Blacklist von Saya_Takahashi (Auf der Liste des Todes) ================================================================================ Kapitel 19: Rosa ---------------- Sasuke war, und anders konnte man es nicht sagen, einfach genervt. Er war es nicht einmal von Sakura, die sich stundenlang hatte fertig machen müssen, ehe sie die Pension verlassen konnte, oder von dem Taxifahrer, der sich auf dem Weg zum Flughafen dreimal verfuhr und das volle Geld haben wollte, er war nicht einmal von dem Bengel genervt, der ihn angerempelt und ohne Entschuldigung abgehauen war. Er war von sich selbst genervt. Er hatte Sakura geküsst! Verdammt noch mal einfach geküsst! Er hatte sie geküsst, stehen gelassen und seine Sachen gepackt. Und als wäre das nicht genug, hatte auch sie einfach ihre Sachen zusammengeräumt und so getan, als wäre nichts gewesen. Und weil sie nichts getan hatte, tat auch er nichts weiter. Sie verlor weder ein Wort darüber, noch schrie sie ihn an, noch verwünschte sie ihn, noch schien sie es überhaupt bemerkt zu haben! Und er tat es wie sie und brummte vor sich her, anstelle eines aufklärenden Gesprächs zu führen. Allerdings, und genau das war der Grund, warum er so genervt war, hatte er keine Ahnung was er aufklären sollte. Natürlich gäbe es da die Tatsache, dass er sie einfach geküsst hatte. Es wäre eine Möglichkeit zu erklären, warum er das gemacht hatte. Aber, und das war das eigentlich Problem, wusste er darauf keine Antwort. Hatte er im Affekt gehandelt? Keine Ahnung. Mochte er Sakura? Keine Ahnung. Empfand er mehr für sie? Keine Ahnung. Empfand sie etwas für ihn? Gott verdammt, er hatte doch keine Ahnung! Was wusste er denn von Gefühlen? Hass kannte er. Wut auch. Zorn. Die Lust, jemanden eine Kugel in den Kopf zu jagen, der es verdiente … das kannte er sicherlich. Ob er Spaß am Töten hatte? Er hatte zumindest nichts dagegen, jemanden umzubringen, der Unschuldige erschoss. Und auch das war ein Problem! Wie konnte er glauben jemanden zu mögen, gar zu lieben, wo er doch nichts weiter war als eine Maschine, die aufs Umlegen programmiert war! Hatte er gerade gesagt lieben? Das war doch Wahnsinn! Ein Killer wie er, der liebte? Und dann jemanden wie Sakura? Wenn er ihre Vergangenheit außer Acht ließ, und das tat er nun mal, gehörte sie vermutlich zu den sanftmütigsten Personen, die er kannte. Wie konnte jemand wie er, für jemanden wie sie Gefühle haben? Und gar erst umgekehrt? Konnte er erwarten, dass jemand wie sie, für jemanden wie ihn Gefühle hatte? Das war abscheulich! Das war reiner Wahnsinn! „Sasuke?“ Sasuke schreckte jäh hoch, als ihn Sakura aus den Gedanken riss und wartend ansah. „Was?“, kam es brummend. „Ich muss aufs Klo. Haben wir noch Zeit?“ Sasuke sah zur Uhr und nickte. „Hmm, aber mach hinne, der Check-In öffnet gleich und …“ Doch Sakura war schon weg. Toll, klasse, herrlich. Wozu machte er überhaupt den Mund auf? Sakura hingegen war einfach nur froh, ein paar Minuten alleine zu sein. Sie eilte durch die Terminalhalle hinüber zu den Damen-WC’s, lief im engen Seitengang an einer Gruppe Jugendlicher vorbei, die ihr hinterher pfiffen und beeilte sich, die Toilette zu erreichen, ehe es zu spät war. Es war ja nicht einmal so, dass sie Sasukes Laune nicht verstand, doch wenn sie ehrlich war, war es eine ziemlich gemeine Reaktion auf das, was er getan hatte. Er hatte immerhin sie geküsst, und nun tat er, als wäre er das Opfer, das schlecht gelaunt durch die Gegend rennen musste! Er hatte doch ewig im Bad gebraucht, und sie hatte er angemeckert, Stunden zu vertrödeln. Er hatte auch den Taxifahrer unbezahlt gelassen, obwohl dieser sich nur verfahren hatte, weil Sasuke immer wieder neue Routen nach vorne gebellt hatte. Und der arme Junge hatte sicherlich einen blauen Arm, nachdem Sasuke ihn erst angerempelt, dann angeschnauzt und