Dreaming of Reality von Bittersweet_Symphony ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Kapitel Vier Die Tage und Nächte ziehen ohne besondere Ereignisse an Sam vorbei. Er trifft sich weiterhin mit Dean und er versucht alles, wirklich alles, um ihn näher kennen zu lernen, aber er scheitert jedes Mal. Egal, was er versucht, Dean hält ihn auf einem höflichen Abstand, was dazu führt, dass die beiden nach all der Zeit immer noch eher ‚Bekannte’ als irgendetwas anderes sind. Ein Zustand, mit dem Sam alles andere als glücklich ist, auch wenn er dafür keine Erklärung findet. In seiner Beziehung zu Jess sieht es nicht anders aus. Sie haben sich in einem Zustand eingependelt, indem es weder vorwärts noch rückwärts geht. Sam erzählt ihr immer weniger von sich und findet es bei jedem Mal schwerer, wirkliches Interesse für ihre Erzählungen aufzubringen. Und der Moment, als er diese Einsicht hat, ist auch der Moment, an dem ihn zum ersten Mal das schlechte Gewissen packt. Vorher konnte er ihr stundenlang zuhören, immer darauf aus, mehr über diese beeindruckende Frau zu erfahren. Vorher reichte ein Blick in ihre Richtung und er fühlte sich, wie der glücklichste Mann auf Erden, dass er es geschafft hatte, sie für sich zu gewinnen. Vorher sah er sie an und sah das schönste Mädchen der Welt vor sich. Vorher. Vor Dean. Jetzt sieht er sie an und sieht… Jess. Seine Freundin, die immer zu ihm steht, alles für ihn tun würde und er ist sich nicht mehr sicher, dass er ihr die gleiche Hingabe entgegen bringen kann. Sam hätte nie gedacht, dass er so sprunghaft sein kann. Dass er einer von den Männern ist, die sich von etwas Neuem ablenken lassen, sobald ein wenig Gewohnheit in ihre Beziehung eingekehrt ist. Sam will nicht so ein Mann sein. Doch als er merkt, dass seine Distanz zu Jess ihm nicht so sehr zu schaffen macht, wie die Tatsache, dass er seit Langem nicht mehr Dean in seinen Träumen gesehen hat, muss er sich eingestehen, dass er wahrscheinlich genau so ein Mann ist. - - - „Wir sollten mal wieder ausgehen.“ Sam ist gerade über seinen Laptop gebeugt, als Jess sich mit dieser Nachricht neben ihn setzt und ihm ihr überzeugendstes Lächeln schenkt. „Ausgehen?“ fragt er dennoch skeptisch nach. Er hat gerade vieles im Sinn, aber ‚Ausgehen’ gehört sicher nicht dazu. „Ja. Wir unternehmen kaum noch etwas, sitzen nur noch zu Hause auf der Couch und stopfen uns mit Chips voll. Lass uns mal wieder rausgehen, zusammen.“ Plötzlich versteht Sam, was sie ihm wirklich sagen will. Sie hat es gemerkt, seine Abwesenheit, die Distanz zwischen ihnen. Und sie möchte das ändern, möchte an ihrer Beziehung arbeiten. Sam kann dazu nicht Nein sagen. Er bringt ein Lächeln zustande, das eher müde als begeistert wirkt. „Okay. Wohin gehen wir?“ „Zu Jerry’s? Pizza und Bier, was willst du mehr?“ Sie zwinkert ihm kurz zu und noch bevor er etwas sagen kann, ist sie schon aufgestanden und aus dem Zimmer. Und Sam fragt sich unwillkürlich, ob Jess vielleicht die einzige ist, die an der Beziehung festhalten möchte. Eine Frage, auf die er keine Antwort weiß. - - - Es gibt Routinen, an die Sam sich gerne hält. Deshalb ist er am nächsten Tag zur selben Zeit im selben Café und sieht Dean schon ein paar Meter von sich entfernt an einem der kleinen Tische sitzen. Natürlich mit einem Stück Kuchen vor sich. Wie Dean es schafft, so viel Kuchen zu essen und trotzdem nicht hundert Kilo mehr zu wiegen, wird Sam wohl auf ewig ein Rätsel bleiben müssen. „Hast du keinen Job?