Tattoo von Snoop ([Kakashi ★ Sakura] Nonsense²) ================================================================================ Kapitel 2: Memory Refreshment ----------------------------- Es war wirklich schwer. Es war sogar verdammt schwer. Vielleicht sogar eine der schwersten Denkaufgaben, die er in der letzten Zeit zugeteilt bekommen hatte. Oder vielleicht ging es sogar soweit, eine der schwerste Aufgaben des gesamten letzten Ninjajahrzehnts zu sein. Was verdammt noch mal war an diesem Abend vor zwei Monaten nur geschehen? Was hatten seine ehemalige Schülerin und er nur angestellt, sodass es mit einer persönlichen Signierung auf ihrem Oberkörper geendet hatte? Sakura wusste anscheinend auf das Genauste darüber Bescheid. Die junge Medic-Nin wusste einfach immer Bescheid. Ob es sich nun um den neusten Klatsch und Tratsch des Dorfes… … Unterwäsche, die Naruto keineswegs tragen sollte… … oder einfach die günstigsten Angebote im Supermarkt um die Ecke drehte. Sie wusste Bescheid. Er könnte sie ja einfach fragen. Problematisch. Dies würde nur dann geschehen, wenn er lebensmüde wäre. Er hatte inzwischen jahrelange Erfahrung von Dingen und Verhaltensweisen bei Mitmenschen sammeln können, die Sakura blitzschnell in eine zweite Tsunade mit einem gefährlich hohem Sakedefizit verwandeln konnten. 1) Naruto im Allgemeinen 2) So ziemlich alles an Ino 3) Sein Zuspätkommen 4) Seine brillanten Ausreden dafür 5) Ino, die zu lange im Bad brauchte 6) Wenn der Kuchen im Café ohne Sahnehäubchen serviert wurde 7) Ino, die unter ihre Weißwäsche heimlich eine rote Socke mischte 8) Wenn Gai und Lee nebeneinander die Straße entlangliefen Bei Punkt 154 hatte sein Kopf selbstständig auf Standby geschaltet. Kakashi wollte eigentlich noch ein paar Jährchen erleben. Auf keinen Fall wollte er die nächste Ausgabe von Icha, Icha verpassen, die Anfang des kommenden Jahres endlich dieses grässliche Kochbuch von Platz eins der Bestseller Liste kicken würde. Ganz eindeutig schienen zu viele Frauen in diesem Dorf zu hausen. Unglücklicherweise bekam man dies bei den nächtlichen Barbesuchen nicht zu spüren. Der Kopierninja wollte auch noch erleben, wie Naruto Uzumaki zum Hokage ernannt wurde, langsam aber sicher verzweifelte und in dieser Aufgabe kläglich scheiterte. Nach einem guten Lacher könnte er dann friedlich sterben. Aber genau in diesem Augenblick kam ihm Sakuras übermenschliche Kraft einfach nicht gerade gelegen. Das einzige, an das er sich noch sehr gut erinnern konnte, war sein äußerst betrunkener Zustand an diesem schwammigen Abend. Andere Leute würden in diesem Fall sicherlich behaupten, dass 'äußerst betrunken' schamlos untertrieben war. Es war Hiashi Hyugas Geburtstag gewesen. Und dies führte nicht einmal in den engsten Familienkreisen selbst zu Freudensprüngen. Dieser Tag zählte im Hause Hyuga zu einem der dunkelsten des Jahres. Verrückt, warum dann immer wieder aufs Neue ein unglaublicher Aufwand in die Zelebrierung gesteckt wurde. Beinahe ganz Konohagakure wurde herzlich eingeladen, auch ein Stück von der exzellenten Laune des Hausherren mit nach Hause zu nehmen. Warum Hiashi im Endeffekt stets auf Hochtouren im grantig-sein kam, darüber wurden schon seit Jahren die wildesten Theorien aufgestellt und auch wieder verworfen. Trauer, da nach wie vor ein männlicher Nachfolger fehlte? Frust, weil schon seit Ewigkeiten der guter Sex ausgeblieben war? Wut, weil es immer wieder jemand schaffte Gai einzuladen? An was auch immer die gute Laune des