleteilchen scheinen sich in seinem Innern zusammengefügt zu haben und er fragt mich direkt: „…hast du die etwa gebacken?“ Ich nicke und platze dabei fast vor Stolz, bin so gespannt, was er dazu sagen wird. Dass sie ihm schmecken hat er mir ja nun mehr als deutlich klargemacht.   „Hab das Rezept von meiner Mutter bekommen. Ist super, oder?“   Christopher schweigt und betrachtet mich. Er scheint überrascht, und das kann ich ihm noch nicht einmal wirklich übelnehmen. „…die hast wirklich du gebacken…?“, wiederholt er etwas ungläubig.   „Ja, Christopher. Für dich, um das vermasselte Kochen wiedergutzumachen. Naja, und für deine Kollegen. Der Rest steht in der Küche. Ich dachte, ich tu euch allen Mal was Gutes. Ihr habt ja gerade so viel Stress…“   Mein Freund schweigt und ich werde langsam nervös. Wieso sagt er denn nichts? Glaubt er mir etwa nicht…? Als ich noch einmal beteuern will, dass ich ihn nicht anlüge und die Muffins wirklich selbst hergestellt habe, lächelt Christopher endlich. „Niko… die sind einfach nur köstlich. Wie… wie um alles in der Welt hast ausgerechnet du das hinbekommen?! Ich meine: Das ist nicht böse gemeint, aber du weißt ja selbst, dass du miserabel in der Küche bist…“   Wir lachen beide, und ich nehme ihm seinen Kommentar auch nicht böse. Er hat ja recht, und ich bin ja selbst total überrascht, dass ich das so gut gemeistert habe. „Irgendwie war das Backen echt einfacher. Vor allem, weil ich hier alle Zutaten einfach nur vermischen und in den Ofen packen musste.“   „…das macht man bei Kartoffelgratin allerdings auch, und wir wissen beide, wie das bei dir ausgegangen ist…“   Wir lachen erneut, und ich bin einfach so happy, dass die Muffins meinem Master so schmecken. Insbesondere nach dem aktuellen Kochdesaster… „Irgendwie scheint mir das Backen wohl mehr zu liegen.“   Christopher haucht mir einen Kuss auf die Wange. „Deine Muffins sind der Hammer, Baby“, flüstert er dann gegen meine Lippen, die er im nächsten Moment dann auch sofort mit seinen in Anspruch nimmt. Er schmeckt nach Blaubeeren und Vanille und ich genieße jede Sekunde, in der seine Zunge über meinen nassen Muskel streicht. Christophers Hände fahren währenddessen unter mein Shirt, streichen über die von ihm am Morgen platzierte Fesselung, gleiten zärtlich über meinen Rücken sowie meinen Unterleib, in dem es unmittelbar anfängt zu brodeln – definitiv ein Resultat der strikten Keuschhaltung meines Masters.   Unsere kleine Make-Out-Session wird vom klingelnden Telefon auf Christophers Schreibtisch unterbrochen und unsere Lippen trennen sich mit einem lauten Schmatzgeräusch. Christopher schiebt mich von seinem Schoß und die Reibung tut ein bisschen an meinem Hintern weh, aber ich beschwere mich nicht. Auf dem Display steht Johannas Name, die wahrscheinlich einen Anruf durchstellen will.   „…aha… ja… nein, jetzt nicht… in zehn Minuten… danke.“   Christopher legt auf und bedeutet mir, mich wieder auf seinen Schoß zu setzen, was ich natürlich umgehend tue. Seine Hände wandern wieder unter mein Shirt und sein Mund zu meinem Ohr. Er beginnt, an meinem Ohrläppchen zu knabbern und haucht dann lasziv in meinen Gehörgang: „…am liebsten würde ich dich jetzt direkt hier auf meinem Schreibtisch ficken…“   Liebe, oder in diesem Fall wohl eher Lust, geht wohl tatsächlich durch den Magen.   Seine Worte zaubern mir ein verruchtes Grinsen ins Gesicht. „Dann tu es doch…“, wispere ich, obschon ich weiß, dass Christopher es nie durchziehen würde. Meine Hosen in seinem Büro runterzulassen, um ihm einen Blick auf meinen beispielsweise keusch gehaltenen Schwanz zu gewähren – das ist etwas gänzlich anderes und durchaus hier schon öfter geschehen. Richtig angefasst hat mein Dom mich in seinem beruflichen Umfeld aber noch nie – oder selbst den Anzug abgelegt, um sich von mir anfassen zu lassen. Christopher ist zwar schon freizügig und küsst mich in der Öffentlichkeit, auch stürmisch, und führt mich in explizite Etablissements wie die Gerte aus, aber er hat – wie schon erwähnt – seine professionellen Grenzen, die er nicht durchbrechen wird. Egal, wie viel Zeit vergeht. Und das ist vollkommen verständlich. Er selbst würde seinen Kollegen, der es mit wem auch immer im Büro treibt, sicherlich auch direkt entlassen wollen…   „Werde ich. Allerdings zu Hause…“, säuselt Christopher und löst mit seinem Finger den lockeren Knoten des Tuches um meinen Hals, um sein morgendliches Kunstwerk zu bewundern, streicht mit seinen Fingerkuppen zärtlich über die gereizte Stelle, während es sich in meinem Unterleib verführerisch zusammenzieht.   Hat mein Master mir da tatsächlich Sex für heute Abend angekündigt? Ist dies eine Belohnung für die Muffins?   Oder spielt er gerade nur mit mir?   Gefühlt tausend Fragen schießen mir durch den Kopf, während Christopher mich schon wieder von seinem Schoß schiebt und nach dem angebissenen Muffin greift, um ihn im Rekordtempo zu vernichten. Ich schaue ihm dabei zu, während ich das Tuch wieder um meinen Hals binde. Dass ich richtig agiert habe, verrät mir Christophers zufriedenes Nicken, als er mich mustert – und sich dabei verführerisch die winzigen Kuchenreste von den Fingern leckt.   Will er mich damit scharf machen? Selbst wenn keine Intention dahintersteckt – er hat es getan.   „Danke für die Muffins, Niko“, wendet er sich wieder verbal an mich und seine Worte verursachen ein angenehmes Prickeln auf meiner Haut. Ich fühle mich wunderbar, bin so froh, dass ich meinem Master etwas Gutes tun konnte und mache beinahe Freudensprünge, als er mich ein weiteres Mal mit seiner warmen Stimme lobt. „Ich bin schwer beeindruckt von deinen Backkünsten.“   Ich weiß, dass diese Worte noch Stunden, wenn nicht Tage lang, in meinem Innern wiederhallen werden, dass ich sie wie eine Schalplatte immer und immer wieder in meinem Gedanken abspielen werde, weil sie so wunderschön sind.   „Danke, Christopher…“   „Ich würde dir ja jetzt gerne noch Henning und David vorstellen, aber ich erwarte ein sehr wichtiges Gespräch und die Jungs sind selbst gerade schwer beschäftigt“, erklärt mein Freund mir und wird vom klingenden Telefon unterbrochen. Er wirft mir einen entschuldigenden Blick zu und ich hebe beschwichtigend die Hand und deute gen Tür, was so viel heißen soll wie: Kein Problem, ich haue jetzt einfach ab und lasse dich in Ruhe arbeiten.   Mein Freund hat das Gespräch bereits begonnen, als ich die Tür leise hinter mir zuschließe und später im Flur beinahe mit Johanna zusammenstoße. Sie lacht und sagt mir, ich solle das Tuch erstmal behalten. Ich bedanke mich bei ihr und verabschiede mich, entfliehe diesem Chaos und kann ein Stück weit verstehen, warum mein Master in letzter Zeit so gestresst war.   Im Bus vibriert mein Handy, und ich lache beinahe laut auf – denn mein Freund hat mir ein Foto seines leeren Kuchentellers geschickt mit drei weinenden Smileys und der Nachricht: „Ich hab sie verputzt und in der Küche gab es keine mehr.“ Er ist echt süchtig nach Blaubeermuffins… und das veranlasst mich, einen erneuten Zwischenstopp beim Supermarkt einzulegen und zu Hause angekommen, ein weiteres und nur für meinen Master bestimmtes Blech zu backen. Dieses Mal sogar mit Streuseln und Glasur – weil ich weiß, was für ein Zuckermäulchen der süße Chris doch ist…   Wenn er wüsste, wie ich ihn in meinen Gedanken bezeichne, würde er wahrscheinlich einen harten Klaps auf den Po geben. Oder mir einen ebenso festen Schlag auf den Hinterkopf verpassen. Beides wäre mir recht.   Christopher ruft mich am frühen Abend an. Kurz nachdem ich meine Haushaltsrunde beendet und mir abermals vor Augen geführt habe, dass ich keine Putzfrau bin, sondern Christophers Sklave. Und auch keiner, der hier einfach nur sauber macht, sondern einer, der das Herz seines Masters erobert hat – so wie keiner zuvor. Nicht einmal Adrian.   Mein inneres Zusprechen bringt mir eine gewisse Genugtuung und erstickt sämtliche Anflüge von seltsamer Eifersucht direkt im Keim. Auch wenn da immer noch ein Teil von mir ist, der bei dem Gedanken an die Beichten meines Freundes vor wenigen Tagen weiterhin leidet und eine gewisse Kälte verspürt, wenn die Tatsache, dass mein Freund mir von Anfang an etwas verschwiegen hat, an die Oberfläche tritt, und…   Nein, ich will jetzt wirklich nicht mehr darüber nachdenken. Herrgott nochmal…!   „Was machst du gerade?“, erkundigt sich mein Freund.   „Ich wollte mir gerade den Fernseher anstellen.“   „Hast du die Wohnung geputzt?“   „Natürlich.“   „Gut.“   „Wann kommst du nach Hause?“   „Ich stelle hier die Fragen“, kommt es hart von meinem Master und ich halte beinahe schon die Luft an, gespannt, wohin diese Konversation uns führen wird. „Hast du schon was Warmes gegessen?“   „Nein.“   „Ist Thailändisch in Ordnung?“   „Thailändisch ist toll.“   „Dann hole ich uns was unterwegs raus.“ Es raschelt kurz in der Leitung und dann höre ich, wie eine Autotür zuknallt. Christopher ist also wohl gerade in seinen Wagen gestiegen. „Ich möchte, dass du in der Zwischenzeit eine Spülung machst.“ Es kribbelt überall und ich denke an seine verheißungsvolle Ankündigung im Büro. „Verstanden?“   „Ja, Christopher.“   „Dann weitest du deinen Arsch mit einer Extraportion Gleitgel und verschließt ihn mit einem Plug. Kapiert?“   „…ja, Christopher“, bestätige ich, meine Stimme nicht viel mehr als ein Hauchen, weil sich eine Unmenge verruchter Bilder in meinem Kopf abspielt. Ich bin schon eine ganze Weile nicht mehr gekommen und kann an kaum etwas anderes mehr denken als an dreckigen, harten Sex mit Christopher – der mich heute Abend offenkundig erwartet.   Ist es wirklich wegen der Muffins? Habe ich mir den Weg tatsächlich in sein Bett gebacken?   Grinsend mache ich mich ans Werk und warte einige Zeit später, wie angewiesen, kniend, nackt und mit einem hübschen Plug im Po an der Haustür auf die Heimkehr meines Masters. Christopher begrüßt mich nicht. Ich weiß nicht einmal, ob er mich ansieht, weil ich den Boden anstarre. Lausche, wie er aus seinen Schuhen schlüpft und sie achtlos in die Ecke pfeffert, damit ich sie später wegräume und vielleicht vorher sogar sauber mache, und dann den Flur hinabgeht Richtung Küche. Der Geruch des mitgebrachten Essens steigt mir kurz in die Nase und ich merke jetzt erst, wie hungrig ich eigentlich bin. Ich frage mich, wie Christopher wohl reagieren wird, wenn er die Muffins neben dem Herd entdeckt… Wenige Sekunden später bekomme ich meine Antwort.   „Steh auf und komm zu mir in die Küche“, befiehlt er, und als ich den Raum betrete, baut er sich vor mir auf, legt seine Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an. Unsere Blicke treffen sich und er lächelt zufrieden. „Ich sehe, du hast noch ein paar deiner Backwerke für mich aufgehoben…?“   „Ich habe sie nach meinem Besuch in der Kanzlei frisch gebacken, weil sie dir so gut geschmeckt haben und ich dich erneut überraschen wollte“, verrate ich ihm und sein Blick wird noch liebevoller. Er beugt sich zu mir herunter und küsst mich.   „Du bist wundervoll, weißt du das eigentlich?“, murmelt er, und ich lege meine Arme um seinen Nacken, und küsse ihn erneut.   „…ich weiß“, antworte ich dann keck, und Christopher legt seine Hände auf meine Hüften.   „Ich werde dich für deine Mühe belohnen. Allerdings mit einem kleinen Abzug“, kündigt er mit samtiger Stimme an und wendet dabei meinen Körper um 180 Grad, sodass ich ihm nun mit meinem Rücken zugewandt stehe. Im nächsten Moment schubst er mich leicht nach vorn und ich stolpere gegen den Küchentisch, über den mich mein Master brüsk beugt, seine linke Hand in meinem Haar, die rechte an meiner Hüfte. Mein Vorderkörper und mein Gesicht kollidieren mit einem leichten dumpfen Knall mit der harten Oberfläche und leichter Schmerz zieht durch meine Wange, als mein Gesicht gegen die Platte gedrückt wird. Die Holzkante des Tisches presst unangenehm gegen mein eingesperrtes Geschlecht und Christopher tritt meine Beine auseinander. Dann verlassen seine Hände meinen Körper, und er braucht mir gar keinen verbalen Befehl zu erteilen: Ich weiß auch so, dass ich in der Position, in die er mich gebracht hat, verweilen soll.   Keine zwei Sekunden später presse ich automatisch die Lippen in heißer Erwartung zusammen, als ich höre, wie Christopher die Schnalle seines Gürtels löst und den Reißverschluss seiner Anzugshose öffnet. „Ich werde dich jetzt ficken, Niko“, erklärt er mit ruhiger, tiefer Stimme und in meinem Unterleib zieht es sich ohne Umschweife feurig zusammen, „aber der Keuschheitsgürtel bleibt an seinem Platz. Weißt du auch, wieso?“ Bei dieser gesäuselten Frage beginnt Christopher, meine Pobacken bedächtig zu kneten.   „…nein, Christopher“, antworte ich und klinge heiser, habe da aber so eine Ahnung…   „Weil es zwar unheimlich süß von dir war, diese köstlichen Muffins für mich zu backen und vorbeizubringen, du allerdings nicht von allein auf die Idee gekommen bist, meine Markierung an deinem Hals zu verstecken, obwohl du weißt, dass mir das im Büro unangenehm ist, und du mich mit so einem großen Knutschfleck an deinem Hals in diesem Umfeld blamierst und nicht zufriedenstellst“, trägt er mit bittersüßer Stimme vor, während er ganz langsam den Plug aus meinem Eingang herauszieht, der bei dieser Bewegung kurz meine Prostata streift und ganz kurz einen angenehmen Impuls durch meine Mitte schießen lässt.   „Es tut mir leid… Ich war wohl zu aufgeregt wegen der Muffins.“   „Das Warum ist egal, mein Kleiner…“, haucht mein Master und platziert den glitschigen Plug direkt vor meinem Gesicht.   Danach spricht Christopher nicht mehr, er agiert nur noch, und ich verstehe, warum er eine Extraportion Gleitgel verlangt hat, denn mein Master schiebt seinen harten Schwanz unvermittelt in mich komplett hinein und baut, begleitet von seichten, genüsslichen Geräuschen aus seinem Mund, umgehend einen starken Rhythmus mit seinen tiefen Stößen auf.   Ist es geil, ihn in mir zu fühlen? Ja. Weil er sich nimmt, was er will, und mich spüren lässt, dass ich nur sein Sex-Toy bin. Ist es befriedigend? Nicht wirklich. Denn auch wenn Christophers Schwanz sich in mir bewegt und meinen süßen Punkt streift, fehlt etwas Essenzielles: komplette Erregung und damit der eigentliche Höhepunkt.   Die gänzliche Entfaltung des ersteren wird allein durch die Existenz des Penistresors unterbunden. Es ist ein bisschen so, als würde dieses phänomenale Gefühl, ausgelöst durch die Prostatastimulation, einen Korridor entlang fließen mit einem ganz bestimmten Ziel, um sich in abgefahrene Lust zu verwandeln: gefühlt ist es die Spitze meines Schwanzes. Doch der Tunnel dorthin ist blockiert, und die Regung kommt nicht weit, kann sich nicht entfalten, nicht entladen. Und dadurch kann ich es in sexueller Hinsicht nicht gänzlich genießen, dass mein Freund mich gerade hingebungsvoll auf unserem Küchentisch durchrammelt. Kann nicht kommen.   Auf psychischer Ebene geht mir dagegen, wie man das so schön sagt, voll einer ab.   Ich spüre, wie mein Master sich seinem Höhepunkt entgegenfickt. Wie seine Stöße an Beständigkeit verlieren, wie das schwere Atmen sich in ein süßes Stöhnen verwandelt, wie sich seine Finger fester in meine Haut bohren und ein schönes Ziehen verursachen, auf das ich so abfahre – und wie er dann seine heiße Ladung mit drei letzten harten Stößen in mir verteilt und dabei die Luft geräuschvoll aus seinen Lungen entlässt.   Es kribbelt in meinem Magen. Frustration und Freude gehen Hand in Hand und erschaffen diese exotische Mischung. Christopher hat mich wie ein Objekt benutzt und meinen Wunsch, mich erst einmal nicht kommen zu lassen, respektiert. Das stimmt mich zufrieden. Aber natürlich kann ich durch die anhaltende Keuschhaltung an nichts anderes denken als ans eigene Abspritzen, und das lässt mich fast durchdrehen.   Aber ich werde nicht um einen Orgasmus betteln. Ich werde weiterhin versuchen, gehorsam zu sein, bis mein Herr entscheidet, dass ich es verdient habe, zu kommen.   Mein Freund greift nach dem Plug, und verschließt meinen Eingang damit wieder, sofort nachdem er sich aus mir herausgezogen hat – damit sein Sperma erst einmal in mir bleibt. Eine weitere kleinere Erinnerung daran, wer ich bin: sein Lustknabe.   Ist das abgefahren? Total.   Christopher verlässt die Küche und ich erfülle einen weiteren seiner Befehle und wische den Tisch gründlich ab, an dem wir dann schon wenige Minuten später das von ihm mitgebrachte Essen verspeisen, so als wäre nie etwas davor an jenem Ort passiert, das absolut nichts mit Nahrungsaufnahme oder Putzen zu tun hat. Aber das leichte Ziehen meines Hintereingangs sowie die dickflüssigen Samen meines Masters in meinem Innern sprechen Bände. Und dann wäre da noch Christophers zufriedenes Grinsen, das ihn unfassbar sexy aussehen lässt, und mir Genugtuung verschafft. Der Gedanke daran, dass ich ihm mit meinem Körper Befriedigung verschafft habe, erfüllt mich mit Stolz und einer großen Portion Glück.   „Sex auf einer öffentlichen Toilette gibt es aber erst, wenn du etwas wirklich leckeres gekocht hast“, spricht mein Freund mich plötzlich an, nachdem wir eine ganze Weile schweigend unseren Gedanken nachgegangen sind, und ich richte meinen Blick wieder auf ihn. „Deine Muffins sind weltklasse und ich bin wie gesagt schwer beeindruckt. Aber wir haben uns darauf geeinigt, dass es diese, nennen wir sie mal, besondere Belohnung fürs Kochen gibt – nicht fürs Backen.“   Ich nicke automatisch. „Ja, Christopher, ich weiß.“   „…nichtsdestotrotz kannst du die Muffins gern öfter kredenzen…“, fügt er schelmisch grinsend an und ich spüre, wie mein Gesicht wieder anfängt zu glühen. Christophers Lob ist mein Lebenselixier, gibt mir Kraft, macht mich glücklich und treibt mich an, ist Inspiration und Preis in einem. Und die Tatsache, dass er, was diese besondere Belohnung angeht, so genau ist und keine Ausnahme macht, Kochen und Backen nicht einfach mal gleichsetzt, macht in meinen Augen mal wieder deutlich, dass Christopher mein extrem strenger Herr ist – und das beruhigt meine innere Welt besser als jegliches verfügbare Medikament. Christopher ist süchtig machende Droge und erstrebenswerte Heilung zugleich.   Christopher ist wirklich meine Welt – und das ist gleichzeitig wunderschön und auch ein bisschen erschreckend. Aber: Meinem Master geht es seinen Worten zufolge ja nicht anders. Vielleicht sind wir beide voneinander abhängig, können und wollen nicht ohne den anderen, fokussieren all unsere Emotionen auf den Partner, priorisieren einander in jeglichen Belangen, leben für den anderen. Und je länger ich darüber nachdenke, stellt sich mir eine bedeutende Frage: Ist das denn so schlimm?   „Woran denkst du?“, reißt mich Christophers Stimme zurück in die Realität.   „Dass ich dich unheimlich liebe“, entgegne ich ehrlich und mein Master lächelt.   „Das hast du mir heute auf jeden Fall gezeigt…“, sinniert er und blickt dabei auf meine Hände, die seine offenkundig neue Lieblingssüßigkeit kreiert haben, und ich freue mich über die Wärme, die bei seinen liebevoll geäußerten Worten durch meine Brust strömt.   „Ich möchte dir das jeden Tag zeigen.“   Christopher schaut mir wieder in die Augen und sein Lächeln wandelt sich zu einem Grinsen. „Wie wäre es dann, wenn du dich endlich mal zusammenreißt und meine Anweisungen hundertprozentig ausführst?“   „Ich gebe mein Bestes“, beteure ich und senke meinem Blick gehorsam.   „Dann ist dein vermeintlich Bestes nicht gut genug, und musst du eben noch mehr geben, Niko“, kontert er, mal wieder in seinem überheblichen Ton, der mir durch Mark und Bein geht und so oft Gänsehaut verursacht, und fügt an: „Und du musst auch mal selbst an gewisse Dinge denken.“ Christopher spielt auf die heutige Tuch-Episode in seinem Büro an und ich schäme mich sofort ein bisschen, weil er natürlich recht hat.   „Ja, Herr. Du solltest mich dafür bestrafen.“   „Das habe ich so eben getan: Hättest du deinen Hals bedeckt, hätte ich dir den Käfig beim Sex abgenommen, vielleicht hätte ich sogar deinen harten Schwanz angefasst. Wer weiß das schon? Hast du aber nicht.“   „Ich finde, ich verdiene eine deutlichere Strafe für diese Unachtsamkeit.“   Christopher schweigt einen Moment lang, ehe er sich mit harter Stimme wieder an mich wendet. „Sieh mich an Niko“. Ich tue es. Auf Christophers Lippen liegt immer noch ein Grinsen, aber es ist nur vage und strahlt eher Kälte als Amüsement aus. „Du tust es schon wieder“, sagt er.   „…was, Christopher?“   „Meine Anweisungen missachten. Ich habe dir gesagt, dass du mich um weitere Strafen bitten darfst. Jetzt kommst du aber wieder mit Suggestionen um die Ecke, willst mir reinreden, mir vorschreiben, wie ich dich zu züchtigen habe, als wärst du hier der Master. Findest du nicht, dass das absolut frech ist? Vergisst du jetzt etwa völlig deine Position, Sklave?“   Unmittelbar verlasse ich den Stuhl und sinke vor Christopher auf die Knie, mein Blick gen Boden gerichtet. In meinem Innern tobt ein kleiner Sturm, den ich zu bekämpfen versuche. Ebenso, wie ich probieren muss, meinen Herren zu besänftigen, der mit allem, was er mir soeben vorgetragen hat, natürlich absolut recht hat: Ich habe mich mal wieder viel zu weit aus dem Fenster gelehnt.   „Nein, Sir“, entgegne ich also untertänig.   „Dann sag mir: Wer beziehungsweise was bist du?“   „Ich bin dein Sklave, Christopher.“   „Und was ist deine Aufgabe als mein Sklave?“   „Dir zu dienen.“   „Und…?“   „Dich zu befriedigen.“   „Und was noch…?“   „…und jeden deiner Befehle auszuführen.“   „Und warum machst du das dann nicht?“   Ich beiße mir nervös auf die Unterlippe, fühle mich irgendwie ertappt und deswegen unfassbar beschämt. „Weil ich unwürdig bin“, schaffe ich es nach einer Weile, meine Antwort leise zu formulieren und starre dabei weiterhin die Küchenfliesen an. Ich erschrecke regelrecht, als ich Christophers Finger plötzlich in meinem Haar spüre, wie sie sanft über mein Haupt fahren.   „Du musst dich einfach nur ein bisschen mehr anstrengen, Niko…“, spricht mein Master mit milder Stimme zu mir, während er mich weiter streichelt. „Das erwarte ich von dir. Und du wirst mich nicht doch nicht enttäuschen, oder?“   „Nein, Christopher!“, bestätige ich umgehend und klinge ein wenig verzweifelt und gleichzeitig auch enthusiastisch. Er hebt meinen Kopf an und bringt mich dazu, ihm in die Augen zu blicken. „Ich verspreche dir, ich werde mein Allerbestes geben!“, fahre ich fort. „Ich werde brav und gehorsam sein, und wirklich alles tun, was du von mir verlangst. Alles! Ich will dich wirklich nicht enttäuschen, Herr…! Ich will dich stolz machen!“   Christophers Hand wandert zu meiner Wange, die er zärtlich mit seinen Fingerkuppen umspielt. Ich warte auf einen harten Schlag, aber er bleibt aus. Stattdessen streicht mein Master mit seinen Daumen vorsichtig über meine Lippen, und plötzlich werde ich mir des Plugs in meinem Hintern wieder richtig bewusst, der das Sperma meines Herren in meinem Innern hält.   „Gut“, quittiert Christopher dann kurz und knapp und zieht seine Hand wieder zurück. „Jetzt gehst du aber erstmal in die Ecke, weil du ein ungezogener Junge warst.“   ~~~   Ich weiß nicht, wie lange ich die kahle Wohnzimmerwand auf Knien stumm anstarre. Rechts neben mir läuft der Fernseher. Christopher schaut sich gerade eine Nachrichtensendung an, vorher lief eine Doku. Allerdings bin ich mehr als überzeugt, dass er dem Programm nur halbwegs folgt und sein Blick immer wieder zu meiner nackten Erscheinung hier in der Zimmerecke wandert und er sich an meinem kläglichen Anblick ergötzt, den er forciert hat.   Meine Knie fangen langsam an zu schmerzen, und meine Glieder schreien danach, eine andere Position einzunehmen – aber das darf ich nicht. Ich muss es aushalten, es ertragen und über meine Vergehen nachdenken. Und so kreisen meine Gedanken unentwegt um unser Gespräch in der Küche, in der mein nicht vollendetes Essen wahrscheinlich immer noch auf dem Tisch steht.   Dort, wo Christopher mich vorhin so rücksichtslos genommen hat.   Ich stehe dazu, was ich gesagt habe: Ich möchte meinen Master stolz machen. Und ich werde alles daran setzen, dies zu erreichen. Als seine lobenden Worte bezüglich meiner Muffins in meinen Erinnerungen erklingen, huscht ein Lächeln über mein Gesicht, und ich weiß: Ich kann das erreichen. Es ist, wie mein Herr es mir vorgetragen hat: Ich muss mich einfach nur ein bisschen mehr anstrengen.   Erneut stelle ich in diesem Zuge fest, wie glücklich mich die Tatsache macht, dass Christopher derzeit rigoros diese harte Schiene mit mir fährt und mich komplett auf mein Dasein als Sklave reduziert.   Sagte ich schon, dass ich das unheimlich brauche?   Christopher knipst den Fernseher aus und ich halte instinktiv die Luft an. Ich höre, wie er von hinten auf mich zukommt. „Steh auf“, erklingt seine strenge Stimme im nächsten Augenblick schon und ich möchte am liebsten sofort aufspringen und seinem Befehl Folge leisten. Problem: Meine Beine sind eingeschlafen.   Ich stütze mich an der Wand ab, kippe beim Versuch aufzustehen ähnlich wie in den High Heels zur Seite, wackele mit den Zehen, um die Prozedur des Gliedererwachens zu beschleunigen, stelle mich an wie ein dämliches Rehkitz, das zum allerersten Mal auf den eigenen Beinen stehen soll – und ich erhalte absolut keine Hilfestellung von meinem Master.   Christopher wartet stillschweigend und betrachtet mein erbärmliches Treiben. Erst, als ich es endlich geschafft habe, mich zu erheben, gibt er einen Ton von sich: Es ist ein genervtes Schnalzen mit seiner heißen Zunge. Dann packt er mich schmerzhaft an meinem Ohrläppchen und schleift seinen ungehörigen Schuljungen durch den Flur ins Spielzimmer, in das er mich letztendlich hinein schubst. Taumelnd erreiche ich die Mitte des Raumes, und just in dem Moment, in dem ich auf die Knie gehen will, packt Christopher mich am Oberarm und manövriert mich stattdessen in Richtung der Liege, auf der ich mich dann rücklings positionieren muss.   Dann erlebe ich ein kleines Déjà-vu: Wie schon vor wenigen Tagen greift mein Master zunächst nach den Handschellen und befestigt meine Handgelenke an einer speziellen Vorrichtung über meinem Kopf. Dann finden sich abermals zwei Seile in seinen Händen wieder und seine Finger kneifen schmerzhaft in mein Fleisch, als er meine Beine spreizt und anwinkelt. Wieder packt er zunächst meinen rechten Knöchel und schiebt ihn so weit an meinen Körper heran, dass sich die Innenseite meines Unter- und Oberschenkels berühren und mein Fußballen auf meinen plattgedrückten Hintern trifft. So wie vor einigen Tagen, bindet er auch jetzt meinen Fuß an meinen Oberschenkel und wiederholt diese Prozedur auf der linken Seite; auch dieses Mal zieht er den Knoten fest zusammen und ich zische leise dabei auf.   Ich betrachte beinahe in Trance, wie Christopher sich dann von der Liege erstmal wieder entfernt und zu einer der Schubladen stolziert und abermals Latexhandschuhe und Gleitgel herausholt. Nur eines ist dieses Mal anders: Mein Schwanz steckt noch immer in seinem Gefängnis und mein Master erweckt nicht gerade den Anschein, dies ändern zu wollen. Ich schlucke und betrachte, wie er eine größere Menge der transparenten Flüssigkeit in seine offene Handfläche drückt und dann seine in Latex verpackten Finger damit einschmiert. Er tritt von links an mich heran und mir wird schnell bewusst, dass ich recht behalte und Christopher mein Geschlecht heute tatsächlich nicht anfassen wird.   Er ignoriert meinen Schwanz komplett.   Einer seiner glitschigen Finger wandert direkt zu meinem Eingang. Er entfernt den Plug und ich spüre, wie sein Saft Portionsweise aus mir heraussickert. Dass ich derjenige sein werde, der diese Schweinerei später aufräumen muss, steht außer Frage. Aber… ich freue mich sogar ein bisschen darauf. Das Putzen ist schließlich eine meiner Hauptaufgaben als Christophers Sklave in unserem 24/7-Haushalt, halte ich mir zum wiederholten Mal vor Augen. Und ich mag das.   Ein überraschter Laut entkommt meiner Kehle, als mein Master seine Finger plötzlich in meinen Hintern drückt und dann ohne Umschweife beginnt, meine Prostata mit kreisenden Druckbewegungen zu massieren. Das Ganze hat… absolut nichts Erotisches an sich.   Christopher hat zum einen keine Musik aufgelegt, um für eine bestimmte Atmosphäre zu sorgen. Im Laufe unserer Beziehung haben wir zusammen mehrere Playlists erstellt, unsere Lieblingshits herausgefunden und im Spiel erprobt. Allein bei deren Erklingen kann ich schon mal geil werden, weil die Beats mit abgefahrenen Erinnerungen verknüpft sind. Wenn wir im Zimmer sind, läuft eigentlich immer irgendeine Melodie. Mal lauter, mal leiser, mal auftreibender, mal entspannter – je nach Christophers Laune. Angepasst ans Spiel, die vorgesehene Bestrafung. Diese jetzige Stille ist seltsam. Irgendwie… klinisch.   Zum anderen ist der Blick meines Masters alles andere als erregt. Auch nicht betörend-kühl wie so oft, sondern einfach nur… gelangweilt. Nicht so, als würde er eine aufregende, sexuelle Handlung an seinem Partner durchführen, sondern eher, als würde er… sein Auto tanken, weil er sonst nicht mehr nach Hause kommt. Oder einkaufen, weil der Kühlschrank leer ist. Oder ein Formular für einen neuen Perso ausfüllen. Und eigentlich ist mir sofort klar, warum das so ist: Das hier soll nämlich gar nicht erotisch sein, kein schönes Event für mich darstellen, keine erregende Strafe. Das hier ist eine Zwangsentsamung – und ich weiß noch nicht so richtig, wie ich das finde.   Normalerweise drehe ich durch, wenn Christopher seine Finger in meinen Arsch schiebt und meinen süßen Punkt reizt. Doch normalerweise bin ich dann schon enorm erregt, und mein Schwanz ist frei und hart, und mein blutgefülltes Geschlecht reibt dabei gegen Haut oder Matratze oder verschwindet in Christophers Mund. Doch momentan ist es so wie auf dem Küchentisch: Die eigentlich schönen Empfindungen durch die Stimulation können sich nicht gänzlich entfalten, erreichen meine Männlichkeit, mein Innerstes nicht. Und jetzt, wo mein Master so kalkuliert vorgeht und durchgehend meine Prostata reizt, ist das Stimulationsgefühl – und dadurch die Frustration – noch intensiver.   Es ist geil – und gleichzeitig unfassbar unbefriedigend. Ich keuche – und im selben Zuge möchte ich wimmern. Ich schwitze – und mir ist währenddessen kalt.   Christophers Finger sind umbarmherzig. Mein Master variiert seine Bewegungen, streicht über sie, vollführt Kreise, doch der Druck bleibt gleich. Wie lange er mich so gezielt massiert, kann ich bei bestem Willen nicht bestimmen. Es fühlt sich an wie eine ganze Ewigkeit, und als mein Dom dann plötzlich ein „Na, bitte…“ murmelnd von sich gibt, und sich mein Blick auf das richtet, auf das auch Christopher dabei blickt – meinen gefangenen, schlaffen Schwanz – bin ich selber ganz überrascht, als aus ihm weiße Flüssigkeit gemächlich, Tropfen für Tropfen, fließt.   Ich spritze nicht ab. Es fühlt sich auch nicht an wie ein normalerweise von Christopher Lang herbeigeführter, phänomenaler Orgasmus. Es ist kein Höhepunkt.   …und ich kann mittlerweile sagen, dass es mir dennoch unheimlich gefällt. Weil es mich gleichermaßen frustriert wie zufriedenstellt.   Mein Nicht-Orgasmus dauert eine ganze Weile, und mein Master hört auch erst auf, meine Prostata zu stimulieren, nachdem wirklich nichts mehr rauskommt; in meinem Unterleib zieht es sich mittlerweile fast schon schmerzhaft zusammen, und gleichzeitig verspüre ich nach der Prozedur einfach überhaupt gar keine Lust mehr. Christopher hat meine Erregung gekillt ohne mir Genugtuung zu verschaffen. Dieser süße Schuft…!   Mein Master zieht die Handschuhe aus, die dabei wieder dieses ekelhafte Quietschen von sich geben und befördert sie in die Mülltonne, wäscht sich die Hände, und tritt erst danach wieder an mich heran, um meine Fesselungen zu lösen. „Mach hier sauber“, trägt er mir auf, „und danach die Küche. Dann nimmst du eine Dusche und kommst zu mir ins Bett.“   „Ja, Christopher.“   Ich gehorche. ~~~   Mein Freund liest etwas auf seinem Handy, als ich nach dem Erfüllen meiner Aufgaben wie von ihm gefordert zu ihm stoße. Als ich mich an ihn kuschele, erhasche ich einen kurzen Blick auf das reparierte Display – und möchte schon wieder kotzen. Er hat gerade mit Adrian gechattet. Ein ungewolltes lautes Seufzen entfährt meinem Mund und Christopher legt das Mobiltelefon beiseite; er hat natürlich sofort gecheckt, was Sache ist.   „Sieh mich an“, weist er mich an – und zwei Seiten kämpfen in meiner Brust. Zum einen möchte ich ja meinen Master zufriedenstellen und alles tun, was er mir sagt. Ich habe ihm schließlich vorhin erst mehr oder weniger geschworen, alles zu tun, was er von mir verlangt – was sowieso immer mein Credo sein sollte. Zum anderen ist da aber diese seltsame eifersüchtige Zicke, die in mir erwacht ist und jetzt auf stur schalten möchte; zu mir meint, ich sei verletzt und solle schmollen und eine Entschuldigung von Christopher forcieren.   Die emotionale Schlacht ist hart, aber sie dauert nicht lang. Es gelingt mir, mich mit einem metaphorischen Schwerthieb schnell auf mein wahres Ich zu besinnen: Ich bin keine Zicke – ich bin Christophers devoter Sklave, und so blicke ich wie angewiesen meinen Herren an und entschuldige mich im fügsamen Ton, dass ich auf sein Handy geschaut habe und versichere ihm, dass das keine Absicht war, ebenso wie das Seufzen. Eigentlich ist alles geklärt, was Adrian angeht. Was soll das Ganze also, frage ich die besiegte Zicke in mir, die in einer dunklen Ecke bewusstlos geschlagen liegt und deshalb wahrscheinlich nicht antworten kann.   „Adrian hat mir eben nur geschrieben, dass er einen Amazon-Gutschein für seine Nichte geholt hat und schon eine Drogerie rausgesucht hat, in die er sie zum Make-up-Shoppen ausführen wird“, erklärt Christopher mit milder Stimme, während er mich fester gegen seinen Körper presst und mein Kopf auf seiner Schulter ruht. „Mehr war das nicht. Und jetzt möchte ich nichts mehr dazu hören, verstanden?“   „Ja, Christopher“, entgegne ich gehorsam, schließe die Augen und atme seinen Duft ein, während er mir einen Kuss auf die Stirn haucht und das Licht löscht. Doch an Schlaf kann ich momentan noch nicht denken. Nicht wegen Adrian. Diesen Wichser sperre ich jetzt erstmal wieder aus meinen Gedanken aus. Weil er nicht würdig ist, in ihnen zu erscheinen, und weil mein Master mir das auch mehr oder minder befohlen hat. „…woher hattest du eigentlich die High Heels?“, frage ich stattdessen.   „Von Holger.“   „Hätte ich mir denken können“, entgegne ich grinsend. „…hast du ihm erzählt, dass…“   „…dass du dich damit fast auf die Schnauze gelegt hast?“, beendet Christopher amüsiert meinen Satz.   „…ja…“   „Habe ich. Ist das schlimm?“   „…nein“, antworte ich und meine es auch so. Tatsächlich finde ich diesen Umstand auch eher amüsant als alles andere und… irgendwie scheine ich wirklich so etwas wie eine gespaltene Persönlichkeit zu besitzen, wie Christopher das schon öfter selbst formuliert hat. Auf der einen Seite möchte ich natürlich immer noch, dass die Mehrheit der Dinge, die zwischen Christopher und mir passiert, reine Privatsache bleibt. Auf der anderen Seite genieße ich im Moment die Tatsache, dass es zu Holger dringt, wie hart mein Master gerade zu mir ist, wie er mich behandelt und kleinhält und degradiert.   Ist es der Umstand, dass sich der Riss in der herrischen Fassade durch diese Zementierung seines Master-Daseins – auch in den Augen anderer – schließt? In meinen Gedanken jedenfalls klingt das plausibel…   „Kann Martin darin laufen?“, höre ich mich fragen und spüre Christopher nicken.   „Sogar ziemlich gut.“   „…bist du enttäuscht, dass ich es nicht kann?“   Mein Freund gluckst. „Nein, Niko, alles gut. Ich wollte dich nur in eine unangenehme Situation bringen – sie haben ihren Zweck also erfüllt.“   „Das heißt, ich muss sie nicht noch einmal tragen?“   „Das kann ich dir noch nicht sagen.“   „Okay …hast du Holger auch vom Abmelken erzählt?“   „Nicht direkt. Er weiß aber, dass ich dich gerade eine lange Zeit keusch halte – er kann sich also denken, dass das unter anderem gerade bei uns passiert. Er macht dasselbe übrigens gerade mit Martin…“   Ich grinse. „Und wer hält sich besser?“   „Hmm…“, macht Christopher und klingt dabei ein wenig verspielt. „Gute Frage. Wir haben alle Zeit der Welt, das rauszufinden…“   Was so viel bedeutet wie: Du wirst noch eine ganze Weile weggesperrt bleiben, Niko…   Meine Hände streicheln über Christophers warme Brust und er zieht die Luft hörbar ein, als ich meine Finger über seine Warzen streicheln lasse, die sich unter diesen Berührungen beginnen zu verhärten. Ich rutsche noch dichter an ihn heran und küsse seinen Hals, beginne, seine sensible Haut dort zu lecken und Herr Lang seufzt leise und genüsslich, als ich meine Hand letztendlich in seine Shorts wandern lasse und sein Geschlecht damit umschließe, das sich unter dieser Behandlung in nur wenigen Sekunden komplett versteift. Wir knutschen und Christopher stöhnt in meinen Mund, als er letztendlich von meinem spontanen Handjob das zweite Mal an diesem Abend kommt – und schläft ganz schnell ein, nachdem er mir erneute Liebesbekundungen ins Ohr gewispert hat. Und ich? Ich liege noch eine ganze Weile einfach so da, bis mir beinahe schlecht wird von dem Gedankenkarussell, aus dem es ohne Christophers expliziten Befehle offenbar kein Entfliehen für mich gibt.   Ich denke leider Gottes schon wieder an Adrian, an die Putzsklaven, an die Tatsache, dass Christophers unordentlich ist und mir das alles so lange verschwiegen hat. Ich denke an meine Mutter und frage mich, ob ich dem Frieden trauen kann, und wann ich wohl ihre Stieftochter kennenlernen werde. Frage mich, ob sie sie behandelt wie ihr eigenes Kind, so wie Udo es mit dem Nachwuchs seiner zweiten Frau tut. Udo, der weiterhin schweigt und mir nur Geld aufs Konto schiebt, damit ich dieses beschissene Studium zu Ende bringe. Ob ich jemals meinen Halbbruder kennenlernen werde? Ob ich mal auf Adrian treffen werde? Ob ich schon mal mit Chrissies ehemaligen Putzsklaven unbewusst auf einer Party gesprochen habe? Ob Christopher mir noch was verschweigt?   