Through the years von julien (Ruki x Kai) ================================================================================ Kapitel 7: ~ 29. Februar 2008 ~ ------------------------------- An dem Tag, der eigentlich gar nicht da sein sollte, wachte Ruki nicht alleine auf. Er hatte noch nicht mal die Augen geöffnet, als er spürte, dass jemand bei ihm war. Er konnte die gleichmäßigen, nur zu bekannten Atemzüge direkt neben sich hören und als er langsam den Schlaf aus seinen Augen blinzelte, nahm er den vertrauten Anblick von Kai unmittelbar neben sich wahr. Er hatte keine Ahnung, wieso Kai bei ihm war, er selbst war am Vorabend alleine schlafen gegangen und war auch nicht aufgewacht, als sich Kai scheinbar in seine Wohnung geschlichen hatte. Er musterte seine schlafenden Züge und musste dem Drang widerstehen, über Kais blasse Wange zu streicheln. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, dass er es in den letzten zwei Monaten nicht vermisst hatte, neben ihm aufzuwachen, aber er hatte einen Schlussstrich gezogen und da blieb er auch konsequent. Da konnte Kai so oft bei ihm aufkreuzen, wie er wollte. Für Ruki stand fest, dass er nur über ihn hinwegkam, wenn er Abstand hielt. Zugegeben, Abstand halten fiel ihm nicht leicht. Auch jetzt wollte er sich am liebsten an Kai kuscheln und noch eine Runde weiterschlafen. Stattdessen seufzte er, angelte nach seiner Brille auf dem Nachtschränkchen und stand auf. Er zog sich eine schwarze Strickjacke über, die ihm fast bis zu den Knien reichte und ihm regelmäßig den Spott seiner Bandkollegen einbrachte, die sie zu mädchenhaft fanden, und verließ langsam sein Schlafzimmer, um in der Küche Kaffee aufzusetzen und darüber nachzudenken, wie sehr ihn die ganze Sache mit Kai immer noch verletzte. Und Kai tauchte hier einfach auf und legte sich zu ihm. Eigentlich sollte er ihn dafür rausschmeißen, aber das brachte er natürlich nicht über’s Herz. An seinem kleinen Küchentisch sitzend starrte er aus dem Fenster in den grauen Himmel, während er eine Zigarette rauchte und sich wünschte, dass im Leben nicht immer alles so kompliziert sein musste. Aber das war wohl der Preis, den er dafür zahlte, dass es beruflich so gut lief. Ihr 7. Bandgeburtstag stand kurz bevor, demnächst nahmen sie ein Album auf und konnten sich über mangelnde Aufmerksamkeit wirklich nicht beschweren. Ruki hatte alles, was er zum Leben brauchte. Außer dem Menschen eben. Wie lange es wohl dauerte, bis man über jemanden hinweg war? Monate? Jahre vielleicht sogar? Ging das überhaupt, wenn man sich fast jeden Tag sah? War er vielleicht wieder zu egoistisch? Hätte er mehr auf Kais Wünsche Rücksicht nehmen sollen? War es wirklich so wichtig, offiziell zusammen zu sein? Nein, eigentlich war es das nicht, aber er wusste, dass er immer mehr in ihre Beziehung gesteckt hatte als Kai und das hatte ihm einfach nicht mehr gereicht. Er wollte jemand, der immer und bedingungslos für ihn da war. Ihre Beziehung war zwar über das Körperliche hinaus gegangen, aber es war Ruki nie genug gewesen. Vielleicht war er egoistisch, aber es ging hier nicht darum auszusuchen, welchen Film man anschaute, oder wohin man in den Urlaub flog. Es ging um sein Leben und um den Menschen, mit dem er dieses Leben verbringen wollte. War es wirklich zu viel verlangt, auf die Frage, ob man mit jemandem zusammen war, mit einem „Ja“ antworten zu können? Nachdem man fast die gesamten letzten 5 Jahre miteinander verbracht