Clanoberhaupts scheiterte, das Fest fand trotzdem jedes Jahr aufs Neue pünktlich und mit viel zu vielen eingeladenen und auch uneingeladenen Gästen statt. Und da der Hyuga so ein unglaubliches Talent darin hatte, seine Stimmungsschwankung erfolgreich weiterzuleiten, trug der letzte Ausweg schließlich äußerst schicke Alkoholnamen. So hatte am Ende des Abends doch noch jeder seinen Spaß. Und das Gefühl, sich auf einer viel zu lang anhaltenden Trauerfeier zu befinden, verflüchtigte sich mit der Zeit auch beinahe selbstständig. So lief das jedes Jahr. Und vor exakt zwei Monaten war es dann einmal wieder soweit gewesen. Sehr gut… daran konnte er sich also noch perfekt erinnern. Fing ja schon einmal ganz gut an. Dort hatte er dann zunächst einmal diesen teuflischen Willkommensdrink zu sich genommen. Oder zwei. Augenblicklich war es Kakashi so, als könnte er diesen einmaligen Geschmack noch einmal auf seiner Zunge spüren. Keine Sekunde später hatte sich sein Gesicht auch schon zu einer unerkennbaren Fratze verzogen. Teuflisch… Er verwettete seine halbe Hundemeute darauf, dass die Hyugas ganz zufällig einen Schuss zu viel hineingekippt hatten. Vielleicht ihre Art, die Stimmung etwas aufzupeppen. Kurz darauf war er dann auf Sakura gestoßen und hatte mit dieser ein weiteres Gläschen gekippt. Oder zwei. Sie hatten sich schließlich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen gehabt. Oder so ähnlich. Zwischen ihren ausgiebigen Erzählungen vom Krankenhaus und Problemen mit Ino, hatte er dann vollkommen unschuldig noch einen weiteren Willkommensdrink verschwinden lassen. Oder zwei. Teuflisch³²… Kakashi Hatake war eigentlich nie ein großer Trinker gewesen. Abends mal ein Bier in der Bar und ab und zu mal den ein oder anderen Trinkwettkampf mit Gai. Aber dies war eigentlich schon eine Seltenheit. Zusammengefasst vertrug der Kopierninja Alkohol also… … so ziemlich überhaupt nicht. Nachdenklich kratzte sich der Shinobi langsam am Kinn und fuhr dann einige Male mit der Hand durch das silberfarbene, robuste Haar. Danach… Danach hatte er dann… … hatte er dann… „Du kannst dich nicht mehr erinnern.“ Überrascht blickte Kakashi zur Seite und entdeckte den kleinen Mops auf seiner schäbigen Couch. Er hatte Hunde schon immer als faszinierende Lebewesen empfunden. Sie waren so… wandelbar und vor allem unberechenbar. Oder vielleicht galt das auch nur für seinen Rudel. Gerade eben hatte Pakkun noch wild und höchst aktiv in seinem Traum – sicherlich eine Katze – gejagt und nun saß er in einer merkwürdig aufrechten Position und wachen Augen auf dem linken Sitzkissen. Als hätte er sich schon seit zehn Stunden nicht mehr bewegt. Dabei würde dem Mops irgendeine Art von Bewegung wirklich gut tun. „Hm?“ Nach einer ausgiebigen Dehnübung ließ der kleine Hund ein lautes Gähnen ertönen und sprang dann nicht gerade in seiner athletischsten Hochform von der grauen Schmuddelcouch. Bei einer genaueren Musterung des Tieres fragte sich der Kopierninja, ob Pakkun in seiner Abwesenheit wohl wieder angefangen hatte, Sakura – oder wie er sie nannte: die Würstchendame – regelmäßige Besuche abzustatten. „An das, was du gerade denkst. Du kannst dich nicht mehr daran erinnern. Ich erkenne das an deinen Haaren.