Flügelschläge einer Liebe von Jiyuu ================================================================================ Kapitel 12: Glaubwürdigkeit --------------------------- ~Kaoru~ Es ist mir richtig schwer gefallen, mich eben von ihr zu trennen. Dabei sehe ich sie doch morgen schon wieder. Naja, nur vielleicht, aber trotzdem, noch ist sie ja nicht aus der Welt. ‚Noch‘, dieses eine kleine Wort, von dem so viel abhängt. Dieses eine kleine Wort hat eine so große Bedeutung. Irgendwann, da wird aus dem ‚noch‘ ein ‚jetzt‘ und dann ein: zu spät. ~Sophie~ Genervt tauche ich wieder auf, weil ich bemerkt habe, dass es nicht funktioniert. Meine Gedanken kreisen weiterhin um Kaoru. Ich trinke von meinem Tee und fange an mich zu waschen. Denn es ist doch schon relativ spät und das Wasser und mein Tee werden schon langsam kalt. Eigentlich wollte ich ja Entspannen, aber daraus ist wohl nichts geworden. Leider. Ich spüle den Schaum ab. Steige aus der Badewanne, trockne mich ab und kuschle mich in meinen flauschigen Bademantel. Meinen Tee bringe ich in die Küche, schütte ihn weg und setze mir einen neuen auf. Kalt schmeckt der nicht. Nachdem mein zweiter Tee fertig ist, gehe ich in mein Schafzimmer, mache mich fürs Bett fertig, putze meine Zähne und schmeiße mich dann in die Federn. Meinen Tee trinkend versuche ich noch etwas zu lesen, kann mich aber nicht auf das Geschriebene konzentrieren. Ich trinke also schnell den Tee aus, mache das Licht aus und versuche dann zu schlafen. Mein Wecker klingelt und ich fühle mich putzmunter. Das ist komisch. Aber ich stehe auf und gehe ins Bad. Nachdem ich mich fertig gemacht habe gehe ich in die Küche und bereite mir ein kleines Frühstück zu. Kaffee, eine Orange und Toast. Ich sehe zu meiner Uhr und sehe dass es halb Elf ist. Es ist langsam Zeit zum Bahnhof zu gehen, damit ich meinen Zug noch erwische. Ich packe mir meinen Mp3 Player ein, lege meine Kamera auf den Tisch und ziehe mir meine Schuhe an. Langsam schlendere ich aus meiner Wohnung, in Richtung Bahnhof. Am Bahnhof angekommen setze ich mich auf eine Bank und schalte meinen Mp3 Player an. Ich muss Lächeln, als ich höre welches Lied abgespielt wird. Das Lied, zu dem ich mit Kaoru getanzt habe, You are my destiny, von Lionel Richie. Ich schleiße meine Augen und denke nochmal an gestern Abend. Wie wir da getanzt haben. Wie er meinte, dass mir mein Kleid stehen würde. Dabei konnte er es ja eigentlich gar nicht sehen. Jetzt muss ich schmunzeln, als ich an unser Missverständnis denken muss. Er dachte wirklich, ich sei mit Sascha zusammen. Und Sascha ist doch stockschwul. Aber wenn ich mir das so recht überlege; es könnte wirklich sein, dass es manchmal so ausgesehen hat. Ich muss Tom mal danach fragen, ob er das auch so sieht. From the first time I saw you I know it was forever. This mighty Love between us will keep us together. Ob das wirklich so ist? Irgendwie fühle ich mich gerade so, aber ich kann das nicht glauben. So etwas kann nie für immer sein. Er muss zurück nach Japan. Aber was ist wenn…? Nein, das wird nie geschehen. Aber es ist schön sich das auszumalen. Wenn wir Arm in Arm durch einen Park spazieren. Das wäre so schön. Aber leider wird es nie wahr werden. Und der Gedanke tut so weh. Dabei habe ich mir doch am Anfang gesagt, dass ich das nicht so nah an mich ran kommen lassen werde. Nur leider konnte ich diese Entscheidung nicht selber treffen. Und jetzt tut der Gedanke daran weh. Ich glaube, das Beste wäre es den Kontakt jetzt schon abzubrechen. Damit es später nicht noch mehr weh tut. Aber ich weiß nicht, ob ich das jetzt kann. Mir steigen die Tränen in die Augen, als ich daran denke, diese schöne Zeit