Zeig mir ein Bild von Chimi-mimi (Erzähl mir eine Geschichte) ================================================================================ Kapitel 3: Key to your heart ---------------------------- „Das darf doch einfach nicht wahr sein.“ Man sah Hilary ihre Verzweiflung deutlich an, als sie den Inhalt ihres Rucksacks ausschüttete. „Was ist denn los?“ Der Junge mit den kurzen Hosen und der übergroßen Brille sah sie aus sicherer Entfernung fragend an. „Mein Schlüssel liegt daheim, mein verdammter Fahrradschlossschlüssel ist nicht hier.“ Ohne sich weiter um Kenny zu kümmern, durchwühlte sie ihre Habseligkeiten ein letztes Mal, bevor sie zu ihrem Fahrrad sah und sich eine Strähne, die sich losgelöst hatte, aus dem Gesicht strich. „Du bist doch ein Genie, kannst du das Schloss nicht knacken?“ „Na ja…“, druckste er ein bisschen rum, wich einen Schritt zurück und klammerte sich an seine Schultasche. „Mein Spezialgebiet sind ja nun doch eher Beyblades.“ „Was willst du mir damit sagen? Kannst du es nicht oder willst du es nicht?“ In der Zwischenzeit drückte der Brünette sich an die Mauer des Schulgebäudes. „Ich… ich… ich…“ „Kenny!“ Drohend sah sie ihn an und erwartete seine Antwort. „Hey, Hilary, lass den armen Kerl gehen, du machst ihm Angst.“ Tyson lehnte lässig an einer Straßenlaterne, die Schultasche über der Schulter hängen und sah sie grinsend an. Wütend richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf und sah ihn bitterböse an. „Wenn du das Schloss knacken kannst, nur zu, tu dir keinen Zwang an.“ Der Blauhaarige lachte laut auf und kramte in seiner Hosentasche. „Kein Problem.“ Im Nu hatte er seinen Beyblade gezogen und mit einem gezielten Schuss das Schloss geknackt. „Besorg dir besser ein neues Schloss, das ist wohl zu nichts mehr zu gebrauchen.“ „Oh je…“, seufzte Kenny leise, als er Hilarys Gesichtsausdruck deuten konnte. Neben Entsetzen, Erstaunen und grenzenloser Verblüffung war dort auch viel Wut zu sehen. „Tyson!“ Mit einem Wutschrei schmiss sie ihre Schultasche nach dem immer noch grinsenden Jungen. „Was denn? Das Schloss ist doch offen, oder?“ Er warf ihr ihren Rucksack zurück. „Du bist so… Argh!“ Hilary sammelte ihre Sachen ein und warf ihm noch einen giftigen Blick zu, bevor sie sich auf ihr Fahrrad schwang und davon raste. „Ich verstehe wirklich nicht, was sie hat.“ Kopfschüttelnd sah er ihr hinterher und wandte sich dann seinem kleinen Freund, der die Überreste des Schlosses aufgesammelt hatte, zu. „Das Schloss ist doch offen, was will sie mehr?“ „Du bist wirklich ein Idiot.“ „Jetzt fang du nicht auch noch so an. Was hab ich denn so Schlimmes getan?“ „Hier.“ Kenny drückte ihm das Fahrradschloss in die Hand. „Was soll ich denn mit dem kaputten Teil?“ „Entsorgen und reparieren oder ein neues Schloss besorgen.“ „Keine Lust.“ Er steckte die Überreste zwar in seine Hosentasche, verschränkte aber kurz darauf seine Arme hinter dem Kopf und gähnte herzhaft. „Mach es einfach!“ Unruhig saß Tyson an seinem Platz, die Hände in die Taschen vergraben, den Blick starr auf die Tür gerichtet. Er verstand immer noch nicht, warum Kenny ihm gestern Abend noch, am Telefon, die Leviten gelesen hatte, immerhin hatte er nur das blöde Schloss geöffnet. Nun gut, vielleicht nicht unbedingt auf die sanfte Tour, aber die Hauptsache war doch, dass es offen war. Hilary hatte nie erwähnt, dass es heil bleiben sollte. Frauen, nie konnten sie klar sagen, was sie wollten und nie konnte man es ihnen recht machen. Mit einem Seufzer legte Tyson seinen Kopf auf der Tischplatte ab, visierte aber immer noch die Tür an. „Morgen, Leute“, begrüßte die Brünette ihre Klasse so fröhlich wie jeden Morgen auch, bevor sie wie erstarrt stehen blieb, als sie den Blauhaarigen entdeckte. „Du? Schon hier? Aber… Es ist doch… die Glocke hat doch noch nicht geläutet.“ Einen kurzen Moment warf er ihr einen Blick aus seinen blauen Augen zu, dann wandte er sich ab und ihr den Rücken zu. „Kannst du jetzt nicht mal mehr guten Morgen sagen? So schwer ist das nun wirklich nicht, selbst für dich nicht.“ „Morgen Hilary.“ Wie immer kam Kenny rechtzeitig, um die beiden auseinander zu halten und eventuellem Streit vorzubeugen. „Hallo.“ Sie lächelte ihm zu, musterte Tyson noch einmal kritisch und misstrauisch, doch als dieser sich nicht regte, zuckte sie kurz mit den Schultern und legte ihre Tasche ordentlich neben ihr Pult. Als sie dieses öffnete, bemerkte sie sofort die Unordnung und die kleine Plastiktüte, die am Tag zuvor definitiv nicht da gewesen war. „Okay, wer war an meinen Sachen?“ Wie eine Kriegsgöttin stand sie im Raum, mit blitzenden Augen und schwenkte das Objekt ihrer Wut in der Luft herum. „Was ist da drinnen?“, fragte Kenny todesmutig und rückte seine Brille zurecht. „Ich weiß nicht.“ Verwirrt blickte Hilary auf die Tüte. „Ich schau mal nach… Ein Schloss? Ein Fahrradschloss?“ Ihr Blick fiel auf Tyson, der im Gegensatz zum Rest seiner Klassenkameraden immer noch auf seinem Platz saß und betont aufmerksam den Ast vor dem Fenster musterte. „Von wem auch immer das ist, vielen Dank. Das ist genau das, was ich brauchen kann.“ Mit einem versteckten Lächeln setzte sie sich an ihren Platz und ließ das Schloss in ihrer Schultasche verschwinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)