Flügelschläge einer Liebe von Jiyuu ================================================================================ Kapitel 8: Missverständnisse ---------------------------- ~Kaoru~ Ihre Lippen sind weich und laden richtig zum Küssen ein. Ich ziehe sie noch näher zu mir und intensiviere den Kuss noch mehr. Leicht streiche ich mit meiner Zunge über ihre Lippen und ehe ich mich versehe erkunde ich ihren Mund mit meiner Zunge. Mein Denken schaltet sich komplett aus und wenn mich später einer fragen sollte, an was ich in dem Augenblick gedacht habe, dann kann ich demjenigen keine Antwort geben. Sie unterbricht den Kuss und ich schaue sie fragend an, sie hat die Augen aber geschlossen. „Du machst mich ganz verrückt“, flüstere ich ganz leise. Jetzt öffnet sie ihre Augen und ich ziehe sie wieder zu mir, um sie erneut zu küssen. Ich kann das immer noch nicht glauben, das ist so phantastisch, dass ich wie auf Wolken schwebe. Ich fühle mich wie im Himmel und vergesse alles um mich herum. Jetzt gibt es nur noch uns beide und ich fühle mich wie auf einem fernen Stern. ~Sophie~ Kaoru steht auf und hält mir seine Hand entgegen: „Darf ich bitten?“, fragt er mich. Ich bin überrascht. Er kann tanzen? Ich nicke und lasse mich vom Stuhl hochziehen. Er geht mit mir zur Tanzfläche und dreht mich einmal, bevor er mich zu sich zieht und anfängt zu tanzen. Ich bin schwer überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass er so tanzen kann. Und vor allem, tanzen die in Japan genauso, wie hier in Deutschland? Es macht richtig Spaß mit ihm zu tanzen. Er tanzt fast genauso gut wie Sascha. „Das Kleid ist schön. Es steht dir“, höre ich seine Stimme nahe bei meinem Ohr flüstern. Jetzt spielt der DJ ein langsames Lied. Er zieht mich noch näher zu sich und legt beide Arme um mich herum. Ich genieße den Tanz und lehne mich noch etwas an ihn. Meiner Meinung nach soll das Lied nicht zu Ende gehen, aber wie dem so ist, ist das Lied nach kurzer Zeit vorbei. Wir gehen wieder auf Abstand und gehen zur Cocktailbar. Ich bestelle mir einen Caipirinha. Kaoru steht neben mir und sieht sehr unentschlossen aus. „Ich nehme das, was du auch nimmst“, sagt er zu mir. Ach ja, er kann ja nicht bestellen. Ich bestelle für ihn auch einen Caipirinha und wir stellen uns ans Fenster und beobachten die Menschen. „Du bist sehr hübsch, so etwas findet man nicht allzu oft“, sagt er und sieht mich an. Ich merke, wie ich rot werde und sage nur ganz leise: „Danke.“ Den Pickel scheint er noch nicht bemerkt zu haben, sonst würde er das nicht sagen, denke ich missmutig. Er lächelt mich an und guckt dann wieder auf die Tanzfläche. Oh Mann… Pickel hin oder her… Ich glaub es nicht, ich glaub es echt nicht. Das kann doch gar nicht wahr sein. Wenn das wirklich wahr ist, wie läuft das dann weiter? Das ist doch nur ein Spiel. Sophie, der Groupie. Aber ist auch irgendwie besser als gar nichts, oder? Aber das ist doch auch Mist. Ich meine, ich kann jetzt noch nicht sagen, dass ich ihn kenne, aber ich habe ihn von einer Seite kennengelernt, die mir nicht missfällt. Was ist, wenn ich darin mehr als nur ein Spiel sehe? Das wird mich zerstören… so nah und doch so fern. Was mach ich denn je- „Hey Sophie!“, sagt Kaoru und stupst mich an der Schulter an. Ich hab mich jetzt vielleicht erschrocken. „Ja?“, frage ich. „Du scheinst mit deinen Gedanken ganz woanders zu sein. Ich habe dich schon ein paar Mal angesprochen. Ist irgendwas los?“ „Nein, ich hab nur ein bisschen nachgedacht.“ „Über was denn?