“ Mit einem Grinsen auf dem Gesicht und ohne ein weiteres Wort der Begrüßung, lässt Sam sich gegenüber von Dean nieder, der ihn nun verwirrt ansieht. „Häh?“ fragt er mit dem Mund voll Kuchen, was wirklich keinen schönen Anblick gibt. „Man spricht nicht mit vollem Mund“, belehrt Sam ihn, ohne auf Deans genervten Blick einzugehen, und hebt dann schließlich die Schultern. „Ich mein nur… du bist jeden Tag hier. Ich hab Zeit zwischen den Vorlesungen, aber was machst du? Sind die Mittagspausen um diese Zeit nicht eigentlich schon vorbei?“ Dean schluckt schnell sein Stück Kuchen runter, zuckt dann unbehaglich mit den Schultern und Sam kann praktisch sehen, wie er erneut die Mauern um sich herum aufbaut. „Ich wusste nicht, dass das hier ein Interview wird.“ Er versucht es mit einem Witz zu umgehen, aber Sam kann hartnäckig sein, wenn er etwas will. Er hebt beschwichtigend die Hände. „Wird es nicht. Ich bin nur neugierig, das ist doch nicht schlimm, oder?“ Diesmal scheint der Dackelblick endlich zu wirken, denn Dean seufzt leise und ergibt sich seinem Schicksal. „Ich habe keinen… festen Job. Keine ausreichende Ausbildung oder was auch immer. Ich arbeite mal hier und mal da. Je nachdem, wo man gerade jemanden braucht.“ „Also bist du nur auf der Durchreise?“ Der Gedanke gefällt Sam ganz und gar nicht. Zu allem Überfluss nickt Dean nun auch noch. „Ja.“ „Und wo bist du zu Hause?“ „Mal hier und mal da.“ Das altbekannte Grinsen ist zurück und Sam weiß, dass seine Glückssträhne vorbei ist. Dean wird ihm nicht mehr verraten. Mit einiger Mühe unterdrückt Sam seine aufkeimende Frustration und versucht stattdessen eine neue Strategie. „Kennst du hier denn schon jemanden?“ tastet er sich vorsichtig vor, bekommt aber nur ein Augenrollen von Dean. „Leider ja. So einen komischen Kerl, der mich dauernd verfolgt und mich immer genau dann stört, wenn ich gerade mein Essen genießen will.“ „Idiot“, sagt Sam ohne wirklich beleidigt zu sein und schüttelt dann schmunzelnd den Kopf. „Wir hatten schon mal geklärt, wer hier wen verfolgt. Und außerdem – tu nicht so, als ob es dir nicht gefallen würde.“ Das bringt ihm endlich wieder ein richtiges Lachen von Dean ein und Sam möchte nicht darüber nachdenken, wie er sich in letzter Zeit immer mehr Mühe gibt, Dean zum Lachen zu bringen. Einfach weil er den Klang mag. Was er jedoch nicht so einfach ignorieren kann, ist die Art und Weise, wie sich der Ausdruck auf Deans Gesicht verändert, sanfter und wärmer wird und ein Kribbeln in Sam auslöst, das er nicht kennt. Das er auch von Jess nicht kennt. Und mit einem Mal kommt Sam plötzlich der Gedanke: Ist das hier… Flirten? Kann es sein, dass auch Dean diese seltsame Zugehörigkeit spürt, wenn Sam in seiner Nähe ist? Vielleicht vermittelt Sam ihm auch so ein Gefühl des Angekommenseins? Die Gedanken kreisen in Sams Kopf in Hochgeschwindigkeit und ehe er sie ordnen kann, räuspert Dean sich. „Musst du nicht wieder zur Uni?“ Flucht. Das ist ein guter Gedanke. Aber Sam kämpft mit allen Mitteln dagegen an und geht gar nicht erst auf Dean ein. „Was machst du heute Abend?