Nightmares von abgemeldet (Träume im Dunkeln) ================================================================================ Kapitel 1: Mitternacht ---------------------- Yuuki Es regnet. Vom grauen Himmel fallen Wassertropfen, die auf der geteerten Straße explodieren. Nebel kriecht über den Boden und erschafft eine Welt der Schatten und weißer verschwommener Gestalten. Mein Atem beschlägt an der Fensterscheibe und bildet feine Tropfen, die über das Glas rinnen und ein filigranes Muster hinterlassen. Karos und Streifen. Im Zimmer ist es warm, dennoch ist das Glas unter meiner Hand eiskalt. Hinter mir höre ich ein leises Klacken. Neben mir an der Wand tanzt rotes Licht. „Yuuki.“, meint eine leise, vertraute Stimme. „Onii-sama.“ Ich starre weiter in den Regen. Kaname tritt von dem schmalen Tisch weg, auf den er den Kerzenleuchter gestellt hat, und geht am Sofa vorbei. Ich sehe seine Reflexion verschwommen im Fenster. Seine Augen leuchten rot. „Wann wirst du mich endlich Kaname nennen, Yuuki?“ Er bleibt hinter mir stehen und streicht mein Haar aus dem Nacken. „Wie spät ist es?“, frage ich. Kaname hält inne. „Fünf vor zwölf.“ Beinahe Mitternacht. „Es regnet schon den ganzen Tag, onii-sama.“ „Du sollst doch nicht am Tag nach draußen.“ Er klingt vorwurfsvoll. „Hast du Durst?“ Er lächelt. „Nur ein kleines bisschen.“ Seine Hände legen sich um meine Schultern. Ich spüre seine Zähne an meinem Hals. In diesem Moment klingelt es. Als Kaname seufzt, streift sein warmer Atem meine Haut. „Wer auch immer das ist, ich bring ihn um.“, meint der Vampir. Seine Augen haben jetzt einen charmanten blutroten Ton. „ Es könnte doch auch eine Sie sein.“ Um den armen Unwissenden vor der Tür vor Kanames Mordlust zu bewahren, rase ich die Treppe hinunter, öffne die Tür und hoffe, das Ablenkungsmanöver hat funktioniert. Dann schaue ich, wer da vor unserer Tür steht. Und blinzele. Noch einmal. Vor mir steht, in einem langen dunklen Mantel (welcher ihm ganz nebenbei ausgesprochen gut steht), tropfend, triefend und unglücklich schauend, den ich nie wiederzusehen erwartet hatte. „ZERO???!“ Meine verdutzte Frage wird alsbald als wütender Aufschrei wiederholt. „ZEEERO!!!!“ Und Kaname kommt die Treppe hinab gestürmt. Ich habe Kaname noch nie schreien gehört, und mit mordlustig glühenden blutroten Augen sieht er auch nicht sonderlich sexy oder vampirmäßig aus. Zero greift in aller Ruhe nach seiner Bloody Rose. Ich hebe beschwichtigend die Arme, um die zwei zu trennen. Kaname steht jetzt am Fuß der Treppe. Hinter ihm geht das Geländer in Flammen auf. Klirrend fällt die Bloody Rose vor meine Füße. Von der silbernen Waffe tropft Wasser auf die staubige Fußmatte. „Können wir reden?“, fragt er. „Natürl-“ „Nein“ Kaname hat sich wieder beruhigt. Das Feuer auf dem Geländer ist aus und er legt die langen Finger an die Stirn. Ein sehr intellektueller Ausdruck. „Ich habe nicht mit dir gesprochen, Vampir.“, sagt Zero und sieht Kaname bitterböse an. „Verschwinde, Jäger.“, meint mein Bruder. Mit einem dumpfen Knall schlägt die Tür vor Zeros Nase zu. Ich kann grade noch meine Finger wegziehen. „Onii-sama!“, rufe ich vorwurfsvoll. Kaname durchquert gelassen den kleinen Vorraum und bleibt auf dem hässlichen blaugrünen Teppich stehen. „Ich werde kein Mitglied der Jäger in deine Nähe lassen, Yuuki.“ „Er hatte keine Waffe.“ „Rido hat er ohne Bloody Rose umgebracht!“ „Sag das nicht so, als hättest du nicht dasselbe gewollt, onii-sama!“ Kaname legt eine Hand auf meinen Kopf. „Er will dich töten, Yuuki.“ Schlagkräftiges Argument. Ich bin erst mal still. Dann sehe ich zu Kaname. In violette Augen. Moment mal. VIOLETT?? Wir drehen gleichzeitig den Kopf zur Seite. Zero sieht uns interessiert an. Es folgt eine kurze Stille. Ich höre, wie Zero auf den Teppich tropft. „Du bist nass.“, stelle ich überflüssigerweise fest. „Wie bist du reingekommen?“, fragt Kaname. „Die Hintertür war offen.“ Er geht an dem Reinblüter vorbei und zieht dabei eine Wasserspur hinter sich her. „Du machst den Teppich nass.“, meint Kaname. „Ich lass' dir ein Bad ein.“, sage ich. „Onii-sama, warum geht ihr nicht hoch, es ist grade erst Mitternacht. Es müssten noch Tabletten im Schrank sein.“ Ich lächele Zero und meinen Bruder an, dann gehe ich die Treppe hinauf, mit dem dummen Gefühl, dass alles noch viel schlimmer wird. Zero Kaname lässt sich vor mir auf das Sofa sinken. In seinen schlanken Händen hält er zwei Weingläser. Die rote Flüssigkeit, die darin enthalten ist, ist mir nur allzu gut bekannt. Der Vampir reicht mir mit einem seltsamen Funkeln in den Augen eines der Gläser. Dazu lächelt er. Unheimlich. Ich nehme die Bluttablettenflüssigkeit entgegen. „Nun, Kiriyuu“, meint Kaname. Ich sehe auf. Das Glas ist eiskalt. Deshalb zittern meine Hände wohl auch. Die einzige Lichtquelle im Raum ist ein Kerzenleuchter. Kaname Kurans Augen leuchten rot. Wie immer fühle ich mich in seiner Anwesenheit unterlegen und unwohl. Langsam frage ich mich, wieso ich überhaupt hergekommen bin, zu den beiden (verhassten) Reinblütern. Hatte ich wirklich keine Wahl? Nein. Ganz eindeutig nicht. „Warum bist du hier?“, fragt er. Ich bleibe neben einem kleinen goldenen Tisch mit Glasplatte stehen. In der Ecke schlägt eine Standuhr Punkt zwölf. Der Vampir sieht kurz zur Uhr. Ich nippe an dem roten, schal schmeckenden Getränk. Kaname nimmt einen Schluck. „Nun?“ Ich starre aus dem Fenster ins Regengrau. „Nimm doch den Mantel ab, Kiriyuu. Du tropfst.“ Seine Worte klingen lauernd. Ich frage mich, wo Yuuki bleibt. Wahrscheinlich will sie uns Zeit für ein Gespräch unter Männern geben. Was ein Schwachsinn. Als ob ich und DER so was machen würden. Obwohl Kaname ganz ruhig und gelassen wirkt, spüre ich das Verlangen in ihm, mir den Hals umzudrehen. Warum auch nicht – er ist eindeutig der Stärkere. Ich greife in meine Manteltasche und ziehe meine Bloody Rose hervor. Kaname fixiert meine Hand. Um ihm keinen Grund zu geben, mich doch noch umzubringen, lege ich die Waffe schnell auf den Tisch. Dann wende ich mich ab und gehe in Richtung Standuhr. „Kiriyuu.“, meint der Vampir. Ich drehe mich um. Kaname nimmt gelassen einen Schluck aus seinem Glas. „Dein Mantel.“ Es ist ziemlich unangenehm, einen nassen Mantel auszuziehen, während man von hinten wie ein Stück saftiger Schinken (von einer Katze/einem Hund) angestarrt wird. Das Problem mit Vampiren ist die Tatsache, dass man immer glaubt, sie wollen einen im nächsten Moment beißen. Oder in meinem Fall, umbringen. Ich werfe den Mantel über die Sofalehne und wende mich wieder Kaname zu, der betont gelangweilt seine Reißzähne im Glas betrachtet. „Fertig?“, fragt er. Seine Augen wirken etwas weniger rot. Ich gehe zum Glastisch und nehme mein Glas. Kaname hebt meine Waffe hoch. Wo seine Finger sie berühren, knistert blaue Energie. Ich weiß, wie sich diese Art von vampirabweisenden Waffen anfühlt. „Dir ist klar, dass die Bloody Rose auch dich töten kann, Kiriyuu?“, fragt Kaname. „Es ist leichtsinnig, sie jemandem zu geben, der dich möglicherweise töten will.“ „Die Chancen, dass du mich angreifst, wenn ich die Bloody Rose in der Hand halte ist größer als wenn ich sie dir gebe, Kuran.“ Er lässt die Waffe auf den Tisch fallen. „Ich denke, da du grade so redselig bist, könntest du mir sagen, was du von uns willst.“ Da hat er recht. „Ich habe ein Problem mit den Jägern.“ Kaname zieht kurz eine Augenbraue hoch, dann wird sein Gesicht wieder ausdruckslos. „Sie wissen, dass du ein Level E bist und wollen dich umbringen.“ „Nicht ganz. Erstens bin ich immer noch Level D und zweitens wollen sie mich nicht umbringen – nicht direkt, zumindest.“ „Ach.“ „Sie dürften aber noch ziemlich sauer werden. Ich hatte gehört, dass Direktor Cross für seine neue NightClass einen Austausch organisiert hat.“ „NightClas? Ohne Reinblut?“ „Ja. Wie das funktioniert, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war ich dagegen. Was auch richtig war, denn einer der Austauschschüler hat ein Mädchen der DayClass gebissen. Das Problem war nur, dass er Reinblüter war. Das Mädchen wäre so oder so Level E geworden, also hab ich ihr diese Tortur erspart.“ „Du hast sie getötet.“ „Ja. Wenn die Jäger das rauskriegen, werden sie wahrscheinlich richtig sauer.“ „Warum bloß.“ Kaname trinkt noch einen Schluck. „Du wirst immer mehr wie ein wahrer Vampir.“ Ich übergehe diese Bemerkung und fahre mit meiner Ausführung fort, wie, was und warum ich hergekommen bin. Als ich geendet habe, schlägt es halb zwei. Ich sehe zur Seite. Kanames Kopf ist zur Seite gefallen, sein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Er schläft. Ich verziehe das Gesicht. Dieser ... In diesem Moment nehme ich den süßlichen Geruch von Blut wahr. Er erfüllt das ganze Zimmer. Ich sehe zu dem Reinblüter. Er hat sich im Schlaf mit einem Eckzahn die Lippe aufgerissen. Zwei feine Blutrinnsale laufen über sein Kinn und tropfen auf seinen Hals. Ich spüre förmlich, wie meine Augen rot werden, als der Level E in mir erwacht. Nicht gut. GAR NICHT gut. SEHR SCHLECHT. Der Level E hebt den Kopf und schnuppert. Zieht den süßen Duft in sich ein. Verdammt, dass ist doch nur ein Kratzer! Deshalb brauche ich nicht gleich zu mutieren! Diese verfluchten Reinblüter! Der Level E lässt das Glas fallen und geht langsam auf den schlafenden Vampir zu. Ich fluche. Keine Kontrolle über meinen Körper zu haben ist echt nicht witzig. Der Level E geht neben Kaname in die Hocke und beugt sich langsam zu ihm hinab. Wach auf! , flehe ich Kuran an. Mit einem leisen Rascheln dreht er sich im Schlaf. Der Level E fixiert mit einer Hand Kanames Schulter, dann beginnt er, das Blut von dessen Hals zu lecken. Seine Zunge gleitet langsam den Hals hinauf. Ich schmecke das süße Blut des Reinblüters. Ich will dem Level E in mir befehlen, aufzuhören, aber natürlich habe ich keine Kontrolle mehr über ihn. Er beugt sich noch tiefer über Kaname und schleckt das Blut von dessen Wange. Ich schließe innerlich die Augen. Nein! Am liebsten würde ich laut aufschreien. Ich weiß, was kommt. Ich spüre Kanames Lippen unter der Zunge des Level E. Seine scharfen Zähne reißen Kanames Wunden weiter auf. Von so nah sieht er verdammt gut aus. Kein Wunder, dass Yuuki mit ihm statt mir gegangen ist. (OKAY, ich wollte sie auch umbringen. Aber wer wird schon so kleinlich sein?) Genau in diesem Moment berühren sich unsere Lippen. Während der Level E glücklich das Blut schlürft, realisiere ich entsetzt, dass ich gerade meinen Erzfeind küsse. Und genau in diesem Moment schlägt besagter Erzfeind die Augen auf. Aua. Seine rotbraunen Augen mustern mich eine Sekunde lang, dann wandert seine Augenbraue langsam nach unten. Sein Blick spricht Bände. Geh sofort runter, verdammter Blutsauger. Den Gefallen würd' ich ihm nur zu gerne tun. Nur der Level E nicht. Und um alles noch schlimmer zu machen, höre ich die Tür aufgehen. „Hey, Jungs, ich hab Tee gem...“ , sagt Yuuki. Mit einem schrecklichen Knall zerbirst Porzellan auf dem Boden. Ich sehe eine Ader an Kanames Schläfe pochen. Dann wird alles schwarz um mich. Als ich wieder zu Bewusstsein komme, ist alles dunkel. Ich liege mir dem Rücken auf dem Boden. Bei jeder kleinen Bewegung klirrt es metallisch. Ich trage schwere Ketten an den Handgelenken. Mit einem tiefen Seufzer richte ich mich auf. Hoffentlich bringt Kaname mich nicht um. Denn jetzt hat er einen verdammt guten Grund dafür. Kapitel 2: Ein Kuss und eine Badewanne -------------------------------------- Yuuki Als Kaname wieder aus dem Keller hochkommt, wirkt er unnatürlich ruhig. Er hat sich das Blut vom Mund gewischt und sogar das Hemd zugeknöpft. Sein Haar sieht aus, als hätte er es gerade wieder gekämmt. Ich sitze auf dem Boden und sammle die Scherben unseres Teeservices auf. Der Teppich ist dunkel verfärbt und riecht streng. Nach Tee. Logischerweise. Kaname bleibt neben mir stehen und bückt sich. Er hebt eine der Porzellanscherben auf und meint: „Ich habe dir gleich gesagt, dass er nur Ärger macht.