Everybody's Darling von Armaterasu ================================================================================ Kapitel 3: der Umzug -------------------- Kapitel 3 „Der Umzug“ In der Nacht träumte Kai irgendein wirres Zeug, sodass er froh war, dass es endlich Morgen war und er aufstehen konnte. Er war zwar immer noch müde, doch er wollte nicht schon wieder von seiner Vergangenheit oder von dem bevorstehenden Klassentreffen träumen. Er blickte neben sich und sah, dass Reita immer noch friedlich schlief, sodass er leise aufstand, sich fast lautlos frische Sachen aus dem Schrank zog und aus dem Zimmer schlich. Er schaute auf die Uhr, die kurz nach halb neun zeigte, und ging in die Küche, machte sich erneut ein Croissant mit Marmelade und trank genüsslich eine Tasse Darjeeling. Interessiert blätterte er in der Zeitung von gestern, las sich einige Schlagzeilen durch und war froh darüber, Musiker zu sein. Die Arbeitslosenquote war in Japan durch die weltweite Wirtschaftskrise vergleichsweise hoch und viele Menschen mussten um ihren Job bangen. Er legte die Zeitung, nachdem er mit dem Lesen fertig war, beiseite und stellte seinen Teller in die Spüle, trank seinen letzten Schluck Tee und stellte seine Tasse dazu. Kai streckte sich noch einmal ausgiebig und ging in das Badezimmer, wo er sich erst einmal die Zähne putzte und unter der Dusche verschwand. Der Leader gehörte zu der Sorte Mensch, die sich jeden Morgen und jeden Abend duschten. Morgens brauchte er das Wasser um richtig wach zu werden und abends um seinen maskulinen Duft loszuwerden. Er würde nicht behaupten, dass er stank, aber er fühlte sich einfach unwohl, wenn er sich abends verschwitzt in das Bett legte. Er wusch sich gründlich und stieg, nachdem er sich abgeduscht hatte, aus der Dusche, trocknete sich sorgfältig ab und öffnete das Badezimmerfenster. „Oh, guten Morgen, du Langschläfer.“, sagte Kai zu Reita, welcher gerade total verschlafen aus dem Schlafzimmer kam. „Morgen.“, nuschelte er, rieb sich demonstrativ über die Augen und versuchte seine Haare, welche zu allen Seiten abstanden, zu bändigen. „Wir haben es gleich elf. Werd mal langsam wach.“, lächelte Kai und zeigte auf die große Wanduhr um Wohnzimmer. „Schönheit braucht eben seinen Schlaf.“, nuschelte der Bassist und grinste schräg. „Wie lange willst du denn da schlafen?!“, fragte Kai total ernst, erntete dafür aber einen leichten Ellenbogenhieb von Reita, als er an ihm vorbei in das Schlafzimmer ging, um das Fenster zum Lüften zu öffnen. Kai genoss es, wenn Reita da war, leistete er ihm öfter Gesellschaft, als das er in seiner eigenen Wohnung war. Reita schien auch gerne bei Kai zu sein, logisch, sonst wäre er nicht so oft bei ihm, doch der Leader glaubte eher, dass es an Reitas Faulheit lag. Er war zu faul zum Kochen und zu faul zum Aufräumen, wenn er bei Kai war, machte er bei sich zu Hause keinen Dreck und brauchte dann logischerweise auch nichts saubermachen. Vielleicht sollte der Bassist komplett zu ihm ziehen, so würden sie Miete einsparen, denn es war doch unsinnig, wenn Reita für seine Wohnung Geld zahlte, wenn er kaum daheim war, abgesehen davon waren sie die meiste Zeit des Jahres im Studio und auf Tour. „Willst du Wurzeln schlagen?“, brummte Reita als er Kai immer noch am Fenster stehend vorfand. „Ich ... äh ... bist du schon fertig?“, fragte der Drummer sichtlich überrascht. „Frisch geduscht und auch frisch geraucht.“, grinste Reita und schaute ebenfalls aus dem Fenster, konnte aber nichts Spannendes feststellen und verließ das Schlafzimmer wieder, setzte sich ins Wohnzimmer auf die Couch. Kai folgte ihm und setzte sich dazu, blickte Reita nachdenklich an. „Hab ich was im Gesicht oder warum starrst du mich an?