“ Er spricht es schnell aus, bevor ihn der Mut verlässt. „Ich… Was?“ fragt Dean fast schon erschrocken und Sam wundert es nicht. Es ist das erste Mal, dass Sam wirklich nach einem Treffen fragt. Das könnten sie nicht mehr wie einen Zufall aussehen lassen. „Ich habe gefragt, was du heute Abend machst“, antwortet er so ruhig wie möglich, auch wenn er sich innerlich gerade fragt, ob das wirklich eine gute Idee war. Ob er jetzt nicht eine unausgesprochene Regel gebrochen, eine Grenze überschritten hat und Dean nicht bereit ist, dasselbe zu tun. Es vergeht ein schrecklich langer Moment, ehe Dean sich schließlich zu einer Antwort durchringt. „Eigentlich nichts.“ Es fühlt sich an, als würde ein riesiger Stein von Sams Brust fallen. „Und uneigentlich?“ fragt er nun mit einem leisen Lächeln nach, was es Dean wohl auch etwas einfacher zu machen scheint, denn er erwidert es und hebt leicht die Schultern. „Auch nichts.“ „Möchtest du – Also, vielleicht willst du ja…“ Sam bricht entnervt ab und schüttelt über sich selbst den Kopf. So wird das nichts. Er klingt wie ein Dreizehnjähriger, der zum ersten Mal in seinem Leben ein Mädchen zum Eis einladen will. „Ich treffe mich heute Abend mit ein paar Freunden bei Jerry’s. Das Bier und Essen ist da wirklich gut und… du könntest ja mitkommen?“ Als Dean zögert, redet Sam schnell weiter. „Natürlich nur, wenn du auch willst. Ich dachte nur, weil du hier noch niemanden wirklich zu kennen scheinst. Aber wahrscheinlich kommt das zu kurzfristig, das ist schon okay –“ „Okay.“ „Okay?“ fragt Sam lieber noch mal nach, ungläubig und hoffnungsvoll zugleich. „Ich würde gerne kommen“, erklärt Dean ihm mit einem gespielt genervten Seufzen, als müsste er einem kleinen Kind alles dreimal erzählen. Aber Sam kann deutlich das kleine Lächeln in seinen Augen erkennen. Es ist einige Zeit später – Sam hat das Café schon längst verlassen – als ihm auffällt, dass er noch immer kein Wort über Jess verloren hat. Und langsam wird die Antwort auf die Frage, ob Jess als einzige an ihrer Beziehung festhalten möchte, immer klarer. - - - Was auch immer Jess für diesen Abend geplant hatte: Es funktioniert eindeutig nicht. Und Sam kann guten Gewissens sagen, dass es nicht einmal seine Schuld ist. Es ist die von Jess’ nerviger Freundin Lauren. Normalerweise hat Sam nichts gegen sie, aber die Frau kann dir das Ohr abkauen ohne Luft zu holen. Jess hätte sie nicht einladen sollen, wenn sie auch nur eine freie Minute mit Sam alleine verbringen will. Lauren ist gerade dabei, einer schon ziemlich entnervt dreinblickenden Jess von ihrem neusten Freund – Sam glaubt sein Name ist Mickey oder Mike oder Steven – zu erzählen, also verzieht Sam sich lieber, so lange er noch nicht in das Gespräch verwickelt wurde. Die Runde mit seinen Freunden ist entspannter, keine nervigen Gespräche sondern nur Bier und Lachen und trotzdem kann Sam nicht verhindern, dass seine Blicke immer wieder zum Eingang schweifen, als müsse er die Tür nur lange genug anstarren, dann würde Dean schon kommen. Doch alles Starren hilft nichts und Sam bekommt ein Bier nach dem nächsten in die Hand gedrückt, so dass selbst die Tür bald vergessen ist. Es hat sich schon der noch lockere Nebel des Alkohols um seinen Verstand gelegt, als er endlich die bekannte Stimme hinter sich hört. „Hey.