“ „Er hat dir nur seine Zuneigung gezeigt.“ Die Scherbe zerbirst in Kanames Hand. Ich sehe auf. Er ist doch tatsächlich rot geworden. „W – was?“, fragt er stammelnd. Seine Hand blutet. Ich stehe auf und greife danach. Er seufzt, als ich beginne, das Blut abzulecken. „Es schmeckt seltsam, onii-sama.“, meine ich nur. „Irgendwie bist du ziemlich durcheinander.“ Er zieht die Hand weg. „Yuuki.“ „Hmmm?“ „Du gehst nicht zu ihm runter, verstanden? Ich kümmere mich um ihn.“ Ah ja, um das zu erklären: Nach dem Szenario von eben hat Kaname den bewusstlosen Zero in die (leere) Vorratskammer gesperrt. Währenddessen hab ich (geschockt) hier gesessen und versucht, nicht an den Vorfall zu denken. Das habe ich nicht geschafft. Zero ist ... O mein Gott. Wieso habe ich das nie mitgekriegt? Wie er sich wohl gefühlt hat, unverstanden und einsam? Kaname sieht mich fragend an. „Hast du mir eigentlich zugehört?“ Natürlich nicht. Was erwartet er eigentlich. Auf einmal bin ich verdammt wütend auf ihn. „ Wie kannst du nur so herzlos sein? Er hat den Mut gefunden, dir seine Gefühle zu zeigen, und du sperrst ihn dafür in die Vorratskammer?“ „Es soll auch Leute geben, die ihre Adoptivsöhne und Neffen in Besenschränke sperren (Autorenhinweis: « das ist ganz eindeutig Harry Potter. Wollte nur sichergehen, dass man den Wink versteht. Kaname labert öfter solchen Schwachsinn.)“ „Häh?“ Dann fällt ihm ein, was ich grade gesagt habe. Er wird knallrot. „Ehrm, Yuuki, ich glaub nicht, dass er...“ „Rede mit ihm.“ „WAS?“ „Sprich mit ihm darüber. Ihr müsst euch darüber klar werden, was das für euch bedeutet.“ „Ja, aber...!“ Ich setzte ein bettelndes Lächeln auf. „Biiiitte“ Er zaudert. Zeit für meinen Trumpf. „Du redest mit ihm oder ich lasse dich kein Blut mehr von mir trinken.“ Das wirkt. Und wie das wirkt. „Ich gehe.“, meint Kaname mit hängenden Schultern. Jaaa, schon gut, wenn man Blut mit hohem Suchtfaktor hat. Zero Als sich die Tür zu meinem Behelfsgefängnis öffnet, muss ich erst die Augen zusammenkneifen. Jemand stellt eine Fackel in die Halterung neben der Tür. Mittlerweile weiß ich, dass ich nur liegen, sitzen oder stehen kann, mehr lassen meine Fesseln nicht zu. Also stehe ich. Angesicht in Angesicht mit Kaname Kuran, dessen Augen teuflisch blitzen. „Oh. Hallo.“, meine ich trocken. Er lächelt. Böse. Das gefällt mir nicht. Was will er hier? „Sie hat mir gesagt, ich soll mit dir reden, Kiriyuu. Aber sie hat nicht gesagt, wann.“ Seine Augen blitzen auf, als er ausholt und mir mit Wucht einen Fausthieb in den Magen versetzt. Ich keuche und spucke Blut. Dieses Monster! Was sollte das denn?? Kaname beugt sich zu mir vor. In seiner rechten Hand hält er meine Bloody Rose. Mit einem unheimlichen Lächeln legt er den Lauf an meinen Kopf. „Wenn du schreist, drück ich ab.“ Wieso komme ich mir grad vor wie ein entführtes Mädchen? Mir läuft Blut über den Hals. Kaname hebt die linke Hand und streicht mein Haar zurück. Langsam senkt er den Kopf. Seine Zunge streift meine Haut. Nein. Nein! Der Kerl... LECKT MIR DAS BLUT VOM HALS! „Kuran, was...?“ Er drückt die Pistole fester gegen meinen Kopf. „Na, wie fühlt es sich an?“, fragt er leise. Meine Nackenhaare stellen sich auf. „Still, Kiriyuu.“ Mit einer blitzschnellen Bewegung schlägt er seine Zähne in meinen Hals. „Au!“, brülle ich. Kaname verpasst mir eine Kopfnuss mit der Bloody Rose. Dann beginnt er zu trinken. „Du verdammter...!“, schreie ich über das Klingeln in meinen Ohren hinweg. Warum sind Vampire so verdammt wiederstandsfähig? Als Mensch wäre ich längst ohnmächtig. Wie hält Yuuki das nur aus? Macht der Gewohnheit? Kanames Zähne bohren sich tiefer in meinen Hals. Ich höre ihn schlucken. Uwaaah ist das eklig. Ich höre den Kerl mein Blut trinken! „Verdammt, Kuran, was soll das.... Aua! Hör sofort damit auf! Das ist nicht mehr lustig! Lass los! Hörst du? Auuuu!“ Er ignoriert mein Gezeter. Erst nach einer halben Ewigkeit lässt er von mir ab. Sein Mund und Hals sind bluterschmiert. Er lächelt und nimmt die Bloody Rose runter. „Hat es dir nicht gefallen?“ Was zum... „WTF? Wieso sollte mir so was gefallen!“, brülle ich. Kaname Kuran lacht lautlos. „Nicht so schüchtern, Kiriyuu!“ Ich zucke zusammen, als mein Magen wieder schmerzt, dann brülle ich los: „SCHÜCHTERN? Kuran, bist du sch**l?“ „Du wirst ja ganz rot im Gesicht, Zero-kun.“ „Nenn mich nicht Zero-kun! Und ich bin rot, weil ich mich aufrege, kapiert, Kaname-CHAN?“ Er grinst. Diesrer B*stard amüsiert sich auch noch dabei! „Kaname-chan. Das ist gut. Den merk ich mir.“ Ich sehe den puren Schalk in seinen Augen. „Ach ja, Zero-kun. Du blutest.“ Dieser ... OK. JETZT. REICHTS. „Du verdammter ***** du bist ***** und ***** .....“ Nach drei Minuten halte ich schwer atmend inne. Kaname klopft mir mild lächelnd auf die Schulter und wuschelt mir durchs Haar. „Es tut gut, sich einmal richtig auszusprechen, nicht wahr, Zero-kun?“ Er schnippt und meine Ketten fallen ab. Ich stürze mit dem Gesicht nach vorne zu Boden. Kuran lächelt. F**** Dauergrinsen. „Komm mit.“ „Wohin?“ „Wir werden jetzt mal ein Gespräch unter Männern führen.“ W. T. F???!!! Yuuki Die Jungs im Keller haben aufgehört zu schreien. Gut. Ich frage mich echt, was Kaname gemacht hat. Armer Zero. Aber dafür ist er jetzt mit dem zusammen, den er liebt – Wieso fange ich an zu weinen? Nein. Ich bin nicht eifersüchtig. Wenn es Zero glücklich macht, werde ich auf Kaname verzichten. Ja. Genau das. Oh, unten geht eine Tür auf. Und wieder zu. Ich werde die beiden noch eine Weile allein lassen. Und dann ... Ja dann werde ich Kaname meinen Entschluss Mitteilen. Zero Okay – was geht jetzt ab? Kaname hat mich aus dem Keller hier hoch ins Wohnzimmer geschleift und dann in den großen Sessel gepflanzt. Und jetzt setzt er sich breitbeinig neben mit auf einen Stuhl und legt kumpelhaft den Arm um meine Schulter. Sein Kopf liegt gefährlich nah an meinem Hals. Er und ich sind immer noch voller getrocknetem Blut. Irgendwie ist es mir ziemlich unangenehm, wie nah er mir kommt. „Nun, Zero-kun, sag, was liegt die auf dem Herzen?“ „WTF?“ Er sieht mich mitleidvoll an. „GAR NICHTS!“, fauche ich. „Es geht mir super!“ Seine Finger zerfetzten den Sesselbezug neben meinem Ohr. „Hör zu, Kiriyuu, ich mach das hier nur, weil Yuuki mich sonst auf Blutdiät setzt. Also sag mir gefälligst, was dein Problem ist!“ „Ich habe kein verdammtes Problem!“ „WARUM HAST DU MICH DANN GEKÜSST???“ Ich schweige. Kamname hat geschrien. Er ist rot geworden. Kaname Oh mein Gott ist das peinlich. Selbst Kiriyuu ist still und läuft rot an. Aber er schweigt weiter. Wieso sagt er nicht einfach, was so offensichtlich ist? Yuuki Ich glaube, jetzt hab ich lang genug gewartet. Ich gehe dann mal runter zu ihnen. Die Treppenstufen knarren unter meinen Füßen. Im Wohnzimmer brennt Licht. Da sind sie also. Es ist ungewöhnlich still im Haus. Wie haben sie das geschafft? Die Türklinke ist kalt. Lautlos schwingt sie auf (Die Tür, nicht die Türklinke. Logisch). Ich bereite mich mental vor. Aber was ich jetzt sehe, ist echt nicht mehr witzig. Kaname und Zero stehen sich gegenüber, beide voller halbgetrocknetem Blut. Aber das ist nicht das schlimmste. Beide tragen kein Hemd. Und Kaname hat die Arme um Zeros Hals gelegt und redet leise auf ihn ein. Zeros Wangen glühen entzückend rosa. Was immer die beiden auch machen, sie sind so vertieft, dass siemich nicht bemerken. Plötzlich neigt sich Kaname vor und küsst Zero. Auf den Mund. Ziemlich lange. Ziemlich intensiv. Mit Zunge. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinab. Das muss ein Traum sein. Ein grausamer Albtraum. Mein Bruder und mein ExBruder. Sind ZUSAMMEN. Küssen sich gerade. Ich wollte nicht eifersüchtig werden, aber DAS IST ZU VIEL! Nicht lustig. Überhaupt nicht. Kaname Nur damit das nicht falsch verstanden wird, Kiriyuu und ich lieben uns nicht. Eigentlich wollen wir nur Yuuki ärgern. Nur ein bisschen. Aber der Kerl kann verdammt gut küssen. Und sieht gut aus. Wollte ich nur mal gesagt haben. Nebenbei bemerkt. Zero Yuukis Schrei ist verdammt laut und schrill. Er hallt noch in meinen Ohren wieder, als sie längst wieder verstummt ist. Wie abgesprochen springen wir beide scheinbar zu Tode erschrocken zurück. Kuran ist echt ein guter Schauspieler. Yuuki tut mir Leid. Keine Ahnung, welcher Teufel mich geritten hat, seinem Plan zuzustimmen. Kuran ist wirklich ein Stück größer als ich. Fällt mir jetzt erst auf. Yuuki steht kreidebleich im Türrahmen. Sie zittert. Hoffentlich wird sie nicht ohnmächtig. Ich fühle mich schuldig. Verdammt schuldig. Aber es hat (zu meinem Entsetzten) Spaß gemacht. Ziemlich sogar. Als ich zu Kaname herübersehe, nehme ich ein Funkeln in seinen Augen war. Dieser B*stard von Vampir. Er genießt das ganze auch noch. Yuuki hat sich wieder gefasst. „Oh.“, meint sie trocken, „Ich wollte nicht stören.“ Sie sieht mich an. „Zero, willst du noch baden?“ Etwas aus dem Zusammenhang gebracht nicke ich. Kaname gibt mir einen unsanften Stoß in den Rücken. „Sie ist sauer.“, meint er leise. „Wessen Schuld das wohl ist, Kuran.“ Kaname grinst böse. „Dann bis morgen Nacht, Zero-chan!“, flötet er. O nein. Bitte nicht. Ein kurzer Blick zu Yuuki genügt mir um festzustellen, dass sie richtig sauer ist. Verständlich. SEHR verständlich. Sie packt mich mit eisernem Griff am Arm und zieht mich aus dem Zimmer. Hinter mir meine ich Kaname lachen hören. Yuuki Die Badewanne sieht aus, als wolle sie jeden fressen, der es wagt, sich in sie hineinzusetzten. Genau das wünsche ich Zero im Moment. Dass er im schwarzen Wasser verschwindet und nie wiederkommt. Er steht hinter mir, den Hals und die linke Hälfte seines Brustkorbs sind voller Blut. Exakt wie beim ersten Mal, als wir uns getroffen haben. Mit dem kleinen Unterschied, dass ich dieses Mal verdammt sauer auf ihn bin. Auf ihn und meinen Bruder. Die beidem hassen sich doch! Wie können sie dann so was machen? Unglaublich. Zero lehnt sich an den gräulichen Rand der Wanne. „Ähm .... alsooo....Yuuki...“ Ich drehe mich zu ihm um und ziehe die Augenbrauen hoch. „Ja, ZERO?“ Er schluckt merklich. Dann kratzt er über die Tätowierung an seinem Hals. Die dunkle Kruste bricht unter seinen Fingern. „Lass das. Ich will das Zeug nicht vom Boden sammeln müssen.“ Er lässt die Hand sinken. „Weißt du, das mit Kaname ...“ „MIR EGAL!“ Er zuckt zusammen. „Oh, Entschzlidigung, ich wollte nicht schreinen.“ Ich atme einmal tief durch. „Du kannst tun was du willst, Zero. Interessiert mich nicht. Wenn ihr zwei meint, dass ihr ...“ „Yuuki.“ „... unbedingt ...“ „YUUKI!“ „WAS?“ „Die Wanne läuft über.“ „Uwaah!“ Ich stürze zum Wasserhahn und versetzte dem Metall einen kräftigen Stoß. Quietschend schließt er sich. Das Wasser stoppt zwei Millimeter vor dem Beckenrand. Ich hänge halb über der Wanne und komme nicht mehr auf die Füße. F*ck. Zero macht eine schnelle Bewegung und zieht mich an der Hüfte zu sich auf den sicheren Boden. Obwohl ich um seine Beziehungslage weiß, werde ich rot. „Du kannst mich loslassen.“, meine ich. Er schließt die Arme noch fester um mich. „Ich will nicht.“ Okay. Das ist äußerst seltsam. Wieso macht der Kerl das, wo er doch Kaname liebt? Versteh ich nicht. In seinen Armen fühle ich mich wie ein kleines Kätzchen. Sicher und geborgen. Aber NEIN! So darf ich nicht denken! Ich wollte die beiden doch nicht weiter stören! Wieso macht Zero das? Er ist so stark, ich kann mich nicht losmachen. Mit einem leisen Lachen, das nicht zu ihm passen will, legt er den Kopf an meine Schulter. „Es ist nichts zwischen mir und Kuran, Yuuki. Die ganze Aktion war Kanames Idee.