Mayaku, Gókan to Damaru [Teil I] von abgemeldet (Die Vergangenheit ist unwiderruflich) ================================================================================ Kapitel 9: Vom Winde verweht und von niemanden gehört [Teil 1] -------------------------------------------------------------- Als unsere Mutter von uns ging, habe ich gedacht, dass ich die Einzige bin, die ihn ein wenig verstehen kann. Den Schmerz von Verlust und Einsamkeit. Er liebte Mutter seit über zwanzig Jahren und mich begleitete sie schon siebzehn Jahre lang. Doch in der Zeit von Trauer und Verzweiflung musste ich schnell lernen, dass Liebe, Hilfsbereitschaft und Vertrauen schnell missbraucht werden können… Vom Winde verweht und von niemandem gehört [Teil 1] 05. Juli 2008 Der Geruch von Desinfektionsmittel brannte in ihrer Nase. Temari hatte das Gefühl, als könnte sie das Blut riechen, dass vorborgen hinter den verschlossen Türen der Operationsräumen mal vergossen worden war. Selbst den Tod, der sicherlich in vielen dieser Räume seine Opfer genommen hatte. Dabei war es nur Einbildung. Ein Trugbild ihres müden Geistes. Eine Ablenkung auf das, was ihre ganze Familie erwartete. Auf die Nachricht, in welchem Zustand ihre Mutter war. Sicherlich… Der nahende Tod verwirrte den Geist. Er ließ alles Geschehene und Kommende unreal und unwirklich erscheinen. Erschöpft saß sie auf einem dieser unbequemen Wartestühle aus Plastik. Ihrer war in einem grellen, gelben Farbton gehalten. Die Füße hatte sie auf der Stuhlkante ruhen. Ihre Schuhe ausgezogen unter dem Stuhl liegen. Der Kopf war müde und träge auf den Knien gebettet. Ihre Arme eng um diese geschlungen. Laut hallten die Schritte der anderen Personen auf dem Gang in ihren Ohren wider. Laut und monoton. Stumpf und wie in weite Ferne gerückt. Kaum wahrnehmbar, dennoch hörte sie diese. Unheimlich zwischen dem Rauschen ihres Blutes und dem Schlagen ihres Herzens. Dem Klackern und Klappern von Schlüsseln und Metallwägen. Jedes Wort pochte in ihrem Kopf. Dabei wollte sie nichts hören. Nichts wahrnehmen in ihrer noch ach so heilen Welt. Tief vergrub sie ihr Gesicht in den Stoff ihres Rockes. Presste ihre Stirn gegen ihre Beine. Ihre geröteten Wangen glühten. Ihr fast unaufhaltbarer Tränenfluss war verebbt. Ihre Augen brannten vom vielen Weinen. Vom vielen Bangen waren ihren Hände schon eiskalt. Zitternd krallte sie ihre Finger tiefer in den Stoff. Wollte sie damit ein bisschen wärmen. Sie vergrub sich selbst tiefer in sich. In ihr Herz, welches so fürchterlich schmerzte. So sehr blutete. Sie wollte und konnte es nicht glauben. Das konnte nicht möglich sein. Unmöglich… Doch sie wusste es. Sie hatte es wissen müssen. Schließlich entkam niemand dem Krebs. Niemand. Nicht einmal ihre Mutter. Egal, wie stark und doch sanftmütig diese Frau war. Selbst sie entkam dem Tod nicht. Temari konnte nichts dagegen unternehmen. Rein gar nichts. Und diese Gewissheit zerfraß sie. Was hatte ihre Mutter nicht alles für sie gemacht, damit sie ihre Ziele erreichen und verfolgen konnte? Was hatte ihre Mutter oft nächtelang für Sorgen ertragen müssen? Für Kummer? Ihre Mutter hatte für sie so viel gemacht. Und Temari? Sollte sie wirklich nur hier sitzen und nichts machen können? Nichts für ihre Mutter? Für diese Frau, die sie so sehr liebte? Eine der wichtigsten Personen im Leben… Siebzehn Jahre war sie durch das Leben begleitet worden. Es schmerzte sie so sehr, dass sie jetzt nur tatenlos zusehen konnte… Knarrend wurde eine Tür geöffnet. Erschrocken zuckte Temari zusammen. Erschöpft hob sie ihren Blick. Blonde Strähnen fielen ihr in die Stirn. Verdeckten die geröteten Augen. Ihre tränennassen Wangen. Ihr helles Haar hing zersaust in ihren vier Zöpfen. Der schwarze Kajal unter ihren Augen war verschmiert und lief in dunklen Bahnen über ihre Wangen. Ihr Kopf fühlte sich schwer an. Pochte unangenehm. Bei jedem Schlag, den ihr schmerzendes Herz machte. Sie hatte Kopfschmerzen. Selbst allein diese einzige Bewegung fühlte sich wie eine Qual an. Auf einer Trage wurde mit leise quietschendem Rollen Gaara über den Gang geschoben. Er schlief tief und fest. Anscheinend hatte man ihm ein Beruhigungsmittel gespritzt. Ihr