Mein Herz rast und ich finde keinen Ausschaltknopf für dieses grauenhafte Fahrgeschäft. Also versuche ich, die Inhalte dieses gedanklichen Kreises auszutauschen. Ich denke daran, wie mein Freund mich das Telefonat mit dem Italo-Macho hat mithören lassen, an all seine süßen Worte, mit denen er mir seine Liebe ausgedrückt und mir klargemacht hat, dass es nur noch mich für ihn gibt und das seit Jahren, an das Angebot, ihn einfach nur zu fragen und dann alle Details zu erfahren – und es hilft. Der Gedanke, dass mein Freund mir möglicherweise noch etwas verschweigt, fliegt aus dem Karussell.   Ich denke an die letzten Tage, an Christophers Bestrafungen – an die Sache mit den High Heels und die ekelhafte Suppe, und die Gedanken an Adrian sind komplett ausradiert. Ich rufe mir den zu Bruch gehenden Küchenteller ins Gedächtnis, und Udo Klaas fliegt wie das Porzellan aus dem imaginären Kirmesgeschäft. Ich denke an Christophers belehrende Worte, an seine Hand, die unliebsam an meinen Haarsträhnen zieht, und die Fragen rund um meine Mutter lösen sich in Luft auf. Ich denke an die Zwangsentsamung – und die Gedanken an die Putzsklaven sind wie weggefegt.   Die Gedanken an Christophers befehlshaberische Stimme und seine harte schlagende Hand sind die letzten, die ich habe, ehe ich in einen wunderschönen, erholsamen Schlaf gleite, und als ich am nächsten Morgen erwache, ist ein neuer Gedanke geboren worden. Einer, der mich überrascht, und der gleichzeitig so beruhigend und wundervoll ist, dass ich den Unitag so entspannt wie schon lange nicht mehr überlebe.   Nervös werde ich erst, als ich am Abend auf meinen Master warte und in meinem Kopf nach den richtigen Worten suche, um ihn meinen neuen Wunsch mitzuteilen, um seine Erfüllung zu bitten. Christopher ist gut drauf, hat zwei Nudelgerichte vom Italiener mitgebracht, öffnet uns eine Flasche Rotwein, erzählt am Küchentisch sogar ein bisschen was von dem Kanzleiausbau.   „Die Arbeiten sind durch, jetzt müssen wir nur noch Kleinkram verschieben und dann stehen schon mal die Räumlichkeiten komplett. Allein dadurch wird der Alltag jetzt wieder entspannter. Ende nächster Woche machen wir dann noch eine Gesamtkonferenz, damit sich alle noch einmal in Ruhe kennenlernen und wir der gesamten Belegschaft erklären können, wohin die Reise geht“, erklärt er und ich starre seine Hände an und stelle mir vor, wie er mich beim knallharten Sex damit würgt. „Hörst du mir überhaupt zu, Niko?“   „Natürlich, Christopher“, antworte ich gehorsam und blicke in seine hübschen Augen. „Freut mich, dass du bald weniger Stress hast.“   Mein Freund runzelt die Stirn. „Was ist eigentlich los?“, will er dann wissen und ich schlucke. Er kennt mich einfach viel zu gut.   „Ich möchte etwas mit dir besprechen, Herr“, beginne ich und lege meine Gabel beiseite, senke den Kopf.   Christopher nimmt einen Schluck Wein und starrt mich an. „Dann sprich.“   „Ich würde mich äußerst freuen, wenn du mich übermorgen während unseres Besuchs bei Kilian rein als Sklaven behandelst.“   Natürlich bin ich 24 Stunden am Tag Christophers Sklave. Er kann seine Macht überall über mich einfordern. Aber ich bin eben auch sein Freund, Partner, Lebensgefährte – deswegen ist es wichtig, dass wir vor bestimmten Events im Vorweg darüber sprechen, falls eine dieser Positionen für einen bestimmten Zeitraum komplett wegfällt, und wie genau das Ganze dann ablaufen soll. Wenn wir beispielsweise auf explizite BDSM-Partys gehen, finden solche Gespräche vorab statt, und wir besuchen sie grundsätzlich als Dom und Sub. Bei den Stammtischtreffen ist es eine Mischung aus beidem, weil diese Zusammenkünfte eher legerer sind. Und bei privaten Treffen? Eine noch softere Mischung aus BDSM und Liebespaar – doch genau das will ich erstmals ändern.   Mein Freund leckt sich leicht über die Lippen. „Holger und Martin sind da?“, hakt er nach und ich nicke.   „…und Dominik…“, füge ich mit klopfendem Herzen an und suche seinen Blick. „Ich hab vorhin noch einmal mit Kilian geschrieben.“   Ich denke an Christophers Worte bezüglich des Doms in Uniform, der uns beiden im Endeffekt diese krasse Session verschafft hat, und den mein Freund eigentlich auch sympathisch fand – auch wenn ihn mein Aufeinantreffen mit diesem Mann, wie er erst letztens zugegeben hat, verunsichert hat, Stichwort: Eifersucht und dumme Gedanken. Unter anderem ist das anstehende Wiedersehen deshalb die perfekte Möglichkeit, diesem Menschen noch einmal zu zeigen, dass mein Arsch und mein Herz nur Christopher gehören, und was für ein abgefahren guter Master Herr Lang ist – das ist auch im Grunde genommen der zentrale Kern meines Gesamtanliegens: Jedem Anwesenden, und dadurch vor allem mir selbst, klarzumachen, dass Christopher mein strenger Herr ist.   „Hm…“, macht mein Freund, nimmt einen weiteren Schluck Alkohol und stellt das Glas dann erstmal beiseite. Er schweigt eine Weile und ich kaue schon nervös auf meiner Unterlippe rum. „Warum das Ganze?“   „Weil ich es momentan extrem brauche, dass du mich auf meine Position des Sklaven reduzierst. Das hilft mir, alles zu verarbeiten, was in den letzten Tagen und Wochen angefallen ist“, erläutere ich. „Ich muss spüren, dass du mein harter Dom bist – und irgendwie glaube ich, dass das besonders gut klappt, indem du mich halt… vorführst, und anderen deutlich zeigst, dass du mein Herr bist. Ich meine: Ich mache jetzt keine Rolle rückwärts und will plötzlich von dir irgendwie auf Partys wie Martin öffentlich bloßgestellt oder sogar an andere Master verliehen werden oder was weiß ich, darüber haben wir schon etliche Male gesprochen, daran ändert sich nichts. Aber… Jetzt mit der kleinen Runde – das ist halt ein bisschen was anderes. Und mit Dominik ist auch nur ein ‚Fremder’ dabei, der Rest, das sind unsere Leute und… Also. Ja.“, antworte ich und weiß am Ende meines Wortschwalls gar nicht mehr, ob ich überhaupt verständlich bin.   „…hat das mit dem, wie sagtest du noch gleich, Riss in meiner herrischen Fassade zu tun…?“   „…auch“, gebe ich zu.   „Und was genau stellst du dir vor?“, hakt Christopher nach einer Weile nach – und das bedeutet, dass er der Idee nicht abgeneigt ist. Im Grunde genommen ist das ja alles auch nicht unbedingt etwas Neues, und mein Freund steht auch total auf diese Machtdemonstration. Ich denke daran, wie oft er mich auf Partys als Fußbank benutzt, oder vor den Augen anderer zwischen seine Beine auf den Boden drängt, mich an seinen Stuhl kettet, mich den ganzen Abend vor sich knien und kriechen lässt – um deutlich zu machen, dass ich sein Eigentum bin und er mit mir tun und lassen kann, was er will; dass ich kein Mitspracherecht habe, dass ich sein Sklave bin. Also ja: Alles nichts Neues; bis auf ein winziges, essenzielles Detail, das ich ihm noch verklickern muss…   „Ich würde es zum Beispiel begrüßen, wenn du mich des Tisches verweist und ich, wie auch während der ganzen Partys, auf dem Boden bleiben muss.“   „Wärst du damit einverstanden, alle Mahlzeiten aus dem Napf zu dir zu nehmen, auch die Getränke?“   Die Verhandlungen laufen. „Absolut.“   „Halsband und Leine?“   „Gern.“   „Du sprichst nur, wenn ich dich dazu auffordere.“   „Ja, Christopher.“   „Möchtest du Kilian, Holger und auch Dominik mit dem Zusatz ‚Master’ ansprechen?“   „…ich möchte wenn, dann nur dich so ansprechen.“   „Okay.“   „Du kannst mir ins Gesicht schlagen, wenn du willst.“   „In Ordnung. Bestimmte Kleidung?“   „Was auch immer du dir für mich aussuchst.“   „Kilian will für uns kochen. Du wirst ihm beim Servieren helfen und dich natürlich auch um Abwasch und Co kümmern.“   „Na klar.“   „Es gelten die normalen Safewords?“   „Ja.“   „Hm“, macht Christopher und klingt dabei relativ zufrieden. Er nippt erneut an seinem Wein und ich tue es ihm gleich. „Sonst noch irgendwelche Details, die wir vorab klären sollten, oder läuft der Rest, wie sonst auch, spontan übermorgen?“   „Eine bestimmte Sache wäre da noch…“   „Ich höre…?“   Ich nehme einen großen Schluck Wein, stelle das Glas ab und schaue Christopher tief in die Augen. „Ich möchte, dass du mir vor den Augen der anderen meinen blanken Arsch versohlst – mit der Hand, dem Paddel oder von mir aus auch deinem Gürtel.“   Christopher verschluckt sich an seinem Wein.   „...wie bitte?“ Kapitel 45: 45 -------------- [C]45[/C]   „Spanking“, präzisiere ich meine Anfrage, als Christopher mich mit halboffenem Mund nur anstarrt und nach seinem atemlosen Nachhaken, das seinem kleinen Hustenanfall gefolgt ist, zunächst kein Wort mehr herausbringt. „Ich will, dass du mir den Arsch windelweich prügelst. Dafür, dass ich deine Befehle nicht hundertprozentig ausgeführt habe, oder was auch immer du als zutreffenden Grund für meine Bestrafung erachtest.“ Christopher blinzelt, schließt seinen Mund, wendet den Blick ab, starrt die Wand an, nimmt einen weiteren – dieses Mal aber großen – Schluck Wein und sieht mich wieder schweigend an. Und das macht mich nervös. Auch wenn ich natürlich verstehen kann, dass die erste Reaktion meines Freundes Irritation ist, dauert diese viel länger an, als ich erwartet habe, und ich frage mich jetzt, ob ich mich nicht schon wieder zu weit aus dem Fenster gelehnt habe.   „Niko…“, spricht er endlich meinen Namen aus und runzelt dabei die Stirn. Aber viel weiter scheint Herr Lang mit seinen Ausführungen erstmal nicht zu kommen. Er seufzt, trinkt erneut etwas vom Merlot und faltet anschließend die Hände ineinander. „Bist du dir sicher?“, fließt es besorgt aus ihm heraus. „Ich meine…“, fährt er fort, und lässt mich gar nicht erst zu einer Antwort ansetzen. „Ganz ehrlich: Du bist derjenige, der immer wieder betont, dass ich nicht einmal im Gespräch mit Holger oder wem auch immer zu viele Details über deine Züchtigung verlieren soll, und dass du nicht auf diese Weise vorgeführt werden möchtest, nicht öffentlich physisch bestraft werden willst und…“   „…das ist aber nicht öffentlich“, falle ich ihm ins Wort und klinge dabei irgendwie fast flehend. „Das sind unsere Freunde!“   Christopher macht eine kurze Pause, moniert meine Zwischenaussage aber nicht. „…und Dominik“, ergänzt er schließlich ruhig.   „Ja, und Dominik. Aber: Möchtest du nicht gerade diesem Kerl zeigen, dass mein Arsch dir gehört?“, versuche ich es ihm schmackhaft zu machen.   Christopher seufzt erneut und verdreht dabei ein wenig die Augen. „Das kann ich auch ohne Spanking tun. Aber es geht hier auch nicht darum, was ich will, sondern was du willst beziehungsweise was du meinst zu wollen.“   „Aber du könntest es dir schon vorstellen, oder?“ Ich weiß, dass Christopher selbst kein Fan von öffentlichen Zurschaustellungen seines Eigentums ist, aber das hier ist ein ganz anderer Rahmen… Es ist nur eine… Erweiterung der Machtdemonstrationen, auf die mein Master doch sonst so abfährt und schon seit Anbeginn unseres Zusammenseins durchführt.   Mein Freund schüttelt erneut ungläubig den Kopf und entlässt die Luft abermals geräuschvoll aus seinen Lungen. „Ich sagte eben, es geht darum, was du willst…“   „Und ich will das tun, was dir gefällt. Das ist die Essenz meines Sklavendaseins“, erkläre ich ihm ruhig und Christopher schließt die Augen und greift sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel. Ein deutliches Zeichen für Stress oder in diesem Moment wohl eher Frustration, obschon mein Master eigentlich glücklich über meine Aussage sein sollte.   „Pass mal auf“, richtet er dann wieder das Wort an mich und seine Stimme ist strenger als eben. „Ich verstehe, dass du momentan eine extrem harte Führung brauchst, um dich von diesem, nennen wir es mal Schock, über meine Unordentlichkeit und deiner ganzen Eifersucht abzulenken und dein… Idealbild von mir wiederaufzubauen, und dich deshalb auf deine Sklavenrolle so fokussierst. Und das alles gebe ich dir, so gut ich eben kann – und ja, das extreme Spiel gefällt mir gerade auch total, keine Frage. Ich habe auch ziemlich Bock, dich bei Kilian als Sklaven zu behandeln, und dich auf unsere übliche Weise vorzuführen und zu degradieren, weil die letzte Party einfach viel zu lange her ist. Diesen Schritt kann ich gehen. Aber ist dir eigentlich klar, dass du mich gerade darum bittest, dir vor unseren Freunden – und auch vor Dominik – die Hose auszuziehen und dich zu züchtigen? Ich meine: Dir ist schon klar, dass die dann nicht nur deinen blanken Arsch, sondern auch deinen eingesperrten Schwanz sehen werden – und glaub ja nicht, dass die aus Scham oder Respekt oder was auch immer weggucken. Die sind die ganze Zeit dabei, wenn du schreist und wimmerst und stöhnst: die schauen die ganze Zeit hin und werden sicherlich auch den ein oder anderen obszönen Kommentar dazu ablassen. Ist dir das bewusst?“   „Natürlich ist mir das bewusst, ich bin doch kein Idiot…“, murmele ich, und seltsame Gefühle machen sich bei dieser bildlichen Vorstellung in meiner Brust breit.   Christopher seufzt. „Ich meine ja nur… Normalerweise würde es dir bei dieser Vorstellung doch grauen. Dass eine dritte Partie involviert ist, in diesem Fall sogar gleich mehrere…“   „Naja… Wenn ich dich daran erinnern darf, warst du derjenige, der vor einiger Zeit Holger in die Wohnung dazu geholt hat, als du mich im Spielzimmer im Strappado hast abhängen lassen… Und ich habe festgestellt, dass mir das doch ganz gut gefallen hat, wenn da noch jemand Drittes, aber Vertrautes, mehr oder weniger involviert ist, ohne aktiv… einzugreifen“, antworte ich ruhig und schaue meinem Freund in die Augen, der jetzt kurz seine Lippen aufeinanderpresst, so als würde er sich ertappt fühlen und das nicht zugeben wollen. „Du hast damit quasi den ersten Schritt in diese Richtung gemacht. Das, was ich jetzt verlange, ist der zweite – und auch der letzte, denn ich bleibe dabei: öffentliche Vorführungen, oder dass du mich einem anderen Master oral anbietest, oder was auch immer, das bleibt auch weiterhin tabu.“   „Du weißt aber schon, dass beide Situationen, auch wenn sie ein ähnliches Grundgerüst haben, nicht wirklich vergleichbar sind, oder?“, kontert er ein bisschen energischer. „Holger wäre ja niemals ins Zimmer gekommen, ich hätte ihn niemals reingelassen! Das haben wir ja auch nach der Situation direkt geklärt.“ Es entsteht eine kurze Gesprächspause, in der wir uns in die Augen starren. „Mir geht es im Moment aber auch vielmehr um das Wann und nicht das Was“, spricht Christopher dann wieder etwas ruhiger weiter und lehnt sich, ein weiteres Mal seufzend, in seinem Stuhl zurück.   „Ich habe das Gefühl, dass du dich gerade ein bisschen zu sehr reinsteigerst in das Ganze und dich in etwas verrennst, was eigentlich zu groß für dich ist, was du eigentlich gar nicht wirklich möchtest“, erläutert er und sein Tonfall sowie sein Blick sind ernst. „Du willst eine immer härtere Behandlung, um nicht über den Ganzen Scheiß von mir und möglicherweise auch deiner Familie nachdenken zu müssen, was im Grunde genommen ja auch bis zu einem gewissen Punkt in Ordnung ist, wie ich eben schon sagte. Aber: Ich glaube, dass du deine eigenen Grenzen gerade nicht wirklich einschätzen kannst, weil du wegen deiner Fokussierung auf deine Sklavenrolle deinen Kopf nicht mehr wirklich benutzt. Und das könnte zu einer sehr unschönen Situation führen: Einem Panikanfall mittendrin und dem Abbruch des Ganzen. Und dann ist der Abend erstmal im Arsch – und das ist insbesondere für dich schlimm, aber auch für Kilian, weil wir ihn da mitreinziehen. Genauso wie alle anderen Beteiligten. Und die Treffen mit unseren Freunden danach werden sicherlich für eine ganze Weile alles andere als unbeschwert sein. Oder noch schlimmer: Du ziehst die ganze Bestrafung durch, obwohl du mittendrin merkst, dass du es eigentlich nicht willst, und benutzt dein Safeword nicht, weil du mich nicht enttäuschen willst, oder was auch immer für einen bekloppten Grund du dir als reiner Sklave einredest, und gehst mit einem Trauma nach Hause. Ich will dich eigentlich nicht in so eine Situation bringen…!“   Im Grunde genommen ist das, was Christopher sagt, nicht falsch. Es ist plausibel und macht mir mal wieder deutlich, dass mein Master sich Sorgen über meine Sicherheit macht – der physischen, aber vor allem psychischen. Aber… „Ich verstehe deine Sorgen“, teile ich meinem Dom also mit, „aber ich will das. Wirklich. Vielleicht sind es ja tatsächlich die, sagen wir mal, falschen Gründe, die zu diesem Wunsch geführt haben. Aber er ist nun mal da.“ Das Verlangen ist existent, das Bedürfnis, das gestillt werden muss, ehe ich durchdrehe. „Bitte.“   Christopher fährt sich mit beiden Händen durchs Gesicht. „Vielleicht sollten wir erstmal darüber sprechen, wie du mit all dem klarkommen kannst, abseits der härteren Gangart, die du von mir verlangst, hm?“ Ich verdrehe die Augen und lasse resigniert die Schultern hängen. Rafft er es nicht? Dass das für mich der einzige Weg ist? Ich will nicht mehr reden. Es ist im Grunde genommen alles gesagt. „Niko…“, spricht er liebevoll meinen Namen aus und ich muss seufzen.   „Wir haben genug gesprochen“, meine ich und klinge härter als geplant.   Christophers leichtes Lächeln verzieht sich wieder von seinem Gesicht. „…und dennoch belastet dich das Ganze immer noch und du suchst nach einem Weg, damit klarzukommen.“   „Mann, reden hilft nicht! Das ist ne Kopfsache, okay?“, fahre ich ihn jetzt regelrecht an, weil ich meine Emotionen diesbezüglich einfach nicht im Zaum halten kann. „Und das muss da rausgeprügelt werden, okay? Das ist alles. Ich weiß, du bist der Erwachsene von uns beiden, schon klar, und du willst alles ausdiskutieren und durchgehen und am liebsten Stückchen für Stückchen sezieren und es dir unterm Mikroskop anschauen. Das ist in den meisten Fällen auch richtig – klar. Aber nicht jetzt. …okay? Ich brauche das, Christopher.“   Mein Freund seufzt schon wieder und kaut dann dämlich auf seiner Unterlippe herum, stiert die Nudeln auf seinem Teller an. „Ich bleibe dabei: Ich glaube, dass du das eigentlich gar nicht wirklich willst.“   „Boah!“, schreie ich nun fast und werfe frustriert die Hände in die Luft, merke aber sofort, wie bescheuert ich mich aufführe und dass ich schon wieder dieser Zicke in mir den Vortritt lasse. Die zweite Schlacht beginnt und mein devotes Ich geht erneut als glorreicher Sieger hervor. „Entschuldige…“, murmele ich. „Ich wollte dich nicht anfahren… und… ich finde es normalerweise gut, wenn du mir vorschreibst, was ich gut zu finden habe oder nicht, aber… nicht dieses Mal. Ich weiß, was ich will, und ich bitte dich demütig darum…“ Bei diesen Worten gleite ich wie so oft von meinem Küchenstuhl zu Boden, nehme meine unterwürfige Position auf Knien vor meinem Master ein und starre erneut die Fliesen an.   Christopher sagt eine ganze Weile lang gar nichts. Dann endlich fährt er mit seinen Fingern wie so oft superzärtlich durch mein Haar – und ich höre ihn an diesem Abend zum wiederholten Mal seufzen. „Ich sage noch nicht ja, Niko“, warnt er mich, aber er klingt dabei weder kalt noch streng, sondern einfach nur sanft. „Ich möchte, dass du dir das bis übermorgen noch einmal richtig durch den Kopf gehen lässt – und ich werde dasselbe tun, weil… ich nämlich auch noch nicht so recht weiß, ob ich das überhaupt will. Okay?“   Ich beiße mir auf die Zunge. Dass meinem Freund das vielleicht zu viel wird, daran habe ich dabei gar nicht gedacht. Wahrscheinlich, weil er normalerweise, wenn es um extremere Praktiken und neue Spielelemente geht, bisher immer so aufgeschlossen gewesen ist.   Und er bisher derjenige war, der mich an Neues herangeführt hat.   „Natürlich, Christopher“, antworte ich gehorsam – und plötzlich schwirrt da wieder so eine Frage in meinem Innern wie eine Motte herum, die ich mir bisher noch nie gestellt habe, die sich nun aber plötzlich direkt nach ihrer Geburt in den Vordergrund drängt. „Hast du… Hast du eigentlich schon mal einen Sklaven öffentlich oder semi-öffentlich vorgeführt?“   „Ach, ich dachte, du willst nicht mehr reden“, kommt es etwas patzig von meinem Freund, und alles zieht sich in mir zusammen. Doch Christopher entspannt sich in der nächsten Sekunde schon wieder und entschuldigt sich. „Sorry, ich… das sollte jetzt nicht so rüberkommen. Ich bin gerade etwas sehr angespannt, tut mir leid. Setz dich wieder auf den Stuhl, Niko. Okay?“   Ich gehorche und weiß mal wieder nicht, ob ich das jetzt wirklich hören will, mich verfluchend, dass ich überhaupt nachgehakt habe. „Ich habe in der Tat schon mal einen Sklaven öffentlich ausgepeitscht“, sagt mein Freund dann kurz und knapp. „Allerdings ist das schon eine ganze Weile her, und ich war mit dem besagten Mann auch nicht zusammen. Das war eine reine Spielsituation auf einer Party, und bevor du fragst: Ja, damals hat es mir gefallen“, gibt er zu und schweigt danach wieder ein paar Sekunden. „Aber jetzt ist es anders. Ich liebe dich, Niko. Du bist nun mal eben nicht nur mein Sklave, sondern auch, oder eher gesagt vor allem mein Freund – und wenn ich daran denke, dass ich dich vor einer Menschenmenge, die dich dabei gierig anstarrt, auspeitschen sollte, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Ich mache dem Umfeld gern deine Position klar, aber ohne nackte Haut und öffentliche Züchtigung, das weißt du. Und ehrlich gesagt: Auch wenn es sich übermorgen nicht um eine große Menschenmenge handelt, weiß ich nicht, ob ich Bock drauf habe, wenn mein bester Freund und auch dieser Dominik dich halbnackt sehen, vor allem in so einer intimen Position; und ob das Ganze nicht sogar heftiger für mich wäre, als vor einer anonyme Masse und… ach, ich glaube ja wie gesagt nicht mal wirklich daran, dass du das wirklich willst…!“ Er klingt frustriert und ich muss schlucken.   „Wir drehen uns im Kreis“, stelle ich leise fest und Christopher nickt. Seine Gesichtszüge sind dabei hart.   „Ja, tun wir. Ich schlage vor, wir brechen das Gespräch jetzt erstmal ab, denken beide in Ruhe über die Sache nach und setzen uns – wie schon vorgeschlagen – übermorgen, eine Stunde vor der Abfahrt zu Kilian, nochmal zusammen und reden. Selbst, wenn du meinst, reden helfe nicht: Ich bestehe darauf“, sagt er und ich spüre mich nun nicken.   „Okay, Christopher.“   Mein Teller ist noch halb voll, aber ich habe keinen Appetit mehr. Ich muss zugeben, dass ich mir dieses Gespräch anders vorgestellt habe. Dass Christopher mir meinen weiteren Wunsch ohne großes Trara erfüllt – die Verhandlungen hatten doch so gut angefangen, denke ich mir und starre die Nudeln an, die plötzlich ekelerregend und wie tote Würmer auf mich wirken. Mein Freund blickt ebenfalls mit saurer Miene auf seinen Teller und trinkt, statt weiter zu essen, sein Rotweinglas leer. Dann erhebt er sich, schnappt sich die Flasche und trägt mir im müden Ton auf, ich solle die Küche saubermachen, ehe er sich ins Wohnzimmer verzieht.   Der Abend ist im Arsch. Jedenfalls für mich. Ich lasse mir mit dem Küchenputz enorm viel Zeit, und verziehe mich danach mit Christophers Erlaubnis in mein kleines Horrorparadies, um mir meine derzeitige Lieblingsserie reinzuziehen. Mein Freund betritt meinen privaten Raum um kurz nach 23 Uhr, bleibt im Türrahmen stehen und lächelt sachte, vielleicht sogar ein wenig traurig – und in meiner Brust flammt etwas auf, das man wohl schlechtes Gewissen nennt. Ein bisschen jedenfalls.   „Wollen wir ins Bett?“, fragt er mich vorsichtig.   „…ich würde gerne noch die Folge zu Ende gucken“, erkläre ich ihm.   „Okay… wie lang dauert die denn?“   „Noch ne halbe Stunde.“   „In Ordnung. Ich warte im Bett auf dich, okay?“   „Ja, ich komm dann gleich.“ Doch natürlich hat die Folge einen Cliffhanger, und ich mache mich erst nach drei weiteren Episoden auf den Weg ins Bett. Auch, weil ich meinem Master jetzt erstmal aus dem Weg gehen möchte, um diese ganzen neuen Emotionen, die unser Gespräch ausgelöst hat, zu ordnen.   Christopher ist kein weiteres Mal zu mir ins Zimmer gekommen, und als ich das Schlafzimmer betrete, weiß ich auch wieso: Er schläft tief und fest, trotz des noch brennenden Nachtischlichts. Offenbar ist er beim Warten auf mich weggedriftet. Sein Roman liegt auch noch aufgeschlagen auf seiner Brust. Er schnarcht und sieht dabei trotzdem irgendwie niedlich auch. Ein leises Seufzen entfährt mir und ebnet den Weg für die nächste Welle des schlechten Gewissens.   Mein Freund macht sich Sorgen um mich und will alles tun, damit es mir gut geht. Und ich bin angefressen. Wirklich: Was ist nur in letzter Zeit mit mir los?   Seufzend schlüpfe ich unter die Bettdecke und bin extrem froh, dass mich der Schlaf ganz schnell überrollt. Wie eine Dampfwalze. Leider hält dieses Gefühl auch am nächsten Morgen an. Als ich von meinem Handyklingeln aufwache, bin ich total irritiert und fühle mich, als hätte ich gerade mal fünf Minuten geschlafen, obschon es etwas mehr als fünf Stunden gewesen sind. Christopher liegt nicht mehr neben mir, und als ich nach meinem Mobiltelefon greife, wird mir auch klar, wieso: Weil er mich von seinem Büro aus anruft.   „…warum bist du noch zu Hause? Deine Vorlesung fängt in 45 Minuten an. Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, lautet seine besorgte Begrüßung.   „…was?!“ Mein Blick fällt auf den digitalen Wecker, und es stimmt. „Fuck! Warum hast du mich denn nicht aufgeweckt, als du aufgestanden bist?!“, fahre ich ihn an und höre meinen Master seufzen, während ich aus dem Bett springe und panisch nach der offensichtlich von Christopher bereitgelegten Kleidung greife. Mir fällt erst auf, dass heute keine Frauenunterwäsche dabei ist, als ich bereits in die schwarzen Boxershorts geschlüpft bin.   „Du hast so tief und fest geschlafen, dass du selbst von meinem Wecker nicht wachgeworden bist, und ich wollte dir noch ein paar Stündchen gönnen. Ich bin davon ausgegangen, dass du dir selbst einen Alarm gestellt hast“, erklärt er ruhig, und ich bin immer noch irritiert. Wenn er mich schon nicht zum Tragen von peinlicher Unterwäsche zwingt, hätte er mich im Zuge seiner harten Schiene doch wirklich wenigstens vorhin aufwecken sollen, damit ich ihn bediene.   „Ich wollte dir doch Frühstück machen!“   „Ich hab heute mit Henning im Büro gefrühstückt, das ist vollkommen in Ordnung, Niko“, kommt es gelassen von meinem Freund. Und wahrscheinlich würde sich jeder normale Mensch über so etwas freuen. Ich tue das in diesem Moment aber nicht, weil ich befürchte, dass Herr Lang im Zuge unserer gestrigen Konversation, die von mir geforderte härtere Behandlung erstmal wieder beenden wird. Dabei genieße ich das alles total…! „Und jetzt lege ich auf, damit du dich fertigmachen und zur Uni düsen kannst. Ruf dir ein Taxi, okay?“   „Ich schaffe das vielleicht auch mit dem Bus, ich…“   „Ruf dir ein Taxi“, wiederholt Christopher, dieses Mal ein wenig strenger, was mein Herz wieder etwas höher schlagen lässt. „Und zwar sofort.“   „Mach ich, Christopher.“   „Und schreib mir später, ob du es noch pünktlich geschafft hast.“   Ich schaffe es pünktlich. Natürlich nur dank des Taxis, das mich auch noch fast genau bis vor die Tür des Vorlesungssaals bringt. Auf den Inhalt des Unitages kann ich mich dennoch nicht wirklich konzentrieren. Als mir Christopher dann irgendwann auch noch schreibt, dass er definitiv viel später nach Hause kommen wird, weil seine Kollegen und er wichtigen Papierkram erledigen müssen und deshalb schon eine Spätschicht eingeplant haben, hat meine Laune einen neuen Tiefpunkt erreicht.   Mein Master schlägt mir vor, etwas mit meinen Freunden zu unternehmen. Und da Markus und Paul eh geplant hatten, ins Kino zu gehen, akzeptiere ich diesen Vorschlag und schließe mich meinen Kommilitonen spontan an. Sie wollen einen dämlichen Actionstreifen mit unrealistischen Aliens und viel Geballer gucken – und das ist mir nur recht. Als wir uns mit Popcorn eindecken und ich statt eines Bieres eine Cola wähle, schauen mich meine beiden Begleiter allerdings an, als sei ich ein fremdes Wesen aus dem All, und mir wird klar, wie schwer das Alkoholverbot meines Masters einzuhalten sein wird.   „Alter, was ist denn mit dir los? Kein Bier nach diesem beschissenen Tag?“, will Paul von mir wissen.   „Ich bin schwanger“, antworte ich furztrocken, um eine ernst gemeinte Diskussion sofort im Keim zu ersticken. Markus verdreht die Augen und Paul lacht dämlich.   „Du bist so scheiße“, entgegnet er, und dann ist das Gespräch auch schon wieder vorbei.   Der Film ist mies, aber das ist schon okay. Zwischenzeitlich linse ich auf mein Handy, um zu schauen, ob Christopher mir irgendetwas schreibt, und vielleicht doch eher Schluss machen kann, um sich meiner anzunehmen. Aber ich erhalte keine Nachrichten von meinem Master, auch nicht nach Ende des Filmes. Als ich ihn kurz anrufen will, während wir das Kino schon verlassen und Paul und Markus sich nicht einigen können, wohin es jetzt gehen soll – nach Hause wollen beide nämlich noch nicht – laufen wir tatsächlich Chiyo in die Arme. Wie sich rausstellt, hat sie sich den Film auch eben angesehen, zusammen mit Ron, der mich mit einem freundschaftlichen Handschlag und breiten Grinsen begrüßt. Und ich frage mich, ob ich zum ersten Mal in meinem Leben jemanden verkuppelt habe.   Wir schnacken ein bisschen. Also, Ron, Paul, Markus und Chiyo tun das, während ich dämlich danebenstehe und versuche, anhand von Mimik und Gestik rauszufinden, ob die beiden tatsächlich zusammen sind. Ich komme aber zu keinem zufriedenstellenden Resultat. Dann lädt meine Freundin tatsächlich alle Beteiligten zu sich nach Hause ein. „Ich hab nen Gutschein für zwei Familienpizzen gewonnen und der läuft heute aus, das passt doch perfekt“, erklärt sie, und alle stimmen zu, ihre wartenden Blicke auf mir ruhend.   „Ähm, ich kläre nochmal eben kurz mit Christopher ab, ob… Also, wie unsere Abendplanung war. Aber ich denke, er kommt erst später nach Hause, von daher komme ich wohl mit…“   Paul verdreht die Augen und Markus schüttelt amüsiert den Kopf. Als ich mich mit dem Telefon am Ohr kurz entferne, meine ich sogar den Namen meines Freundes fallen zu hören, als der Rest der Gesellschaft wieder beginnt miteinander zu sprechen; und ich frage mich, ob das so eine gute Idee war, das Gespräch mit meinem Freund anzukündigen, und ob es nicht schlauer gewesen wäre, ihm einfach schnell zu schreiben. Ich meine: Jetzt sieht es ja wirklich so aus, als müsste ich mir eine Erlaubnis bei Christopher für dieses Treffen holen. Was im Grunde genommen ja auch die Wahrheit ist – aber das müssen meine Freunde und Kommilitonen ja nicht wirklich wissen, oder?   Und zack, sitze ich wieder in meinem verhassten Gedankenkarussell und denke an Christophers Worte.   Er hat recht: Normalerweise bin ich es, der beinahe durchdreht bei dem Gedanken daran, mein Freund könnte seinen Freunden zu viele Details über unser Zusammensein verraten; dass sie zu viel von uns wissen. Weil unser Spiel eine so intensive und so intime Angelegenheit ist, und ich ja genau das so sehr schätze: unsere kleine Welt. Nur er und ich. Daher hat er auch das Recht, irritiert zu sein über mein aktuelles Bedürfnis, das ich ja selbst nicht einmal hundertprozentig verstehe.   Ich glaube, es ist wirklich so, dass ich meine, den Riss in der herrischen Fassade durch die Zementierung seines Master-Daseins endgültig schließen zu können, und ich diesen Umstand deshalb so sehr forcieren will, wie es nur geht.   …ob Christopher recht hat, wenn er sagt, ich würde mir hier etwas wünschen, was ich gar nicht wirklich will…?   Mir bleibt keine Zeit, diesem Gedanken nachzugehen. Mein Master geht nach dem ersten Klingeln ans Telefon. „Ja?“   „Ähm, hi… Wie läuft’s?“   „…ist stressig. Gibt’s was Wichtiges?“   „Es bleibt also dabei, dass du heute erst später heimkommst?“   „Mhm“, bestätigt er und ich höre, wie jemand im Hintergrund Christophers Namen sagt und er daraufhin ein kurzes „Ja, sofort“ murmelt.   „Okay. Die Jungs gehen jetzt noch weiter zu Chiyo… Darf ich mit?“   „Klar. Grüß schön und viel Spaß.“ Und dann serviert mein Freund mich auch schon ab, indem er auflegt, und ich seufze.   Er hat mir nicht einmal eine Deadline genannt. Aber… er ist gestresst, offenkundig mitten in einem Meeting – und was würden seine Kollegen wohl denken, wenn er seinem Lebensgefährten am Telefon wie einem kleinen Kind mitteilt, wann es zu Hause zu sein hat?   Ich fahre eine erneute Runde in meinem Gedankenkarussell, während ich zusammen mit der spontanen Partygesellschaft den Bus zu meiner alten Wohnung nehme, die nun Chiyos Reich ist. Die Jungs laufen zum Supermarkt, um Bier und Wodka zu besorgen, während sie und ich schon mal ihre Bude betreten und ich ihr helfe, ihr Sofa zu verschieben und Sitzkissen auf dem Boden zu verteilen, sodass jeder Platz hat.   „Wie läuft es mit Ron?“, frage ich sie, als wir allein sind.   „Er ist echt cool“, sagt sie strahlend.   „Seid ihr zusammen?“   „Noch nicht, aber wir haben uns schon geküsst.“   „Dann ist das ja nur noch eine Frage der Zeit“, meine ich grinsend und Chiyo kichert.   „Wahrscheinlich. Du hast echt was gut bei mir“, sagt sie dann.   „Passt schon, ich freu mich einfach für dich.“   „Danke.“   Wir bestellen die Pizzen und quatschen noch über die Horrorserie, die meine Freundin sich auch reinzieht, natürlich zusammen mit Ron. Und als die Jungs zu uns stoßen, schließt sich der besagte Herr unserer Konversation natürlich direkt an.   Markus bietet mir ein Bier an, und ich verneine, Paul einen Wodka-O, der so riecht, als hätte Martin ihn persönlich kredenzt, und ich lehne ab. Der Rothaarige schüttelt erneut ungläubig den Kopf und sagt dann etwas, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. „Hat dein Schatzi dir etwa verboten, mit uns was zu saufen, oder was?“   Ich starre ihn viel zu lange an, und eine unangenehme Stille entsteht, die Chiyo Gott sei Dank wenige Sekunden später mit einem theatralischen Stöhnen bricht. „Du kannst auch nur mit Alkohol Spaß haben, was?“, zieht sie Paul auf und schenkt mir wie sich selbst demonstrativ einen bunten Saft ein.   Markus entpuppt sich als mein weiterer Retter. „Ach, der ist immer noch frustriert, weil er Single ist und seine Ex nen neuen Stecher hat.“ Paul faucht ihn an und die beiden schmeißen sich nicht ernst gemeinte Beleidigungen an den Kopf, die Chiyo und Ron zum Lachen bringen. Der Pizzabote ist Retter Nummer drei und bringt auch diese Konversation – wenn man sie als solche bezeichnen möchte – zum Erliegen.   Wir schlagen uns den Bauch voll, schauen einen super schlechten Martial-Arts-Film, den wir durchgehend kommentieren, und lachen uns dabei kaputt, und ich muss im Laufe des Abends zugeben, dass mir das Treffen mit meinen Freunden echt guttut. Das Gedankenkarussell steht still. Ich kann mich richtig gut ablenken. Die Pizza schmeckt super und auch die ganzen exotischen Säfte, die ich dazu mit Chiyo vertilge, sind lecker. Ein weiterer Alkoholkommentar in meine Richtung fällt nicht. Ron hat auch nur ein einziges Bier getrunken, und als ich zwischenzeitlich zu ihm linse, hat er den Arm um das Mädchen der Runde gelegt, und sie wiederum ihre Hand auf seinem Oberschenkel platziert – und ich muss lächeln.   Ich beneide die beiden sogar etwas. Nichts ist so spannend wie die Anfangszeit einer Beziehung. Alles ist neu, alles ist aufregend, es gibt keine Konflikte, nur spannende Episoden, denke ich mir, während ich den Blick durch meine alten vier Wände gleiten lasse und so viele Erinnerungen an den Beginn der Geschichte von Christopher und mir auf mich niederprasseln. Ich werde ganz rot, als mir bewusst wird, was für schweinische Dinge mein Master und ich hier angestellt haben und bin froh, dass Chiyo nichts davon weiß...   Es ist gegen 21 Uhr, als der Film vorbei ist, und ich scheuche meine Kommilitonen auf, flüstere ein „Alter, die wollen jetzt auch mal endlich allein sein…“, als Paul protestieren und noch ein weiters Bier aufmachen will. Markus unterstützt mich, und ich zücke mein Telefon, um Christopher Bescheid zu geben, dass ich jetzt abhaue. Ich rufe nicht an, will ihn nicht stören, schicke ihm stattdessen eine Textnachricht, während wir der Gastgeberin helfen, aufzuräumen.   Ich erschrecke regelrecht, als mein Freund mich keine fünf Sekunden nach Erhalten meiner Message anruft und mir mitteilt, er würde mich abholen und auch meine Kommilitonen nach Hause fahren. Innerhalb von einer Viertelstunde ist er da, und während Markus sich mit meinem Freund über Politik unterhält und Paul wild auf seinem Handy herumtippt – vielleicht schreibt er ja mit Mareike? – fahre ich schon wieder Karussell. Die Länge von Christophers Anfahrt um diese Uhrzeit suggeriert, dass er von Zuhause aus gefahren sein könnte. Und wenn das so ist, frage ich mich, warum er sich nicht bei mir gemeldet hat, um mir Bescheid zu geben, dass er schon Feierabend gemacht hat…   Als Christopher meine beiden Kommilitonen abgesetzt hat, legt sich eine seltsame Stille um uns, die Christopher letztendlich mit einem Räuspern bricht. „Wie war dein Tag?“, will er wissen, und schenkt mir einen längeren milden Blick, als wir an einer roten Ampel zum Stehen kommen.   „Die Uni war scheiße. Der Kinofilm echt bekloppt, aber deshalb auch so witzig, und der Rest des Abends bei Chiyo total cool.“   „Schön. Das freut mich.“   „Und dein Tag?“   „Stressig. Viel zu tun gehabt.“   Ehrlich gesagt warte ich auf den typischen Christopher-Lang-Umschwung. Darauf, dass seine Stimme plötzlich hart wird, und er mich mit dieser abfragt, ob ich beispielsweise gegen sein Alkoholverbot verstoßen oder vielleicht irgendetwas anderes angestellt hätte, das einer Bestrafung bedarf. Aber mein Freund sagt nichts, achtet auf den Verkehr und schweigt.   „Sag mal…“, richte ich schließlich das Wort wieder an ihn, „kann es sein, dass du eben von Zuhause aus zu Chiyo gefahren bist?“   Christopher sagt im ersten Moment nichts, sein Blick ist leer. Dann leckt er sich plötzlich über die Lippen und gibt es zu. „Ja. Bin ich.“   „…und seit wann bist du schon zu Hause?“   „…seit ein paar Stunden.“   „Und warum um Himmels Willen hast du mir nicht Bescheid gegeben?!“   Mein Master seufzt und lächelt beschwichtigend, als er mir einen kurzen Blick zuwirft, ehe er wieder auf die Straße schaut. „Weil ich wollte, dass du den Abend mit deinen Freunden genießt, und nicht deine Siebensachen zusammenpackst und zu mir eilst.“   „Du wolltest mich nicht sehen?!“   „Herrgott, nein, darum geht es nicht, Niko, hörst du mir nicht zu? Ich wollte, dass du eine schöne Zeit mit deinen Freunden verbringst, weil das total wichtig ist.“   „Das hättest du mir auch befehlen können…“   „Hätte ich, ja. Wollte ich aber nicht.“   „Und warum nicht?“   „Weil ich dir nicht jedes Treffen mit deinen Freunden explizit erlauben oder verbieten muss, und ich dich in letzter Zeit eigentlich schon viel zu oft zu früh von ihnen abgezogen habe, und du meiner Meinung nach mal wieder nen netten Abend ohne mich gebraucht hast. Oder liege ich falsch? Eben klangst du noch sehr zufrieden.“   Ich schlucke. Ja, natürlich stimmt das: Der Abend war toll. Aber… „Hast du mich angelogen mit der Extraarbeit?“, frage ich meinen Freund.   „Nein. Wir haben wirklich etwas länger gemacht. Nur nicht so lang, wie gedacht“, entgegnet er ruhig und sucht an der zweiten roten Ampel wieder den Augenkontakt zu mir, den ich ihm gewähre.   „…kann es sein, dass du meine härtere Behandlung nach unserem Gespräch gestern jetzt erstmal wieder zurückfährst…?“, frage ich ihn schließlich mit trockener Kehle.   Mein Freund überlegt kurz, ehe er mit fester Stimme antwortet. „Ja. Ich will dir heute und auch morgen Freiraum zum Nachdenken über deinen… besonderen Bestrafungswunsch geben. Nicht als Sklave, sondern als mein Partner“, erklärt er. „Hast du dir das noch einmal durch den Kopf gehen lassen?“   „…noch nicht wirklich“, antworte ich leise, und weiß nicht so recht, ob mir seine Geste gefällt, oder mir so richtig gegen den Strich geht. Wir sind doch gerade so gut warmgelaufen in diesem neuen und härteren Master-Slave-Alltag…!   „Du hast ja noch ein wenig Zeit“, sagt Christopher mit ruhiger Stimme. „Konntest du dich wenigstens ein bisschen von dem Ganzen ablenken heute?“   „…ja“, gebe ich grimmig zu und starre aus dem Fenster.   Wir reden nicht mehr viel an diesem Abend, und das ist mir eigentlich auch ganz recht so. Ich ziehe mir in meinem Zimmerchen noch eine Folge der Horrorserie rein, ehe ich zu meinem Master ins Bett schlüpfe, der seine Rolle heute als solcher nicht erfüllt. Ich drehe mich auf die Seite, mit dem Rücken zu ihm, und wünsche ihm eine gute Nacht, als er wenig später das Licht löscht.   Ich zucke zusammen, als Christopher im Dunkeln seine Hand plötzlich nach mir ausstreckt und seine Finger meine nackte Schulter streifen. Instinktiv weiche ich der Berührung aus – weil dieses Mal die Zicke den internen Kampf gewonnen hat. Doch schon im nächsten Augenblick fühle ich mich deswegen echt mies. Ehe ich einen weiteren inneren Konflikt austragen kann, packt mein Freund mich an meinem Oberarm und zieht mich brüsk an seinen warmen Körper, schlingt seine Arme fest um mich und hält mich in dieser intimen Löffelchenstellung gefangen – als er meinen Nacken küsst, entspanne ich mich vollends und seufze genüsslich. Dieser Körperkontakt tut mir gut, und ich frage mich, warum zur Hölle ich ihn eben noch negieren wollte. Dann setzt Christopher noch einen drauf, und wispert liebevoll: „Ich liebe dich.“   Ich drücke seine Hand als Antwort – und dann lausche ich seinem Atem, der schon nach weniger Zeit etwas lauter und gleichmäßiger wird. Christopher ist wie so oft ganz schnell in die Traumwelt übergetreten.   Und ich? Ich fange an zu denken. Über all das, was Christopher mir gestern gesagt hat.   …und gegen 2 Uhr morgens keimen bestimmte Gefühle in mir auf, die man wohl am besten unter dem Label ‚Zweifel’ kategorisieren könnte.   ~~~   Auch am kommenden Tag gehe ich in ganz normaler Unterwäsche zur Uni und bekomme auch keine Seilkonstruktion oder andere, mich als Sklaven markierende Zierde an meinen Körper gelegt. Christopher hält den Ball tatsächlich flach. Agiert nur als mein Freund, nicht Master, bereitet sogar selbst das Frühstück zu und hilft mir beim Abräumen.   An der Uni kann ich mich mal wieder auf nichts konzentrieren, und spiele in meinen Gedanken immer wieder die Szenen ab, die mich vorgestern noch komplett erregt haben. Ich male mir aus, wie Christopher mir mit strenger Miene laut befiehlt, die Hosen runterzulassen, oder sie mir brüsk abstreift – und wie dabei die Augen von Kilian, Holger, Martin und Dominik auf mir liegen. Auf meiner nackten Haut, meinem im Tresor gefangenen Schwanz, meinem blanken Arsch. Stelle mir vor, wie Christopher mich übers Knie legt, und wie die anderen sich dazusetzen, oder drum herum aufstellen, und wie er mich dann die Hiebe mitzählen lässt. Und in dem Moment, in dem Holgers fieses Lachen in meiner Vorstellung ertönt, wird mir unheimlich kalt – und alles in mir zieht sich gar schmerzhaft zusammen und ich schüttele mich regelrecht, weil mir das plötzlich… unheimlich unangenehm ist.   Fuck.   Als ich allein in der Ecke der Mensa sitze und mir etwas reinziehen will, das die Bezeichnung Nudelgericht nicht wirklich verdient hat, und mich eher an die Gehirnmasse der Aliens aus dem jüngsten Kinofilm erinnert, ploppt dann noch eine Nachricht von Christopher auf meinem Telefon auf. Es ist eine sehr lange Mitteilung, die mich die Nahrungsaufnahme sowieso sofort wieder vergessen lässt. Mein Freund teilt mir nämlich mit, dass er extreme Bauchschmerzen hat, was unseren heutigen Besuch angeht, und dass er am liebsten alles Besprochene abblasen und mit mir in unserem ganz normalen Verhältnis zu Klilian gehen würde. Der soften Mischung aus BDSM und Liebespaar.   „Wenn du frech wirst, weise ich dich als Master natürlich gern zurecht – innerhalb unserer ganz normalen Dynamik, die wir im Beisein unserer Freunde bei solchen privaten Treffen an den Tag legen. Die nächste Party ist schon sehr bald, und dort kann ich dich, so wie du es für dieses Treffen gefordert hast, als reinen Sklaven behandeln“, schreibt er. „Und wenn du es etwas heftiger brauchst und was Neues ausprobieren möchtest: Ich kann dich dieses Mal dann auch in einem der abschließbaren Spielräume züchtigen – ohne die neugierigen Blicke der anderen. Aber unsere Freunde wie auch Außenstehende bekommen dann natürlich mit, dass ich dich bestrafen gehe. Das wäre ein Kompromiss, findest du nicht? Bitte lass dir das alles noch einmal durch den Kopf gehen.“   Christopher hat diese Bauchschmerzen vor allem aufgrund meiner eigenen Wortwahl. „Du hast selbst von falschen Gründen gesprochen, die diesen Wunsch verursacht haben – und ich habe intensiv über unser Gespräch nachgedacht und glaube mittlerweile, dass du auch aus diesen falschen Gründen als reiner Sklave bei Kilian behandelt werden möchtest. Und das Ganze, auch wenn es auch nicht wirklich etwas Neues ist, nach hinten losgehen und dich beziehungsweise uns überfordern könnte. Das geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf und mir wird richtig schlecht dabei.“   Ich muss schlucken und lese seine Nachricht insgesamt drei Mal – und irgendwann muss ich einfach lächeln, weil mir einfach mal wieder bewusst wird, wie sehr ich Christophers zärtliche Seite eigentlich liebe. Und wie essenziell sie für sein Masterdasein eigentlich ist – ihn nicht zum Softie macht, sondern eben zu dem abgefahrenen Kerl, der er ist. Meinem dominanten Freund, der mich abgöttisch liebt, und der mir nur wehtun will, wenn es mich nicht wirklich verletzt.   Was wäre Christopher ohne seine Empathie? Ein kalter sadistischer Bastard?   Wie von Christopher verlangt setzen wir uns eine Stunde vor der Abfahrt zu Kilian im Wohnzimmer zusammen. Er drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, ehe er auf dem Sofa Platz nimmt und mich mit angespannt-besorgter Miene mustert. Ich lächel und versuche so, die Stimmung etwas aufzulockern.   „Hast du meine Nachricht gelesen?“, erkundigt mein Freund sich und ich nicke. „Okay. Ich habe dem eigentlich nicht viel mehr zuzufügen. Ich weiß, ich hätte dir das alles auch jetzt sagen können – aber das lag mir halt echt auf der Seele und ich musste das sofort loswerden, sonst hätte ich den Tag wahrscheinlich nicht überstanden.“   Christopher ist Zucker.   „Ist okay… Und bevor du dir den Mund jetzt noch fusselig redest: Es ist alles bei mir angekommen und…“ Ich seufze und gebe es dann endlich zu: „Du hast recht.“   Christopher wirkt extrem erleichtert, als ich zurückrudere und ihm mitteile, dass ich… kalte Füße bekommen habe, und mir, Stand jetzt, doch keine Züchtigung im Beisein unserer Freunde vorstellen kann, und dass es wahrscheinlich in der Tat besser wäre, gar keine neuen oder besonderen Spielelemente zum Treffen einzuführen, sondern das zu tun, was mein Freund in seiner Textnachricht vorgeschlagen hat.   „Danke, Niko“, wispert er beinahe, beugt sich zu mir vor und drückt mir einen zarten Kuss auf den Mund. Er lächelt versonnen – und redet sich dann doch noch den Mund fusselig. Aber… irgendwie finde ich das auch gut. „Weißt du“, sagt er unter anderem, „über eine Art der semi-öffentlichen Bestrafung können wir vielleicht in weiter Zukunft nochmal reden. Wenn du keine emotionalen Berge abarbeiten musst, wenn dein Geist total frei ist – und du dann immer noch so ein Bedürfnis haben solltest. Momentan ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Du willst es nicht wirklich und ich bin, wie gesagt, auch nicht bereit dafür. Vor allem nicht unter diesen Umständen – aber ich fange an, mich zu wiederholen.“   Christopher grinst und ich nicke, ihn anlächelnd.   „Gleich bei Kilian hast du es in der Hand, inwieweit ich meine Masterrolle heute einnehme. Wir sind aufeinander eingegroovt, dein Handeln wird mir wie immer den Weg weisen. Aber vor allem denke ich, dass dir die Zusammenkunft mit unseren Freunden helfen wird, mal den Kopf freizukriegen – so wie der Abend mit deinen Kommilitonen gestern. Das tun eben nicht nur meine Bestrafungen. Aber wer weiß, vielleicht habe ich Kilian ja verraten, dass du Brokkoli… unheimlich gerne magst“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu, und ich muss sofort glucksen.   Christopher trifft mal wieder ins Schwarze. Es ist genau das, was mich eigentlich immer so glücklich und unser Zusammensein so besonders macht. Es geht um diese subtilen Bestrafungen. Dinge, die nur er von mir weiß und quasi gegen mich einsetzt. Dinge, die nur für uns beide Sinn ergeben. Wenn er mir beispielsweise für ein Treffen in der Gerte einen Long Drink versprochen hat und dann doch nur eine Cola ordert: Für die anderen ist an diesem Prozess nichts anormal – nur ich weiß, dass es eine Strafe ist. Oder wenn er mich zur Uni mit einem Plug im Arsch schickt. Niemand kann es erahnen – nur ich weiß, was Sache ist, spüre seine Macht und seine Kontrolle über mich. Oder eben wie jetzt: Wenn ich gleich wieder Brokkolisuppe schlürfen darf, und nur mein Master weiß, was das eigentlich für eine heftige Bestrafung für mich ist…   Auch wenn es mich eigentlich ein bisschen wurmt, dass Christopher seine extrem harte Behandlung meiner ausgesetzt hat, initiiere ich während des Treffens mit unseren Stammtischfreunden dann doch keine Situation, in der er auffallend als Master agieren muss. Natürlich bediene ich mich auch an diesem Abend nicht vor ihm, lasse Christopher sogar meine Teller bei jedem Gang füllen, und als Kilian mich fragt, ob ich ein Glas Wein trinken möchte, erkundige ich mich natürlich bei meinem Dom, ob er es erlaubt. Christopher nickt unserem Arzt zu, und dieser füllt mir daraufhin erst mit einem leichten Grinsen auf den Lippen das Glas. Ich helfe natürlich auch beim Abräumen und Servieren – aber mehr geschieht in dieser Richtung eben nicht.   Dieses unschuldige Treffen mit unseren Freunden hilft mir auch tatsächlich, den Kopf freizukriegen, und ich finde unsere Konversationen total entspannt, und genieße diesen ganz normalen Abend. Wie von Christopher prophezeit. Dass Dominik krank geworden ist und absagen musste, stimmt mich sogar zufrieden, denn dadurch ist diese Runde auch nochmal ein Stück weit intimer – ich kenne die Jungs nun schließlich auch schon eine ganze Weile und wir können vertraut miteinander sprechen.   Kilians neue Küche ist topmodern und passt hervorragend zum restlichen Einrichtungsstil. Mein Freund ist richtig neidisch auf die High-Tech-Geräte, die sich sogar per Smartphone steuern lassen. Der Arzt hat mit ihrer Hilfe ein imposantes Menü gemeistert, das wir gierig verschlingen, und Christopher verlangt natürlich schon wieder nach allen Rezepten. Außer für die Brokkolisuppe, weil er diese ja schon perfektioniert hat – und als ich dieses grausige Gericht löffel, tauschen mein Freund und ich einen ganz besonderen Blick miteinander; das leichte Grinsen meines Doms, das so viel in diesem Moment bedeutet, fällt nur mir auf. Und das ist wunderschön.   Was die anderen vielleicht registrieren können, ist die Art und Weise, wie Christopher an diesem Abend mit mir physisch umgeht: sie erinnert mich total an unsere wunderschöne Anfangszeit, an die ich schon nach dem Kinobesuch so intensiv denken musste. Mein Freund kann nämlich gar nicht die Finger von mir lassen: Mal ruht seine Hand auf meinem Oberschenkel, mal wandert sie zu meiner Schulter, mal legt er seinen Arm um mich, oder verschränkt unsere Finger miteinander. Er lächelt mich an, wann immer unsere Blicke aufeinandertreffen, oder beugt sich zu mir vor, um mir einen Kuss auf die Wange oder meine Lippen zu hauchen. Er besteht auf beinahe durchgehenden Körperkontakt – und auch das ist wunderschön.   Beim Dessert – Käsekuchen mit Blaubeeren – gibt Christopher mit meinen Backkünsten an und erzählt von meinen „göttlichen Muffins“, die er nicht mehr aus seinem Kopf kriegt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dabei rot wie eine Erdbeere anlaufe. Unsere Freunde bestehen darauf, dass ich sie zum nächsten Treffen mitbringe und ich verspreche es.   Thematisch ist an diesem Abend mal wieder alles mit dabei: Allen voran die neue Küche Kilians, und was es nicht alles für Probleme beim Kauf und der Lieferung gab. Von nicht passenden Schubladen und falschen Fronten ist alles mit dabei, was die deutsche Servicewüste zu bieten hat, und Holger sowie Christopher liefern ähnliche Storys. Wir reden über das Wetter, kurz über den Kanzleiausbau, über Martins neue Inlineskates, auf denen er sich laut Holger eh nur auf die Schnauze legen wird, über Holgers Pläne für den Garten, in dem er einen Teich anlegen will – und mitten in diesen Gesprächen stelle ich mir vor, wie es wäre, die ganze Zeit über gekniet und geschwiegen zu haben, und nur als Sklave von behandelt worden zu sein, und stelle erneut fest, dass Christopher mal wieder recht hatte.   Das hätte mich nämlich gar nicht so sehr gefallen, wie anfangs angenommen, und hätte mich dieses netten Abends unter Freunden beraubt.   Als reiner Sklave von Christopher behandelt zu werden ist zwar wirklich etwas, das mich antörnt, aber das eher auf eine Party im Club gehört. Dort fühlt es sich… passender an. Ich freue mich auch richtig drauf. Der große Unterschied ist eben: Auf einer Play-Party bin ich einer von vielen Sklaven. Hier bei Kilian wäre ich der einzige; der Fokus wäre einzig und allein auf mich gerichtet – und diese Vorstellung macht mich unschön nervös, und mein Magen dreht sich sogar ein wenig dabei um, als ich mir ausmale, wie es wohl gewesen wäre, hätte ich meinen originalen Spanking-Wunsch heute durchgezogen…   Wirklich, was ist nur los mit mir in letzter Zeit? Warum habe ich diesen Wunsch überhaupt geäußert?   Ich verschiebe die interne Analyse meiner selbst, als Kilian das Gespräch auf die anstehende Party lenkt. „Ich habe vor ein paar Tagen ein sehr nettes Pärchen kennengelernt“, setzt er an. „Beide Männer sind submissiv.“   „Oh?“, kommt es beinahe gleichzeitig interessiert von Holger und Christopher, und auch ich richte meine volle Aufmerksamkeit auf den Gastgeber.   „…sie sind immer nach der Suche nach jemanden, der sie beide zusammen dominiert“, erläutert Kilian grinsend.   „Dann haben sie ja jetzt ihren perfekten Kandidaten gefunden“, kommt es amüsiert von Martin und unsere Blicke treffen sich.   „In der Tat“, meint Kilian zufrieden. „Mit zwei so hübschen Jungs zu spielen macht alles doppelt so schön. Ich bringe sie übrigens mit in den Club. Dann könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen.“   „Na, da bin ich mal gespannt…“, säuselt Holger.   „Sie mögen es übrigens auch, von zwei Doms gleichzeitig gezüchtigt zu werden“, bemerkt Kilian und lässt seinen Blick zwischen meinem Freund und Holger wandern. „Also, nur damit es nicht irgendwann heißt: Warum hast du uns das nicht gesagt? Ich biete euch hiermit offiziell an, bei der Party ins Spiel einzusteigen.“   Tatsächlich ist das mal wieder eine Situation, in der ich nicht ansatzweise eifersüchtig oder beschützend oder besitzergreifend werde, weil ich mir Christophers Antwort darauf so sicher bin, dass ich die Hand ins Feuer legen könnte – und ich genieße das in Anbetracht meiner ganzen jüngsten, seltsamen Adrian-Episoden.   Christopher und Holger lachen, und es ist tatsächlich mein Dom, der als erstes antwortet. Und vor allem so, wie ich es erwartet habe. „Danke für das Angebot. Aber: Nein, danke.“   Kilian hebt in entschuldigender Manier die Hände und richtet seinen Blick dabei auf mich. „Ich wollte es nur der Freundschaft wegen anbieten. Ich teile gern, wie ihr wisst.“   „Nun… ich nicht“, ist alles, was Christopher dazu noch sagt. Dabei drückt seine Hand auf meinem Oberschenkel fest zu – und ich schwebe auf Wolke Sieben.   „Ich habe schon alle Hände voll mit Martin und der Orga zu tun“, erklärt Holger ruhig und sein Sub grinst einfach nur. „Aber ich schaue natürlich gerne zu.“   „Und ihr beiden?“, richtet Kilian das Wort wieder an uns.   „Wird sich dann zeigen“, antwortet Christopher. „Noch weiß ich nicht einmal, ob Niko überhaupt etwas zu Sehen bekommt“, fügt er dann schelmisch grinsend an und fokussiert mich mit seinen wunderschönen Augen.   …er suggeriert damit die Verwendung einer Maske. Oder eines Ganzkörperanzugs. Oder eine Augenbinde. Es prickelt auf meiner Haut – und ich bin happy, laufe wahrscheinlich mal wieder rot an, während ich den leeren Dessertteller vor meinen Augen anstarre.   „Weiß eigentlich einer von euch, ob Andreas und Hendrik kommen?“, hakt Martin nach.   „Die sind auch wieder dabei und freuen sich, euch alle wiederzusehen“, entgegnet der Gastgeber.   „Na, spielst du auch mit den beiden?“, zieht mein Freund ihn auf und Kilian lacht.   „Nein, spielen würde ich das nicht nennen. Ich berate sie“, sagt er.   „Aha?“, kommt es wieder interessiert und beinahe gleichzeitig von Holger und Christopher.   „Die beiden schauen mir zum Beispiel zu, wenn ich mein neues Lieblingspärchen dominiere“, erklärt der Arzt der Runde. „So lernen sie fürs eigene Spiel dazu. Und ich erkläre ihnen Dinge, die sie dann zu zweit ausprobieren.“   „Ach, du bist ja so großzügig, und das alles ist ja auch so uneigennützig“, zieht Martin den Doktor auf und er lacht.   Das ist dann auch das einzige BDSM-Thema, das an diesem Abend zur Sprache kommt, und als wir irgendwann nach Hause fahren, und Christophers Hand beinahe unentwegt auf meinem Oberschenkel ruht, sofern er nicht den Gang wechseln muss, bin ich einfach nur zufrieden und glücklich. Das Gedankenkarussell erscheint nicht einmal am Horizont, scheint aus einer anderen Zeit oder gar Galaxie zu stammen – und ich glaube, das ist das Schönste an diesem Abend, der nicht mehr lange dauern soll.   „Ich glaube, ich wandere gleich direkt ins Bett“, sagt mein Freund, als sich die Fahrstuhltüren schließen und gähnt. „Muss morgen leider wieder früh raus.“   „Ich komme mit und bestehe darauf, dass ich dir morgen früh wieder das Frühstück zubereite“, entgegne ich und schaue ihm dabei vielleicht ein bisschen bettelnd in die Augen. Er kritisiert das nicht. Christopher lächelt sogar leicht.   „In Ordnung.“   Während mein Master sich im Bad die Zähne putzt macht, bereite ich unser Schlafgemach vor. Entferne die Tagesdecke sowie die dekorativen Kissen, ziehe die Vorhänge zu, wechsle vom Decken- zum Nachttischlampenlicht und stelle auch schon seinen Wecker. „Hast du meine Uhr gesehen?“, erkundigt Christopher sich passend zu meinem letzten Arbeitsschritt und als er nur noch seine Schlafhose tragend das Zimmer betritt.   „Liegt auf dem Nachttisch.“   „Ah, danke.“   Dann putze ich mir die Zähne und streife meine Kleidung ab. Als ich wenig später nackt das Schlafzimmer wieder betrete, erwarte ich eigentlich einen schlafenden Christopher vorzufinden, doch mein Freund liest konzentriert seinen Roman. Erst, als ich mich auf der Matratze niederlasse, bemerkt er, dass ich anwesend bin und schreckt sogar kurz auf.   „Sorry, wollte deinen Lesefluss nicht unterbrechen“, meine ich und lächele entschuldigend. Doch Belletristik scheint Christopher gar nicht mehr zu interessieren. Er packt das Buch umgehend zur Seite und dreht sich stattdessen zu mir um, zieht mich in seine abermals feste Umarmung und haucht mir einen Kuss auf mein Haar. Seine nackte Haut fühlt sich heiß an meiner an, und ich atme seinen unverkennbaren Duft ein, meine Stirn gegen seine Brust gepresst, meine Arme ebenfalls um seinen Oberkörper geschlungen. Erst, als ich gar automatisch mein Bein zwischen seine Beine schiebe, um mich vollends gegen ihn zu pressen, fällt mir auf, dass mein Freund seine Schlafhose in meiner Abwesenheit losgeworden ist; mein Knie trifft auf sein Geschlecht, in das noch kein Blut geflossen ist, und ich halte inne – weil ich mich frage, was Christopher vorhat. Seine ursprünglichen Pläne, direkt schlafenzugehen, scheinen jedenfalls vom Tisch zu sein. Leichte Aufregung erfasst mich.   Im nächsten Moment dreht Christopher mich auf meinen Rücken und rutscht zwischen meine Schenkel. Seine Hand greift in meinen Nacken und unsere Blicke treffen sich kurz, ehe er seine Lippen auf meine niederlässt und sich aus dem zunächst keuschen Kuss in kurzer Zeit eine etwas heißere, und unsere Zungen involvierende Angelegenheit entwickelt. Meine Finger fahren in sein blondes Haar, während wir hemmungslos knutschen und unsere nackten Leiber leicht aneinander reiben. Christophers Schwanz erwacht dabei langsam zum Leben. Meiner versucht es…   Nachdem sich unsere Münder mit einem lauten Schmatzen voneinander getrennt haben, schenkt Christopher mir ein wunderschönes Lächeln; und dann wandern seine Lippen zu meinem Hals, und es kribbelt dort wunderbar, als er unsichtbare Linien mit seiner Zunge nachzeichnet und diese zwischendurch auch mit sanften Küssen verziert, leicht in meine sensible Haut beißt. Mein Freund knabbert auch an meinem Ohrläppchen, saugt daran, und spielt dabei vorsichtig mit seinen Fingern an meinen mittlerweile herabstehenden Brustwarzen, entlockt meinem noch von seinem Speichel benetzten Mund ein leichtes Seufzen.   Dann geht er auf Wanderschaft, und rutscht tiefer hinab, verteilt Küsse auf meiner Brust und fängt an wie ein Verdurstender an ihnen zu saugen, seicht in sie hineinzubeißen, um dann wiederum seine Zunge über die geschundenen, sensiblen Warzen gleiten zu lassen. Erregung fließt durch meinen Körper und der Tresor frisst sich in mein Fleisch, dass noch immer versucht, hart zu werden; ich stöhne – und es ist eine Mischung aus Geilheit und Frustration.   Christophers Lippen verteilen jetzt Küsse auf meinem Bauch. Seine Zunge taucht in meinen kleinen Nabel ein und zeichnet anschließend eine feuchte Spur weiter südwärts über meinen Unterleib. Wenige Augenblicke später spüre ich seinen heißen Atem auf meinem gefangenen Geschlecht und erzittere. Meine Finger verfangen sich in seinen Haarsträhnen, als er beginnt, über meine Eier zu lecken, während seine Hände unter meinen Hintern fahren, und er meine Pobacken sachte knetet. Ich schließe die Augen und genieße diese Liebkosung, die gleichzeitig aufgrund meiner Keuschhaltung eine leichte Tortur darstellt – und nach einer Weile endet dieser besondere Körperkontakt plötzlich.   Automatisch öffne ich meine Augen und betrachte Christopher, der zur Bettkante gerobbt ist und die Nachttischschublade aufzieht. Es wundert mich nicht unbedingt, dass er eine Tube Gleitgel auf die Matratze befördert sowie Taschentücher. Meine dabei aufgekeimten Erwartungen – dass er möglicherweise noch Latexhandschuhe herauszieht oder einen Dildo, um mich weiter zu quälen oder vielleicht wieder abzumelken – werden nicht erfüllt. Denn anstatt irgendwelcher Sextoys oder anderer eindeutiger Utensilien, hält Christopher plötzlich einen ganz besonderen Schlüssel in der Hand, und ich halte regelrecht die Luft an, als er sich zwischen meinen gespreizten Beinen hinkniet und tatsächlich das kleine Schloss an der Keuschheitsvorrichtung löst.   „Aber…“, höre ich mich murmeln, werde jedoch umgehend von meinem Freund unterbrochen.   „Schhh…“, macht Christopher, und ich halte sofort den Mund. Beobachte stattdessen still, wie er mir peu a peu den Tresor mit all seinen Einzelteilen abnimmt, sie auf dem Nachttisch auf meiner Seite deponiert und mich dann mit seinen blauen Augen in den Fokus nimmt. Im selben Moment streichen seine Finger zärtlich über meinen befreiten Schwanz, der binnen weniger Sekunden komplett steif ist  – ich höre mich selbst laut aufstöhnen, als Christopher mit seiner Hand Druck auf meinen Schaft ausübt, meine Vorhaut zurückzieht und dann mit seinen Daumen über meine Eichel fährt.   Noch lauter werde ich, als Herr Lang plötzlich mit seinem Kopf zwischen meine Schenkel rutscht, und seine feuchte Zunge langsam über meine Hoden und Schaft bis zur enthüllten Spitze meines Glieds bewegt; er saugt leicht an meiner Eichel, und ich habe Angst, dass ich ihm einige seiner hübschen blonden Strähnen rausreißen könnte, weil ein so intensives Kribbeln durch meinen Unterleib dabei rast und die Finger meiner auf seinem Haupt ruhenden Hände sich in seine nicht mehr existente Frisur unkontrolliert verhaken. Ich bin so fasziniert von seinem Treiben, dass ich meinen Blick nicht von Christopher nehmen kann. Sauge die Bilder auf, wie er gierig an meinem Schwanz saugt, und stöhne dabei ungehalten.   Sein Mund löst sich von meinem geschwollenen Geschlecht mit einem lauten Plopp, und er lächelt mich an, seine Lippen immer noch so nah an meiner nassen Eichel, sein Gesicht leicht rötlich verfärbt, die blonden Strähnen wild herabstehend zwischen meinen Fingern.   Ein verruchtes Bild für die Götter.   In weniger als zwei Sekunden bedeckt er meinen Körper wieder mit seinem, schiebt seine Zunge in meinen Mund, und reibt seinen harten Schwanz dabei unverhohlen an meinem. Ich umklammere ihn und küsse ihn leidenschaftlich zurück, kann mein Becken nicht kontrollieren, dass seine reibenden Bewegungen enthusiastisch imitiert; Christopher seufzt tief – und dieser Ton macht mich noch mehr.   Gnadenlose Hitze beherrscht meinen Körper. Die Erregung hat sich durch jede einzelne meiner Poren gefressen und tief in meinem Innern eingenistet. Ich schwitze, obschon es um uns herum eigentlich kühl ist. Ich bin außer Atem, obwohl ich mich nicht bewegt habe. Jede einzelne seiner Berührungen durchfährt mich wie ein Blitzschlag   Er löst den Kuss, und seine Lippen wandern wieder zu meinem Ohr. „Möchtest du in meinem Mund kommen, oder soll ich dich nehmen?“, lautet seine betörend gewisperte Frage. Ein angenehmer Schauer rieselt meine Wirbelsäule hinab. Es kribbelt in meinem Unterleib. Auch, weil Christopher schon wieder an meinem Ohrläppchen knabbert, seinen Schwanz immer noch an meinem reibt und die Finger seiner rechten Hand über meine Brustwarze fahren.   „…fick mich…“   Ich klinge heiser und oh so verzweifelt – aber das bin ich auch, und es ist mir egal. Christopher weiß es eh. Er weiß alles über mich.   „Nein…“, haucht er in meinen Gehörgang, und im ersten Moment bin ich sicher, dass ich mitten in einer Bestrafung bin, und er mir ab jetzt jegliche körperliche Genugtuung negieren und meinen Körper nur für seinen Orgasmus benutzten wird – doch ich liege schon wieder falsch. Christopher beendet seinen Satz. „Ich werde dich heute nicht ficken, Niko. Ich will dich lieben…“   Und genau das macht er dann auch.   Ich beobachte wie in Trance, wie er seine Finger mit dem Gel benetzt und mit diesen dann in einem stetigen Rhythmus über meine Spalte streich. Seine Handlungen sind ruhig und zärtlich. Vollkommen kontrolliert schiebt er nun einen Finger nach dem anderen in meine heiße Enge und lässt sie zaghaft das Territorium erkunden: Sie gleiten hinein und wieder hinaus, dann streichen sie über die sensiblen, von Nerven durchsetzten Innenwände.   Gekonnt ertastet er nach kurzer Zeit meine Prostata und reizt die Stelle, gleitet mit einer Elendsgeduld darüber, während ich unter ihm fast wahnsinnig werde und mich nun unkontrolliert aufbäume. Denn heute kann sich die Erregung vollkommen entfalten. Heute rast sie durch meinen Unterleib, durch meine Hoden, meinen harten Schwanz – durch meinen ganzen Organismus.   Mein Körper zuckt, und erst, als ich schon fast am Schreien bin, entzieht Christopher seine Finger meiner Enge und rutscht wieder zwischen meine Schenkel. Sein steinharter Schwanz flutscht wie von selbst in meine vorbereitete Spalte – und dann dringt er ein, beißt sich dabei genüsslich auf seine Unterlippe und lässt den Kopf in den Nacken fallen.   Ein weiteres Bild für die Götter.   Er bewegt sich nicht sofort, verharrt einfach so in mir. Dann küsst er mir rau, lässt seine Zunge in meine Höhle gleiten und trifft dort auf meinen kraftlosen Gegenpart, der nur träge mit seiner Zunge tanzt, weil ich vor Erregung schon jetzt total erschöpft bin. Gleichzeitig fängt er endlich an, sich in mir zu bewegen – es ist ein zarter Stoß, der mich gequält in seinen Mund stöhnen lässt.   Christopher bricht den Kuss, führt seine Lippen abermals zu meinem Hals und saugt erneut an der zarten Haut, will Spuren hinterlassen, kleine Markierungen, die am nächsten Morgen von unserem Beisammensein zeugen. „Ich liebe dich“, wispert er und stößt dann ruckartig und hart zu und meinem Mund entweicht ein verzweifeltes Wimmern. Dann bewegt er sich wieder nicht, wartet ab, quält mich süß mit dem Gefühl von seinem Schwanz gefüllt zu sein, aber nur dann und wann einen verlangenden Stoß zu spüren.   Er gleitet gänzlich aus mir hinaus, und führt sich selbst wieder ganz zart ein – fünf Mal hintereinander. Mein unkontrolliertes Zucken – meinen nonverbalen Wunsch, endlich schnell und hart genommen zu werden – ignoriert er einfach, spielt mit meiner Geilheit. Aber auf eine zärtliche Art und Weise. Ganz anders, als das Spiel in unserem ganz besonderen Zimmer ist.   Mein Herz hämmert gegen meine Brust, mein Hals fühlt sich trocken an; wie oft war jene Erregung schon so stark, dass ich glaubte, nah am Höhepunkt zu sein, wie oft hat mein Geliebter hart zugestoßen – nur um dann wieder ruhig in der Starre zu verbleiben. Woher nimmt er diese Selbstkontrolle…?   Mein Mund steht offen und ich bemühe mich gar nicht mehr, ihn zu schließen. Ich atme laut und stöhne, bei jeder Bewegung, die Christopher macht – wenn er sie denn macht. Ich fühle mich wie Beute. Er ist der Jäger. Er hat mich schon längst gefangen, aber er spielt mit mir, um mich gänzlich zu überwältigen, mir den letzten Funken Kraft zu nehmen.   Er stößt erneut zu und eine berauschende Energie rast durch meinen Lendenbereich; ein intensives Kribbeln jagt durch meinen Unterleib, entlädt sich in einem lauten Stöhnen, lässt mich erneut in dieser unkontrollierten Art aufbäumen, mich beinahe den Verstand aufgeben. Ich schließe die Augen, klammere mich nur noch weiter ihn. Und er? Er verharrt erneut. Ich spüre seine Lippen plötzlich wieder an meinem Hals. Sein Körper bewegt sich minimal, als er auf der sensiblen Haut zarte Küsse verteilt. Sein steinharter Schwanz drückt dabei ein Stückchen weiter gegen meine Innenwand. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinunter, ich verschlucke mich fast, als ich versuche, ein lustvolles Wimmern zu unterdrücken.   Ich zähle bis drei in meinem Kopf, spreche mir zu, die letzten Reserven meines Körpers anzuzapfen, das letzte Fünkchen Verstand zu aktivieren. Direkt, als sein Mund meinem Ohr nahekommt, als er leicht in mein Läppchen beißt, ergreifen meine Hände seine Schultern. Ich spüre schwitzige, warme Haut unter meinen Fingern und blende die Umwelt für einen kurzen Moment aus; es ist wie ein kleiner Blackout. Ich ignoriere diesen ultimativen Druck, als sein Geschlecht bei unserer Drehung, in die ich Christopher zwinge, über meine Prostata fährt. Ich grunze nur kurz – und schaffe es, ihn auf seinen Rücken zu drängen. Ich blicke auf ihn hinab. Im selben Moment lasse ich meinen Körper wieder auf ihn niedersinken. Sein immer noch hartes Glied rutscht dabei noch tiefer in mich hinein – mit dieser Intensität habe ich nicht gerechnet! Mir wird kurz schwarz vor Augen, als mein Fleisch gegen das seine prallt, als er komplett in mir vergraben ist. Mein Kopf fällt in den Nacken. Ich stöhne; eine Mischung aus Schmerz und Geilheit. Und Letzteres übernimmt.   Ich wippe auf und ab, lasse mein Becken kreisen, lasse ihn nie gänzlich aus mir gleiten, während ich mich selbst auf seinem harten Schwanz ficke. Bedächtig zu Anfang, nach wenigen Momenten schon stürmischer. Mein Schwanz lechzt nach Berührung. Ich kann Christopher ungehalten stöhnen hören und schaue ihm wieder in die Augen. Seinen Ausdruck kann ich nicht deuten, doch schon in der nächsten Minute, in der er sein Becken anspannt und ruckartig bewegt, sodass sein Schwanz so tief in mich dringt, dass ich Sternchen sehen kann, verstehe ich ihn.   Ich realisiere gar nicht, wie es passiert, aber prompt falle ich nach hinten und er ist wieder über mir, pinnt meine Hände gegen die Matratze – und meine letzte Reserve an Kraft ist schon ausgebraucht. „Du…“, wispere ich, meine Stimme heiser und erschöpft, mein Glied unmerklich gegen meinen Bauch pochend und zucken. „Du…“, setze ich erneut an und meine Äußerung endet in einem seichten Aufschrei, als er sich plötzlich mit einem harten Stoß wieder in mich schiebt. „…du bist… der Teufel….“, murmele ich nur noch wie in Trance und genieße es, als Christopher beginnt, bedächtig sein Becken kreisen zu lassen und mich dabei küsst. Ich spüre seine Zunge in meinem Mund, ich kann kaum interagieren. Speichel läuft mein Kinn hinunter. Das ist die Hölle. Das Paradies und Hölle zugleich.   Er bricht unseren Kuss, leckt die schmale Speichelspur hinfort und lässt dann seine Zunge über meinen Hals und die Ohrmuschel gleiten. „Und wofür würdest du deine Seele verkaufen, mein Kleiner? In diesem Moment wahrscheinlich für eine paar harte heftige Stöße und meine Hand an deinem Schwanz, richtig?“ Er drängt sich erneut ganz langsam in mich hinein, und seine dunkle, gewisperte Aussage gepaart mit dem erneuten Füllen meines Eingangs entlockt mir ein kraftloses, erotisches Wimmern. „Genau das sollst du kriegen“, wispert er und klingt dabei lasziv wie nie zuvor.   Meine folgende Laute können im Vergleich dazu nur als verrucht oder vollkommen pervers beschrieben werden: Tiefes Seufzen, lautes Stöhnen, rauchiges Keuchen. Denn Christopher stößt so wie angekündigt zu: hart und heftig. Seine Hand greift nach meinem Schwanz und er beginnt ihn zu pumpen.   Er küsst mich: ruppiger als zuvor. Forsch gleitet seine Zunge in seine Höhle und streicht über meinen Muskel. Ein Seufzen entfährt ihm, während wir uns küssen. Dann schon beendet er wieder diesen Kontakt, leckt neckisch über meine Lippen und hauche dann dagegen: „Ich liebe dich…“, während er gleichzeitig einen bedächtigen Rhythmus aufbaut.   „Ich… dich… auch…“, hauche ich kraftlos, und stöhne im nächsten Augenblick schon wieder ungehalten, höre mich nach Luft schnappen, keuchen – und schlinge meine Arme und auch Beine noch heftiger um Christophers erhitzten Leib. Seine Finger haben sich in meine Pobacken gekrallt. Er hat mich so elektrisiert, so erregt, dass ich jetzt wie ein Teenager reagiere – und es ist mir scheißegal. Weil ich nicht mehr denken kann. Weil ich einfach nur noch kommen will, damit dieser Druck aus meinen Hoden und meinem Unterleib entweichen kann.   Meine Finger verkrampfen beinahe, als ich mich in seine Schultern kralle, während alles aus mir entweicht und diese krasse Orgasmus-Welle durch meinen gesamten Körper rast und sich in Form meines dickflüssigen Saftes zwischen unseren nackten Leibern verteilt. Christopher reiße ich mit: Nur noch ein paar Stöße, dann verkrampft auch er sich, stöhnt tief und spritzt ab – und mir wird regelrecht schwarz vor Augen.   …so einen Höhepunkt habe ich schon lange nicht mehr erlebt, merke ich, als ich erst nach einer kurzen Zeit wieder zu Sinnen komme. Christopher liegt bereits neben mir, seine Hand ruht auf meiner Wange. „…alles klar?“, höre ich ihn wispern. Ich blinzele, doch meine Augenlider sind zu schwer; ich lasse zu geschlossen.   „…ja…“, flüstere ich, und mein Freund haucht mir einen Kuss auf die Stirn.   Ich kriege nur halbwegs mit, wie er mich mit einem feuchten Lappen oder Handtuch säubert, und danach wieder das Licht abstellt. Christopher kuschelt sich an mich, zieht die Decke über unsere Körper und schlingt seine Arme um mich. Sein Kopf ruht in meiner Halsbeuge und ich spüre seinen Atem auf meiner sensiblen Haut.   „Danke“, höre ich ihn dann wispern.   „…wofür?“   „Dass du mich nicht dazu gezwungen hast, dich heute beim Treffen zu züchtigen.“   Ich lache schwach auf, meine Augen und Glieder schwer wie Blei. „Als wenn ich dich zu irgendetwas zwingen könnte…“   Mein Freund seufzt. Und das letzte, was ich vor dem Abdriften in den Schlaf mitbekomme, sind seine folgenden Worte: „…du ahnst ja gar nicht, was für eine Macht du über mich hast…“ Kapitel 46: 46 -------------- Nach diesem phänomenalen Finale eines wunderschönen Abends schlafe ich wie ein Kleinkind, das den gesamten Tag ausgelassen mit seinen Freunden auf einem XXL-Spielplatz getobt hat – tief und fest, traumlos und erholsam. Ich erwache sogar eine ganze halbe Stunde vor dem Wecker und fühle mich ausgeschlafen, was mich im ersten Moment sogar leicht verwundert, und gleichzeitig mit seichtem Glück erfüllt.   Christopher schläft noch, seine blonden Strähnen zerzaust, der hübsche Kopf ins Kissen gedrückt, sein Mund leicht geöffnet und mit etwas Speichel benässt. Erinnerungen an seine gestrigen Küsse, seine intensiven Berührungen, seine durchdringenden Worte wallen in mir auf und lassen Wärme in mir aufsteigen, meine Haut leicht kribbeln. Als ich mich vorsichtig erhebe und aus dem Schlafzimmer schleiche, ohne den Anwalt zu wecken, fließt eine weitere Erinnerung durch mein mentales Zentrum und Christophers Stimme ertönt in meinem Innern.   Du ahnst ja gar nicht, was für eine Macht du über mich hast.   Ich schlucke, und mache mich daran, Frühstück vorzubereiten, nutze die zusätzliche Zeit dank meines frühen Aufwachens, um statt Toastbrot Aufbackbrötchen zu servieren, koche Eier und richte alles ein wenig dekorativ an, sodass der Tisch am Ende aussieht, als wäre es ein entspanntes Sonntagsfrühstück. Dabei ist es Freitagmorgen. Als ich als letzten Schritt Kaffee aufsetze, steckt Christopher seinen Kopf durch die Tür – perfektes Timing. „Oh“, macht er erfreut, als er seinen Blick über den Küchentisch streifen lässt, „das sieht ja toll aus!“   „Kaffee ist gleich fertig, springst du eben noch schnell unter die Dusche?“   „Ja. Ich beeil mich.“   Keine zehn Minuten später kommt Herr Lang herrlich frisch duftend, mit feuchtem Haar und nur in Hose und Hemd bekleidet zurück zu mir. Ich will gerade aufstehen, um die Kaffeekanne herzuholen und unsere Becher mit dem Gebräu zu füllen, als Christopher mich mit sanfter Stimme aufhält. „Bleib sitzen, ich mach das schon.“ Nach seinen vermeintlichen Kellnertätigkeiten setzt er sich jedoch nicht umgehend hin. Stattdessen bleibt er neben meinem Stuhl stehen und beugt sich zu mir herunter. Seine Hand wandert zu meiner rechten Wange und er hebt ganz zärtlich meinen Kopf an. Als sich unsere Blicke treffen, umspielt ein warmes Lächeln seine Lippen. „Geht es dir gut?“, möchte er von mir wissen, und ich nicke lediglich, was Christophers Lächeln nur noch weicher werden lässt. Er küsst mich zärtlich auf den Mund – erst dann nimmt er mir gegenüber Platz; und ich habe ganz weiche Knie und fühle mich ein bisschen so, als wären wir gerade erst zusammengekommen.   Vielleicht, weil wir nach gefühlten Ewigkeiten der „härteren Schiene“ plötzlich wieder wie ein ganz normales Pärchen agiert haben und agieren, und es sich deshalb so „neu“ anfühlt.   Hat mir das etwa doch mehr gefehlt als ich gedacht habe?   Wir reden nicht viel während des Frühstücks, weil Christopher schon jetzt irgendwelche wichtigen Mails übers Tablet beantworten muss. Er entschuldigt sich deswegen aufrichtig und ich versichere ihm, dass es in Ordnung ist. Arbeit geht ja nun einmal vor, das weiß ich. Dennoch finde ich es natürlich schade, dass er sich viel zu schnell von mir verabschiedet, in den Rest seines Anzuges schlüpft und seinen Abflug in die Kanzlei vorbereitet.   Ehe er unsere Wohnung jedoch verlässt, haucht er mir noch einmal einen Kuss auf die Lippen, und bleibt, seine Hand in meinem Nacken ruhend, noch einmal stehen. Ich schaue ihm fragend in die Augen, denn Herr Lang ist schon relativ spät dran und sollte jetzt nicht trödeln, sondern ganz schnell zum Fahrstuhl laufen. „Niko“, adressiert er mich mit sanfter Stimme, „ich möchte, dass wir mindestens das Wochenende im Code Red verbringen. Ist das in Ordnung?“   Auch wenn keiner von uns beiden unser vom Regelwerk losgelöstes Miteinander mit dieser besonderen Bezeichnung ausgerufen hat, agieren wir eigentlich ja eigentlich schon seit zwei Tagen fast nur als Liebespaar, weil Herr Lang wollte, dass ich über die Spanking Geschichte als sein Partner und nicht als sein Sklave nachdenke, und bei Kilian waren wir absolut mehr Pärchen als Master und Sklave. Aber so macht Chris es jetzt noch einmal deutlich – offiziell. Und wäre ich vor einer Woche noch an die Decke gegangen und hätte protestiert, entspannen sich meine Gesichtszüge jetzt und meine Lippen gleiten von allein in ein Lächeln, als ich mit einem „klar“ antworte.   Denn ja, gestehe ich mir ein, ich genieße das gerade total.   Christopher erwidert mein Lächeln, drückt mir einen weiteren Kuss auf die Lippen. Dann scheuche ich ihn regelrecht aus der Bude, damit er nicht zu spät kommt und mit dem Auto durch die Stadt hetzen muss, und mache mich dann selbst fertig.   Obschon ich ausgeschlafen bin, penne ich im Bus zur Uni fast ein, und während der Seminare und Vorlesungen kann ich mich nicht wirklich konzentrieren, weil meine Gedanken, wie schon direkt nach dem Aufwachen, immer wieder zum Vortag zurückwandern.   Mir war es zwar schon während des Besuches bei Kilian klargeworden – jetzt ist es aber erst hundertprozentig durchgesickert: Die Tatsache, dass es absolut richtig von Christopher war, mich vor meiner eigenen Dummheit zu bewahren, und die Erfüllung meines vermeintlichen Wunsches nach dem Spanking in Anwesenheit unserer Freunde abzulehnen. Überhaupt die gesamte BDSM-Komponente auf unser normales Minimum zu reduzieren, das wir innerhalb sozialer Zusammenkünfte pflegen.   Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, dass ich den zärtlichen Christopher tatsächlich sehr vermisst habe – obwohl mir seine Bestrafungen und seine harte Umgangsart natürlich gefallen haben. Vielleicht geht es mir auch einfach um unsere gängigen Proportionen? Die Mischung aus Master und Partner. Denn in der Tat hat Christopher mir in der vergangenen Zeit fast zu 100 Prozent als Dom gegenübergestanden. Und das ist ja selbst für unsere krassen Verhältnisse eine Extreme.   Zwischen den Vorlesungen vibriert mein Handy, und ich bin wenig überrascht, von meinem Freund zu hören. „Hey mein Spatz,“ schreibt er und ich muss ein wenig grinsen und mit den Augen rollen bei dieser Anrede, „worauf hast du dieses Wochenende eigentlich Lust? Du bestimmst, was wir machen – ich stehe dir bis Sonntag komplett zur Verfügung. Und wenn du etwas ohne deinen alten Mann machen willst, ist das natürlich auch in Ordnung.“ Die Nachricht ist mit einem zwinkernden Smiley versehen und ich verdrehe erneut grinsend die Augen.   „Ich will was mit dir machen, alter Mann“, antworte ich sofort, und weiß plötzlich auch sofort, worauf ich Lust habe. „Wollen wir heute Abend erstmal zu unserem Lieblingsinder?“ Damit meine ich das Restaurant, das ursprünglich mal rein Christophers Favorit war, und in das er mich damals nach der Episode mit Georg geschleppt hat; nachdem er mich das erste Mal ans Bett gekettet und ich für wenige Sekunden geglaubt hatte, er hätte die Wohnung tatsächlich verlassen. Es kribbelt überall bei dieser Erinnerung.   „Tisch ist reserviert“, lautet Christophers Antwort. „Ich freu mich. Und denk dran: Du bestimmst auch, was wir mit dem restlichen Wochenende machen.“   Unweigerlich ertönt die Stimme meines Freundes wieder in meinem Innern.   Du ahnst ja gar nicht, was für eine Macht du über mich hast.   Ich schaffe es, unsere Wohnung auf Vordermann zu bringen, ehe Christopher kurz hereinschneit, seine Arbeitstasche loswird und wir uns dann gemeinsam auf den Weg ins Restaurant machen. Wir sitzen sogar fast genau an dem Platz, an dem wir uns damals das erste Mal so entspannt unterhalten haben, und auch heute bestelle ich das Chicken Tikka aus dem Tandoori-Ofen, das immer noch so köstlich schmeckt wie beim ersten Mal.   Wir reden nicht über den gestrigen Tag, den Besuch bei Kilian oder was davor gewesen ist. Wir führen keine ernsthaften Pärchengespräche, und dennoch ist unsere heutige Unterhaltung enorm wichtig für unsere Beziehung – weil wir uns gefühlte Ewigkeiten nicht mehr so locker ausgetauscht haben. Jedenfalls erscheint mir das Ganze so.   Ich erzähle Christopher ein bisschen was von meinen neusten Horrorentdeckungen und der Geschehnisse an der Uni, unter anderem noch einmal von Ron und Chiyo, weil ich mich immer noch frage, ob die beiden denn nun endlich offiziell ein Paar geworden sind oder noch nicht, und ich mich irgendwie nicht traue, einen der beiden zu fragen, weil ich keinen Druck auf sie ausüben will. „Das ist irgendwie niedlich“, kommentiert Christopher.   „Ich würde mich echt für Chiyo freuen. Und für Ron.“   „Was ist denn nun eigentlich mit Paul und Mareike?“, fragt mein Freund, und ich verdrehe die Augen.   „Ich glaube, Paul bereut es, dass er das zwischen den beiden damals nicht, naja, fest gemacht hat, und sie offenbar irgendwann keinen Bock mehr auf dieses Hin und Her hatte. Jetzt ist sie mit diesem Neuen, Sven, zusammen, und Paul hat offenbar jetzt erst gecheckt, dass sie ihm wohl mehr bedeutet.“   „…das klingt nach dem typischen ‚ich habe Angst mich zu binden‘-Syndrom…“   „Ja. Idiot. Auch wenn er mir natürlich leidtut. Aber: Idiot.“   Christopher ergreift meine auf dem Tisch ruhende Hand, streichelt mit seinen Daumen ganz leicht über meinen Handrücken und lächelt mich versonnen an. „Ich freue mich, dass du damals keine Angst hattest, dich mit mir einzulassen“, sagt er dann mit warmer Stimme, und mein Herz macht bei dieser romantischen Aussage einen freudigen Sprung in meiner Brust.   Ja, irgendwie fühle ich mich an diesem Abend echt in der Zeit versetzt. Alles erscheint plötzlich wieder so frisch wie damals, und ich frage mich, ob wir gerade so etwas wie einen Neustart wagen. Einen Reset nach all dieser ganzen Scheiße mit dem Kranksein, Christophers Beichten, den Adrian-Episoden und meinen bescheuerten Reaktionen auf das Ganze.   Ich frage mich im selben Zuge, wie ich ernsthaft denken konnte, dass ein Spanking vor den Augen meiner Freunde mir irgendwie helfen würde, meine Gedanken zu sortieren…   „Ich bereue es auch kein bisschen“, entgegne ich und schaue Christopher dabei tief in die Augen, und ich bin mir sicher, dass mein Freund versteht, was ich ihm damit wirklich sagen möchte: dass auch dieser blöde „Riss“ in seiner herrischen Fassade und die Tatsache, dass er mir gewisse Dinge verschwiegen hat und mir das nicht gefällt, unserer Beziehung nichts anhaben werden. „Wie war’s denn heute eigentlich in der Kanzlei?“, wechsle ich das Thema, nachdem uns die Kellnerin eine weitere Flasche Wasser gebracht hat, weil das Restaurant wirklich kein geeigneter Ort für intime Gespräche ist.   „Eigentlich ganz gut“, sagt Christopher, und ich bin fast ein wenig erstaunt, dass dies nicht der einzige Kommentar diesbezüglich bleibt, und mein Freund mir heute tatsächlich eine ganze Menge erzählt. Vielleicht, weil nun langsam die ganze Anspannung von ihm abfällt und die losen Enden der ganzen Schnüre nur noch miteinander verbunden werden müssen, die Fusion ist so gut wie abgeschlossen. Vielleicht muss er sich das Ganze aber auch einfach mal von der Seele reden. „Henning passt sehr gut ins Team“, meint Christopher fast am Ende seiner Erzählung über Handwerkertermine, jede Menge Papierkram, Behördengänge und unendliche Diskussionsrunden, „aber eine der neuen Gehilfinnen, Jessica, geht mir jetzt schon tierisch auf den Sack.“   Der Name klingt bekannt. „…war das nicht die, die du letztens nach Hause fahren musstet?“   „Ja, genau die. Henning hat sie mit in die Kanzlei gebracht, darauf hat er bestanden. Sie stammt ursprünglich von hier, ihre Mutter wohnt in der Stadt, und von daher hat es wohl auch gut gepasst, dass sie ihm folgt.“ Christopher klingt tatsächlich wenig begeistert, während er von der Frau spricht.   „Und warum geht sie dir tierisch auf den Sack?“, wiederhole ich seine Worte und muss zugeben, dass ich es immer wieder amüsant finde, wenn der feine Herr Lang sich so ausdrückt.   „Unter anderem, weil das Fräulein sich einfach nichts merken kann... Sie hat letztens Christin vertreten“, eine von Christophers Lieblingsfachkräften, „und ich musste ihr alles mindestens dreimal sagen – egal, ob es um eine einzige Akte oder eine schnöde Kontaktinformation ging, sie hat es entweder immer wieder vergessen oder mir etwas völlig Falsches rausgesucht. Und dann stellt sie mir und den Kollegen manchmal so… bescheuerte Fragen, die man vielleicht von den Azubis im ersten Jahr erwarten würde, aber nicht von einer gelernten Rechtsanwaltsfachangestellten mit mehrjähriger Erfahrung. Ich habe das Gefühl, dass ihr Gehirn ein einziger Klumpen Käse mit riesigen Löchern ist, wo alles einfach durchflutscht und nur mit Glück hängenbleibt.“   Ich muss bei der Vorstellung eines Käsegehirns kichern. „Vielleicht ist sie einfach noch viel zu aufgeregt: Neue Kollegen, neue Kanzlei, neuer, heißer Chef…“   Christopher schnaubt. „Jessica ist einfach… etwas zu aufdringlich, und ich denke, ich werde mit ihr, aber wohl auch mit Henning, noch einmal ernsthaft darüber sprechen müssen.“   Jetzt werde ich hellhörig. „Was genau meinst du mit aufdringlich?“   „Jessica ist nett: viel zu nett. Nicht nur, dass mir diese extreme Freundlichkeit fast schon zuwider ist, weil sie auf gewisse Weise unnatürlich wirkt – kein Mensch hat einfach durchgehend supergute Laune – und weil sie mit uns allen redet, als wäre sie unsere beste, super empathische Freundin oder gar Vertrauenslehrerin – sie berührt ihre Kollegen zusätzlich viel zu oft.“ Christopher räuspert sich, und fährt erst fort mit seiner Erzählung, nachdem die Kellnerin unsere mittlerweile leeren Teller abgeräumt hat.   „Sie berührt die Kollegen viel zu oft?“, hake ich interessiert nach.   „Ja. Ich meine: Ein kurzes Schulterklopfen und Ähnliches ist ja gang und gäbe. Ich meine, ich kann meine Hand ja auch ohne Bedenken auf Hans oder Hennings Schulter legen, wenn wir uns nett unterhalten, und das ist auch gut so – allerdings kenne ich beide auch schon Jahrzehnte lang. Aber selbst bei Johanna bin ich da schon etwas vorsichtiger, und ich finde, es ist auch einfach etwas Anderes, wenn jemand der gerade mal ein paar Tage in der Kanzlei arbeitet, einfach jeden sofort anfasst – am Oberarm, an der Schulter – und einfach sofort beginnt, die Leute zu umarmen, und...“   „Jessica hat dich umarmt?“ Ich pruste ich fast vor Lachen, als ich mir vorstelle, wie die Gehilfin die Arme um Herrn Lang legt und meinem Freund dabei alles aus dem Gesicht fällt und er sich verkrampft. Ich habe ja noch nicht wirklich viel Ahnung vom Arbeitsleben – aber dass man seinen neuen Chef nicht gleich umarmen sollte, weiß sogar ich.   „Nein“, macht Christopher auch umgehend mit fester Stimme klar. „Nein, mich nicht. Noch nicht. Himmel, hoffentlich versucht sie es nicht irgendwann! Aber all die anderen Gehilfen und unsere Azubis. Und auch Johanna und Co.“   „Und die finden das auch schlimm?“   „Also. Nur um das eben nochmal klarzustellen: Im Grunde genommen finde ich es ja gut, wenn sich meine Mitarbeiter untereinander gut verstehen und sich Freundschaften daraus entwickeln, in deren Rahmen Umarmungen dann auch die Norm sind. Aber ich habe jetzt mindestens drei Mal beobachtet, wie Jessica ihre neuen Kollegen umarmt hat und die sich dabei völlig versteift haben, und einfach nicht wussten, wie sie damit umgehen sollen. Man konnte sehen, dass ihnen das unangenehm war, die waren überrumpelt. Sie kennen sie ja nicht wirklich. Mir geht es dabei insbesondere um die Männer.“   „…meinst du damit, dass Jessica ihre männlichen Kollegen sexuell belästigt?“ Denn auch wenn das in den Massenmedien nie großes Thema ist: Auch Frauen machen das – baggern und sogar grabbeln am Arbeitsplatz. Und auch Männer können Opfer sein.   „Nein. Nein, das ist es nicht.“   „Hm… Meinst du damit vielleicht, dass sie flirtet…?“   Christopher zögert eine Sekunde. „Ich glaube, ja. Vielleicht sogar unbewusst“, entgegnet er dann schließlich.   „Ups!“, mache ich und halte dann plötzlich inne, als der Gedanke sich manifestiert. „Auch mit dir?“   „…ehrlich gesagt, weiß ich das nicht“, gibt Herr Lang dann zu und starrt auf sein Mineralglas. Und, wer hätte das erwartet, in diesem Moment bin ich nicht wütend oder eifersüchtig oder schlecht drauf, sondern einfach nur etwas geschockt. Und, zugegeben, auch etwas amüsiert.   „Du bist dir nicht sicher, ob deine Mitarbeiterin mit dir flirtet? So etwas merkt man doch, oder nicht?“, necke ich ihn.   „Vielleicht will ich das nicht wahrhaben. Vielleicht interpretiere ich da aber auch einfach zu viel rein“, versucht er, sich zu erklären.   „Was macht sie denn, Herr Lang?“   Christopher verdreht die Augen und entlässt etwas genervt die Luft aus seinen Augen. „Naja…“, setzt er dann an, und scheint nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich glaube, sie versucht ihre Fehler durch ihr Verhalten wieder glattzubügeln und hofft, dass man sie nicht kritisieren wird, wenn sie eben extrem nett zu einem ist und dir ein bisschen Honig ums Maul schmiert.“   „Honig ums Maul schmieren? Aha. Was sagt sie denn so?“   „Ist das ein neuer Anzug? Der steht Ihnen ja ausgezeichnet, Herr Lang. Waren Sie gestern beim Frisör, Herr Lang? Ihr Haar sieht heute anders aus…“, macht Christopher eine hohe Frauenstimme nach und klingt dabei so dämlich, dass ich lachen muss. „Aber das Beste“, fährt mein Freund fort, beugt sich über unseren kleinen Tisch, legt seine Hand auf meinen Oberarm und drückt leicht aber bestimmt zu, während er mir dabei tief die Augen schaut, ein übertriebenes Lächeln aufsetzt und in dieser nachäffenden Frauenstimme zur mir sagt: „Herr Lang, wenn Sie noch irgendetwas von mir brauchen, dann sagen Sie mir bitte unverzüglich Bescheid, ja?“ Und dann klimpert er zur Unterstreichung auch noch ein paar Mal mit seinen Augen und intensiviert dabei noch einmal den Druck seiner Finger – und obschon ich lachen muss, wird mir gleichzeitig klar, wie unangenehm diese Situation am Arbeitsplatz für Christopher sein muss.   „Okay“, sage ich, nachdem ich mich beruhig habe, und schiebe seine Hand, die meinen Oberarm noch immer umfasst, von mir weg. „Ich verstehe. Und ja: Das ist schon irgendwie Flirten, bewusst oder unbewusst. Kann aber eben auch gespieltes Flirten sein, um, wie du schon selbst gesagt hast, von den eigenen Fehlern abzulenken. Mit diesem Ziel könnte sie dich aber auch vorsätzlich mit ihren Annäherungen verunsichern oder in die Ecke drängen wollen. Nach dem Motto: Wenn er anbeißt, habe ich ihn in der Hand, und er kann mich dann nicht rausschmeißen, weil ich ihm dann… Naja, verwerfliche Dinge vorwerfen kann.“ Ich nehme einen Schluck Wasser nach meinen lauten Analysen. „Aber… weiß die eigentlich, dass du schwul bist?“   „Also, wenn man allein die Tatsache bedenkt, was für eine Tratschtante Johanna manchmal ist und sie davor mehrere Jahre mit Henning zusammengearbeitet hat, der ihr sicherlich das eine oder andere über mich vor der Fusion erzählt hat und ich ein Bild von dir auf meinem Schreibtisch stehen habe, ist es eigentlich unmöglich, dass sie es nicht weiß. Vielleicht ist es ihr aber auch egal. Vielleicht denkt sie aber auch, ich sei bi, oder was auch immer, oder dass das auf dem Foto mein Neffe ist, keine Ahnung. Vielleicht rafft sie es auch einfach nicht, und macht das alles eben total unbewusst und es ist alles gar nicht so gemeint – ich erinnere dich an ihr Käsegehirn.“   Ich lache kurz auf, besinne mich aber wieder schnell. „Hast du überhaupt schon mal mit ihr darüber gesprochen?“   „Also, als sie mich so intensiv am Arm berührt hat und sich dabei über meinen Schreibtisch gebeugt hat, habe ich ihr direkt gesagt, sie soll das bitte unterlassen, weil ich das als unangenehm und unangebracht empfinde.“   „Aber?“   „Aber ich weiß nicht, ob sie das wirklich kapiert hat. Sie hat mich angeschaut wie ein erschrockenes Reh, sich entschuldigt und ist dann mehr oder weniger aus meinem Büro gerannt. Deswegen überlege ich, noch einmal ein Gespräch in Ruhe zu suchen, nicht so zwischen Tür und Angel mitten im Büroalltag.“   Ich nicke. „Ist wahrscheinlich besser. Was sagt Henning überhaupt dazu?“   Christopher schweigt. Dann seufzt er. „Ich befürchte, der genießt diese Art von Aufmerksamkeit im Büro von einer jungen und gutaussehenden Kollegin schon ein bisschen…“   „Oh.“ Und plötzlich fällt mir Johannas Kommentar bezüglich des neuen Kollegen ein: Sie mag Henning nicht, und das könnte natürlich der Grund sein, auch wenn sie ihn mir gegenüber als herrschsüchtig beschrieben hat. Vielleicht war das ja nur eine vorgeschobene Aussage? Allerdings hat Johanna mir aber auch noch etwas Anderes gesagt, was mich jetzt, nach Christophers Aussage, etwas verwundert. „Johanna mag Jessica.“   Christopher schnaubt erneut. „Weil Jessica sich bei ihr einschleimt.“   „Mit Süßigkeiten?“   Mein Freund nickt. „Schokolade, Muffins, Kaffee. Das ganze Büro-Paket.“   Ich kann das schelmische Grinsen, das sich in mein Gesicht schleicht, nicht unterdrücken. „Und dir bringt sie Blaubeermuffins mit?“   Christopher seufzt und fährt sich mit beiden Händen durchs Gesicht. „Ja“, presst er dann heraus, „obwohl ich ihr gesagt habe, sie solle auch das lassen. Aber dann ist angeblich zufällig immer einer über, und den will sie ja nicht wegschmeißen und lässt ihn dann trotz meiner Proteste auf meinem Schreibtisch liegen.“   „O Mann…“, entgegne ich und kichere. „Und dann kannst du ja nicht anders, als ihn zu essen, hm?“   „Ich habe jetzt angefangen, ihn an andere Kollegen weiterzugeben. Auch wenn das weh tut…“, scherzt Christopher. „Wobei nach deinen Muffins stinken die vom Bäcker jetzt total ab…“   Ich lächel zufrieden. „Und Henning?“   „Der kriegt auch fast jeden Tag was. Und Hans auch.“   „Hast du denn schon mit Hans darüber gesprochen?“   „Noch nicht, aber ich habe ihn schon mal verdutzt auf einen Muffin in seiner Hand starren sehen.“   „Der könnte in der Tat von Jessica stammen…“   „Ja…“   „Ich muss mir echt nochmal Jessicas Unterlagen genauer ansehen, die waren aber eigentlich in Ordnung. Ich habe sie allerdings auch nur überflogen, weil ich Henning vertraue, aber irgendetwas könnte ich ja übersehen habe, aber dann fühlt Henning sich wahrscheinlich auf die Füße getreten.  Ich bin derzeit einfach nur ein wenig verwundert, dass er jahrelang mit jemandem wie Jessica ohne Probleme arbeiten konnte… Vielleicht herrschte bei denen in der Kanzlei ja aber auch ein ganz anderes, etwas unkonventionelleres Miteinander, oder sie verhält sich erst jetzt so, weil sie tatsächlich nervös ist, ach, keine Ahnung… Das ist alles ein wenig kompliziert.“   „Du wirst das schon hinkriegen“, ermutige ich ihn und er lächelt dabei etwas angestrengt.   Christopher zahlt und fragt mich, ob ich mir noch irgendein anderes Ziel für heute ausgesucht hätte. „Unser Sofa“, erwidere ich nur und er nickt zufrieden.   „Dein Wunsch ist mir Befehl“, sagt er, als wir zum Auto gehen. Und abermals spielt das imaginäre und antik anmutende Tonbandgerät in meinem Kopf seine gestrigen Worte ab.   Du ahnst ja gar nicht, was für eine Macht du über mich hast.   „Wann lerne ich Henning eigentlich kennen?“, frage ich meinen Freund, als wir bereits unterwegs sind.   „Bald. Wir wollten das eigentlich schon viel früher geschehen lassen, aber Henning war einfach zu gestresst und hat sich jeden Abend nach der Arbeit Wohnungen und Häuser ansehen müssen, und muss jetzt den Umzug finalisieren. Und mit Ehefrau und zwei kleinen Kindern, und dem jetzigen Haus 300 Kilometer entfernt, ist das keine einfache Angelegenheit“, erklärt Christopher. „Die machen das etappenweise. Ein paar Dinge hat er schon hergeholt und richtet schon mal alles nach und nach ein, während seine Frau, Kim, alles im alten Haus zusammenpackt.“   „Das klingt wirklich stressig“, pflichte ich bei, und führe mir vor Augen, wie unkompliziert mein Umzug im Gegensatz dazu eigentlich gewesen ist. Obschon dieses Event nicht weit zurückliegt, kommt es mir plötzlich vor, als würde ich schon Ewigkeiten in Christophers, in unserer, Wohnung leben. Ein schönes und zugleich auch leicht erschreckendes Gefühl.   „Ach ja!“, wirft Christopher plötzlich enthusiastisch ein. „Das habe ich voll vergessen, dir zu sagen: Der Termin für unser Sommerfest steht. Dann lernst du auf jeden Fall den ganzen Rest der neuen Belegschaft kennen. Auch Jessica.“   Die Kanzlei veranstaltet jeden Sommer eine Party für Mitarbeiter und deren Partner und Familien. „Und wo steigt die fette Party dieses Mal?“, ziehe ich meinen Freund auf – denn natürlich handelt es sich bei diesem Event um keine Megasause, bei der sich alle irgendwann total betrunken die Klamotten vom Leib reißen und abgehen wie Schmidts Katze. Es ist ein zivilisiertes Miteinander mit einer begrenzten Menge Alkohol, mal als Grillfest, mal als Restaurantausflug, mal als Tanzabend gestaltet. Und danach gehen vor allem die Azubis noch weiter zusammen feiern – und eskalieren in der Disco. Diesen Teil der Veranstaltung haben Christopher und ich jedoch noch nicht miterlebt, und dabei wird es wohl auch bleiben.   „Wir haben einen kleinen Minigolfplatz am See gemietet.“   Ich lache lauthals los und Christopher wirft mir einen verdutzten Blick zu. „Was?!“, beschwert er sich.   „Minigolf? Ist das euer Ernst? Ist das ein Kindergartenausflug?“   „Naja, wenn du in Betracht ziehst, wie viele Mitarbeiter Kinder oder Nichten und Neffen haben, dann macht das schon ein wenig Sinn, eine Aktivität anzubieten, die generationsübergreifend ist“, erklärt er ruhig, aber schon etwas belehrend. „Und keine Sorge: Danach gibt es im schönen Ambiente direkt am Ufer ein tolles Buffet vom Caterer mit den verschiedensten Sorten Alkohol.“   „Na, dann bin ich ja beruhigt!“   „Du hast doch einfach nur Schiss, gegen mich zu verlieren“, neckt Christopher mich.   „Im Minigolf? Gegen dich?“, schnaube ich gespielte empört.   „Ganz genau.“ Er grinst überheblich.   Ich lache. „Wetten, ich zieh dich total ab?“   „Wetten, ich zieh dich ab?“   „Das werden wir sehen. Und zwar schon morgen“, entgegne ich grinsend.   „Achja?“, Christopher zieht amüsiert eine Braue in die Höhe.   „Du sagtest doch, ich bestimme, was wir am Wochenende machen. Also gehen wir morgen Minigolf spielen. Oder hast du jetzt plötzlich Schiss?“   „Ich habe keinen Schiss und nehme deine Herausforderung an.“   „Gut. Um was wetten wir also?“   „Überrasch mich.“   Ich verschränke die Arme vor der Brust und denke nach. Meine mentalen Wege führen mich zu einer pikanten Idee, von der ich schnell überzeugt bin.   „Wenn ich gewinne, darf ich dich dabei filmen, wie du dir einen runterholst.“   „Was?“, japst Christopher und fängt an zu lachen.   „Natürlich würde ich nur deine Hand an deinem Schwanz filmen. Also, das Ganze so aufnehmen, dass man dein Gesicht dabei selbstverständlich nicht erkennen kann.“   „Ähm…“, macht mein Freund, seine Augen auf den Verkehr gerichtet. Er lacht immer noch leise, wirkt ein bisschen überrascht, ist aber offenkundig nicht total geschockt. Christopher denkt nach, und schenkt mir nach einer kurzen Weile einen erneuten Blick von der Seite, grinst, und willigt schließlich ein. „Deal. Und wenn ich gewinne?“   „Dann darfst du mich auf diese filmen und kannst dich dann jederzeit an meiner Masturbation auf deinem Smartphone ergötzen.“   „Also, wenn ich gewinne, möchte ich lieber, dass du mir eine Woche lang jeden Abend einen bläst, wenn du schon um schweinische Dinge wetten möchtest. Geht das auch?“ Christophers Vorschlag erinnert mich sehr an unsere Verhandlungen kurz nach unserem Zusammenzug, als er sich noch einen täglichen, morgendlichen Blowjob gewünscht hatte und dann nach einem Selbstversuch einsehen musste, dass dies eine sehr utopische Forderung war. Aber als Wetteinsatz, mit limitierter Zeit, und dann auch noch in die Abendstunden verlegt, finde ich das vollkommen in Ordnung – also willige auch ich ein.   „Deal.“   Zu Hause angekommen schlüpfen wir beide in unsere Hausklamotten, in Jogginghosen und T-Shirts, und das fühlt sich traumhaft an. Ich knipse den Fernseher an, nachdem Chris mir offenbart hat, dass er bereit wäre, eine Folge meiner Horrorserie mit mir zu schauen, die heute frisch rausgekommen ist, obwohl er die Teile davor gar nicht gesehen hat. Aber ihm reicht eine kurze Zusammenfassung von mir, die ich ihm gerne gebe, weil ich nämlich echt scharf auf die Fortsetzung bin.   Als mein Freund zu mir ins Wohnzimmer stößt, bin ich wieder einmal überrascht. Nicht nur von der Tatsache, dass ich ihn auch in diesem Hausoutfit attraktiv finde, sondern, dass er schon wieder etwas Schönes für mich getan hat. Christopher schleppt jede Menge Süßigkeiten an, fast alles meine Favoriten. Marsriegel, Kinderschokolade, Toffifee. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen und Chris schiebt mir einen Kinderbonbon in meinen gierigen Schlund – der demnächst sicherlich auch nichts gegen den Schwanz von Herrn Lang hätte…   „Wollen wir?“, Christopher deutet auf den Fernseher und ich starte zunächst meine persönliche Rückblende und dann die aktuelle Folge der Show, die extrem gut ist, und am Ende natürlich wieder einen fiesen Cliffhanger hat. Christopher döst in meinen Armen fast komplett weg. Etwas verdattert setzt er sich auf und kratzt sich am Kopf, als ich den Fernseher bereits ausgeknipst habe.   „War wohl nicht so deins, was?“, hake ich sanft nach und er schüttelt leicht grinsend den Kopf.   „Hat es dir denn gefallen?“   „Die Folge war geil.“   „Na, das ist doch die Hauptsache“, meint er und schenkt mir ein Lächeln. Und wieder denke ich an diesen ganz besonderen Satz.   Du ahnst ja gar nicht, was für eine Macht du über mich hast.   „Christopher…“, setze ich an und mein Freund betrachtet mich.   „Hm?“, hakt er nach einer Weile nach, während der ich überlege, wie ich das Ganze geschickt in Worte verpacken kann. Am Ende entscheide ich mich für die direkte Methode.   „Was hast du gestern Abend gemeint, als du gesagt hast, dass ich… Macht über dich habe?“   Mein Freund braucht nicht wirklich lange, um eine Antwort darauf zu finden. „Na, aber das ist doch ganz logisch, Niko“, setzt er gelassen an. „Ich habe nur Macht über dich, weil du sie mir gibst. Und damit liegt die eigentliche Macht einzig und allein in deinen Händen…“   Christopher klingt, als würde er mir erklären, dass Äpfel auf Bäumen wachsen oder dass der Herd warm wird, wenn man ihn anstellt. Eine simple Angelegenheit, so offensichtlich, dass selbst ein Kind sie nicht hinterfragen würde – und dennoch bedeutet das alles so viel mehr, umfasst ein solch komplexes Konstrukt, dass mir von diesen einfachen Worten ganz schwummrig wird.   Natürlich verstehe ich, was er meint. Und dennoch habe ich es nie wirklich aus diesem Blickwinkel betrachtet.   „Ich sage dir zwar des Öfteren als Master, dass du mich zu nichts zwingen kannst, das ist aber nicht ganz richtig“, fährt Christopher ruhig fort und sucht abermals meinen Blick. „Ich bin es zwar, der die Befehle gibt und über dich verfügt, aber du bist derjenige, der die eigentlichen Zügel in der Hand hält: Ich mache nur das mit dir, was du mir erlaubst mit dir zu tun.“ Er macht eine kurze Pause. „Du bist derjenige, der die wahre Macht besitzt – mir leihst du sie nur.“   Christopher ergreift meine Hand und führt sie zu seinem Mund, haucht zarte Küsse auf meine Knöchel, und ich weiß in dem Moment plötzlich gar nicht mehr, wie ich mit all dieser Zärtlichkeit, dieser Liebe für mich, die dieser Mann ausstrahlt, umgehen soll, und entscheide mich wahrscheinlich deshalb, den Augenblick mit einem frechen Witz aufzulockern.   „Also bist du quasi mein Sklave?“, ziehe ich ihn auf.   Christopher grinst zwar, aber seine Antwort ist kein humoristischer Konter. „Also… Im Grunde genommen… Kann man das so sagen. Ja“, sagt er nämlich und schaut mir dabei tief in die Augen, lächelt. „Wenn du nein sagst, verpufft all meine vermeintliche Macht über dich, und das Zepter in meinen Händen wandert zurück zu seinem Besitzer: Dir.“   Und ich brauche einige Momente, um das zu verarbeiten.   „…krass…“, ist am Ende alles, was ich dazu herausbringen kann, während Christopher sich zu mir beugt und seine Lippen leicht auf meine drückt.   „Ich würde alles für dich tun, Niko“, wispert er dann rau gegen meinen Mund, um ihn kurzerhand wieder mit seinem zu verschließen – und ich schwöre, mein ganzer Leib zittert dabei. „Ich liebe dich“, säuselt er nun und küsst mich ein weiteres Mal, während seine Finger dabei zärtlich in mein Haar fahren und seine andere Hand über meinen Rücken streichelt. Ich erwidere die Umarmung und klammere mich regelrecht an den blonden Mann, der mich mal wieder mit seinen Aktionen und Worten durcheinanderbringt – und ich genieße jeden Moment davon.   „Ich liebe dich auch. Sehr“, beteure ich, als wir uns auf dem Sofa einfach nur festhalten und die Nähe des anderen genießen.   Wir reden nicht mehr. Nicht über heute, nicht über gestern, nicht über das, was die Tage davor geschehen ist. Wir schweigen, aber es ist keine unangenehme Stille, kein Versuch, einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Es ist einfach nur ein Moment der gemeinsamen Ruhe – und er ist wunderschön.   Als wir im Bett liegen, denke ich über die Worte meines Partners, meines Masters, nach. Chris hat wahrscheinlich mal wieder recht: Selbst wenn er es ist, der uns die meiste Zeit in neue Gewässer bringt, und neue Spielarten, neue Regeln einführt – wenn ich nicht mein Okay dazu gebe, ihn dies nicht durchführen lasse, greift absolut nichts davon.   Sich das noch einmal vor Augen zu führen ist irgendwie abgefahren.   Diese Nacht schlafe ich erneut wunderbar, ohne auch nur ein einziges Mal aufzuwachen, und bin am kommenden Morgen erholt. Dieses Mal ist es Christopher, der den Tisch gedeckt und sogar frische Brötchen vom Bäcker geholt hat. Sogar meine heißgeliebte Nutella steht auf dem Tisch. Im Ganzen ist es ist ein schöner, fauler Samstagmorgen. Christopher liest auf dem Sofa irgendwelche Artikel auf seinem Tablet, und ich mache mich direkt an seiner Seite schlau, was für Horrorfilme demnächst rauskommen werden, und welchen Minigolfplatz wir nachher am besten ansteuern sollten. Doch irgendwann kommt der ruhige Tagesbeginn zu einem Ende.   Mein Freund legt sein mobiles Gerät beiseite und sieht mich an. „Ist was?“, hake ich nach, von meinem Smartphone aufblickend. Der Gesichtsausdruck meines Freundes ist irgendwie ernst, auch wenn er mich leicht anlächelt, und es folgt das, was ich im Grunde genommen schon seit gestern irgendwo erwartet habe: ein Gespräch über unsere momentane Situation.   „War der Abend bei Kilian eigentlich für dich in Ordnung?“, möchte Christopher von mir wissen und ich lege mein Handy nun ebenfalls komplett beiseite und setze mich auf, um ihm besser ins Gesicht blicken zu können.   Es ist das erste Mal seit einer ganzen Weile, dass ich der ernsthaften Konversation mit Christopher nicht entfliehen will, sondern den Umstand ihrer sogar begrüße. „Ja, absolut“, antworte ich, signalisierend, dass das noch nicht alles war, was ich dazu zu sagen habe, ich allerdings noch einige Sekunden brauche, um meine Gedanken zu ordnen. Augenblicke, die mein Freund mir schweigend und mich aufmuntern anlächelnd gewährt. Und dann rücke ich mit der ganzen, mir zur Verfügung stehenden Sprache raus, und mache Christopher unmissverständlich klar, dass ich dankbar dafür bin, dass er mir beziehungsweise uns einen Riegel vorgeschoben hat.   „Ich bin mir ziemlich sicher, dass beim Spanking eines deiner Horrorszenarien eingetreten wäre“, lautet mein aufrichtiges Fazit nach meiner kurzen Erzählung, und ich muss mich bei diesem Gedankengang sogar etwas schütteln, weil die Vorstellung mir wirklich unangenehm ist. „Ich kann mir wirklich nicht erklären, wie dieser Wunsch überhaupt zustande gekommen ist. Echt nicht. Und es tut mir leid, dass ich das von dir verlangt habe.“ Christopher hat seine Hand während meines Monologs auf meinem Oberschenkel platziert und intensiviert den Druck seiner Finger, als ich ihm bei meiner Entschuldigung in die Augen schaue.   „Eigentlich muss ich mich bei dir entschuldigen“, meint er denn plötzlich und holt tief Luft. Seine Hand verlässt meinen Körper wieder, und ich muss zugeben, dass mir das im ersten Moment etwas Sorgen bereitet. „Ich kann dir ja ganz genau sagen, was zu der Äußerung dieses vermeintlichen Wunsches geführt hat: Diese härtere Schiene, die ich mit dir gefahren bin. Und ich muss jetzt, im Nachhinein, sagen, dass ich damit einen großen Fehler begangen habe.“ Er schweigt eine Weile, schaut dabei den Boden an, fokussiert mich aber wieder, ehe er weiterspricht, seine Stimme ernst und sein Blick reumütig. „Ich hätte viel eher merken müssen, dass dieses extreme Spiel dir gar nicht wirklich hilft, mit deinen Problemen klarzukommen, sondern eher dazu führt, dass du immer verzweifelter versuchst, vor ihnen wegzulaufen. Dass du nach vorne preschst, und dich darin… naja… verlierst. Im Idealfall hätte ich diese härtere Gangart so gar nicht erst anfangen dürfen. Ich war schwach und… Ich hab irgendwann auch nicht mehr wirklich als dein Partner gedacht, sondern eher… mit meinem Schwanz, wenn man so will, und hab diese ganzen ungeklärten Dinge zwischen uns auch ab und zu komplett aus den Augen verloren.