aufzugeben. Ich suche in meiner Tasche nach Taschentüchern und wische mir schnell die Tränen weg. Die nächste Station ist meine. Ich packe wieder alles in meine Tasche und stehe auf um an die Tür zu gehen. Als der Zug hält steige ich aus und drehe die Musik auf meinem Mp3 Player lauter. Jetzt habe ich noch zehn Minuten Fußweg vor mir. Dann bin ich am Restaurant. Ich mache meine Musik aus und stecke dem Player in die Tasche, bevor ich das Restaurant betrete. „Guten Morgen, Tanja“, begrüße ich meine Chefin. Ihr gehört das Restaurant. Maja ist unsere Küchenchefin und koordiniert alles. Seit drei Wochen bin ich Chef Tournant. Der Tournant ist ein sogenannter Springer. Gleichgestellt zum Oberspringer ist der Chef de Partie, dies ist ein Postenchef, der das Kommando über einen speziellen Bereich hat, wie zum Beispiel: Beilagen, Süßspeisen, Fisch oder Fleisch. Der Chef Tournant ist dem Postenchef zwar gleichgestellt, hat aber einen universellen Einsatzbereich, kann also in jedem Bereich Kochen. Als Tournant kann man sehr viel Erfahrung sammeln, weil man praktisch bei allem mithilft. Und da wir mehrere Tournants haben, sind die dem Chef Tournant unterstellt. Also mir. Mit 25 Jahren ist das schon eine Glanzleistung. Meine Kollegen sind schon alle etwas älter. Ich bin die Jüngste und Oberspringer. Zu Anfang war es schwer, aber jetzt habe ich mich schon gut durchgesetzt. Und das zeigt mir, dass ich sehr gut kochen kann, wenn ich schon so schnell befördert werde. Und schließlich schmeckt auch allen, was ich koche. Mein Traum ist es, mal mein eigenes Restaurant und meine eigene Küche zu haben. Aber bis dahin wird es noch ein langer Weg sein. Als ich in die Küche komme herrscht da schon reges Treiben. Die ersten Gäste haben vorne auch schon gesessen. Gleich geht das Hauptgeschäft des Tages los. Ich gucke auf den Arbeitsplan, Sascha muss um Eins arbeiten. Das heißt, wenn Daniel und Anhang vor Eins kommen, habe ich ein Problem. Ich hoffe Miriam kommt früh genug. Und ich hoffe die anderen kommen erst so zwischen Drei und Fünf, da ist hier am wenigsten los. „Guckst du dir noch die Speisekarte für heute an?“, fragt Tanja mich. „Ja, mache ich gleich“, antworte ich und gehe ins Büro um mir meine Kochjacke anzuziehen. Dann binde ich mir noch meine Schürze um, gehe in die Küche und schnappe mir die Speisekarte. Rehbraten mit Pfifferlingen an Pfeffercreme. Zanderfilet in Kräuterrahm. Streifen von der Straußenbrust in Sahnesoße mit Austernpilzen. Gebackene Schweinemedaillons mit Rahmnudeln und Champignons. Das hört sich ja schon mal gut an. Die Weine, die dazu serviert werden sind auch sehr gut. Dann mal ran an die Arbeit. Etwas Zeit ist vergangen, als ich mit meinen Gedanken von meiner Arbeit abdrifte. Und ich stelle mich wieder der Frage, ob ich das heute alles beenden soll. Und ich frage mich, ob der Schmerz wirklich noch größer wird, wenn ich damit noch zwei Wochen warte. Ich hätte nicht auf Miriam hören sollen. Dann wäre ich jetzt nicht so verzweifelt. Gestern im Zoo erschien mir das so einfach. Heute schon gar nicht mehr. Man sagt ja immer, ‚schlaf eine Nacht drüber, morgen sieht die Welt schon wieder viel besser aus.‘ bei mir scheint das genau umgekehrt zu sein. Meine Welt hat sich auf einen Schlag auf den Kopf gestellt. Bis vor drei Tagen war mein größtes Problem noch mein Ex und die Wahl des Outfits für den Abend, der mein Leben radikal saniert hat. Ich habe das Gefühl, dass ich diese Welt nicht mehr betreten kann. Kann man die Zeit nicht zurück drehen? Dann würde ich mein Wochenende komplett anders gestalten und meine Kamera Kaoru zur Not schenken. Aber andererseits… es ist doch das, was sich jeder insgeheim erträumt? Wäre ich so stark gewesen, mich dem zu widersetzen? Ich glaube nicht. „Buh!