Bruder hatte einen Nervenzusammenbruch gehabt. Der Jüngere war schreiend und herzzerreißend schluchzend zu Boden gesunken. Nicht einmal die beruhigenden Worte von Kankuro hatten ihn zur Ruhe kommen lassen. Für ihn war es vielleicht noch unvorstellbarer als für sie. Für seinen vierzehnjährigen, jugendlichen Verstand war es vielleicht noch unrealer als für sie. So unreal, dass der Tod so nah war. Doch sie beiden litten denselben Schmerz. Ein und derselbe Verlust. Nur dieser eine Unterschied hing zwischen ihnen: Sie schaffte es noch, die Last etwas länger zu tragen als ihr Bruder. Doch wenn diese Warterei und diese Unwissenheit über den Zustand ihrer Mutter noch länger ging, dann würde sie vielleicht genauso durchdrehen wie ihr Bruder vor einigen Minuten... Erneut ging knarrend eine Tür auf. Sofort wandte sie ihren Blick zur dieser. Einer der Ärzte kam heraus. Sie verstand dessen Gesichtsausdruck nicht. Sie konnte ihn nicht deuten. Dies machte ihr Angst. Was würde kommen? Was würde passieren? Was war passiert? Wie ging es ihrer geliebten Mutter? Doch egal wie viele Fragen in ihr aufkamen, sie hatte Angst. Angst vor der Wahrheit. Sie wollte es nicht hören. Die Wahrheit konnte oft so grausam sein. Dann wollte sie lieber mit einer Lüge leben. Oft lügen Menschen, um den Leuten um sich herum oder sich selbst einen Gefallen zu machen. Bitte… Bitte, der Arzt sollte sagen, ihre Mutter lebte noch. Selbst wenn es eine Lüge wäre. In diesen Moment ihres kaputten, müden Geistes wünschte sie sich nichts Sehnlicheres. Mit langsamen Schritten lief der Arzt zu ihrem Vater. So langsam und träge, dass ihre Ungeduld auf eine positive Antwort in ihrem Inneren wie Drahtseile gespannt war. So sehr, dass es schon fast erneut in ihrem Inneren schmerzte. So sehr, dass sich vor Pein erneut Tränen in ihren Augen sammelten. Der Gesichtsausdruck des Arztes immer noch undefinierbar. Hastig wand sie den Blick ab. Presste wieder ihren Kopf auf ihre Knie. Die Hände auf ihre Ohren geschlagen. Sie wollte es nicht hören. Nein! Nein! Nein! Sie wollte es nicht hören… “Es tut mir leid, doch wir konnten nichts mehr für Ihre Frau machen. Wir können Sie nur damit trösten, dass sie anscheinend schmerzfrei entschlafen ist.” Erschrocken riss Temari ihre Augen weit auf. Sie wollte es nicht hören. Aber jedes Wort hatte sich tief in sie gebrannt. So tief und schmerzhaft, dass es hässliche Male auf ihrem jungen Herzen hinterlassen hatte. Hässliche, tiefe Male, die in den nächsten Jahren niemals verschwinden würden… ~*~*~ 13. August 2008 Stumm stand Temari an der Arbeitsplatte und bereitete das Mittagessen vor. Tränen waren in ihren Augen, doch sie wollte nicht weinen. Nicht jetzt, wo ihre Gedanken voller schöner und glücklicher Erinnerungen mit ihrer Mutter waren. Qualvolle Erinnerungen an die Zeit, als sie zusammen gekocht oder gebacken hatten. Erinnerungen voller Wärme und Geborgenheit. Voller Spaß und der weichen, samten Stimme ihrer Mutter. Dem heiteren und hellen Lachen. Den sanften Fingern auf ihrer Haut, wenn einzelne Handgriffe geübt oder geführt worden waren… Nein, sie wollte nicht weinen. Sie verbot es sich zu weinen. Schließlich war sie die Älteste. Diejenige, die ein Vorbild für ihre Brüder sein sollte. Und diese weinten nie. Zumindest hatte Temari weder Kankuro noch Gaara seit der Beerdigung vor Monaten nicht einmal Tränen aus Trauer und Schmerz vergießen gesehen… Ein unterdrücktes Schluchzen durchschüttelte ihren ausgezerrten Körper. Grob biss sie sich auf ihre Unterlippe. Schluckte ein weiteres Schluchzen herunter. Ihre Augen brannten vor unvergossenen Tränen. Eine kleine, heiße, salzige Träne löste sich und rollte über ihre Wange. Hastig wischte sie diese weg. Doch eine weitere rann über ihr Gesicht. Über ihre geröteten und erhitzten Wangen. Ihr Kopf glühte, da sie versuchte ihre Tränen zu schlucken. Jede einzelne. Doch es half nichts. Je länger sie hier stand und sich zwang nicht zu weinen, desto mehr musste sie schluchzen und schniefen. Desto mehr salziges Wasser sammelte sich in ihren Augen, bis es überlief. Der Fluss war kaum aufzuhalten. Hektisch legte sie das Messer zur Seite, mit dem sie vor kurzem noch die