“ „Nicht wichtig“, sage ich und versuche ein ungezwungenes Lächeln zustande zu bringen. Er lächelt mich auch an und stellt sein Glas auf die Fensterbank. „Frag dich nicht was aus Morgen wird“, er legt eine Hand an mein Gesicht und kommt mit seinem Gesicht immer näher, „Denk nur an“, ich spüre seinen Atem auf meiner Haut. Es läuft mir heiß und kalt den Rücken hinunter. Gleich kippe ich um, „das Hier und Jetzt“, bringt er seinen Satz zu Ende und schon spüre ich seine Lippen auf meinen. Das haut mich um. Ich versuche mein Glas auch abzustellen und er legt seinen Arm um meine Taille und zieht mich näher zu sich. Ich bekomme ganz weiche Knie. Seine Lippen sind sanft, weich und nur ein ganz bisschen rau, nicht viel. Ich lasse mich in den Kuss fallen und bekomme nichts mehr um mich herum mit. Seine Zunge bittet um Einlass und es entbrennt ein Feuer, das ist unvorstellbar. Ich lege meine beiden Hände in seinen Nacken und ziehe seinen Kopf, so weit das geht, noch näher zu mir. Was mache ich hier eigentlich? Ich küsse einen Rockstar. Oh Mann… Wie gut sich das anfühlt und wie gut, dass er mich fest hält. Ich wäre schon längst umgefallen, glaube ich. So langsam bekomme ich Atemnot und muss diesen Kuss leider lösen. Ich spüre seinen Atem wieder auf meinem Gesicht, lasse die Augen aber noch geschlossen. Ich will diesen Moment so lange wie möglich beibehalten. Jetzt spüre ich seinen Atem an meinem Ohr und er haucht: „Du machst mich ganz verrückt.“ Ich öffne meine Augen und schaue in seine und finde dort das bestätigt, was er gerade gesagt hat. Er zieht mich wieder zu sich und mein Denken schaltet sich komplett aus. Ich weiß nicht wie lange wir so da standen, aber plötzlich fühle ich mich sehr beobachtet und so langsam dringt eine Erkenntnis in mein Bewusstsein. Die Menschen um uns herum sind am Klatschen. Abrupt löse ich mich von Kaoru und schaue mich um. Alle gucken mich an und am meisten johlen die Menschen an meinem Tisch. Ich laufe rot wie eine Tomate an. Es fehlt noch, dass alle Spots auf uns gerichtet sind, aber zum Glück ist das nicht der Fall. Ich sehe, dass Kaoru anscheinend sehr verwirrt ist und nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll. Ich muss hier weg, ich muss eindeutig hier weg. Mit einem gemurmelten ‘Entschuldige‘, flüchte ich. Bloß hier weg. Wie peinlich kann eine Situation noch werden? Ich meine der Kuss war nicht peinlich, ganz und gar nicht, ich hätte gerne weiter gemacht. Aber müssen die Leute so gaffen und johlen? So etwas macht das ganze peinlich. Und mein Abgang erst, der war auch nicht grad die beste Lösung. Das ist die Krönung des Ganzen. Was mache ich denn jetzt? Ich kann da doch nicht einfach so wieder rein spazieren. Kraftlos lasse ich mich auf eine Bank sinken. Ich stütze meinen Kopf in meine Hände und weiß nicht, was ich machen soll. Sonst finde ich für alles eine Lösung, und jetzt? Ich habe echt keine Ahnung. Ich höre wie die Tür von der Bar aufgeht, bin aber zu faul um den Kopf zu heben und nachzuschauen wer das ist. Also bleibe ich weiter wie ein Häufchen Elend sitzen. „Entschuldige bitte!“ War das Kaoru? Wofür entschuldigt er sich? Für meinen Abgang? Wohl kaum. Aber wofür dann? Jetzt hebe ich meinen Kopf und gucke ihn unverständlich an. „Wofür das denn?“, frage ich ihn erstaunt. „Dafür, dass ich deine Beziehung zerstört habe. Es tut mir wirklich Leid.“ Beziehung zerstört? Was? Welche Beziehung? Wovon redet er? Jetzt bin ich total verwirrt und das Hochgefühl, was ich während des Kusses gespürt habe ist nun komplett verschwunden. „Beziehung?