“ Ich zucke erschrocken zusammen und drehe mich schlagartig um. „Sascha! Spinnst du?“ „Nicht träumen“, grinst er mich an: „Lass mich überlegen; Du hast an Kaoru gedacht, richtig?“ „Nein, hab ich nicht“, sage ich beleidigt und wechsle meinen Arbeitsplatz. Sascha kommt mir natürlich hinterher. „Was willst du Daniel nachher erzählen?“ „Keine Ahnung. Da wird mir schon irgendetwas einfallen.“ Ich gehe wieder zurück zu meiner ersten Tätigkeit und Sascha rennt mir wieder hinterher. „Sag mal, hast du nichts zu tun? Geh raus und bedien die Kunden“, mecker ich ihn an. „Du bist echt knitterich heute“, sagt Sascha und geht aus der Küche raus. Vielleicht sollte ich Tanja mal um Urlaub bitten. Dann hätte ich Zeit für mich und könnte mir über das klar werden, was ich will; und das ohne von Sascha gestört zu werden. Vielleicht finde ich nachher mal eine ruhige Minute, um das mit ihr zu besprechen. „Ich brauche zweimal Rehbraten mit Salzkartoffeln“, kommt Sascha wieder zur Tür hinein. Ich kümmere mich um den Braten. Er ist schon leicht vorgegart, muss jetzt aber noch einmal zehn Minuten in den Ofen, damit er fertig ist. Ich schneide die Portionen vom Braten ab und lege sie noch einmal in den Ofen. Danach stelle ich die Teller schon zurecht und sorge dafür, dass die Pfifferlinge, Soße und Kartoffeln zeitgleich fertig sind. Nachdem die Teller angerichtet sind bringt Sascha sie raus. Kurze Zeit später ist er wieder da und verkündet unheilvoll: „Wir haben Besuch, ich hab sie in die Nische gesetzt.“ Mir schwant böses. Haben Dir en grey es doch gewagt und sind her gekommen? Na das kann ja heiter werden. Aber nein, Moment… die wissen doch gar nicht, in welchem Restaurant wir arbeiten. Wer dann? Ach, Daniel. „Daniel?“, frage ich Sascha. „Ja, mit Paul und Sarah.“ „Na ganz klasse, dann können wir ja gleich eine Pressemitteilung raus geben.“ „Ja, da müssen wir uns was einfallen lassen. Ach und bestellt haben sie die Ente.“ „Dreimal Ente!“, rufe ich nach hinten durch. „So, und was erzählen wir denen jetzt?“ „Ja, das ist die große Preisfrage. Keine Ahnung.“ „Warum hast du Daniel nicht einfach gesagt, dass wir in der Bar waren, mit Tom gequatscht haben und dann irgendwann nach Hause sind?“ „Das weiß ich doch selber nicht.“ „Eigentlich müsstest du das alles alleine Ausbaden.“ „Aber so gemein bist du nicht“, mit Hundeaugen schaue ich ihn an. „Leider nein“, meint er dann nur seufzend. Grinsend bedanke ich mich bei ihm. Tanja kommt herein und bittet Sascha Mia zu helfen: „Sascha, kannst du draußen gerade helfen, es sind eben ein paar Japaner rein gekommen. Mia kommt damit nicht klar, würdest du das übernehmen?“ Mir entgleisen die Gesichtszüge. Ein paar Japaner. Das kann doch nicht wahr sein. „Setz die soweit wie möglich von der Nische weg“, flüstere ich ihm zu. „Mensch, Sophie. Das werden irgendwelche Japaner sein. Die wissen doch gar nicht wo wir arbeiten.“ „Dein Wort in Gottes Ohr“, sage ich und drehe mich, immer noch geschockt, um. Bitte, bitte lass Sascha recht haben. Bitte, bitte, bitte. Wie ein Mantra sage ich mir das im Kopf immer wieder vor, bis Sascha wieder rein kommt. „Zweimal Reh, einmal Zander, einmal Ente und einmal Schweinemedaillons“, diktiert er mir. Oh je, fünf Gerichte. Lass es nicht Wahr sein, bitte, bitte, bitte. „Und die Gäste bestehen darauf, dass alles von dir zubereitet ist, Sophie“, sagt er, als ich die Bestellung weitergeben will. „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Ich hab sie auch ans andere Ende des Restaurants gesetzt.“ „Oh nein!“ „Doch.