hatte? Er trank seine Kaffee schwarz und ungesüßt, betrachtete für einen Moment sein verwackeltes Spiegelbild in der Flüssigkeit, ehe er die Tasse ansetzte und vorsichtig an dem heißen Getränk nippte. Kaffee und Zigaretten – sein Frühstück sah oft so aus, weil er es nie hinbekam, mehr einzukaufen, als Kaffeepulver und Zigaretten. Er wusste selbst nicht wieso. Eine gute halbe Stunde später saß er immer noch dort und tippte lustlos auf seinem Laptop herum, anstatt an den Grafiken für den Merchandise der kommenden Sommertour zu arbeiten. Er hatte Hunger, aber keine Lust sich anzuziehen und einkaufen oder gar Essen zu gehen, solange Kai in seinem Bett lag und schlief. Er wollte da sein, wenn Kai aufwachte und nicht in eine leere Wohnung zurückkommen müssen. Er war einsam, seit er und Kai sich nicht mehr sahen, denn anstatt auszugehen und sich mit Freunden zu treffen, um auf andere Gedanken zu kommen, saß er meist zuhause rum. Ein von der Tür kommendes, genuscheltes „Morgen“ riss ihn schließlich aus seinen Gedanken. Er schaute auf und sah Kai, der zögerlich die Küche betrat und sich ihm gegenüber setzte. Schwungvoll klappte er seinen Laptop zu und verschränkte die Arme vor der Brust. Kai sollte bloß nicht denken, dass er sich darüber freute, dass er bei ihm war. „Es ist noch Kaffee da. Du weißt ja, wo alles ist“, sagte er so neutral wie möglich und steckte sich eine weitere Zigarette an, um seine Nerven etwas zu beruhigen. „Wie bist du hier reingekommen?“, fragte er, als Kai keine Anstalten machte, sich am Kaffee zu bedienen, sondern Ruki stattdessen zwischen dunklen Ponyfransen aus seinen großen Augen anschaute. Kai wollte also irgendwas von ihm, sonst würde er ihn nicht so ansehen und angesichts der Tatsache, dass er neben ihm aufgewacht war, konnte er sich auch vorstellen, was er von ihm wollte. Dennoch fragte er sich, wie Kai seine Wohnung aufbekommen hatte, wo er ihm doch schon vor Wochen seinen Zweitschlüssel zurückgegeben hatte. „Ich hab noch einen Schlüssel. Weil ich doch immer alles verliere, hab ich von deinem Wohnungsschlüssel eine Kopie machen lassen“, erklärte er vorsichtig und sah ihn entschuldigend an. „Das gibt dir aber nicht das Recht dazu, hier mitten in der Nacht aufzutauchen und dich einfach zu mir zu legen. Wir sind schließlich nicht zusammen“, erwiderte Ruki und gratulierte sich innerlich selbst zu seiner Wortwahl. Kai war sichtlich getroffen und verzog für eine Sekunde das Gesicht, ehe er sich wieder fasste. „Ich weiß. Deswegen bin ich auch hier.“ Ruki zog eine Augenbraue hoch, konnte aber nicht verhindern, dass sein Herz einen Hüpfer machte. Blödes Ding. Kai verdiente es doch, dass er ihm die kalte Schulter zeigte. Aber wahrscheinlich machte er sich gerade ohnehin wieder falsche Hoffnungen und Kai würde so weiter machen wollen, wie zuvor. „Du hast gewonnen!“, stieß Kai überraschend heftig hervor und knallte seine Hände auf den Tisch, so dass dieser etwas wackelte und Ruki ihn nur verwundert ansah. „Du hast gewonnen“, wiederholte Kai, „Ich will mit dir zusammen sein, okay?