Möhren geschält hatte, und wischte sich immer wieder über die Augen. Aber es half nichts. Es war sinnlos. Diese aufgestaute Trauer… Sie wusste nicht wohin damit! Niemand sagte ihr, was sie machen sollte. Niemand konnte ihr helfen mit ihrem Leid. Niemand war stark genug, dass sie sich an dessen Schulter lehnen konnte. Niemandem wollte sie zur Last fallen. Temari konnte es nicht verleugnen. Sie hatte Freunde, die ihr Halt und Kraft in der Zeit gaben, wo alle zusammen waren. Doch zu Hause, wenn die Stille und diese Erinnerungen fast unerträglich waren, war sie allein. Nie besuchte sie jemanden oder wurde von jemandem nach Haus eingeladen. Waren das wirkliche Freunde? Die sich nicht genug Zeit für sie nahmen, obwohl sie wussten, wie schlecht es ihr ging? Aber sie selbst war daran Schuld. Schließlich wollte sie niemandem mit ihrem Kummer und ihren Sorgen auf die Nerven gehen. Sie selbst war in diesen Stunden ihr eigner Halt… Zusammengesunken stand sie vor der Arbeitsfläche. Ihre Schultern hatte sie angezogen. Den Kopf zu Boden gesenkt. Den Blick stumpf und die Augen weit aufgerissen auf die weißen Küchenfliesen gerichtet, ehe sie träge geschlossen wurden. Weitere Tränen rannen über ihre heißen Wangen. Liebkosten sie und trösteten sie. Aber erreichten sie nicht. Ihr rettendes Boot war auf hohen Wellen. Sicher und unerreichbar. Doch bald sollte dieses vom tosenden Wind heruntergerissen werden… Die Haustür fiel ins Schloss. Erschrocken zuckte Temari zusammen. Hastig wischte sie sich über die geschlossenen Augenlider. Matt öffnete sie diese und ihre glanzlosen, türkisen Iriden kamen wieder zum Vorschein. Doch sie blickte nicht auf. Dumpfe Schritte waren auf dem Flur zu hören. “Hey, Onee-chan!” Überrascht hob sie nun doch ihren Blick an. Ihr jüngerer Bruder sie aus den Augenwinkeln heraus im Türrahmen beobachtend. Ein leichtes Grinsen auf dessen Lippen. Die brauen Haare zersaust nach allen Richtungen und das Ponyhaar nur mit einem weißen Stirnband aus dem Gesicht gehalten. Lässig kam er auf ihr zu und sah neugierig in den noch leeren Wok. Leicht berührten sich ihre Oberarme. Gaben sich gegenseitigen Halt. Ihre eigene Schultern lockerten sich. Ein angenehmes Gefühl wärmte ihr Inneres. Sie war nicht allein… Immer wenn sie einen ihrer Brüder sah, ging es ihr besser. Ob nun Kankuro oder Gaara - sie bekam damit das Gefühl zurück, wenigstens noch etwas Familie zu haben. Das Stückchen Familie, das einen liebte und für einen da war. Und sie sollte glücklich und froh darüber sein. Ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Trauer und Angst verzogen sich für diesen Moment in weite Ferne. Zusammen mit den aufwallenden Erinnerungen in eine staubige Kiste. Verborgen im Unterbewusstsein. “Mann, da ist ja noch gar nichts fertig, dabei hab ich doch solch einen Hunger!” Leicht ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Ihre rechte Augenbraue zuckte gefährlich. Ein wenig grob schob sie ihren rechten Ellenbogen in die Seite ihres Bruders. Bohrte diesen tief in dessen Rippen. Ein leises, gequältes Keuchen kam über die Lippen des anderen. Doch das kleine Grinsen verschwand nicht. Und brachte ebenfalls ein breiteres Lächeln auf ihre Züge. “Fresssack! In einer viertel Stunde ist es fertig!” Schnell machte sie die Herdplatte an und stellte den Wok auf dieser ab. Sofort gab sie ein wenig Erdnussöl dazu, damit das Gemüse später nicht anbrannte. Die Schritte des anderen entfernten sich von ihr und liefen mit langsamem Tempo zum Küchenradio. Es dauerte auch nicht lange, bis in der Stille im Raum leise die Stimme eines japanischen Sängers ertönte. Without a face mure wo nashi. Without a face nomikonde. Hora imanimo oshitsubusare kokoro ga harisake sou. Tada atatakai ryoute ni idakarete nemuritai. [Ohne Gesicht, eine keuchende Stimme. Ohne Gesicht, eine entstellte Stimme. Vergewaltige mich, bis du die Gewissheit hast, mich zu besitzen, Vater. Aber sieh, Mutter schaut auf uns runter.] “Eh, ist das nicht the GazettE? Die hört doch Gaara gerne an.” “Das ist Dir en Grey mit Embryo, du Idiot!