“ Falls er glaubt, dass ich ihm das abkaufe, hat er sich geschnitten. DAS kann er vergessen. „Du solltest baden.“, meine ich kühl. Zero hält inne. „Vermutlich.“ „Dann lass los.“ „Nein. Das hier erinnert mich zu sehr an früher.“ Seine Augen beginnen rot zu leuchten. O Gott, nein. Das ist nicht sein Ernst. „Zero, nicht.“ Er ignoriert mich. Seine Hand legt sich auf meinen Mund. „Ich habe doch nur Durst Yuuki. Bloß ein wenig Blut...“ Seine Stimme ist dunkel, hallend und unheimlich. Wäre ich nicht daran gewöhnt, würde ich hier einen Herzinfakt kriegen. Aber ich hab nicht vor, mich jetzt von Zero beißen zu lassen. In diesem Moment schlägt er seine Zähne in meinen Hals. Ich zucke erschrocken zusammen. Etwas warmes läuft meinen Hals hinab. Zero hält mich in eisernem Griff. Ich schließe genervt die Augen. Männer. Alle gleich. Denken immer nur an das eine. Blut. „Fertig?“, frage ich. Zero lässt etwas locker. In diesem Augeblick höre ich ein unheilverkündendes Geräusch von der Tür her. Zero hebt den Kopf. Blut fließt seinen Hals hinab. Ich luge unter seinem Arm hervor. Schwarze Halbschuhe. Lange dunkle Hose. Dunkles Hemd. Nicht gut. Mein Bruder sieht uns stumm an. Dann wandern seine Augenbrauen langsam nach unten. Seine Augen werden immer roter. Kaname ist VERDAMMT wütend. Er stürzt in den Raum. Ich höre Zero hinter mir die Luft anhalten. F*CK! Kapitel 3: Ich sage, wir gehen zurück... ---------------------------------------- Kaname Was zu viel ist, ist zu viel. Auch wenn er noch so gut aussieht, noch so gut küssen kann oder noch so einen sexy Körper hat, MEIN MÄDCHEN FASST ER NICHT AN! Ich bringe ihn um. Allen ernstes. Wenn ich mich von Yuukis Hals losgerissen habe. Verdammt. Es riecht so guuut. Mmmmh ... Lecker. Es gibt nichts besseres als ihr Blut. So süß, gleichzeitig mit dieser leicht herben Muskatnote. Oooooh... Yupp. Ich BIN süchtig. Aber verständlich, oder? Dieses Blut werde ich nie mit Kiriyuu teilen. Bei aller Feindschaft. Das nicht. „Bist du fertig, onii-sama?“, fragt Yuuki. An ihrer Schläfe pocht eine Ader. Ich würd ja gern loslassen, aber es klappt nicht. SO LECKER! In diesem Moment sehe ich Kiriyuu hinter uns blöd grinsen. Yuuki Kaname davon abzuhalten, Zero in der Badewanne zu ertränken ist nicht grade einfach. Um ehrlich zu sein, sau schwer. Versuch du mal, einen tobenden männlichen Vampir davon abzuhalten, einen anderen in einer Badewanne zu ersaufen. Echt heavy. Kanames wütendes Geschrei hallt durchs ganze Haus. Hoffentlich bekommen unsere Nachbarn es nicht mit ( nur zur Erinnerung, es ist gerade 4 Uhr morgens, außerdem sind unsere Nachbarn stupide (Sorry, nicht persönlich gemeint) Menschen). Zero gurgelt und spuckt. Das Wasser färbt sich leicht rötlich (Weil sich die Blutkruste ablöst. Keine Bange, NOCH spuckt Zero kein Blut...). „Wasch dich gefälligst!“, brüllt Kaname und drückt Zero ein weiteres Mal unter Wasser. Ich habe die Arme um seinen Bauch geschlungen und stemme mit aller Kraft die Füße in den Boden. Ich glaube es hinterlässt schon Dellen in den Fliesen. Aber er ist zu stark. Reinblut, erwachter Urahn, wütend. Oder mit anderen Worten: unaufhaltbar. Da hilft nur eins. Ich beiße mit Nachdruck in seine Schulter. „AU!“, brüllt er. Zero platscht in die Wanne. Ich frage mich, ob Vampire ertrinken können. Meine Kiefer schmerzen. Das Schulterblatt meines Bruders knackt unter meinen Zähnen. Kann man jemandem die Schulter brechen? ICH kann. Vermutlich. Theoretisch. Möglicherweise. Kaname Au. Autsch. AAAAAAH! DAS TUT VERDAMMT NOCH MAL WEEEEEEEH!!!! Zero Ich bin Yuuki ziemlich dankbar, dass sie Kaname von mir abgelenkt hat, aber wenn sie so weitermacht, beißt sie sich noch die Zähne aus. Kaname sieht echt gruselig aus, alles voller Blut, sein Gesicht, sein Hals, seine Schultern. Jetzt reißt er den Kopf in einem stummen Schrei hoch. Yuukis Haar flattert um seine Taille. Mit einem leisen Seufzer lässt sie Kanames Schultern frei und sinkt gegen seinen Rücken. „Alles gut, onii-san. Alles gut.“ Jetzt klopft sie ihm sogar zärtlich auf den Kopf. Und diese Bestie in Menschengestalt schnurrt wie ein kleines Kätzchen. Das passt nicht. Überhaupt nicht. Ob sie das auch mal bei mir machen kann? Sieht angenehm aus. Ich erhebe mich tropfend und triefend aus der Badewanne. Kaname ist auf den Boden gesunken und lehnt mit dem Kopf an ihrem Bein. Yuuki wuschelt durch sein Haar. Ich versuche ihre Aufmerksamkeit zu erregen, indem ich mir mit ausladender Gestik das Wasser vom Körper streiche. Funktioniert nicht. Jetzt ist Kaname auch noch auf ihrem Schoß eingeschlafen. Das ist so unfair! Was findet sie bloß an dem Kerl? Ich würde am Liebsten laut schreien. Yuuki Obwohl ich mir ja vorgenommen habe, Zero und Kaname in Ruhe zu lassen, ist es einfach nur wunderbar, ihn (onii-sama) auf meinem Schoß schlafen zu haben. Zero steigt patschnass aus der Wanne. Ich sehe erst auf, als mir Wasser von seinen Haaren auf den Rücken tropft. Er sieht Kaname mit einem halb belustigten, halb neidischen Blick an. Die Vampirkatze bewegt sich im Schlaf und hinterlässt große Blutflecken auf den Fliesen und meinem Rock. Die Wunde an seiner Schulter ist längst schon verheilt. Schon praktisch, das Ding mit der Unsterblichkeit. „Der hat Nerven.“, meint Zero. „Wenn ich jetzt meine Bloody Rose hätte...“ Ich habe das plötzliche Verlangen, ihn zu knudden. Ich tätschle ihm den Kopf(Wie ich daran komme, wundert mich selbst) und meine leise: „Du musst deine Gefühle nicht verstecken, Zero. Ich weiß, was du für Kaname empfindest. Du brauchst mir und dir nicht vorzuspielen, ihn zu hassen. Damit verletzt du dich nur selber.“ Es tut weh, da zu sagen, aber es befreit auch. Zero sieht mich seltsam an, verblüfft, sprachlos. Ich spüre, wie mir die Tränen kommen. Mit einem unterdrückten Schluchzen ziehe ich ihn näher an mich und vergrabe mein Gesicht in seiner Schulter. Er ist schön warm. Am Liebsten würde ich wohlig brummen. Er streicht behutsam über meinen Rücken. Ich befinde mich hier grade in einer Traumsituation für jedes Mädchen – einen gutaussehenden Jungen am Bein schlafend, den anderen umarmend. Aber irgendwie fühle ich mich nicht sonderlich toll – ich meine, ich bin grade dabei, Kaname Zero auszuspannen. Während ich mich noch damit beschäftige, bemerke ich, dass mein Bruder soeben aufgewacht ist. Kaname There he goes again – dieser B*stard kann es einfach nicht lassen. Da schläft man mal zwei Sekunden und wenn man aufwacht, findet man seinen Erzfeind dabei vor, einem das Mädchen auszuspannen. Das hätte sich vor hundert Jahren keiner getraut. Da hatte man noch Respekt vor uns Reinblütern. Tjaaa – die Zeiten ändern sich. Aber eins wird sich nie verändern. KEINER (schon gar nicht Kiriyuu) FASST MEIN MÄDCHEN AN! Erwähnte ich das bereits? Wahrscheinlich. Ich neige zu Übertreibungen. Und außerdem betonen Wiederholungen die Aussage. So. Jetzt aber genug doziert. Erst mal um das wichtige kümmern. Ich verpasse Zero einen deftigen Kinnhaken. Und verknacke mir das Handgelenk. Egal. Kiriyuu blutet. HA! Yuuki Das war der Grund für mein Unbehagen. Die zwei auf engem Raum, das geht nicht. Kaname grinst sadistisch. Zero hält sich die Hand vor den Mund. Dünnes rotes Blut quillt zwischen seinen Fingern hervor. Es riecht bitter. Zeros Blut mochte ich noch nie besonders. Level-D Blut ist eklig. RICHTIG eklig. Aber dennoch – ich mag Zero. Kaname sollte ihn besser nicht umbringen. Das würde auch viel zu viel Dreck machen. ICH HASSE PUTZEN! „Wir gehen zurück zur CrossAcademy.“, meint Kaname. „WAS?“, fragen Zero und ich synchron. „Ich sagte, wir bringen Zero zu Direktor Cross und den Jägern.“ Oh. Tolle Neuigkeiten. Zero Woher wusste ich bloß, dass er das machen würde? Der Kerl hat echt nen Schwesternkomplex. Außerdem hat Yuuki MICH umarmt. Nicht andersherum. Das finde ich jetzt echt unfair. Versucht das mal Kuran zu erklären. Dito. Zwecklos. Das Leben hat echt was gegen mich. Vielleicht werde ich ja noch Emo. Wenn ich das hier überlebe. Schnüff. Yuuki Zero sieht echt ziemlich fertig aus. Seit Kaname erklärt hat, dass wir zu meinem Vater gehen, um ihm Zero auszuliefern, sitzt er mit angezogenen Beinen und starrt ins Nichts. Was ein Elend. Ich stelle eine Tasse heißen Jasmintee vor ihn auf den Glastisch und lächele. Er sieht auf. „Yo.“ „Was yo?“ „Yo halt.“ Sein Haar fällt ihm in die Augen, als er den Kopf hängen lässt. „Er will mich umbringen, oder?“ Was soll ich darauf antworten? 'Nein, Kaname meint es nicht so' ? DAS soll er mir glauben? Das glaub ich ja selbst nicht – und ich bin Optimist. Zeros Grundeinstellung ist zur Zeit eher (*hüstel*) pessimistisch. Er seufzt abgrundtief. Ich setze mich zu ihm auf die Sessellehne. „Jetzt verhalt dich nicht wie ein Inhaftierter auf dem Weg zum Scharfott.“ , meine ich (mehr oder weniger aufmunternd). Er lehnt sich zurück und schließt die Augen. „Was hat der Kerl gegen mich?“, fragt er. Oh, da fällt mir eine ganze Menge ein. Aber Moment – eigentlich lieben sie sich doch! Wieso tut Kaname das? Will er Zero auf die Probe stellen? Ist er sich Zeros Zuneigung so unsicher? In diesem Moment geht hinter uns die Tür auf. „Aidou holt uns morgen ab.“ , meint Kaname. Hanabusa Aidou – wer hätte gedacht, dass Kaname noch Kontakt zu ihm hat? Mir hat er nichts davon gesagt. Ich dachte immer, er hätte niemandem erzählt, dass wir hier wohnen. Irrtum. Zero ist im Sessel einen guten Meter nach unten gesackt. Der Arme. Kaname kommt gelassen zu uns in den Raum. Er lächelt böse. „Na, Kiriyuu, freust du dich schojn? Wir fahren nach Hause!“ Ich drehe mich zu ihm um und meine: „Wie kannst du nur so was sagen? Warum spielst du nur so mit seinen Gefühlen? Ist es einfach nur interessant, etwas, dass man mal ausprobiert? Du Monster!“ Kaname Ist sie nicht niedlich? Wie sie sich darüber aufregt, nein so was. Hach, ich bin super drauf! Ich hab' Kiriyuu! Bald bin ich ihn los! Dann gehört Yuuki mir allein! Und ich muss mir nicht mal die Hände schmutzig machen. Das werden die Jäger für mich tun! Ich würd am Liebsten singen! Zero Ich würd mich am Liebsten in Luft auflösen. WAS HABE ICH KURAN GETAN? Muss er das unbedingt machen? Ich will nicht zu den Jägern zurück. Aber abhauen geht nicht – nicht mit Kaname Kuran als Wachhund im Nacken. Also bleibe ich sitzen. Am Rande meines Bewusstseins höre ich Yuuki wütend auf Kaname einreden. Ich kann nicht genau verstehen, was sie sagen, nehme alles wie durch einen Schleier wahr. Als würde ich unter Drogen stehen. War was im Tee? Ich habe doch gar nichts getrunken! Dennoch, mir wird extrem schummrig. Das ist überhaupt nicht gut. Kaname reißt sich von seinem Streitgespräch mit Yuuki los und sieht zu mir herüber. Oh nein. Seine Augen sind ganz dunkel. Keine Lichtspiegelung. Heimtückisch. Jetzt zwinkert er mir verschwörerisch zu. Alles klar. Er HAT was angestellt. Irgendwas. Meine Sicht verwischt. Alles im Raum bekommt einen roten Schimmer. Langsam, so als würde ein Eimer Farbe auslaufen, wird vor meinen Augen alles immer roter. Bis ich nichts mehr sehe. Nur Blutrot. Kaname Als Zero bewusstlos vornüberkippt, hört Yuuki auf, mich anzuschreien und eilt zu ihm. Ich weiß nicht, wie sie es anstellt, aber sie kriegt ihn aufs Sofa gehievt. Ohne meine Mithilfe. DEN fass ich im Leben nicht an. (Ich WEISS, dass wir schon extrem engen Körperkontakt hatten, schließlich hat jeder den anderen schon gebissen (bzw. geküsst)) Mein kleiner Trick hat also funktioniert. Kiriyuu ist echt so ein Einfaltspinsel. Bis morgen Mittag wacht der nicht auf. Und bis dahin hab ich ihn schon längst in Aidous Auto verfrachtet – ganz diskret. Kapitel 4: Hanabusa Aidou ------------------------- Kaname Der schwarze Volvo (« DAS wiederum spielt auf Bis(s) an. Auch wenn der Vampir am Steuer besser aussieht als Rob Petterson. Sorry. Ich mag den Kerl nicht. Und mir ist KLAR, dass ich seinen Namen falsch geschrieben habe. Das ist ... SAG MAL, WARUM LIEST DU DAS? Die Geschichte geht da >da> weiter! Also echt!)kracht mit voller Geschwindigkeit in die Straßenlaterne. Sie schwankt, wankt und neigt sich bedrohlich zur Seite. Die Fahrertür schwingt auf und ein gutaussehender junger Mann steigt fluchend aus. Mit einem lauten „HA!