“, fragte Reita und Kai wollte schon ‚eine Nase’ antworten, verkniff sich aber seine Antwort und lächelte nur leicht. „Du hast nichts im Gesicht, nicht einmal ein Nasenband. Ich hab lediglich überlegt und dich dabei unbewusst angeschaut.“, gestand Kai und blickte nach draußen. „Wenn du überlegst, kann nichts Gescheites dabei raus kommen.“ „Hey, immerhin bin ich Leader und ich glaube nicht, dass es schlecht für uns läuft.“, sagte Kai leicht empört und registrierte das Grinsen seitens des Bassisten. „Das stimmt allerdings.“ „Rei, du weißt, dass ich noch mein großes Arbeitszimmer habe. Was hältst du davon, wenn du mit zu mir ziehst? Dann brauchst du nicht eine komplette Miete zahlen, wenn du kaum zu Hause bist, abgesehen davon bist du die meiste Zeit hier. Wir könnten meine Miete teilen und wir hätten beide etwas davon.“ „Hab ich auch schon dran gedacht.“, sagte Reita monoton, was Kai leise seufzen ließ. „Immer diese Begeisterung. Was hältst du davon?“ „Gefällt mir. Ich habe meine Wohnung sogar schon gekündigt. Bis nächsten Freitag muss ich raus sein.“ „Du hast WAS? Warum hast du mir nichts gesagt?“ „Ich hätte dich nächste Woche mal gefragt, vielleicht am Mittwoch oder Donnerstag.“ „Wenn du am Freitag da raus sein musst. Das bist typisch du.“, sagte Kai und wusste nicht so recht, ob er darüber jetzt lachen oder doch eher sich an den Kopf greifen sollte. „Ich weiß und außerdem wusste ich, dass du nichts dagegen sagen würdest.“ Kai konnte nun einmal nicht nein sagen und gerade bei Reita kamen manche Entscheidungen erst so kurz vor dem Schuss, dass er gar keine andere Möglichkeit hatte als zuzustimmen. Der Drummer schüttelte den Kopf und begann doch zu lachen. Er musste einfach über diese typische Reita-Art lachen, dass es ihm fast Tränen in die Augen trieb. „Ich weiß zwar nicht, warum du jetzt so lachst, aber wenn du dich wieder eingekriegt hast, lass es mich wissen, weil dann können wir schon einmal mit den Kisten packen anfangen.“, sagte Reita und ging erneut auf den Balkon um sich eine Zigarette anzuzünden, während Kai sich versuchte zu beruhigen. „Wollen wir nicht erst das Zimmer leer räumen, bevor wir dann mit den Kisten hier auftauchen und nicht wissen, wo wir die hinstellen sollen?“, fragte Kai, der ebenfalls auf den Balkon gegangen war. „Ist vielleicht besser.“, sagte Reita und verschwand in das Arbeitszimmer des Drummers, war wieder über dessen Ordnung erstaunt. Alle Blätter lagen fein säuberlich auf einen Stapel auf dem Schreibtisch, daneben lagen, ebenfalls auf einem Stapel, Notenblätter, daneben stand ein Behälter, wo seine ganzen Stifte einsortiert waren und noch selbst der Computer fand mit all seinem Zubehör Platz auf dem Tisch. „Wo räumen wir das alles hin?“, fragte Kai mehr sich selbst als Reita und überlegte. „Am Besten erst einmal alles raus.“, brummte Reita und machte sich daran, die Stecker vom Computer zu ziehen und in das Wohnzimmer zu tragen. Zum Glück war Kais Arbeitszimmer wirklich nur zum Arbeiten da, von daher hatte er kaum Möbel drin. Zwar würde sein Wohnzimmer im einiges voller werden, aber nicht so voll, dass es überladen wirkte. „Stell den Rechner erstmal auf den Fußboden im Wohnzimmer. Ich muss auf dem Schreibtisch erst einmal Platz machen.“, sagte Kai und meinte damit nicht wirklich Unordnung, aber auch der Papierkram dort musste weggeräumt werden und zwei Schreibtische wollte er nun wirklich nicht im Wohnzimmer stehen haben. „Wo willst du den Tisch hinhaben?“, fragte Reita und deutete ins Arbeitszimmer. Er selbst hatte noch einen Schreibtisch, sodass jetzt definitiv einer zuviel war. „Willst du lieber deinen oder den da behalten?