dann noch die Tür in die Seite geknallt hatte. Und das alles nur, wegen einem Kuss? Nicht, das sie es bereute. Ganz im Gegenteil, aber Sasuke gab ihr das Gefühl, es wäre der größte Fehler seines Lebens gewesen. Einfach nur herrlich, klasse, toll … Sakura seufzte, verließ die Toilette und stellte sich an das Waschbecken. Der zerbrochene Spiegel ließ einen ordentlich Schlitz durch ihr Gesicht laufen, und genau so fühlte sie sich eigentlich auch. Total zerrissen. Sie schüttelte verdrießlich den Kopf, wusch sich die Hände und versuchte noch etwas Papier aus dem Spender zu bekommen. Kaum das sie sich zum Gehen wandte, spürte sie schon eine Hand, die sie unsanft gegen die Wand beförderte. „Hey, hey, hallo Schätzchen!“, sagte der Kerl ihr gegenüber, während sie ein anderer festhielt und breit grinste. Sakuras Atem stockte, doch dann verzog sie das Gesicht und sah ihren Gegenüber aufgebracht an. „Wenn ihr mich nicht sofort los lasst, schrei ich und dann kriegt ihr so was von eins auf die Mütze!“ „Oho“, lachte der junge Mann, der kaum älter als sie war und vermutlich zu den Jugendlichen von eben gehörte. „Willst du uns drohen?“ „Nein“, murrte Sakura. „Normalerweise antwortete man darauf mit: ich verspreche es euch. Aber ehrlich, können wir uns das nicht sparen? Ich bin wirklich nicht in der Stimmung.“ „Aber wir sind in der Stimmung!“, grinste er und nickte seinem Kumpel zu, doch im gleichen Moment wie der Kerl weiter nach ihr greifen wollte, schrie Sakura so laut sie konnte Sasukes Namen. „Klappe!“, zischte ihr Festhalter, griff nach ihrem Kinn, doch schaffte Sakura es, ihm ordentlich in den Finger zu beißen. „Verdammt!“ Sakura entwandt sich seinem Griff, lief jedoch direkt in den anderen, der nur amüsiert lachte und sie mit dem Rücken gegen die Fliesen knallte. „Schön hier geblieben“, lächelte er und griff in seine Tasche, ehe er wieder nach Sakuras Kinn fasste und sie daran hinderte, ihren Mund zu schließen. „Was soll das?“, versuchte sie zu rufen, sich dabei zu wehren und freizukommen, doch war die Kraft des Jugendlichen bei weitem größer als ihre. „Wir wollen nur etwas Spaß“, erwiderte er, hielt etwas rosanes vor Sakura hoch und legte es ihr in den Mund. Verdammt!, schoss es ihr durch den Kopf, wohl wissen, was der widerliche Kerl damit meinte. Drogen, etwas anderes konnte es nicht sein. Aber was für Drogen? „Du wirst die Welt gleich ganz anders sehen“, lachte der junge Mann, zwang sie die Pille zu schlucken und sorgte dafür, dass sie sie nicht ausspucken konnte, in dem er sie schlagartig küsste. „Könntest du das bitte sein lassen?“, fragte plötzlich eine tödlich genervte Stimme, und der Kerl ließ abrupt von Sakura ab, ehe er sich umdrehte und das hustende Mädchen von sich stieß. „Ey, wer bist du denn?“, wollte er mit gerunzelter Stirn wissen und stufte Sasuke gleichfalls als nicht sonderlich bedrohlich ein. Er war höchstens sein Alter, und sie zu zweit. „Das Kindermädchen“, sagte Sasuke monoton und legte den Kopf schief, als er Sakura fragend ansah, die noch immer hustete und keuchte. „Das ist auch eine Reaktion auf einen Kuss …“, bemerkte er trocken. Entweder sie sagte gar nicht dazu, oder würgte. Der Traum eines jeden Mannes … „Das ist normal“, grinste jedoch sein Gegenüber und irritiert sah ihn Sasuke wieder an. „Die sind gut, die Dinger. Wenn du willst, kannste auch eine haben. Kriegt man nicht überall.“ Er zeigte eine weitere rosa Pille, und nun wurde auch Sasuke ernster. Er hatte geglaubt, das sei ein lächerlicher Scherz dieser Bengel, und es wäre nichts weiter passiert, aber nun stand es doch ganz anders. „Was hast du ihr gegeben?“, knurrte er und verengte die Augen, sodass beide Jugendlichen beinah erschraken und zurückwichen. „Laason“, grinste der andere böse. „Macht Spaß. Macht sie gefügig.