Leben ist tödlich von NightFoXx (Devil's Playground) ================================================================================ Kapitel 5: The Voice Within --------------------------- Devil's Playground - The Voice Within „Vincent!“ Seit er das Pferd bestiegen hatte, welches der freundliche Bauer im geschenkt hatte, verfolgte ihn dieser Ruf unaufhörlich. „Vince!“ Es war nicht die Stimme seines Verfolgers, da war er sich sicher. Stattdessen hatte sie etwas vertrautes und angenehmes. Noch konnte er die Stimme nicht zuordnen, doch er wusste, dass er den Rufer mit Sicherheit bekannt war und das gab ihm auf seltsame Weise ein gutes Gefühl. Er begann sich wieder zu erinnern. Vincents Pferd, welches wohl eher den Titel klappriger Gaul verdient hätte, trottete ruhig die schmale Straße entlang. Das kleine Wäldchen, welches er gerade passierte, war bereits vom Frühling eingenommen worden und zarte, kleine Knospen begannen die kahlen Bäume neu zu beleben. Von aller Anspannung gelöst, die ihn die letzten Tage begleitet hatte, lehnte er sich im Sattel zurück und genoss die kühle Frühlingsluft. Überraschender Weise fühlte er sich ausgesprochen wohl auf dem Rücken des Pferdes. Alle trüben Gedanken wurden weit weg geschoben und das kleine bisschen Zweifel, das zurück blieb, ignorierte der junge Mann gekonnt. Jetzt würde alles gut werden. Er hatte jetzt nicht nur einen Namen, nein, Vincent hatte jetzt auch wieder eine Herkunft. Noch im Dorf hatte er sich erkundigt, ob der Name 'de Chatelier' jemanden geläufig sei und, siehe da, die Chateliers besaßen ein größeres Ansehen ganz in der Nähe, nur einen halben Tagesritt von Vincents Unterkunft entfernt. „Vincent!!“ Doch je näher er seinem Ziel kam, desto lauter rief die Stimme in seinem Kopf. Fast so als wolle sie ihn warnen. Sein ungutes Gefühl versuchte sich immer wieder in den Vordergrund zu drängen, ihn zum Umkehren zu bewegen, aber er war zu entschlossen, um nachzugeben. Zu viel hing hiervon ab, er musste diesen Weg zu Ende gehen, sonst würde er vielleicht nie wirklich genau wissen, wer er eigentlich war. „Vincent, wie kannst du nur?“ Er versuchte nicht auf die Verzweiflung und Trauer der Stimme zu hören. Heute war sein Glückstag und den würde er sich unter keinen Umständen vermiesen lassen! Die Eisen der notdürftig beschlagenen Hufe seines Pferdes klackten dumpf auf dem Steinpflaster der breiten Straße, welche sich nun vor ihm auftat. Sein Ziel war nahe. An einem kleinen sprudelnden Bach machte er noch kurz Halt und ließ sein Reittier rasten, schließlich war es nicht mehr das Jüngste. Vincent kniete am Rande des Bächleins nieder und schöpfte mit den Händen ein wenig des klaren Wassers. Er war nicht durstig, doch er hatte das dumpfe Gefühl, dass sein letzter Schluck Wasser viel zu lange zurücklag. Es musste die Aufregung sein, die alle seine sonstigen Bedürfnisse verdrängte. Nachdem er seine trockenen Lippen befeuchtet hatte, beschloss er, sich noch etwas umzusehen. Die Gegend schien ausgesprochen friedlich und idyllisch. Fast schon zu schön. Leichtfüßig erklomm der junge Suchende den Weidehügel, welcher sich unweit seines Rastplatzes befand. Vor ihm breitete sich nun das Tal in seiner ganzen Größe aus. Er sah, wie der kleine Bach zu einem Strom wurde und dass die steinerne Straße ihn zu einem etwas größeren Dorf führen würde. Ansonsten schien das Tal jedoch nicht groß bevölkert zu sein. Vincents Blick richtete sich auf das auffälligste Gebäude in der Umgebung, eine Burg, welche sich abseits am Rande des Tales aus einem dichten Wald erhob. Die Schlichtheit ihrer grauen Mauern schien ihn förmlich anzulocken. Ein