“ „Meinen!“, sagte der Bassist schon fast entsetzt, sodass Kai seine Hände schützend hob um sich zu schützen. „Okay, dann kommt der in den Probenraum. Vielleicht brauchen wir dort irgendwann mal einen.“, lächelte der Drummer und freute sich richtig, dass Reita zu ihm zog. „Damit du einen weiteren Grund hast, uns dort übernachten zu lassen.“, brummte der Blondschwarzhaarige und deutete auf das Sofa, welches ebenfalls in den Probenraum kommen sollte. Der Drummer lachte daraufhin nur und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich möchte nur, dass ihr es bequemer habt, falls es mal wieder länger dauert.“ Jetzt musste Reita grinsen, erinnerte er sich doch ebenso an die Werbung mit dem Schokoriegel. „So, ich lad das Sofa und den Tisch ein und fahr schon mal zur PSC. Hilfst du mir?“, fragte Kai und war innerlich über seinen Van froh, den er sich erst neu gekauft hatte. Mehrmals hatte sich schon sein Dienst erwiesen, wenn er die Jungs nach einer Party nach Hause chauffieren musste, weil er nichts trank. Schnell klappte er die hinteren Sitze runter und ging wieder zu seiner Wohnung, trug mit Reita den kleinen Zweisitzer nach unten und hievte es zusammen mit ihm in das Auto. „Den Tisch bekommen wir auch noch rein.“, stellte Reita in seiner enthusiastischen Art fest und ging in die Wohnung zurück, holte den Tisch und lud ihn zusammen mit Kai in dessen Van. „Okay, dann fahr ich du zu dir und pack schon mal ein paar Kisten. Vergiss nicht die Wohnungstür bei mir zu schließen.“ Kai setzte sich in das Auto, steckte sein Handy an die Freisprecheinrichtung und startete den Motor, fuhr zu seinem Plattenlabel. An einer roten Ampel wählte er schnell Naos Nummer und drückte auf den grünen Hörer. Tut ... tut ... tut „Moshi moshi.“ „Hey Nao, Kai hier. Bist du zufällig in der PSC?“ „Hey Kai – Baby. Zufällig ja, wieso?“ „Okay, ich brauche deine Hilfe. Bin in zehn Minuten da, wenn der Verkehr weiterhin so läuft wie jetzt.“ „Kai? Ist irgendwas passiert?“, fragte Nao besorgt. „Einiges, aber egal. Bis gleich.“ „Okay, bis gleich.“ Kai drückte den roten Hörer, grinste in sich hinein und parkte sein Auto zehn Minuten später auf den Parkplatz der Peace and Smile Company, wo der Drummer von Alice Nine bereits auf ihn wartete. „Hey, was ist passiert?“, fragte er auch gleich ohne Umschweife, worauf Kai nur grinste. „Reita zieht zu mir, wir machen eine WG und die Sachen hier ...“, er öffnete den Kofferraum, „...sollen in unseren Probenraum und dafür brauch ich dich, weil du wirst sie mit mir tragen.“ „Und ich dachte schon sonst was.“, seufzte Nao, trug aber den Tisch zusammen mit Kai in das Gebäude der PSC, wo sie ihn erst einmal abstellten und das Sofa holten, welches sie direkt vor dem „the GazettE“ – Probenraum abstellten. Kai kramte den Schlüssel aus der Hosentasche und schloss auf, stellte das Sofa mit Naos Hilfe an die Wand, wo auch schon ein anderes Ledersofa seinen Platz hatte. „Wo willst du den Tisch hinstellen?“, fragte Nao und schaute sich um. Im Gegensatz zu dem Probenraum von Alice Nine war es hier richtig ordentlich und aufgeräumt. Bei seiner Band standen leere Kaffeebecher über leere Kaffeebecher und daneben unzählige Pizzaschachteln. „Wie schaffst du es, immer wieder aufzuräumen?“ „Hä? Was? Aufräumen?“ „Na, den Probenraum, Kai.“ „Gar nicht. Wir halten einfach Ordnung, indem wir unseren Müll wegräumen und das Geschirr am gleichen Tag abwaschen. Ganz einfach.“ „Hmm ... vielleicht sollte ich das bei meinen Jungs auch mal einführen.“, meinte Nao nachdenklich und lief mit dem GazettE – Leader zum Eingang zurück um den Tisch zu holen. „Ja, das solltest du.