“ Er dreht sich um – vielleicht etwas schneller als unbedingt notwendig – und tatsächlich, Dean steht vor ihm. Sam ist so erleichtert, dass Dean wirklich gekommen ist, und er hatte wirklich nicht mehr dran geglaubt, so dass der nächste Schritt für Sam ganz logisch wirkt. Ein, zwei, drei Schritte vorwärts und auf einmal findet Dean sich einer Umarmung wieder, als hätte Sam ihn seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen. „Du bist ja tatsächlich gekommen!“ „Und du hast schon einiges getrunken“, lacht Dean sowohl amüsiert als auch etwas verunsichert und klopft Sam kurz auf den Rücken, bevor er ihn von sich schiebt und Sam gezwungen ist, ihn loszulassen. Noch bevor Sam zu einer Antwort ansetzen kann, ist Jess an seiner Seite und er runzelt leicht die Stirn. Musste Lauren Jess ausgerechnet jetzt eine Pause geben? Er möchte alleine mit Dean sein. Es liegt wohl am Alkohol, dass Sam sich über diesen Gedanken nicht einmal ansatzweise wundert. Es herrscht eine etwas unangenehme Stille, in der Dean skeptisch zwischen Sam und Jess hin und her blickt, dann knufft Jess ihn leicht in die Seite. „Sam“, warnt sie lächelnd. „Willst du uns nicht vorstellen?“ „Oh. Ja, klar.“ Es ist eine glatte Lüge. „Jess, das ist Dean. Dean, das ist Jessica.“ Mehr bringt er nicht heraus und somit springt Jess ein und streckt Dean die Hand hin. „Ich bin Sams Freundin“, fügt sie das an, was Sam nicht erwähnt hat, ob nun gewollt oder ungewollt, ist ihm selbst nicht ganz klar. Falls Dean sich wundert, warum Sam nie von einer Freundin erzählt hat, lässt er es sich nicht anmerken. Mit einem Lächeln nimmt er Jess’ Hand. „Freut mich.“ „Und woher kennt ihr zwei euch?“ Jess wirkt auf eine freundliche Art neugierig, aber Sam weiß es besser. Sie ist irritiert und vielleicht auch etwas angegriffen, dass Sam inzwischen schon Freunde hat, von denen sie nichts weiß. „Dean ist in meinem Literatur-Kurs.“ Die Lüge ist draußen, bevor Sam sie sich überhaupt bewusst ausgedacht hat und er spürt Deans fragenden Blick auf sich, aber wagt es nicht, ihn anzusehen. Zu seinem Glück – oder wie immer man das nennen will – stimmt Dean ihm zu. Was dann dazu führt, dass er von Jess in ein Gespräch über Stanford verwickelt wird, was nur katastrophal enden kann. Es gibt nur einen Weg, wie Sam diese Peinlichkeit überleben kann. Noch mehr Bier. - - - Erstaunlicherweise hat Dean gar keine Probleme mit Jess über ein College zu reden, auf das er nicht einmal geht. Ihre Fragen beantwortet er ausweichend und was er selbst erzählt ist zwar oberflächlich, aber nicht zu sehr. Mehr als einmal an diesem Abend fragt Sam sich, warum Dean so gut Leuten vorspielen kann, dass er jemand anderes ist. Allerdings hat Sam nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, denn der Alkohol zeigt nach einigen Stunden seine negative Seite und während Jess und Dean noch reden, überkommt ihn ein so überwältigendes Gefühl der Übelkeit, dass er nur schwer gegen den Drang ankämpfen kann, die Hand vor den Mund zu halten. „Entschuldigt mich bitte kurz“, presst er noch mühsam hervor und unter den verwirrten Blicken von Jess und Dean kommt er etwas wackelig auf die Beine und wankt zur Toilette, wobei er immer wieder seinen Freunden ausweichen muss, die ihm neues Bier in die