“, frage ich ganz intelligent. „Ja, mit diesem Sascha. Ihr zwei seid doch zusammen. Ich werde versuchen das möglichste zu rett-“ Ich höre ihm schon gar nicht mehr zu. Jetzt verstehe ich. Er denkt ich wäre mit Sascha zusammen und er hätte jetzt die Beziehung zerstört. Und ich wäre vor ihm und Sascha geflüchtet. Hier liegt ein großes Missverständnis – „Sophie?“ – werde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Ich bin nicht mit Sascha zusammen“, sage ich auch schon erklärend. „Nein?“, er klingt so, als würde er mir nicht glauben. „Nein, Sascha ist schwul.“ Ich sehe richtig, wie überrascht er ist: „Aber-“ „Warum ich geflüchtet bin?“, unterbreche ich ihn, warte aber keine Antwort ab und spreche weiter: „Das war nichts gegen dich, also nimm es nicht persönlich. Aber die ganze Situation war peinlich, weil mit mal alle geklatscht und gejohlt haben.“ Er scheint zu verstehen, ich kann richtig sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitet. „Schwul?“ „Ja, schwul und mein bester Kumpel.“ „Aber als ihr da vorhin getanzt habt, ihr saht aus, als seid ihr ein Paar.“ „Nein, wir sollten jetzt wieder rein gehen“, sage ich und springe von der Bank auf. Kaoru sieht etwas überrumpelt aus und ich gehe zur Tür und verschwinde in der Bar. Kaum ist die Tür zu gefallen, geht sie schon wieder auf und Kaoru steht hinter mir. Gemeinsam gehen wir zu unserem Tisch und ich habe das Gefühl alle folgen uns mit ihren Blicken. Missmutig lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen und kann fast körperlich spüren, wie Sascha mich angrinst. „Halte bloß deine Klappe“, fauche ich ihn in bester Manier auf Deutsch an. „Ich wollte doch gar nichts sagen, Liebste“, grinst er mir süffisant entgegen. Ich werfe ihm einen tödlichen Blick zu und registriere zufrieden, dass er auf seinem Stuhl zusammenzuckt. „Sie kann den Blick fast genauso gut wie du, Kyo“, sagt Toshiya da auch schon. Ich wende mich ihm zu und schenke ihm denselben Blick, den Sascha auch schon kennt. Ich kann sehen wie er schluckt und dann „Nein, besser“, murmelt. Jetzt fliegt auch ein böser Blick von Kyo zu Toshiya und dieser verkriecht sich ganz tief in seinem Stuhl. Ich erschrecke mich, als ein Glas Wodka-Kirsch mit sehr viel Schwung vor mir auf den Tisch gestellt wird. Tom grinst mich an und sagt: „Hör auf böse Blicke zu verteilen und trink lieber was.“ Der muss auch immer zu den unpassendsten Momenten auftauchen. Ich schenke ihm auch so einen tollen Blick und stürze dann mein Glas in einem Zug runter, um mein aufkommendes Grinsen zu verstecken. „Ihr seid so still“, stelle ich überflüssiger Weise fest. „Störe ich?“, grinse ich da auch schon. „Tanzt du mit mir?“, fragt Sascha mit Mal und steht von seinem Stuhl auf. Er wartet gar keine Antwort ab sondern schleift mich gleich zur Tanzfläche. Aus dem Augenwinkel kann ich noch sehen, wie Toshiya Miriam ebenfalls auffordert. Danach finde ich mich schon in einer Drehung wieder und Sascha grinst mich an: „Netter Abgang.“ „Halt bloß die Klappe.“ „Wie kam es dazu, dass du geflüchtet bist? Küsst er so schlecht?“ Ihn trifft wieder ein tödlicher Blick, bevor ich antworte: „Nein, das Gejohle und Geklatsche.“ „Na und?“ „Das war doch peinlich so in den Mittelpunkt gerückt zu werden.“ „Aber dein Abgang…“, grinst er mich an. Nun trifft ihn der dritte tödliche Blick, aber ich muss auch grinsen und sage: „Das war die Krönung des Ganzen. Wenn schon peinlich, dann aber auch richtig. Lass mich raten, du hast angefangen zu klatschen und zu johlen?