“, lachte Kai und trug den Tisch mit dem Alice Nine – Leader ebenfalls in den Probenraum, platzierte ihn unweit der Couch, damit er nicht zu abseits stand. „So, das wär’s. Danke, Nao.“, lächelte Kai und klopfte ihm auf die Schulter. „Hält Reita sich denn auch daran seinen Müll rauszuräumen?“, fragte der andere Drummer erneut, konnte er es sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass auch der Bassist Ordnung hielt. Kai lachte kurz auf und erwiderte: „Naja, wenn man ihn darauf hinweißt, dann schon, aber hier hat keiner einen eigenen Müll, wir produzieren doch alles zusammen. Von Musik, über Partys bis hin zu benutzten Tassen und leeren Pizzaschachteln. Außerdem gibt es so ein schönes Sprichwort: Viele Hände, schnelles Ende.“ „Hmm, da hast du allerdings Recht.“ „Wie in so vielen Dingen, ne?“, lächelte Kai und schloss den Probenraum wieder ordnungsgemäß zu. „Danke dir noch mal und wir sehen uns bestimmt morgen.“ „Okay, bis morgen, Kai. Grüß Rei von mir.“ „Mach ich, bye.“ Der Drummer stieg wieder in sein Auto und fuhr zu Reitas Wohnung, würde dem Bassisten noch helfen, seine Sachen und Gegenstände in Kisten zu packen. Eine Viertelstunde später parkte er sein Auto vor dem Wohnblock von Reita und lief die Treppen nach oben. „Du bist schon da?“, fragte Reita überrascht als er Kai die Tür öffnete. „Schon? Na, du bist gut. Wir haben es bereits halb drei. Es wird Zeit, dass wir langsam etwas schaffen. Wie weit bist du?“, fragte Kai als er in die Wohnung trat und sich die Schuhe auszog. Im Wohnzimmer war jedenfalls noch nichts eingepackt und in der Küche auch nicht. Prüfend sah er zu Reita, welcher sofort auf das Schlafzimmer zuging und Kai stolz zeigte, dass dort bereits zwei blaue Müllsäcke und drei Kisten standen. „Sag nicht, dass ist bis jetzt das Einzige, was du geschafft hast.“ „Äh ... doch?!“ Kais Kopf sackte etwas nach vorne und wenn sie sich jetzt in einem Manga befänden, könnte man einen großen Drop sehen. „Okay, dann pack das Wohnzimmer und ich kümmere mich um die Küche.“ Kurz schüttelte der Leader den Kopf, lachte leise und wand sich dem Schlachtfeld zu. Er hätte wenigstens Geschirr spülen können, dachte sich Kai und machte sich voller Tatendrang ans Werk. Während die Teller, Tassen und das Besteck trockneten, begann Kai die Schränke auszuräumen. Alles, was zerbrechen konnte, wickelte er vorsorglich ins Zeitungspapier ein und legte es in eine Kiste. „Sag mal, Rei, hast du eine Kühlbox?“, fragte Kai während er in das Wohnzimmer ging und den Bassisten mit einer Playboyausgabe in der Hand sah. „Ähm ...“, kam es geistreich von Reita, welcher abwechselnd zu Kai und dem Magazin schaute. „Du sollst Kisten packen und dir nicht irgendwelche nackten Weiber ansehen.“, grinste Kai und fragte erneut nach einer Kühlbox, doch Reita besaß keine. Gut, soweit wohnten sie nun auch nicht auseinander, da würden schon keine Lebensmittel verderben, wenn er denn überhaupt welche besaß. Nach vier Stunden war die Wohnung leer geräumt, die Fenster geputzt und die Flecken aus den Teppichen entfernt. „So, das hätten wir. Dann fahren wir jetzt zu mir und packen die Kisten wieder aus.“, meinte Kai und sah noch einmal prüfend durch die Wohnung. „Ich wusste gar nicht, dass ich so große Räume hatte.“, sagte der Iroträger leicht nachdenklich, freute sich aber auf das Zusammenleben mit seinem besten Freund. „Na los.