“ tritt er gegen den Pfosten. Die Laterne biegt sich wieder in ihre natürliche Form. Der Blonde lacht übermütig und springt zurück ins (wunderbahrerweise unversehrte) Auto. Der Motor jault auf und der Volvo jagt über die Straße auf eines der großen Reihenhäuser zu. Die Laterne bleibt mit einer riesigen Delle im Pfosten zurück. Das wars dann wohl mit der Unauffälligkeit. Ich bring ihn um. Echt. Dieser Aidou. Noch auffälliger geht’s einfach nicht, oder? Vor unserem Haus hält das Auto mit durchdrehenden Reifen. Hanabusa Aidou steigt aus dem Wagen, pfeift fröhlich ein irisches Tanzlied und klingelt Sturm. Dieser Kerl! Was denkt er sich? Ich bleibe erst mal sitzen und warte. Draußen scheint die Sonne. Uhrg. Ich mag kein Sonnenlicht. Von der Treppe her höre ich Yuukis schnelle Schritte. Sie nimmt drei Stufen auf einmal. Vielleicht sollte ich ihr nachgehen. Aidou hatte schon immer eine Schwäche für Yuukis Blut. Andererseits ist meine Schwester Reinblut. Sie sollte sich verteidigen können. Von unten höre ich die Tür aufgehen. „Ah, Yuuki-chan!“, höre ich Aidou sagen. „Idol – äh, Aidou-senpai! Guten Morgen!“, antwortet Yuuki. Vielleicht sollte ich ihm mal FREUNDLICH (ähem.) erklären, dass er meine Schwester nicht mehr so einfach mit „Yuuki-chan“ anreden soll. Vielleicht. Irgendwann mal. Jetzt muss ich erst mal Zero loswerden. Ich erhebe mich aus meinem Sessel und gehe in Richtung Tür. Mit gemäßigen Schritten schreite ich die Treppe hinab in die Vorhalle hinab. Aidou und Yuuki sehen auf. „Onii-sama!“, ruft Yuuki und schließt die Haustür. „Kaname-sama.“, meint Aidou und neigt elegant den Kopf. „Yuuki, ist alles soweit?“, frage ich. Sie blickt zu den vier braunen Schrankkoffern in der Ecke. „Ja.“ (Die Hälfte des Platzes nimmt ihre Garderobe ein, aber das hat jetzt nichts mit der Geschichte zu tun.) „Gut. Dann fehlt nur noch Kiriyuu.“, meine ich. Aidou wirkt überrascht. „Er ist wirklich hier?“ Ich nicke. Yuuki schenkt mir einen wütenden Blick. Was hat sie? Ich will sie von der größten Plage meines – äh, ihres – Lebens befreien und sie dreht so am Rad? Zur Information, Kiriyuu liegt unten in der Vorratskammer und pennt. Yuuki rauscht an mir vorbei und wirft sich im Gehen ihren Mantel über. Mit einem dumpfen „Bang“ knallt die Tür zu. „Ich gehe ins Auto.“, sagt sie trocken. Aidou sieht mich schief an. „Sie ist sauer auf dich!?“ Ach nee. Frauen. „Dann lass uns mal Kiriyuu holen.“ Yuuki Die beiden Vampire brauchen fast drei Stunden, bis sie das Auto beladen haben. Ich helfe ihnen nicht. Wieso sollte ich. Ich sitze auf der Rückbank und habe Zeros Kopf auf meinem Schoß platziert. Der Arme. Er steht vollständig unter Drogen. Ich bin SO VERDAMMT sauer auf Kaname. Immer hat er Zero zwischen. Er ignoriert seine Gefühle einfach. Hmpf. Und jetzt will er ihn auch noch den Jägern ausliefern! Wenn er das macht, rede ich nie wieder auch nur ein Wort mit ihm. Ich höre den Motor starten. Aidou sitzt am Steuer, Kaname auf dem Beifahrersitz. Irgendwie hab ich ein ganz mieses Gefühl dabei (nicht bei Kaname auf dem Beifahrersitz, eher wegen Aidou am Steuer.) Ein Ruck geht durch den Wagen, als Aidou gas gibt. Mitten in einem verschlafenen Dorf. Vollgas. IST DER WAHNSINNIG? Die nächsten zwei Stunden tuckert unser Auto mit 80 über die Autobahn. Aidou hat eine interessante Beule am Kopf. Von der Größe eines Straußeneis. Kaname hat echt nen festen Schlag. Jetzt sitzt er mit verschränkten Armen vor mir und meint: „Aidou – das hier ist eine Autobahn, ALSO KÖNNTEST DU BITTE ETWAS SCHNELLER FAHREN?“ Aidou sieht ihn kurz an. „Du weißt aber auch nicht, was du willst.“, sagt sein Blick. Dann drückt er das Gaspedal durch. Das Auto macht einen jähen Satz nach vorne. Zero knallt beinahe mit dem Kopf gegen Kanames Rückenlehne. Das Tacho zeigt 180, 190, 200 ... 240!! OMG! Wir werden alle sterben (Eigentlich geht das ja nicht, aber egal)!! WAAAAH!! Ich will nicht! Kaname Yuukis Stimme von hinten ist ganz leise. „Onii-chan ... Mit ist schleecht!“ Das darf doch nicht wahr sein. „Aidou. Nächste Ausfahrt.“ Yuuki Wir wechseln Sitze. Ich setzte mich nach vorne neben Aidou und Kaname nimmt auf der Rückbank Platz. Mit Zero auf dem Schoß. Er sieht aus, als hätte er in eine megasaure Zitrone gebissen und alles runtergeschluckt. Autsch. Die Aura um ihn wird immer dunkler. Er sollte dem armen Zero wirklich den Gefallen tun, ehrlich zu sein. Ihm sagen, ob er ihn liebt oder nicht. Dieser Kerl! Er lehnt am Fenster, Zeros Kopf auf seinem Schoß. Immer wieder wandern seine Augen über Zeros Gesicht. So ein sanfter Gesichtsausdruck (« klaar, auf einmal ... -.-“ Ich bin ja schon ruhig. Kein Grund, sich aufzuregen. Sal sagt ja nichts mehr). Er liebt ihn ... Ooooh! Ich bin soooo eifersüchtig! Kaname Kiriyuu sieht echt süß aus, wenn er schläft. Irgendwie kann ich meine Augen nicht abwenden. Meine linke Hand liegt ganz dicht an seinem Hals. Ich hebe sie hoch. Plötzlich überkommt mich das Verlangen, sein Haar anzufassen. Es ist weich, ganz weich und samtig. Vorsichtig streiche ich darüber. Es ist, als wäre mein Verstand blank und weiß. Das silberne Haar umgibt meine Hände. So angenehm ... Ah. Moment mal. WAS MACHE ICH GRADE? Ich bin doch nicht in den Kerl verschossen – ODER? (Na ja, aber falls doch, hab ich immer noch mehr Chancen als Yuuki – ich bin eindeutig hübscher) Langsam drehe ich eine seiner Haarsträhnen auf meinem Finger auf. Mann, warum hat der Kerl so schönes Haar? Ich will auch! Yuuki blitzt mich durch den Rückspiegel wütend an. Aidou grinst. Dann fällt sein Blick in seinen Spiegel. Sein Lächeln erstarrt zu Eis. Gaaanz langsam dreht er sich zu uns um. Sein Kiefer klappt runter. Riesenaugen. Woha. So hab ich ihn noch nie erlebt. In diesem Moment beginnt sich das Auto zu drehen. Mitten auf der Autobahn. Aidou hat unabsichtslich das Steuer herumgerissen. „Aidou!“, meine ich warnend. Er hört mich überhaupt nicht, sondern starrt auf Kiriyuu auf meinem Schoß. Nein so was. Für was hält der Kerl sich? Die Leitplanke rast näher. Yuuki Es knallt. Ein gewaltiger Ruck geht durchs Auto. Mit einem satten PATT gehen die Airbags los. Ich knalle mit dem Kopf in das Luftkissen. Kurz kann ich nicht atmen, dann drückt es mich zurück in den Sitz. Die Autosirene geht. Dann fällt mein Blick in den Rückspiegel. Zero ist vom Airbag hochgeschleudert worden und ist mit Kanames Kopf kollidiert. Besser gesagt, seinen LIPPEN. Warum knutschen die Beiden eigentlich die ganze Zeit? Ooooh! Ich hasse es! Moment mal ... Was ist eigentlich mit Aidou? Oh ja. Da liegt er. Ziemlich ausgeknockt. Jetzt hat er Kreuze als Augen. Sieht aus, als wäre er tot. Nicht gut. Zero Da ist was warmes an meinem Mund. Ziemlich warm. Und weich. So als ob ... Nein. Nie im Leben. Ich reiße die Augen auf. Weiche rotbraune Augen. Männliche Augen. KANAMES Augen. „Na, sind wir wach, Cinderella?“, fragt er. Wo bin ich? Was mache ich hier? Schlagartig fällt es mir wieder ein. CrossAcademy. Kurans Plan, mich umzubringen. Ich muss weg. Kaname hält mich irgendwie an diversen Stellen meines Körpers fest. Wie viele Hände hat der eigentlich...? Ok. Ruhig bleiben. Erst mal Lage checken. 1. Ich sitze in einem Auto. Schwarze, neu riechende Ledersitze. 2. Vorne befinden sich noch zwei weitere Personen, die ich auf die Schnelle nicht genau erkennen kann. 3. Wo berührt mich Kaname eigentlich?! Alles gecheckt. Jetzt los. Auf in die Freiheit. Ich ramme Kaname meinen Ellenbogen in den Magen. Gleichzeitig reiße ich die Wagentür auf und stürze nach draußen. Autsch. Der Asphalt ist verdammt hart. Stellen meine Knie grad fest. Aaah – da drüben ist ein Wald. Gutes Versteck. Ich sprinte los. Nun ja. WILL lossprinten. Nur meine Beine nicht. Also knallen wir (ich und meine Beine) gezwungenermaßen auf den Boden. Der Länge nach. Und reißen uns (OK, jetzt mein ich wohl eher meine Beine. Hm. Seltsam. Könnte man ne Abhandlung drüber schreiben. Ob ich mich verletzte oder meine Beine. Ich weiß, das interessiert euch grad überhaupt nicht, aber ihr lest mein Gel*ber, also beschwert euch nicht. ICH bin hier der Protagonist. So. Und ich schreib, was ich will. Das ist mein Recht als freier Künstler.) die Knie auf. Jetzt aber richtig. Aaah! Schmerzen! Ich beiße die Zähne zusammen und stemme mich hoch. Dabei feuere ich meine Beine wie wild an. (Das klingt in etwa so: Go Beine, Go! Schaut mal, nur noch zwei Millimeter, dann steht ihr! Kommt schon, lasst Onkel Kiriyuu nicht im Stich... JAAA! GESCHAFFT! OMG. Ich bin echt peinlich.) Einfach nur weg! Weit weg! Ich trage meinen Mantel, also fehlt nichts ... Moment. Meine Bloody Rose ... Nein! Jetzt ist nicht die Zeit, darüber nachzudenken! Lauf, Zero! Renn weg! Meine Beine gehorchen. Mit wenigen Sätzen bin ich im Wald, breche durch Unterholz und Gebüsch. Bald sehe ich die Straße nicht mehr. Ich bin weit genug weg. Sicherheit. Kaname und die anderen sehen mich nie wieder. Jetzt bin ich ein für allemal weg. Etwas raschelt im Gebüsch. Sicher nur ein Tier ... Ich bin immer noch halb betäubt von der Droge, die Kaname mir untergejubelt hat. Kann nicht klar sehen. Wieder huscht etwas durch den Wald. Nur ein Tier, nur ... ein ... Tier. Verdammt. Ich sehe nicht mal mehr meine Hand vor den Augen. Ich hab mich überanstrengt. Dieser kleine Sprint war schon zu viel. So träge ... Ich spüre warmes Licht auf meiner Haut. Sonne. Dann plötzlich etwas kaltes. Eiskalt. Metall. Eine Pistole. Der Lauf eines Revolvers. Jemand steht neben mir. Ganz dicht. Ich sehe ihn nicht. Rieche Zigaretten und Leder. Habe ich Angst? Nein. Der Lauf drückt sich fester gegen meine Schläfe. „Haben wir dich endlich ... Vampir!“ Kapitel 5: Prinz und Prinzessin ------------------------------- Yuuki Als Kaname aufgehört hat, Blut zu spucken, hebt er mir gequältem Gesichtsausdruck den Kopf. „Baaka!“, ruft er wütend. „Was denkt Kiriyuu sich?“ Aidou wirft mir einen Blick zu. Ich erwidere ihn. Unser Auto ist durch die Leitplanke gekracht und steht nun halb im Gebüsch. Vor uns erhebt sich ein mächtiger Wald. „ Er versteckt sich wahrscheinlich da drin.“, meine ich. Kaname folgt meinem Blick. „Verdammt.“ Er stößt die Tür weiter auf und springt aus dem Auto. „Was machst du, Onii-sama?“, rufe ich ihm hinterher. „Alles muss man selber machen! Ich kann den Id*oten doch nicht ganz alleine sterben lassen!“ Kaname wirkt extrem aufgewühlt. Ich wusste es. Immer Zero. Wieso? Warum liebt er ihn so? Das ist echt unfair! Kaname kramt etwas aus den Taschen seines langen Mantels. Mit einem finsternen Blick legt er den Finger an den Abzug der Bloody Rose. Blaue Energie knistert um seine Hände. „Was hast du vor?“, fragen Aidou und ich synchron. Er lächelt. „Ich gehe jagen.