You found me von abgemeldet (E-mail für dich // SasuSaku again D:) ================================================================================ Kapitel 2: Make the world go away --------------------------------- 19:56. Seine Stimme am Telefon. Gleich. Herzrasen. Nervös trommelte Sakura mit ihren Fingern auf der Tischplatte herum. 19:57. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Ob es gut oder schlecht enden würde, ob sie Sasuke leiden konnte oder nicht. Ungewissheit. 19:58. Riiiiing. "H-hallo?" Sie unterhielten sich lange, viel länger als erwartet. Über alles. Über die Vorlieben und Abneigungen des anderen, die familiäre Situation, die Schule und Klassenkameraden, Lieblingsessen und das Fernsehen, alles eben. Zu Sakuras Überraschung war Sasuke nicht der Macho, für den sie ihn anfangs gehalten hatte. Im Gegenteil. Er zeigte ein großes Interesse in Poesie und Literatur und hörte ab und zu sogar klassische Musik. Er war nicht der Partymacher, von dem sie ausgegangen war. Hatte nicht nach bereits zehn Minuten wieder aufgelegt, weil er irgendein Date hatte oder er mit seinen Freunden feiern gehen wollte. Selbst das Fussball-Länderspiel, das live übertragen wurde, konnte ihn nicht abhalten. Er erzählte, dass er mit seinem älteren Bruder allein lebte, da die Beiden in eine größere Stadt gezogen waren und ihre Eltern schon lange einen längeren Aufenthalt im Ausland geplant hatten. Im Gegensatz berichtete Sakura, dass sie sich mit ihren Eltern ein Zwei-Familien-Haus teilte. Seit ihre Großmutter vor 2 Jahren gestorben war, hatte sie die Wohnung im Erdgeschoss bezogen und wohnte dort allein, ihre Eltern blieben im ersten Stock. Sie redeten über Partnerschaften, Beide waren derzeit single. Und dann über Freundschaft. "S-sind wir jetzt auch Freunde?", wollte Sakura verunsichert wissen. "Naja..." "Oh, achso.", geknickt lies sie sich zurück ins Kissen fallen. Lachen am anderen Ende der Leitung. "Warte doch. Dass wir keine Freunde sind, wollte ich mit der Aussage keineswegs bestreiten. Obwohl ich das eigentlich kein einziges Mal sagte. Ich habe bisher, so glaube ich, nur zwei Mal in meinem Leben die Dreistigkeit besessen, jemandem meine Freundschaft aufzubürden. Womit du Nummer drei wärst, herzlichen Glückwunsch!" *Lost and insecure.. You found me, you found me.. Lying on the floor.. Surrounded, surrounded.. ♫♪* Langsam öffnete Sakura die Augen und streckte ihren Arm aus Gewohnheit in Richtung des Radios, um den 'Weckruf' zu stoppen. Verschlafen setzte sie sich auf und streckte sich. Es war noch dunkel, aber ihre Augen brauchten nicht sonderlich lange, um sich daran zu gewöhnen. Neben sich erkannte sie die Umrisse des Telefons und griff automatisch danach. Sie wollte es eigentlich neben sich auf das kleine Tischchen legen, auf dem auch das Radio stand, sah dann aber das regelmäßig wiederkehrende rote Blicken am oberen Ende des Hörers - hatte sie vergessen aufzulegen? Sie konnte sich nicht genau erinnern, hielt sich das Telefon aus reiner Neugier erneut ans Ohr. Auf der anderen Seite vernahm sie gleichmäßiges, ruhiges Atmen. Sie lächelte. Sasuke und sie waren wohl irgendwann eingeschlafen. Ein Rascheln. War er aufgewacht? Um das Risiko zu umgehen, sich jetzt beim Lauschen erwischen zu lassen, legte sie vorsichtshalber auf. Das lange Gespräch hatte ihr wirklich gut getan. Sie hatte Sasuke besser kennengelernt, als sie es erwartet hatte. Und eigentlich... konnte sie ihn wirklich gut leiden. Er war nicht wie die anderen Jungs, die sich am Telefon so kurz wie möglich hielten und generell nicht viel über sich preisgaben. Sasuke hatte ihr alles erzählt, was sie wissen wollte. Hatte geduldig nocheinmal von vorne angefangen, wenn sie etwas nicht verstanden hatte und verlegen ins Kissen gefragt hatte, ob er es vielleicht widerholen konnte. Er hatte seine Ängste verraten. Dass er regelmäßig Albträume hatte und es überhaupt nicht mochte. Dass er Sorgen hatte, die Schule nicht