Syndicate's Slave von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: Kampf ----------------- Wenn du Tag für Tag nur Hass, Zorn und Trauer verspürst, denkst du irgendwann, dass eh alles sinnlos ist. Die drei Monate in der Organisation haben mich depressiv und kalt werden lassen. So sehr, dass ich mir sogar das Leben nehmen wollte. Der einzige Gedanke der mich noch davon abhielt war meine Familie.. Ich hatte es geschafft Celia zu sagen, sie solle nach New York kommen. Und so musste ich es natürlich auch tun.. Aber wie kommt man ins Ausland wenn man in einem getarnten Tempel gefangen ist? Das restliche Personal und auch der Chef machten sich nichts weiter aus meinem Ausbruch. Für ihn war es nur ein weiteres Zeichen meiner Skrupellosigkeit und Brauchbarkeit. Yamon wurde ersetzt – ganz einfach. Die folgende Nacht war grauenhaft. Die Gedanken an meine Tat verfolgten mich. Dazu wusste ich nicht wie ich nach New York kommen sollte. Vielleicht gibt es ja hier wirklich einen unterirdischen Ausgang so wie ich es Anfangs vermutet hatte? Mitten in der Nacht um drei packte ich die paar Sachen die ich hier bekommen hatte und schlich mich durch die dunklen Korridore. Das Wachpersonal war nicht wirklich aufmerksam und so schaffte ich es immer tiefer in das Gebäude zu kommen. Ich nahm Wege, die ich bisher nie gesehen hatte. Meine Vermutung lang weit unten im Gebäude. Jede Möglichkeit in die Unteren Geschosse zu kommen nahm ich wahr. Irgendwann stieß ich dann auf einen Fahrstuhl, neben dem ein Verzeichnis war. Und ich hatte recht.. Er führte zu einer Garage die nach Draußen verlief. Ich nahm das Risiko erwischt zu werden auf mich, stieg ein und fuhr bis ganz unten. Die Luft dort war stickig, jedoch war alles leer und verlassen. Ich vermutete auch Überwachungskameras, daher war ich ganz besonders vorsichtig. Mein Herz schlug wie wild.. Würde ich es schaffen hier raus zu kommen, dann wäre ich wieder frei.. Ich wusste nicht wie lange ich in der Tiefgarage unterwegs war... Aber irgendwann wurde die Luft wieder klarer und die Ausfahrt führte nach Oben. Der Weg stimmte!! Ich war draußen!! Juhuuu!! Frische Luft in Freiheit! Die Ausfahrt endete einige Kilometer abseits des Tempels. Ich konnte ihn von Weitem sehen. Umso schneller rannte ich davon um nicht mehr gefunden zu werden. Mein Weg führte mich auf die Bank. Zum Fliegen bräuchte ich Geld – viel Geld.. Und ich hoffte ich würde mein Sparkonto vorfinden wie ich es in Erinnerung hatte. Glück gehabt! Es war noch genug Geld übrig.. Mit dem nächsten Taxi wurde ich zum Flughafen gefahren.. Dort war ich schon ewig nicht mehr. Das letzte mal mit meinen Alten.. Hier hatte alles begonnen.. „Guten Abend, der Herr. Sie sind aber spät noch unterwegs.“ „Ja.. Es ist wichtig! Gibt es noch einen Flug nach New York für die nächsten Stunden!?“ „Oh.. Da muss ich schauen. Einen Moment bitte.