Blacklist von Saya_Takahashi (Auf der Liste des Todes) ================================================================================ Kapitel 23: Verwirrende Worte ----------------------------- „Warum?“, fragte Sakura und schmiss sich auf die andere Seite. „Warum?“ „Warum was?“ „Warum es so warm ist! Draußen regnet’s in Strömen und hier drin ist tropisches Klima … ich krieg ne Macke!“ „Leg dich doch auf die andere Bettseite“, bemerkte Sasuke und grinste dabei. „Nein“, murrte Sakura. „Das will ich nicht.“ Sie kuschelte sich noch enger an den Uchiha und schloss seufzend die Augen. „Das wär auch doof.“ „Doof?“ Sasuke lachte leise. „Du hast schon lange nicht mehr doof gesagt.“ „Was ist daran so bemerkenswert?“ Der Schwarzhaarige zuckte mit den Schultern und legte seinen Kopf auf Sakuras. Es war früher Morgen und viel zu warm zum Weiterschlafen. „Soll ich dir ne schriftliche Einladung zu einer Antwort schicken?“, grummelte Sakura, kicherte dann aber. „Ich mein nur“, begann Sasuke, beendete seinen Satz aber auch schon wieder. Eigentlich wollte er nicht darüber reden. „Jaaa? Was meinst du? Das ‚doof’ ein auffallender Ausdruck aus meinem vornehmen Mund ist?“ „Bestimmt“, grinste Sasuke. „Eigentlich meinte ich, dass du dich in letzter Zeit wieder anders verhältst.“ „Hä?“, kam es aus Sakuras vornehmen Mund. „Wie anders?“ „Als davor.“ „Wird das ein Rätsel?“ „Ich meine damit, dass du dich in den letzten Tagen wieder offener verhältst. So, wie ich dich kennen gelernt habe.“ „Und davor war ich geschlossen?“ „Verschlossen, ja. Zumindest mehr als vorher.“ „Das ist doch ein Rätsel, oder?“ Sasuke brummte mürrisch, da Sakura sich ziemlich anstellte, seufzte dann aber resignierend. Solange es einfacher war als Naruto etwas zu erklären, konnte er damit leben. „Als Ino sich mit uns getroffen hat, wurdest du verschlossener. Jetzt taust du wieder auf. Und das gleiche Verhaltensprinzip bist du vorher schon ein paar Mal durchgelaufen.“ „also ist das kein Rätsel, sondern eine Verhaltensstudie?“ Sakura grinste, als sie Sasukes Gesichtszüge entgleisen sah. „Ich versteh was du meinst“, sagte sie daher schnell und hörte auf zu lächeln. „Aber ist das nicht normal, wenn man gewisse Dinge erfährt? Die Vergangenheit zum Beispiel?“ „Schon. Aber so war es nicht.“ „Wie dann?“ „Es ist doch eigentlich egal“, lenkte Sasuke ab und gab Sakura einen innigen Kuss, doch drückte ihn das Mädchen konsequent weg. „Das ist echt ein miserabler Versuch das Thema zu beenden“, meinte sie schlicht. „Sag mir lieber, was du meinst.“ „Es ist wirklich unwichtig.“ „Das können wir danach entscheiden. Wenn’s unwichtig ist, darfst du mich wieder küssen. Wenn dus nicht sagst, schlaf ich die nächsten Nächte auf dem Boden.“ „Glaubst du, ich lass mich erpressen?“ „Ich glaube, dass du glaubst, dass es alles andere als unwichtig ist. Und wenn du das glaubst, glaub ich das auch und werde in den nächsten Tagen nichts anderes machen als über deinen Glauben nachzudenken, und dann finde ich vermutlich heraus dass du ein Gottesgläubiger Mann bist und jede Nacht mit mir bereust und daraufhin werde ich so zerstört sein, dass ich einem Kloster beitrete, woraufhin du im Kloster nebenan als Mönch bist, und dann werden wir uns treffen und unter Gottes AUGEN werden wir …“ „Sakura!“ Sasuke atmete tief ein. „Willst du dich jetzt ohnmächtig reden?“ „Nein, dich ohnmächtig quatschen!“ „Das ist dir … fast gelungen.“ „Sagst du es mir jetzt?“ „Nein.“ „Du riskierst es also, dass ich die nächsten Tage auf dem Boden schlafe?“ „Ich hab dir gesagt, dass ich mich nicht erpressen lasse!“ Sasuke wirkte leicht verärgert, doch in dem Moment drehte sich Sakura schon um und zog ihm die Decke weg. „Ich erpresse dich ja nicht, wenn ich dir sage, wie es ist!“ „Dann drohst du mir?“ „Nein, auch das nicht. Aber nenn es doch wie du willst.“ „Wirst du jetzt zickig?