Wolfsliebe von --Tina-- ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Diese Geschichte ist zwar in sich geschlossen und die wichtigsten Punkte werden an den richtigen Stellen noch einmal in Erinnerung gerufen. Doch um die Beziehung zwischen dem Werwolf und dem Vampirmädchen zu verstehen, wäre es besser den Vorgänger gelesen zu haben (hey, es sind nur acht winzige Kapitel, also los Leute ^^). Die Geschichte ist Angels_Should_Die gewidmet, die mir beim ersten Teil so ein liebes Review hinterlassen haben. Und wenn du die Einzige bist, die es liest: egal, hier ist die Fortsetzung ;) Prolog „Aufstehen!“, schrie das Morgenmonster – von anderen Leuten auch liebevoll Nikolai oder Niko genannt – und sprang mit Elan auf meinem Bett herum, dass die Matratze nur so bebte. Unwillig knurrte ich auf. Konnte man in diesem Irrenhaus nicht mal einen Morgen ausschlafen? Vor allem, da ich so einen angenehmen Traum gehabt hatte. Bei der Erinnerung an die braunen Augen, die schwarzen kurzen Haare und das belustigte Grinsen von dem Mädchen, wurde mir warm ums Herz. Manchmal spukte Sina noch in meinen Träumen umher und aus unerfindlichen Gründen war ich dann entweder gut gelaunt oder leicht reizbar, das kam immer auf mein derzeitiges Allgemeinbefinden an. Heute war ein guter Tag, dass merkte ich schon jetzt, trotz dieser unmöglichen Weckmethode von dem achtjährigen Rabauken, der immer noch mein Bett mit einem Trampolin verwechselte. Nikolai war der Sohn von Alexei, dem Rudelführer, und seiner Frau Rosalynn und hatte, als einziges Kind im Rudel, so etwas wie Welpenschutz. Im Grunde genommen war der Junge etwas besonderes, da er der einzige Wolf unseres Rudels war, der auch als solcher geboren und nicht erst durch einen Biss zu einem von unserer Rasse wurde. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er dadurch besser mit dem Einfluss des Mondes auf die Wolfspsyche zu Recht kam und eigentlich den ganzen Mondzyklus ausgeglichen war, während wir anderen zu Vollmond leichter aneinander gerieten. Doch als das hyperaktive Kind anfing nach Kitzelstellen an meinem Oberkörper zu suchen, gab ich den Versuch auf ihn zu ignorieren und träge meinen Gedanken nachzuhängen. Mit einem lauten Grollen setzte ich mich auf und griff nach dem Jungen, der nicht schnell genug entkommen konnte. Nun war ich dran und während ich ihn unerbittlich, aber gleichzeitig vorsichtig, mit dem rechten Arm festhielt, bewegte ich nur leicht meinen linken Zeigefinger in der Halskuhle von Nikolai. Mit so wenig Aufwand schaffte ich es, dass der Junge in fast hysterisches Lachen ausbrach und ich hörte erst auf das, sich wild windende, Kind zu kitzeln, als ich Angst hatte, es würde mir vor lauter Gelächter ersticken. „Ich hoffe dir war das eine Lehre!“, knurrte ich und stand auf, der Junge lag schwer atmend und immer wieder in Kichern ausbrechend auf meinem Bett. Sobald ich Niko den Rücken zugedreht hatte, um mir Kleidung aus dem Schrank zu holen, grinste ich breit. Niko würde schon wissen, dass ich nicht wirklich böse war, dann hörte sich das anders an. Außerdem war der Kleine auch völlig angstfrei, was seine Mutter regelmäßig an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte und mich schmerzlich an Sina erinnerte. Abwesend strich ich über das schmutziggelbe Band, das wie immer um meinen Hals hing und das goldene Medaillon meiner Mutter auf Brusthöhe hielt. „Mum sagt, dass ich dich holen soll, wenn du vor der Arbeit noch etwas zum Frühstück willst.