“ Kai zog Reita am Ärmel und gemeinsam verließen sie die Wohnung, schlossen die Tür zu und gingen zu Kais Auto, damit die eingeladenen Kisten und die Möbel, welche Kai zwischendurch schon zu sich fuhr, wieder aufgebaut werden konnten. Er war selbst überrascht, wie viel Kram doch in eine Zweiraumwohnung passte, hatte doch Reita auch nicht damit gerechnet, dass es so viele Kisten und Müllsäcke werden würden. Mit etwas Wehmut schloss Reita die Wohnungstür zu, hatten in der Wohnung doch auch einige Partys stattgefunden, die alles andere als schlecht gewesen waren. Insgesamt war die Zeit sehr schön gewesen, doch er freute sich auf Kai und auf das Zusammenleben, verbrachte er die meiste Zeit doch sowieso mit ihm. Er brauchte bei Kai keine Worte, wusste dieser doch was Reita von ihm wollte und er war sehr froh in den Drummer einen Seelenverwandten gefunden zu haben. „Was los?“, fragte der Leader als sie schon auf dem Weg zu Kais Wohnung waren. „Nichts. Hab nur gerade an die früheren Partys in der Wohnung gedacht.“ „Oh Gott.“, lachte Kai, kamen doch selbst Erinnerungen hoch. „Weißt du noch wie Uruha im Februar in einem Entenkostüm aufgetaucht war?“ Kaum hatte Kai den Gedanken ausgesprochen, musste er lachen und Kais Lachen war so ansteckend, dass selbst Reita lachte. „Das war echt komisch. Oder wie Ruki sein Bier umgeschüttet hatte und wo er es aufwischen wollte gleich noch die Flasche von dir und dein CD – Regal umgeschmissen hatte.“ „Oh ja, Ruki kam aus dem entschuldigen gar nicht mehr raus.“, grinste Kai und parkte sein Auto vor der Haustür. „So, dann mal los.“, sagte Reita mit einem ironisch gemeinten Tatendrang. Es gab Momente, da hasste er seine Spontaneität und heute war definitiv so ein Tag. Er hätte nie damit gerechnet, dass er so viele Dinge in seiner Wohnung hatte, obwohl er die Hälfte bestimmt wegschmeißen könnte. Vielleicht sollte er beim Einräumen doch aussortieren. Er trug mit Kai die restlichen Sachen aus dem Auto und war doch sehr überrascht als in seinem neuen Zimmer circa 30 Kisten und 20 Säcke standen. Gut, das ganze Geschirr stand auch hier noch irgendwo und im Wohnzimmer durfte er bestimmt auch noch einiges unterbringen. Kai verschwand einfach in die Küche, ließ Reita mit der Arbeit alleine. „Na toll.“, grummelte er und fragte sich, wer eigentlich auf die bescheuerte Idee gekommen war, bei Kai einzuziehen. Aber egal wie er es auch drehte und wendete, er hatte selbst den ersten Schritt getan, indem er seine Wohnung schon gekündigt hatte, ohne vorher mit Kai zu sprechen. Der Bassist verließ das Zimmer, trat hinaus auf den Balkon und damit er eine rauchen konnte. Gerade wollte er sich einen Plan überlegen, wann er das alles schaffen wollte und wo einige Sachen hinkommen würden. In seinem Kopf hatte er die Schränke bereits aufgebaut als Kai ebenfalls auf den Balkon trat und ihm schon wieder mit seinem Lächeln am Rande des Wahnsinns trieb. Manchmal konnte er Kai echt schlagen, vor allem wenn er selbst angepisst war und Kai noch bessere Laune hatte. „Ich würde sagen, dass wir dann deine Schränke aufbauen und danach mit dem Einräumen beginnen. Wenn du willst, räume ich die Sachen, die für die Küche sind, schon einmal dahin.“ „Mach das.“, brummte der Bassist und rauchte seine Zigarette weiter, während Kai in Reitas Zimmer ging und die Kisten mit den Küchensachen in den dafür vorgesehenen Raum trug. Kaum war er damit fertig, kam Reita ins Zimmer und gemeinsam bauten sie die Schränke auf. Wider Erwarten konnte der Bassist sogar mit einem Schraubenzieher umgehen und nicht nur mit einem Hammer, um damit alles klein zu hauen. Kai lächelte bei dem Gedanken an das Shooting von Reita in der Arena und an den Spaß, den der Bassist dabei hatte. „Was grinst du denn schon wieder?“, brummte Reita, wusste nicht einmal mehr, wann er eigentlich auf diese bescheuerte Idee mit dem Umzug kam. „Ich hab gerade an dein Arena Shooting gedacht.“ „Ah ja, und was ist daran so lustig?“ „Dass du auch Sachen aufbauen und nicht nur zerkleinern kannst.