stummer Drang befahl ihm, sich sofort zu der Burg auf zumachen, das musste das Anwesen seiner Familie sein! Andererseits war da wieder diese besorgte Stimme in seinem Kopf, die ihn zur Vorsicht mahnte. Vielleicht sollte er sich doch zuerst ins Dorf begeben und weitere Informationen sammeln, bevor er leichtsinnig etwas riskierte. Schweren Herzens riss er sich vom Anblick seiner vermutlichen einstigen Heimat los und lief zügig zurück zu seinem Pferd. Die Zeit des Wartens und des Ausharrens in Ungewissheit war nun endlich vorbei! Das Dorf wirkte schwerfällig, ja fast schon depressiv. Die niedrigen Häuser schienen jeden Moment in sich zusammen zu fallen und mit den Menschen schien es sich nicht anders zu verhalten. Kaum jemand hielt sich auf der Straße auf. Er hörte hier und da ein paar Fensterläden zuknallen und sah lediglich ein paar ältere Herren vor einem Haus Karten spielen. Beachtung schenkte ihm jedenfalls niemand. Alles hier schien nur noch vor sich hin zu vegetieren. Selbst die Straße begann ab dem Dorfanfang stetig schlechter zu werden und auch die Bäume machten selbst für Trauerweiden einen erbärmlichen Eindruck. Dies war definitiv kein Ort, an dem sich der junge Mann sicher fühlte. Andererseits hatte er so etwas nie zuvor gesehen. Zumindest nahm Vincent das an. Von oben hatte das schmale Tal einen fast schon paradiesischen Anblick abgegeben und dann fand er so ein Dorf vor? Irgendetwas schien hier gewaltig schief gelaufen zu sein. Er lenkte sein Pferd weiter die schlechte Straße hinab, in der Hoffnung vielleicht doch noch etwas erfreuliches zu erblicken. Stattdessen fiel sein Blick auf den Himmel, der sich immer weiter zu zog und mittlerweile von schweren Regenwolken bevölkert wurde. Die düstere Unwetterstimmung senkte sich über das kleine Dorf wie ein dichter Nebelschleier und schien es vollends einzuhüllen. Das machte dies alles für ihn nicht unbedingt sympathischer. Anscheinend war das doch nicht so ganz sein Glückstag. Auch die Stimme hatte sich seit seiner Ankunft im Dorf nicht mehr gemeldet. Vincent war sich nur noch nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war. Die ersten Regentropfen benetzten gerade die staubige Straße, als Vincent vor einem eindrucksvollen aber heruntergekommenen Wirtshaus hielt. Zumindest würde es ihm Schutz vor dem Regen bieten und vielleicht fanden sich auch ein paar Informationen über seine Familie oder über die seltsame Burg am Rande des Tales, die eine solche Anziehungskraft auf ihn zu haben schien. Gerade hatte er die ersten Stufen des Wirtshauses erklommen, sprang ihm die Tür entgegen und eine kleine Gestalt huschte aus der warmen Schenke hinaus in die Dunkelheit. Den Kopf gesenkt und sich die Kapuze weit ins Gesicht ziehend flog sie schon fast die Treppen herab und rempelte ihn kurz an, um auch schon wieder an ihm vorbei in die dunklen Straßen zu verschwinden. Vincent reagierte instinktiv und hielt die kleinere Person blitzschnell am Handgelenk fest und zog sie mit Schwung wieder zu sich herum, um ihr von Angesicht zu Angesicht begegnen zu können. Noch bevor er über den Grund seiner Handlung nachdenken konnte, zog die eingefangene Person seine Aufmerksamkeit fast schon zwanghaft an. Es handelte sich um eine junge Frau, die sich unter heftigen Flüchen versuchte von seinem Griff zu befreien. Die dunklen Haare fielen ihr wild ins Gesicht, welches, wenn es von allem ihm anhaftenden Schmutz befreit wäre, vielleicht sogar als schön bezeichnet werden müsste. Die junge Frau hob nun den Kopf, um ihn mit ihrem stechenden Blick zu fixieren und Vincent mit weiteren Schimpfwörtern zu betiteln, als