“ Die Frau tippte auf ihrer Tastatur herum und war eine Weile beschäftigt. Ich guckte mich um.. Hoffentlich ist hier niemand aus der Organisation! Mann, war ich nervös. Nachdem sie einen Platz für mich in zwei Stunden ausfindig machen konnte und ich bezahlt hatte, setzte ich mich in den Warteraum und schaute mich pausenlos um. Ich hatte solche Zweifel dass dieser Flug klappen würde. Ich würde meine Frau bestimmt wieder nicht sehen.. Ich hatte Glück.. Endlich mal.. Mein Flug ging reibungslos. Niemand kam mir dazwischen. So nutzte ich die Zeit im Flugzeug um mich endlich mal seit Langem zu entspannen. Fast den gesamten Flug über schlief ich herzhaft. Immerhin ging es ziemlich lange. Pünktlich um 14 Uhr stand ich da und suchte nach Celia. Blieb nur zu hoffen, dass sie es auch schaffte auf die kurze Zeit einen Flug zu bekommen. Ich guckte mich so verzweifelt um, dass ich eigentlich niemanden mehr sonst wahrnahm.. Daher war ich erschrocken als ich mit einer Frau zusammen stieß. Sie kam mir bekannt vor... Aber woher? Celia war es nicht.. Auch sie musterte mich skeptisch. „...Sean?“ „Ehm...“ „Bist du das?“ „Ja, ich bin Sean... Und..?“ „SEAN!! WIE SCHÖÖÖN!!“ Freudestrahlend sprang sie mir in die Arme und drückte mich fest. Okay.. Celia sollte sich noch ein paar Minuten Zeit lassen. Die würde das nur wieder falsch verstehen. „Erkennst du mich nicht? Ich bin es!! Terry!“ „TERRY!?! Ich hab dich gar nicht erkannt!! Gut siehst du aus!“ Da stand sie nun auf einmal vor mir.. Einfach so! Wie aus dem nichts. Dabei dachte ich, wir würden uns niemals wieder sehen.. „Danke.. Aber dir scheint es nicht so gut zu gehen.. Du siehst schrecklich aus. Was ist passiert!?! Und vor allem.. Wo warst du damals auf einmal!? Du bist nie wieder in die Schule gekommen...“ sagte sie traurig und guckte zu Boden. „Meine... Eltern haben den Mörder von Ally.. Naja.. Sie haben Selbstjustiz begangen.“ „Oh Gott!!“ „Und dann sind sie mit mir nach Japan geflohen wo ich heute noch lebe..“ „Jetzt verstehe ich... Deine Eltern sind Idioten...“ „Oh ja.. Dafür sitzen sie nun im Knast und warten auf ihre Strafe.“ „Das was die dir Angetan haben.. Dafür haben sie es ja irgendwo verdient.“ „Was soll ich dazu sagen.. Hör mal, wohnst du noch in Chicago?“ „Klar. Bin grade auf dem Rückflug. Meine vier Kinder warten schon auf mich.“ „VIER!?“ „Ja.. Von vier Männern.. Ich weiß auch nicht.. Ich hab nie mein Glück gefunden. Schade, aber was soll's.. Ich komm auch ohne Mann zurecht. Und du? Hast du ne tolle Familie inzwischen?“ „Ach.. Es gab Anfangs Schwierigkeiten, aber ja, ich habe eine Frau und einen kleinen Sohn.“ „Das freut mich.“ antwortete sie lächelnd. Von meinen derzeitigen Problemen und der Organisation erzählte ich ihr nichts.. Sie muss sich nicht unnötig Sorgen machen. „Kannst du... Kannst du für mich eventuell Ally's Grab besuchen gehen wenn du wieder zu Hause bist??“ „Gerne. Ich geh jede Woche hin.. Erzähle ihr alles. Ich kümmere mich um das Grab, auch für dich.“ „Da bin ich erleichtert.“ Jahrelange plagende Gedanken verschwanden hiermit.. Ich fragte mich oft ob ihr Grab verwahrlosen würde ohne Pflege. Besucht sie jemand? Denkt sonst noch jemand an sie? Wäre sie mir böse, weil ich noch nie an ihr Grab kommen konnte? Aber nun.. Terry kümmert sich darum. Ich war wirklich erleichtert dass es jemanden gab, der Ally auch nicht vergessen hatte. Noch einmal nahm ich sie in den Arm, weshalb sie anfing zu weinen: „Sean.. Ich hab dich so vermisst damals.. Ich glaube ich wäre ewig mit dir zusammen geblieben wärt ihr nicht gegangen. Ich bin froh dass ich dich nochmal treffen durfte.