“, erklärte Niko vom Bett aus und als ich mich umdrehte, musterte er mich mit einem durchdringenden Blick. Wie lange, zum Teufel, hatte ich gerade vor mich hingeträumt? Ich schenkte dem Jungen ein schiefes Lächeln und schickte ihn mit dem Befehl mir etwas Eier und Speck zu sichern runter, denn genau dieser Duft wanderte mit dem Geruch nach frischem Kaffee die Treppe hinauf und durch meine offene Zimmertür. Schnell zog ich mich an und war froh, dass endlich der Sommer eingezogen war, denn nun durften die Pullover im Schrank bleiben. Außerdem konnte man bei diesem Wetter gut draußen übernachten und ich überlegte, ob ich mich mal wieder für ein paar Tage vom Rudel abseilen und durch den nächsten Wald streifen sollte. In Gedanken stieg ich die Stufen des großen Hauses hinunter, um, immer der Nase nach, in die Küche zu kommen. Trotz der sieben Personen, die hier wohnten, war immer noch genügend Platz, um sich aus dem Weg zu gehen, auch wenn das Haus keine Villa war. Doch mit den zwei Stockwerken und dem ausgebauten Dachboden des alten Bauernhofes hatte unser Rudel nicht nur genügend Platz, sondern auch mit der Lage am Stadtrand einen ziemlich ruhigen Wohnort. Am Esstisch saßen Ulrich und Samuel, während Rosalynn, als unser einziger weiblicher Wolf im Rudel, am Herd stand und Speck mit Eiern zubereitete. Niko war schon wieder verschwunden, vielleicht suchte er seinen Vater, vielleicht weckte er mit seiner liebevollen Methode gerade Michael, den Ältesten in unserem Rudel. Ich ließ mich nach einem kurzen Gruß in die Runde neben Samuel auf einen Stuhl fallen, der mir zwischen zwei Bissen den Brotkorb zuschob. Samuel war ein richtiger Riese, blond, blauäugig und von meiner neuen Familie mein engster Vertrauter. An manchen Tagen kam ich mir wie sein jüngerer Bruder vor, unternahmen wir doch häufig etwas zusammen, wobei Sam immer den Drang hatte mich aus allen gefährlichen Situationen heraus zu halten. Manchmal ging mir sein Getue auf die Nerven, war ich doch jetzt schon dreizehn Jahre ein Werwolf und langsam alt genug selbst auf mich aufzupassen, auch wenn ich immer noch wie sechsundzwanzig aussah. Doch so sehr ich mich auch beschwerte, es tat gut so einen Freund zu haben. „Guten Morgen Faulpelz.“, grüßte Ulrich wieder überaus freundlich. Ich ignorierte seine Provokation, denn ich hatte Hunger und war nicht in der Laune mich jetzt mit ihm zu streiten – vielleicht nach dem Frühstück. Mit Ulrich kam ich am wenigsten von unserem Rudel aus, was sich in gelegentlichen, kleineren Prügeleien zeigte und dass wir uns an manchen Tagen aus dem Weg gingen. Wir waren uns einfach zu ähnlich und das nicht nur im Aussehen. Wir hatten beide ein sehr hitzköpfiges Temperament, waren noch nicht so lange Werwölfe und – ich gab es nur ungern zu – hatten beide die Angewohnheit alle Probleme eher mit den Fäusten als dem Kopf zu lösen. Trotzdem waren wir ein Rudel und würden im Ernstfall zusammenhalten. „Hier, lass es dir schmecken.“, erklärte Rosalynn und lächelte mich an, während sie einen großen Teller mit Eier und Speck vor mich stellte. Der Duft war verführerisch und mein Magen war wohl der gleichen Meinung, denn das Hungergefühl wurde noch stärker. Ich schüttete mir eine Tasse schwarzen Kaffee ein und begann dann zu Essen. „Wo ist Michael. Niko sollte ihn eigentlich auch wecken.“, meinte unsere Alphawölfin und sah mich dabei fragend an. Bevor ich Brot und Ei herunterschlucken konnte um zu antworten, hörten wir von oben ein lautes Poltern, was von kräftigem Geschimpfe gefolgt war. Automatisch waren unsere Blicke zur Decke gewandert, als wir Michael entgegen seiner eher besonnen Art in sehr kreativer Form fluchen hörten. „Hört sich an, als wäre unser Bücherwurm aus dem Bett gefallen.“, meinte Samuel belustigt und mit einem gutmütigen Grinsen, dass fast sein Gesicht in zwei Hälften teilte. Ich konnte nicht anders als ebenfalls zu lächeln, denn ich konnte mir dank meiner eben erst gemachten Erfahrungen ziemlich genau vorstellen, was dort ein Stockwerk über uns passiert war. „Kauft dem Wölfchen ein Trampolin, dann muss er nicht unsere Betten zum Hüpfen missbrauchen.