“   Wieder hält er einen Moment inne und streicht sich unsicher durchs Haar, den Wohnzimmertisch anstarrend. Doch abermals lässt er seinen Blick wieder in mein Gesicht wandern, bevor er fortfährt. „Ich habe den Bogen komplett überspannt und meine ganzen Fantasien einfach zur falschen Menge und vor allem zur falschen Zeit ausgelebt und uns beiden keine Grenze gesetzt – doch genau das wäre mein Job als Master gewesen, weil du das in diesem Moment einfach nicht mehr konntest. Und deswegen... Deswegen fühle ich mich echt schäbig“, gibt er zu und lächelt mich traurig an. „Ich wollte dir helfen, aber… Das war der falsche Weg. Ich war verantwortungslos, und das tut mir leid. Ich muss echt noch einmal in mich gehen, und das verarbeiten, damit ich solch einen Fehler nicht noch einmal in Zukunft mache.“   Jetzt ergibt unser jetziges Agieren als reines Liebespaar noch mehr Sinn, denke ich mir, während ich Christopher betrachte, dessen Gesichtsausdruck einfach nur als zerbrechlich beschrieben werden kann. Ich seufze und lege dann meine Hand auf seinen Oberschenkel, schenke ihm ein Lächeln. „Ich will nicht abstreiten, dass das, was du da sagst, falsch ist. Auch wenn ich dazu stehe, dass ich das total geil gefunden und jede deiner Bestrafungen genossen habe, hast du wahrscheinlich recht, dass der Zeitpunkt oder von mir aus auch Hintergrund oder die Initiation, oder wie auch immer, nicht die richtige war. Okay: Das sehe ich jetzt auch ein, und Halleluja, dass ich langsam wieder klar denken kann,“ sage ich glucksend und Christopher legt seine Hand auf meine und streichelt mich ganz leicht. „Aber jetzt mal ganz ehrlich: Denkst du wirklich, es hätte in dem Moment echt was gebracht, wenn du mir das verwehrt hättest? Denkst du, ich hätte das wirklich so hingenommen? Ich wollte, dass du mich erstmal nur rein als Master behandelst – das wollte ich die ganze Zeit – und ich wäre wahrscheinlich ausgetickt, wenn du dich quergestellt hättest. Wir sind beide schuld, okay?“   „Aber…“, will er protestieren, aber ich unterbreche ihn.   „…du hast den Schaden im letzten Moment verhindert, okay?“   Christopher seufzt und drückt meine Hand. „Trotzdem ist das nicht in Ordnung.“   „Dann sehen wir beide einfach zu, dass das in Zukunft nicht passiert“, sage ich mild und lächele.   Ein weiteres Seufzen entweicht seinem hübschen Mund. Er schweigt einen Moment lang, ehe er mir wie so oft tief in die Augen sieht. „Ist es denn immer noch wirklich so schlimm für dich, dass ich unordentlich bin?“, fragt er dann plötzlich mit schwacher Stimme nach, und meine Brust zieht sich dabei kurz schmerzhaft zusammen.   „Ich bin vielleicht noch nicht hundertprozentig darüber hinweg“, gebe ich vorsichtig zu, und verschränke dabei unsere Finger miteinander, weil ich ihm mit diesem Körperkontakt deutlich machen will, dass ich mich deswegen nicht von ihm distanzieren will, und dass ich auch darüber sprechen möchte und mich damit auseinandergesetzt habe. „Aber ich habe nach dieser Fast-Katastrophe bei Kilian, und durch dein Auftreten außerhalb deiner Position als Master in den letzten Tagen, kapiert, dass es Schwachsinn ist – weil eben auch, sagen wir mal, ‚schwache‘ Seiten zu dir gehören, oder negative. Wie auch immer: Du bist nicht nur mein Bilderbuchmaster, sondern vor allem mein Freund, wie du es selbst so oft sagst. Und jeder Mensch hat irgendwelche Laster. Ich weiß das eigentlich. Aber irgendwie hatte ich das in meinem Wahn total aus den Augen verloren, und mich zu sehr reingesteigert. Wahrscheinlich hat das die Sache mit den Putzsklaven und, naja, Adrian irgendwie befeuert. Das war dumm. Es tut mir leid.“   Christopher hält inne, und dann plötzlich zieht er seine Hand zurück und steht auf. „Chris?“, hake ich etwas besorgt nach, aber mein Freund sagt nichts, geht hinüber zu einer der Kommoden und kommt mit seinem Handy wieder, auf dem er irgendetwas anstellt und es mir dann in die Hand drückt. Als mein Blick auf das aktivierte Display fällt, bin ich gelinde gesagt etwas überrascht und verwirrt. Es ist der geöffnete Chatverlauf mit Adrian. Der, den ich mir zum Teil schon im Heimlichen angesehen hatte, an dem Abend, der mit dem kaputten Bildschirm geendet ist. Ich schlucke.   „Wenn du möchtest, kannst du dir jetzt den kompletten Nachrichtenverlauf durchlesen. Wenn… Wenn es dir irgendwie hilft. Ich kann dir auch die E-Mails zeigen, die Adrian und ich uns manchmal schreiben“, erklärt er mit mir milder Stimme und lächelt, als ich ihn ziemlich verblüfft anstarre.   „…ich dachte, deine private Korrespondenz sei für mich tabu?“   Christopher seufzt und streicht mir dann wieder einmal so wunderbar zärtlich durchs Haar. „Nur, wenn du es hinter meinem Rücken machst, Niko“, wiederholt er.   Ich schlucke erneut und starre das Handy in meiner Hand an. „Sicher, dass ich das tun soll?“, hake ich etwas nervös nach, weil ich ehrlich gesagt nicht so wirklich weiß, was ich davon halten soll. Auf der einen Seite bin ich unfassbar dankbar und erleichtert, dass Christopher mir hier all diese privaten Nachrichten offenbaren will, weil es mir verdeutlicht, dass er wirklich nichts zu verbergen hat; auf der anderen Seite fühle ich mich schäbig, weil ich ihm durch diese Aktion erneut zeigen würde, dass ein Teil von mir ihm diesbezüglich dennoch nicht vertraut und ich es nötig habe, seine Aussagen zu überprüfen und mir selbst vor Augen zu führen, dass da tatsächlich nichts ist zwischen ihm und Adrian. „Was ist mit Adrians… privaten Angelegenheiten? Hast du ihn gefragt, ob es in Ordnung ist, dass ich das hier lese?“ Ich erinnere mich an Christophers kleinen moralischen Vortrag über die Wichtigkeit der Privatsphäre, die ich ja einfach so infiltriert hatte – und ich hoffe, dass seine Antwort verneinend ausfallen wird. Denn falls er mit Adrian darüber gesprochen hat, dann weiß dieser Wichser, dass ich eifersüchtig bin und mehr über ihn sowie sein Verhältnis zu Christopher erfahren will. Und das würde mir ja so gar nicht in den Kram passen…   Christopher seufzt – und ich ahne Schlimmes. „Ich habe nicht mit Adrian darüber gesprochen“, gibt er dann zu, und mir fällt ein Stein vom Herzen. „Die wirklich persönlichen Dinge besprechen er und ich ja eh am Telefon, und ich bin jetzt mal ganz ehrlich: Auch, wenn das vielleicht nicht wirklich in Ordnung und korrekt von mir ist – mir ist dein Wohlbefinden jetzt einfach mal wichtiger als Adrian. Scheiß auf Adrian. Wenn dir das hier hilft… dann bin einfach nur froh.“   Es sind diese Sätze, der mich das Handy bestimmt weglegen lassen.   Vielleicht werde ich es später bereuen, dass ich diese „legale“ Möglichkeit nicht genutzt habe, dem Italo-Fucker hinterher zu spionieren – aber sei’s drum. Christopher wirft hier gerade seine eigenen Prinzipien über Bord, nur damit es mir besser geht.   Scheiß auf Adrian.   Mein Freund blickt mich etwas verdutzt an, als ich das Mobiltelefon auf den Tisch lege und in seine Richtung schiebe. Ich lächel und lasse ihn gar nicht zu Wort kommen, umfasse sein Gesicht mit beiden meiner Hände und ziehe ihn zu mir herunter, dränge meine Lippen auf die seinigen und spüre, wie er in den Kuss hineinlächelt. Seine Hand findet ihren Weg wieder zu meinem Oberschenkel zurück, und als ich meine Augen nach dem Beenden unseres keuschen Mundkontakts wieder öffne, blicke ich in verträumte blaue Augen.   „Scheiß auf Adrian“, wiederhole ich Christophers Worte ruhig und er erwidert das mit einem Lächeln.   „Eine Sache will ich dir aber zeigen“, meint er dann plötzlich und greift wieder nach dem Handy. Ich betrachte ihn dabei, wie er vor meinen Augen den Chatverlauf wieder aufruft und dann die zwischen den beiden Männern geteilten medialen Inhalte anwählt. Er hält mir das Handy jetzt direkt vor die Nase und scrollt langsam herunter – und ich begreife, was er mir damit demonstrieren will. Neben ein paar Selfies – darunter auch dieses dumme Bild mit der vermeintlich tollen neuen Frisur des Italieners – erblicke ich mehrere Fotos von mir, sowie Bilder, die uns als Pärchen zeigen. Ja, Christopher zeigt mir gerade, wie oft er seinem Verflossenen Eindrücke unserer Beziehung schickt, mit mir, mit uns, quasi angibt. „Adrian weiß, dass du die Liebe meines Lebens bist“, erklärt Christopher dann auch noch mit so einer zuckersüßen Stimme, die mich total aus dem Konzept bringt, und meinen Puls beschleunigt, mir Röte ins Gesicht zaubert sowie ein total dämliches Lächeln ins Gesicht pinselt.   Die Liebe seines Lebens.   In diesem Moment sind diese Worte ein bisschen überwältigend für mich, und ich weiß nicht so recht, wie ich damit umgehen soll. Ich kuschel mich an Christopher, der beschützend seine Arme um mich legt und mir einen Kuss auf meine Stirn haucht. Und wieder sitzen wir einfach so schweigend da und genießen die Nähe des Anderen.   „Möchtest du denn jetzt noch mehr über Adrian erfahren?“, bricht mein Freund irgendwann diese Stille, und seine Finger streichen dabei bedächtig über meinen Rücken.   Ich denke kurz darüber nach. „Nein“, entscheide ich dann. „Ich meine… Diese lange Version… Das wären doch jetzt eh nur noch Details des Ganzen, oder?“ Ich denke an Christophers bereits geteilten Berichte über seinen Ex zurück. Wie sie sich so früh kennengelernt haben, zusammengezogen sind, Chris BDSM kennengelernt hat und letztendlich die Beziehung an diesen Bedürfnissen zerbrochen ist.   „…es wären Details, ja“, bestätigt mein Freund leise, und ich spüre seinen Atem an meiner Haut.   „Scheiß auf Details“, bestimme ich dann. Denn jetzt mal ehrlich: Was bringen mir diese Einzelheiten ihrer Geschichte, außer Bilder in meinem Kopf, mit denen ich mich eh nur quälen würde? Ich will doch im Grunde genommen gar nicht wissen, wann die beiden sich das erste Mal geküsst haben, was sie gemeinsam unternommen haben in ihrer Freizeit, wie sie Sex hatten, wie sie das erste Mal BDSM praktiziert oder worüber sie sich als Paar gestritten haben – ich will mir das echt nicht vorstellen. Und das hat nichts mit Weglaufe und Verdrängen zu tun. Niemand denkt doch gern an den eigenen Partner in den Händen eines anderen Menschen, oder? Vor allem, wenn dieser andere Mensch immer noch irgendwie involviert ist in das Leben des eigenen Freundes… Wäre Adrian das nicht, sähe das Ganze vielleicht auch für mich anders aus. Aber die Realität kann ich ja nun mal nicht ändern.   „…okay“, haucht Christopher und drückt mir einen weiteren Kuss auf die Stirn.   „Aber“, meine ich dann und löse mich aus Christophers Umarmung, um meinem Freund dabei in die Augen zu sehen, „es, ähm… Könntest du mir auf der nächsten Party im Club, oder wenn wir in der Gerte sind und… einer deiner ehemaligen Putzsklaven da sein sollte… Könntest du mir einfach nur zeigen, wer das ist? Ich will die nicht kennenlernen, ich will einfach nur wissen, um wen es sich handelt, weil ich nämlich nicht unbedingt Bock habe, aus Versehen mal mit einem davon Smalltalk oder so auf ner Feier zu betreiben. Verstehst du?“   Christopher nickt bedächtig. „Okay. Ich… Ich hätte wahrscheinlich auch keine Lust, mit einer deiner… Bettgeschichten oder so zu sprechen. Aber ich sag’s noch einmal: Ich habe mit keinem der Männer geschlafen!“   „Ich weiß“, beruhige ich ihn und schenke meinem Freund ein warmes Lächeln. „Trotzdem will ich wissen, wen ich, naja, vermeiden soll.“   „Ja. Okay. Natürlich.“   Wir schweigen eine Weile und ich kann sehen, dass Christophers Hirn, so wie meines, auf Hochtouren arbeitet. Ich bin es, der es schafft, als erster die Konversation weiterzuführen. „Gibt es… Gibt es sonst noch irgendetwas aus deiner Vergangenheit, dass mich, naja, aus der Bahn werfen könnte, wie eben diese Putzsklaven und Sauberkeitsgeschichte…? Irgendetwas, von dem du mir noch nichts erzählt hast? Wenn ja, würde ich das glaube ich gut finden, wenn du es mir jetzt sagst. Ich bin gerade endlich mal wieder total entspannt und… Naja, es passt halt gerade“, eröffne ich ihm mein Anliegen, und Christopher mustert mich genau, presst die Lippen kurz aufeinander, scheint nachzudenken.   „Hm“, macht er dann nach einer ganzen Weile und rückt dann mit der Sprache heraus. „Ich habe mich im besoffenen Kopf mal fast dazu überreden lassen, Martin vor den Augen von Holger zu dominieren, aber… als wir es dann nur mit Ach und Krach in deren Spielzimmer geschafft haben, haben wir plötzlich festgestellt, dass wir zum einen viel zu besoffen sind, um zu spielen, und zum anderen, dass das eigentlich keiner von uns dreien wirklich will. Es war uns plötzlich allen total befremdlich, und am Ende waren wir heilfroh darüber, dass wir es nicht durchgezogen haben. Das hätte unsere Freundschaft wahrscheinlich auf die eine oder andere Weise belastet...“   Ich brauche einige Momente, um Christophers Worte sacken zu lassen, und mein Freund schaut mich etwas beunruhigt an. „Niko…“, spricht er mit etwas zittriger Stimme auf mich ein. „Das… Das soll jetzt nicht heißen, dass ich Martin als Sub irgendwie attraktiv finde, okay? Das ist echt schon einige Jahre her und, wie gesagt: Wir waren total betrunken, und ich hatte mich den ganzen Abend bei den beiden ausgekotzt, dass ich Single bin und einfach keinen passenden Sklaven finde, ich hatte schon lang nicht mehr gespielt, und die beiden hatten da schon länger mal überlegt, ob sie noch jemand Drittes dazu holen, und… Ach, keine Ahnung! Das war einfach nur total dämlich.“   Zugegeben: Mich stört der Gedanke daran, dass mein Master ausgerechnet mit Martin, mit dem ich mich sehr gut verstehe, fast gespielt hätte. Aber das ist der Knackpunkt: Es ist ja nicht dazu gekommen – sondern eben nur fast. Ich lasse die angestaute Luft aus meinen Lungen und schenke Christopher ein leichtes Lächeln.   Nein, wirklich aus der Bahn wirft mich diese kleine Beichte nicht. Dennoch bin ich froh, dass er es mir in diesem Rahmen gesagt hat, und ich das nicht zufällig, und dann vielleicht auch im besoffenen Kopf, von Martin erzählt bekommen habe. Wer weiß, wie ich dann reagiert hätte?   Ich lege meine Hand auf Christophers Knie und drücke einmal beruhigend zu. „Jetzt hast du ja deinen passenden Sklaven“, sage ich.   „Ja, das habe ich“, murmelt er daraufhin zustimmend und scheint extrem erleichtert zu sein.   Und ich muss nun doch etwas über diese Episode lachen, weil ich mir gerade vorstelle, wie die drei sturzbesoffen versuchen, diese mörderische Kellertreppe hinabzugehen. Ich teile das meinem Freund mit und dieser sagt, dass sie sich dabei auch fast auf die Fresse gelegt hätten…   „… hast du sonst noch irgendetwas?“, hake ich nach einer Weile nach, und Christopher zögert.   „Ich…“, setzt er dann an, und ich kann beobachten, wie seine Lippen beginnen, ein dämliches Grinsen zu formen. „Ich hab mal mit nem Mädchen rumgeknutscht.“   Was?   Ich bin tatsächlich ein wenig überrascht, weil Christopher sich immer als einhundert Prozent stockschwul bezeichnet und mir eigentlich erzählt hatte, dass er es schon immer wusste. „Wann?“   „Als ich dreizehn war“, antwortet er. „Ja, dreizehn. Meine Eltern hatten mich dazu gezwungen, zu der Geburtstagsparty von der Tochter seines Kanzleipartners zu gehen, ich spreche von Hans, und am Ende waren Annalena und ich allein, weil alle anderen schon von ihren Müttern und Vätern abgeholt worden waren. Nur meine Herrschaften ließen auf sich warten. Dann hat Annalena sich plötzlich auf meinen Schoß gesetzt und mich, naja, abgeschlabbert…“   „Heilige Scheiße!“, rufe ich aus. „Annalena hat dich abgeschlabbert?!“, wiederhole ich lachend. „Alter, Hans‘ Tochter hat dich abgeschlabbert?!“ Ich kenne Hans ja, und auch Annalena. Nicht gut, aber ich bin ihr schon ein paar Mal in der Kanzlei, und auch bei einem der Sommerfeste begegnet. Sie ist verheiratet und hat eine kleine Tochter, ihr Mann ist das Gegenteil von Christopher, aber ein sympathischer Kerl – und auch Annalena ist sehr nett.   „Ja“, bestätigt Christopher ebenfalls lachend. „Es war grausam, und für mich eine weitere Bestätigung, dass ich wirklich nur auf Jungs stehe.“   „Hast du ihr das gesagt?“   „Nein, nicht wirklich… Es war mir alles sehr unangenehm, vor allem als sie mir so ungekonnt ihre Zunge in den Hals gesteckt hat und ich danach wohl sehr angewidert geguckt haben soll…“ Ich muss bei dieser Vorstellung kichern. „Sie hat mich dann gefragt, ob ich mit ihr gehen will…“   „Und du Casanova hast ihr dann das Herz gebrochen…“   Christopher nickt und grinst dabei etwas peinlich berührt. „Ich habe einfach nein gesagt, hab sie von meinem Schoß geschoben, und bin dann rausgegangen, um an der Straße auf meine Eltern zu warten. Sie, ähm, soll danach wohl tagelang geweint haben.“   „O nein, die Arme!“ Annalena tut mir tatsächlich ein bisschen leid, auch wenn das Ganze natürlich auch irgendwie echt ulkig ist.   „Sie hat mich dann ein paar Jahre lang ignoriert. Zu ihrem 18. Geburtstag war ich dann mit meinen Eltern zum Essen eingeladen, dort war sie dann gezwungen, sich wieder mit mir zu unterhalten. Dann habe ich es ihr auch offenbart, als wir einen Moment allein hatten. Sie war ganz überrascht, aber auch irgendwie total erleichtert – weil ihr dann wohl klar wurde, dass es damals nicht an ihr persönlich gelegen hatte, sondern einfach an der Tatsache, dass sie keinen Schwanz hat.“   Ich lache. „O Mann… Ist das nicht etwas seltsam für dich, jetzt mit Hans zu arbeiten, und sie ab und an zu sehen?“   Christopher zuckt mit den Schultern. „Nein, eigentlich nicht. Wir waren ja Kinder damals, das ist so unbedeutend, mittlerweile sogar einfach nur noch lustig. Sieht auch Annalena so.“ Dem stimme sogar ich voll und ganz zu.   „O Mann…“, wiederhole ich und schüttele den Kopf belustigt.   Dann legt sich wieder eine gewisse Stille um uns, bis Christopher mir dann mit milder Stimme mitteilt: „Mehr habe ich wohl nicht, Niko.“   „Okay.“   „…hast du denn irgendetwas, was mich… schockieren könnte?“, fragt er mich plötzlich und ich stocke, weil ich nicht mit einer Gegenfrage gerechnet habe.   „Hm“, mache ich, und denke angestrengt nach. Was könnte Herrn Lang bitte schon schockieren? Ich habe weder etwas Verwerfliches noch Amüsantes vorzuweisen. Ich meine damit: Christopher kennt eigentlich schon alle meiner Geschichten, weiß, dass ich beispielsweise Marcel wie ein benutztes Taschentuch nach unserer Begegnung im Park weggeworfen habe, dass ich vor ihm keine wirklich ernsthaften Beziehungen geführt hatte, kennt mittlerweile meine ganze Familiensaga, und so etwas wie Putzsklaven oder einen Adrian hatte ich nie. Zudem habe ich ihm auch keine meiner Eigenschaften verschwiegen oder mich in der Zeit unserer Beziehung irgendwie… verstellt. Eine Sache fällt mir dann aber doch ein, und ich muss grinsen, als ich ihm wieder in die Augen blicke. „Ich habe irgendwann mal eine Quiche gegessen, in der Brokkoli war – und habe es nicht gemerkt.“   Christopher lacht. „Das ist… eine furchtbare Geschichte. Ich bin zutiefst erschüttert“, scherzt er dann und drückt mir dann einen Kuss auf die Wange.   Wir lachen beide, kuscheln, küssen uns – und ich genieße diese entspannten Momente mit meinem Freund auf der Couch.   „Hey…“, meine ich dann, mein Blick auf die Uhr fallend. „Wollen wir langsam los zum Minigolf, oder möchtest du jetzt noch was besprechen?“   Mein Freund grinst. „Genug geredet für heute“, bestimmt er dann, „jetzt will dich auf dem Feld fertigmachen.“   „Das werden wir ja noch sehen, alter Mann…“, ziehe ich ihn auf, und wenige Minuten später verlassen wir gemeinsam die Wohnung.   Es ist ein wunderschöner, sonniger Tag, der einen Paradesommer in Aussicht stellt. Es ist heute tatsächlich so warm, dass ich meinen Pullover loswerde, noch bevor wir überhaupt angefangen zu spielen. Ich habe mir einen Platz mitten in einem der größten Parks der Stadt ausgesucht, und so haken wir gleich auch noch einen Spaziergang ab, inklusive Eisessen, ehe wir die Anlage überhaupt betreten.   Zugegeben: Nicht nur wir haben an diesem Tag diese bekloppte Idee, Minigolf zu spielen. Allerdings sind wir die einzigen, die hier ohne kindliche Begleitung aufgetaucht sind – aber das ist mir tatsächlich total egal, und Christopher scheint das auch an seinem Knackarsch vorbeizugehen. Herr Lang führt sich wahrscheinlich seine möglichen täglichen Sieges-Blowjobs vor Augen und ist hochmotiviert sowie konzentriert… Ich muss bei diesem Gedankengang unweigerlich grinsen, und just bevor wir unseren Wettkampf beginnen, kommt eine größere Gruppe junger Männer mit dämlichen T-Shirts und Superhelden-Capes jauchzend an der kleinen Bude mit der Kasse an – ein Junggesellenabschied. Jetzt kann ich mir jedenfalls zu hundert Prozent sicher sein, dass die Familien wohl eher die Truppe betrunkener Typen um die 30 anstarren werden als Christopher und mich.   „Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal Minigolf gespielt habe“, merkt mein Freund an, ehe er zu seinem ersten Schlag ansetzt. Und dieser sitzt. Überhaupt legt Christopher gut vor, obwohl er ja so lange nicht mehr gespielt hat, und befördert den kleinen Ball mit sehr wenigen Schlägen ins Loch, und nach fünf Bahnen liege ich weit hinten. Christopher grinst überlegen und ich verdrehe die Augen.   Die Selbstsicherheit verlässt meinen Freund allerdings nach Bahn Nummer zehn. Je komplizierter die Bahnen werden, desto ungeschickter stellt er sich nämlich an, während ich auf wundersame Art und Weise durch die Hindernisse zu Höchstformen auflaufe und immer besser werde.   Irgendwann schwitzt Christopher richtig – was vermutlich auch ein bisschen an der Sonne liegt, aber sicherlich vor allem daran, dass ich ihm Konkurrenz mache. An der allerletzten Bahn befördert sich Chris sich dann auch noch selbst ins Aus: Auch nach dem sechsten Schlag hat er den Ball nicht ins Ziel befördert, und ich zitiere höhnisch aus dem Regelwerk, dass er verkackt hat.   „Leck mich doch!“, schimpft er grinsend, und ich muss kichern.   „Wohl eher nicht…“, entgegne ich, ihn anfunkelnd – und er versteht, was ich ihm damit sagen will: Seine Blowjobs kann er vergessen. Und so ist es dann auch: Ich triumphiere und Christopher fährt sich mit beiden Händen frustriert durch sein Haar.   „Scheiße“, murmelt er und lacht.   „Ich hab dich sowas von abgezogen“, ziehe ich ihn auf – und kann meinen Preis kaum erwarten.   „O Mann…“   Wir geben die Schläger ab und schlendern durch den Park zurück zum Auto, unterhalten uns über die laute Junggesellentruppe, deren Teilnehmer sich gepiesackt und gegenseitig laut ausgelacht haben, über das letzte Mal, das Chris Minigolf gespielt hat mit Marie und Emilie vor mehreren Jahren, über unser Lieblingseis aus Kindertagen – Christopher liebt Schokolade, ich Vanille – und über den nahenden Sommer und unseren Urlaub in Schweden, den ich kaum erwarten kann. Wir haben ein Haus am See gemietet mit Ruderboot und schönem Steg mitten in einem herrlichen Waldgebiet im Süden des Landes. Dann kann ich mich von der Uni erholen und auf mein Praktikum vorbereiten. Doch daran, und die bescheuerte Stegna GmbH, will ich noch gar nicht denken.   Wir gehen in der Innenstadt Essen, Chris kauft mir ein paar neue T-Shirts und wir holen unverhofft noch ein paar neue Auflagen für unsere Balkonstühle, gehen noch in den Supermarkt – im Grunde genommen erledigen wir 0815-Alltags-Pärchenkrams, langweiliger Mist. Aber ich genieße jede einzelne Sekunde davon.   Zu Hause machen wir es uns mit kühlem Bier und einer Schale Chips auf dem Balkon gemütlich, testen die neuen Auflagen, hören Musik und unterhalten uns ein bisschen über Dinge, die ich später sicherlich gar nicht mehr zusammenkriege, weil sie so unbedeutend sind. Aber auch das genieße ich. Und dann irgendwann wird es uns doch etwas zu kalt an der frischen Luft und wir ziehen um aufs Sofa. Christopher holt neues Bier aus dem Kühlschrank und wir stoßen ein weiteres Mal an. Und dann… Dann greife ich nach meinem Smartphone und wedele damit mit einem breiten Grinsen auf meinen Lippen praktisch vor Christophers Gesicht herum.   „Du hast noch Wettschulden zu begleichen…“, erinnere ich ihn im neckenden Ton und mein Freund nimmt einen kräftigen Schluck Bier zu sich und seufzt, grinst dabei aber leicht.   „Wie war das? Wettschulden sind Ehrenschulden…“, murmelt er belustigt und stellt seine Flasche auf dem Tisch ab. „Okay, Niko“, richtet er dann das Wort wieder an mich und blickt mir in die Augen. „Wie willst du mich? Einfach nur Hose auf, Schwanz raus, untenrum komplett frei – oder ganz nackt?“   „…ganz nackt“, entscheide ich, meine Stimme heiser und ich muss mich räuspern, weil meine Geilheit plötzlich quasi von null auf hundert springt, als ich ihn dabei betrachte, wie er aufsteht und sich das Shirt über den Kopf zieht und dann seine Jeans aufknüpft und sie direkt zusammen mit seinen engen Boxershorts abstreift. Mein Blick bleibt an seinem semi-harten Geschlecht hängen, während Christopher aus der Hose steigt und dann auch noch seine Socken loswird, um seine langen Beine dann galant aufs Sofa zu befördern. So, dass ich problemlos zwischen seine Schenkel rutsche.   Er lehnt sich zurück, sein Rücken trifft auf die unzähligen Kissen und das Polster und seine rechte Hand wandert bedächtig zu seinem Schwanz, sein Blick zu meinem Gesicht. Ich blicke in betörend blaue Schlafzimmeraugen und muss schlucken: Christopher sieht unheimlich heiß aus, wie er da so splitterfasernackt mit gespreizten Beinen vor mir liegt. „Hast du irgendwelche Regieanweisungen für mich?“, haucht er grinsend, während er schon ganz leicht anfängt, sein eigenes Geschlecht zu streicheln, und ich greife direkt zum Smartphone, aktiviere die Kamera, lecke mir über die trockenen Lippen, richte das Gerät auf Christophers Gerät und drücke den Aufnahmeknopf.   „…hol dir einfach einen runter und spritz ab“, instruiere ich ihn mit kehliger Stimme. Und wieder erkling dieser Satz in meinem Innern.   Du ahnst ja gar nicht, was für eine Macht du über mich hast.   „Okay“, haucht mein Freund, und seine Finger umfassen sein eigenes, mittlerweile fast komplett hartes Fleisch nun fester.   Ich schlucke, als ich auf dem kleinen Bildschirm beobachte, wie mein Freund beginnt, sich selbst zu reiben, und die feinen Lusttröpfchen, die sich an der Spitze seiner Männlichkeit gesammelt haben, über die gesamte Länge seines Schwanzes mit seinen Bewegungen verteilt. Sein geschwollenes Geschlecht hat eine unfassbar schöne, rötlichere Farbe angenommen, und ich kann gar nicht genug von dieser Szenerie bekommen, von dieser glänzenden Eichel, die immer wieder zwischen Vorhaut und Christophers hübschen Fingern aufblitzt, und die immer nasser wird.   Christophers linke Hand wandert irgendwann zu seinen Hoden und beginnt mit ihnen zu spielen, zieht leicht daran, knetet sie, um das ganze Prozedere der Selbstbefriedigung noch zu intensivieren. Und während die Kamera natürlich strikt auf Christophers Hand an seinem Schwanz gerichtet bleibt, schicke ich meinen Blick auf Wanderschaft über den Rest des entblätterten Körpers – seinen zuckenden Unterleib, die Brust, sich immer schneller hebt und senkt, seinen leicht geöffneten Mund, dem immer lautere und verführerische Laute entweichen, die mir eine Gänsehaut bescheren, und letztendlich seine halbgeöffneten Augen, über die sich ein Schleier gelegt hat, und mit denen er mich beobachtet.   Mein eigener Schwanz ist mittlerweile hart und ich schlucke, und Christopher stöhnt in diesem Moment laut auf, zieht im nächsten Moment hörbar die Luft ein, und entlässt dann wieder ein fast verzweifeltes Ächzen, und ich senke unmittelbar den Blick wieder zum Hauptort des Geschehens, schaue auf seinen steifen, pulsierenden, nassen Schwanz, den er nun im krass schnellen Tempo pumpt – und dann kommt Christopher.   Sein ganzer Körper zuckt dabei auf, er wirft den Kopf in den Nacken, entlässt ein weiteres tiefes Stöhnen, das mir durch Mark und Bein geht, und sein heißes Sperma schießt regelrecht aus seiner Spitze in Wellen hinaus, benetzt seine Finger, seinen Unterleib, trifft sogar Teile seiner Brust, als er sich grunzend aufbäumt – und sich dann irgendwann wieder atemlos ins Polster zurückfallen lässt.   „Fuck…“, wispert er und schließt die Augen, versucht sich zu beruhigen, seine Hände mittlerweile still.   Ich lasse die Kamera noch einmal über die Spermaspuren wandern und beende dann die heißeste Aufnahme, die ich jemals gemacht habe, lege das Handy beiseite und beuge mich vorsichtig vor, sodass Christophers Saft nicht an meinem T-Shirt hängenbleibt, küsse ihn sachte und seufzt in diesen feuchten Lippenkontakt hinein.   „Ich bin gleich wieder da“, hauche ich gegen seinen Mund und flitze schnell ins Bad, um einen feuchten Lappen herzuholen, mit dem ich dann Christophers nackten Körper abwische. Er liegt immer noch total entspannt und regungslos auf dem Sofa und beobachtet mich dabei. Als sich unsere Blicke treffen, grinst er und deutet mit einem leichten Nicken auf die Situation zwischen meinen Beinen.   „Was machen wir denn jetzt mit deiner hübschen Latte?“, wispert er neckend.   Ich zucke grinsend mit den Schultern. „Ich weiß nicht…“, raune ich spielerisch und dränge mich auf Christophers nackten Leib. „Du könntest ihn ja in den Mund nehmen…?“, schlage ich dann unschuldig und leise vor, und die Arme meines Freundes legen sich um meinen Körper. Er beißt spielerisch in meinen Hals, mein Ohrläppchen, und ich merke gar nicht, dass ich angefangen habe, mich an seinem Oberschenkel zu reiben.   „Okay…“, murmelt er, und wirbelt mich im nächsten Moment schon um 180 Grad herum. Mein Rücken ist es nun, der gegen das Polster gedrängt wird, und Christopher rutscht zwischen meine Schenkel, macht sich an meiner Hose zu schaffen – und wenig später komme ich lauthals stöhnend in seinen heißen Mund, meine Finger in seinen blonden Strähnen vergraben, und genieße es, dass Christopher jeden einzelnen Tropfen meines Spermas schluckt, als wäre es ein teurer Whiskey.   Später schaue ich mir das Masturbationsvideo noch einmal an, während Christopher duscht und ich leicht vom Bier betüdelt schon im Bett liege und auf ihn warte. Ich kann noch nicht so ganz fassen, dass ich jetzt solche pikanten Aufnahmen besitze und mir zu jederzeit, am jedem Ort, angucken kann, wie mein Freund sich schamlos einen runterholt und so heftig abspritzt. Das ist unfassbar geil.   „Hey, du Frechdachs“, reißt Christophers neckende Stimme mich aus meinen Gedanken und ich stoppe das Video, in dem mein Freund gerade laut gestöhnt hat, „geilst du dich etwas jetzt schon an dem Video auf?“ Ich grinse und befördere das Handy auf den Nachtisch. Christopher schlüpft zu mir unter die Decke und ich kuschele mich an seinen warmen, halbnackten Körper. „Du…“, murmelt er dann plötzlich gegen meine Stirn und klingt nun wieder ein wenig ernster. „Wenn dieses Video auf deinem Handy bleibt… dann wäre es gut, wenn du es aus deinem Hauptordner entfernst und es ein bisschen, nun ja, versteckst. Nicht, dass einer deiner Freunde plötzlich auf einer Party oder so dein Telefon greift, ein paar Fotos damit macht, sich die dann fix angucken will – und bei deinem masturbierenden Freund landet…“   Ich muss ein nervöses Lachen unterdrücken. Chris hat ja recht: Das Video ist scharf und es ist auch ein wenig gefährlich, auch wenn man sein Gesicht nicht sieht. Aber wenn jemand das auf meinem Handy findet, können die sich ja schon denken, wer das sein könnte…   „Ich verschiebe das morgen nach dem Aufstehen direkt“, verspreche ich ihm und hauche ihm einen seichten Kuss gegen seinen Adamsapfel.   „Danke.“   Und dann… schlafen wir ein, und verbringen den gesamten Sonntag in Jogginghosen zu Hause, weil es regnet, und wir einfach überhaupt gar keine Lust haben, das Haus zu verlassen. Und das ist fast so geil wie ein Christopher, der sich vor meinen Augen einen runterholt. Um Mittag setzen wir uns auf den überdachten Balkon, als der Regen eine Pause einlegt und die Luft wunderbar frisch ist, und Christopher köpft eine Flasche Sekt. Wir zelebrieren diesen faulen Tag regelrecht, und ich stelle fest, dass ich mich langsam daran gewöhnt habe, dass man in der gemeinsamen Wohnung auch gemeinsame Zeit verbringen kann, ohne sich unbedingt zusammen zu beschäftigen: Christopher liest einen Roman, und ich spiele neben ihm dämliche Spiele auf seinem Tablet. Später ziehe ich mich kurz in mein Zimmer zurück, um einen Horrorfilm zu gucken und mein Freund tobt sich in der Küche aus – die wir dann später, nachdem wir das Festmahl verdaut haben und kurz weggedöst sind, gemeinsam aufräumen.   Es ist schon spät, als wir zusammen auf dem Sofa sitzen und Christopher einige Arbeitsmails am Tablet beantwortet. Kurz bevor wir ins Bett wandern wollen, spreche ich es an:   „Christopher… Wann wechseln wir denn eigentlich wieder in den Code Green…? Ich habe diese… Auszeit zwar echt genossen, aber… Ich würde schon wieder gerne in unseren normalen Alltag zurückkehren. Keine extra super-harte Schiene, aber zurück in unser normales 24/7, Dom-Sub-Verhältnis.“   „Okay, Niko“, willigt Christopher ein, „ab morgen früh?“   „Klingt gut.“   „Eine Sache ist da aber noch“, sagt er und mustert mich aufmerksam.   „Die da wäre?“   „Als wir deine härtere Behandlung begonnen haben, habe ich ja angefangen, deine GPS-Koordinaten per App zu tracken…“, fängt er gemächlich an. „Das ist zwar etwas, was ich tatsächlich seit Längerem schon machen wollte, aber – wir haben ja jetzt am Wochenende ausführlich darüber gesprochen – das war ja jetzt eigentlich nicht der richtige Zeitpunkt, um mit so einer intensiven Maßnahme zu starten. Deswegen musst du jetzt mit einem klaren Kopf entscheiden: Soll ich das fortführen oder setzen wir das erst mal, oder auch für immer, aus?“   Ich brauche nicht nachzudenken. „Das machen wir weiter“, bestimme ich und lächele meinen Freund und Master an. „Der Zeitpunkt war vielleicht wirklich nicht der geilste, aber das haben wir jetzt abgehakt. Die Maßnahme an sich finde ich aber total geil.“   „Okay“, bestätigt Christopher lächelnd.   „…was ist mit der Keuschhaltung?“, hake ich vorsichtig nach.   „Sag du es mir.“   Christopher Worte hallen in meinem Innern wider: Du bist derjenige, der die wahre Macht besitzt – mir leihst du sie nur.   „Ich vermisse den Penistresor fast schon ein bisschen…“, murmele ich amüsiert und Christopher grinst.   „Dann lege ich ihn dir morgen wohl wieder an…“   „Mhm…“, bestätige ich brummend. Doch dann fällt mir etwas ein, das tatsächlich etwas problematisch werden könnte. „Aber… Hm, das Alkoholverbot, das du ausgesprochen hast…“   „Zu hart?“, hakt Christopher etwas besorgt nach.   Ich nicke. „Jetzt gerade mit all den Studentenpartys im Sommer, und Paul hat jetzt auch schon mehrere dumme Kommentare rausgehauen, als ich kein Bier und gar nichts getrunken habe. Ich will nicht, dass du das unbedingt ganz zurücknimmst, aber könntest du es… aufweichen?“   „Und wie?“   „Schreib mir ne Maximalzahl an alkoholischen Getränken vor.“   „Sicher? Ich kann es auch ganz zurücknehmen.“   „Nein, ich mag es total, wenn du mir solche trivialen Dinge vorschreibst.“   „Ich mag es auch, aber ich will dir auch nicht den Sommer versauen oder für blöde Situationen mit deinen Freunden sorgen… Das war echt ein wenig unüberlegt. Ich sag ja: Ich hab mich da auch etwas reingesteigert…“   „Die machen ja nur dumme Bemerkungen, wenn ich rein gar nichts trinke“, mache ich deutlich und Christopher lächelt.   „Na gut. Dann eben eine Maximalzahl“, willigt er schließlich ein.   „Perfekt.“   Wir gehen gut gelaunt schlafen und starten auch gut gelaunt in die neue Woche. Ich eile in die Küche und koche für meinen Freund und Master Kaffee – und dieser hält sein Versprechen, legt mir vor dem Verlassen unseres Domizils das Keuschheitsinstrument an, das mich in den kommenden Tagen wieder an den Rand des Wahnsinns treiben wird, und dann drückt er mir zum Abschied einen sanften Kuss auf die Lippen und verabschiedet sich mit den Worten, dass er heute Abend erwartet, die Wohnung in einem rigoros sauberen Zustand vorzufinden, ansonsten setze es was – und ich genieße jede Sekunde dieser bittersüßen Ankündigung.   Diese Woche ist Christopher wieder hauptsächlich mein Freund, aber eben auch mein Master, zu unseren gewohnten Proportionen, und es ist herrlich. Ich denke nicht einmal an Adrian, nicht einmal an seine Putzsklaven und auch nicht einmal daran, dass mein Freund ein Dreckspatz ist. Mein Kopf ist frei, und als mein Freund mir dann auch noch für Freitagabend eine knallharte Session verspricht – mit Peitsche, heißem Kerzenwachs und Monsterdildo – schwebe ich auf Wolke Sieben.   Ich fiebere seiner Ankunft zum Ende der Arbeitswoche richtig entgegen und bin fast aufgeregt wie ein kleines Kind, als ich einige Stunden vor unserem dunklen Rendezvous das Spielparadies vorbereite und säubere. Allerdings erreicht mich dann eine sehr… blöde Nachricht von Christopher.   „Hey Baby“, schreibt er, „ich werde mich leider verspäten. Henning und David zwingen mich zu einem Drink nach der Arbeit. Die Gesamtkonferenz ist gut gelaufen, aber es gibt noch sehr viele Dinge zu besprechen, die wir allerdings außerhalb des Büros bereden sollten. Sorry!“   Ich seufze, antworte ihm aber, dass es okay ist. Berufliches geht ja nun einmal vor.   Eine Stunde nach unser vereinbarten Zeit, ist mein Master immer noch nicht zu Hause und lässt mir eine weitere Nachricht zukommen. „Dauert noch…“ Ich seufze – und warte. Wie ich es ja auch gewohnt bin, denke ich mir grinsend.   Doch dann vergeht eine weitere Stunde, und dann noch eine, und mich erreicht irgendwann eine leicht kryptische Nachricht von meinem Master, dass ich mir dann doch anfange, ein bisschen Sorgen zu machen. „Ucj jomn bakkd nacg haud!“, schreibt Christopher und ich runzele die Stirn, rufe ihn kurzerhand an, lande aber nach nur zweimaligem Klingeln direkt bei der Mailbox, und beim zweiten Anrufversuch springt das Band sofort an. Ich bin angepisst und immer noch besorgt, aber nach wenigen Minuten erscheint Christophers Name auf meinem Display und ich nehme das Gespräch umgehend dankend an – bereue das aber fast umgehend.   