“ Er deutete zu Sakura, die sich den Mund gespült hatte, jedoch nicht danach aussah, als wäre sie gefügiger geworden. „Sobald es wirkt“, setzte er schnell hinzu und schielte zur Uhr. Warum hielt sie solange durch, ehe das Mittel einsetzte? „Wie geht’s dir?“, fragte Sasuke und sah unsicher zu dem Mädchen, die sich brummig zu ihm stellte. „Klasse“, witzelte sie sarkastisch. „Ich hab nur das Gefühl, dass mir jemand etwas Breiiges in den Mund gesteckt hat!“ Böse funkelte sie den Kerl an, der sie geküsst hatte. „Und was heißt Kindermädchen? Meinste, das hab ich nicht gehört?“ „Langsam komme ich mir nun mal wie ein Kindermädchen vor, immer musst du dich in solche dämlichen Situationen bringen!“ „Ich bringe mich nur in solche Situationen, weil du mich in solche Situationen treibst!“ „Wie bitte? Was hab ich damit zu tun, wenn du dir Drogen und Zungen in den Mund stecken lässt! Ich kann dir schlecht aufs Frauenklo folgen!“ „Ich wollte ja nur von dir weg, weil du den ganzen Tag schon ein Gesicht ziehst, als hätte dir meine Zunge nicht geschmeckt!“ Sasuke blinzelte fassungslos, ehe er die Augen schloss und tief einatmete. „Du bist doch die jenige, die danach kein Wort gesagt hat! Also hat wem welche Zunge nicht geschmeckt, hm?“ „Dir meine!“ „Nein, dir meine!“ „Du hast doch gleich danach gepackt!“ „Und du hast es nicht anders gemacht!“ „Aber du lässt mich von anderen küssen!“ „Dann frag ihn doch, wie deine Zunge war!“ „Wie bitte? Was soll das heißen, ich …“ „Ey Leute“, sagte einer der beiden und sah zwischen Sakura und Sasuke verdutzt hin und her „Meint ihr wirklich, dass ist ein Thema, dass man hier und jetzt … ich meine, es ist echt ungünstig!“ „Verdammt, kannst du ihn nicht zum Schweigen bringen!“, keifte Sakura. „Sonst fuchtelst du mit deinem Ding auch überall rum!“ „Ey, das ist jetzt echt nicht mehr komisch“, sagte der Jugendliche und schluckte schwer. „Wir lassen unsere Dinger bitte da, wo sie sind, okay?“ „Würdest du ihm jetzt bitte mal …“ „Steck ihm doch deine Zunge in den Mund, vielleicht hält er ja dann die Klappe“, konterte Sasuke absolut genervt von der Gesamtsituation und fühlte sich wirklich im falschen Film. „Dann lag es also doch an mir?“ „Klärt das doch bitte unter euch, Leute. Wir sind hier …“ „Argh, das gibt’s doch nicht!“ Sasuke hatte in Bruchteilen einer Sekunde seine Pistole gezogen und auf die Stirn des jungen Mannes gerichtet. „Ich kläre die Dinge wann und wo ich will, verstanden?“ „Oh ja, du bist immer der, der den Ton angeben will!“, maulte Sakura, derweil den beiden Typen schon der Schweiß auf die Stirn trat. „Und was mit anderen ist, ist dir vollkommen gleich! Immer sind andere Schuld!“ „Das sage ich doch nicht!“ „Ja, und das du nichts sagst, ist ja das Problem! Erst küsst du mich, und dann ziehst du Leine! Und von mir erwartest du, dass ich etwas sage! Echt toll!“ „So ist das nicht, aber du hast dich auch nicht gerade um ein Gespräch bemüht!“ „Du hast ja auch mich geküsst!“ „Dann wärst du mit dem Gespräch an der Reihe gewesen! Gott, verdammt, kannst du nicht endlich aufhören!“ „Klar, schweigen wir uns wieder an!“ Sasuke stöhnte missmutig, verzog das Gesicht und sah zu den Kerlen. „Wie lange hält der Mist an?“ „Es ist Laason“, stammelte der eine und sah zu seinem Kumpel. „Was es ist, weiß ich!“, schnaubte Sasuke und musterte Sakura, die sich noch immer erstaunlich gut auf den Beinen hielt. Ihre freimütige Wortwahl jedoch war ein eindeutiges Zeichen der Droge, von der er wusste, dass sie hier vertrieben wurde. Dass gerade Sakura eine hatte schlucken müssen, war ziemliches Pech. Er wusste zwar, dass diese Pillen keine großartig andere Wirkung hatten als ein Schluck Alkohol zu viel, aber so wie es aussah, würde er sie so kaum in den Flieger kriegen. „Vielleicht fünf oder sechs Stunden. Je nachdem …“ „Je nachdem was?