“ Wenn ich Celia und mein aufgebautes scheußliches Leben nicht hätte, wäre ich ihr wohl sofort gefolgt. Aber nun war es viel zu spät für Terry und mich. Sie musste dann auch schon zu ihrem Flugzeug. Mit Tränen in den Augen winkte sie mir noch einmal zu und ich dankte Gott dafür, mir einmal eine Freude bereitet zu haben. „SEAN!!!“ rief es auf einmal hinter mir, wovon ich zusammen zuckte. Es war Celia die mir in die Arme fiel und einen Tränenausbruch bekam. Ich freute mich sie zu sehen, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Ich konnte nicht heulen oder lachen vor Freude.. Alles war so kalt in mir... Nichteinmal meine Arme konnte ich um sie legen, weshalb sie von mir ab ließ und mich fragend musterte: „Schatz.. Was.. Was ist denn los? Freust du dich nicht, dass wir uns endlich wieder sehen können? Du.. Bist so anders irgendwie..“ Natürlich war ich anders.. Die letzten Monate prägten mich mit Hass, Wut und Angst.. Panische Angst. Wie sollte ich jetzt so wie immer sein? Dennoch spielte ich ein Lächeln auf: „Natürlich freue ich mich! Komm her.“ Nach einer Umarmung setzten wir uns ins Flughafen-Café. Meine Augen suchten wieder die komplette Umgebung nach Leuten aus der Organisation ab. „Wie geht’s Rick?“ „Ihm geht’s gut. Ich hab ihn bei einem Kindermädchen gelassen. Vielleicht wäre es zu gefährlich ihn mitzubringen.“ „Ja, da hast du richtig gedacht.“ „Was hast du nun vor? Ich denke mal nicht dass du einfach so mitkommen kannst oder?“ „Ehrlich? Ich hab keine Ahnung was ich nun tun soll. Ich bin abgehauen.. Wenn ich nicht wieder komme, finden sie mich.. Und dann wird alles noch schlimmer..“ „Kann sein..“ antwortete sie traurig und leise. „Ich wollte mich gestern umbringen..“ „WAS!?!!! Sag das das nicht wahr ist!! DAS WOLLTEST DU NICHT!! DAS... Das darfst du nicht tun! Du kannst uns doch nicht alleine lassen.. Warum!?“ „Ich hab was getan, das ich bereue...“ „Das wäre?“ „Ich hab.. Drei Menschen erschossen...“ „Aber.. Das könntest du doch gar... Nicht..?“ Mit einem Schlag merkte sie, dass ich meine Aussage verdammt ernst meinte und keinen Spaß mit ihr trieb. Ihr Gesicht wurde Kreidebleich und sie legte ihre Hand auf ihren Mund vor Entsetzen. Gerade als ich mich weiter dazu äußern wollte, stand sie auf und klatschte mir eine. So richtig schmerzhaft mit der Rückhand. Mit offenem Mund starrte ich sie an. „Warum tust du so was!?! Was bist du nur geworden!! Das ist nicht mehr mein rücksichtsvoller und warmherziger Mann! Versprich mir dass du nie wieder irgendwas gegen dich richten wirst um dich umzubringen!! NIE WIEDER!!“ „Ich... Versprochen..“ Sie setzte sich wieder hin und schwieg.. Wir redeten allgemein nicht viel miteinander. Alles war so ungewohnt, dabei war unsre Nähe sonst immer so selbstverständlich. „Was hast du die letzten drei Monate überhaupt gemacht, Schatz?“ fragte sie mich um die Stille zu brechen. „Ich war viel allein.. Hab trainiert und gelernt wie man schießt.. Ich hab auch herausgefunden wem wir diese Scheiße hier zu verdanken haben.