Ich höre laute Musik, laute Stimmen im Hintergrund, irgendein Geraschel und dazwischen Christophers seltsame, fast schon brüllende Stimme, die ich nicht richtig verstehen kann. „Niko, sorry Schätzchen“, schreit Christopher, glaube ich jedenfalls. Und dann sagt er noch so etwas wie, dass er sich bald auf den Weg machen will – oder so.   Ich lege auf und bin einfach nur noch angepisst.   Als eine weitere Stunde vergeht und Herr Lang immer noch nicht zu Hause ist, mache ich mir allerdings wieder Sorgen – und steigere mich gleichzeitig in meine Wut weiter rein.   Und dann, um fucking Mitternacht, höre ich endlich, wie er den Schlüssel ins Schloss schiebt. Oder es zumindest versucht. Ich stürme zur Tür und reiße sie regelrecht auf, blicke erzürnt in Christophers Gesicht. Es ist rötlich verfärbt, seine blauen Augen glasig, das Haar anstatt penibel nach hinten gekämmt, strubbelig und irgendwie feucht, und er grinst total dämlich, irgendwie debil. Sein Gang ist schwankend, und als er einen Schritt in meine Richtung macht, knallt er regelrecht gegen den Türrahmen. Seine gelallte Begrüßung ist kaum verständig für meine Ohren und viel zu laut.   Christopher Lang ist betrunken. Nein. Mein Freund ist sternhagelvoll.   Und er ist nicht allein.   Hinter ihm stolpert ein mir unbekannter Mann in unsere Wohnung. Ein verdammt gutaussehender, gut gebauter Typ, der ungefähr so groß ist wie Christopher. Dunkelhaarig, glattrasiert, mit Karamellaugen – und ich frage mich: Wer zum Teufel ist das, und was macht dieser Mann hier?! Kapitel 47: 47 -------------- 47   Im ersten Moment, als ich dem unbekannten Mann nur einige Sekunden lang ins Gesicht schauen kann, weil dieser so schnell an mir vorbeirauscht, habe ich fast einen Herzinfarkt – weil meine Augen mir vorgaukeln, das sei Adrian. Doch als ich die vorbeiblitzende Realität abgeglichen habe mit den Bildern von dem Italo-Macho, die ich ja leider gesehen und daraufhin mental abgespeichert habe, wird mir schnell bewusst: Das ist definitiv nicht der Ex von Christopher. Das ist kein Italiener mit Cappuccino-Teint. Die Haut des Unbekannten ist hell, fast schon blass, und auch sein Gesicht gleicht in keiner Weiser Adrians. Das einzige, was diese zwei Kerle gemeinsam haben, ist die Tatsache, dass man sie als attraktiv beschreiben kann – beziehungsweise sogar leider als solche führen muss.   Aber diesen Mann, der nun in unserer Diele steht, kenne ich schlicht und ergreifend nicht. Ich bin ihm noch nie in der Kanzlei begegnet, habe ihn auf keiner Party kennengelernt und erkenne ihn auch nicht von irgendwelchen Fotos wieder, die mir mein Freund mal gezeigt hat.   Oder… doch?   Zweifel sind geboren, aber ich habe gar keine Zeit, diesen neuen Erkenntnissen nachzugehen, weil ich um mein Leben kämpfen muss. Christopher springt mich nämlich regelrecht von hinten an: Sein schwerer, torkelnder, besoffener Körper prallt gegen meinen Rücken und er lässt seinen Kopf plump auf meine Schulter sinken; sein Kinn bohrt sich dabei unschön in mein Fleisch und sein erhitztes, leicht von Schweiß benetztes Gesicht drückt brüsk gegen meines. Er schlingt seine schweren Arme dabei um meine Brust und krallt sich regelrecht an meinem Shirt fest, um das Gleichgewicht nicht vollends zu verlieren und sich durch seine Attacke auf mich nicht auf die Schnauze zu legen. Seine Schwankungen übertragen sich natürlich auf meine Form und er reißt mich damit fast mit zur Seite um; ich stolpere zwei Schritte nach rechts, schaffe es aber im selben Moment, die Haustür zuzuschlagen, und mich beziehungsweise uns an ihr zu stabilisieren.   Christopher riecht nach ekelhaftem Zigarettenqualm. Nach Bier und Whiskey, und anderem Hochprozentigem, das ich nicht sofort klassifizieren kann, und auch nicht unbedingt klassifizieren möchte. Meine Wortwahl muss ich auch direkt revidieren: Christopher riecht nicht nach all diesem Zeug – er stinkt danach.   Und das erste Mal in meinem Leben bin ich ein wenig von meinem Freund angewidert. Es ist die Mischung aus diesen Gerüchen, und der Art, wie er sich benimmt. Nein, es ist vor allem sein plötzlich nicht mehr existentes Benehmen.   „Das iss Niko!“, posaunt Christopher plötzlich viel zu laut, so als wären der Unbekannte und ich taub, oder er noch in Disco, oder wo auch immer er gerade gewesen ist, und in meinen Ohren scheint es beinahe daraufhin zu klingeln. „Mein Freund!“, erläutert er in selber Lautstärke.   Der Mann mit Karamellaugen lehnt sich mit seinem Rücken gegen die Kommode, wobei er sich ähnlich wie Christopher fast auf die Schnauze legt und das Möbelstück etwas verrückt und unser Festnetztelefon dadurch auf den Boden kracht. Ich zucke bei dem Scheppern zusammen, und er verschränkt die Arme vor der Brust, als er letztendlich doch irgendwie Halt gefunden hat. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen, mit denen er zuerst mich skeptisch mustert, und dann Christopher wütend anfunkelt. Mit einer tiefen, etwas heiseren Stimme fährt er meinen Freund an: „Ich dachte, du wärst Single…?!“   …und in diesem Augenblick fühlt es sich so an, als würde mir jemand einen spitzen Gegenstand in die Brust rammen. Mein Herz beginnt unmittelbar massiv zu trommeln und in meinem Hals formt sich ein großer Kloß und mein Freund…   Mein Freund lacht. Laut. Dreckig. Irgendwie überheblich. Es ist ein unangenehmer Laut, direkt an meinem Ohr, stechend und beißend. Ein Geräusch, das mir das Blut beinahe in den Adern gefrieren lässt.   So ein Lachen habe ich aus Christophers Mund noch nie gehört.   Und in dem Moment, in dem ich mich aus seiner beschissenen Umarmung – oder was auch immer dieser Scheiß sein soll – losreißen will, erwidert Christopher etwas auf die Bemerkung des Mannes. „Aaaach, halt doch deine dumme Schnauze, Henning!“, bellt er den Fremden regelrecht an, allerdings immer noch lachend; und mir fällt ein ganzes Bergmassiv vom Herzen, als es ‚Klick‘ in meinem Kopf macht. Auch wenn es verdammt ungewohnt ist, Christopher… so reden zu hören. „Niko! Das iss Henning“, lallt mein Freund vollkommen überflüssig und Karamellauge beginnt nun, Christophers dämliches Lachen zu kopieren.   Ein Teil von mir wundert sich, dass ich überhaupt in Erwägung gezogen habe, Christopher würde fremdflirten und sogar irgendeinen Unbekannten abschleppen – oder mitbringen, um einen spontanen Dreier zu starten, oder was weiß ich. Wahrscheinlich liegt das daran, dass mein Freund sich schon den ganzen Abend so gar nicht benimmt wie mein Freund… und nun passenderweise eben ohne Ankündigung diesen Henning mitgeschleppt hat.   Henning. Sein ehemaliger Kommilitone. Sein neuer Kollege. Herrschsüchtig laut Johanna, und nach Christophers Worten Jessica-Fan. Und so unglaublich ratzevoll wie Herr Lang.   Der Dunkelhaarige, der weiß der Teufel was mit seinem dummen, vermeintlichen Single-Witz eben erreichen wollte, stößt sich von der Kommode ab und torkelt auf mich zu, und mir wird noch einmal deutlich, dass die beiden Männer in einer Gummizelle jetzt viel besser aufgehoben wären als hier. Ich frage mich ernsthaft, wie sie es überhaupt in einem Stück nach Hause geschafft haben. Ein Teil von mir ist auch echt heilfroh deswegen, weil mir etliche gelesene Polizeimeldungen um die Ohren flattern, die von alkoholisierten Mittdreißigern sprechen, die in den See gefallen, vors Auto gelaufen oder umgekippt und in einer Pfütze ertrunken sind.   Ein anderer Teil wird einfach nur noch wütender durch die Erkenntnis, dass Christopher mich für keine wichtige Besprechung über einem zivilisierten Drink versetzt hat – wie er es sonst immer zu tun pflegt, ein Drink und dann ab nach Hause –, sondern für ein riesengroßes, debiles Besäufnis.   Und das entspricht eben so überhaupt nicht seiner Art, dass mir das Ganze sogar langsam etwas Angst macht.   „Nett, dich kennensulernen“, meint Henning nun grinsend wie ein Honigkuchenpferd und streckt mir die Hand zur Begrüßung aus. Und ganz ehrlich: Ich ekele mich ein wenig, ihm meine zu reichen. Aber ich bin ja gut erzogen, und das ist Christophers Kumpel und Kollege, also tue ich es trotzdem – und bereue es sofort, weil Hennings Hand etwas nass und klebrig ist, und ich eigentlich gar nicht wirklich wissen will, was der besoffene Anwalt damit vorher berührt hat…   „…hi…“, grüße ich, die Handfläche an meiner Hose abwischend und bin immer noch verwirrt. Wütend und verwirrt. Ich weiß jetzt zwar, wer der Mann ist. Eine Erklärung für seine Anwesenheit steht allerdings noch aus.   „Das ist mein Niko“, erklärt Christopher erneut, weil er offensichtlich schon wieder vergessen hat, dass er mich erst vor gefühlt fünf Sekunden seinem Studienfreund vorgestellt hat, und drückt mir einen viel zu feuchten Kuss auf die Wange – und bringt uns mit dieser Aktion fast schon wieder zu Fall. Und es wird schlimmer, weil er nicht aufhört, mir schlabbrige Küsse auf die Backe zu drücken, und einen kläglichen Versuch unternimmt, meinen Körper um 90 Grad zu drehen, damit er auch meinen Mund abschlabbern kann. Ich unterbinde das, denn: es ist mir furchtbar unangenehm, vor diesen Karamellaugen mitten im Flur so von Christophers Mund traktiert zu werden – und ja, ich ekele mich immer noch ein bisschen vor Herrn Lang. Was denkt er sich eigentlich dabei?   Die Antwort lautet höchstwahrscheinlich: nichts. Weil das Gehirn meines Freundes mit Alkohol überflutet worden ist. Ich will wirklich nicht wissen, wie viele seiner grauen Zellen heute den hochprozentigen, qualvollen Tod gestorben sind, und was ihn überhaupt dazu veranlasst hat, so viel zu trinken.   Nein – zu saufen.   Mit größter Mühe befreie mich aus der Umklammerung seiner schweren Arme und drücke ihn bestimmt fort von mir. Ich habe fast schon ein schlechtes Gewissen, als mein Freund mich daraufhin völlig verwirrt und sogar ziemlich traurig anschaut. Fast.   „Was iss‘n jetzt mit’m Whiskey?“, verlangt Henning zu wissen, ehe ich etwas zu Christopher sagen kann.   „Wohnzimmer!“, ruft dieser aus, legt seine Hand auf Hennings Schulter und führt seinen Kollegen den Flur hinab in Richtung des eben genannten Raumes. Oder besser gesagt: Er versucht, ihn dorthin zu geleiten. In Wahrheit aber taumeln die beiden Herren in schwarzen Anzügen – die Krawatten längst abgelegt oder verloren, die Hemden zerknittert und zum Teil fleckig und halb aufgeknöpft – den kleinen Korridor hinab und müssen sich an der jeweiligen Wand zu ihrer Seite abstützen. Bilder fliegen hinunter und der kleine Teppich verrutscht.   „Was zur Hölle…“, murmele ich genervt, verdrehe die Augen und folge diesen Affen, die Spuren des durch ihnen hinterlassenen Chaos direkt beseitigend. Immerhin habe ich jetzt teilweise eine Antwort auf meine Frage erhalten, was der volltrunkene Henning um Mitternacht eigentlich bei uns zu suchen hat: Die Herren wollen offensichtlich weitersaufen. Grandios.   Als ich das Wohnzimmer mit minimaler Verspätung betrete, hervorgerufen durch das Aufsammeln der Gott sei Dank nicht beschädigten Bilderrahmen und Co, sitzt Henning bereits auf dem Sofa, sein Anzugsjackett einfach auf den Boden gepfeffert, und Christopher, nun ebenfalls obenrum nur noch im aufgeknöpften und aus seiner Hose gezogenen Hemd, hat schon Musik angemacht, sich bereits die Whiskeyflasche geschnappt und just das zweite Glas damit aufgefüllt. Er reicht es seinem Gast. Etwas zu schwungvoll. Ich verdrehe die Augen, als die beiden daraufhin in selber Manier anstoßen und noch mehr des braunen Getränks auf den Tisch kleckert. Während die Männer erneut in dieser unangenehmen Art lachen und sich viel zu laut darüber auslassen, wie verdammt geil dieser Whiskey schmeckt, und welchen sie denn letztens noch so probiert hätten und ähnliches, eile ich in die Küche und kehre mit einem feuchten Lappen zurück, um die Spuren des Hochprozentigen wegzuwischen. Henning lässt das nicht unkommentiert.   „Hat dein Mann nen… Butssfang, oder so?“, richtet er das unbeständige und amüsierte Wort an Christopher.   „Einen was?“, hakt dieser glucksend nach.   „Einen… Puts… swang…!“   „Was?!“   „Butz-wang!“   „Hä?“   „Meine Fresse!“, donnert meine Stimme nun durch den Raum und fokussiert sich auf meinen Freund, weil ich mich wirklich nicht mehr beherrschen kann, dieser hirnlosen Pseudo-Konversation beizuwohnen. „Henning fragt dich, ob ich einen Putz-Zwang habe, weil ich eure beschissene Plörre gerade vom Tisch gewischt habe!“   Ich seufze genervt, und Christopher schaut mich… Er schaut mich an wie ein gottverdammtes Rehkitz. Die glasigen Augen weit aufgerissen, der Blick dadurch eine Mischung aus Verängstigung und Unschuld, seine Lippen leicht gespreizt, so als hätte er gerade etwas entgegnen wollen und die Worte wären ihm im Halse stecken geblieben, die Arme schwach und regungslos auf seinen Beinen platziert. Er blinzelt – und weiß offensichtlich tatsächlich nicht, was er dazu sagen soll. Wenn er überhaupt gerafft hat, was ich ihm gerade mitgeteilt habe…   Ein weiteres Seufzen entweicht meinem Mund, und Henning lacht, fies und laut, und nimmt einen weiteren kräftigen Schluck Whiskey. „Jetzt. Gibt’s. Ärger!“, lautet sein nächster Kommentar, den er den Tisch anstarrend loslässt und dabei dämlich mit dem Kopf bei jedem einzelnen Wort nickt – und sich danach schon den nächsten Schluck aus seinem Glas genehmigt, das er danach auf den Tisch donnert. Und zwar so stark, dass es dabei zerspringt.   „…oh…“, macht Henning nachdem ungefähr zehn Sekunden vergangen sind, in denen beide Männer überrascht auf die großen Scherben auf den Tisch gestarrt haben.   „…oh…“, stimmt Christopher mit ein, der seine Sprache endlich wiedergefunden zu haben scheint.   „O Gott…“, zische ich genervt und halte Henning in letzter Sekunde davon ab, mit seiner Hand in eine der Scherben zu greifen. „Lass das, ich mach das schon“, presse ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Ich hole nur schnell einen Handfeger aus der Küche. Du bleibst sitzen. Ja?“, hake ich nach, weil auch Henning nicht unbedingt den Anschein erweckt, als verstünde er im Moment Deutsch. Aber er nickt. Zuerst langsam, und dann ganz schnell. Wie ein kleiner Junge, der erst beim Nicken die wahre Bedeutung der an ihn gerichteten Worte begreift, und diese dann noch einmal bestätigt. „Und du“, richte ich mein recht scharfes Wort an meinen Freund, der mich daraufhin wieder so erschrocken wie Bambi anschaut, „kommst mal eben bitte mit und hilfst mir, Christopher.“   „…w-was?“, japst er und ich bin momentan einfach nur so geladen, dass ich ihn am liebsten einfach am Kragen packen und hinter mir her schleifen würde. Aber ich weiß, dass das keine gute Idee ist, also lasse ich es, und versuche, mich zu beherrschen, um ihn nicht vor den Augen von Henning noch weiter anzuschreien.   „Komm bitte mit in die Küche“, wiederhole ich meine Aufforderung und klinge dabei sehr hart.   „Äh… o-o-okay.“   Christopher erhebt sich, stößt gegen den Tisch, sein Glas fliegt ihm aus der Hand, landet seitlich auf der Platte und geht ebenfalls zu Bruch. Es zerspringt zwar nicht in so viele Einzelteile wie Hennings, aber zu gebrauchen ist es auch nicht mehr. Ich schließe die Augen und presse meine Lippen zusammen, beiße mir dann auf die Zunge, damit ich nicht aus Frustration losschreie, und zähle langsam bis fünf. Und dann sind meine Beruhigungsversuche eh voll für die Katz, denn anstatt sich zu schämen oder Angst vor weiterem „Ärger“ zu haben, lachen Henning und Christopher lauthals los.   „Ha, ha, ha! Hast es ja echt drauf, Lang!“, prustet Henning und hält sich den Bauch, weil er vor seinem ganzen Wiehern wohl wehtun muss.   Und ich frage mich: Was ist bitte an zerbrochenem Glas so unfassbar lustig?   Vielleicht kann mir das ja Herr Lang irgendwann erklären, der sich ebenfalls kaum einkriegen kann. „H-hör auf, dich ü-über mich lustig zu machen! Du bist doch selbst zum Scheißen zu blöd!“, schimpft er dreckig lachend zurück. Und ich erkenne ihn wirklich überhaupt nicht wieder. „Ich hol uns eben neue Gläser…“, verkündet er dann – und schwankt tatsächlich in Richtung der Vitrine, wo wir unsere teuren und edlen Gefäße aufbewahren. So als hätte er mich und meine Aufforderung, mir in die Küche zu folgen, vollkommen vergessen.   „Christopher!“, brülle ich nun – weil ich mich wirklich nicht mehr zurückhalten kann. Auch, weil ich einfach Schiss habe, dass er gleich noch mehr Gläser zerstört und sich dabei womöglich noch verletzt. Mein Freund bleibt wie angewurzelt stehen und starrt mich an. „In die Küche?!“, rufe ich ihm aufgebracht in Erinnerung und deute mit meiner Hand gen Tür.   Herr Lang braucht einen Moment, um zu kapieren, was ich von ihm will, und was er so offensichtlich vergessen hat. „Oh“, macht er wieder so dämlich und reißt die Augen auf. „O-okay. Bin gleich wieder da!“, richtet er das Wort an Henning. Und dann setzt er sich endlich in die richtige Richtung in Bewegung. Ich schaue besorgt zu, wie Christopher seinen Körper aus dem Wohnzimmer befördert, und ehe ich den Raum verlasse, ertönt Hennings dreckige Stimme schon wieder, und er wiederholt seine Worte von vorhin. „Jetzt. Gibt’s. Ärger!“   Und damit hat er verdammt nochmal recht.   Christopher betrinkt sich nicht oft. Klar, es ist nicht das erste Mal, dass ich ihn besoffen erlebe. Ich finde es manchmal sogar schade, dass er nicht so viel trinkt, weil ich einen betüdelten, einen angetrunkenen, verdammt, selbst einen normal betrunkenen Chris echt… witzig und niedlich, und zum Teil auch sehr sexy finde. Er ist dann entweder hammerzuckersüß, gar unschuldig und super knuddelbedürftig, wie ein Riesenteddybär – oder megaangetörnt, und würde am liebsten die halbe Nacht lang an meinem Schwanz saugen und meine Prostata dabei massieren. Aber heute… Heute ist alles anders.   Ich habe ihn noch nie so voll gesehen.   Natürlich ist er Dank Rotwein, Whiskey und Co schon mal getorkelt – aber nie so heftig. Normalerweise macht sein Körper ab einem gewissen Punkt ja auch einfach dicht und er hat gar keine Lust mehr auf Alkohol. Er sagte mir mal, das sei so mit dem Alter gekommen: „Ab 28 war Schluss“ – dann konnte er sich gar nicht mehr wirklich volllaufen lassen. „Betrinken ja, komplett abschießen nein“, meinte Herr Lang jedenfalls. Heute beweist er das komplette Gegenteil.   …und diese ekelhafte Macho-Lache, die ich mir die ganze Zeit anhören muss. Sie passt einfach nicht zu ihm. Wie Henning und er sich im Sumpf-Humor piesacken. Das passt nicht zu ihm.   Christopher lehnt sich ungelenk seitlich gegen die Küchenzeile und schaut mich wieder mit diesen Bambi-Augen an. Ich schließe die Tür, damit Henning wirklich nichts von unserem Gespräch mitbekommt, und ehe ich das Wort an meinen betrunkenen Freund richten kann, spricht dieser schon. „I-ist alles i-in Ordnung, Niko?“   Ich entlasse die Luft geräuschvoll aus meinen Lungen und verschränke die Arme vor der Brust. „Nein ist es nicht! Mensch, ich habe mir echt Sorgen um dich gemacht!“, packe ich letztendlich aus.   „W-wieso?“, kommt es total dämlich von Christopher – und ich raste beinahe komplett aus.   „Weil du Blödmann es nicht geschafft hast, mir mitzuteilen, wo du genau bist, und vor allem, wann du nach Hause kommst! Ich habe den ganzen beschissenen Abend auf dich gewartet, Christopher!“, werfe ich ihm vor. „Du hattest mir eine Session versprochen, wir waren verabredet, dann heißt es irgendwas von wegen ‚ein Business-Drink‘ mit Henning und David – und Stunden später, nach komischen, nicht wirklich verständlichen Nachrichten geschrieben im Suff, und sogar ner mega Funkstille zwischendrin, kommst du hackevoll mit deinem Kollegen hier an. Um Mitternacht, alter Schwede! Stunden nach unserem vereinbarten Treffen! Du hast mir weder die Session abgesagt noch, dass Henning mitkommt! Wie lange wollt ihr eigentlich noch hier weitersaufen?! Ihr hattet doch schon mehr als genug!“   Vielleicht höre ich mich ja an wie das Klischee einer frustrierten Ehefrau. Im Grunde genommen bin ich das ja auch in diesem Moment: Der frustrierte versetzte Partner, der den Anblick seines besoffenen Freundes nicht ertragen kann.   Immerhin schaut Christopher mich nicht mehr verwirrt, sondern eher reumütig an. „Niko…“, murmelt er dann und setzt sich unmittelbar in Bewegung, stürzt beinahe in meine Arme, mit denen ich uns schon wieder stabilisieren muss, schlingt seine um mich, und drückt mich fast ein bisschen zu heftig an seinen Körper. „Ss-orry… tut mir leid. T-tut mir echt leid, Süßer. Echt, ich… Ich…“, murmelt er, und klingt dabei endlich wieder mehr wie er selbst. Ein bisschen jedenfalls. Miefen tut er trotzdem immer noch. Und nüchtern ist er schlagartig auch nicht.   Christopher legt seine Hände auf meine Schultern und schaut zu mir herab. „I-ich dachte, ich hätte dir ab-abgesagt“, bringt er dann hervor. „Ich war mir soooo sicher, dass ich dir geschrieben habe…“ Und in der nächsten Sekunde ist da wieder dieser vollkommen verdutzte Gesichtsausdruck, der ihm nicht steht. Dann runzelt er die Stirn, und blickt fast schon ein bisschen sauer drein. „Moment… Ich habe dir geschrieben“, postuliert er dann. „Ich hab dir geschrieben!“, wiederholt er mit Nachdruck.   „Ja… Irgendwann, dass du ‚bald‘ nach Hause kommst… Ohne mir eine konkrete Zeit zu nennen“, entgegne ich trocken.   „Nein!“, schimpft er. „Nein! I-ich h-hab dir geschrieben, dass… wir… hier… die Session. Dass die Session f-flachfällt – das habe ich dir geschrieben!“   „…nein, hast du nicht. Christopher.“   „Doch!“, erwidert er stur wie ein Kleinkind.   „Sag mal, ich kann doch lesen! Ich habe den ganzen verdammten Scheißabend auf das Ding geguckt und auf Nachrichten von dir gewartet, Mann!“, schnauze ich ihn barsch an, weil ich langsam auch den allerletzten Funken Geduld verliere. Dass wir im Code Red sind haben wir zwar jetzt nicht verbal besprochen, aber wenn Alkohol bei Chris im Spiel ist – und damit meine ich mehr als ein großes Glas Rotwein – dann entfällt unser Master-Slave-Verhältnis automatisch. Und heute hat Herr Lang definitiv viel mehr intus als das…   „Ich habe dir geschrieben, Niko!“, wiederholt er wütend und sucht nach irgendetwas in seinen Hosentaschen. „W-wo zur Hölle ist mein Scheißhandy?!“   Ich seufze. „Wahrscheinlich in deiner Jackettasche.“ Er will sich in Bewegung setzen und aus der Küche flüchten. Höchstwahrscheinlich, um es zu holen. „Warte“, halt ich ihn auf, meine Hand auf seine Brust. „Ich hole es. Du bleibst hier.“ Christopher guckt mich nicht an, schaut grimmig auf den Boden, lehnt sich aber immerhin wieder gegen die Zeile, die Arme verschränkend, scheint mich also irgendwo verstanden zu haben.   Henning schaut sich irgendwelche CDs an und hat die Anlage ein bisschen weiter aufgerissen, als ich das Wohnzimmer betrete. Er bemerkt mich gar nicht, und das ist vielleicht auch gar nicht so verkehrt. Ich schnappe mir Christophers Jackett, das ebenfalls auf dem Fußboden gelandet ist, und fische sein Mobiltelefon heraus. Als ich damit die Küche wieder betrete, reißt mein Freund es mir regelrecht aus der Hand, als hätte ich ihn irgendwie mächtig verärgert – und ich verspüre mehrere Sekunden lang das Bedürfnis, ihm an die Gurgel zu gehen, während er auf dem Display mit seinem Finger hochkonzentriert herumwischt.   „Ha!“, ruft Christopher triumphierend aus. „Ich hab’s doch gesagt! I-ich habe dir geschrieben wegen der Session, und…“ Plötzlich hört er auf zu reden und starrt fassungslos auf sein Display, blinzelt mehrere Male, runzelt die Stirn.   „Was?“, hake ich nach, als ungefähr eine halbe Minute vergangen ist, in der Christopher nichts gesagt hat und einfach nur weiter auf sein Handy starrt. Jetzt kriege ich es langsam mit der Angst zu tun. Hat er gerade eine schlimme Nachricht erhalten? Ist irgendwas mit der Kanzlei? Irgendwas mit Emilie und Marie? Hat er irgendwas Besorgnisvolles von Holger oder Kilian erfahren?   „Ich, äh…“, stottert er. „F-fuck.“   Und dann, als er mit seinem Daumen wieder scrollen will, fällt dem Volltrottel tatsächlich das Handy aus der Hand und Christophers Mund entweicht ein überraschter Laut – und ich schaffe es im allerletzten Moment, es aufzufangen, bevor es mit dem Display auf den Fliesen aufschlägt und sich die Katastrophe wiederholt. „Meine Fresse“, fluche ich, mich wiederaufrichtend – und im selben Moment öffnet sich die Tür, und Henning stolziert in die Küche, zwei prall gefüllte Gläser Whiskey in der Hand; und mir wird klar, dass er wohl an die Vitrine gegangen sein muss.   …ob wohl noch mehr zu Bruch gegangen ist? Ich habe Angst. Und Henning drückt meinem Freund den Alkohol in die Hand. „Hier, mein Bester!“, trompetet er und dreht sich dann zu mir um, geht einen Schritt auf mich zu, und seine schwere Hand findet letztendlich ihren Weg auf meine Schulter. Etwas Flüssigkeit schwappt über den Rand seines Glases und tröpfelt auf den Boden. „Niko“, spricht er mich langgezogen an. „S-sei nicht s-sauer auf Chris, wir haben sooo lange nicht mehr zusammen P-party gemacht und uns s-sowieso so lange nicht gesehen… Und jetzt heißt es immer nur Arbeit, Arbeit, Aaaarbeit. Wir brauchen das, über a-alte Zeiten quatschen, nicht nur Akten Wälzen u-und Pabiere unterschreiben. Komm: Setz dich doch einfach su uns und trink einen mit, ja? Würde mich wirklich sehr froin!“   Ich habe so absolut keine Lust auf Alkohol, weiß aber, dass es sinnlos ist, dies einem so betrunkenen Mann zu erklären. Also nicke ich einfach – er wird das eh gleich wieder vergessen haben. In dem Moment, in dem Henning seinen Arm um Christopher legt und meinen Freund, irgendetwas von Frank Sinatra labernd, aus der Küche führt, wird mir auch klar, dass es im Grunde genommen auch überhaupt gar keinen Sinn macht, jetzt mit Herrn Lang Tacheles zu reden: Auch er ist schließlich viel zu besoffen. Und das, was er da auf seinem Handydisplay gesehen hat, kann gar nicht so schlimm gewesen sein, denn er scheint es jedenfalls schon wieder vergessen zu haben – er lacht gerade mal wieder viel zu laut als Reaktion auf irgendeinen dummen Witz von Henning.   Wahrscheinlich, denke ich mir, seine Reaktionen analysierend, ist ihm einfach nur aufgefallen, dass ich recht hatte und er mir selbstverständlich nichts bezüglich der Session geschrieben hat… Ich will Christophers Handy gerade auf den Tisch legen, um den Handfeger zu holen, als mir auffällt, dass es noch aktiviert ist. Mein Blick fällt unweigerlich auf den unbeschädigten Bildschirm. Der Messenger ist angewählt und… offenbart einen Chat mit Adrian.   …und da steht es tatsächlich.   Besoffen getippt, aber dennoch verständlich. „Ubsere Session mpssen wir leider verschieben – Henning fülkt mich ab, sorry schatz, verszche um mitternacgt zu hause zu sein“ – versehen mit dreitausend Kusssmileys.   Mein Herz hämmert in meiner Brust, als ich mir den heutigen, mickrigen Chatverlauf mit Mister Italo-Macho ansehe, der damit angefangen hat, dass Christopher ihm ein Bild von sich und seinem Kollegen mit den Worten „schöne Grüße von Henning“ geschickt hat. Adrian hat Grüße zurückgeschickt und den Herren viel Spaß gewünscht. „Übertreibt es nicht“ steht da noch geschrieben, mit einem zwinkernden Emoticon, woraufhin mein Freund ein „niemals!“ geantwortet hat. Und dann, dem Chatverlauf nach zu urteilen, rund drei Stunden später, fragt Adrian nach Christophers Befinden, das dieser mit einem Daumen nach oben beantwortet. Wenig später steht da eben diese Nachricht, die mich erreichen sollte – allerdings beim Ex gelandet ist. Und es gibt natürlich noch die Antwort von Adrian.   „…ähm, ich glaube nicht, dass diese Worte und insbesondere diese Küsse an mich gehen sollten… ;-) Bitte melde dich umgehend bei Niko, und später dann auch bei mir, damit ich weiß, dass du sicher bei ihm zu Hause gelandet bist.“   Ich atme tief ein, und langsam wieder aus.   Eines muss ich Adrian lassen: Er hat… nett reagiert. Mich sofort ins Spiel gebracht.   Nein, Adrian pisst mich in diesem Zusammenhang tatsächlich nicht an. Ich bin wütend auf Christopher, dessen Handy in meiner Hand plötzlich vibriert – denn eine neue Nachricht von Adrian poppt auf. „Chris? Bist du mittlerweile zu Hause? Mache mir Sorgen.“   Ich seufze. Am liebsten würde ich das Ding nun doch wieder auf den Boden pfeffern und abermals für eine Displaykatastrophe sorgen – aber trotz all dieser Wut dominiert dann doch meine vernünftige Seite. Und die ist es auch, die mich dazu bringt, ein Fünkchen Mitleid mit Adrian zu haben. Ich traue mir allerdings nicht zu, Christopher das Ding jetzt in die Hand zu drücken, damit er antwortet. Nein, momentan möchte ich meinen Freund damit nicht konfrontieren. Weil ich Angst habe, dass ich ihm den Kopf abreißen würde oder dass er noch mehr Scheiße an Adrian schreibt. Also entscheide ich mich für einen anderen Weg, und antworte selbst, auch wenn Herr Lang mir auch heute eigentlich nicht explizit erlaubt hat, seine Privatsphäre zu massakrieren. Aber scheiß drauf, ich habe es ja schon mit dem Lesen des Chatverlaufs getan. Und ganz ehrlich? Vor wenigen Tagen hatte es Herr Lang mir ja selbst offeriert. Und heute ist voll wie ne Haubitze – und hat einfach mega Scheiße gebaut. Also ist es mir schlichtweg egal.   „Hey, hier ist Niko. Christopher ist sicher gelandet. Mehr oder weniger. Henning und er trinken jetzt noch Gute-Nacht-Whiskey im Wohnzimmer.“   Adrian antwortet unmittelbar. „Hey Niko! Danke fürs Bescheid geben, jetzt kann ich beruhigt schlafen gehen. Ich wünsche dir jetzt ganz starke Nerven. Henning und Chris – das ist eine ganz furchtbare Kombi. Ich weiß, wovon ich spreche ;-) Gute Nacht.“   …und plötzlich bin ich doch angepisst von Adrian.   Ich weiß, wovon ich spreche.   Subtext: Ich kenne deinen Mann viel besser als du, und ich habe auch die Freundschaft von Henning und Chris hautnah mitbekommen, und du musst noch so viel darüber lernen.   Er muss mir unbedingt unter die Nase reiben, dass er mit Christopher soooo lang zusammen war.   Arschloch.   …vielleicht reagiere ich auch einfach über.   Nein: Arschloch.   …aber vielleicht interpretiere ich da doch zu viel rein?   Ich habe doch gerade erst mein jüngstes Adrian-Trauma überwunden! Ich habe jetzt keine Lust mehr darauf!   Ich lege Christophers Handy beiseite und kämpfe gegen die Tränen an, die verräterisch-vorsichtig gegen meine Lider anklopfen. Ich brauche einen Moment, um mich zu sammeln. Ich bin müde – verdammt müde – habe mir stundenlang Sorgen gemacht, bin angepisst und schlichtweg frustriert. Und Christopher benimmt sich wie ein primitives Arschloch und schickt seinem Ex im Suff Nachrichten, die an mich gehen sollten – und das alles nach diesen wunderbaren Momenten, die wir in den vergangenen Tagen erlebt haben... Das bringt mich einfach total aus der Fassung. Fast so wie seine dämlichen Beichten. Fast. Und ich frage mich echt: Wie konnte er sich so dermaßen volllaufen lassen? Und warum hat der Alkohol plötzlich einen so furchtbaren Effekt auf ihn?   Ich denke an Adrians Worte.   Henning und Chris – das ist eine ganz furchtbare Kombi.   Dem stimme ich zu.   Als ich das Wohnzimmer betrete, haben sich die Herren auf den Balkon verzogen, und rauchen Zigarren.   Zigarren.   Und dabei reden sie und lachen sie viel zu laut, klopfen sich gegenseitig auf die Schultern, umarmen sich, regen sich über irgendetwas auf, funkeln sich böse an, beschimpfen sich, ich höre Worte wie Schwanzlutscher und Sackgesicht fallen, dann lachen dann wieder auf diese hässliche Art und Weise – und ich frage mich, wann sich wohl die ersten Nachbarn beschweren werden…   Ich räume die Glasscherben weg, wische den Tisch erneut, und habe seit meiner neusten Adrian-Erkenntnis noch viel weniger Bock, mich zu den beiden zu setzen, und verlasse stattdessen das Wohnzimmer, schließe die Tür hinter mir, gehe ins Bad und mache mich bettfertig, um dann tatsächlich unter die Decke zu schlüpfen. Auch wenn mir klar ist, dass ich trotz erheblicher Müdigkeit nicht sofort einschlafen werde. Dazu bin ich viel zu aufgebracht.   Das Licht ausschaltend frage ich mich, wie lange es wohl dauern wird, bis Christopher auffällt, dass ich weg bin. Eines ist jedenfalls klar: Das Lachen und die aufgebrachten Stimmen sind jetzt wieder so laut, dass die beiden Schnaps-Anwälte definitiv wieder im Hause sind. Ich seufze, schnappe mir meine Kopfhörer und schalte mir Musik ein, um mich ein wenig zu beruhigen. Und irgendwann… Irgendwann drifte ich tatsächlich ab. Ich bin selbst darüber total überrascht, als ich plötzlich aufwache und in die Dunkelheit blinzele. Ein Blick auf den Wecker verrät mir, dass es gleich 5 Uhr morgens ist. Christopher ist nicht im Bett. Musik läuft im Wohnzimmer. Ich bin angepisst.   Nachdem ich aus dem Bett gesprungen bin, stampfe ich den Flur hinunter und schmeiße die Tür zum Wohnzimmer regelrecht auf. Auf dem vollgesauten, von diversen Essensresten und Flüssigkeiten bedeckten Tisch, steht die komplett leere Whiskeyflasche, daneben eine halb volle Flasche Gin, eine angefangene Wodkapulle und zwei leere, umgekippte Bierdosen. Es riecht nach Zigarrenqualm, Schweiß und Pizza, Chipsreste bedecken den Boden. Und Henning und Christopher? Die sitzen mit halb geschlossenen Augen, wie dämliche Zombies, jeweils mit einem Glas Hochprozentigem auf dem Sofa und vegetieren vor sich hin.   „Christopher“, spreche ich meinen Freund an. Doch der reagiert nicht. „Christopher“, versuche ich es eine Spur lauter – wieder nichts. Ich trete an ihn heran, lege meine Hand auf seine Schulter und schüttele ihn leicht. „Christopher!“ Sein Kopf bewegt sich von Seite zu Seite durch meine Traktierung und er reißt endlich die Augen auf, nur um sie dann sofort wieder zu schließen. Ich seufze, und Henning fängt tatsächlich an zu schnarchen.   Ich betrachte den Kollegen meines Partners und finde mich einfach damit ab, dass er die Nacht beziehungsweise den beginnenden Morgen (und wohl auch Vormittag) in dieser Position auf unserer Couch verbringen wird. Ich habe jedenfalls keine Lust, ihn durch das Treppenhaus hinunter zum Taxi zu schleppen, oder wie auch immer der Herr nach Hause wollte. Vielleicht war das ja aber auch so geplant, dass er hier nächtigt? Ich habe ja keine Ahnung, weil keiner der beiden Juristen mir etwas diesbezüglich verraten hat.   „Christopher!“, starte ich einen allerletzten Versuch, meinen Freund vom Sofa zu kriegen – und gebe dann einfach auf, als dieser wieder nur kurz die Augen halb öffnet, irgendetwas grunzt, und sie dann wieder schließt. „Dann halt eben verdammt nochmal nicht!“, schimpfe ich und stampfe zurück ins Schlafzimmer, überall die Lichter löschend.   Ich bin mal wieder so aufgebracht, dass ich nicht sofort einschlafe, und als mich dann die Traumwelt doch irgendwann endlich übermannt, dauert es keine fünf Sekunden, bis die Schlafzimmertür plötzlich aufgerissen wird. Das Licht geht plötzlich wieder an und blendet mich. Im ersten Moment verspüre ich Panik. Im zweiten nur noch Wut. Es ist kurz nach 6 Uhr morgens und Herr Lang ist gerade in unser Schlafzimmer geplatzt, schält sich unbeholfen aus seinen restlichen Klamotten und knallt dabei mehrmals gegen die Kommode. Ich seufze genervt, als er es nach einer gefühlten Ewigkeit endlich geschafft hat, all seine Kleidung abzulegen beziehungsweise im Zimmer zu verteilen, und dann regelrecht auf dem Bett zusammenbricht.   Dankbar dafür, dass es direkt am Bett einen zweiten Schalter gibt, mit dem ich das Hauptlicht löschen kann, sorge ich wieder für Dunkelheit, von der ich hoffe, dass sie mich direkt wieder in die Schlafwelt befördern wird. Christopher macht dem allerdings einen Strich durch die Rechnung. Er rutscht zu mir herüber, schlingt seine Arme um mich. Viel zu fest. „Au!“, fluche ich und greife nach seinen Händen, um sie von meinem Körper zu drängend. Christophers Brust klebt an meinem Rücken, seine angewinkelten Beine drücken die meinigen viel zu weit nach oben, sein softes Geschlecht presst gegen meinen Po und sein Atem ist viel zu laut an meinem Ohr, viel zu heiß – und er hat eine so mörderische Fahne, dass mir davon ungelogen schlecht wird.   Normalerweise bin ich echt ein großer Fan des „aneinander gekuschelten Schlafens“. Heute allerdings nicht. Vor allem, als Christopher dann auch noch anfängt, seine Hände, die auf meinen physischen Protest hin ihre Umklammerung gelockert haben, über meine Brust streichen zu lassen, meine Brustwarzen, und eine seiner Hände dann sogar zwischen meine Beine schiebt und nach meinem weggesperrten Schwanz greift, und im selben Moment sein Becken bewegt um seine, nun tatsächlich leicht zum Leben erwachenden Beule weiter gegen meinen Arsch zu drücken.   Das ist der Moment, in dem ich alle Kraftreserven meines Körpers anzapfe, ihn bestimmt von mir wegschiebe, sodass Herr Lang auf den Rücken rollt, und ich aus dem Bett hüpfe. Denn Sex ist wirklich das aller, allerletzte, an das ich jetzt denke, und auch das aller, allerletzte, was ich jetzt tun möchte. „Das ist nicht dein ernst…“, murmele ich giftig. Christophers Reaktion darauf ist… ein schwaches Seufzen, dann grummelt er irgendetwas, das sich anhört wie ein Protest, er streckt seine Hand nach mir aus und dann, keine zehn Sekunden später, fällt diese auch schon wieder schwach auf die Matratze zurück, und weitere zehn Sekunden später… schnarcht er. Extrem laut.   „Unfassbar…“   Den Kopf entsetzt schüttelnd, verlasse ich unser Schlafzimmer, und als ich den Flur hinunter tapse und ich Hennings Schnarchen aus dem Wohnzimmer verfolgt, kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, wer von den beiden Schnapsdrosseln gerade lauter sägt.   „Unfassbar…“   Ich versuche, in meinem kleinen Horrorparadies zur Ruhe zu kommen, was nur bedingt klappt. Gegen 8 Uhr morgens gebe ich es einfach auf und stehe auf. Ich werfe einen prüfenden Blick ins Schlafzimmer, denn selbst wenn ich immer noch extrem wütend bin auf Christopher, mache ich mir natürlich auch Sorgen um ihn. Aber: er pennt jetzt schnarchend auf der Seite und hat sich nicht übergeben oder sonstiges angestellt, das seine Sicherheit gefährden könnte. Erleichtert schließe ich die Schlafzimmertür wieder. Auch, weil ich angewidert bin: der Raum riecht nach Alkohol, Qualm, Schweiß und irgendwie auch nach Ziege.   Henning schnarcht auch immer noch wie ein Weltmeister. Auch, als ich nach dem Duschen und in frischen Klamotten den Flur hinunterlaufe. Auch, als sein Handy beginnt zu klingeln, und dann gar nicht mehr damit aufhören will. Nach dem ungefähr zehnten Anruf, den Henning nicht annimmt, geht mir der dämliche Klingelton so richtig auf den Sack. Ich versuche ihn aber nicht nur deswegen aufzuwecken.   Wenn jemand zehn Mal hintereinander angerufen wird, dann muss etwas sich um etwas Dringendes handeln.   „Henning“, versuche ich es, ihn leicht dabei schüttelnd. „Henning!“ Doch der Anwalt schläft wie ein Stein. Einmal gerät sein Schnarchen kurzzeitig ins Stocken, und als ich meine, ich hätte es endlich geschafft, ihn zu wecken, grunzt er und dreht sich dann einfach auf die andere Seite und schnarcht weiter – und das war’s. Selbst als ich ihm das klingende Telefon praktisch direkt ans Ohr halte, schlägt er nur kurz danach wie andere Menschen nach einer Mücke oder Fliege, und verfällt wieder in diesen sägenden Ton.   Ich starre das zum gefühlt zwanzigsten Mal klingende Telefon an und kann den Namen „Kim“ auf dem Display lesen – das ist seine Ehefrau. Und da bekomme ich es doch ein bisschen mit der Angst zu tun. Chris sagte, Henning habe Kinder… Was ist, wenn irgendetwas mit denen ist und seine Frau ihn jetzt dringend braucht?   Ich seufze, fühle mich nicht sehr wohl dabei, nehme das Gespräch letztendlich aber doch an.   „Äh, hi. Hier ist Hennings Telefon, er kann gerade nicht rangehen…“, melde ich mich etwas unbeholfen und werde mit einer seltsamen Stille am Telefon begrüßt, die mich auf gewisse Weise sogar leicht nervös macht.   „…Christopher? Bist du das?“, fragt mich dann die leicht verwirrte und zugleich angespannte Frauenstimme schließlich.   „Nein. Christopher schläft noch. Ähm, ich bin Niko. Christophers Freund. Also, Lebensgefährte.“   Kim entlässt geräuschvoll die Luft aus ihren Lungen. „Also hat Henning bei euch übernachtet…?!“   „Ja.“   „Dieser…!“, stößt sie aus, ohne ihre Beschimpfung zu komplettieren, und mir wird klar, dass Kim offenkundig bis eben nicht wusste, wo ihr Ehemann abgeblieben ist.   „Henning schläft auch noch und ähm… Ich kriege ihn nicht wach, ich…“   Kims kaltes Auflachen unterbricht mich. Und dann vervollständigt sie ihre Beschimpfung. „Dieser beschissene Vollidiot! Auf die Idee, mir Bescheid zu geben, kommt er ja natürlich nicht! Meine Herren…!“ Sie bestätigt damit meine vorherige Annahme.   „Sorry, hätte ich gewusst, dass er zu Hause nicht Bescheid gegeben hat, hätte ich das auch irgendwie übernehmen oder ihn dazu bringen können.“   Kim seufzt laut. „Entschuldige bitte, du bekommst hier gerade meine ganze Wut ab, sorry. Ich war… Ich bin gestern früh ins Bett und erst vor kurzem wach geworden, und er war nicht da, und ich wusste nicht, wo er ist und habe mir echt Sorgen gemacht, sorry. I-ich bin Kim, Hennings Frau, und-“   „Ja, ich weiß“, falle ich ihr ins Wort und versuche, so nett wie möglich zu klingen. „Und kein Ding. Wenn Christopher nicht nach Hause gekommen wäre und ich ihn nicht aufm Handy erreichen könnte, wäre ich wohl noch viel aufgebrachter als du. Also: Ich kann dich verstehen. Ich, ähm, hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass der Abend… so endet…“ Ich vernehme ein weiteres, tiefes Seufzen am anderen Ende der Leitung. „Wenn du magst… Versuche ich Henning noch einmal zu wecken“, biete ich an, aber seine Ehefrau schnaubt einfach nur.   „Vergiss es, Niko“, meint sie dann mit bitterer Stimme. „Die beiden Vollpfosten haben doch sicherlich bis in die Morgenstunden gesoffen, oder?“   „…ja…“   Bisher hat noch nie jemand meinen Freund als Vollpfosten oder ähnliches in meiner Gegenwart bezeichnet, und ich weiß auch noch nicht, wie es mir damit geht – obschon ich eigentlich weiß, dass Kim recht hat. Die beiden Anwälte haben sich gestern auf jeden Fall wie Vollpfosten aufgeführt…   „Ja! Dann kriegst du Henning selbst mit nem Vorschlaghammer vor 15 Uhr nicht wach. Grandios. Einfach grandios!“, ruft sie aus und stöhnt fast ein wenig theatralisch, obwohl ich ihre Verzweiflung irgendwie als ziemlich ernst einstufen muss. „Was für ne Scheiße! Was mach ich denn jetzt?“, flucht sie besorgt klingend weiter.   „…was ist denn?“, hake ich vorsichtig nach. „Wart ihr… zu was Bestimmten verabredet?“   Ich ernte ein erneutes, zorniges Schnauben. Und dann klingt Kim nur noch zerrüttet. „Zu was Bestimmten…“, wiederholt sie meine Worte, „…ich sitze hier zwischen proppevollen Umzugskartons, und die Kinderzimmermöbel liegen alle noch in Einzelteilen verstreut herum – und die müssen bis morgen aufgebaut sein! Meine Eltern kommen morgen früh aus dem Urlaub wieder und liefern Ben und Mia hier ab, das hatten Henning und schon vor Wochen besprochen. Ich bin gestern Abend nach der Arbeit extra hier hochgefahren! Und ich habe mich noch nicht einmal zu frischen Klamotten für die beiden durchgaben können, und nach der langen Reise sind die Kinder immer so fertig und wollen ins Bett, und die beiden sind eh schon so gestresst durch den ganzen Umzug und weinen die ganze Zeit, weil sie ihre Freunde nicht zurücklassen wollen, und da würden die neuen schönen Zimmer und die bekannten Spielsachen direkt helfen und, ach… Entschuldige“, murmelt sie, seufzt; und wenn ich mich nicht täusche, dann kann es sogar sein, dass sie sich kurz beruhigen muss, weil ihr die Tränen gekommen sind. Was verständlich wäre bei all dem Stress. „Jetzt sitze ich hier allein, und der Scheiß ist zu schwer für mich, das kriege ich nicht alles nach oben getragen, geschweige denn allein zusammengeschraubt, Scheiße…“   „…können dir nicht die Nachbarn helfen?“, überlege ich laut.   „Die habe ich ja noch nicht einmal kennengelernt!“, entgegnet sie eine ganze Spur lauter. „Ich kenne niemanden hier außer Henning und Christopher! Niemanden! Meine ganzen Freundinnen sind 300 Kilometer weit weg, und die kann ich nicht einfach her ordern, damit sie mir beim Zusammenbauen von Kinderzimmermöbeln helfen! Oder mir Fremde von nebenan ins Haus holen. Und…“ Sie stockt, und dann seufzt sie erneut laut, schweigt einen kurzen Moment, in dem ich nervös auf meiner Lippe kaue. Kim tut mir wirklich leid. „Sorry, Niko, du kriegst schon wieder meine ganze Wut ab, dabei kenne ich dich noch nicht einmal, und du hast absolut nichts damit zu tun. Sorry!“, entschuldigt sie sich abermals.   „Ist schon gut…“, murmele ich, und mir fallen urplötzlich Christophers Worte ein, die er irgendwann am Anfang der Woche geäußert hatte. Dass er sich den Samstagvormittag vielleicht freihalten will, falls Henning und Kim doch Hilfe im neuen Haus brauchen sollten… Und nun pennt er wie ein Stein und hat sich mit seinem Studienfreund so dermaßen volllaufen lassen, obschon er wusste, was dieser am Folgetag eigentlich zu tun hat… Und dann fasse ich seufzend eine Entscheidung. Weil Kim und ich irgendwie im gleichen Boot sitzen. Oder zumindest auf denselben Gewässern schwimmen. „Wo wohnt ihr?“, frage ich sie.   Sie nennt mir einen Ortsteil, der am Rande der Stadt liegt. „…wieso?“   „Ich kann in rund ner halben Stunde da sein. Ich warne dich: Ich bin handwerklich nicht wirklich begabt, aber wenn du mir genaue Instruktionen gibst, kann ich dir sicherlich irgendwie helfen. Schleppen ist auch kein Problem, wollte eh mal wieder mehr Sport machen.“   Am Ende der Leitung ist es still, und ich frage mich, ob mein Angebot nicht doch falsch war, schließlich bin auch ich nur ein Fremder, werde aber eines Besseren belehrt. „Das würdest du echt für mich tun?“, hakt Kim etwas atemlos nach.   „Wenn ich in deiner Situation wäre, würde ich mich auch freuen, wenn mir jemand hilft.“   „…danke, Niko! Danke, danke, danke! Du bist ein Schatz! Mein Gott, hat Chris sich da ein Goldstück gewählt!“ Ich werde ein bisschen rot bei ihren Worten. Dann schaue ich noch einmal nach dem erwähnten Mann. Christopher lebt noch, schnarcht, fast das ganze Bett mit seinen ausgestreckten Beinen und Armen einnehmend. Der (Kotz-)Eimer, den ich ihm hingestellt habe, ist auch noch leer. Ein Aufweckversuch scheitert ähnlich wie bei Henning, und ich seufze. Ich schreibe meinem Freund eine Notiz mit meinem angestrebten Aufenthaltsort, Hennings und Kims neues Domizil, die ich an die Eingangstür klebe, und gehe.   Rund 45 Minuten später stehe ich vor dem schicken Einfamilienhaus mit hellweißem Klinker und großem Garten. Kim reißt die Tür praktisch nach dem ersten Klingeln auf und fällt mir dankend um den Hals. Sie scheint in Christophers Alter zu sein, Mitte 30. Sie ist fast einen Kopf kleiner als ich, etwas molliger, wie viele wohl sagen würden, bestückt mit natürlichen weiblichen Kurven, sage ich. Ihr kastanienbraunes Haar hat sie zu einem Zopf gebunden, sie ist ungeschminkt und hat leichte Ringe unter den Augen. Definitive Resultate einer stressigen Umzugszeit. Dennoch wirkt sie vom ersten Moment an sympathisch auf mich.   „Vielen lieben dank, dass du hier bist, Niko, so schön dich kennenzulernen! Schade, dass es nicht unter etwas netteren Umständen ist, aber daran können wir wohl jetzt auch nichts mehr ändern, ich mache das eines Tages bestimmt wieder gut!“ Mit diesen Worten schiebt sich mich praktisch ins Haus. „Kann ich dir was anbieten? Wasser? Wein? Bier?“   „Alles gut. Nach Christophers Monsterfahne habe ich ehrlich gesagt erstmal keine große Lust auf Alkohol, wenn ich ehrlich sein soll…“, entgegne ich und grinse leicht.   Kim seufzt, erwidert aber mein Grinsen, rollt mit den Augen. „Gott, das kann ich so gut nachvollziehen…“, meint sie dann ihren Kopf schüttelnd, und ich lasse meinen Blick durchs Haus wandern. Kim hat nicht übertrieben: Hier stehen wirklich überall Kartons und lose Möbelstücke herum. Es ist ein reines Chaos.   „Wir können direkt loslegen, wenn du magst“, schlage ich ihr deswegen vor.   Kim nimmt mein Angebot strahlend an, und erklärt mir, in welchen Verpackungen die Kinderzimmerartikel verstaut sind. Sie hilft mir beim Tragen der größeren Kartons, die wir Gott sei Dank nur ein Stockwerk höher verfrachten müssen – und die für den Nachwuchs designierten Räume sind leicht über den breiten Flur zu erreichen. Während wir Schleppen, und zwischendurch auch mal insbesondere auf der Treppe fluchen, reden wir.   „Mir ist das wirklich sehr unangenehm, dass ich meine Wut am Telefon an dir ausgelassen habe…“, bemerkt Kim und schenkt mir ein entschuldigendes Lächeln, als wir in dem Zimmer ihres Sohnes mit dem Zusammensetzen des Bettes beginnen.   „Ach!“, winke ich ab. „Das habe ich wirklich gar nicht so wahrgenommen. Und ganz ehrlich: In diesem Punkt kann ich dich voll und ganz nachvollziehen. Du glaubst ja gar nicht, wie wütend ich war, als die beiden gestern so plötzlich aufgetaucht sind. Nachdem Chris sich erstmal ne ganze Weile gar nicht bei mir gemeldet hatte, und ich mir echt Sorgen gemacht hab…“ Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie habe ich in Kims Gegenwart nicht so das Problem, Details des vergangenen Abends auszupacken. Wahrscheinlich, weil sie mit dem anderen Vollidioten, der einen großen Teil dazu beigetragen hat, liiert ist.   Kim seufzt theatralisch und hebt die Hände in eben solcher Manier gen Himmel, als würde Sie den Herren da oben bitten wollen, Hirn herabregnen zu lassen. „Diese beiden…!“, flucht sie dann, senkt ihre Arme wieder und schaut mich Kopf schüttelnd an. „Das ist das erste Mal, dass du das Chaos-Duo erlebt hast, oder?“   Adrians Worte fallen mir ein.   Henning und Chris – das ist eine ganz furchtbare Kombi.   „Das ist das erste Mal, dass ich Christopher so voll erlebt habe…“   „Ha! Das kann ich mir vorstellen!“, sagt sie glucksend. „Wann sind die beiden denn überhaupt eingekehrt?“   „Gegen Mitternacht“, entgegne ich, und gebe ihr dann eine Zusammenfassung der gestrigen Events, angefangen damit, dass ich überhaupt nicht wusste, dass ich noch mit Besuch rechnen muss. Ich erzähle ihr so gut wie alles, lasse nur die Szenen in unserem Bett aus – denn offenbar muss ich mich mal derbe auskotzen, und Kim ist diejenige, die mich in diesem Moment wohl am besten versteht. Außerdem habe ich, wie gesagt, ein gutes Gefühl bei ihr. Ich berichte ihr sogar von Christophers Nachricht an Adrian, die eigentlich an mich gehen sollte – natürlich ohne das Wort „Session“ zu erwähnen.   „O mein Gott… O mein Gott!“, flucht sie und streicht sich mit beiden Händen durchs Gesicht bei meinen Worten. Halb lachen wir, halb fluchen wir bitter. Ja, Kim versteht mich. „Diese… Vollpfosten!“, wiederholt sie und schnaubt, und legt dann eine Pause ein, in der sie die Möbelstücke, die zwischen uns auf dem Boden liegen ansieht. „Versteh mich nicht falsch“, setzt sie danach wieder etwas ernster an, die Instruktionen für das Zusammenschrauben einiger Betteinzelteile beiseitelegend. „Christopher ist ein feiner Kerl, und ich kenne ihn schon sehr lange. Ich weiß nicht, ob er dir das schon mal erzählt hat, aber ich bin mit Henning zusammengekommen, da haben wir alle gerade mal im zweiten Semester studiert. Ich habe die beiden auf ner Party kennengelernt – damals war ich ja noch in Berlin an der Uni und war nur zu Besuch bei einer Freundin, die mich auf diese Fete da geschleppt hat.“   „Oh, das ist ja wirklich ne lange Zeit…“   Kim nickt und lächelt ein wenig gequält. „Ja, ist es…“, pflichtet sie mir bei. „Jedenfalls… Ich mag Christopher. Im Grunde genommen. Okay? Das Problem ist einfach – und deswegen geht mir dieser Umzug so nahe und ich weiß noch nicht so richtig, ob das wirklich so eine gute Idee ist, dass die beiden jetzt wieder in einer Stadt wohnen und auch zusammenarbeiten –, naja… Wie gesagt: Das Problem ist einfach, dass… Hm, wie soll ich dir das am besten erklären?“ Sie lässt die Schultern hängen und lässt die Augen etwas ziellos im Zimmer herumwandern, als würde sie an der Decke eine Antwort vermuten. Dann legt sich ihr Blick wieder auf mich und sie seufzt. „Wenn die beiden zusammen unterwegs sind – dann eskaliert es. Jedes. Gottverdammte. Mal.“   Ich presse die Lippen zusammen. „Eskalation kann man das wohl wirklich nennen.“   „Weißt du, die beiden sind… wie dieses komische grüne Zeug, wogegen Superman allergisch ist, oder was auch immer.“   „…Kryptonit?“   „Ja, genau!“, ruft sie aus und klatscht dabei kurz in die Hände. „Kryptonit, das ist es. Die beiden sind wie Kryptonit füreinander. Ich weiß nicht genau, was da passiert, und warum das so ist, aber jedes Mal, wenn die beiden alleine saufen gehen, legt sich bei denen ein Schalter im Kopf um, und ihr Hirn geht einfach aus. Die beiden benehmen sich plötzlich wie zwei Heranwachsende, die sich gegenseitig was beweisen wollen und übertreiben es einfach. Mit allem.“   „…das klingt echt so gar nicht nach Chris...“   „Und wenn du Henning kennen würdest, würdest du das gleiche über ihn behaupten“, verkündet Kim bestimmt und verschränkt die Arme vor der Brust.   „Die beiden waren aber gar nicht allein gestern“, sinniere ich laut. „Dieser David war ja noch mit, wenn ich das richtig verstanden habe…“   Kim lacht kalt auf. „Und ich wette mit dir, der hat sich nach ein bis zwei Drinks verpisst, und die beiden sind allein zurückgeblieben oder weitergezogen; und dann ist denen auch völlig egal, was eigentlich noch für den Abend geplant war oder für den nächsten Tag, daran denken die einfach gar nicht mehr. Dann zählt nur noch der Alkohol. Die beiden stacheln sich gegenseitig an und vergessen einfach alles und jeden anderen.“ Sie legt eine kurze Pause ein, ehe ein weiterer, tiefer Seufzer ihren Mund verlässt. „Ach, Niko, das habe ich schon so oft erlebt mit den beiden… Das Ding ist, du sagst es ja selbst: Du hast Christopher noch nie so voll erlebt. Ich erlebe Henning auch nur so voll, wenn er mit deinem Mann säuft.“   „…krass“, ist das einzige, was ich dazu sagen kann.   „Ja. Krass. Eine Scheiße ist das“, sagt sie seufzend. „Ist es schon immer gewesen. Weißt du, dass die mal im besoffenen Kopf nach Dänemark mit dem Zug gefahren sind? Ich hatte, ähnlich wie du, an einem Samstagmorgen auf Henning gewartet, und irgendwann, als Adrian und ich schon dabei waren, die Krankenhäuser abzutelefonieren, weil wir uns sicher waren, dass denen etwas zugestoßen ist, kam der Anruf aus einem Hotel in Kopenhagen. Die beiden hatten keinen blassen Schimmer, wie sie dahingekommen waren, konnten sich nur dran erinnern, dass sie am Bahnhof in irgendeinen Zug gestiegen sind.“ Ich zucke bei der Erwähnung des Italo-Fuckers leicht zusammen, was Kim aber nicht zu bemerken scheint. Dass sie ihn kennt, hätte mir ja auch eigentlich von vorne herein einleuchten müssen. Offenbar bin ich wohl einfach zu müde und kann mein Hirn, ähnlich wie Christopher und Henning, auch nicht mehr wirklich benutzen. „Auch schön ist die Story, als die beiden beim Biertrinken am See auf die glorreiche Idee gekommen sind, mal Haschisch zu rauchen.“   „…was?“ Bei dieser Vorstellung muss ich fast sogar ein wenig lachen. „Der adrette Herr Anwalt am Haschischrauchen?“   „Glaub mir: Das haben die auch nur einmal gemacht…“   „…oh?“   Kim liefert mir die ganze Geschichte: Die beiden Studenten saufen Bier auf dem kleinen Steg am Unisee. Viel Bier. Vermischt mit Wodka und anderem Schnaps. Ein anderer Studierender will ihnen den Stoff verkaufen, Henning und Christopher meinen, das sei eine tolle Idee, willigen ein – und am Ende müssen Kim und Adrian herkommen und verbringen laut der Frau Stunden damit, die Jungs vom Steg zu holen, weil die beiden irgendwelche dummen Halluzinationen haben und der Steg ihrer Meinung nach eine hin und her schwingende Planke, das Wasser voller Monster ist und sie sich an dem Holz regelrecht festkrallen.   „…oh…“   Auch wenn mir nicht passt, dass Adrian in dieser Erzählung eine Rolle spielt, so muss ich doch ein kleines wenig grinsen. Richtig lustig wäre diese Geschichte wohl, wäre da nicht der gestrige Abend, der noch so frisch nachhängt, und der mich eine Seite Christophers hat erleben lassen, von der ich nur mäßig begeistert bin – ich habe das einfach noch nicht verarbeitet. Und jetzt kommen schon die nächsten Details an die Oberfläche.   „Das Seltsame ist“, fährt Kim unbeirrt fort, „wenn die beiden ihre Partner dabeihaben, oder zusammen in einer größeren Gruppe unterwegs sind, passiert diese Eskalation nicht. Dann ist, zugegeben, vor allem Christopher derjenige, der sich zurückhält und manchmal sogar fast gar nichts trinkt.“   „…und genau so kenne ich Christopher…“, bemerke ich.   Kim nickt. „Henning trinkt zwar gerne mal einen über den Durst. Aber wie gesagt: Er stürzt nur so heftig ab, wenn er mit Chris unterwegs ist. Und deswegen hasse ich es, wenn die beiden was zusammen unternehmen… So blöd das klingt. Und ich bin wirklich keine dieser Ehefrauen, die erwartet, dass ihr Mann nur noch zu Hause abhängt und nicht mit seinen Kumpels in die Kneipe geht. Echt nicht. Ich gehe selbst gern in die Kneipe.“ Ich nicke. Ehrlich gesagt kann ich mir nach dem gestrigen Desaster gut vorstellen, dass ich auch anfangen könnte es zu hassen, wenn Christopher und Henning zusammen weggehen… Kim spricht weiter.   „Ich habe Hennings Umzug in Christophers Kanzlei ehrlich gesagt auch nur zugestimmt, weil in seiner alten einfach so viel schiefgegangen ist. Was genau, kann ich dir gar nicht sagen, nur, dass Henning am Ende extrem frustriert war. Oder eher gesagt: depressiv. Er hat sich mit all diesen furchtbaren Menschen zerstritten, und die wollten seine Reputation zerstören. Seine Kollegen waren einfach echte Arschlöcher. Der einzige Ausweg war für uns war am Ende, die Stadt zu verlassen“, erklärt sie und seufzt, und ich denke an Johannas Beschreibung von Henning: herrschsüchtig. Ob es etwas damit zu tun hat? Ich sage nichts, lasse Kim weitererzählen. „Und ich bin Chris echt dankbar dafür, dass er das so schnell und so unkompliziert möglich macht. Aber… Ich habe schon Bauchschmerzen. Wir wohnen noch nicht einmal richtig hier, und die beiden sind schon abgestürzt. Und hier geht es auch um die Kinder, verstehst du? Henning und ich hatten das so oft besprochen, dass die Kinderzimmer fertig sind, bevor Ben und Mia das Haus zum ersten Mal betreten. Und jetzt das hier…“   Ich nicke verständnisvoll. „Ich glaube, ich stehe ein bisschen unter Schock“, gebe ich dann zu. „Gerade so ein Kontrollverlust ist für Christopher… wie gesagt: untypisch. Auch der, naja, Leichtsinn dabei. Das passt halt auch so überhaupt nicht zu ihm. Er wusste ja offensichtlich, was ihr beiden heute vorhabt, und dass er sich dann trotzdem mit Henning so volllaufen lässt ist… hart. Und erstaunt mich.“   Kim seufzt zum wiederholten Male und lächelt mir dann aufmunternd zu. „Tut mir echt leid, Niko, dass dir der Chaos-Trupp das Wochenende versaut hat... Ich hatte ja gehofft, ich lerne dich vor dem ersten Christopher-Henning-Absturz kennen, damit ich dich in aller Ruhe warnen und darauf vorbereiten kann…“   „Nun ja… Es läuft ja nie so, wie geplant, was?“, versuche ich zu scherzen.   „Eines ist jedenfalls klar: Wir müssen unseren Männern heute einen richtigen Einlauf verpassen“, sagt Kim mit harter Stimme und widmet sich wieder dem Handwerklichen.   Wir kommen gut voran, und ich bin froh, dass wir uns jetzt mehr konzentrieren müssen auf den Möbelaufbau. Das lenkt gut ab. Und so kann ich mich gar nicht mit diesen seltsamen Gefühlen befassen, die mir einen leicht flauen Magen verschaffen.   Es ist nicht unbedingt so, dass mich das Ganze so sehr umhaut wie Christophers Beichtkomplex. Mein Freund hatte mir zwar nicht unbedingt offenbart, dass er so krass mit Henning abstürzt, aber ich erinnere mich an ein paar unserer Unterhaltungen über Besäufnisse – und Christopher hatte in der Tat Henning in diesem Zusammenhang erwähnt. Hatte erzählt, dass er mit seinem Kommilitonen die schlimmsten Abende seines Studentenlebens erlebt hatte. Er hat mir in diesem Sinne also nicht etwas total verschwiegen, wie er es mit seinen nicht vorhandenen Putzqualitäten und dem bestimmten Putzpersonal getan hat. Dennoch setzt mir das Ganze zu. Weil er mich versetzt hat, obwohl unsere ausgemachten Sessions sonst immer Priorität haben, außer es kommt etwas Berufliches dazwischen – was der gestrige Abend offenkundig nur am Anfang gewesen ist, wenn überhaupt. Weil er mir diese hässliche Seite von sich gezeigt hat, mit ekelhafter Lache und zum Teil primitiven Macho-Getue, die offensichtlich in der Kombination „Henning + Alkohol“ erwacht. Eine betrunkene Zugfahrt nach Kopenhagen – das ist echt schon extrem…   Und den Christopher von gestern Abend mochte ich zum größten Teil einfach nicht.   Kim klatscht zufrieden in die Hände, als Bens Bett steht, und wir auch noch den Schrank, Schreibtisch und einige Kommoden aufgebaut haben, und alle mit dem Namen ihres Sohnes versehenen Kartons in die Mitte des Raumes gestellt haben, damit sie im nächsten Schritt nur Spielzeuge, Klamotten und Co verteilen muss. „Puh…!“, macht Kim und wischt sich seichte Schweißtropfen von der Stirn. „Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin schon etwas kaputt.“   „Ich auch. Ein bisschen.“ Was eine Lüge ist. Ich bin ziemlich fertig, aber wir haben noch das zweite Kinderzimmer vor uns, und ich möchte nicht, dass Kim sich Sorgen macht, dass wir das möglicherweise nicht schaffen. Hennings Ehefrau setzt gerade zu einer Antwort an, als ihr Handy plötzlich klingelt.   „Ach, sieh mal einer an…“, flötet sie in einem gefährlich kalten Sing-Sang das Gerät hochhaltend. „Das ist ja mein geliebter Ehemann…“ Anstalten, das Gespräch anzunehmen, unternimmt sie nicht. Stattdessen schaut sie mich mit einer, ich würde mal sagen, trotzigen Miene an. „Also, wenn Henning jetzt denkt, dass ich tatsächlich ans Telefon gehe, dann hat er sich noch mehr Gehirnzellen weggesoffen, als ich ursprünglich angenommen habe“, stellt sie dann trocken fest, weist den Anruf ab, schaltet das Mobiltelefon auf lautlos und legt es beiseite, um es zu ignorieren.   Keine zehn Minuten später, nachdem Henning es wahrscheinlich noch einige Male bei Kim versucht hat, fängt meines an zu klingeln – und ich bin überhaupt nicht überrascht, dass es mein Freund ist, der meine Nummer gewählt hat. Ich zögere, mein Daumen über dem grünen Symbol schwebend, das das Gespräch annehmen würde. „Christopher, nehme ich an?“, kommt es von Kim und unsere Blicke treffen sich erneut. Ich bestätige mit einem Nicken und Hennings Ehefrau grinst kalt. „Ganz ehrlich: Geh nicht ran.“ Ich schlucke, ihren Vorschlag überdenkend, und Kim fährt mit durchdringender Stimme fort: „Lass ihn zappeln, Niko.“ Mein Telefon hört auf zu klingeln und Herr Lang darf sich jetzt mit der Mailbox zufriedengeben. Oder eben auch nicht – nach lediglich zehn Sekunden probiert mein Freund erneut, mich zu erreichen, und Kim wiederholt ihren eindringlichen Appell. „Lass. Ihn. Zappeln.“ Ich sehe sie wieder an und sie fährt fort: „Du hast Chris doch die Notiz dagelassen: Er weiß, wo er dich findet. Lass ihn gefälligst hier antanzen. Das ist das Mindeste, was er jetzt tun kann.“   Ein Teil von mir will rangehen, seine Stimme, seine Entschuldigung hören, erfahren, was er mir mitteilen möchte. Doch der andere Teil – der, der sich daran erinnert, wie Christopher mich hat gestern Abend zappeln lassen, mir nicht mitgeteilt hat, wann er nach Hause kommt, seinem Ex wegen unserer Session geschrieben hat und sich so furchtbar danebenbenommen hat – gewinnt, und ich weise den Anruf ab. Zumal Kim ja auch recht hat: Chris weiß, wo ich bin, und ja, auch ich finde, dass er sich gefälligst hierher auf den Weg machen sollte. Ich schalte mein Handy komplett aus und nehme Chris damit die Gelegenheit, mich auf irgendeine andere Weise zu kontaktieren. Kim lächelt mir aufmunternd zu und nickt irgendwie anerkennend.   Ich weiß nicht, ob ich mich gerade zu etwas anstacheln lasse, aber es fühlt sich auf jeden Fall richtig an und ist mir gelinge gesagt nach diesem furchtbaren Abend auch einfach egal. Ich bin einfach nur fertig und habe jetzt schon mehr als die Hälfte meines Sonnabends damit verschwendet, Kinderzimmermöbel aufzubauen mit einer Frau, die ich heute erst kennengelernt habe. Auch wenn Kim wirklich nett zu sein scheint, und ich wohl zwangsläufig in Zukunft mehr mit ihr zu tun haben werde, fallen mir partout hundert Dinge ein, die ich heute viel lieber unternommen hätte, und die Chris mir durch sein Besäufnis mit Henning verwehrt hat. Wie auch schon die lang ersehnte Session…   Kim und ich wandern ins zweite Kinderzimmer und legen dort schon mal die Einzelteile fürs zweite Kinderbett zusammen und räumen ein paar Kartons zur Seite, schrauben ein kleines Bücherregal zusammen – und reden uns weiter in Rage. Oder eher gesagt: Kim redet sich in Rage und ich nicke einfach nur zustimmend.   „Wenn wir ihnen das einfach durchgehen lassen, dann müssen wir auch damit rechnen, dass die beiden in Zukunft wieder so ne Scheiße abziehen und sich dann öfter volllaufen lassen“, sagt sie. Und Dinge wie: „Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich habe wirklich keine Lust darauf, dass mein Mann mich und die Kinder wegen eines Saufabends mit Christopher einfach so versetzt und sich stundenlang nicht meldet, also werde ich ihm heute auch noch gehörig die Leviten lesen.“ Und irgendwo hat sie ja wirklich recht, wenn sie meint: „Wir müssen das Problem, also, ehe es zu einem wird, an der Wurzel packen und eliminieren.“ Und wir einigen uns natürlich darauf, dass die Herren, sobald sie hier auftauchen, dazu verdonnert werden, die restlichen Möbel zusammenzuschrauben, während wir die Füße hochlegen.   Rund eine Stunde, nachdem unsere Handys geklingelt haben, klingelt es der Tür. Kim erhebt sich unmittelbar, ihre Gesichtszüge hart, die Hände zu Fäusten geballt. Sie nickt mir irgendwie entschlossen zu und erinnert mich an unser Motto. „Denk dran: Lass Christopher zappeln.“ Und dann setzt sie sich, scheinbar voller Energie, in Bewegung, und ich laufe ihr hinterher, und bin ein wenig erstaunt, dass mein Herz so wild in meiner Brust pocht beim Gedanken daran, meinem Freund gleich gegenüberzustehen.   Kims Schlüssel stecken in der Tür und klimpern laut, als sie sie damit aufschließt – warum Henning klingeln musste ist mir damit also klar – mit dem von innen steckenden Schlüssel geht das bei dieser Tür offenbar nicht – und war sicherlich auch so von Kim geplant, damit sie sich auf diesen Moment vorbereiten kann. Ich bleibe etwas unsicher weiter hinten in der Diele stehen, um die Szenerie in ihrer Gänze aus dieser kleinen Distanz beobachten zu können.   „Na, wenn das nicht Dumm und Dümmer sind!“, begrüßt Kim die feinen Herren Anwälte fies und lässt die beiden eintreten.   Ich halte die Luft an. Henning sieht unfassbar scheiße aus. Das Gesicht bleich, die Ringe unter seinen Augen violett-schwarz, das Karamell glasig. Ich erkenne Christophers Klamotten an seiner Erscheinung: Mein Freund hat ihm einen seinen dünnen schwarzen Pullover geliehen sowie eine der Bluejeans, die etwas an Hennings Beinen schlackert. Christopher selbst trägt ein T-Shirt in Dunkelgrün und darüber einen schwarzen Hoodie…  und sieht nicht wirklich besser im Gesicht aus als sein Kollege.   Als sich unsere Blicke treffen, fühlt es sich so an, als würde ein Pfeil durch meine Brust rasen. Und da ist es wieder: das Rehkitz.   Christopher mustert mich mit seiner sehr besorgt-entschuldigenden Miene. Seine Körperhaltung eher geduckt als alles andere. Herr Lang wirkt nicht wie sonst überzeugt von sich selbst, sondern – ganz im Gegenteil – extrem unsicher; und in dem Moment fallen mir die Blumensträuße auf, die er und Henning in den Händen halten, sowie die durchsichtigen Plastiktäschchen mit indischem Take-Away, das herrlich riecht. Henning hat zudem eine Flasche Rotwein mitgebracht.   „Kim, es tut mir leid…“, setzt er an und hört sich dabei heiser an. Im selben Augenblick macht Christopher einen Schritt auf mich zu – doch Kim hält ihn auf, ihre Hand bestimmt auf seine Brust legend. So, wie sie auch Henning daran hindert, weiter zu sprechen und ihr näher zu kommen. „Halt!“, ruft sie dabei aus, und Christopher und Henning gefrieren in ihrer Bewegung; und auch in mir wächst die Anspannung bei der Strenge, die in Kims Ton mitschwingt. Frustrierte Power-Ehefrau, Level 100. „Was zum Teufel ist gestern in euch gefahren?!“, herrscht sie die beiden laut an und ihre kraftvolle Stimme hallt gespenstisch durch die noch unmöblierte Diele.   Dann geht es zunächst Henning an den Kragen. „Henning, verdammte Scheiße!“, knurrt die brünette Frau. „Du sagst ‚ich trinke nur ein paar Drinks nach der Arbeit mit Kollegen‘ – und dann kommst du einen Tag später hier an, und sagst mir noch nicht mal Bescheid, dass du bei Christopher übernachtest?! Hast du auf die Uhr geguckt? Wir wollten um 9 Uhr anfangen, das haben wir tausendfach durchgekaut. Jetzt ist es vier. Vier! Es geht nicht einmal darum, dass ich mir mal wieder stundenlang Sorgen um dich gemacht habe. Es geht um deinen Sohn und deine Tochter! Und du gehst einfach saufen, als wärst du 20, und anstelle von dir ist Christophers Freund heute hier, der mich heute erst kennengelernt hat und der keinerlei Verpflichtungen uns gegenüber hat, und dennoch mit mir die Zimmer unserer Kinder vorbereitet. Schämst du dich nicht?“   Henning bekommt keine Gelegenheit, zu antworten, denn Kim richtet bereits das Wort an meinen Freund. „Und du“, spuckt sie regelrecht aus und pocht einmal kurz mit dem Finger gegen Christophers Brust, der sie daraufhin gar erschrocken ansieht, „weißt ganz genau, was Henning heute vorhatte, und füllst ihn so ab?“   „Ich hab ich nicht…!“, protestiert Chris die Stirn runzelnd, kommt aber weiter, weil Kim ihn direkt anfährt.   „Ah! Du bist jetzt ruhig, Christopher – ich rede!“, zischt sie, mit der Hand wild vor seinem Gesicht herumfuchtelnd; und mein Freund presst tatsächlich die Lippen aufeinander und senkt den Blick. Ich bin… erstaunt. Und auch ein bisschen amüsiert darüber, dass er sich offenbar seinem Schicksal fügt, von Kim zusammengefaltet zu werden. Verdient hat er es ja irgendwo… „Nicht nur, dass du mal wieder mit dafür gesorgt hast, dass Henning und ich wichtige Termine nicht einhalten können – und ich wiederhole gern, dass es dieses Mal vorrangig um unsere Kinder ging –, nein, du versetzt deinen Freund, der sich stundenlang Sorgen um dich macht, und dann schreibst du besoffener Hund auch noch deinem Ex anstatt Niko, der dann trotzdem so nett ist und hier auftaucht, obwohl du ihm den Abend so dermaßen versaut hast!“   Christophers panischer Blick erfasst mich. „Das mit Adrian war ein Versehen…!“, setzt er mit fast schon flehender Stimme an und macht erneut Anstalten, sich in meine Richtung zu bewegen, der Blumenstrauß immer noch in seiner Hand; aber Kim stellt sich ihm einfach in den Weg.   „Christopher – ich rede immer noch!“, fährt sie ihn an – dieses Mal fügt Christopher sich ihr aber nicht, und ich muss zugeben, dass mein Herz mittlerweile extrem laut in meiner Brust pocht.   „Bei allem Respekt, Kim“, presst er jetzt ziemlich verärgert hervor, „ich weiß, du bist wütend, und du hast jegliches recht dazu. Ebenso wie Niko jegliches recht hat, sauer auf mich zu sein“, er sieht mich durchdringend an und richtet seinen Blick dann wieder auf die Frau vor ihm. „Du kannst mich gleich auch gerne so sehr zur Sau machen, wie du nur möchtest – aber ich möchte jetzt sofort mit meinem Freund sprechen, und zwar allein, also lass mich bitte durch, Kim.“   An Kims Stelle hätte ich in diesem Moment wohl ein bisschen Angst vor Christopher und würde ihm sofort aus dem Weg gehen. Aber Kim ist nicht ich. Sie verschränkt die Arme vor der Brust. „Vielleicht möchte Niko aber jetzt gar nicht mit dir reden…“, säuselt sie dann schon fast gehässig, und wendet mir dann den Kopf zu, und ich weiß, was sie von mir erwartet: Zusammenhalt.   Die Durchführung unseres Mottos: Lass ihn zappeln.   …und so sehr ich es begrüße, dass mein Freund so offensichtlich von einem schlechten Gewissen geplagt wird, entscheide ich mich in diesem Moment, ihn tatsächlich noch nicht vom Haken zu lassen.   Christopher schaut mich angespannt an, gar ein wenig verängstigt. Es ist ein weiterer Bambi-Blick, der es mir sogar ein bisschen schwer macht, hart zu bleiben. Aber Kim hat ja recht: Die beiden müssen ihre Lektion lernen. Und die muss noch etwas dauern.   „Ich möchte jetzt gern eine Pause vom Möbelschleppen und -zusammenbauen machen“, erkläre ich mit fester Stimme und zwinge mich dazu, den Augenkontakt mit Christopher nicht zu brechen. Seine Augen werden noch größer, und sein Mund öffnet sich, ohne dass ein Ton über seine Lippen kommt. Mein Freund ist überrumpelt. Noch mehr, als Kim ihm plötzlich den Blumenstrauß aus der Hand reißt, und Henning sofort dasselbe Schicksal erleidet – und Kim dann beide Sträuße in einen der großen blauen Müllsäcke stopft, der am Treppengeländer hängt.   Schwungvoll dreht sie sich danach zu mir um. „Blumen sind viel zu schön, um als Entschuldigung für hässliche Dinge herzuhalten. Kleiner Tipp also: Nimm Blumensträuße nur an, wenn dein Mann sie dir im positiven Kontext schenkt: zum Jahrestag oder zum Geburtstag oder einfach nur so – nie als Entschuldigung. Sonst denkt er irgendwann, dass er sich alles erlauben kann und es allein mit Rosen wiedergutmacht…“   Sie nimmt Henning, der die ganze Zeit über schweigt, die Rotweinflasche aus der Hand und gibt sie mir, weil ihre Regel offenbar Rotwein nicht betrifft. Dann schnappt sie sich noch kommentarlos das Essen, das ihr Ehemann und Christopher mitgebracht haben – der mich ebenfalls die ganze Zeit schweigend anstarrt.   Ich habe ehrlich gesagt gerade nicht mehr die Kraft, Christophers Blick weiter zu erwidern. Weil ich befürchte, ich könnte schwach werden, und ihm doch die Möglichkeit geben, sich sofort zu erklären. Deswegen schaue ich weg. „So“, bestimmt Kim und richtet ihr Wort an die Anwälte. „Ihr beiden haut jetzt ab nach oben und kommt erst wieder runter, wenn die Arbeit getan ist, verstanden?“   „Ja, Schatz“, kommt es mechanisch von Henning, der sich umgehend in Bewegung setzt. Christopher rührt sich dagegen nicht, den Blick immer noch auf mich gerichtet. „Jetzt komm schon!“, fordert sein Kollege ihn eindringlich auf, und mir wird klar: Henning hat mega Schiss vor Kim…   „Niko…“, versucht Christopher es ein letztes Mal und kommt auf mich zu, aber Kim packt mich recht forsch am Oberarm und zieht mich in die entgegengesetzte Richtung, durch den großen Wohnraum hinüber zur offenen Küche.   „Wir machen uns jetzt schön die Flasche Wein auf, falls du mittlerweile doch Bock auf Alkohol hast, und essen“, bestimmt sie. „Und du Christopher“, ruft sie über ihre Schulter, „hilfst jetzt gefälligst Henning beim Einrichten der Kinderzimmer! Sonst haben wir beide ein Riesenproblem, verstanden?“   Ich drehe mich nicht um, die Augen stur auf die schöne große Kochinsel gerichtet. Ich höre nur, wie Christopher resignierend, und auch ein bisschen erzürnt, seufzt, und dann zusammen mit Henning, irgendetwas leise vor sich hinfluchend, die Treppen hinaufsteigt. Ich entlasse die Luft aus meinen Lungen, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie angehalten habe. „Es ist alles gut, Niko“, richtet Kim ihr Wort wieder an mich, ihre Stimme im Kontrast zu eben wieder ruhig und mild, während sie die Weinflasche entkorkt und ich die Styroporboxen mit verschiedenen Currys aus den Plastiktaschen fische. „Männer müssen manchmal fertiggemacht werden, sonst lernen sie’s nicht.