“ „Naja, wäre sie etwas rundlicher würde es vermutlich eher verbrannt werden, aber sie ist ja recht dünn, deswegen kann es sich in die Länge ziehen und …“ „Rundlicher?“, fuhr Sakura auf und Sasuke verdrehte nur die Augen. Ob sie nun unter dem Einfluss von Drogen stand oder nicht, keine Frau würde ihren Namen gerne im gleichen Satz mit dem Wort ‚rundlicher’ hören. „Gibst du mir bitte die Waffe, Sasuke?“, sagte Sakura betont ruhig, als würde sie nach einer Flasche Wasser fragen. „Unter uns sind Menschen, die ein Loch mehr wünschen!“ „Sakura“, seufzte Sasuke und steckte seine Pistole weg, bevor sie sie ihm entwenden konnte. „Wir gehen jetzt, okay?“ „Nein, wir erschießen die jetzt!“ „Ich kann die Kerle nicht einfach erschießen! Wir sind auf einem Flughafen!“ „Dann lass sie mich erschießen!“ „Könntet ihr bitte damit aufhören“, wimmerten die Jugendlichen. „Wir haben uns echt nichts weiter dabei gedacht, nur ein bisschen Spaß haben und …“ „Du bist aber auch auf dem Flughafen“, sagte Sasuke ohne die beiden zu beachten. „Kannst du sie nicht wenigstens verprügeln?“, schmollte Sakura nun. „Ich kanns leider nicht, sonst würde ich ja nicht fragen.“ Sie blinzelte und sah Sasuke bettelnd an. „Das ist wohl wahr“, murrte Sasuke und dachte daran zurück, wie Sakura im Nahkampf versagt hatte. Auch ein weiteres Geheimnis, dass sie nicht lüften konnten. Mit Waffen konnte sie umgehen, verteidigen konnte sie sich ebenfalls, aber vom Angriff hatte sie keine Ahnung. „Und warum du es nicht kannst, finden wir nie heraus, wenn wir hier Zeit vertrödeln!“ „Was willst du das denn rausfinden“, brummte Sakura, die plötzlich aufsah und in den Spiegel blickte. „Vielleicht sollte ich mir irgendwann die Haare färben“, überlegte sie. Sasuke seufzte. Die Pille schien nun vollkommen zuwirken. Einfach klasse … „Wir wollen das rausfinden, damit wir auch mehr über dich rausfinden, schon vergessen?“ “Nein“, sagte Sakura und drehte sich grinsend um, ehe sie sich bei Sasuke einhakte, was den Uchiha beinah erschrecken ließ. „Aber du kannst mich genauso gut auch einfach fragen. Was willst du da so dolle rätseln?“ Sasuke runzelte die Stirn. „Was meinst du mit fragen?“ „Na ich denke, du fragst dich, warum ich im Nahkampf so schlecht war?“ „Das fragst du dich auch, Sakura“, erinnerte er brummend. „Ich weiß es doch aber“, tat sie überrascht, oder besser gesagt, war überrascht. „Du weißt es? Woher?“ „Weil’s logisch ist? Ich bin ein Mädchen, das erklärt doch alles.“ „Was erklärt es?“ Sasuke wusste nicht, was gerade vor sich ging. Konnte es sein, dass Sakura sich gerade an etwas erinnerte? „Man, du bist doch doof“, maulte sie. „Ein Mädchen hat doch nun mal nie soviel Kraft wie ein ausgewachsener Mann. Also muss sie sich verteidigen können, ihn mit der Pistole abknallen und ansonsten einfach nur schnell abhauen. Wozu soll sie jemanden angreifen, gegen den sie sich nie wehren könnte? Wozu etwas lernen, was nie zur Anwendung kommt, da sie so nie eine Chance hätte? Und wenn man etwas nicht kennt, dann versucht man es erst gar nicht und konzentriert sich immer schön auf das, was man eben beherrscht. Ich kann schießen, also habe ich nie gelernt mit den Fäusten zu kämpfen. Logisch, oder?“ Sie blickte zu den beiden Kerlen, die ihren Worten eifrig zunickten, da sie schon mit dem Schlimmsten rechneten. „Und verprügelst du sie nun, oder nicht?“ „Erinnerst du dich noch an mehr?“, fragte Sasuke stattdessen. „Wieso erinnern?“ Sasuke schnaufte, spürte die furchtbare Anspannung und wusste nicht wirklich, was er nun tun sollte. „Gut“, sagte er schließlich. „Lass uns zum Hotel zurückfahren. So kannst du nicht fliegen.“ Er griff nach ihrer Tasche und nach Sakura selbst. Falls sie sich erinnern sollte, oder ihrer Erinnerung durch die Drogen irgendwie näher war als sonst, musste er in Erfahrung bringen, was ging. „Wir gehen schon?