Blacklist von Saya_Takahashi (Auf der Liste des Todes) ================================================================================ Kapitel 8: Ungeladener Besuch ----------------------------- Es war eine Art Knarren, dass Sasuke aus seinem leichten Schlaf weckte und hochschrecken ließ. Schnell griff er unters Kopfkissen, wo er seine Pistole versteckt hielt, und lauschte in die Dunkelheit. Das schwache Mondlicht erhellte kaum das Wohnzimmer, in dem er sich befand. Sakura schlief in seinem Bett und er hatte sich mit der doch recht harten Couch arrangiert. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Finsternis und erleichtert atmete er aus, als er das rosahaarige Mädchen auf dem Balkon sah. Sie hatte sich auf den einzigen Stuhl gesetzt, die Beine dicht an den Körper gezogen und starrte gedankenverloren vor sich her. Sasuke seufzte und ließ sich wieder aufs Sofa sinken. Er konnte sich gut vorstellen, dass es in ihr reichlich durchwirbelt aussehen musste. Der gestrige Tag war selbst ihm anstrengend gewesen, und dabei war er erfahren, wenn es um solche Dinge ging. Sakura aber schien zumindest in ihrem jetzigen Leben noch keine Leiche gesehen zu haben, und bestimmt auch nicht, wie Männer erschossen oder man durch alte Lagerhallen gejagt wurde. Auch wenn es für ihn seltsam war, und er es sicherlich niemals offen zugeben würde, so empfand er doch Mitgefühl mit ihr. Sie war keine 17, jünger als er, ohne Vergangenheit und mit Killern auf den Fersen, die ihr nach dem Leben trachteten. Für ihn waren Waffen, Kämpfe und Anschläge Alltag, es war sein Job, damit umzugehen. Doch Sakura war nur eine Schülerin, die es so schon nicht leicht haben konnte, stand sie doch eigentlich immer alleine da. Sasuke kannte dieses Gefühl. Er hatte zwar Freunde wie Naruto und Hinata und ein Team, dass ihm immer zur Seite stand, aber auch er hatte keine Familie mehr. Seine Eltern waren schon vor vielen Jahren von den Akatsuki umgebracht worden, und das war auch der ausschlaggebende Grund, wieso er der Einheit ‚Roter Fuchs’ beigetreten war. Er sahnte nach Rache, nach wie vor. Und er wollte verhindern, das anderen das passierte, was ihm damals widerfahren war, als er noch im Kindesalter in die Hände der Organisation geriet. Sasuke seufzte abermals, als er spürte, wie ihn alte Erinnerungen beschlichen. Er musste an seinen Bruder denken, den er zu jener Zeit, als sie beide bei den Akatsuki gefangen gehalten wurden, beinah verlor. Er dachte daran, wie sie ihn Itachi entrissen hatten, unter Folter versuchten ihm Informationen zu entlocken, die seine Eltern betrafen. Er erinnerte sich an die schweren Wunden, die der Ältere davon getragen hatte. Er dachte an die vielen Narben auf Itachis Körper, die zurückgeblieben waren. An die eine. Die gleiche Narbe, die auch Sakura hatte … Eine ganze Weile hing Sasuke seinen Gedanken nach, und als er einmal wieder auf die Uhr sah, stand er auf und ging zur Balkontür. Sakura saß schon seit über einer Stunde draußen und langsam machte er sich Sorgen. Leise zog er die Tür auf, ging ans Gerüst und blickte in den Himmel. „Heute ist es bewölkt“, stellte er unnötigerweise fest. „Morgen soll es gewittern.“ „Wir hatten lange kein Gewitter mehr“, sagte Sakura, die noch immer genauso da saß, wie zu Anfang. Sie hatte ihr Handy in der Hand, scheinbar hatte sie es vor kurzen noch benutzt. Sasuke setzte sich auf den Türrahmen. „Hat sich deine Freundin gemeldet?“ Sakura nickte leicht. „Sie fliegt morgen mit ihrer Familie nach London.“ „Ich dachte, sie wäre krank?“ „Hmm“, machte das Mädchen und legte ihren Kopf auf die Knie. „Aber ihre Mum hat einen neuen Auftrag bekommen und sie darf mit. Ich würde mir das auch nicht entgegen lassen, London zu sehen.“ „Was für einen Auftrag?“, fragte Sasuke. „Von einer britischen Agentur. Ihre Mutter ist Model. Sie möchte später auch wie ihre Mum arbeiten, weißt du? Deswegen ist es für sie eine gute Chance, sagt sie.