“ Kaname Warum tue ich das hier? Ich hasse Kiriyuu doch. OK. Es ist meine Schuld, dass er jetzt irgendwo hilflos und wehrlos im Wald hockt. Na und? Aber da ist dieses Gefühl, dass etwas passiert ist. Ver*ammt. Warum lasse ich den B*stard nicht einfach ver*ecken? Ganz einfach. Ich kann nicht. So ein Schwachsinn. Ich bin grad auf dem Weg, meinem verhassten Erzfeind (vermutlich, bei seinem Glück) das Leben zu retten. Der Wald um mich wird mit jedem Schritt dunkler. Dämmerung. Meine Augen werden rot. Nicht denken. Ich bin ein Vampir. Ein tödliches Raubtier. Und ich bin auf der Jagd. Zero Sie haben mich. Die Jäger haben mich gefunden. Und ich bin wehrlos. Immer noch halb unter dem Einfluss der Droge. Ich kann kaum etwas sehen und mich nicht bewegen. Ver*ammt. Der Pistolenlauf drückt sich fester gegen meine Schläfe. Jemand bleibt vor mir stehen. Ich kann sein selbstgefälliges Grinsen beinahe hören. Mit voller Wucht schlägt er mir ins Gesicht. Ich knalle mit dem Kopf gegen den Baumstamm. Au. Mein Gegenüber ist groß. Aber was viel wichtiger ist, ich spüre das Verlangen zu töten in ihm. Das Verlangen nach Blut. Unglaublich. Ein Vampir? Ein Level E? Seit wann kämpfen die Jäger mit Level E zusammen? „Dirmij, hör auf mit der Beute zu spielen.“, meint jemand befehlend. Ich spüre eine zweite Person näher kommen. Jemand drückt mit Kraft meinen Kopf hoch. „Zero Kiriyuu, nicht wahr?“, fragt der Kerl übertrieben freundlich. Den Gefallen zu antworten tue ich ihm nicht. Er weiß eh längst, wer ich bin, also egal. „Wir dürfen tun, was wir wollen, Katana.“, meint ein anderer, „Sie haben den Befehl zur Elimination durchgekriegt, obwohl der berühmte Cross dagegen war ... Also bedeutet der kleine Junge hier ihnen doch so viel.“ Was? Cross wollte mir helfen? Dann hat Kaname gar nicht beabsichtigt, mich zu töten? Wie das? Ich zucke zusammen, als mich zwei ziemlich harte Schläge an der Schulter erwischen. Ich spüre den Knochen gefährlich knacken. Ah, Kusu! F*ck! Wieso immer ich? Jemand packt mich am Kragen und zieht mich hoch. Dann treffen mich unzählige anderer Schläge ins Gesicht. Ich spucke Blut. Waaaah. Eklig. Mir tut alles weh. Meine Wimpern kleben. Voller Blut. Ich werde brutal gegen den nächstbesten Stamm geknallt. Ah, Ver*ammt. Ich kann nichts sehen! Wo sind sie? Diese B*starde ... Ich höre einen Abzug klicken. „Sprich dein letztes Gebet, Vampir!“, meint der unsichtbare Feind. Ich kralle meine Hände in die Rinde. Ver*ammt, nein! So will ich nicht sterben! Ich spüre, wie sich der Abzug langsam nach unten bewegt. „NEIN!! KANAME!!!“ Kaname Es knallt. Laut. Viel zu laut. Meine Hand wird von einem jähen Schmerz durchzuckt. Wie ein Messer bahnt die Kugel sich ihren Weg durch mein Fleisch. Die Finger verkrampfen sich um die Pistolenmündung. Geschafft. Ich war noch rechtzeitig. Gerade noch so. Der Jäger vor mir starrt mich an. Angst. Er hat Angst. Fürchtet mich. Zu Recht. Zero blickt auf. Sein Gesicht ist voller Blut. Er sieht mich nicht. Aber er riecht es. Mein Blut. Den stechenden, eisernen Geruch, der in der Luft liegt. Zu deutlich. Insgesamt stehen fünf Männer auf der Lichtung. Zwei sind Vampire. Der eine groß, rotbraunes Haar, Bart, wilde blaue Augen. Der andere extrem klein, schwarzes Haar, rasiert, braune Augen. Gut. Ich hebe langsam die Bloody Rose. Sie deutet genau auf den Kopf des Größeren. Der Blonde, der geschossen hat, starrt mich voller Angst an. Um mich herum geht der Wald in Flammen auf. Oh ja – ich bin richtig sauer. Ich bring sie alle um. Kompromisslos. Sie wagen es ... Zero sackt zu Boden. Ich knie mich neben ihn und lege den Arm um seine Schultern, um ihm aufzuhelfen. Er rührt sich kaum. Ver*ammt. Ich kann ihn nicht die ganze Zeit tragen. Da hilft nur eins. Ich lasse die Pistole auf meine Angreifer gerichtet und lege die Hand vor seinen Mund. „Komm schon, Kiriyuu.“, meine ich leise. „Trink es. Du brauchst mein Blut.“ Er neigt kaum merklich den Kopf. Wie eine Katze beginnt er vorsichtig, meine Hand abzulecken. Qwaah. Das kitzelt. ( Den lieben Jägern steht der Mund offen. „Ich glaubs nicht.“, meint einer. „Die beiden sind schw*l.“ Zwei Sekunden später fliegt sein Kopf ohne dazugehörigen Körper gegen einen Baum und landet in einem See aus Hautfetzten und Blut. Ich lächele die Jäger böse an und wende meine Aufmerksamkeit wieder Zero zu. Er hat aufgehört zu lecken. Seine Zunge verharrt an meinem Ringfinger. „Kuran?“, fragt er mit unterschwelligem Entsetzten. Seine Augen öffnen sich einen Spalt. Nur um von meiner Hand verdeckt zu werden. „Sieh dir das besser nicht an.“, meine ich. Das Feuer um mich flackert höher. „Ich bin kein Mädchen.“, grummelt er. DAS passt nicht zu ihm. Normalerweise hätte er mir längst eine über die Rübe gegeben. Also echt. Fehlt nur noch, dass er rot wird. Ein Seitenblick genügt. Er ist quietschrot. Ist er nicht SÜSS? Wieso will ich ihn grade knuddeln? Ich bin echt strange Auf zum Geschäft. In einer Explosion grellen Lichts lasse ich mein Feuer auf die Jäger los. Die sollen sich mal eins merken: Was Kaname Kuran gehört, fasst man nicht an. (Keine Ahnung, seit wann ich Zero dazuzähle, aber was ich einmal beanspruche, lass ich nicht mehr los. Sein Pech.) Während die rote Feuerwand vor uns flackert, stecke ich die Bloody Rose zurück in meine Manteltasche und ziehe Kiriyuu näher zu mir. Seltsam. Er wehrt sich nicht. Seine Augen flackern nicht mal. Wen wunderts. Er kann ja kaum stehen. Da hilft wohl nichts. Ich greife mit meiner rechten Hand nach seinen Beinen und hebe ihn hoch. Für seine Größe ist er erstaunlich leicht. Wie eine Feder. Mit einem leisen Seufzer dreht er sich in meinem Griff und krallt beide Hände in meinen Mantel. Dann vergräbt er sein Gesicht darin. „Schön warm.“, murmelt er. Okay. Er hat eindeutig ein hohes Fieber. Halluziniert. Der Kerl hasst mich! Wie kann er dann so was machen? Hat der ne Ahnung, wie das aussieht? Aber ... es ist keiner da Niemand dürfte uns sehen können. Ich seufze und lehne meine Stirn gegen seinen Kopf. „So ein dummer Junge.“ Rußflocken umschwirren uns. Hitze. Feuer. Aber es kann uns nichts anhauben. Vorm Feuer gefeit stehe ich da. Zeros Haut ist kalt. Eiskalt. Ich höre seinen leisen Atem. Er wirkt so unecht, leblos. Fast wie eine Puppe. Ich habe beinahe Angst, dass er in meinem Griff zerbricht. Ohne genau darauf zu achten, atme ich tiefer ein. Süß. Sein Blut riecht unglaublich süß. Irgendwie nach Früchten. Seltsam. Ist mir nie aufgefallen. Um ehrlich zu sein, ich bin grad kurz davor, ihn zu beißen. Mich zurückzuhalten ist ver*ammt schwer. Was ist los mit mir? Seit wann will ich Kiriyuus Blut? Das ist echt merkwürdig. Jetzt ist er eingeschlafen. Atmet ganz leise. Zeit zu gehen. Ich hebe den Kopf. Um mich herum brennt der Wald. Auf meinen Befehl hin öffnet sich ein schmaler Weg. Der Boden ist grau und verbrannt, doch wo meine Füße ihn berühren, sprießen Blumen und Gras. Inmitten eines Flammeninfernos (WAS DENN? Ich bin ja wohl der good-boy in der Story, also gehört so was dazu. Okay. Vielleicht liegts auch an Kiriyuu. Ganz vielleicht.) Mein langer Mantel weht um meine Beine und streift durch das grüne Gras hinter mir. Ich fühle mich, als würde ich auf Wolken gehen. Kiriyuu ist so leicht. Ich fühle mich großartig! (Das hat NICHTS mit ihm zu tun, klar?) Wieso kann Kiriyuu nicht öfter halbtot sein? Er ist nicht nur süß, sondern auch noch so ruhig und folgsam, bzw: PERFEKT! Dahinten ist der Waldrand. Yuuki und Aidou werden sich Sorgen machen. Aber schon traurig. Diese Momente mit Zero sind zu schnell vorbei. Und ich habe etwas beschlossen. Ich werde Zero beschützen. Hier und überall. Niemand darf ihn je wieder verletzten. Ich beschütze ihn. Um diese kostbaren Augenblicke zu bewahren. Yuuki Der Wald lodert. Rote Flammen schlagen gen Himmel. Ich spüre die Hitze. Der Mann im schwarzen Mantel steht für einige Minuten reglos vor dem Fenster und sieht hinauf in den Nachthimmel. Das Feuer spiegelt sich in seinen roten Augen wider, sein dunkelbraunes Haar scheint zu brennen. Kaname. Ich steige langsam aus dem Auto. Heftiger Wind bläst mir das Haar aus dem Gesicht. Kanames Mantel flattert nach hinten. Er hält jemanden in seinen Armen, schützend, so als wolle er alles Böse der Welt von ihm abschirmen. Silbernes Haar flattert im Wind. Zero wirkt blass und leblos. Sein Gesicht ist perlweiß und voller Blut. Kaname senkt den Kopf und sieht ihn an. Was für ein zärtlicher Gesichtsausdruck. Ich wusste es. Nun habe ich endgültig verloren. Endlich haben sie zusammengefunden. Es gibt keine Grenze mehr für die beiden. Kaname geht weiter, kommt langsam zu uns herüber. Aidou springt aus dem Auto. „Kaname-sama!“, ruft er. Rote Augen durchbohren ihn. Kaname ist richtig sauer. „Man könnte dir einen Teil der Schuld geben ... Aidou. Nicht wahr?“ Aidou weicht zurück. „Ja, ... aber was ist passiert?“ Kaname schweigt und öffnet die Autotür. Dann legt er Zero vorsichtig auf die Rückbank. Er sieht kurz zurück zum Wald, steigt anschließend selbst ein und kniet sich über ihn. „Zero“, meint er leise. Wie durch ein Zauberwort schlägt der die Augen auf. „Ah ... Kuran.“ Dieser Tonfall passt nicht zu ihm. Zu unterwürfig. Seine violetten Augen flackern. Blut klebt in seinen Wimpern. „Komm“, meint Kaname, stützt beide Hände neben Zero auf die Sitze und lehnt sich hinab. „du brauchst es, nicht wahr?“ Ich traue meinen Augen nicht. WAS MACHT DER DA? Zero nickt schwach. Dann legt der die Hände um Kanames Rücken und zieht sich selbst ein Stück hoch. Kaname schließt die Augen. Ich halte die Luft an. Nein. Unmöglich. Das kann nicht wahr sein. Wieso ... Zeros Gesicht zuckt in einem Anfall von Schmerz. Seine Hände lockern sich. Kaname fängt ihn mit der Linken (die übrigens ziemlich mitgenommen wirkt) auf und stützt ihn. „Komm schon!“, meint er. Zero öffnet langsam die Augen. Sie sind blutrot. Er hebt den Kopf. Seine Zähne reißen Kanames Haut auf. Dann schlägt er sie in seinen Hals. Und Kaname lächelt. Sanft. Nicht ironisch. Unglaublich! ICH BIN SO EIFERSÜCHTIG! Zero trinkt nicht lange. Er schließt die Augen. Seine Zähne lösen sich aus Kanames Hals. Mit einem leisen Atemzug fällt er zurück in den Sitz. Kaname seufzt und streicht ihm das Blut aus dem Gesicht. „Du Armer.“ Dann setzt er sich auf und klettert aus dem Auto. „Ah, mein Hals.“, meint er und hält sich den Nacken. Wortlos reicht Aidou ihm ein überdimensionales Herzchenpflaster. Ohne sarkastischen Kommentar dazu nimmt Kaname es und babbt es über die Bisswunde. „Was war los?“, frage ich und versuche cool zu klingen. Funktioniert natürlich nicht. Aber Kaname ist zu KO um es zu bemerken . „Die Jäger sind hinter ihm her.“ Wollte er Zero nicht ausliefern? Wieso dieser plötzliche Meinungsumschwung (Wer versteht schon die Mysterien der Liebe...)? „Was machen wir also?“, fragt Aidou. Er gibt sich nicht mal die Mühe, sein Entsetzen zu verbergen. Der ist echt aus den Socken gehauen. Kaname sieht auf. „Tjaa – was machen wir da?“ Er lehnt sich gegen das Auto. „Wir bringen ihn zur CrossAcademy. Direktor Cross wird helfen.“ Er blickt uns aus blutroten Augen an. „Niemand wird ihn mehr verletzten.“ Kapitel 6: Ich beschütze dich ----------------------------- Yuuki Die Nacht ist kalt und bewölkt. Die Lichter des Autos werfen lange, weißgelbe Trichter in den Nebel, der von den Hügeln ins Tal gefallen ist. Aidou am Steuer ist hellwach und singt ein blutiges Trinklied (so nach dem Motto: Blood is good, blood is well, lets drink all night and go to hell. Echt. Wer immer auch das geschrieben hat, ist eindeutig kein Genie auf seinem Gebiet. Menschenskinder!!). Außer uns scheint niemand auf dieser Straße zu fahren. „Wie lange noch?“, frage ich Aidou, bemüht, nicht gelangweilt zu klingen. „Vielleicht 50 Meilen, Yuuki-cha – ähm, Yuuki-sama.“ Ich lehne den Kopf gegen die Rückenlehne und seufze tief. „Immer noch.“ Aidou lächelt mitleidig. „Es ist nicht sonderlich angenehm, nicht wahr?