“ „Wem!?“ „Kennst du noch Yamon? Aus der Schule damals?“ „Oh mein.. Gott! Der Yamon!? Der immer auf mich abgefahren ist und ein Korb nach dem anderen von mir bekam?“ „Ja.. Genau der.“ „BOAH!! WENN ICH DEN IN DIE FINGER BEKOMM!! ICH MACH IHN FERTIG!!!!“ „Das brauchst du nicht.. Hab ich schon getan. Gestern.. Ich war so sauer auf ihn. Lügt mir scheinheilig ins Gesicht und tut auf besten Freund.“ „Trotz allem hast du kein Recht ein Menschenleben auszulöschen!“ Ich frag mich wohl was sie gemacht hätte in der Situation.. Ich fühlte mich unverstanden von ihr, als wäre sie meine Mutter die mir eine Standpauke zum Thema Schusswaffen und deren Zweck geben.. „Wie soll es nun weiter gehen?“ „Ich werd wohl oder übel zurück müssen. Sie killen jeden, der zu viel weiß und dazu gehöre ich auch..“ „Und.. Wann können wir uns dann mal wieder sehen?“ „Keine Ahnung.. Wenn es gut läuft vielleicht zwei oder drei mal im Jahr..“ „Na klasse!!“ antwortete sie beleidigt und schwieg wieder. Was erwartet sie? Es ist nicht einfach etwas vor denen geheim zu halten.. Selbst mit unserem Treffen hatte ich bereits einen großen Fehler begangen. Unter den vielen Leuten hatte ich nämlich nicht bemerkt, dass ich längst unter Beobachtung stand und sogleich mitgeschleppt werden sollte.. Sie standen wieder zu viert hinter mir.. „Coldfire.. Nochmal so eine Aktion und du bist dran!“ sagte einer von ihnen und hob mir unauffällig seine Knarre gegen den Rücken. Celia weinte schon wieder, doch ich sah es locker. „Ja, Jungs.. Ich wollte mich eh grade wieder auf den Rückweg machen. Ich musste nur ein paar geschäftliche Dinge regeln.“ „Ist klar.. Mit ner Brünette.. Wolltest dich mal austoben, ne? Wenn du deine Frau schon nicht siehst.. Naja ist normal mit der Zeit.“ „WAS!?“ schrie sie auf und drohte uns zu verraten. „Ja schon.. Ich konnte nicht widerstehen“ „Musst du dir dafür gleich ne Schlampe in Amerika suchen? Mann, Mann.. Bei den Japanischen Mädels gibt’s auch viel zu gucken.“ Er packte mich am Genick und schob mich vor sich hin Richtung Flur wo es scheinbar zum Flugzeug ging. Ich konnte mich nicht von Celia verabschieden.. Sie blieb unter Tränen zurück.. … „Ich bin enttäuscht von dir, mein Junge.“ sagte der Chef zu mir als ich im Versteck ankam und zur Rede gestellt wurde. Er lief vor mir hin und her – die Hände hinter dem Rücken. „Es tut mir leid.. Ich konnte nicht mehr anders!“ „Keiner darf von uns erfahren! Deine Familie könnte irgendwann daran schuld sein dass wir auffliegen, das können wir uns nicht leisten. Und wenn wir dich als Gefahr für unser Unternehmen ansehen müssen, dann müssen wir dich leider aus dem Weg schaffen, verstehst du? Entweder weiter für uns arbeiten oder sterben! Ich setze auf die Treue meiner Mitglieder! Das geht so nicht! Und glaube mir, hättest du nicht so ein Potenzial, wäre dein Licht längst ausgeknipst!.