sie abrupt inne hielt. Sie hörte schlagartig auf, sich gegen seinen Griff zu währen, stattdessen weiteten sich ihre Augen nun vor Schreck und vor lauter Ungläubigkeit blieb ihr der Mund offen stehen. Auch in Vincent regte sich das dumpfe Gefühl der Wiedererkennung, doch konnte er das Gesicht der Frau nirgends zuordnen. Doch blieb ihm auch kaum Zeit zum nachdenken, denn die Eingefangene schien sich von ihrem Schock erholt zu haben und stieß einen kurzen, spitzen Schrei aus und nutze die Überraschung des jungen Mannes, um sich loszureißen. Schnell stolperte sie ein paar Schritte rückwärts, um Abstand zu gewinnen, jedoch schienen sich ihre Augen noch nicht von seinen trennen zu können. Perplex schüttelte sie den Kopf, als wolle sie sich selbst davon überzeugen, dass sie nicht halluzinierte. „Unmöglich.“, flüsterte sie,„Vollkommen unmöglich!“ Noch bevor Vincent etwas entgegnen konnte, hatte sich die junge Frau auch schon umgedreht und flüchtete hektisch in eine dunkle Seitenstraße. Von dieser seltsamen Begegnung noch sichtlich verwirrt, stand Vincent noch eine Weile unschlüssig auf den Treppenstufen. Für eine Verfolgung war es jetzt wohl zu spät, doch wer war diese junge Frau und woher kannte sie ihn? Was hatte er ihr getan, dass sie so panisch vor ihm weg lief? Warme, stickige Luft schlug ihm entgegen, als er die Tür des Wirtshauses öffnete und hinein trat. Es hielten sich nicht viele Leute hier auf. Außer ihm schien sich kein Reisender hierher verirrt zu haben, nur ein paar Männer aus dem Dorf saßen zusammen in einer Ecke und tranken ein Bier, während den Tresen zwielichtige Gestalten einnahmen, die wohl schon seit den frühen Morgenstunden dort ausharrten und fleißig tranken. Angewidert rümpfte Vincent die Nase, als der abscheuliche Gestank von Schweiß, abgestandenem Bier und Schimmel zu ihm herüber zog. Er hoffte inständig, es würde bald zu regnen aufhören, damit er wieder von hier verschwinden konnte. Langsam schlenderte er auf einen freien Platz am Tresen zu, möglichst weit von den heruntergekommenen Säufern entfernt. Wortlos schob der Wirt ihm einen Krug Bier hin, den Vincent dankend annahm. Trübe Augen musterten ihn eine kleine Weile lang, bis sich der Wirt schließlich überwand, ihn anzusprechen. „Is' selten, dass sich 'emand 'er verirrt.“ Der etwas betagte und auffällig füllige Mann brachte beim Sprechen kaum die Zähne auseinander, zog zum Ausgleich dafür jedes Wort in die Länge. „Komm' se von weit 'er?“ „Hm? Ach, ja, kann man so sagen.“ Antwortete Vincent dem Wirt noch etwas durcheinander. „Scheint hier ja nicht viel los zu sein, davon abgesehen, dass ich gerade fast umgerannt wurde. Sagen sie, wer war diese junge Frau eigentlich?“ Innerlich hoffte er inständig auf eine ausgedehnte Antwort, doch wagte er es nicht, den Wirt mit tausend Fragen zu bedrängen und so noch mehr aufzufallen. Verächtlich stieß der Wirt kurz Luft aus. „Dat war nur de dreckige kleine Pamina. Kümmern se sich nich weiter 'drum.“ Pamina? Das war kein allzu geläufiger Name, hatte er ihn schon einmal gehört? „'at gebettelt, für sich und ihr'n winz'gen Bastard, de Hure. Selbst schuld, 'at sich ja dn Bauch fülln lassn, soll se machen, dat se fortkommt! Könn' mer 'er nich gebrauch'n so wat, jawohl!