“ Kakashi sparte sich die Erklärung, dass Hundefell und Menschenhaar nicht die gleichen Reaktionen auf Gefühlsumstände zeigten und dass seine Haare schon immer so ausgesehen hatten. Da konnte nicht einmal die preiswerteste Bürste durchgreifen. Nicht, dass er dies jemals schon einmal in Erwägung gezogen hätte. Seinen Gehalt konnte er in anderen Bereichen seines Lebens weitaus besser anlegen. Aber trotz allem hatte Pakkun recht. Erinnern konnte er sich wahrhaftig nicht mehr. Wie war es nur möglich, dass der Alkohol ihn so unendlich weit in die Ungewissheit katapultiert hatte? „Ich will ein Würstchen.“ Der Kopierninja wollte auch so einiges. Sich endlich wieder an diesen Abend und demzufolge auch an seine Taten erinnern zu können. Die neuste Icha, Icha Auflage jetzt schon in den Händen halten zu können. Nie wieder ein Genin-Team zugeteilt zu bekommen. Weltfrieden. Doch Kakashi wusste ganz genau, was er in diesem Augenblick nicht wollte. Und zwar dem fetten Mops unvorteilhafte Nahrung zu geben. Pakkun sah ja selbst schon aus wie ein Würstchen. Augenblicklich horchten Hund sowie Besitzer auf, als in dem Gang draußen vor der Haustüre scheinbar wie aus dem nichts Leben eingekehrt war. „Bis bald Genma. Ich werde heute Nacht auf dich warten. In meinem Bett. Nackt.“ Bei diesen Worten hatten sich beinahe gleichzeitig die Augen der beiden Anwesenden geweitet. Während der kleine Mops nur kopfschüttelnd gen Türe blickte und etwas unverständliches vor sich hinknurrte – Kakashi glaubte die Worte ’Zweibeiner’ und ’sexsüchtig’ herauszuhören – war der Silberhaarige in einer einzigen, flüssigen Bewegung von dem abgenutzten Küchenstuhl hochgeschnellt. Das war die Lösung. Genma. Warum sich unnötigerweise den Kopf zerbrechen, wenn er doch einen wachen Nachbarn hatte, der immer über alles und jeden Bescheid zu wissen schien… … dem nie etwas entging. … an welchen man sich wenden musste, sollte man einmal das Bedürfnis haben, eine Neuigkeit unter einer halben Stunde die Runde im Dorf machen zu lassen. Beinahe wie eine Frau. Beängstigend. Oder vielleicht lag dies auch einfach daran, dass er durchgehend eine Frau an seiner Seite hatte. Wie dem auch sei, der braunhaarige Shinobi würde ihm sicherlich auf die Sprünge helfen… … wenn er sich nicht inzwischen schon das Gehirn aus der Birne gevögelt hatte. ______________________________________________________________________________________________________ Strike. Ein über beide Ohren zufrieden grinsender Shiranui schloss mit einer lockeren Bewegung aus dem Handgelenk die Haustüre, durch welche gerade eine wunderschöne Frau auf das Vollste befriedigt seine kleine Wohnung verlassen hatte. Die Woche konnte gerade so weitergehen. Es war erst Mittwoch und schon hatte er es geschafft, sage und schreibe vier Frauen glücklich zu machen. Vier! In drei Tagen! Das musste ihm erst einmal jemand nachmachen. Nachdenklich kratze sich Genma leicht am Hinterkopf, während er ziellos an die Decke blickte. War er etwa gerade dabei, seinen eigenen Rekord zu brechen? Konnte das wirklich sein? Der Shinobi konnte sich einfach nicht entscheiden, ob es an seinem wahnsinnig guten Aussehen… … seinem unwiderstehlichen Charme… … oder doch an seinem gerissenen Humor lag. Vielleicht war auch einfach die perfekt dosierte Mischung aus allem der Grund, warum ihm die Frauen zu Füßen lagen. Er war einfach– Ein kurzes Klopfen an seiner Haustüre holte den nach wie vor bewegungslosen Braunhaarigen abrupt aus den intensiven Gedankengängen und somit auch von seinem hohem Ross wieder herunter. Doch augenblicklich hatte sich wieder das passende Grinsen auf seinen Lippen eingefunden. War das etwa…? Er war aber auch einfach unwiderstehlich. „Kakashi.