“, fragte Sakura eingeschnappt und ließ sich zur Tür ziehen. „Und du machst ihnen keinen Ärger?“ „Wir haben keine Zeit Sakura!“ Sakura zog eine beleidigte Schnute. „Man“, war ihr einziger Kommentar. „Viel Spaß mit der Süßen“, sagte der Jugendliche, als sie die Tür aufmachten und schon zum Gang hinaustraten. „Zeig ihr Mal, wies ordentlich geht!“ Sasuke blieb abrupt stehen, holte tief Luft und sah Sakura mit Nachdruck an. „Argh! Du wartest hier und gehst nicht weg, kapiert?“ „Kriegen sie jetzt doch Ärger?“ „Ja, jetzt kriegen sie Ärger.“ „Gut, dann warte ich hier“, kicherte Sakura, stellte sich wie ein Wachposten vor den Seitengang und hörte, wie Sasuke hinter sich die Tür schloss. „Nicht stehen bleiben, Sakura!“, sagte Sasuke, zog Sakura durch die Straßen und versuchte mit ihr so schnell wie möglich ein Hotel zu finden. Dass die Rosahaarige nicht gerade auf dem Boden der Realität stand, war schwer zu verkennen, rannte sie lauthals von einem Schaufenster zum anderen, sprach fremde Leute an und entschuldigte sich bei einer Laterne, gegen die sie beinah gerannt wäre. Sakura war der momentan einleuchtenste Grund, weshalb man nie Drogen nehmen sollte. „Sakura …“, stöhnte Sasuke, als er an der Rezeption einer billigen Absteige ein Zimmer mietete und das Mädchen schon wieder durch die Gegend lief und kicherte. Er ließ sich den Schlüssel geben, schnappte sich Sakura und die Taschen und trug beides gleichermaßen nach oben. Wie sollte er 5 Stunden überstehen? „Mir wird hier doch langweilig“, beschwerte sich Sakura, kaum dass sie das Zimmer betreten und sich aufs Bett geschmissen hatte. „Können wir nicht lieber …“ “Nein, wir bleiben hier, bist du wieder klar im Kopf bist“, gab Sasuke genervt zurück und ließ sich auf einen Sessel unweit des Fensters fallen. „Außerdem haben wir zu tun.“ „Wir haben zu tun?“ Sakura grinste breit und sah Sasuke neckisch an, sodass der Uchiha sich unbehaglich die Schläfen massierte. „Ja, wir werden nachdenken.“ „Hä?“ „Du hast dich vorhin an etwas erinnert, schon vergessen? Wir müssen versuchen noch mehr aus deinem Kopf herauszubekommen. Dass es da ist, steht außer Frage.“ „Das ist ja mühselig!“ „Es ist Notwendig! Wenn wir schon die Zeit hier absitzen müssen, dann sollten wir sie wenigstens sinnvoll nutzen!“ „Dafür bin ich auch“, grinste Sakura wieder und Sasuke überlegte schon, ob es nicht sicherer war sie einfach irgendwo festzubinden. Sicherer für ihn … „Lass uns einfach mal an den Anfang zurückgehen, okay?“ Er erhob sich, da er sich nicht gerade wohl unter Sakuras Blicken fühlte, und stellte sich schließlich ans Fenster. „Erinnerst du dich vielleicht an irgendjemanden, als du damals aus dem Koma aufgewacht bist? Jemand, der kein Arzt war, der seltsam aussah oder irgendwie … du weißt schon.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Nee. Nächste Frage.“ „Überleg doch mal genauer!“ „Hab ich doch längst“, murrte Sakura und lehnte sich gegen das Bettgestell. „Meinst du, ich hab mir nie nen Kopf gemacht? Stell dir vor, ich denke auch manchmal nach!“ Sasuke runzelte die Stirn, schwieg aber. Eigentlich hatte Sakura schon recht. Und vielleicht hätte man sie mehr in die Suche nach ihrer Vergangenheit einbeziehen sollen. Anstatt sie mit bestimmten Dingen zu konfrontieren, hätte sie das Mädchen auch einfach mit nachdenken lassen können. Dumm war sie nun nicht. „Okay, dann überleg mal wegen Ino. Du glaubst, sie gehört zu den Akatsuki?“ Er erinnerte sich daran, wie Sakura ihr Handy weggeworfen hatte, aus Angst es könne Ino gewesen, die ein Ortungsprogramm installiert hatte. Und Ino war es auch gewesen, die vor dem Angriff in Sasukes Haus mit ihr telefoniert hat. „Nein“, sagte Sakura unerwartet und Sasuke sah irritiert auf. „Wie nein? Ich dachte …“ „Ich auch“, sagte Sakura und zuckte mit den Achseln. „Aber es ist unlogisch, dass Ino zu den Akatsuki gehört.