“ Temari schnalzte leicht mit der Zunge. Sie kannte zwar nur wenige Lieder von der Band, dennoch konnte man noch unterscheiden, ob nun Dir en Grey, Miyavi, Mucc oder gar the GazettE sang. Kurz warf sie ihren Blick auf ihren Bruder, welcher mit gerunzelter Stirn nun vor dem Radio stand und anscheinend nicht wirklich ganz hintersteigen wollte, dass er mit den Bands falsch lag. Sie schüttelte leicht den Kopf. Also wirklich! Über so etwas würde sie sich nicht einmal Gedanken machen. “Sicher?” - “Ja.” - “Wirklich?” - “Ja, verdammt!” Sie schnaufte leise und wandte ihren Kopf nun ganz in dessen Richtung. Der andere stand immer noch nachdenklich am Radio. Die linke Hand unter das Kinn gestützt. Leise seufzend drehte sie sich wieder dem bratenden Gemüse zu. Im Hintergrund hörte sie ein leises Knacken und lautes Rauschen. Kankuro drehte eben an den Radiosendern herum. Leise zischte und spritzte das Öl im Wok, als sie das Gemüse zu gab. Im Raum war es ruhig. Nur das laute Rauschen und Knacken des alten Radios war zu hören. Temari gefiel diese Stimmung im Zimmer. Sie mochte es, wenn es still und leise war, aber dennoch die alltäglichen Geräusche zu hören waren. Es zeigte ihr damit, dass sie Ruhe hatte und bekam. Und gleichzeitig waren es Momente, die ihr zeigten, dass sie nicht allein war… “Und nun eine Meldung: Heute Morgen wurde die als vermisst geltende Schülerin Kurama Yakumo [1] tot im Park von Hibiya [2] gefunden. Es wird von einen Sexualdelikt ausgegangen, noch Weiteres versucht die Polizei herauszufinden. Und nun zum Wetter…” Plötzlich herrschte Stille in der Küche. Nur das leise Zischen im Wok war zu hören. Sie wusste nicht, warum ihr Bruder das Radio sofort ausstellte. Doch es war vielleicht besser so. Besser so… “Traurig, mh? Dabei war sie so ein ruhiges Mädchen…” Erschrocken zuckte Temari zusammen. Überrascht hob sie den Blick vom Wok und sah ihren Bruder von der Seite aus an. Die Arme müde vor der Brust verschränkt. Dessen hängenden Schultern. Erschöpft an die Küchenwand gelehnt. Den trüben Blick in den dunklen Augen. Den Kopf zum Fenster gerichtet. Er sah traurig hinaus, doch weinen tat er nicht. So zerbrechlich… Sie selbst richtete ihre Augen nach draußen. Die Sonne schien warm herunter. Der Himmel war wolkenlos und strahlend blau. Kaum zu glauben, dennoch unfassbar. Heute morgen war einfach ein Mädchen tot aufgefunden worden und trotzdem sah der Tag so aus, als wäre das ganze Glück auf Erden hier versammelt. Sie konnte es nicht glauben. Doch das Leben war so vergänglich. Irgendwann starb jeder einmal. Ob durch Alter, Krankheit oder die Eingriffe eines anderen oder von sich aus. Die nächsten Minuten verstrichen mit Schweigen. Niemand sagte etwas. Auch nicht, als Temari leise das Essen im Wok verrührte. Auch nicht, als ein Tropfen Öl auf ihre Handfläche spritzte und sie sich daran verbrannte. Erst kribbelte es nur leicht unangenehm, doch dann fing es an zu schmerzen. Erschrocken zuckte sie zusammen. Leise zischte sie die Luft ausatmend durch ihre Zähne. Kurz darauf stellte sie die Hitze der Herdplatte kleiner und ging zum Waschbecken. Die getroffene Stellte wurde schon rot und fühlte sich heiß an. Schnell drehte sie das kalte Wasser auf. Laut rauschend kam es aus der Leitung. Klatschte ebenso laut in das metallene Spülbecken. Sie hielt ihre Hand in den Wasserstrahl. Der Schmerz klang langsam ab. Ihre Hand fühlte sich vor Kälte ein wenig taub an. Doch half es ihr. “Mir ist nicht einmal aufgefallen, dass sie gefehlt hat. Weil sie doch immer so ruhig war… Unglaublich, oder?” Temari sagte darauf nichts. Sie kannte dieses tot aufgefundene Mädchen nicht. Sie wusste nur, dass sie mit Kankuro in einer Klasse war. Doch sollte sie auf seine Aussage eingehen? So etwas Einfaches sagen wie “Passiert halt” oder “Dagegen kann man nichts machen”? Nein… Sie konnte nicht einmal tröstende Worte in diesem Moment finden. Das war komplett unmöglich. Was würde es ihrem Bruder bringen? Dann wollte sie doch lieber schweigend zuhören… Manchmal war Schweigen in solchen Momenten die beste Kommunikationsart von allen. Schnell ging sie wieder zurück zum Wok und machte das Gemüse fertig, bevor es noch anbrannte. Der Reis war fast fertig und der Rest ebenfalls. Im Hintergrund hörte sie das Klappern von Geschirr. Anscheinend stellte der