“ Gleichzeitig fallen unsere Blicke in den Rückspiegel. Zwei Paar rote Augen hier vorne und zwei aneinandergekuschelte Katzen weiter hinten. Weiß nicht, wie er es angestellt hat, aber Kaname liegt halb über Zero. Sein Kopf befindet sich in etwa auf der Höhe von Zeros Hüfte (dazu muss gesagt werden, beide sind ANGESCHNALLT. Ganz vorschriftsmäßig. Das wäre ja noch schöner, hier diverse Gesetzte zu brechen!! Nein, nein. Alles ganz sauber. Als Vampir muss man extrem aufpassen – am Ende hat man noch die Jäger am Hals. Sein Mund ist leicht geöffnet. Jeder Situationsfremde könnte jetzt sagen, dass Kaname einfach im Schlaf zur Seite gekippt ist. Das würd ich gern glauben. Aber jeder, der die Vorgeschichte kennt (so wie ICH), weiß, dass dem nicht so ist. Außerdem hält Kaname Zero bei der Hand (OK. DAS ist Zufall. Seine Hand ist im Schlaf runtergefallen und in einem Reflex hat er Zeros Finger umschlossen. Sieht trotzdem authentisch aus.) SO UNFAIR! Warum müssen grade die beiden Jungen, die ich mag, gegenseitig ineinander verliebt sein? Hmm? Was soll das? Einfach unglaublich. Ich halt das nicht aus, nicht auf so engem Raum mit den Beiden. Hoffentlich sind wir bald da. Sonst raste ich hier noch aus. Ehrlich. Kaname Ein Ruck geht durchs Auto und ich knalle mit einem gedämpften BANG! gegen den Beifahrersitz. Mit dem Kopf. Auuutsch. Kiriyuu fliegt hinter mir her und quetscht mich noch fester gegen das Leder. Der Kerl ist IMMER NOCH bewusstlos. Ja, er ist zwar halbtot, aber als Vampir soll er sich nicht so anstellen. Schließlich sind seine Wunden fast alle wieder verheilt. Ich wär längst aufgesprungen um den zu verprügeln, der dran Schuld war (is in Kiriyuus Fall natürlich n bisschen Schwierig, da die Kerls schon länger tot sind. ZU schade.). Aber Zero bleibt halt ein Level-D(-E). Keine Wiederstandskraft. Der Arme. Aber er hat ja ein starkes Reinblut (zur Info, ich spreche von mir), um ihn zu beschützen. Langsam macht mir das Spielchen Spaß. Ist nicht so, als hätte ich meine große Liebe gefunden. Außerdem hasst er mich. Zu schade. Sonst könnte ich wirklich darüber nachdenken. So eine Beziehung hatte ich noch nie. Das wär mal was neues. Kiriyuu stöhnt im Schlaf. Okaaay – das klang echt pervers. Hoffentlich hat Yuuki das nicht – NATÜRLICH hat sie. Ihre Augen funkeln mordlustig. „Onii-sama ...“ Autsch. Das klingt böse. „Wir sind da.“ „Eh ...?“ Ich schiebe den tiefschlafenden Zero von meinem Bauch auf den Sitz. Und richte mich auf. TATSACHE. Dahinten ist das Mond-Wohnheim. Cool. Sieht aus wie früher. Nur dass jetzt irgend ein anderer Kerl an meiner Stelle das Wohnheim leitet ... Moment. Ich bin nicht allen Ernstes EIFERSÜCHTIG? Auf einen Typen, den ich gar nicht kenne? Kiriyuus Hand rutscht vom Sitz und landet auf expiziter Stelle – sehr expizit sogar. Ok – ich gebs ja zu. Es ist mein ... Allerwertester. Zero hat ziemlich filigrane Finger. Für einen Mann. Außerdem sind sie weich. Wenn man genauer drüber nachdenkt, wirkt er im Moment eher wie ein Mädchen. Was, wenn ... Nein. Unmöglich. Ich hab ihn schon oben ohne gesehen. Zero ist ein Kerl. Eindeutig. War das eben Wunschdenken von mir? WILL ICH ETWA, dass Kiriyuu ein Mädchen ist? Ich muss langsam den Verstand verlieren. Ich ziehe es in Betracht, dass ich mich in Zero Kiriyuu verliebt habe. Einen MANN! Und das auch noch ernsthaft! HILFE! Ich will nicht! HELP ME! I'M GETTING GAY! Auch wenn Zero der bestaussehendste Mann der Welt wäre (Ok – er IST es. Klang das komisch? Oh verdammt, ich denke sogar schon komische Sachen über ihn. (Gott sei Dank bin ich noch nicht auf dem Level, ihn mir nackt vorzustellen ... Hmmm ... Wie das wohl wirken würde? Muskeln? Nein, eher Mädchenhafte Figur – WTF? Was denke ich?)) Also, auch wenn er der bestaussehendste Mann der Welt wäre, ich verliebe mich nicht in ihn! Ich bin heterosexuell! Eindeutig! Hundertprozentig! Das muss einfach so sein! (Bii ist auch in Orgnung, aber doch nicht HOMO « das bööööse Wort) Zeros Hand bewegt sich ein bisschen. Ein Schauder läuft über meine Rücken. Ich gebs auf. Ich bin also h...o...m...o. Zitter. Ich stehe auf Männer. Besser gesagt, ich hab mich in jeman(n)den verliebt, der mich abgrundtief hasst. Und der ist auch noch n Kerl. Das wird ganz sicher eine unerwiderte Liebe. Woran denke ich eigentlich grade? Finde ich mich grade allen Ernstes damit ab, schw*l zu sein? Nein. Das lasse ich nicht zu. Ich werde für meine Heterosexualität kämpfen. Einen langen, grausamen und blutigen Kampf. Auf Leben und Tod. Ehrlich. Hörst du, Kiriyuu? Ich verliere nicht gegen dich! Ich bleibe mir Treu! In mir erwacht der Kampfgeist des Tigers. Roooar. (Okay, das klingt seltsam. Schnurr. Verdammt, jetzt muss ich schon wieder an Zero denken. Fu – uck!) Jetzt hab ich echt lange genug gejammert. Aidou und Yuuki sind längst ausgestiegen. Ich wuchte mich unter Kiriyuu hervor und setzte mein Vampir-Pokerface auf. Ich mag nicht der coole Held sein, für den mich manche halten, aber ich werd mir garantiert nicht anmerken lassen, worüber ich gerade nachgedacht hab! Das wäre ja noch schöner! I'm Kaname Kuran, the big vampire! Ich lass mich nicht unterkriegen! Von niemandem! Schon gar nicht von einem gewissensilberhaarigen Kerl. Oh verdammt. Ich denk schon wieder an Kiriyuu. Alles klar. Jetzt reichts. Yuuki Kanames Schritte sind ein gutes Stück zu energisch und sein Pokerface zu ernst. Ich kenne ihn gut genug um zu ahnen, woran er gerade gedacht hat. Aidou seufzt und schließt das Auto zu. Gute Idee. Dann ist Zero nicht weg, wenn wir zurückkommen. „Cross wartet auf uns.“, meint Aidou und klopft Kaname grinsend auf die Schulter. „Dein Geliebter ist sicher.“ Mein Bruder dreht langsam den Kopf. „Was. Hast. Du. Gerade. GESAGT?! Ich bin nicht schw*l!“ Blutrote Augen. „Willst du unbedingt sterben?“, fragt er aggressiv. Aidou grinst. „Du setzt dich ja richtig für ihn ein, SENPAI.“ Autsch. Das überlebt er nicht. Selbst als Vampir nicht. Zu unserer beider Überraschung macht Kaname nichts. Nein, NICHTS ist falsch. Er LÄCHELT. Aaah. Böse. „Weißt du, Aidou, glaub du, was du willst. Ich kenne die Wahrheit.“ WTF? Kaname ist back on stage: der Supervampir. Beeindruckend. Wirklich beeindruckend. „Beeilen wir uns“, meint der Reinblüter. „Stimmt, sonst wird Direktor Cross noch sauer.“, werfe ich schnell ein. Mit schnellen Schritten laufen wir über den Kiespfad in Richtung Mond-Wohnheim. Ein schmerzlich vertrauter Anblick. „Wo erwartet uns Cross?“, fragt Kaname. „Im Wohnheim, zusammen mit einigen neuen Vampiren.“, antwortet Aidou, bemüht, sachlich zu bleiben und sein Grinsen zu unterdrücken. „Ah.“ Kaname sieht hinauf in den Himmel. „Bleibt stehen.“, meint er plötzlich. Aidou und ich halten inne. Im selben Augenblick brechen zwei Gestalten aus dem Gebüsch. Kaname verzieht keine Miene. Selbst als sich zwei lange Schwerter an seinen Hals legen. „Was ein herzliches Willkommen.“, sagt er leise Kaname Ha! Ich kanns noch! Mann bin ich COOL!! Yuuki Die beiden fremden Vampire sind Zwillinge, verhältnismäßig klein und haben ins Blau tendierendes, schwarzes Haar. Dazu silbergraue Augen und jeweils drei Piercings. An verschiedenen Stellen. Echt super. (Ach ja, sie haben perlweiße Haut und tragen italienische Anzüge. Bläulich. Mit glänzend schwarzen Halbschuhen. Eindeutig nicht unsere Schuluniform.) Der linke trägt außerdem einen silbernen Reif, der mich an ein Hundehalsband erinnert, um den Hals. Kalte Blicke. Eiskalt. Kanames Augen sind blutrot. Auch wenn er ruhig wirkt, er ist stinksauer. „Tom. Edward.“, meint jemand scharf von hinten. Synchron drehen sich die Zwillinge um. Aus Richtung des Wohnheims kommt ein weiterer Vampir (weil in NightClass Uniform). Eine Frau. Die beiden lassen die Schwerter sinken. Die Frau macht einen weiteren Schritt und ist plötzlich bei uns. Sie riecht nach Metall. Bissig. Seltsamer Geruch. Sie wirft ihr Haar zurück. „Verzeiht ihr rüdes Auftreten, Kuran-sama. Edward und Tom sind auf Eindringlinge abgerichtet. Sie haben euch verwechselt.“ Was? Diese *** redet von den beiden als wären es Hunde! Ich glaubs nicht! Ihre weißblauen Augen funkeln. „Wo ist Zero-kun?“ Ah. Sie kennt Zero?! „Mit wem haben wir die Ehre?“, fragt Kaname eisig. Sie lächelt. Ebenso eisig. „Mein Name ist Jeannie Amanda Maghony, ich bin die Leibwächterin seiner Exzellenz Thomas Alphonse Brown. Die zwei, Edward und Tom Dyer, sind unsere dogs.“ Kaname nickt. „Mein Name ist Kaname Kuran, das ist meine Schwester Yuuki. Das dahinten ist Hanabusa Aidou. Er ist immer noch Schüler dieser Schule.“ Bewundernswert, wie ruhig er ist. Ich hätte schon längst gefragt, was Jeannie mit „dogs“ gemeint hat. Und wer Thomas Alphonse Brown ist. „Nun, Maghony-san ...“, beginnt Kaname. „Nennt mich Jeannie. Ohne chan, san oder sama. Ich komme aus England, wir benutzen diese niedlichen Anhängsel nicht.“ Kaname lächelt kühl. „Nun, Jeannie, ich gehe davon aus, Thomas Alphonse Brown ist der neue Hausvorstand?“ „In der Tat. Außerdem ist er einer der führenden Vertreter unserer Rasse im Londoner Konzil.“ Mir ist sofort klar, das der Erwähnte Reinblut ist. Auch wenn mir Londoner Konzil nichts sagt. Hab noch nie ein ausländisches Reinblut getroffen. Wie er wohl aussieht? „Direktor Cross und Sir Brown erwarten euch, Kuran-sama.“ Mein Bruder nickt. Ich frage mich, wie sauer er wirklich ist. Man merkt nichts. Er ist total cool. Das ist in den letzten Tagen verdammt selten. Eine Rarität sozusagen. Aber impressiv («beeindruckend). So liebe ich meinen Bruder. Jeannie bedeutet uns, ihr zu folgen. Die beiden „dogs“(Was auch immer das ist) flankieren uns, als wir uns auf den Weg zum Mond-Wohnheim machen. Zero Als ich aufwache, rieche ich zwei Dinge. Erstens: Leder. Zweitens: Kaname. Besser gesagt, sein Parfum. Oder was auch immer er benutzt. Der Geruch hängt überall an mir und den Sitzen. Seltsamerweise riecht es ziemlich exotisch und sogar ein bisschen nach seinem Blut. Es passt ganz gut zu ihm. Sollte ich mir auch mal überlegen. Auch wenn ich bezweifle, dass ich je was im Zero-Kiriyuu-Stil finde. Frag mich, wie mein Blut schmeckt. Da ich Level-D bin, wahrscheinlich nicht sonderlich gut. So unfair! Warum ist dieser baaka so perfekt? Mooment mal. Ich bin nicht allen Ernstes eifersüchtig auf diesen (neuerdings) perversen Blutsauger, oder? Nah, unmöglich. Ich hasse ihn ja. Ach ja, wo wir grad beim Thema sind, WO IST ER? Haben die drei anderen sich kurzfristig in Luft aufgelöst? Ich richte mich auf. Unter meinen Händen knarzt das schwarze Leder von Autositzen. Ich bin immer noch im Volvo ... Wieder. Verdammt. Was ist passiert? Das letzte, an das ich mich erinnere, ist, dass Kaname mich dazu gebracht hat, ihn zu beißen. OMG. Wie das wohl ausgesehen hat ... Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Aber damit hat er mir wohl das Leben gerettet. Aus dem Wald getragen hat er mich auch noch. Verdammt. Ich schulde dem Kerl was. Ich drücke die Autotür auf. Wo sind sie? Na ja. Aufdrücken ist gut. Tatsache iiist: Die Tür bewegt sich nicht. Super. Jetzt ham se mich in einem neuen Auto mit ekelhaft stinkenden Ledersitzen eingesperrt. Mist. SO WAS PASSIERT AUCH NUR MIR! « Hey, hier bin ich wieder! Endlich sind sie da: meine ersten eigenen Charaktere... Und, wie gefallen sie euch? Ich kann Jeannie ja eigentlich nicht ab, aber die Zwillinge liebe ich. Und Thomas Brown. Keine Angst, das sind dann auch schon fast alle Neuzugänge. Fehlt nur noch der/die BÖSE und die englische Queen Viktoria (In jung und hübsch – jaaa, ganz recht, es geht nach LONDON. Dauert nur noch n bissle.) Und jetzt, wo sie „wieder am alten Platz“ sind, geht die Story eigentlich erst richtig los – und es wird noch viel blutiger ^^ als zuvor... Ihr dürft euch freuen! Superviel Spaß beim Lesen, eure Autorin Sal Kapitel 7: Zurück in der CrossAcademy ------------------------------------- Kaname Vor uns schwingen zwei dunkle Flügeltüren auf und wir blicken in eine schmerzlich vertraute Eingangshalle. Wieder am alten Platz, nach fast einem Jahr. Ugh. Es riecht extrem nach Bluttabletten. Jeannie (die arrogante Z*cke. Jetzt weiß ich, was ich an Kiriyuu habe. Schweigsam. Folgsam. Und immer ein bitterböser Blick.) geht mit klackernden Absätzen (schwarze Lederhighheels, geschätzt 14 cm. Ist verboten. Eigentlich. Aber madam interessiert so was ja nicht.) zu der Sitzgruppe unter der Treppe. Ich kann zwei Personen erkennen, die in dem riesigen Ledersofa sitze. Die beiden dogs hinter uns bleiben mit gesenkten Köpfen Köpfen stehen. Der mit dem silbernen Halsband sagt etwas in schnellem Englisch. Ich verstehe es nicht. „Well, thank you, Edward. I'll think about it.