“ „Erwischt“, und bevor ihn der vierte meiner Spezial- Blicke treffen kann führt er mich in eine Drehung. ~Kaoru~ Wir stehen schon sehr lange so da und ich habe alles um mich herum vergessen. Ich weiß gar nicht was los ist, als sie sich abrupt von mir löst und sich hektisch umguckt. Ich habe keine Ahnung, was Sache ist. Plötzlich wird sie rot, wie eine Tomate und murmelt etwas, das verdächtig nach ‘Entschuldigung‘ klingt. Ich bin mir nicht sicher, aber da ist sie auch schon weg. Sie rennt nach draußen und ich stehe da wie ein begossener Pudel und weiß nicht was ich machen soll. Da bemerke ich, dass ich von allen Seiten angestarrt werde. „Kümmert euch um euren eigenen Mist, das ist nicht eure Sache“, sagt Sascha und mir wird soeben klar, was ich getan habe. Ich habe Sophies Beziehung mit Sascha zerstört. Die beiden scheinen doch zusammen zu sein. Ich muss mich bei ihr entschuldigen, und das bevor Sascha mit ihr redet. Als ich raus gehe, merke ich noch, wie sich die Gäste wieder anderen Dingen zuwenden. Kaoru, du hast alles kaputt gemacht. Große Schuldgefühle nagen an mir und ich spüre einen Stich der Eifersucht. Weiß Sascha eigentlich, was für ein wunderbares Geschöpf er da an seiner Seite hat? Ich verlasse die Kneipe und sehe sie, wie ein Häufchen Elend, auf einer Bank sitzen. Was habe ich ihr bloß angetan. Ich gehe zu ihr und sage: „Entschuldige bitte.“ Sie reagiert nicht sofort, sie scheint sehr… ich kann das gar nicht beschreiben, wie sie aussieht. Sie hebt ihren Kopf und guckt mich unverständlich an. „Wofür das denn?“, fragt sie mich. Ich bin ein bisschen überrascht, will sie, dass ich die Sache auf den Punkt bringe? Ok, kann sie haben, ich habe ja eh schon verloren: „Dafür, dass ich deine Beziehung zerstört habe. Es tut mir leid.“ Ich senke entschuldigend den Kopf und warte auf ein Urteil. „Beziehung?“, fragt sie und ich schaue sie wieder an. Sie scheint wirklich durch den Wind zu sein, wenn sie nicht weiß wovon ich spreche. „Na, mit diesem Sascha. Ihr zwei seid doch zusammen. Ich werde versuchen das möglichste zu retten und alles auf meine Kappe nehmen. Ich bin so ein Idiot, Sophie, bitte entschuldige das. Wirklich, es tut mir wahnsinnig-“, hier breche ich ab, als ich merke, dass sie mir nicht mehr zuhört. „Sophie?“, spreche ich sie an. „Ich bin nicht mit Sascha zusammen“, sagt sie. Was? Wie jetzt? Das glaube ich ihr nicht so wirklich. „Nein?“, frage ich nochmal nach. „Nein, Sascha ist schwul.“ Das haut mich um. Er ist schwul? „Aber-“, sie unterbricht mich: „Warum ich geflüchtet bin? Das war nichts gegen dich, also nimm es nicht persönlich. Aber die ganze Situation war peinlich, weil mit mal alle geklatscht und gejohlt haben.“ Jetzt verstehe ich. „Schwul?“, frage ich ganz intelligent. „Ja, er ist schwul und mein bester Kumpel.“ „Aber als ihr da vorhin getanzt habt, ihr saht aus, als seid ihr ein Paar.“ „Nein, wir sollten wieder rein gehen“, sagt sie und springt fluchtartig von der Bank auf. Was ist denn jetzt los? Sie geht los und verschwindet in der Bar. Ich laufe ihr hinterher. Die Tür ist grade zu gegangen, als ich sie wieder auf mache. Sie steht noch davor und dann gehen wir gemeinsam zum Tisch und sie lässt sich, anscheinen schlecht Gelaunt, auf ihren Stuhl fallen. Sie faucht ihren Kumpel ganz schon an, aber auf Deutsch, sodass ich nicht verstehen kann, was sie sagt. Dieser sagt nun etwas zu ihr und sie wirft ihm einen Blick zu, der denen von Kyo in nichts nachsteht. „Sophie kann den Blick fas genauso gut wie du Kyo“, sagt Toshi. Sie wendet sich nun ihm zu und er kommt auch in den Genuss so eines Blickes. Er schluckt nur und murmelt: „Nein, besser.