“ Eigentlich hätte sich Ruki über Kais Worte freuen sollen, tatsächlich jedoch machten sie ihn wütend. „Es geht hier nicht um’s gewinnen oder verlieren, verdammt. Denkst du, das Ganze ist ein Spiel? Dann kannst du gleich wieder gehen. Ich bin nicht an einer Beziehung interessiert, die nicht ernsthaft ist“, schoss er zurück und Kai zuckte getroffen zusammen. Aber so war es nun mal. Wenn Kai ihre Beziehung derart auf die leichte Schulter nahm, würde auf Dauer auch nichts daraus werden. Ruki hatte keine Lust auf jemanden, der sich bei der nächsten Gelegenheit wieder aus dem Staub machte, weil er doch keine Beziehung zu einem Mann pflegen wollte. „Das ist kein Spiel für mich, Ruki. Weißt du, wie lange ich dafür gebraucht habe, mir das einzugestehen und herzukommen? Wenn ich es nicht ernst meinen würde, hätte ich dich überhaupt nie gehen lassen, sondern hätte mir gleich irgendwas herzzerreißend kitschiges ausgedacht. Ich hab die letzten zwei Monate dafür gebraucht, um über alles nachzudenken.“ „Ach ja? Sicher, dass du es nicht nur vermisst, regelmäßig mit jemandem in die Kiste zu hüpfen?“ Ruki wusste selbst nicht genau, wieso er jetzt derart auf Abwehr setzte, anstatt Kai Glauben zu schenken. Kai war immer ehrlich zu ihm gewesen. Er hatte ihm nie etwas vorgemacht, was sie beide anging und er traute es ihm nicht zu, dass er es jetzt versuchte, um ein bisschen Sex zu bekommen. „Nein, das vermisse ich nicht. Zumindest nicht so, wie du denkst. Ich vermisse es, dich um mich rumzuhaben, ich vermisse es, Zeit mit dir zu verbringen, auf dem Sofa rumzuliegen und nichts zu tun. Ich vermisse dich!“ Ruki wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. In ihm drin fuhr gerade alles Achterbahn, während er regungslos auf seinem Stuhl saß und Kai weiterhin ansah, ohne eine Miene zu verziehen. Kai seufzte, holte Luft und machte mit seinem kleinen Monolog weiter. „Ruki, ich bin seit 5 Jahren und 27 ½ Tagen in dich verliebt und seit ich dich nicht mehr habe, ist mir bewusst geworden, dass mir etwas – jemand – unglaublich fehlt. Es tut mir leid, dass ich dir nie das gegeben hab, was du gebraucht hast, obwohl ich die ganze Zeit wusste, dass du unglücklich bist. Es tut mir leid, dass ich dir nie direkt gesagt habe, dass ich dich liebe. Gibt’s du mir noch eine Chance dir zu zeigen, dass ich dich auch glücklich machen kann? Und tut mir leid, dass das jetzt doch kitschig klang.“ Ruki nickte fast automatisch. Sein Kopf hatte nach dem kleinen Liebesgeständnis bereits abgeschaltet. Innerlich tobte er gerade, denn… Kai war seit 5 Jahren und 27 ½ Tagen in ihn verliebt? Das hieß ja, dass er sich bei ihrer zweiten gemeinsamen Nacht, Rukis Geburtstag, auch in ihn verliebt hatte. Er lächelte verträumt und dachte an die Nacht zurück, die sie in seiner alten, winzigen Wohnung mit Kuscheln und einfach beieinander sein verbracht hatten. Er war noch genauso verliebt wie am ersten Tag. Vielleicht sogar noch mehr. „Ruki?“ Angesprochener schreckte aus seinen Gedanken auf und sah plötzlich Kai vor sich stehen, der etwas zögerlich seine Arme ausstreckte. „Ich weiß nicht, aber… umarmt man sich jetzt nicht eigentlich?“, fragte er unsicher und schaute auf Ruki runter, der sofort aufhüpfte und Kai regelrecht in die Arme sprang. Er umarmte ihn ganz fest, vergrub sein Gesicht an Kais Hals, wo er zufrieden die Augen schloss und den Entschluss fasste, dass der nächste Schritt in ihrer Beziehung – nämlich zusammen zu ziehen – keine weiteren 5 Jahre dauern würde, sondern höchstens 5….Tage! Wie gut, dass Kai nicht in der Position war, sich dagegen zu wehren. Ende A/N: Nochmal Danke an alle, die gelesen und Feedback dagelassen haben. Schade, dass Ruki und Kai generell als Pairing so unbeliebt sind :( Würde gerne selbst mal öfter was von den beiden lesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)