“ „Wenn du möchtest …“ Sasuke kostete es einige Überwindung, das zu sagen. „Dann begleite ich dich, falls du sie verabschieden willst. Alleine ist es …“ „Nein“, sagte Sakura gleich. „Ich will mich gar nicht verabschieden. Und in drei Wochen ist sie eh zurück. Das ist ja keine Zeit …“ „Ihr führt eine seltsame Freundschaft“, bemerkte Sasuke unerwartet. Sakura lächelte leicht und legte ihr Handy beiseite, dass sie bis eben festgehalten hatte. „Eigentlich nicht. Nur in letzter Zeit. Es erinnert mich an einen Film, ich weiß nur nicht, von was er genau handelte. Aber da war es ähnlich zwischen den Freundinnen.“ Sasuke sagte nichts, obwohl es ihn stutzig machte, was Sakura sagte. Es machte ihn immer stutzig, wenn Sakura etwas in einem Film gesehen haben wollte … Der nächste morgen war ein verregneter Samstag, den Sakura am liebsten den ganzen Tag im Bett verbracht hätte. Sasuke erging es nicht anders, allerdings hätte er die Couch liebend gerne in den Sperrmüll getreten. Doch es war Hinata, die den beiden kein verschlafenes Wochenende gönnen wollte. „Ihr seid wirklich ein paar Muffel“, sagte sie gutgelaunt, als sie in Sasukes Küche stand und Pfandkuchen briet. „Nur weil es regnet, heißt das noch lange nicht, dass man den ganzen Tag pennen kann!“ „Hn“, machte Sasuke und konnte kaum das Gähnen unterdrücken, derweil er an seinem Kaffee nippte. Sakura erging es ähnlich, nur das sie den Mund noch weniger aufbekam. Genau wie ihre Augen hielt er sich konsequent verschlossen. „So, bitte schön!“ Hinata stellte den beiden die duftenden Teller vor die Nase. „Esst brav auf.“ „Hn“, kam es wieder von dem Uchiha, doch Sakura schien der Geruch etwas aufzurütteln. „Die sehen lecker aus“, sagte sie recht leise, aber aufrecht. Auch wenn sie nicht besonders gut geschlafen hatte, so ging es ihr doch schon um einiges besser. Und die Pfandkuchen weckten auch ihre unsichtbarsten Lebensgeister. „Wo ist der der blonde Tölpel?“, fragte Sasuke nach den ersten Happen. „Hat er sich ohnmächtig gefressen?“ „Nein.“ Hinata kicherte unmerklich. „Er ist mit Kakashi unterwegs. Wir dachten, es wäre das Beste, wenn wir noch heute abreisen.“ „Noch heute?“ Sakura sah erschrocken auf. „Aber … nächste Woche stehen doch die ganzen Tests an und die Direktorin wird …“ „Dich alle in vernünftigen Abständen nachholen lassen“, sagte Hinata beruhigend. „Kakashi hat einen Draht zu Tsunade und es wird keinen Ärger geben, du brauchst dir also keine Sorgen machen.“ „Keinen Ärger?“ „Nein.“ Hinata schüttelte den Kopf. „Du musst nachher nur noch deine Sachen packen, und heute Abend fliegen wir schon los.“ „Nach Osaka?“ „Ja. Und wenn wir in Osaka gelandet sind, trennen wir uns.“ „Wie?“ Sakura sah die Hyuuga verwirrt an. „Wieso trennen wir uns?“ Hinata lächelte aufmunternd. „Nur für zwei, drei Tage maximal. Naruto und ich müssen in Osaka bleiben und im Hauptquartier ein paar Dinge regeln. Du wirst mit Sasuke nach Gobó fahren.“ „Gobó? Wo ist das?“ „Etwas südlich von Osaka.“ „Und warum Gobò?“ Sakura verstand nicht ganz. Sie hatte gedacht, sie sollte nach Osaka! „Dort hat Sasuke ein Haus“, sagte Hinata lächelnd, aber falls sie glaubte, Sasuke würde nun erzählen, lag sie falsch. Seufzend sah sie den Uchiha an, ehe sie sich wieder an Sakura wandte. „Es ist dort sicherer als anderswo und niemand weiß, dass ihr dort sein werdet. Außerdem ist das Haus eine kleine Festung, verstehst du?“ „Eine Festung?“ „Ja, es ist … sagen wir, sehr schwierig, falls euch dort jemand überraschen wollte.“ „Hmm“, machte Sakura und sah wieder auf ihren sich permanent nachfüllenden Teller. Dann also Gobó … Sakura hatte es geschafft, Sasuke und Hinata abzuwimmeln und alleine in ihrer Wohnung die Taschen zu packen. Sie hatte gemeint, dass sie gerne ein paar Minuten für sich wäre, und es war Hinata, die schließlich einverstanden nickte. „Sie braucht etwas Zeit für sich“, hatte die Hyuuga gemeint, als sie mit Sasuke zurückblieb und sich von seinem strafenden Blick durchbohren lassen musste. „Sie ist doch gleich nebenan. Es passiert nichts.