“ So schnell wie sie gekommen waren, hatten sich die positiven Gesichtszüge auch schon wieder verflüchtigt, als Genma statt einer umwerfenden und willigen Frau seinen emotionslosen Nachbar in der Türschwelle stehen hatte. Doch nach einer peinlichen Pause hatte der Shinobi schließlich auch für diesen ein leichtes Grinsen übrig. „Alter, ich habe überhaupt nicht mitbekommen, dass du wieder zurück bist.“ Dem Blick des Kopierninjas zu urteilen, wusste dieser auch genau, warum dem Shiranui dies mehr als nur entgangen sein konnte. Da war dem Hatake wohl eine gewisse Dame im Gang begegnet. Oder der Eliteshinobi hatte wieder einmal mit seinem unverschämt guten Gehör glänzen können. Die Wände waren in diesem alten Gebäude definitiv zu dünn. Bei einer näheren Reflektierung war Genma die erste Möglichkeit weitaus lieber. Mit einem kurzen Handzeichen bedeutete der Braunhaarige seinem Gegenüber die Wohnung zu betreten und es sich so gemütlich wie möglich zu machen. Wenn dies überhaupt im Rahmen des Möglichen stand. Er könnte wirklich einmal wieder aufräumen. Mit einem unbemerkten Kopfschütteln verflüchtigte sich dieser Gedanke schnellstmöglich wieder. Manchmal kam ihm aber auch jeglicher Unsinn in den Kopf. Gähnend ließ sich der Shiranui auf dem kleinen Sofa nieder – wobei er ganz nebenbei einen roten Spitzen-BH zur Seite wischte – während sein silberhaariger Besucher sich für einen der beiden Küchenstühle entschieden hatte. „Was also verschafft mir die Ehre? Brauchst du Geld, eine Schulter zum Ausheulen, Sex? Nicht, dass ich dir das letzte geben könnte.“ Das amüsierte Grinsen des Braunhaarigen quittierte der Kopierninja mit dem einzigen Blick, den die meisten Bewohner Konohas von ihm bisher nur kennengelernt hatten. Ausdruckslos... … ausdrucksloser… … Kakashi Hatake. „Da gibt es etwas, an das ich mich nicht mehr erinnern kann.“ Belustigt blickte Genma seinem Gesprächspartner entgegen, der sich auf seinem Küchenstuhl weit zurück gelehnt hatte und scheinbar ohne die größte Mühe nur noch auf den beiden Hinterbeinen balancierte. „Gedächtnisverlust? Das passiert den besten Shinobi. Einmal habe ich diese äußerst attraktive Frau–“ Mit einem gut hörbaren 'rumms' waren mit einem Mal wieder alle vier Stuhlbeine auf dem Boden. Das schien ein eindeutiges Zeichen zu sein. „Genma.“ Und nun war es also offiziell. Seine Witze für Kakashi Hatake konnte er sich heute wohl in die hinterste Hosentasche packen. Unschuldig grinsend blickte der Angesprochene dem Kopierninja entgegen, der sich nun auf seiner Sitzgelegenheit weit vorgelehnt hatte und mit einem Mal schon fast… … bedrohlich wirkte. Und mit diesem Kakashi wollte der Shiranui so schnell keine Bekanntschaft mehr machen. Das eine Mal würde ihm wohl für sein gesamtes restliches Leben ausreichen. „Alter, ist ja schon gut! Also, du kannst dich also nicht mehr erinnern… an…?“ „Vor zwei Monaten war der Geburtstag von Hiashi Hyuga. Was weißt du davon?“ Nachdenklich lehnte sich der Braunhaarige auf der kleinen Couch zurück und kratzte sich etwas ratlos am Hinterkopf. Vor zwei Monaten... Das war eine viel zu lange Zeit in seiner Zahlenwelt. Er konnte sich schon überhaupt nicht mehr erinnern, wie viele Frauen er in dem letzten Monat allein zu Bett geleitet hatte. „Um deine Frage einmal etwas anders zu formulieren und endlich auf den Punkt zu kommen: Du möchtest also wissen, was du auf dieser Veranstaltung so alles getrieben hast… und mit wem.“ Der Silberhaarige verzog nach wie vor keine Miene, was für Genma ein eindeutiges Zeichen war, dass er die ungeteilte Aufmerksamkeit des Kopierninjas hatte. „Tja… tut mir leid Kumpel, aber da kann ich dir wohl nicht weiterhelfen. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich dich den gesamten Abend vielleicht nur einmal gesehen. Ich bin mir nicht einmal ganz sicher, ob du das überhaupt warst… du weißt ja, der Alkohol. Aber wenn ich mich nicht täusche, warst du in Begleitung von deiner heißen Schülerin. Die mit den abgefahrenen rosa Haaren und dem geilen–“ Augenblicklich wurde der Shinobi mitten in seiner ausschweifenden Erzählung abrupt von Kakashi in einem bedrohlich klingenden Ton unterbrochen. „Ist das alles was du weißt?“ Für einige Sekunden musterte der Shiranui den Silberhaarigen sprachlos, bevor er einmal kurz aber laut auflachte. „Seit wann so ungeduldig? Ich war noch nicht fertig. Also, das Mädel war nicht deine einzige Begleitung. Wenn ich mich recht entsinne...“ Genma liebte dramatische Pausen. Kakashi scheinbar nicht. Zwei seiner Finger hatten sich nämlich sicherlich nicht gerade zufällig in die Innenseite seines Stirnbands verirrt. Der Braunhaarige wusste nur zu gut, was das Sharingan alles bewirken konnte. Darauf konnte er wirklich getrost verzichten. „Schon gut, schon gut! Es wird dir aber nicht gefallen, Alter. Ihr habt euch da nämlich ziemlich ausführlich mit keinem anderen als Maito Gai persönlich unterhalten. Ich möchte gar nicht wissen, um was es in diesem Gespräch ging.“ Bei diesen Worten weitete sich mit einem Mal das freigelegte Auge des Kopierninjas und ganz langsam ließ er seine erhobene Hand wieder sinken. Ein wirklich rares Bild des Eliteshinobi hatte sich soeben für den Shiranui eröffnet. Verdammt. Zu schade aber auch, dass er seine Kamera momentan verlegt hatte. Vielleicht sollte er wirklich mal wieder aufräumen. Kakashi Hatake hatte das Schlimmste erwartet. Und scheinbar war es noch schlimmer gekommen. ______________________________________________________________________________________________________ Es standen ihm drei Möglichkeiten zur Verfügung. 1. Er könnte einfach wieder nach Hause gehen und sich in sein Bett legen. 2. Er könnte Sakura einen Besuch abstatten und ihr das Tattoo entfernen. 3. Er könnte Gai aufsuchen. Auch wenn sich Nummer eins mit Abstand am verlockendsten anhörte, war dies wohl mehr als nur ausgeschlossen. In weniger als einer Stunde würde nämlich in diesem Fall abermals eine aufgebrachte Sakura vor seiner Türe stehen und ihm diese zu 97% obendrein auch noch einrennen. Und wenn er sich dann nicht äußerst geschickt anstellte, würde er dabei auch noch sein Leben verlieren. Möglichkeit zwei würde mit nicht einmal ganz so viel Aufwand in Verbindung stehen. Stets ein höchst wichtiger Aspekt wenn es bei ihm um Arbeit ging. Das einzige, was er dann zu tun hätte, wäre kurz bei seiner ehemaligen Schülerin vorbeizuschauen und die zugehörigen Handzeichen zu formen. Klang eigentlich total simpel. Und genau hierbei lag das eigentliche Problem. Kakashi Hatake hatte in seinem Leben schon unzählige Jutsus kopiert. Er wurde schließlich nicht umsonst der Kopierninja von Konohagakure genannt. Und scheinbar hatte sich sein Arsenal an jenem Abend vor zwei Monaten um ein Jutsu erweitert. Er hatte nie besonders großes Interesse an dem Jutsu gehabt, dass der Tätowierer im ANBU Hauptquartier schon unzählige Male angewendet hatte. Eigentlich könnte man sagen, dass sein Interesse in diesem Fall gegen Null ging. Man könnte es für seine Zwecke auch einfach als nutzlos bezeichnen. Und obendrein konnte jeder Shinobi diese