“ Jetzt schaut Kyo ihn auch so an und Toshi sackt in sich zusammen. Der Wirt kommt zum Tisch und stellt Sophie schwungvoll ein Glas vor die Nase. Er sagt etwas zu ihr und sie schenkt ihm auch so einen tödlichen Blick. Dann hebt sie ihr Glas und stürzt es in einem Zug hinunter und ich sehe, wie sie versucht ein Grinsen zu verstecken. „Ihr seid so still… Störe ich?“, grinst sie. Ihr Kumpel fragt sie etwas, aber ich kann es wieder nicht verstehen. Er steht auf und zieht sie zur Tanzfläche, ohne, dass sie ihm geantwortet hat. Toshiya fordert Miriam ebenfalls zum Tanzen auf und die beiden verschwinden auch zur Tanzfläche. Sascha wirbelt Sophie mit Schwung über die Tanzfläche. Ich weiß nicht, wie ich mich jetzt Verhalten soll. Aber da unterbricht Die meine Überlegungen auch schon: „Hier, die solltest du ihr wiedergeben.“ Er winkt mit der Kamera vor meinem Gesicht herum. Wie kommt er denn daran? Die hatte ich doch in meiner Jackentasche. Ohne zu fragen, werde ich wohl keine Antwort bekommen. „Woher hast du die?“ „Die habe ich mir vorhin aus deiner Jackentasche geholt.“ „Und wozu?“ „Ich habe noch ein paar Fotos gemacht.“ Mir kommt da so eine Ahnung, wann er die Kamera aus der Jackentasche geholt hat. Ich schnappe mir die Kamera und lege sie neben mir auf den Tisch. „Und?“, fragt Kyo neugierig. „Was ‘und‘?“, frage ich zurück. Ich gebe keine Antworten auf unklare Fragen, obwohl ich mir denken kann, worum es geht. „Was ist da draußen gelaufen?“ „Weiß ich nicht, ich hab nicht so drauf geachtet, wer da draußen lang gelaufen ist. Aber ich glaube, auf der anderen Straßenseite war ein Besoffener.“ „Kaoru, ich bin enttäuscht, von dir. Du nimmst doch sonst nicht immer alles so wörtlich“; sagt Shinya und hat sich neugierig über den Tisch gelehnt. „Dann fragt vernünftig, ich hab nur auf das geantwortet, was Kyo gefragt hat.“ „Ok, was ist da draußen mit Sophie passiert?“, fragt Die. Ok, Kaoru, man bist du blöd, du hast die Fragestunde jetzt offiziell eröffnet. „Das weiß ich nicht genau, äußerlich war nichts und alles andere musst du sie schon selbst fragen.“ „Man, Kaoru, was hast du da draußen mit Sophie gemacht?“, fragt Kyo. „Geredet.“ „Und über was?“, will Shinya wissen. „Über die vorangegangene Situation.“ „Und was hat sie gesagt?“ „Dass ihr-“ „Da sind wir wieder“, lacht Sophie und lässt sich auf ihren Stuhl fallen. Danke, du hast mich aus dieser blöden Fragestunde gerettet. Sie wirft einen Blick durch den Raum und sieht dann auf ihre Uhr: „Wir sollten bald nach Hause, es ist schon spät.“ „Wie spät ist es denn?“ „Schon gleich drei.“ „Oh, unser Busfahrer müsste dann gleich da sein“, sage ich. „Hier gibt’s doch bestimmt auch Taxis“, wirft Die ein. „Ja, aber der Bus kommt ja gleich schon.“ Das finde ich auch nicht so toll, aber was solls, wir waren lange genug unterwegs. Und vielleicht sehe ich sie morgen, beziehungsweise heute schon wieder. „Sophie?“, spreche ich sie an. „Ja“, dreht sie sich zu mir. „Du hast gestern deine Kamera hier vergessen“, ich halte ihr die Kamera hin und sie greift danach: „Danke, ich dachte schon, dass ich sie verloren hätte.“ Sie lächelt mich an und mir wird wieder ganz warm ums Herz. Ich sollte mich wirklich nicht wie ein verliebter Teenager aufführen. Die Tür geht auf und unser Busfahrer kommt rein. „Unser Fahrer ist da, ich geh mal zahlen“, verkünde ich und stehe auf. „Brauchst du Hilfe?“ „Das bekomm ich schon hin, soweit reicht mein Englisch dann doch, aber danke trotzdem“, antworte ich und gehe zur Theke. „I pay the drinks for all“, und zeige auf den kompletten Tisch. Der Wirt geht zur Kasse und legt mir dann einen Zettel auf den Tresen. 