“   „Ja, ich weiß…“   Dass Chris und jüngst eine etwas schwierige Zeit durchgemacht und gerade erst wieder die Harmonie hergestellt haben, die ich eigentlich gerne aufrechterhalten würde, lasse ich unerwähnt – so viel möchte ich Kim dann doch nicht erzählen. Und… Irgendwo hat Kim ja recht, wiederhole ich in meinen Gedanken, und Christopher muss ein bisschen leiden. So wie ich gestern und heute schon wegen ihm gelitten habe.   …es ist mal wieder ein emotionales Auf und Ab in meinem Kopf.   „Ich habe nach einem besonders heftigen Christopher-und-Henning-Besäufnis seine gesamte Panini-Stickersammlung weggeworfen, das war sogar noch während der Studienzeit“, erzählt Kim mir, den Wein in Plastikbecher füllend. „Henning ist ausgerastet. Total ausgeflippt, alles sehr übel. Aber: Ich hatte fast ein ganzes Jahr meine Ruhe, und Christopher und Henning haben in dieser Zeit, wenn überhaupt, dann nur zivilisiert ein bis zwei Bierchen zusammen konsumiert.“   „Wow… Krass“, sage ich, und kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, irgendetwas von Christopher wegzuwerfen; selbst nicht in einem extrem angepissten Zustand. Kim ist… hart.   Sie reicht mir einen der Becher und wir stoßen an, und die Currys schmecken fantastisch. „Christopher braucht das in diesem Zusammenhang auch“, sagt sie nach einer Weile, in der wir schweigend gegessen haben, und den lauten, diffusen Flüchen der Herren zugehört haben, die sich oben offenbar gerade mächtig angezickt haben. „Eine Art Retourkutsche. Konsequenzen“, spezifiziert sie, als ich sie mit hochgezogener Braue ansehe, und ich muss bei dem Wort Konsequenzen fast loslachen – denn normalerweise bin ich derjenige von uns beiden, der irgendwelche Art Konsequenzen zu tragen hat, und bestraft wird… Bei diesem Gedanken wird mir wieder bewusst, wie enttäuscht ich bin, dass die gestrige Session ausgefallen ist, und seufze laut. „Adrian hat das auch mal rigoros durchgezogen, und ist, anstatt mit Chris, mit seinem guten Kumpel übers Wochenende weggefahren, das die beiden eigentlich zusammen verbringen wollten. Und er hat dann auch alle Anrufe von Chris konsequent ignoriert, bis einschließlich Sonntagabend – das hat damals auch Wunder gewirkt“, erzählt Kim.   Das Curry schmeckt plötzlich nicht mehr, und ein weiteres Seufzen entweicht meinem Mund. Wieso stoße ich in letzter Zeit eigentlich immer wieder auf Spuren von Christophers Ex-Freund?   Im Übrigen könnte ich mir auch nicht vorstellen, Christopher auf diese Weise zu behandeln nach einem Streit…   So, als hätte Kim meine Gedanken gelesen, entschuldigt sie sich plötzlich bei mir. „O Gott, ich bin so unsensibel“, meint sie nämlich plötzlich und sieht mir dabei etwas erschrocken in die Augen. „Ich rede immer wieder von Christophers Ex, das ist so unhöflich“, lautet ihre Selbstschelte. „Tut mir leid, Niko, aber… Ich hoffe, ähm, naja, das mit Adrian ist ja auch echt lange her, und ich hoffe, du siehst das nicht so eng. Sorry. Adrian hat… Er war einfach nur so lange mit Chris zusammen, und hat die meisten Eskapaden von den beiden Volltrotteln halt miterlebt, und diese Erinnerungen kommen jetzt gerade wieder alle hoch…“   „Alles okay“, lüge ich und nehme einen weiteren Schluck Wein.   „Ich halte jetzt einfach mal meine Klappe. Erzähl du lieber was. Wie bist du überhaupt mit Christopher zusammengekommen?“   Kim redet wirklich nicht mehr über Adrian, oder andere Ex-Freunde oder Affären von Chris. Ich erzähle ihr von unserer Begegnung im Park, und andere Dinge über meine Beziehung zu Christopher, die frei von BDSM-Elementen sind. Zum Beispiel, dass wir erst vor Kurzem zusammengezogen sind. Kim fragt mich nach meinem Studium aus, erzählt ein bisschen von ihren Unizeiten und packt noch ein paar Geschichten aus der Anfangszeit von ihr und Henning aus, und ich frage sie nach dem Heiratsantrag – der ganz unromantisch auf dem Sofa auch noch ohne Ring geäußert wurde – und sie berichtet ein wenig von der Hochzeit, bei der sie schon schwanger war und deswegen nicht wirklich feiern konnte. Wir plaudern über die Stadt, Filme, alles – und irgendwann sind unsere Weingläser leer, und wir steigen um auf Wasser.   Weil wir im Gegensatz zu Christopher und Henning vernünftig sind.   Nach einigen Stunden kommen die Männer, komplett erschöpft, unten an. „Seid ihr mit allem fertiggeworden?“, hakt Kim mit eiserner Stimme nach und Henning nickt eifrig.   Ich kralle mich am Blatt der Kücheninsel fest, an der wir auf Barhockern sitzen, als mein Freund mich ins Visier nimmt und ganz langsam auf mich zukommt, meinen Blick sucht. Ich bin irgendwie nervös. Auch, weil ich keine Ahnung habe, was der Powerfrau Kim jetzt wieder vorschwebt, und ob sie sich schon wieder vor Christopher aufbauen wird. „Niko und ich haben euch gnädigerweise etwas von den Currys übriggelassen, falls ihr es essen wollt“, äußert Kim irgendwie abfällig.   „Danke, Schatz“, kommt es gar gehorsam von Henning.   Christopher sagt nichts, steht jetzt direkt neben mir. Ich starre den Reißverschluss seines Hoodies an und kämpfe in meinem Innern gegen so viele Emotionen. Urplötzlich greift er nach meiner Hand, und ehe ich reagieren kann, führt er sie zu seinem Mund und haucht mir einen Kuss auf meinen Handrücken. Unsere Blicke treffen sich, und daraufhin zieht es sich ein bisschen in meiner Brust zusammen. Mein Freund schaut mich jetzt nicht mit Rehkitz-, sondern mit bettelnden Hundeaugen an. „Tut mir leid…“, raunt er, während sein Daumen zärtlich über meine Finger fährt, und er mir dann einen zweiten Kuss auf meine Knöchel haucht.   Christopher denkt offenbar nicht ansatzweise daran, meine Hand wieder loszulassen, und ein Teil von mir begrüßt das. Ein anderer will ihn wegstoßen und zur Sau machen. Aber mir bleiben alle bösartigen Bemerkungen irgendwie im Halse stecken – wahrscheinlich auch, weil ich weiß, dass das hier einfach nicht der richtige Ort dafür ist.   „Natürlich“, zischt Kim plötzlich zu meiner rechten, ihr Blick auf Christopher und mich gerichtet. „Christopher lässt mal wieder den Charmeur raushängen. Niko – fall bloß nicht drauf rein. Lass dich nicht so schnell um den Finger wickeln…!“, warnt sie mich und funkelt meinen Freund daraufhin gar ein wenig giftig an. Henning isst schweigend das Lammgericht, und Christopher… Christopher wird sauer.   „Kim, bei allem Respekt…“, wiederholt er seine vorhin geäußerten Worte und klingt dabei, als hätte er die allergrößte Mühe, die Lautstärke seiner Stimme so weit unten zu halten, „ich weiß, dass ich eure Pläne mittorpediert habe, und das tut mir leid. Ich verstehe, dass du gestresst bist vom Umzug und der ganzen Situation rund um die Fusion – das sind wir alle – aber nimm dir deswegen bitte jetzt nicht heraus, dich in die Beziehung von Niko und mir zu mischen“, sagt er im scharfen Ton.   Kim schnaubt, und ich möchte einfach nur noch hier weg, weil jetzt so eine heftige Spannung in der Luft liegt, dass mir fast schlecht wird. So wie gestern von Christophers Fahne. „Lass und nach Hause, du kannst dir ja was vom Curry einfach mitnehmen“, entscheide ich deshalb schnell, entziehe Christopher meine Hand und rutsche vom Hocker.   Henning nickt mir zum Abschied still zu, und er tut mir fast ein bisschen leid, denn Kim – das wissen wir alle – ist noch längst nicht fertig mit ihm. Mich drückt die Brünette. „Niko, vielen, vielen lieben Dank für deine Hilfe. Ich werde mich auf jeden Fall revanchieren. Und denk dran“, wispert sie dann noch konspirativ in mein Ohr, „lass ihn zappeln.“   …nur leider weiß ich nicht, ob ich das wirklich noch möchte.   „Christopher, nimm es mir nicht übel, aber ich hoffe, ich sehe dich jetzt erstmal eine ganze Weile lang nicht wieder“, richtet Kim ihr kühles Wort dann an meinen Freund, umarmt ihn aber trotzdem zum Abschied.   „…das hoffe ich auch“, entgegnet Christopher und lächelt bitterkalt.   Und dann gehen wir. Ich runzele die Stirn, als Christopher mich zum Taxi führt, dass er eben per App bestellt hat. „Mein Wagen steht noch an der Kanzlei…“, erklärt er dann leise, und ohne mir dabei in die Augen zu sehen.   „Ah ja…“, murmele ich und steige ein.   Wir reden nicht während der Fahrt. Auch die Rückbank eines Taxis ist nicht der richtige Ort dafür. Aber Christophers besorgter, zerknirschter Blick, setzt mir ehrlich gesagt echt zu. Lass ihn zappeln, hallt Kims harte Stimme durch mein mentales Zentrum. Aber… Dafür bin ich nach all dem, was wir letztens durchgemacht haben, wohl einfach nicht der richtige Typ. Insbesondere, weil die letzten Tage so voller Harmonie gewesen sind. Und ich absolut keine Lust mehr auf Stress habe.   Ich strecke meine Hand aus und ergreife Christophers, verschränke unsere Finger miteinander. Sein Druck ist fest, dankbar. Dankbarkeit lese ich auch in seinen Augen, als ich kurz in sie blicke und meinem Freund ein leichtes Lächeln schenke, um ihm mitzuteilen: Egal, was gleich noch für ein unangenehmes Gespräch auf uns zukommt – das wird schon irgendwie.   Die ganze Fahrt über fährt streichelt er mich mit seinem Daumen. Es ist eine kleine, und doch sehr intime Geste. Sprechen tun wir allerdings erst, als die Haustür hinter uns ins Schloss gefallen ist. „Niko… Es tut mir unfassbar leid“, legt mein Freund umgehend los, als ich noch nicht einmal aus den Schuhen geschlüpft bin. „Ich bin ein Arschloch, ich weiß.“ Ich runzele die Stirn und lege meine Jacke ab.   „Können wir uns bitte erst einmal setzen?“, frage ich ihn und gehe hinüber ins Wohnzimmer. Doch dort herrscht immer noch Chaos. Natürlich: Die Jungs hatten ja gar keine Zeit, aufzuräumen. Sind wahrscheinlich fix unter die Dusche gesprungen und dann zu uns geeilt. Ich seufze tief, und Christopher ist unmittelbar zur Stelle.   „Ich mache sofort hier sauber, Niko!“, verspricht er. „Wie wäre es damit: Ich lasse dir eben ein Schaumbad ein, du relaxt, und ich beseitige hier alle Spuren des gestrigen Abends. Und dann setzen wir uns zusammen, und du darfst mich so sehr fertigmachen, wie du nur willst… Hm?“ Er spricht ein wenig hektisch, panisch gar. Und das ist fast sogar ein bisschen süß.   „Ich will dich gar nicht fertigmachen“, gebe ich zu und schaue ihm dabei in die Augen. „Ich würde gerne nur verstehen, was da gestern passiert ist…“   Christopher nickt, etwas peinlich berührt, schaut den Boden an. „Und ich werde versuchen, es dir so gut wie möglich zu erklären.“   Ich lasse meine Augen über das halb eingesaute Wohnzimmer wandern, dass wirklich eher nach Teenie- oder Studentenparty aussieht als nach einer Zusammenkunft von zwei Anwälten mitten in ihren 30ern. Christophers hässliche Macho-Lache erklingt in meinem Kopf und versetzt mir wieder so einen leichten Stich in die Brust, und mir brennt etwas auf dem Herzen, das ich schon vor meinem vermeintlich relaxenden Schaumbad loswerden muss. Die Worte fließen von sich selbst aus meinem Mund: „Du warst gestern ziemlich widerlich, Christopher.“ Er schweigt, schaut den Boden an, kaut auf seiner Unterlippe herum, die Arme etwas verkrampft vor seiner Brust verschränkt. „Ich habe dich kaum wiedererkannt“, sage ich, „und das hat mir Angst gemacht.“   Seine glasigen Augen bewegen sich und er schaut mich wieder an, wirkt wie geschlagen. Verletzlich und irgendwie auch zerbrechlich. „…tut mir leid…“, wiederholt er, die Stimme unstetig und schwach.   Ich schaue den Wohnzimmertisch an, lasse meinen Blick über all diese Flaschen wandern, und muss schon wieder den Kopf schütteln – weil ich wirklich nicht begreifen kann, wie Chris gestern so viel in sich reinschütten konnte. Ausgerechnet Christopher. „Ich lasse mir selbst das Bad ein. Du räumst hier direkt auf“, richte ich wieder das Wort an ihn, und klinge dabei fast ein wenig wie Kim. Obschon Christopher es ja selbst gewesen ist, der diese Aktivitäten vorgeschlagen hat.   Schon das Geräusch des in die Wanne fließenden Wassers hat eine sehr beruhigende Wirkung auf mich, und als es sich dann um meinen Körper schlingt, so wundervoll warm und der Schaum knisternd, drifte ich kurzzeitig sogar weg, und wandere durch eine wunderschöne Traumwelt. Das Bad tut mir so gut, dass ich es sogar verlängere, und einen Teil des kalten Wassers ablasse, um es mit frischem und heißem zu ersetzen.   Ich kann nicht genau sagen, wie viel Zeit vergangen ist, als die Tür plötzlich aufgeht und Christopher das Bad betritt, ein Glas meines jüngst im Supermarkt entdeckten Maracujasaftes in seiner Hand, welches er mir mit einem sanften Lächeln reicht und sich dann einfach auf dem Boden vor der Wanne niederlässt, auf dem kleinen blauen Badteppich, die Arme auf dem Wannenrand drapiert. Seine rechte Hand wandert ins Wasser, ohne mich zu berühren, und er fährt vorsichtig mit seinen Fingern durch die warme Flüssigkeit, durch die Schaumspuren, als würde er irgendetwas nachzeichnen. Und ich denke mir, dass wir auch einfach hier sprechen können anstatt auf dem Sofa, weil das Wasser mich irgendwie erdet und so sicherlich eine ruhige Konversation ermöglichen wird.   „Das mit Adrian gestern“, setzt Christopher nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille an, „das war wirklich ein dummes Versehen. Ich war überzeugt davon, dass ich dir schreiben würde. Ich war so sicher, dass ich deinen Chat aufhatte.“ Ich sage nichts dazu, obschon ich natürlich weiß, dass er die Wahrheit sagt, und so ein Chatversehen im betrunkenen Kopf schon mal passieren kann – auch wenn es natürlich richtig bitter ist, dass es eben dieser Ex war, der die Nachricht erhalten hat. Es ist ja auch nicht so, als hätte Christopher Adrian etwas im Sinne von ‚ich vermisse dich und möchte dich wiederhaben‘ geschrieben hat. Mein Freund hatte eindeutig mich und unsere Session gemeint… Christophers Blick wandert nun wieder hoch zu meinen Augen. „Das tut mir wirklich leid, Niko.“   „Weißt du“, sage ich dann spiele ein bisschen mit dem nunmehr halbleeren Saftglas herum, „das mit Adrian, so sehr es mich auch aufregt, war nicht einmal das Schlimmste für mich gestern Abend.“   „…was war denn das Schlimmste?“, hakt mein Freund kaum hörbar nach und schluckt im Kontrast dazu laut.   „Das habe ich dir im Grunde genommen schon gesagt: Dass du so anders warst. Irgendwie ekelhaft.“ Christophers Lippen formen einen dünnen Strich und er nickt bedächtig mit dem Kopf. „Ich meine, nicht nur, dass du es nicht geschafft hast, mich auf dem Laufenden zu halten und ich mir extreme Sorgen um dich gemacht habe – deine ganze Art war einfach so… Bah. Du warst grässlich, mit dieser fiesen Lache, und wie ihr euch mit Henning lustig über irgendwelche Leute gemacht habt und euch gegenseitig beschimpft habt. Ich meine: Paul und ich machen das ja auch manchmal als Scherz. Aber… Die Schiene, die ihr gestern gefahren habt, das war schon echt ne andere Liga. Zumindest das, was ich davon so dann und wann mitbekommen habe. So mega-ratzevoll wie gestern warst du wirklich noch nie…“   Mein Freund fährt sich mit beiden Händen durchs Gesicht und seufzt. „Scheiße…“, murmelt er, „ich kann mich kaum mehr an etwas erinnern“, gibt er zu und blickt mich durch die kleinen Räume zwischen seinen Fingern an, ehe die Hände sein Gesicht wieder komplett verlassen. „Ich meine… Ich weiß, dass wir hierher sind, und dass du uns die Tür aufgemacht hast. Aber danach… Fuck. Das ist alles total durcheinander…“   Ich bin eigentlich nur ein bisschen entsetzt, weil ich mir so etwas eigentlich schon denken konnte, und liefere Christopher die fehlenden Teilchen seines Gedächtnisses in Form einer Erzählung. Insbesondere die Episode in unserem Bett, als Herr Lang halb-bewusstlos offenkundig über mich herfallen wollte, pinselt ihm einen rötlichen Schimmer auf seine Wangen. „…O Gott…“, nuschelt er, sein Gesicht wieder in seinen Händen vergabend. „Fuck, das tut mir leid, Niko…“   „Ja, sagtest du bereits“, meine ich und klinge dabei trockener als geplant.   Christopher schaut mir wieder in die Augen. Er ist mittlerweile so ein richtiges Haufen Elend, wie er da so auf dem Badezimmerboden hockt und mit seinem Oberkörper an der Wanne lehnt. „Das mit Henning… Wenn ich mit ihm weggehe… Verliere ich irgendwie immer den Verstand, die Kontrolle“, sagt er dann vorsichtig.   „Sagte Kim auch… Woran liegt das?“   Mein Freund seufzt tief. „Ich habe keinen blassen Schimmer!“ Wir schweigen eine Weile und dann setzt Christoper zu einer Erklärung an. „Das gestern… Henning und David wollten wirklich nur einen Drink mit mir trinken und nochmal eben über ein paar Dinge sprechen, weil nicht jeder mit seinem jetzigen Arbeitsplatz zufrieden ist, und es intern ein paar Spannungen gibt, an denen wir arbeiten müssen und bei denen sie insbesondere mich um Hilfe gebeten haben. Aber dann wurden aus einem Getränk zwei, und David ist auch endlich ein bisschen aufgetaut, und dann wurden aus Business-Gesprächen plötzlich Private. Und dann ist David von seiner Frau abgeholt worden und wir zwei Idioten wollten noch einen allerletzten Drink nehmen… aber wie das dann so ist: unser Gespräch – über die Zeiten von früher, als wir noch jung und knackig waren – lief so gut, und wir haben so lustige Erinnerungen ausgekramt, dass wir das Ganze noch nicht beenden wollten, als die Gläser leer waren, und dann musste halt noch ein weiteres Getränk her, damit wir noch weiterreden konnten…“   „Achja, und dann noch ein Drink, und noch ein Drink… und noch ein Drink?“   Christopher nickt. „Ja…“, gibt er voller Reue zu. „Ich kann dir nicht einmal sagen, wer von uns beiden der Schuldige ist, und ob es überhaupt einen Hauptschuldigen gibt. Ich war mir eigentlich auch sicher, dass das mit Henning vorbei ist, und dass wir halt nicht mehr in der Lage sind, zusammen irgendwo zu versacken… Fakt ist aber: ich lag falsch. Und gestern habe ich mich plötzlich wieder wie ein Teenager gefühlt – und das war ein verdammt geiles Gefühl. Die Kanzlei war ganz weit weg, und mit ihr der ganze Arbeitsstress, und auch unsere Probleme der vergangenen Zeit waren wie weggefegt, und es ging einfach nur noch ums Partymachen, über andere Kommilitonen lästern, über die Familie herziehen, über Bücher und Filme schnacken. Wie früher halt. Nur haben Henning und ich tatsächlich immer noch unser Problem: Wenn wir mittendrin sind, kennen wir kein Halt mehr, und… treiben uns gegenseitig irgendwie an, noch mehr zu trinken. Ich weiß nicht… Wie zwei dumme Alphamännchen, so hat Kim das mal ganz treffend formuliert… Ich weiß einfach nicht, warum ich so bin, wie ich bin, wenn ich mit Henning saufe…“ Etwas in Christophers Gesicht verändert sich plötzlich und er sieht mich gar erschrocken an. „Ich wollte mit dem Ganzen eben übrigens nicht sagen, dass der Arbeitsstress oder unser Beziehungsstress dazu geführt haben, okay? Ich versuche nicht, die Schuld jemand anderem in die Schuhe zu schieben und erst recht nicht dir! Ich sage nur, dass das sicherlich einer der Aspekte war, warum ich gestern einfach… einfach so Bock auf nen Trinkabend hatte und nicht mehr aufhören konnte, neben dem ganz normalen Henning-Aspekt…“   „..wie viel hattest du denn schon intus, als ihr hier aufgetaucht seid?“ Es überrascht mich natürlich nicht, dass die Dinge zwischen uns auch Chris immer noch zusetzen, aber irgendwie fühle ich mich doch ein wenig schuldig deswegen, obschon ich es seinen Worten zufolge nicht tun soll.   Christopher denkt nach. „Wir haben mit drei Bier angefangen, dann sind wir schon in dem Pub auf Whiskey umgestiegen, pur natürlich, zwischendurch gab’s aber auch noch mal einen Martini. Oder zwei. Oder doch drei…? Und ich erinnere mich an ein paar Long Island Ice Tea, weil ich da an dich denken musste, und dir dann wohl auch versucht habe, zu schreiben…“   „Jesus… Ein paar?“, wiederhole ich pfeifend und gehe meine Party-Erinnerungen durch und komme zum Schluss, dass Christopher, seitdem ich mit ihm zusammen bin, noch nicht einmal ansatzweise so viel gesoffen hat wie gestern – und hier bei uns ging es dann ja noch weiter...   „Ja…“   „Und nach so viel Alkohol zusammen mit Henning… mutierst du also zu seinem Arschloch“, stelle ich dann nüchtern fest.   „…offenbar…“, meint Christopher leise und fährt mit seinem Finger im Wasser durch eine größere Schaumansammlung. Erst jetzt fällt mir so richtig auf, wie müde er ausschaut. Erschöpft. Zerstört. Wir schweigen eine Weile lang.   „Ich bin ehrlich gesagt ein wenig erstaunt, dass du nicht kotzen musstest… Respekt“, versuche ich, die etwas angespannte Stimmung mit einem neckenden Kommentar aufzulockern.   Christopher grinst kalt. „…ich habe mich heute Morgen ungefähr drei Mal übergeben, als du schon weg warst…“, gibt er dann zu, und als sich unsere Augen treffen, muss ich sogar kurz auflachen.   „Geschieht dir recht“, ziehe ich ihn auf und Christopher nickt einfach nur. „Umso erstaunlicher, dass du die Kraft hattest, Möbel zusammenzubauen, und jetzt immer noch wach bist und in der Lage, mit mir zu reden…“   „…ich habe vorhin Koffeintabletten genommen“, gesteht er leicht grinsend. „Mit Red Bull…“   Daraufhin muss ich einfach lachen.   „Niko…“, richtet mein Freund dann bedächtig das Wort an mich. „Das Ganze… Du…“, er muss schlucken und mir wird klar, wie schwer es ihm gerade fällt, seine Gedanken zu äußern. „Du siehst das Ganze jetzt aber hoffentlich nicht als… weiteren Riss… in meinem herrischen Auftreten oder so an…?“   Ich denke kurz darüber nach, und als ich wieder in Christophers Gesicht blicke, seine Züge ängstlich und besorgt, macht mein Herz einen kleinen Sprung in meiner Brust, und ich weiß, dass ich ihn später auf dem Sofa zu Tode knuddeln werde. Hier in der Wanne lege ich aber einfach nur eine Hand auf seinen Unterarm und drücke einmal fest zu. „Nicht wirklich“, antworte ich ihm dann im sanften Ton, und ich lüge nicht. „Klar: Ich fand dich gestern echt widerlich und ich bin entsetzt, dass irgendwo in deinem Innern so eine Seite schlummert. Aber das Ganze ist irgendwie anders.“ Jetzt bin ich es, der nach den richtigen Worten suchen muss. „Ich meine… Es kam zwar überraschend mit Henning, aber du hattest mir ja in der Tat schon irgendwann mal erzählt, dass du dir mit eben diesem Kommilitonen die extremen Kanten, wenn man so will, gegeben hast – du hast mir das also nicht verschwiegen, wie du es mit der Putzfrau und den Putzsklaven getan hast.“ Christopher blickt bei diesen Erwähnungen irgendwie beschämt meine leicht aus dem Wasser ragenden Knie an, und ich fahre fort. „Und dass du unordentlich bist, ist einfach so ein fester Bestandteil deines Wesens. Der ekelhafte Chris von gestern, ist es nicht – eben, weil er quasi nur durch die Kombination Henning und literweise Alkohol… erwacht. Macht das Sinn, was ich sage?“   Christopher lächelt ganz leicht. „Ich… Ich denke schon.“   „Und außerdem bleibe ich bei dem, was ich dir vor einigen Tagen schon gesagt habe: Du bist nicht nur mein Bilderbuchmaster, sondern vor allem mein Freund, und jeder Mensch hat irgendwelche negativen Seiten. Also mach dir keine Sorgen: Ich werde zwar ne Zeit lang deswegen sicherlich schmollen, aber ich falle nicht wieder in so ein Loch und verlange eine härtere Schiene und dann ein Spanking mitten in der Mensa oder so…“ Mein Freund lacht kurz bei diesem Kommentar erleichtert auf, und greift nach meiner auf seinem Arm ruhenden Hand. Er führt sie, wie schon vorhin, zu seinem Mund, und haucht ein paar Küsse darauf.   Ich selbst bin ziemlich erstaunt über meine eigene Herangehensweise, denke mir aber, dass vor allem die letzten Tage mit Chris, allein das ganze Code-Red-Wochenende, mir wirklich geholfen haben, einige Dinge in meinem Kopf neu zu ordnen.   „Niko… Sag mir bitte, wie ich das wiedergutmachen kann…“, holen Christophers Worte mich zurück in die Gegenwart.   „Du könntest damit anfangen, mir zu versprechen, erstmal nicht mehr mit Henning saufen zu gehen“, sage ich und schaue ihm bei dieser etwas hart geäußerten Forderung tief in die Augen. Christopher zögert nicht.   „Natürlich“, kommt es aus ihm geschossen wie aus einer Pistole. „Ich fasse Alkohol jetzt erstmal grundsätzlich für eine lange Zeit gar nicht mehr an. Versprochen. Auch nicht bei informellen Treffen mit Kollegen nach der Arbeit. Nicht einmal ein Bier. Gar nichts. Nada.“   „Okay“, quittiere ich, zufrieden, dass er so schnell eingewilligt hat, und bin verdammt froh, dass ich Kims Worten beziehungsweise Motto nicht Folge geleistet habe, und meinen Freund nicht weiter habe zappeln lassen, sondern dass wir das jetzt alles direkt im Gespräch klären. Wie zwei erwachsene Menschen. Es kann so einfach sein…!   „Ich kann nicht oft genug wiederholen, wie leid mir das alles tut. Vor allem, dass ich einfach so unsere Session über Bord geworfen habe, obwohl ich gewusst habe, wie sehr du dich darauf gefreut hast. Ich habe mich ja auch total drauf gefreut, und ich bereue es total“, spricht Christopher mit eindringlicher Stimme weiter und ich muss dabei lächeln. „Was kann ich noch tun, damit es dir wieder besser geht?“   „Du könntest mir morgen was Schönes kochen…“   „Gebongt. Nachtisch zaubere ich selbstverständlich auch. Was noch?“   „Eine Massage wäre toll…“   „Deal. Was noch?“   „…du könntest mich jetzt küssen…“   Christopher ist offenbar ein wenig erstaunt darüber, dass ich das Kriegsbeil so schnell begraben und seine Nähe spüren möchte. Sein weiches Lächeln zeugt aber auch davon, dass er deswegen unheimlich glücklich ist, und er setzt meinen Vorschlag dann auch sofort in die Tat um, beugt sich vor und presst seine Lippen auf meinen, während seine Hand in meinen Nacken wandert. Es ist ein keuscher kurzer Kuss, und dennoch fühlt er sich fantastisch an.   „Verzeihst du mir?“, haucht er gegen meinen Mund, ehe er diesen wieder mit seinem versiegelt.   „…habe ich schon längst“, entgegne ich leise, als er meine Lippen wieder freigibt.   „…danke…“ Christopher klingt erleichtert. Richtig, richtig erleichtert, dass es mir mittlerweile richtig leidtut, dass ich ihn habe zappeln lassen.   „Ich schulde dir auch noch eine Entschuldigung“, sage ich also, und mein Freund runzelt die Stirn.   „Wofür?“   „Dass ich so blöd war, vorhin auf Kim zu hören, und wir zwei nicht sofort gesprochen haben, als du mit Henning angekommen bist, und dass ich auch nicht ans Telefon gegangen bin. Kim hat sich so hochgefahren und, naja, hat mich damit irgendwie angesteckt. Das war dämlich. Ich bin übrigens auch ein bisschen traurig, dass sie die Blumen weggeschmissen hat. Das war… das war eine Spur zu hart“, erkläre ich ihm und lächele ganz leicht. Doch dieses Lächeln verschwindet sofort wieder von meinem Gesicht, als ich die Härte in Christophers Zügen erblicken kann.   „Kim…!“, knurrt er den Namen von Hennings Ehefrau beinahe und schüttelt genervt den Kopf.   „Sei bitte nicht sauer auf sie, ich habe ja auf sie gehört“, versuche ich die Brünette in Schutz zu nehmen.   „Ja, und ich hoffe, das machst du nie wieder!“, kontert er eine Spur zu hart. Merkt er aber selbst. Seine Gesichtszüge entspannen sich sofort wieder und er blickt mir entschuldigend in die Augen. „Sorry, ich habe gar kein recht, auf dich sauer zu sein und ich bin es auch nicht. Es ist einfach…“ Er seufzt laut und lässt den Kopf etwas resigniert hängen. „Kim ist eine furchtbare Frau“, platzt es dann aus ihm heraus. „Ich weiß, das ist auf den ersten Blick nicht unbedingt erkennbar, aber ich kenne sie ja jetzt auch schon mittlerweile knapp 15 Jahre, und ich sage dir: Sie ist ein fieses Miststück.“   „Äh…“, mache ich und bin total verwirrt. „Ich fand Kim eigentlich total nett. Klar, sie war sauer, aber auch zu recht, sagtest du selbst, und, ähm, ja… wie gesagt, das mit den Blumen fand ich in der Tat etwas zu hart, und das mit dem ‚lass die Männer zappeln‘ nicht unbedingt gut in unserem Fall, aber… Das ist ja jetzt nicht das erste Mal, dass sie euch so erlebt hat, und jetzt waren ja wirklich noch die Kids involviert: Da kann man schon verstehen, dass sie halt extrem frustriert ist… und dann vielleicht halt mal überreagiert.“   „Ja, sie hat jedes gute recht, sauer auf Henning und mich zu sein, das stimmt schon. Aber Kim ist jemand, der sich dann an Henning rächt, anstatt Probleme verbal zu lösen, und das nicht nur, wenn er mit mir abstürzt. Und sie rächt sich auf eine richtig üble Art und Weise, die für mich schon ein Trennungsgrund wäre…“   „…meinst du etwa das Wegschmeißen von Panini-Stickern?“   Christopher schnaubt kalt-amüsiert. „Hat sie dir also davon erzählt?“ Ich nicke, und Christopher sagt: „Das war ja noch eine der harmloseren Aktionen…“   „…aha?“   „Ich finde es schon total daneben, dass sie Henning wie ein Kleinkind behandelt und ihn, wenn sie sauer auf ihn ist, zunächst komplett ignoriert; einfach jegliche Form von Gesprächsversuchen abblockt, keine Entschuldigungen annimmt, und das Ganze manchmal so lang durchzieht, bis ihn das völlig zermürbt. Und das Schlimmste dabei ist, dass sie das auch tut, wenn Henning eigentlich gar keinen Mist gebaut hat. Kim lebt ihre Frustrationen an ihm aus, darüber, dass sie ihren Job in der Apotheke aufgegeben hat, um Vollzeitmutter zu werden. Davor… Keine Ahnung. Kim war schon immer frustriert, nicht zufrieden mit sich selbst, und das hat sie schon immer an Henning ausgelebt. Es gab schon Abende, da sind wir mit mehreren Leuten unterwegs gewesen, und Henning hatte seine Liebste tausendfach gefragt, ob das in Ordnung für sie wäre, was sie ständig bejaht hatte – und dann plötzlich klingelt sein Telefon ununterbrochen an dem Abend und sie fragt stündlich, wann er wieder zu Hause sein wird. Henning haut superfrüh ab – und ist dann trotzdem der Arsch und kriegt von Madame tagelang die kalte Schulter gezeigt…“   „…Äh… Wow? Zu mir sagte sie, sie sei keine dieser Ehefrauen, die ihrem Mann den Gang in die Kneipe verbietet…“   „Das hängt halt immer von ihren Launen ab…“, sagt Christopher im bitteren Ton.   Ich bin tatsächlich ein wenig überrascht von dieser Erzählung – und will natürlich mehr wissen „…und, äh, was war jetzt schlimmer als die Panini-Sticker-Aktion?“   „Sie hat mal seine wichtige Hausarbeit komplett vom Rechner gelöscht samt aller Back-ups, damit er das Wochenende vor Abgabe nicht auf die Idee kommt, saufen zu gehen oder sich sonst irgendwie mit Freunden zu amüsieren, sondern das Ding nochmal von A bis Z schreibt. Ich glaube der Auslöser dafür war, dass er irgendein Jubiläum der beiden verpennt und sich mit ein paar Freunden an dem Tag zum Bowlen verabredet hatte.“   Ich schlucke. „Das ist… echt übel.“   „Sie hat auch schon mal sein Lieblings-Playstationspiel verkauft. Und einmal – und das ist richtig brutal – hat sie ein Video von Henning aufgenommen, als er nach einem Abend mit mir vollkommen breit nach Hause gekommen ist, und es, naja, leider nicht mehr bis zur Toilette geschafft hat, um sich… den Abend noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen… und dann halt vollgereihert auf dem Boden saß und irgendwelchen Mist gefaselt hat. Und dieses glorreiche Video hat sie dann seinem Vater geschickt, der ähnlich wie mein alter Herr sehr strikt war, und daraufhin enorm viel Druck auf seinen Sohn ausgeübt hat, damit gedroht hat, ihn zu enterben und all so witzigen Kram. Richtig perfide finde ich auch, dass sie dieses Video dann auch selbst noch als Druckmittel genutzt hat. Sie hat immer wieder damit gedroht, es an gewisse Personen zu schicken, sollte ihr Ehemann, beziehungsweise damals noch Freund oder schon Verlobter – das kriege ich jetzt nicht mehr richtig zusammen – wieder irgendwelchen Mist bauen oder einfach nicht das tun, was sie von ihm verlangt.“   Ich bin baff. „Heilige Scheiße. Ist das wahr?“   „…sonst würde ich es dir nicht erzählen.“   „Wow…“, murmele ich und starre das Wasser an. „Das schockiert mich jetzt irgendwie… Weil…“   „Ja, ich weiß“, unterbricht Christopher mich, „wenn man Kim kennenlernt, ist man eigentlich total begeistert von ihr. War ich auch. Bis sie sich das erste Mal so an Henning gerächt hat und es irgendwann zur Norm wurde, dass er sich bei mir ausgeheult hat, weil Kim ihn mal wieder tagelang ignoriert hat und er nicht einmal wusste, was er schon wieder falsch gemacht haben sollte, weil sie es ihm ja auch nicht gesagt hat.“   „Oh…“   „Kim stellt sich saugern als Opfer da – ist aber viel öfter Täterin, weißt du?“, fasst Christopher seufzend zusammen, und ich versuche, das Ganze zu verarbeiten.   „Warum…“, entfährt es mir dann. „Warum hat er sie dann überhaupt noch geheiratet? Wenn sie so schlimm ist?“   Christopher zuckt mit den Schultern. „Weil er ein Idiot und aus unerklärlichen Gründen in sie verliebt ist. Und wohl auch, weil er sich irgendwann angefangen hat einzureden, er würde sonst keine andere finden, weil nur sie seine ganzen Macken akzeptieren würde und Ähnliches. Henning ist ein toller Typ, mit dem man verdammt gut reden kann, aber er hat verdammt viele Komplexe, weiß der Teufel warum, die er mit seiner manchmal sehr überheblichen Art bekämpft. Das macht ihn zwar auch irgendwie zu einem guten Anwalt, er prescht immer nach vorn und kann gut bluffen, aber im Privaten eckt er damit bei vielen an – und durch seine ganzen Komplexe lässt er sich halt von Kim oft behandeln wie das letzte Stücke Scheiße. Achja: Und er hat sie geschwängert, das ist natürlich auch ein Grund für die Hochzeit.“   Und plötzlich macht die beiläufige Bemerkung über den unromantischen Antrag ohne Ring auf dem Sofa ein bisschen Sinn. „Mann…“, schnaufe ich, und weiß gar nicht, was ich noch anmerken soll.   Mein Freund sucht meinen Blick. „Versprich mir, dass wir uns auch in Zukunft – wenn wir fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre zusammen sind – weiterhin zusammensetzen werden, um über unsere Probleme zu sprechen – und zwar so schnell wie möglich, und dass wir uns nicht in irgendeiner blinden Wut anfangen zu ignorieren und den anderen eben so zappeln lassen, um ihm eins auszuwischen. Ich weiß, dass du manchmal so deine Probleme mit ernsthaften und vielleicht auch sehr unangenehmen Gesprächen hast… aber du merkst ja selbst: sie bringen uns etwas. Oder nicht?“   Ich nicke heftig, auch weil ich ein wenig überwältigt bin, dass mein Freund mir damit quasi in Aussicht stellt, dass er sich vorstellen kann, fünf, zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre mit mir zusammen zu sein… „Versprochen.“ …und plötzlich fällt mir ein, was Kim mir über Adrians Lektion nach einem Christopher-Henning-Besäufnis erzählt hat. „…Adrian hat sich auch mal an dir gerächt. Hat Kim erzählt…“, fließt es aus mir heraus, ehe ich diese Bemerkung überdenken kann.   Christopher schweigt und mustert mich mit einem prüfenden Blick, wahrscheinlich, weil er irritiert darüber ist, dass ich seinen Ex schon wieder verbal herauskrame, und dann auch noch in einem solchen recht intimen Moment. Er antwortet dennoch, nachdem ich meine Frage nicht zurückgezogen habe, weil ich nicht unbedingt weiß, wie ich das jetzt noch machen soll. „Ja, er hat unser gemeinsam geplantes Wochenende mit jemand anderem verbracht“, bestätigt er dann Kims Erzählung. „Übrigens hat ihn Kim dazu angestachelt…“, fügt er ruhig hinzu, „und als er dann ein weiteres Mal auf sie gehört hat, und meinte, mich wegen irgendwelcher Scheiße mit einer ähnlichen Ignorier-Taktig zermürben zu wollen, habe ich ihn ordentlich zur Sau gemacht, und er hat es kein weiteres Mal versucht.“   Ich grinse, weil mir der Gedanke, wie Christopher Adrian ordentlich zur Sau macht, ein wenig gefällt…   „Ich werde sowas nicht machen“, wiederhole ich dann noch mein Versprechen und schaue ihm dabei tief in die Augen. Christophers Lippen gleiten in ein sanftes Lächeln.   „Ich weiß“, sagt er dann, „es tut trotzdem gut, das zu hören. Und ich verspreche dir, dass ich dich nie wieder wegen einem Besäufnis mit Henning versetzen werde, und ich werde daran arbeiten, dass diese Eskalationen endlich ihr Ende finden, weil ich ehrlich gesagt nicht möchte, dass du mich in einem Zustand erlebst, in dem du mich eklig findest…“   Ich seufze. „Ich will aber nicht wie Kim sein, und dir Dinge komplett verbieten…“   Christophers Hand berührt meine Wange und streichelt mich ganz sanft dort. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, meint er dann mit warmer Stimme. „Du hast mir nie gesagt, dass ich nicht mehr mit Henning saufen darf. Du hast mich nur gebeten, es erstmal nicht zu tun, und dem komme ich zu gern nach. Dass ich das in Zukunft idealerweise komplett unterbinden möchte, und damit meine ich unsere kompletten Abstürze und kein zivilisiertes Trinken, ist mein persönlicher Wunsch, okay?“   „Okay…“, gebe ich schwach zurück und erwidere sein Lächeln.   „Und jetzt steig aus dem Wasser, das ist ja schon ganz kalt“, fordert mich mein Freund auf. „Außerdem muss ich echt aufs Sofa…“, fügt er etwas amüsiert hinzu, und mir fällt mal wieder auf, wie fertig Christopher eigentlich gerade aussieht.   Und so ziehen wir aufs Sofa um und kuscheln. „Die Session…“, setze ich an und ernte ein kaum hörbares „Hm?“ von Christopher, der die Augen geschlossen und seine Arme um mich geschlungen hat und innerhalb weniger Minuten fast eingeschlafen ist. „…wann holen wir denn Session nach?“, frage ich heiser.   Christopher hebt langsam seinen Kopf, um mir in die Augen blicken zu können. „…morgen. Nachdem ich ausgeschlafen habe“, verspricht er.   …und er hält sein Versprechen, nachdem ich ihn bis circa 16 Uhr ausschlafen lasse. Er gibt mir ein ordentliches Spanking. Bedeckt die Haut meines gefesselten Körpers mit heißem Wachs. Zwingt den Monsterdildo in mich hinein. Schiebt mir seinen Schwanz in den Mund und lässt mich seinen Saft schlucken. Und ist am Ende so gnädig, dass er mir die Keuschheitsvorrichtung abnimmt und es mir erlaubt, mich vor seinen Augen anzufassen und den Druck loszuwerden – aber nur, nachdem ich ihm verspreche, mein Sperma von seinen Stiefeln zu lecken.   …und auch ich halte mein Versprechen.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)