“ „Zickig? Wenn du mich noch einmal zickig nennst, Mister Ich-lass-mich-nicht-erpressen-Uchiha, dann wirst du dir die Geschichte über die Entweihung eines Klosters in zehnfacher Ausführung anhören können, und zwar den ganzen Tag lang! Oder nein, noch besser. Ich werde gar nicht mit dir reden! Ich werde dich nicht mal angucken! Ich werde dich ignorieren und stattdessen die ganze Zeit diesen netten jungen Mann belagern, der diesen supertollen schwarzen Anzug trägt!“ „Ist das ein Versuch, mich eifersüchtig zu machen?“ „Nein, diesmal war's Erpressung! Und da du dich ja nicht erpressen lässt, und wahrscheinlich auch nicht eifersüchtig wirst, kann es dir absolut egal sein, wie ich meinen Tag verbringe! Ach, die ganze Woche gleich!“ „Du willst den armen Agenten eine Woche lang belagern?“ „Den armen Agenten? Du glaubst mir nicht, oder?“ „Ich glaube nicht, dass du das durchhältst … und er ist ein guter Mann, er täte mir leid, wenn …“ „Argh!“ Wütend stand Sakura auf, schmiss Sasuke die Decke ins Gesicht und stakste zur Tür. „Gut, wenn du mir nicht glaubst, dann beweis ich es dir!“ „So willst du raus?“ Sasuke grinste breit, da Sakura wieder mal nur in Unterwäsche rum lief. „Oh ja, genau so! Und falls du nur einen Funken Anstand besitzt, dann hältst du mich jetzt auf!“ „Du kennst meine Antwort, Sakura …“ „Okay, gut, wie du willst!“ Sakura öffnete die Tür und stampfend verließ sie das Zimmer, um keine Minute später mit hochrotem Kopf wieder rein zukommen. „Du bist das Gemeinste, was mir je begegnet ist!“ „Wieso?“ Sasuke konnte sich kaum das Lachen verkneifen. „Bist du dem Mann begegnet?“ „Nein …“ Die Rosahaarige schmiss sich aufs Bett und versteckte sich unter der Decke. „Aber Kakashi. Ich kann nie wieder nach draußen!“ „Das hast du dir selbst eingehandelt, Sakura. Du musstest dich ja wie ein Kind aufführen.“ „Sasuuuke …“ Sakura steckte ihren Kopf aus der Bettdecke und kroch auf den Uchiha zu. „Bitte, bitte sag's mir doch einfach.“ „Das nützt auch nichts bei mir. Und wenn du zu heulen anfängst und … Gott, heulst du jetzt echt?“ Sakura waren Tränen in die Augen getreten und mit aufgelöstem Blick sah sie Sasuke an. „Dass du mir gar nichts sagen willst“, wimmerte sie und biss sich auf die bebenden Lippen. „Ich dachte, du würdest mich … aber dabei lässt du mich sogar halbnackt nach draußen rennen und es wäre dir auch egal wenn …“ Sie brach ihren Satz ab und drehte sich von Sasuke weg. „Aber …“ Der Uchiha verstand nun gar nichts mehr. Seit wann war Sakura denn SO nah am Wasser gebaut? „Deswegen musst du doch nicht weinen, und außerdem hat das auch damit nichts zu tun. Ich mag dich wirklich sehr und …“ Sasuke stockte abrupt, als er etwas unangenehmes, aber sehr wohl Bekanntes roch. Er schloss die Augen, als er das Brennen spürte, und gleichzeitig griff er nach Sakura, die sein Verhalten wohl mitbekommen hatte. Kreischend, aber mehr aus Lachen, versuchte sie sich von ihm loszureißen, als er sie festnagelte und ungläubig ansah. „Das ist nicht dein Ernst!“ Er musste sich über die Augen wischen, als auch ihm die Tränen kamen. Er ließ Sakura, die sich vor lachen schon kugelte, trotzdem nicht los, angelte aber nach dem gesuchten Missetäter und hielt ihn Sakura unter die Nase. „Das ist so was von …“ „Was macht ihr denn?“ Plötzlich stand nichts ahnend Naruto in der Tür, der sich bei Sakuras lautem Lachen nicht hatte verkneifen können, hineinzusehen. „Sasuke? Weinst du? Was … was ist los und AUA!“ Naruto hatte geradewegs die Zwiebel an den Kopf bekommen, woraufhin er schnellstens das Weite suchte. „Das war absolut niederträchtig Sakura!“ Sasuke konnte es kaum fassen, doch da Sakura noch immer kicherte und sich nicht beruhigen konnte, musste auch er schließlich grinsen. „Du weißt schon, dass das eine wirklich blöde Aktion war, oder?“ Sakura nickte und wischte sich über die Augen. „Aber ich fands lustig. Und wenn du die Zwiebel nicht gerochen hättest, wärst du drauf reingefallen.