96 Euro, ganz schön viel versoffen. Ich gebe ihm 100 Euro: „The rest is for you.“ „Thank you“, sagt der Wirt. Ich nicke ihm zu und gehe dann wieder zum Tisch und fordere meine Jungs auf, auf zu stehen. „Sollen wir euch nach Hause bringen?“, frage ich an die drei anderen gewandt. „Nee, wir haben es nicht weit, das Stück können wir laufen. Trotzdem Danke“, sagt Sophie. Wie verhalte ich mich denn jetzt ihr gegenüber? Darf ich ihr nur die Hand geben? Oder darf ich ihr einen Kuss geben? „Sehen wir uns wieder?“, frage ich sie. „Gerne.“ „Habt ihr nicht Lust uns morgen die Stadt zu zeigen?“, fragt Toshi. „Klar, warum nicht?“, sagt Sophie und guckt ihre Freunde fragend an. Die nicken beide. „Super, wann? Wo?“, fragt Toshi begeistert. „Hm, nachmittags. Um drei?“, fragt Miriam. „Hört sich gut an. Und wo?“, mische ich mich wieder ein. „Sollen wir euch von eurem Hotel abholen?“, fragt Miriam. „Das ist eine gute Idee, in welchem Hotel seid ihr?“, fragt Sophie. „Im Starwood“, antworte ich. „Ah, das Dom Hotel. Gut, dann bis morgen“, sagt Sascha uns streckt mir die Hand entgegen. Miriam reicht mir auch ihre Hand und dann stehe ich Sophie gegenüber. Ich beuge mich zu ihr vor und hauche ihr einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Bis morgen“, flüstere ich und stelle mich wieder grade hin. Ich lächle sie noch ein Mal an und dann verlassen meine Jungs und ich das Lokal. ~Sophie~ Ich habe noch etwas mit Sascha getanzt und jetzt gehen wir zum Tisch zurück. Ich stelle fest dass es schon reichlich spät ist und Dir en grey werden, laut Kaoru auch gleich abgeholt. Dieser gibt mir noch meine Kamera wieder. Also hatte er sie doch mit genommen, was für ein Glück. Ich weiß nicht was ich gemacht hätte, wenn sie wirklich weg gewesen wäre. Schon kommt der Busfahrer zur Tür hinein und wir verabreden uns noch für den Nachmittag zum Sightseeing. Wir verabschieden uns und mein Gehirn ist mal wieder auf Urlaub, als Kaoru sich zu mir hinab beugt und mir einen kleinen Kuss gibt. „Bis morgen“, flüstert er und schon sind die Jungs durch die Tür verschwunden. Ich lasse mich seufzend zurück in meinen Stuhl fallen und fahre mir mit der Hand über das Gesicht. „Ich will nicht darüber reden“, sage ich mit einem Blick auf Saschas und Miriams neugierige Gesichtsausdrücke. „Wir haben doch gar nichts gesagt“, grinst Sascha mir entgegen. „Nicht mir Worten, aber eure Blicke haben mich geradezu angeschrien.“ Ich beobachte die Menschen hier und stelle fest, dass es schon sehr leer geworden ist und die letzten scheinen jetzt auch aufbrechen zu wollen. Ich schließe meine Augen und merke jetzt erst wie müde ich bin. Ich spüre einen Windhauch neben mir und gleich darauf höre ich Tom: „Na Mädels, gut amüsiert?“ „Köstlich“, sagt Miriam. Danach werde ich von der Seite an gestupst und falle fast vom Stuhl. Damit habe ich nicht gerechnet. „Was ist los, Sophie?“, fragt Tom, der links neben mir sitzt. Er hat mich also fast zu Fall gebracht. „Müde“, ist das einzige, was ich dazu sage. Ich gähne einmal und öffne meine Augen wieder. „Ich muss nach Hause in mein Bett.“ „Oder vielleicht auch in ein Hotelzimmer?“, neckt Sascha. Ich bin aber so müde dass ich nicht kapiere was er eigentlich damit sagen will und sage daher nur, mit schon geschlossenen Augen: „Dafür ist‘s zu spät…“ „Kannst ja hinterher laufen“, stichelt Sascha weiter. „Man…“, da ist der Groschen dann auch bei mir gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)