Technik ganz nach seinem Geschmack verformen und sie individuell auf seinen eigenen Stil anpassen. Warum also der ganze Aufwand? Doch irgendetwas musste an Hiashi Hyugas Geburtstag geschehen sein, dass er urplötzlich das dringende Bedürfnis empfunden hatte, eben dieses Jutsu zu kopieren und dann auch noch anzuwenden. Von wem er es im Endeffekt kopiert haben musste, war ihm erst nach dem Gespräch mit Genma klar geworden. Warum nur? Es wäre alles so viel einfacher, wenn er nicht betrunken gewesen wäre. Dies machte Situationen im Allgemeinen um einiges einfacher. Dann könnte der Silberhaarige sich wenigstens noch daran erinnern, warum er um alles in dieser Welt es an diesem Abend nicht für nötig gehalten hatte, Maito Gai nach seinem individuell zusammengestellten Gegenjutsu zu fragen. Mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben lief Kakashi den sandigen Weg Richtung Trainingsplatz zwei mit einer mäßigen Geschwindigkeit entlang. Jetzt stand ihm also wahrhaftig nur noch Möglichkeit drei zur Verfügung. Verdammt. Es gab unzählige Dinge, denen der Kopierninja dankbar aus dem Weg ging. Gesprächen mit der Hokage… Der Bezahlung seiner Rechnungen für jegliche Nahrungsaufnahmen… Arbeit an der Akademie mit nervtötenden Genin… Aber ganz vorne dabei waren wohl die Treffen mit Maito Gai. Deshalb konnte Kakashi selbst kaum glauben, dass er sich gerade auf dem Weg zu eben diesem Shinobi befand. Noch unglaubwürdiger erschien ihm die Tatsache, dass er diesen aus keinem anderen Grund aufsuchte, um ihn wahrhaftig um einen Gefallen zu bitten. Das hatte der Silberhaarige noch nie. Die gesamte Situation erschien den Kopierninja so irreal, dass er sich einmal kurz selbst in die bedeckte Backe kniff... … nur für den Fall, dass er momentan einen schrecklichen Alptraum haben sollte. Am Gatter vom Trainingsgelände blieb der Silberhaarige abrupt stehen und ließ seinen Blick über den großen Platz schweifen. Nach nur wenigen Sekunden blieb sein freigelegtes Auge in der Mitte des umfangreichen Sees hängen, wo scheinbar eine Art Schwimmfest stattzufinden schien. Zumindest machten drei kleine und wild umherpaddelnde Figuren hierfür den Eindruck. Maito Gai, der einige Meter entfernt auf der flüssigen Oberfläche stand, sah viel mehr danach aus, als wäre er lieber ganz wo anders. Das konnte der Eliteshinobi ihm keineswegs verübeln. Umso näher Kakashi dem kleinen Grüppchen kam, desto deutlicher klangen Gais lächerlichen Anweisungen in seinen Ohren wider. „Wie oft habe ich euch schon gesagt, dass ihr mit all der Kraft der Liebe und Jugend, die ihr in euren frischen Körpern zur Verfügung stehen habt, euch auf das Vollste auf eure Füße konzentrieren sollt. So werdet ihr nie die Kunst des Wasserlaufens erlernen.“ „Gai.“ Verwundert drehte sich der Angesprochene zu dem Kopierninja um, der scheinbar wie aus dem Nichts wenige Meter neben ihm erschienen war. Bei diesem Anblick hellte sich das Gesicht des Schwarzhaarigen mit einem Mal auf und freudig breitete er zu Kakashis Schock die Arme weit aus. Augenblicklich wich der Silberhaarige mit einem sichtbar geweiteten Auge einige Schritte zurück. „Übertreiben brauchen wir es auch nicht.“ Als hätte er den Kommentar nicht gehört, schenkte Gai seinem Gegenüber nach wie vor sein konstantes Zahnpastawerbung-Lächeln. „Kinder, sagt Hallo zu Kakashi Hatake. Was also verschafft uns die Ehre von deiner vor Kraft und Jugend strotzenden Präsenz aufgesucht zu werden?