“, grinste Kai. „Natürlich kann ich das!? Schließlich bin ich ein Kerl.“ Eher ein kleiner Macho, dachte sich Kai, behielt seinen Kommentar aber lieber für sich. „So, ich geh dann in die Küche und räume die Kisten aus. Was magst du heute Abend essen?“ „Auf jeden Fall nichts mit Gemüse.“ „Das weiß ich doch, Rei. Ich lass das Gemüse bei dir weg, mit ist mein Leben noch zu schade um jetzt zu sterben.“, grinste er weiter und war schon in der Küche verschwunden. Das Geschirr spülte Kai lieber noch einmal ab, schließlich war es in Zeitungspapier eingewickelt und Druckerschwärze wollte er nicht unbedingt zu sich nehmen. Nach drei Stunden waren die Kisten ausgepackt und im Keller verstaut, sodass Reita sich wirklich auf seine Couch legen konnte und kurz die Augen schloss, als Kai ihm auch schon zu einem kleinen Imbiss rief. Grummelnd lief er in die Küche, war aber froh, dass er sich nicht mehr selbst bekochen musste. „Oh, Sushi.“, meinte er und griff zu seinen Stäbchen und verschlang die erste Sushirolle, hatte er doch durch die Arbeit großen Hunger bekommen und eine kleine Pause schadete nicht. „Wie weit bist du?“, fragte Kai einfach mal. „Ich? Fast fertig.“ „Was hast du denn noch auszupacken?“ „Computerkram.“ „Willst du es nicht im Wohnzimmer zum PC packen?“ „Kann ich machen.“ Geht doch, dachte sich Kai, schließlich musste Reita nicht alles in den einen Raum verstauen, was vorher in zwei Räumen untergebracht war. „Muss ich das heut noch machen?“, fragte der Bassist entnervt, hatte er doch wirklich keine Lust mehr auf das Auspacken, abgesehen davon war er gerade am überlegen, ob er das nicht doch zu sich ins Zimmer räumte, stand doch dort sein eigener Rechner. „Mach einfach so, wie du es möchtest. Was in deinem Zimmer ist, interessiert mich nicht, solange wie im Rest der Wohnung Ordnung herrscht. Du kennst mich doch.“, grinste Kai und erntete ein „Oh ja.“ von Reita, welcher ebenfalls grinste. Der Bassist ging nach dem Essen in sein Zimmer, packte die restlichen Sachen doch noch aus und legte sich danach auf sein Bett. „Jetzt wohn ich also bei ihm.“, sagte Reita leise und drehte sich auf die Seite, schloss die Augen, damit er sich etwas erholen konnte. Kai stand währenddessen in der Küche, kochte zwei Gerichte, eines mit und eines ohne Gemüse, wusste er doch, dass Reita kein Grünzeug as. „Jetzt wohnt er also bei mir.“, sagte Kai leise und hoffte, dass das ihre Freundschaft noch mehr festigen würde. Gedankenverloren schaute er in die Pfanne, rührte ab und an um und verteilte das Essen, nachdem es fertig war, auf zwei Teller. „Rei? Möchtest du in deinem Zimmer essen oder mit mir in der Küche?“, fragte der Drummer, nachdem er an Reitas Tür geklopft hatte. „In der Küche.“, antwortete der Gefragte, nachdem er die geöffnet hatte und ging an Kai vorbei. Das erste gemeinsame Abendessen verlief schweigend, waren beide doch von dem Umzug ziemlich erschöpft. „Was machst du heute Abend noch?“, fragte der Blondhaarige, wollte einfach diese Stille durchbrechen. „Ich glaube, ich leg mich noch in die Wanne. Meine Schulter schmerzt und dann weiß ich noch nicht so genau, vielleicht etwas am PC sitzen oder lesen. Du?“ „Auch PC. Soll ich dich dann noch etwas massieren?“ „Wenn du mir dabei nicht die Knochen brichst, gerne.“, scherzte Kai und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Normalerweise hatte Aoi ihn immer massiert, denn keiner in der Band traute Reita ernsthaft zu, dass er massieren konnte. War er doch eher der Rebell, der alles klein schlug oder der Macho mit der großen Klappe, der von Gefühlsdingen kaum eine Ahnung hatte. „Traust du mir das ernsthaft zu?“ Ja, wollte Kai schon sagen, stattdessen schaute er den Bassisten an, welcher einen ernsten Gesichtsausdruck hatte, und schüttelte leicht den Kopf. „Nein.