“ Er drohte mir noch viel mehr an sofern ich mich noch einmal mit Celia treffen sollte.. Sie hatten die Leitung abgehört und wussten so dass ich am Flughafen sein würde.. Ein großer Fehler.. Der mir nicht noch einmal passieren sollte.. … So ging es weiter.. Und weiter.. Sechs lange Jahre saß ich nun in diesem Loch und nahm einen Auftrag nach dem anderen an um mich nach Oben zu arbeiten. Ich hatte schlimme Dinge getan von denen Celia niemals erfahren dürfte. Und selbst jetzt, ich ich direkt unter dem Chef stehe und auch etwas zu sagen habe, würde es mir nichts bringen abzuhauen. Ich hatte zu viele grausame Sachen erledigt um in Ruhe leben zu können. Weder mein Gewissen, noch das Gesetz würden da mitmachen. Durch meine höhere Position konnte ich nun doch ab und zu meine Frau sehen, ohne das jemand etwas merken würde. Ich behauptete einfach geschäftlich ins Ausland zu müssen.. Sie hatten Recht.. Ich würde nie wieder aus der Sache raus kommen.. Also fand ich mich halbwegs damit ab. In den letzten Jahren hatte ich oft mit dem Gedanken gespielt dem ganzen ein Ende zu setzen. Aber ich hatte es Celia versprochen nichts dergleichen zu tun.. Sie wohnte schon lange mit Rick in Chicago und ich konnte nur durch Fotos sehen wie groß er inzwischen geworden ist. Mit Grace und den Anderen hatte sie sich zerstritten, warum auch immer.. Ich hatte keine Ahnung. Vor einer Weile hatte Celia den Boden aus dem Fass gehauen... Sie stiefelte eiskalt hier rein bis zu meinem Büro und trat mir die Tür ein. Es war ihr egal ob jemand was dagegen hat.. Sie sagte es sei sechs Jahre nichts passiert trotz Drohungen und nun war es ihr auch egal. Gut, es war wirklich nichts passiert. Unsere Ehe jedoch war ein einziger Trümmerhaufen. Ich wusste nicht was ich eigentlich noch für sie empfand und ob ich mir noch Hoffnungen machen konnte, alles würde wieder wie früher werden. An diesem Sommertag war ich gerade in der Trainingshalle um dem Chef unter die Arme zu greifen. Ich sollte überwachen ob die Ausbildung der Neuen gut liefe. Was ein Schwachsinn.. Alles Idioten hier.. Keiner von ihnen hätte auch nur im Geringsten die Chance hier weiter zu kommen. Dennoch tat ich meine Arbeit. Am Ende würde eh der Chef entscheiden wer geeignet wäre. Viel Potenzial hatten ein junges Mädchen namens Jeanelle und ihr Bruder Dallan. Sie war blond und hatte hellblaue Augen, ihr Bruder hatte grauschwarze Haare und die selben Augen. Beide waren 18 Jahre alt. So jung und sich schon das Leben kaputt machen. Ich konnte nicht verstehen warum sie freiwillig hierher kamen.. „LEUTE!! EVELYNN IST ZURÜCK!!!“ rief auf einmal einer der älteren Mitarbeiter. Manche von den Ausbildern finden sofort an zu strahlen. Evelynn.. Noch nie gehört. Der Chef empfing diese Evelynn, die, so wie ich hörte, über ein Jahr auf Auslandsmission tätig war. Ich hatte sie nie kennen gelernt. Wahrscheinlich weil ich mit so vielen anderen Dingen beschäftigt war. Zum Beispiel Celia treffen. Evelynn war damals angeblich nur einen Tag hier um ihren Auftrag zum empfangen, denn eigentlich arbeitete sie in Amerika, für die oberen Chefs. Von denen sollte ich mich eigentlich fern halten – nach wie vor. „Sean! Kommst du bitte auch mit nach oben? Wir haben einiges zu besprechen, jetzt wo miss Burton wieder zurück gekehrt ist.“ „Ehm.. Klar, Chef.