Hand drücken wollen. Das Licht in der Toilette ist zu grell und es schmerzt so sehr in Sams Augen, dass er sie zusammen kneifen und fast blind nach einer freien Kabine tasten muss. Als er endlich eine gefunden hat, geht er gleich vor der Schüssel in die Knie und… ein Glück. Die kühlen Fliesen sind ein angenehmer Kontrast zur stickigen Bar, sein Magen beruhigt sich fast sofort und Sam bleibt das Erbrechen erspart. Stattdessen schließt er die Augen und legt seine Stirn auf den kalten Toilettenrand, atmet ein paar Mal tief ein und aus und schwört sich, dass er nie wieder auch nur einen Schluck Alkohol trinken wird. Er muss in seiner Eile vergessen haben, die Tür zu schließen, denn nach einigen Momenten spürt er eine warme, vorsichtige Hand an seinem Hinterkopf und er ist sich sicher, dass Jess ihm gefolgt ist. Doch als er den Kopf dreht und den Blick hebt, steht Dean hinter ihm und schließt die Tür. Mit einem mitfühlenden Lächeln setzt er sich neben Sam, den Rücken an die Wand gelehnt und die Kabine ist schon zu klein für eine Person, zu zweit ist es fast unmöglich. Deans Knie berühren Sams linken Oberschenkel und allein von dieser einen Berührung wird Sams Magen wieder in einen Aufruhr gebracht, der nichts mit dem Alkohol zu tun hat. Deans Nähe, die von ihm ausgehende Wärme und sein Duft sind genug, um Sams Verstand wieder lahm zu legen und er versucht, ein bisschen Abstand zwischen sie zu bringen, aber er kann nirgendwo hin. „Das war wohl doch etwas zu viel Bier an einem Abend, hm?“ Sam hätte gedacht, dass Dean sich wenigstens unterschwellig über ihn lustig machen würde, aber stattdessen ist seine Stimme warm, fast schon etwas besorgt und auf einmal will Sam kein Stück Abstand mehr zwischen ihnen. „Ich werde nie wieder trinken“, nuschelt er und hebt den Kopf etwas, um Dean besser ansehen zu können. Die ganze Situation scheint unwirklich. Einerseits hat Sam dieses Gefühl, als hätte er wieder einen seiner Träume, andererseits nimmt er alles mit einer Klarheit wahr, die in seinem Zustand unmöglich scheinen sollte. „Du hast deine Freundin wegen mir angelogen.“ Dieser Satz von Dean ist so plötzlich, nicht vorwurfsvoll aber vielleicht fragend, dass Sams Antwort kommt, ehe er über sie nachdenken kann. „Ich habe von dir geträumt.“ Sam hätte gedacht, dass es schwerer wäre, es endlich zuzugeben. Aber es ist ganz einfach. Es ist die Wahrheit. Doch Dean scheint sie nicht ganz zu verstehen, denn er zieht die Augenbrauen zusammen. „Das ist ja wirklich sehr schmeichelhaft, aber –“ „Nein, du verstehst nicht“, unterbricht Sam ihn schnell. „Ich habe von dir geträumt, bevor wir uns kannten. Bevor ich dich überhaupt zum ersten Mal gesehen habe. Du warst einfach da. Und dein Auto. Deswegen bin ich auf der Straße auf dich zugekommen. Da war auch dieses Haus, in Kansas und es gehört einer Familie namens ‚Winchester’ und ich dachte, vielleicht wüsstest du mehr darüber, vielleicht –“ „Sam. Nein.“ Dean wirkt fast schon gequält, aber Sam redet über seinen Protest hinweg. „Aber das ist nicht alles. Es war, als sollte ich dich kennen, verstehst du? Es fühlte sich an, als würde ich zu dir gehören. Es fühlt sich immer noch so an.