“ „Warum ist es unlogisch? Du meinst, es war alles nur Zufall und dein Handy war nicht …“ „Nein, so nicht.“ Sakura seufzte und schloss die Augen. Das war echt langweilig. „Ino ist nicht die, die sie … die sagt, aber ich glaube nicht, dass sie zu den akatsuki gehört, verstehst du? Sie hatte etwas mit dem Handy zu tun, und ich glaube auch, dass sie mich versucht hat ans Fenster zu locken, damit der Fremde …“ Sakura musste innehalten. An Ino zu denken und über sie zu sprechen fiel ihr nicht leicht. „Du meinst, sie gehört einer anderen Organisation an? Und der Kerl am Haus, der auf dich geschossen hat …“ „War auch keiner von den Akatsuki genau. Hätten die Akatsuki nicht alles gestürmt? Auch wenn sie nicht so einfach hinein gekommen wären, sie hätten es sicher versucht.“ „Mag sein.“ Sasuke nickte nachdenklich. „Also haben wir die Akastuki auf der einen Seite gegen uns, und deine Freundin arbeitet auf einer anderen Seite gegen uns. Es wird immer besser …“ Sakura nickte, dann streckte sie sich ausgiebig und ließ sich wieder ins Bett fallen. „Sind wir jetzt fertig? Das bringt uns doch eh nicht weiter, zu spekulieren.“ „Aber es regt vielleicht deine Erinnerung an.“ „Da regt sich gar nichts.“ „Du wenn du darüber nachdenkst, warum du auf die Blacklist gekommen bist? Machts da auch nicht Klick?“ Sakura schüttelte den Kopf, richtete sich unerwartet auf und grinste Sasuke schelmisch an. „Küsst du mich?“ Sasuke zuckte zurück, kaum dass sie das so unverfroren sagte, und sah Sakura fassungslos an. „Was bitte?“ „Ob du mich küsst“, brummte Sakura verärgert. „Ich bin total gelangweilt und außerdem will ich viel lieber raus. Und wenn du mich nicht rauslässt, musst du mich ablenken!“ „Gott Sakura, würdest du dich bitte zusammenreißen!“ „Tu ich ja. Ich sah ja auch nur küssen.“ Sasuke glaubte kurz vor einer Ohnmacht zu stehen, doch traf ihn noch ein ganz anderes Gefühl. Verlangen … „Vergiss es! Streng lieber deinen Kopf an!“ „Du bist immer so gemein!“ Sakura seufzte und schwang sich galant aus dem Bett. Sie stellte sich ans Fenster und gähnte herzhaft. „Und total kalt, ja genau. Wenn du mich nicht magst, warum hast du mich dann geküsst?“ „Das ist echt nicht die Zeit, über so was zu reden.“ Sasuke fühlte sich regelrecht überrumpelt. Für so was war es nie Zeit. Er mochte reden nicht, und darüber schon gar nicht! Nie und nimmer! „Und ich hab nie gesagt, dass ich dich nicht mag“, fügte er etwas leiser hinzu. „Du hast es aber auch nie zugegeben. Also magst du mich, oder nicht?“ „Wir haben wichtigeres zu bereden, Sakura!“ „Es gibt nichts wichtigeres, als zu wissen, ob man gemocht wird oder nicht. Willst du nicht wissen, ob ich dich mag?“ Sasuke ließ sich wieder auf den Sessel fallen, legte den Kopf nach hinten und schickte ein Gebet nach dem anderen in den Himmel. Verteufelte Droge, warum ließ sie nicht nach? „Ich mag dich“, sagte Sakura fest und grinste den Uchiha an, ehe sie wieder aus dem Fenster sah. Verteufelte Droge lass nach … „Gut“, stöhnte Sasuke. „Wenn das jetzt geklärt ist, können wir uns dann wieder der Frage nach dem Warum widmen? Dich kann niemand mehr mögen, wenn du tot bist, weißt du das?“ „Niemand ist mir auch recht egal“, lachte Sakura. „Mich interessiert eigentlich nur, ob du mich magst.“ Dieses Geständnis versetzte Sasuke einen unangenehmen Stich, doch wischte er ihre Aussage schnell beiseite. „Reden wir später drüber, okay? Denk bitte einmal darüber nach, warum dich die Akatsuki …“ „Das ist doch total unwichtig“, murrte Sakura, seufzte und ging plötzlich auf Sasuke zu, der voller Unheil seine Fluchtmöglichkeiten zählte. Er wollte gerade vom Sessel aufspringen, als Sakura keinen Schritt vor ihm entfernt stehen blieb, sich zu ihm beugte und amüsiert kicherte. „Weißt du was viiiel wichtiger ist als diese Frage, die ihr euch dummerweise immer stellt?“ „Welche denn?