“ Wortlos blickte der Angesprochene zu den drei Genin hinab, die es aufgegeben hatten, mit allen Kräften gegen das Wasser anzukämpfen und nun nur verstummt und mit unnatürlich großen Augen vom Wasser aus zu ihm hinaufblickten. Er wusste nur zu gut, was er für einen Effekt auf junge Ninja hatte. Grüßen würden ihn diese drei heute wohl nicht mehr. „Ich brauche deine Hilfe.“ Es war, als würde ihm die kitschigste Stelle eines äußerst schlechten Filmes gegen seinen Willen in Zeitlupe vorgespielt werden. Für einige Sekunden erstarrte Gais perfektes Lächeln zu Eis, bevor er wahrhaftig eine Pirouette drehte und Kakashi sein Lächeln mit einem Mal überdimensionaler als zuvor entgegenblitzte. Ein Lächeln, das eindeutig zu viele Zähne zeigte. Beängstigend. „Kinder, ich erkläre das heutige Training hiermit für beendet. Ich erwarte euch morgen in voller Frische und mit jugendlichem Ehrgeiz zur selben Zeit hier.“ Als könnten die drei Genin nicht schnell genug aus dem Wasser kommen, entfernten sie sich in einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit und waren schon nach wenigen Momenten nicht mehr zu sehen. Ob sie im Endeffekt vor Kakashi oder Gai geflüchtet waren, blieb in diesem Fall im Ungewissen. Der Kopierninja hielt sogar die zweite Möglichkeit für wahrscheinlicher. Der Schwarzhaarige konnte einem wirklich einen kalten Schauer über den Rücken laufen lassen. Und das nicht gerade selten. „Einen Gefallen? Dein Timing hätte besser nicht sein können, Hatake. Deine Gegenleistung dafür schwirrt mir schon seit Tagen im Kopf herum. Eigentlich wäre es der Einsatz für unsere nächste Wette geworden, aber so können wir das natürlich auch regeln.“ Gegenleistung? Kakashi fuhr sich einmal kurz durch das robuste Haar. Gegenleistung. Was hatte er eigentlich auch anderes von Maito Gai erwartet? Wieder einmal am heutigen Tage blieb dem Kopierninja nur eine einzige Möglichkeit zur Verfügung. Seufzend fuhr sich der Silberhaarige die Hand über das bedeckte Gesicht. Warum war er eigentlich nicht noch ein Weilchen durch seine Mission verhindert worden? Mit einem Mal wünschte er sich ganz weit weg zu sein. „In Ordnung. Was ist es diesmal?“ „Das hängt ganz von deinem Problem ab. Schieß los Hatake! Es gibt nichts, was mein jugendliches Gehör noch nicht gehört hat.“ Kopfschüttelnd holte der Eliteshinobi zu Gais Grauen in einer flüssigen Bewegung aus seiner hinteren Hosentasche die aktuelle Icha, Icha Version heraus. Unbehindert von dem ungemütlichen Räuspern von Seiten seines Gegenübers schlug der Silberhaarige das kleine Buch gekonnt mit einer Hand auf und ließ sein freigelegtes Auge darin versinken. Vom Reden hatte ihn dies noch nie abgehalten. „Vor zwei Monaten war Hiashi Hyugas Geburtstag. An viel kann ich mich nicht mehr erinnern, aber scheinbar hast du mir ein Jutsu gezeigt, mit dem man jemanden auf Lebenszeit tätowieren kann.“ „Oh ja! Ich erinnere mich daran, als wäre es erst gestern gewesen. Hiashi Hyuga war trotz dieses besonderen Tages traurigerweise nicht in der Blüte seines Lebens. Seine jugendliche Frische scheint ihn wohl endgültig verlassen zu haben. Armer Mann. Ich kenne nicht viele Menschen, die das Leben so wenig genießen. Nun ja, dich Hatake habe ich im Laufe des Abends an der Seite der jungen Haruno angetroffen. Ihr wart beide nicht in eurer besten Form aufzufinden, was wohl an den Getränken lag, die eigentlich verboten gehören.“ Kakashi wusste auch ganz genau, was noch so alles verboten gehörte. Angefangen bei Gais froschgrünem Einteiler… „Ich habe dir bei dieser Gelegenheit mein neustes Jutsu zeigen wollen. Eben dieses, das du zuvor erwähnt hast. Ist es nicht geradezu faszinierend, was man–“ „Zeig mir das Gegenjutsu.