“ „Huston, wir haben ein Mega Problem. Die müssen so schnell wie möglich gehen. Sag denen, die Küche bleibt heute kalt. Oder lass dir irgendwas anderes einfallen.“ Verwirrt und leicht desorientiert irre ich durch die Küche. „Sophie, da kommen wir nicht drum rum. Mach die Gerichte fertig.“ ~Kaoru~ Ich habe diese Nacht kaum geschlafen. Meine Gedanken haben mich zu sehr davon abgehalten. Ich werfe einen Blick auf meinen Wecker. Halb neun. Ich habe insgesamt acht Stunden wach gelegen. Ich bin aus einem Traum aufgewacht und konnte dann nicht mehr einschlafen, weil es mich zu sehr beschäftigt hat. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, wie es sein wird, wenn unsere zwei Wochen hier um sind. Die verrücktesten Ideen sind mir gekommen. Von ‘hierbleiben‘ bis ‘alles hinschmeißen und durchbrennen‘. Aber eine der Ideen gefällt mir und ist zudem auch noch realisierbar. Ich werde sie fragen, ob sie mit mir nach Japan kommt. Die deutsche Küche ist dort sehr begehrt, sie würde bestimmt Arbeit finden, auch wenn es nicht zwingend notwendig ist, dass sie arbeitet, ich habe genug Geld. Es ist zwar verrückt, aber die einzige Möglichkeit, ich sehe keine andere. Und so verrückt das auch klingt, ich will nicht mehr ohne sie sein. Es ist Zeit für mich auf zu stehen. Ich gehe duschen, ziehe mich an und gehe hinunter zum Frühstück. Meine Kollegen sollten wohl schon alle da sein. In der Lobby herrscht reges Treiben, während die Flure im Gegensatz dazu fast ausgestorben sind. Als ich den Frühstücksraum betrete, weht mir das Lachen meiner Bandkollegen entgegen. Ich frage mich, worüber die sich so amüsieren. Als ich an den Tisch trete, erfahre ich auch gleich den Grund. Toshi grölt mir entgegen: „Ey Kao! Wusstest du schon, dass Kyo heute auf dem Boden geschlafen hat?“ Ich frage mich wie dass passiert ist, so muss wohl auch mein Gesichtsausdruck aussehen, denn ohne zu fragen gibt Die mir die Antwort als ich mich setze. „Shin hat ihn heute Nacht aus dem Bett gekickt.“ Ich muss mir stark ein Grinsen verkneifen, denn als Bandleader sollte man doch mit gutem Beispiel voran gehen. Auch wenn es mir gerade sehr schwer fällt. „Ja, amüsiert ihr euch ruhig. Würdet ihr diese Rückenschmerzen haben, würdet ihr nicht so lachen“, meckert Kyo. „Und wie ist das passiert? Gab es Zoff?“, frage ich mit unterdrücktem Grinsen, obwohl ich mir das nicht vorstellen kann. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Ich greife mir ein Brötchen und warte auf die Antwort, die aber nicht von Kyo kommt, sondern von Die: „Shin hat wohl unruhig geschlafen und ihn so nach und nach aus dem Bett geschoben.“ „Warum bist du nicht wieder ins Bett gegangen?“, frage ich, jetzt deutlich grinsend, weil es mir unverständlich ist. Das würde doch jeder so machen, nebenbei beiße ich von meinem Brötchen ab. „Ich bin nicht aufgewacht“, grummelt Kyo vor sich hin. Die anderen beiden fangen jetzt wieder an zu lachen und Shin legt ihm einen Arm um die Schulter. Ich kann mich auch kaum noch halten, vor Lachen. „Das war heute Morgen schweinekalt! Die Decke habe ich nämlich nicht mitgenommen.“ Na gut, das passt zu Kyo. Wenn er schläft, dann schläft er, wie ein Stein. Dann bekommt ihn kaum einer wach. „Anderes Thema, was machen wir heute?“, will Toshi wissen, als er seinen Lachkrampf beruhigt hat. Schlagartig bleibt mir das Lachen im Hals stecken und ich schlucke es wieder hinunter. Meine Gedanken sind wieder bei Sophie. Schade, dass sie heute arbeiten muss. „Ich würde vorschlagen, wir gehen in die Stadt, sehen uns da ein bisschen um und suchen uns zu Mittag ein nettes Restaurant. Vielleicht finden wir ja das Restaurant, in dem Sophie arbeitet. Aber das glaube ich nicht, es gibt hier so viele Restaurants. Das wäre schon ein sehr großer Zufall, wenn wir genau das Restaurant finden würden. „Das ist eine gute Idee“, sagt Shin auf Dies Vorschlag. Toshi grinst leicht, so als sei er mit den Gedanken wo anders. Da kommt mir noch die Frage auf, die ich gestern vergessen habe: „Was lief da eigentlich gestern mit dir und Miriam?