andere so eben schon alles für sie beide auf den Küchentisch. Denn außer ihnen war noch niemand zu Hause. Schnell drehte sie die Herdplatten ganz ab und ließ das Gemüse noch ein wenig vor sich hin braten. Danach prüfte sie im Topf, ob der Reis völlig gar war, ehe sie konzentriert das Wasser abgoss. Sie wollte an nichts mehr denken. Die letzte Nachricht aus den Radio vergessen. Dennoch… Dieser eine Gedanke wollte nicht aus ihrem Kopf. Sie verstand es nicht. Es war für sie unbegreiflich. Dennoch wurde man fast täglich mit solchen Schicksalen konfrontiert. Aber welcher Mann war so krank, dass er sich an einem so jungen Mädchen zu schaffen machte? Doch nicht nur Mädchen waren daran beteiligt… Sie hatte vor einigen Jahren öfters im Fernsehen und Radio von Opfern gehört. Mädchen, sowie auch Jungen. Brutal zusammengeschlagen, missbraucht und dann hilflos im Wäldern oder Parks liegen gelassen. Oft an den Folgen der Verletzungen gestorben. Oder gleich getötet worden. Ein wenig abwesend stellte sie das fertig Essen auf den Tisch und füllte ihre beiden Schüsseln mit Reis auf. Parallel dazu holte ihr Bruder eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und goss es in ihre Gläser. Die Stille fühlte sich jetzt nicht mehr angenehm an. Eher erdrückend. Keiner der beiden wusste so recht, was er sagen sollte. Was hier in diese Stimmung passen würde. Mit leisem Knarren zog sie den Küchenstuhl zurück und setzte sich auf diesen. Ihr Gegenüber machte es ihr gleich. Mechanisch griff sie zu den Essstäbchen und hielt sie mit geschlossenen Augen zwischen ihren zusammengedrückten Handflächen. “Itadakimásu!“ Synchron erklang das Wort von beiden Lippenpaaren, ehe sie mit Essen begannen. Trotzdem bekam sie den Gedanken von vorhin nicht los. Sie konnte es sich nicht vorstellen. Welche Freude bereitete es einen Mann solch ein zartes, junges Leben einfach so kaputt zu machen? Dabei war das Leben so wertvoll. Dies hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter am meisten zu spüren bekommen. Und trotzdem gab es Menschen, die so etwas taten. Warum? Was machte diesen Menschen Spaß daran? Welchen Kitzel erlebten sie dabei? Sie verstand es nicht. Würde es vielleicht auch nie. Lag es daran, dass sie eine Frau war? Gab es auch Frauen, die solche Sachen machten? Und wie fühlten sich die Opfer in diesen Momenten? Sie konnte es gar nicht nachvollziehen. Wie auch? Schließlich hatte sie es nie in ihrem Leben erlebt. Wie sollte sie es dann verstehen, sogar nachvollziehen können? Gar nicht. Es war gänzlich unmöglich… In einem solchen Moment wünschte sie sich, ihre Mutter wäre noch da. Bisher hatte sie immer eine Antwort auf all ihre Fragen gehabt. Sie hatte mit ihr über alles reden können und Mutter hatte stets für besseres Verständnis geholfen. Oder versuchte offene Fragen zu beantworten. Mutter hatte immer Rat. Kluge, schöne, tote Mutter… Und jetzt musste sie versuchen mit all ihren Fragen und gar Problemen allein klarzukommen. Sie vermisste sie so sehr… Leicht krallte sie sich an ihren Essstäbchen fest. Ihre Finger zitterten ein wenig. Neue Tränen sammelten sich in ihren Augen. Brannten dort fürchterlich. Der Gedanke daran, wie sehr sie ihre Mutter vermisste, schmerzte so sehr in ihrem Inneren, dass es ihr erneute Tränen in die Augen trieb. Doch nie hatte sie diesen Gedanken jemandem offenbart. Noch nie hatte sie diesen Gedanken laut aufgesagt. Schließlich war sie die große, starke Schwester. Sie wollte vor ihren Brüdern keine Tränen zeigen. Sie wollte es nicht! Schließlich war sie temperamentvoll und stark. Doch der Schmerz des Verlustes war stärker und zwang sie oft in die Knie. Dann wünschte sie sich, sie würde nichts mehr fühlen. Nichts mehr denken können. Vor allem in dieser Zeit des Schmerzes. Sie hielt es einfach kaum mehr aus. “Du kochst besser als früher.” “Ich vermisse Ka-san…” Erneut herrschte Stille in der Küche. Eine kleine Träne lief ihr über die Wange und liebkoste diese. Nun hatte sie die Worte ausgesprochen, welche schon seit Wochen so tief in ihr verankert waren. Worte aus ihrem Herzen. Tief darin verschlossen gewesen. Ihre Schultern bebten leicht. Sie legte die Stäbchen beiseite. Plötzlich