“ Sakura hingegen hatte ganz andere Sorgen. Sie wusste nicht, wie viel sie einpacken sollte. Wie lange würde sie fort bleiben? Eine Woche? Länger? Würde sie rechtzeitig zum Schulbeginn zurück sein? Oder würde sie dann schon längst unter der Erde die Radieschen von unten betrachten? Sagte man doch so … Der Blick der Rosahaarigen ging zu ihrer Kommode und sie nahm das Bild in die Hand, das dort stand. Es zeigte sie und Ino im Park. Vor einem Jahr war es aufgenommen wurden. Mikoto hatte es gemacht. Damals waren sie noch mit dem Mädchen befreundet gewesen. Doch das war vorbei. Lange schon. Die Freundschaft war wegen einem Kerl zerbrochen. Und es war eine gute Freundschaft gewesen … Ob die Freundschaft zwischen ihr und Ino auch gefährdet war? Wegen Hinata, Naruto und Sasuke? Seit die drei vor kaum einer Woche aufgetaucht waren, hatte sich Ino abweisend verhalten. Sie hatte keinen Hehl draus gemacht, dass sie die drei nicht mochte, auch wenn sie bei Sasuke anfangs anders gedacht hatte. Doch es hatte sich alles geändert, von einen Tag zum anderen. Warum? Sakura wusste es nicht. Doch als sich Mikoto damals von ihnen abwandte, wusste sie anfangs auch nicht, wieso sie es tat. Es passierte einfach. Dinge passierten. Und manchmal viel zu schnell. Das Klingeln an ihrer Wohnungstür, riss Sakura aus ihren Gedanken. Sie rappelte sich hoch, steckte das Bild in ihren Rucksack und ging in den Flur. Wer konnte das sein? Hinata vielleicht? Oder Sasuke? Er war nicht begeistert davon gewesen, dass sie alleine hatte sein wollen … Sakura sah vorsichtig durch den Spion und erschrak merklich, als sie Kabuto erkannte. Warum war er hier? „Was willst du?“, rief sie durch die Tür, öffnete ihm dann aber doch. So widerlich sie ihn fand, Angst hatte sie keine vor ihm. Er war ein Idiot, aber mehr auch nicht. Ein dreckiger Idiot vielleicht. „Deine Aufgaben“, grinste der Mathematikpraktikant und betrat gleichfalls die Wohnung. „Du hast sie nicht fertig gemacht und dir damit eine 4 eingehandelt. Der Rest war übrigens richtig …“ „Verschwinde Kabuto, ich hab jetzt keinen Nerv für deinen Schwachsinn“, sagte Sakura und folgte ihm ins Wohnzimmer. „Du packst?“, fragte er irritiert, als er die herumliegenden Klamotten und Taschen sah. „Verreist du?“ „Das geht dich nichts an!“ „Du hast noch eine Woche Schule. Fängste jetzt an wie die Yamanaka?“ „Ino ist krank!“, knurrte Sakura und schnappte sich ihren Rucksack, in den Kabuto neugierig schielte. „Jetzt hau ab, kapiert?“ „Wohin willst du?“, hakte er weiter nach und ließ sich auf die Couch fallen. „Ich hab den ganzen Tag Zeit. Ich kann warten“, grinste er breit. „Ich aber nicht! Ich hab dich auch nicht hereingebeten, also verschwinde endlich!“ Kabuto schüttelte amüsiert den Kopf und stand wieder auf. Mit einem boshaften Lächeln ging er auf Sakura zu und blieb nah vor ihr stehen. „Weißt du, dass ich extra wegen dir gekommen bin? Weil ich dir helfen wollte? Eine schlechte Note macht sich nicht gut. Ich wollte dir die Chance geben, es auszubügeln.“ „Was quatschst du da für einen Müll?“, fuhr Sakura Kabuto an. „Ein Scheißdreck werd ich!“ „Wieso bist du immer so zickig?“ Kabuto strich Sakura über die Wange, wandte sich aber noch im gleichen Moment zum Gehen. Sie folgte ihm in den Flur, griff schon nach der Tür, um sie hinter ihm zu schließen, als er abrupt inne hielt, sich zu ihr umdrehte und gegen die Wand drückte. „Wenn ich aber nicht gehen will?“, grinste er sie hämisch an und presste unerwartet seine Lippen auf ihre. Sakura keuchte erschrocken auf und versuchte Kabutos Hand von sich zu schieben, die nach ihrem Shirt griff, derweil er sie zurück in die Wohnung schob. „Lass mich los!“, schrie sie ihn an, kaum das er seine Lippen von ihren löste. Kabuto lachte, derweil er Sakura immer weiter drängte. „Warum denn?“ „Weils gesünder für dich wäre“, hörte er die kalte Antwort, die ihm aber nicht Sakura gab … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)