“ Ich folgte ihnen mit nach oben ins Chefbüro. Die Blondine schenkte mir keinen Blick und wirkte von Anfang an kühl. Sie verlor kein Wort. Ich denke sie ist äußerst professionell und könnte noch gefährlich werden was meine Überwachung betraf. Wie alt sie wohl ist? Sie sah sehr erwachsen aus aber irgendwas wirkte kindlich an ihr. „So setzt euch doch bitte ihr beiden. Endlich habe ich meine beiden besten Mitarbeiter wieder im Hause. Ich bin froh dass es noch so gute Leute hier gibt in dem Laden.“ „Chef, ist der Kerl hier dein Handlanger?“ „WIE BITTE!?!“ „Haha, der war gut Evelynn. Nein, er darf hier und da etwas von meiner Arbeit erledigen.“ „Also doch Handlanger..“ Wie unsympathisch sie mir war.. Ich hasste sie jetzt schon, eingebildetes Miststück! Der Chef lächelte zufrieden. „Nun.. Evelynn, es wäre mir lieb, wenn du die Rolle der Assistentin für Sean übernehmen würdest. Er hat eh damals seinen Partner umgebracht und bräuchte einen neuen.“ „Chef.. Ich kam bisher prima ohne Last klar.“ wendete ich ein. „Im Team war man schon immer stärker Junge.“ „Ich denke nicht dass diese... Frau... Zur Zusammenarbeit geeignet ist.“ „Warum bekomme ich so einen geringen Posten, bei dem was ich das letzte Jahr für die Firma geleistet habe?“ „Versteh das bitte nicht falsch, meine Liebe.. Du bist Fabelhaft! Jedoch mit deinen Siebzehn Jahren viel zu Jung.“ „SIEBZEHN!!!“ schoss es aus mir heraus.. Ich dachte sie sei vielleicht 25... Aber so jung! Ich wirkte sichtlich schockiert. „Keine Wiederworte! Ich erwarte gute Arbeit von euch beiden! Enttäuscht mich nicht! Ihr benehmt euch ja wie zwei Kleinkinder.“ Wenn meine Frau erfährt dass ich in nächster Zeit mit einer hübschen Blondine arbeiten werde, dann bin ich geliefert. Celias Eifersucht ist ins unermessliche gestiegen. Jede Frau die mich umgab sah sie im Bett mit mir.. Dabei hab ich ihr die letzten sechs Jahre wirklich keinen Grund geliefert mir nicht zu vertrauen. „Na gut.. Meinetwegen, Hauptsache ich hab wieder meine Ruhe. Ich geh jetzt erstmal in meine Bude und schlaf mich ne Runde aus.“ „Wie läuft das Training der Neuen?“ „Beschissen sind die.. Nacht.“ Ich ließ Blondchen und den Chef stehen und verzog mich in mein Zimmer, wo ich mich aufs Bett legte und das Fenster raus schaute. Ich hatte mein Ziel fast erreicht.. Wenn nun der Chef noch sterben würde, hätte ich den Posten hier. Dann kann mich so gut wie niemand mehr hier daran hindern was ich tue. Schön, diese Stille.. Und das Wetter – Prima. Was ich wohl jetzt tun würde, wenn ich frei wäre? Vielleicht mit meinen Freunden und den Kindern am See rum liegen und faulenzen? Mein Handy riss mich aus meinen Gedanken und ich schreckte erstmal auf... Celia... Das gibt’s nicht. Ich hatte ihr verboten mich einfach so anzurufen. Ne viertel Stunde früher und ich hätte echt Probleme bekommen. Genervt ging ich dran. „Was?“ „Na das fängt ja schonmal klasse an.. Wieder genervt?“ „Du sollst mich nicht hier anrufen einfach so.“ „Ach? Hab ich dich etwa grad gestört? Ich kann auch auflegen.. Hast bestimmt eh irgend ne Tussi aufgerissen.“ „Danke für das Vertrauen.. Warum rufst du an?“ „Es geht um Rick.“ „Was ist mit ihm?