“, sagte er mit sanfter Stimme, hoffte er doch, dass er ihn richtig massierte, nicht zu sanft, sondern mit ordentlichen Druck dahinter. „Gut, dann zieh dein Shirt aus.“, sagte Reita und Kai griff just in dem Moment nach dem Saumen, zog sich das Shirt über den Kopf. Zum Vorschein kam ein schlanker, muskulöser Oberkörper mit einem Sixpack. Doch Reita betrachtete Kais Oberkörper kaum, wusste er doch wie Kai aussah und er selbst stand dem in nichts nach. Allerdings war es doch das erste Mal, dass er jemand aus der Band massierte. Kai legte sich mit dem Bauch auf die Couch, rutschte extra nah an die Lehne, sodass Reita sich daneben setzen konnte, was er auch gleich tat. Genießerisch schloss Kai die Augen, seufzte wohlig auf als die Massage endlich begann. Vielleicht sollte er das jeden Abend als Ausgleich für das Kochen verlangen. Bei dem Gedanken musste er lächeln, was natürlich nicht unbemerkt blieb. „Was heckst du nun schon wieder aus?“ „Ich? Gar nichts.“ „So siehst du aus ... und ich heiß Hase.“ „Ich hecke wirklich nichts aus, Hasi.“ Kai konnte es sich nicht verkneifen, erntete dafür aber ein mehr als kräftiges Durchkneten der Schulterpartien, welches er mit einem lauten Keuchen kommentierte und Reita sofort stoppen ließ. „Mach weiter.“, flehte Kai leise. „Erst, wenn du mir sagst, was du ausheckst.“ „Ich hab mir nur überlegt, dass du mich jeden Abend massieren könntest, wenn ich stattdessen koche.“ „Hmm ... okay.“ Reita war dies nur Recht, solang er nicht kochen musste. Nach dreißig Minuten beendete Reita die Massage und Kai prüfte seine Schulter. Der Schmerz war noch da, aber nicht mehr so schlimm wie vorher. „Danke.“, sagte Kai und lächelte, zog sich sein Shirt aber nicht an, denn er wollte gleich noch ein Bad nehmen. „Was steht morgen eigentlich an?“ „Ich muss mit dem Manager noch einmal wegen DIM sprechen, es kann sein, dass wir noch einmal in die Staaten müssen und ansonsten besprechen wir den Ablauf der Tour, die Setlist und das Outfit, dass wir tragen werden.“ „Noch einmal nach Los Angeles?“ „Vielleicht. Ich geh erstmal baden.“, meinte Kai und ging in das Badezimmer, zog sich aus, stellte das Wasser auf eine angenehme Temperatur und ließ die Wanne damit volllaufen. Bevor er sich reinlegte, wusch er sich noch gründlich und duschte sich ab. Reita ging währenddessen in sein Zimmer und räumte nun doch die letzte Kiste aus, verkabelte seinen Rechner miteinander, ebenso wie mit der DSL – Leitung von Kai. Er machte den Rechner an, probierte aus, ob alles funktionierte, surfte noch etwas im Internet und schrieb für den Fanclub noch einen neuen Blog. Erschöpft machte er den Computer wieder aus und nahm seinen Bass zur Hand, spielte noch einen der neuen Songs, damit dieser auch richtig saß. Eine ganze Weile später klopfte es an seiner Tür. „Komm rein.“ „Ich wollt dir nur sagen, dass ich schlafen gehe. Soll ich dich morgen früh wecken?“ „Ja, mach das. Schlaf gut und ...“ „Und?“, fragte Kai nach einer Weile, doch Reita sagte kein Wort. „Nichts.“ Eigentlich wollte er ‚Danke’ sagen, dass Kai ihm geholfen hatte, doch Reita war noch nie der Mensch gewesen, der sich bedankte, doch er glaubte, dass Kai wüsste, was er sagen wollte, zumindest sprach sein Lächeln und sein „Kein Problem.“ dafür. Reita stellte seinen Bass weg, ging ins Badezimmer um seine Zähne zu putzen und danach in sein Zimmer, ließ sich müde und erschöpft in sein Bett fallen. Kai legte sich ebenfalls erschöpft in sein großes Bett, stellte den Wecker und machte das Licht aus, schlief kurze Zeit später tief und fest ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)