“ „Hmm… meinst du was Bestimmtes?“, fragt er scheinheilig zurück. „Ja, etwas sehr Bestimmtes und du weißt ganz genau was ich meine.“ „Geiler, hemmungsloser Sex im Busch. Das lief gestern.“ „Im Busch?!“, fragt Shinya entgeistert. „Naja, nicht im Busch, aber auf der Toilette.“ „Und was ist mit Mizuko?“, frag Shinya, immer noch entgeistert. „Wer?“, fragt Toshiya sichtlich irritiert. Dann verändert sich sein Gesichtsausruck schlagartig: „Oh.“ Wir gucken ihn alle gespannt an. „Man, was weiß ich denn. Das ist halt passiert. Ich habe nicht einmal an sie gedacht. Das kann doch mal passieren. Ich mein, sie verbietet mir doch eh alles. Das ist irgendwie ganz komisch. Ich liebe sie, total. Aber auf der andere Seite, diese ständige Kontrolle, das geht mir einfach auf den piss. Da brannte mir gestern-“ Er wird von dem Klingeln seines Handys unterbrochen. „Moshi moshi? – Oh, hi, Mizuko.“ Er verdreht die Augen, um zu verdeutlichen, was er eben gesagt hat. Normalerweise geht er zum Telefonieren weg, jetzt bleibt er aber sitzen. „Mir geht es gut, und dir? – Ja, das ist schön. – Ich vermisse dich auch. – Wir sind doch bald wieder zu Hause. – Ja, ich würde auch gerne sofort wieder fliegen, aber die anderen wollen unbedingt noch bleiben. – Ja, das habe ich versucht, aber keine Chance. – Zwei Wochen. – Ähm, was wir gemacht haben? Wir haben am Freitag nach dem Konzert noch zusammen in der Hotelbar gesessen, Samstag das Equipment eingepackt und zum Flieger gebracht und gestern haben wir uns den Dom angeguckt und waren im Zoo. – Wie „und abends“? – Ach so, Samstag waren wir nur im Hotel und gestern durch die Stadt gezogen. – Nein, niemanden. Uns versteht hier doch niemand. – Wie? – Nein,, das habe ich doch nicht gesagt. – Ich will keine anderen Frauen kennenlernen. Ich habe doch dich und ich liebe dich. – Ja. – Ja, wir telefonieren jeden Abend. – Bye.“ Er legt auf. „Seht ihr, das meine ich. Und gestern hat sich da mein Hirn einfach abgeschaltet. Und ihr könnt sagen was ihr wollt; Miriam ist einfach ein scharfes Häschen.“ „Du solltest dir echt überlegen, was du machst“, meint Shinya dann. „Ich habe das ernst gemeint, als ich sagte, dass ich Mizuko liebe. Aber dieser Kontrollzwang, das ist nicht zum Aushalten. Ich darf mir ja in ihrem Beisein nicht mal andere Frauen angucken. Das ist doch nicht mehr normal.“ Da hat er schon recht, aber wenn man eine Frau liebt, interessiert man sich doch nicht für andere Frauen? Und man betrügt sie erst Recht nicht. Aber vielleicht, ich meine Toshi ist ein Mann, der schöne Frauen mag und ihnen gerne hinterher schaut. Ich schätze mal, wenn Mizuko ihn nicht so einengen würde, dann hätte er auch gestern nicht über die Stränge geschlagen. Er braucht seine Freiheiten, sonst wird das ganze vermutlich noch reizvoller für ihn, weil es verboten ist. Vielleicht sollte ich dieser Trantüte mal verbieten zu Proben, vielleicht nimmt er es dann ernster. Naja, Mizuko nimmt ihm diese Freiheiten vollkommen. Der Frühstücksraum wird zusehends leerer. Wir sind auch mit unserem Frühstück fertig. „Wollen wir dann?“, fragt Die. „Ja, treffen wir uns gleich in der Lobby?“, fragt Kyo. „Ja, in 10 Minuten“, sage ich. Durch das Gespräch ist die Zeit ganz schön verflogen. Wir stehen auf und gehen hoch, um unsere Jacken und andere Sachen zu holen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)