“ „Er wird seit zwei Wochen auf dem Heimweg immer von zwei Männern in schwarz verfolgt. Ich hab Angst, Sean! Wenn er entführt wird?!“ „Der wird schon nicht entführt.“ „SEAN!! WIE KANNST DU DAS SO LEICHT HINNEHMEN!!“ „JA WAS SOLL ICH MACHEN!?!“ „Ich weiß doch auch nicht.“ „Haha.. Du bist so lustig Celia! Bring ihn doch am besten gleich vorbei, dann kann er hier lernen sich selbst zu verteidigen und sicher ist er auch, hahaahaa... Mann ey! Du regst mich auf!“ „Weißt du was?... Das wär vielleicht gar nicht so schlecht... Schau mal ob du das einfädeln kannst. Ich bring ihn dir dann morgen vorbei.“ „WAS!?!“ Und da hatte sie aufgelegt.. Sie hat.. Mich ernst genommen.. Na toll. Die würde Rick nie hierher bringen! Niemals! Als ob sie ihr geliebtes Herzstück mir überlassen würde. Ich bin doch eh der Versager in ihren Augen. Mann! Was wohl der Chef davon halten wird? Sicher nicht viel. Wir sind hier in einer geheimen Organisation und nicht im Kindergarten für sieben Jahre alte Kinder.. In meiner Wut auf meine Frau und ihrer Art alles noch schlimmer zu machen und die Situation nicht ernst zu nehmen verließ ich das Zimmer und warf mein Handy durch den Korridor. Leider hatte ich nicht beachtet dass Evelynn in der Nähe stand und es direkt an den Hinterkopf bekam. Ihre Blicke waren tödlich als sie auf mich zu lief mit meinem Handy in der Hand. „Du spinnst doch! Das hätte auch ins Auge gehen können.“ „Ach halts Maul dummes Gör. Von ner kleinen Blondine lass ich mir nichts sagen.“ „Huch, so mies drauf? Was ist passiert?“ „Dir kann ich sicher nicht vertrauen.“ „Wieso nicht? Wir sind doch Partner.“ „Wenn du meinst mir helfen zu wollen, dann versuch den Boss zu überreden einen sieben Jahre alten Jungen hier aufzunehmen.“ „Was zur.. Sieben!?! Hahaaha! Jetzt machst du aber Witze.“ „Nein.. Ich hatte erst Witze gemacht im Streit mit meiner Frau.. Aber die will, dass ich wirklich dem Kleinen hier beibringen lasse wie man sich selbst verteidigt.“ „Äh.. Okay.. Deine Frau ist.. Seltsam.“ „Mein Sohn wird derzeit von irgendwelchen Kerlen verfolgt die zum Amerikanischen Teil der Organisation gehören...“ „Uh.. Das ist übel. Naja.. Ich werd mal schauen ob ich auf den Alten einreden kann.“ Es wunderte mich dass sie darauf so einfach einging. Ich hatte wohl ein völlig falsches Bild von ihr. Dennoch sollte ich vorsichtig sein bei ihr. Ich kann sie überhaupt nicht einschätzen. Ein paar Stunden später wurde ich erneut zum Chef gerufen. Er schien nicht besonders gut drauf zu sein. Evelynn stand auch mit im Raum. Eventuell hatte es etwas mit unserem Gespräch zu tun das wir geführt hatten. „Sean.. Evenlynn erzählte mir gerade dass du mit deiner Frau telefoniert hast und dein Sohn hierher kommen sollte?“ „Ja ich bin auch dagegen. Aber er wird nunmal verfolgt von Agenten der Amerikanischen Organisation. Können sie sich erklären warum?“ „Nun.. Könnte daran liegen, dass du schon ziemlich weit gekommen bist hier. Sie überwachen mich komplett, denn auch ich bin nur ein untergebener. Und da sie nun auch auf dich aufmerksam wurden, werden sie alles um dich und deine Familie herum überwachen – auch deinen kleinen Sohn.