legten sich zwei warme Hände auf ihre eignen. Streichelten diese sanft und behutsam. Erschrocken hob sie den Blick an. Schaute ihren Bruder mit glasigen Augen entgegen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Holte tief durch die Nase Luft, als sie ihr Gegenüber so sah. In dessen Augen glitzerten eben kleine Tränen. Tränen voller Sehnsucht, Schmerz, Trauer und Verlust. Weiter herrschte Stille im Raum, bis Kankuro diese unterbrach. Dessen nächsten Worte zeigten ihr erneut, dass sie nicht allein war mit ihrem Leid. Mit ihrem Schmerz. Mit ihrer Last… Sie teilten alle etwas. Es machte den Gedanken an den Tod ihrer Mutter erträglich. Dennoch nahm es nicht den Schmerz weg. “Ich auch, glaub mir, ich auch…” Der Schmerz blieb. Tief und fest verankert. Nicht lösbar, wenn er einmal seine Krallen ins Herz geschlagen hatte. Blutende Narben hinterlassend. Mit dem tröstenden Gedanken: Man war nicht allein damit… ~*~*~ Was war dies heute für ein Tag gewesen? Unbegreiflich… Heute Morgen ein Mädchen tot gefunden. Mittags eine schwere Last von der Seele gesagt. Der Nachmittag wunderschön, als wäre es das Paradies auf Erden gewesen. Nun war draußen dunkle Nacht. Die weißen Wände waren in ein helles Blau gehüllt. Der volle Mond schien seicht in den Raum. Malte einige Lichtbilder an die sonst weißen Tapeten. Es war sicher fast Mitternacht. Sie hörte in der Stille des Zimmers die laute Musik von Gaara, der in dem Zimmer neben ihrem schlief. Sie lauschte dieser und ihrem ruhigen Atem. Erschöpft saß Temari in ihrem Bett. Die Beine von sich gestreckt, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Einen Holzrahmen hielt sie in der Hand. Das Glas des Bilderrahmens reflektierte ein wenig die schwach scheinende Kerze auf ihrem Nachtschränkchen. Das Foto ihrer strahlenden Mutter war in diesem zu sehen. Hell und voller Leben. Doch das Leben war vergänglich, existierte für einige Zeit auf diesem Foto weiter. Doch auch ein Bild verblasste. Genauso wie die Erinnerungen an einen Menschen. Ein Foto war nichts weiteres, als ein Stück Papier, das nicht litt. Das keinen Schmerz fühlte. Das nicht zweifelte. Das nicht weinte. Das nicht lebte. Es war tot. Es war schon tot und spiegelte nur noch die einst lebende Schönheit wider. Es war so furchtbar schrecklich, dass mal einst so wunderschönes Leben nur noch auf Papier weiterleben konnte… Stumm saß Temari da. Das Bild einfach in den Händen haltend. Tränen flossen keine mehr. Hatte sie längst alle verbraucht. Allein und voller Stille in ihren Zimmer. Keiner hatte sie gesehen. Keiner hatte sie gehört. Nur sie wusste, dass sie stumm geweint hatte. Ohne Laut und ohne Regung. Starr wie eine Puppe. So blass, dass es fast wieder zerbrechlich wirkte. Ihre Haare trug sie offen. Blonde Strähnen hingen in ihrer Stirn. Klebten an ihren Wangen. Streiften ihre Nase. Streiften ihre trockenen und wund gebissenen Lippen. Kitzelten sie. Neckten sie. Doch Temari ging darauf nicht ein. Sie schob sich nicht einmal eine nervige Strähne aus dem Gesicht. Dazu fehlte ihr einfach die Kraft und die Lust. Am liebsten würde sie schlafen. Und irgendwann aufwachen. Aufwachen und merken, dass alles nur ein Traum gewesen war. Dass sich alles nur als eine Fantasie entpuppte. Gesponnen aus ihren eigenen Gedanken. Ausgedacht von ihren so müden Geist. Doch egal, wie oft sie die Augen schloss. Egal, wie oft sie die Augen wieder öffnete. Die gnadenlose Realität riss sie wieder aus ihren Hoffnungen und Träumen zurück. Zerplatzten Hoffnungen und zerbrochen Träumen. Zitternd strichen ihre Finger über das kühle Glas. Sie bemerkte im Halbdunkeln, wie ähnlich sie ihrer Mutter sah. Vor allem, wenn sie die Haare offen trug. Nur mit dem Unterschied, dass diese ein wenig länger waren. Doch schnell ließ sie wieder vom Glas ab. Weiter starrte sie stumm auf das Bild. Als würde ihre Mutter jeden Moment durch das Glas herausspringen können. Sie streicheln, in die Arme nehmen und sagen, dass alles gut war. Doch da konnte sie lange darauf starren… Mit leisem Knarren wurde ihre Zimmertüre geöffnet. Erschrocken zuckte sie zusammen und hob träge ihren Kopf. Glanzlos sahen ihre türkisen Iriden auf den Neuankömmling. Es war