“ „Und du glaubst, das ändert jetzt meine Meinung?“ „Nee.“ Sakura seufzte und entwand sich Sasukes Griff. Sie setzte sich auf und atmete so wenig wie möglich. „Dann gibst du also auf?“ „Auch nicht“, grinste die Rosahaarige. „Willst du mich am Ende knebeln, damit ich es dir sage? Lass es gut sein, es ist wirklich nichts Wichtiges.“ „Ich frage dich einfach“, gab Sakura zurück. „Wie du fragst einfach?“ „Ja. Ich sage: Sag mir bitte was los ist, Sasuke. Ich erpresse dich nicht, ich flehe oder bettle nicht, ich frage einfach, ob du es mir erzählen willst. Ob du es tust oder nicht ist ganz allein deine Sache. Ich bin danach weder sauer noch zickig, noch werde ich noch einmal fragen. Ich frage also nur jetzt. Bitte sag es mir.“ Sasuke starrte Sakura ungläubig an. „Das ist … ein ganz gemeiner Trick, Sakura, weist du das?“ „Nein“, gab das Mädchen zurück. „Es ist einfach nur ehrlich.“ Sasuke zuckte unbewusst zusammen, doch schnell fand er seine Fassung wieder und legte sich zurück in die Kissen. Er kannte keinen anderen Menschen, der mehr Kind und mehr Erwachsene war als Sakura. Naruto konnte ihr bei ersterem sicher das Wasser reichen, aber was ihre Ernsthaftigkeit anging, wenn es darauf ankam … Er kannte auch nur wenige Erwachsene, die Ältesten der Ältesten vielleicht, die derart mit den richtigen Worten überzeugen konnten. Die die richtigen Worte überhaupt wussten. Doch Sakura tat es. Und damit hatte sie Recht. „Ich mache mir nur Gedanken“, sagte er widerwillig. „Weil ich mich mal so und mal so verhalte?“ „Genau. Es ist, als wären … als wären zwei Sakuras in dir, verstehst du?“ Sakura blieb stumm, obwohl sie wusste, wie er es meinte. „Die Sakura der Vergangenheit und die der Gegenwart.“ „Ich …“ Das Mädchen schluckte. „Ich will ja nicht, dass sie … ich will nicht mehr so wie damals …“ „Das weiß ich. Und ich denke, dass es falsch ist.“ „Falsch?“ Sakura sah Sasuke verwirrt an. „Aber …“ „Du verstehst mich nicht richtig. Es ist schwer zu erklären, aber … ich weiß, was es heißt, Dinge zu verdrängen. Und genau das machst du auch. Du verdrängst deine Vergangenheit, jetzt wo du sie kennst. Du willst mit aller Kraft verhindern, wieder so zu werden, wie du früher gewesen bist.“ „Ich kann … so darf ich doch auch nicht …“, Sakura fehlten die Worte. „Ich war ein … ein Monster, wie kannst du da sagen, ich darf das nicht …“ „Du warst kein Monster, Sakura! Sag so was nicht noch mal, verstanden!“ Sasuke richtete sich auf und sah Sakura erbost an. „Du hast schreckliche Dinge gemacht, dass ist wahr und das kannst du nicht ändern! Aber indem du sie verdrängst, werden sie nicht aufgehoben! Du verstellst dich nur, und wenn du das dein ganzes Leben lang machst, dann wirst du irgendwann daran zu Grunde gehen. Du wirst weiterhin durch die Gegend ziehen, aber eigentlich bist du tot. Du musst dich stellen, sonst wirst du … es hört sonst nicht auf, verstehst du?“ „Das geht nicht!“ Sakura schüttelte heftig den Kopf. „Du kannst nicht verlangen, dass ich wieder wie früher sein soll! Du kannst nicht verlangen, dass ich so denken soll …“ „Ich verlange gar nichts von dir.“ Sasuke seufzte. „Dass musst du von dir selbst verlangen. Du musst deine Vergangenheit und deine Gegenwart zusammenbringen, sonst wirst du keine Zukunft haben. Und die Sakura von früher kann gar nicht so schlecht gewesen sein, oder glaubst du, Ino wäre sonst so für dich eingesprungen? Sie mochte auch die alte Sakura. Du kannst das Böse in dir bekämpfen, aber nicht dein Ich. Und ich glaube nicht, dass dieses Ich jemals wirklich böse war.“ „Das …“ Sakura schluckte schwer. „Das war kompliziert …“ „Ich weiß“, gab Sasuke zurück. „Ich bin kein Meister der Worte.“ „Stimmt“, lächelte Sakura, auch wenn es traurig wirkte. „Aber trotzdem werde ich mir diese verwirrenden Worte durch den Kopf gehen lassen …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)