“, knurrte ich in Rosalynns Richtung und versteckte mein Lächeln hinter meiner Kaffeetasse. Eigentlich war das unnütz, kannte mein Rudel mich doch nach zwei Jahren gut genug. Aber ich gab immer noch nicht gerne etwas über meine Gefühle preis und war nach außen hin gerne mürrisch und emotionslos. Wieso ich immer noch den Drang hatte, den harten Kerl heraushängen zu lassen, wusste ich selbst nicht. Wieso vertraute ich diesem Rudel nicht vorbehaltlos, so wie sie es allem Anschein nach mit mir taten? „Alle geweckt!“, jubelte ein stolzer, kleiner Wolf von der Küchentür und trat an seine Mutter heran. Rosalynn drückte Niko kurz an sich und küsste ihn auf den Scheitel, bevor sie ihn auf einen Stuhl schob und ein großes Glas Milch vor dem Jungen abstellte. „Ich will keine Milch trinken. Die ist ekelig!“ „Oh doch, das wirst du. Du willst doch ein großer, starker Wolf werden.“, erklärte Rosalynn unerbittlich auf das Klagen ihres Sohnes. Auch wenn sie ein Werwolf war, verhielt sich unsere Alphawölfin wie jede andere Mutter auch und bestand darauf, dass Niko sein tägliches Glas Milch für einen starken Knochenbau trank und sein Gemüse aufaß. Dieses Gespräch, wenn man es denn so nennen konnte, wurde jeden Morgen geführt und mittlerweile vom Rest des Rudels ignoriert. So war auch für ein paar Minuten in der Küche nur ein leises Gespräch zwischen Samuel und Ulrich über ein Basketballspiel von gestern zu hören, während Niko, Rosalynn und ich in Ruhe aßen. Die gemütliche Stille wurde von einem hereinstolpernden Michael gestört. Er putzte seine Brille am T-Shirt ab, während er zu uns in die Küche kam und seine graubraunen Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab. Michael war ein Morgenmuffel und dementsprechend winkte er nur müde, als er die Brille wieder aufgesetzt hatte. Wortlos ließ er unsere Begrüßungen über sich ergehen, schenkte sich eine halbe Tasse Kaffee ein und füllte sie mit Milch auf. Frühstücken tat Michael nie und nach zwanzig Jahren, die Rosalynn und er sich kannten, hatte sie es aufgegeben ihn dazu überreden zu wollen. Michael war ein etwas schmächtiger Mann, doch in seinem Körper steckte die typische Kraft eines Werwolfs. Er machte für die Kneipe und die Sicherheitsfirma des Rudels die Finanzen und auch einen Teil des Papierkrams und war neben Niko der am meisten ausgeglichene Charakter von unserem Rudel. Aber das war auch nicht weiter verwunderlich, war Michael doch schon über dreihundert Jahre alt und hatte somit Zeit genug gehabt sein Temperament abzukühlen. Ich bewunderte seine Ruhe und ich würde wohl auch dreihundert Jahre brauchen, um so viel Geduld und Besonnenheit aufbringen zu können. „Alexei wollte schon zum Büro vorgehen. Er meinte gestern, du sollst um zehn da sein, denn er erwartet einen wichtigen Geschäftspartner.“, erklärte Michael, nachdem er einen Schluck von seinem Milchkaffee genommen hatte. Hätte ich nicht wieder den Mund voll gehabt, hätte ich verwundert gefragt, was gerade ich dann dort sollte. Michael wäre der bessere Repräsentant für die Firma, ich hatte dank guter Ernährung und viel Training eher die Statur eines Athleten als die eines Geschäftmannes. Doch Alexei wusste schon, was er machte und so nickte ich nur zu Michaels Worten. Tja, wie es aussah, wurde es wohl nichts mit dem freien Morgen. Wenn die Küchenuhr richtig ging, hatte ich noch eine Stunde Zeit und ich musste mich vorher noch umziehen. Auch wenn das eine Überraschung war heute Morgen zu arbeiten, so hatte ich immer noch ziemlich positive Laune, letzte Nacht hatte ich schließlich gut geschlafen – und noch schöner geträumt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)