“, antwortet Jeannie. Kann die nicht einfach Japanisch sprechen wie jeder vernünftige Mensch /Vampir auch? Oh wie ich dieses Weib hasse! Aidou, Yuuki und ich folgen ihr zu den beiden Personen auf dem Sofa. Auf halbem Weg bleibe ich wie angewurzelt stehen, weil ein großer, pferdeschwänziger Mann auf uns zugestürmt kommt und meiner Schwester tränenüberströmt um den Hals fällt. Ich erhasche einen kurzen Blick auf eine ovale Brille. „Meine Tochter ist zurück!“, wimmert er. Yuukis rechtes Auge zuckt. Sie zwingt sich zu lächelt. „Ah, Direktor Cross.“ Wie eine Sturmflut schießen die Tränen unter der Brille hervor. „Du sollst Papa sagen!“ „Ah, it seems our guests have arrived, Miss Maghony.“, sagt jemand mit tiefer Stimme hinter uns. Ich wende mich um. Neben dem Sessel steht ein junger Mann in schwarzem Smoking. Seiner Aura nach zu urteilen unverkennbar ein Reinblut. Er hat gepflegtes und gescheiteltes blondes Haar, dazu stechend grüne Augen. Katzengrün. Leuchtend. Er lächelt, ohne seine Zähne zu zeigen. Wirkt verdammt arrogant. Er kommt mit einigen Schritten zu uns herüber und reicht Yuuki die Hand. Verwundert reicht sie ihm sie. Der Blonde neigt sich hinab und berührt sie sacht mit seinen Lippen. „Ich gehe davon aus, diese Schönheit ist Yuuki Kuran.“, meint er in fließendem Japanisch. Meine Schwester läuft leicht rosa an und nickt. Uääääh! Was für ein mieser Schleimer! Yuuki Was ein Gentleman! Wenn alle Engländer so sind, dann will ich unbedingt nach London. Auswandern. Kaname meint säuerlich von schräg hinten: „Angenehm, Sie zu treffen, Brown-san.“ Der Vampir wendet sich ihm zu. „Kaname Kuran, nicht wahr – Sie sind – der Mann?“ „Der Bruder.“,meine ich, bevor onii-sama den Tatbestand erklären kann. Ich bin fast versucht, „Und außerdem Kiriyuu-sans Geliebter“, hinzuzufügen, aber so blamieren will ich ihn nicht. Seine Gefühle sind noch zu jung und unbefleckt. Thomas Alphonse Brown lächelt wieder sein mysterisches Lächeln. „Ah. Und dorthinten ist ja auch Hanabusa. Schön.“ Aidou senkt den Blick. „Eure Exzellenz.“ Kanames roteAugen durchbohren ihn. „Veräter“, formt er mit den Lippen. „Hatte keine Wahl“, antwortet der auf dieselbe Weise. „Nun“, meint der englische Reinblüter, „Danke, Jeannie. Ihr könnt euch zurückziehen.“ Die Vampirin und die dogs nicken, machen einen Schritt nach vorne und sind mit einem Zischen verschwunden. „Wir nennen es time cross.“, erklärt Brown. Überflüssig. Ich kann das auch. Das kann JEDER Vampir. Aber ich mag seine Stimme. Richtig männlich. Da kommen selbst Kaname und Zero nicht mit. „Wir haben bereits alle Formalitäten erledigt, Kuran-kun.“; meint Rektor Cross und rückt seine Brille zurecht, „Ab heute sind Kuran-kun, Kiriyuu-kun und Yuuki offizielle Schüler der NightClass.“ WAS? Seit wann das denn? Kaname nickt. „Danke.“ Der Kerl hat das geplant? Dieser B.A.K.A. Ich hasse ihn! Zero dreht durch, wenn er rauskriegt, dass er mit den Vampiren in die NightClass gehen muss! Wie kann Kaname nur so herzlos sein? Kaname Ja, das mit der NightClass war meine Idee. Man passe sich seiner Umgebung an. „Es gibt nur ein Problem.“, meint Thomas Brown. Ich sehe auf. „Wir haben nur noch zwei Zimmer frei. In einem ist Jeannie, also schlage ich vor, dass Yuuki-chan mit ihr in einem Zimmer schläft.“ Was soll das? Warum nennt der B*stard meine Schwester in dem Tonfall „chan“? Grrr. Aber das Beste kommt jetzt: „Dann werden sich Kuran-SAMA und Kiriyuu-kun das verbliebene Zimmer teile.“, meint der Reinblüter. Nein! Gott, bitte nicht! ALLES nur das nicht! Zur Zeit gibt es für mich nichts Schlimmeres als Kiriyuu. Mit dem in einem Zimmer – Ich DREH DURCH! Aber andererseits – sadistisch grins – das ist meine Chance, über meine schrägen Gefühle zu kommen. Also nicke ich. „Einverstanden, Brauno-senpai.“ Seine grünen Augen zucken kurz, doch er sagt nichts. Ich hab ihn. Das hier ist MEIN Wohnheim. Der Kerl soll gefälligst nach meinen Regeln spielen. I'm King Kaname – selbst wenn ich mit Zero Kiriyuu in einem Zimmer übernachten muss. Zero Mittlerweile dämmert es schon. Ich habe mich trotzig quer über die Ledersitze des Autos gelegt und die Arme verschränkt. Die haben mich einfach hier eingesperrt und zurückgelassen. In meinem Zustand! Ich bin ein halbtoter Untoter, verdammt! Oh wie ich diese elenden Blutsauger hasse! Gelangweilt füge ich dem (hoffentlich teueren) Polster einen siebenundzwanzigsten tiefen Riss mit meinen Eckzähnen zu. Während ich noch einen langen schwarzen Lederstreifen im Mund halte, taucht eine große, dunkle Silouhette hinter mir am Fenster auf. Jemand starrt mich aus roten Augen an. Verdammt roten. Autsch. Kaname ist richtig sauer. Ein schneller Seitenblick genügt mir, um festzustellen, dass er alleine ist. Alleine mit Kaname Kuran. Mitten auf eiunem halb zerfallenen und verwaisten Parkplatz. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen. Nicht gut! Mit lautem Klirren birst die Fensterscheibe unter seiner Faust. Glasscherben fliegen mir um die Ohren. Kanames Hand bremst zwei Millimeter von meiner Nase. Ich spüre noch den Luftzug auf der Haut. Ich sehe langsam zu ihm auf. An seinem Gesichtsausdruck ist deutlich zu erkennen, wie sauer er ist. Ich lächele ihn schüchtern an. „KIRIYUU...“, droht er. Dann schlägt er den zweiten Arm in die Tür und sprengt sie kurzerhand aus den Angeln. In einem Lichtblitz springt er nach vorne, kniet sich über mich auf den Sitz und drückt mich mit einem Arm runter. „Zero Kiriyuu, hegst du den Wunsch zu sterben?“, fragt er leise. „War das Auto neu?“, frage ich zurück. „Nein, nur die Sitze ...“ Er hält inne, starrt mich kurz an und verpasst mir dann einen heftigen Kinnhaken. Mein Kopf fliegt in den Nacken. Ich spüre Blut meinen Hals hinablaufen. Mist. Hab mir auf die Zunge gebissen. So ein ... Ich höre Kaname „F*ck!“, murmeln. Ganz langsam legt er seine langen Finger an mein Kinn und drückt meinen Kopf weiter nach hinten. „Kuran – WAS MACHST DU DA?“, frage ich und versuche, meine Panik zurückzuhalten. „Wenn du mich bestrafen willst, schlag mich noch mal, aber das ist echt nicht lustig ... oi, Kuran, hörst du mir überhaupt zu?“ Er hat den Kopf auf meine Schulter sinken lassen. Ich spüre seine heftigen Atemzüge auf der Haut. Er macht mir echt Angst. Jetzt fängt er auch noch an, lautlos zu lachen. Bei jedem leisen Kichern stellen sich meine Nackenhaare ein Stück mehr auf. „Entschuldige, Kiriyuu“, flüstert er in mein Ohr, „Ich kann es nicht stoppen ... ich habe ... keine ... Kontrolle mehr ... vergib mir ...“ Sein Atem ist nur noch ein leises, unregelmäßiges Keuchen. „Kuran ... hör auf, das ist nicht mehr witzig ... lass das ... hör auf ... Aaah!“ Kaname hat seinen Kopf ein wenig bewegt. Ich spüre jetzt seine Lippen auf der Haut. Sie zittern ein wenig. Langsam bezweifle ich, dass er nur Spaß macht. Er scheint wirklich mit sich zu kämpfen. „Komm schon, Kuran...“, meine ich bittend. Flehend. Ich habe verdammt noch mal Angst. Kann mich nicht bewegen. Der Kerl ist zu stark. Warum hilft mir keiner? Was will der Kerl von mir? Wieso bin ich es immer? Kann der sich nicht jemand anders suchen? Ich zucke erschrocken zusammen, als er mit eiskalten Fingern über meine perlweiße Haut streift, dann langsam, ganz langsam seine Lippen einen Spalt breit öffnet und beginnt, das dünne Blutrinnsal von meinem Hals zu lecken. Peinlich langsam. So als würde er jede Sekunde genießen. Ich zittere. Kann nicht aufhören. Ich habe verdammt noch mal Angst. Panik. Das ist echt extrem. So eine Mischung aus Angst und Wohlbehagen hab ich echt noch nie empfunden. Kanames Zunge ist an meinem Kinn angelangt. Ganz sanft schleckt er ein zweites Mal, um auch jeden Rest des Blutes aufzunehmen. „Kura – an ... hör auf ...“, meine ich leise und muss mich zurückhalten, um den letzten Teil nicht in ein unartikuliertes Stöhnen enden zu lassen. Kaname umschließt meine Unterlippe mit seinen Lippen und beißt sacht hinein. Ich schmecke Blut in meinem Mund, mein Blut und noch ein weiteres, weitaus süßeres Aroma. Ohne mir ganz klar zu sein, was ich grade tue, tastet meine eigene Zunge nach Kurans Eckzahn, der irgendwie halb in meiner Lippe steckt. Um ihn herum kann ich mein eigenes Blut schmecken, aber gleichzeitig wird auch der süße Geschmack stärker. Langsam dämmert mir, was ich da über meinem Blut schmecke, und das ist ziemlich EKLIG! (Ich rede hier nämlich von seinem Speichel, und abgesehen davon, dass er mich grade zum was-weiß-ich-wie-vielten Mal küsst, ist die Vorstellung, dass ich seinen Speichel SÜSS finde, ziemlich eklig) Ich sehe Kaname ruhig ins Gesicht und suche nach Pickeln. Weil ich schon so Angst habe, dass es mich langweilt. Finden tue ich keinen. In diesem Moment reißt Kuran die Augen auf, sie wechseln blitzschnell die Farbe von rot zu braun. Er springt zurück und lehnt sich heftig atmend gegen die gefetzte Autotür. Er hebt die Hand vors Gesicht und wird quietschrot. Ich bin ungewöhnlich ruhig und gelassen. „Na, endlich fertig?“, frage ich ihn giftig. „Tut mir leid.“, meint er und sinkt in sich zusammen, tut mir wirklich leid. Ich bin eben doch nur ein unkontrollierbarer Blutsauger, nicht wahr?“ Er zieht die Beine an und legt die Arme darum. „Wirklich, Sorry, Zero. War keine Ansicht.“ WTF? Der Kerl entschuldigt sich bei mir und sieht aus wie ein Häufchen Elend. Der Arme. Ich rappele mich auf und krabble zu ihm herüber. Er hebt nicht den Kopf. Gott, stellt der sich an. Ist ja nicht so, als hätte er mich vergewaltigt oder so was. Ich strecke die Hand aus und tätschle ihm den Kopf. „Ist ja gut, ist ja gut.“ Meeeein Gott. Was ein ... Wenn er jetzt noch anfängt zu heulen und mit traurigen Geschichten aus seiner Kindheit kommt ... „Meine Mutter hat immer schon gesagt, ich wäre zu impulsiv ... ich hab nie auf sie gehört ... ICH BIN SO EIN VERSAGER!“ Eeeeh, okay. Das passt nicht. Überhaupt nicht. Was zum Teufel ist los mit dem Kerl? Es kostet mich einige Überwindung, zu lächeln und „ist ja nicht so schlimm, guter Junge, guter Junge.“ zu sagen. Ich komme mir vor als würde ich einen verletzten Welpen versorgen. Ich erschrecke mich halb zu Tode, als das Reinblut ruckartig den Kopf hebt und meine Hand wegstößt. Dann packt er mich beim Schlawittchen und zerrt mich hinter sich her aus dem Auto. „Komm, Kiriyuu.“, meint er, „Ab heute sind wir Zimmergenossen.“ WOAS? WAS? DAS MEINT DER JETZT NICHT ERNST! NIEMALS! Niemals gehe ich mit dem in ein Zimmer. Als ich zur Seite sehe, sehe ich Kaname grinsen. Böse. Au. « Hey, hier ist noch mal Sal-Sal *kicher* Ich wollte nur mal in die Runde fragen, ob ich die englischen Passagen in Nightmares übersetzten soll. Es werden nämlich noch mehr (sowie kompliziertere) und ich will nicht, dass es am Ende heißt „schöne Story, aber man versteht die Hälfte nicht weil auf Englisch“ Also, wäre super nett, wenn ihr mir das in euren Kommentaren beantwortet! Wish you well (ich kanns nicht lassen -.