ihr Vater. Mit gebeugter Haltung und einer Bierflasche in der Hand. Was wollte er? Warum war er in ihrem Zimmer? Vor allem um diese Uhrzeit? Die Schritte ihres Vaters kamen näher. Sie klangen dumpf und unheimlich in ihren Ohren. Leicht biss sie sich auf ihre Unterlippe. Kaute auf dieser herum. Träge ließ sie ihre rechte Hand sinken. Das Foto in dieser fest umklammert. Das Bild direkt auf den anderen gerichtet. Das strahlende und so lebendige Lächeln ihrer Mutter. Und da geschah es. “Guck es nicht an!” Mit aufgerissenen Augen sah ihr Vater sie an. Dessen Hände zitterten so sehr, dass dieser nicht mal mehr die Möglichkeit hatte, die Flasche zu halten. Klirrend fiel sie zu Boden und zerschellte doch in einen Haufen Scherben. Die Bierreste verteilten sich über den Teppich und wurden von den einzelnen Fransen aufgesaugt. Der ekelhafte Geruch der Flüssigkeit verbreitete sich im Raum aus. Erschrocken wich Temari nach hinten aus. Ihre Finger tasteten sich über das Bett. Krallten sich darauf hin bald in das Laken. Ihr Vater schlug sich die eine Hand vor das Gesicht und sank auf die Knie. Ein Schluchzen verließ seine Lippen. “Geliebte Karura… Komm zurück… komm zurück zu mir…” In letzter Zeit benahm sich ihr Vater merkwürdig. Er trank viel. Ging nicht mehr zur Arbeit. Und zog sich oft ins Wohnzimmer zurück, um dort verzweifelt zu weinen. Denn alles in diesen Haus erinnerte einen an ihre Mutter. An ihre so geliebte Mutter. An ihre so wunderschöne Mutter. Geliebte Mutter. Wunderschöne Mutter. Tote Mutter. Aber sie konnte ihn ein bisschen verstehen. Sie konnte ein wenig diesen Schmerz von Verlust nachvollziehen. Ihr erging es doch auch nicht anders! Müde rutschte sie zur Bettkante vor. Ihre nackten Füße berührten den flauschigen Stoff des Teppichs und versanken leicht in diesem. Zitternd stand sie auf. Aufgrund ihrer langen Regungslosigkeit waren ihre Glieder steif geworden. Einige Gelenke knackten leise auf. Mit bebenden Schritten lief sie auf ihren Vater zu. Kniete sich neben diesen, mit Bedacht sich nicht in eine Glasscherbe zu setzen. Sachte strich sie über seinen Rücken. Wie jedes Mal… Es war zu Gewohnheit geworden. Sie war für ihren Vater da. Sie war seine geliebte Tochter. Seine Beste. Doch Liebe und Vertrauen konnte schnell missbraucht werden… Plötzlich packte ihr Vater sie am Arm an. Riss diesen zur Seite und aus ihren verkrampften Fingern das Foto ihrer Mutter. Mit einem lauten Klirren wurde dieses gegen die Wand geworfen. Unheimlich laut hallte dieses Geräusch in ihren Ohren wider. Ihre Augen weit aufgerissen auf das Bild am Boden gerichtet. Es war das einzige, schöne Foto, das sie von ihrer Mutter besaß. Und nun lag es zerbrochen am Boden. Warum? “Guck es nicht an… guck es nicht an…” Immer wieder murmelte ihr Vater diese Worte vor sich hin. Immer und immer wieder, als wäre es ein Gebet. Sein Griff um ihr Handgelenk wurde fester. Erschrocken zuckte sie zusammen, als Schmerz ihren Arm durchzog. Sie versuchte sich zu befreien. Doch entkam nicht den Fingern ihres Vaters. Ein Wimmern glitt ihr über die Lippen. Ihre Unterlippe bebte, weswegen sie sich darauf biss. Ihr Gegenüber riss mit einem Ruck den Kopf hoch. Starrte sie mit glasigen und Blut unterlaufenden Augen an. Starrte sie wie ein wildes Tier an, was jeden Moment seine Beute reißen wollte. Und hinter ihm das unheilvolle, helle Licht aus dem Flur. Es beschien ihn von hinten, sodass unheimliche, dunkle Schatten in dessen Gesicht zu sehen waren. Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Ein Schaudern trieb ihr eine Gänsehaut auf die Unterarme. Stellte ihre Härchen auf. Ihre Schultern bebten. Ihr Finger zitterten. Panik umfasste sie. Erneut riss sie an ihrem Arm herum. Erneut versuchte sie sich zu befreien. Verzweifelte legte sie ihre andere Hand auf das Handgelenk ihres Vaters. Versuchte krampfhaft diesen wegzuschieben. Doch sofort wurde ihre freie Hand gepackt. Sofort wurden ihre Finger zwischen dem festen Griff zerquetscht. Erschrocken keuchend zog sie die Luft in ihre Lungen. Nur um sie im nächsten Moment mit einem schmerzvollen Stöhnen wieder auszustoßen. Was danach passierte, geschah viel zu schnell für sie… Mit einem Ruck