zu schaffen - auch, wenn er im Moment zu den Besten seines Jahrgangs gehörte. Und, dass er aufrichtig Angst davor hatte, den Kontakt zu seinen Eltern zu verlieren - jetzt, wo sie weit weg waren. Sakura konnte sich zum ersten Mal in ihrem Leben einer anderen Person als ihrer besten Freunden öffnen - hatte Sasuke von dem Tod ihrer Großmutter erzählt, dass sie immernoch nicht darüber hinweg wäre, weil es sich anfühlte, als wäre es gestern gewesen. Und von der offensichtlich bevorstehenden Trennung ihrer Eltern, wobei es diese nicht zugeben wollten. Sie hatte in Sasuke wirklich einen Freund gefunden. Einen guten Freund. Grinsend verschwand sie ins Bad. *Hey, gut geschlafen? Wieso hast du mich nicht geweckt? Ich wünsche dir einen schönen Tag, Liebes. Ich hoffe, dich bald wieder hören zu dürfen!* Sakura zog noch die Jacke über ihren rechten Arm und stoppte, um die Nachricht genau zu lesen. Lächelnd und ohne zu antworten schloss sie das Notebook und verließ das Haus. *Entschuldige, ich war heute Morgen spät dran. Ich hoffe, DU hattest einen schönen Tag. Und wie war die Nacht...? Schlecht geträumt? Melde dich! Deine Sakura.* "Die Nacht..." war schrecklich. Das konnte er nicht zugeben, er wollte sie nicht mit seinen 'Problemen' belasten. Er war immer wieder aufgewacht, hatte nachgedacht und war wieder eingeschlafen. Hatte geträumt und wachte kurz vor dem Ziel wieder auf - er träumte seine Ängste . Wenn er aufgeschreckt war, hatte er sich ein paar Mal das Telefon ans Ohr gehalten und heimlich Sakuras ruhigem Schlaf gelauscht, es beruhigte ihn. "Deine Sakura", die letzten beiden Worte liesen Sasuke schmunzeln. Er hatte sie schon jetzt ins Herz geschlossen, er mochte sie wirklich. Anders, als er dachte - auch ihn hatte das Telefonat positiv überrascht. Und es freute ihn, dass sie ihm ihre Probleme anvertraute. *Die Nacht war hervorragend! Liebes, du hast dich gestern anfangs ziemlich bedrückt angehört - was ist denn los? Du weißt, alle Kommunikationsmittel zu mir stehen dir jederzeit offen, falls du das Bedürfnis spürst, mich mit deinen Worten zu beehren. Ich würde dir gerne helfen. "Friends don't let you do stupid things.. alone.", vergiss das nicht!* Sakura überlegte lange, ob sie sich Sasuke so weit öffnen sollte. Irgendwann begann sie, nachdenklich zu tippen. Sie könnte den Text ja notfalls wieder löschen und müsste ihn nicht abschicken. Sie hatte mit niemandem darüber gesprochen. Bis jetzt. Nicht mal mit ihrer besten Freundin Ino. Sasuke war jemand, bei dem sie keine Bedenken hatte, dass er es irgendjemandem erzählen würde oder sie mit nervigen und verletzenden Folgefragen löchern würde - sie würde die Mail auf jeden Fall abschicken. *Sasuke ich... ich möchte dich wirklich nicht nerven. Also wenn du dir das hier doch nicht antun willst, du musst nicht lesen, was ich dir jetzt schreibe! Du kannst auch einfach mit einer neuen Mail antworten und ein neues Thema anschneiden, ich habe damit kein Problem. Aber solltest du wirklich so wenig zu tun zu haben... Ich habe letzten Freitag auf meiner Festplatte ein Spiel gefunden, es erinnerte mich irgendwie an meine Kindheit. Zugegebenermaßen ist das Kind in mir nie wirklich ausgezogen und wird es vorerst auch nicht, sonst würde mir der Ernst des Lebens zu sehr zu schaffen machen. Gut, mit 17 ist meine Kindheit auch noch nicht so lange her. Ich hab schon wieder so die Schnauze voll vom "Erwachsen-werden". Es ist einfach nur zum K***** unter diesem enormen Druck zu stehen. "Mach bloß bevor du 18 wirst deinen Führerschein", "Hab einen guten Schnitt im Abitur", "Entscheide dich jetzt endlich was du werden willst", "Geh nach dem Abitur studieren". Und wenn ich das ALLES gar nicht schaffe? Ach Sasuke, ich hab einfach Angst! Solltest du wirklich die ganze Email gelesen haben - danke. Danke für alles. Ich bin wirklich froh, einen so tollen Menschen wie dich kennen zu dürfen. Sakura.* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)