-“), Sal (das reimt sich – wish you well – Sal *blöd grins*) Kapitel 8: Ich sehe ihn in meinen Träumen... -------------------------------------------- Kaname I'm really pissed of this situation, wie der Brite sagen würde. Ich hasse Engländer. Neuerdings. Und ich glaubs einfach nicht, was ich mir vor Kiriyuu geleistet hab. Ich hab fast angefangenn zu heulen und außerdem hat mir der *** auch noch über den Kopf gestreichelt! Er hat es gewagt! Und jetzt hocke ich mit einer Riesenfresse auf der Kante meines Bettes und starre die trostlose weiße Wand giftig an. Ich muss unbedingt jemanden umbringen. Egal, wen. KILL! Das Bett über mir knarzt und eine Flut von silbernen Haaren fließt hinab. Zero beugt sich tief über den Rand und schaut mich interessiert an. „Alles in Ordnung, Kuran?“ Ich weiß, wen ich umbringen will. „Komm mal runter, Kiriyuu.“ „Nein.“ Direkte Antwort. „Warum nicht?“ „Du machst garantiert wieder was komisches.“ Er traut mir nicht. Natürlich nicht. ZU RECHT nicht. Aber irgendwie traurig. Schade. Komischerweise will ich, dass er mir vertraut. OMG. Kaname Kuran – Wege zum Glück. Ich könnte Tagebuch schreiben und einen Film drüber drehen. Vielleicht wird ja was draus. Unter Pseudonym, versteht sich. Kiriyuu landet mit einem lauten Plumps auf dem Steinboden, dann schlägt er die Beine übereinander und sieht mich fragend an. „Und?“ „Was und?“, frage ich zurück. „Du wolltest doch, dass ich runterkomme, eeeh?“Dabei legt er den Kopf schief und schenkt mir einen treuen Welpenblick. O mein Gott wie SÜSS! Warum sieht der Kerl so knuddelig aus? Und WARUM ZUR HÖLLE will ich ihn dauernd von Kopf bis Fuß durchknuddeln? „Stimmt.“, meine ich. „Hast du deine Schuluniform schon, Kaname-senpai?“ „Nur Kaname.“ „Eh?“ „Wie gesagt. Wir sind Zimmergenossen. Ich bin Kaname. Ohne -senpai.“ „Ah – Okay.“ Zero grinst. „Was ist jetzt mit der Uniform?“ Ich nicke zu einem halb offenen Karton in der Ecke. „Da drin. Meine alte. Und du?“ Gott sei Dank. Ich werde nicht rot. Und ich rede NORMAL mit Kiriyuu. Wir schreien uns nicht an und ich stelle keine komischen Sachen an. Zero lacht auf. „Was?“ „Du siehst aus als würdest du dich zwingen, zu denken.“ „Wie lustig.“, meine ich. Mit einem Schnauben drehe ich mich von ihm weg. „Eeeh?“, fragt Zero und legt sich quer über meinen Rücken. „Hör auf, Kiriyuu.“, meine ich säuerlich und versuche, nicht rot zu werden. Ich spüre die Wärme, die von seinem Körper ausgeht, auf meiner Haut. WARUM HAR DER KERL DAS HEMD NICHT ZU? „Ich versuche nur, mit dir klarzukommen.“ „Du verhälst dich wie ein Mädchen.“ „Und du bist schwu-“ Ich schnelle vor und presse meine Hand auf seinen Mund. „Sei bloß still!“, fauche ich, „Sonst bring ich dich noch um.“ „Würdescht du nischt.“, nuschelt er an meiner Hand vorbei. „Warum nicht?“ „Du könntest es nicht, nicht wahr?“ Seine Augen sind ernst. „Mich umbringen.“ Meine Hand gleitet von seinem Mund. „Nein.“, meine ich. „Vermutlich nicht.“ Dann nehme ich ihn blitzschnell in den Schwitzkasten und fahre mit meiner Faust über seinen Schädel. „Du bist einfach zu niedlich.“ Zero kreischt auf und kippt rückwärts vom Bett. Und ich – logischerweise – hinterher. Wir schlagen hart auf dem Boden auf. Für kurze Zeit herrscht Stille. Dann:„Kiriyuu.“ „Hm?“ „Du verdrehst meinen Arm.“ „Oh.“ Zero sieht kurz zu mir rüber. Au, meine Knochen! Plötzlich fängt er an zu lachen. Hört nicht mehr auf. Hoffentlich erstickt er nicht daran. „Sorry, Kaname“, bringt er zwischen zwei Lachern hervor, „Ich kann einfach ... nicht mehr! Du bist einfach ... zu ... komisch!“ „Haha.“ Mein trockener Humor reizt ihn zu einem weiteren Lachkrampf. Als er sich nach ungefähr hundert Jahren wieder beruhigt hat, legt er den Kopf auf meinen Oberarm und schließt die Augen. „Ähm, Kiriyuu, mein Arm...“ „Nur Zero.“, murmelt der. Dann werden seine Atemzüge tiefer und ruhiger. Er ist – eingeschlafen. Oh noooo! Was mach ich jetzt? Wenn ich jetzt aufstehen könnte, könnt ich ihn ins Bett heben, aber ich kann mich nicht bewegen. Kiriyuu ist ein bisschen zu schwer. Außerdem würd er aufwachen, wenn ich mich jetzt bewegen würde. Ach, was solls. Es wird eh bald hell. Die Vorhänge sind schon vors Fenster gezogen. Ich zerre die Decke vom Bett und stopfe sie mir wie ein Kissen unter den Kopf. Ist ja egal. Dann schlafen wir heut halt auf dem Boden. Ich ziehe die Beine an den Körper und erlaube mir einen abgrundtiefen Seufzer. Zero murmelt etwas im Schlaf und greift um meinen anderen Arm. Ganz fest. Wie eine Katze rollt er sich zusammen und kuschelt sich regelrecht an mich. Na dann. So wird mir wenigstens nicht kalt. Ich lächle kurz und schließe meine Augen. Langsam gebe ich mich der Dunkelheit meiner Träume hin und schlafe umgeben von Zeros Wärme ein. Yuuki Jeannie lässt sich mit einem wohligen Seufzer aufs Bett fallen und schleudert ihre 14cm-Highheels achtlos in die Ecke. „Willst du oben schlafen?“, fragt sie. Ich zucke mit den Schultern. Dann fällt mein Blick auf die zwei ungewöhnlich großen Hundekörbchen in der Ecke. „Was ist das?“, frage ich. Jeannie lächelt. „Du wirst sehen.“ Ich mag es nicht, wie sie mich behandelt. So hochnäsig. Wahrscheinlich typisch Englisch. Ich klettere aufs Bett und lasse mich in die Kissen fallen. Das Gestell wippt und knarrt unter meinem Gewicht. „Deine Uniform liegt im Schrank.“, meint Jeannie zu mir. „Danke.“ Ich hab echt keine Lust, mir ihre Hochnäsigkeit noch viel länger anzutun. In diesem Moment klopft es ans Fenster. „Ah“,meint die Britin. „Sie sind da.“ Ich höre ihre Füße auf dem Steinboden, als sie zum Fenster geht und es öffnet. „Hi boys. How's your hunt been?“, fragt sie. Durch die Öffnung fällt Dämmerlicht in den Raum. Mit leisem Heulen springen zwei große silberblaue Wölfe in den Raum, schütteln den Reif von ihrem Pelz und lecken Jeannie freudig die Hand. „Good boys.“, lacht sie und krault die Wölfe. „Hey, Yuuki-chan.“ „Hhm?“ Ich lehne mich über die Bettkante und sehe zu ihr. „Das sind Ed und Tom.“ „Aha.“ Zwei Paar silbergraue Augen richten sich auf mich. Ziemlich intelligente Augen. Das irritiert ein bisschen. Die Namen erinnern mich an jemanden. Aber ich komm nicht drauf, an wen. „Alles klar. Gute Nacht.“, meine ich und drehe mich zur Wand. „Ich frag mich, wann er es dir sagt.“, meint Jeannnie. „Wer? Wer will mir was sagen?“ „Ah, Yuuki-chan. Bist du verlobt?“ Ich spüre eine glühende Nadel durch mein Herz stoßen. „Nein.“ „Gut!“, lacht Jeannie, „Dann sei mal auf alles gefasst!“ Kaname Ein leises, durchdringendes Wimmern lässt mich aus dem Schlaf schrecken. Dank der Vorhänge vor dem Fenster ist es schön dunkel im Raum, aber der Boden auch unangenehm kalt. Jemand klammert sich mit Kraft an mich. Ich spüre kurze, heftige Atemzüge an meinem Hals. Who the F*ck? Zwei vertdammt kräftige Arme schlingen sich um meinen Körper und quetschen mir fast die Luft ab. Diese Hände zittern. Jetzt fällt mir auch wieder ein, wer das ist. „Ähm, Zero, könntest du bitte deine Hände da – ark!“ Statt auf mich zu hören, presst er sich noch enger an mich. „Hey! Kiriyuu, verdammt ... !“ Seine Stirn liegt an meinem Hals. Er schwitzt. Langsam wird mir klar, dass Kiriyuu überhaupt nicht wach ist. Er träumt. Ein Albtraum. „Ichiro, nicht, ich wollte nie ... NEIN!“ Ich spüre ihn heftig zittern. „Bitte.“ OMG. Der Arme. Mit sanfter (*hüstel*) Gewalt befreie ich mich aus seinem Griff und setzte mich auf. Kiriyuu liegt schwer atmend auf dem Boden, über seine Schläfen rinnt der Schweiß. Plötzlich reißt er die Augen auf. Ich ziehe schnell meine Hand zurück, die ich unbewusst nach seinen Haaren ausgestreckt habe. Im Violett seiner Augen spiegeln sich silberne Tränen. Er starrt mich an, ohne mich richtig zu sehen. Er rappelt sich auf und kniet für einige Sekunden reglos vor mir. Dann schließt er die Augen. Silberne Tränen fließen über sein Gesicht. Mit einem Schluchtzen fällt er mir um den Hals. Woha. Ich bin GANZ SCHLECHT im Trösten. Was soll ich machen? HELP! Ach, ist ja auch egal. Ich verschränke die Arme hinter seinem Rücken und ziehe ihn enger an mich. Etwas unbeholfen flüstere ich: „Alles in Ordnung. Hör auf zu weinen. Alles ist gut.“ Zero Ich weiß nicht, wer es ist, der mich so sanft in seine Arme schließt, aber es ist mir egal. Es beruhigt. Ich vergrabe mein Gesicht in einer warmen Schulter und schließe die Augen. Ich habe Angst. Die Dunkelheit greift nach mir, mit langen, schwarzen Fühlern. Ich fürchte mich davor, einzuschlafen, dieser Albtraum wird wiederkommen, wieder und wieder, endlos. Ich werde es wieder sehen, den Tod meines Bruders, meine Schuld, alles meine Schuld. Ich krampfe meine Finger in ein weiches Hemd. Der Atem des Fremden vor mir streift meinen Nacken. Er macht lange und gleichmäßige Atemzüge, ganz ruhig. Nicht wie ich. Ich habe zu viel Schlimmes gesehen heute Nacht. Ich bin wie in Trance. Aber der Mann, der mich festhält, gibt mir ein seltsames Gefühl der Geborgenheit, ein vertrautes Gefühl, so als hätte er es schon einmal getan. Jetzt gerade ist es mir egal, dass er ein Mann ist, und mich kümmert auch nicht, wer er ist. Ich atme leise aus. Alles ist gut. Kaname So wehrlos habe ich Kiriyuu nie erlebt. Als Furie, halbtot, aber noch nie so wehrlos. Es tut weh, das zu sagen, aber sogar jetzt ist er noch verdammt SÜSS! So'n Mist. Ich krieg ihn einfach nicht aus dem Kopf. Unmöglich. Ach, who cares. Soll er doch. Egal, wie süß er ist, mich kriegt er nicht. Ah ja. Vielleicht sollte ich langsam schlafen gehen. Morgen ist schließlich Schule. Aber um schlafen gehen zu können, müsste Kiriyuu mich erst mal loslassen. Und so wie der sich an mich klammert, wird das in tausend Jahren nichts. Seufz. Ich will nicht auf dem Boden schlafen müssen „Hey, Kiriyuu.“, meine ich ein wenig unhöflich. „Lass los.“ Ohne auf mich zu achten, vergräbt er seinen Kopf tiefer in meiner Schulter. Er weint. Immer noch. Von Zeit zu Zeit murmelt er „Ichiro“ oder „Bitte“ Sonst tut er gar nichts. Seufzend spiele ich hinter seinem Rücken mit meinen Fingern. Hoffentlich hat er das wieder vergessen, wenn er aufwacht. Sonst hab ich ein mittelschweres Problem. Yuuki Die Sonne lässt sich Zeit mit dem Untergehen, fast, als wolle sie uns noch länger mit ihrem grellen Licht stören. Seit onii-chan mich gebissen hat, habe ich mich langsam aufs Nachtleben umgestellt und hasse das Sonnenlicht schon fast wie die anderen Vampire. Als mir klar wird, dass in zwei Stunden die Schule anfängt, kriege ich fast einen Herzinfakt und springe aus dem Bett. Lautlos lande ich auf dem Boden, werfe einen kurzen Blick in Jeannies leeres Bett und zwei verwaiste Hundekörbchen, fluche und stürme ins Bad. Ich schaffe es, in Rekordzeit zu duschen und meine Haare zu machen. Dann mache ich mich auf die Suche nach meiner NightClass Uniform. Finde sie unter dem Bett. Ich beeile mich, alle Knöpfe, Schleifen und Schnallen zu schließen und stürme aus dem Zimmer. Als ich die Treppe von der Galerie in die Vorhalle hinabspringe, sieht Jeannie auf. Sie sitzt auf dem Sofa, flankiert von den beiden Dogs. In dem Raum verteilt stehen einige mit unbekannte Vampire, aber ich erkenne einige aus der alten NightClass. Aidou lächelt mir zu, neben ihm erkenne ich die Silhouette von Akatsuki Kain. Gut. Schon mal zwei vertraute Gesichter. Wo bleiben Kaname und Zero? Diese Frage erübrigt sich im nächsten Moment. Alle Aufmerksamkeit in der Halle wendet sich der Treppe zu, an deren Beginn Thomas Brown neben meinem Bruder steht. Sie verstrahlen eine Aura unglaublicher Macht. Aber all das wird noch überschattet von Zeros Aura, die hinter ihnen den Raum schwarz färbt. Thomas kommt die Treppe hinab und reicht mir die Hand. „Wollen wir gehen?“ Kapitel 9: Vertrauensschüler ---------------------------- <