wurde sie zu Boden gerissen. Grob kam sie auf dem Rücken zum Liegen. Sie hatte das Gefühl, als könnte sie durch den Stoff ihres T-Shirt die einzelnen Teppichfransen an ihrem Körper kitzeln spüren. Ihren Kopf stieß sie an der Bettkante an. Leise schrie Temari auf. Ihre Handgelenke wurden zusammen geführt und von ihrem Vater mit einer Hand in einer Schraubstockklammerung festgehalten. Die andere Hand legte sich grob auf ihren Mund. Sie schrie gedämpft auf, als ihr Vater seine Knie auf ihre Oberarme stemmte. Sicherlich würde das hässliche, blaue Flecken hinterlassen. Sie wand ihren Kopf zur Seite. Versuchte mit Beißen und Lecken die Hand von ihren Mund zu bekommen. Doch das Einzige, was sie damit erreichte war, dass sie den widerlichen Geschmack von Bier und Schweiß auf ihrer Zunge schmecken konnte. Ekel steig in ihr an. Am liebsten würde sie kotzen. Hier und jetzt. Sofort… Sie trat mit ihren Beinen um sich. Bog ihren Rücken durch, um sich zu befreien. Vor Anstrengung lief ihr Schweiß die Schläfe entlang. Über den Hals und den Rücken. “Du darfst niemanden davon was erzählen, hörst du?! Sonst steck ich euch alle ins Heim! Dann wirst du deine Brüder nie wieder sehen!” Schreiend bekam sie diese Worte mitten ins Gesicht geschleudert. Keuchend kniete der Vater über ihr. Der Mund stumm und ihre Hände fest in seinem Griff. Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Sie wusste es einfach nicht! Sollte sie nicken? Sie glaubte es kaum. Warum wollte ihr Vater sie alle ins Heim schicken? Was sollte sie niemanden sagen? Sie schrie erneut gedämpft auf. Doch niemand würde sie hören. Gaara schlief immer mit viel zu lauter Musik ein, damit er nichts um sich herum wahrnehmen konnte. Und Kankuro besaß einen sehr tiefen Schlaf, sodass er morgens oft nicht einmal seinen eigenen Wecker hörte. Es war zwecklos… Verängstigt schloss sie ihre Augen. Ihre Lider bebten unaufhörlich. Mit aller Gewalt ballte sie ihre zittrigen Finger zu Fäusten. Krallte ihre Nägel tief in die Haut. Erneut biss sie verzweifelte zu. Erneut leckte sie über dessen dreckige Handflächen. Erneut trat sie weiter um sich. Erneut warf sie ihren Kopf hin und her. Erneut bog sie ihren Rücken durch. Doch nichts half. Gar nichts… Ihr war schwindlig. Ihr Kopf pochte verrückt. Es schmerzte fürchterlich. Sie war so verzweifelt, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Sie war so eingeengt, dass sie sich wie ein in die Ecke getriebenes Tier vorkam. Was würde passieren? Was machte ihr Vater mit ihr? Sie wollte nichts sehen. Sie wollte nichts denken. Aber dennoch rotierten ihre Gedanken in endlose Leere. Gemischt mit Panik. Sie konnte keinen ordentlichen Gedanken fassen. “Lass mich!“ Doch ihre Worte blieben ungehört. Ihre Gebete und all ihr Hoffen ebenfalls… Plötzlich wurde ihre Hose geöffnet. Sie wehrte sich nun wilder gegen die Griffe und ihren Vater. Doch kam sie nicht an. Ihr Körper war müde und schwer. So unglaublich schwer. Sie war müde und ihr Verstand wie leer gefegt. Nur ein Wort schrie sie immer wieder in ihrem Inneren. AUFHÖREN! Aufhören! Aufhören… Erschrocken riss sie die Augen auf. Ein unglaublicher Schmerz durchfuhr ihren Unterleib. Es zerriss sie innerlich. Zerriss sie entzwei. Sie verstand nicht. Sie konnte es nicht begreifen. Es war so unfassbar. So schmerzhaft. So eklig. Sie wollte Würgen. Wollte Kotzen. Sie wollte die Augen schließen. Dennoch konnte sie den Blick nicht von ihrem Vater abwenden. Sie konnte es nicht! Sie schaffte es einfach nicht! Sie starrte ihn ängstlich an… Das Einzige, was sie in den nächsten Minuten sah, war der verzweifelte Blick ihres Vaters. Tränenüberlaufen. Sein leises Wimmern und Flehen für ewig in den Ohren widerhallend. “Bitte… bitte, sag es niemandem…” ____________________________________________________________________ © Songtext “Embryo” by Dir en Grey [1] Ein Charakter aus den Naruto-Filler Folgen. Sie war die persönliche Schülerin von Kurenai, um bei ihr in Genjutsu unterrichtet zu werden. [2] Hibiya ist ein Stadtteil von Chiyoda-ku und bekannt für seinen großen Park, den Hibiya-Park. Chiyoda-ku ist einer der 23 Bezirke von Tokio. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)