“ Sam streckt eine Hand aus und umfasst Deans Handgelenk, als würde er ahnen, dass Dean bereit zur Flucht ist. Aber er soll sich das anhören, bis zum Schluss. „Es klingt verrückt, ich weiß, aber… Sag mir, dass ich nicht der einzige bin, der es fühlt.“ Deans Blick ähnelt dem eines Tieres, das in die Enge getrieben wurde und verzweifelt nach einem Ausweg sucht. „Hör auf damit, Sam.“ Es soll wie ein Befehl klingen, doch Deans Stimme ist zu dünn und Sam zieht leicht an seinem Handgelenk, bis Dean sich vorlehnen muss. „Sag es. Bitte.“ „Sam…“ Doch Sam will Deans Protest nicht noch einmal hören oder vielleicht hat er auch nur Angst vor der Antwort, egal wie, er will Dean zum Schweigen bringen. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden hat er sich vorgebeugt und seine Lippen auf Deans gelegt. Dean schnappt erschrocken nach Luft, was Sam nutzt, um den Kuss zu vertiefen, während sein Griff an Deans Handgelenk schon schmerzhaft sein muss. Mit einem Mal ist Sam sich sicher, dass das hier nicht einer seiner Träume ist. Es ist die Realität. Er küsst Dean auf der Toilette einer Bar, in der seine Freundin nur wenige Meter entfernt mit ihren Freunden ist und es hört sich falsch an, aber es ist das beste, was Sam je erlebt hat. Es dauert einige Momente, doch dann spürt er Deans Hand in seinen Haaren, die Sam näher zu ihm zieht und er lässt endlich Deans Handgelenk los. Legt seine Hände stattdessen an Deans Rücken und zieht ihn näher zu sich, als müssten sie nur genug aneinander ziehen und es wäre kein bisschen Luft mehr zwischen ihren Körpern. Deans Lippen sind weich und warm, doch seine Wange ist nicht so sanft wie die eines Mädchens, die leichten Bartstoppeln reiben an Sams Haut und Sam weiß, dass sich noch nie ein Kuss besser angefühlt hat. Es ist der Moment, als Sams Hände an Deans Rücken tiefer wandern, dass Deans Hände sich an Sams Schultern legen und nicht mehr an ihm ziehen, sondern ihn plötzlich von sich schieben. Als Sam sich dagegen wehrt und nicht ein Stück von ihm ablässt, dreht Dean seinen Kopf zur Seite, so dass Sams Lippen nur noch seine Wange treffen. Auch gut. Mit diesem Gedanken lässt Sam seine Lippen zu Deans Hals wandern, hinterlässt eine feuchte Spur von Küssen auf Deans warmer Haut. „Sammy, nein.“ Deans Stimme klingt brüchig und nicht sehr überzeugend, trotzdem lässt Sam nun von ihm ab und sieht ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „’Sammy’?“ fragt er belustigt nach und ist schon wieder dabei, sich vorzubeugen, doch diesmal ist Dean schneller und schiebt ihn von sich. „Lass es einfach. Du solltest zu Jessica gehen.“ Es ist ein seltsames Funkeln in Deans Augen, seine Lippen glänzen geschwollen von Sams Küssen und zu Jessica zu gehen ist gerade das Letzte, was Sam tun will. Aber die Entscheidung wird ihm abgenommen, als Dean mit einigen Schwierigkeiten aufsteht, da Sam ihm keinerlei Platz macht, und sich schließlich an ihm vorbei drängt. „Dean.“ Doch der reagiert gar nicht auf ihn. „Ich sollte jetzt wirklich nach Hause gehen.“ Mit diesen Worten ist Dean aus der Tür und Sam sieht ihm mit einem unguten Gefühl im Magen hinterher, als ihm plötzlich Deans Worte wieder einfallen, als Sam ihn fragte, wo sein zu Hause ist. ‚Mal hier und mal da.’ Die Befürchtung, dass Sam ihn nicht wiedersehen wird, jagt wie ein kalter Schauer seinen Rücken hinunter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)