“ Wenn diese Aussage wie ein Befehl geklungen hatte, hatte Gai dies sicherlich nicht mitbekommen. Für ihn schien es vielmehr wie eine Herausforderung formuliert worden zu sein. Weiterhin lächelnd verschränkte der Shinobi mit den markantesten Augenbrauen des gesamten Feuerreiches die Arme vor der Brust und positionierte sich breitbeinig vor den Kopierninja. Ein wahrhaftig angsteinflößendes Bild. Noch etwas, das eigentlich strengstens verboten gehörte. „Also gut Hatake, ich nehme deine Herausforderung an. Im Gegenzug dafür wirst du am morgigen Tage mein Genin-Team übernehmen und ihnen die Kunst des Wasserlaufens erfolgreich näherbringen.“ Bei diesen Worten klappte der Angesprochene mit einem Mal das aufgeschlagene Buch zu und richtete sein vor Ungläubigkeit geweitetes Auge auf seinen Gegenüber. Das durfte doch nicht wahr sein. Konnte sein Tag eigentlich noch schlimmer enden? Das musste ein neuer Rekord sein. Wieder einmal blieb dem berüchtigten Kopierninja Konohagakures nur eine einzige Möglichkeit zur Auswahl. Manchmal, ganz still und heimlich, da hasste Kakashi sein Leben. ______________________________________________________________________________________________________ „Wenn das heute mit Tai gut läuft, bleibe ich sogar die ganze Nacht weg und–“ Seufzend schob Sakura eine munter vor sich hinplappernde Ino aus der Haustüre und verschloss diese keinen Augenblick später mit doppelter Schlüsseldrehung. Hoffentlich blieb die Yamanaka die gesamte nächste Woche weg. Mit langsam einkehrenden Kopfschmerzen schlug die Rosahaarige den Weg Richtung Küche ein. Was zum Teufel tat sie hier eigentlich noch? Im Grunde sollte sie schon längst wieder auf dem Weg zu Kakashis Wohnung sein und ihm dort die brüchige Haustüre vollends einschlagen. Was fiel diesem Idioten eigentlich ein? Und warum musste er auch so verdammt kompliziert sein? Jeder normale Shinobi hätte ihr das Tattoo auf der Stelle wieder entfernt und sie nebenbei wahrscheinlich noch in tausend Entschuldigungen gebadet. Aber wer jemals behauptete, dass Kakashi Hatake normal wäre, hatte wohl noch nie in seinem Leben Konoha betreten. Eine Entschuldigung würde sie von dem Kopierninja wohl niemals zu Ohren bekommen. Aber das war OK. Daran hatte sie sich in all den Jahren mehr als nur gewöhnt. Idiot. Seufzend setzte Sakura heißes Wasser auf. Nach einem Tee würde sie sich also wieder auf den Weg machen, das Unmögliche zu erlangen. Na dann viel Spaß. „Für mich einen Banacha. Ich kann überhaupt nicht genug von diesem Tee bekommen.“ Mit einem leisen und erschrockenen Aufschrei drehte sich die Rosahaarige mit einer hastigen Bewegung von dem Herd weg und erblickte ihren ehemaligen Sensei, der entspannt auf einem der Küchenstühle saß und ihr sein amüsiertes Lächeln schenkte, das man nur an der Halbmondform erkannte, die sein sichtbares Auge immer annahm. Das durfte doch nicht wahr sein. „Ich… Kakashi! Was tust du hier?“ Mit einer Sachlichkeit, die man nur von ihm kannte, beantwortete der Kopierninja die verdutzte Frage seiner Schülerin und ließ diese bis in die Haarspitzen rot anlaufen. Nicht gerade die vorteilhafteste Mischung, wenn man ihre extravagante Haarfarbe bedachte. „Lass uns doch dein Tattoo näher in Augenschein nehmen, damit ich mich darum kümmern kann.“ * * * Next/Last Chapter: Memory Expanison Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)