“ Nach seiner kurzen Ansprache schien der Wirt befriedigt und wandte sich wieder seinen verlausten Stammkunden zu. Erneut überkamen Vincent Zweifel. Kannte er diese Pamina wirklich oder verwechselte er sie nur mit jemanden? Dem Wirt zumindest schien er vorher noch nicht begegnet zu sein. Letztendlich war er doch geblieben, nachdem der Wirt ihm ein billiges Zimmer und somit ein schützendes Dach über dem Kopf geboten hatte, denn das Unwetter war während seines Aufenthalts in der Schenke keinen Deut besser geworden. Nun lag Vincent mal wieder mit dem Rücken auf einem Bett und dachte nach, wie so oft in letzter Zeit. Was sollte sein nächster Schritt werden? Sollte er sich im Dorf umhören oder doch nach dieser Pamina suchen, in der törichten Hoffnung, sie könnte ihm eventuell weiter helfen? Aber da war auch immer noch die geheimnisvolle Burg... Da er sich sicher war, in dieser Nacht zu keinem Ergebnis mehr zu kommen, drehte er sich auf die Seite und beschloss endlich zu schlafen. Die leise Stimme rief ihn durch den nahenden Schlaf hindurch. „Vincent“ Er hörte, wie die schnellen Schritte vom Gang her zu ihm herüber hallten. „Vincent!“ Anscheinend hatte er sich doch geirrt, es gab eine Person, die es wagte, ihm zu folgen. Und es war natürlich die Person, die es am besten vermochte, ihm ein schlechtes Gewissen zu bescheren. Vincent drehte den übergroßen Abbildern seiner Ahnen den Rücken zu und ging seinem Verfolger langsam entgegen. Wie erwartet, war es ein junger Mann, der mit aufgelöstem Gesicht auf ihn zu eilte. Er war nur um wenige Jahre jünger als Vincent und trug ähnlich prunkvolle Kleidung, nur dass er sie weniger gut ausfüllte. „Vincent, wie kannst du nur!“ Völlig außer Atem kam der junge Mann vor ihm zum stehen. „Antoine! So beruhige dich doch!“ Der Anblick versetzte ihm einen kleinen Stich, so blass und verzweifelt wie Antoine aussah. „Aber Vince, das ist Wahnsinn. Das kann einfach nicht dein Ernst sein!“ „Ich muss die Ehre unserer Familie verteidigen.“, lautete seine ruhige Erwiderung. „Jetzt komm mir nicht mit Ehre!“ , schnaufte Antoine empört, „Als hättest du dich je vorher darum geschert! Niemandem lag seit jeher die Familie weniger am Herzen als dir, ich kann unsere Väter heute noch darüber klagen hören. Ich kenne dich zu gut, um zu wissen, dass du deine Meinung dahingehend nie ändern würdest. Also sei ehrlich mir gegenüber Vincent! Vertraust du mir denn nicht mehr?“ Er hatte dies kommen sehen und doch hatte er nicht geschafft, dieses Gespräch zu verhindern. Warum hatte er sich nicht beeilt, dann hätte er Antoine das alles ersparen können! „Natürlich vertraue ich dir, mehr sogar, als jedem anderen. Doch ich werde dieses Duell bestreiten, es ist meine Pflicht.“ „Es ist doch vollkommen sinnlos! Wegen einer so kurzweiligen Liebelei sein Leben zu riskieren! Das ist doch sonst auch nicht deine Art, wo bleibt deine sonst so störrische Vernunft? Entschuldige dich bei ihrem Verlobten und lasse dem Baron, ihrem Vater, eine angemessene Summe zukommen und dann ist alles geklärt. Louis unterstützt dich bestimmt, wenn du ihn darum bittest. Nur verhindere dieses wahnwitzige Duell!“ „Antoine.“ Beruhigend legte er die Hände auf dessen Schultern. „Aber das ist doch blanker Selbstmord!“ „Und wenn schon. Es ist gut so, wie es ist, glaube mir.“ Er schenkte ihm ein versöhnliches Lächeln. „Vince … willst du etwa – sterben?“ ------------------------------------------------------------------------------ So und doch noch ein Kapi.... Ich mag es, es enthält wichtige andeutungen für noch kommendes. =) Das dörfchen ist mal wieder völlig klischeehaft geworden, aber ich mag es so.^^ aber jetzt hört der arme vince schon 2 stimmen...oh je oh je ;D Ich weiß nicht, was mich geritten hat, aber mir war danach, eine figur nach einem berühmten 'stück' zu nennen und das einzige was mir spontan eingefallen ist, war mozarts zauberflöte XD aber immerhin heißt sie nich papagena^^ *keksdose aufmach* Kommi? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)