“ Sasuke schluckte unmerklich und versuchte Sakura weitestgehend zu ignorieren, was aufgrund ihrer Nähe kaum machbar war. Verlangen … „Warum jetzt“, grinste sie, richtete sich wieder auf und zuckte mit den Schultern. „Warum ich auf die Blacklist gekommen bin, ist das eine. Aber ich finde die Frage wesentlich entscheidender, warum gerade jetzt, verstehst du? Warum nicht, als ich aus dem Koma erwachte? Oder warum nicht in einem Jahr? Warum also gerade jetzt?“ Sasukes Gesicht schien für einen Augenblick wie erstarrt, doch dann schüttelte er sich und sah Sakura entgeistert an. „Du hast recht“, sagte er, und obwohl er äußerlich monoton und desinteressiert klang, so spürte er seine innere Aufgewühltheit. Das war die einzig wichtige Frage, die sie lösen mussten. Die zu allen anderen Fragen und Antworten führen würde. Warum jetzt … „Und was glaubst warum?“, fragte er, doch erhoffte sich keine Antwort. „Ist doch logisch“, grinste Sakura wieder. „Wir haben heute den 5. Juli. Und das heißt?“ Hä? „Keine Ahnung?“ „Man, dass ich bald Geburtstag habe! Ich werde 17, schon vergessen?“ „Stimmt“, gab Sasuke nachdenklich zu. „Aber der 17. Geburtstag ist nichts besonderes.“ „In Japan vielleicht. Aber wer sagt, dass ich Japanerin bin?“ „Du siehst wie eine aus?“ „Und du siehst aus wie ein kaltblütiger Killer, der auf Menschen schieß wie auf Hasen. Und weißt du noch was? Du bist keiner. Du tust zwar so, aber in Wahrheit …“, lächelte Sakura und kam Sasuke wieder näher, der unruhig nach hinten rutschte. „In Wahrheit willst du mich doch küssen!“ „Dann glaubst du also, dass du … Sakura!“ Sasuke starrte die Rosahaarige fassungslos an, als sie auf seinen Schoss kletterte und ihn frech angrinste. „Was glaub ich?“ „Dass du … geh runter, Sakura!“ „Was soll ich glauben?“ „Dass du keine Japanerin bist?“ Er hielt sich verkrampft in den Lehnen des Sessels fest und versuchte abermals das Mädchen zu ignorieren, die konsequent auf ihm sitzen blieb. „Ich werf dich runter, wenn du nicht …“ „Ich meinte mehr, dass ich vielleicht nicht in Japan geboren wurde, und ich geh erst runter, wenn du mich geküsst hast!“ „Wo … dann?“ Sasuke schluckte, als Sakura ihre Arme um seinen Hals schlang und sich an ihn lehnte. Erbarmen! „Da, wo man ewalenisch spricht vielleicht.“ „Das wäre … eine … Möglichkeit, ja … Bitte Sakura, hör auf! Wenn du wieder klar denken kannst, dann wird dir das wirklich unangenehm sein, und ich kann es dann ausbaden!“ „Ich denke ganz klar“, kicherte Sakura, und ihr warmer Atem jagte Sasuke eine Gänsehaut über, als er seinen Hals streifte. Verdammtes Verlangen … „Du denkst gerade nicht klar!“ „Ich denke gerade, ohne an meine Vergangenheit zu denken“, meinte Sakura, doch klang sie plötzlich um einiges ernster. „Ich kann nur an das jetzt denken, und nicht an andere Dinge. Also ist das Jetzt für mich viel klarer als sonst.“ „Aber bereuen wirst du es später trotzdem.“ „Ich weiß“, grinste Sakura und kam Sasukes Gesicht gefährlich nahe. „Und genauso kann ich später auch schon tot sein.“ Es war Sasuke, der die Augen aufriss, dem der Atem stockte und das Herz verkrampfte. Und es war Sasuke, der Sakura plötzlich noch näher zu sich zog und küsste. Als Sakura die Augen öffnete, um sie im gleichen Moment wieder zu schließen, spürte sie das Warme neben sich, und mit einem Grinsen drehte sich auf die Seite und legte sich noch dichter zu Sasuke, der nach wie vor tief zu schlafen schien. Draußen setzte längst die Dämmerung ein, doch Sakura war das gänzlich egal. Wohlig seufzte sie auf, als sie den Arm um ihre Taille spürte, der sich leicht bewegte. „Bist du wach?“, fragte sie kichernd und sah in Sasukes gähnendes Gesicht. „Hmm“, brummte er, drehte sich schläfrig zu ihr um und legte auch den zweiten Arm um sie. „Nicht ganz. Eine Weile brauch ich noch.