“ „Na klasse.. Kann ich nicht einfach wieder ein kleines Licht hier sein?“ „Also verzichten möchte ich nicht.. Wer soll auf ihn aufpassen? Wir sind alle ständig am arbeiten.“ „Evelynn kann das doch machen.“ schlug ich genüsslich vor. „WAS!?!“ „Aber sicher! Du bist intelligent und ein Mädchen! Mädchen sind gute Babysitter. Wenn der Junge die guten Gene geerbt hat, wäre es doch perfekt!“ Der Chef bekam strahlende Augen bei dem Gedanken in zehn Jahren noch einen so einen guten Mitarbeiter zu haben wie Evelynn und mich. Ich ahnte Übles... In Wahrheit wollte ich nicht dass Rick hierher kommt. Es ist eine scheiß Umgebung, er war noch viel zu klein. Hier würde man nicht zimperlich mit ihm umgehen – ich wusste genau, dass Celia ihn mit Samthandschuhen anfasste. Und dazu kam, dass ich keinerlei Bindung zu ihm aufgebaut hatte über die Jahre. Er würde mich nicht als sein Vater kennen und sollte dies auch nie... Der Gedanke machte mich nervös. Andererseits wollte ich aber auch nicht, dass ihm was passieren würde. Da wäre er hier sicherer. … Am nächsten Tag war es so weit. Celia zog ihr Ding durch und hatte keine Skrupel den Kleinen abzugeben. Ich wusste nicht was sie fühlte und warum sie selbst so kaltherzig war. Sie vergoss keine Träne beim Abschied. Rick jedoch auch nicht. Es kam mir vor als wäre er froh sie endlich los zu sein. Und ihn endlich mal wieder richtig zu sehen und nicht nur auf einem Foto war für mich ein hammer Gefühl. Ich musste aufpassen mich nicht zu verplappern. Evelynn stand hinter mir und war widerwillig bereit vorerst Babysitterin zu spielen. Auf Anordnung des Chefs. „Geh schonmal mit der Tante rein, Kleiner.“ sagte ich zu ihm. Als Antwort bekam ich eine herausgestreckte Zunge. Nett... Celia musterte mich mit skeptischen und lieblosen Blicken: „Da hast du ihn. Ich wünsche euch viel Spaß und eine schöne Zeit.“ „Ey! Jetzt warte erst mal. Was geht mit dir ab!? Bist du froh ihn los zu sein!?!“ „Ganz ehrlich? Ja! Ich hab kein Bock mehr! Kein Bock auf dich und kein Bock mir jeden Tag wieder Sorgen machen zu müssen. Kommt doch alle alleine klar!“ „Celia!!“ „Was? Ist die Blonde eigentlich deine neue Freundin?“ „DU BLÖDE KUH! ICH HAB KEINE FREUNDIN!! FALLS DU ES VERGESSEN HAST: ICH BIN VERHEIRATET! UND ZWAR MIT DIR!“ „Oh stimmt.. Wie konnte mir das nur entfallen. Ach ja: vielleicht weil mein Mann nie bei mir ist. Da kann man so was schnell mal vergessen.“ „Als ob ich etwas dazu könnte.“ „Du könntest hier locker weg! Sofort wenn du wollen würdest.“ „Was willst du mir hier unterstellen? Ich kann hier nicht weg! Denkst du ich kann jemals wieder ein normales Leben führen wenn ich in der Öffentlichkeit verhaftet werden würde, sobald mich irgendjemand erkennt!? Wie Naiv bist du?“ „Ich versuche mir nur etwas schön zu reden, das wahrscheinlich schon lange nicht mehr existiert.“ „Das wäre?“ „Unsere Liebe..“ Damit ging sie und ließ mich hier zurück. Es hatte sich alles derartig mies entwickelt. Irgendwie machte es mich traurig. Damals dachte ich unsere Liebe wäre stark genug um dem allem hier stand zu halten. Anscheinend hatte ich mich geirrt.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)