“ Sakura grinste, kuschelte sich eng an den Schwarzhaarigen und schloss erneut die Augen. Etliche Minuten blieb sie still liegen und genoss seine Nähe, doch bald schon spürte sie, dass sie kaum mehr einschlafen konnte. Sie beobachtete das schlafende Gesicht des Uchiha, bemerkte die seltene Zufriedenheit darin und schmunzelte leicht. Auch sie fühlte sich nach langer Zeit wieder zufrieden, als gäbe es keine Akatsuki, keine Feinde, kein Leid. Sakura holte mühsam ihren Arm aus der Decke und begann über Sasukes Brust zu fahren. Sie zeichnete seine Muskeln nach, in der Hoffnung Sasuke so unauffällig wie möglich wach zu bekommen. Sakura seufzte wieder, als er keine Reaktion zeigte. „Du hast fast mehr als ich“, kicherte sie belustigt. „Vielleicht sollte ich auch Muskeln aufbauen, dann werden sie auch größer.“ Sakura bemerkte, wie Sasuke die Stirn runzelte und scheinbar doch nicht mehr schlief. „Das würdest du gar nicht durchhalten“, grinste er ohne die Augen zu öffnen. „Und was du hast reicht vollkommen.“ Sie spürte, wie er unter der Decke mit seiner Hand über ihren Oberkörper wanderte und über ihre Brüste strich. „Doch, ich würde sagen, es reicht“, meinte er, als wäre er in einer wissenschaftlichen Diskussion. Sakura durchlief ein angenehmer Schauer, merkte wie sie rot wurde und griff nach seiner Hand, indem sie ihre Finger mit seinen verschränkte. „Erwartet mich jetzt kein Donnerwetter?“, hörte sie ihn fragen, gefolgt von einem weiteren müden Gähnen. „Ein Donnerwetter?“ „Ich habe dich verführt, oder nicht?“ Er grinste wieder. „Schamlos ausgenutzt, dass du unter dem Einfluss dieser praktischen Droge standest.“ Sakura grinste. „Wir sollten uns welche mit nach Japan nehmen.“ „Keine schlechte Idee.“ „Küsst du mich?“, grinste sie nur und sah zu Sasuke, der schon wieder einzuschlafen schien. „Wie spät ist es?“, fragte er, sodass Sakura eine Schnute zog. „Halb acht.“ „Dann haben wir dafür Zeit“, meinte er neckisch, öffnete seine Augen und grinste Sakura eindeutig an, ehe er über sie glitt und in einem langen Kuss vertiefte. Sakura kicherte wieder, als er über ihre Taille strich und sich enger an sie drückte, sich jedoch an den Seiten abstütze, um sein Gewicht abzufangen. „Dein Telefon“, bemerkte Sakura irgendwann, als er für einen kurzen Moment von ihr abließ. „Ich hab einen anderen Ton, es muss deins sein.“ „Meins?“ Mit einem Ruck waren beide auf und sahen sich um. „Was klingelt hier?“ Sakura zog sich schnell ihre Sachen über, genau wie Sasuke, der jedoch in seiner Tasche das Telefon fand. „Das gehört mir nicht“, sagte er fassungslos und starrte auf das Handy. Sakura sah besorgt zurück, doch als Sasuke keine Anstalten machte, ranzugehen, griff Sakura danach und nahm ab. „Ja?“ Ihre Stimme zitterte leicht, doch als sie den Sprecher am anderen Ende hörte, blieb ihr fast das Herz stehen. „Ja“, sagte sie nocheinmal und hörte zu, was er ihr sagte. „Okay. Ja, wir … wir kommen …“ Dann legte sie auf. „Was zum …“ Sasuke stand das Ensetzen im Gesicht, doch als er Sakura beobachtete, wie se immer mehr zitterte und das Handy fallen ließ, ging er zu ihr und legte ihr vorsichtshalber den Arm um die Hüfte. „Wer war das?“ „Gott …“, wisperte Sakura und fuhr sich über den Mund. Längst liefen die Tränen, und längst gaben ihre Beine nach. „Sakura, rede mit mir, wer war dran?“ „Ino …“ Sie schüttelte sich. „Es war Ino, Sasuke!“ „Ino?“ „Wir … sie sind hier! Sie haben uns aufgespürt und …“ „Wer?“ „Die Akatsuki! Gott, wir haben … wir müssen zum … zum Bahnhof, jetzt. Sie kommen, sie sind schon unterwegs hierher!“ „Gehört Ino zu ihnen? Hat sie dich gewarnt?“ „Nein … ich meine ja, sie hat sie beobachtet. Ino sagt, sie weiß … sie weiß über alles bescheid.“ „Über alles?“ Sakura holte tief Luft, biss sich auf die Lippen und starrte ins Nichts. „Sie weiß, wer ich war …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)